EIN THEATERSTÜCK VON PAUL BEER Personen: Kriegsnarr Hungernarr Kapltalsnarr Revolutionsnarr Religionsnarr Der kritische Nair Grössenwahnsinniger Ein Simulant Nummer 110 Nummer 112 Nummer 106 Professor Ebenfalls Dr. Zwiespalt Cand, med. Woknrka Schwester Gertrnd Erster Warter Zweiter Warter Hörer Erster Herr Zweiter Herr ?•;% Drltter Herr Direktor Nimm Baron von der Lelde Diener Chor der Toten Conférencier Portier Cabaretbesucher Kellner Major Pyrrhus Hanptmann Drill Oberleutnant Tachner Leutnant Kriechmann Dr. Ghetto, Feldrabbiner Feldprediger General Fall Oberstleutnant Kannibal Stabsarzt Ordonnanz Oberst Damony Admiral Wasskopf Der Taubstumme Zwei Soldaten Einbeiniger Sanitater Der unbekannte Soldat Der bekannte Soldat Der Beinlose mlt dem Blinden Der Einjahrig Unfreiwillige Der armlose Kommandant Kriegskrüppel Vorarbeiter Erster Lehrer Zweiter Lehrer Drltter Lehrer Arbelter Jugend Ein Kind A ERSTER AKT Das beste Ziel ist wertlos ohne den Weg Beachte darum das Nachwort. Krankensaal der Irrenanstalt. Wahrend der Vorhang steigt, geht ein zweiter Drahtgittervorhang nieder. Kaltes Licht. Eine elektrische Birne hangt von der Decke herab. Acht Gitterfenster. Durch eines sieht ein Blütenzweig. An die Rückwand mit der Schmalseite gestellt dreizehn von Nummer 101 bis 113 nach links numerierte Gitterbetten. In der Mitte steht ein Tisch und zwei Stühle. Rechts und links schnallenlose Türen. Banke schliessen den Raum nach vorne ab. Kriegsnarr Zum Angriff. Zug Sohwarmlinie. Auf. Vorwarts. Hurra! Melde gehorsamst, wir haben gesiegt, bitte urn ein Denkmal. Hnngernan Ein Gipferl, zwei Greizer; ein Gipferl, taxisend Gronen und da soll man nicht verrückt werden. Solche Droodeln. Kapitalsnan Wissen Sie, wer ich bin? Was, Sie wissen nicht? Alle Banken, alle Fabriken, alle Zeitungen, alles gehort mir. Ich esse nur goldenes Beefsteak. Kriegsnarr Wenns zu Pfingsten nicht regnet, mache ich einen Putsch. ( Gelachter) 112 Pssst, pssst, A schlaft noch, nicht so laut. Revolutionsnarr Sakra, einen Durst hab ich, einen Schnaps Ober, Ober einen Schnaps! Proletariër aller Lander vereinigt Euch hier-hupp-da gibts den besten Wein und das beste Bier! 112 Psst, A schlaft noch, nicht so laut. Der kritische Nart Warum nicht so laut? Schrei lauter noch Freund, Da mir nur das Laute künstlérisch erscheint. 110 (schreit auf) 11 Der kritische Narr Warum denn so laut? Sei stille doch Freund, Da mir nur das Stille künstlérisch erscheint. Religionsnarr He da, Jehova, Allah komml Ich bin der Gott, der Eisen wachsen liess. Wir schliessen eine Eoalition, Das ist die Strategie der Religion. Linker Flügel: Jehova und Allah Vernichte Italiaj Rechter Flügel: Gott, Kommandant, Er straf e England! Grössenwahnsinniger Ich könnte sicher das Gitter ausheben, Dann aussen entlang hangeln die Dachrinne, Der Mauervorsprung würde Halt mir geben, Beim Hauseck muss ich urn die Gitterstange Den Ueberrock zum Seil gewunden binden, Mich taukletternd daran hinunterwinden, Dann pendle ich mich hin, her, immer weiter, Fasse mit einem Griff den Blitzableiter, Dran abwarts — dann ein Sprang und ich bin freil Erster Warter Visitl (ab) Kriegsnarr (singt nach der Melodie der Volkshymne) Tri — ni — tro — to — luol — di — chlor — methyl — merkaptan.. Alle (singen) Trinitrotoluoldichlormethylmerkaptan, Trinitroto 12 (die Aerzte treten ein, gefolgt von Börern. Am Schluss der Zweite Warter mit Vtensïlien, der Erste Warter mit Tafel und Kreide) Kriegsnarr Habt Acht! Professor Morgen, wie geht's? Hnngernarr Herr Doktor, kostet diese Frage etwas? Professor Wie geht's? Grössenwahnsinniger Das geht Sie gar nichts an, sind Sie nicht so indiskret! Professor (zu den Hörern) Interessanter Fall. Hören Sie sich ihn nur aufmerksam an, da können Sie etwas lernen. Grössenwahn. Grössenwahnsinniger Wenn ich Sie, meine stupiden Zeitgenossen ansehe ware es eine Kleinigkeit, grössenwahnsinnig zu werden. Aber dass ich mit Ihnen überhaupt spreche, ist ein Zeichen, dass ich nicht grössenwahnsinnig sein kann. Verzeihn Sie, ich bin normal, kann leider nicht dienen, (zum Professor) Henkersknecht entlassen Sie mich! — Sie Lummel, Sie Borgia, Sie Nero, Sie Caligula, der ein De-Er vor den Namen schreibt und dennoch nur ein Zuhalter bleibt. Ja, Ihre Hande betasteten die Lungen und Nieren jener Millionen Menschen die Sie zum Geschlachtetwerden für tauglich erklarten. Sie Zuhalter des- Todes. Lassen Sie mich fort, ich bin gesund! Professor Sie sind noch nicht geheilt! Grössenwahnsinniger Ja wieso wissen Sie das? Ja mit welcher Anmassung behaupten Sie das? 13 Wenn Sie meinen Anzug anhaben und ich habe Ihren Mantel an, dann bin ich der Arzt und Sie sind der Narr. Mit welchem Recht halten Sie mich hier gefangen? Professor Sie können ja den Weg der Beschwerde wahlen. Grössenwahnsinniger Ja und Sie kommen mit grauen Gehirnhautzellen. Dass die Vibrationen der Moleküle nicht richtig gehn — Wer kann da noch ins Gehirn hineinsehn? Irren ist menschlich, heisst es allgemein, Darum muss es besonders bei Irrenarzten sein. Aber keine Beschwerde hilf t, wenm ein Arzt sich irrt, Da sein Irrtum slaatlich approbiert, Umsonst wird Verstandeskraft reklamiert, Kein Rekurs gegen behördlich autorisiert Festgestellt geistiges Umnachten, Gegen psychiatrische Schlechtgutachten. Und will es Dir zu lange wahren, Da Dir nicht jahrlang Sterben passt, So musst Du dich bei dem beschweren, Ueber den Du Beschwerde hast. Und was nützte es mir, wenn ich Ihnen auch bewiesen hatte, dass ich keine Geisteskrankheit habe, so werden Sie bei mir ein Hühnerauge finden und konstatieren, dass ich gemeingefahrlich bin — weil mir jemand drauftreten könnte. Sie Gemütskrüppel. Sie akademischer Scharfrichter. Sie nikotinreife Aschenschale! (reisst ihm die Zigarre aus dem Mund) Professor (zu Dr. Zwiespalt) Skopolamin! (die Warter setzen ihn auf, er wehrt sich) Grössenwahnsinniger Gift! Gift! Hilfe! Sie wollen mich vergiftenl Man will mich vergiften! Hilfe! Hilfe! Ich bin kein Kaninchen. Ich bin kein Kaninchen! (Dr. Zwiespalt injiziert, Grössenwahnsinniger stöhnt, schreit plötzlich auf) Dr. Zwiespalt Hoppla, ujjegerl, die Nadel is mir drin abbrochn. Professor Herr Kollega, Herr Kollega, Sie werden mir noch alle Nadeln kaput machen. (Grössenwahnsinniger brüllt, bis ihm der Professor die Nadel herausgezogen hat. Er gibt ihm eine Ohrfeige. Tobt) Professor Zwangsjacke! (die Warter ziehen sie ihm an, Erster Warter notiert etwas auf) Professor Na, wie geht's ? Simulant (sehr krank aussehend) Danke schlecht. Nicht geschlafen. So Stechen da. Schwindelanfalle. Professor Sehn Sie, dem Mann fehlt gar nichts. Der tut nur so. Schamen Sie sich, Sie Feigling. Sie sind kerngesund. Sieht ja wie das blühende Leben aus. Geht mit dem nachsten Transport mit. (Erster Warter notiert. Professor blattert im Vortrag, zweiter Warter schiebt die Tafel in die Uitte) Professor Also wir gehen heute weiter. Das letzte Mal sind wir auf Seite 127 stehen gehlieben. Zeile dreizehn: Die Angsthysterie ist ein psychischer Komplex verschiedener Komponenten, physiologischer-pathologischer-psychophysisch-psychoanalytischer Phanomene. Verstanden? Zuerst will ich Ihnen also einen Hysteriker zeigen. (schreibt auf die Tafel Hy) Der Mann war in den Vogesen verschüttet, seit damaJs ist seine Energie gelahmt, er ist sehr furchtsam, fühlt sich aber hier wohl, und ist als vollstandig harmlos zu bezeichnen. Er ist aber noch nicht geheilt und wird wahrscheinlich erst in einem Jahr unser Sanatorium verlassen dürfen und wieder an die Front abgehen können. Lassen Sie ihn hinaus. (Watter öffnet sein Bett) 106 Weltberühmter Herr Professor. Meine Bittgesuche blieben bisher un- 15 beantwortet, da Ihnen der Papierkorb naher als der Menscb steht. So elegant, dm Vollbesitze meiner Geistesgegenwart ich dieses Glas von da, daher stelle, so ruhig bin ich auch in den folgenden Sekunden. Sie müssten mich am Schhisse dieser Unterredung als geheilt entlassen, denn Sie werden den Eindruck bekommen, dass ich bar jeder Erregung bin, wenn auch Folgendes die logische Konsequenz meiner Worte ist. (er geht ein paar Schritte langsam der früher angelehnt gebliebenen Türe zu, auf einmal macht er einen Satz und ist draussen. Die "Warter laufen ihm nach und bringen ihn zurück) Professor Hinein mit ihm! Na warten Sie! 106 Ich wollte nur nachsehen, was für Wetter wir heute haben. Professor Was kümmert Sie das Wetter? 100 Sehr viel, ich möchte, dass wir schlechtes Wetter haben, sehr schlechtes w etter. Professor Ja warum denn? 100 Ja, dann ist viel weniger Aussicht auf einen guten Gasangriff. Professor Ein Narr bleibt eben ein Narr. Sehen Sie, man kann nie wissen, ob einer nicht doch (zeigt auf die Stirne) Ja, ja, das ist die Gefahr unseres verantwortungsvollen Berufes. Kriegsnarr Bataillon halt! Professor Ja, ja, Bataillon halt! Rechts um, links um! (macht es) No wie geht s Excellenz? Noch Kopfschmerzen! (zu den Hörern) Kriegspsychose. 16 Kriegsnarr Diese Mondkalber vom Erdball. Der ganze Feldzugsplan ist falsch. Diese Rosser \ Ein jedes Kind weiss, dass man gegen eine Uebermacht von vier Fronten keine Offensive ergreifen darf. Diese Heuochsen! Ich muss mit ihnen noch einmal den Felddienst zweiter Teil durchnehmen Ich muss sofort abreisen. Sind meine Sachen gepackt? Wo ist mein Offiziersdiener? Professor Kommt gleich. Kommt gleich. Kriegsnarr Herr Doktor, ich belobe Sie, Sie sind ein Held. — Sie sind die Stütze meinem Vaterland. — O meine Herren schickt mich schnell ins Feld, — Ich bin ein Simulant; — O reiht mich ein in die — Erste Marschkompag'nie — Wozu gehort denn sonst wohl — Die ganze Therapie? Professor Mit dem steht es wrrklich sehr schlimm, der will unbedingt ins Feld hinaus. Das ist doch nicht normal. Schlagen Sie auf Seite zweihundertdrei. Jetzt will ich Sie mit einem Fall von Schwachsinnigkeit, imbecillitas (schreibt es auf) bekanntmachen. Dieser Mann ist, bevor er im Felde war ganz normal gewesen und erst seit seiner Kriegszeit tiat seine Schwachsinnigkeit rapid zugenommen. Aber Das Eigenartigste dieses Falies ist, dass wir an ihm sehen, dass auch Geisteskrankheiten ansteckend sind Namlich der Patiënt hat, seit er hier in der Anstalt ist, noch eine ganz neue fixe Idee bekommen, die er von seinem Bettnachbar 113, der links neben ihm liegt, übernommen hat, sodass er sich ahnlich benimmt wie sein Nachbar selbst, den ich Ihnen nachher auch noch zeigen werde Hundertzwölf! Kriegsnarr Kehrt Euch! (der Warter öffnet das Gitterbett 112) Professor Also da ist Hundertzwölf. Grüss Dich Gott! (112 kommt langsam heraus, blickt von einem zum andern, auf einmal fahren einige 17 STMlSitffdie HSnde mprungen und 9eht 30 aer mte ™>«»-sich ««> Professor Wa-was bedeutet das? 112 anïupaïïïrf ^ Versuchen' mich der auf dem KoPf stehenden Gesellschaft Professor (mit einer Geharde, die er auch bei fast jeder Antwort macht: Na da sehn Sie's ia) Bitte nehmen Sie Platz. ' ne 112 (bleibt stehen, müst ihn, setzt sich, zieht ein Heft und einen Bleistift heraus) Professor Herr Wokurka, fragen Sie ihn einmal. Kriegsnarr Gewehr bei Fuss. Wokurka Wie alt sind Sie? 112 Sechstausend Jahre. Wokurka Konfession? 112 Katholischevangelischmosaischmohamedanischbuddhistischatheistisch. V/ okurka Was haben Sie für einen Beruf? 18 112 Ich bin beruflich Mensen. Wokurka Aber was wollen Sie werden, professionell? 112 ! (nach einigem Nachdenken) Psychiater. Wokurka Was bin aigentlich Ich? 112 Aigentlich nicht der Rede wert. Wokurka Was fehlt Ihnen? 112 Eine Hundspeitsche. Wokurka Eine diskrete Frage: (beugt sich zu seinem Ohr und schreit) Wie stehts mit der Sexualitat? 112 (dreht ihm den Rücken samt dem Stuhl, er hat stets seine Fragen mitgeschrieben) Professor Was schreiben Sie denn da eigentlich? (nimmt ihm das Heft aus der Hand) Sie haben ja alles, was wir gesprochen haben, mitgeschrieben Wozu brauchen Sie das? 112 Was sprechen Sie denn da eigentlich? Sie haben ja alles, was ich geschrieben habe, mitgesprochen. Wozu brauchen Sie das? 19 Professor Alles, was Sie schreiben, ist ja wertlos. 112 Stimmt, denn ich schreibe nur, was Sie sprechen. Professor (wirft ihm das Heft hin, erregt) Man wird sd einen Schmarrn nirgends annehmen und übrigens wird Ihnen keine Zeit zur Veröffentlichung bleiben. 112 (schreibend) zur Veröffentlichung bleiben. (aufschauend) Weiter — Sie meinen, die im Krankenwagen zu Ihnen kommen, fahren nur per Leichen wagen wieder ah. Professor (fahrt die Warter an) Ueberhaupt wissen Sie nicht, dass es verboten ist, Geisteskranken so lebensgefahrliche Sachen wie Bleistifte zu lassen? 112 (schreibend) lebensgefahrliche Sachen — nicht so schnell Professor (greift nach dem Bleistift) Her damit! 112 (bestimmt) Nein. Professor Ich rufe die Warter! 112 Und ich die Narren. Beschützt meinen Bleistift! Kriegsnarr Doppelreihen rechts um! (die Kranken der bereits geöffneten Betten öffnen die Betten der andern und alle stellen sich um 112) 20 112 Der Blei, den Ihr schütztet wird Euer Schützer; Für medizinische Hotelbesitzer, Psychiater ohne Psyche und Erweichen Wird sein moralisch Todesurteil reichen. O Idealisten, Brüder, Sonderlinge, Kommt 'alle Ihr Verstossene, Geringe, Wachtraumer, Medien, Menschen, Somnambulen Und Ihr, die Schlechtesten aus allen Schillen Und Euch, denen man gleich sagt Du und Dich Euch alle rufe ichj Die als Eintagstragikkreuztrager siechen, Ihr Martyrer mit tausend Nadelstichen, Deren Kalyarienberg — einTreppenflur Und deren Golgatha — die Wohnung nur. Ihr seid nach Eurem kleinen Leiden Genau so klein, wie Ihr es vorher wart. Nein, leidet Ihr schon, weil Naturgesetze Des Lebens sorgenloses Dasein neiden, So sollt Ihr gleich für etwas Hehres leiden. Jene, die etwas Grosses schaffen wollen Und doch zu schwach sind weil sie nicht verblinden, Die daseinsmüde sich schon Gott befohlen Weil sie den Lebensinhalt nicht gefunden, Alle zuerst bei mir sich melden sollen, Um hier noch eine Arbeit abzuholen Und sei es vor dem Tode selbst Sekunden, Ich weiss ein Werk, das den Tod überwunden. Professor Sehn Sie, jetzt meint er die Sache seines Nachbars Hundertdreizehn, unter dessen Einfluss er steht. Induzierter Wahnsinn. Also geht schön in Eure Betten, ich lasse ihm den Bleistift. Graphomanie. (alle schreiben es auf) Sehn Sie, man soll als richtiger Seelenarzt den Kranken nachgeben und bei allem immer Ruhe bewahren. Vor allem Ruhe. Kriegsnarr Dritte Kompagnie Vergatterungt 21 Professor Meine Herren! Wir wollen also jetet über Hundertdreizehn sprechen. Schlcken wir zuerst wieder das Theoretische voraus, ehe wir uns den Fall selbst ansehen. Kriegsnarr Abtreten! Professor Sie wissen, dass es im Kriege unsere Pflicht ist, gegen die Simulanten stets scharf vorzugehn.Das geschieht aus patriotischen und therapeutischen Rücksichten, denn das Feldleben in der frischen Luft tragt zur Starkung des Nervensystems bei. Hier habeni wir es aber mit dem Fall der Dissimulation zu tun, das heisst, der Kranke stellt sich gesund, was viel schwerer zu durchschauen ist und deshalb weit gefahrlicher für die Oeffentlichkeit ist, wenn der Arzt nicht rechtzeitig solche Kranke unschadlich macht. Bei ihm (zeigt auf das Bett 113) wechselt intensive Lebhaftigkeit mit völliger Apathie ab, in der er gapz still tagelang in seinem Bett liegt und ins Leere starrt, wie zum Beispiel jetzt gerade. Die Psychoanalyse steht bei ihm vor ganz neuen Ratseln. Man kann eigentlich gar nichts über das Innenleben dieses Menschen erfahren, da er jede Auskunft verweigert. Seine Konflikte liegen aber auch weder im Alkohol, noch im Sexuellen oder Familiaren, er ist in allen diesen Beziehungen Abstinent. Sein psychopathologisches Phanomen besteht mehr darin, dass er sich Konflikte anderer zu eigen macht, dass er also zum Beispiel über politische Ereignisse, die ihn doch gar nichts angehen, in Wutanfalle gerat, die sich aber gewöhnlich nach innen entladen, sodass man davon eigentlich gar nichts merkt. Das geheimnisvolle Etwas der Ursache dieser Krankheit ist der Wissenschaft noch nicht 'gelungen zu lüften. Sie dürfen also nicht ein alltSgliphes Familiendrama erwarten, wenn ich ihn jetzt vorführen lasse, sondern etwas, wofür es noch keinen Namen gibt. Aus seiner Krankengeschichte geht hervor, dass es auch in diesem Fall unter dem Eindruck des Krieges zum Ausbruch seiner eigentümlichen Krankheit kam, die ich, wenn ich sie nun schon einmal benennen muss, als Friedenswahnsinn bezeichnen möchte. (schreibt es auf) sein Vater, der Direktor einer Denkmalfabrik ist, liess seinen Sohn hier intemieren, weil dieser in einem Anfall von Tobsucht das wertvolle Modell eines Kriegsdenkmales in Stücke schla- 22 gen wollte, bloss weil er dagegen ist, Kriegsgedenksteine zu machen und verlangt, dass man sein eigenes Projekt ausführt. Er nennt dieses Projekt: Menschheitsheim. Es soll dieses die Form einer Kugel haben. Hehehe iat das nicht wirklich zum kugeln meine Herren und von dort aus soll die Verhinderung eines künftigen Krieges ausgehen. Er selbst nennt sich bloss A ohne Vor-und Zunamen. Hehehe. Wenn ich zusammenfasse, so reiht ihn die Psychiatrie in die (schreibt es auf die Tafel) dementia praecox ein, er ist Megalomane mit unheilbarer Paranoia und zeremoniellen Zwangshandlungen. Sie werden, wenn Sie feinere Psychologen sind, sogleich bemerken, dass er abnorm ist. Er tragt namlich so lange Haare. Herr Doktor Wondracek fragen Sie ihn zur Uebung zuerst, was wir immer fragen müssen, um in die Psyche einzudringen. (dem 'Warter winkend) Hundertdreizehn! (die Hörer blieken nach dem Bett 113, wo der erste Warter das Gitter herablasst) Erstei Warter Auf. Aufstehn! Heraus! Professor No wird's, es ist schon zehn Uhr. Rütteln Sie ihn nur. Da haben Sie kaltes Wasser. (Professor spritzt es selbst ins Bett. Warter will 113 rütteln, schlagt die Decke zurück und sieht das Bett leer ) Erster Warter Er ist ja gar nicht da! Professor Ja wo ist er denn? Erster Warter Wahrscheinlich im Bad, Herr Professor. Professor Was ist denn das für eine Wirtschaft? Bei der Visite haben alle im Zimmer zu sein. Holen Sie ihn sofort herauf. (beide W&rter ab. Professor rennt- auf und ab) 23 Professor Was der zusammenbadet. sehn Sie. diesf» vt haft. Manie. (alle schreiben gleichzeitig das Fremdwort auf) Erster Warter lm Bad ist er nicht, Herr Professor. Professor Zum Teufel, wo ist er denn eigentlich? Ist er in den Garten gegangen? Zweiter Warter Er ist nirgends zu finden, Herr Professor, niemand hat ihn gesehn. Professor Ja das ist ja nicht mehr schön, wozu seid Ihr denn da? Ihr Viecher, Ihr.. Erster Warter F.ntsrVllllliicrpn ont«f>>llllriiaran TTar-r» Ppnloccm. Ï/.V. Koh' ïhr. V,innn<.. gelassen, Herr Professor. Zweiter Warter Ich auch nicht, Herr Professor. Professor Wer hat heute Nachtdienst gehabt? Erster Warter Die Schwester Gertrud, Herr Professor. Professor Sie soll sofort heraufkommen. (erster Warter ab, Professor rennt hin und her; Gertrud tritt ein) 24 Professor Wo ist Hundertdreizehn? Gertrud Ich habe ihn hinausgelassen. Professor Wa wa waas? Ja, ja wohin haben Sie ihn gelassen, ja wieso, warum haben Sie ihn hinausgelassen? Gertrud Er ist kein Narr, er hat eine Mission, er muss frei sein. Professor Ja, ja, ja, Sie sind ja toll, Sie sind ja auch schon wahnsinnig geworden, Sie, Sie VORHANG 25 ZWEITER AKT Der beste Weg wird umsonst gegangen ohne das Ziel Beachte darum das Nachwort. Büro des Denkmalbetriebes. Die Wande weiss, mit breitem schwarzen Rand und in der Mitte oben einem schwarzen Kreuz sehen wie Partezettel aus. Durch drei hohe Mattscheibenfenster mit schweren schwarzen Vorh&ngen blickt man spater auf einen Priedhof. Im Vordergrund drei Schreibtische mit Telefonapparaten und brennenden Stehlampen, an welchen je ein zeitungslesender Herr sitzt. Zuerst sieht man nur drei Zeitungen. Fauteuils. Deckenbeleuchtung ausgeschaltet. Im Hintergrund links eine Tflre, rechts eine Stenotypistin an der Schreibmaschine. Sie schreibt im Tempo der Gesprache. Erster Herr (gahnt) Keine Sterbefalle, kein Geschaft, da wars doch im Krieg viel besser. Zweiter Herr A propos, wie steht die Sache mit dem Kriegsdenkmal? Drltter Herr (schwerhörig) ich sage, es fehlt für die ganze Sache die Reklame. Es muss eine neue Reklameidee gefunden werden. Erster Herr Er ist noch immer nicht gefunden. Zweiter Herr Aber man ist endlich auf der richtigen Spur. . Drltter Herr Ja, es fehlt nur die richtige Reklame. Erster Herr Ich glaube, dass er sich bei dieser Krankenschwester versteekt halt, die ihn hinausgelassen hat. Zweiter Herr Na, man wird ihrer schon habhaft werden. Dieses Frauenizimmer ist eigentlich an allem schuld. Drltter Herr Ja, ja, nur die schlechte Reklame ist schuld, das sage ich auch. Erster Herr Wissen Sie, ich kann es noch immer nicht begreifen, dass er nicht in unserem Betrieb arbeiten wollte, wo sein Vater selbst der Chef ist, da hatte er doch eine gesicherte Stellung gehabt. Zweiter Herr Das zeigt doch eben, dass er verrückf ist. 31 Erster Herr Was hat die Post gebracht? Zweiter Herr Nichts, die Weltbank hat auch kein Interesse, Erster Herr Ach, die Leute haben ja kein Mitgefühl mit den Toten. Die Menschheit ist pietatlos geworden. Drltter Herr Warum? Wir brauchen einen Eeklamefachmann und ich kenne nur einen. Sie werden sich wundern, wen ich meine. Ihn. Unter uns gesagt, ich halte ihn nicht für geisteskrank. Und wenn er es ist, so ist er es'aus Reklame. Ist das vielleicht keine Reklame, er ist aus der Irrenanstalt entflohen, alle Zeitungen sind davon voll Direktor Nimm (erhilzt auUretend) Haben Sie sChon gehort? Im literarischen Cabaret tritt ein Tanzer auf, der tanzt. . das ist kein Witz meine Herren, warum lachen Sie? Er tanzt unsere Sache. Erster Herr Was tanzt er? Nimm No, er tanzt das Kriegsdenkmal. Erster Herr Halt, ich hab' eine glanzende Idee. Eine fabelhafte Propaganda: Tanzende Reklame. Den lassen wir für unser Projekt tanzen. Ueber alle Bühnen auf allen Messen, den müssen wir bei uns anstellen. Gebn wir noch heute'hin. Zweiter Herr Anschaun kann man es sich ja, aber (Diener bringt VisiteJcarte) Nimm Baron von der Leide — o, vielfacher Millionar — wir lassen bitten. (Dfener ab) 32 Baron Guten Tag. Nimm Respekt. Direktor Nimm. Bitte nehmen Sie Platz. Womit kann ich dienen? Baron Ich habe von Ihrem Denkmalprojekt erfahren und möchte mich naher darüber informieren. Ich ware geneigt, wenn mir Ihre Details zusagen, der Sache naherzutreten. Nimm Gerne, gerne, Herr Baron. Nach jedem Krieg der Weltgeschichte hat das Volk seinen Gefallenen ein Denkmal errichtet um die Lebenden an sie zu erinnern unsere Gesellschaft hat es als ihre vaterlandische Pflicht aufgefasst- den Modellentwurf für so ein Totendenkmal aus Idealismus auf eigene Kosten anzufertigen und'die Idee seiner Ausführung in die Masse zu tragen. die ja direkt auf einen Akt der sichtbaren Dankbarkedt ihren Verteidigern gegenüber gewartet hat wir haben es also als die Eimzigen übernommen den Totenkuit in künstlerisch verklarter Form durch dieses Modell zu versinnlichen das von meinem Schwager dem weltberühmten Bildhauer Romeo Figurini ausgeführt wurde ich glaube der Name des Künstlers genügt um dieses Werk als vollende* anzusehen ich mache niemals viele Worte für eine Sache sondern will diese allein für sich sprechen lassen und will Sie nur auf die wunderbare monumentale Kriegerfigur auf dem Sokel aufmerksam machen die mit gesenktem Haupte dastehend so recht das Symbol der Trauer darstellt die wir ja alle empfinden wenn wir an unsere Toten denken die so jung noch ihr blühendes Leben für uns hingegeben haben aber es ist auch das Symbol unserer Starke und dem Feinde ein warnendes Zeichen es wird unsere Jugend zu neuen Ruhmestaten auf dem Felde der Ehre begeistern nebenbei könnte die Sache auch dadurch dass wir in die Figur einen Aussichtsturm mit Fernblick über unser schönes Vaterland samt Restaurantbetrieb einbaun ein lukratives Geschaft für Sie werden. Baron Ich danke Ihnen, Herr Direktor. Ihre Erklarungen haben mich ja im 33 Grossen und Ganzen befriedigt. Nur das mit dem Restaurant erscheint mir deplaciert. Um noch gewisse Einzelheiten zu besprechen, bitte ich Sie, meine Herren, heute abend meine Gaste zu sein. Dritter Herr Wir, wir wollten eigentlich ins literarische Cabaret gehen. Dort, dort wird namlicb ein Tanz über das Kriegsdenkmal getanzt. Aber wenn Herr Baron Baron Ein Tanz über das Kriegsdenkmal? Das ist ja etwas ganz Neues. Wir können den Abend ja auch zusammen im literarischen Cabaret verbringen. Nimm (dem dritten Berm versteekt abwinkend) Es ware wohl besser, Herr Baron, wenn wir in Ruhe bei Ihnen zu Hause alles besprechen würden. Baron Aber, das können wir im Cabaret gerade so gut tun. Ich habe für Tanz immer ein besonderes Interesse gehabt. Sie natten gar keinen besseren Vorschlag machen können (ein angelehntes Fenster öffnend, auf den Friedhof blikkend) Hu, Sie haben ja da eine gruselige Nachbarschaft. Zweiter Herr Es ist gut, wenn man in der Nahe seiner Kunden das Geschaft hat. Baron Ja, bis man selbst Dritter Herr Die die Vorstellung beginnt um acht da da ist schon Zeit Baron Wir kommen schon zurecht, mein Wagen wartet unten. Also gehn wir... (alle fünf ab, die Stenotypistin steht auf, öffnet die Fenster, sieht hinaus, ob die Berm schon fort sind, geht zum Telefon) 34 Gertrud Hallo, Bitte Eins Null Acht A? Ja, Du Dein Vater kommt heute mit einem Baron, der seine Sache finanzieren will, ins Cabaret. Tritt heute nicht auf, wenn er Dich erkennt, wird er Dich sofort verhaften lassen. Aber ich bitte Dich, tanze heute nicht. Bedenke, wenn Du wieder in die Anstalt kommst, Du hast jetzt keine Zeit mehr, für verrückt gehalten zu werden. Bestimmung? Ich habe Dich doch das erste Mal bef reit. Ja dann ist es aber auch Bestimmung, dass ich Dich jetzt warne. Also Du trittst doch auf? Ich glaube nicht mehr an Dich, wenn Du Dich wissentlicb in eine solche Gefahr begibst. Du weisst doch, dass Du in der ganzen Stadt gesucht wirst. Also trittst Du auf oder nicht? Dann kannst Du auf mich nicht mehr rechnen. (sie hangt ab, es lautet) Du? Hallo? A? Wer spricht dort? Kriegsministerium? Falsch verbunden! Nimm (hastig zurückkommend) Fraulein, Sie müssen mir da schnell noch etwas schreiben und dann tragen Sie es sofort in die Redaktionen, damit es noch in den Morgenblattern erscheint. (sie setzt sich an die Maschxne, er geht diktierend auf und ab) Zur Kriegsdenkmalsache Der Firma Nimm und Co ist es durch ihre rührige aufopf ernde Propaganda gelungen, Beistrich, einen der einflussreichsten Aristokraten des Landes für die Erbauung ihres Kriegsdenkmalprojektes zu gewinnen. Punkt. Endlich wird den gefallenen Helden des Vaterlandes die gebührende Ehre zuteil und die unübersehbare Reihe von schmucklosen verlassenen Einzelgrabern haben Sie schon? Einzelgrabern, durch ein herrliches Heldenmassengrabsteinmonumenjt-a, ein Wort, Herdenmassengrabsteinmonument, zusammengefasst. Punkt. Die Toten haben sicher lange schon auf so eine standesgemasse Ruhestatte gewartet und wenn die gefallenen Soldaten sprechen könnten, so würden sie sicher sagen (Indessen wurde es dunkel und undeutliches Raunen hat sich zu einem dumpfen Rhythmus verdichtet, der zu einem vielstimmigen Chor anschwült. Aus den Grabern des Friedhofes sind die Geister der Gefallenen emporgestiegen) lm Namen aller Weltkriegstoten ergreifen wir das letzte Wort Und senden eine frohe Botschaft rund um die ganze Erde fort; Von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Reich zu Reich 35 Die Toten ruien Euch! Es ruft, wo überall im Boden verstreut ein Namenloser ist: Memento mortuorum. Gedenkt der Toten! Da die Memschheit so rasch vergisst: Kriegsunheil, Justizmordgerichte Schreit ihr nicht Tag für Tag ins Ohr, aus dem Lehrbuch der Jemand die Jahreszahlen vor: Weltgeschichte 1914.... 1915.... 1916.... 1917.... 1918.... Was, Ihr wollt davon nichts horen, nur nichts vom Krieg, nur nichts . vom Leid? Ihr musst, wir mussten dafür fallen, das Zuhören ist Schuldigkeit. Wir Weltkriegsopfer aller Zonen, in Sibirien, am Meeresstrand, Die wir unter der Erde wohnen in Frankreich, Russland, Engelland, Wir aus Kiautschou, wir aus den Karpathen und wir aus den Vereinigten „ , . Staaten, Wir aus Kaukasieni, wir aus Kleinasien, wir aus Belgien, Belgrad und «/• Berlin, Wir aus San Marino, wir aus Koloniën, wir bei Falkland am Ozeansgrund, Wir aus der Luft und.. und.. und Wir fragen uns, und Antwort nimmer auf diese ewig Frage wird, Warum wir gefroren, gebungert, gefangen, warum wir gebetet und • massakriert Die Menschen von drüben mit anderen Kappen, warum wir uns, Weib, Kind und alles ruiniert? Von Friedhof zu Friedhof, von Grab zu Grab, bei Tag und bei Nacht fortwahrend geht In erdumspannender Solidaritat als Stafette die Frage planetenherum: Warum?! ? ? 1 1 1 Wir toten Feld-der-Schande-Helden geben kund unser Manifest; Ihr sollt von Land zu Land es melden, aller Gefallenen Protest: Wir argwohnen, es wird uns das geschehn, 36 Was wir als Lebende selbst falscb gesehn, Worauf aber mit anderen Augen der Tote schaut; Wir fürchten, dass man uns vielleicbt ein Weltkriegsdenkmal baut. Da stellt Ihr einen Steinklotz her und saget, ,Das ist das Denkmal für die grosse Schlacht!' Wisst Ihr, dass Ihr so Hass ins Volk nur traget, Denn wo ein Siegesdenkmal je gemacht Erinnert man sich auch an die Besiegten Und Besiegten tut die Erinn'rung weh, Aus dem Weh entstebt Hass gegen die Qualer Und Hass ist Krieg, wenn man zur Waffe greift, An Siegesdenkmalen das Schwert man schleift. Lasst diesmal die Gedenksteinhaufen gehn, Die der Versöhnung nur im Wege stehn. Ihr sollt deshalb uns Tote als Tote nun begraben — Doch sorgt, dass uns're Kinder ein menschlich Leben haben. Wir rufen jetzt die Jugend. Kinder, Kinder, Kinder! 0 höret gut, Ihr Kleinsten, das Testament der Toten, Vollzieht unser Vermachtnis, jugendlich' Zukunftsboten. So kame in die Welt Recht, wenn die in Sargen liegen Verstandigen sich werden mit jenen in den Wiegen. Wir hatten zwischen uns'rem „Stirb und Werde!" So viel begonnen in all unser'n Tagen, Doch wir erschlugen nicht den Wahn der Erde, So hat die Erde uns dafür erschlagen. Mütter, Mütter, Mütter! Ihr habt an uns gesündigt. Ihr habt uns ziehen lassen In weibisch feigem Jammern, statt Euch an uns zu klammern Und zu stromen in Massen, aus Strassen, Platzen, Gasse» Vor die Kriegsministerien und dort hinauf zu schrei'n, Zu schreien und zu schrei'n in der Heerführer Ohren: Wir haben uns're Söhne zum Kriege nicht geboren!!!! Vater, Vater, Vater, Vater der ganzen Welt! iWhabt Euch vor dem Hause nicht mannhaft aufgestellt Und brülltet nicht hinauf, jenen, die Euch belogen: Wir haben uns're Söhne zum Kriege nicht erzogenüü . 37 Doch können wir uns selber nicht verzeihen und versteh'n.... (singend) 'ómv-erx T^imat' in der Heimat> da gibt's ein Wiederwiederwiederseh'n" So horet Kameraden, Ihr müsst uns jetzt gesteh'n: Wurdet Ihr, kommt ein neuer Krieg, würdet Ihr wieder jrehn? Nein M ! ! ! ! ! 1 ! ! ! ! ! ! i i ! t i i ! i | ! ! ! ! ! ! ! ! ! ? t 1 I i i i i i ! ! i t j Und wird dies Neinwort ewig um Euer W eltail hallen Dann, dann, dann sind wir Tote doch nicht umsonst getallen Doch weil Menschen nichts leichter als ihr Wort vergessen Und weil der Wert der Worte nur an der Tat zu messen, So werde Euer Nein, zu einem Bau aus Stein. Drum baut das Sühnedenkmal für die heut' bleieh und kalt So baut als Totentempel eine Gebaranstalt. Dies Denkmal möge Richtstuhl. sein den lebenden Millionen, Dies Denkmal soll die Kirche sein für alle Religiomen Doch zelebriert dort nicht hebraisch, nicht deutsch und'nicht latein, Zelebnert dort der Dichter Kunst, das wird Gottesdienst sein. Denn alle Völker nenmen immer einen, der ihrer war, mit Stolz: des tt„j „ • /- , , . Landes Sohn, und seine Crrosse kann keiner vernemen, keiner stürzt Geisteskönige tt„j . j „t vom Thron. Und wenn nun m des Welttheaters Raum der geist'ge König eines Volkes Werdet erleben Ihr den Menschheitstraum, spricht, Dass er nicht ein phantastisches Gedicht, Und aus dem Dunkel geht dann auf das Licht: Die Menschen sind verschieden Wesen nicht. Gleich sind sie im Sterben, gleich in der Not, Wenn sie sich jetzt auch mit Trophaen zieren, Es gibt keinen Sieg, nur einen Tod. Man kann nie Kriege gewinneni, nur vertieren! Viele der Abertausendeni, die feindlich in die Lande brachen Bekampften sich nur deshalb so, weil sie verschieden Worte sprachen; Und wenn sie ihre Dichter horen und sich in ihren Geist versenken, Die auch verschieden Sprachen reden und doch in einer Sprache denken, Dann ist die Welt endlich so weit und spricht die Sprache: Menschlichkeit. Und durch des Bauwerks riesenhaftes Haus Wird es dann^dröhnen wie im Sturmgebraus, 38 Dass es hinausdringt aus dem Völkersaal: Gedanken, sie sind international! Die Tranen, sie sind international! Wir Toten, wir sind international! Jetzt liegen wir Freund neben Feind und gönnen jedem seine Rub, Oben haben wir stets gemeint: Bajonett auf — ich oder Du! Die Hinterbliebenen der Kriegerleichen kommen uns auch nur wie Geschwister vor, Sie tragen alle ein Parteiabzeichen, am linken Arm den schwarzen Trauerflor. Wir kennen keine Parteien und keine Wahlerlisten, Wir kennen keine Juden und kennen keine Christen, Wir herrschen nicht und hassen nicht, keiner kampfte, keiner drohte, Wir kennen keine Nationen. Wir kennen nur noch Tote. Wir Tote aller Lander runen in einem Reich, Lebende aller Lander vereinigt Euch! (sie heben die Arme und versinken unter die Erde) Nimm Was war das? Gertrud Herr Direktor, ich glaube es waren Leute, die sich an ihrem Kriegsdenkmal — nicht mitbeteiligen wollem VORHANG 39 DRITTER AKT Das Ziel ist Friede; Beachte darum das Nachwort. Inneres eines luxuriösen Cabarets, dessen Tanzparkett dxe ^^^^^^^ Beleuchtung. Rechts, links, in der Mitte rückwarts: Emgange. ^'^^f^8^ rechts und links besetzte Logen. In der ersten rechts vorne nimmt eben der Baron mit Ten Herren Platz. Unsichtbares Orchester. Man tanzt den *f*«~iïSS^S wirft Serpentinen, lftsst Ballons steigen, macht Larm mit Scherzmstrumenten. Kellner servieren. Schluss der Musik. Lachen. An die Plütze gehen. Conférencier Als letzte Nummer unseres Galaprogramms bieten wir Ihnen etwas ganz Neues. Der Direktion ist es durch ein besonderes Opfer gelungen, Herrn Tattwamasi, den Doppelganger der Menschheit, für diesesi Etablissement zu gewinnen. Tattwamasi, der auf dem Gebiete des kosmopolitischen Nationaltanzes, der Schlangentanze, der bürgerlichdemokratischen und auto- kratischrepublikanischen Tanze, Bahnbrechendes geschaffen hat, tanzt zuerst eine Satire auf ein Projekt, das die Oeffentlichkeit gegenwartig lebhaft in Anspruch nimmt, er führt einen aktuellen expressionistischen Tanz vor, betitelt: Das Kriegsdenkmal. Mehr zu sagen wage ich nicht. Also! Jetzt! Bitte! Wir beginnen! Achtungl Tattwamasi. (Es wird einen Moment ganz finster, dann Hammen zwei Scheinwerfer auf und von diesen bestrahit, auf einem Postament in der Pose des Kriegsdenkmalmodelles steht A.Br tanzt zur Musik „Die Parade der Zinnsoldaten", dabei wachst sein Schatten, bis er uber die ganze Wand mit. Versuch einer Skizzierung dieses Tanzes: Seite 110. Leute, die ho.im Conférencier noch heiter waren, werden bei diesem Tanz still. Applaus) Nimm Halt, das ist ein entsprungener Verbrecher! Baron Aber Herr Direktor, was. fallt Ihnen denn ein? Wie können Sie diesen Künstler öffentlich beleidigen? Sie haben wohl zu viel getrunken. (Die Leute sind von den Sitzen aufgesprungen, nach vorne gekommen, und stellen sich auf vorgeschobene Stühle und Tische, die spaier auch stehen bleiben) Conférencier Meine Damen und Herrn Nimm Er wollte unser Geschaft ruinieren! Er ist geisteskrank. Er ist aus der Anstalt entsprungen. Er ist geistesgestört. (zum Portier) Holen Sie die Polizei! Baron (zu A) Bitte bleiben Sie ruhig hier. Es wird Ihnen nichts geschehn. Ich werde Sie zu schützen wfcssen. Ich würde mich sehr freuen, Sie naher kennen zu lernen. 45 Conférencier Die Bar ist eröffnet! (Er und der Portier nötigen die Leute in die Bar links) Nimm Aber Herr Baron, Sie wissen nicbt, was für eine Verantwortung Sie ubernehmen. Er hat ja ein inneres Leiden im Gehirn. Sie sind doch kein Nervenarzt, Sie sehen ihm das ja ausserlich nicht an. Baron Schon gut. Nimm Herr Baron, er ist ja noch nicht geheilt, ich muss das doch besser wissen. Baron Ja wieso denn? Nimm Ich schame mich es zu sagen — es ist mein eigener Sohn Wenn ich das als Vater schon sagen muss, so ist das ja sehr traurig, aber dann wird es doch stimmen. Baron Ich ersuche Sie, vorlaufig nichts gegen diesen Herrn zu unternehmen Entschuldigen Sie mich für heute Abend. Nimm Wir können ja in der Bar auf Herrn Baron warten — Es sind ja noch gewisse dringende Einzelheiten zu besprechen. Baron Meinethalben wollen Sie sich nicht aufhalten. Adieu. Nimm Meine Reverenz. (Die Herren verbeugen sich, gehen in die Bar, aus der leise Musik tont) 46 Baron Trh danke Ihnen für Ihren Tanz. Ich haibe nie gedacht, dass ein Tanz so tietenEinÏÏuS machen kann. Ich werde diesen Tanz mem ganze* Leben nie me^vergessen können. Ich muss Ihnen das naher erklaren, dannwïrdeTsie mich verstehn. Ich hatte namlich einen einzigen Sohn. Er naSe nïchtelang studiert.und endlich ^^^^m D& „AiVhnnnir bestanden Eine vielversprechende Zukunft lag vor mm. L»a kan^^Krieg Unï jetzt liegt er schon das dritte Jahr unter der Erde. HZ wie fchlle vorhin niederstürzen sah - da glaubte ich Pl^^" meineï Jungen in Ihnen zu sehn. So wird auch er gestorben sein. Und %iïïïs£?iï> mich seit ein paar Minuten so (piaiu leb, fuhle, dass ich n ?iese kohlensauren alten Tanten und^ntimentalen Sextaner rennen ja beim ersten Schuss auseinander. Die kennen w tn ue^nur,,aus der BeIagerung von Troja und aus illustrierten Wochenschriften. Mogen die nur ihre Ideale haben, wir haben dfcMasVw- nn11/6^ ' ?le W!alf vSi*zen nicnt 80 fest in der Brust Wie die Kugeln. «SïïST iJfl±f materlal ist l°l £lefal aüf> in den Kinderstuben schon durch das Spieizeug, von der Schulzeit angefangen durch den Unterricht auf den Krieg emgestellt, durch die militarische Erziehung einexerziert zu gff tS1 1°' daS™nj£t™n^ mehr und »e«en Leute' die nicht denken, sind die Ideale machtlos. Wir haben in unseren Regimentern auch so ein paar Ineoposophen, Quaker und andere Frösche, die den Dienst mit der Waffe aus sitthchen Grimden yerweigern. Die werden jetzt ganz einfach (neigt: emgesperrt) Und im Krieg (neigt: aufgehangt) Und damit basta! Nimm Eben, gegen das alles wird von dort aus gearbeitet. Wanderredner und Schauspieltruppen werden dort herangebildet, um den Niewiederkriegsgedanken uberallhm zu verbreiten. e General Hm, das ist zwar bedenklich. Nimm Also, will der Staat nicht, dass 400.000 Munitionsarbeiter brotlos werden win der Staat nicht, dass ernste innere Unruhen ausbrechen, so muss etwas geschehn. Den überschüssigen Kratten des Landes muss ein Ventil geoffnet werden. Auch die Burger haben die lange schlappe Friedenszeit satt und sehnen sich nach einem frischen, fröhlichen Krieg. Sie wollen ihre Rechte verteidigen. General Ja wir werden aber momentan leider von niemandem attackiert. Nimm Was, wollen wir erst warten, bis wir attackiert werden? Die Friedens- 62 bewegung holt zu einem Dolchstoss von rückwarts aus Das beste Mittel, u^iSere Kriege niederzuschlagen ist, aussere zu beginnen. Dann blickt das ganze Volk auf die Grenze und vergisst sich selbst. Genei al Und der Völkerbund? Nimm Aber um Christi Willen, bleib mir doch mit solchen Dummheiten vom Leibe Wer fragt denn nach dem. Das ist eine Sache der Fantasten und nfclt der Soldaden. Haben wir nicht auch eine ^^^^^^ unseres Reiches im letzten Feldzug verloren? Lebt nicht in all unseren Volkigenossen seit wir wieder erstarkt sind, der Revanchegedanke ? Wir mussen aiïTSnserer ruhmreichen Vergangenheit diesen Schandfleck ausSïchen. Im Felde, da ist der Mann noch was wert, da wird das Herz noch eewogen. Rauchst Du? Geneial Bitte, o Havanna, Havanna (schnuppert) Immer das Teuerste, ja Du kannst Dir's leisten, wir armen Generale können uns nicht jeden Luxus gönnen. Nimm (Feuer gebend) Ach, ich habe da von einem Gescbaftsfreund eine ganze Mense davon zum Prasent bekommen. Ich werde Du- ein paar Kisten in die Wonnung schicken lassen. - Nun, um auf unsere Sache zuruckzukommen, wie denkst Du eigentlich über die ganze Angelegenheit? General Weisst Du, ich muss die Sache überdenken. Nimm Ueberdenken? Gut Ding bedenken, heisst, den Teufel um Rat fragen. GrosrEntschlüsïe fasst man entweder im Augenblick. pder me^e entschuldige, ich vergesse, das fallt wahrscheinlich nicht m Dein Machtbereich. Dir sind die Hande gebunden. General (der erregt auf und ab ging, bleibt vor der Napoleonsbüste stenen) He, ich habe das Oberkommando; wenn ich will, kann ich viel durch- 63 setzen. Weisst Du, im Grunde hast Du ja recht: Um die Provinz ist schad' und auch dieses Friedensdingsda bedeutet in der Tat eine Gefahr. Es ware wohl am besten, die ganze Chose durch einen kleinen Krieg niederzufoügeln. Aber was werden die internationalen Gewerkschaften dazu sagen? Nimm Die, werden kuschen. Hat dieses Pack gewagt, eine Hand gegen die Kriegserklarungen anno 1914 zu erheben? für die Kriegskredite haben sie sogar gestimmt, hehe.... General No, da werde ich halt die allgemeine Mobilisierung anordnen lassen. Nimm Konnte Dir nicht jemand in letzter Minute in den Arm fallen? General Mir? Ich erklare mich einfach zum Diktator! In unserem Zeital ter ist überhaupt die einzig richtige Staatsform, Diktatur, gemildert durch allgemeines Wahirecht und damit basta, (geht ans Telefon) Siehst Du, mit diesem Apparat kann ich die Welt regieren. Unter uns gesagt, wer das nicht einmal aus der Nahe miterlebt hat, würde es nie für möglich halten, wie einfach ein Krieg zu machen ist. Dreizehn. Stelle Sieben. t— Halt! da hatte ich ja bald das Wichtigste vergessen, — (hangt ab, lautet) ohne das ein moderner Feldzug überhaupt nicht möglich ist. Presseabteilung! Ja der Journalist muss immer zuerst der Weltgeschichte sagen: Bitte vorgehn. — Hallo, Doktor Nacht? Hier Armeeoberkommando. Unser Grenzschutz ist von feindlicher Seite überfallen worden. Sorgen Sie dafür, dass das sofort durch eine Extraausgabe bekannt wird, erörtern Sie die nationale Notwenjdigkeit eines Verteidigungskrieges, betonen Sie unsere Friedensliebe, Verhandlungsbereitschaft etcetera etcetera mit dem Refrain: Der Wille des Volkes verlange den Krieg. — Natürlich, man hat uns angegriffen — so ein Esel — haben Sie schon einen Krieg gesehn, in dem das nicht der Fall war? (hüngt ab) Nimm Bravo, bravissimo, das nenn' ich tatkraftig. Du warst auch immer schon in unserer Schulzeit so ein Draufganger. Aber Du wirst jetzt viel zu tun 64 haben, ich will Dich deshalb nicht langer aufhalten, lieber Freund. Ich habe selbst noch etwas in der Stadt zu besorgén-ah-und was die Lieferungen für die Armee anbelangt, so sind natürlich zehn Prozent.... General No ja, ja s'schon gut Nimm Also dann auf Wiedersehn. General Empfiehl mich bestens bei Deiner Frau Gemahlinj (Nimm ab, General lautet, Ordonnans kommt) Die Herrn können eintreten. (Ordonnanz ab, er geht zur Karte, nimmt einen Zeigestab, die eingetretenen Offiziere stellen sich im Halbkreis um ihn) Schwerste Provokationen des Gegners zwingen uns, eine Strafexpedition auf einige Tage oder Wochen auszusenden. Auch fordert die öffentliche Meinung schon lange, unsere uns im letzten Kriege geraubte Provinz, wieder zu anneküeren. Im Felde, da ist der Mann noch was wert, da wird das Herz noch gewogen. Es lebe unsere befreite Provinz! Alle Hoch! (General niesst) Alle Zum Wohl! General Danke. Herr Oberstleutnant, (neigt auf der Karte) Zuerst steigen die Kampfflugzeuge auf, steuern über die Grenze, Direktion nordöstlich, verteilen sich dann hier oberhalb der Residenz in den Wolken und gehen dann gleichzeitig so tief als möglich nieder, belegen alle öffentHchen Gebaude, besonders Spitaler, Kirchen und Theater mit Gasbomben. Wieviel Einwohner hat denn die Residenz? Oberstleutnant Drei Millionen. 65 General Wielange kann es denn da dauern, bis sie erledigt ist? Oberstleutnant ln einer Stunde lebt keine Maus mehr in der Stadt. General Ausgezeichnet! Also — was ich jetzt sage, ist natürlich alles streng geheim Sie nehmen dreitausend Apparate, (zum Oberst) die Infantne gent so rasch als möglich in den Autokolonnen Tor und wartet, (zum Major) bis Sie die Minenwerfer, die Artillerie und die Tankabteilungen heraneebracht haben. (zum Admiral) Sie bombardieren die feindliche Kuste, (zum Hauptmann) jedes Truppenkommando sendet einen Verbindungsoffmer zum Stab (zum Oberleutnant) Sie haben ja den Train, (zum Stabsarzt) Sanitat. (zum Leutnant) Sie bleiben zu meiner persönlichen Verfügung. Alles kapiert?' Alle Jawohl! General Binnen drei Stunden ist alles gefechtsklar und die ersten Shrapnels fliegen hinüber. Also, an die Arbeit! (jeder der Offiziere geht an ein Telefon, alle sprechen zugleich) Alle Hallo 39, 27 Stelle 2 — Mobilisierung — Kommandant des 117 Regimentes — Hallo, wer dort — Falsch verblinden.— Drei Stunden — Dntites Lufteskader — 150 Einheiten - marschbereit - Bombarxlementflugzeuge, Anfklarer — Halb Fünf — Panzerkreuzer Papst Innocenz — Sofort öeim Ko^mandomSSS 10 leichte Kreuzer, 25 Unterseeboote? 125 U-boote — Nordostlich! — lltó — 39, 27 Stelle 2 — Nein, Hallo, Hallo? — 66 (die erste Türe links gent auf und mit dem Riicken nach vorne kommt ein Soldat her-eini General Infantrist! (Soldat hat sich nicht umgewandt) Sie Kerl, wen suchen Sie da? (Soldat wie vorher) Kommen Sie her! (Soldat dreht sich langsam um, schaut ihn an) Ist der Mensch normal? (Soldat gibt ihm einen Zettel, er liest) — „Wir haben uns mit allen Nachbarlanidern verstandigt. Ich ersuche Sie, an der allgemeinen, bedingungslosen Abrüstungskonferenz im Menschheitsheim heute Abend teüzunehmen. A" — Ha, das ist aber glanzend. No Sie kommen uns gerade recht. Glauben Sie, dass ich jetzt für solche Scherze Zeit habe? Sie Fallot! Sie haben sich mit dem Feinde verstandigt? Das ist Kriegsartikel 215. Verstandigung mit dem Feinde. Darauf steht sofortiger Tod durch Erschiessen. Sie Bandit. Mit Ihnen werde ich ein Exempel statuieren! Soldat Bi.... General Halten Sie das Maul, wenn Sie mit mir reden, sonst schlage ich Sie auf 67 der Stelle wie einen Koter nieder. Wie stenen Sie denn da, Sie gemeingefahrlicb.es Subjekt. Ist das ein Winkel.von 60 Grad? Sie Kamel, Machen Sie wenigstens vor dem Tod einen Winkel von 60 Grad. (er lautet, zwei Soldaten kommen) Nehmen Sie ihn, stellen Sie ihn unten im Kasernhof an die Wand, schiessen Sie ihm zwei Kugeln durch den Kopf. (die Soldaten nehmen ihn in die Uitte, wollen ab. Er schreibt schneü etwas auf einen Notizblock, reicht es dem General) General „Taubstumm, Vater von drei Kindern". (die beiden Soldaten zögern) Fort mit ihm! (sie gehn zur Tür, da lauft der Taubstumme nach vorne, fallt dem General zu Füssen, kniel, bittet) Raumen Sie den Schmutz da weg. Schneller! Sonst lasse ioh Euch beide einsperren, dass Euch die Schwarten krachen! Befehl ist Befehl! (sie zenen ihn hinaus) Dr. Ghetto Excellenz, er ist ja taubstumm. Sie haben doch ein gutes Herz. Begnadigen Sie ihn, mildern Sie das Urteill General. Mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten! Dr. Ghetto Ich appelliere an Sie als Christ. General Jetzt bin ich im Dienst und damit basta. (die Offiziere sind an die geöffneten Fenstertüren getreten, sehen in den Hof, aus dem man hört: „Laden, ladet, schiessen, grad aus, fertig, an!") General Schweinehunde, die, die schiessen ja nicht! Na, da bin ich schon mit anderen fertig geworden! (durchs Fenster schreiend) Zugsführer, nehmen 68 Sie Ihr en Zug! An die Mauer mit allen beiden! Auf mein Kommando! Schiessen! fertig! An! (da fliegt die zweite Tür auf, es erscheint ein Einbeiniger, er erfasst die Situation und stösst die Napoleonsherme um; alles blickt ihn an) General Ja, was soll denn das bedeuten? Einbeiniger A duldet es nicht, dass einem seiner Mitarbeiter ein Haar gekrümmt wird. General Wer ist A? Was ist A? Ja, ja da war unter uns ein Spion. Einbeiniger Sehn Sie dort oben die Antenne? Das ist der Spion! Jedes Ihrer Worte wurde bei uns gehort, und alle Gegenmassnahmen sind bereits getroffen. General Ja, ja was ist denn da heute los? Einbeiniger Wir wussten ja stets, dass wir eines Tages das alles zu erwarten haben. Feldprediger Mein Sobn, Gott selbst will diesén Krieg, er könnte ihn ja sonst verhindern. Wir sind im Recht, darum steht Gott auf unserer Seite. Einbeiniger Was hast denn Du mit Gott zu schaffen? Er schuf den Menschen, Du segnest die Waffen. Feldprediger Aber Deine Heimat, die Dir alles gab, ist in Gefahrj 69 Einbeiniger Was gibt mir meine Heimat? Das ist, was mir meine Heimat gab! (zeigt seine Krücke) Feldprediger Aber bei der Verbreitung solcber Ideen wird ja die Mannschaft nicht mehr kampten wollen. Sie verstehen die Tragweite Ihrer Worte nicht. Dann verlieren wir unsere scbönste Provinz. Einbeiniger Wir? Haben wir sie im Leben je gesehn? Gibt es nicht auch andere schone Provinzen auf der Erdkarte, die nie uns gehörten, aber doch immer dem Hochzeitsreisenden? Was bat sich geandert, wenn die Provinz einem anderen Reiche gehort? Die Berge nicht, nicht der Geschmack der Früchte auf ihnen. Nur eines und das ist das Nebensachlichste für die Völker und darum führen; sie Kriege. Das Bild auf der Briefmarke. General Ich dulde da keine politische Debatte mehr. Noch haben wir unsere treue Armee. Noch haben wir die Macht und nicht dieses. Menschheitsheim! (er zerreisst und zerknittert den Brief und wirft ihn wie einen Fussball in die Höhe, Einbeiniger ab, das erste Telefon lautet) Hanptmann (am Telefon) Excellenz, die Piloten der Lufteskader streiken. General Waas? Hanptmann Die Piloten wollen nicht aufsteigen. (zweites Telefon) Oberst Die Tankabteilung erklart, sie könnte aus gewissen Gründen nicht ausfahren. 70 General Ja warum nicht? Oberst Warum nicht? — Sie: sagen, das ist ihre Privatsache. (3. Telefon) Major Die Minenwerfer teilen mit, sie haben sich in einen Gesangsverein umgewandelt. General Da hört sich aber die Gemütlichkeit auf (4. Telefon) Oberleutnant Der Kommandant des fünften Corps sagt, seine Leute bedauern, sie haben momentan keine Zeit, sie sagen, sie sind mit den Vorbereitungen fur die Osterfeiertage beschaftigt. (5. Telefon) Lentnant Die Infantrie sagt, sie rückt aus General So, es gibt also doch noch Manner, die für ihr Vaterland kampfen wollen Lentnant .aber nur, wenn Herr General, sagen sie.... an ihrer Spitze zu Fuss mitmarschiert. General Sso, sso. Dr. Ghetto Wenn das alles so ist, meine Herren, so scheine ich ja hier überflüssig geworden zu sein und gehe. Habe die Ehre. (Dr. Ghetto ab, 6. Telefon) 71 Stabsarzt Die Sanitatskolonnen wollen auch nicht. General Sie mussen! (Dritte Türe fliegt auf) Sanitater Wann ist ein General ein guter General ? Feldprediger Wenn er gute Soldaten hat. Sanitater Wann ist ein General ein schlechter General? Feldprediger Wenn er schlechte Soldaten hat. Sanitater Und was ist ein General ohne Soldaten? (Sanitater ab — Vierte Türe fliegt auf) Der unbekannte Soldat Was ist ein Mensch, der jemanden im Walde totschlagt? Feldprediger Ein Mörder. (Unbekannter Soldat ab — Fünfte Türe fliegt auf) Der bekannte Soldat Was ist ein Mensch, der jemanden im Felde totschlagt? Feldprediger Ein Soldat (Bekannter Soldat ab — sechste Türe geht auf, der Beinlose kommt in einem selbstzuhcwegenden Wagen hereingefahren, an den sich ein Blinder halt) 72 Der Beinlose Gebt mir eine milde Gabe, Ich bin Euer Kamerad, Der Euch seine letzte Habe, Seine beiden Füsse gab. (er fahrt von einem zum andern, alle werfen etwas in seinen Hut, der Feldprediger ausgenommen, wahrend er sammelt, spielt stets der Blinde auf einem Werkel eine heitere Weise) Der Beinlose Sehet meinen Kampfgenossen, Lang hat er schon nicht gelacht, Er hat leider Euch, Ihr Grossen, Auch nichts Schönes mitgebracht. Auf der roten Heeresstrasse Hat man es ihm jbrtgenommen, Einer stach ihm in die Augen, Da sind dann herausgeronnen Alle Farben, alle Sonnen, So wie Eiklar aus dem Ei — Und es war vorbei, vorbei.... (zum weinenden Feldprediger) Er aber gibt Euch seinen Fluch, Er auf das Mitleid pfeift, Das gar gerührt zum Taschentuch Anstatt zur Börse greift. Ei, was hat da mein Gefahrte, Seht es Euch nur runig an; Eine Tafel tragt der Mann, Darauf steht: Ihr habt noch Augen, Damit Ihr seht, Dass ich keine habe. — Gebt ihm eine milde Gabe, Er ist Euer Katoerad, Der Euch seine letzte Habe, Seine beiden Augen gab. (er sammelt wieder) 73 An den Brücken, Mauern, Toren Geils Euch stetig in die Ohren, Mög' Euch aus der Ruhe schrecken: Wir lebend'ge Strassenecken. Wir hung'rige Kreuzersammler, Wir lastige Gehsteigzöllner Gaben für Euch Gut und Blut, Fördern von Euch den Tribut, Diese laut und jene leise, Ziehen um Euch enge Kreise, Singen Euch die alte Weise Mit der bittenden Geharde, Die früher gaben einen Teil der Erde, Der rechtmassig zu ihrem Leib gehort. Ueb'rall dies Wahrzeichen das Stadtbild stort, Das jahrelang der Welt muss Kunde geben, Von solchen die nicht und die doch noch leben Und als Plakat in allen Winkeln kleben, So sind wir in offene Herzen der Same, Machen für Kriege wir wirksam Reklame, Schrein Euch ins schlafrige Angesicht: Vergesset nicht! Vergesset nicht! Dann, auf leichten Engelsfüssen Tanzend einst durch dieses Land, Kommt ein Krüppel ohne Beine Mit dem Frieden Hand in Hand. Gebt mir eine milde Gabe,» Ich bin Euer Kamerad, Der Euch seine letzte Habe, Seine beiden Füsse gab. (ersammelt, Feldprediger dreht sein Geldstück erst dreimal um, gibt zum Schluss) Vergelt's Gott Herr, doch meine Glieder, Die kauf ich mir für zehn Cente nicht wieder. (beide ab, Siebcnte Türe geht auf) Ein j ahrig-Unf reiwilliger Melde gehorsamst 74 General Sie sind von der Kadettenschule? Einjahrig-Unfreiwilliger Melde gehoreamst, ja General Das ist das verlasslichste Material. — Meine Herrn! Wir durf en nicht langer untatig dastehen in höchster Gefahr. Wollen wir Offiziere auch gleich vaterlandslosen Individuen handeln? Wollen wir die bedrangten Landsleute unserer Provinz feige im Sticbe lassen? Die ganze Sache kann eine Mystifikation sein! Wir müssen versuchen zu. retten, was zu retten ist. — Melden Sie sofort dem Kommandanten, er möge sogleich mit allen Zöglingen bewaffnet hierher auf das Kommando kommen. Ich befördere Sie dafür zum Fahnrich! (Einjahrig-Unfreiwilliger zögert. General klopft ihm auf die Schutter) Sie sind ein Held, wie es diejenigen waren, die den Weltkrieg mitgemacbt haben. Einjahrig-Unfreiwilliger Nur wem vor diesem Heldsein graute, Der war ein Held, Denn es war arger, wenn man dem Tod ins Auge schaute... General Als Volksverrater, Drückeberger? Ein j ahrig-Unf r eiwilliger Ja, die als Volksverrater litten, Weil sie die Menschheit nicht verrieten. 75 Feldprediger Mein Sohn, Deine Tat wird in der Geschichte unseres Landes im ewigen Angedenken bleiben. Ein j ahrig-Unf r eiwilliger Melde gehorsamst, ich lebe lieber lebend, als ew'gen Angedenkens. Und noch etwas: Ich habe namlich einen alten Vater, Und er kann über keine Strasse gehn, Ohne dass ich ihn an der Hand so führe. General Und das Vaterland? Ein j ahrig-Unf reiwilliger Ja zwischen Vaterland und Vaterliebe Hatte ich die Entscheidung noch gespurt, Ist es das Vaterland, wenn ich nicht bliebe, Das Vater über eine Strasse führt? Ja, es ist mein Vater, denn er bat mich ja gezeuget, Was Sie, Herr, Excellenz, ja nicht getan. General Ich befehle Ihnen als Ihr Vorgesetzter Ein j ahrig-Unf reiwilliger Verzeihn, ich habe meinen Vater ja gefragt Und er lasst sagen, er erlaubt das nicht Und er ist streng und ich muss ihm drum folgen, Sonst ist er bos' auf mich und weint auch sehr. Sie Herr General, Sie sind nicht bös' auf mich' Wenn ich nicht folge, Und Sie weinen auch nicht, Wenn ich nicht folge, O nein, nicht wahr? Ihnen Ist das ganz gleich, wenn ich nicht folge, Denn Sie sind ein General, und ich — bin ich! 76 General Ja, Sie gemeiner Infantrist, in welchem Tone reden Sie zu mir Einjahrig-Unfreiwilliger Ja, Herr General, das war ein grosser Fehler, Wir haben, seit die Weltgeschichte ausgebrochen, Immer nur als Gemeiner zum General Und nie als Mensch zu Mensch gesprochen. (Trommelwirbel) O Herr, verzeihn Sie mir die Infamie — Ich bin, seit ich Spldat, so leicht erregt. O Herr General, ich sprach unüberlegt, Der Stabsarzt sagte auch: Neurasthenie, Das kommt vom vielen Beugen in die Knie. Hört, hört die Rettung, hórt, da kommen sie — Ich meld' es schon, ich werde stets parieren, Gleich werden Eure Truppen defilieren. (man hört das Marschieren einer Masse. Die Offiziere weichen scheu bis in die Uitte zurück, spater schleichen sie bei den Seitentüren hinaus und der General, bleibt aUein. Von einem armlosen Kommandanten geführt, kommen lauter Invaliden. Trommeln) Komman dant B—e—i—ai—1—o—s—e habt Acht! (Trommeln) Kommandant A—r—m—1—o—s—e salutiert! (Trommeln) Kommandant B—1—i—n—d—e rechts schaut! (Trompetensignale) 77 Kommandant Wohlan General. Du hast das Wort, Die Krüppel bestimmen Dich zum Rapport. (General halt den Rapport ab) Erster Krüppel General, ich will meinen Fuss zurück! Zweiter General, ich will meinen Arm zurück! Dritter General, ich will meinen Sohn zurück! Vier ter General, mir fehlt vom Kopf ein Stück! Ffinfter Wo ist mein Bein, wo ist meine Hand? Seehster General, General, wo ist mein Verstand? Siebenter General, habt Ihr neues Augenlicht? Achter General, General, warum sprichst Du nicht? Neunter Sag, hast Du denn kein Herz, General? Gib mir einen Erlösungsschuss. Zehnter Mir fehlt der rechte und linke Fuss; Du hast ja einen im Ueberfluss. 78 Elf ter Krüppel Ich hab' meine Finger vor Verdun verloren, Und niemand hat sie mir zurück noch gebracht. Zwölfter Mir, Herr, durchschoss jemand beide Ohren; Ich höre nicht mehr, wenn Ihr über mich lacht. Dreizehnter Mir fehlt ein Viertel vom Gesicht. Alle General, Du musst vors Kriegsgericht! Dreizehnter Wir warnen Dich zum letzten Mali Alle General! General!! General!!! General!!!! General Und was — was wird aus der Provinz? Alle He, heha, hehaha, hahahahahahaha (steigert sich bis zum irrsinnigsten Gelachter indessen auf der transparent feuchteten Weltkarte die politischen Grenzen verschwinden und die alte Welt exnem Totenkopf und die neue einem Embryo ahnlich wird) VORHANG 79 i FUNFTER AKT Wenn Du willst - ist es kein Theaterstiick; Beachte darum das Nachwort. Vorhang unten. Hammerschlage, wie ein Xylophonspiel mit Mannergesang nach der Melodie „Hinaus in die Perne". Wenn der Vorhang gestiegen, erblickt man einen Teil des Menschheitsheimes mit beflaggten Gerüsten. Man wirft Ziegel von Mann zu Mann bis hinauf. Eine Last wird von Vielen bis hinter den Vorhang hochgezogen, Rechts dreht sich ein Materialpaternoster. Leitern werden abgebrochen. Die Arbeiter in Reformkleidung steigen spater von den Gerüsten, setzen sich in Gruppen zusammen, essen, plaudern, Sonnenaufgangs- stimmung. Ar beiter Wir hammern xind hammern und hammern unser Haus Und rasten erst beim Damraern des spaten Abends aus, Und Stein zu Stein bis in des Himmels Blau Erbaun wir der Menschheit gewaltigsten Bau. Drum aufwarts und nieder und hin und her, Ihr klingenden Lieder macht Arbeit nimmer schwer; Horuk, horuk, einmal auf (Vorhang steigt) und zweimal drauf, Wir zie'hn die weisse Fahne am Menschheitsheime auf. Wanderer Was ist das für ein Gebaude? Vorarbeitex Du bist wohl der Einzige auf der Welt, der das nicht weiss. Wanderer Ich bin diesem Lande lang ferne gewesen. Haben Sie vielleicht jemanden, der mich hier ein wenig herumführen könnte? Vorarbeitex Natürlich. (zu einem Arbeiter) Geh, hole einen Fremdenführer. Wanderer Es ist hier eine ganz eigentümliche Atmosphare. Vorarbeitex . ','< Ah, da kommt schon einer \ (auf Nimm weisend) Nimm Meine Reverenz — was, ist es möglich — Du? Wanderer Na so ein Zufall, ja sag', wieso kommst Du daher? 85 Nimm (Gekt mit ihm seitwörts) Dir als alten Bekannten kann ichs ja anvertrauen, mein eigener Sohn (üüstert) General Só, so? Davon hast Du mir aber nie etwas erzahlt. Ja sag, was ist denn hier eigentlich? Nimm O wie nach einem Mekka oder Heiligem Grabe man einst gepilgert ist, um ruhig sterben zu können, so beginnt dieser Bau alle Menschen des Erdballs in seinen Bannkreis zu zieh'm mit fast magischer Macht. Kranke kommen zu uns, wie zu den Quellen von Lourdes, Zweif einde kommen um Ratschlag, wie zum Orakel von Delphi, Wissensdurstige, wie zur Bücherei Alexandrias, Globetrotter, Porscher und Künstler, Leute aus allen Berufen scharen sich vor seiner Eröffnung, wie die Tauben um die Markusdomstufen. General Ja wieso ist denn das Ganze gerade jetzt und gerade hier erbaut worden ? Nimm Gerade jetzt, denn nie noch war so sehr mit Menschenblut gedüngt der Ackerboden, jetzfwar die Zeit zur Friedens-Aussaat da. General Ja sag, wieso bist Du denn auf einmal so vom Frieden begeistert? Du bist doch, wenn ich mich recht erinnere, stets so dagegen gewesen? Nimm Verzeihn, für den Frieden war ich immer, ich war nur nicht gegen den Krieg. Aber jetzt ist in mir eben eine innere Wandlung vorgegangen. Ja sag, wo hast Du die letzten Jahre gesteckt, dass Du das alles nicht weisst? General Ich bin gleich mach dem Zusammenbruch ins Ausland gefahren und habe ganz zurückgezogen auf einem Gut gelebt und mich um gar nichts 86 mehr gekümmert. Was ist denn aus der ganzen Armee geworden, aus unserem Offizierscorps? Haben die nicht alle ihre Position verloren? Nimm Keine Spur. Alles ist geblieben. Nur haben die Soldaten jetzt bei uns statt der Gewehre und Sabel, Spaten und Schaufeln. Es wérden hier ringsum Bahnen, Garten und Bader angelegt. Ja das Land ist sehr reich geworden. Aber sag, was machst eigentlich Du jetzt? General Was macht ein Mensch, der keine Zukunft mehr hat? Er schreibt seine Erinnerungen. Doch weisst Du, ich bin mit meinem Schriftstellerberuf nicht zufrieden. Sag' kannst Du mir nicht eine Anstellung hier verschaffen? Nimm Ich glaube, das wird nicht gehn. Hier werden nur gute Menschen aufgenommen und Du scheinst mir noch immer der Alte zu sein. Du warst doch damals ein miserabier Kerl. Aber ich werde sehn, was sich machen lasst. Zur Besserung ist nie zu spat: Warte nur, wenn Du erst ein paar Wochen hier bist, werde ich noch aus Dir ein wertvolles Mitglied der menschlichen Gesellschaft machen. Schau, siehst Du, dort kommen die Lehrer vom Heim. Komm, gehn wir lieber, ich will Dir zuerst das Innere zeigen. (von einigen voranlaufenden Kindern begleitet, kommt der erste Lehrer, ihm folgt eine Jlrbeiterschar). Erster Lehrer Ich komme nach weitem Wandern aus dem Westen zurück, Manchmal hab' ich dort ein Wort, das einfaltigste aller Worte, Das Wort, „TJnmöglich" gehort. Als es kein Dampfschiff noch gab, Erschien eine Broschüre, Die den Nachweis geführt, Dass es unmöglich sei Von Europa nach New York mit dem Dampfer zu reisen. Der erste Dampfer, der in New York die Anker warf, Brachte zu Hunderten diese Broschüre mit. 87 Ist es unmöglich, daas zwei Menschen miteinander reden, Wenn auch der eine ajn andern Ende der Erde steht? Ist es dem Menschen unmöglich, sich in die Luft zu erheben, Und höher als Vögel zu fliegen? Ist es unmöglich, dass Menschen, die Mauern von Jahren und Fernen, Durchschauen mit seltener Gabe, als ob sie durch Fenster bloss blieken? Sollt' es dem Wesen, das so beschenkt ist mit herrlichen Kraften, Wirklich unmöglich sein, ewigen Frieden zu halten? So wie die Phantome von gestern die Wahrheiten wurden von heut, Werden die Phantome von heute von morgen die Wirklichkeit. Was dem Hirn ausdenkbar ist, muss der Hand ausführbar sein Und geschahe es auch das erste Mal in der Zeit, Alles ist möglich, nur eins nicht, die Unmöglichkeit. (es kommen neue Zuhörer mit dem zweiten Lehrer, man lagert auf der Erde) Zweiter Lehrer Ich habe alle Ideen durchdacht Und alle bedeutenden Werke studiert, Ich weiss, welcher Fehler immer gemacht, Ich habe alle Probleme entwirrt, Ich kam zu des Wissens letztem Schluss, Dass wertlos das Weinen und wertlos das Lachen, Dass, um die Zeiten besser zu machen, Man nichts-als die Menschen andern muss. Doch nicht mit Lehren, davon gabs genug, Die machen sie wohl entsetzlich klug, Doch machen sie sie nimmermehr gut. Das also die Menschheit nur nötig hat — Eine Tat. Eine Tat, die einer für alle beginnt, Eine Tat, die alle für sich gewinnt, Eine Tat, die so viel gemeinsam Interessen, Dass man die gesonderten könnte vergessen, Eine Tat, dass es könnt' bei den Menschen geschehn, Dass sie nicht mehr als Gegensatz Unterschied sehn. Das wusste ich alles und dennoch hat Es keinem genützt, es fehlte die Tat. 88 Ein Kind Und wer tat nun die Tat hernach? Zweitei Lehrer Die Tat geschah, bis Er einst sprach: Ihr müsst zurück in der Geschichte gehn Bis zum grossen Missgriff, der in ihr gemacht, Namlich, beim Turmbau zu Babel, Da er in den Himmel sollt' gehn, Dessentwegen ein Streit dann Und dadurch der Einsturz geschehn, Dadurch die Worteverwirrung, Wodurch das Nichtverstehn, Deshalb das Sichfeindlichfühlen Und — Gegeneinandergehn. Und nun sprach Er zum Volke: Bau nochmals, es ist leicht, Doch sei diesmal zufrieden, Wenn er zur Menschheit reicht. Das jedes Kind auch verstanden hat Und jeder wusste: das ist die — Kind Tat. (Neue Zuhörer kommen mit dem dritten Lehrer) Dritter Lehrer Einst kam ein Königssohn, der sonst wohl nicht zum Revolutionar die Eigenschaft, Und doch war er jene bewegend Kraft, Die einen halben Erdteil fast bekehrt; Dann ein Zimmermannskind, ganz ungelehrt, Einen neuen Glauben verkündend sprach, Und Abertausende beten ihn nach; Dann war's ein Kaufmann gar, der plötzlich ward Prophet, Und sagen musste, was das Sein bedeutet 89 Und dessen Name durch die Lande geht Und dessen Wort sich meilenweit verbreitet. Und alle drei haben Liebe erstrebt, Und überall ist der Hass aufgegangen, lm Namen derer, die dem Heil gelebt Hat man gefoltert und gehangen. Jahrhunderte sind vorübergerast, Und ein Jahrzehnt nach dem andern versahk, Und lange ward nicht das Wort erfasst, Das vom ersten Tag durch das Jahrtausend drang, Da lange ringsum Kanomen vonnöten, Das Wort vom Berg Sinai: Du solist nicht toten. Darum musste es einer wiederholen: Du darfst nicht töten, in keinem Fall! Bis der Berg Sinai den Widerball In allen Gebirgen der Erde gebar — Und jeder Berg ein Sinai war. O sagt, wer weiss, ob uns'res Meisters Streben, — In welchem alle Riten einig werden — Ob es nicht vielleicht schon in wenig Leben Die Glaubenslehre bildet unsrer Erden; Ob wir nicht Zeitgenossen einer Stunde, Die man schon tausend Jahre lang erwartet, Doch die die Nachwelt erst als Markstein aber, In dér Geschichte dieser Zeit wird sehn, Da wir, weil wir selbst ihr so nahe stehn Und uns zu sehr in Endliches verstricken, Nicht ihre Weltbedeutung überblicken. So wie die Kreuziger es auch nicht wussten, Dass ihre Kinder Christen werden mussten. Ob nicht vielleicht Mohammed, Buddha, Jesus Ein und dasselbe Wesen, ganz allein, Ob nicht vielleicht, es liegt so nah der Schluss, Unser Meister derselbe Mensch sein muss, Der das Begonnene zu Ende führt?! Ob nicht vielleicht wir alle, alle, alle Er selber sind und in ihm einst aufgehn!?! 90 (Plötzlich kommt Unruhe in die Menge, „Er kommt" gent von Mund zü Mund. Man ordnet sich zum Spalier, alle blieken nach rückwarts und winken mit Blumen, als A vorbeigeht. A setzt sich auf einen Stein, die Kinder führen ein Tanzspiel auf, ein kleines Madchen tanzt mit einem Blumenkranz auf dem Kopfe in der Mitte allein, tanzt auf A zu und legt ihm ihren Kranz zu Füssen. A hebt es empor, tragt es nach vom, stellt es sachte auf den Boden, da bemerkt er Gertrud, die sich vorgedrangt hat) A O, Du bist'wieder da? — Es freut mich, dass an diesem Feiertage auch die um mich, die einst die Sorgen teilten. Warum so scheu denn? Reich mir doch die Hand! Gertrud Dein Werk ist zu erhaben, Als dass ich Dir die Hand noch geben dürfte, Und da ich eben daran denken muss, Ob dieser Bau alle befreien wird, So fürchte ich, dass manche bleiben könnten, Die unerlöst hi Qualen sich verzehren. A Der Bau kann auch nicht jemanden erlösen, Jeder muss selbst sein Leben richtig leben. Er kann nur aufdecken all seine Blossen Und ihm den Schlüssel zur Genesung geben. Der Bau war hur dem Friedensziel geweiht, Doch gross, mein Kind, ist die Unendlichkeit Und hinter Zielen warten neue Ziele Und was ich tat, war nur ein Wegbereiten. Es war, gemessen an den Ewigkeiten Nicht mehr — als einer Feder Niedergleiten. Gertrud Das hast Du mir nie damals so gesagt. 91 A Sprich lauter Kind, so dass es alle hóren. Nur Menschen, die gar nichts Geheimes kennen, Nur solche nur, wird keine Lüge trennen. Gertrud Was wird denn noch durch dieses Heim getan, Wie wird es einmal sein in ferner Zeit? A Einst wird die Erde nur ein Tanzsaal werden Und alles, was die Menschenkinder reden, Das wird nur liebreich und im Rhythmus sein: Ich sehe viele Lander ohne Hassen, Verbrüdert haben sich die Völkermassen, Ich höre üb'rall: Helfet, stützet Euch. Gekommen ist das tausendjahrig' Reich. Jedoch damit der Mensch zum Menschen kann, War nötig, dass er sich auf sich besann. Gertrud Erlaubst Du, dass ich Dich noch etwas frage? A O frage nur, o würden alle fragen! Das ist es ja, warum das grosse Klagen, Dass viele lieber gehn in Irrtums Bann, Als dass sie nur die Lippen aufgetan. Gertrud Du siehst, selbst ich bin so der Du mein Lehrer warst Wie erst das Volk? Das Volk ist leicht, Es hat noch nicht den Sinn des Seins erreicht, Ach, es gewöhnet sich genau so schnell An gute, wie an schlimme Zeiten. Wer wird es, wenn Du nicht mehr bist, geleiten? Fallt da nicht alles wiederum zurück Und war allein ein kurzer Traum von Glück? 92 A Ich habe eine Flamme angezündet, Die nie und nimmer je erlöschen wird. Ich habe durch dies Werk die Zeit begründet, Die nur mehr vorwarts, bis ans Endziel führt. Es werden sich die Horizonte weiten Wohl viele Male noch auf dieser Erden, Jedoch der Mensch wird immer leichter schreiten, Und es wird immer, immer schoner werden Auf! Menschen, die im Mutterschoss die Saat der Erde saen. Erwachet, die als letztes Los zur Mutter Erde gehn, Und schliesset die Reihen von Hand zu Hand, Vom Lande zum Meer und vom Meere zum Land, Dass ströme Wille aus mir und in mich: Alle Ich! A Vor vielen Jahren war die Welt noch taub und blind und stumm, Ein langes, leeres Totenield mit Leichen um und um; Der Bruder von drüben, drei Schritte entfernt, Erschlug seinen Bruder, weil er nicht gelemt Die Sprache, die Du spricht, darum schlug er zu: Alle i • \l •?% Du! A Das Blut war rot, man schlug sich tot, hat sich nie Leid getan, Mensch wider Mensch, Rot wider Rot und Wahnsinn wider Wahn; Warum? Weil es Einer den andern befahl, Den Frauen die Söhne und Manner fortstahl, O fraget, Ihr Frauen, nur immerzu: wer? Alle Er! 93 A Solang vom Kriegesfeuerschein allein ein Fuhke flammt. Dart kein Wort je gcs'prochen sein als eins, das ihn verdammt; Doch gabs keine Liebe, wir wüssten kein Lied, Wir stunden und hassten in Reihe und Glied. Es erklaren dem Kriege den Krieg drum hier: Alle Wir! A Die Erde süsser Früchte reich in grossem Ueberfluss Erfüllt ein Fühlen, sehnsuchtsgleich, nach grösserem Genuss, Solange im Leben die Sehnsucht noch loht, Solang überwindet das Leben die Not. Gelobt sei Gestein und Gewachs und Getier: Alle Ihr! A Tiefatmen und den Bliek nach vor und freuet Euoh des Seins, Die Schwurhand hebt zum Eid empor und schwöret zu sein, Eins. Wir schwören für ewig uns Blutsbruderschaft, Denn Eins sein, heisst frel sein und Freibeit ist Kraft. Die Menschheit ist Bürge, solch Eid bricht nie: Alle Sie! A Seid einig, wie die Melodie aus Euren Seelen dringt, Dass sie als Friedenssymphonie der ganze Erdkreis singt, Und lasset als Zeichen für alle Zeit Uns erhalten die Kirche der Einigkeit: Den Millionen, dem Menschen, dem Gott, dem Genie! Alle Ich! — Du! — Er! — Wir! — Ihr! — Sie!.... VORHANG 94 NACHWORT. Aus Deiner Nahe, am Vorabend einer neuen Zeit. Lieber Mitmensch, leb gebe Dir dies Bucb. Ich habe es eigens für Dich geschrieben. Ich habe es geschrieben, um Dich vor dem Tode zu erretten. Der Tod ist der Krieg. Krieg ist banal, Krieg ist unintelligent, Krieg ist talentlos, Krieg ist ordinar, Krieg ist Pfui. Das weisst Du und ich. Du weisst auch, dass das Wettrüsten weitergeht. Weitergeht, so ungeheuerlich klar das Bewusstsein der Nutzlosigkeit des Krieges. Weitergeht, so ungeheurlich klar das Bewusstsein des Verbrechens des Krieges. Weitergeht, so ungeheurlich klar das Bewüsstsein der TJngesetzlichkeit des Krieges in jedem Einzelnen lebt. Wieso kommt es nun, dass bei dieser Einmütigkeit des Wissens die des Handelns ganzlich fehlt? — Daher, weil der Friedensbewegung noch immer der nüchterne Bliek für eine reale, ungeheure Tatsache der Gegenwart fehlt. Diese Tatsache ist, dass die Menschen heute noch, fast immer und überall, sodass es den meisten eben gar nicht auffallt, zum Krieg erzogen werden. Die Versuche, auf Konferenztischen 'und Rednerpulten den Weltfrieden zu schaffen haben sich wohl schon genügend oft wiederholt um einzusehen, dass sie untauglich in jeder Beziehhung; denn die Leute, die ein Interesse daran haben, dass sich die Massen abschlachten, ignorieren Konferenztische und Rednerpulte und für die breiten Massen wiederum sind die Konferenztische zu klein und die Rednerpulte zu hoch. Ich sagte vorhin: man wird zum Kriege erzogen. Er gibt namlich kein anderes Mittel wenn wir von Menschen 97 etwas erreichen wollen, als sie dazu zu erziehen. Man kann sie also, gerade so gut wie zum Krieg, auch zum Frieden erziehen. Und das allein ist die Lösung des Friedensproblems: die Erziehung. Denn nur sie verzichtet auf künstliche Gewaltmethoden und schliesst sich der natürlichen Entwicklung fördernd an. Ein Buch kann grosse Macht bekommen. So manches Buch hat die Geschichte nachhaltiger als mancher Krieg beeinflusst. Das Wett-Rüsten aller Staaten hat dieses Buch notwendig gemacht. Das Buch soll das Wettrüsten überflüssig machen. — Jedoch gegen die gigantische Maschinerie des Krieges erscheint ein Buch ein recht armseliges Vis-a-vis. Das ist es auch. Nicht etwa ein Buch an sich bedeutet etwas, sondern der Impuls, der aus ihm hervorgehen kann. — Ein Buch ist nur ein Sarg, worin das leblose Wort aufgebahrt liegt. — Doch wenn das Wort aufersteht, wenn das Wort zu lauten beginnt in den Glockentürmen der Kehlköpfe, wenn das Wort zu hammern beginnt in den Waffenschmieden der Gehirne — da kann es Abertausende wachrütteln, mitreissen zur Erkenntnis und Befreiung. — Und wenn jemand dem leblosen Worte dieses Buches einen Resonanzboden geben würde, wenn jemand der Seele dieses Wortes den fehlenden Körper gabe, so könnte es unabsehbar vervielfacht das leisten, was es so nur einfach konnte. In derselben Zeit, in welcher einer zum Frieden bekehrt wurde, könnten Tausende bekehrt werden. Und nur darum handelt es sich doch. Denn wenn niemand mehr den Krieg will, — so ist er eben gewesen. Ideen beherrschen die Völker. Um eine Idee grosszügig zu verbreiten, muss man sie grosszügig propagieren. Und welche Propaganda ware grosszügiger und zugleich eindringlicher als jene, bei welcher dem Worte noch das Bild und die Handlung zu Hilfe kommen, um so vereint zu wirken, wie das beim Anschauungsunterricht geschieht. Dieser Unterricht kann nur systematisch in jener Schule erteilt werden, deren Lehrkanzel Bühne heisst. Deshalb will ich mein Theaterstück mit einem Bühnenkünstler- 98 ensemble einstudieren, und damit eine Welttournée unternehmen. — — Es gibt nun überhaupt keine andere technische Möglichkeit, ein internationales Sprachrohr des Friedensgedankens zur Masse zu schaffen, ein lebendiges starkendes Bindeglied zwischen den pazifistiscben Bewegungen der einzelnen Staaten, als durch so ein Theaterensemble. Um dieses Ensemble zusammenzustellen benötigt man Geld. Es sind das keine Hunderttausende, sondern 15.000 Dollar. Welche Bedeutung das Theater in der menschlichen Gesellschaft einnimmt, brauche ich nicht zu erörtern. Es ware sonst wohl nicht das Instrument der vornehmsten Geister aller Epochen gewesen. Jedoch eines muss ich erörtern und unterstreichen: und zwar, dass es sich hier um mehr, als um die Inszenierung eines Theaterstückes handelt. Das Theaterstück soll nur der Auftakt einer umfassenden Friedensoffensive sein. Es bedarf keines Dichters, sondern eines Organisators des Weltfriedens. Du meinst, warum ich dann ein Theaterstück geschrieben habe? So höre: Wenn ich Dir ohne dieses Stück gegenübergetreten ware, woran solltest Du dann meine Kraft erkennen? Ich brauche Dein Vertrauen. Man vertraut nur der Kraft. Dieses Werk ist aber eine Legitimation meiner Kraft. Man betreibt sehr viel Wohltatigkeit. Man gibt da aus noblesse oblige, um den Armenleutegeruch los zu werden, oder als Schweigegerd für das Gewissen. Man hilft, ohne helfen zu können. Man hilft bis zum nachsten Nachtmahl. Doch wer wirklich helfen will, will dauernd helfen. Wer wirklich helfen will, darf nicht wohltatig sein, er muss werktatig sein. Wer wirklich helfen will, darf nicht weichherzig sein. Wer wirklich helfen will, muss hart, muss uni»armherzig-gut sieün, muss verschwenderisch-sparsam sein. Er muss vor allem selhststandig denken können. Er muss die Ursache, die Wurzel des Uebels erkannt haben. Und diese, nur diese muss er auszurotten helfen, denn damit hat er alle Folgeerscheinungen ausgemerzt, damit hat er wirklich geholfen. Es ist ja kaum glaublich, dass die meisten meinen, indem sie oberflachlich über die tiefe, eiternde Wunde Krieg, Schönheitspflasterchen der 99 Wohltatigkeit kleben, dass damit das Geringste getan sei. Im Gegenteil sie haben nur den eiterigen Schmutz, der auf dem Grunde der Wunde liegt verdeckt, versteekt. Die Seuche frisst unter der Wunde weiter Sie haben etwas getan, was sie ihrem Arzt nie verzeihen würden. Deshalb- Jede Geldausgabe für wohltatige Zwecke ist unmoralisch, solange nicht für die dringendste Menschheitsaufgabe alle erforderlichen Summen bereiteestellt sind. Der Krieg forderte Geld, Geld und wieder Geld. Der Friede kann auch ohne Geld nicht geführt werden. Und der Friedensbewegung fehlt vor allem, was dem Krieg nie gefeb.lt hat: Geld. Reden wir deshalb überhaupt nicht mehr vom Frieden — (solange kein Geld da ist) — sondern sprechen wir nur immer vom Geld Es müssen vor allem alle, die vorgeben, den Frieden zu lieben, ihre Liebe durch ein Geldopfer beweisen. An eine Liebe ohne Opfer glaube ich nicht. Das ist niedrige, ekelerregende Heucheleiü! — Dieses Buch ist eine Opferschale. Jetzt verkrieche Dich nicht. Jetzt kommt es darauf an. Jetzt gib Deinen Teil. Von dem Augenblick an, in dem Du mein Werk kennen gelernt hast, gehort Dein überflüssiges Geld nicht mehr Dir. Es gehort der Friedensbewegung. Du darfst es ihr nicht vorenthalten, nicht stehlen. Es ist eine Ehrenschuld. Ehrenschulden nimmt man doch stets ernster als andere, denn sie unterliegen dem Kommandoruf des Herzens. Sollte dieses Kommando nicht eben so bindend sein wie das eines rohen Korporals? Muss man Dich erst treten und anspeien, um Deine Opferbereitschaft zu erwecken? Nein, nein! Wenn Du im Kriege für fremde egoistische Interessen Dein Blut gabst, wirst Du doch für Deine eigenen wenigstens einen Teil Deines Gutes übrig haben. Und auch das lass' Dir gesagt sein. Für den Frieden kann man nur im Frieden arbeiten. Wenn der Krieg einmal ausgebrochen ist, überschreit immer das Gekreisch des Hasses die Stimme der Versöhnung. — Hast Du kein Geld, so verkaufe Deinen teuren Hauskram, Deinen 100 kostbarsten Schmuck. — Sollte icb Dich überschatzen? Solltest Du wirklich nur der Skiave Deines Schmuckes sein? Nicht sein Besitzer, sein Herr? Ich möchte Dir gerne meine Meinung über das Schmucktragen mitteilen: Ist man schön, braucht man keinen; ist man nicht schön, nützt er nichts; will man bewundert werden, wird man beneidet werden; will man beneidet werden, wird man gehasst oder belachelt werden; will man dadurch auffallen, so wird man es wohl, bei — Raubmördern und Steuerreferenten. Ich schenke Dir da ein Gedicht. O Menschenkind, o Menschenkind Was bist Du doch für Tori Auf Klang und Kling, Auf Ting und Tang Hast jahrelang, hast jahrelang Du Dich gut vorbereitet. Doch auf den letzten schweren Gang, Den jeder, Hoch und Nieder, schreitet, Ganz draussen, Grab für Grab entlang,zur grossen stummen Klagebank, Ohn' die es keine keine Ruh, Bereitest Du, bereitest Du Dich nimmer, nimmer vor, Du Tor. Dann stöhnet jeder schuldhewusst Und schlagt sich reuig an die Brust Und sagt: Ich hab es nicht gewusst. Denn da, denn dann erzittern sie Die witzigen Gemüter, Denn streng gewogen werden nun die Güter, alle Güter; Nicht jene, die gesammelt er, gesammelt er im Leben, • Sondern nur jene, jene nur, die gern er fortgegeben. Und umsomehr Du gabst der Last, je mehr wird Dir beschieden Und wenn Du keinen Cent méhr hast, hast Du den ew'gen Frieden. 101 Solltest Du Dich noch immer an ein Perlencollier, an eine Diamantbrosche klammern?Wenn Du noch dazu ihre vollstandige Ueberflüssigkeit in Deiner Schatulle erkannt hast und ihre Unentbehrlichkeit in der Friedenskasse? Wenn ich jetzt auch nicht die offene Hand zu Dir hinstrecke, wenn ich Dir auch jetzt nicht in die Augen schaue, sieh' zwei grosse Augen, die bittend auf Dich gerichtet sind, bittend und erwartungsvoll. Du darfst das Vertrauen, das ich in Dich setze, nicht enttauschen. „KONTO ZUR AUFFUERUNG DES FRIEDENSWERKES A — BANK LANDRY — DEN HAAG — HOLLAND." odei „KONTO ZUR AUFFUERUNG DES FRIEDENSWERKES A — INCASSOBANK — DEN HAAG — HOLLAND auf Namen S. v. Rees Broese van Groenou und C. Mulder v. d. Graaf de Bruijn, Kassier des Niederl. Verbandes von Staatsbürgerinnen". Du wirst selbst wissen, was Du zu tun hast. — Es klingt das zwar sehr prosaisch, aber es gibt momentan leider keine andere Möglichkeit, um etwas Poetisches zu tun. Mögest Du nur mit derselben Selbstverstandlichkeit, mit der Du Kriegsanleihe zeichnen würdest auch jetzt handeln. Und wenn Du das getan, freudig getan, dann hast Du die grosse Tat, das Wunderbare vollbracht, das geschieht, wenn kleine Menschen wie' Fürsten verschenken, wenn Menschen die Fesseln des Geizes abwerfen, wenn sie über die furchtbare Tyrannei der Materie gesiegt haben. — Und Du wirst Dein totes Gut lebendig werden, wachsen, arbeiten sehen. Und wenn das Werk fertig vor Dir steht, als eine weithinschallende Fanfare des Friedens, wird es Dir eine befriedigende Genugtuung sein, mit der Ueberzeugung, diesmal wurde nicht umsonst geholfen, sprechen zu können: es ist auch mein Werk. Und jedesmal, wenn der Vorhang nach dem letzten Akt niedergeht, wird Dir eine grosse 102 entschlossene Menge sagen, was Du getan hast, wird eine neue Schar zur Friedensarmee übergehen. Und wahrend in einem Theater die Menge dem Schauspiel fölgen wird, werden schon in der nachsten Stadt Ankuhftsproklamationen an allen Strassenecken unser Kommen vorbereiten: „Wir sind das Sprachrohr der Stummeni Wir sind das Hörrohr der Tauben! Wir sind das Fernrohr der Blinden! Wir sind die Krücke der Lahmen! Wir sind der Kopf der Enthaupteten! Wir sind das Rückgrat der verbogenen Menschheit! Wir sind gekommen, uim den Hass zu löschen. Wir wollen uns die Hande reichen Ueber alle VorurteÜe hinweg, Ueber alle Sekten hinweg, Ueber alle Grenzpf ahle hinweg Wollen wir uns die Hande reichen, Fest und lange, Die Hande. Wir sind gekommen, um den Hass zu löschen." Und so wird es weitergehen um die ganze Erde, weitergehen, bis dem letzten das Gewehr zu Boden gleitet, bis alles in einem einzigen jubelnden Hymnus der Liebe zusammenklingt. Dieses Buch kennen, heisst, seine Pflicht kennen. Ausreden gibt es da keine. Aber ich bin überzeugt, dass Du die Tragweite meiner Idee ermessen konntest und dass deshalb Dein Friedensopfer im richtigen Verhaltnis zu Deinem Reichtum stehen wird, Vergiss nicht, 20 Millionen gesunde, lebensfrohe Menschen sind durch den Weltkrieg hingemordet worden. Von Dir hangt es ab, ob Du der 20,000.001. Tote sein wirst. Mit innigen Grüssen, Dein Freund. REFERENZLISTE. Dr. H. P. Berlage, Architekt B. N. A. Scheveningen, Violenweg. Mevr. Carry van. Bruggen, Laren. Ing. D. de Clercq, Zandvoort. Leg. Rat Dr. A. Duffek, Oesterreichischer Gesandter in Holland, Den Haag, Koninginnegracht 29. Prof. Dr. D. van Embden, Mitglied der Ersten Kammer des Parlamen- tes, Amsterdam, Prins Hendrikkade 171. Jan Fabricius, Direktor des Odeon-Theaters, Den Haag, Accaciastraat 14. Mevr. Frensel-Wegener, Aerdenhout, „De Distel". Ing. Jan Gratama, Amsterdam, Vossiusstraat. Mevr. Amy Grothe-Twiss, Hilversum, Zonnelaan, „Maya". J. N. de Jong, Vorstand des Rotterdamschen „Vredeskring", Rotterdam, Oostzeedijk 206. A. Ariëns Kappen, World League of Cities Committee, Amster¬ dam, Raadhuisstraat 15. Mr. L. A. Kesper, Niederl. Gruppe der Interparlamentarischen Union, Rijswijk. D. S. J. Kessler, Den Haag, Villa Duinhof, Parkweg. Mevr. F. E. Kremer, . Overvecn, „Duinhoeve". Mr. J. Limburg, Mitglied des Parlamentes, Prasident der Ver- einigung für Völkerbund und Friede, Scheveningen, Villa Candida. C. W. Matthes, Breukelen, „Huize Kweekhooven". Mevr. André de la Porte, Baarn, Parkstraat 23. Ing. Dr. H. J. Prins, Hilversum, Eikebosscherweg 5. Mevr. C. Ramondt-HirschmanPrasidentin der Niederl. Abt. des Int. Frauen- bundes für dauernden Frieden, Amsterdam, L. Simons, Leiter der „Wereldbibliotheek", Den Haag, Prinsevinkenpark 42. Gérard Walch, Directeur de la société des Ecrivains de Province, Bordeaux, 21 rue Montbazon. Dr. J. L. Walch, Prasident der Vereinigung Niederlandischer Schriftsteller, Den Haag, Hanenburg- laan 240. 104 ALS GELEITWORT Abschrift eines Briefes von HERRN DR. WILLEM ROYAARDS, Direktor der Könighchen Vereinigung „Das Niederlandische Theater". Amsterdam, 1 10. 24. Sehr geehrter Herr Beer, Wie ich Ihnen gestern nach Ihrer Vorleaung sofort gesagt habe, habe ich mit dem allergrössten Interesse Ihre dichterisehe Arbeit kennen gelernt und es ist mir ein wahres Vergnügen, als Begleitungs wort dem Druck nachfolgende Zeilen mitgeben zu durf en: „Das Friedensdrama „A" von Herrn Paul Beer, ist ein bühnentechnisch starkes Werk mit bedeutenden, neuartigen Ausdrucksmitteln, das seinen Zweck unzweifelhaft erfüllen wird. Ich glaube, dass die Erstaufführung dieses Werkes einem historischen Ereignis gleichkommen wird." Ich bin gerne bereit, naher mit Ihnen zu besprechen, wie es sich würde ermöglichen lassen, mit geeigneten Kraften eine Aufführung vorzubereiten und ich werde auch, wenn Sie auf meine Mitarbeit an der Sache Weit legen würden, mich daran beteiligen wollen. HocbJachtüngsvoll Ihr ergebener JONKHEER DR. NICO VAN SUCHTELEN gibt diesem Buch sein Urteil mit: Een der voornaamste redenen van het te kort schieten der vredesbeweging bij het uitbreken van den oorlog, was haar machtelooze verdeeldheid. Het „eendracht maakt macht" schijnt het best begrepen te worden door de verdedigers van den oorlog. Een propaganda Voor den vrede, die alle lagen van alle volken doordringt, een groote gedisciplineerde en op het beslissende oogenblik doeltreffend functioneerende wereldorganisatie, uit den volkswil-zelf gegroeid, ont breekt. Opvoeding der massa tot den vrede is daarom een dwingende eisch voor het behoud der menschelijke kuituur. 105 Het stuk „A" van den jongen Oostenrijkschen dichter Paul Beer JïL t iljne zulk een noodzakelijke opvoeding der massa bijtn^SI » S^ ,met eei\ duidel«k uitgesproken tendenz, maar tevens een machtig kunstwerk. Een van die zeldzame werken, waarin Kunst en tendenz elkaar veronderstellen en wederkeerig rechtvaardigen. Moge het den dichter gelukken zijn ensemble bijeen te brengenzijn stuk, met het hart geschreven, zal zeker tot het hart der menschneid spreken. HERR KOMMERZIALRAT ERNST HOCHMUTH, Prasident der Wiener Messe, sagt: Ich freue mich, einige Geleitworte diesem Werk mitgeben zu dürfen, obwohl ich glaube, dass jemand, der so ein Werk geschaffen hat' kemes Geleitwortes bedarf. Doch eines will ich sagen: Der Dichter des Stückes „A" verdient bei allen seinen Schritten volles Vertrauen und ganze Unterstützung. HERR PROFESSOR DR. G. J. HEERING, von der Universitat in Leiden, widmet iolgende Zeilen meinem Buoh: „Lest we forget!" Den oorlog nooit vergeten! Nooit zijn waan, nooit zijn gruwel, nooit zijn misdaad. Waar de oorlog vergeten wordt, daar wordt de nieuwe voorbereid. Maar de herinnering is niet genoeg. Verbeelding en gevoel moeten haar te hulp komen. Men moet het schrikkelijk verleden zien, hooren, 106 voelen, zoodat het slaat in ons bloed. Dan wordt in ons de oorlogshater wakker, de fanatieke pacifist. En Keynes heeft gelijk: „Het pacifisme moet fanatiek worden, wil het zijn doel bereiken." Moge het stuk van Paul Beer voor ons, gevaarlijk-vergeetachtige en gevaarlijk-lauwe menschen, dezen dienst bewijzen | Der Prasident des Niederlandischen Bühnenverbandes, Chefredakteur Direktói JHR. A. W. G. VAN RIEMSDIJK: Mogen alle aufrechten Förderer der Wahrheit — insbesonders die Vertreter der Presse — diesem Erstlingswerk eines jungen Menschen mit jener Liebe entgegentreten, mit der es geschrieben wurde. 107 AUS PRESSE-BESPRECHUNGEN: ALGEMEEN HANDELSBLAD 8. Mörz 1924. AMSTERDAM ....ich aüchtemer Mensch, der sich immerdar gegen das Schwammige und Erkünstelte ™ft ^«W-be-tiefsinnigkeit stemmt Und ich sah ihn noch einmal an und dachte so für wSl f * d»m,d?r j mein wahrer Bruder sein? Meinst du es ehrlich mit deinen: ISiïTS neSltZn ^ weS?haft den Sötuichen Opümismus der eine Erde zu bekehren erhofft? Dies alles frug ich mich als er sich niedersetzte und zu lesen begann ganz ungezwungen die rosadurchscheinenden Augenlider über die schwarzen Augen gesenkt Er las. Und denke Dich nun hinein. Ohne Dekoration, ohne beeinflussende HilfsmiUl Denn das Aufllimmern und Verlöschen der Sonne auf emem glühend gestreiften Teppich hinter ihm war wohl schön, aber eher dazu angetan von seinem Wort abzulenken als es zu unterstutzen. Also ohne Hilfsmittel, ohne Grossprecherei, ohne Gestikulationen so gab er allein alle Geisteskranken wieder, von jeder Type, jedem Peingehalt, scharf gezeichnet, den Professor in seiner plumpen Selbstgenügsamkeit, die Pfleger, das Madchen, den gedrückten Baron. Und machte aus jeder Pigur einen Karakter, und dies alles durch ein Zucken um die Mundwinkel, mit der allerdiskretesten Gesichtsmimik, aber einer endosen Verschiedenheit von Schallwiedergabe und Stimmklangen. Spater die Geister die dem Lebenden in die Rede fallen, die mit Grabesstimmen klagen und anklagen. Doch keinen Augenbhck drohten sie lacherlich zu werden. Allein wegen des Vortrags blos? Oder weil die fremde Sprache (er liest in deutscher Sprache) eine Scheidewand ist zwischen 5rm H°]-erJundrder Gefahr der BanaUtat? Nein, ich glaube das nicht. Dies war unzweifelüaft echt, die Verzweiflung um den Wahnsinn des Krieges, das zerreissende Leid so vieler uummheit wegen, da die Menschen noch immer fortfahren ihr Leben und das ihrer Kinder zu vergiften durch eine Verblendung die nicht sehen will, dass auch das eigene Glück m Liebe und Frieden liegt. „Aber glauben. Sie eigentlich daran?" frug der praktische Mann den weisen Mann der neben mir sass. Der weise Mann lachelte: „Er glaubt daran!" Der weise Mann und der praktische Mann und noch ein paar Manner und Frauen die Unterzeichnete mitinbegriffen, haben nun ein Comité geformt. Bald sollen wir ihn'voi breiter Oeffentlichkeit nochmals hören. Wer ihn hören geht bereitet sich selbst einen grossen Genuss und tragt jedenfalls etwas zur Erfttllung seines Strebens bei Zelden — eerlijk gezegt: nooit — hoorde ik zulk voorlezen, zulk een voordracht. CARRY VAN BRUGGEN. 108 NIEUWE ROTTERDAMSCHE COURANT 22. Marz 1924. ROTTERDAM. wir erinnern uns noch wie ein Skeptiker sagte: wer den Krieg will bereite den Frieden schmackhaft zu. Wir, für unseren Teil meinten jedoch, wie man auch über derartige Anzüglichkeiten von Leuten die durch dick und dünn rückst&ndig bleiben wollen denken mag, dass der Versuch unseres Dichters den Frieden zu bringen in grossera Kreise bekannr gemacht werden muss und aller Sympathie verdient. Was das Stück A so fesselnd macht ist dessen grosse Vielfaltigkeit und der veratzende Sarkasmus, der kein Stückchen an den aufgeblasenen Menschen mit Einfluss ganz l&sst, die. ja aus der NShe betrachtet grössere Verbrecher oder Verrückte sind als die Menschen über welche sie Urteile fallen. An Humor von der zerbeissendsten Art gebricht es A gewiss nicht. Die Satire wurde durch einzelne so bitter gefunden, dass der Dichter einige zu krasse Stellen milderte. Auch diesen Abend las der junge Oesterreicher hervorragend aus seinem Werk. Es war viel Beifall. Besonderen Nachdruck legt er vor allem darauf, dass die Mütter es sind die ihren Kindern klar machen müssen welch ein Sichpreisgeben an die allertielsten und unmenschlichsten Triebe der Krieg eigentlich ist. Es wurden eine Anzahl bekannter Damen und Herren bereit gefunden einen eventuell zu formenden Fond zu verwalten der für die Aufführung des Stüokés bestimmt wurde. Niederlandische Schriftsteller werden es vielleicht minder angenehm finden, dass ein Auslander sofort hollandische Damen und Herren bereit findet für die erste Aufführung seines Kunstwerkes ansehnliche Spenden zur Vërfügung zu stellen, eine Tatsache scheint zu sein, dass der Wunsch nach bleibendem Frieden bei vielen hier sehr gross ist. Wir vernehmen, dass für den Fond schon ansehnliche Gelder hereingeflossen sind. HENRI VAN BOOVEN. HET VADERLAND 9. Jannet 1925. DEN HAAG von Nico van Suchtelen, Willém Royaards, Carry van Bruggen und vielen, vielen anderen bekam er sChwarz auf weiss sehr schmeichelhafte und wertbestimmende Aeusserungen und nun hat er es in dieser Stadt auch einmal in geschlossenem Kreise vorgelesen, wo bekannte Persönlichkeiten unter welchen ein berühmter Baumeister, Architekten, führende Pacifisten, Theaterschriftsteller, Theatermanager, Theaterdekorateurs, etc, etc, etc, zu Gast geladen waren. Pacifisten., denn dieses Bühnenstück ist von aussergewöhnlich starker pacifistischer Einstellung. Gebietend tragt es die Idee des Weltfriedens vor. Merkwürdig ist, das dieser Dichter so viel Ausdrucksmöglichkeiten, soviel Nuancen, so 109 viel Motive, so viel Gefühls- und Verstandesargumente fand. Ganz poëtisch wird manchmal seine Sprache, tief, tief wahre, innig-menschliche Dinge sagt er, gigantische Kraft weiss er zu entfalten. Ich fühle mich auch verpflichtet an dieser Stelle auf die grosse declamatorische Begabung Paul Beers zu weisen, der dieses Werk las, sang, flüsterte, kreischte, traumte, stotterte, jeder Person eine andere Stimme zuteilend, andere Gesten, anderen Gesichtsausdruck. Er hat sein Leben an die Priedensidee geweiht, geweiht mit solch einer Hingabe, dass alles andere daneben in Nichts versinkt. Diese Idee treibt ihn fort mit solcher Stosskraft, beherrscht sein durchaus nicht unbedeutendes dramatisches Talent ganz und gar und hat in ihm ein Ideal zum Vorschein gerufen, das ihn sozusagen zum Apostel krönt. Nicht dass er etwa das salbungsvolle, busspredigende, bannfluchschlingernde Auftreten hattc, das nach vieler trüber Meinung die nötigen Utensilien eines Apostels waren. Nein, sondern weil er durch seine Mission getrieben über eiserne Willenskraft, zahes Pesthalten verfügt, weil er nur für ein Ding lebt: Weltfriede. von propagandistischem Standpunkt betracht et mehr wert, meiner Ansicht sogar viel mehr wert als das seinerzeit so sehr aufsehenerregende: Die Waffen nieder! von Bertha von Suttner. Summa summarum: ein höchst bedeutendes, sehr vielsagendes Kunstwerk, das besondere Aufmerksamkeit verdient. LUC. WILLINK. NETJES WIENER JOURNAL U August 1922. WIEN (getanzt gelegentlich eines Friedenspropagandaabends) jetzt trug er einen Stahlhelm und ein Narrenkleid das aus zahllosen Parbflecken bestand, ein Gewirr von Reichsflaggen und bunten Uniformstücken. Seine Hande waren mit spitzfingerigen schwarzen Handschuhen bekleidet; an dem Ende der stabchendürren Riesenfinger trug er metallene Krallennagel,messingglanzend wie Monturknöpfe. Und er tanzte. Tanzte Brust heraus, Bauch hinein, Bauch hinein, Brust heraus, auf, nieder. Marsch eins, Stechschritt. Habt acht, verzweifelt angstlichen Blickes, sank wie totmüde in sich zusammen, fuhr wie unter Peitschenhieben auf, tanzte, Brust heraus, Bauch hinein, Brust hinein, Bauch hinein, Stechschritt, Habt acht — bis er plötzlich mit einem tierischwehen Aufschrei: „Mutter!" wie ein Brett nach rückwarts niederfiel und liegen blieb. Dieser Tanz wird mir lange in Erinnerung bleiben, die furchtbare Komik, der qualvolle Zwang zu grotesker Bewegung und dieses Ende, in einer Bewegung, einem Aufschreialle Tragik des Soldatentodes. Es war einer der tiefsten künstlerischen Eindrücke meines Lebens. PRIEDRICH WALLISCH. 110 RUND UM DEN FILM 13. Februar 1923. BERLIN die Schwierigkeiten wurden skizziert, jeder kritisiert, sehr scharf kritisiert, bewusst scharf kritisiert. Noch einer, der „mehr" war. Wer mehr war? Ein junger Oesterreicher, Paul Beer mit Namen. Ein Groteskt&nzer von unerhört starker Ausdrucksfahigkeit FRIEDRICH VICTOR. WIENER MITTAG ZEITUNG 16. September 1922. WIEN er musste als letzte alles einschliessende Ausdrucksmöglichkeit den Tanz wahlen. Er tanzt bis in die Pingerspitzen. Diesen Tanz kann keine Peder nachzeichnen. Das haben die Spiesser nie als Kunstrichtung geahnt LEO EINOERL. DE AVONDPOST 11. Juli 1923. DEN HAAG in der Tat der beste Zeichner eines Weltblattes kann es nicht besser können, Jedes Bild fasst er anders an. Er legt Seele in seine Zeichnung. Es ist wohl anzunehmen, dass seine Zeichnungen noch besonderen Wert bekommen werden wenn man nach einem Jahre begreifen wird, dass hinter diesem Zeichner noch etwas ganz anderes verborgen ist. WEEKBLAD 11. August 1928. 20. Oktober 1923. DEN HAAG an die Bevölkerung von Den Haag müssen wir den kleinen Mann mit dem durchdrin- genden Bliek und dem sicheren Auftreten nicht mehr vorstellen. Die Tagblatt-Presse hat dafür gesorgt, dass sein Name auch für die Tausenden die ihn nicht persönlich kennen vertrauten Klang hat. Eigentlich ist er vor allem Sozialpadagoge. Ein Mensch der seinen Mitmenschen den Weg nach einer besseren Gesellschaftsordnung abseits aller Ismen weisen will. Zu diesem Glflck will er sie in emer Schule erziehen deren Plftne er schon entworfen hat. Eine Schule wo das Lichtbild und das Bühnendrama die vornehmsten Erziehungsmittel sind. In dieses Gebaude das von ganz eigenartiger Porm ist, fahren die Leute auf ihrem gekauften Platz in das Theater, die Bühne kann auch Schwimbassin werden um 111 die Tragik der Kriegsmarine realistisch darzustellen, die Theaterdekoration ist Filmprojektion Man muss sich über die kaumglaubliche Vielseitigkeit dieses Menschen wundern. HKT VADERLAND 26. Mai 1923. DEN HAAG seine Kunst ist ihm kein Zweck, nur Mittel. In erster Linie ist er nicht Kunstier, sondern jemand der nach einer besseren Menschheit strebt. Er meint, dass das beste Mittel dazu die Erbauung einer Erziehungsschule zur Güte, eines Menschheitsheimes ware. Er* liess uns dessen Plane sehen und sie lassen an Einfachheit und Fantasie nichts zu wflnschcn übrig. Um das Propagandainstroment zuj Verwirklichung dieser Idee zu bekommen sucht er ein Ensemble von unabhangigen Menschen mit schTraspielerischer Begabung zusammen zu stellen, das sein Theaterstück aufführt. Perner sucht er Kapitalisten die das Zusammenstellen dieses Ensembles unterstützen wollen. Denn was nützt die grösste Heilsidee — ohne die Saalmiete dazu? BAARNSOHE COURANT 18. November 1924. BAARN ... .wie immer war sein Vortrag fesselnd, angreifend sogar. Rührende Momente, meisterhaft wiedergegeben. Paul Beer besitzt eine schone Stimme und viel Talent — anders würde es ihm nicht glücken seine Zuhörer von 8 Uhr bis 11 Uhr zu fesseln. Doch das hat er getan. Auch dieses Mal wieder! OPRECHTE HAARLEMSCHE COURANT 17. Juni 1924. 21. Juni 1924. HAARLEM ... .es geht so eine überzeugen-könnende Kraft von diesem Künstler aus, dass nicht allein jene die die Friedensidee lieben durch ihn bewegt werden, sondern jeder den das echte Wesen eines Menschen berühren kann, wird tief unter den Eindruck seines Werkes geraten. E& ist sicher der Mühe wert die literarische Arbeit naher zu studieren. Ich will darum trachten das Manuskript vom Autor zu bekommen und hoffe Montag ausführlich VAN LOGHEM. 112 OPBOUW 15. November 1924. ZANDVOORT Mat einem seltenen Menschen habe ich Bekanntschaft gemacht Ds. N. PADT. UTRECHTSCH DAGBLAD 26. Oktober 1923. UTRECHT >&r \ er bemerkt nicht die neugierigen Blicke des Publikums nach seiner éigenartigen Erscheinung. Er scheint allein mit sich besch&ftigt und einer fernen Perne, von welcher der gewöhnliche Mensch keine Ahnung hat. Sein grosses Haupt mit den wunderbaren Locken gibt ihm das Aeussere eines HET VADERLAND 5. Juli 1923. DEN HAAG ... .er Shnelt Beethoven.... HAARLEMSCH DAGBLAD 23. Juni 1923. 17. Dezember 1924. HAARLEM ein Spiel das wirklich Eindruck macht packende Steigerung prachtig wusste fortdauernd zu fesseln. Auch der extatische Schluss voll Ueberzeugungskraft. Man ersucht mich eine Empfehlung für den Vortragsabend von Paul Beer zu schreiben. Ich tue das gerne weil ich Paul Beer vor einigen Monaten hörte uad sein Vortrag auf mich einen starken Eindruck gemacht hat. Ich habe meine eigene Kritik gerade nicht bei der Hand und will darum hier — auch weil das Publikum eher Zweien als Einem glaubt — zitiergn was Carry van Bruggen,... J. B. SCHUIL. DE BUSSUMSCHE COURANT 18. Marz 1924. BUSSUM wir Hollander sind unglaubige Thomasse, kühl und sprichwörtlioh-skeptisch gegen Gefühlsangelegenheiten welcher Art auch immerc — Es geschah jedoch durch die seltsame 113 Gabe dieses jungen Dichters, dass das überlegene Lacheln schnell Platz machte — ehrbietiger Bewunderung. Bewunderung nicht allein für den künstlerischen Wert de&Gehörten, nicht allein für die unnaohahmlich vortreffliche Weise mit der das schlichte Wesen sein Werk vortrug, sondern Bewunderung vor allem für die Kraft und Reinheit seines Idealismus, seinem lebendigen Ueberzeugtsein, dass sein Mittel das Richtige. Pest steht für alle die den Dichter hörten, dass hier etwas getan werden muss, dass viele, sehr viele ihn hören müssen und dass ihm geholfen werden muss zur Verwirklichung seines Ideales, das ja schliesslich das Ideal der gesamten Menschheit ist. Es ist nur zu wahr was er nach Ablauf seines Vortrages sagte: lasse sich doch keiner mit einem „da kann der Einzelne nichts machen" von dem Ziele abdr&ngen; gerade nui wenn jëdér Einzelne nach seinen Kraften arbeitet kann das Ziel erreicht werden. Es muss gesagt werden, die Art wie er das tut verdient jedermanns — auch des Gegners — volles Interesse. Denn Liebe und Enthusiasmus haben ihn ermachtigt etwas Erhabenes zu volbringen. Sein Drama ist von einer Kraft und einer Schönheit die den Zuhörer ob er es will oder nicht will, mitreisst. Dabei sind die Personen so peinlich klar gezeichnet, dass man ihr Leben als neben sich selbst gestellt empfindet. Man bleibt bis zum Schluss gefesselt durch die leidenschaftliche Ueberzeugungskraft des Dichters.... Er muss siegen: Dr. SAALBORN. BAARNSCHE NIEUWSBLAD 8. April 1924. BAARN Traurig für jene die diese Vorlesung vers&umt haben! Ueberwaltigend in Vortrag und Inhalt. Und möge man auch nach Hause zurückgekehrt sein und ruhig überdenken wollen was durch die Aktion dieses machtigen Künstlers sich manifestierte — man bleibt auch da voll Bewunderung für die heilige Ueberzeugung womit dieser Idealist die Seelen seiner Hörer entflammt. ALGEMEEN HANDELSBLAD 21. November 1924. AMSTERDAM ....im grossen Saai des Industriellen Clubs sein Werk A vorgelesen.... merkbare Sug«restionskraft ausgestrahlt.... andachtsvoll lauschendes Auditorium stark gefesselt.... B LEOPOLD ALETRINO. DE BUSSUMSCHE COURANT 10. Mai 1924. BUSSUM ....Durch sein Drama scheint er nicht allein ein Mann des Wortes zu sein — sondern 114 auch der Tat. Die Hörer folgten mit. stiller Andacht dem Dichter, der sie auch durch seinen Vortrag zu fesseln wusste wofür man ihm am Ende eine spontane Ovation bereitete. HAARLEM EN KENNEMERLAND 16. Juni 1924. HAARLEM die gesamte Presse hat seine Kunst mi{ Begeisterung besprochen BAARNSCH NIEUWSBLAD 14. November 1924. BAARN wir Menschen tun gut ihn zu hören. Was er sagt ist: schön. Warum er es sagt: aus lauterer Menschenliebe. — Wie er es sagt: über alles Lob erhaben. — J. ANDRE DE LA PORTE. DE GOOI- EN EEMLANDER 4. September 1923. 24. Dezember 1923. 11. Februar 1924. HILVERSUM ... .in edlem Stil werden mit treffenden Linien tiefzuherzengehende Szenen gemalt, die zum Widerspruch gegen den Krieg aufstacheln. Wie das Heilmittel gefunden wird um dem nachsten Krieg zuvorzukommen zeigt der letzte Akt. In grandioser Weise dekla mierte der Schreiber des Stückes sein Werk und wusste auf eminente Art die darin vorkommenden Persönlichkeiten zu imitieren, wodurch der angreifende Inhalt tiefen Eindruck machte. Pünf volle Akte hindurch wusste er zu fesseln. Aus allem was er sagt, spricht in erster Linie eine grosse Wahrhaftigkeit. Um dieses Theaterstück, das unzweifelhaft enormes Aufsehen erregen wird, vor breite Massen zu tragen, sind Schauspieler nötig. Das kostet Geld. Pachleute sind überzeugt, dass das Stück einschlagen wird, so dass auch nach einiger Zeit das Geld an seine ursprünglichen Eigentümer zurückerstattet werden kann.... Helfen wir Alten der Jugend ihre Ideale ausführen! BAARNSCHE COURANT 13. November 1924. BAARN nach den anerkennenden Worten von Direktor Dr. Willem Royaards ist es eigentlich nicht mehr nötig noch etwas zur Empfehlung hinzuzufügen. 115 EHREN-COMITÉ ZUR AUFFUERUNG DES FRIEDENSWERKES A KOLONEL J. C. VAN DEN BELT — A. BENNO, DIRECTEUR ACTUEEL FILMS — MEVROUW CARRY VAN BRUGGEN — PROFESSOR MR. J. H. CARPENTIER ALTING, OUD-LID VAN DEN RAAD VAN NEDERLANDSCH-INDIE — A. DE CLERCQ VAN WEEL — MEVROUW E. COOPS—BROESE VAN GROENOU, HOOFDBESTUURSLID VAN DE MONTESSORIVEREENIGING — REGISSEUR ALBERT VAN DALSUM — PROFESSOR DR. D. VAN EMBDEN, LID VAN DE EERSTE KAMER VAN DE STATEN-GENERAAL — MEVROUW BETTY HOLTROP—VAN GELDER — MEVROUW A. J. VAN HOOGSTRATEN — DR. ALETTA H. JACOBS — MEVROUW C LANGELAAN—STOOP — KEES MEIJER, VOORZITTER VAN „DE NIEUWE GEDACHTE" — MEVROUW A. M. NIENHUYS—VERSTEEGH — MEVROUW C. RAMONDT—HIRSCHMAN, PRESIDENTE VAN DE NED. AFDEELING VAN DE INTERN. VROUWENBOND VOOR VREDE EN VRIJHEID — W. A. ROTTEVEEL, OUD-OFFICIER — «ffiVROUW D. SCHIEFERDECKER—STIBBE — MEVROUW L. SIRKS—HAEMEYER — JHR. DR. NICO VAN SUCHTELEN — MEVROUW S. W. TEDING VAN BERKHOUT VAN TAACK TRAKRANEN MEVROUW H. E. VERWEY MEJAN, SECRETARESSE VAN DE NOOIT- MEER-OORLOG-FEDERATIE — MEVROUW R. VOGT—DE VOGEL — MEVROUW DR. E. J. VAN WA VEREN—RESINK — HOOFDREDACTEUR N. H WOLF — MEVROUW R. VAN WULFFTEN PALTHE—BROESE VAN GROENOU, PENNINGMEESTERES VAN DE INTERN. VROUWENBOND VOOR VREDE EN VRIJHEID — 116 ANMERKUNGEN. Ich bin stets gerne bereit, mein Stück. in einem Kreise Geistesverwandter vorzulesen, wenn dieser Kreis die Möglichkeit bietet, der materiellen Lösung der Inszenierungsfrage meines Theaterstückes ndherzukommen. Meine Privatadresse ist für alle Staaten bei Herrn Dr. R. Scherbak, Rechtsanwalt, Wien VIII. Langegasse 14, Oesterreich, zu erfragen oder vom Sekretariat des „COMITÉS ZUR AUFFUERUNG DES FRIEDENSWERKES A" — Jacob Marisplein 25 — Amsterdam — Holland. Die Titelseite und die Dekorationskizzen sind von mir entworfen und gezeichnei. Das Regiebuch wurde von mir ausgearbeitet. Erste Auflage, erstes Tausend bis viertes Tausend. A-Verlag, Den Haag, Hoüand. Copyright by A-Verlag 1925. Alle wie immer gearteten Urlieberrechte vorbehalten. Aufführungs-Verfilmungs- Uebersetzungs- und Vortragsrecht ist nur vom Verfasser zu erwerben. Vom Verfasser erscheinen noch: ein Band Gedichte, eine Aphorismensammlung, Erzahlungen, ein Roman. ..und zum Schluss habe ich noch eine grosse und eine kleine Bitte an Dich. Die kleine ist: Borge dieses Theaterstück allen jenen, von welchen Du annimmst, dass Sie werktütig — im Sinne meines Briefes „am Vorabend einer neuen Zeit" — seine Aufführung fördern können, und meine grosse Bitte an Dich ist: Denke nach über den Sinn des Lebens. 117 w