EmUSïTUNO. Das satzartige Partizipium ist bei -den deutschen Sprachmeistern nie sehr beliebt gewesen. Grammatiker und Stillehrer wie Gottsched und Adelung, spater Andresen und Wustmann, haben ihr Möglichstes ge tan, dieses „steifleinene, latinisierende" Satzbaumittel in engen Schranken zu halten. Und viele Schriftsteller, trotz Goethe, der in seiner Altersprosa die Mittelwortfügungen „oft in kühner und dem deutschen Sprachgefühl gewaltsam erscheinender Weise bevorzugt" (G. Witkowski, Faust II, S. 159), und Jean Paul, der in der VórsCMlle der Asthetik (II, 14. Programm) die deutsche Sprache mit ihrer erbarmlichen Partizipiendürftigkeit «ine Straszenbettlerin schalt, sind ihnen dabei behilflich gewesen.l) So laszt Max Eyth in dem Roman Hinter Pflug und Schraubstock den „blinden Passagier", der verzweifeite Versuche macht, sich dem Londoner Hafenbeamten verstandlich zu machen, dessen — übrigens nicht ganz richtige — englische Bruchstücke in sein „geliebtes Deutsch" übertragen: Ich tue kommen bezahlqn tv oliënd ein Billet Antwerpen— London, dasselbige nicht bezahl t h ah end für das Überfahrt Qtn Samstag." Und auf die brüske Frage des Stockenglanders, was er eigentlich wünscbe, erwidert er nochmals: Ich tue wünschen bezahlt zu haben ein Billet Antwerpen—London, dasselbige nicht habend gek au ft zu rechter Zeit und dennoch mich befindend in England unbezahl t. Durch die Anwendung einer Partizipialbestimmung wissen H. Heine und WUh. Buieh die französierende Sprache des bayrischen Königs Ludwig des Ersten ins Lacherliche zu ziehen: Selber habend nie gekonnt es2); Manchmal auch ge stanken 1) Der «r*te, der zum Gebnmoh der Partizipialkonstruktionen auffordert», war J. J. Breitinger in der Fortsetzung der critischw» Dichtkunst, Zürich 1740, S. 146. Vgl. C. Rick, Das prSd. Participium Pras. im Ahd., Disg. Bonn, 1905, S. 3. 2) H. Heine, Ztttgediehte XI (Ausg. Walzel, Bnd, III, S. 366). 13 tion sich zunachst auf das Subjekt beziehen kann. R. Dehmel, Gesamm. Werke III (Fischer, Berlin 1919} S. 47: Jener Augen* bliek, nach jenem letzten Bilde, als er sie am Handgelenk heranrisz, noch zitternd vor schaffendem Entzüeken, und ihr den neuen Ausdruck zeigte, der sie last entratselte. Vgl. dazu auch Behaghel, Synt. II, § 763b. und G. S. Overdiep, a. a. O. S. 214, 217, 230 und 248. Bei der Anwendung von Mittelwortfügungen *) musz man also stets auf der Hut sein. Und erst recht der Hollander, der bei der Ubersetzung aus seiner Muttersprache ins Deutsche immer eine Warnungstafel vor sich aufgestellt sieht, die ihn zwar ermahnt, mit dem Gebrauch der Partizipialbildungen vorsichtig zu sein, ihm aber nicht zugleich auch die Wege zeigt, welche er dabei zu gehen hat. fiiner der bisher noch nie eingehend besprochenen Punkte ist der Gebrauch der attributiv nachgestellten Partizipfalstruktur. Die letzte und m. E. zuverlassigste Auflage der „Hochdeutschen Sprachlehre für Niederlander", von H. C. Spruyt, neubearbeitet von J. Verwer (Groningen, 1922) sagt darüber S. 108: Auch in rein attributiver Bedeutung, ohne Beziehung auf das Pr&dikat, werden die Partizipien dem Substantiv zuweilen selbstandig nachgestellt. Sie können sich dann auf jeden Satzteil beziehen: Dies sollten Worte bleiben, in die leere Lult gespro ch en. Eine Art Tür, aus Schilt und Binsen g ef l o ch t e n, trennte ein kleines Gemach von einem groszen Raum. Sie hörten in der Ferne eine Stimme, schwebend zwischen Rui und Gesang, etc. und fahrt dann fort: Diese Konstruktionen sfhd im Deutschen noeh weniger beliebt. Vgl. Dit werk, met zooveel moeite tot stand gebracht: Dieses mit soviel Mühe zustande gebrachte Werk. Deze schrijver, door de geheele beschaafde wereld beroemd: Dieser in der ganzen gebildeten Welt berühmte 1} Natürlich sind nicht allein die Part. die Urheber grammatischer Verstösze oder stilistischer Ungenauigkeiten. Auch andre Wortarten können sie veranlassen. Mir fallt z. B. der Stoszseufzer Bodmers ein (in seinem Brief an Gottsched vom 30. Julius 1738), dasz der Titel: Miltons Verlust des Paradises getadelt worden sei, weil er zu verstenen gebe, dasz Milton selbst das Paradis verloren habe. Dasselbe liesze sich auch von Miltons Verlorenes Parodie behaupten. Der Vers Uhlands leh kampfte aus Hasz der Sttidte (Werke I, Bibliogr. Institut S. 251) ist, weil es die Wahl zwischen Subjekts- und Objektsgenitiv offen laszt, mindestens ebenso anfechtbar wie Noch zuckend mit des Panthert Zahnen, zerreiszen sie des Feindes Herz in Schillers Lied von der Glocke. 23 Sprachrichtigkeit, 11. Aufl. S. 99 ironisch gemeinte Frage, welches von den beiden Ausdrucksweisen: die rühmlichst g ekampl t e und die rühmlichst gekampft h ab e n d e Brigade die bessere oder vielmehr'die schlechtere sei! Der „Genius der deutschen Sprache", der in Sachen des Wohllautes und des Geschmacks so oft das entscheidende Wort zu sprechen hat, schreibt fast kategorisch die Vorrückung des attr. Partizips vor, macht aber dadurch Verbindungen wie gekampft habend so gut wie unmöglich. Eine Inkonsequenz liegt vor in dem Gebrauch von vorangestellten Fügungen mit g e w e s e n, wahrend s e i e nd verpönt wird: ndl. het naastbijx ij nd e huis, een in aanbouw zij nd huis, und dgl. müssen im Deutschen auf andre Weise wiedergegeben werden. Dagegen empfiehlt G. Wustmann, Aller» hand Sprachdummheiten4, S. 165 statt die vom dem verstorbenen Rentier bewohnte Wohnung, welche Fügung einem geradezu gruselig machen könnte! die b e w o h n t gewesene Wohnung. Beachtenswert ist hier der Umstand, dasz im Altgrem. (vgl. Streitberg, Got. Elem. 5-6 § 229, Braune, Ahd. Gr. 3-4 § 343, Anm. 2 und § 378) von dem Verbum substantivum das Part. Prat. nicht vorkam, wohl das Part. Pras., wahrend Jetzt das Part. Pras. gemieden wird und ersteres empfohlen! Warum hier die Vorzeitigkeit nicht durch ein Adverb: seiner zeit, früher, damals ausgedrückt? Unschön sind die von Th. Matthias, Sprl. und Sprsch. 4 S. 114 angeführten Versteigungen mit g e w e s e n wie: der 15 Jahre eingesperrt gewesene Mann, oder Timm Kröger, Um den Wegzoll: ausgelöscht gewesene Bilder. Vgl. unten S. 110 und die Belege bei Blatz, a. a. O. II, § 162, Anm. 24. Glücklicherweise werden wir durch die Differenzierung von geweest und gewezen vor solchen Wendungen behütet. Das Beispiel mijn waardig Kind! al te lang ongelukkig geweesde dochter (De Holl. Marianne II, 211) steht wohl vereinzelt da und empfiehlt sich nicht für weitere Nachahmung. Das Niederlandische stellt die Auxiliarpartizipia meist dem Substantiv nach. Bei den Schriftstellern des 16. und 17. Jhts., wie Coornhert, Van Mander, Van Hout, Heinsius, Catz, Hooft, Vondel, sowie in der Statenbijbel (1637), namentlich in den Evangeliën, kommen sie so massenhaft vor, dasz man sie als ein Charakteristikum des Renaissancestils betrachten kann. In den altesten dieser Schriften wurden sie auch oft rein attributiv verwendet, (s. unten S. 37 u. 39), z. B. in den Brabantsche 24 Yeesten, 7, 15642 (15. Jht.) Bevonden si eeneghe, verdient hebbende der scande, ghebannen te werdenne uten lande;. ferner Hooft, Ndl, Hist. 332 Hy was genaamt Jeronimo de A&cibu, een man eenighzins ge r o oh e n hebbend e waar de toelegh des VeldthSers op draayde', J. Cats, Hof-gedachten (Werken, Schiedam o. J.), Nr. 6. Op 't gesichte van een boom, weynigh tacken en veel wortels uytgeschoten hebbende; ib. Nr. 18 Op 't gesichte van Eycke-Boomen in 't Haeghsche Bosch, aan den top verdort zij nd e; C. van Mander, Het Schilder-Boeck, Amsterdam 1618, fol. 144 dit is een fraey Philosoophsche uytbeeldinghej Poetich versiert oft gevonden] seer wel geordiniertl van seer goede teyckeninghel en wel ghescildert wesende. Ganz einwandfrei ist das erste Beispiel nicht, dazu ist der verbale Gehalt der mit hebbende zusammengesetzten Fügungen zu grosz. *) Man fühlt hier zugleich eine Beziehung auf das Pradikat, eine Begründung heraus. Noch starker ist das der Fall Stb. Mc. 6, 17 Her odes (eenigen) uitgezonden hebbende, had Johannes gevangen genomen (Zeit und Mittel). In dem Satze ib. 5,13 en de onreine geesten, uitgevaren zij nd e, voeren in de zwijnen, wird blosz die perfektive resp. die daraus entstandene konstatierende Aktionsart perfektisch wiedergegeben. Wulfila hat die beiden letzten Fügungen durch ein perfektives P. Pras. insandjands, usgaggandans übersetzt. Nach Kapteyn, Die Ubersetzungstechnik der got. Bibel in den Paulinischen Briefen (I. F. XXIX, S. 281) ist das beim aor. Part. immer nur da der Fall, wo die Handlung sich unmittelbar an die durch das Verb. fin. ausgedrückte anschlieszt. Das P. Pras. (als Part. conjunctum) kann in lat. Konstruktionen entsprechend als P. Aor. gefaszt werden: Vuig. ib. Et exeuntes spiritus [è^s&óvTx tx ttvsóiixtx) immundi introierunt in porcos. Die jüngste ndl. Bibelübersetzung (siehe 1) Vgl. für das heutige Englisch Imm. Schmidt, Gramm. d. engl. Sprache 7, § 372: Das zusammengesetzte Partizip der Vergangenheit schlieszt sich attributiv an ein nachfolgendes Subjekt an; es wird in diesem Falie bei einer Übersetzung ins Deutsche meistens durch einen temporalen Nebensatz (nachdem) wiedergegeben. Bisweilen hat es kausale Bedeutung (da, weil, inde m). Havingdóneall that he could to make the feud bitter, he determined to make it eternal. My master having several times mi s s e d large quantities of medicine.... at last lost alt patience. She was thoroughly acquainted with the world, having l i v e d in her youth about the court. 25 oben S. 12) übersetzt die Stelle Mc. 5,13 mit uitvarende, wahrend ebda die Fügung Mc. 6,17, {xTrorrtiXxr èxpxrïicrev), ebenso wie in der Vulgata: Herodus misit, a c tenuit, und wie das heutzutage im Ndl. die Regel ist, in einen dem Verb. fin. koordinièrten Satz aufgelöst wird. Wie aus obigen Beispie len er sich tl ich, tri tt in der erz ah lenden Prosa in den mit hebbende zusamengesetzten Formen das Pradikative mehr oder weniger stark hervor. Rein attributive Belege finden sich, wenn auch sehr sei ten, nur im beschreibenden Stil der Kanzleien und Amter: Hij was een achtenswaardig chef, als hoofdambtenaar een schitterende carrière doorgemaakt hebbende; De politie verzoekt opsporing van den heer X, laatstelijk gewoond hebbende te .... Das Aufkommen der zusammengesetzten Formen im FrühndL • Eine Vergleichung der Statenbijbel mit zwei frühern Bibeln, I Leuven (1548), II Antwerpen (1556), ergab, dasz in den letzteren noch Schwanken berrscht: Stb, Mc. 2, 34 opengebroken hebbende — I und II open doende; ib 2, 12 (het beddeken ) opgenomen hebbende — II opnemende; ib. 3, 6 uitgegaan zij nd e — I. u. II wtghaende; 4, 34 overzien hebbende — I u. II aensiende; ib. 6, 1 in het schip gegaan zij nd e — I also dat ha in een scip c l imme d e, II in een scip dimmende; ib. 6,26 bedroeft gheworden zij nd e — I u. II w er d e bedroeft. Dagegen aber ib. 6,41: I und II en ghe nom e n hebbende dye vat brooden — Stb. ende als hij genomen had d e. Man sieht, auch die Ubersetzer der Stb. verfahren nicht konsequent. In Fallen, wo das Partizip eine Handlung bezeichnet, die sich unmittelbar an die Handlung, im Verb. fin. ausgedrückt, anschlieszt, also „aoristisch", perfektiv ist, wird bald einfaches P- Pras., z. B. Mc. 2,14 En hij opstaande volgde hem, bald Part. Pf. act. angewendet: Mc. 5,13 (siehe oben) und ib. 5,36: En Jezus terstond gehoord hebbende het woord dat er gesproken werd, zeide etc. In den Acta synodi nationalis, ghehouden tot Dordrecht (1618) kommen dergleichen Wendungen ebenfalls vor, z. B. eerste Register 45. u. 46. Sessie; De Ghesanten der H. M. Heeren Staten uyt den hage wedergekeertsijnde. Coornherts Zedekunst (um 1585) weist eine reiche Fülle derselben auf. Erasmus bedient sich in dem Prologhe zu seiner Bibelübersetzung von 1524, sowie in der Approbatie von Paus Leo Xde und den 't Zaamspraken einigemal dieser Fügung: Daerom wi die voer ons genomen hebbende, overgheset hebben in goeden platten Duytsche; an welken wi seker ge ma e c t zijnd e', Ik, door een Evangelischen yver ontsteken zij nd e, u. dgl. (Zitiert nach der Boek-Zaal von Le Long, 1764). Drei Belege fand ich in Het Leven van Kunera (Aus- 27 gabe M. Nijhoff, Haag o. J., nach einem Text von 1515?): 27: dit g h e s c h i e t s ij n d e; 30 dat ge d ae n wesende; 34 dit aldus gelooft zij nd e. Die weiter zuröckliegende Schrift B o ë t i u s, De consolatione philisophie, met Commentarien (Ghend, A. de Keyser, 1485) enthalt gleichfalls manche Beispiele. Ich erwahne nur: 3 ln den vijfden betoocht hij hem selue ghenesen zynde;1) ebenda: dichtete.... diuersche ghennouchliche boucken/ beede in prosen ende in ryme; hem nu bedwonghen in ellende zij nd e te dichtene ende te scrivene; Fol. 97: Van der deught d'ieghentheit (Widerw&r* tigkeiten) en des wederstoots (Miszgeschicks) ghesproken hebbende; 98 ter ghelijkenesse van eener ymagien groene ghecleedt int voorhooft ghescreven hebbende, etc. Keinen Beleg enthalt das Volksbuch von Soudaens dochter aus dem Anfang des 16. Jhts. (hsg. von G. J. Boekenoogen in der Reihe von Nederlandsche Volksboeken), ebensowenig in der Hystorie van die seuen w ij s e mannenvanromen, (hsg. von A. J. Botermans, 1898, nach dem Druck von 1479), und in dem Schauspiel Die waerachtige ende een seer wonderlicke historie van Mariken van Nieumeghen, aus dem Jahre 1518 (hsg. v. P. Leendertz Jr., Mndl. dram. Poëzie; Leiden, 1907). In der von Frau Dr. G. van Schaick Avelingh herausgegebenen Handschrift von Dat Scaecspel (Bibl. van Mndl. Lett., Leiden, 1912) kommt das Perfekt des P. Pras. auch nicht vor. Wohl aber findet sich S. 82 Fusznote, unter den Varianten der Handschriften H (1425?) und I (um 1470), beide südndl., ein eingeschobener, von der Vorlage also unabhangiger Satz: tween heeren daer ter stede, elc met zinen volke vergadert z ij nd e. Dagegen wird S. 99 durch vallende eine Vorzeitigkeit ausgedrückt; S. 36, in denselben südndl. H. schriften, steht zij nd e für was, und S. 134 findet sich, abweichend von den andern Lesarten mit z ij n, die im spatern Mndl. gelaufige Partizipialform nach duncken: Ghi dunct my her de wel ghevoet zij nde. 2) 1) Das Part zynde schillert um diese Zeit in allerhand Bedeutungen, bald vertritt es das Supinum, bald das Part. Prat., bald einen Infin. oder ein Verb. fin. Bei den deutschen Mystikern kann die Form des Gerundivs auch verschiedene Funktionen vertreten. 2) Vgl. oben S. 16. 28 In het Rechtsboek van den Briel, door Jan Matthijssen (hsg. von J. A, Fruin u- M. S. Pols, Haag, 1880), das um das Jahr 1405 verfaszt wurde, sind dergleichen Formen offenbar noch unbekannt. Hier wird das Part. Pras. angewandt zur Bezeichnung einer schon früher abgeschlossenen Tatigkeit: S. 15 Item so wie een bode ghehuert heeft, die roekeloes oflivich wort, vallende, verdrenckende of stortende onder een huys.., hoe men dair mede doen sal. Im 7. Bande der Brabantsche Yeest e n, hsg. von J. H. Bormans (Collection de chroniques beiges inédites III, Bruxelles 1869), welche Reimchronik um 1440 vollendet wurde, fand ich wieder einige Belege: 15512 van haren vrienden derghelike g h e l a s t zij nd e, vgl. auch das Beispiel oben S. 24. Jacob van Maerlants Spiegel Historiael I (Ausg. Leiden, 1863) enthalt diese Fügungen, soweit ich habe feststellen können, noch nicht; Auffallend aber ist in der spater von Utenbroeke gedichteten II. Partie, 6, 15, 6: deze twee beschreven zij n wesende al van enen seden. *) Als letztes literarisches Werk möge Jan van Ruusbroecs Boec van den gheesteleken Tabernacule (Gent, Maatsch. der Vlaamsche Biblioph. 3e reeks, Bnd. 1, Tl. I und II, nach der Ausgabe aus dem 14. Jht.) herangezogen werden. Auf S. 1 bis 100 kommen derartige Konstruktionen nicht vor. Auch einige Stichproben (Bnd. II, S. 15-35 und 225 bis zu Ende) bestatigten meine Annahme, dasz Ruusbroec diese Fügungen nicht gebraucht. Dasselbe negative Resultat ergaben das Hansische Urkundenbuch I (Halle 1876), das die Vertrage und Rezesse von 750 bis 1300 enthalt, und die Rezesse der Hansetage I, bis 1430. Im 1. Bande der Hanserezesse (von 1477 bis 1530) findet sich aber in der Verhandlung zu Brügge (1477), S. 8 van der rydderscap ende van den gemenen gedeputeerden.. tot Ghendt vergadert wesende; ib. u selven niet eerst dair omme versocht wesende. In den folgenden Urkunden siad die Belege wieder sparlich. Doch müssen sie damals eine rasche Verbreitung gefunden haben, denn in andern Sammlungen, z. B. in dem Dagboek der GentscheCollati e (1446-1515, hsg. von A. G. B. Schayes, Gent-Rotterdam, 1842) sind sie bereits sehr haufig. 1) Warum sollte so ein Beispiel auch nicht einmal vorkommen? Wesende gehorte ja zum alten Bestand der german. Sprachen. Die Verbindung hier sagt deutlich genug, dasz die zus. Formen nicht fiblich waren. 29 Zusammenfassend laszt sich nun auf Grund des untersuchten Materials sagen, dasz vor dem Jahre 1400 die zusammengesetzten Partizipia im Ndl. noch nicht vorkommen, dasz sie zu Anfang des 15. Jhts. vom Süden aus eindringen, gegen Ende desselben Jahrhunderts plötzlich in groszer Anzahl auftreten, erst in den Urkunden, dann in den Übersëtzungen, bald nun auch in den Schriften der Frührenaissance (Erasmus, Carel van Mander, Coorahert, den Bibelübersetzungen), und sich um die Wende des 16. Jhts. zur endgültigen Herrschaft durchgerungen haben, manchmal sogar miszbrauchlich angewandt werden, namentlich die Formen mit z ij nd e und wesende. Diese Erscheinung hangt m. E. zunachst mit den politischen Verhaltnissen zusammen. Die burgundischen Herzoge dehnten zu Anfang des 15. Jhst. ihr Gebiet nach Norden aus: erst erwarben sie fast alle südniederlandischen Provinzen, dann fielen ihnen Holland und Seeland zu, und zuletzt wurden auch die östlichen Gebiete unter ihre Botmaszigkeit gebracht. Aber auch andre Faktoren dürften der Verbreitung jener Konstruktion Vorschub geleistet haben: der Humanismus, der sich damals Bahn brach, und neben dem Latein das Griechische mit groszer Hingabe pflegte, und das Römische Recht, das unter der Regierung'der Burgunder in diesen Landen eingeführt wurde. x) Als letzter Umstand ist noch in Betracht zu ziehen, dasz die periphrastische Form des Përfekts um diese Zeit immer mehr um sich griff. Tauchten doch im 15. Jht. sogar Falie auf mit doppelt zusammengesetztem Auxiliarverbum, vgl. Stoett, § 252 und Wilm. III, 1, § § 98-100. 1) Die Annahme, dasz die perfektischen Mittelwortfügungen von Frankreich aus eingedrungen sind, fand ich nachtraglich durch J. W. Muller, Nieuwe Taalgids XIV, 1920 S. 73 bestatigt: Het gebruik, van het deelwoord, waar het Hd. bijzinnen met i nd e m, als, w ann, da verkiest (waarop Brunot I 398 de aandacht vestigt.) kent het Mndl. zooveel ik weet slechts voor het praesens, in eenvoudige zinnen die de gelijktijdigheid aanwijzen: al dukende vlien; nog niet de meer ingewikkelde constructies, en nog minder voor het praeteritum: dit gedaan hebbende, vroeg opgestaan zij nd e, enz. Voor het minst zal het Fransche voorbeeld op het latere gebruik een sterken invloed geoefend hebben; ja, mij. dunkt, dat de laatste gevallen wel geheel op rekening geschoven mogen worden van Fr. ay ant fait c e l a, ét ant assis, enz., welke constructies, naar mij verzekerd wordt, in 't Fr. ook niet ouder dan de (14de of) 15de eeuw zijn. 30 Ihre Blütezeit und ihr allmahlicher Verfall. Im 16. und 17. Jht., also die ganze Renaissancezeit hindurch, blühen diese Formen fort. Man kann kaum in den damaligen Schriften eine Seite aufschlagen, wo sie sich nicht finden. In den Wendungen mit zijnde tritt zu Anfang des 17. Jhts. ein Schwanken ein: in der rein attributiven Nachstellung werden sie bei Heinsius schon selten, bei Hooft fand ich keine mehr. Letzterer laszt in den Fügungen mit pradikativer Tendenz zij nd e auch oft weg, dagegen weniger haufig in absoluter Konstruktion, vgl. aber gemerkt (N. Hist. 298; 317; 320) und dies o naangezien (ib. 307). Im 18. Jht. laszt sich eine weitere Abnahme feststellen. Auch die einfachen auxiliaren Partizipia treten allmahlich zurück, wenigstens in der künstlerischen Prosa. In der damaligen Gelehrtensprache sind sie aber noch sehr beliebt. Die Briefe der Brüder Van Leeuwarden an Huydecoper über den absoluten Kasus (Werken der Maatschappij van Ned. Letterkunde I, Leiden 1772) strotzen noch von derartigen Fügungen, sowohl mit hebbende (sogar S. 23 Mattheus van Leeuwarden geschreven hebbende ge ha dj,1) als mit zij nd e. Letztere Fügung hat aber auch hier manche Einbuszen erlitten. In diesem Briefwechsel kommen vor:-12 maar gesteld z ij nd e dat.16 toegegevenz ij nde (beide abs.) neben attr. 10 Het werk. ..., te voorschijn gekomen. Bilderdijk, Nieuwe taal- en dichtk. Versch. II, 16 hetgeen op zich zelf b eschouw d niet zoo licht schijnt; ib. III, 117 den staat onzer taal in aanmerking genomen (abs.). Die historischen Romane von Jacob van Lennep (Mitte des 19. Jhts.) enthalten nach manche Fügungen mit hebbende und zij nd e, bei den modernen Schrifttellern sind sie so gut wie verschwunden. Mag mit hebbende hier und dort noch ein Beispiel auftauchen 2), die mit zijnde sind in der Literatursprache auszert selten geworden. So schreibt P. H. van Moerkerken: De Ondergang van het Dorp (De Gids 1913, S. 27) Vrouwen, naar Randfoort ter markt geweest, vertelden van het groote spoorhuis; Ina Boudier Bakker, Armoede 1) V telwortfügungen groszer als bei seinen Vorgangern. Er hat es sich zur Regel gemacht, überall wo zwei attributive Part. Prat. zusammentreten, sie beide dem Substantiv folgen zu lassen: B.; Pip. I, S. 200, 3 distribute segregateque partes corporis - die lide ge sk eid ene unde zelegete, oder er setzt das erste Part. Prat. vor, das andere hinter das Substantiv: Ps.; Pip. II, S. 198, 22 Cor contritum et humiliatum - kemületes herza unde genidertes. Manchmal werden das Partizip und seine nahere Bestimmung durch das Substantiv getrennt: B.; Pip. I, S. 50,8 defluus amnis qui uagatur altis montibus - diu niderrfnnenta aha aha demo berge. Vgl. auch unten S. 77 N. Muffel Beschreibung d. Stadt Rom, 31 do ist ein grosze heit und mit zweien steinen creutzen verzeichnet, und Th. Matthias, a. a. O., S. 682. ') Dem dort erwahnten Beispiel aus dem Sachsenspiegel I, Art. 2 blutende wunden.... die einer dem andern het gethan / vnd vmb ge z o ge n e schwert au f f eins and e(r)n mannes schaden (humana uulnera alij ab alio til at a, et comininationes ac euaginationes gl ad ior um f ac t a s in d a m n u m alior u m) laszt sich in der ndd. Ausgabe2) eine ahnliche Fügung zur Seite stellen: vnde 1) Obwohl das Vorhandensein derartiger Konstruktionen nicht zu leugnen ist, kann ich für das 15. Jht.. seinen Ausführungen nicht mehr beistimmen. Neben den ebenda S. 683 erwahnten Fallen: Stelnhöwel 217 die komenden Véhièn von der w a i d; und 251 ein senfftmiitiger vogel über alles ander geflügel, lassen sich dort auch Fügungen nachweisen wie S. 196 vnd erlosten ihren hart geschlagen und auf den tod verwanten b r u o d e r\ 143 der m ü d e tast geladen esel; 127 sain wol geschnittenes und s c h ö n e s b il d. Der Ackerman aus Böhmen (1400; hsg. v. K. Burdach, Vom M.A. zur Reformation, III, Berlin 1917) S. 64: Aruspex nach altaropfers rauche in zukunft t u e nd e ausrichtunge; ebenda 72 ein zuchtiges, schones, keusches vnd an eren vnuerrucktes weib'; 89 aus der muter leibe in der erden gruft selbmugender geleiter; 90 aus nichte icht, aus ichte nicht allein vermugender wurker. Auch bei Nico v. Wyle kommen sie vereinzelt vor. 2) Nach dem Oldenburger Codex von 1336, hsg. von A. Lubben u. F. v. Alten, Oldenburg 1879. ghetogene swert u p e n e s and e r en mannes s e ad en. Im Mhd. nimmt der Reichtum an Partizipialkonstruktionen dermaszen ab, dasz sie, wie man zuversichtlich annehmen kann, mit Fleisz vermieden worden sind. Was J. Grimm im IV. Bande seiner Grammatik S. 1103 [915/6] zu den absoluten Mittelwortfügungen bemerkt, gilt zugleich für die attributiven. Matthias (a. a. O., 648) had nachgewiesen, dasz sie auch in der mhd. Poesie ziemlich selten sind. Nach ihm entfallen auf die 2100 Verse des Parz. (433,1 bis 502,3) nur 4 nachgestellte attr. Partizipia. In den mhd. Prosatexten des 13. Jhts. scheinen sie noch nicht üblich zu sein. Die Meinauer Naturlehre, (hsg. von W. Wackernagel, Litt. Verein 22), welche aus dem 13. Jht. datiert, kennt sie noch nicht. Ebensowenig die altesten, in deutscher Sprache abgefaszten Urkunden (seit 1250), wie der Bayrische Landfrieden König Rudolfs (1281), als Beilage in Max Vancsa's Preisschrift: Das erste Auftreten der deutschen Sprache in den Urkunden (Leipzig 1895) aufgenommen. In den schon für das Frühndl. herangezogenen Hanserezessen (s. oben S. 20) sind sie in den ndd. Dokumenten des ersten Bandes (von 1256 an) noch nicht belegt. Erst in den spatern Rezessen (um 1300) tauchen sie allmahlich auf, bleiben aber auch dort, ungeachtet der regelmaszigen Korrespondenz mit den Kaufleuten in Holland, Flandern, Nordfrankreich und England, ziemlich selten. Ein paar Beispiele seien hier genannt: S. 117: Dat de gropengheytere (Kupferschmiede) scolen gheten gropen (Kessel) van wekeme koppere, ghemengetna rechte mathe (D) x); ebendort 120 (1354) van nuto Sunte Jacobes daghe n e g h e s t tu komende (D); ahnlich 353 (1483), gegen 124 der nu n e g h e s t to komende ist (zweimal, aus dem Jahre 1365); 257 (1363) in allen jarmarkeden vorhenaemet (D) neben 319 (1365) al se se vorbenomd sind. Ferner, in chronologischer Reihenfolge: 124 in eren openen breven uppe pergamend ghe s c hr e v e n (D); ahnlich 352 in mate nabescreven (D); 287 (1364) unses heren breff des koninghes, beseghelt mit sineme ingheseghelen (N); 319 (1365) an dessen brei ghe- 1) Für die deutschen Mittelwortfügungen habe ich die Kasus der bestimmten Substantive oder Pronomina berücksichtigt, weil diese sich nicht in gleichem Masze beteiligen. 74 75 henghet, ghe gheve n to Lubeke (A); 343 (1366) Den mannen. . . . unde dem menen (gemeinen) kopmanne der Dudeschen henze to Berghen wesende (D); ebenda: to Lubeke v orgaddert (N); 373 (Lübeck 1367) teyn kogghen ghe mannet mid ghüden wapeneren (A); ebenda: twe Rynschepe mid anderhalfhunderden man ghew ap end (A; zweimal); Bnd. IX (1477-1530) S. 7: de anderen, in den steden to husz behorende (A); 8 den rezesz, tho Malmoe upgerycht (A); ibid. copieh enes breves,.... de ersamen van Meydeborch bedrepende (G); 9 den dach, up Martini ange sette t (A); 10 tho Jennekopinge, in Sweden belegen (D); weiter im Text 816 wolden einen sunderlichen bestandt hebben, etlijke jar durende (A). Haufig sind in diesem Sammelwerk Relativsatze mit de, s o, in denen das Hilfszeitwort weggelassen ist, eine im Frühhd. und Frühndd. sehr gewöhnliche Erscheinung, die zur Verbreitung der Mittelwortfügungen nicht unwesentlich beigetragen haben dürfte. Dasz auch der Einflusz der ndl. Urkunden auf die Sprache der ndd. Aktenstücke grosz gewesen sein musz, liegt auf der Hand. Viele der aufgeführten Belege: wesende, behorende, durende scheinen unmittelbar aus dem Ndl. übernommen zu sein. Wahrend aber die damaligen niederlandischen Dokumente, wie oben S. 50 im Dagboek der Gentsche Collatie nachgewiesen ist, durchschnittlich 3 bis 4 Mittelwortfügungen auf jeder Seite enthalten, ist hier die Anzahl sehr gering. Für die Kanzleisprache Süddeutschlands habe ich die von J. C h m e 1 (Wien, 1849) herausgegebene Sammlung F o n t e s rerum Austriacarum herangezogen. Hier laszt sich derselbe Entwicklungsgang beobachten. Abt. II* Bnd. I (1283), S. 213 disev lehenschaft als vor bescheid e n ist; 214 fvnf hvbe eigens da ze Domenschik daz vnd er Sebur ch l eit; 219 zv dem chloster der vrowen vnd der suester von prediger ordin datz Tuin, daz da haizzet des heiligen Chrützes phalncz (1286); 237 di mul dev ob der stat leit (1288); dew da leit (1292); 238 von dem nehesten Pertentage der da chumet vber ein ganzes jar; ebendorti vor Wienachten die da nehst choment (1288); 240 Des geb wir in disen brief zeinem vrchund vnd zeinem gezevg, versigelt mit vnser peder insigel (A; 1289) ahnlich 254 disen brief behangen vnd versigelt mit minem 76 Uwi&el (A; 1293); 255 gibe ich den vorgenanntenne Valtehenbergern disen brief tzv ainem vrchvnde vnde tzv ainer bestaetigvnge v er sigelten vnde bestaetigten mit meinem insigel (A; 1293); ahaHch 259 x); 264 den marcht vnd di hofstet vnd div mul ze Randek, d i avf vnsers gotshavses tugen gelegen sind (1294); idem 265; 246 von dem gutde zu Egensburg, daz hie vor gênant ist (1291); 251 ahnlich: vmb daz selbe gut als hi benant ist (1292), aber 258 Ich Chunrat, ein riter gênant von Zauch (N; 1293). V orgenant (predictus) geht in diesen Schriftstücken bis ins 14. Jht, immer dem Subst. voran. In den spatern Urkunden ist von den oben aufgeführten Verben die attr. nachgestellte Partizipialfügung sehr üblich, vgl. auch oben S. 42 ff. und Matthias a. a. O. 685. Die Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I (Litt. Ver. 10) enthalten auszer den für das Ndd. und Ndl. belegten Fügungen, z. B. S. 2 auf den freyttag nach unnser lieben frawen tag Assumptionis yetzo na gs t v er gangen (A; 1493) noch; 2 lawtt der innstruccion vns zuges chick ht (G); 4 für seine diennst, vnns in vnnsern Nidern lannden ge t an (A); 6 lawt der briefe darumb au sgann^ gen (G); 10 auf den tractat vnd abredt, zwischen vnser vnd deiner Heb beschehen (A); 11 daz wir dit vnd der hoek* gebornnen Katherinen, geboren von Sachsen,.... ochsen schicken wellen (D); 17 vil fleisz, durch vnns darinn gebrauch t (A); usw. Der im Jahre 1336 ïns Ndd. übersetzte Sachsenspiegel (s, oben S. 73) weist im 1, Buche neben 2 pradikativen Mittelwortfügungen nur eine attributive auf: I, 5 S. 25 Al schat under der erden b e gr au e n deper den en ploch geyt, de hort to der conincliken walt (N), entsprechend der hd. Fassung I, 33, § 1 Alle schetze vnter der erden b e gr ab e n fomnis thesaurus subterraneus profundius aratri meatu iacensj. In der Sprache der stadtischen Urkunden ist, wie Matthias a. a. O., S. 685 bemerkt, dieselbe Entwicklung wahrzunehmen. Erst um die Mitte des 14. Jhts. treten sie auch hier vereinzelt 1) So ungefahr lautet seit Ludwig dem Bayern auch die Schluszformel der Königsurkunden: geben wir disen brief versigetten mit unsrem insigel, vgl. Vancsa a. a. O., S. 100). 77 auf, und zwdr zuerst die auch im Ndl. als alteste Belege vetzeichneten Fügungen wie (ob) gênant, v e t s i g e 11, geboren, gehorende zu, b e (an)tr ef f e nd e, nach Santé Laurencitage ne chs t vergangen (post dient S. L. pr o x im e preteritum), u. dgl. Die Grtinica off dat tzytboich der hilliger Stat Coellen aus dem Jahre 1499 enthalt auszer gênant (mit der Nebenform genoempt, entsprechend der geographischen Lage der Stadt, wo man jetzt noch von deftig oder dat Wasset spricht) nur wenig Belege. Eine noch nicht toachgewiesene Fügung findet sich Folio 2 verso: dye mynschen nu l eue nd e (N). Zu den altesten Prosadenkmalern gehören auch die Reisebeschreibungen. Als etste Schrift dieser Art habe fch N i k olaus Muffels Böschreibung der Stadt Rom (nach 1452 entstanden; Litt, Ver. 128) herangezogen. Der Titel dieses Werkchens hat mich veranlaszt, es als Gegenstüék zu der beschreibenden ndl. Prosa von Ruusbroec und 't Scaecs p e 1 durchzunehtnéü-. AHéin statt einer Beschreibung der Kirchen, Palaste und Denkmaler dieser berühmten alten Stadt enthalt és nur Erzahlungen von deT Wundertaiigkéit der Heiligen, denen dié Bauten gewidmet sind, von der Begabung der Kirchen mit „vil ablas Vnd gnaden, wodurch gar pald durch mesz ein sei ausz dem fegfeur erlost :> s ï * J ] 3 J * ^«3°^**,^ si /P.P.t. rein attr 29 20 5 55 27 36 31 89 24 12 19 50120 0 24 7 7 7 4 4 3 8 0 0 3 9 13 24 24 0 Attrib < " nicht rein attr-- 18 34 15 7 11 5 25 426 17 15 0230 18 91 05 1 2220 1 1 0 " y P.Ps. rein attr 12 15 0 18 6 34 20 39 6 2 16 8 2 0 10 3 0 3 0 1 O O 0 0 1 2 3 3 5 0 ' „ nicht rein attr.. 12 15 0 26 14 11 18 35 7 51 15 4 0 0 4 4 41 10 0 0 0 2 0 0 2 2 0 , am Satzanfang 1226802 13 527 32 550388680 11 61492500 Pradi- \ "ach dem Rel- pron. . 0003212820369010022900021 3 1 01 0 k«tiv ind MittedesSatze.l39 ^ ^ ^ ^ % ^ ^ 36 9 29 27 31 7 39 . 5 1 11 20 38 24 18 0 x am Lnde des batzes ) 13 38721422112413 Ohne Verbum finitum 000321 282031 16 0049020000026 110 01 Absolut (mit und ohne Part) 33 2 3 17 8 0 11 32 10 4 24 3 52 12 4 8 2 12 7 13 0 7 6 0 6 20 12 14 I I Zusammen... 144 91 33 202126 235171 499 241 36187 322 251 37 93 81 42 91 65 70 11 75 28 8 33 72 72 87 53 5' , n . , .„ / . ( P.Pras.... 13 , P.Pras. .. 1,4 lm Uurchschmtt l rem attr. ! / rein attr. j bei jedem einzelnen j P. Prat.... 36 Durchschnittlich j " P'PrSt ' 7>5 Schriftsteller ( im Ganzen ,77 ( im 53 INHALT. S. Einleitung Das Part. Pras. von haben und sein und das sogen. Part. Prat. activi 16 Das Aufkommen der zusammengesetzten Formen 26 Ihre Blütezeit und ihr allmahlicher Verfall 30 Die attributiven Partizipialkonstruktionen. Begriffsumgrenzung 33 Die alteste niederlandische Prosa 41 Ruusbroec 43 Die Schriften des 15. Jhts 48 Die Humanisten 33 Hooft 55 Die Schriften des 18. bis 20. Jhts 64 Die satzartigen Mittelwortfügungen im Deutschen _12jjr Belege aus dem Ahd. und Mhd 72 Die Schriften der Humanisten 8Q Albrecht von Eyb 81 Büchertitel, Kapitelüberschriften und Schluszformeln .. 82 H. Steinhöwel 85 Nico v. Wyle 86 Die vorlutherischen Bibelübersetzungen 92 Martin Luther 95 H. W. Kirchhoff 105 Johann Fischart 10° M. Opitz 109 H. M. Moscherosch 110 Ph. von Zesen Hl H. J. Chr. von Grimmelshausen 112 Bodmer und Breitinger 114 Klopstock 115 166 S. Lessing 116 Wieland 118 Herder und die Stürmer und Dranger 119 Fr. Schiller 123 Novalis 125 Goethes Altersprosa 127 H. von Kleist 132 A. von Chamisso 133 Jean Paul 133 E. Th. A. Hoifmwm 134 H. Hetae 435 Fr. Gritlparzer 136 *K. Immermann I3fr" A. Stlfter 138^ G. Freytag 138 ^ F. Spielhagen 139 W. von Kugelgen 140 G. Keiler 141 C. F. Meyer 142 Th. Storm 142 L. von Ranke 143 Th. Mommsen 143 3. von Treitschke 144 Th. Fontane 145 Paul Heyse 146 Th. Mann 148 Ricarda Huch 149 Clara Viebig 150 G. Hauptmann 151 Fr. Nietzsche 153 Zusammenfassung 154 Anhang 162 Tabelle 165 BERICHTIGUNGEN: S. 42 sind die Zeilen 8 und 11 verwechselt. S. 50 Zeile 26 v. o. welchem in lies in welchem S. 52 Zeile 15 v. o. Kunera lies kunera S. 63 Zeile 17 v. o. Dez. lies Dec. S. 75 Zeile 13 v. u. Austriacarum lies austriacarum S. 84 Zeile 10 v. u. Austriacarum lies austriacarum S. 85 Zeile 6 v. u. synen lies synem S. 89 Zeile 6 v. o. allerlustsamlichhest lies aüerlustsamlichest S. 89 Zeile 4 v. u, zuvor lies zeuor S. 90 Zeile 17 v. o. sigimun- lies sigismun- S. 90 Zeile 19 v. o. Ace. Inf. lies Ace. c. Inf. S. 90 Zeile 21 v. o. ain.... geschützt lies ainen... . geschütz S. 93 Zeile 14 u. 15 v. u. Pradikatsnomen lies (Pradikatsnomen) S. 93 Zeile 4 v. u. Schritstellern lies Schriftstellen! S. 94 Zeile 10 v. o. De lies Der S. 96 Zeile 15 v. u. is lies ist S. 99 Zeile 11 v. u. Mittelaltars lies Mittelalters S. 101 Zeile 23 v. o. Barrabas lies Barrabas S. 102 Zeile 13 v. u. (vgl. Bib. I zu bekleydet) gehort zu gefasset ib. Zeile 10 v. u. S. 113 Zeile 18 v. o. (Übersctirift) lies (Überschrift); S. 114 Zeile 17 v. u. aufgenommen lies aufgenommenen S. 115 Zeile 15 v. o. Klopstocks lies Klopstocks S. 116 Zeile 19 v. u. geschlossen x) lies geschlossen S. 117 Zeile 11 v. u. belieb lies beliebt S. 119 Zeile 1 v. o. , vgl. lies (vgl. S. 122 Zeile 2 v. u. duetlich lies deutlich S. 132 Zeile 15 v. u. breunènden lies brennenden S. 137 Zeile 9 v. u. fehtt lies fehlt S. 142 Zeile 10 v. u, Aué. lies Ausé. STELLINGEN. Der Gebrauch der mit.un- zusammengesetzten Adjektive im Deutschen ist haufiger, als aus den Ausführungen von Wilmanns im Zweiten Bande seiner Deutschen Grammatik § 419.1 zu schlieszen ware. II. Fr. Gundolf verkennt in dem Satze (Goethe, S. 103): „Die Verwendung des participium praesentis als selbstandiges Adjektiv, nicht mehr als abgekürzter Nebensatz, ist das Zeichen wie sehr Goethe selbst die Eigenschaften als aktive Bewegung empfand, wie er das Ruhende wesentlich als Wirkendes aufnahm" den Charakter des Partizips. III. Die Behauptung Gundolfs (ebenda), dasz Goethe diesen adjektivischen Gebrauch des Prasenspartizips für die deutsche Sprache erobert habe, ist historisch nicht richtig. IV. Die Erklarung, welche Franck^Van Wijk (Etym. Wb.) und Verdam (Mndl. Wb.) von der Etymologie des Wortes molen geben, ist nicht ganz genügend. v Bei der Etymologie von ndl. gewricht (vgl. Franck-Van Wijk, ferner das Wb. der Ndl. Taal und Verdam, Mndl. Wb.), ist das bei Kiliaen belegte Subst. g h e w e r f zum Ausgangspunkt zu nehmen. 2 H. Paul, D. Gramm. IV. § 40 rechnet scheinen, auch in der Verbindung mit z u und dem Infinitiv, zu den Verben, die sich dem Charakter einer Kopula nahem. Das ist nicht richtig. VII. Die Regel „Nach Prapp. kann einander nicht mit reziprokem sich (vgl. § 120) abwechseln, nur unter sich kann neben untereinander gebraucht werden" (H. Paul, D. Gr. IV, § 141), ist etwas zu eng gefaszt. VIII. Der Gebrauch von oder in Satzen, von denen der erste sich dem zweiten unterordnet ist, wenigstens was die heutige Schriftsprache betrifft, veraltet. H. Paul (D. Gr. IV, § 384) hat versaumt dies zu erwahnen. IX. Es ist zweifelhaft, ob Chr. Weise in seiner Parodie auf den Stil Ph. v. Zesens (vgl. S. 10 meiner Diss.) wirklich Satze mit zusammengesetztem Partizip gefunden hat. Wahrscheinlich hat er damit nur angeben wollen, dasz die Sprache Zesens durch seinen langjahrigen Aufenthalt in Amsterdam von dem Hollandischen stark beeinfluszt worden ist. X. Die Sprache des ndl. Volksbuches „Genoechlijcke History van den schricklijcken ende onvervaerden Reus Gilias" weist manche Eigentümlichkeiten auf, die auf eine freie Übersetzung aus dem Deutschen schlieszen lassen. XI. Schiller hat bei der Ausarbeitung seiner Ballade „Die Kraniche des Ibykus" nicht nur die von Goethe vorgeschlagenen Anderungen und Winke benutzt, sondern auch seine Beschreibung der Dekorationen für die Oper Palmira (Brief vom 14. Aug. 1797). 3 XII. Dasz L. Börne den Brief von Goethe an Schiller vom 16. Aug. 1797 lacherlich fand (vgl. sein Tagebuch vom 30. April 1830), findet seinen Grand darin, dasz er das Wort Sentiment al it a t falsch verstanden hat. XIII. Der literarische Wert von E. Th. A. Hoffmanns Werken wird in letzterer Zeit überschatzt. XIV. Das „serapiontische Prinzip" in Hoffmanns Serapionsbrüdern ist nicht ernst zu nehmen. XV. Die Behauptung Ellingers (E. Th. A. Hoffmann. Sein Leben und seine Werke, Hamb.-Leipzig 1894, S. 125), dasz Hoffmanns dichterische Tatigkeit keine Einwirkungen von Arnim erfahren hatte, ist unrichtig. XVI. Der Unterricht im Deutschen an unsern Oberrealschulen mit „literair-economische afdeeling" hat auch die sprachlichen Errungenschaften auf dem Gebiete der Technik in ihren Bereich zu ziehen. Ober den gebrauch der attributiven partizipial- KONSTRyKTTÖ^ niederlandischen und hochdeutschen prosa heemstra ÜBER DEN GEBRAUCH DER ATTRIBUTIVEN PARTIZIPIALKONSTRUKTIONEN IN DER NIEDERLANDISCHEN UND HOCHDEUTSCHEN PROSA ACADEMISCH PROEFSCHRIFT TER VERKRIJGING VAN DEN GRAAD VAN DOCTOR IN DE LETTEREN EN WIJSBEGEERTE AAN DE RIJKSUNIVERSITEITTE GRONINGEN, OP GEZAG VAN DEN RECTOR MAGNIFICUS Dr. F. M. Th. BÖHL, HOOGLEERAAR IN DE FACULTEIT DER LETTEREN EN WIJSBEGEERTE, IN HET OPENBAAR TE VERDEDIGEN OP DONDERDAG 9 JULI 1925, DES NA= MIDDAGS TE 4 UUR = DOOR JOHANNES HEEMSTRA geboren te steen wijkerwold DRUKKERIJ „AMICITIA". MEESTER CORNELISSTRAAT, HAARLEM — 1925 — AAN MIJN VROUW, Bij de aanbieding van dit proefschrift is het mij een behoefte, in de eerste plaats U, Hooggeleerde Sijmons, te danken voor alles, wat Gij in het belang van mijn studie hebt gedaan. Door Uw voorbeeldig onderwijs zoowel als door de vele blijken van welwillendheid, die ik steeds van U mocht ontvangen, hebt Gij mij ten zeerste aan U verplicht. Zelfs in Uw laatste ambtsjaar hebt Gij ondanks Uw drukken werkkring U nog de moeite getroost, het eerste gedeelte van dit onderzoek door te lezen en met Uw opmerkingen te verrijken. Het heeft mij zeer gespeten,, dat ik dezen arbeid niet heb kunnen voltooien, voordat Uw leeftijd U dwong, een ambt vaarwel te zeggen, dat Gij sedert een een lange reeks van jaren met zoo groote toewijding hebt vervuld. U, Hooggeleerde Kapteyn, ben ik zeer dankbaar voor de bereidwilligheid, waarmee Gij de taak op U hebt genomen, nu als mijn promotor op te treden. De belangstelling, die Gij voor mijn werk hebt getoond, en de steun, dien ik daarbij van U mocht ondervinden, worden hoogelijk door mij gewaardeerd. Ook tot U, Zeergeleerde Breuning, richt ik een woord van welgemeenden dank. Aan Uw lessen en hulpvaardige leiding denk ik nog steeds gaarne terug. De eerste aansporing tot dit onderzoek is van Uw vertaalcolleges uitgegaan. Niet het minst ben ik mijn oud-leeraar J. Verwer erkentelijk voor het voortreffelijk onderwijs, dat den grondslag heeft gelegd voor mijn verdere studie. Ook bij dit werk heeft hij telkens van zijn belangstelling doen blijken. Eindelijk breng ik nog een woord van dank aan Prof. Dr. O. Behaghel te Gieszen, Prof. Dr. F. A. Stoett te Amsterdam en Prof. Dr. C. G, N. de Vooys te Utrecht voor de nuttige wenken en inlichtingen, mij verstrekt. Ik mag niet eindigen zonder ook een woord van lof te hebben geuit over de voorbeeldige wijze, waarop de Haarlemsche Stadsbibliotheek mij telkens van dienst is geweest bij het verschaffen van boeken. VORWORT. Kurz bevor ich mit dieser Untersuchung fertig war, erschienen die ersten zwei Bande, von O. Behaghels Deutscher Syntax und H. Annemas vorzügliche Dissertation über die sog. absoluten Partizipialkonstruktionen im Nhd. Bei der Durchsicht habe ich auf beide Werke Rücksicht genommen und manches noch nachtraglich verwerten können. Wenn mir Th. Matthias' Aufsatz Zur Geschichte der deutschen Mittelwortfügungen, Zschr. fdd. Unterr. Jg. 11, Heft 11 (1897) eher zur Verfügung gestanden hatte, so ware mir die Üntersuchung der altesten mhd. Prosatexte erspart geblieben. Indessen hat mich diese Arbeit in meiner Überzeugung bestarkt, dasz bei jeder Schrift die sprachliche Eigenart des Verfassers berücksichtigt werden musz. Ein Literaturverzeichnis habe ich nicht beigefügt. Es schien mir überflüssig zu sein, weil die meisten der herangezogenen Schriften nur einmal erwahnt zu werden brauchten, und die benutzten Grammatiken bekannt genug sein dürften. Von den durchmusterten Prosatexten standen mir leider nicht immer die besten Ausgaben zur Verfügung. Einige waren in unsern Bibliotheken nicht vorhanden und offenbar auch von auswarts nicht zu beschaffen, andere wurden wiederholt zurückgefordert, bevor ich Zeit hatte, sie durchzunehmen. Ich war dadurch meistens auf eignen Besitz angewiesen. 10 habend1) Als der Herr von gestern Abend, test und wohl geschlafe n habend, morgens nach dem Stalle ging2). Ein humoristischer Schlager, der jetzt in Studentenkreisen sein Wesen treibt, fangt folgendermaszen an: O, wie ist der Abend labend! Gut zu Nacht gegessen habe nd, usw. Auch mit den attributiv vorangestellten Partizipien wird manchmal groszer Unfug getrieben. Schon Chr. Weise wollten Fügungen wie seine sich-so-plötzlich-fergnügenw o 11 e n d e Jugend; die ganzzlich-hertohr gekwollen seynde Süssigkeit der freundlichsten Libinne; der.... würdig seinden Worte; meine gahr wanig auszgekünstelt habe nd e... Schreibrichtigkeit 3) nicht getallen. Der Satz des pedantischen Sehttléirektors Sonnenstich in Wedekinds Drama Frühlingserwachen: Ich ersuche éfrjenigen Herren Kollegen, die dafür sind, dasz das einzig in Frage kommen könnend e Fenster geoffnet werde, sich von ihren Sitzen zu erheben, verfehlt auf der Bühne seine Wirkung nicht. Am schlimmsten treibt es wohl Karlchen (K. Ettlinger), wenn er in der Humoreske Fraulein Tugendschön (München 1919) mit viel Behagen den Stil der allzu albernen Backfische zu persiflieren sucht: 4 die Villa des etwa dreiundvierzig Jahre alt sein d ürf e nd e n4) Kommerzienrates; oder ebenda seine traute, an welcher die Jahre spurlos v or üb e r g e gan ge ri se ie nd e Gattin Ottilie. In all diesen Satzen ist es die Mittelwortfügüng, welche die — beabsichtigte — komische Wirkung hervorruft. In der gleichfalls bewuszt angewandten Stilblüte E r i s t (ab)g e g a n g en w o rden wird das Passivum eines intransitiven Zeitwortes gebraucht um auszudrücken, dasz ein Beamter unfreiwillig aus dem Dienste schei de t. 5) Derartige Beispiele lassen sich haufen. Man ersieht daraus, dasz im Deutschen dem Gebrauch des satzartigen sowohl 1) H. Heine, Atta Troll, Ausg. Elster, Bnd. III, 537. 2) und 4) O. Behaghel, Humor und Spieltrieb in der deutschen Sprache, Neophilologus VIII, S. 184. 3) Die drei argsten Erznarren, (1673) Kap. 11. Parodie auf den Stil und die Orthographie Zesens? 4) Als Gegenstück zu diesem Part. Pras., das dem Konj. Prat. sein Dasein verdankt, schrieb Hooft einmal, mit dem Stamm des Ind. Prat., Ned. Historiën 308 Eetwaren en krijsgereetschap, placht end e te voeren in stadt te hoornen, und ein Jurist in einer ndl. Tageszeitung /*, als warende daarbij niet tegenwoordig. 5) Das wird auch von einem relegierten Studenten gesagt. 11 als des attributiv vorangestellten Partizipiums Grenzen gezogen sind, die nicht leichthin überschritten werden dürfen, Grenzen, welche enger sind als im Englischen und Französischen, aber auch im Niederlandischen. Die ersten der obigen Belege mit Auxiliarpartizip könnten anstandslos wörtlich ins Hollandische übersetzt werden. Die letzten dagegen, soweit sie sich mit dem ndl. Idiom vertragen, würden, ebenso wie die von Andresen, Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit1 S. 161 gerügten Satze 7fs hat dem Ewigen getallen, meine seit 23 Jahren besessene Frau abzurufen; eingefallener Jüngling, und dgl. wegen der Zweideutigkeit des Partizips oder vielmehr wegen des Kebengedankens, den wir mit dem Gebrauch desselben verbinden, auch auf den Hollander einen komischen Eindruck machen. Derartige Entgl eisungen haben j edoch mit dem Gebrauch an sich nichts zu tun. Jede Sprache wird ihren „deelwoordenjammer" *) haben. Ubrigens möchte ich an dieser Stelle dar auf hinweisen, dasz in letzter Zeit ein milderer Wind durch die deutsche und niederlandische Grammatik weht. Mit den „Sprachdummheiten", „sprachlichen Sünden" oder wenigstens „Verstöszen gegen den richtigen Sprachgebrauch" suchen sich die nicht mehr nach logischen, sondern vielmehr nach psychologischen Gesetzen verfahrenden Philologen 2), wenn nicht gerade abzufinden, so doch in glimpflicher Weise auseinander zu setzen. Dies is namentlich den Partizipialkonstruktionen zugute gekommen. Man darf nicht aus den Augen verlieren, dasz das satzartige Partizipium, jenes zwitterhafte Mittelding zwischen Nomen und Verbum, eine besondere Stilform beansprucht, die hohe Anforderungen an die syntaktische Kunstfertigkeit des Skribenten stellt3). Sogar Goethe beklagte sich, dasz die Partizipialkonstruktionen ihm nicht IJ Charivarius in „Het Weekblad van Nederland". 2) J. Grimm war dem Part. nicht abgeneigt, wie aus seiner Behandlung des absol. Part. und aus seinen fibrigen Schriften hervorgeht, Th. Matthias „Sprachleben und Sprachschaden" hat aus Zweckmaszigkeitsgründen schon manche Mwfügung in Schutz genommen, E. Engel „Deutsche Stilkunst" wettert gegen frühere Strenge, H. Paul in seiner Deutschen Grammatik spricht nur von „ungenauer Verknüpfung", 0. Behaghel, namentlich im II. Bande seiner jüngst erschienenen Deutschen Syntax betont — und billigt — die kraftige Wirkung der Kontamination in der Sprache des lassig denkenden Volkes. 3) Vgl. G. S. Overdiep, Over het Ndl. Part. Pras, Tijdschrift v. T. en L. 36, S. 222. 12 geraten wollten ]). H. von Kleist und E. T, A. Hoffmann haben ihrer Vorliebe für diese Fügungen manches Opfer gebracht. Grillparzer laszt sich in der „Ahnfrau" Vs. 1217-18 folgende „Ungeheuerlichkeit" zu Schulden kommen: Teils g e t ö t e t, teils g ef an ge n, retteten sich wenige nar. Doch nicht blosz dasz diese schwer zu handhabenden Gebilde dem Autor manchmal ein Schnippchen schlagen, sie erschweren auch oft dem Leser das richtige Verstandnis. So zeigt Brodführer, Untersuchungen zur vorlutherischen Bibelübersetzung (Halle 1932) S. 25, dasz die drei Ubersetzer den Satz aus der Vulgata! Act. 14.3 Multo igitur tempore demorati sunt, fiducialiter agentes in Domino, testimonium perhibente verbo gratiae suae, d ant e signa durch falsche Auf lösung des Partizips im Deutschen alle drei fehlerhaft wiedergeben, und zwar jeder auf andere Weise. Die lateinischen Partizipia gestatten aber meistens vermöge ihrer Flektionsendung immerhin noch eine einwandfreie Deutung. In den germanischen Sprachen ist diese Endung allmahlich verschwunden; hier fallt somit ein für das Verstenen wichtiges Unterscheidungsmittel fort. 2) Bei den neuern Schriftstellern stoszen wir nicht selten auf Satze, die durch die mangelhafte Ausdrucksmöglichkeit der Mittelwortfügung undeutlich werden. In Ricarda Huchs Roman Erinnerungen vod Ludolf Ursleu dem Jüngern (Berlin 1919) S. 7 lesen wir: In diesem Sinne schreibe ich die Geschichte meiner Erlebnisse, verborgen vor jedermann. Man weisz nicht, ob das Part, sich auf i c h, auf Geschichte oder auf Erlebnisse bezieht, Auch die Fortsetzung: denn eine fromme Legende wird es nicht sein klart un$ nicht genügend darüber auf, wer oder was vor jedermann verborgen sei. Weniger unklar sind Satze, in denen die Partizipialkonstruk- 1) An Riemer im Jahre 1812, vgl. Euphorion IV (1897) S. 160. 2) Ich denke dabei an Falie wie Faust I, 2048: eritis sicut deus, scientes bonum et malum (Vuig. I Mos. 3, 5 hat dii), welche Luther richtig übersetzt: und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist; dagegen laszt Vuig.: Actus apost. 2, 5 Er ant autem in. lerusalem habitantes ludaei (Luther: Es waren aber Jiiden zu Jeruzalem wonend) durch die Zweideutigkeit von e s und waren verschiedene Auslegung zu. Nach Behaghel, II, S. 382 haben wir hier mit einer periphrastischen Umschreibung zu tun, die „Leidsche Bijbelvertaling" (das N. T. von H. Oort, 1912) übersetzt die Stelle durch: Nu waren er Joden, die in Jerusalem woonden. 14 Schriftsteller, oder: Dieser Schr., der.... Er is in de heele stad niemand, zoo rondborstig voor zijn meening uitkomende als hij: der so unumwunden seine Meinung sagt, wie er. Wie wir sehen, bleibt es dem subjektiven Ermessen des Deutschstudierenden überlassen, sich der Partizipialstruktur zu bedienen, oder durch enklitische Voranstellung bezw. Auflösung in einen Nebensatz dieselbe zu vermeiden. Wir wollen im Folgenden untersuchen, ob sich keine bestimmteren Regeln herausarbeiten lassen. Die mit hebbende und zij nd e zusammengesetzten Partizipia (die sog. Part. Prat. activi), welche, wie wir oben gesehen haben, im Deutschen nicht gebraucht werden, sind in den einschlagigen ndl. Werken bisher ganz unbeachtet geblieben. Auch Prof. Dr. F. A. Stoett und Prof. Dr. C. G. N. de Vooys bestatigten mir diesen Mangel in der sprachwissenschaftlichen Literatur. Dadurch sah ich mich veranlaszt, für den Gebrauch derselben im Ndl. einen terminus a quo festzustellen. Obwohl diese Spezialuntersuchung eigentlich aus dem Rahmen meiner Hauptarbeit herausfallt, war sie, wie sich spater zeigen wird, doch unentbehrlich. Ich stelle sie deshalb den eigentlichen Ausführungen voran. Zugleicherzeit habe ich samtliche Werke, die für das Part. Prat. act. heranzuziehen waren, auch auf den Gebrauch der satzvertretenden attributiven Mittelwortfügungen hin durchgenommen. Das dabei gewonnene Material liesz sich sehr gut verwerten. Die Stoffsammlung für das Part. Prat. act. im Ndl. muszte nun in rücklaufiger Zeitfolge stattfinden, die Untersuchung über die attributiven Partizipialkonstruktionen habe ich dagegen in ihrem historischen Verlauf wiedergegeben. Einerseits habe ich mich dabei der Methode der bestehenden Grammatiken angeschlossen, andererseits*verzichtete ich nicht gern dar auf, bei dieser Behandlung die Fortsehritte unsrer Muttersprache, die vor dem 16. Jht, noch in einem garenden Lauterungsprozesse begriffen war, klar aufzuzeigen. Denn gerade bei den Mittelwortfügungen laszt sich am besten nachweisen, wie sich das Hollandische aus dem Zustande des Unbeholfenen und Unsichern zu einer reichen, über eine Fülle von Ausdrücksmöglicbkeiten verfügenden Schriftsprache entwickelt hat. 15 Die Betonung der stilistischen Errungenschaften erforderte eine akzidentelle Behandlung der grammatischen Erscheinungen. Statt einer syntaktischen Beschreibung des ganzen in Betracht zu ziehenden Gebietes habe ich nur eine aligemeine Begriffsformulierung der Belegsammlung vorangehen lassen, und am Ende der Untersuchung die Ergebnisse zusammengefaszt. Das Part. Pras. von haben und sein und das sogenannte Part. Prat. activi. Das Fehlen des sog. Part. Prat. act. im Deutschen hangt damit zusammen, dasz auch von den Hilfsverben haben und sein (wesen) das Part. Pras. hier nicht üblich ist. Im Ahd. hat es zu diesen Formen allerdings Ansatze gegeben: a. mit sein (wesen): Notker B, 35.7 mir inneuuesentiu — insita nobis; ib. 358.12 uuesendo — existendo; ib. Ps. 42.12 Aber in carne uuesendo foresah ih..; ib. B, 74.26 Tanne in sizzentên in demo sprahhüs. an demo hêrstüole. tu orator uuesendo. getüomet uuurte dines sinnes. unde dinero gisprachi an des chuninges lobe? Ferner ib. Ps. 64.17; ib. Ps. 84.20; Parzifal 805,6 wand si Schoysiane der tóten meide muoter zóch k in t iwesnc/e1); Myst. II, 499.3 daz ich bekante min gehügenisse sin de under miner verstentnisse 2); ib. 536.32 in disem nihte sinde wirt si begraben (vgl. Behaghel, Syntax II, § 758 ff., dem die letzten Beispiele entnommen sind). Aus dem Spatmnd. fand ich u. a. belegt: Rezesse der Hansetage I (Leipzig 1870) 343 deme menen (gemeinen) kopmanne der Dudeschen henze to Berghen wesende (Lübeck, 1366). Das letzte Beispiel ist rein attributiv, vgl. meine Definition S. 37. Unter den wenigen Belegen, die Lexer, Mhd. Handwk III, 801 aufführt, findet sich, aus dem jüng. Titurel, der von periphrastischen Umschreibungen strotzt: 511 zwö tür an allen koren sint wol zu reht wesende. Mit der Bedeutung anwesend kommt diese Fügung vor Lohen- 1) Vgl. für meitwesende, selbwesend e Behaghel II, S. 393, Blatz, Nhd. Gr. II, S. 1214, und Lexer, Mhd. Hwb. 2) Jetzt Supin. Siehe für das Mndl. z. B. „Dat Scaecspel" (hsg. von Frau G. H. van Schaick Avelingh, Bibl. v. Ndl. lett. Leiden, 1912) S. 134 Chi dunct my herde wel ghevoet sijn, neben Hschr. H. und I ghevoet sij nd e; Hanserezesse I 344 (Stralsund 1483) uns bedunket van noden to synde, etc. Vgl. F. A. Stoett. Mndl. Spr. 3, Synt. 3 § 260. 17 grin 7547 des küniges Steffens swester sun der Pölan künec was wesende (zitiert nach Johanna Winkler, Die periphr. Verbindung d. Verba sin u. werden mit dem p. pras. im Mhd. des 12. u. 13. Jhts., Diss. Heidelberg 1913, S. 63). b. mit haben. Diese sind weit haufiger. Aus den vielen bei Göcking, Das Part. bei Notker (Diss. Straszburg, 1905) erwahnten Fallen seien hier die flg. attributiven aufgeführt: B 182.6 Uuanda só is ein anderez hêróra. foüeglih küot hab e nd e — Erit enim eo prestantius aliquid possidens perfectum bonum; ib. 313.19 auuekkiu slahta. unde bitteren gesmagmen habent iu — generatio prava et americans; ib. B, 346.23. Ferner Tatian (vgl. K. Meyer, Zur Syntax des Part. Pras. im Ahd., Diss. Marburg 1906, S. 70) 47.5 Ih bin man untar giuuelti haben t i untar mir kenphon; ahnlich 88,1; 88,2 etc. Diese Beispiele sind aber Twèrtliche Ubersetzungen aus dem Latein, in welcher Sprache auch jetzt noch, in wissenschaftlichen Werken, Umschreibungen mit hab e ns sehr gel auf ig sind: Grimm, Gr. II, 2 735 ge-vriunt (amicos habens); gestopsel (stipulam habens). Belege aus spaterer Zeit: Nico v. Wyle, Translationen (Litt. Verein 5758) S. 196.5 homo non au diens et non habens — ain mensch nützit gehorende noch in sinem mund ainch widerrede hab ende. In der ersten deutschen Bibel über set zung sind, soweit ich habe feststellen können, die meisten Vulgatstellen mit habens durch habend übersetzt (s. unten S. 61). In spaterer Zeit werden sie auszerst selten; bei Goethe, Jub. Ausg. XXX, 232 dasz ich, den Text vor mir habend, Zeile für Zeile vorlesen konnte (modal). Auch die Dramatiker gebrauchen sie, mehr der Not gehorchend als dem eignen Trieb, in den Bühnenweisungen- In den meisten Belegen ist habend aber noch trans. Vollverb mit der alten Bedeutung hal t e nd. Diese Bedeutung liegt z. B. vor im Lateinïachen Satze urbem captam habeo; sie ist im Gotischen sehr übhch: z. B. Mc. 3.9; ib. 7, 3. 4. 8; ib. 9. 10; (vgl. W. Streitberg, Got.-Griech-Deutsches Wb.); auch im Ahd. und Mhd: Meinauer Naturlehre (Litt. Verein 22) S. 1 Melancolici, die artent nach der erden, unde sint sorghaft.. .., gitic unde hab e nd e; Parz. 1.13; 114.14; usw.; Nico v. Wyle, a. a. O. 89 den becher.. in Iren henden h ab e nd e; wiederholt bei den symbolischen Figuren in Dat Scaecspel (s. unten S. 49/50) 94,25 u. a.; Gentsche Collatie (s. unten S. 50) 248 bryngher van deser (lettern), inhebb e nd e in substantien; P. C. Hooft, Ned. Hist. 298 Don 18 Frederik, 't oogh derwaarts hebbende,.... gebood, etc. Ich verweise ferner auf die Bemerkungen van H. Annema, Die sogenannten absoluten Partizipialkonstruktionen im Neuhochdeutschen (Diss. Groningen 1924) S. 134 und 141 Fusznote, und J. H. Kern, De met het Part. Praet. omschreven werkwoordsvormen in 't Ned., Verhand. Kon. Akad. v. Wetensch. 1912, S. 35. Obgleich die Auxiliarpartizipia in der deutschen Literatur schon früh untergegangen sind, wenden jetzt die Grammatiker h ab e nd gern zur Umschreibung an: Behaghel, Synt. II, S. 367 he tan, heizan — den Namen habend; H. Paul, Prinz. 4 347 Der Typus eines Wortes wie we iblich z. B. geht zurück auf ein altes Bahuurihi - Kompositum, urgermanisch *wïbolikis, eigentlich „Weibesgestalt", dann durch Metapher „Weibesgestalt habe n d". In dessen Wörterbuch unter dem Stichwört Demut: diemüete = das Gemüt eines Knechtes habend; G. Wustmann, Allerh. Spr. 4 169 Partizipium kommt her von particeps — Anteil habend. Das Ndl. Partizip zij nd e findet im Nhd. fast gar keine Entsprechung, wenn man wenigstens von den Wörterbüchern, (vgl. Moritz Heyne: zornig — in Zorn se ie nd, Lexer: wesende — se ie nd), absiebt. In der vom Griechischen stark beeinf luszten PMlosophensprache kommt es hin uad wieder vor, auch die substantivierte Form, vgl. A. Messer, Gesch. d. Philosophie I, S. 10, 11, 17, 23, 31, 32, 41, 45, 48, 50,62, etc; ferner Gerber, Die Sprache und das Erkennen, 37 Protagoras sagte in einer Schrift, es sei der Mensch das Masz der Dinge, des Seienden, wie es ist, des Nicht-Seienden, wie es nicht ist; ib. 323 Das wirklich Seiende, die Wesenheit und das Wesentliche der Dinge, etc; J. G. Sprengel, Die deutsche Prosadichtung (Schule. und Leben, Heft II) S. 12 unsre vblkische Art, die nicht am Seienden haftet, sondern auf des Werden de schaut; A. Sftrgel, Dichtung und Dichter der Zeit9 S. 792 Gewesenes oder Seiende s. Auszer dem einzigen von Grfcnm, Wb. X, 244/5 erwahnten Belege habe ich noch angemerkt Grillparzer, Argonauten III, Vs. 1184 da seiend, W9Ü es ist; Herder, Krit. Wilder I (Ausg. Düntzer XX) S. 82, Personen mit allem, was zu einem dasei enden Wesen gehort. Mit der Form des Gerundivums Behaghel II, S. 396 der bey diesem Gebet zu seyende zweck (siehe oben S. 16, Fusznote 2). Ferner als wörtliche Übersetzung aus einer primitiven Sprache: Wundt. 19 .-Völkérpsych. II, 2 4, S. 346: Sonne die sie sagend ein Tag Erde — auf — der damals sie se ie nd, auch damals sie Weg — den ziehend etc. (Anfarig eines Hottentottenmarchens). In all diesen Belegen handelt es sich aber urn das intransitive Vollverb, nicht um das Hilfsverb resp. die Kopula sein.1) Im Hollandischen dagegen kommen Wendungen mit' -g ij nd e, zunachst als Vollverb, dann auch als Hilfsverb und Kopula, massenhaft vor. Ich erwahne für das Frithndl. Gentsche Collatie (1446) S. 13: heeren doe present wesende (Kopula); Costumen der Stede van Gendt (1617), 34 den lasten daerop zijnd e (intr. Vollverb). Diese Formen hebbende und zij nd e konnten nun natürlich ebenso gut neben einem Part. Prat. als nach einem Adj. oder Subst. vorkommen: Got. I, Tim. 4,2 in liutein liugnawaurd* jah gatand id a habandane swesa mithwissein; Stb. door geveinsdheid der leugensprekers, hebbende hun geweten als met een brandijzer t o e ge s c hr o e i d. Hier ist hebbende noch trans. Vollverb und das zu mithwissei gehorige Part. Prat. hat passive Bedeutung; Streitberg in seinem Got.-Grieeh.-Deutschen Wb. übersetzt: die in ihrem Gewissen gebrandmarkt sind. In den modernen Sprachen lassen derartige Belege sich haufetf. Man vergleiche damit Luther. Sept. bib. Off. 14, 1 die katten den namen seynes- vatters geschriben an y hr er stirn; ebda Ebr. 9, 4 die hatte die lade des testaments allenthalben mit gollt vberdeckt; Bern. Canter, Kalverstraat 11 L en V hebben een huis volgestopt met etc; Jules Renard, Poil de Carotte // a le front bande d'un linge déjd rouge. Im Deutschen kann, wie im ersten Beispiele Luthers, der Kasus, im Franz. die Wortstellung entscheiden, ob haben Vollverb oder Hilfsverb sei. (Vgl. auch F. A. Stoett a. a. O. § 18 u. § 250, J. H. Kern, §§18 u. 50; H. Wunderhch, a. a. O. I2, 197 ff.) Nachdem h a b e n und sein zur Perfektumschreibung angewandt wurden (im Ahd. seit dem 9., im Afrz. erst im 12. Jht., vgl. A. Darmes^ teter, Cours de gramm. hist. IV8 S. 171), konnten derartige 1) Siehe auch Rud. Blümel, Einführung in die Syntax, Heidelberg 1914, S. 35: Es ist sogar behauptet werden, Ludwig der Erste, König von Bayern heisze Ludwig der Erste, König von Bayern sei end, und seiend sei ausgelassen. Als ob es in solcher Verwendung ein seiend gabe, das doch nur im philosophischen Sinne = existier end, also nicht als Kopula vorkonrmt! 20 Fügungen das alte Part. Prat. activi ersetzen. Im klassischen Latein war die zusammengesetzte Vergangenheitsform noch unbekannt.und ware z. T. auch unmöglich, weil des Part. Prasvon e s s e im Lat. fehlt. Erst in einer spatern Periode wurde aus habe o cantatum die Fügung habens cantatum, welcher Form frz. ayant chanté seine Entstehung verdankt, vgl. K. Sneyders de Vogel, Syntaxe historique du francais, Gron. 1919, S. 221. Im Deutschen sind diese Fügungen sehr selten. Auszer den oben S. 1 und 2 erwahnten ridiktiSsierenden Beispielen habe ich nur belegt gefunden Behaghel, Synt. II, § 756: Notker I, 79,23 sin selbes sihiertrostethabendêr; Weber, Demokr. 1,7 an der Spitze eines sich selbsi langst überlebt hab e nd e n Landchens; E. Engel, Deutsche Stilkunst 80 neben überwintert hab e nd e n Brombeerblattern (Lïliencron). Nach H. Annema, a. a. O., 77 kommt in absol. Struktüren wie ein paar Tücher urn den Kopf gewand e n hin und wieder ein habend vor. Mir sind diese Fügungen nicht begegnet. Ich kann den obigen Belegen nur ein paar zur Seite stellen: Kopisch, Einl. zur Dante-Ausg. XXX, S. aber pacht den aus gleichem Motiv g esündigt habend e C an der Kehle; Fouqué, Undine Sie lebten ganz still aai ihrer Burg, Undinens Andenken feiernd und der ehemaligen Neigung ganz v e r g e s s e n h ab e n d, und einen niederdeutschen, Hanserezesse (Leipzig, 1881) I, 355 unde mer anderen over langen jaren ge scheen entwisken wesende (Lübeck 1483). Im Ndl. waren in den frühern literarischen Werken auch diese Wendungen sehr gelaufig, und in der Geschaf tssprache, im Kurial-, wie im papiernen Stil vieler Berichte, Mitteilungen, Antrage, welche nach alter Schablone verfaszt werden, scheinen sie jetzt noch unentbehlifch zu sein. Wenn auch nicht schön, zeichnen sie sich durch ihre gedrangte Kürze und grosze Beweglichkeit vor den andern Satzformen aus, besitzen ferner das Vermogen, die relative Zeiifolge genau zu bezeichnen, 5) und ermögüchen in Fallen, wo der Deutsche sich einer 1) Zijnde hat ferner noch viele andere Funktionen. Es verhilft dem nicht vollwichtigén Part. Prat. zu einem eignen Satztakt: Stb. Mc. 4, 39 En hij opge w e kt zij nd e, bestrafte den wind; es macht die Partizlplalstruktur selb«indiger und verhindert also eine nicht beabsichtigte Beziehung auf das perfektische Pr&dikat: ib. 1, Cor. 7,18 Is iemand besneden zijnde geroepen, die late zich etc; ib. I, Cor. 7,21 Zijt gij een dienstknecht zijnde, geroepen? Neben der absol. Wendung hd. d i e s g e t a n besitzt das 21 unangeschlossenen Mittelwortfügung bedienen musz, eine Beziehung auf das Subjekt des von ihnen bestimmten Satzes. Ihre Fahigkeit, eine perfektische Aktionsart zu bezeichnen (siehe zur Erklarung dieses Terminus H. Paul, Prinz, 4, § 190 und W. Wil* manns, Gramm. III, 1, S. 180 ff.), veranlaszt denn auch die deutschen Grammatiker, zu diesen Fügungen ihre Zuflucht zu nehmen. Als typische Beispiele führe ich an: H. Paul, Gramm. IV, S. 77 (ahnlich Blatz II, S. 611): enbizzen = gefrüh* s t ü ck t habend, neben genozzen — mit Vorteil davongekommen (ndl.... zijnde); B. Delbrück, Grundrisz d. vgl. Ndl. in dit gedaan zij nd e ein bequemes Mittel, das Nominativverhaltnis zu bezeichnen (H. Annema, a. a. O. S. 104), oder aus einer attrib. Fügung den Übergang zur prad. oder abs. zu erleichtern: Stb. 1, Cor. S. 11 indien iemand, een broeder genaamd zijnde, een hoereerder is, und ist in der heutigen Schriftsprache in der Spitzenstelllung eines begründenden oder zusammenfassenden Satzes noch sehr üblich: Hooft, Ned. Hist. 305 Om dat af te wachten, nochtans, daar behoefde een hardt hooft toe: zij nd e zijn' eighe lyftoght schaars, de soldaat quaalyk betaalt, etc; H. Robbers: De Heilige Tocht, zijnde de beschrijving van.... handelingen (Einl. XXXI zu diesera Werke, siehe .unten S. 62). Oder zur Verbindung eines Nomens mit mehreren Appositionen: Onder overlegging der vereischte stukken, zijnde een acte van bekwaamheid voor...., een diploma van.... etc Urn aber die Vorzeitigkeit auszudrücken, musz es erst wieder mit g ew e est zusammengesetzt werden, entsprechend den engl. und frz. Konstruktionen havin g been und ay ant é t é. lm Holl. sind diese Fügungen nie beliebt gewesen, wenn sie auch vereinzelt einmal vorkommen: Costumen v. Ghendt, 264 Ten waere dat bleke ghe d a e n gheweest zij nd e, wo wir jetzt das Sup. t e zij n anwenden (siehe auch oben S. 16). Die Bezeichnung der Vorzeitigkeit durch das Partizip, welche der deutschen Sprache abgeht, wird aber auch in andern Sprachen oft vernachlassigt. Ich erinnere an die engl. „simple form" af t er sin gin g several songs neben frz. après av o i r chanté und ndl. na gezongen te hebben. Die passive Form, welche sich im Frz. und Engl. mit derselben Verbindung herausgebildet hat, ist im Ndl. onbekannt, siehe H. Annema, a. a. O. 104 Het huis verkocht geworden zij nd e. Diese Form könnte ja nur da entstehen, wo das Part. Prat. geworden zur Bezeichnung des Passivs angewandt wurde. Gegen die Konkurrenzformen von z ij n, entsprechend frz. être und engl. t o b e, konnte das jüngere, spezifisch passive worden nicht aufkommen. Dieses Hilfsverb fehlt im Frz. und Engl.; für die perfektische Aktionsart ist die zusammengesetzte Form notwendig um geworden zij nd e von zijnd e unterscheiden zu können. Im Ndl. aber wird das Handlungspassiv ebenso wie das Zustandspassiv durch zij n + Part. Praet. ausgedriickt. Sporadisch tauchten schon früh passive Formen mit geworden auf, vgl. F. A. Stoett, Mndl. Spr. Synt. 3 S. 190; J. H. Kern, a. a. O. § 11, 52 ff. und 320, aber diese sind nie, weder in der Umgangssprache noch in der Schriftsprache, 22 Gramm. V, 3, S. 255 dies gesehen habend, floh (Dual) mit V. vom Hofe. J. Grimm, Gramm. IV, S. 74 [70] bat für den ersten Beleg: der genossen hat. Auch die andern Falie, die Grimm ebendort erwahnt, werden in Relativsatze aufgelöst. Zwar konnten (ebda 76) Fügungen wie derbetrogen hab e nd e, die gebracht hab e nd e u. dgl. das frühere Part. Prat. act. ersetzen, aber diese Fügungen seien „zu pedantisch". Das mag denn wohl auch mit der Grand sein, dasz derartige Fügungen in der Literatursprache nur zur Satire verwandt werden. Wie fremd die deutschen Stilisten dieser Struktur gegenüberstehen, zeigt die von Andresen, Sprachgebrauch und bei uns heimisch geworden. Die meisten Falie, die ich mir notiert habe, stammen aus Übersetzungen oder freien Bearbeitungen deutscher und frz. Werke, U. a. De Hollandsche Marianne, Haag 1760 (frei nach Marivaux' Marianne), wo sie sehr zahlreich sind. Im Deutschen wurden sie auch erst spat im Süden üblich, vgl. H. Wunderlich, D. Satzbau I 2, S. 145), sie stoszen im Norden noch regelmaszig auf groszen Widerstand, vgl. H. Paul, Gramm. IV, 4, § 369: H. Wunderlich, a. a. O. I 2, S. 146, und Th. Matthias, Sprachleben und Sprachschaden 4, S. 102. R. Meyer (P.B.B. 34, 268) nennt die Umschreibung mit worden nicht blosz unschön, sondern auch ganz überflüssig, vgl. aber dagegen Wilmanns III, 1, § 73. Im 16. und 17. Jht. war im Ndl. die gewöhnliche Form geweest. Aus der Stb. führe ich einige Belege an: Rom. 4,20 en hij heeft aan de beloftenis Gods niet getwijfeld, maar is gesterkt geweest in het geloof; Ester 7,4 Indien wij nog tot knechten en tot dienstmaagden waren verkocht geweest; 2 Cor. 11,25 Driemaal ben ik met roeden ge ge e s el d geweest, eens ben ik gesteenig d; Gal. 3,1 denwelken Jezus Christus voor de oogen te voren geschilderd is geweest. Satze mit der perf. Kopula geworden zijnde sind sehr gebrauchlich: Gal. 4,13 een vloek geworden fijn d e; Fil. 2,8 gehoorzaam geworden z ij nd e. Hooft gebraucht auch geworden und geweest durch einander: Ned. Hist. 317 waaren zorghlijk gequetst geweest; dagegen ib. 325 Een Raadsman van oorlooghe niet, ott hy was 't eenigher stonde verwondt geworden, wo aber geworden auch als Kopula aufgefaszt werden kann. Das P. Pras. wordende ist zur Bezeichnung des Passivs ziemlich haufig: Hooft a. a. O. 318 Jlfen vergd' hem als die, betrapt w ord ende by den vyandt, etcj ib. 322, dat zij, schoon gestuit wordende, etc; Bilderdijk, Nieuwe taal- en dichtkund. Versch. III, 115 het bindwoord van tijd, met een gewone rede verbonden wordende; Huydecoper (zitiert nach H. Annema, 125) die sal, mij tot scheidsman geroepen wordende, etc. Jetzt noch in amtlichen Schriftstücken in Spitzenstellung: Wordende deze verklaring gegeven in tegenwoordigheid van etc. Mit geworden zijnd e habe ich bis her kein Beispiel gefunden. Und ich glaube, dasz sie sich in Zukunft auch nicht bilden werden. Wenn auch neuerdings, wie man behauptet, geworden etwas hauiiger auftaucht, so hat doch zijnd e scbon langst seine produktive Kraft verloren. 33 Begriffsumgrenzung. Die Behandlung der zusammengesetzten Partizipia hat uns gezeigt, dasz eine Untersuchung nach dem Gebrauch der attributiven Mittelwortfügungen wiederholt zu einem Streifzug in das Gebiet des Pradikativen und Absoluten auffordert. Zunachst erhebt sich nun also die Frage: Wie sind diese Gebiete gegeneinander abzugrenzen? Laszt sich eine Grenze überhaupt ziehen? Die komplizierten Falie, die H. Annema in seiner Untersuchung über das Wesen der sog. absoluten Konstruktionen behandelt (a. a. O. S. 11, 16, 37. u. a., siehe auch Grimm, Gr. IV, 1079 f.), ferner das unendlich wechselnde Verhëltnis zwischen periphrastischen und nicht-periphrastischen Verbindungen bei dem verbalen und adjektivischen Partisifij, das J. Holmberg, Zur Geschichte der periphrastischen Verbindung des Verbum Subst&ntivum mit dem Part. Pras. im Kontinentalgermanischen (Diss. Upsala, 1916) eingehend erörtert, lassen berechtigten Zweifel auf kommen. Mit einer allgemeinen Definition wird man den vielfach differenzierten Einzelfallen nicht gerecht. *) O. Behaghel formuliert im 2. Bande seiner jüngst erschienenen Syntax den Begriff folgendermaszen: S. 374 Unter attnbutivem Partizipium verstehen wir ein solches, das sich unmittelbar an ein Nomen oder Pronomen, dieses bestimmend, anschlieszt; ib. S. 380 Unter pradlkativem Partizip verstehen wir ein solches, das erst durch Vermittlung eines Verbs für eine nominale oder pronominale 1) Bei den allermodernste? im- und expressionistischen Schriftstellern ist eine derartige Unterscheidung fast nicht mehr durchzuführen. In der ultra-impressionistischen (sensitivistischen) Skizze „Sneeuw" hat Lod. van Deyssel die über die Zeilen tanzenden Partizipia, ebenso wie die andern Worte im Satze, so locker verbunden wie die vom Himmel herabquirlenden Schneeflocken selbst dem schauenden Auge erscheinen. Die Zeit des festgeKigten Satzb aues scheint vorüber, der Gedankenstrich, ein „Zeichen von schlechtem Gewissen", wie Hermann Hesse sagt, erleichtert die Anakoluthie. Und auch die Kulisse einer kleinen Punktreihe überhebt uns der Mühe, eingegangenen Verplichtingen dem Satze gegenüber nachzukommen. Arij Prins will von syntaktischen Verpfichtungen offenbar gar nicht mehr wissen: er verzichtet auf die alten bewahrten Mittel der frühern Auedruckskunst, und stellt nur wie der Maler alles nebeneinander dar. 3 40 die feste Beziehung auf das Nomen gefahrdet, die Darsteliung vom Gang der Handlung beeintrachtigt wird. Der erste Satz der Spruyt-Verwerschen Grammatik: Dit werk, met zóóveel moeite tot stand gebracht = dieses mit soviel Mühe zustande gebrachte Werk ist deshalb als Beispiel nicht ganz einwandfrei zu nennen. Nachgestellte Strukturen mit so schwerem Akzent kommen im Deutschen massenhaft vor. Ich lasse ein paar Belege folgen: Paul. Prinz.4 S. 9 Diese Unterscheidung, in dieser Allgemeinheit hingestellt, ist zweitellos unzutreffend; Gundolf, Goethe 195 Denn so lange er Titan war, unersattlich weiterstre- be nd, konnte ihm die Liebe als Glück, kein Gehalt werden. Diese Fügungen sind nicht rein attributiv, ebenso wenig wie z. B. die Belege unten S. 117 bei Lessing: Das Schild des Aneas i s t folglich ein wahres Einschiebsel, einzig und allein b estimmt, dem Nationalstolze der Romer zu schmeicheln, oder ib. In Dingen des Geschmacks sind Gründe, aus ihr ge n omme n, recht gut, seinen Gegner zum Stillschweigen zu bringen. Für die ersten Satze ware die Bezeichnung O. Erdmanns (Grundzüge der deutschen Syntax I, § 53 ff.): „freie Apposition mit pradikativemNachdruck" anwendbar. Die selbstandigkeit der Fügung im letzten Beispiel tritt deutlich zu Tage, wenn man versucht, sie dem Subst. voranzustellen. Die alteste niederlandische Prosa. Die ersten ndl. Prosatexte sind entweder Urkunden oder Übersetzungen literarischer Werke. Beide Gruppen stehen fast ausnahmslos unter dem unmittelbaren Einflusz des Latein. In dem Sammelwerk: Hansisches Urkundenbuch I, bearbeitet von K. Höhlbaum (Halle 1876), sind die altesten Urkunden in dieser Sprache verfaszt (aus den Jahren 974 bis 1252), und auch der weitere Teil dieses Bandes enthalt nur ein paar ndl. (oder ndd.) und französische Dokumente. Erst S. 149 taucht das erste niederlandische Schriftstück auf. Es ist eine 1252 von Grafin Margarethe von Flandern und ihrem Sohn Guido bestatigte Zollrolle für die Warendurchfuhr bei Brügge und Thouront, in drei Sprachen: Latèin, Hollandisch und Flamisch abgefaszt und synoptisch wiedergegeben. Dem Charakter des Dokumentes entsprechend, werden hier in der langen Reihe von sehr genau bezeichneten Kaufwaren wiederholt Partizipialkonstruktionen angewendet, um möglichst grosze Kürze des Ausdrucks zu erzielen. Der lateinische Wortlaut (I) ist für den holl. (II) und flam. (III) Text bestimmend gewesen: 150: I currus.... pellium non l i g a t ar u m nee empta- r um — III een waghen mit een ghebont vellen niet ghe- bonden no gh e c o ch t; ib. 151 Navis cum lana, lignis..., vino, wolde (gelber Farbstoff) cum remige retro pendente 48 ad introitum, in latere pendente2§— III So wat dat een man coopt te sire cledinghe mit laken, was, wulle, hout, wiin eder woude, dat roeder bachten scepe hanghende heeft, 2§ ten incommene, in die side hanghende 281); ib. 152 Telma vel tunna varii operis non vendita 4$ — III eene tine jot tonne grauwercs niet vercoft 4 §; i\? De sacco lano vendito et ponderato — II Van den zacke wullen verkocht ende gheweghen; ib. centenum magnum wolde v endite pon- 1) Neben der attrib. Struktur der lat. Vorlage hat III eine pradikative, abhangig von heef t (dat het roer op zij van het schip heeft hangen), oder unangeschloesene: een scip, dat roeder in die side hanghende. 42 d er at e — III Thondert grote woude gheweghen jof o ngheweghen; ebda, 155 Tursellus ultra caput ligatus et v e nd it u s — III Een torseel ghebonden ende v er col t; ib. tursellus cum ligneis clavis sutus et venditus — III een torseel mit houtinen naghelen ghebonden (II ghe naghel t) ende v er c of f t; ib. 156 Archa serata 4$, archa non ser at a 2 III een scrine besloten4§, een scrine niet non nominatus scïlicet de rebus venientibus Bruggis — III Van allen dinghen hier niet ghenoomt, die co men te Brugge; ib. navis oner at a cum annona — III een scip met met sloten (II een kiste unghesloten); ib. De omnibus hic coorne, II een scip gheladen met corne. Ferner hat II noch in einem Zusatz Ende een scip met buckesvellen ende met alrehande ruwer ware besleghen over t hoe f t es sculdich 4 # ende dat niet besleghen es,.... 2 $. In den folgenden Akten und Briefen sind die Mittelwortfügungen auszerst selten. Belege: 182 dar umbe so have wir rightere, scheffene.... intgegenwordigin brif mit unsem insiegele ge gieb en b e sie gel t der stede van Utricht, und 250 (in einem ndd. Vertrag zwischen dem Stift Hildesheim und den Bürgern von Goslar, Hildesheim und Braunschweig aus dem Jahre 1272: so gevet sie dhissen bref besegelet mit iren ingesegelen. Die in franz. Sprache abgefaszten Urkunden enthalten mehr Partizipialbestimmungen: 287 le deplainte devant dite;1) les coses devant dit e s (einigemal); 296 ff. des marchans an t ans et r e p air an s; ib. a nostre vile d e s e u r e dite (= superius nominata); li procureur devant dit; les procureurs devant dis; ces choses ci desus escrites; mais ke ce ne soit taverne cr ie e; nous leur en avons ces presentes lettres dounees saielees de nostre propre saiel. Dann folgen in den hollandischen Dokumenten noch 2 Belege, welche deutlich ihren lat. Ursprung verraten: 339 (aus dem Jahre 1285) een ledich scip opwairtgaende2) (vgl. lateinische 1) In einem Vertrag aus dem Jahre 1280 (Hanserezesse I, 13) findet sich die Wendung buten den tween steden voorseid, vgl. dort auch lat. Fügungen wie mercatori* prenominati. 2) Das frühe Auftauchen dieses Part. Pras. findet vielleicht seine Erklarung in der Konkurrenzform des Gerundiums: 157 int hu ut ga end e (beim Ausfahren), entsprechend lat. debet in veniendo, debet in transeundo (ib. 146). 43 SIrukturen wie cum nauibus vero venientes Coloniam S. 32 (1204); mercatores.... per terram meam transeuntes S. 147 (1243); „seilcled" transiensS. 146 (1252) und ebendort een packeel over thoott beslegen (vgl. oben) entsprechend dem lat. in capite ligatus (144) oder in medio ligatus. Reicher an Mittelwortfügungen sind schon die Verhandlungen mit Flandern aus den Jahren 1280-1309, welche in den Rezessen der Hansetage I (Leipzig 1870) veröffentlicht sind: S. 13 (1282): buten den tween steden v or seid; in orconscepen van desen dinghen gheordenert also als vorseid es, hebben wi onsen zeghel ghedaen doen aen dese lettren met den zeghele sheren van Ghistele vornoemt ende den zeghel van der stede van Brucghe vorseid. In einer Verhandlung der Stadt Ardenburg mit den deutschen „copmannen" S. 44-47 (1307) kommt die Formel bicopmans v or se it, van den landen v orseit, u. dgl. zwanzig mal vor. Ferner finden sich hier: S. 45: dei vrihede. ... hier binnen beschreven; articulen hier boven beschreven; alle misdade ghevallen gheordenirt1) under hem lieden; den copmannen.... hut Almanien, c ome nd e in die stede van Ardenborich met haren gude hol d e nd e den stapel van harre wullen; enich copman v or s e it den stapel hoeden.de in Ardenborich; metten zeghele van der port van Ardenborich huuthange d e. Jan van Ruusbroec, Dat boec van den gheesteleken Tabernacule (14. Jht., Maetsch. der Vlaemsche Bibliophilen III, 1, Bnd. I und II). Dieses beschauliche Werk enthalt schon ziemlich viel satzartige attr. Partizipia. Die meisten Belege stehen als Erganzung zu einem Pradikatsnomen, und zwar in Satzen, in denen die mystischen Symbole naher erörtert oder gedeutet werden. Durch die Ellipse der Kopula sein und des Personal- bezw. Demonstrativpronomens (dat es....) erhalten seine Gleichnisse eine knappe, kernige Form. Dasz wir hier mit einer Ellipse zu tun haben, glaube ich aus dem Vorhandensein dieser Fügun- 1) Oft finden sich zwei Partizipia, die sich auf dasselbe Subst. beziehen, neben einander, vgl. oben S. 42 und Hanserezesse I (Leipzig, 1881) Verhandlungen zu Brugge 1477: Uwen brief ons ge s e nd t gescreven den lesten dach van mairte. 44 gen nach oder vor einem Relativsatz schlieszen zu dürfen: die Partizipialstruktur wurde bewuszt angewandt, um die Wiederholung von die — welke wurde ja damals in dieser Funktion noch nicht oder noch wenig gebraucht und konnte somit keine Abwechslung bringen — *) zu vermeiden: I 62. 19 onse redeleka gevoelen dat vijlsennech es, inw er t kerende te Gode, ende....; und I 65. 1 Die derde varuwe.... die sal purperen sijn, geverwet met bloede van vesschen, d i e leven met hemelschen dauwe. Die ersten Mittelwortfügungen nach einem Vordersatz mit sein kommen auch in periphrastischen Umschreibungen vor, mit denen sie parallel gehen, so dasz es oft schwierig ist, zu entscheiden, mit was für einer Fügung wir zu tun haben. Dasselbe ist der Fall in Satzen wie I, 53.9 want si s ij n als twe ghebroedere geboren ute enen vader. Aus der Fortsetzung: ochte als .ij. riviren die leven ute eere fonteinen, erhellt, dasz es ein Zusatz des Pradikatsnomens ist. In dem ersten Bande dieses Werkes ist die Zahl der attr. Mittelwortfügungen etwas groszer als in dem zweiten. Ich lasse sie hier, nach der Bedeutung gruppiert, einzeln folgen (Tl. L S. 1-100 und ein paar charakterische Beispiele aus Teil II). Zweite Mittelwortfügungen: I, 5,8 van dien bloede dat hi gehouden hadde, met water e g hémin ge t; I. 14,7 datsi u bringhen die alre puerste olie von olive boemen, ende 2) ontwe (entzwei) gestampet met ene stoetere; 15,12 dat moet hebben .lx. colummen met alsoe vele baeschen 3) van ere ghegoten; 19,22 Ende alsoe hadden si die baesschen van ere ende die colummen al ghe d e ck t met selvere, dat e s wille ende begherte gheciert met heiliger ufeninghen(?); 32,7 roesterken van eere, ge t r al ij t gelijc enen nette; 33,13 Ende in die .Hij. hoerneke dies vloerkens selen sijn .Hij. gegoten ringe van eere, ende .ij. grendele van houte van sethym, overdect met 1) Vgl. Behaghel I, § 250. 2) Siehe für die Anknüpfung an die Konj. und Behaghel, Synt. II, S. 388; Th. Matthias, Sprachl. u. Spr., 4 § 304. Auch bei spatern Schriftstellen! habe ich derartige Belege angemerkt: Wieland, Agathon (Göschen, Leipzig, 1839, Bnd. IV, S. 22) dasz Agathon, von Entsetzen und Erstaunung g e f e sselt, und wie eine Bildsaule sfehen blieb. Vgl. auch unten S. 56. Dagegen kann in obiger Schrift I, 57, 26 ende aldus es hi .j. meester, ende van Gode vercoren te makene ./'. tabernakel Goeds eine rein koordinierende Anknüpfung vorliegen. 3) Lat: fascia - Band, Streffen. 45 platen van eere; 37,5 Ghi sult maken .x. cortinen van bysse g et w e e r e n t,. ... ende van roeder varuwen tweewaerf geverwet, ende daer inne genaeit metter naelden ende g ewr acht menegerande cierheit; ahnlich 39, 22.. ene cortine van., coccinen tweweri geverwet, ende van bysse getwerent, al1) metter naelden gewrocht, ende met ingeweven manegerande cierheit; idem 62,9 und 65,2; 65,14 dat es vierech roet, tweweri geroet metten bloede van deinen wormkenen; 41,14 Dese heilege Kerke, dat sijn alle goede minschen met Gode verenecht ende te gadere geroepen iegewelc met al den anderen !); ahnlich 59,3 Dat overste ons geests, ge ene ch t met den geeste Goeds; 69/70 Hier suldi weten dat elke cortine hadde van eiker varuwen .vij. vaesschen, onderscakiert ende ge ordent alsoe als ic vore geseget hebbe; ahnlich 98,23 Noch selen wi maken .xx. tafelen in die ander side des tabernakels, noert wert, met .xl. baesschen van selvere, g es e t ende geordent geitje den iersten. Ferner 75,2 Ende ons*. verstaen, wederomme gevoeget toe der memorien, besit die selve waerheit (bedingend); 72,24 want die .vij. dogede vierevoldegerwijs geul ent ende beseten, die maken .xxviij. maten (bedingend); ahnlich 73,5; II, 28,7 onse lichame, ghemortificeert ende Gode g h e o l f e r t in een hart leven van penitencien, dats onse calf, isi begründend, ebenso wie I, 54,8 ende aldus sijn wt Öliab, geboren ute dire hoger gedachten die alle waerheit anesiet. Erste Mittelwortfiïgungen: II, 18,10 dat inspreken Goods e s levende, ende lichtelee werkende, ende es doergaendere dan .ƒ. sweert in beiden siden snid e nd e, ende e s deilende den gheest van der zielen; I, 71, 24 Ende dit redeleke bevenden, ut e k er e nd e ende inkerende, dat s ij n .ij. seilen van .x. cortinen; I. 62,19 onse redeleke gevoelen dat tnjfsennech es, inw er t kerende te Gode, ende ut ew er t kerende tote allen minscen, na wise des .x. ghebode; ahnlich I, 62,21 Dese redeleke ufeninge, udewert ende inwert kerende na wise der wet; I. 54,6 Siet, dese .ij. namen 1) Wenn diese beiden Strukturen auch mehr bezeichnen als die blosze attributive Beziehung (a l faszt das Vereinzelte zusammen, iegewelc zerlegt die Gesamtheit), gehören sie m. E. doch zu den attrib. Fügungen. Man kann sie ja auch mittels eines Relativpronomens mit dem Vordersatz verbinden! Siehe auch H. Annema, a. a. O. § 57 und 58. 46 met haren werken, ut e sie nd e ende insiende, die moten eigen bliven onsen verstane; I. 72,13 Ende elc strec bediet ons .ƒ. verclaert ghemerc, udewert sie nd e, ochte inwert sie nde; idem 83,16 in al haren werken udewert sie nde ende inwert sie nde; II, 32,4 ende si en e s anders niet dan ene opgaende viereghe vlamme onser minnen, altoes ple ghend e haers selfs, ende altoes b e r r e nd e in die ere Goods; I, 25,2 Die vierde varuwe die e s dobbel byssinnen, bliek ende wit ghelijc den sne; ahnlich 63,4 Die ierste varuwe moet s ij n dobbel bysnnnen, bl tekende wit, van sachten vlasse; idem I, 64,1; I, 30/31 want si s ij n onser enecheit ene sunderlinge cierheit, udewert werkende in dogeden; I, 75,17 ende hieromme hevet si .x. maten, ende .x. vaesschen rechte neder gaende. Auch bliven veranlaszt derartige Strukturen. Neben prad. I, 47,20 want dit verberren, na de wyse syns selves, blivet altoes al verberr ende ende al verterende in eenheit, ende en mach niet liden iri hemselven onder sciet. Nochtan blivet yegewelke eigenscap in Gode werkende haer eigen werc, dat onvergankelek es, finden wir II, 32,20 ende si b l ij 11 selve ene ewege opgaende offerande, berrende in die ere Goods. Aus den aufgeführten Belegen geht zur Genüge hervor, dasz bei Ruusbroec die attributiven Mittelwortfügungen sehr üblich sind. Die meisten sind ausmalend, entweder konstruktiv oder deskriptiv, also Substantiven beigesellt, die etwas sinnlich Wahrnehmbares darstellen: Bauteile, Kunstgegenstande u. dgl. Der verbale Charakter der Partizipia ist hier ganz verloren gegangen, sie drücken alle eine permanente Eigenschaft oder einen dauernden Zustand aus: gebaut, ge zier t, ge malt, (geverwet), gerot et, gegossen, ge mengt, gedeckt, gewrocht u. dgl. Andere Part. wie ge tralij t (s. weiter unten S. 81 v e r g i t e r t) ersetzen die altera Bahuvrihi-Komposita (Grimm, Gr. II 2, 734 ff.); derartige Fügungen sind nach Analogie der konstraktiv-deskriptiven Part. gebildet und in attributiver Nachstellung sehr üblich. Sie kommen schon im Ahd. in dieser Stellung vor: Notker M. 804,12 ein tragebette gesternotezlectica interstincta syderibus; ib. 741,29 Er saz aber an einemo bizucche, uzer fauuenfederon geuuebenemo unde gefehtemo Insidebat autem ex pauonum pennis intertexte oculateque palle; ferner, (in der Poesie) u. a. Parz. 237,10 ein sidïn tweheln wol ge ma l; ebenda 236,28 ein junchêrre wol ge va r; und ein 47 Part. necessitatis ib. 455,6 ein volc da zuo g e b a e r e das ez des grales pflaege. Die ersten Mittelwortfügungen sind bei Ruusbroec weniger zahlreich. Sie sind aber alle typisch für den Stil der damaligen religiösen Schriften. Die angemerkten utekerende, nedergae nd e, inwert sie nd e, nedergaende, brennende, werkende, dienende, levende, bei andern auch haufig wonende,1) verdanken alle der kontemplativen Weltanschauung der Kleriker des 9. bis 11. Jahrhunderts, und spater dem beschaulichen Denken und Schreiben der Mystiker zum weitaus gröszten Teil ihre Entstehung. Sie wechseln alle mit Fügungen in periphrastischen Verbindungen ab, und gehen vermutlich auf lateinische Strukturen: m a n e n s(esse); s p e ct an s, e xie ns, proven i en s, ffilius ex patre) pr o c edens, agens, serviens (f amul ans), fervens, arde n s, s p i r a n s u. dgl. zurück. 2) Sie sind im Ahd. schon so üblich, dasz sie auch ein lat. Prasens oder Impf. umschreiben: Otfrid II, 1,5 verbum e r at apud deum — sö was zo wort w onantiêr allen zitin worolti (vgl. K. Rick, a. a. O., 1905, S. 19). Der Einflusz der Vulgata laszt sich deutlich nachweisen in dem Satze I, 38,15 Ende ghi sult maken, van houte van sethym, tafelen s t a e nd e des tabernakels, ende iegewelke sal hebben .x. cubituse in die lingde: Vuig. Facies.... et tabulas s t ant e s tabernaculi. Hs. D hat dafür st ae nd e tafelen, C tafelen oft berderen recht op wert stande des tabernakels3). Die letzte Fassung ist entschieden besser als die erste: sie verleiht 1) Tatian 14.6 videris spiritum descendentem et manentem super eum — thu gisihist geist nidarstigantan inti uuonêntan ubar inan steht pradikativ, dagegen attr. ib. 163,4 ther tater in mir uuo nên t i; Luther, Sendbrieff, 12 die sich nar knechte Christi ynn yhm wonend ... nenneten. Bei T a u 1 e r (Deutsche Texte des M. A., Bnd. IX, Berlin, 1910, hsg. von F. Vetter) fand ich nur wenig Belege. Als Beweis, wie innig die Wechselbeziehungen zwischen dem attr. Partizip und der periphr. Verbindung damals waren, {«ihre ich an ib. 299,6 der sun u s ga n d e und doch inne blibende, neben einer andern Fassung: wie der sun u s ga n d e ist und doch inne blibende. Vgl. J. Holmberg a. a. O. 150. 2) Für die formelhafte Verwendung der lat. Fügungen manentes, habit ante s, c om mor ant e s (in Wohnortsangaben), subsequentes, succedentes (in Zeitbestimmungen), oder andern Wendungen: in causis nos tangent ib u s, u. dgl. vgl. J. Holmberg, 149. 3) Die Vulgatstelle Joh. 8,9 remansit solus Jesus, et muiier in medio stans, Stb. en Jezus werd alleen gelaten, en de vrouw in 't midden staande, 48 der Partizipialbestimmung einen eigenen Satztakt. Die ndl. und deutsche Sprache erfordern Fügungen mit mehr oder weniger schweren Erganzungen. Das „kahl" stehende nachgestellte Partizip verschwindet schon bald, im Deutschen eher als im Ndl. Seit dem -e- Schwund des Part. Pras. konnte das tonschwach gewordene allein stehende Partizip sich nicht behaupten, es trat, wie Delbrück, Vergl. Syntax 3,98 sagt, „in den Tdnschatten" und ging dadurch unter. Vgl. dazu auch Th. Matthias, Zur Geschichte der deutschen Mittelwortfügungen, Zschr. f. d. d. Unt. II (1897) S. 684 und 688. Het Rechtsboek van Den Briel (siehe oben S. 18), das, wie schon bemerkt, aus den ersten Jahren des 15. Jhts. datiert, steht ebenfafls unter lat.' Einflusz. Aus der Kanzleisprache stammen Fügungen wie 43,7 vraechden enen wysen wive, gheheeten Sibilla; 86,6 ende gaf hem een brief kijn, inhouwende fcontinens)....; 24,7.... hebben wy desen brieff doen beseghelen m i t onsen seghele dair an gehanghen, welcher Satz sich fast wörtlich deckt mit dem entsprechenden formelhaften Ausdruck der kaiserl. Kanzlei und auf ein lateinisches Vorbild: litteras nostro sigillo pendenti munitas, siehe unten S. 67, zurückgeht. Dat Scaecspel (oben S. 7; 1403). Nach allem, was zu den Belegen bei Jan van Ruusbroec bemerkt worden ist* können wir schon von vornherein annehmen, dasz sich auch in den Gleichnissen dieses allegorischen Werkes viele Belege finden werden. Die Mittelwortfügungen sind hier aber viel schablonenhafter als bei Ruusbroec. Einerseits begegnet man hier manchen Kanzleiformeln, andrerseits ist auch direkter lateinischer Einflusz nachweisbar. Das Buch ist naml. eine - mehr oder weniger freie - Bearbeitung des Ludus Scaccorum und ebenso wie das Rechtsboek v. Den Briel mit lateinischen Zitaten durchsetzt. Belege mit Part. Prat.: 1,16: van die vier elementen voer- übersetzte Luther erst: Sept. bib. 1522 vnnd Hessen Jhesum alleyne vnnd das tveyb fur yhm stehen (Inf. oder Part.), spater durch eine handschriftliche Eintragung geandert in und Jhesus ward gelassen alleine und das weib ym mitiel s t e h e n d. sr men nur-ein paar Belege vor, in denen das Partizip nicht satzwertig ist, neben Hunderten von holprigen Beispielen mit z ij nd e. 1) In J. de Brune's Emblemata sind sie etwas haufiger; u. a. S. 2, und weiter im Texte 278 und' 319. Bei J. van Hout'lassen sie sich auch nachweisen. Vondel hat sie in der Poesie verwendet, vgl, den Anfang eitter ,,rei" (Chor) aus Lucifer: Wie is het, die zoo hoog gezeten, etc. Aber dieses Beispiel kann unter dem Einflusz Hooft's entstanden sein. Auch im Deutschen sind derartige Konstruktionen nicht unbekannt. Im Ahd. fand ich bei Isidor IX, 9 (Hench) sunu fona fater, d he r simbles fona dhemu fater c hi s e nd it chiuuon ist usw. — films a patre, q u i semper ah eodem patre mis su s descendere solitus est usw. Dasz sie sich bei dem sklavisch latinisierenden Nico von Wyle (Translationen, Litt. Ver. 57/58) ein paarmal finden, kann uns nicht befremden: 100,20 der so dick er mant nit iürtët; ahnlich 56,33. Aus Luther habe ich notiert Von den guten Wercken (Neudrucke 93/94), S, 18 Aber die hartt kopffigen, die ynn wercken v e r s t o ck t: nit achten was man vom glawben sagt, auch da widder fechten. Aber im Deutschen sind sie bis ins 18. Jht. viel seltener als im Ndl. Die VorzÖge dieser Satzform sind den Historikern nicht entgangen. Im Ndl. war es Simon Stijl, im Deutschen, nachdem Herder sie in seinen Betrachtungen über Sprache und Literatur (Fragmente, Kritische Walder) eingeführt hatte, war es kein Geringerer als G o e t h e, der sie in Dichtung und Wahrheit mit groszem Geschick verwendete. Bei Mommsen, dem man latinisierende Tendenz nachsagt, findet sie sich auch, aber nicht so oft, wie der erste Satz seiner Römischen Geschichte (Berlin 1874), der stark an den Anfang von Tacitus' Germania erinnert, vermuten laszt: Rings um das mannichfaltig gegliederte Binnenmeer, das Hef e i ns c h neid e nd in die Erdfeste den gröszten Busen des Oceans bildet und, bald durch Insein oder vorspringende Landfesten verengt, bald wieder s i c h in betrachtlicher Breite au s d e hne nd die drei Theile der alten Welt scheidet und verbindet, siedelten in alten Zeiten Völkerstamme sich an, welche, ethnographisch.... betrachte t...., historisch ein Ganzes aus- 1) Vgl. aber Coornhert, a. a. O. III, 3: Want het zijn gereedtschappen of wercktuygen I d i e wel gebruyckt zij nd e tot deughde /.... maar misbruyckt wesende tot zonden I tot treuren ende tot onzaligheyt dienen. 58 machen. Das zweite Beispiel S. 28: die Mummenschanz der „vollen Leute"...., die in Schaf- und BockMle gehüllt mit ihrtn Spaszen das Fest beschlieszen ist wegen der nicht zu vollem Sprachtakte ausgewachsenen Fügung weniger gut gelungen. Dann fehlt sie wieder Seiten hindurch. Aus Simon Stijl, Opkomst en Bloei der Vereenigde Nederlanden (Amsterdam 1778) führe ich an S. 79 Wij kunnen haar vergelijken hij die hooge Ceders, die, op het gebergte aan veele stormen en onweervlaagen blootgesteld, en huntwn wasdom trekkende uit den grond waarin zij geworteld zijn} niet dan na een reeks van jaeren het voorwerp van elks verwondering worden. Wenn aucbSatzverschachtelungen wie diese an sich nicht» ün* gewöhnliches bedeuten, ist doch das plötzliche Auftreten in so groszer Haufigkeit gegen Ende des 18. Jhts. auffallend. Ein starker Impuls musz ihre Verbreitung gefördert haben. In der Vermutung, dasz unsre südlichen Nachbarn an dieser Erscheinung nicht ganz unbeteiligt sein dürften, habe ich aus den frz. Prosawerken des 17. und 18. Jhts. einige Textauszüge durchgenommen. Die Stichproben bei Mme. de Sévigné und B o ss u e t förderten keinen einzigen Beleg zu Tage. Dagegen sind bei dem gröszten Stilisten der damaligen Zeit, Blaise Pascal (vgl. seine Lettres provinciales, 1656) derartig gebaute Perioden schon gang und gabe. In den Werken der spatern Schriftsteller: L e s a g e (Gil Bias de Santillane), Rousseau (Emile), V o 1t a i r e (Histoire de Charles XII) kommen sie gleichfalls wiederholt vor. Es ist leicht einzusehen, dasz diese Satzform die frühere attribut ive Beziehung in den Hintergrund drangt: das Attribut wird in einen vollstandigen Relativsatz auf gelost, aber eine lockere Verbindung der pradizierenden Fügung mit dem Substantiv wird durch das Relativpronomen hergestellt; dieses wird mit starkerer Betonung gesprochen als sonst. Nicht alle Schriftsteller wissen diese Konstruktion mit gleichem Geschick zu handhaben. Zu den Auswüchsen dieser Stil art gehören Satze wie want, d i e konnende wel doen willens qualijck doet, verdient oock als hij 't wel meent niet gelooft te worden (J. van Heemskerk, De Batavische Arcadia, Amst. 1647, S. 33), Dieser Satz ist in mehr als einer Hinsicht zu tadeln. Erstens steht das Determinativpronomen viel zu tonschwach vor dem Partizip, (oder beruht die Interpunktion auf einem Druckfehler?), zweitens ist das Partizip 59 durch das adversative Verhaltnis zum Folgenden konzessiv, was der Leser erst nachtraglich entdeckt. Man pflegt in solchen Fallen die Zweideutigkeit durch eine Konjunktion zu vermeiden. Im Ndl. sind hoewel und ofschoon bei einraumenden, mits bei bedingenden (im 17. Jht. auch noch bei begründenden) Bestimmungen sehr gewöhnlich. Seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, namentlich bei W. K 1 o o s, ferner bei Joh. de Meester u. a., kommt auch w an t va dieser Verwendung vor, sogar neben einem Adjektiv: J. de M., Gedenk te leven, (Amst. 1917), S. 73 zijn leeg, want eenzaam leven. Im Englischen hat sich infolge der gröszern Verbreitung der Part. konstr. die Möglichkeit herausgebildet, auszer den entsprechenden Fügungen mit it, t ho u gh und a s, auch nach whil e und b e c au s e pradikative Strukturen mit dem Hauptwort zu verbinden. Das Deutsche kennt nur die konzessiven Fügungen nach obgleich, wenn auch, u. dgl.: Goethe, (Jub. Ausg.) Bnd. 25, S. 119 Künstler, deren Werke, wenn schon verflatternd im Geist und Sinn der Zeit, doch immer respektabel gefunden werden. Aber auch bei deutschen Modernen finden sich vereinzelt schon Falie mit weil und wenn. Auch in den wissenschaf tlichen Werken z. B. H. Palm, der Veter buoch (Litt. Ver. 72), S. 89: der dunkle, weil ungeschickt... übersetzte deutsche text; S c h a t z, Die Griechischen Götter u. d. menschl. Miszgeburten S. 8 Miszgeburten, welche, weil vom menschlichen Weibe geboren, etc; A. M e s s e r, a. a. O. II, 57 Spinozas psycho-physischer Parallelismus ist unklar, weil doppeldeutig. Manchmal dient ein Adverb zur Bezeichnung eines konzessiven Verhaltnisses: Bodmer in einem Brief an Gottsched (16 May 1739) und auch "(hat der Ausgeber) seine historischen Anmerkungen, j e d och1) ganz ab gekür z e t, beydrucken lassen; H. von Treitschke, Deutsche Geschichte des 19. Jhts. I, 55 Aber das Haus Wittelsbach, ohnehin dem deutschen Leben entfremdet durch die erbliche Verbindung mit Frankreich..., erwies in groszer Zeit eine klagliche Unfahigkeit. Lokale, temporale, restriktive und modale (vergleichende) Adverbia lassen meistens das attributive Verhaltnis intakt: Hooft a. a. O. 296 De krysluyden, nu daar binnen, moghten 1200.... zijn', Grill- 1) Mehr berichtigend als einraumend. 60 parzer (Werke, Bong, Berlin o. J.) VIII, 142,4 Die alte Warte an der Westseite des Tiergartens, s e i t d e m sorgfaltig v erschlossen, nahm die sonderbare Erscheinung in ihren Ge-> wahrsam; Goethe (Jub. Ausg.), Bnd. 25, S. 127 dem aber doch auch settsame Ereignisse, wenigstens mit einem damonischen Schein begleitet, bevor standen; Fischart, Geschichtsklitterung (s. unten S. 106) 183 ein Ring, w i e man die Seil zusammenlegt ge macht; Jean Paul, Titan (Bibl. Institut) I, 52 eine weisze Gestalt w i e aus Mondlicht gebilde t. Wenn trotzdem ein pradikatives Verhaltnis ausgedrückt wird, hat es diese adverbiale Bestimmung nicht Verschutdet: P. C. Hooft, a. a. O. 295 boeren.., die aanweezen, hoe de beschansingen, ongesloot e n teeghens 't West, en oover 't ys te genaaken waren. Ein anderes, das attributive Band zerreiszendes Element géht, wie bei Hooft gleichfalls deutlich nachzuweisen ist, aus der Spitzenstellung der Partizipialkonstruktion hervor. Eine Eigentümlichkeit des Hooftschen (= lateinischen) Stils ist die Wortfolge des Satzes: Subjekt (oft Pronomen) + Partizipia lbestimmung + Pradikat: 314 De Spanjaarts, hebbende zich op gelyke wyze toegerust, achterhaalden er zommighen; ib. 'Twelk de verweerders, doch anders door de langduurighe ellende v e r&iftert, en geenszins ge stelt om.., ontstak; ib. Meester Quiryns dochter, een' bagyn, oovertredende, in die noodt, den aardt haarder sexe, en werpende zich zelve.... naa hem, hield niet op; ib. Zijn' huisvrouw desgelyx, veroovert van ontsteltenis, liet niet af; ib. Niettemin dezelfste Dirk, verschoont en gew aar schuw t door denzelven Schout, was, volghende Graaf ÊÊtdewyk van eenen Spaanschen speerruiter doorrent; 315 Maar de beleegherden verhit in hunne raazerny, sloeghen voort tot.... Zu diesen Satzen, welche nur aus 2 Seiten genommen sind, gesellen sich andere, die mit dem Relativpron. ft) welk anfangen1): 293 Welk schrijven, in de Vroedschap gebraght, veelvoudighe bekommeringen.... baarde; '305 Dewelke, aangeranst van een' troep Duitschen, met Meen verlies daar deur sloeghen. Als Ubergang von diesen angeschlossenen Fügungen zu den absol. können Satze gelten wie 1) Die relativische Fortführung der Rede ist natürlich Nachahmung des Latein. Die meistens dieser angeschlossenen Partizipialstrukturen haben pradizierende Tendenz. 61 315 'Tw elk speurende een Spaansch soldaat, en geprikkelt van yver tot zynen Godsdienst, neemt.... een vlucht naa de vesten; dann 323 Al't welke ov erw ooghen hebbende, vond h y best hun. . hoope te laaten toeschitteren; 316 'Twelk ge speurt by eenighe van hun' beste scheepen, werpen d i e meede 't roer om; 322 'Twelk v ernoomen by de vrouwen. . .., bersten z ij uit, met huilen; und schlieszlich, ganz absolut: 300 'TwelkgezienbydeStaaten; zoo gaf de Ridderschap.... hem keur, etc; 319 'Tw elk doende den v y and gelooven, dat hunne kratten uitgemerghelt.. w aar e n; vernieuwt hy.. het schieten. Man beachte die Interpunktion, und vgl. damit die angeschlossenen Fügungen 299 De dingen, aldus staande, rieden den Prinse en de Staaten van Hollandt, naa Engelandt te schikken, 294 N aa'twelk e, aangenomenmet dankbaar.... gelaat, elk.... den andern tot stantvastigheid aantroostte. Die zweite steht, als Ganzes genommen, wieder absolut. Typisch für den Ubergang von angeschlossenen zu unangeschlossenen Fügungen sind auch, wieder unter lat. Einflusz: 320 zy wilden, naa zoo veele zwaarigheeden manhaftelyk uitgestaan, noch maar twee daaghen gedult neemen, neben 297 hy.... werd laffelyk ingevolght, en, naa twee paarden hem onder 't l y f doorschooten, metgezelx) der meenighte nu o p d e losse loop gestelt, und 300 b y aangeplakte schriften2). Trotz dieser zersetzenden Fermente bleiben in Hoofts Prosa noch soviel rein attributive Partizipialstrukturen übrig, dasz es ein eitles Bemühen ware, sie alle aufzuführen. Die zweiten Mittelwortfügungen sind, wie mir scheint, haufiger als die ersten. Ungef ahr zu demselben \ Ergebnis kommen wir bei G e eraart Brandt in der Biographie 't Leeven van den Weleedelen... . Pieter Corneliszoon Hooft, welche der dritten Auf lage von dessen Nederl. Historiën vorhergeht. Der Berecht aen de Begunstelingen der Tooneelkunst, den Joost van den Vondel seinem Trauerspiel Jeptha (1659, hsg. v. J. van Lennep, Amst., 1863) voranschickte, enthalt auf 4 Seiten gut zwanzig zweite Mittelwortfügungen, welche attributiv sind. Das Part. 1) Unerlaubte Zusammenziehung: werd (Hilfsverb des Passivs) ist hier als Kopula zu wiederholen. 2) Vgl. dazu H. Annema, a. a. O. S. 27 und 34 ff. 62 Pras. kommt hier nur ein paarmal vor und ist pradikativ. Wie stark der Einflusz des Renaissancestils auch auf die volkstümliche Schriftsprache gewesen ist, zeigt uns das Volksbuch G enoechlycke History van den schricklijcken ende o nvervaerden Reus Gilias aus dem Jahre 1641 (Sammlung Nederl. Volksboeken IV, hsg. von G. J. Boekenoogen, Leiden, 1903), auf jeder seiner 10 Seiten. Obgleich das Idiom an mandiën Stellen eine gewisse Abhangigkeit Von einer deutschen Vorlage verrat, sind die Mittelwortfügungen durchaus hollandisch. Auszer den üblichen Belegen mit ge n a e m t (3 und 7); genoemt (3); [met 24 sloten) v er sie n (5); g h e s on d e n (6); (toe)ge mae ck t (10); gevlochten (11); aengeleght (12); und den aus der Urkundensprache entlehnten Ausdrücken int Geberchte Seltimin de Landtschap Trinacria liggende (3); legghende (4); habe ich noch, neben zahlreichen ersten Mittelwortfügungen, die pradikativ sind, angemerkt: 4 de groote Wildernis Seltim, in het Lantschap Trinacria zij nd e; 8 alle de wilde Beesten daer omtrent zijnde; 8 de Tipjes vande Boomen daer omtrent s t a e nd e; 6 al het yser.... onder mijn handen c o m e n d e. Temporalen (und kausalen) Nebensinn haben die Fügungen 6 Gilias, dit hoorende; 6 Sievreedt, dit sie nd e; 7 Mesines dit s i e nd e; 9 De Docfttèr dit sie nd e; 6 d i t Gilias voelende; 9 Sievreedt om hooch d'ooghen keerende; kausal 5 wie isser die desen Reus Gilias kan ö&èfwinnen, 12 Cubius of ellebogen hëoch éij n d e. Diese Schriften dürften genügen. W4r sehen, dasz die von Haus aus romanischen Strukturen;- nachdem sie hier gegen Ende des 15. Jhts. heimisch geworden sind, stets weiter um sich greifen, «ld, von der kosmopolitischen Tendenz des Humanismus sowie den internationalen Handelsbeziehungen genahrt, seit Coornhert und Van Man der den Stil der ganzen Renaissancezeit beherrschen. Sie sind'wie die exotischen Pflanzen, die nach den Regeln der damaligen Gartenkunst sorgfaltig gépflegt und regelmaszig gestutzt, den „Lust-hof", „verdeelt in perken, naar de wiskunst net geleid fftHt't geboomte,....,, naar den eisch g e s n o e i d," mit „groenende priëelen en gangen, dicht met loof b e gr o e i d", „spafreboomen, d o o reen gewassen en tot heggen net geschore n," „een karperkom bezet met lustpriëelen," „een eiland, net in 't rond' gegraaven en verdeelt in twee perken, met ligusters- 67 Statenbijbel: Leidener Übersetzung: 20 latende lieten 21 gegaan zij nde nu gin ge n zij 24 zeggende en r ie p 25 zeggende 26 hem scheurende deed hem stuiptrekken en ging en roepende met een luiden schreeuw van hem uit 27 zeggende 31 gaande ging 35 opgestaan zijn- stond.... op de 37 hem gevonden t oentij hem gevonden hadden hebbende 40 biddende en die op de knieën vallende, vallende voor hem smeekte hem op de knieën, en tot hem zeggende 41 En Jeins, met barm- vol ontferming i : hartigheid innerlijk bew o ge n z ij nde Mc. II, 3 brengende bracht men 4 kunnende konden 4 dat opengebro- braken.... op ken hebbende 5 ziende zag 8 bekennende werd gewaar 12 opgenomen nam.... op hebbende 12 zeggende en zeiden 14 voorbij gaande uitging 14 opstaande s t o n d. ... op 16 z ie n d e zagen 17 dat hoor ende hoorde dit 23 al gaand e (andre Auslegung) Mc. III, 1 een mensch, heb- een mensch met een ver- b end e eene verdor- schrompelde hand de hand 68 Statenbijbëli Leidener Übersetzung: 5 bedroefd zij nd e b uitgegaan zij nde 8 gehoord hebbende.... kwamen tot hem 11 zeggende 23 geroepen hebbende 31 buiten staande 34 en rondom overzien hebbende die om hem zaten bedroefd gingen stroomde men toe o p het gerucht van en schreeuwden riep bleven buiten staan en hij liet over heil die rondom hem zaten de oogen gaan. Die Leidener Übersetzung, das Werk éines Professors der Theologie, spiegelt den zeitgenössischen wissenschaftlichen Stil ziemlich genau wieder, einen Stil, der, nach begrifflicher Klarheit und Korrektheit strebend, den Partizipialkonstruktionen zwar nicht aus déïn Wege geht, aber doch allzugroszé Haufigkeit nicht vertragt.1) Die jetzigen Erzahler dagegen, namentlich diejenigen, welche von der französischen naturalistischêii Kunst (die Goncourts, Zola) angeregt wordefc sind, wenden sie sehr gern ah und oft mit groszem Geschiet, Ich nenne hier Schrifstfeller wie L o d. vanDeyssèl, Jac. vattLooy, Joh. deMeester, Kees vanBruggen, P. H. vanMoerkef ken, Bern. Canter, Herm. Robbers. Dasz Überladung schaden kann, zeigen die Werke von A. A 1 e t r i n o, z. B. Zuster Bertha, und A r ij P r i n s. Eine gewisse Vorliebe für den absoluten Kasus (ohne Partizip), und zugleich eine gewisse Abneigung gegen das attributive Mittelwort kennzeichneh den Stil der Ina Boudier-Bakker und des jüngst verstorbenen Louis Couperus. 11 Natürlich gibt es Ausnahmen. Zu diesen ist z. B. J. ten Brink, „Geschiedenis der Ned. Letterkunde" zu rechnen. Dieses Werk liegt aber ein paar Jahrzehnte weit» «truck. In der frischen, etwas burschikosen Sprache des Literarhisterikers J. Prinsen J.Lz. nehmen die hëufigen Mittelwortfügungen sich sehr gut aus. Die Fortsc,hritte der „Woordkunst" seit den achtziger Jahren des vorigen Jhts. gehen aus dem Vergleich beider Werke handgreiflich hervor. 69 lm Kurialstil ist die attributive Partizipialstruktur noch immer unentbehrlich. Eine ministeriele Verfügung vom 20. Oktober 1924 hat folgenden Wortlaut: De Minister van Onderwijs, Kunsten en Wetenschappen, krachtens machtiging van de Koningin , beschikkende op het adres van de hoofdbesturen der..., optredende voor de Vereniging...., houdende verzoek om.... verhaal van pensioensbijdragen op de leeraren, verbonden aan....; Overwegende, dat....; Overwegende, dat....; Gelet op l) het advies van den Inspecteur van het Middelbaar Onderwijs, belast met het toezicht op....; ■ Geeft te kennen, dat etc. Diese erstarrten Formeln blühen jetzt also qoch da fort, wo Een klapper, met behulp waarvan men de afzonderlijk* posten gemakkelijk naslaat besser, jedenfalls „vornehmer" klingt als Een klapper, waarmee etc. Warum statt een schip metende 800 ton; een steen wegende 200 kg; maatregelen, strekkende oder dienende tot verbetering van het verkeer; een motie behelzende, bedoelende oder' b e o o ge nd e, und dergleichen mehr nicht einen einfacheren Ausdruck gewahlt: een schip van (oder groot) 800 ton; een steen van (oder zwaar) 200 kg; maatregelen t o t usw. Weniger erstarrt sind: een stukje van den heer K., schrijvende over j erforderlich sind sie in een schip, varende naar....; reizigers, komende van....; patiënten, l ijde nd e aan.. Unnützen Ballast schleppen wir mit in Een kots, gelegen aan de overzijde van de straat; een dorp niet ver van de hoofdstad verwijderd; lectuur bestemd voor volwassenen; de gebeurtenissen aldaar geschied. Wie fest solcbe Fügungen in unsrer Schriftsprache verankert sind, zeigen Kontaminationen wie een verslag van meer dan 20 bladzijden beslaande, wie ich jüngst in éiner Zeitung las. Derartige 1) Die Wendungen gelei op, ebenso wie gezien, (de Raad van State) gehoord, a. dgl. steken absolut und gehen wohl auf die fra. Fügungen wit, ent end u zurück, vgl. Arrèté ministériel du 26 février 1901: Le Ministre 4* l'lnstruction publique et des Beaux-Arts, V u l'article 5 de la loi du 27 février J880, vul' arrèté du 3t juillet 1900, Le conseil supérieur de l'lnstruction publique ent end u, Arrête, ete. Die attrib, Formel overwegende entspricht der alten Ui rex considerans quod...., statuit, etc. 70 Fügungen werden aber mehr nach dem Prmzip der Bequemlichkeit als des Wohllauts gebildet, und sind für den nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten ringenden modernen Künstler zu banal. Dieser schöpft entweder aus der unversiegbaren, ewig sich verjüngenden Quelle der Volkssprache, und schreibt statt Een grasperk mei hoornen omgeven lieber een grasperk met hoornen er omheen1), oder er schafft selbstandig neue, schwungvolle Partizipia: terügvlamme n d, ó p s t ar e nd, opklinkend, üitzwartend, ó p e n ge e s el e nd, uitwaaierend, straatrumoer helder geluid e nd, rits ellichtend, kl at er-kaats end, kolkenspel e nd, doorhuiver d, omw emeld, weggedonkerd, w e ggeschaduwd, aber auch w e gge schimd (H. Robbers), weer echoënd (Couperus), t e r u gge v al s cht (Aletrino), manchmal mit geatfderter Wortfolge: kleurbult na kleurbult , óp iriseer end tot de drachtig-donkere, buiig neerzeevende lucht (J. van Looy); honden springend en bijtend elkaar (L. Couperus); een propagandistisch stukje, scherp hoonend de rijke patroons (H. Robbers); helder boordje lij v end boven zwart dasje (B. Canter). Bei J. van Looy ist die Voranstellung des P. Pras. viel haufiger als die Nachstellung. Ein kraftiger Strom von Partizipialstrukturen pulswrt jetzt 1) Bei Arij Prins ist das zur Manier geworden: De heilige Tocht (Amst. 19231, 78 de wal-o m-a tl es-heen zóó hoog, dat enkele daken slechts daarboven uit. Belege auf fast jeder Seite. Dieser jüngst verstorbene Schriftsteller verfuhr überhaupt ganz anders als alle zeitgenössischen Erzahler: wahrend diese durch Anhaufung von Prasenspartizipien alles Zustandliche ia Bewegung aufzulösen suchten, fixierte er in bewusztem Gegensatz zu Lessing (Laokoon), Jean Paul, (Vorschule d. Asth. II, 14), u. a., Handlungen zu visuell geschauten Zustanden. Sein Werk erinnert, wie H. Robbers, Einleitung zu dessen Heilige Tocht, S. XXIV hervorhebt, an die Gemalde der Primitiven. Statt eines Partkips nimmt er eine Prapositiotiklbestimmung mit Verbalsubstantiv, vgl. ebendort 78 als een vogel van vaar met kruis-op-kop-i n-b l i *kin g; 64 geveltoppen won monsters in een grijns; 74 de velden blank in toov er schijn; 64 die spraken luid met lach en vuistslag op den disch; 66 toen ging hij weg met harden vloek; 79 als wolken v o l dondering; 91 zag naderen.. Saracenen, die te paard(l), met zwaai van groene vlag vooraan; 83 leoparden stonden met sperring van de open muilen. Das Auxiliarverb fehlt durchgehends; die Scheu vor dem P. Pras. kommt in dem Periodenschlusz zum Ausdruck: gewöhnlich ein plastisch hervorgehobenes Substantiv, dem ein Relativsatz folgt: S. 1 en was een zee van starre schuim, die in den nacht verdween; 2 en allen droegen mantels, die grauw(l), dat toonde groen in'helle oppe-ptooif.tn; ' 71 durch unser Schrifttum, namentlich in der erzahlenden Prosa. Und die ersten Mittelwortfügungen sind fast ebenso haufig wie die zweiten. Das ist eine erfreuliche Erscheinung. Mogen diese schmiegsamen und durch die Freiheit in der Wahl der Endung auszërst bildsamen Strukturen 1) dem schweren Pathos, dem kindlich-einfachen Marchenton und dem Ich-Stil weniger eignen, mogen sie nicht immer frei sein von Effekthascherei, sie beschleunigen in leichterer Stilart das Tempo der Perioden, wo sie dessen bedürfen, sie heben oder senken sich, schleichen oder trippeln je nach der Stellung innerhalb der Gruppe, die sie bilden, und tragen dadurch nicht unwesentlich bei zu der Schwungkraft und Frische unsrer jetzigen Prosa. 1) G. S. Overdiep (a. a. O. 226/227) erblickt in der Verwendung der Formen auf —n d e statt —n d bei J. van Looy ein Streben nach Alternierung: snikkend in haar ónderkin en trillende van lippen; Twee bedaagde dames, k e er e nd e van hun middagritje, geleid door Bristols gids, reden langs hen heen, r ui s el end van lintjes en van strikjes, unbekümmert, ob das folgende Wort vokalisch anlautet oder nicht: plooiende over de dalen; duikelende in de plooiingen der aarde, latende achter het weefsel van zijn stralen de wereld als nieuwgeboren. ï;'l'ji2. Die satzartigen Mittelwortfügungen im Deutschen. Bekanntlich verdankt, ebenso wie die niederlandische, auch die deutsche literarische Prosa den Ubersetzungen klassischer Texte ihre Entstehung. Die ahd. Prosadenkmaler haben last alle eine lateinische Vor lage. Zur Zeit der Karolinger und Ottonen war das Latein die Sprache des Hofes und der Kanzleien. Auch die Geistlichen verschmahten es, „diutisc" zu schreiben; das Latein war in den Mittelpunkt des Unterrichts gerückt, und die einheimischen Dialekte muszten sich, wo sie zu literarischen oder didaktischen Zwecken verwendet wurden, auf Kosten ihrer Eigenart, den strengen syntaktischen Regeln jener Idealsprache fügen. So ist denn wohl der Reichtum an Mittelwortfügungen im Ahd. zu erklaren. Zwar sind auch die altesten Ubersetzer nachweislich bestrebt gewesen, die Satzverflechtungen ihrer Vorlage, in der die syntaktishe Freiheit des Partizips in erschöpfender Weise ausgenutzt war, zu vermeiden (Tatian hat etwa 100 Stellen geandert und + 440 beibehalten, Isidor zwei Drittel aller nachgestellten Part. Pras. in Relativsatze auf gelost), aber trotzdem wurde noch manche Fügung übernommen, die wir jetzt nicht mehr gebrauchen würden. Ein paar Beispiele lasse ich zum Vergleich mit der jetzigen deutschen Schriftsprache folgen: Mons. Fragment e: 14.18 duo caeci sedentes secus uiam - zuêne plinte sizcentebi uuege; 40.20 pluuiam uolunt ar iam - regan uuellentan; Tatian: 64.14 homo vorax - man Hlu e ze nti; 82.10 hic est panis de caelo descendenshier ist leib ion himile niderstiganter2); 163.4 pater autem in me mane ns - ther fater in mir uuonênti2); 145,15 tluctuum (Substantiv) - uuazzaro tliozentero, vgl. damit O t f r i d II, 14,30: wazar fliazzantaz (gebun- 1) Diese Belege sind aus Konrad Meyer, Zur Syntax des Part. Pras. (Diss. Marburg, 1906) und W. Göcking, Das Partizip bei Notker (Diss. Straszburg, 1905) genommen. 2) Vgl. oben 47. 84 nachzuweisen: impressus per..., translatus per..., c olie c t u s...., explicatus...., vereinzelt auch f initus, meistens aber mit Verb. fin. Unit, incipit. Von den Verben curare und e m e nd ar e habe ich dort kein Part. belegt gefunden, ebensowenig einen entsprechenden ndl. Ausdruck för ed i tu s. Wegen der Übereinstimmung mit dem Hd. ist es unnötig, die ndl. Belege zu zitieren. Von den darin mit aufgenommenen hd. Titeln sind zunachst zu nennen die Partizipien: g etruckt (vnd vollende t), gezogen ausz..., ge tüischt, ge macht, genannt oder geheiszen (beide sehr oft). Haufig sind um diese Zeit die Titel mit: ge samml e t, ge ende t, (saligklich vol end et); seltener: ausz er welt (gar schone), auszgelegt, (mit figuren darzu) gehorend, vnd söliche usz weisend. Die drei letzten Beispiele sind aus K. D. Hassler, Die Buchdruckergeschichte Ulms (Ulm 1840). Ein paar bei spatern Schriftstellern regelmaszig wiederkehrende Mittelwortfügungen lasse ich noch folgen: Panzer, Annalen 11,35 Nr. 1204 (1521) Ein mitleydige claeg vbet alle claeg... Durch Johan Pfefferkorn gegen den vngetruwen Johan Ranch* lin, vnnd.... wydder mich geüht vnd vnchrystlichen v sz gego ss en. Ebenda Nr. 1205 History von den fier Ketzren zo Bern in Schweytzerland verbrant; Nr. 2006 Christliche verantwortung vber Ar tickei im vom Bischöfflichem Fiscal daselbs entgegen gesezt, vnnd im rechten vbergeben.... Ein Hohschnitt, Christum und seine Jünger vorstellend1); Nr. 2418. Eyn Sermon geprediget vom Pawrn zu Werdt. Für das ndl. ghe print bij (Hassler S. 117 Nr. 99 in- sculptus est per ) fand ich im Deutschen kein Analogon. Die meisten lateinischen Urkunden hatten als Schluszformel: Datum anno....; datum et actum anno usw. Die ersten mhd. Dokumente, z. B. in den Font rer. Austr. II, 1 S. 270: dirre brief ist ge g eb en do ; Rezesse der Hansetage I, 47 Dit was ghe d an in dat jar....; ebenda 60 Dit i s ghe sche n ; id. 160 Die waren gemaect int jaer ; 179 (1360) hebbe we dese lettere mit onsen ingheseghelen doen verse ghelen. Ende ghe ghe v e n binnen der stad te Lubeke int jar onses Heren. ...; neben 319 (1365).... an dessen bref ghehenghet, ghegheven to Lubek. 1) Ob Zitat oder eigne Beschreibung des Hsg. ist nicht zu entscheiden. Vermuflich letzteres. 85 Dann als selbstandige Fügung 187 (1361): Ghegheven thome Gripeswohie. In den Urkunden zur Geschichte Maximilians I heiszt es neben datum immer g e g e b e n. Eine Vergleichung der in Titeln u. dgl. vorkommenden Partizipialkonstruktionen mit denen bei A. von Eyb ergibt, dasz bei jenen das verbale Element viel starker vorherrscht als bei diesen. Von Eyb wendet die Mittelwörter, deren Vorzüge er für die Rhe* tor ik betont1), nur an, wo sie fast ganz zum Adjektiv geworden sind: gekleydt, ge s chuht, wol ge stalt, geboren, gelegen, oder nach dem Zeitwort sein im vorhergehenden Satze. H. Steinhöwel's Aesop (1474?; Litt. Ver. 117, hsg. von H. Österley 1873). Die Vita Esopi und die Libri Fabularum sind vom Verfasser usz latin .... schlecht und verstentlich getütschet, nit w or t usz w o r t, sunder s i n usz s i n, um merer lütrung wegen des textes oft mit wenig zugelegten oder abgebrochnen worten gezogen (S. 4). Die mithin etwas freie Bearbeitung der verschiedenen Vorlagen, (welche hier beigefügt sind), ist bei den satzartig nach» gestellten Partizipien deutlich nachzuweisen. Die Anzahl derselben ist etwas groszer als bei v. Eyb, aber si#tragen alle deutsches Geprage: 40 der Buwmaister, Zenas gehaissen (N); ahnlich 73 (N); 146 (G); 333 (N); 345 do sprach ainer, Peter von Florencz genennet (N); ahnlich 6 (A) und 67 (A); 125 Wann zehen straich mir selber ge t oun, mügent mir nit ge schaden, aber ainer dir getou n, tëttet dich (N; attr. oder hyp.); idem 254 (N); 221 mit brot usz grtisch g e m a c h t (D) | id. 4 (N); 54 die versomnus durch synen knecht beschenken (A); ahnlich 237 (A) und 253 (N); 300 die guothait von im empfangen (A); 338 die grosze gütikait uns b e w y s e n (A); 54 zungen.. mit knobloch und pleiter b er ai ttl- (D); 303 geld in trüwe hand ge legt (D); ahnlich 307 (N); 71 die fier adler mit den blatern an die füsz ge bunden (D); 149 Do zöget er dem hirtten den wolft in synen hol verborgen (A; auch modal); 143 mit köstlicher roszdekin über wol ge zier e t (D); ahnlich 1) Von ihm rührt die Regel Partizipia enim turn multas in die end o nobis asserunt commodidates, turn etiam ■ sunt optime accommodata u t oratoria dicendi ratio admodum augeatur hot, vgl. Bruno Strausz, Der Ubersetzer Nico v. Wyle, Berlin 1912, S. 24. 86 313 (A); 176 kain ander vogel mag dir gelychen, mit zierlichen federn b e k l aid e t (N oder D) x); 273 syne kind, für alle andere kind un ge st al t (A); 348 floszfedern zuo dem schwtnimen geschikt (A); 68 die epistel, von Nectanabo ge san t (A); idem 328 (N); 4 die guoten lere darinn b egriften (N); 75 het ain langs stablin mit zweien aicheln daran hangend (D); in geschr&Hi sSliche mainung inn- haltend (D); ahnlich 70 (N); 276 mit zuogeletten worten dar zuo dienenden (D); letzteres in einem Abschnitt, in dem er aufs neue sein Ubersetzungsprinzip verteidigt, „um sich vor der falschen zungen (zu) bewaren." Es ist auffallend, dasz sein Stil auf einmal viel steifer und ungelenker wird: Ich gedenk ouch, daz ich nit entrinnen müg mit myner arbait, die ich in guoter main uncz an dise tabel gebracht hab, in ringem verstentlichem tüsch, o n behaltne or d nu n g der wort gegen voort, ouch nit gelycke sinn gegen sinnen, sonder of ft mit zuogeletten worten nach mynem bedunken dar zuo d i en e n d e n, oder abgebrochen, ouch nit on ursach beschenken. Ist das eine etwas unbehölfene Rechtfertigung, oder — ein Seitenhieb auf seinen Zeitgenossen Nico von Wyle? Der „tfamsferyret" namlich „wort gegen wort." Bei dem heiszt auf S. 7 seiner Transzlationen (1461-1478; hsg. v. A. von Keiler, Litt. Verein. 57/58, Stuttgart 1861) lateinisch Sed inuemes aliques senes a m a nt e s, amatum nullam auf Deutsch du findest a(l)ber etlich alt liebhabend man, aber liebgehapten kainen. „Welche wort Ich wol verstentlicher hett mugen setzen also du findest aber etlich alt mane die f r owe n l ie b habend, etc? Letzteres ware denn für den „schlechten gemainen vnd vnernieten 2) man." Von Wyle hat es sich so zur Regel gemacht, seine Translatzen „uf das genewest dem latin nach zu setzen," dasz er sich gar nicht bewuszt wird, dasz auch der „verstentlichere" Ausdruck dem „vnemieten" Mann fremd ist! Trotzdem geht auch bei ihm die Natur über die Lehre. Es lasJtt sich zwar nicht leugnen, dasz keiner von seinen humanistischen 1) Dieser Satz ist vieldeutig. Die St rukt ur kann rein attributiv, begründend oder bedingend sein, und sich sowohl auf das Subjekt als auf das Dativobjekt beziehen. 2) Einer, der nicht studiert hat. 87 Zeitgenossen so systematisch die deutsche Sprache in die Zwangsjacke der lateinischen Syntax gepreszt hat wie er.1) Er übersetzte ja für seine Schüler, damit diese aus der nach solchemMuster zugeschnittenen einheimischen Sprache die Regeln des köstlichen Latein erlernen mochten. Dazu sollten sie natürlich auch mit .den Partizipialkonstruktionen vertraut werden. Matthias (a. a. O. 686) geht aber zu weit, wenn er behauptet, dasz N. v. Wyle jedes Partizipium der lateinischen Vorlage getreulich beibehalten habe. Für die attributiven mag das zum Teil zutreffen, bei den pradikativen Mittelwortfügungen, die erst spater im Deutschen üblich wurden, ist das durchaus nicht der Fall, vgl. Bruno Strausz a. a. 0., 31. Entweder ist seine Kraft stellenweise an dem Widerstand seiner Muttersprache erlahmt — nur dort, wo er sich wegen seiner latinisierenden Tendenz rechtfertigt, namlich in den aus verschiedenen lateinischen Schriften zusammengeleimten Vorreden, führt er seine vorgefaszten Regeln mit pedantischer Genauigkeit durch, wie Eyb und Steinhöwel vor ihm —, oder aber er weicht aus sprachlichen Gründen von seiner Vorlage ab. Welches mogen diese Gründe sein? Bruno Strausz führt einige. Falie auf: 1°. vermeidet v. W. das partizipiale Beiordnen und Zusammenrücken in vorschreitender Handlung; 2°. scheint die tuon - Umschreibung eines Verbs die partizipiale Beiordnung zu hindern: 341.26 tunt sy oft in grosse frrung tallen vnd nit ■ schüchen den namen ains frevenlichen menschen; 3°. erfordert die Heraushebung eines bestimmten Zeitpunktes, z. B. durch ein Adverb, ein Verb. fin: 194.27 sed semel i n c h o a n* t e s.... — Aber so sy ainist angeheben so wissent sy kain masse; 4°. vermeidet er eine doppelte Partizipialstruktutj 5° wendet er sie nach einem Genitiv nicht so oft an wie der lat. Text. Andererseits finden sie sich bei von Wyle manchmal an Stellen, wo sie der lat. Vorlage fehlen. Dazu gehören Partizipia aus dem Urkundenstil: 39.24 ainen sandbriefe vf sölich form lut e nd e — sub hoe torma. Vielleicht fand er auch als kanzleimaszig schon belegt 134.16 die obersten vnd allerbesten frucht vsz der ee komende — fructus ex re uxoria; und 10,25 daz er., wenig ützit fund zu zierung.... loblichs gedichtes dienende (A). Ferner bedient er sich eines Mittelwortes, wo seine Vorlage 1) Ein paar Proben seien hier genannt: 37.19 ach min lucrecia, was sprichst du dich nicht wollen? 19,11 sy mainent niitzit d a s elb s gehand eit sin trelfenlichs in bulschait vnd liebe dir vnwissend. 88 ein Adjektiv hatte, das wegen ungenügender Belastung zu hart klingen würde: 307.18 tett ich nit den selben Orienten mit gr o sz se m flysz sich werende, darniderlegen? fillum.... resistentem), oder zur Verdeutlichung: 131.12 queretur cibum diminutum — claget mindrung. ... Ir er spyse vor ge hab t. Angesichts der Fülle von Belegen (nach Matthias ungefahr 1000, für einen Deutschen eine überaus grosze Zahl, für den Hollander der mit den Prosawerken der Renaissancezeit vertraut ist, nichts Auszergewöhnliches, durchschnittlich ungefahr 3 auf jeder Seite) ist es nicht nötig, das ganze Werk durchzunehmen. Um einen zuverlassigen Maszstab für die Verbreitung der Fügungen anlegen zu können, habe ich mich auf die ersten 135 Seiten beschrankt, was ungefahr die Mitte halt zwischen Eybs Ehebüchlein und Steinhöwels Esop nebst Fabeln. Die Belege folgen gruppenweise: die j enigen Strukturen, die ich schon in frühern Schriften nachgewiesen habe, werden zuerst aufgeführt. Mit denen, die dann folgen, hat v. Wyle die deutsche Sprache vielleicht berétchert. A: Part. Prat: 34.4 disen briefe mit eariols edelm gestain versigelt (A); ahnlich 39.29 (N); 13.20 vnser babste pius genannt (N); idem 15.11 (ob)ge nann t (N); 44.8 (nach einem Pronomen) Es war einer pandalus gênant (N); ferner 49.36 (N); 54.7 (N); 55.30 (A); 69.10 (D); 94.14 (A); 96.22 (D)f>;3.25 vnd gestee disen maistern minen schumpfierern jrer schuldigung ne chs t gemelt danne war ist (G); ahnlich 9.34 dinem rate nach o bgemelt (D); idem 95.7 (A); 101.38 (A); 116.2 die selben spillüt yetzgemelt (N); 127.22 insölichemnechstobge mei t (D)$ und 127.29 vnser aller haimant obgemelt (A); 22.20 ain J ünglingin. ..., gebor n von dem geschlechte der.. . vnd v e r me ch el t dem über rychen mane Menelao (N); ahnlich 55,20 (N); 78.17 (A); 80.31 (A); 84.18.. (A); 96.21 (A); 124434 (N); 55.34 ainen bulbriefe ut megten1) perment ge sehr iben (A); ahnlich 126.20 ob ge sehr ib e n (A); 55.30 (dopp. konstr.) das kirchlin der hoehgelopten Jungfrowen marie betlahem gênant zum ersten stain gelegen (beide A); 74.30 alle fölcker der gegne gen mitternacht werts gelegen (G); ahnlich 45.11 (A); 20.13 gehorsam.... diner bitte.... an mich beschehen 1) In einer andern Fassung (B) iungfrawen perment. 89 (D); ahnlich 83.29 (D); 84.13 bedenck des lasters vnd abels von dir begangen (G); id. 14.15 (G); 10.30 erfarung diser dingen sidher ge tan (G); ahnlich 6.17 (N); 92.33 (A); 19.11 nützit da selbs gehand el t (A); 9.21 latinisch gedichte oon den geler testen mannen.... ge macht (N); ebenso 36.26 (A); 58.25 (A); 23.6 roter korallen tarwe vf das allerlustsamlichhest g es chick et (N); ib, Ir zene klain vnd In glycher ordnung gesetzet als von cristallen gemachet (N); ferner ge se t z t 10.4 (N); 22.38 (N); 113.12 (N); 127.19 (N); 61.6 den winschencken hinder lucrecie hus gesessen (A); 21.35 vier frowen all vermechelt vnd von adel, gestalttiugend vnd gezier t garnach gelych (A); ge zier t auch 39.20 (A); 22,15 röte zwüschen Iren wenglin usgespraitet (D), gabent sy sölich faruen, als gibt das Indisch helftenbain ge r ö t e t (N) In dem blut des ostrums. Oder als gebent die wyssen gilgen v e r mis ch e t mit purpurfarwen rosen (N); ahnlich v er mischet 52.21 (N); 24.24 tücher... gerote t in.. (N) vnd.. ander., tiicher ge spunne n vnd ge w eb e n (N); 16,2 ditz büchlin also ge tüschet (A); 79.11 history.... zu tütsche gebrach (so! A); id. 127.20 (N); 93.30 von wegen mancherley trübseligkait dar Inne verborgen (G); 3.22 ain costlicher troste von poggio.... ge geb e n (N); 28.24 ain geschlecht ge san t von himel (N); ahnlich 37.7 (N); 113.19 (D); 130.2 Jungfrowen von guten sitten gezogen (N); 16.10 Schluszformel: Geb en zu esselingen vf Mantag (N); ahnlich 114.21 (N); 127.30 (N). Neu hinzu kommen: 53/54 ob mich yemant mit kom geladen, het erkennet (uflklare Beziehung, übrigens eher prad. als attr.); 129.5 die gemat der menschen mit sölicher vnsinnikait beladt (G); 91.22 gnad Minenthalb vnverdient1) (A); 20.31 grossen vf- setzen wider mich zu gericht (D); ahnlich 24.14 (D); 25.10 (N); 111.19 (A); 87.18 rychtum von hemden tugenden ge same lt (N); 82.10 den Jüngling in der hüle f und en (A); 114.19 hünde, dir usz aigner tugend entspr ossen vnd vsz gelyche der sitten ver ain et (A); 53.8 Ingedenck der sorgen jm zu ge standen (G); 79.5 dienste mit willen in aller vndertenikait berait zuvor (A); ahnlich 103.4 (A); 91.27 vmb sölich gnad zucht vnd eere an mich gele gt (A); 115.7 Nach 1} Vgl. für die mit tin- zusammengesetzten Part. Behaghel II. S. 393 und Paul, Gr. IV, § 325» 90 mangerlay rede alda gehapt (gehalten; D); ebenso 127.34 (N) und das oben erwahnte Beispiel 131.12 claget mindrung vnd abbruchh Ir er spyse vor gehapt (G). Hart klingen die erganzungslosen Wendungen wie 68.25 Euriolus aber gebetten, hiesz ynn den zeiter bald haimtühren; vgl. auch 64.1 sy genött zebelyben. Beide Fügungen sind nicht rein attributiv. Von Wyle hatte auch diese wie so manche dergleichen nachgestellten Partizipia in einen Temporalsatz auflösen können. Das allein» stehende Mittelwort kommt in diesen Translatzen öfters nach einem Pronomen vor, auch mit dem P. Pras.: 130.26 Ob ain ewyb dinen sitten widerwertige vnd verkehrt in dinem huse wer? die dich haimkommenden mit vnwirtschem angesicht enplienge, dir v s ge nd e n nachkriegte (modal). B: Part. Pras: 39.24 ainen santbriefe vf sölich form lut e nd e (A); ahnlich 73.10 (N); 79.8 (N) und 79.24 (A); 79.13 die histori von sigimunda s a g e n d e (N); 134.16 die.. frucht vsz der ee komende (N); 24.28 sagt gewesen sin die piert.... gen troy kommend e (Ace. Inf.); 15.24 zwüschen den geschriften von vnd nach ge nde (D); 96.23 vnd daz sy sige ain blindes kinde geflügelt, vnd in einen henden ain bogen vnd geschützt hab e nd e (haltend, N); 124.25 ain hushow.... ainen vor usz aller erberkait an Ir hab ende (N); ahnlich 126.31 (G); 97.1 (A; auch konzessiv); 121.17 solt Ich ainen Cardinale.. oder ainchen andern in hochen stande der eer en sitzende.... Erst mainen mir dancks schuldig sin (Ace. c. Inf.); 15-23 Aber die virgel also st e nd e Y (N) gibt zemereken ainen vnderschaide zwüschen den geschritten vor vnd nach ge nd e (D); ahnlich 15.27 (N); 15.30 (N); 113.18 von wegen grosses nutzes yemant hier von entstende (G); 10.26 wenig ützit.... zu zierung.... dienende (A); idem 93.14 der worten.... zu lob wyplichs geschlechtes dienende (G). Neu hinzu kommen: 13.27 ain ding mer arges dann gutes lerende (A); 113.26 Daz ain y e d er das l e s e nd e oder horend, schetzen .... musz (N; rein-attr. oder hyp.); 131.35 Es sint aber vil zu alten Jaren komen, ain wyh suckend als ain ruwe irs alters (N); 8.34 ain dinge hieran aller grösten schaden geb er ende (D); 130.24 suchet ain eewyb.... die instenden schweren 91 Jare mit ainer burde noch schwerer beladende (A); 130.2 Jungfrowen , dinen sitten mit heil e nd e (A); 87.16 So warden ir vil nu me arm, mit hen aigen henden pürsche werck übend e oder der hirtery pflegende (N); 95.21 vmb lones willen, ainem yetklichen vnderwürffig machende (G); 114.20 hünde jn gelück vnd seligkait belybende (A); 20.38 Vmb daz Ich nit In mir Und ainen gnaiste noch glüynde vnd l eb e nd (A); 81.31 besach das loch den tag int ür e nd (A); 106.16 Fründen rats bedörii enden (D); und ferner mit modalem Nebensinn: 78.8 Vnd kam zu letscht zu dem kaiser, sin zu parus w ar t end e (D); 28.27 so hett ich dir das sagenden niemer mügen gelouben (D); 64.20 vnd so der man vsz syg, so vnderwyse mich wartenden (A); und 49.35 zu hand waren hie menelaus vnd mit jm ainer gênant bertus, etlich brief zu der statt gemainem nutz suchende (N). Im Ganzen habe ich auf den ersten 135 Seiten 149 attributive Strukturen angetroffen, eine Anzahl, die viel groszer ist als die der frühern Schriften. Was uns aber auffallt, ist nicht so sehr die Haufigkeit der Fügungen - das ist nur graduell -, als vielmehr die Art und Weise, wie sie verwendet werden: 1° nach einem Für- oder Zahlwort: sölic h, einer, y e mant, y ed er, ü t zit, nützit, vil, d ic h haimkommenden, dir v sgenden, sygenött zebelyben; 2° nach einem Casus obliquus: 42 P. Prat. stehen neben dem Nom., 7 neben dem Gen., 17 neben dem Dat. und 40 neben dem Akk; mit dem Part. Pras: Nom. 16. Gen. 3, Dativ 3 und Akk. 18 j 3° haben viele Partizipialstrukturen verbalen Gehalt, vgl. die Belege mit dem P. Pras. Das erste Mittelwort ist bei weitem nicht so haufig wie das zweite: 39 gegen 110. Im Niederl., bei Coornhert z. B., ist die Zahl der ersten Mwfügungen groszer, aber das ist wohl zum Teil dem haufigen Gebrauch von zij nd e und hebbende zuzuschreiben. 97 gut am Platze war, hat stehen lassen, !) Ferner hat er, wie ich aus spatern Auflagen2) der lutherischen Bibel, u. a. der Von Canstein, 1763 (Halle, Waisenhaus) und J. F. von Meyer, 1855 (Frankfurt und Erlangen), schlieszen zu können glaube, nachtraglich Relativsatze durch Partizipialkonstruktionen ersetzt, so Gal. 4.4: Sept. bib. sand te Gott seynen son \ d er d a geporn ist von eynem weyb \ vnd vnter das gesetz gethan — Ausg. von 1763 sandte Gott stiften Sohn, geboren von einem tveibe, und unter das gesetz gethan (A). Zu den attributiven Mittelwortfügungen sind auch zu rechnen die Partizipia der Titel, Über- und Unterschriften. Ich lasse sie den andern vorangehen: Neudr. Nr. 83/84 Wlder das vnchristenliche buch Martini Luthers Augustiners, an den Tewtschen Adel au sz gangen; Nr. 76 Etliche Fabeln aus Esopo, von D. M. L. verdeudscht; Nr. 62 der geschickten Bot schafft ausz d' Helle die falsche geystlichkeit vnd das wort Gots b elangen; Nr. 50 Gedrückt zu Wittenberg durch N. S.; ahnlich Nr. 28; ferner Nr. 18 Eyn Sendbrieff aus dem lateyn ynsz deütsch v or wandelt. Als Unterschrïft eines Briefes an Klaus Storm, den 15. Juni 1522: Geb en zu Wittemberg... .; als Schlu sz der Epist. zu den Galatern: G e s a nd von Rom; zu den Ephesern: Geschrieben Oon Rom zu den Ephesern durch Tfchicon; zu den Ebreern, u. a. Vgl. auch ge schehen in Grimms Wb. IV, 1,2 S. 3844. Pradikative und absolute Partizipia sind bei Luther nicht üblich. Zahlreicher sind die aktiven Fügungen wie ge s agt, wie geschrieben u. dgl., (vgl. H. Annema a. a. O., S. 81' Fusznote). Von obigen Mittelwörtern abgesehen, bleiben in den von mir durchmusterten Schriften noch gut 100 attributive Partizipial* konstruktionen übrig, eine Anzahl, welche allerdings viel groszer ist als sein Ubersetzungsverfahren vermuten laszt. Aus dem 1) Es ist nicht klar, weshalb Luther die urspr. Fügung Mc. 5,2 eyn mensch besessen von eynem vnsawbern geyst, in ein besessener mensch mit einem unsaubern geist ,,verschlimmbesserte," wahrend er Mc. 1,23 eine ahnliche stehen liesz. 2) Trotz aller Versuche ist es mir nicht gelungen, eine Ausgabe von 1545 aufzutreiben. In den Handschriftlichen Eintragungen 1540 (Luthers Werke, Weimar 1923, Bnd. 4, S. 279 ff.) sind alle PartizipÖlWrukturen unverandert geblieben, ausgenotnmen die S. 25 erwahnte Fügung Joh. 8.9 vnnd Jhesus ward gelassen alleine und das weib ym mittel stehend. 7 98 gesammclten Material führe ich zunachst diejenigen Belege auf, welche mit den etttsprechenden Stellen der vorlutherischen Bibeln (I oder IV) übereinstimmen: L(uther). Ebr. 1.14 dienstbaren geyster jauszgesant zum dienst (N) - I ambechter: ge san t in die ambechtung; IV dienent geyst ge sant in den dienst; ahnlich Off. 5.6 (N); ferner in Luthers Sendbrieff 15 (A); L. Römer 1.1 Paulus eyn knecht Jhesu Christin beruffen zum Apostel / ausgesondert zu predigen das Euangelion gottes (N) - I geruit en ein bott gesunderet in das ewangelium gotz; IV gênant ein apostel;L. Ebr. 2.9 das es Jhesus ist I durchs leyden vnd den todt g ekronet mit preysz vnd eehren (N) - I ihesus der do ist ge- minnert ein lutzel den die engel gekrönt mit ; L. Ebr. 9.4 die hatte .... die lade des testaments allenthalben mit gollt vberdeckt (N) -1 hab ent die arch des gezeugs allenthalben bedeckt mit gold; L. Ephes. 2.19 hauszgenossen Gottis, erbaw e t auff den grund der Apostel vnd d' propheten (N) - I ir seyt burger der (so!) heiligen vnd haimlichen gotz/ vberp au te auf die grundueste; ÏVvbergebauwet;L. Ebr. 9.24 ynri das heylige mitt henden ge macht (A); Ausgabe 1763 s o.... ge macht ist - I in die heihgkeit ge macht mit der hand1); ferner L. Epist. Jac. 3.9 (N), wo I auflöst: die do seind geschaffen; L. Apost. 17.24 (D) = I; L. Apost. 17.29, Ausg. 1763: bildern durch menschliche gedancken ge macht, Septemberbibel: bildwerck der menscUicken kunst vaddkhtung - I die kunst: des gehouwen steins: vnd der gedanck des menschen ze sein geleych den götlichen. Kein Part. L. Ebr. 9.11 für I ein tabernackel nicht gemocht mit der hand (A). Ferner bei Luther: Chr. Adel 61 voftrag vnnd eyd mit den Turcken g emacht (A); Winck. 59... Tauffe / ge or d ne t vnd ge m acht 4arch Christus befelh vnd einsetzung (A); L. Off.^1.2 das newe Jerusalem..../ zubereyttet / als eyn braud yhrem man (A) I die heiligen stat....: bereyt von got: als ein braut gezier t irem mann; dagegen L. Off. 12.6 do sie hatt eynen ortt bereytt von Gott (A) neben I ein bereyt statt von got. Beide haben einen Relativsatz Mc. 14.15; L. Mt. 27.24 gaben sie l) Wahrschejfclich um eine bessere rhythmische Gliederung zu erzielen, hat Lu. an ein paar Stellen die Wortfolge des Originals geandert; das starker betonte Part. wird nach hinten gerückt. Andere Belege Off. 8.7; Joh. 8.3; Ep. Joh. I, 3, 15; Off. 12.1. 99 yhm essig zu trincken mit gallen v er mis ch e t (A) - - I; ahnlich L. Off. 8.7 vnd es ward eyn hagel vnd fewr mit blutt g emengt (N) - I v er mischt im blut; L. Off. 5.1 ein buch geschrieben inwendig vnd auswendig (A) - I ein buch ge s c hr ib e n innen vnd aussen; ahnlich Mt. 27.37 (A) und Off. 19.16 vnd hat eynen namen geschrieben auff seyn e m kleydt vnd auff seyner huttten (A) - I Vnd hat in seim gewand vnd in seiner hufft geschriben: ein kunig der kunig;1) L. Joh. 8.3 phariseer brachten eyn weyb zu yhm, ym ehebruch b e gr it t e n (A) - I b e gr if f e n in der eebrechung; L. Off. 9.1 Vnd ich sahe eynen sternen getallen vom hymet auff die erden (A) - I ich sach ein stern geuallen vom himel an die erd; L. I Joh. 3.15 das eyn todschleger hat nicht das ewige leben bey yhm bleybend (A) - I daz ewig leben b e le ib e nd in im selb. Ein anderes Partizip haben die vorluth. Bibeln: L. Off. 12.1 2) Eyn weyb mit der sonnen bekleydet (N) I Ein weip geuasst mit dem sunnen; IV bekleydet; L. Off. 19.14 das heer auff weyssen pferden an ge than mit weyszer vnd reyner seyden (N) - I vnd die here.... die nachuolgten im auff weyssen rossen: geuasst mit....; IV b eklaydt; ahnlich Off. 7.9 und 7.13. Neben L. Off. 7.13 und ib. 4.4 hat I einen Relativsatz. L. Mc. 1.23 Vnd es war ynn yhrer schulen eyn mensch besessen mit eynem vnsaubern geystj der schrey (N) - lbekumert von dem vnreinen geist. In der Vulgata, der got. Bibel, der Stb. und der Leid. Vert. kommt das Part. an dieser Stelle nicht vor. Als prad. Mw. findet es sich aber in den geistlichen Schriften schon früher, z. B. bei Tauler (Deutsche Texte des Mittelaltars XI) S. 221.16 wirst du funden mit dinem mutwtllen besessen. Luther hat.hier eine Partizipialform eingeschoben, die schon langst (vgl. Grimm, Wb. II, 1617 und Paul, Wb. 3 76) zum Adjektiv geworden war. Entweder hat er, ebenso wie der erste Ubersetzer, den Text durch ein erklarendes Wort anschaulicher machen wollen, oder — und das ist wahrscheinlicher — er hat die Fügung der ersten Übersetzung durch ein gelaufigeres und richtigeres Wort ersetzt. 1) Der Dativ in beiden Fassungen verbürgt uns die Selbstandigkeit der Konstruktion. 2) In. der Septemberbibel langt Kap. XII bei XI, 17 an. 100 In der eigentlicb.cn Bedeutung habe ich dieses Part. angemerkt Chr. Adel 25.... Bistumb, durch einen alten odder krancken odder auch mit einer ertichten vntuchtickeit besessenn (N). L. Off. 5.1 ein buch geschrieben ynnwendig vnd auszwendig v er si ge 111 mit sieben siegelln (A) - Ibezeichent mit .vij. insigeln. Luther hat sich hier einer durch die Kanzleisprache sehr gelaufig gewordenen Fügung bedient, L. Gal. 4.4 sandte Gott seynen sonj der da geporn ist von eynem weyb (Ausg. 1763 geboren von einem weibe) vnd vnter das gesetz gethan (A) - I santé seinen sun ge b or n von dem weib ge macht vnder der ee. Gethan kommt bei Luther ferner vor: Warumb die Bucher usw. 50 die gelubd got gethan (A); Von d. g. Wercken 12 werck.... on allen glawbenn gethan (A). Als dritte Gruppe diejenigen, denen in den vorl. Bibeln keine Mittelwortfügung entspricht. L. Luc. 6.17 vnnd Tyro vnnd Sydon am meer gelegen (D). Diese Fügung fehlt Vuig., got. Bibel, und ist in der Stb. eingeklammert, was darauf schlieszen laszt, dasz auch die Vorlage sie nicht hatte. Wie wir oben S. 71 gesehen haben, war sie in den Urkunden und in den Reisebeschreibungen sehr gelaufig. Ebenso wie besessen wird die Einschiebung erfolgt sein, 1° weil diese Fügung damals die gelaufigere war, 2° aus rhythmischen Gründen, L. Mt. 4.24 vnnd sie brachten zu yhm alle kranckenn/ mit mancherley seuchen vnd quall b ehaff t (A) - I alle die do ketten daz vbel mit manigerlei siechtum (vgl. die Bemerkung zu besessen). L. Mc. 1.34 vnd er halfl vielen kranckenn mit mancherley seuchen beladen (D) - I die do waren gemut von manigerlei siechtum. In der Ausgabe von 1763 (entsprechend der letzten Bearbeitung durch Luther 1545?) ist diese Konstruktion in einen Nebensatz aufgelöst. Ohne ersichtlichen Grund, denn das Part. ist schon als Adj. im Ahd. sehr verbreitet, ebenso wie belangen; vgl. die Belege in Grimm's Wb. Dasz die Zweideutigkeit des Ausdrucks die Ahderung veranlaszt habe, wie A. Lehmann, a. a. O., S. 91 vermutet, ist nicht Wahrscheinlich. Für das Ahd. ist es u. a. belegt bei Otfr. II 15.9 Thie brahtun imo ingegini siechero manno menigi, b it an ga n mit ummahtin. In Luthers Streitschrift Von den g. Wercken begegnet es noch einmal 100 Sihe da wirt eyn jglicher mit yhm selb vbirla- 104 konstruktionen aus den frühern Bibelübersetzungen übernommen '); 2° Er hat die Anzahl derselben noch um ein Betrachtliches vermehrt; 3° Gerade für die attributiven Fügungen verrat er eine grosze Vorliebe, und 4° Er vermeidet die ersten Mittelwörter 2). Obwohl in spatern Auf lagen aus leicht zu verstehenden Gründen die satzartigen Partizipialkonstruktionen fast alle stehen geblieben sind, musz doch bemerkt werden, dasz einige derselben, vom modernen Standpunkte aus betrachtet, ein sehr undeutsches Geprage tragen, auch die pradikativen. Nicht uur die von einem Zeitwort der sinnlichen Wahrnehmung wie sehen, finden, u. dgl. abhangigen Partizipia, z. B. Apost. 1.10 als sie yhm nachsahen yn den hymel f arend (D), oder ebda 9.33 tand er eynen man j mit namen Eneas / acht iar lang auff dem bette gelegen (A), sondern auch Fügungen, welche, ohne Erganzungen dem Substantiv folgend, „in den Tonschatten treten."Dazu gehören Fügungen wie Mt. 24.37 vnnd sie hefften oben zu seynen hewbten j die vrsach seines todes b e s c hr ie b e n / nemlich f ditz ist etc, vgl. oben S. 93. Dasz Luther diese Fügungen auch nicht als sehr gelungen betrachtete, geht aus der S. 93 erwahnten Anderung der Wortfolge, wodurch die Erganzungen vor das Partizipium gerückt wurden, deutlich hervor. Ubrigens ist schon bei den Vorgangern Luthers das Streben bemerkbar, die pradikativen Partizipia, die abhangigen Infinitive, sowie das Verb. fin. des Nebensatzes nach hinten zu rücken. Für die rhythmische Verteilung der Satzglieder jedoch hatte auch der vierte Übersetzer fast ebenso wenig Gefühl wie der erste: beide stehen in dieser Hinsicht weit unter Luther, vgl. Brodführer a. a. O. § 255. Nach C. Franke, Grundzüge der Schriftsprache Luhters III 2, S. 64 habe L. im N. T. von 1522 den Satsbau 574mal geandert, im Markusevangelium allein 1) Die Behauptung, dasz Luther die alte katholische Übersetzung stark benutzt habe, wird auch von Diedr. Müller a. a. O. 65 nicht abgelehnt. Nach ihm stehe aber Luthers Übersetzung hoch über der alten. Aus den obigen Belegen geht das auch überzeugend hervor. 2) In Luthers Übersetzung sind auch alle periphrast. Verbindungen, die aus den Mhd. Texten sich durch alle vorluth. Fassungen fortgeschleppt batten, auf "tip^yl verschwunden. Nur ein paar mit adj. P. Pras. hat er aufgenommen: Joh. 6.64 welche glaubend waren; ib. 9.25 dass ich blind war und bin schend. Die Fügung aus dem Emserschen N. T. von 1529, GaL 4.3 waren dienende lautet in der Sept. bib: waren wir geiangen. 109 zu entscheiden sein. Für Fischarts Schreibart ist dieser Umstand immerhin von groszer Bedeutung. Und die grosze Beliebtheit dieses humoristischen Schriftstellers berechtigt zu der Annahme, dasz die — manchmal schwer belastete — Voranstellung der Partizipien im Deutschen seinem Einflusz zuzuschreiben ist. In den folgenden Werken, z. B. von Moscherosch, Zesen und Grimmelshausen ist dieser Einflusz sehr gut Wahrzunehmen» M. O p i t z' Programmschrift: Das Buch von der deutschen Poeterei (1624, Neudrucke 1), die ich zugleich mit Daniël Heinsius' „Nederduytsche Poëmata" (s. oben S. 55) herangezogen habe, enthalt in der Prosa keine einzige attributive Mittelwortfügung 1), und nur ein paar pradikative und absolute. Mit Recht konnte sich denn auch Gottsched in seiner Deutschen Sprachkunst6 S. 491 ff., wo er den satzartigen Partizipia den Krieg erklarte, auf Opitz berufen. In einem Punkte hat G. sich aber geirrt, namlich im Gebrauch der Partizipia am Satzanfang. Gottsched gab in seiner Anleitung „Le maitre de la langue allemande ou nouvelle grammaire allemande, septième édition 1743, page 398 die Regel: „Les part. en - end ne soni plus en usage dans la langue allemande, sur t ou t au commencement d'u n e pér to d e". Er empfiehlt hier statt anlangend, betreffend zu schreiben: was nun anl an gt; was dieses (oU j e ne s) betritft. Und die Anwendung eines zweiten Mittelworts im Deutschen am Anfang des Satzes ware ein „Barbaris* mus." Bei Opitz kommt aber diese absolute Fügung mit anlangend und betreffend an der Spitze der Periode schon viermal vor: 14 Die nahmen der Heidnischen Götter betreftendt, derer sich die stattlichsten Christlichen Poëten ohne verletzung jhrer religion jederzeit gebrauchet haben, an gese he n das hierunter gemeiniglich die Allmacht Gottes, welcher die ersten menschen nach den sonderlichen wirckungen seiner onbegreifflichen Maiestet vntèrschiedene namen gegeben, als das Sie, wie Maximus Tyrius meldet, durch Minerven die vorsichtigkeit, durth den Apollo die Sonne, durch den Neptunus die hufft welche die Er de vnnd Meer durchstreichet; Zue zeiten 1) In seinen erzahlenden Schriften kommen sie wohl vor, z. B. in der Schaferei von der Nymphe Hercynie: Milten innen sassen die Nymfen, alle blü end e und j un g von Antlitz. Die Nachstellung des Adjektlvs ohne Zusatz wurde jedoch von ihm bemangelt, vgl. O. Erdmann, Grundzüge der deutschen Syntax I, § 59. 114 113 Lacius Seneca konte.... 200. Vers oon 200. Schülern gered et (A; temp. oder hyp.),...., hin wiederum erzehlen. Bei den andern damaligen Schriftstellen! scheint der Gebrauch der nachgestellten Mittelwortfügungen noch seltener zu sem. In den von H. Legband in der Sammlung Göschen herausgegebenen Deutschen Litèraturdenkmalern des 17. und 18. Jhts. II mit Prosastücken von Zincgref, Opitz, Moscherosch, Schupp, v. Grimmelshausen, Chr. Weise, Abr a Sancta Clara, Zigler. Chr. Reuter, Leibnitz, Elisabeth C h. Herzogin von Orleans (Briefe) Schnabel und Liscow fand ich nur: g e n e n t [b. 19 und 151) vmbgeben (23); und die Adj. alleblüende und jung (s. oben 109 Fusznote). Bodmer und Breitinger. Die von Eugen Wolff in der Zschr. für d. d. Unt. 11 (1897) S 3U-381 veröffentlichte Korrespondenz der Schweizer nut Gottsched enthSlt nur 3 Belege: mit g e n a nt (N) 361, betitelt (D) 372, und die oben S. 59 erwahnte Fügung 376 Sonst hat der Ausgeber Königs Lesarten behalten, und auch sein* historischen Anmerkungen, j edoch ganz abgekurzet, beydrucken lassen. Von den „Discoursen der Mahlem standen nur nur die in Kürschners Nat. Litterator Bnd. 42 aufgenommen ersten 4 Beitrage zur Verfügung. AuchUiier sind sie: selten. Erst spater, im Jahre 1740, wohl infolge emgehender Beschaftigung mit der französischen und englischen Uteratur, vieüeicht auch durc**ein Amt als Professor des. Gnechischen und Hebraïscfcen am Zöticher Gymnasium dazu veranlaszt fordert Breitinger zum Gebrauch derselben auf, (vgl. oben S. 9). Gleichwohl wendet er sie in seinen Schriften nur selten an Seine Zuverlaszige Nachricht und Untersuchung von dem Altertum der Stadt Zürich (1741, ebendort) weist nur eine pradikative Mittelwortfügung auf (S. 15). Von den attributiven finden sich auszer den formelheften genannt 10 (A); 36 fD)i <««•»n(e)t 22 (A); 36 (D); geheiszen 17 (N) nur folgende Belege 13 der Verfasser eines Werkes La Religion des Gaalois b e t i tlet (G); ahnlich 21 (G); 36 (G) und 42 (G); 8 bei Kloten einem Dorff zwey Stund van der Stadt Zürich gelegen (D); 4 Muthmassungen, von der Gelegenheit des Orts her ge nom- 115 men (D); 18 ein schönes Gehande, ganz ge vier t, an ieder Seite 32 Schuhe lang, der Boden ist an einigen Orten mit dicken Ziegel-Blatten besezt (N); 22 ein ganzes Ossuarium, mit Todten-Geheinen angel üllt (N); 17 einige Fragmente von Urceis oder Krügen, mit einem engen Hals und Mund-Loch, auch mit einer Handhaben ver sehen (N). Ferner nach der Kopula ist im vorhergehenden Satze 31 Die Materie ist zwar nur Thon, aber von einer besondern Gattung, durch und durch mit glanzenden silbernen Staubgen dur chwirkt (N); ahnlich 41. Viele bei den SchriftsteHern der Reformationszeit üblichen Fügungen wie datiert. geweyhet, vorst e 11 e n d(e) werden hier in Relativsatze aufgelöst: 11 21, 36, 50 u. a. K1 o p s t o ck. Bei Klopstock's „Gelehrtenrepublik" (1774, Werke, Göschen 1855, Bnd. 8) ist zu beachten, dasz sich vorher in der Sprache dieses Dichters, unter dem Einflusz des Griechischen und Hebraischen, allmahlich eine Umwandlung vollzogen hat zugunsten des Partizips, namentlich des P. Pras., weil dieses anschaulicher und lebendiger ist als der nicht-verbale Ausdruck (O. Weise. Blicke in das Leben und Wesen unsrer deutschen Sprache, Jena 1923, S. 12 ff.). Das gilt aber für die Poesie; in seiner „tonlosen Prose, welche der scharfe, aber tonvolle Prosaiker Lessing lobte"1) ist davon nur wenig zu verspüren. Auf den ersten 100 Seiten der oben genannten Schrift laszt sich, auszer in den formelhaften Unterschriften 24 Geschrieben in der groszén Halle; ahnlich 79; ferner 60 Auf dem Landtage 1745 von der Zunft der Weltweisen vorgeschlagen, und den Fügungen mit betreffend, die damals sehr üblich waren: 28 Das Gesetz, die Sklaven betreffend (N; ahnlich 31, 35; 52 und 84), kein einziges Beispiel anführen. Denn 86 weil die Herolde, g es chr eek t durch ekemalige abschlagige Antworten, nur wenige eingeladen haften (N), ist begründend, wahrend 95 wenn ein Kurzsichtiger von Weitsehenden umgeben sie alle übersdhe (N), sowie 92 Unrichtig angewendet, ist ein Sprüchworf 1) Jean Paul. Vorschule der Asthetik II, 14, § 76. Dort werden auch die „nackten Winteraste in seiner Prose — die Menge der circumscriptiven Satze — die Wiederkehr der namlichen nur scharf umschnittenen Bilder" getadelt, dagegen die „hellste Bestimmtheit und Darstellung" gelobt. kein wahres Wort. Eben so an gewende t, bringt die tiefsmnigste Regel eine Miszgeburt heroor (N) hypothetisch sind. Lessing. Lessings Satze zeichnen sich aus durch pr&gnante Kurze. In seinen Beschreibungen und Beweisführungen geht er den Mittelwortfügungen nicht aus dem Wege, im GegenteÜ! seine dialektische Darstellungsweise erhalt durch die Anwendung. der Partizipialstruktur ihren besondern Reiz: Gesetzt, dieser Kritiker hatte den Inhalt und die Anrutung nicht oerwechselt, gesetzt, Herr Klopstock rufe wirklich seine unsterbliche Seele an wie ein andrer dut Musen anrult, so würde.... etc. (Litt. brief Nr'. 16 über Klopstocks Messias). Die lebhafte Schilderung, welche sich nicht auf eine blosze Bestimmung des Substantivs beschrankt, sondern oft zugleich zum folgenden Satzteile hinüberleitet, oft, französierend, durch eine absolute Partizifiialkonstrttktion einen Satz(teü) kurz und kraftig hervortrefen laszt, macht eine eingehendere Betrachtung jeder einzelnen Fügung notwendig. Zu diesem Zweck habe ich aus seinen Werken den Laokoon und die Hamburgische Dramaturgie (hsg. von G. Witkowsky, BibL Jnstitut Bnd 4) durchmustert. Laok. 59 Arme, durch die Ringe der Schlangen hst an den Körper g e s c hl o s s e n'), würden Frost und Tod über die ganze Gruppe oerbreitet haben (Ni hyp.)! 84 Vollends eine zümende Vtmis, eine Venus von Rache und Wut ge trieben, ist dem Bildhauer ein wahrer Widerspruch (N; hyp.); 39 würde dieser Zug, tür sich betracht et, die Einbildung des Zuhörers beleidigen (N; hyp. oder restr.); 118 so können fortschreitende Handlungen, als f or t sehr e itend, unter ihre Gegenstande nicht gehören (N; prad. Attr.); 153 die Wirkung, welche diese Kenntnisse, in Worte ausgedrückt- auf meine Einbildungskratt haben können (N; hyp oder restr.); 160 Ich bin versichert, dasz louter solche Züge des Reizes, in eine oder zwei Stanzen zusammengedranget, weit mehr tun würden als die fünfe alle (N; hyp.); 181 Vorstellungen der Würde, des Anstandes, mit dem Ekelhatten in Kontrast gesetzt, werden lacherlich (N; hyp.); 353 (Hamb Dram.) und ebenderselbe Reiz, zu oft hintereinander wie der holt, wird kalt und endlich ekel (N; hyp.); 432 wer hat den Mann gelehrt, mit ein paar erhobenen Fingern, hierhtn und dahin bewegt (D; hyp. oder modal), uns auf emmol zu 116 141 Beachtung verdient 120 Ein schwarzes Tuch, turbanartig um den kleinen greisen Kopf gewunden, die übrige Mumie aber mit einem langen .... Schlafrock bekleidet, glich er einem Hexenmeister. Die erste abs. Fügung war, wie die Interpunktion deutlich zeigt, attributiv gedacht. Dagegen zweifellos absolut, (Nominativ) 41 Die arme Kinderfrau mochte damals bittere Tage haben. D i e Matter meist bettlagerig, der Vater von seiner Arbeit absorbiert, sollte sie allein nicht nur die Sekwester worten, sondern auch auf mich.... achten. Vgl. dazu Annema, a. a. O., § 58; Matth., Sprachleben u. Sprachschaden 4 § 347 und ZfdU. 11 S. 705 ff. Gottfried Keiler gehort wie Goethe, E. T. A. Hoffmann und Kügelgen, zu den „Augenmenschen", s. Emil Ermatinger, der Herausgeber von Keilers Werken (Cotta, Jubilaumsausgabe, 1919) Einl. 28. Die Augen sind seine „lieben Fensterlein", womit er die Feuerbachsche Welt betrachtet. Alles wird im Bilde geschaut. Das visuelle Element beherrscht seinen Stil, und ruft darin eine Fülle von attr. Partizipialkonstruktionen hervor. Im ersten Teile des Grünen Heinrich habe ich gut 60 gezahlt, (darunter 20 am Satzende), wahrend sein Landsmann und Zeitgenosse C. F. Meyer, der doch gleich ihm an der Grenze des romanischen Sprachgebietes wohnte, sich nur ausnahmsweise dieser Fügung bedient. Keiler bildet diese Strukturen mittels der Partizipia: 73 genannt (N); 206 u m s a u m t (N); 143 umgeben (N); ahnlich 162 (A) und 216 (A); 130 e in geia szt (N); 104 be gr enz t (A); 207 dur chzogen (N); 43 durchflochten (A); 57 vermischt (N); 200 unter broeken (N); 209 geschmückt (A); 130 poliert (N); 150 bed eek t (D); 200 bekleidet (A); 196 v e r k l a r t (N); 201 überschattet (N); 91 besetzt (N); ahnlich 104 (A); 216 begleitet (A); 209 ge macht (N); 82 z usamme n geb und e n (A); 82 ge k neb e 11 (A); 149 ve rb und en (N); idem 184 (A); 161 versammelt (N); 57 ge lal telt (A); 95 losgerissen (G); 96 gezerrt (N); 57 angeiüllt (N); ahnlich 82 (A); 44 aufbewahrt (N); 58 über Hei er t (A); 63 herv or ger ui e n (N); id. 176 (N); \b9verursacht (N); 123 erstanden (N); 230 g ewachsen (N); 124 ge tra nkt (A); 200 be wacht (A); 190 gesend et (D); 119 ge tr eten (N); 100 geworien 142 (A); 164 ver gessen (N); 26 b e w o h n t (N); 9 b e s t i m m t (N); 42 enthalt end (N); ahnlich 130 (N) und 209 (A); 44 herrührend (N); \29 d ar st ell e nd (N); 178 mach end (N); 97 schwebend (N); 48 betreffend (D); 183 entsprechend (A) und die Adjektive entfernt (85); g eeignet (95) und angehörig (43). Die attributiven Strukturen mit pradizierender Tendenz sind weniger haufig, die pradikativen auch nicht zahlreich (viele mit P. Pras. am Satzende), die absoluten selten. C. F. Meyer rückt die attributiven Partizipia vor das Substantiv. Die andern sind wegen ihres verbalen Gehaltes sowohl als durch ihre Stellung vom Nomen getrennt: viele prad. Fügungen stehen am Anfang oder am Ende -des Satzes. Rein attributive Mwf. kommen in der Bündnergeschichte Jürg Jenatsch nicht vor; in der Versuchung des Pescara (Leipzig 1920) nur ein paar: 140 Dieser war ein vornehmer Mann in Jahren, halb Mönch, halb Weltmann,...., in einen.... weiszen Mantel gehuil t (N); 48 Da war doch der Leo ein anderer, immer str ahlend und triumphier end (N); 149 Es ist Julia, die EnkeÜH meines Nüma Dati, gestorben in Rom am gebrochenen Herzen (N); 44 Figuren und Wendungen, alle um Pescara sich drehend (in einer langen Aufzahlungi das Verb. fin. fehlt auch hier); dagegen begründend ib. Seine Briete, an wahre oder erfundene Personen, in tausend und tausend Blattërn ausgetreut, sind eine Macht und beherrschen die Welt (N). Ein ahnliches Belegmaterial bietet der Erzahler des extremen Nordens, Th. S t o r m, in seinen Novellen Aquis Submersus und der Schimmelceiter *) (Aug. Westórmann o. J.) Bnd. I. Rein attr. Belege 525 ein lang aufgeschossener Gesell, mit spitzenbesetztem Lederwams und Federhut ganz a la mode gekleid et (N); 573 Es war ein groszes, fast leeres Gemach, wohl für den Konfirmandenunterricht bestimmt (N); 575 das sollten Worte bleiben, in die leere Lult gesprochen (N); Bnd. III 288 die Parteien , umgeben von alt und jung (N), und das 1) Mögen Th. Storm und K. F. Meyer in ihrer Sprache dem Kundigen auch ihr/Herkunit verraten, vgl. B. Delbrück, Grundlagen d. nhd. Satzlehre, S. 6, so geht das aus dem Gebrauch der Partftfpiattilclungen nicht hervor. 143 kanzleimaszige 310 die Eingabeenth altend den Vorschlag einer Bedeichung (N). *) Als typische Verbeter des historischen Stils habe ich L. von Ranke, Th. Mommsen und H. v. Treitschke herangezogen. Ranke, der Verfasser vielbewunderter historischer Portrats, der gern mit behaglichem Verweilen einen Charakter oder eine Situation zeichnet, baut ganz einfache Perioden; Mommsen konstruiert verwickeltere Gebilde nach lateinischer Art, in H. von Treitschkes pathetisch-rhetorischen Satzen schreiten die historischen Helden mit groszem Geprange vorbei. Mommsen, der Schleswiger, gebraucht das Partizipium nur sehr selten. Auszer in dem ersten „taciteischen" Satz, (vgl. oben S. 58) sucht man in seiner Römischen Geschichte beinahe vergebens nach einem Beleg, wahrend die mitteldeutschen Ranke (aus Thüringen) und v. Treitschke (Dresden) sie mit Masz anwenden. Ranke, Zeitbilder und Charakteristiken (Deutsche Bibliothek, Berl in, o. J., S. 1-175) 20 Herodot, an der asiatischen Küste in einer Stadt geboren, die usw. (N); 34 eine allgemeine Kindschaft gleichweit entternt von den beiden religiösen Begriffen (N; Adj.); 52 ein Mann,...., mehr unternehmendals vernünftig (N; Adj.); 57 In dem Stato, in dieser engen Bedeutung gefasz t, liegt das eigentümlichste Institut dieser Re- publik (D; restriktiv); 62 Kleine Soldatenabteilungen j e d e mit einem besondern Eerman ausgerüstet, zogen von Ort zu Ort (N; vereinzelnd gebraucht); 86 Konrad Koch, genannt Wimpina (N); ahnlich 154 (N); 92 zwei Katheder , mit Tep- pichen behangt (A); 128 Zwei Argumente, , nahe 1) Die pradikativen Fügungen dieser Novellen beziehen sich auf ein Zeitwort des Sagens (vgl. Immermann und Freytag). Einige stehen ohne Erganzungen, aber werden durch die Interpunktion und den Ton geschützt: m e i n e n d, wissend und unwissend: Bnd. II, 122 Nachdem Lisei und ich eine Weile, nicht wissend, was wir beginnen sollten usw., und I, 565 mein Bruder redete mir zu, unwissend, wie er die Ungeduld in meinem Herzen schürete. Die Wendungen mit wissend erhalten durch die Pause und den Akzent, durch den Hinweis auf das notwendig Folgende veranlaszt, gröszere Selbstandigkeit als die mit sagend, sprechend, werd end u. dgl. und sind dadurch auch viel üblicher geworden (Vgl. H. Paul, Gr. IV. 4 S. 71 u. 72). Meistens sind sie von einer Partikel begleitet: wohl wissend, unwissend, nicht wissend. Andere Belege: P. Heyse, Über allen Gipfeln 256; Kunstwart 1923 IV, 142; R. Huch, Ursleu 67; G. Meyrink. Das grüne Gesicht 188; Th. Mann, Buddenbrooks II, 470 usw. zusammenhangend mit... (N); 132 Verwicnlungen..., mit dem religiösen Gedanken ge paar t (A); 146 Alles grosze Momente der Geschichte der Staaten, nicht allein für England bedeutend (Adj.), sondern.... (N); 151 Erhmerungen der Gewaltsamkeit, durch die populare Auftassung mythfkch üb ertrieben, aber von den Historikérn gern wiederholt |N); 158 Zusammenstellungen aus den Papieren...., von denen die wichtigste, an eine von ihm selbst unternommene Arbeit a nschlieszend, als eine Geschichte der Zeit erschetnt (N); 161 Was denn nun auch Mitwelt und Nachwelt über Richelieu geurteilt haben, zwischen Bewunderung und Hasz, Abscheu und Verehrung geteilt — er war ein Mann, der usw. (N; kausal); 167 Vergegenwartigen wir uns einen jungen Fürsten, voll von Geist und Ehrgeiz, in den Besitz von Rechten ge l an gt, die seine Vortahren niemals haften durchführen kénnen (A); 127 Und war sie nicht eine Königin, über das Gesetz erha- b e n? (N; Adj.); 132 den Hinrichtsbefehl unterzeich- ne t und ge sie geit wie er war, ohne weitere Zögerung nach Fotheringhay abgehen zu lassen (durch die Anknüpfung an das Pradikat zu einem vollstandigen begründenden Satz ausgewachsen; im frühern Ndl., bei Hooft z. B., würde hier zij nd e am Platze gewesen sein!) Ferner attr. mit kausaler Bedeutung 140 deren übrige Schwe- stern, mit Mannern, wie Hobby und Killigrew, verheira- t et, erweiterten die staatsmannische Verwandtschatt (N); 40 einen Gegenpapst lieszen die deutschen Machthaber, verloren in den Streitigkeiten des Augenblicks, selber f allen (N); 45 Die Züntte ,b ew aft ne t und unter ihren Fahnen v erei nigt, gaben.... ein unleugbares Ubergewicht (N); 55 die Freunde des Hauses, trüher von ihm unter stützt, kamen ihm ■ jetzt. . zu Hilte (N); 153 So warf sich der niedere Adel, durch.. mancher andern ieudalen Rechte beraubt, mit Eifer in den regelmaszigen Dienst (N); 160 Der Herzog von Orleans, an der Verschwórung von Cinqmars aufs neue b e t e i l i g t, war nach Savoyen gegangen (N), und 166 Und ohne Zweifel hatte England, in neuen ZerWürfnissen mit den bourbonischen Machten b egriffen,.. . für Oesterreich Partei genommen (N). H. von Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert I (Leipzig 1882), hat auf den ersten 86 Seiten (was an Umfang den 175 Seiten des Rankeschen Textes ungefahr gléichkommt): 144 145 21 ein Gewirr winziger Staaten, u n f a h i g zu jeder ernsthaften Kriegsrüstung, durch das Gefühl der Ohnmacht zum Landesverrathe gezwungen (G); ebendort ein System, ersonnen um.... (N); 25 die Hanse und der deutsche Orden, beide unabhangig von der Reichsgewalt, ottmals mit ihr v erfeindet (N; zwei Adjektive); ib. ein norddeutscher Stamm, hart und wetterfest, gestahlt durch schwere Ar- beit gewohnt mit Herrenstolz auf die slavischen Nach- barn herabzusehen, so schroff und schneidig, wie.... (N); 27 Lande,..... r e ic he r und höher ge s it t e t als.... (A; Adj.); 33 Wenn die Bauernlandwehr der Altmark, an den Elbdeichen Wache h al t e n d wider die Schweden, aul die Fahne schrieb (N; auch modal); 44 der Landrath, auf Vorschlag der Stande durch die Krone er nannt, war zugleich Vertreter (N); 52 schroff abweisender Nationalstolz, unzertrennlich verwachsen mit.... (N; Adj.); 77 Er wuszte, dasz die Rechtsprechung ein pojitisches Amt i s t, unzertrennlich mit dem Staate verwachsen (N); 55 Aber das Haus Wittelsbach, ohnehin dem deutschen Leben entfremdet...., erwies in groszer Zeit eine klagliche Untahigkeit (N; s. oben S. 60); 13 Deütschland und Oesterreich waren nummehr zwei selbstandige Reiche, allein durch die Formen des Staatsrechts künstlich verbunden (N). Ferner kausale Fügungen mit: 4 ge ne i gt (N); 15 pr e isge geben und hine ingezogen (N); 55 ber aubt (N); 65 belehr t (N), und modale 14 unter stützt (N) und zwingend (N). Wie obige Beispiele zeigen, sind die Strukturen bei beiden Historikérn ungefahr gleich haufig; in ihrem Gebrauch sind sie aber insofern verschieden, dasz Ranke durch die Partizipialkonstruktion mehr einen einzelnen Umstand, eine Eigenschaft oder Fahigkeit bezeichnet, wahrend Treitschke durch die schwere Belastung mit adjektivischen Erganzungen dem Nomen einen ganzen Komplex von Attributen beilegt. In den Romanen Frau Jenny Treibel (1892) und EffiL Briest (1895) von Th. F o n t a n e ist die Voranstellung der Partizipien die Regel. Manchmal haben sie eine ganze Reihe von Erganzungen. Das erste Werk enthalt nicht weniger als 232 derartig belastete Bestimmungen, das zweite dürfte eine nicht geringere 10 146 Anzahl aufweisen. Nachgestellte Partizipialattribute fand ich nur: Frau J. Tr.: 66 g e n a n n t (N); 4untermischt (A); 1 u mgeb en (N) und 161 geschnitten (N); und die Adjektive 11 jung und unverheiratet. Eine angeschlossene mit einer unangeschlossenen Fügung verbunden: 187 Drauszen hielt eine Droschke zweiter Klasse, geschlossen und das F e n s t e r in die Höhe gezogen (N). Mit prüdizierender Tendenz 50; 80; 136; 138 und 227. Nicht zu den attrib. Strukturen sind die Begrüszungsformeln zu rechnen, welche elliptische Wendungen der Umgangssprache sind: 5 Ist das Frëulein zu House? „Ja, Frau Kommerzienratin. Eben wieder nach Hause gekomme n." Ahnlich ein gesprochener Satz ohne Verb. fin. 369. Das Streben nach realistischer Darstellung hat ferner durch eine abs. Konstruktion eine Lockerung des Satzgefüges veranlaszt: Effi Br. 44 kam eine.... Korte aus München, die Namen alle nur mit zwei Buchstaben an ge d e ut e t. Beachtenswert sind die Fügungen ib. 127 (in einem Brief an die Mutter): trotzdem die Overation, wie mir Instetten erzahlt (ich glaube, sie nennen es Reseküon, damals noch von W ilms ausgeführt) als ein Meisterstück der Kunst gerühmt wurde; ahnlich ib. 165 (bier indirekte Rede): letzte Nacht wieder groszes Feuer in Morgenitz — das dritte seit drei Wochen, also angel e gt —, da habe er hingemuszt; ib. 318 (in einem Gedankenreferat): Effi korte nicht kin; sie drehte den ihrerseits empfangenen Brief zwischen den Fingern und hatte eine ihr unerklarliche Scheu, ihn zu öffnen. Eingeschrieben und mit zwei groszen Sie gein gesiegelt und ein dicke s Couvert.1) Paul Heyse ist, wie Goethe und Keiler, ein Dichter von plastischer Gestaltungskraft. Entweder geht er, wie der Bildhauer uttd Maler, von körperlichen Gestalten aus, die er geistig verinnerlicht, oder er verleiht einer abstrakten Sache vermöge seiner schöpferischen Phantasie Gestalt und Leben. Abgeklarte, polierte Schönheit ist das Ziel seines sorgfaltigen Schaffens. Heyse Hebt es, mittelst einer Partizipialkonstruktion seine Perioden abzurunden. Der Roman Über allen Gipfeln (1895, Ausg. Cotta, W18) enthalt gegen 10 Fügungen am Eingang des Satzes nicht 1) Bei den jüngsten Erzahlern zerflieszt die Grenze zwischen dir. und indir. Rede immer mehr. Als typisches Beispiel verweise ich auf A. Schnitzler, Fraulein Else, N. d. Rundschau 1924, S. 993 ff. 147 weniger als 29 erste und 6 zweite am Satzende, dar unter auch rein attributive: 94Rauchwolken, in die silberne Luft e m porto ir b e l nd (N); 206 einen Shawl von lichter Farbe, reich mit Blumen ge stick t (A); 207 Nicht lange, so naherte sich ein» Hinde, von dunkier Farbe, doch offenbar zu ihm gehorend (N). Die übrigen Strukturen deute ich nur an: 18 unterzeichnet mit (A) j 46 dur chw eht von (N); idem 55 (D); 50 h e rabgesandt (N); 71 Grundsatze, so off en ausgespr oc he n (zwischen Bindestrichen; auch hyp., N); 77 eine Frau, • nicht ganz befriedigt (A); 89 b e d e ck t (N); 110 aus geschnitten (A); 113 überspannt (A); 136 z u sa mm e ngestellt (N); 207 Lachen, von goldenen Lichtern üb e r f l ogen (N); 235 angefüllt mit (A); 281 gekleid et (N). Konzessiv sind die attr. Fügungen 88 (N) und 300 (A); kausal 113 (N) und 268 (D); modal 95 (N); 97 (N); 189 (N); 294 (D); dem Bestimmungswort vorangehend 180 Gegenüber, im Halbrund erbaut, lag ein niedriges Gebau.de (N). Eine attributive Partizipialkonstruktion, der eine unangeschlossene folgt: 172 Sie war in einer luftig jugendlichen Sommertoilette, ein winziges Hütchen mit w eiszem F He der v er zier f auf dem blonden Haar, Hals und Schultern in ein florartiges Gewebe g e h ü 111; in umgekehrter Reihenfolge, das zweite pradikativ: 8 Nun trat sie von der Statfelei zurück, den langen Malstock wie eine Lanze gegen die Erde gestemmt, die Palette als einen Schild vor die Brust hal t e nd, wie g erüstet, sich gegen unliebsame Kritik zur Wehre zu setzen. Mit drei absoluten Strukturen wird 110 in einem Satz ohne Verbum finitum die Beschreibung der Kleider der Fürstin fortgesetzt: Die Fürstin trug ein leichtes granatrothes Kleid, oben nur w e nig ausgeschnitten, doch schimmerte Nacken und Büste durch das luftige florartige Gewebe durch. Auszer einer dreifachen Kette groszer Perlen um den vollen Hals und sehr groszen Diamanten in den Ohren kein Schmuck, e i n faustgroszer Veilchenschmuck am Bu se n be~ f e s t i gt, das blauschwarze Haar in einem koken Knot en aufdem Hinterhaupt zusammengefaszt und mit einem schmalen &tf hildpattkamm durchstochen. Wahrend die meisten bisher aufgeführten Fügungen mit dem unbestimmten Artikel noch attributiv gedeutei werden konnten, ist das hier ausgeschlossen. Zweifelhaft, ob 148 attributiv oder absolut (vermutlich absolut): 200 Auch erschien ihre volle und doch schmiegsame Gestalt, wie sie jetzt über den Bord des Billards sich neigte, jetzt das Queue gleich einem Speer gezückt mit freiem Arm auf einen Ball zielte. Die allmahlich haufiger werdende Abwechslung von attr. (oder prad.) und absol. Fügungen ist eine sehr erfreüliche Erscheinung; sie gehort wohl mit zu den neuen Formen der Eindruckskunst: das Bild des Ganzen wird: nicht mehr beeintrachtigt durch die etwas schwerfalligen attributiven Wendungen, es wird flófter, die Detailschilderung gewinnt an Lebhaftigkèit ' und Schwung. Wer dabei verliert, ist das Verbum finitum. Die mit allem Zubehör des impressionistischen Dekors ausgestatteten Familienbilder inTlfcManns Buddenbrooks lassen in den epischen Zusatzen, die der Dialog noch tierig laszt, dieaelbe TechnSk erkennen. In dem ersten Bande (S. Fischer, Berlin 1920)5 finden sich folgende Belege: rein attr. 9 zart geb au t (N; verbunden mit einer abs. Fügung)1; 12 geschmückt (A); ahnlich 238 (N); 250 (N) und 478 (A); 450 gar nier t (A); 355 gestochen (N); 71 ge malt und umrahmt (N)$ ahn>lich 317 (N); \Ab gekleid et (N); 161 versteekt (N); 224 dur chleuchtet (N); 169 zu s amme n ge halt e n von (A); 63 gelüllt (N); 458 ausgefüllt (N); 34 ger auch er t und gekocht (N). Oft wird das Subst. durch das Pradikat oder ein Adverb von seinem Attribut getrennt, wie das beim attributiven Relativsatz (vgl. H. Paul, Gr. IV, 4 S. 312) schon frühzeitig möglich war: 207 Der grosZe Reisewagen hielt, mit Koffern und Taschen bepackt, vor der Haustür (N); 224 ein blauer Himmel mit einigen leichten, schwebenden Wolken d ar an, silberweisz dur chleuchtet von der Sonne (N); 379 Sin behagliches Wohnzimmer in grauem Tuche war da, nur durch Portieren getrennt von einem schmalen Salon mit.... (N); ahnlich 355; 379; 386; 450 und 459. Vor das Nomen gerückt 134 An Herrn Grünlich war, von der Hand der Konsals g eschri»ben, ein überaus diplomatischer Brief abgegangen (N); idem 71; 355; 250; 265; 273; 319; 355; 384; 410; 459; 486. Attrib. Fügungén mit modalem Nebensinn 93; 179; 207; 224; 249; 250; 265; 274; 280; 306 ; 309; 311; 333; 362; 384; 419; 444; 449; 454; 452?b|59; 459; 476; kausal (begründend) 245; 247; 313 und 317; -hut nachtraglicher Pradizierung 317 Ihr Gesicht. von den schwar- 149 zen Spitzen der Haubenbander umr ahmt, er%chien noch bleicher dadur ch (N); temporal 451 und 463. Absolute Strukturen, welche zur Ausmalung einer Gestalt mit den attrib. konkurrieren: 54; 66; 69; 117; 135; 174; 179; 254; 277; 309; 386; 498. Der zweite Teil enthalt nach fortlaufender Seitenzahl: rein attributiv 52 geschrieben (N); 73 ge ei gnet (N); 120 angefertigt (N); 137 z e r r i s s e n (A); 190 erf ü Ut (N); 190 ge schmiickt; ge deck t; belegt (N); 191 poliert (N); 200 gefüllt (N); 228 bedeckt (N); 262 ge zier t (N); 274 hervor gerut en (D); 278 belegt (D); 291 ausgespannt (D); 301 ge leit et (N); 313 umwachsen (N); 314 eingenommen (N; ohne Verb. fin.); 322 m ö gl ic h ge macht (N); 347 gut au s ge r ü s t e t und w ohlgelungen, b e gab t, seine Fahigkeiten zu entwickeln, gerade gewachsen und ungetrübt, rein, grausam und munter (N); 355 ge ar te t (A); 391 gehiill t (N); 465 unterbroc he n und 428 die Schluszformel geschrieben (N). Modale Nebenbedeutung haben die attributiven Wendungen 12; 57; 60; 75; 92; 94; 131; 152; 174; 175; 190; 190; 190; 228; 231; 291; 311; 342; 358; 375; 378; 389; 392; 423; 463; hyp. 294; kausal 66; 200 ; 327; 346; temp. 99; 170; 230; 338; 388; 473; konz. 100. Adjektive, welche mit den Erganzungen gleich den Partizipien dem Substantiv folgen (auszer den oben bereits erwahnten): 464 unternehmend und stürmisch; 330 gebürtig. Von der Kopula s e i n im Vordersatze beeinfluszt: 52; 191; 230 und 466. Dem Nomen als satzartige Fügung vorangestellt: 99; 120; 152; 170; 257; 259; 259; 291; 296 und 301. Erste Mittelwortfügungen in attrib. Nachstellung fehlen. Im Gegensatz zu den impressionistischen Schriftstellern, die mit immer verfeinerten Mitteln die Eindruckskunst steigern und mit den Partizipialkonstruktionen gut umzugehen wissen — man vergesse auch die Novellen Liliencrons nicht! — wendet sich Ricarda Huch wieder der Jlrzahlungstechnik der frühern Romantik zu. Sie führt uns die ergreifenden Erlebnisse der Ursleu, einer Kaufmannsfamilie, welche gleich den dekadenten Buddenbrooks dem Untergang. geweiht ist, nicht unmittelbar, nicht in Gesprachsform vor, sondern laszt, wie früher Jean Paul, E. T. A. Hoffmann, Th. Storm u. a., eine Zwischenperson, Ludolf 160 (auszer dem starker betonten Relativpronomen, wenn eine Partizipialstruktur in den Attributivsatz geschoben wird), über aus selten. Das kahl stehende Partizip ist auch bier wie dort zu meiden. Bei geringem Nachdruck ist im Deutschen die Vorrückung obligatorisch 1), wahrend im Hollandischen auch da die Nachstellung noch gebrauchlich ist. Besonders bei den formelhaft gewerdenen Prasenspartizipia tritt dieser Unterschied deutlich zu Tage. Der Deutsche kann hier höchstens nur 3 Beispiele aufweisen 2): bestehen d, e n t h al t e nd und betreffend, wahrend der hollandische Kanzlist in dem Reichtum solcher Fügungen schwelgt. Den Wendungen mit hebbende und z ij nd e, und den S. 69 erWahnten Strukturen: strekkende, dienende, beoogende, behelzende, bedoelende, metende, wegende, füge ich noch hinzu: opmerkingen aangaande, rakende, slaande op....; de verordening regelend e....; motieven steunende op . . .; begrippen vallende onder de categorie ... .; goederen behoorende hij berus- te nde bij (onder)... .; woorden beginnende met...., eindigende op..., uitgaande op...; het abonnement, ingaande den....; de heer X, wonende, gewoond hebbende, verblijf houdende, zijn domicilie hebbende (kiezende) te....; reizigers, komende van...., gaande (vertrekkende) naar...; patiënten l ij d e nd e aan...; wijzigingen, verband houdende met....; een huis, staande op het terrein....; het bericht, voorkomende in....; inkomsten, voortvloeiende uit....; een kapitaal, rentende ..%; etc; Fügungen, welché jeder angehende Schreiber, eenigszins behoorlijk kunnende lezen en schrijven, im Dienste des H. Buraukratius in kürzester Zeit sich zu eigen macht. <■' -11 Einige Fügungen können wegen der folgenden Erganzungen nicht oder nur schwer vorangestellt werden: bestimmt, geeignet, Vgl. auch oben S. 134 wegen des schorten Nordwindes, so verderbtich and um sich Iressend, dasz etc. 2) Früher war ihre Anzahl groszer: tut end e, gehorende, dienend e, vgl. oben S. 74 ff. Anhang. Meine Untersuchung dürfte gezeigt haben, dasz der Gebrauch der attributiv nachgestellten Mittelwortfügungen, abgesehen noch von den schwacher betonten und den idiomatisch gewordenen ndl. Wendungen, in beiden Sprachen numerisch sehr verschieden ist. Am Ende derselben fühlte ich mich versucht, das Verhaltnis derselben in den Werken der modernen ndl. und deutschen Erzahler zahlenmaszig auszudrücken, zugleich mit Berücksichtigung der pradikativen und absoluten Fügungen. Für das Nhd. habe ich auch auf die Stellung der pradikativen Strukturen im Satze Rücksicht genommen; für das Ndl. war mir dies nur noch zum Teil möglich, weil der Plan dazu erst in mir auftauchte, als ich mit der hollandischen Lektüre schon fertig war. Die beigefügte Tabelle enthalt die Fügungen aus den ersten 100 Seiten jedes erwahnten Werkes, ausgenommen des ersten, von dem ich S. 1-50; 178-207 und 257-275 herangezogen habe. Ferner wurde bei der Wahl der Schriften darauf geachtet, dasz beide Halften sowohl was Umfang als Stilart betrifft, möglichst gleichwertig sind. Die Tabelle wird uns eine kleine Uberraschung bringen, namlich, dasz die Fügungen am Satzanfang im Deutschen ungefahr ebenso haufig sind als im Niederlandischen. 162 Niederlandische Schriften: 1. Louis Couperus. Proza I (Amsterdam 1923). 2. Lod. van Deyssel, Lyrisch en verhalend Proza (Amst. o. J.). 3. Fred. van Eeden, De kleine Johannes (Den Haag 1922). 4. Is. Querido, De oude Waereld, Morgenland (Amst. 1921). 5. P. H. van Moerkerken, De Bevrijders (Amsterdam 1914). 6. P. H. v. Moerkerken, De Ondergang v. h. Dorp (Gids 1913). 7. Bernar-d Canter, Kalverstraat (Amsterdam 1904L 8. Jac. van Looy, Prosa, Ille druk (Amsterdam 1904). 9. Kees van Bruggen, Koning Adam (Amsterdam o. JJ. 10. Albert Verwey I, Letterkundige Kritiek op Ellen en Joh. Viator van Fred, v. Eeden (Amsterdam 1894), II Hendrick Laurensz Spieghel (Gron. 1919). 11. Herman Robbers, De gelukkige Familie I (Amst. 1920), 12. Augusta de Wit, De Godin die wacht (Gids 1902). 13. Arij Prins, De heilige Tocht (Amsterdam 1923). 14. Ina Boudier Bakker, De blijde Geboorte (Amst. o. J.). 15. Johan de Meester, Gedenk te leven (Amsterdam 1917). Deutsche Schriften: 1. Rich. Dehmel, Lebensblatter (Werke, Fischer, Berlin, 1919). 2. Peter Rosegger, Die Försterbuben (UHstein, o. J.). 3. Max Brod, Weiberwirtschaft (K. Wolf, Leipzig, 1917). 4. Heinrich Mann, Professor Unrat (K. Wolff, Leipzig, o, J.). 5. Max Kretzer, Der Mann ohne Gewissen (Ullstein, o. J.). 6. Ottomar Enking, Der Tor am Tore (Dresden, 1918). 7. Alfred Döblin, Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine (S. Fischer, Berlin, 1918). 8. Ernst Zahn, Der Schatten (Hamb. D.-Ged.-Stiftung, o. J.). 9. W. Harich, Die Pest in Tulemont (E. Reisz, Berlin, 1920). 10. R. H. Bartsch, Bittersüsze Liebesgeschichten (Ullst., o. J.). 11. Gustav Meyrink, Das grüne Gesicht (Wolff, Leipzig, 1916.). 12. Kas. Edschmid, Die sechs Mündungen (Wolff, Leipzig, 1915). 13. Bern. Kellermann, Der 9. November (Fischer, Berlin, 1922). 14. Arn. Zweig, Die Novellen um Claudia (Wolff, Leipzig, o. J.). 15. Alfr. Huggenberger, Bauerland (D. D.-Ged.-Stiftung, 1913).