DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST VON dr. b. h. van t hooft MIT 20 ABBILDUNGEN HAAG martinus nijhoff 1926 INHALTS VERZEI CHNIS Seite EINLEITUNG 1 ERSTER ABSCHNITT. der historische faust 4 ZWEITER ABSCHNITT. die deutschen volksbücher vom doktor faust 20 DRITTER ABSCHNITT. das hollAndische volksbuch vom doktor faust 31 Erstes Kapitel. Die Faustsage in den Niederlanden vor dem Erscheinen des altesten Volksbuches 31 Zweites Kapitel. Das alteste hollandische Faustbuch 33 1. Der Verfasser 33 2. Der Drucker 48 3. Das Werk 50 Drittes Kapitel. Die spateren Drucke 77 Viertes Kapitel. Das Faustbuch in der Slieren holldndischen Literator 88 VIERTER ABSCHNITT. die lokalisierungen der faustsage in holland 92 Erstes Kapitel. Faust in Waardenburg 92 Zweites Kapitel. Faust in Leeuwarden 107 FÜNFTER ABSCHNITT. zur faustikonographie 110 Erstes Kapitel. Van Sichems Faust 110 Zweites Kapitel. Mathams Faust 114 Drittes Kapitel. Rembrandts Faust 116 Viertes Kapitel. Der Bilderschmuck der Volksbücher 118 Fünftes Kapitel. Faust auf Bilderbogen 133 SECHSTER ABSCHNITT. biblïographische beschreibung der hollan- dischen faustdrucke 137 ANHANG. vergleichung von batens text mit den deutschen c-fas- sungen 150 REGISTER 161 EINLEITUNG 3 Hölle verfallen. Er konnte doch wissen, daB gerade ein Pakt mit dem Teufel die allerschwerste Sünde war, wogegen fast jedes Heilmittel versagte, sodaB von ihm das Wort gilt — und das Volksbuch versaumt nicht darauf hinzuweisen—: „Wie daer weet den wille des Heeren ende niet en doet, die sal met veel slaghen ghesmeten worden" (Fol. 2 v°—13). Tragisch war Fausts Geschick auch deshalb, weü ein Charakterzug, der die Ursache seines Verderbens wird, im Grunde ein guter war: sein Drang nach Wissen. „Hy nam Arents vleughelen aen, om also alle hoecken des Hemels ende der Aerden te ondersoecken" (2 r°—25). Und schon bei seiner Unterhandlung mit Mephostophiles fordert er von diesem, „dat hy hem op alle zyne vraghen, niet onwaerachtichs en soude willen antwoorden" (3 v°—13). Aber auch für diesen hochstrebenden jungen Mann gilt des Dichters Mahnung „Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld". Auf dem verbotenen Pfade des Teufelsbündnisses strebt Faust nach einem für menschliches Wissen unerreichbaren Ziel .um das Menschlich-Erreichbare zu verfehlen und klaglich zugrunde zu gehen. Gerade dieser Charakterzug verlieh unserm Helden vor allen andern Eigenschaften die Unsterblichkeit, erwarb ihm die Liebe Lessings, der Stürmer und Dranger, Goethes. Schon Marlowe hatte diesen Zug mit glücklichem Griff weit nachdrücklicher als es im Volksbuch geschehen war in den Vordergrund gerückt und in allen spateren Faustspielen, so verstümmelt sie auch überliefert sein mögen, wird noch vom Gesichtspunkt des Wissensdrangs aus Fausts Teufelspakt ins Auge gefaBt. Nicht geringes Interesse fand der einfache Leser an der Schwanksammlung, die den dritten Teil des Faustbuchs bildet, an diesen Possen a la Eulenspiegel, ohne desseri mauernwitz zwar, aber um so interessanter, weilhinter jedeB Streiche, statt eines verschmitzten Bauern, der Teufel selbst steekt. An sich zeigt dieser dritte Teil groBe Verwandtschaft mit der Geschichte eines andern Teufelskerls, der des Zauberers Virgilius. Welch ein Unterschied aber in der Auffassung der beiden Sagenhelden und der beiden Teufelsgeschichten überhaupt: die Virgiliussage mit ihrem mittelalterlichen Optimismus und die furchtbar ernste Faustgeschichte. Durch List zwingt Virgilius den Teufel sich in seinen Dienst zu stellen, indem er ihn in ein Loch einsperrt, sowie man im Mittelalter den Teufel in ein Glas oder einen Ring bannte, um ihn zu seinem Dienst zu zwingen. Faust muB dagegen diese Dienstbarkeit mit seiner Seele erkauf en. Bei Virgilius bleibt das Sündenmotiv ganz und gar aus dem Spiel, von irgend einer Schuld ist nicht die Rede, in der Faustsage lauert durch die ganze Geschichte hindurch die Hölle als wohlverdiente Strafe im Hintergrund. Die Macht des Teufels ist seit dem ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts zu sehr gewachsen, als daB er noch weiter mit sich spaBen UeBe; wer sich jetzt noch mit ihm einlaBt, ist ein verlorner Mann. ERSTER ABSCHNITT DER HISTORISCHE FAUST „Le Docteur Fauste n'est qu'une pure chimère, qui n'a jamais existé, non plus que PAvanturier Fortunatus, que dans 1'Imagination des Sots qui ont ajoüté foi a leurs Histoires." DaB Marchand *) sich mit diesem Urteil im Widerspruch mit den deutschen Autoren bef indet, von denen ihm nur etwa der Tübinger Theologe Wilhelm Schickard beistimmt, weiB er recht wohl und er bedauert es nur unter diesen deutschen Gelehrten Namen anzutreffen, die doch sonst einen guten Klang hatten, wie u.a. den eines Philipp Camerarius, dessen Vater notabene persönlich mit Faust bekannt gewesen ist. Auch Marchands Landsmann, Gabriel Naudé, der Bibliothekar des Kardinals Mazarin, spricht in Bezug auf Faust von „un homme imaginaire, un cmmère des AUemands" 2). Er scheint inzwischen erst spater zu dieser Ansicht gekommen zu sein. In seiner 25 Jahre früher verfaBten „Apologie" zweifeit er an Fausts Realitat durchaus nicht, rechnet ihn im Gegenteil zu den für das menschliche Geschlecht gefahrlichen Zauberern, die „vor kurzem" wirklich, und zwar mit Satans Hilfe, ihre Teufelskünste getrieben hatten "). Die zahbreichen historischen Zeugnisse über Faust, welche neuerdings wieder von Witkowski *) zusammengestellt und erganzt wurden, lassen an seiner Existenz nicht den geringsten Zweifel. Einige mögen hier folgen. Als der Mathematiker und Astrolog Johann Wirdung zu Heidelberg die Ankunft Fausts erwartet, erkundigt er sich nach diesem bei seinem berühmten Freund, dem Abt Trithemius. Dieser antwortet ihm am 20. August 1507 6). Sein Urteil über ») Dictionaire Historique, ou mémoires critiques et littéraires, concernant la vie et les ouvrages de divers personnages distingués, particulièrement dans la république des lettres par Prosper Marchand. A la Have, chez Pierre de Hondt, M.D.CG.LVIII. Teil I S. 249 ff. Ein Ex. in der Universitatsbibliothek Amsterdam. •) Jugement de tout ce qui a esté imprimé contre le cardinal Mazarin, o. O. Dr. u. J. (1650) S. 519. (Ein Ex. besitzt die Koninklijke Bibliotheek im Haag). •) Apologie pour les grands hommes soupconnez de Magie. Par G. Naudé. Parisien A Amsterdam. Chez Jean Frédéric Bernard. M.DCCXII. S. 37. (Universitatsbibl. Amsterdam). Die erste Auflage erschien Paris 1625. , „ . . . . . «) Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Neue Folge. 1. Jahrg. 1896/97. „Der lustonsche Faust." S. 298 ff. . . , _ „ ») Johannis Trithemii Opera Historica, Francofurti, Typis Wechelianis apud Claudmm Marnium & heredes Ioannis Aubrij. M.DCI. Bd. II. S. 559 ff. (Universitatsbibl. Amsterdam). Die betreffende Brief stelle lautet: Homo ille de quo mini scripsisti Georgius Sabellicus, qui se principem necromanticorum ausus est nominare, gyrouagus, battologus, et circumcellio est, dignus qui verberibus castigetur, ne temere 12 DER HISTORISCHE FAUST Derohalben, dieweil er sahe, daB Faustus dem Trunck sehr geneigt war, schickte er jme von hauB auB so lang Wein zu, biB das faBlein nachlieB vnd gar leer wurd. Da aber der Zauberer Faustus das mercket, vnd der Capellan auch sich annahm, er wolte gen Grauen gehen vnd sich daselbst barbieren lassen, liesse er sich hóren, warm er jm mehr weins geben wolte, so wólt er jhn ein kunst lehren, daB er on schermesser vnd alles deB barts abkommen solte. Da nun der Caplan das gleich eingienge, hieB er jhn schlecht auB der Apotecken hinnemmen Arsenicum, vnd damit den bart vnd kinne wol reiben, vnd gedachte mit keinem wórtlein nit, daB ers zuuor bereiten, vnd mit andern zusetzen brechen solte Jassen. So bald er aber das gethan, hat jme gleich das kinne dermassen angefangen zu hitzen vnd zu brennen, daB nit allein die haar jm auBgefallen, sondern auch die haut mit sampt dem fleisch gar abgangen ist. DiB Bubenstücklein hat mir der Caplan mehr dann ein mal, aber allweg mit bewegtem mut selbst erzelet. Derohalben, dieweil er sahe, das Faustus dem trunck sehr geneyget ware, schicket er jme auB seinem HauB so lang guten Wein zu, biB das FaBlin schier nachlieB vnnd gar lahr wurde. Als nuhn eines tages der Pfaff zum Fausto kame,vnd vnter anderm sagte, er wolte gehn Grauen gehn, vnd sich daselbstBarbieren lassen, sagte D. Faustus, er wolte jhn eine kunst lehren, das er ohne Schermesser deB Barts gantz solte abkommen. Da nuhn der Pfaff begierig war solch kunststück zuhóren, sagte Faustus, er solte nur auB der Apoteck Arsenicum holen lassen, vnd den Bart vnd Kinne wol darmit reiben, So bald der Pfaff das gethan, hatt jhme gleich das Kinne dermassen anfangen zu hitzen vnd brennen, das nicht allein die haar jhme ausgefallen, sondern auch die haut mit sampt dem fleisch gar abgangen ist. Ich meine das hieB dem Pfaffen den Bart scheren vnd den Wein zahlen. Fausti Mephostophiles kame bald darauff vnd lösete jhn auB der Gefancknifl vnd fuhre mit jhm daruon. Nicht weniger glaubhaft klingt die zweite Erzahlung, Faust habe einen von Wièrs Bekannten im ersten Augenblick für den Teufel, den er seinen Schwager nannte, gehalten. Er scheint also aus seinem Teufelsbund kein Hehl gemacht, sondern sich dessen öff entlich gerühmt zu haben, aus keinem andern Grunde natürlich als um den einfachen Leuten zu imponieren. Wiër, der die Einzelheiten über Fausts Tod offenbar Melanchthon verdankt, mildert doch dessen Bericht, indem er die nachdrückliche Mitteilung, der Teufel habe ihm den Hals umgedreht1), fortlaBt und nur berichtet, Faust sei mit umgedrehtem Halse tot neben seinem Bette gefunden worden. J) Dies war von alters her die Wei9e, wie der Teufel mit Hezen und Zauberern zu verfahren pflegte. Im Jahre 1529 wird aus der Stadt Zalt-Bommel der Rechenkammer in Arnheim berichtet, eine eingesperrte Zauberin sei tot im Gefangnis gefunden worden, wo ihr „dye duyvel den hals hadde gebroicken". Vergl. G. van Hasselt's Arnhemsche Oudheden, deel II. Te Arnhem Bij J. H. Moeleman junior 1804. S. 137. DER HISTORISCHE FAUST 13 Ob der Goslarer Schulmeister durch Faust selbst in der Kunst unterrichtet wurde, oder eine Beschwörungsformel gebrauchte, die mit Recht oder mit Unrecht Faust zugeschrieben wurde, ist nicht recht deutlich*), Überhaupt ist der Autor hier weniger bestimmt; er teilt auch nicht mit, daB er die betreffende Person gekannt oder die Geschichte aus deren eigenem Munde gehort habe. Das Bannen von Geistem in Ringe oder Glaser war im Mittelalter und noch lange Zeit darüberhinaus sehr gebrauchlicha). Noch in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts sah man auf den Jahrmarkten in Westdeutschland Hollander, die einsogenanntes „manneken von Amsterdam" — eine Hummel oder eine Fliege in einem Glase — prophezeihen lieBen, berichtet Jostes *). Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, daB ein Zusammenhang besteht zwischen Fausts Besuch an Batenburg und seinen beiden vor dem Grafen von Anhalt verübten Streichen. Eines Tages im Monat Januar, berichtet SpieB 4), sei Faust zu dem Grafen von Anhalt, „so jetzundt Fürsten seind", gekommen. Bei Tisch habe er die Grafin gefragt, was sie jetzt wohl am liebsten essen möchte. Als sie darauf antwortete, frische Trauben und Obst würde sie, wenn es nicht Winter ware, gern haben, nahm Faust zwei silberne Schüsseln, steilte diese vor das Fenster und nach einer halben Stunde war die eine mit roten und weiBen Trauben, die andere mit reifen Apfein und Birnen gefüllt, welche die Grafin mit vielem Behagen verzehrte. „Der Fürst von Anhalt kundte nicht furvber zufragen, wie es ein gestallt vnnd gelegenheit mit den Trauben vnd Obs gehabt". Da erklarte ihm Faust, „in Saba India, vnndrecht Morgenland, da steigt die Sonne nider, vnnd haben sie daselbsten den Sommer". Nun habe er seinen Diener, der ein geschwinder Geist sei, dahingeschickt die reifen Früchte zu holen. „Solchem hórte der Fürst mit grosser Verwunderung zu", was natürüch kein Wunder war. ») Einen sogenannten Höllenzwang Fausts druckt Seheible im Kloster Bd. V. S. 1107 ff. ab. lierkwürdig ist das Vorwort, das von keinem geringeren als vom Papst Alexander VI. (1492—1503) herrübrensoll, worin dieser erklart, das Original im Jahre 1540 vom Grafen Arnold von Bentheim erhalten zu haben, welcher es seinerseits dem Baron und Bischof(!) Hermann von Batenburg verdanke. Am sonderbarsten ist, dafi der Papst das Vorwort des Büchelchens, dessen Manuskript er erst 1540 erhalten haben will, 1501, im zweiten Jahre seines Pontifikats(!), datiert. Die naheren Einzelheiten über Batenburg sind wörthch aus Wiër entnommen. . „ Was der Graf von Bentheim Steinfurt mit dem HöUenzwang zu schaffen hat, ist nicht recht klar. WulJte der Verfasser vielleicht, dafl dessen Geschlecht in den Besitz der Herrschaft Batenburg gelangt war? Dies war namlich im Jahre 1701 geschehen. Das Büchelchen muB dann erst nach dieser Zeit und nicht, wie der Verfasser angibt, im Jahre 1680 gedruckt worden sein. Ahnliche Schriften, die ein Einschreiten der Behörden hervorrufen konnten, wurden oft vordatiert. ») lm Jahre 1548 wurde in Arnheim „Jacob Judocj de Rose van Cortrick" verhaftet. Er gestand vor dem Richter einen Ring mit einem beschwornen Teufel zu haben. Weiter fand man „sekere geschreuen boecken inhoudende verscheydea touerien en onbehoirliche coniuratien" in seinem Besitz. Das — sehr milde — Urteil lautete: der Ring sollte öffentlich mit einem Hammer zertrümmert und die Zauberbücher sollten verbrannt werden, alles in seiner Gegenwart. Danach folgte Verbannung aus Gelderland und Zutfen. Jakob de Roos war ein verstockter Sünder: 1562 treibt er Zauberei in Deventer und wird auch da ausgewiesen. Dasselbe war bereits in Breda und Vlissingen geschehen. Vergl. Bijdragen voor Vaderlandsche Geschiedenis en Oudheidkunde, verzameld en uitgegeven door Mr. Is. An. Nijhoff, Archivaris van Gelderland. Nieuwe Reeks. Eerste Deel. Te Arnhem, Bij Is. An. Nijhoff en Zoon, 1859. S. 194 ff. s) „Die Einführung des Mephistopheles in Goethes Faust." Euphorion Bd. III (1896) S. 744. 'r') Kap. 44 in der Ausgabe Petsch. 14 DER HISTORISCHE FAUST Kapitel XLlVa erzahlt , wie Faust eines Tages den Grafen gebeten habe,mit ihm zur Stadt hinauszugehen, so wolle er ihm ein SchloB zeigen, das er wahrend der Nacht erbaut habe. Nicht nur der Graf selbst, sondern auch seine Gemahlin und das „Frawen Zimmer" gingen mit und auf einem „Berg" vor dem Tore, dem„ Rohmbühel" genannt, sahen sie ein prachtvolles SchloB „mit Zauberey also formiert". Einen auBerordentlich reichüchen ImbiB hatte Faust hier seinen Gasten bereitet; als sie aber nach Hause zuriickkehrten, hatten sie ein Gefühl, als hatten sie gar nichts gegessen und als sie wieder in den Hof einritten, „da giengen auB gemeldts Doet. Fausti SchloB grausame BüchsenschüB", es brannte Hchterloh bis es ganz verschwunden war. Da kam Faust wieder zu dem Grafen, der ihn spater „mit etlich hundert Thalern verehrt, vnd wiederumb fortziehen liesse." Von dem Grafen, berichtet Kapitel XLV, reiste Faust wieder nach Wittenberg, wo er zur Fastnachtzeit neue Streiche veriibte. Es ist deutlich, daB Faust ursprünghch vor einem Grafen seine Zauberkunst ausgeübt haben muB. SpieB spricht immer von dem Grafen und nur zweimal von dem Fürsten von Anhalt. Die Wolfenbüttler Handschrift, welche immer den Titel Fürst anwendet, hat doch als Überschrift des betreffenden Kapitels: „Abentheuer an des Grafen von Anhalt hoff getriben". Der Verfasser des SpieBschen Volksbuchs stellt die Sache nun so dar, alsob zu Fausts Zeit die Herren von Anhalt noch Grafen gewesen waren. Schon Lercheimer *) aber wirft im Jahre 1597 dem „lecker'' vor, daB er „seine lügen vnd vnwissenheit damit entdecket daB er schreibet Faust sey bey den Grauen von Anhald gewesen vnd hab da gegauckelt, so doch dieselbige Herren nun über 500 jar Fürsten vnd nicht Grauen sind: den Faust aber hat der teufel erst vor 60 jaren geholt". Der Bearbeiter der Fassung c1 *) spricht denn auch von dem „Fürsten zu Anhalt, Graven zu Ascanien"; letzteres vermutlich, um den Grafen, der nun einmal mit den Streichen verbunden war, für die Geschichte zu retten. Im Laufe der Erzahlung redet er von dem Fürsten, irrt sich aber im nachsten Kapitel, wo er ein paarmal von dem Grafen spricht. Ursprünglich also ist ohne Zweifel von einem Grafen die Rede gewesen; ein Graf von Anhalt kann nicht in Betracht kommen, eher aber ein Graf von Anholt. Als Faust von dem Grafen Abschied nahm, berichtet SpieB, bat er diesen mit ihm vor das Tor zu gehen, „da er jhne ein Castell oder SchloB wolt sehen lassen, so er diese Nacht auff sein Gut vnd Herrschafft gebawet". Wenn das Wort „Herrschaft" hier in der spateren Bedeutung von der „eines kleinen, nicht souveranen Gebietes" zu fassen ist, so kann es sich nicht auf Anhalt beziehen, denn dies war ein Fürstentum, wohl aber auf Anholt, das zum alten Herzogtum Gelre gehorte. Die Erzahlung macht den Eindruck, daB der Name der Stadt derselbe war wie der des Gebietes; eine Stadt Anhalt nun gab es nicht, wohl aber ein Stadtchen Anholt. Die Herrschaft Anholt war ein Besitztum des Geschlechtes Bronckhorst und ge- *) In der dritten Auflage seines „Christlich bedencken." Vergl. Petscb, Das Volksbuch vom Doctor Faust, S. 244. *) Ausgabe Fritz, S. 79. DER HISTORISCHE FAUST 15 hörte eine Zeitlang Hermann van Bronckhorst, der auch den Titel eines Herrn von Anholt führte. Hermann van Bronckhorst war kein Graf, obgleich er im „Theatrum de Veneficis" so genannt wird1), wohl aber wurde sein Verwandter Jost van Bronckhorst von Karl V. im Jahre 1540 in den Grafenstand erhoben. Vermutlich spielte Faust seine Streiche also nicht vor dem Fürsten von Anhalt, sondern vor dem Herrn von Anholt. DaB die Geschichte von einem Grafen redet, ist wohl so zu erklaren, daB zur Zeit, wcsie auf gezeichnet wurde—und daB dies der Fall gewesen ist, berichtet die Wolfenbüttler Handschrift nachdrücküch — in der Tat ein Graf von Anholt auf dem Schlosse residierte. Auf ihrem weiteren Umlauf wurde dann das unbekannte Anholt durch das allgemein bekannte Anhalt ersetzt, wobei aber der Grafentitel noch den ursprünglichen Sachverhalt verrat2). Ob die beiden Streiche — oder besser gesagt, das was zu der Entstehung der beiden Geschichten Veranlassung gab — in Gegenwart Hermanns van Bronckhorst selbst oder vor einem von dessen Verwandten stattfanden, laBt sich schwerüch mehr entscheiden. DaB Faust zu Hermann van Bronckhorst Beziehungen hatte, laBt sich wohl aus Wiër schlieBen. Da Baron Hermann abwesend war, sperrte man den Zauberer ein, berichtet er und das nicht auf kurze Zeit, denn der Kaplan scnickte ihm so lange Wein, bis das FaB leer war. Warum wollte man Hermann van Bronckhorst selbst über den erwischten Zauberer richten lassen? Hat dieser sich vielleicht auf den Herrn von Batenburg berufen, den oder dessen nahe Verwandte er persönlich zu kennen vorgegeben habe? Und ist vielleicht dadurch die milde Gefangenschaft in Batenburg zu erklaren? Faust scheint sich auch dem Baron Hermann gegenüber zienüich sicher gefühlt zu haben, denn sonst hatte er nicht den frechen Mut gehabt, einen von dessen Untertanen so übel zuzurichten, wie er es nach Wiërs Bericht den Kaplan Dorsten tat. Und hat der berüchtigte Schwarzkünstler vielleicht deshalb seine Schritte nach dem entlegenen Batenburg gelenkt, weil persönliche Beziehungen zu dem SchloBherrn Hermann van Bronckhorst ihn dazu verahlaBten? Vor dem Stadttor „auff einem Berg, der Rohmbühel genannt" soll Faust seinZauberschloB gebaut haben, berichtet SpieB. Die Wolfenbüttler Handschrift nennt den Ort „den Rennbühell". Soweit mir bekannt wurde, gibt es eine Ortschaft dieses Namens in der Gegend von Anholt nicht, was natürlich nicht sagen will, daB sie nicht zu Fausts Zeit existiert haben kann. Wenn der Name im Anhaltischen nachgewiesen werden könnte, wurde dies natürlich sehr zugunsten von Anhalt sprechen. In der stillschweigenden Voraussetzung, daB SpieB, und nicht die als die altere Redaktion betrachtete Wolfenbüttler Handschrift den Namen richtig überliefert, halt Petsch 8) es für möghch, daB die von Hey und Schulze *) erwahnte, in der •) Vergl. S. 11. •) DaB das englische Faustbuch von dem Herzog von Anholt spricht (vergl. The English Faust-Book of 1592 edited with an Introduction and Notes by H. Logeman Ph. D. Gand & Amsterdam 1900, S. 92), hat kaum Bedeutung, da der englische Bearbeiter P. F. oft die Eigennamen andert, sodaB man wohl annehmen muB, daB er durch Zufall das Richtige getroffen hat. ') S. 89 Anmerkung. «) Die Siedelungen in Anhalt, Halle a. S. (1905) S. 85. 16 DER HISTORISCHE FAUST Nahe von Dessau liegende Wüstung Rodebille mit dem Rohmbühel des Faustbuchs identisch sein könnte. In der Tat kommt der Name des ehemaligen Dorfes Rodebille, welchen noch jetzt ein Hausgrundstück an der unmittelbaren Westgrenze der Stadt Dessau führt,l) seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts wiederholt in den Urkunden vor. Das Faustbuch berichtet aber nachdrücklich, daö der Rohmbühel „ein Berg" war, was übrigens auch das Wort selbst besagt. Das zu Fausts Zeit als Schaferei bekannte Rodebille aber liegt in durchaus ebenem Gelande und kann also schwerlich als der in den Volksbüchern erwahnte Rennbühel oder Rohmbühel in Betracht gezogen werden. Vor dem Jahre 1540 soll Faust nach Wiërs Angabe verschollen gewesen sein. Ob er diese Jahreszahl selbstandig ansetzt, oder eine schriftliche Quelle dafür vorfand, laBt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Vermutlich ist sie dem Bericht des Arztes Phüipp Begardi entnommen, der in seinem „Index Sanitatis " über Faust als über einen Verstorbenen zu sprechen scheinta). Das Werk nun erschien im Jahre 1539. Melanchthons und Wiërs übereinstimmender Bericht über Fausts Tod wird bestatigt und erganzt durch die sogenannte Zimmernsche Chronik. In den Jahren 1564—1566 schrieben die Grafen Wilhelm Werner und semNeffeFrobenChristoph von Zimmern die Annalen ihres Geschlechtes. In dieser Chronik *) wird auch, und sogar zweimal, Fausts Tod erwahnt, zuerst in einem kürzeren, spater in einem ausführlicheren Bericht. Ich zitiere die letztere Stelle, wo es heiBt: „Es ist auch umb die zeit der Faustus zu oder doch nit weit von Staufen, dem stettlin im Breisgew *), gestorben. Der ist bei seiner zeit ein wunderbarlicher nigromanta gewest, als er bei unsern zeiten hat mógen in deutschen landen erfunden werden, der auch sovil seltzamer hendel gehapt hin und wider, das sein in vil jaren nit leuchtiichen wurt vergessen werden. Ist ain alter mann worden und, wie man sagt, ellengclichen gestorben. Vil haben allerhandt anzeigungen und vermuetungen nach vermaint, der bos gaist, den er in seinen lebzeiten nur sein schwager genannt, habe ine umbbracht. Die büecher, die er verlasen, sein dem herren von Staufen, in dessen herrschafft er abgangen, zu handen worden, darumb doch hernach vil leut haben geworben und daran meins erachtens ein sorgclichen und unglückhaftigen schat z und gabe begert." Die an sich unbedeutende Angabe bei Wiër, daB Faust den Teufel „Schwager" nannte, wird also durch die Chronik bestatigt. Die Ubereinstimmung in solchen Kleinigkeiten spricht sehr für die Richtigkeit von Wiërs Bericht. Wichtig ist die Angabe bei Zimmern, daB Faust Bücher hinterlassen habe. Ob das Handschriften waren, die er selbst verfaBt hatte — nach dem Volksbuch soll ') Die Einzelheiten betreffende Rodebille verdanke ich der Gfite des Herrn Prof. Rammelt in Dessau. *) Tille, Faustsplitter, Nr. 6. •) Herausgegeben in der Bibliothek des Liter. Vereins Bd. XCI; man vergl. die beiden Stellen über Faust, S. 555 und 604. *) Zwischen Melanchthons Angabe, Faust sei in einem württembergischen Dorfe vom Teufel geholt worden, und der Zimmernschen Chronik, er sei in der Nahe von Staufen in Baden gestorben, bes teht also ein Widerspruch. DER HISTORISCHE FAUST 17 er selbst Bücher geschrieben haben — óder ob es Zauberbücher waren, welche zu Fausts Zeit schon massenhaft handschriftlich oder gedruckt im Umlauf waren, laBt sich nicht feststellen. Der Spiritist Kiesewetter nimmt an, daB Faust in der Tat Beschwörungsbücher verfaBt hat und daB von den zahlreichen unter Fausts Namen verbreiteten Zauberbüchern wenigstens ein Teil „relativ echt" ist Ernest Faligan *) halt die Frage, ob Faust Bücher geschrieben habe, für bedeutungslos, weil die Schriften eines solchen Autors doch keinen Glauben verdient hatten. Es ware aber doch höchst interessant zu wissen, wie Faust selbst über seine Kunst urteilte und es würde auch die Eins ich t in seine Persönlichkeit in nicht geringem MaBe erhöhen. Die Schriften seien dem Herrn von Staufen verfallen, berichtet die Zimmer nsche Chronik. Dieser Herr von Staufen war Graf Johann Ludwig von Staufen. Dessen Bruder, Anton, der ihm 1546 in der Herrschaft folgte, und der noch zur Zeit der Abfassung der Chronik regierte, war wahrscheinlich Alchimist "). Zwischen den Herren von Staufen und den Verfassern der Zimmernschen Chronik bestanden enge verwandtschaftliche Beziehungen, sodaB man wohl annehmen muB, daB letztere gut unterrichtet gewesen sind. Als das Wirtshaus, wo Faust nach der Angabe bei Manlius umgekommen sein soll, betrachtet Blume den noch jetzt existierenden Gasthof zum Löwen in Staufen. Einige der altesten Berichte über Faust setzen ihn in Beziehung zu der Stadt Heidelberg: 1507 wird Georgius Sabellicus Faustus in Heidelberg erwartet, 1513 spricht Mutianus Rufus von Georg Faust dem Heidelberger, 1528 wird Georg Faust von Heidelberg aus Ingolstadt ausgewiesen.. Schon Düntzer *) vermutete, Faust könnte sich auf der Universitat Heidelberg einige Zeit herumgetrieben haben. Das scheint in der Tat der Fall gewesen zu sein. Am 3. Dezember 1505 wurde in die Matrikel ein Johannes Fust aus „Symmern" in der Diözese Mainz eingetragen 8), welcher am 15. Januar 1509 unter dem Dekanat des Magisters Laurentius Wolff aus Speier das Baccalaureat der Philosophie erhielt. Mit ihm sind in derselben Promotion noch fünfzehn andere angeführt. Diese Promotion scheint ihren Niederschlag im Volksbuch gefunden zu haben, wo im ersten Kapitel berichtet wird, daB Faust neben sechzehn andern Magistern examiniert worden sei, wobei er sich den andern weit an Kenntnissen überlegen gezeigt habe, sodaB er bald danach den Titel eines Doctors der Theologie erhalten habe. Das in den Akten der Heidelberger Universitat genannte „Simern'.' ist das im Regierungsbezirk Koblenz gelegene Stadtchen dieses Namens. Dahin aber weisen keine Spuren von Fausts Tatigkeit, sodaB Kiesewetter 6) als Simmern nicht die Stadt, sondern das ehemaligeFürstentum Pfalz-Simmern betrachtet, in dessen Nahe das Stadtchen Knittlingen liegt. *) Faust in der Geschichte und Tradition S. 263. *) Histoire de la Légende de Faust. Paris. Librairie Hachette 1887 S. 156. *) Vergl. Alemannia, Zeitschrift für alemannische und frankische Geschichte, Volkskunde, Kunst und Sprache Bd. 42—43 (1915) „Die Sagen vom Dr. Faust in Staufen" S. 37 und „Geschichte des Gasthauses zum Löwen" S. 141 von Rudolf Blume. 4) Das Kloster V S. 37. 6) Gustav Toepke, Die Matrikel der Universitat Heidelberg, 1884, Teil I, S. 457. 6) Faust in der Geschichte und Tradition, S. 11. Van 't Hooft, Faustbuch 2 18 DER HISTORISCHE FAUST Witkowskix) weist darauf hin, daB dieses nicht zur Diözese Mainz, sondern zu Speier gehort habe. DaB also der in der Heidelberger Matrikel angeführte Studiosus mit dem Schwarzkünstler identisch ist, ist zweifelhaft, obgleich die Erwahnung der Promotion im Volksbuch recht auffallig bleibt. Wie verhalten sich zu diesen historischen Tatsachen die Jahreszahlen der Volksbücher? Das alteste gedruckte Faustbuch hat kein einziges Datum. Erst die Ausgabe 1589, die sogenannte C-Fassung hat als Fausts Geburtsjahr 1491. Dies kann aber schwerlich richtig sein, denn danach ware Faust im Jahre 1506, als Tritheim ihn in Gelnhausen traf, erst ein fünfzehnjahriger Knabe gewesen. Das Geburtsjahr wird denn auch von den meisten Faustiorschern früher — u.a. von Er ich Schmidt *) um das Jahr 1480 — angesetzt. Reicheres chronologisches Material als das alte Volksbuch bringt Widman in seinem Faustbuch vom Jahre 1599 3), in dem übrigens Fausts Geburtsjahr viel spater fallt. Einige seiner Angaben stimmen auffallig zu den historischen Zeugnissen, wenn man wenigstens an dem Geburtsjahr des alten Volksbuchs, 1491, festhalt. In seinem 16. Jahre soll Faust schon nach Zauberei getrachtet haben; das Auftreten in Gelnhausen würde dann in die allererste Zeit dieses Strebens f allen. Im 4. Jahr darauf wird er Doktor der Medizin, nachdem er anderthalb Jahre früher in der Theologie promoviert hatte; letzteres könnte zu der Heidelberger Promotion im Jahre 1509 stimmen. Zwei Jahre treibt er Zauberei ohne Pakt, danach schlieBt er ein Teufelsbündnis von 24 Jahren *) und bekommt — nur bei Widman — ein Jahr Frist. Nimmt man an, daB die 2 Jahre, die Faust Zauberei treibt, ohne ein formelles Teufelsbündnis abgescblossen zu haben, nach seiner Promotion als Arzt f allen, was wohl in Übereinstimmung mit dëm altesten Volksbuch ist, so bekommt man für sein Alter 47 Jahre und nicht 41 wie Widman. Nimmt man das Geburtsjahr 1491 als richtig an, so ware Faust um das Jahr 1538 gestorben, was mit Wiërs Angabe, er sei vor dem Jahre 1540 verschollen géwesen, übereinstimmt. Noch besser aber stimmt die Zeitangabe zu den Jahreszahlen des hollandischen Faustbuchs, das um das Jahr 1800 mit der Adresse ,,T' Amsterdam, By Hismanius vande Rumpel, ontrent het oud steenhuis in de Lyn-straet" erscheint. Die Jahreszahlen im hollandischen Faustbuch werden gern auf den nüchternen Sinn des hollandischen Lesers zurückgeführt, aber mit Unrecht: alle alteren Faustbücher haben nur eine Zeitangabe, namlich 1491, Fausts Geburtsjahr, und dies nicht selbstandig, sondern nach dem Vorbüde des deutschen Originals. Erst die Ausgabe Van de Rumpel hat als Datum von Fausts erster Verschreibung 23. Oktober 1514, die zweite findet am 3. August 1531 statt, wahrend der Teufel Faust in der Nacht yom 23. zum 24. Oktober 1538 zwischen zwölf und eins holt. Als der Bearbeiter kommt der Drucker selbst, Peter Anton Kimpe in Gent, in Betracht ') Deutsche Zeitschr. für Geschichtswissenschaft. Neue Folge. U Jahrg. 1896/97, S. 298 „Der historische Faust". 2) Faust und das sechzehnte Jahrhundert. Goethe-Jahrbuch III S. 77 ff. s) Teil III. Kap. 12. *) In der Verschreibung selbst (Teil I K. 10) ist von einem zwanzigjahrigen Pakt die Rede. DER HISTORISCHE FAUST 19 und von diesem würden die drei Jahreszahlen, „ohne welche der Übersetzer wie es scheint, das Buch seinen Landsleuten nicht darzubieten zu dürfen glaubte" 1), eingeschaltet. Der Verfasser ging wohl von der Jahreszahl 1538 aus; der erste Pakt mufite natürlich 24 Jahre früher stattfinden. DaB Kimpe das Todesjahr nach Widmans Angaben berechnet hatte, ist wohl ausgeschlossen. Es braucht aber auch nicht an Zufall gedacht zu werden. Der Bearbeiter kannte wohl das merkwürdige Wagnerbuch, das im ersten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts in Antwerpen erschienen war a). Wagner wird da „met sijn eygen Sweert in Hutspot gekapt, op den 8 May 1570, als wanneer sijnen tydt precies om was". Der Pakt war denn auch den 8. Mail 540 abgeschlossen worden. Er fand, wie das Wagnerbuch angibt, nach dem Tode von Wagners Herrn statt. Der Verfasser der Ausgabe Van de Rumpel setzt nun Fausts Todesjahr zwei Jahre früher an und erhalt die Jahreszahl 1538 *). Wie kommt aber der Verfasser des Antwerpener Wagnerbuchs zu der Jahreszahl 1540 für Wagners Pakt? Vermutlich durch Wiër, den er wohl gekannt haben wird. Er war ein Gebildeter, der Latein verstand, denn er zitiert einige Male lateinische Werke. l) Vergl. Düntzer, Das Kloster V, S. 98. *) Het vermakelyck Leven en de schroomelycke Doodt van Christoffel Wagenaer, den vermaerden Toovenaer Den welcken D. Faustus zynen Heer en Meester verre te boven gegaen heeft, in alle soorten van aerdige konsten ende Boeveryen; die hy door hulpe des duyvels gedaen heeft. Men vindtse te koop: T'Antwerpen, By de Weduwe van Hendrick Thieullier, in de Wolstraet. (Ein Ex. besitzt die PreuBische Staatsbibliothek.) ') Die Jahreszahl 1538 als Fausts Todesjahr findet sich nach Düntzers Angabe — Das Kloster V, S. 98 — auch in dem englischen Faustbuch des Jahres 1594 „The second report of Doctor John Faustus...." abgedruckt in „A Collection of Early Prose Romances" herausgegeben von W. J. Thoms. (1827).- ZWEITER ABSCHNITT DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST II en faut revenir a cpnclure, qu'il ne s'agit ioi que d'un misérable Roman, imaginé pour réjouii & effraïer la populace. Marchand, Dictionaire Historique. Die Zimmernsche Chronik hatte richtig eingesehen, daB von Fausts „ vilen wun- derbarüchen Sachen, die er bei seinem leben geiebt, ein besonderer tractat wer zu machen." Im Jahre 1587 erschien bei dem streng lutherischen Verleger Johann SpieB *) in Frankfurt am Main, „Nach dem nun viel Jar her ein gemeine vnd grosse Sag in Teutschlandt von Doet. Johannis Fausti, deB weitbeschreyten Zauberers vnnd Schwartzkünstlers mancherley Abenthewren gewesen", die „Historia von D. Johann Fausten". Der Verfasser nennt seinen Namen nicht; SpieB erhielt das Manuskript aus Speier. Ob der Heidelberger Rektor Laurentius Wolff, der aus Speier stammte, Aufzeichnungen über seinen Schüler Faust hinterUeB, wie Kiesewettera) vermutet, oder ob Wilhelm Werner von Zimmern, einer der beiden Verfasser der Zimmernschen Chronik, der 1529—1554 als Mitglied des Reichskammergerichts in Speier tatig war, etwas über Faust vermittelt hat, wie Blume *) annimmt, ist beides unsicher. Der eigentlichen Historia geht eine Widmung des Buchdruckers an zwei ehemalige Schulfreunde, sowie eine fromme Einleitung voran. Faust erscheint jetzt als im Weimarischen geboren. Ein reicher Vetter in Wittenberg iummt ihn zu sich und laBt ihn, da er „ein trefflich ingenium vnnd memoriam" zeigt, Theologie studieren. Er erhalt den Doktortitel als der erste von siebzehn Magistern. Aber Faust hat auch „einen thummen, vnsinnigen vnnd hoffertigen Kopff". Er gerat in schlechte Gesellschaft, vernachlassigt die Bibel und studiert allerhand Zauberbücher. Schnell geht es jetzt die abschüssige Bahn hinunter: er wül kein Theologe mehr heiBen, sondern nennt sich Doctor der Medizin und wird ein Weltmensch. Mit Hüfe der Zauberbücher beschwört er auf einem Kreuzweg in der Nahe von Wittenberg den Teufel *). Ein Pakt kommt zustande: 24 Jahre soll Mephostophiles, „ein Diener l) Vergl. über ihn Friedrich Zarncke, „Johann SpieB und sein Verlag" in der AUg. Zeitung 1883, Beilage 246. Auch in die Goetheschriften aufgenommen. ») S. 10. ») Vergl. Alemannia. Bd. 42—43 (1915), S. 141 und Euphorion 26 (1925) S. 9 ff. 4) Das Volksbuch gibt der im Vorwort gemachten Angabe gemaB Fausts Beschwörungsformel nicht an. DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST 21 des Hellischen Printzen in Oriënt", ihm dienen, danach soll er mit Leib und Seele dem Teufel verfallen. Mit seinem Blute unterschreibt Faust. Den ersten Teil des Buches und einen Teil des zweiten nehmen die Fragen und Disputationen ein. Faust erkundigt sich nach dem Lauf der Welt, nach den Gestirnen und besonders nach der Hölle, welche Fragen Mephostophiles kontraktmafiig, obgleich manchmal mit einigem Widerstreben, beantwortet, so wenn Faust z.B. etwas mehr von der Hölle wissen will als es ihm, Mephostophiles, erwünscht scheint. Im zweiten Teil findet Fausts Reise nach den Gestirnen statt, wo er sich von der Richtigkeit von Mephostophiles' Lehren überzeugen kann. Weiter besucht er die Hölle, aber nur in einer Art Traum sieht er die Verdammten in ihrer Qual, denn „der Teuffel hette jhm nur ein Geplerr vnnd Gaückelwerck für die Augengemacht." Auch eine grofie Weltreise findet statt; anderthalb Jahre ist Faust mit seinem Diener fort und besucht einen groBen Teil der damals bekannten Welt. Sie fahren durch die Luft, indem Mephostophiles sich in ein Pferd verwandelt, „doch hatt er flügel wie ein Dromedari, vnd fuhr, wohin jn D. Faustus hin l&ndete". Der dritte Teil ist eine Sammlung von einzelnen Zauberstücken, worin Faust eine Rolle spielt. Einige werden sogar mehrere Male in etwas verschiedener Form mitgeteilt. Auch hat der Verfasser nicht alle Schwanke Fausts erzahlt; einige andere finden sich in den vermehrten Faustbüchern (B und C). Bei weitem nicht alle Zauberstücke sind ursprünglich: viele sind von andern Zauberern auf Faust übertragen, der als der letzte der groBen Zauberer der Représentant der Klasse überhaupt geworden ist1). Am SchluB des dritten Teiles f olgt die Geschichte von Fausts Tod, welche eigentlich einen Teil für sich bildet. Gegen Ende der Frist wird es Faust doch etwas unheimlich, worüber ihn der Besitz der schönsten Frau, der griechischen Helena, nicht hinwegzutauschen vermag. Anfalle von Reue stellen sich ein, aber der Autor laBt den Leser nicht darüber im Zweifel, daB es nur eine Judas- und Caïnsreue, also eigentlich die Verzweiflung ist, von der Faust heimgesucht wird. Im Dorfe Rimlich in der Nahe von Wittemberg wird er, nachdem er vorher die ihn begleitenden Studenten noch in einer Abschiedsrede vor Zauberei und Teufelslist gewarnt hat, um Mitternacht kontraktmaBig vom Teufel geholt. Die Sprache des Volksbuches ist manchmal verwirrt, der Stil trocken; auBerordentlich langweüig ist z.B. das groBe Reisekapitel mit seiner Anhaufung von Die Zauberbücher haben für das Zitieren von Geistern die verschiedensten Formeln. Sehr oft wurde dazu auch der Anfang des Johannisevangeliums gebraucht: lm Anfang war das Wort.... DaB der Pudel bei Goethe gerade wahrend Faust diesen Tekst ins Deutsche übersetzt, so unruhig wird, ist denn auch sehr erklarlich. — 1564 wird der Bücherverkaufer Damian Willems verurteilt, weil er behauptet hatte, den Teufel: zu bezwingen und auszutreiben durch den Rauch von Weinraute und Weihrauch und das Lesen des Johannisevangeliums. Vergl. Geschiedenis der Hexenprocessen door Mr. Jacobus Scheltema. Te Haarlem, Bij Vincent Loosjes. MDCCCXXVIII. S. 138. Ein Kreuzweg war für die Teufelsbeschwörung von alters her der angewiesene Ort; auch Theophilus wird dazu von dem Juden auf einen Kreuzweg geführt; vergl. Ausgabe Verdam, 1882, 495—96. Hi (= der Jude) leidene op ene dwerse strate Daer si beide te gader saten. ") Vergl. J. Görres, Die teutschen Volksbücher, S. 207 ff. 22 DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST Namen ünd Zahlen; nur in den moralisierenden Partien ist der Ton etwas lebhaf ter. An den historischen Tatsachen hat der anonyme Verfasser manches geandert. Faust stammt nicht aus Süddeutschland, sondern aus dem Dorfe Rod bei Weimar und studiert in Wittenberg. Überhaupt ist die Faustgeschichte zu dieser Stadt in nahere Beziehung gerückt. Dies geschah wohl um die Gegensatze zu verscharfen; ein Theologe der Universitat Wittenberg, vielleicht sogar ein Schüler der Gottesmanner Luther und Melanchthon und deiuioch eine Beute des Teufels. Welch ein Grausen vor der Teufelsmacht muBte das beim einfachen Leser hervorrufen. Der fanatische Widman hat das Motiv wohl nicht verstanden; er findet es offenbar allzu kompromittierend für Wittenberg, einen Faust geliefert zu haben; er schickt ihn in Ingolstadt bei den Jesuiten zur Schule und jetzt sind Teufelsbund und Höllenfahrt einfach selbstverstandlich. Als Motiv für den Teufelsbund gibt der Verfasser Fausts Drang nach Wissen an und nachdrücklich heifit es im Pakt: „Nach dem ich mir fürgenommen die Elementa zu speculieren, vnd aber auB den Gaaben, so mir von oben herab bescheret, vnd gnedig mitgetheilt worden, solche Geschickligkeit in meinem Kopff nicht befinde, vnnd solches von den Menschen nicht erlehrnen mag, So hab ich gegenwertigem gesandtem Geist, der sich Mephostophiles nennet .... mich vntergeben." Dieses Motiv wird im Laufe der Geschichte fast ganz aus den Augen verloren. Die Wissenschaft, die Faust von Mephostophiles erhalt, ist noch dazu von der klaglichsten Art, sodaB sogar Widman daran AnstoB nimmt und die albernsten Kapitel fortlaBt1). Für die Ausarbeitung des Motivs reichte die Kraft des Verfassers nicht aus; dafür hatte er ein Dichter sein müssen wie der Englander Marlowe, der einige Jahre spater auf demselben Motiv sein Faustdrama aufbauen sollte 2). Was hat den Verfasser des Volksbuches bewogen, Fausts Teufelsbund undHöllenf ahrt von dem Gesichtspunkt des Wissensdrangs zu betrachten ? Die Renaissance hatte den Drang nach Wissen auBerordentlich gesteigert und zugleich eine starke Ausbildung der Persönlichkeit herbeigeführt, sodaB ein rücksichtsloses Streben nach Wissen, sogar mit Hintansetzung der ewigen Seligkeit, mehr oder weniger auf der Hand lag. Zahlreiche Humanisten waren tatsachlich von Gott abgefallen; der Verfasser mag die Beispiele vor Augen gehabt haben. AuBerdem hat der historische Faust, der sich wïederholt mit seinem Wissen brüstete — man vergleiche die Zeugnisse Tritheims und Mutians — und sich frech seines Teufelsbundes rühmte, wie aus Wiër hervorgeht, gewiB mit dazu Veranlassung gegeben. 1) Vergl. Widman in der Erinnerung zum 24. Kapitel des ersten Teiles (Das Kloster II, S. 437). „Ich solte mit den disputationibus, so noch vorhanden, fortgeschritten haben, als vom lauff, zier vnd vrsprung des Himmels, vom Winter vnnd Sommer, von Cometen, Sternen vnd Donner, vnd was da mehr sein mag, welches ich für gar kindisch geachtet, das der Geist des Doctor Fausti so schwach vnd vngereumbt solte geredt haben, sintemahl der Geist der beste Astrologus ist, vnnd vnder dem Himmel oder Lufft sein wohnung hat, vnd ein erfahrner Meister des Himmels." •) The Tragicall History of D. Faustus. As it hath bene Acted by the Rigt Honorable the Earl of Nottingham his seruants. Written by Chr. Marlowe. London. Printed by V. S. for Thomas Bushell 1604. Eine hollandische Übersetzung lieferten: R. S. Tjaden Modderman, Het oudste Faust-Drama. Groningen 1887 und Albert Verwey, De tragische Historie van Dr, Faustus. Verzamelde Gedichten, Amsterdam, W. Versluys, 1889. S. 257. DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST 23 Durch seine Motivierung hob der Verfasser Fausts Geschichte über das Niveau einer einfachen Teufelsgeschichte weit hinaus. Ohne das Motiv ware das Interesse für Faust wohl immer auf die unteren gesellschaftlichen Kreise beschrankt geblieben und ware dieser gewiB niemals in die höheren Regionen der Literatur gelangt. Nicht der Teufelskünstler Faust, der in der Hölle eine selbstverstandliche Strafe für seine Ubeltaten findet, reizte Marlowe zu dramatischer Bearbeitung, sondern das tragische Geschick des nach Erkenntnis strebenden Menschen. Und ohne Marlowe ware die Faustgeschichte wohl kaum aus der Sphare der Volkslektüre hinausgekommen. Zahlreich sind die Sagen, welche Vergleichungspunkte mit der Faustgeschichte bieten. Kein Wunder: Faust fallt von Gott ab und ergibt sich dem Teufel. Nach christlicher Auffassung tut dies jeder sündigende Mensch und die ersten faustischen Charaktere sind in dieser Hinsicht die ersten Menschen, Adam und Eva, die Gott untreu werden aus Begierde nach Macht, weil sie werden wollen wie Gott. Ausschlaggebend bei einer solchen Vergleichung ist, welches Moment man in der Faustsage als das Charakteristische ansieht. Betrachtet man den formellenTeufelspakt als das Wesentliche so liegt u.a. eine Vergleichung mit der alt-christlichen Sage des Theophilus nahe, der sich mit seinem Blute, wie Faust, dem Teufel verschreibt, um seine verlorenen kirchüchen Amter wiederzugewinnen. Sieht man in Faust an erster Stelle den nach Erkenntnis strebenden Menschen, so bietet die Legende des Zyprian von Antiochien, der einen Pakt mit dem obersten der Damonen eingeht, um in alle Wissenschaften eingeweiht zu werden, die meisten Vergleichungspunkte. Am meisten verwandt mit der Faustsage ist wohl die hollandische Sage von Manken van Nieumeghen x), worin sich beide Motive, Wissensdrang und Teufelsbund — letzterer zwar weniger formell als bei Faust — wiederfinden. Sieben Jahre lebt Manken mit dem Teufel „so man endewipdoet." Dieser,hierMone genannt, hatte versprochen, sie in den sieben freien Künsten zu unterrichten, und in Antwerpen, wohin sie mit ihm zieht, erregt sie denn auch durch ihre Erfahrenheit in den Wissenschaften die allgemeine Aufmerksamkeit. Von ihrem Namen, Maria, will sie nicht lassen, wie sehr der Teufel auch darauf drangt. Nachdem sie mitgeholfen hat Hunderte ins Verderben zu stürzen, wird siebeim Anbhck eines öffentlichen Schauspiels auf dem Markte in Nymwegen von Reue ergriffen und wie einst Tannhauser pilgert auch sie nach Rom, um von dem Papst Verzeihung ihrer Sünden zu erlangen. „Zum Faustischen speziell gehört", nach der Ansicht Zarnckes *), „daB man sein Seelenheilin Gefahrsetzt, daB man wissentlich von Gott abfallt.um die der menschlichen Erkenntnis gesteckten Grenzen zu überschreiten". Eine Vergleichung mit mittelalterlichen Sagenlehnt er ab; ein Faust desMitteMtersistihm„einUnding''. Vom Teufel aber suchte man von jeher dasjenige zu erwerben, was auf gewöhnlichem Wege unerreichbar war; warum sollte im Mittelalter die Wissenschaft davon ausgeschlossen gewesen sein. Standen doch zahlreiche mittelalterhche Ge- ») Middelnederlandsche Dramatische Poëzie door Dr. P. Leendertz Jr. Leiden, Sijthoff, 1907. S. 277. «) Literar. Zentralblatt 1882 Nr. 21. Auch in den Goetheschriften. DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST 25 Gott gef allig vnd angeneme were, vnnd wüste, daB ich nach meinem Absterben, die ewige Frewde, Glori vnd Herrligkeit erlangte". In der Ausführung seines Motivs steht der Verfasser ganz auf mittelalterUchem Standpunkt. DaB die Idee des Forschertitanismus gedacht werden konnte, ist denn auch das Maximum an Verdienst, das Erich SchmidtJ) für das deutsche geistige Leben des sechzehnten Jahrhunderts in Anspruch nehmen kann. Die Ausarbeitung dieser Idee auf deutschem Boden scheiterte klaglich. Was die Faustsage von verwandten mittelalterlichen Sagen unterscheidet, ist weniger eine Folge der Renaissance als vielmehr ein AusfluB jener anderen machtigen Geistesbewegung des ausgehenden Mittelalters, des Protestantismus. Die Faustsage ist eine protestantische Sage. Sie ist es, weil Faust, nachdem er sich dem Teufel verschrieben hat, unaufhaltsam seinem Verderben entgegengeht. Diese pessimistische Auffassung, die eine Rettung Fausts eigentlich von vornherein ausschlieBt, geht aus protestantischer Anschauung hervor und durch diesen Zug unterscheidet sich die Faustsage von anderen verwandten Sagen, wie der von Manken von Nieumeghen. Diese wird, trotz ihrer Verbindung mit dem Teufel gerettet und zwar, wie in so mancher Teuf elssage, durch die Hilf e der Jungf rau Maria, die sich bei ihrem göttlichen Sohne für sie ins Mittel legt. Aber zwischen dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, wo die Sage von Mariken von Nieumeghen entstand und dem Ende des sechzehnten, wo das Faustbuch gedruckt wurde, liegt die Kirchenreformation und die Protestanten verwarfen das Dogma von der Gemeinschaft der Heiligen, sodaB keine Fürbitte der heiligen Jungfrau einem Faust zugute kommen kann. Und welche Macht hatte diesen sonst aus Satans Krallen retten können? Nicht Luthers zuversichtlicher Glaube an Christi Sühntod, denn Christus hatte er abgeschworen, seinen lutherischen Glauben verleugnet. Faust geht verloren, wie Heine *) es in seiner ironischen Weise ausdrückt, „weil er seine Künste produziert auf protestantischem Boden, den die rettende Mutter Gottes nicht betreten darf". „Die Formulierung der Tendenz des Volksbuches gehört zu den schwierigsten Problemen der neueren deutschen Litteraturgeschichte", meint Gustav Milchsack 8). Es scheint etwas befremdend, daB der ungeschickte Verfasser des Faustbuchs eine so tiefsinnige Tendenz in seinem Büchelchen hatte zum Ausdruck bringen wollen. Andrerseits sind in der Tat von dieser Tendenz die grundverscbiedensten Deutungen gegeben worden. Schon Goethe erkannte den protestantischen Charakter der Faustsage, welche gewiB von Protestanten bearbeitet worden sei, „denn es ist in allen den dahingehörigen Schriften keine pfaffische Bigotterie zu spüren, welche sich nie verlaugnen laBt" 4). Wolfgang Menzel5) nahm gerade das Entgegengesetzte an: ihm ist die Faustsage, sowie sie im Volksbuch vorliegt, das Werk eines tiefsinnigen kathohschen Dichters, der in Faust die von der Kirche abfallige Geistesbewegung des sechzehnten Jahrhunderts personifiziert. Dieser habe *) Zur Vorgeschiekte des Goetheschen Faust. Goethe-Jahrbuch Bd. III (1882) S. 77. ') Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem. Elster, Heines samtliche Werke, Bd. VI, S. 476. *) Historia D. Johannis Fausti das Zauberers. Einleitung, S. CCXCVII. 4) Brief an Zeiter vom 20. Nov. 1829. s) Deutsche Dichtung. Stuttgart 1859. Bd. II, S. 191. 26 DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST zeigen wollen, daB die Losreifiung von der katholischen Kirche zum Verderben führe, wie auch Faust in der Hölle endet. Die ziemlich heftigen Angriffe auf die Kirche müBte der „tiefsinnige Dichter" denn eingeschaltet haben, um imStilzu bleiben. Faust verleugnet aber nicht den katholischen, sondern den lutherischen Glauben. Den stark protestantischen Einschlag der Sage betonten ReichlinMeldegg,*) Oskar Schade a) und besonders Erich Schmidt, 8) der auf zahlreiché Anklange, sogar in der Wortwahl, an Luther hinwies. Hermann Grimm4) meint, daB Volksbuch sei zwar von einem Protestanten geschrieben worden, verrate aber weder eine katholische noch eine protestantische Tendenz, denn „nirgend liegen die Umschwünge und Effekte auf kirchlichem oder theologischem Gebiet." Gustav Milchsack 8) wieder sucht nachzuweisen, daB dieses gerade wohl der Fall sei; er sieht in dem Teufel-Mönch Mephostophiles den Vertreter der katholischen Kirche, der Faust durch seine falsche Lehre von der von Luther verworfenen „Werkgerechtigkeit" und von derReue ohne den zuversichtlichen Glauben ins Verderben reiBt und betrachtet also das Faustbuch als eine lutherische Tendenzschrift. Milchsack hat wie Menzel wenig Zustimmung gefunden; die polemischen Wérke des sechzehnten Jahrhunderts pflegten ihre Tendenz weniger delikat zum Ausdruck zu bringen als beide für das Faustbuch voraussetzen. Der Verfasser der Wolfenbüttler Handschrift nennt sein Werk ein Gartengesprach. Demnach gehort das Volksbuch zu dieser meistens sehr schlüpfrigen Unterhaltungslektüre des sechzehnten Jahrhunderts. Man verkennt aber doch den Charakter des Faustbuches, wenn man darin nichts weiter als reine Unterhaltungslektüre sieht, wie sie die Gartengesprache bieten. Am besten hat wohl Kawerau den Charakter des Volksbuchs angegeben, namlich als „den einer lehrhaft-erbaulichen Unterhaltungsschrift, die, wie es dieser Literaturgattung des 16. Jahrhunderts eignet, Grotesk-Abenteuerliches mit theologischer Nutzanwendung zurichtet, auch gelegentlich eine kleine Dosis geschlechtlicher Pikanterie mit einflieBen laBt" 6). Das Urteil der Zeitgenossen über das Faustbuch war abfallig; die erbauliche Vorrede und das Unterdrücken der Beschwörungsformeln hatten den ungünstigen Eindruck nicht wegzunehmen vermocht. Und das war kein Wunder. Fausts Vorbild konnte, statt zur Abschreckung, wie der Autor beabsichtigt haben will, leicht zur Nachahmung reizen. Auch galten viele — sei es auch dem Teufel in den Mund gelegten —Meinungen als höchst gefahrlich, wie z.B. dievonderEwigkeit undUnsterblichkeit der Welt und des menschlichen Geschlechts (Kap. XXII). Herzoglich Württembergische Kommissare beantragten schon Anfang 1588 beim akademi- •) Das Kloster, Bd. XI, S. 217 ff. „Die deutschen Volksbücher von Johann Faust." ') Weimarisches Jahrbuch V (1856), S. 242. ») „Zur Vorgeschichte des Goetheschen Faust", Goethe-Jahrbuch Bd. III (1882), S. 77 ff. und „Faust und Luther". Sitzungsberichte der königl. preuBischen Akademie der Wissenschaften. Berlin, 1. Jahrgang 1896, 1. Halbband, S. 567 ff. 4) „Die Entstehung des Volksbuches vom Dr. Faust", PreuBische Jahrbücher, Bd. XLVII (1881), S. 445 ff. •) Historia D. Johannis Fausti, Einleitung, S. CCXCVII ff. *) Kaweraus Besprechung von Milchsacks Werk in der Theologischen Literaturzeitung 1897, Nr. 18. DIE DEUTSCHEN VOLKSBÜCHER VOM DOKTOR FAUST 27 schen Senat der Universitat Tübingen die Bestrafung einiger Studenten, weil sie ein bereimtes Faustbuch verfaBt hatten 1). Heftig auBert sich Lercheimer in der dritten Auflage seines „Christlich bedeno ken und erjnnerung von Zauberey" 2) gegen den Zauberer Faust und gegen das Buch, „das von jm ein lecker, er sey wer er wolle, newlich hat auBgeben, damit furnemlich die schule vnd kirche zu Wittenberg geschmehet vnd verleumdet". Er rechnet es zu den „von bósen leuten vnser religionfeinden" veröffentlichten Schriften. Zu bedauern sei, daB sich ein Buchdrucker für die Verbreitung eines Werkes habe finden lassen, „dadurch die fürwitzige jugent, die sie zuhanden bekommt, geargert vnd angeführt wird, wie die affen, zu wünschen (dabey sich dann der teufel bald leBt finden) vnd zu versuchen ob sie dergleichen wunderwerck kónne nachthun, vnbedacht vnd ongeachtet was für ein ende es mit Fausten vnd seines gleichen genommen habe: daB ich geschweige daB die schóne edle kunst die truckerey die vns von Gott zu gutem gegeben, dermassen zum bósen miBbrauchet wird". Trotz der ungünstigen Beurteilung war der Erfolg des Büchelchens gewaltig: zur Frankfurter Herbstmesse war es erschienen — die Widmung ist vom 4. September — und noch imselben Jahr wurden fünf Nachdrucke aufgelegt nebst einer gereimten Fassung, die zu Anfang des folgenden Jahres veröffentlicht wurde. Von den achtzehn bekannten Ausgaben der sogenannten SpieB-Sippe erschienen nicht Weniger als dreizehn in den ersten sechs Jahren. Nach 1592 erblickten nur noch drei Ausgaben das Licht; die letzte erschien 1598. So plötzlich der Aufstieg gewesen war, so rasch war auch der Niedergang. Es ist eine noch ungelöste Frage, ob das SpieBsche Faustbuch als ein ursprüngliches Werk oder als eine Übersetzung zu betrachten sei. Der Herausgeber erklart in seiner Vorrede, in kurzem auch dielateinische Fassung der Faustgeschichte bringen zu wollen. Die von Gustav Milchsack entdeckte Fausthandschrift, welche sich von der SpieBschen Fassung hauptsachlich durch ein anderes Vorwort unterschei- det, bezeichnet sich sogar als eine „Dolmetsch auB dem Latein". In der Tat wimmelt das Volksbuch von Latinismen, sogar von lateinischen Satzkonstruktionen. Mehrere Faustforscher u.a. Friedrich Kluge 3) nehmen denn auch eine latêinische Urfassung an. Von einem lateinischen Original, handschriftlich oder gedruckt, ist aber nichts bekannt. Die Latinismen können leicht aus dem latinisierenden Zeitgeist erklart werden und die Angabe der Wolfenbüttler Handschrift kann sehr wohl als eine Empfehlung beim Publikum beabsichtigt gewesen sein. Robert Petsch *) geht noch weiter und nimmt, auBer einem lateinischen Original, noch zwei verschiedene deutsche Fassungen an, die alle zeitlich vor der SpieBschen Ausgabe liegen sollen. Ein Faustbuch von ganz anderem Charakter wurde im Jahre 1599 von dem Schwaben Georg Rudolf Widman veröffentlicht. War das SpieBsche Volksbuch ein 1) Vergl. „Zur Geschichte der Faustsage", A. Keiler, Serapeum VII (1846), S. 333. 2) Petsch, Das Volksbuch vom Doctor Faust, S. 244 ff. ») Literaturblatt für germ. und rom. Philologie. Bd. XIX (1898), S. 180 ff. 4) Das Volksbuch vom Doctor Faust, Halle a. S. Max Niemeyer, 1911. Einleitung, S. XXIII. DIE FAUSTSAGE IN DEN NIEDERL. V. D. ERSCHEINEN DES ALTESTEN VOLKSBUCHES 33 Die altesteNachricht von emerFaustaufführung stammterst aus 1608, inwelchem Jahre John Green, ein ehemaliges Mitglied von Brownes Truppe, unter groBem Beifall des Hofes zur Fastnachtszeit in Graz auftritt*). 1626 ist Green einige Monate in Dresden und bringt auch da die Tragödie von Doktor Faust auf die Bühne *). Zweites Kapitel Das alteste hollandische Faustbuch 1. Der Verfasser Fünf Jahre nach dem altesten deutschen Faustbuch erschien die hollandische Übersetzung, die „Warachtighe Historie van Doctor Iohannes Faustus, Ouer- gheset wt de Hocchduytsche Sprake door Carol. B. Medic AN. M. D. XCII." Der Verfasser nennt also seinen Namen nicht. In einer Notiz in „De Navorscher"8) macht der anonyme Mitarbeiter dieser Zeitschrift, C. P. L., darauf aufmerksam, daB sich hinter der Andeutung Carol. B. Medic. der Dordrechter Stadtmedikus Carolus Battus verberge. Die Konstatierung ist richtig; stilistische und besonders sprachüche Eigentümüchkeiten des Verfassers stellen Battus' Autorschaft auBer Frage 4). Carolus Battus oder, wie sein nicht-latinisierter Name lautet, Karl Baten ist bisjetzt nur als Verfasser medizinischer Werke bekannt, aber auch als solcher ist er für die hollandische Sprache und Literatur nicht ohne Bedeutung; er war einer der ersten, der sich in seinen Schriften statt des lateinischen der Landessprachebediente. Von Batens Leben ist bis jetzt nur auBerst wenig bekannt; es schien mir darum angebracht, über den Verfasser des hollandischen Faustbuchs nahere Untersuchungen anzustellen, deren Resultate hier folgen mögen. Carolus Battus entstammt einer flamischen Gelehrtenfamüie. Sein Vater, der in Aalst gebürtige Bartholomaus Battus, soll nach Angabe der „Allgemeinen deutschen Biographie" s) ein Schüler Luthers gewesen sein. Die Wittenberger Matrikel erwahnt einen Jacobus Maess Battus aus Antwerpen, welcher am 5. Juni 1525 eingetragen wurde 6), es ist aber zweifelhaft, ob er der Vater Karls ist7). Die ausge- ») Herz, S. 25. *) Green besuchte Nov. 1613 Utrecht; Juli 1620 kehrte er über diese Stadt von Deutschland nach England zurück und erhielt vom Magistrat die Erlaubnis „geduijrende de vrije merckt ende kermisse alhier in eerbaerheijt ende buijten schandale, te moogen spelen niettemin als Godes heilig woort gepredickt wert, ende soe lange sulx geduijrt hun daer van onthoudende, mits dat zijluijden daer voor den armen deser stadt zullen gedencken, als''van outs." Vergl. Van Sorgen, De Tooneelspeelkunst te Utrecht. 1885, S. 17. ») Jahrgang XIII (1863), S. 114. 4) Paul Alberdingk Thijm — De Faustsage in de Nederlandsche Letteren, Gent, A. Siffer, 1890, S. 23. — führt seine Angabe, der Übersetzer des hollandischen Faustbuches sei der Dordrechter Arzt Carolus Battus, auf eine Mitteilung des gelehrten Genter „onder-boekbewaarders" J. Th. I. Arnold zurück. — Auch Dr. L. Willems macht in „Tijdschrift voor Nederlandsche taal- en letterkunde" Teil XXVII (1908), S. 209 auf Batens Autorschaft aufmerksam. •) Bd. II, S. 135 (Artikel Krause). •) Foerstemann, Album Academiae Virtebergensis. Lipsiae, 1841. Teil I, S. 125. ') Maess, oder besser Mees, ist zwar eine sehr gebrauchliche Abkürzung für Bartholomaus; es ist aber wohl Maesz ( = Maeszoon) gemeint. Auch stimmt der angegebene Geburtsort nicht. Van 't Hooft, Faustbuch 3 40 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Maatschappij ter Bevordering der Geneeskunst" besitzt ein Exemplar — laBt auf glanzende Verhaltnisse schlieBen: Aanmerkelyke geschiedenissen, raare gevallen, zeldzaame wisselvalligheden en wonderlyke leevensontmoetingen van den HoogWel-Geb. Heere Carel Battus, Heere van Massenhóove, Sandvliet, Ryswyk en Pullen. Geheime Raad en Eerste Lyfmedicus van den Koning van Vrankryk. Hendrik de Vierde, &c. &c. en deszelfs kleinzoon Carel Casparus Zoon. By wyze van t'zaamenspreekingen in de andere waereld. Vol merkwaardige Nederlandsche, Spaansche en Fransche Geschiedenissen &c. te Amsterdam by Jac: Wilh: Pruys, Boekverkoper en Zegel-lak-maker. Der Buchdrucker Pruys wird am 16. Mai 1747 Bürger der Stadt Amsterdam; am 12. Juni wird sein name ins Zunftbuch eingetragen. Ledeboer*) gibt an, daB er bis 1757 tatig war. Zwischen 1747 und 1757 muB das Werk also erschienen sein. Es ist in der Form eines Totengesprachs gehalten, wie es auch Faust in der Unterwelt mit dem gleichfalls als Teufelsbiindler berüchtigten Marschall von Luxemburg führta). Battus erzahlt seinem Enkel, daB die Historiker seiner Zeit sich in ihren Werken viel mit seiner Person, zum Teil unter fremdem Namen, befaBt hatten. Dem hohen Adel des Landes soll er angehört haben; sein Vater war ein Amtsvorganger Oldenbarneveldts und wurde im Jahre 1568 von Alba verhaftet; er starb in der Gefangenschaft auf SchloB Treurenburg bei Brussel. Er selbst erhielt von seinem Hauslehrer, Pierre Tauphin, eine vorzügliche Erziehung, sodaB er mit dreizehn Jahren Latein, Französisch und Deutsch sprach. In Genf, denn Holland hatte damals noch keine Universitaten8), studierte er Jura und spater in Oxford Medizin; letzteres auf Antrieb seines Vaters, der in den unruhigen und ungewissen Zeiten für seinen Sohn einen von der regierenden Macht weniger abhangigen Beruf als erwünscht betrachtete. Die medizinische Praxis, womit er groBen Erfolg erzielte, übte er übrigens unentgeltlich aus. Nach der Verhaftung seines Vaters nahm er aus Furcht vor Verfolgungen den Namen Battus an nach Bato, dem berühmten Anführer der Bataver, von dem sein Vater abzustammen glaubte. Er floh nach Frankreich, wo er vierzig Jahre, zum gröBfen Teil am Hofe, lebt. Hier lernt er die Marquise de Chalons kennen, die er, nachdem er eine Anstellung als Hofmedikus erhalten hat, heiratet. Heinrich IV. ernennt ihn zum ersten Leibarzt und gewahrt ihm einen groBen EinfluB auf die Staatsangelegenheiten. Leider macht die Ermordung des Königs durch Ravaillac im Jahre 1610 dieser Herrlichkeit ein Ende. Er verlaBt mit seiner Gattin den Hof, um in Zurückgezogenheit auf seinen Gütern sein Leben zu beschlieBen. Eine Fortsetzung der Lebensgeschichte verspricht Baten dem Enkel für die ») Vergl. Alfabetische Lijst der Boekdrukkers, Boekverkoopers en Uitgevers in Noord-Nederland door A. M. Ledeboer. Utrecht, 1876, S. 138. *) Gesprache im Reiche derer Todten zwischen dem ehemaligen Frantzoisischen General-FeldtMarschall Hertzog Frantz Heinrich von Luxemburg und Doet. Johann Fausten, zwever Weltbekannten Ertz-Zauberer und Schwartz-Künstler Der bösen gottlosen, sichern Welt zur Warming auffgestellet und gedruckt. Leipzig. Anno 1733. Vergl. Das Kloster V S. 574 ff. ') Für die jetzigen Provinzen Holland ist dies richtig, nicht aber für die Niederlande und hierauf mussen wir den Satz beziehen; die Universitat Löwen wurde schon 1426 gegründet; gerade in Batens Jugend galt sie als eine der ersten in Europa. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 41 nachsteZusammenkunft. Ob aber ein zweiter Teü des Werkes jemals erschienen ist, habe ich nirgends entdecken können. Das 155 Oktavseiten starke Büchelchen gehort zu den meistens erdichteten Geschichten popularer Personen, welche in dieser Zeit — und zum Teil schon früher _ den Büchermarkt überschwemmten, wie die „Nooit gehoorde Levensgevallen van den gelukkigen Reynardus", die „Zeldzame Levens-gevallen van J. C. Wyerman, op de Voor-Poorte van den hove van Holland te 's Gravenhage overleden", dié „Aanmerkelijke Leevens-Gevallen van Jannetje", Het Leven en Bedrijf van Clement Marot, Jan Tamboer, Kleine Gerrit, Jean Jacques de Berville, Baron van Appel-Sop, Louwtje van Zevenhuizen und vieler anderen. Batens Vater soll Pensionar der Provinz Holland gewesen und 1568 von Alba verhaftet worden sein. Dies muB sich auf Doktor Jakob van den Eynde beziehen, der May 1568 auf Befehl des Herzogs von Alba nach einer Abendmahlzeit bei dem Statthalter Bossu von diesem in Haft genommen und nach dem Gefangnis Treurenburg in Briissel geführt wurde, wo er kurz darauf starb. Sein einziger Sohn Jakob, der in den „Aanmerkelyke Geschiedenissen" als Batens Bruder bezeichnet wird, floh nicht nach Paris, sondern war beim Sterben seines Vaters anwesend. Der Enkel „Carel Casparus Zoon'' nennt sich einen Sohn von Batens Tochter Sara. Das ist in der Tat richtig. Nach den Amsterdamer „Puyboecken" *) wurde am 26. Marz 1639 das Brautpaar eingeschrieben: „Jasper van den Ende, van Amsterdam, out 25 jaer, wonende tot Rotterdam, nog een vader hebbende en Saera Batens van Swoll, wonende in de Warmoesstraet, geen ouders hebbende ". Karl Baten mufi ein alter Mann gewesen sein, als seine Tochter Sara geboren wurde; am 2. Mei 1659 wird ein Kind von ihr getauft2), ihr Geburtsjahr ist also wohl nicht früher als 1612 anzusetzen, als der Vater 72 Jahre alt war. Ein Kind der Jozyne de Bock kann Sara nicht gewesen sein. Recht auffallig ist der Geburtsort Zwolle; möglicherweise stammte die Mutter aus dieser Stadt. Taufbücher aus dieser Zeit sind in Zwolle leider nicht vorhanden. Die Geschichte scheint einen Niederschlag in den „Aanmerkelyke Geschiedenissen" gefunden zu haben, wo Battus S. 107 dem Enkel mitteilt, daB er seine Frau, als sie ihrer Entbindung entgegensah, zu ihren Eltern in Orange geschickt habe, wo sie ihre Tochter Sara zur Welt brachte. Aus Saras Ehe mit Van den Ende 8) werden wenigstens sieben Kinder getauft: am 6. Oktober 1640 Carolus, am 6. August 1642 Hendricus und 7. Juli 1647 wieder ein Carolus. Vermutlich starb der erste Karl, sodaB der am 7. Juli 1647 geborene einer der beiden Helden der Geschichte ist, dessen Rolle sich allerdings auf ein ruhiges Anhören der Lebensgeschichte seines GroBvaters besdirankt und der nur durch eine gelegentliche Frage dafür sorgt, daB die Dialogform des Werkes bewahrt bleibt. i) Verzeichnis der EheschlieBungen von Nicht-Kalvinisten. Vergl. Doop-, Trouw- en Begraafregister 675, Fol. 59 v°. •) Schutte Jacobi, De Navorscher II (1852); S. CVII. ») Jasper van den Ende war Schulmeister in Rotterdam. Er ist der Erfinder der Lautiermethode, welche Erfindung spater in Vergessenheit geriet und noch jetzt allgemein dem Franzosen Jacotot zugeschneben wird. 42 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Der Verfasser der „Aanmerkelyke Geschiedenissen" isthöchstwahrscheinlichein Nachkomme dieses „Carel Casparus Zoon" van den Ende. DaB er seinen Vorfahren von dem adligen Geschlecht Van den Eynde abstammen laBt, ist wohl an erster Stelle durch die gleichlautenden Namen zu erklaren. Vielleicht auch brachte er hiermit eine Famüientradition zum Ausdruck. Zu den legitimen Nachkommen Jakob van den Eyndes gehorte die Familie Van den Ende jedenfalls nicht. Der Verfasser hat die Lebensgeschichte seines Vorfahren Karl Baten mit der seines vermeint lichen Ahnherrn Jakob van den Eynde zu einem Ganzen zusammengeschweiBt; der allergröBte Teil ist aber erdichtet1). Ziemlich plump werden bisweilen Ereignisse aus des Autors Zeit mit denen, welche in Batens Lebensperiode stattfanden, zusammengeworfen. Von den Verfolgungen, welche Bartholomaus Battus seiner Religion wegen litt, laBt der Verfasser seinen Helden schweigen. Vielleicht war ihm davon wenig bekannt, das achtzehnte Jahrhundert hatte auch für die Religionskampfe der Vorfahren wenig Verstandnis. Den Nachdruck legt er auf den Ruhm seines Geschlechtes, wobei das Leben am bewunderten französischen Hofe in den Mittelpunkt der Erzahlung gerückt wurde. Nicht ungeschickt ist die Geschichte des Helden mit dem popularen Unabhangigkeitskrieg in Verbindung gebracht, wozu freüich das Leben Van den Eyndes Veranlassung gab. Ausführlich erzahlt die Geschichte, wie Battus in Paris Freundschaft schlieBt mit Clément Marot, dessen Name im achtzehnten Jahrhundert als Urheber von allerhand SpaBen in der Volkslektüre spukt. Diese Bekanntschaft dient natürlich nur dazu, die Autoritat des Helden in den Augen der Leser zuerhöhen. Übrigens ist die Tatsache selbst unmöglich, denn Clément Marot starb schon 1544, als Baten kaum das Licht der Welt erblickt hatte. Im Jahre 1543 laBt der Verfasser seinen Helden geboren werden und zwar im Dorfe Rijswijk beim Haag. DaB er nach dem Geburtsjahr auf gut Glück geraten hat, ist nicht anzunehmen; daB er es nach Batens Angabe im „Medecyn-Boeck" angesetzt hat, ist nicht wahrscheinlich, er ware dann wohl zu dem Jahre 1540 oder 1541 gekommen. Vermutlich verfügte er über eine in seiner Familie vorhandene Aufzeichnung und dies war denn auch einer der Grimde, ihn für einen Nachkommen des im Jahre 1647 geborenen Karl van den Ende zu halten. Battus scheint allein in Dordrecht schriftstellerisch tatig gewesen zu sein; es ist erstaunlich, welche Aktivitat er in dieser Beziehung in kurzer Zeit entwickelt hat, besonders in den ersten fünf Jahren seines Dordrechter Aufenthalts. Er verfaBte in dieser Zeit — in seinen Freistunden — zwei ursprüngliche Werke und übersetzte drei andere, von denen zwei nicht weniger als zweitausend Folioseiten zahlen. Da l) Gerade zur Zeit, wo Battus zum ersten Leibarzt des französischen Königs avanciert sein will und sein Gehalt von „nur" 4000 Kronen — Aanmerkelyke Geschiedenissen S. 87 — natürlich bedeutend erhöht wurde, scheint in Wirklichkeit seine f inanzielle Lage durchaus nicht so glanzend gewesen zu sein, sodaB der Rat der Stadt Dordrecht beschlieBt, ihm auBer seinem Gehalt von 75 Gulden — weitere 75 Gulden erhielt er für die Lieferung von Arzneien im stadtischen Krankenhaus — „noch die somme van vijffentseventich ponden van XL grooten hem bij mijne Heeren die Regeerders deeser steede jaerlijcx belooft voor een gratuiteijt te doen betalen, totdat hij met sijne practijcque beeter ende meerder profijten binnen deeser steede sal weeten te doen, ende dat bij provisie ende totdat anders bij mijne Heeren sal weesen geordonneert" (vergl. Baumann, S. 6). das alteste hollandische faustsbuch 43 eine voUstandige Aufzahlung von Batens Werken nirgends vorkommt, möge sie hier in chronologischer Ordnung folgen. 1°. Medecyn Boec. || Daer inne alle wtwendighe / ende || inwendige Parthyen des menfchen Lichaems / met || alle hare Sieckten ende Gebreken / van den Hoofde af / tot de Voeten toe /1| begrepen zijn / ende daer inne oock geleert wort / hoe datmen alle de felue /1| (met Gods hulpe) door menichderleye Remedijen / helpen ende cureren fal. Seer be-1| quaem ende gerieffelick / niet alleene voor Medici] ns / Chirurgijns / Aptekers / || ende Vroede-vrouwen / maer oock voor alle andere gemeyne Luyden. || Welckx ghelijcke (hier te vooren) in Nederlandtfche-Sprake / || noyt wtghegaen en is. || Door den Hooch-gheleerden, ende feer Heruaren D. \\ CHRISTOPHORVM Wirtfung, wt der beroem/ter, outsher, ende nieuwer Doctoren \\ Schriften, ende wt zijne langhe experientie (onlancx door den Druck) in de HoochduyU \\fche Sprake wtghegheuen, ende nv wt de felue, in onfe ghemeyne Neder» \\ lantfche Tale, Ouerghefet, || Door D. carolvm battvm, Medicijn ordinaris, || der Stadt Dordrecht. || [Druckerzeichen der Familie Canin] || Tot Dordrecht. || Ij Ghedruckt by Ian Canin / woonendein || de Wijnftrate. jnt Iaer 1589.\\Metgratie endePriuilegie, voor ia. Jaren.\\ Es ist ein stattliches Werk von 676 Folioseiten, ohne die drei umfangreichen Register. Der Verfasser widmete das Buch dem Prinzen Moritz und den Standen von Holland und Zeeland. Der zweiten Auflage fügte der Autor hinzu: „Eenen feer fchoonen / ende excellenten || Coc-boeck / inhoudende alderleye wel gheexperimenteer- || de cokagien / van ghebraedt / ghefoden / Pafteyen / Taerten / Toerten / || Vlaeyen / Sauffen / Sopen / ende diergelijcke: Oock diuerfche Confeytue» || ren ende Drancken / etc." x) Der Erfolg des Werkes war groB: die „Nederlandsche Maatschappij ter bevordering der Geneeskunst" (Universitatsbibliothek Amsterdam) besitzt neun verschiedene Ausgaben. 2°. Handboec der Chi-1| rurgyen: Waer in veel exquifite / ende fecre* || te Remedyen / tegens alle wtwendige Ghebreken /1| foo wel int generale /als int particuliere / ver* || haelt ftaen / naer wtwijfen des Regi* || fters daer van zijnde. || Door D. carolvm battvm, der Medi» || cijnen / ende Chirurgyen Licentiaet / ende Me* || dicijn ordinaris der ftadt Dordrecht. || [Druckerzeichen Canins] \\ Met grooter neerfticheyt / van al tgene dat hy || felue heeft geexperimenteert / van de vermaerfte Chi- / rurgyns geobferueert / en van alles wat hy wt || de oude ende nieuwe Authoren Schriften || opgheteeckent hééft / te famen || ghebracht. || Tot Dordrecht. || % By Ian Canin / woonende inde || Wijn-ftrate / Anno, 1590. || Das Privileg — für 10 Jahre — ist vom 29. Juni 1590 datiert. Dies ist eines der wenigen ursprünglichen Werke Batens. Dr. E. D. Baumann beurteilt es sehr gunstig und rühmt es als auBerst praktisch. lob. van Meekren nennt es, nach einer Mitteilung Baumanns, in seinen „Heel- en Geneeskonstige Aan- !) DaB ein Arzt, wie Battus, sich mit der Zusammenstellung eines Kochhuchs beschaftigt, mag etwas weniger auffallig erscheinen, wenn man weiB, daB auch ein hochlöblicher Bürgermeister der Stadt Antwerpen seine kulinarischen Erfahrungen — und er besaB eine „experientie" von vierundzwanzig Jahren — um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts durch die Presse verbreitete. (Vergl. Tijdschrift voor Boek- en Bibliotheekwezen 1 [1903] S. 235). 44 das hollandische volksbuch vom doktor faust merkkingen" 1), S. 420 Batens „noyt volpreesen hand-boek". Kein Wunder, daB es einen groBen Erfolg hatte. Die „Nederlandsche Maatschappij ter bevordering der Geneeskunst" besitzt allein zehn verschiedene Ausgaben. Schon 1595 erscheint bei den Söhnen Johann Canins, Abraham und Isaak, eine zweite, vom Autor selbst verbesserte Auflage. Die Söhne erhalten das Privileg für die noch restierenden fünf Jahre. Das Buch hat keine Widmung, weil Baten, wie er in dieser zweiten Auflage mitteilt, zeigen will, daB er mit der Veröffentlichung seiner Werke nur das allgemeine Wohl und nicht eigenen Vorteil bezweckt. EinfluBreiche und vermogende Personen sahen sich namlich gern durch die Widmung eines Buches geehrt und pflegten dies durch Geldgeschenke zu fördern. 3°. De || Chirurgie, || ende alle de opera, ofte || Wercken van Mr. Ambrofius Paré, Raedt / ende op» || perfte Chirurgijn van vier Coninghen in Vranckerijcke. || Nv eerft wt de Franfoyfche / in onfe ghemeyne Ne« || derlantfche fprake / ende wt de vierde Editie / getrouwelick ouer» || ghefet: Door D. Carolum Battum, Medicijn ordinaris || der Stadt Dordrecht. || [Druckerzeichen Canins] \\ Verdeylt in 28. Boecken. || Met alle de Figuren / fo wel der Anatomien / als van || de Inftrumenten der Chirurgien / ende van vele || diuerfche Monfters / etc. || Tot Dordrecht. HlfByIan Canin / woonende in de Wijn* || ftrate. Int Iaer 1592. || Met Priuilegie voor 12 Iaren.\\ Das Privileg der Generalstaaten ist schon vom 16. Februar 1589 datiert. Es ist dem Grafen von Hohenloe, „Vry-Heere tot Langhenberch, Luytenant generael, ouer Hollandt, Zeelandt, Bommel, ende Tielerweert" gewidmet. Der Übersetzer teilt im Vorwort mit, er habe gar nichts ausgelassen; —im „Medecyn Boec" war einiges gestrichen worden — auch die Bilder seien übernommen worden, auBer „eenige Historische Figueren, die den Drucker door mijnen raet, daer wt gelaten heeft, ouermits deselue niet en leerden, ende den Boeck nochtans souden beswaert hebben, gelijck die van den Fransoyschen Drucker, alleene daer inne tot een cieraet des Boecx ghevoecht waren, ouermits hy de Platen der seluer, noch van het drucken der Historiën van Andries Theuet, by hem liggende hadde." Baumann nennt dieses irrtünüicherweise das letzte Werk Batens; ihm lag der Leidener Nachdruck des Jahres 1604 vor. Auf dieses Erscheinen des angeblich letzten Werkes in Leiden stützt sich wohl Baumanns Vermutung, daB Baten, der bis 1602 sein Amt versah und dessen Name nach diesem Jahre nicht mehr in den Akten der Stadt Dordrecht vorkommt, spater nach Leiden gezogen sein mag. Auch dieses Werk war sehr verbreitet; zehn verschiedene Drucke besitzt die „Nederlandsche Maatschappij ter bevordering der Geneeskunst". 4°. Secreet-Boeck || Waer in vele diverfche Secre-1| ten / ende heerhcke Conften / in veelder* || leye verfcheyden materiën / wt feker Latijnfche / || Franfoyfche / Hoochduytfche / ende Nederlandt» || fche Authoren / te famen ende by een ghebracht | j zijn: Waer van den meeftendeel der voor» || fchreven Authoren namen daer ') t'Amsterdam, By Casparus Commelijn, op 't Water, in de Waarheyt. Anno" 1668. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 45 by || gheciteert worden. || [Druckerzeichen Canins] || Tot Dordrecht. || By Abraham Canin / Int || Iaer ons Heeren / 1601. || Das Buch umfaBt 419 Oktavseiten. Auch dieses ist ein ursprüngliches Werk Batens. Es ist ein merkwürdiges Sammelsurium, das nicht nur Rezepte gegen Krankheiten, sondern auch Anleitungen zur Ausübung von allerhand Kunststücken enthalt. Als ein medizinisches Werk kann man esdaherschwerlichbezeichnen. Banga1) beurteilt es sehr ungünstig und zieht aus diesem Werk nicht sehr schmeichelhafte Schlüsse auf Batens Qualitaten als Arzt. Nun ist Banga in Bezug auf Battus auBerst oberflachlich; Baumann ist der Ansicht, daB das Werk, wenn man es als Produkt der Zeit betrachtet, dieses ungünstige Urteil gar nicht verdient. Auch das „Secreet-Boeck" war sehr verbreitet. Noch 1694 wurde es in Leeuwarden bei H. Rintjes gedruckt. Als altester Druck wird allgemein, u. a. von Blommaert und Baumann, die Ausgabe Leeuwarden 1594 angenommen. Diese muB aber ein spaterer Nachdruck sein. Das „Secreet-Boeck" erschien, wie alle anderen Werke Batens, bei Canin in Dordrecht. Die Ausgabe 1601 enthalt das Privileg Canins für zehn Jahre. Zwar ist es in diesem Druck nicht datiert, dies ist aber wohl deshalb der Fall, weil es im Jahre 1601 keine Gültigkeit mehr hat, da die zehn Jahre verstrichen sind. In ahnlichen Fallen laBt Canin auch sonst die Datierung fort. Das Werk muB also vor 1591 in Dordrecht erschienen sein. In dem Nachdruck, der 1609 bei Joris Waters in Dordrecht herausgegeben wurde, wird der Verfasser mit seinem nicht-latinisierten Namen „Doctor Carel Batin" genannt. Ph. Blommaert nennt in der „Biographie nationale" noch ein anderes „Secreet-Boeck", namlich „Het secreetboek van boomen, bloemen, enz." und verweist auf eine Ausgabe Leeuwarden 1594. Dieses Werk war nicht auf zutreiben und ich bezweifle auch die Existenz desselben. Das bekannte „Secreet-Boeck" enthalt namlich schon, wie der Verfasser im Vorwort mitteilt, „sekere Konsten Om alderleye Bloemen, Kruyden ende Planten te tuylen, Boomen te planten, ende die te griffien", sodaB es nicht wahrs<±eirdich ist, daB Baten darüber noch ein besonderes Werk verf aBt haben sollte. Auch das Fehlen einer genauenTitelangabe macht die Sache wenig glaubwürdig. Weniger verbreitet scheinen die letzten drei medizinischen Werke Batens gewesen zu sein. Auch diese sind Übersetzungen, die zwei ersten aus dem Französischen, das letzte aus dem Deutschen. 5°. Tracktaet van || alle de ghebreken der Oogen /1| die hondert ende derthiene in ge-1| tale zijn / de welcke de Ooge on> || derworpen is. || Door Iaques Guülemeau van Orleans / || ordinaris Chirurgijn des Conincx / ende ge- || fworene der ftadt van Parijs. || [Druckerzeichen Canins] || Wt de Franfoyfche fprake overgefet || doorD. Carolum Battum, || Tot Dordrecht. || By Abraham Caen / 1597. || Met Priuilegie voor 6. laren. || *) Geschiedenis van de Geneeskunde en van hare Beoefenaren in Nederland, door J. Banga. Te Leeuwarden bij W. Eekhof, 1868. Teil I, S. 210 ff. 46 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Es umf aBt 205 Oktavseiten. Das Privileg ist nicht abgedruckt, wie das sonst in den Werken Batens der Fall ist. Das Buch ist vom Verleger, nicht vom Verfasser, seinem Schwager, dem Dordrechter Chirurgen Maximilian Bouman, gewidmet1). Battus selbst hatte sich ja vorgenommen, seine Werke niemandem mehr zu dedizieren um der Beschuldigung, als verfolge er mit der Veröffentlichung eigennützige Zwecke, zu entgehen. Am SchluB des Buches steht ein Brief Le Jeunes, des Chirurgen des französischen Königs, abgedruckt, in welchem er Baten Mitteilung von einer neu entdeckten Augenkrankheit macht. Ohne Zweifel spricht dieses für das Ansehen, das man ihm in fachgenössischen Kreisen entgegenbrachte, wovon übrigens auch andere Zeugnisse vorliegen. Der Buchdrucker Caen ist Abraham Canin, der Sohn Johanns; er ist derselbe, der 1595 mit seinem Bruder. Isaak die zweiteAuflage des „Handboec der Chirurgyen" druckt. Das Druckerzeichen der Familie Canin hebt jeden Zweifel auf. Aus welchem Grunde er seinen Namen geandert hat, ist nicht deutlich; lm Vorwort spricht er von den zahlreichen medizinischen Werken, die früher bei ihm erschienen seien, womit natürlich die Werke Batens gemeint sind. 6°. DE || Franfoyfche Chirur- || gie / of alle de manuale Operatien || der Chirurgie/ met diverfche Figueren / ende || onder ander eenighe meuw-ghevonden || Instrumenten / tot de operatien || der Chirurgien feer || dienftelick. || Door Iaques GuiUemeau, van Orliens, | ordinaris Chirurgijn des Conincx, ende ge- || fworeninzijn Caftelet van Parijs. || Wt den Franfoyfchen / in nederlandt-1| fche Tale overghefet / door D. Ca-1| rolum Battum, Medicijn or-1| dinaris der ftadt Dordrecht. || Tot Dordrecht, || Gedruckt by Ifaac Janfz, || Canin / wonende op de || hooch-straet. || 1598. || Das Werk zahlt 57 Folioblatter. Es ist — nicht vom Übèrsetzer selbst, sondern vom schon früher genannten „Maximiliaen Bouman, Chirurgijn tot Dordrecht" — „Wilhelm Ludwich, Grave tot Nassouwen .... Stadthouder .... over Vrieslant, Groeningen, ende de omlanden" gewidmet. Das Privileg — für acht Jahre — ist vom 11. Juni 1597 datiert. 7°. Medecijn-Boeck || Daer inne / || Wt bevel des Doorluchtighen Hooch-ghebore» || nen Vorften / ende Heeren / Heeren Lodewijck / Herto» || ghe tot Wirtenberghe / ende tot Teek / Grave || tot Mompelgart / etc. || 1| Meelt voor alle Lijfsgebreken / ende Crankcheyden wt || gelefene en beproefde Medicijnen / die wt vele Hooge ende || Nederstandes Perfoonen ghefchrevene Medicijnboecken /1| te famen / ende by een gebracht zijn. || || Door den Hooch-verhaelden zijns Vorftelicken G. Hof-1| Medicijn / Doctor Ofwaldt Gabelhover. || [Druckerzeichen der Familie Canin] \\ Wt de Hoochduytsche fprake getrouwelick overgefet. || Tot Dordrecht, j By Abraham Caen / Int Iaer / 1598. || Ich finde dieses „Medecijn-Boeck" nirgends als ein Werk Batens erwahnt, was kein Wunder ist, da weder im Titel, noch im Privileg—für zehn Jahre; es ist vom 11. April 1597 — sein Name vorkommt. Abraham Caen teilt im Vorwort mit, daB er l) Am 24. Januar 1584 heiratet „Maximiliaen Bauman van der Veer Chirurgyn Libuina Jan Caninxsdr. van Gent" (Archiv der Stadt Dordrecht). das alteste hollandische faustbuch 47 „niet sonder merkelicke costen" eine geschriebene Kopie des Werkes erhalten habe, welche er einigen in der Medizin erfahrenen Personen gezeigt habe, sowohl adligen wie andern, welche ihm danach „niet en hebben ongequelt gelaten, ende gemolesteert het voorschreven Boec in den Druck te brengen". Nur eine Auflage des Werken wurde mir bekannt. Ein Exemplar besitzt die „Nederlandsche Maatschappij ter bevordering der Geneeskunst". DaB Baten in der Tat der Verfasser der von Abraham Caen erworbenen Kopie ist, geht aus der englischen Übersetzung des hollandischen Textes hervor, welche gleichfalls bei Canin in Dordrecht erschien: The Boock of Phyficke Wherin Throughe commaundement of the moft Illuftrious, & renoumned Duke & Lorde, Lorde Lodewrjcke, Duke of Wirtenberghe, & of Teek, Earle of Mompelgart, &c. Moft of them felected, and approued remedyes.for all corporall difeafes, and fickneffes, which out of manye highe, and common Perfons written Phyfick-boockes, are compacted, and vnited together. Through his renoumned Graces moft famous Phyfition Mr. Doctour Ofwaldus Gabelhouer. Faithfullye tranflated out of High-duche by the right worfhipfull Mr. Doctour Charles Battus, ordinarye Phyf itione of the Citye of Dorte. And now nuelye tranflatede out of Low-duche into Englifhe by A. M. imprinted At Dorte by Ifaack Caen, 1599. Das Werk wurde von „Isaack Canine, Bibliopola at Dorte", der Königin Elisabeth von England gewidmet, Abraham Canin dedizierte es Maria von Oranien, der Gemahlin Philipps von Hohenlohe, dem Karl Baten sein Werk über die Chirurgie gewidmet hatte; es enthalt noch auBerdem das Vorwort Gabelhovers und ein „An den Leser" des Übersetzers A. M. Ein Exemplar besitzen die „Nederlandsche Maatschappij ter bevordering der Geneeskunst" und die Bodleianbibliothek in Oxford. Einen ganz anderen Charakter zeigt Batens letztes Werk: 8°. Van de || Siele des Men- || fchen / ende vande ontsterffe- || lickheydt des Men- || fchen Ziele. || Waer in door vele natuerlicke redenen / en || stereke Argumenten / door diverfche Schriften der || Philofophen || fommigher Out-vaderen bewefen / ende || door de H. Schrift gheconfirmeert wort / dat de Ziele || des menfchen / niet en is te vergehjeken / met de Ziele || der onvernuftige Dieren / dat oock de Ziele des men-1| fchen ontfterffelic / en onverganckelic is / tegen de || opinie van alle Epicuriftê / die hier namaels || gheen ander leven / noch falicheydt en || verwachten als de welluft de- || fes tegenwoordigen || Levens. || [Zierstück] || Regum Cap. 17. || lek bidde u Heere / laet in dit doode kint fyne || ziele wederom commen. || Tot Dordrecht. || By Abraham Canin / Anno 1601. || Das Werk, eine Oktavausgabe, ist signiert A—N; die Paginierung fehlt. Das Privileg — für sechs Jahre — ist vom 31. Mai 1601 datiert. Es nennt als Verfasser ausdrücklich „Doctor Carel Baten". Der Name des Druckers wird sowohl Caen als Canin geschrieben. Der Autor widmete sein Werk den „Eerentfeste, seer wijse, hoochgeleerde, discrete, voorsienige Heeren, Schoutt, Borghemeester, Schepenen, ende Raden, der vermaerder Coopstadt Dordrecht, mijne weerdige Heeren." Der Verfasser hat erwogen, daB „daer gheen sekerder oorsake gewesen en can, 48 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST waerom so veel Werelt-wijse, vernuftige ende cloecsinnige menschen (die hun alleene vant sweert der Overicheyt te wachten weten, so goddeloos, ende met so ruymen consciëntie haer gheheele leven doorbrengen, als het ongeloove, ofte den twijffel die sy hebben, aen de ontsterffelicheyt harer zielen ende aen een ander leven, na dit sterffelicke verganckelicke leven" (A, r°). Nun hat er bemerkt, daB „het gevoelen, van een eeuwige onverganckeücheyt, onser zielen nu in dese leste tijden der werelt, in veler menschen herten, schijnt wtgeroeyt cleyn oft ymmers twijfelachtich geworden te wesen" (A2 v°). Das Werk richtet sich also gegen die „Epicuristen, die de gheheele H. Schrifture ende de Christelicke Religie, in twijfel trecken, Ja, voor ghedichte f abulen achten, gelijck of die van eenen Quidam inde Werelt als een bedecte policie, ende tot eenen toom des volckx (so sy segghen) alleenelic beschreven ende inghevoert ware" (A„ v°). Besonders warnt er vor „de raserien vande ghene, die daer hebben ghemeynt, ende ghesustineert, dat dese Weereldt soude wesen, het lichaem Godts, waer van dat hy de ziele wesen soude, die daer in ghelogeert is, gehjck de menschehcke Ziele, in het Lichaem des menschen" {Nx v°). Also den Unglauben und die Skepsis, Folgen der Renaissance, bekampft der Autor. Sein Werk zeichnet sich durch Einfachheit des Stils und Klarheit der Gedanken aus und verrat groBe Vertrautheit mit den Werken der alten Phüosophen und der Kirchenvater. Was spezifisch lutherisch war, ist vermieden, was für eine so ausgesprochen kalvinistische Stadt wie Dordrecht recht klug genannt werden muB. Man scheint des Verfassers Ratschlage für den kranken menschlichen Körper aber bedeutend höher geschatzt zu haben als die für die kranke Seele; wahrend seine medizinischen Werke noch 150 Jahre nach seinem Tode immer wieder neu gedruckt wurden, ist von diesem Buche nur eine Auflage bekannt. Es ist denn auch auBerst seiten; die UniversitatsbibHothek in Gent besitzt ein Exemplar1). Warum Baten seinem Versprechen, niemand mehr ein Werk zu widmen, untreu wurde, ist nicht deutlich; vielleicht wollte er es als ein Abscbiedswort an die Regierung der Stadt Dordrecht betrachtet sehen; auch mag die Freigebigkeit, mit welcher um diese Zeit der Magistrat der Stadt das Declineren von bedeutenden Werken zu lohnen pflegte,«) ihn auf andere Gedanken gebracht haben. 2. Der Drucker Das Faustbuch gibt weder den Drucker noch den Druckort an. L. P. C. teilt in „De Navorscher" 8) ohne nahere Begründung seiner Ansicht mit, daB es bei Jasper Troyen in Dordrecht erschienen sei. Ihm hat vermutüch das Leidener Exemplar der „Maatschappij van Nederlandsche Letterkunde" vorgelegen. Dieses ist zusammengebunden mit „Het wonderlijcke || Schadt-Boeck || der Historiën /1| .... Tot Dordrecht, j| Voor Iasper Troyen/woonende inden vergui-1| den Griffioen, 1592." *) Sehr gunstig urteilt Ph. Blommaert fiber das Werk; vergl. De Nederduitsche Schrijvers van Gent. Gent, I. S. van Doosselaere, 1861. S. 176 ff. *) Man vergl. hierfür G. D. J. Schotel, Algemeene Konst- en Letterbode, 1839, Nr. 24. ») Jahrgang XIII (1863), S. 114. DAS ALTESTE- HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 49 Beide Werke nun stammen aus derselben Offizin; die Gleichheit dés Letternsatzes, genau dieselbe Ausführung, die Anwendung derselben kleinen Verzierungen, sowie auch die Tatsache, daB von den sechs Holzschnitten des Faüstbuchs fünf dem „Schadt-Boeck" entnommen sind, machen dies zur GewiBheit. Da das „Schadt-Boeck" für Jasper Troyen gedruckt wurde, nimmt der Anonymus dies auch für das Faustbuch an; in einer anderen Notiz in „De Navorschw" gibt er sogar Troyen als den Drucker an, was sicher nicht richtig ist. Jasper Troyen besaB in Dordrecht keine eigene Werkstatte; er laBt wiederholt bei anderen drukken. In Batens „Handboeck der Chirurgijen", das er 1606 „Tot Schiedam, By Adriaen Cornelisz.1' nachdrucken laBt, wird er denn auch „Boeck-verköoper" genannt. Letternsatz und Verzierungcn der beiden Werke weisen auf Jan Canin als Drukker hin. Und da alle anderen Werke Batens bei Canin erschienen, liegt es auf der Hand in ihm nicht nur den Drucker, sondern auch den Verleger des Faüstbuchs zu sehen. DaB einige Holzschnitte des „Schadt-Boeck" sich im Faustbuch finden, ist wohl so zu erklaren, daB Canin, der Drucker des „Schadt-Boeck", mit oder ohne Erlaubnis Troyens dessen Holzstöcke für sein im selben Jahre gedrücktes Faustbuch benutzte; so genau nahm man es damals nicht: Troyen laBt seinerseits das bei Jan Canin erschienene „Handboeck der Clürurgyen" nachdrucken. Canin scheint auch gerade der geeignete Verleger für ein „suspectes" Werk wie das Faustbuch gewesen zu sein. Er machte dem Dordrechter Kirchenrat wiederholt zu schaffen und es hatte gewiö seine guten Grimde, daB er im Jahre 1592 seinen Namen als Drucker des Faüstbuchs fortlieB. Wie Baten stammt auch Jan Canin aus Gent. Auch er wird, wie soviele andere, der Religionsverfolgungen wegen nach den nördlichen Provinzen ausgewichen sein: Wann er sich in Dordrecht niederlaBt, ist nicht bekannt; jedenfalls ist erim Jahre 1571 da. Wahrend die Stadt noch auf Seiten Albas steht, beginnt er den Druck einer Bibel — nach dem Emdener Exemplar des Gilles van der Erve —; das alte Testament tragt die Jahreszahl 1571, das neue hat das Jahr 1572. Es ist die sogenannte Dordrechter Bibel, welche vor der im Auftrag der Generalstaatenbearbeiteten Fassung, welche erst 1637 erschien, wohl am meisten gebraucht wurde1). Im Jahre 1573, nachdem die Stadt sich auf die Seite Oraniens gestellt hat und die Protestanten Religionsf reiheit erhalten haben, wird Jan Canin von der Gemeinde zum Kirchenaltesten gewahlt und ist als solcher bei der ersten öffentlichen Ausreichung des Abendmahls am 27. Juli dieses Jahres behilflich a). Noch 1577 ist er Mitglied des Kirchenrat es. Bald darauf wird er in den Streit verwickelt, welcher um den Pfarrer Herberts entbrennt. Dieser selbst kommt glimpflich davon, Jan Canin aber wird 1580 in den Kirchenbann getan, weil er das „Wonderboeck van David Jorissen" gedruckt hatte, wozu Herberts geraten haben sollte. Er gibt dann eine Zeitlang dem Kirchenrat keine Veranlassung zu klagen und hat sogar durch den *) Boek-zaal der Nederduitsche Bybels.... door Isaac le Long; Tweede Uitgave.... MDCCLXIV, S. 734 ff. ') Kerkelijk Dordrecht, door G. D. J. Schotel. Utrecht, 1841. Teil I, S. 78 und S. 165. Van 't Hooft, Faustbuch 4 DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 53 Das Dedikationsschreiben fehlt hier. Der Titelholzschnitt, Faust und Mephostophiles darstellend, letzteren im Mönchsgewande, hat Christoph van Sichem bei seiner bekannten Faustdarstellung beeinfluBt: Ein Exemplar besitzt die PreuBische Staatsbibhothek in Berlin. a4 Frankfort 1587 o. Dr. A2. Im Jahre 1588 laBt SpieB bei Wendel Homm in Frankfurt a. M. eine neue Originalausgabe drucken, die genau mit A1 übereinstimmt. Viele Fehler aber sind verbessert; auch das storende „nicht dienen lassen", das durch „und verharret" ersetzt wurde. Nach der Vorrede ist ein Kapitel „ZeugnuB der H. Schrifft, von den verbottenen Zauberkünsten" hinzugekommen, das auch in den meisten spateren hollandischen Ausgaben vorkommt. Ein Ex. besitzt u. a. die PreuBische Staatsbibfiothek. Nach der A-Fassuhg wurde das niederdeutsche Faustbuch übersetzt, das schon im Jahre 1588 bei dem nicht im besten Rufe stehenden Lübecker Drucker Johann Balhorn erschien. Auf der Rückseite des Titelblattes ist ein lateinisches Epigramm von sechs Distichen hinzugefügt worden, wekhes spater in die D-Gruppe übergeht: Qvisquis es, ingentes qui vis cognoscere technas Daemonis, hunc Hbrum perlege; certus eris. etc. Balhorn übersetzt alles buchstablich, sogar den Namen des Druckers SpieB durch Speth. Auch das verloren gegangene alteste englische Faustbuch war wohl nach der A-Fassung bearbeitet. Ein Neudruck dieser Groppe wurde 1878 von Wilhelm Braune besorgt1). Eine photographische Nachbildung nach dem Exemplar des Buchhandlers Hirzel—dem einzigen vollstandigen, das jetzt Professor Kippenberg in Leipzig besitzt2) — gab 1884 Wilhelm Scherer heraus 8). B. Eine neue Fassung erschien in Frankfurt a. M. angeblich bei Johann SpieB M D LXXXVII. Das Fehlen des Druckerzeichens aber laBt wohl auf eine Falschung schlieBen. Der Titel stimmt genau mit dem der A-Gruppe überein; der Inhalt aber zeigt Abweichungen. Es wurden acht neue Kapitel hinzugefügt, die aus Lercheimers „Christlich bedenken und erjnnerung von Zauberey" und Wiërs „De Praestigüs daemonum" oder viehnehr aus einer deutschen Übersetzung des letzteren Werkes übernommen wurden. Diese Fassung enthalt also 77 Kapitel. Mehrere Kapitel wurden umgestellt und umgearbeitet. Der Text wurde von Scheible im Kloster Bd. li, S. 933—1072 abgedruckt. Diese Fassung scheint wenig verbreitet gewesen zu sein; nur eine Auflage ist bekannt. Nach dem B-Text übersetzte im Jahre 1598 der gleichfalls der Zauberei beschuldigte VictorPalmaCayet das Faustbuch ins Französische. Die Übersetzung ist, da ') Vergl. Neudrucke deutscher Litteraturdenkmale des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Nr. 7 und 8; eine zweite Auflage, von Robert Petsch bearbeitet, erschien im Jahre 191 lmit ausführlichem Quellenmaterial. *) Katalog der Sammlung Kippenberg, Leipzig, Inselverlag, 1913, Nr. 1527, S. 123. ') In den Deutschen Drucken alterer Zeit, mit dem Titel: Das alteste Faust-Buch. 56 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST vmbher wie ein brollender Löwe vnd sucht welchen er verschlinge, &c. Anno M. D. LXXXVII. Am Ende des Buches der Zusatz: „Getruckt zu Tübingen, bey Alexander Hoek, im Iar M. D. LXXXVIII". Der Druck wurde wohl Ende 1587 angefangen und Anfang 1588 beendet, daher die verschiedenen Jahreszahlen. Der eigentlichen Geschichte gehen „Etliche schone sprüch, von den Zauberern vnd Warsagern, auB heiliger vnd Gottlicher schrift" voraus, die wohl SpieB zur Auf nahme seiner „ZeugnuB der H. Schriff t, von den verbottenen Zauberkunsten" in A* Veranlassung gaben. Einen Neudruck gibt Scheible, Das Kloster Bd. XI, S. 1 ff. Die Bearbeiter waren Studenten an der Tübinger Universitat, die samt dem Buchdrucker Hoek für ihre Mühewaltung vom akademischen Senat „einen guten „Viltz" er hiel ten 1). Neben diesen Drucken kennt man seit etwa drei Jahrzehnten noch eine handschriftliche Fassung. Sie befindet sich auf der Wolfenbütteler Bibliothek Und wurde von Gustav Milchsack mit einem ausführlichen Kommentar von etwa vierhundert Seiten, im Jahre 1897 herausgegeben 2). Der Text stimmt zum gröBten Teil wörtlich mit dem von A1 überein, aber die Einleitung ist eine andere und die Widmung fehlt. AuBerdem enthalt die Handschrift ein paar Kapitel mehr als A1, u. a. das Moringermotiv und zwar in einer dem Zeitalter des Grobianismus entsprechenden, auBerordentlich verrohten Form, wobei die Rolle der Jungfrau Maria, die den Edelmann noch rechtzeitig heimführt, um einer Verheiratung seiner Frau, die ihn tot glaubte, zu verhindern, natürlich auf Faust übertragen wurde. Ein anderes Pluskapitel besteht aus neun Prophezeihungen Fausts vor dem Bischof von Salzburg, wovon eine dié Pariser Bluthochzeit anzukündigen scheint; Vergl. Milchsack S. 118, Prophezeihung Nr. 2: „Er (= der Papst) wirdt inn Ettlich jaren die Lilien in Franckreich verfüeren durch ein Florentinerin vnnd groB jammer vnd Bluetvergiessen anrichten". Robert Petsch *) schlieBt aus der Prophezeihung, daB diese Fassung nach 1572 entstanden sein muB, aber nicht lange danach, da sie sonst für die Leser kein Interesse mehr gehabt hatte; im SpieBschen Faustbuch sei denn auch aus diesem Grande das Wahrsagungskapitel ausgelassen worden. Es hatte dann aber doch naher gelegen, nur die zweizeilige Prophezeihung statt des ganzen Kapitels zu streichen. DaB also die Handschrift eine altere Fassung vertritt als die editio princeps geht aus dieser Tatsache allein nicht hervor. Widman bringt seine Wahrsagungskapitel noch 1599, also viel spater. Fritz *) rechnet mit der Wahrscheinlichkeit, daB diese Fassung auch gedruckt wurde und daB die Quellen, worauf Widman sich beruft, gerade in dieser Wolfenbütteler Fassung bestanden hatten; Widman hat namlich nicht nur die Prophezeihungen, sondern auch die Geschichte von dem aus heidnischer Gefangenschaft heimkehrenden Edelmann. Die Voraussetzung mag richtig sein; allein dieser Wol- ») Vergl. Sexapeum VII (1846), S. 333. *) Historia D. Johannis Fausti des Zauberers, 1. Teil. Wolfenbüttel, Julius ZwiBler. ') Das Volksbuch vom Dr. Faust, Einleitung, S. XLIV. » ') Das Volksbuch vom Doktor Faust, S. IX. Note 1. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 57 fenbütteler Text kann unmöglich vor 1587 gedruckt worden sein, sonst hatte SpieB mit seiner Ausgabe nicht so groBes Aufsehen hervorrufen können. AuBerdem behaupten die Tübinger Studenten im Vorwort ihrer Ausgabe ausdrücklich, die Historie sei erst „vor einem halben jar in truck auBgangen." Das hollandische Faustbuch geht nach der Ansicht Zarnckes l) auf die deutsche Fassung c8 zurück, das ist die Ausgabe, die Fritz mit cB andeutet. Das flamische Faustbuch aber — und hiermit ist Batens Bearbeitung gemeint — sei nicht direkt aus dem Deutschen übersetzt worden, sondern diese sei „wohl" eine leise Überarbeitung des hollandischen Exemplars. Wie steht es aber mit dieser hollandischen Ausgabe? Sie ist, wenn sie je existiert hat, vermutüch verloren gegangen. Eine Nachfrage blieb erfolglos. Al» Titel gibt Franz Peter8) an: „Die Historie van Doet. J. Faustus, die eenen uit nemenden groote Toovenar ende swert Constenar was, uit de Hoch-Duytschen oversien ende met Figuren verclart. Emmerich 1592. 8." Wie kommt Peter zu diesem Titel? Er stammt wohl aus Prosper Marchands „Dictionaire Historique". Das geht aus einer kuizen das französische Faustbuch betreffenden Bemerkung bei Peter hervor, welche gleichfalls auf das „Dictionaire Historique" zurückgehen muB. Marchand zitiert namlich die französische Ausgabe des Faustbuchès, die nach der Angabe auf dem Titelblatt „A Cologne chez les héritiers de Pierre Mar* teau 1712" erschien und fügt korrigierend hinzu „c'est-a-dire, a. Bruxelles, chez George de Backer". Für Marchand, bei dessen Lebzeiten das Werk erschien, — er starb kurz vor der Herausgabe des „Dictionaire" — der lange Zeit in Paris als Buchhandler tatig gewesen war und spater als bekannter Bibliophile stets die engsten Beziehungen zum Buchhandel unterhalten hatte, wie der Herausgeber des „Dictionaire" mitteilt, mag die Korrektur so selbstverstandlich gewesen sein, daB er an eine nahere Motivierung nicht dachte. Bei Peter aber, der in seinem Sarnmelwerk auch die französische Ausgabe 1712 anführt, nimmt sich die Bemerkung, das Werk sei nicht in Köln, sondern in Brüssel erschienen, ohne nahere Motivierung und ohne Quellenangabe, etwas sonderbar aus. Franz Peter hat also Marchand ge* wiB gekannt. Wenn er aber seine Mitteilung betreflss des in Emmerich erschienenen hollandischen Faüstbuchs vom Jahre 1592 aus Marchand übernimmt, so muB er ihn falsch verstanden haben; in der Tat kann der französische Text zu einem MiBverstehen AnlaB geben. Marchand sagt aber bloB, es sei 1592 in Emmerich ein hohandisches Faustbuch gedruckt worden; den Titel gibt er nicht. Er fahrt dann fort, im Jahre 1607 sei in Delft eine Ausgabe in 8° erschienen mit dem Titel „Die Historie van D°. Johannes Faustus, die eenen uitnemenden groote Toovenaar, ende swert Constenar was, uit de Hooch-Duytschen oversien, ende met figuren verclart". Der Titel, den Franz Peter und nach ihm Engel in der „Zusammenstellung der Faustschriften" für die Ausgabe 1592 in Anspruch nehmen, gehört also der leider gleichfalls verschohenen Ausgabe 1607 an. Von einer Ausgabe des hollandischen Faustbuchès vom Jahre 1592 spricht auch •) Das Volksbuch vom Doctor Faust. 1878. Neudrucke 7 und 8. S. XV. 2) Die Literatur der Faustsage. 2. Auflage. Leipzig, 1851. S. 13, Nr. 80. 58 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Friëdr. Heinr. von der Hagen J). Als Titel gibt ér an „Warachtige Historié van Faustus Emerich 1592 8." „Warachtige Historie" ist der Titel von Batens Faustbuch. Dieses aber hat keine Ortsangabe. Der Name Emerich stammt aus dem Versteigerungskatalog des Isaak le Long, „Bibliotheca selectissima, .... 1744", wo als ;,libri in octavo & minori forma" S. 121 angeführt werden: unter Nr. 1458, die ;,Historia von Dr. Johan Faustus. Berlin 1590 in 8. Raar", und unter Nr. 1459 „Item .... Nederduytsch Emerick 1592 met het tweede deel of Hist. van syn Discipel Christoffel Wagenaer; Delft. 1607. 2 Deelen in 8. Raar." *) Von der Hagen hat nun offenbar Le Longs Katalog gekannt und auch die Ausgabe Batens irgendwo zitiert gefunden; da die Jahreszahlen überemstimmten, mag er den Druckort der Ausgabe Emerick auf das ohne Ortsangabe erschienene Werk Batens übertragen haben. Durch zwei alte Quellen, Le Long und Marchand, sind wir also über das Vorhandensein einer Ausgabe Emmerich unterrichtet. Es ist aber mehr als wahrscheinUch, daB Marchand auf Le Long, mit dem er sehr gut bekannt war, zurückgeht. Es bleibt also für die Ausgabe Emmerich nur ein Gewahrsmann, aber ein auBerst zuverlassiger, übrig. In Emmerich ist gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts der Drucker Reynder Wylicx van Deventer tatig *). Aus den bei fom erschienen Werken geht hervor, daB er Kalvinist war, was die Ursache gewesen sein mag, daB er, als die Gegenreformation am Niederrhein kraftiger auftrat, nach Utrecht umsiedelte. Im Jahre 1593 druckt er in Emmerich die „Prophecien van Twaelf Sybillen, .... Noch die Coninghinne van Saba ende die Coninck Salomon, hare Prophecien .... Nu wederom verbetert ende ouergheset wt het Hoochd Gedruckt toe Emme- rick, by my Reynder Wylicx van Deventer. A° 1593" 4). Kurz danach muB er die Stadt verlassen haben, denn noch im selben Jahre erscheinen in Utrecht „Veelderhande Schriftuerhjcke Nieuwe Liedekens, Vermaningen, Leeringen, Gebeden ..., nv wederom t' samen by een vergadert met noch vele die noyt gedruckt en Waren Door L. K. Gedruct t' Vtrecht by my Reynder Wylicks. Anno M. D. XCIII"5). Er nennt sich in Utrecht einfach Reynder Wylicx und laBt den Zusatz „van Deventer" fort. Er tat dies vermutlich, weil in Emmerich eine Verwechslung mit seinem Zunft- und Glaubensgenossen, dem Drucker Derick Wijlicx van Santen aus dém benachbarten Rees zu befürchten war/wofür in Utrecht weniger Gefahr bestand. Im Jahre 1597 erscheint bei Wylicx ein mit unserem Faustbuch eng verwandtes Werk: Die Historie Van Christoffel Wagenaer, Discipel van D. Iohannes Faustus, Wat Compact dat hy métten Duyvel gemaeckt heeft, Alles wt die nagelaten >) Germania VI (1844), S. 289 ff." *) Den Druckort Emerick -— mit einem m — hat auch die Groote Apologie.... van.... Petrus Codde.... Emerick, Florentius Abbema. Anno 1703 (Katalog Meuleman, 7626). ») Vergl. Karl de Waal Jr., NiedBrrheinische Zeitung 15, 22, und 29. Oktober 1905. Zweites Blatt. «) Frederik Huiler, Catalogus .... van Godgeleerde Werken der 16e en 17e eeuw. 1857. Supplement, Nr. 943. 5) J. Th. I. Arnold, Bibliographische Adversaria, Teil II, S. 2. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 59 Schriften van Christoffel Wagenaer genomen, ende in Druck vervat, Wt den Hoochduytsche in onse Nederlandtsche Sprake getrouwelijck ouergheset. Tot Vtrecht, Ghedruckt by my Reynder Wylicx. Anno M. D. XCVII1). Auffallig ist das Hollandisch des Wagnerbucb.es. Es wimmelt von den kühnsten Germanismen, wodurch es bisweilen unverstandlich wird; sogar da, wo der Urtext keine Veranlassung dazu gibt, bedient sich der Übersetzer rein deutscher Ausdrücke, sodaB seine Sprache nicht nur unter EinfluB seiner deutschen Vorlage, sondern unter deutschem EinfluB überhaupt steht. Van Hamel spricht denn auch in seiner kurzen Ankündigunga) des hollandischen Wagnerbuchs euphemistisch genug von der „Unbefangenheit, mit der er (= der Übersetzer) hochdeutsche Wörter und Ausdrücke hollandisiert". Es ist wohl nicht zu gewagt auf Grand der Sprache in dem Drucker des hollandischen Wagnerbuchs auch den Bearbeiter zu sehen, DaB nun ein Drucker wie Reynder Wylicx, der für das Wagnerbuch Interesse zeigte, und der in den bei ihm gedrackten Werken eine Vorliebe für die Volks* literatur bekundet, auch das Faustbuch gedruckt haben sollte, ist im Zusammenhang mit Le Longs Angabe mehr als wahrscheinlich, Zarncke 8) nennt das flamische Faustbuch — damit ist die Dordrechter Ausgabe gemeint — eine leise Überarbeitung des hollandischen Textes, also des Emmericher Dracks. Dieses nun ist recht unwahrscheinlieh: Baten, ein so vorzüglicher Sprachenkenner und so gut mit Ubersetzungsarbeiten vertraut, würde es doch wohl unter seiner Würde gehalten haben, statt einer Übersetzung, die Canin bei ihm bestellt haben will (man vergl. „Den Drucker totten Leser" in der Dordrechter Ausgabe), die „leise Überarbeitung" eines fremden Werkes zu liefern. Noch aus einem andern Grande ist es bedenklich eine Zwischenstufe zwischen Batens Text und dem deutschen Original anzunehmen. Wenn Reynder Wylicx das Faustbuch selbst übersetzt hat, wie er dies höchstwahrscheinhch auch mit dem Wagnerbuch tat, so muB es sprachlich noch hinter diesem zurückgestanden haben, denn etwas muB der vierjahrige Aufenthalt in Utrecht doch seinem hollandischen Sprachgefühl zugute gekommen sein. Es hatte dann aber eine leise Überarbeitung gewifl nicht ausgereicht um ein Werk zu liefern, das sich so eng an den deutschen Text an* lehnt, wie es mit Batens Faustbuch der Fall ist. Steht es aber fest, daB Battus direkt auf den deutschen Text zurückgeht, so steht das Emmericher Faustbuch ganz für sich da, denn auf die zahlreichen spateren hollandischen Dracke hat esTÜcht den geringsten EinfluB ausgeübt; diese gehen alle, direkt oder indirekt, auf Batens Text zurück. In seiner Einleitung zu Braunes Neudrack teilt Zarncke mit, daB dasEpigramm „Dixeris infausto", welches in den C-Fassungen auf der Rückseite des Titelblattes vorkommt, sich auch in den altesten hollandischen Faustbüchern finde. Das kann sich nur auf die beiden Dracke Emmerich 1592 und Delft 1607 beziehen, *) Ein Neudruck erschien in der Serie „Nederlandsche Volksboeken" Nr. XII, E. J. Bril, Leiden, 1913, bearbeitet von Dr. Joseph Fritz. ») Literaturblatt f. germ. und rom.. Philologie 1917, S. 86. ») Neudrucke Nr. 7 und 8, Einleitung S. XVI. 60 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST denn in den anderen steht es nicht. Leider gibt Zarncke nicht an, wo sich diese hollandischen Drucke bef inden. Auffallig ist es, daB er wohl im Jahre 1878 in den „Neudrucken", nicht aber zehn Jahre spater in den „Berichten der königl. sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften", wo er über die C-Gruppe ausführüch spricht, die hollandischen Faustbücher, die ja gerade auf seinen C-Text zurückgehen, erwahnt. Ein anderes Faustbuch führt Dr. G. D. J. Schotel als das alteste an: De Historie van Doet er Johannes Faustus, die een uitneemenden grooten Tovenaar in zwarte konsten was Uit den Hoogduitschen Exemplaar overgezien en op veele plaatzen gecorrigeert en met schoonen kopere figuuren versierd. Schotel nimmt aus nicht naher angedeuteten Gründen an, das Faustbuch sei zwischen 1583 und 1592 in Belgien erschienen — die meisten hollandischen Volksbücher stammen ja aus Belgien. Und dies, wahrend die alteste deutsche Fassung erst 1587 erschien, wie Franz Peter, den Schotel zitiert, deutlich genug angibt. Altere hollandische Faustbücher als die vom Jahre 1592 gibt es nicht. Das von Schotel angeführte ist gerade eins der allerjüngsten der in Holland gedruckten Volksbücher vom Doktor Faust. Aus Schotel gelangte die falsche Angabe 2) in Ernest Faligans „Histoire de la légende de Faust", wahrscheinlich durch Vermittlung des Professors am Priesterseminar in Gent, Ed. de Grijze, von dem Faligan manche Mitteilung das „flamische" Faustbuch betreffend, erhalten hat. Schon aus dem Titel von Batens Faustbuch geht hervor, daB eine C-Fassung seiner Übersetzung zugrunde liegt; die C-Gruppe hat namlich einen kürzeren Titel als die anderen Fassungen. Zwei Hinzufügungen erlaubt sich Battus: der Titel lautet bei ihm „Warachtighe Historie" und er spricht von Fausts „grouwelick eynde ende Af-scheydt". Letzterer Zusatz ist bedeutungslos, er stammt übrigens wohl aus der Überschrift des dritten Teiles, wo von „seinem (= Faustens) jammerlichen erschrecklichen End vnd Abschied" gehandelt wird. Was beabsichtigt der Verfasser mit dem Zusatz „Warachtighe" ? Zwar hat auch die gereimte Fassung den Titel „Ein warhaffte vnd erschrêckliche Geschicht ...."; diese ist aber Baten wohl kaum bekannt gewesen. Wenn Battus überhaupt seinem Zusatz einige Bedeutung hat beilegen wollen, so kann er damit nur einen Vorzug seiner Geschichte gegenüber anderen ihm bekannten Fassungen haben ausdrücken wollen. Er wird vermutlich neben dem C-Text eine A-Fassung gekannt haben—in Betracht kommt besonders der Hamburger Druck vom Jahre 1587, zu welcher Zéit sich Battus in dieser Stadt aufgehalten haben muB — die, seiner Quelle gegenüber ein Weniger enthielt, namlich die Erfurter Kapitel. DaB Baten eine andere Fassung gekannt hat, laBt sich auch daraus schlieBen, daB er auf dem Titelblatt zwei warnende Bibeltexte anführt, Deut. 18. 10. und Jacob. 4; 7. 8. Letzterer nun findet sich auch in dem Titel der A-Gruppe. Das lateinische Epigramm „Dixeris infausto" auf der Rückseite des Titel- .*) Vaderlandsche Volksboeken. Haarlem, 1874. Teil I, S. 152. *) Schotel ist in Bezug auf die Faustgeschichte überhaupt sehr ungenau; so z. B. kennt er zwei verschiedene Fassungen des Volksbuchs, aber die eine stellt sich als.... Goethes Faust heraus. DAS ALTESTE HOLLAMDISCHE FAUSTBUCH 61 blattes wifd fortgelassen; auch die vierundzwanzig Distichen am SchluB, „Dotibus ingenii'', fehlen. Die „Vorrede an den Christhchen Leser", bei Battus „Een waerschouwinge des Ouersetters Totten Leser", ist eine freie Bearbeitung nach der deutschen Vorlage. Sie ist stark gekürzt; der Umfang betragt etwa ein Drittel von dem des deutschen Textes. In Batens Angabe, daB Faust „noch in 40 Jaren herwaerts gheleeft heeft" darf man wohl etwas mehr sehen als eine Prazisierung der Vorlage „der noch bey Menschen Gedachtnus gelebet". Battus hat ohne Zweifel von Leuten, die Faust persönlich gekannt haben, von dessen Streichen gehört. DaB er seinen Tod zu spat, namlich um das Jahr 1552 stellt, ist die gewöhnliche Erscheinung, wenn man solche Daten aus der Erinnerung ansetzt. Die Angabe im Vorwort, daB „veel oude heden binnen Erfort ende Wittenberch den seluen (= Faust) seer wel ghekent ende zijne Toouerije gesien hebben", fehlt im Original; sie beruht, was Wittenberg betrifft, sicher auf mündlicher ÜberUeferung. Die Mitteilung betreffs Erfurt kann durch Kapitel LI veranlaBt sein, wo es heiBt, daB daselbst „noch etliche Personen beim leben, die jhn wol gekant". Es ist aber auch nicht unmöglich, daB die auffallige Erwahnung der Stadt Erfurt im Vorwort auf mündhche Tradition zurückzuführen ist. Sollte dies in der Tat der Fall sein, so ist es erklarhch, daB Baten seine Fassung, die ja von diesem Erfurter Aufenthalt ausführïïch berichtet, der A-Gruppe gegenüber, die darüber schweigt, als die „Warachtighe Historie" bezeichnet. Selbstandig ist das SchluBwort „Den Drucker totten Leser", worin jener in die Rechte dés Autors eingreifend, unter Anführung von vielen Bibelzitaten mitteilt, erstens, daB das Leben Fausts „contrarie gheweest is, als zijnen toename is luydende", und zweitens, daB nur höhere Rücksichten auf das Seelenheil seiner Leser ihn veranlaBt hatten, die Historia übersetzen zu lassen, also nicht etwa, „om den tijt onnuttelicken met lesen der selue te passeren: maer vele meer ende insonderheyt op dat de lectiè der selue eenen yeghelicken soude dienen tot waerschouwinge dat niemant van eenighe toouenaer hem late verleyden." Zur Ermittelung von Batens Vorlage muB eine kurze Betrachtung der Verwandtschaftsverhaltenisse der C-Drucke vorausgehen *). Aus einem Vergleich von cl und c* geht hervor, daB c2 von c1 abgeleitet wurde; c6 und c7 sind fast identisch und zeigen nur einige graphische Abweichungen von einander, woraus ersichtlich ist, daB c7, das 1597 erschien, auf das aus dem Jahre 1596 stammende c6 zurückgeht. Ein Vergleich von c1 und c8 zeigt, daB in manchen Abweichungen c8 der AGruppe naher steht als c1. Die A-Fassung ist bekannthch die alteste; c1, das 1589 erschien, kann nicht von c6 abgeleitet worden sein. Es muB also für c1 und c6 eine gemeinsame Vorlage angenommen werden, die der A-Fassung naher gestanden hat als c1 und zeitheh vor c1 lag. Diese wkd von Fritz mit *C bezeichnet; sie eröffnet die C-Gruppe. Die Existenz von *C wurde bestatigt durch die Ent- ») Vergl. Fritz, Das Volksbuch vom Doktor Faust, Halle a. S. 1914. Einleitung, S. XXVII ff. 62 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST deckung von dessen Tit elholzschni11, von dem alle C-Fassungen eine Kopie zeigenx). c5 und c7, respektive ce, zeigen den andern Fassungen gegenüber eine Reihe gemeinsamer Abweichungen. Sie können nicht von einander abgeleitet sein und mussen also auf eine gemeinsame Grundlage zurückgehen, die zwischen *C und c5 liegt und welche Fritz als *c4 ansetzte *). AuBerdem muB noch eine Fassung *c8 angenommen werden. Die D-Gruppe ist nach einem A-Text bearbeitet worden; die Erfurter Kapitel aber müssen aus einem C-Text herübergenommen worden sein. Auf keinen der vorhandenen G-Fassungen aber können sie zurückgehen und auch nicht auf die erschlossenen Fassungen *C und *c4. Es wird also von Fritz als Vorlage des D-Textes die Fassung *cs angesetzt, welche vor 1590, dem Erscheinungsjahr von D, liegen muB. Auf Grund dieser Auseinandersetzungen laBt sich für die C-Gruppe folgender Stammbaum aufstellen, wobei die Fassung *c8 vorlaufig unberücksichtigt bleibt. a1 I *C (vermuthch StraBburg 1588) *c4 (vielleicht 1591) c1 1589 o. O. u. Dr. ca 1589 o. O. u. Dr. c8 o. O. Dr. u. J. c6 1596 o. O. u. Dr. c' 1597 o. O. u. Dr. Für die Ermittelung von Batens Vorlage wurde der Text seines Faüstbuchs zunachst mit der von Fritz herausgegebenen Fassung c1 verglichen 8), wobei sich manche Abweichung konstatieren lieB. Diese Abweichungen stimmen zum gröBten Teil mit den cs und c7 — resp. c8 — gemeinsamen Lesarten überein. Weder c6 noch c7 selbst können als Quelle in Betracht kommen. Besonders c5 4) weicht durch die namentiich gegen Ende zahlreichen Zusatze ab; auBerdem fehlt bei'Battus das nur c5 eigentümhche „Trost Gebett, wider des Teuffels Pfeile vnd Anfechtungen". Aber auch c7, das von den vorhandenen Fassungen dem hollandischen Text am nachsten steht, zeigt noch zu viel Abweichungen; auBerdem muB es, wie das gleichlautende )■ Vergl. Fritz in Zeitschr. f. Bücherfreunde, Neue Folge, VI (1915). S. 301. •) Auf die Fassung »c* konnte sich, wie Fritz vermutet, die Angabe einiger Mefikataloge beziehen, daB im Jahre 1591 erschienen sei: D. Johann Fausten Historia mit vielen Stücken gemehret. Man vergl. über diese Angabe Zarncke: „Z«r Bibliographie der Faustbücher" in den Berichten der königl. sachs. Gesellsch, der Wissenschaften zu Leipzig, philolog. bist. .Klasse XL, S. 188. s) Vergl. Anhang, S. 150. 4) Nach Zarnckes Angabe — Neudrucke 7 und 8, 1878, S. XV — geht der hollandische Text, von dem Baten eine Überarbeitung biete, auf c" — das ist nach unserer Zusammenstellung, die sich nach Fritz richtet, c5 — zurück. Das ist ein Irrtum. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 63 c6 aus chronologischen Grimden ausgescbieden werden, denn es erschien 1597, c6 1596, Batens Text dagegen schon 1592. Es liegt also nahe, das hollandische Faustbuch von der c5 und c7 gemeinsamen Quelle *c4 herzuleiten. In nicht wenig Fallen aber geht Baten mit c1 gegen c5 und c7 zusammen. Er muB also auf einen Text zurückgehen, welcher noch vor c1 und *c4 liegt. Dies ist die erschlossene Fassung *C. Zu den Lesarten, welche Fritz für die Fassung *C in Anspruch nimmt, stimmt Batens Text aber nicht immer. Es wurden nun die Erfurter Kapitel bei Baten mit denen der Ausgabe D verglichen, welche nach der Annahme von Fritz aus der erschlossenen Fassung *c8 stammen. Es fiel nun auf, daB Batens Text mit diesen Erfurter Kapitein eng zusammenhangt, enger als mit einer der vorhandenenFassungen, sodaB es auf der Hand lag den Text *c8 als Vorlage für die hollandische Übersetzung in Anspruch zu nehmen. Die Fassung *c8 muB dann aber vor c1 liegen und direkt aus *C abgeleitet worden sein und soweit sich dies aus den bei Fritz angegebenen Lesarten schlieBen laBt, ist diese Annahme möglich. Auf diese aus *C geflossene Fassung *c8 geht nun einerseits c1, andrerseits der angenommene Text *c4 zurück. Es würde sich dann aber empfehlen die erschlossene Fassung *c8 als *c1, c1 als c2 und c2 mit c8 anzudeuten. Wie schon früher bemerkt wurde, ist Batens Übersetzung des Faustbuchès im allgemeinen eine buchstabliche. Besonders sind selbst andige Zusatze auBerst seiten. Auf der Weltreise teilt Mephostophiles mit, die Stadt Wien sei vom Landvogt „Flavio" gegründet worden (S. 59—22)J). Bobertaga) vermutet, hiermit könne der Bruder des Armmius oder vielleicht der Kaiser Vespasianus gemeint sein. Auch Baten hat sich wohl die Frage vorgelegt, welcher Flavius in Betracht komme und löst die Schwierigkeit durch Hinzufügung eines „Josepho", wonach also Flavius Josephus der Gründer der Stadt Wien ware. Der „Christhche fromme Gottesfürchtige Artzt vnd Liebhaber der heiligen Schrifft", der Faust aus Satans Krallen retten will (Kapitel LVII), fangt seine Ermahnung mit den Worten an, es sei ihm bekannt, daB er, Faust, sich dem Teufel verschrieben habe (S. 103—27); „met hjf ende Siele" fügt der hollandische Übersetzer hinzu. Will er sich hiermit gegen die Meinung wenden, daB man dem Teufel den Leib überlassen und die Seele retten könne? Es scheint so, denn S. 27—20, wo diese Auffassung deuthch ausgesprochen wird, laBt er die betreffende Stelle wohl aus religiösen Bedenken unübersetzt. Die Idee selbst, welche Milchsack8) eine „echt lutherische" nennt, geht wohl auf I Kor. 5—5 zurück. Lercheimer erzahlt in seinem „Christlich bedencken und erjnnerung von Zauberey" 4), auf dem Reichstage zu R. sei ein Zauberer und Schwarzkünstier gewesen, der sich, als er wuBte, daB ihn der Teufel dem Vertrage nach holen werde, zu Gott bekehrt habe. Dennoch habe man ihn morgens mit umgedrehtem Halse tot vor seinem Bette gefunden. Die Theologen aber hatten an dem Heile seiner Seele nicht gezweifelt; sie hatten ge- ') Seitenzahl und Zeilenangabe des deutschen Textes richten sich hier und auch weiter nach Fritz, Das Volksbuch vom Doktor Faust. 2) Kürschners Deutsche National-Literatur. Bd. 25, S. 231. s) LiterariBches Centralblatt 1896, Nr. XXV, S. 117. ') Das Kloster V, S. 269. 64 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST glaubt, Gott habe zugelassen, daB der Teufel ihm das Leben genommen habe, aber die, Seele sei gewiB gerettet. Auch das SpieBsche Volksbuch ist in Bezug auf die Frage, ob Faust verloren geht oder nicht, schwankend; in seiner Abschiedsrede an die Studenten erklart dieser wörtlich (S. 122—21): „Dann ich sterbe als ein bóser vnd guter Christ, ein guter Christ, darumb, das ich ein Hertzhche Rew x) habe, vnd im Hertzen jmmer vmb Gnade bitte, damit meine Seele errettet möchte werden, Ein bóser Christ, das ich weis, das der Teuffel den Leib wil haben, vnnd ich wil jhme den gerne lasser^er lasse mir aber nur die Seele zufrieden". Battus nimmt an dieser Stelle keinen AnstoB und gibt sie buchstablich wieder (FoL 57 v°—18): „want ick sterue als een boose, ende als een goet Christen: een goet Christen, mitsdien dat ick een hertehek berouw hebbe, ende in mijn Herte stadigh om ghenade ben biddende, op dat ymmers mijne Ziele mochte ghesalueert worden: een boose Christen, om dat ick weet, dat de Duyuel mijn üchaem hebben wilt, het welcke ick hem geerne ouersette, so verre als hy slechts mijne ziele met vreden wilt laten". Alle alt eren hollandischen Faustbücher übernehmen dies. Bedenken hatte aber der Drucker der Ausgabe O, wo es heiBt (S. 84—13): „want ik sterve als een Bose en als een On-Christen. Een On-Christen, mitsdien dat ik een valsch berouw hebbe, en in myn herte geen Gelove hebbe, regt te bidden, op dat immers mijne Ziele niet zal behouden worden. En als een boos Christen, om dat ik weet dat de duij vel mijn lijf hebben wil, het welke ik hem geerne over zette, zoo verre als hij slegts mijne Ziele met vrede wil late". Auch die beiden jüngsten in Holland gedruckten Ausgaben haben diese Fassung. Etwas bestimmter in Bezug auf das Ende seines Helden ist Widman. Zwar spricht Faust auch hier genau dieselben Abschiedsworte, aber die schrecklichen Naturerscheinungen bei seinem Begrabnis lassen für seine Seele nicht viel Gutes vermuten, denn „Es hat der Windt damahls sich also vngestümiglich erzeiget, als ob er es alles zu boden reissen wolte. Daraus man kondte schliessen, wie ein verzweiffeltes ende er hatte genommen" (Teil III, Kapitel XIX). Auch laBt er sich nach seinem Tode in seiner Wohnung leibhaftig sehen und „fieng er im hauB gantz vngestümmighch an zu poltern, das die Nachbarn genug mit erschrockenem hertzen zu hören hetten. Der Wayger aber beschwur und bandt den Geist hernach in seine ruhe" (Teil III, Kapitel XXI). Konsequenter als die Volksbücher führen die Faustspiele die Idee von Fausts Untergang durch, wo der Teufel vor den Augen der Zuschauer seine Beute mit sich in die Hölle reiBt. DaB Faust in der Tat in die Hölle geworfen wurde, weiB auch der Bearbeiter des spateren hollandischen Wagnerbuchs, das zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ,,t' Antwerpen, By de Weduwe van Hendrick Thieullier" gedruckt wurde. In Nachahmung des Faüstbuchs laBt der Autor, der das alte Wagnerbuch sehr frei bearbeitet hat, auch Wagner eine Reise nach der Hölle machen. Nicht in einer Verblendung wie einst sein Herr Faust, sondern in aller abscheulichen Wirkhchkeit *) Spieö selbst fügt die Randbemerkung „Judas Rew" hinzu; diese fehlt in der Wolfenbütteler Hs., gleichfalls in einigen C-Texten; auch Baten hat sie nicht. PAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 65 bekommt er die Verdammten zu sehen. Viele Jungfrauen liegen in glühende eiserne Reifen geschlossen, „en dit waeren de gene die op dese werelt den Fardegodyn1) gedragen hadden", erklart Auerhahn. Unter den „quade en verloochende Christenen" bemerkt er an erster Stelle „Marten Luther en Jan Calvin" 2), welche den grausamsten Qualereien der Teufel ausgesetzt sind. Bei den Juden, Türken, Götzendienern und Zauberern macht ihn Auerhahn auf Lucian, Virgihus, Simon Magüs und seinen früheren Herrn Doctor Faustus aufmerksam. Mit seiner Konkubine, der schönenCyrene*), verflucht Faust jetzt seine früheren Zauberkünste, wodurch er sich die ewigen Qualen der Hölle zugezogen hat. Auf religiös* Bedenken des Ubersetzers muB vermutiich auch die Auslassung des Trostgrundes zurüd^eführt werden, der Teufel wolle Faust in der Hölle nicht peinigen wie andere Verdammte (S. 120—22). In der zweiten Verschreibung Fausts aber, wo eine solche Behandlung nachdrücklich ausbedungen wird, hat die Stelle keinen AnstoB erregt und ist sie stehen gebheben (S. 105—30). Beachtenswert ist weiter eine kleine Umanderung des Textes S. 34—14; Faust hat seinem Geist die Frage vorgelegt, ob die Verdammten noch auf die Imnmlische Seligkeit hoffen könnten. Mephostophiles gibt darauf die merkwürdige Antwort; „Alle die in der Hellen sind, so Gott verstossen hat, die müssen in Gottes Zorn vnd Vngnad ewig brennen, darinnen bleiben vnd verharren, da keine Hoffhung nimmermehr ist, ja wenn sie zur Gnade Gottes kommen kóndten, wie wir Geister, die wir alle Stund hoffen vnd warten, so würden sie sich frewen, vnd nach solcher Zeit seufftzen. Aber so wenig die Teuffel in der Helle kónnen jhren Vnfall vnnd Verstossung verhoffen zur Gnade zu kommen, so wenig kónnen die Verdampten auch, denn da ist nichts zuhoffen, es wird weder jr Bitten, Anruffen noch Seufftzen erhört werden". Mephostophiles trennt also an dieser Stelle seine Persönlichkeit entschieden von der des Teufels. Das Volksbuch spricht von ihm auch meistens als von dem i,Geist". Dies veranlaBt die meisten Faustforscher von einem „spiritus famiharis" zu sprechen; das Faustbuch hat aber Stellen genug, wo Mephostophiles mit dem Teufel identifiziert wird, sodaB Kiesewetter *) sagen kann, er habe im Laufe der Zeit „christhch-dogmatische Züge" angenommen. Wie dem nun sei, das Volk, für das die Lektüre ja besonders bestimmt war, sah in Mephostophiles den Teufel; auch unser Bearbeiter steht auf diesem Standpunkt und durch eine kleine texthche Umanderung bringt er seine Meinung deutlich zum Ausdruck; vergl. Fol. 15 r°—1 : „alle die inde Helle zijn, ende van God verstooten, die moeten in Gods ongenade inder eeuwicheyt branden, sonder eenighe hope meer: Ja wanneer sy totte genade Gods comen conden, so souden sy, ende wy Geesten na sulcken tijt haken ende verblijden." Als unanstandig wurden einige nicht sehr dezente Mitteilungen über Fausts Erfahrungen im Harem des Sultans ausgelassen (vergl. S. 62—6) und mög- *) Von vertugadin = Reifrock. 2) Dieses flamische Wagnerbuch Ut in anti-protestantischem Sinne umgearbeitet. ») Dieses Wagnerbuch ersetzt die Helena durch die Nympbe Cyrene. «) Faust in der Geschichte und Tradition, S. 152. Van 't Hooft, Faustbuch 5 66 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST licherweise auch die Bemerkung S. 10—29, wonach „der Teuffel.... den Faustum den hindern habe sehen lassen". Es ware übrigens verfehlt, aus dem NichtUnterdrücken der zahlreichen, besonders naturhistorischen, Albernheiten schheBen zu wollen, der Übersetzer sei damit einverstanden gewesen. Es handelt sich für ihn offenbar um eine Übersetzungsarbeit und er nimmt nur gelegenthch, wo es bequem geschehen kann, einige kleine Anderungen vor. So übersetzt er buchstablich eins der albernsten Kapitel, namlich „Vom Donner" S. 67, wonach das Gewitter entstehen soll durch den Kampf der Geister gegen die vier Himmelsgegenden. Im „Secreet-Boec" gibt er S. 253 (Ausgabe Dordrecht 1609, Joris Waters) „Van de generatie ende oorsake des Donders" eine, wenn auch nicht vollstandig richtige, so doch viel vernünftigere Erklarung. So war es ihm natürlich nicht unbekannt, daB Faust auf seiner groBen Reise, bei der Aufzahlung der Weltteile — „Darnach sahe ich die gantze Welt, Asiam, Aphricam, vnd Europam" (S. 51—7) — das seit 'einem Jahrhundert bekannte „Indiam" vergaB, das in dem Wagnerbuch eine so bedeutende Rolle spielen sollte. Bedenken hatte unser Bearbeiter ohne Zweifel gegen das etwas reichhche Gastmam m Anhalt (S. 81), wo u. a. zweiunddreiBigFleischgerichte, fünfzehn Fischspeisen und achtzehn Weine aufgetragen werden, deren alphabetische Reihenfolge auf Entlehnung hinweistl). Der Verfasser des Kochbuches wuBte natürlich, daB hier dem Grafen von Anhalt und dessen Hofgesinde etwas zu viel zugemutet wurde und vereinfachte bedeutend. Von den Weinen wurden u. a. der „Niderl&nder" und der „Brabander" fortgelassen. Sommer *) vermutet hier patriotische Rücksichten des Übersetzers, indem er amiimmt, dieser wünsche nicht, daB Faust die Weine seines Landes zu seinen Zauberkünsten miBbrauche. Battus wuBte über die niederlandischen Weine wohl besser Bescheid als der Heidelberger Privatdozent, der sich eme Landschaft ohne Weinberge vermutiich nicht denken konnte. BewuBte Anderung ist es wohl, daB der Verfasser die „roten vnd weissen Trauben" (S. 80—10), die Faust durch seine Kunst der Grafin von Anhalt verschafft, durch „witte ende blauwe druyven" ersetzt, da ihm die roten unbekannt gewesen sein werden. Die Mitteilung seines Originals, daB in Magdeburg noch einer der sechs Krüge vorhanden sei, worin Christus Wasser in Wein verwandelte, wünschte Baten offenbar nicht auf seine Verantwortung zu nehmen; er steht die Sache als fraglïch dar. DaB in Köln „de duyuel met s. Ursula met de elf duysent Maechden" (F. 26 v°— 30) gefunden werde, stammt wohl aus der Quelle. Die als die alteste Fassung betrachtete Wolfenbütteler Handschrift, der auch sonst einige intolerante Bemerkungenfehlen, zeigt, daB hier ursprünghch statt „Teufel" das Wort „Tempel" gestanden hat, was auch einen besseren Sinn gibt. Die Auslassungen sind wenig zahlreich; nur dann und warm fehlt eine Zede. Der . Grand laBt sich nicht immer erkennen. Von den sehr zahlreichen lateinischen Aus- ») Namlich aus Petrus Dasypodius, Dictionarium Latino-Germanicum et vice versa Germanico-Latinum. Vergl. A. Bauer, Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte, Bd. L S. 192 ff. Q, ») Allgemeine Encyklopadie der Wissenschaften und Künste. Erste Section, 42. Teil, S. 93. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 67 drucken für Hölle (Kapitel XVI), die wieder aus dem Dasypodius stammen *) werden einige fortgelassen. Auch stellt der hollandische Bearbeiter seine Kenntnisse des klassischen Altertums etwas weniger in den Vordergrund als der deutsche Verfasser; daher laBt er Faust, der in der Cjuelle seinen EntschluB den Studenten die Helena zu zeigen, in die hochtrabenden Worte kleidet: „Dieweil jhr denn so begierig seid, die schóne Gestalt der Kónigin Helenae, Menelai Haus- fraw, oder Tochter Tyndari vnd Ledae, Castoris vnd Pollucis Schwester zu sehen, wil ich euch dieselbige fürstellen'', an dieser Stelle eine einfachere Sprache reden. Der hollandische Übersetzer übeniimmt auch die zahlreichen Randbemerkungen; die lateinischen aber laBt er aus. Faust zaubert in Innsbruck, als Kaiser Karl V. sich da aufhalt, einem schlafenden Ritter ein Hirschgeweih an den Kopf (Kapitel XXXIII); der Name, sagt das deutsche Faustbuch, sei, weil es einen Edelmann betreffe, ausgelassen. Den Lateinkundigen gegenüber aber wurde diese Zurückhaltung nicht für nötig befunden, denn, flüstert eine Randbemerkung, „Erat Baro ab Hardeckt". Das hollandische Faustbuch laBt die Bemerkung fort. Helena gebiert Faust einen Sohn, Justus Faustus; es ist ein Wunderkind, das seinem Vater „veel toecomende dinghen, die in diuersche Landen souden gebeuren", mitteilt. Nach Fausts Tode verschwinden Mutter und Kind iri geheimnisvoller Weise (Kap. LXIV). Der deutsche Verfasser, der als Kind seines Zeitalters sich gern mit theologischen Fragen beschaftigt und der wohl bei Luther *) über das Taufen von MiBgeburten gelesen hatte, bemerkt am Rande S. 112 „Quaestio an baptisatus fuerit". Battus beschaftigt sich mit dieser Frage nicht. Als der Teufel in der zweiten Verschreibung verspricht, Faust in der Hölle nicht zu peinigen, warnt der Autor in einer Randbemerkung „Si Diabolus non esset mendax et hómicida" (S. 105). Nur ist es nicht recht deutlich, worum er es lateinisch tut. Auch diese Bemerkung fehlt im hollandischen Faustbuch. Einige Auslassungen sind vermutlich auf ein Nichtverstehen des deutschen Textes zurüclczuführen; so blieb die Stelle S. 85—20/24 wohl unübersetzt, weil dem Bearbeiter das Wort „Gócker" nicht bekannt war. Mit dem Landesnamen „Kernten" (S. 90—23), den Baten fortlaBt ist das wohl kaum der Fall gewesen. Für dié meisten Auslassungen laBt sich eine Erklarung nicht geben. Ein paarmal andert der Übersetzer infolge eines sprachhchen MiBverstandnisses den sachlichen Inhalt; so S. 18—33 „die Hund trieben vnd hetzten einen Hirschen biB in D. Fausti Stuben, da ward er von den Hunden nider gelegt". Battus hat hier (Fol. 7 r°—9): „de Honden hepen naer eenen Hert, tot inde Camer van Doctor Fausti, alwaer de Honden den voorsz Faustus ter aerden leyden". Allerhand andere Tiere zaubert Mephostophiles noch inTausts Zimmer, u. a. einen Drachen, von dem es im deutschen Faustbuch heiBt (S. 19—4) „D. Fausti Famulus sagt, das er einem Lindwurm gleich gesehen habe, am Bauch geel, weiB vnd schlegget, vnd die Flügel vnd Obertheil schwartz, der halbe Schwanz, wie ein Schneckenhaus, krumblecht, darvon die Stuben erfüllet, etc". Der hollandische Text lautet hier (7 r°— 15): l) Cfr. Bauer in der Vierteljahrsschrift f. Literaturgeschtehte, Bd. IV, S. 382. *) Cfr. Tischreden. Aurifaber, S. 301 und 456. 68 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST „Den knecht van Doctor Faustus seyde, dat hy aldaer oock eenen Lindworme sach die gheel ende witachtich aen zijnen buyck was, ende bouen op zijn lichaem swart, soo dat hy ouer de Camer croop, ende de Camer vervulde". Der hollandische Text weicht hier sehr ab, wohl deshalb, weil der Übersetzer nicht verstand, daB noch immer von dem Drachen die Rede war. Dann war ihm die Bedeutung des Wort es „schlegget" dunkel, was nicht zu verwundern ist, denn es liegt hier ein Druckfehler vor, der in allen C-Fassungen vorkommt. Die A-Gruppe hat richtig „schlegget" = gescheckt oder scheckig, also hollandisch „gevlekt". Eine unrichtige Wiedergabe des Textes bringt Battus auch im Kapitel LUI. Es ist hier die Rede von dem „Stadjuncker" im Hause zum Anker in der Schlössergassezu Erfurt; „inde Slèutelstraet" sagt unser Bearbeiter. Das Faustbuch verschweigt „ethcherVrsachenhalber" den Namen.Gemeint ist aber, wie Szamatólski1) beweist, der Junker von Denstett, bei dem Faust viel verkehrt haben soll. Dieser war katholisch und er war es, der den für das protestantische Milieu des Faustbuchès so auBerst befremdenden Bekehrungsversüch durch den Franziskaner Dr. Klinge anregte, wovon Kapitel LV die Rede ist. Zur Beruhigung des „christlichen Lesers" wird dann darauf hingewiesen, daB Dr. Klinge mit „D. Luthern vnd D. Langen wolbekandt war". Das war allerdings der Fall, aber in etwas anderem Sinne, als der unbefangene Leser es versteht: Dr. Klinge war der Hauptgegner der Reformation in Erfurt. „Nun hat sichs zugetragen", erzahlt das Volksbuch S. 95— 15 „das gemelter Faustus auff eine Zeit, als derselbe Juncker viel guter Freunde zur Abendmalzeit zu sich geladen, nicht Einheimisch, sondern zu Prage beim Keyser gewesen ist, als aber die Junckern bey seinem Freunde sehr lustig gewesen, ynd jhn offt gewontscht vnd begert haben, hat sie ihr Wirt berichtet, das er j«tzt nicht zubekommen, weil er weit von dannen, nemhch, zu Praga were ".Das hollandische Faustbuch hat hier (44 r°—21): „Soo ist ghebeUrt, dat den voorsz Faustus op eenen tijt, als den Joncker diuersche Gasten hadde (niet tot zijnen huyse, maer tot Praghen daer den Keyser was) metten welcken den voorsz. Joncker vrolick was, alwaer hy Faustum dicmaels by hem wenschede, maer also hem zijnen weert vermaende, dat alsulcken wenschen om niet was, mits dien den voorsz Faustus nv so verre van hem geseten was ....". Also nicht Faust befindet sich nach der Auffassung des Übersetzers in Prag, sondern der Junker und Faust kommt aus Erfurt herüber. Weiter übersetzt er wieder buchstablich, nur andert er jedesmal „Prag" in„Erfort".DasWort „Wirt" gibt er durch „Weert" = „Schenkwirt" wieder. Der Junker ist also in Prag in einem Gasthof abgestiegen und gibt da sein Fest. Dann wünschen nicht die Gaste, sondern der Gastgeber selbst, Faustus herbei, worauf dann der Scherikwirt auf die UnerfüUbarkeit dieses Wunsches hinweist. Liegt hier vielleicht eine bewuBte Umanderung vor? Mit dieser Möglichkeit muB man wohl réchnen, wenn man berücksichtigt, daB der SchluB unseres Zitats.wo deuthch ausgedrückt wird, Faust befinde sich in Prag, klugerweise unübersetzt gelassen wurde. Fand der hollandische Übersetzer vielleicht einen Zauberer wie Faust eine zu ge- >) Euphorion II (1895), S. 39 ff DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 69 ringe Gesellschaft für einen Kaiser, zu dem er sich höchstens einen Junker denken konnte? Er ist dann nicht in den Gedankengang des deutschen Autors eingedrungen. Der Verfasser der Erfurter Kapitel denkt namlich ohne Zweifel an Kaiser Rudolf II., der eine Zeitlang in Prag residierte. Dieser beschaftigte sich viel mit Alchimisterei und Astrologie, sodaB der Hof in Prag das Ziel von allerhand Abenteuerern und Alchimisten war, wie z.B. des berüchtigten Scotus und des Spiritisten John Dee, die beide einige Zeit in Prag lebten 1). Noch eine andere Konfusion enthalt Kapitel LUI. Kaum haben die Gaste des Junkers den Wunsch geauBert, Faust bei sich zu sehen, so steht er schon drauBen vor der Tür. Der Sohn des Ritters will das Pferd in den Stall führen und „verheist jhm Futter gnug zu geben, kans aber nicht halten, wie hernach folgen wird" (S. 96—7). Battus sagt (F. 44 v°—10): „maer den Sone en coste het voorsz. Peert niet gehouden, hoe vast dat hijt oock houdende was, ghelijck ghy alhier sult hooren". Er denkt also an das Nicht-halten-können des Pferdes, obwohl nirgends die Rede davon ist, daB es sich ungebardig benimmt, wohl aber davon, daB der Sohn des Junkers sein Wort nicht halten kann, namlich was sein Versprechen, das Pferd sattzufüttern betrifft, „want het heeft my aireede sommighe veertelen Haueren opghesloect, ende noch siet het om, ofter niet meer voor handen en is" (45 r°—2). Das war denn auch kein Wunder, „Want het was zijnen Gheest Mephostophiles, de welcke, ghelijck voorseyt is, hem somtijts in een Peert met vleughelen veranderde, als Faustus erghens inder haeste verreyseh wilde" (45 r°—13). Der Vergleich dieses Pferdes mit „der Poëten Pegasus" (S. 97—5) féhlt in der hollandischen Übersetzung. MiBverstanden ist auch die Stelle S. 48—26, wo anlaBlich Fausts Besuch in der Hölle bemerkt wird: „Diese Historiam vnd Geschicht, was er in der Helle vnd verblendung gesehen, hat Doet. Faustus selbs auff geschrieben", wofür Baten hat (22 v°—14): Dese Historie, ofte geschiedenisse, heeft Doctor Faustus selue geschreuen, deselue maer in eene verblindinghe ghesien te hebben". Gleichfalls ist die Erzahlung von Fausts Erfahrungen im Palaste des Papstes unrichtig wiedergegeben (S. 54—35): JSr kam auch vnsichtbar für des Bapsts Pallast, da sahe er viel Diener vnd Hofschrantzen, vnd wz Gerichten vnd Kosten man dem Bapst aufftruge". Man vergleiche hiermit den hollandischen Text (F. 25 v°—31): „Hy quam ooc onsichtbaer voor het Palays des Paus, daer sach hy veel dienaers ende Houelinghen, ende het was hem wonder aen te sien, hoe dat de Paus met een groote pompeusicheyt ghedragen wierdt". Als das Ende der vierundzwanzigjahrigen Frist herannaht, macht Faust sein Testament, „vnd vermachete seinem Famulo das Haus, sampt dem Garten, neben des Gansers vnd Veid Rodingers Haus gelegen, bey dem eisern Thor, in der Schergassen an der Ringmawren" (113—3). Battus hat nur „ende hymaeckte ') Vergl. A. Bechtold, Hieronymus Scotus, Archiv für Medaillen- und Plakettenkunde, Jahrgang 1924 und Carl Kiesewetter, John Dee, ein Spiritist des 16. Jahrhunderts, Leipzig, Max Spohr. 70 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST zijnen dienaer het Huys, gestaen ende gheleghen by de ijseren poorte, in de Schergasse, aen de Rinckmueren" (52 v°—18). Tm zwanzigsten Jahre seines Paktes gewinnt Faust die Gunst von sieben schönen Frauen, den schönsten ihres Landes; es sind „zwo Niderl&nderin, eine Vngerin, eine EngeMnderin, zwo Schw&bin vnd ein Franckin". Battus spricht nur von einer HoMnderin und behalt doch die Zahl sieben bei. Der Holzschnitt der Ausgabe 1608 zeigt nur f ünf Frauenf iguren, der Druck des Jahres 1695 erwahnt auch die eine Hollanderin nicht mehr, vielleicht aus nationalen Rücksichten. Der betreffende Holzschnitt fehlt hier, sonst konnte ftian bewuBte Anderung durch Anlehnung an den Holzschnitt annehmen. Auch hier wird noch immer von sieben Frauen gesprochen, obgleich nur fünf genannt werden. EinDruckfehlerhegtwohlvorF. 25 r°—36, wo von dem Berg „Vestinus" die Rede ist. Der deutsche Text hat richtig Vesuvius; der Fehler findet sich auch in allen spateren hollandischen Ausgaben, ausgenommen in den allerjüngsten Genter Drucken.' Noch ein anderer Druckfehler schleppt sich durch alle hoMndischen Ausgaben. Es betrifft die Übersetzung eines jener unklaren Satze, die das Faustbuch für den modernen Leser so schwer genieBbar machen; man vergleiche S. 31—6: MDie Helle hat eine solche weite vnd tieffe des Thals, das es Jerusalem, das ist, dem Thron des Himmels, darinnen die Einwohner des Himlischen Jerusalem sein vnd wonnen, weit entgegen ligt, also das die Verdampten im wüste des Thals jmmer wohnen müssen, vnnd die Höhe der Stadt Jerusalem nicht erreichen kónnen." Der Autor will hiermit nur sagen, daB die Verdammten in der Hölle niemals die himmlische Seligkeit erlangen können. Das Bild ist der Bibel entnommen, wo der Himmel mit der Stadt Jerusalem, die Hölle mit dem in der Nahe dieser Stadt gelegenen, verrufenen Tale Gehennom verghchen wird. Der Verfasser des Faustbuchès aber führt den Vergleich nicht ganz aus und bleibt dadurch undeutlich. Der hollandische Text lautet an dieser Stelle (Fol. 13 r°—26): „de Helle heeft eene alsulcke wijdde ende diepte des dals, dat heet Jerusalem, dat is den throon des Hemels, daer in dat de inwoonders van het Hemelsche Jerusalem zijn, ende woonen wijt, ende verre teghen malcanderen ouer liggen, soo dat de verdoemde, inde woeste des voorseyden dals, altijt moet blijuen woonen, ende inde hoochde der Stadt Jerusalem nemmermeer gheraken en connen." Dieses „heet" ist natürlich ein Druckfehler für „het". Die schon im deutschen Original unklare Stelle ist dadurch bei Battus völlig unverstandhch geworden. Die Ausgabe Amsterdam, Jean de Nivel, 1728 (U) hat sie vergebens durch eine kleine Anderung zu bessern versucht; man vergleiche S. 44—14: „De Hel heeft sulcken wijtte en diepte, als het Dal bij Jerusalem " Dadurch ist aber der Zusammenhang mit dem Rest des Satzes gestört. Einige Wörter und Ausdrücke hat der hollandische Übersetzer offenbar nicht verstanden ;so das Wort „Erdbidem" (= „Erdbeben",zudemmittelhochdeutschen Verbum bidemen = beben). Man vergleiche S. 31—27: „Die Helle hat auch eine Klufft Chasma genandt, gleich eines Erdbidems, da er denn anstósset, gibt er eine solche Klufft und Dicke, das vnergründhch ist, da schüttet sich das Erdreich von DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 71 einander, vnd spüret man aus solcher Tieffe der Klüfften, als ob Winde darinnen weren". Im HolliindisChen ist dieser schon im Deutschen verworrene Satz reiner Unsinn geworden: „De Helle heeft oock eenen Afgront, Chasma ghenoemt, ghelijck eenen Aertbodem, daer aen hy stoot, daer heeftse alsulcken dickte, datter gheenen grondt en is, aldaer scheurt hem het Aertrijck van den anderen, ende het schijnt, dat in alsulcken diepte der Afgronden winden ghehoort worden" (Fol. 13 v°—11). Im albernen Kapitel „Vom Donner" (S. 67), wo die Entstehung des Gewitters erklart wird, erzahlt der Verfasser, wie es an einem warmen Sommertage zu „kisseln" angefangen habe. Der Übersetzer versteht dieses Wort nicht, hilft sich aber damit, daB er es durch „donderen" wiedergibt. Es hangt wohl mit „Kies" zusammen und ist durch „hagelen" wiederzugeben. Kapitel XV handelt von der Gewalt des Teufels; Mephostophiles teilt hier Faust mit, wie der Satan die Menschen zum Bösen zu verführen pflege und erzahlt auch haarfein, wie er verfahren sei, Faust zum Abfall von Gott zu bewegen. Kein Wunder, daB sich in Faust die Reue regt, welche sich in dem Ausruf „Ey, was hab ich gethan" aufiert. Mephostophiles weist jede Verantworthchheit von sich ünd tut dies mit den Worten der Hohenpriester und Altesten, Matthaus 27 : 4 „Da sihe du zu". Der Übersetzer scheint hier das Bibelzitat nicht herausgefühlt zu haben und gibt es durch den wenig sagenden Ausdruck „daer laet ick u voor sorghen" wiederDie Datierungen nach dem katholischen Kirchenkalender wurden wohl nicht verstanden und deshalb fortgelassen, wo sie nicht unbedingt notwendig waren, so S. 68—24. Es wird hier erzahlt, wie Kaiser. Karl V. gelegentlich seines Aufenthalts in Innsbruck Faust zu sich berufen habe „im Sommer nach Phihppi und Jacobi". Das hollandische Faustbuch sagt einfach „inden Somer", was den Sinn nicht beeintrachtigt. Nach der Erzahlung von Fausts tollem Treiben am FaBnachtsmontag und-Dienstag und sogar auch noch am Aschermittwoch und dem darauffolgenden Donnerstag, in den Kapitein XLIV—XLVII, folgt der Abschnitt „Am weissen Sontag von der bezauberten Helena". Der hollandische Bearbeiter versteht vermutlich den Ausdruck „weiBer Sonntag" nicht (= der Sonntag nach Ostern, vom lateiniT schen „Dominica in albis", nach den weiBen Kleidern der Neugetauften); er übersetzt es mit „Op den Sondach daer naer, vande betoouerde Helena" und vermutet also einen Zusammenhang zwischen diesem Kapitel und den vier vorhergehenden*). Das Angesicht der Helena war „gleissend", erzahlt das deutsche Faustbuch; Battus hat dafür „ghelat". DaB er ihre „Kolschwartzen Augen" im Hollandischen durch „bruyne" ersetzt, ist natürlich nicht auf ein MiB verstenen des Text es zurückzuführen; es mag sich eher für ihn um eine Geschmackssache handeln. Auffallig ist, daB eine verhaltnismaBig spate Ausgabe ohne Adresse, die aber bei Jaco- *) lm Mittelalter ist in der Tat der erste Fastensonntag (Dominica Invocavit) als weiBer Sonntag bekannt gewesen. Vergl. H. Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 1891 Bd. I S. 206. In Süddeutschland ist dies noch jetzt hie und da der Fall. DaB also der Verfasser des deutschen Faüstbuchs den Sonntag Invocavit im Auge gehabt hat, ist nicht unmöglich. Baten hat dann aber wohl unbewuBt das Richtige getroffen. 72 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST bus van Egmont in Amsterdam oder bei dessen Witwe erschienen sein muB, wieder „zwarte oogen" hat. DaB der hollandische Bearbeiter etwas flüchtig verfuhr, zeigt die Übersetzung von „S. Peters Munster oder Thum" (S. 54—26) durch „S. Pieters Tombe", wo es also als Grabmal S. Petri aufgefaBt wird. Einige Zeilen vorher (S. 54—19) wird das Wort „Thumbkirche" aber ganz richtig" durch „Domkercke" wiedergegeben. Die Ausgabe, die angeblich bei „Hismanius van de Rumpel 't Amsterdam "erschien — in Wirkhchkeit ist es eine flamische Ausgabe, welche von einem Katholiken bearbeitet wurde, wie aus einigen Anderungen und Zusatzen deutlich hervorgeht, — setzt hierfür das richtige „St. Pieterskerk" ein. Ahnliche Spuren einer flüchtigen Arbeitsweise finden sich öfter: so wird die Stelle S. 60—6 „D. Fau. reiset auff Mitternacht zu" durch „D. Faustus troc inder middernacht op" übersetzt, dagegen lautet der hollandische Text für: „Doctor Faustus wendet sich gegen Mitternacht zu" (S. 62—9) richtig „D. Faustus keerde hem naer het Noorden" und einige Zeilen weiter (S. 62—15) für „Darnach wendet er sich wider gegen Auffgang und Mitternacht", „Daer na soo keert hy wederomme na het Oosten, ende na het Westen." DaB das Wort „Brunst" in dem Satz: „in dem wird sein Haus voller Brunst" (22— 29) nicht durch „stof" wiederzugeben ist — „soo was zijn gheheele huys so vol stofs" — ware Battus bei ruhigem Nachdenken wohl klar geworden, zum al er den Satz 23—19 „gerieth auch in eine solche Brunst" richtig durch „daer toe soo wierdt hy so brunstich" wiedergibt. Schwierigkeiten machte dem Übersetzer das deutsche Wort „Vngeziffer". Das j etzige Aquivalent „ongedierte" findet sich namlich erst spater. Er sucht jedesmal tastend nach einem andern Ausdruck. So übersetzt er es 33—1 mit „schrickehcke Dieren, 44—24, 44—27 und 44—31 mit „vliechachtighe Dieren, 44—25 mit „fenijnighe Ghedierte", 44—33 mit „alsulcke gedierte"; 44—34 gibt er es durch „quellende gedierte," 45—2 durch „dusdanighen ghedierte" wieder; 45—6 spricht er „van de plaghen deses ghedierte" und 46—19 von „onsuyuer ghedierte". Wenig Sprachgewandtheit zeigt er im sogenanntenSprichwörterkapitel (LXX); er übersetzt alle Sprichwörter buchstablich, wodurch der Sinn manchmal dunkel wird; eines hat er gar nicht verstanden, namlich 118—4 „man soll Narren mit Kolben lausen", was wohl bedeutet: „man soll Toren, wie Faust einer ist, weil er sich mit dem Teufel eingelassen hat, mit groben, kraftigen Mitteln zu einer bessern Einsichtbringen". Der hollandische Text lautet hier (Fol. 55 r°—16): „daerom moet men Sotten int hayr luysen", was keinen Sinn hat. Allzuflüchtig wurde „ein finsters Loch" (50—30) durch „een duystere Locht" (23 v°—22) und das Wort „Schmach" (119—2) durch „Smaeck" (55 v°—12) wiedergegeben, wodurch der Text unverstandlich wird. Vielleicht handelt es sich im letzteren Fall um einen Druckfehler: spatere Ausgaben haben dafür „smaet". Aus dem hollandischen Text laBt sich der SchluB ziehen, daB die verloren gegangene Fassung *c8 fast völlig mit den vorhandenen C-Texten übereingestimmt haben muB. Auf der Weltreise werden unter den zahlreichen lateinischen Namen für die Stadt Regensburg u.a. Impripolis und Ratispona genannt (27 v°—34), wofür alle DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 73 in Betracht kommenden C-Texte Imbripolis und Ratisbona haben. Battus fand diese Formen natürlich in seiner Vorlage. Diese Verscharfung von „b" laBt eine süddeutsche Quelle vermuten. Mephostophiles muB seinem Herrn nachts allerhand kostbare Kleidungsstücke stehlen, erzahlt das deutsche Volksbuch (S. 21—17), namlich in Nürnberg, Augsburg und Frankfurt. Für Augsburg hat Baten „Straesburg". Der von Fritz entdeckte Titelholzschnitt von *C stammt aus StraBburg und man hat daraus den SchluB gezogen, daB die Fassung *C wohl in dieser Stadt gedruckt wurde. Es liegt nun nahe zu vermuten, daB Batens „Straesburg" aus seiner Quelle (*c*) stammt, die es dann ihrerseits aus *C übernommen hatte. Es hatte dann der Verfasser von *C den Namen Augsburg, den er in a1 fand, aus Pietat für seine Vaterstadt in StraBburg geandert. Da aber einerseits c1, das direkt auf *c3 zurückgeht und andrerseitsc6undc7, die mit telbar aus *c* abgeleitet wurden, Augsburg haben, muB man wohl an eine Anderung des hollandischen Ubersetzers denken, obwohl der Grund für eine solche Umanderung nicht klar ist. Zweimal bringt das hollandische Faustbuch einen den Inhalt erlauternden Satz, der in allen C-Fassungen im Texte-steht, in einer Randbemerkung, namlich: „Het was de duyuel selue" (F. 9 r°); gemeint sind die Weiber, die Mephostophiles Faust zuführte, welche succubae oder weibliche Buhlteufel gewesen sein sollen. Dieser Zusatz fehlt in den A-Fassungen ganz. Man könnte vermuten, daB er auf dem Wege einer Randbemerkung in den Text geraten ware und daB er in der Fassung *c* noch als Marginale vorgekommen ware. Dem steht aber gegenüber, daB c1 ihn im Texte hat. Das andere Marginale ist das zu Kapitel LVIII, wo Faust dem alten Manne, aus Rache über dessen Bekehrungsversuch einen Poltergeist ins Haus schickt, der aber vom trommen Alten mit höhnischen Worten vertrieben wird, sodaB er Faust erklaren muB, er habe dem Manne nicht beikommen können, denn dieser sei bewaffnet gewesen. Der hollandische Text hat hier die Randbemerkung: „Hy meynde met het Ghebet" (F. 49 v°—22). Nicht nur die C-Fassungen, sondern auch die A-Gruppe hat diese Bemerkung im Text, sodaB hier wohl eine Anderung des Ubersetzers vorliegt. DaB das hollandische Faustbuch sprachhch stark unter flamischem EinfluB steht, ist bei dem geborenen Flamen Carolus Battus selbstverstandlich. Hie und da scheint aber auch der EinfluB des Niederdeutschen durchzubhcken und auch dies ist bei einem zwanzigjahrigen Auf enthalt des Verfassers im niederdeutschen Sprachgebiet nicht sehr auffallig. Allerdings kann hierbei oft der Text der hochdeutschen Vorlage eine Rolle gespielt haben. So kennt das Faustbuch das Zeitwort „stuyren" in der Bedeutung „Einhalt tun": „de derde (gemeint ist die dritte Gruppe der Engel) weeren ende stuyren onser duyuelen macht" (9 v°—32); der deutsche Text lautet hier aber „der dritte wehrete vnnd stewren vnserer Teuffel macht" (24—10). Deutlicher zeigt der Übersetzer sich im niederdeutschen Idiom befangen, wo kein EinfluB seiner Vorlage angenommen werden kann: Helena wird im deutschen Volksbuch beschrieben als „eine lenglichte auffgerichte gerade Person" (88—7), was Baten wiedergibt durch „sy was lanck ende risch van persoone" 74 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST {40 v°—33). Das Wort risch ist wohl hauptsachlich in ostniederlandischen und niederdeutschen Dialekten gebrauchlich gewesen; besonders der Gebrauch in der Bedeutung „schlank", welche es bei Baten ohne Zweifel hat, is niederdeutsch. Sogar einigeKasusendungen sind deutschenUrsprungs; man vergleiche „Lieberwas machstu aus dir selbst" (30—27) mit „lieuer wat wilt ghy doch van u seinen maken" (13r°—4), „Erwereeinfeingelert*) Mann" (100—21) mit „dat hy een fijn geleerder Man was" (46 v°—29), und besonders „Mem Herr Fauste" (24—1) mit „Mijn lieuer Heer Fauste" (9 v°—22), wo diese Endung sogar unbeeinfluBt durch den deutschen Text angehangt wurde. Einige der für hollandische Leser unverstandhchen oder fremden Ausdrücke wurden in den spateren Ausgaben allmahlich durch bekanntere ersetzt, andere blieben -bis in die jüngsten Drucke unverandert stehen. Auf den ersten Bliek könnte es scheinen, als hatte Zarncke mit seiner Behauptung recht, daB Batens Faustbuch die Überarbeitung eines alteren Textes sei. Die niederdeutschen Ausdrücke könnten dann als bei der Überarbeitung unbeachtet gebliebene Eigentürrüichkeiten des Emmericher Drucks augefaBt werden. Die anderen Werke Batens stimmen aber sprachlich zu sehr mit dem Faustbuch überein, als daB man dies annehmen könnte. Es ist übrigens nicht ohne weiteres klar, wie Zarnckes Worte, Batens Faustbuch scheine die leise Überarbeitung eines alteren hoUandischen Textes zu sein, verstanden werden müssen. Sie lassen die Auffassung zu, daB er seine Mitteilung aus zweiter Hand hat und sie nicht auf seine Verantwortung nehmen will. Man kann sie aber auch so verstenen, daB er, obgleich er beide Fassungen mit einander verglichen hat, sich mit den feineren Nuancierungen der rdederlandischen Dialekte nicht vertraut genug achtet, um mit Bestimmtheit von einer flamischen Überarbeitung eines ostniederlandischen Textes sprechen zu können. Nun ist wohl letzteres gemeint, was sich aus einer anderen Angabe Zarnckes schlieBen laBt, daB namlich altere hollandische Fassungen das Epigramm „Dixeris infausto" zeigten, woraus hervorgeht, daB er sich mehrere niederlandische Drucke genauer ansah. Diese zweite Mitteilung nun, daB in wenigstens zwei hollandischen Fassungen das Epigramm vorkommt, kann unmoglich richtig sein. Wir sahen schon früher, daB nur die beiden verloren gegangenen Drucke Emmerich 1592 und Delft 1607 hierfür in Betracht kommen.. Wenn aber einerseits Zarnckes Behauptung, daB Battus die Emmericher Ausgabe bearbeitete, richtig ist, so ist es andrerseits höchst zweifelhaft, daB das Epigramm in der Ausgabe 1607 vorkommen kann. Baten laBt es aus und auch die Ausgabe 1608, die mit Baten im Haupttext fast identisch ist. Es liegt nun auf der Hand, daB es auch in dem zwischen beiden hegenden Druck des Jahres 1607 fehlte. Dies geht noch aus einem anderenUmstand hervor. Nur Batens Faustbuch hat seinen Titelnach dem C-Text; alle spateren haben einen anderen, der aus der A-Fassung stammt. Batens Werk wurde namlich spater aus einem A-Text erweitert und da wurde auch der Titel nach dem der A-Fassung umgeandert. Eine solche Ausgabe — „op vele plaetsen *) c* + c': „ein feiner gelehrter Mann" DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 75 ghecorrigeert ende vermeerdert", vermeldet das Titelblatt — ist die des Jahres 1608. Aber auch der Druck 1607 muB schon diese Zusatze enthalten haben, denn der Titel stimmt mit dem der Ausgabe 1608 überein. Also die Hinzufügungen rühren von dem Bearbeiter des Jahres 1607 her. Es ist nun höchst wahrscheinlich, daB diesem auBer Batens Text, nur die Fassung A2 vorlag, woraus er mit dem Titel auch die „Vorred an den Christhchen Leser" und die „ZeugnuB der H. Schrifft" übernahm. Weder Battus noch der A-Text aber enthalten das Epigramm, sodaB er es für die Ausgabe 1607 auch nicht übemehmen konnte. Bei der Besprechung des hollandischen Textes muBte etwas stark der Nachdruck auf mehr oder weniger unrichtige Übersetzungen gelegt werden. Damit der Leser daraus keine falschen Schlüsse auf Batens Faustbuch als Ganzes ziehe, lasse ich neben dem deutschen Text ein gröBeres Ganzes folgen, wodurch ein besserer Eindruck gewonnen wird als durch die aus dem Zusammenhang gerissenen kürzeren Zitate. [Kapitel XXXVIII.] Doe. Faustus betreuget einen RoBteuscher. Gleicherweis thete er einem RoBteuscher auff einem Jahrmarckt, dann er richtet jhm selber ein schon herrheh Pferd zu, mit demselben'ritt er auff einen Jahrmarckt, Pfeiffering gênant, vnd hatte viel Kauf f er darumb, letzlich wird ers vmb viertzig Fl. los, vnnd sagte dem RoBteuscher zuvor, er solte jhn nicht bald vber eine Trencke reiten. Der RoBteuscher wolte sehen, was er doch damit meinete, ritt in eine Schwemme, da verschwund das Pferd, vnnd saB er auff einem Bündel Stro, das er schier ertruncken were. Der Kauffer wuste noch wol, wo sein Verkauffer zur Herberg lage, gieng zornig dahin, fand D. Faustum auff einem Beth ligen schlaffend vnnd schnarchend. Der RoBteuscher name jhn beym FuB, wolte jn herab ziehen, da gieng jhme der FuB aus dem ArB vnnd f iel der RoBteuscher mit in die Stuben nider. Da fieng D. Faustus an Mordio zuschreyen. Dem Doctor Faustus bedriecht eenen Rostuyscher. Van ghelijcken dede hy eenen Rostuyscher op een Jaermerct, want hy maecte voor hem seluen een schoon heerhek Peert, waer mede hy op. een jaermerct reedt, diemen Phefferingen noemt, tot het welcke dat hy aldaer veel Cooplieden creech, ende ten lesten het bijt voor 40. gulden, ende hy seyde den Rostuyscher te voren, dathy daer mede niet haest te water rijden en soude. De voorsz Rostuyscher wilde sien, wat hy daer mede meynde, reet daer mede te water, ende daer in comende, so verswant het Peert, ende hy sat op een bondel stroo, waer ouer dat hy meynde verdroncken te hebben. Den Rostuyscher wist wel waer zijnen Coopman ter herberghe lach, liep wel toornich derwaerts, ende hy vant Doet. F. noch op zijn bedde liggen slapende, ende wel stijf ronckende, den Rostuyscher nam hem by den Voet, ende wilde hem wten bedde trecken, met dies so track hy hem het 76 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST RoBteuscher war angst, gab die flucht vnd machte sich aus dem Staub, vermeinte nicht anderst, als hette er jhme den FuB aus dem ArB gerissen. Also kam Doctor Faustus wider zu Geit. [Kapitel Doctor Fausti ander verschreibung, so er seinem Geist' vbergeben hat. 'Ich Doctor Faustus bekenne mit meiner eygen Hand vnd Blut, das ich diB mein erst Instrument vnnd Verschreibung biB in die 17. Jahr, steiff vnd fest gehalten habe, GOtt vnnd allen Menschen feind gewest, hiemit setze ich hindan Leib vnd Seel, vnnd vbergib dis dem machtigen Gott Lucifero, das, so auch die 7. Jahr nach Dato dis verlof f en, er mit mir zu schaken vnd zu walten habe. Neben dem so verspricht er mir mein Leib zu kürtzen1) oder zu lengen, es sey im Tod oder in der Heil, auch mich *) keiner Pein theilhafftig zu machen. Hierauff versprich ich mich wider, das ich keinem Menschen mehr, es sey mit vermannen, lehren8), abrichten, vnterweisen *) vnnd drewungen, es sey im Wort Gottes, Welthchen oder Geistlichen [Sachen, vnnd sonderhch keinem Geistlichen] 8) Lehrer*) gehorchen, noch 1) c' und c' haben: weder zu kürtzen. a) c5 und c' haben statt „mich" „mit". ') c' + c' ehren, lehren. 4) c5 + c' Vnterweisung. «) [ ]fehlt c'und c7. *) c5 + c* Lehrern. Been wten aers, daer af dat de Rostuyscher soo verschricte, dat hy beswijmende ter aerden viel. Daer op dat D. F. moort riep, den Rostuyscher wel beangst wesende, settet opden loop, ende liep ter Gameren wt, ende en wist niet anders, oft hy en hadde hem tBeen wten lijue getrocken, also quam D. Faustus wederom aen ghelt. LVIIL] De tweede verschryuinge van D. Faustus, die hy synen Gheest ouerghegheuen heeft. Ick D. Faustus bekenne met mijne eyghene handt ende Bloet, dat ick ditte mijn eerste Instrument ende verschrijuinge tot int 17. Jaer sterck ende vast gehouden hebbe, God, ende alle Menschen vyant geweest ben, waer mede dat ick nv voortaen mijn Lijf ende Siele, den Machtigen God Lucifer ouergeue, om met my na dese volghende seuen Jaren te moghen zijnen wille doen: Daer teghen so belooft hy my wederomme, dat hy my mijn leuen, noch vercorten, noch verlengen en sal, het sy oock inde doot oft inde Helle, my met geene pijne en sal deelachtich maken: Hier op verspreke ic my wederomme, dat ick gheene Menschen meer, tsy met vermanen, met eeren, met leeren, met onderwijsinghe, oft met dreyghementen, door Gods Woort, ofte door eenighe Werelthcke, ofte Gheestehcke Leeraers, sal laten verleyden, oft hare Leere na- DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 77 seiner Lehr nachkommen wil, alles getrewlich vnd kreff tig zu halten, laut dieser meiner Verschreibung, welche ich zu mehrer Bekrefftigung mit meinem eigen Blut geschrieben habe, Datum Wittenberg, etc. volghen sal: Ende tot meerder cracht, ende ghetuygenisse deser mijner verschrijuinge ende belofte, soo hebbe ick dit met mijnen eygenen Bloede gheschreuen, datum tot Wittenberch, etc. Aus den angeführten SteUen geht wieder hervor, wie buchstablich Baten seinen Text ins HoUandische übertragt. Seine Erzahlung durch lokale Begebenheiten auszuschmücken, wie der Bearbeiter des flamischen Wagnerbuchs, der beim Leser ein besonderes Interesse zu erwecken weiB durch Hinzufügung von Wagners Erlebnissen in Flandern, hat er verschmaht. Eine derartige Ausschmückung lag sogar fürs Faustbuch nahe, weil Faust auf seiner Weltreise auch Friesland, Holland, Seeland, Brabant und Flandern besucht; jetzt werden seine dortigen Erlebnisse mit keiner Silbe erwahnt. Auch Fausts Streiche in Batenburg, die schon langst vor der Veröffenthchung des Volksbuches literarisch fixiert waren, hat der Übersetzer aufzunehmen verschmaht. Kannte Baten die Werke seines berühmten Amtsgenossen nicht? Der Name Wiër findet sich zwar nicht unter den zahlreichen medizinischen SchriftsteUern, auf welche die Vorschriften des „Secreet-Boec" zurückgehen, aber es ist von unserm sehr belesenen Autor unmöglich anzunehmen, daB ihm die Werke seines groBen Landsmannes nicht bekannt gewesen sein sollten. Einen Vorzug kann man inzwischen in Batens allzugroBer Ehrfurcht vor dem Text seiner Vorlage, welche ihn einerseits manche langweilige und alberne Geschichte ohne Kommentar übernehmen laBt und ihn andrerseits verhindert haben mag Eigenes über Faust seiner Geschichte hinzuzufügen, auch bei wohlwollender Beurteilung nicht erbhcken. Drittes Kapitel Die spaieren Drucke Von den vier verschiedenen Bearbeitungen des deutschen Faustbuchès wurde in hollandischer Sprache nur eine bekannt: die SpieBsche; kein Widman, kein Pfitzer und auch nicht das Volksbuch des' Christhch Meynenden. Innerhalb der SpieBGruppe ist es, wie wir sahen, eine C-Fassung, die Baten seiner Übersetzung zugrunde legte. Wenn Fritz glaubt, Anzeichen entdeckt zu haben, welche auf die Existenz einer niederlandischen A-Fassung hinweisen1), so beruht dies auf einem Irrtum a). AUe spateren hollandischen Faustbücher gehen auf Batens Text zurück und unterscheiden sich davon eigentlich nur durch das schlechtere Papier, die min derwertigeren Holzschnitte und eine zunehmende Verstümmlung der Fremdwörter. An dem Haupttext von Batens Faustbuch wird im Laufë der ersten zwei Jahr- •) Das hollandische Wagnerbuch, Nederlandsche Volksboeken XII, s. 210 und Zeitschr. für Bücherfreunde, Neue Folge VI (1915), s. 301. *) Vergl. S. 121 und S. 124. 78 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VÖM DOKTOR FAUST hunderte fast gar nichts geandert; nur wird gelegentlich ein flamischer oder niederdeutscher Ausdruck durch einen gelaufigeren ersetzt. Die zunachst in Betracht kommende Ausgabe 1607 ist leider verschollen. Schon im nachsten Jahre erschien wieder eine neue Auflage. Waren die beiden ersten Oktavausgaben gewesen, die des Jahres 1608 hatte, wie alle spateren in den nördhchen Niederlanden gedruckten Faustbücher, das Quartformat. . Nicht nur durch ein anderes Format, auch durch einen neuen Titel fallt diese Ausgabe auf; auBerdem wurde Batens Vorwort fortgelassen und durch die buchstabliche Übersetzung der Vorrede eines A-Textes ersetzt. Neu hinzugefügt wurden die „Ghetuygenissen der Heiligher schrift, van die verboden Tooverykonsten", dagegen wurde das Nachwort des Druckers an den Leser fortgelassen. Auch die Randbemerkungen f ielen weg. Offenbar lag das Bestreben vor, dem Buche, wenigstens auBerhch, den Charaktér eines neuen Werkes zu geben. Das neue Vorwort kann nicht aus einem deutschen C-Text stammen, denn es enthalt am SchluB die Ankündigung der lateinischen Fassung der Faustgeschichte. Die „Ghetuygenissen" müssen aus A* übernómmen worden sein. Es liegt also auf der Hand, daB dem Bearbeiter auBer Batens Text, nur die Ausgabe Aa vorlag, von der er sowohl den Titel wie das Vorwort und die „ZeugnuB" übernahm, sodaB von einem „op het nieu wt denHoochduytschenExemplaer ouersien", womit der neue Titel sich brüstet, gar nicht die Rede gewesen ist, was übrigens ein Vergleich mit Batens Text deuthch genug beweist. Für die Nachlassigkeit, mit der beim Druck verfahren wurde, spricht die Tatsache, daB einige Male eine Zeile ausgelassen wurde. Bei der Beschreibung der Hölle (Kapitel XVI) wurde fast eine ganze Seite überschlagen, was spater bemerkt und zum Teil nachgeholt wurde. Grausam wurde mit Kapitel XXXVI verfahren, das die Geschichte von Fausts Mantelfahrt mit drei Wittenberger Studenten nach der Hochzeit des Herzogs von Bayern erzahlt; von den 88 Zeilen bei Baten sind nur die ersten 7 und die letzten 19 übernómmen worden, sodaB die ganze Geschichte wie der dem Kapitel vorangestellte Holzschnitt völlig unverstandlich sind. Das Schlimmste ist noch, daB in alle spateren Drucke das Kapitel ohne weiteres übernómmen wurde, nur nicht in die Ausgabe N, die sich überhaupt durch eine sorgfaltigere Ausführung unterscheidet, wie auch in die allerjühgsten Genter Drucke der Firma Snoeck-Ducaju. In sprachlicher Hinsicht unterscheidet sich die Ausgabe 1608 von der des Jahres 1592 dadurch, daB das Allzufremdartige in Lautstand und Wortwahl umgeandert wurde. So ist der lange Vokal „u" (w) durchweg durch den Diphtong „uy" ersetzt. Der bestimmte Artikel lautet statt „de" fast immer „die". Für das Wort „oolic" in der Bedeutung „verdorben", das Battus auch sonst in diesem Sinne gebraucht, setzt die Ausgabe 1608 „quaet" ein (Fol. 6 v°—3); „stuyren" in der niederdeutschen Bedeutung „hindern" wird nicht ganz richtig durch „storen" (= storen) ersetzt (Fol. 9 r°—4). Die dritte Person Einzahl des Zeitwortes „willen", woftir Baten unter fTamischem EinfluB im Prasens immer „wilt" hat, lautet in der Ausgabe 1608 stets „wil". 86 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST verboten Lektüre und ebensowenig wird es unter den zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts für die „Catholycke Joncheijt" verbotenen Volksbüchern genannt, welche De la Montagne abdruckt*); wohl gehort dazu das durch und durch katholische „Maijken van Numwegen, ubi necromentia docetur". Vermutlich ist in dieser Zeit das Faustbuch in Flandern noch wenig oder gar nicht bekannt gewesen. Die erste in Belgien gedruckte Faustausgabe — unter der falschen Adresse Jean de Nivel, Amsterdam—welche die für katholische Leser anstöBigen Stellen unverandert lieB, scheint nicht sehr verbreitet gewesen zu sein; nur zwei Auflagen, beide mit der Jahreszahl 1728 wurden mir bekannt. Die Elamen hatten mitunter ernste Bedenken gegen die aus den nördhchen Provinzen stammenden Volksbücher. So warnt der Antwerpener Drucker Vinck im Vorwort seiner Reinaert-Ausgabe vor „den schandaleuzen druk, den welken tot Amsterdam by Broer Jansz. op de nieuwe-zijde achter den Burgwal in de zilveren kan gedrukt is, die dient tot verergernisse en schandaal van de goede Catholyken, overzulks men dien niet kan lesen zonder zyne ziele te bezwaren". Auch das Faustbuch gehorte zu der Lektüre, die „den frommen Katholiken ein- Argernis" sein muBte. Wir sahen bereits, daB der Brüsseler Druck des Jahres 1728 die anstöBigen SteUenunverandertübernahm. Das war auch mit der viel spateren Ausgabe, gleichfalls mit der Jahreszahl 1728, welche, wie alle spatere Faustdrucke, in Gent das Licht sah, der Fall. Vermuthch erschien diese Ausgabe bei dem Drucker Peter Kimpe, „dessen Produkte nicht aufhören werden das Interesse der Bibhophilen zu erregen", wie Van der Haeghen bemerkta). Der Verleger scheint bald zu der Überzeugung gekommen zu sein, daB es für das Debit des Faüstbuchs erwünscht war, die anti-katholischen AuBerungen aus dem Text zu entfernen. Zwar wurden nicht alle für die katholischen Flamen bedenkliche SteUen gestrichen, aber der anstöBigste Passus im Kapitel XXVI, die Schilderung von Fausts Besuch beim Papst, wurde ausgelassen. Die beiden altesten flamischen Ausgaben haben noch, resp. S. 85 und S. 95, in Überemstimmung mit dem alten Text: „D. Faustus sagh oock aldaer sijns gelycke, als namentlijck Hooverdije, Pracht, Vermetentheyt, Brasserije, Suijperije, Hoererije, Overspel, ende meer andere: waer over dat hy noch eens seyde: ick meijnde dat ick een Vereken des Duijvels was, maer hy moet mij langer voortrecken 8). Dese Verkens tot Roomen zijn gemest, en tydigh *) te braden, oft gesoden te worden. Ende mitsdien dat hy veel van Roomen gehoort hadt, soo is hy door sijn Tooverye dry dagen en dry nachten in den Paus Paleys onsichtbaar gebleven." Der Genter Druck des „Hismanius vande Rumpel" — diese Adresse wurde statt des mit dem alten Text übernommenen „Joan de Nivel" gewahlt, offenbar um anzudeuten, daB das Werk ein anderes geworden sei — hat hierfür (S. 69): „D. Faustus zag ook aldaer zyns gelyk. En mits hy veel van Roomen gehoord had,...." u.s.w. Seine katholische Gesinnung auBert der Bearbeiter auch im Kapitel XVI, wo er 1) Tijdschrift voor Boek -en Bibliotheekwezen. Jahrgang IV (1906), S. 278. 2) Bibliographie Gantoise, Tome IV, Gand, 1862, S. 402. *) Die alteren Drucke haben „voorttrecken" als übersetzung des deutschen „ziehen" was hier aber wohl „aufziehen" bedeutet. 4) Der deutsche Text hat „zeitig" =• „rijp". DIE SPATEREN DRUCKE 87 behauptet, daB es ein Fegefeuer gebe, wo die Seelen leiden müssen, und im SchluBkapitel, wo er dem Leser den frommen Rat gibt, den Schutzengel um Hüfe wider die Versuchungeh des Teufels anzuflehen. Und dennoch wagte er es offenbar nicht seine „editio castigata" unter eigenem Namen erscheinen zu lassen und verbirgt er sichhinterder Andeutung „Hismanius van de Rumpel, Amsterdam". In dieser Ausmerzung der für katholische Leser anstöBigen Stellen bildet Kimpes Faustbuch eine Parallele zu den gegen Ende des achtzehnten und zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in der Rheingegend erschienenen Faustbüchern Aus sittlichen Bedenken wurden wohl die naheren Umstande über Fausts sechstagigen Aufenthalt im Harem des Sultans zu Konstantinopel ausgelassen. Wenn Mephostophiles Kapitel XVI in Anlehnung an Spr. 30—16 behauptet, „die Helle, der Frauen Bauch vnd die Erden werden nimmer satt", so laBt der Bearbeiter wohl aus demselben Grande den Vergleich mit dem MutterschoB fort. Der Druck weist noch einige andere Anderangen auf; die beiden Verschreibungen Fausts sind datiert: die erste vom 23. Oktober 1514, die zweite vom 3. August 1531; er wird denn auch richtig in der Nacht vom 23. zum 24. Oktober 1534 zwischen zwölf und eins vom Teufel geholt. Die Tendenz, durch genaue Angaben die Glaubwürdigkeit der Erzahlung zu erhöhen, zeigt sich auch im Kapitel LIX; der „stattliche vom Adel", in den alteren hollandischen Drucken N. N. genannt, führt hier den gut flamischen Namen A. van der Hulle. Die genannten Anderangen, wie auch eine derbe AuBerang flamischen Humors auf S. 124 und das vierzeilige SchluBgedicht: Die God dient en bemind, Zal hier naer zalig wezen; Maer wie den duyvel dient, Hoeft voor de heil' te vreezen, werden wohl auf Rechnung des Drackers gestellt werden müssen. Kimpe war Mitglied der Genter Rederijkerskamer „De Balzamieren" und war auch schriftstellen risch tatig, er verfaBte namhch ein Frauenspiel: Het wonder helddaedig leven en glorieuse martehe van den edelen en jongen ridder Sint Jooris a). Wurde die Faustgeschichte in Flandern erst in spaterer Zeit bekannt, um so Ian-ger hat sie dafür ihre Popularitat behauptet. Noch immer steht das Puppenspiel, wie in Consciences Jugend, im Poesjenellenkelder zu Antwerpen auf dem Repertoire. Auch die Volksbücher werden noch immer neu gedruckt und finden zahlreiche Leser. Seit dem Jahre 1826 gibt die Firma Snoeck-Ducaju in Gent, in deren Verlag mehrere alte Volksbücher erscheinen, auch das Faustbuch heraus. Von diesen jüngsten Faustdracken, die einzigen, welche eine richtige Adresse tragen, ist in den öffentlichen Bibliotheken noch sehr wenig vorhanden: in Holland kein einziges l) Vergl. Hans von Muller „Zu den sogenannten Volksbüchern vom Dr. Faust", Zeitschr. f. Bücherfreunde Neue Folge. Jahrg. XII, S. 101 ff. a) Bibliographie Gantoise, Tome IV, Gand, 1862. S. 409 Nr. 7937. 88 das hollandische volksbuch vom doktor faust Exemplar; in Belgien besitzen die Bibliothèque Royale und die Universitat sbibliothek Gent den gleichen Druck; einen andern besitzt die Stadtbibliothek Antwerpen ; beide sind die j üngsten Ausgaben der Firma Snoeck. Nach einer Mitteilung von einem der Firmanten werden im Archiv sechs verschiedene Drucke erwahnt, der jüngste aus dem Jahre 1914. Jede Auflage zahlte tausend Exemplare; die Faustbücher haben also noch immer das Interesse der Leser. DaB so wenig in den Bibliotheken vorhanden ist, ist wohl dem Umstande zuzuschreiben, daB die Drukke noch zu jung sind um das Interesse der Bibhophilen zu erregen, welches übrigens für diese Art Lektüre nie besonders groB war. Die beiden jüngsten Drucke — die alteren kamen mir nicht zu Gesicht—sind sprachhch modernisiert; einige naturhistorische Albernheiten wurden gestrichen, er sind aber noch genug andere stehen gebheben. Es macht einen etwas ernüchternden Eindruck, nachdem man durch die zahlreichen alten Ausgaben mit dem Gedanken vertraut geworden ist, daB das Gewitter durch die in der Luft kampfenden Geister hervorgerufen wird, nun plötzlich zu erfahren, daB es nur entsteht, weil einige Wolken mit Elektrizitat geladen seien. Die Lücke im Kapitel XXXVI ist bemerkt und gar nicht ungeschickt ausgefüllt worden. Der Name Mephostophiles wurde unter Goethes EinfluB in Mephistopheles geandert. Für Wittenberg steht durchweg, wie übrigens in allen flamischen Drucken, Wurtemberg. Viertes Kapitel Das Faustbuch in der alteren hollandischen Literatur Wie kein Drucker seine Offizin für die Verbreitung des Faüstbuchs verantwortlich gemacht zu sehen wünschte, so wollte offenbar auch kein Schriftsteller die Faustgeschichte gelesen haben. Diesem Umstande ist es ohne Zweifel zuzuschreiben, daB man das Faustbuch, das doch sehr verbreitet gewesen sein muB, so seiten genannt findet. Der Klassizismus des siebzehnten Jahrhunderts kümmerte sich wenig um die Lektüre des niedren Volkes; das rationalistische achtzehnte Jahrhundert hatte dafür nur Verachtung übrig. Eine Würdigung dieser Art Lektüre trat erst ein, als die meisten Volksbücher schon langst vom Büchermarkt verschwunden waren und fand ihren Ausdruck — für die Volksbücher im engeren Sinne — in Van den Berghs „De Nederlandsche Volksromans"1), —für die Volkslektüre überhaupt — in Schotels „Vaderlandsche Volksboeken" ■). Abgesehen vom Zeitgeschmack wurde das Faustbuch auBerdem noch als ein in rehgiöser und sitthcher Hinsicht auBerst gefahrhches Werk betrachtet. Wenn „Maijken van Numwegen" verboten wurde, weil es die Nekromantie lehrte und „Valentyn ende Ourson", weil „plena amatorijs nugis" 8), für wieviel gefahrhcher muBte dann das Faustbuch gehalten werden, gegen welches sowohl das eine wie das andere Be- ') Amsterdam 1837. 2) Haarlem 1874. *) Tijdschrift voor Boek- en Bibliotheekwezen, Jahrgang iv (1906) s. 278. DAS FAUSTBUCH IN DER ALTEREN HOLLANDISCHEN LITERATUR 89 denken galt und das noch dazu ausgesprochen gottlos war, indem es einige fundamentale christhche Dogmen, sei es auch durch den Mund des Teufels, in frecher Weise leugnete. Sogar da, wo man das Faustbuch sicher genannt zu sehen erwartet, wird darüber geschwiegen, und man kann sich des Verdachts nicht erwehren, daB es mit Absicht getan wurde. Der streng protestantische Utrechter Schulmeister Simon de Vries weiB in seiner ausführhchen Teufels- und Spukliteratur nichts von einem Zauberer Faustus, obgleich er in seiner Branche ein auBerst belesener Mann gewesen sein muB. Auch der in Bezug auf Gespenster etwas freisinniger denkende Dordrechter Arzt Daniël Jonctys*) spricht über Faust nicht, ebensowenig wie sein Haarlemer KoUege Abraham Palingh2) . Der „Dichter" H. A. Hoejewilt, der in seinem „Dool-hoff" •) einige menschhche Verirrungen beschreibt, weiB von allerhand „leugenstorys", die beim Publikum Erfolg gehabt haben: Van Amadis, van Palmerijn, Van Orssen en van Valentyn, Van Malegijs, van Manjeviel, Van Blancefleur en van Virgiel, Von Ulenspiegels schalk bedrijf Of van Marcolphus met sijn wijf, Van Fortunatus beurs en hoet, Dat smaeckt de heden wonder soet, Een yder dat veel hever hoort En leest, als Godes heyhg Woort. Die Lügengeschichte par excellence, worin der Lügengeist selbst solch eine wichtige Rolle spielt, kennt er wieder nicht. I Wie sehr jemand, der im achtzehnten Jahrhundert auf den Namen eines -Ge- lehrten Anspruch macht, sich seines Wissens über Faust schamt, zeigt sich nirgend (ieuthcher als bei dem in Amsterdam lebenden Franzosen Prosper Marchand 4). Er kennt die Faustbücher und die sich mit Faust beschaftigenden historischen Zeugnisse wie vielleicht kein zweiter seiner Zeitgenossen: drei von den vier Fassungen der Faustgeschichte nennt er, nur die des Christlich Meynenden scheint ihm unbekannt gewesen zu sein. Er berichtet von Übersetzungen ins Englische, Französische und Hollandische, von beiden letzteren gibt er sogar mehrere Ausgaben. Und doch entschuldigt er sich immer wieder beim Leser, daB er etwas von dieser verachthchen Lektüre wisse, die in seinem gelehrten Werke zu erwahnen eigenthch lacherlich sei und er befürchtet nichts so sehr als den Vorwurf, seine Freistunden ') Verhandeling der Toovej-Sieckten.... Uyt verscheyde Latijnsche Boecken D. Sennesti vertaelt.... tot Dordrecht, by Henrik van Esch, 1638. *) 't Afgerukt Mom-Aansight Der Tooverye: t'Amsterdam, By Jan Rieuwertz,..,. 16S9. *) „Dool-hoff, door H. A. Hoejewilt. Te Haerlem, Gedruckt by Claes Braau, Boeck-verkooper en Drucker in de Korte Bagijne-straet, in 't Schryf-Boeck o. J. (Anfang des 17.-Jahrhunderts) Einblattdruck. Ein Ex. besitzt u.a. die stadtische Bibl. in Haarlem. Vergl. Burger in Tijdschrift voor Boek- en Bibliotheekwezen, 1906 S. 152 ff. 4) „Dictionaire Historique" Teil I S. 249 ff. 90 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST in so unwürdiger Weise verwendet zu haben. AUerhand Grimde beeifert er sich zu seiner Entschuldigung anzuführen, besonders, daB man das elende Produkt der Einbildung des Pöbels mit dem berühmten Buchdrucker Fust verwechselt habe, wie es „le bon professeur" Konrad Dürr getan hat *). Auch hat es sogar Gelehrte von Namen gegeben wie Phüipp Camerarius und Konrad GeBner, die im Ernst an die Existenz dieses „Personnage imaginaire'' geglaubt haben *). Balthasar Bekker, der mit der popularen Teufelshteratur natürlich sehr vertraut war — er nennt von den Volksbüchern, worin der Teufel eine Rolle spielt nachdrücklich die „Paapsche groUen en Romans van Amadis van Gaule, van den Ridder Malegijs, van Valentijn en Ourson, van Fortunatus, en sulk slagh van quakken" —, spricht in seiner „Betoverde Weereld" *) über die Volksbücher von Faust und Wagner nur an untergeordneter Stelle 4). Eigenthch zitiert er nur den Utrechter Professor der Theologie Gisbert Voet, der u.a. aus diesen Werken auf die wirkhche Existenz des Teufels geschlossen hatte. Bekker nennt sie mit den Worter* des Apostels *) „ongoddelijke en oudwyfsche fabelen", die er schon verworfen habe ehe er erwachsen gewesen sei. In seiner Jugend also hat er die beiden Volksbücher gelesen. Das war wohl auch mit Voetius selbst der Fall gewesen, der sie wiederholt erwahnt •). Das Wagnerbuch habe er vor 57 oder 58 Jahren gelesen, behauptet er 1659, also um das Jahr 1602, als Schüler der Lateinschule in Heusden *). Das Faustbuch, welches er mitteilt „einst" gelesen zu haben8), lernte er wohl um dieselbe Zeit kennen. Ein anderer Lateinschüler, der vermutlich das Faustbuch gelesen hat, und zwar zu seinem Verhangnis, ist der sechzehnj ahrige Jünghng aus Franeker in Friesland, dessen Geschichte Bekker in der „Betoverde Werelt" *) so ausführhch erzahlt und für den öffenthch in der Kirche gebetet wurde, weil er vom Satan gequalt wurde. Sein Verhaltnis zum Teufel erinnert in mancherlei Hinsicht so auffallig an das Bündnis Fausts, daB man ruhig eine Beeinflussung der überreizten Phantasie des Knaben durch das Volksbuch annehmen darf. Klaassen — so nennt ihn Bekker mit fingiertem Namen in Hinsicht auf seine noch lebenden Verwandten — hatte sich dem Teufel Beëlzebub verschrieben. Wie Faust den Mephostophiles, so hatte 1) Namlich in einem Brief vom Juli 1676 an Georg Sigismund Führer, abgedruckt bei J. L. Schelhorn, Amcenitates literariae, Francof. 1726 Teil V, S. 50 ff. (Ein Ex. in der Universitatsbibl. Amsterdam). *) Marchand war um das Jahr 1675 in Frankreich geboren und war lange Zeit in Paris als Buchhandier tatig. Um als Protestant freier zu sein, zog er 1711 nach Amsterdam, wo er bis zu seinem Tode (1756) lebte. Er war eine Autoritat auf bibliographischem Gebiet. DaB er sich in seinem „Dictionaire" mit Faust beschaftigt, gescbieht auch nur, weil der Altorffer Professor Konrad Dürr diesen mit dem Buchdrucker Faust verwechselt. Das Werk wurde nach seinem Tode von J. N. S. A., dem Leidener Professor Jean Nicolas Sébastien AUamand, herausgegeben. Ein Ex. besitzt die Universitatsbibl. Amsterdam. *) t'Amsterdam, By Daniël van den Dalen. Boekverkoper op 't Rockin, bezijden de Beurs. 1691—93. *) S. 155 des III, Teües. *) namlich Paulus I Timoth. 1. 4. *) Vergl. Disputationes Theologicae, Ultraiecti Apud Joannem a Waesberge. Bd. I (1648) Abschnitt: De Natura et Operationibus Daemonum S. 982, Bd. III (1659) Abschnitt: De Magia, Pars altera S. 562, 565, 567 u.a. ') Bd. III S. 596. Eigentlich bezieht sich die Angabe auf die am 9. April 1636 gehaltene Disputation, aber man würde dann das Jahr 1578 oder 79 erhalten, als weder Voet selbst, noch das Wagnerbuch existierten, sodaB wohl die Zeit des Erscheinens des III. Teiles (1659) als Ausgangspunkt anzunehmen ist. •) Bd. III S. 585. •) Buch IV Kap. IX. DAS FAUSTBUCH IN DER ALTEREN HOLLANDISCHEN LITERATUR 91 er als dienenden Geist den Serug erhalten. Wie Mephostophiles dem Faust, so erschien Serug dem Klaassen in verschiedener Gestalt. Wie Faust im Januar der Grafin von Anhalt frisches Obst und reife Trauben verschafft, und mitten im Winter einen blühenden Garten mit reifen Früchten hervorzaubert, so holt Klaassen mitten im Winter aus der Kirchenbank in Franeker reife Kirschen, die er seinen Kameraden zeigt. DaB das Gastmahl, welches der Teufel seinem jungen Freunde anrichtet, in der Nahe des Galgens stattfindet, welcher Ort sich für diese Gelegenheit in einen prachtvoUen Saai verwandelt, istein Zug, der aus dem Wagnerbuch, aber auch aus mancher andern Hexengeschichte stammen kann. Auch eine schrifthche Vereinbarung habe er mit dem Teufel getroffen, erklarteJKlaassen, wozu der nüchterne Bekker bemerkte, daB diese jedenfalls nicht rechtsgültig sein könne, da der Aussteller nicht groBjahrig gewesen sei1). Auch der Amsterdamer Dichter und Glaser Jan Vos kennt die Faustgeschichte. In der „Klucht van Oene" sagt Oene zu Ritsert, der sich für einen Zauberer ausgibt und schrecklich über seine Zauberkünste aufschneidet: „Schoon datmen van Dokter Faustus wel ier groot Wonder zag, Zoo is hy by jou niet mier as ien veest by ien donderslag" *). Aus dem Ausdruck „sehen" im Zusammenhang mit den Faustbildern Mathams und Rembrandts, welche schwerlich durch das Volksbuch angeregt worden sind, schheBt Leendertz 8) auf ein hollandisches Faustspiel um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts; das „wel ier" weist aber darauf hin, daB Vos das Stück lange vor 1642, in welchem Jahre die „Klucht" zuerst gedruckt und gespielt wurde, gesehen haben muB. Ausnahmsweise dient der Name Faust auch einmal als eine Empfehlung beim Publikum; so in dem seltenen Büchelchen: Wintersche Avonds Tydkortingen, Behelzende Veele vermaakelyke Historiën en Bovennatuurkundige geheimen, In Brieven, Door den vermaarden J. Faustius, Zynen Vriend Robbert Mikronatura Medegedeeld, En om deszelfs Byzonderheden in het hcht gegeeven *). Aus den Namen der Buchhandler, wo es kauflich war, geht hervor, daB es um das Jahr 1780 gedruckt wurde. Der Inhalt hat gar nichts mit Faust zu schaffen. DaB dessen Name aber gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Holland noch sehr popular gewesen sein muB, beweist eben der Titel dieses Büchleins, wie auch der Umstand selber, daB diese Volksbücher gerade um die Wende des Jahrhunderts recht zahlreich erscheinen. *) Das Paktieren mit dem Teufel schon auf der Lateinschule scheint nicht zu den Seltenheiten gehort zu haben, sodafi z.B. eine Danziger Schulordnung vom Jahre 1S68 es nachdrilcklich verbieten mufi. Vergl. Löschke, Die Religiöse Bildung der Jugend und der sittliche Zustand der Schulen im 16. Jahrhundert, Breslau, 1846. S. 147. „Abstineant Scolastici ab ezecrationibus, iuramentis, magia.... Nemo faciat pacta cum Diabolis...." *) Klucht van Oene, door Jan Vos. Den zesten Druk, Op nieuws overzien, verandert, en vermeerdert. *t Amsterdam, By Jacob Lescaille 1662. B2 r° Z. 11/12. — Den Vergleich eines „veest" (Hochd. Fist) mit einem Donnerschlag gebraucht das Volk noch jetzt zur Charakterisierung einer Übertreibung. «) Nederlandsche Faust-IUustratie, Oud-Holland 1921. S. 132 ff. *) Ein Ex. in der Bibl. des Herrn F. G. Waller, Amsterdam. VIERTER ABSCHNITT DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND Nichts bekundet deutlicher den nachhaltigen Emdruck, den die Faustgeschichte auf den niederlandischen Volkscharakter machte, als die Tatsache ihrer Lokalisierung an zwei Orten HoUands, auf dem SchloB Waardenburg und in der Stadt Leeuwarden. Erstes Kapitel Faust in Waardenburg Auf dem SchloB Waardenburg an der Waal, der Stadt Zalt-Bommel in der Provinz Gelderland gegenüber, lebte einst eih gelehfter Arzt, namens Faustus. Kein Übel gab es, gegen welches er kein Heilmittel wuBte. Und dennoch saB er Tag und Nacht über den Büchern; das tat er aber nicht um noch gelehrter in seinem Fach zu werden; ein anderes Ziel hatte er sich dabei gesteckt: er hoffte den Stein der Weisen zu entdecken, nach dem schon so viele Gelehrte vergebens gesucht hatten. Aber auch sein Forschen bheb erfolglos. Darüber wurde er ungeduldig und in seinem Zorn rief er den Teufel um Hilfe an, der auch schon im selben Augenbhck vor ihm stand. AUeruntertanigst bot er Faustus seine Hilfe an und schlug ihm vor, er wolle ihm sieben Jahre dienen und in allem zu willen sein, wenn er nach Ablaut" dieser Frist nach Beheben über ihn werde verfügen können. Dieser Vorschlag gef iel Faust und er f orderte gleich Papier und Feder, um den Kont rakt aufzusetzen, den er und der Teufel, der sich Jost nannte, mit ihrem Blut unterschrieben. Jetzt fing für Faust das schönste Leben an, das sich nur denken laBt; die herrlichsten Speise kamen auf seinen Tisch, obgleich sein Schornstein niemals rauchte; auch die kösthchsten Weine muBte ihm Jost schaffen. Faust brauchte nur etwas zu wünschen, so war es in demselben Augenbhck auch schon da. So prangten im Monat Marz schon Trauben, im April Melonen auf seinem Tisch; zu Weihnachten aBer junge Schoten, am Dreikönigstag Puffbohnen. In seinem Garten wuchsen die schönsten Blumen; mitten im Winter zu Neujahr blühte eine Wundervolle Hortensia im SchloBhof. In einem mit vier schneeweiBen Pferden bespannten Wagen durchreiste Faust das Land und nimmer wurden seine Gaule müde. Als er sich einst in Herzogenbusch FAUST IN WAARDENBURG 93 befand und schnell wieder heim wollte, zauberte Jost ein Pferd herbei, beide schwangen sich hinauf und sausend ging es durch die Luft nach Waardenburg. Faust hatte auf dieser Reise ein Malheur, denn er verletzte sich den FuB an dem Bommeler Turm, der damals noch eine Spitze trug. Seine gröBte Freude hatte Faust daran, den Teufel zu qualen. Keinen Augenbhck Ruhe gönnte er ihm und wenn er den ganzen Tag geschafft hatte, so lieB er ihn auch noch wahrend der Nacht arbeiten. Wollte Faust mit seinem Wagen nach Zalt-Bommel, so muBte Jost eine Brücke über die Waal schlagen und wenn er hinüber gefahren war, muBte sie gleich wieder abgebrochen werden. Das StraBenpflaster in Zalt-Bommel, das nicht im besten Zustand war, muBte er ihm vor dem Wagen hergehend ebnen; da Faust aber die Bommeler nicht leiden mochte, muBte Jost es sofort wieder in den früheren traurigen Zustand zurückbringen. Einmal schüttete Faust einen Sack Senfkörnlein, welche bekannthch auBerst klein sind, in einen HolzstoB und gab Jost den Auftrag vor dem Abend alles wieder in den Sack zu sammeln und kein Körnlein durfte fehlen. Einen Sack Mehl streute er abends in den SchloBgraben und wahrend der Nacht muBte Jost alles, hübsch gereinigt und getrocknet, wieder in den Sack bringen. Kein Wunder, daB der Teufel seines Dienstes' überdrüssig wurde. Er wurde so mager, daB man durch ihn hindurch sehen konnte. Nach vier Jahren konnte Jost es nicht mehr aushalten. Er ging zu seinem Herrn und bat diesen, ihn seiner Verpflichtungen entheben zu wollen; die vier Jahre wollte er ihm dann umsonst gedient haben. Davon aber wollte Faust nichts hören und so muBte er es auch die noch restierenden drei Jahre aushalten. Nach Ablauf der Frist aber war für ihn die Zeit der Rache da; mitten in der Nacht griff er seinen früheren Herrn bei den Haaren, zog ihn durch das Fenster des SchloBturms und fuhr mit ihm zur Hölle. Mit solchem Ungèstüm hatte er ihn ergriffen, daB das Blut am Fenster klebte, wo es noch jetzt-zu sehen ist. Die Faustgeschichte, sowie sie hier, aus dem Munde des Volkes aufgezeichnet, mitgeteüt wurde, weist zu viele vom Volksbuch abweichende Züge auf, als daB sie auf dieses direkt zurückgehen könnte. Die Sage hat aber, seitdem sie gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts niedergeschrieben wurde, eine fortwahrende Entwicklung durchgemacht. Es wurde bereits auf den protestantischen Charakter der alten Sage hingewiesen, wo Faust, der Teufelsbündler in protestantischer Beleuchtung, nachdem er Gott abgeschworen und sich dem Teufel übergeben hat, auch unwiderstehhch dem Verderben entgegengeht. In Anlehnung an das Faustbuch dichtete Marlowe seine „Tragicall history". Auch sein Faust wurzelt wie das Volksbuch in protestantischer Weltanschauung; nur macht er durch die Einführung des guten Engels, der wiederholt warnend auftritt, einer optimistischeren Auffassung einige Zugestandnisse.Vom Standpunkte des Dramatikers war dies auch recht gut gesehen; es wird dadurch beim Helden ein Schwanken und beim Publikum die unentbehrhche Spannung hervorgerufen. AuBerhch steht Marlowe ganz auf protestantischem Boden; der Teufel erscheint 94 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND auch bei ihm im Mönchgewand und bei seinem Besuch in Rom ist es Fausts gröBtes Vergnügen, den Papst und die katholischen Zeremonien in derber Weise zu verspotten. Als englische und bald auch zum Teü hollandische und deutsche wandernde Komödianten Marlowes Drama im katholischen Süddeutschland und am Rhein zur Aufführung brachten, muBten natürlich an erster Stelle die in die Augen springenden anti-katholischen Züge ausgemerzt werden. So kann die Verspottung des Papstes vom katholischen Grazer Hof, als da zur Fastnachtszeit des Jahres 1608 der Faust auf die Bühne gebracht wurde *), unmöglich toleriert worden sein. Auch die Mönchskutte des Mephostophiles muBte natürlich durch ein anderes Gewand ersetzt werden. Aber auch innerhch hat sich die Faustfigur im Laufe der Zeit dem katholischen Empfinden, das eine Rettung auch für diesen Sünder forderte, anbequemen müssen. Im einzelnen laBt sich diese Wandlung nicht verfolgen, da die Bühnentexte, soweit sie unsüberhefert wurden, erst spater niedergeschrieben worden sind. An eine Rettung Fausts war natürlich nicht mehr zu denken; das Charakteristische der Sage war ja gerade, daB er dem Teufel verfallen muBte. Aber es fehlt nicht an Versuchen, jedenfalls die Anfange dazu in den Stoff hineinzubringen; Marlowes guter Engel wird im Laufe der Zeit ein frommer, zur BuBe ermahnender Einsiedler, und Faust selbst, der in Marlowes Drama noch sogleich die sich zur Rettung bietende Hand von sich stöBt, hat schon im Augsburger Puppenspiel *), welches als das alteste gilt, einen heftigen Anfall von Reue und fleht kniend vor dem Kreuzbild Gott um Erbarmen mit seiner armen Seele. In Simrocks Puppenspiel8) ruft Faust sogar die Fürbitte der Jungfrau Maria an. Ein anderer dem katholischen Faustspiel eigentümhcher Zug ist die geringe Furcht vor dem Teufel, welche darin zum Ausdruck kommt. Im dem aus protestantischer Weltanschauung hervorgegangenen Volksbuch erscheint der Teufel als die gefürchtete Macht, aus deren Krallen nur schwerhch eine Rettung möglich ist. Anders dagegen nach katholischer Auffassung, nach welcher die Heiligen und besonders die heilige Jungfrau zur Fürsprache für den Teufdsbündler, wie für jeden andern Sünder, immer bereit sind. Aus diesem Gefühl, vor dem Teufel mehr oder weniger sicher zu sein, geht ohne Zweifel die sich in den katholischen Faustspielen, wie in der katholischen Teufelssage überhaupt offenbarende Lust hervor, den Satan zu foppen und zu qualen. Allerhand nutzlose und unmögliche Handlungen fordert Faust von ihm. So soll er ihm beim StraBburger FreischieBen als Scheibe dienen und schreit laut auf, wenn ein BüchsenschuB ihn trifft4). In der ungarischen Faustsage soll er Ciceros Werke bringen, welche dieser nach seinem Tode verfaBte6). Diese Qualereien erreichen ihren Höhepunkt in der Forderung, das Kreuz, an welchem Christus starb, aus Jerusalem zu holen, was dem Teufel un- l) Goedeke, GrundriB zur Geschichte der deutschen Dichtung, Bd. II (2. Auflage) S 525 *) Das Kloster Bd. V S. 818 ff. -•) Die deutschen Volksbücher Bd. IV Frankfurt a.M. 1846 S. 153 ff. —Eine hollandische Übersetzung des Simrockschen Spiels lieferte Balthazar Verhagen, Doctor Faust, Een poppenspel in vier Bedrijven.... Van Munster's Uitgeversmaatschappij Amsterdam 1921. 4) Fliegendes Blatt aus Köln. *) Kraus, Das böhmische Puppenspiel, Breslau 1891. S. 73. FAUST IN WAARDENBURG 95 möglich ist, denn er flieht vor dem Kreuze 1). Das sogenannte fliegende Blatt aus Köln 2) fordert, daB er das Kreuz abmalen soll, aber es darf weder Titel noch Jota daran fehlen. Auch hier muB der Teufel seine Ohnmacht eingestehen, denn es übersteigt seine Macht, die von Pilatus verfaBte Aufschrift l.N.R.1. zu malen. Er wül denn auch den Kontrakt zurückgeben, aber davon will Faust nichts wissen. SclüieBlich betrügt ihn der Teufel, indem er ihm statt der geforderten Zeichnung ein Venusbild bringt, das den ehtzückten Faust seinen Auftrag vergessen laBt. Gerade in diesem Moment aber ist die vereinbarte Frist verstrichen und der Teufel führt seine Beute mit sich in die Hölle. So gewinnt die protestantische Auffassung noch im letzten Augenblick die Oberhand. Nur ein katholisches Faustspiel kann die Quelle sein, aus Welcher die Waardenburger Sage hervorgegangen ist; als auffallendste Züge haben beide gemein: ein Gelehrter strebt mit Hilfe des Teufels nach übermenschlichem Wissen; für diese Hilfe muB er seine Seele hergeben, aber der Teufel hat dafür auch sauer genug zu schaffen, sodaB er es schlieBlich bereut, den Pakt geschlossen zu haben und den Kontrakt zurückgeben will. Die direkte Quelle kann nicht ein deutsches, sondern muB ein hollandisches Faustspiel gewesen sein. Eins der zalhlreichen katholischen Fauststücke muB also ins Hollandische übersetzt und in der Waardenburger Gegend auf die Bühne gebracht worden sein. Dieser hollandische Text kann nicht der von KoBmann s) veröffentlichte sein; dieser steht Marlowes Faustspiel naher und weiB von einem Qualen des Teufels nichts. DaB ein ahnlicher Text nicht überliefert worden ist, will wenig sagen; das Stück braucht gar nicht gedruckt gewesen zu sein; die Wanderbühnen verfügten seiten über gedruckte Theaterbücher. Von den beiden für die katholische Faustsage charaktéristischen Zügen, den Rettungsversuchen Fausts und dem Qualen des Teufels, kennt die Waardenburger Sage nur den letzteren, nicht den ersteren. Es ist aber ganz gut möglich, daB dieser Zug als für das protestantische hollandische Publikum zu katholisch ausgemerzt wurde, wahrend man das Qualmotiv beibehielt. Dieses geht zwar aus katholischer Anschauung hervor, gibt sich aber nicht direkt als katholischer Zug zu erkennen. Es muB sogar bei einem protestantischen Publikum ein angenehmes Gruseln hervorgerufen haben, den allmachtigen Satan auf der Bühne von Faust genarrt zu sehen. Nicht nur in den Hauptzügen, sondern sogar im einzelnen zeigt die Waardenburger Sage mit den katholischen Faustspielen die gröBte Ahnhchkeit, besonders mit einem Faustlied, welches vermutlich anlaBlich einer Faustaufführung in Prag gedichtet und das zuerst von Engel *) veröffentlicht wurde. Eine jüngere, verstümmelte Form dieses Komödienliedes ist die schon früher erwahnte, zuerst von Arnim und Brentano im Wunderhorn abgedruckte Fassung, welche als „Fliegendes Blatt aus Köln" bekannt ist, weil das Lied um das Jahr 1763 als fliegendes Blatt in dieser Stadt gedruckt sein soll. Das Herbeischaffen von Speis und Trank durch den Teufel, besonders auch von M Vergl. auch Goethe, Paralipomena zum Faust. 2) Fliegendes Blatt aus Köln, Das Knaben Wunderhorn, Bd. I S. 214. Auch Engel, Faustschriften S. 134. *) D as niederlandische Faustspiel. Haag'— Martinus Nijhoff — 1910. *) Zusammenstellung der Faust-Schriften. 1885. Nr. 290 S. 118. 96 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND reifen Früchten mitten im Winter, findet sich schon im alten Volksbuch, wo Faust der Grafin von Anhalt im Monat Januar frische Trauben holen laflt. Wie die Waardenburger Sage kennt auch das Prager Komödienhed diesen Zug- verel Str. IV: 8 ' Was fftr Früchten in dem Sommer In frembden Land gewachsen seyn, Müstens *) bringen mitten in Winter. DaB Fausts Teufel so schnell ist wie die Gedanken der Menschen, wird im altesten Faustbuch nicht nachdrückhch ausgesprochen; auch nicht bei Marlowe, der nach dieser Fassung sein Faustdrama dichtete. Mit den Erfurter Kapitein war auch dieFrage nach der Schnelhgkeit der Geister in das Faustbuch aufgenommen worden, von wo sie früh ins Faustdrama gedrungen sein muB, — schon das hollandische Faustspiel kennt die Szene—das diesen Zug wirkungsvoll und breit ausmalte. DaB er auch in der Fassung, welche der Waardenburger Sage zugrunde liegt, yorkam, laBt sich aus der Tatsache schlieBen, daB, sobald Faust etwas wünscht, es in demselben Augenbhck auch schon vorhanden ist. Auch im Prager Lied heiBt es Str. II: Unter diesen a) war gar keiner, Der ihm recht kunt tauglich seyn, Als Mevestophilus[,] der G'schwinde, Wie der Menschen Gedancken ist. Die vier weiBen, niemals müde werdenden Zauberpferde, welche Faust durch ganz Europa führen, sind hier die Geister, welche mit ihm durch die Luft fahren; Diese waren g'schwind wie Pfeilen, Fuhren ihn in schneller Eyl, Vielmal ethch tausend Meilen, DaB kein Land zu dencken sey, Wo er sich nicht hatlustiret, Von vier Pferden weiB auch die süddeutsche Boxberger Faustsage 3); nur sind sie da nicht weiB, sondern, mehr dem Charakter der Sage angemessen, von schwarzer Farbe. Auch das Motiv des Wegpflasterns, das die Sage in Waardenburg auf lokale Verhaltnisse anwendet, erwahnt das Lied, namhch in Str. V; Wann er auf der Post that reiten, Hat er die Geister also g'schorn, Vorn und hinten beeder Seiten, Den Weeg zu Pflastern auserkohren. ') namlich die Geister. *) namlich unter den Geistern, die Faust zitiert. 3) Vergl. Das Kloster V S. 206. FAUST IN WAARDENBURG 97 Eine Briicke zu schlagen und gleich wieder abzubrechen, fordert Faust im tschechischen Puppenspiel1). Besonders stark wird auch im Prager Komödienhed betont, wie Faust „die Geister grausam exercirt", sodaB sie ihres Dienstes loszuwerden wünschen: vergl. Str. VIII: Bitten th&ten ihn oft die Geister Er solls einmahl lassen loB, Er sagt nein ich hab die Freuden, Euch zu scheren allein bloB. Die Qualereien gipfeln auch hier in der Forderung, das Kreuz zu malen. Faust fordert dieses „Kontrafee'' nicht aus Frömmigkeit, denn um Gott und Himmel kümmert er sich nicht, wie aus Str. XVIII hervorgeht: Nach GOtt thue ich nichts fragen, Weder um sein himmlisch HauB. SchheBhch ist der Teufel noch imstande, das Bild selbst herzustellen, sei es auch, daB er dazu im tschechischen Puppenspiel der Hilfe von viertausend Teufeln bedarf, aber die Insdirift I.N.R.I. auzubringen, das ist ihm eine Unmöglichkeit; Den Titul und Heil. Nahmen, Kunt der Teufel mahlen nit. (Str. XX) lm Kölner Lied, das hier wohl die ursprünglische Fassung wiedergibt, bringt der Teufel Faust auf andere Gedanken, indem er ihm eine schone Jungfrau malt. Gerade aber ist die Frist verstrichen und Mephostophiles führt ihn mit sich in die Hölle. Die Waardenburger Sage berichtet, daB der Teufel Faust aus einem Turmgemach geholt habe. Ahnhches erzahlt die Faustsage in Maulbronna). DaB er mit ihm durch ein Fenstergitter gefahren sei, meldet auch die Kölner Sage 8). Das alte Volksbuch berichtet schon, daB der Satan Faust übel zugerichtet habe, bevor er mit ihm zur Hölle fuhr; die Studenten, welche den letzten Abend mit ihm im Dorfe Famlich bei Wittenberg verbrachten, fanden am folgenden Morgen das ganze Zimmer voll Blut, wahrend das Gehirn an der Wand klebte. Wie in Waardenburg ist auch in Maulbronn das Blut noch jetzt zu sehen. AnlaBlich des Blutes berichtet Neumann,4) daB „im vorigen Kriege, welchen man denDreissigjahrigen nennet" feindhche Soldaten in das bei Wittenberg gelegene Dorf Brada gedrungen seien. Um ihnen 1) Vergl. Kraus, Das böhmische Puppenspiel vom Doktor Faust, S. 142. *) Gustav Schwab, Wanderungen durch Schwaben, S. 29 und Das Kloster V S. 217. ') Johann Wilhelm Wolf, NiederlSadische Sagen, Leipzig. F. A. Brockhaus 1843 S. 355. ') M. Joh. Georg Neumann's curieuse Betrachtungen des sogenannten D. Faustens. Aus dem Lateinischen ins Deutsche ttbersetzet von M. M. Dresden und Leipzig, bei Johann Christoph Miethen, 1702. Vergl. Das Kloster V S. 479. Van 't Hooft, Faustbuch 7 106 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND sodaB die wiitenden Teufel heulend hin und her fhegen. Diese Szene hat auf Herrn Emanuel van Haever wohl einen tiefen Eindruck gemacht und offenbar sein schlummerndes Talent als Bühnendichter geweckt. Als Titel seines Stückes — gldchfalls ein Zauberstück: Anfanger sind Nachahmer — wahlte er sich „Berlik, Berlak", wodurch man ja die Teufel beherrschte. Die Rolle Hans Wursts laBt er den Diener Arlequin treulich nachahmen, denn „Hy zegt differente mael Berlik en daer agter Berlak" (S. 26), sodaB er denselben Effekt wie das von ihm bewunderte Faustspiel hervorruft. Dies ist übrigens die einzig veraünftige Szene des ganzen Spieles; es wird nicht leicht gelingen ein noch minderwertigeres Stück als diese Bühnendichtung Van Haevers aufzutreiben1). Wie un hollandischen Faust, wo Pekel und Broer Dirk mit dem Zauberbuch ihr es Herrn SpaB machen *), so spielt auch hier ein entwendetes Zauberbuch eine Rolle. Von der Aufführung eines Faustpuppenspiels in Flandern liegt sogar ein direkt es Zeugnis vor, aUerdings aus etwas spaterer Zeit. Hendrik Conscience berichtet 8), wie er als Knabe — er wurde 1812 geboren — in seiner Vaterstadt Antwerpen den Faust spielen sah. Die Bühne war vom Zuschauerraum durch ein Netz abgeschlossen, um die PoesjeneUen *) gegen Apfeheste und NuBschalen des allzusehr in das Spiel aufgehenden jungen Publikums zu schützen. Noch jetzt steht der Faust im Poesjenellenkelder zu Antwerpen auf dem Repertoire. Der Charakter der Waardenburger Sage stimmt so sehr mit dem der Faustpuppenspiele überein, daB wohl kaum eine andere Quelle für diese Sage in Betracht kommt. Auch das Zauberstabchen, das der bei der Witwe Stichter in Amsterdam gedruckte Bilderbogen als Attribut Fausts erwahnt 8), geht wohl auf das Puppenspiel zurück. Der Teufel Jost drangt sich natürlich erst auf hollandischem Boden in die Faustgeschichte ein. DiehoUandischen Puppenspieler, die im siebzehnten Jahrhundert so berühmt in ihrem Fache waren, haben den Kölner Kunstbrüdern natürlich rasch das emtraghche Faustspiel abgeguckt und dabei den Mephostophiles durch den aus Java importierten Jost ersetzt. Die vienmdzwanzigj ahrige Frist des Volksbuches ist in der Waardenburger Tradition auf einen siebenjahrigen Teufelspakt eingeschrankt. Eine siebenjahrige Frist kommt in Bündnissen mit dem Teufel mehr vor; Mariken van Nieumeghen lebt mit Mone sieben Jahre 8). In den spa ter en flamischen Volksbüchern findet Fausts zweite Verschreibung am 3. August 1531 statt, also gleichfalls sieben Jahre vor seinem Tode, was übrigens auch schon im alten SpieBschen Faustbuch der Fall war. >) Bel Mr. Ph. Blommaert, De Nederduitsche Schrijvers van Gent, Gent I. S. van Doosselaere, 1861, kommt der Name Van Haever nicht vor. *) Vergl. De Hellevaart van Dokter Joan Faustus Akt IV; Kofimann S. 76 ff. ') Geschiedenis mijner Jeugd, Leiden A W. Sijthoff. S. 28. 4) von polichinelle. 6) VergL S. 131. *) Vergl. auch Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, Göttingen 1854 Bd. II S. 970. 112 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE Der Verfasser ist der im Jahre 1583 in Delft geborene Kupferstecher und Formschneider Christoph van Sichem der Jüngere. Dieser war aber 1666 schon langst tot; die Kupferplatten müssen also viel alter sein. Schon 1605 scheint Van Sichem eine Serie einzelner Fohobilder mit darunterstehendem Gedicht und ausf ührlichem hollandischem Text zu beiden Seiten des Kupferstichs veröffenthcht zu haben. Boekenoogen *) erwahnt ein Blatt mit dem Bildnis des Wiedertaufers Jan Beuckelsz. Aus dem Jahre 1606 sind mehrere Wiedertauferbüder in derselben Ausführung bekannt, einige mit hoüandischem, andere mit deutschemText neben dem Bilde; viele andere sind undatiert, stammen aber ohne Zweifel aus derselben Zeit. Spater wahlte Van Sichem ein anderes Format; ein schmales Fohoblatt mit kurzem hoUandischem Text unter dem Bilde, das Ganze von einem Rande umgeben, dieselbe Form, in der er seine Serie Staatsmanner, wie Alva, Johannes van Oostenrijk u.a. herausgab 2). In demselben Format mit gleicher Zierleisteneinfassung und genau demselben hollandischen Text lieB er 1608 eine Sammlung von siebzehn Bildnissen, meist von Wiedertaufern, in Buchform drucken: Historische Beschrijvinge Endeaffbeeldinge der voorneemste Hooft Ketteren so vande Cathohjcke, ende Christehjcke Kercke, ghehjckalsSwermersendedwaelgeesten verbannen ende verworpensyn,haer leer, leven, begin ende eynde Int cort beschreven. Desgelycken in druck also noyt (maernu nieuw) wt ghegaen syn. ghemeerdt ende verbetert door C. V. S. A. Amstelredam. By Christoffel van Sichem Figuer ende plaet-snyder. Inde Seylende Windt-waghen 1608 8). Im gleichen Format erschien in demselben Jahre eine Sammlung mit deutschem Text: Historische Beschreibüng vnnd abbildünge der f ürnembste Haubt-Ketzer, so von de Catholische vnnd Christliche Kirchen, gleich für Schwórmer vnnd irrige gaister verbantt vnd verworffen seind, ihre lehr, leben, anfang vnnd einde kurtz beschrieben. Desgleichen im truck allso keinmahl (aber yetz neuw) auBgangen: Durch C. V. S. A. Zu Amstelredam, Bey Cornehs NiclauB Buchhandler, wohnend auffm Wasser, im Schreib-büch. 1608 4). Dieselben Bilder erschienen noch mit lateinischem Text, unter dem Titel: Iconica & Historica Descriptio praecipuorum Haeresiarcharüm, qui ab Ecclesia Cathohca & Christiana ut sectarij ac Phanatici excommünicati rejectique sunt; in qua eorum dogmata non minus, quam vitae initium & Finis breuiter perstringuntur: Cuiusmodi antehac nunquam, sed nunc primüm in lucem prodijt. Per C.V.S. [Druckerzeichen] Arnhemy. Apud Ioan. Iansoniüm Biblicop, &c. 1609 5). M ..De Portretten van Menno Simons" in Doopsgezinde Bijdragen. 53ste Jaargang door Dr. W. J. Kiihler N. V. Boekhandel en Drukkerij voorheen E. J. Brill. Leiden 1916. S. 33. •) Andere Bilder vom selben Format, gleichfalls mit hollandischem Text und demselben Rand tragen die Signatur Karei van Sichems; das Kupferstichkabinett in Amsterdam besitzt ein Bildnis der Herzogin Margaretha van Panna. Die Bilder Karls finden sich auch in Emanuel van Meterens Niederlandischen Historiën Arnheim Joh. Jansen 1604. *! Ein Ex. besitzt Dr. G. J. Boekenoogen in Leiden. *) Ein Ex. befindet sich in der Bibliothek der Mennoni tengemeinde in Amsterdam. «) Ein Ex. dieses auBerst seltenen Werkes ist im Besitz des Herrn Dr. G. J. Boekenoogen in Leiden. Auch diese Ausgabe zahlt siebzehn Bilder, sodaB die Angabe bei Fritz — Nederlandsche Volksboeken XIIS. 228 — diese Serie enthalte schon das Faust- und Wagnerbild, auf einem Irrtum beruht. VAN SICHEMS FAUST 113 In keinem dieser Werke findet sich Faust; man trifft ihn zuerst in der Ausgabe Goeree 1666 ah. Diese, welche ohne erklarenden Text erschien, zahlt namhch vier Bilder mehr, die alle die Signatur Van Sichems zeigen: Menno Simons, den Franziskaner Cornelis van Dordrecht, Faust mit Mephostophiles und Wagner mit Auerhahn. Von dem ersteren kennt Van Someren*) ein breites Fohoblatt mit erklarendem Text — er gibt nicht an in welcher Sprache — zu beiden Seiten der Gravure, also in der Form der altesten Wiedertauferbilder. Ein Portrat des Cornelis van Dordrecht befindet sich im Kupferstichkabinett zu Leiden ■). Der Text ist in hollandischer Sprache; das zwölfzeilige Gedicht ist gezeichnet C. V. S., ist alsö von Christoph van Sichem selbst verfaBt. Das Bild tragt die Adresse: „Tot Amsterdam By Christoffel van Sichem Figuersnijder ende Plaetsnijder. 1607". Kiesewetter *) bringt ein Portrat des „D. Christophorus Waegnaer Nigromanticus" mit lateinischer Unterschrift; er macht leider keinerlei Angabe über das Original; höchst wahrscheinlich ist dies eine alt ere Ausgabe. Auch das Bildnis Fausts muB früher erschienen sein, denn es hat den Formschneider des Volksbuchs in der Ausgabe 1608 beeinfluBt. Möghcherweise waren die Kupferplatten im Jahre 1609 im Besitz des Arnheimer Buchdruckers Jan Jansz. geblieben. Von ihm werden sie in die Hande seines Sohnes, des Amsterdamer GroBbuchhandlers Johannes Janssonius, übergegangen sein. Nach dessen Tode — am 11. Juli 1664 wird er begraben 4) — setzt sein Schwiegersohn, Johann van Waesberghe, der sich nach seinem Schwiegervater Johannes Janssonius van Waesberghe genannt hatte, das Geschaft fort, infolge testamentarischer Verfügung des Janssonius, daB sein Geschaft noch drei Jahre nach seinem Tode im alten Zustand bleiben soUte, um den ungeheuren Büchervorrat auszuverkaufen. Eine Tochter Johanns van Waesberghe, Elisabeth, heiratet Februar 1666 den Middelburger Buchdrucker Willem Goeree *). Die Vermutung liegt also nahe, daB Goeree, der sich für Kunst interessierte e), die Kupferplatten aus dem NachlaB des GroBvaters seiner Frau erhalten habe. Eine Reproduktion des Faustbildes zeigt S. 111. Fritz') weist darauf hin, daB Van Sichem durch den Titelholzschnitt des deutschen Volksbuches a8 beeinfluBt wurde *). Payer von Thurn9) weist auf die Lage des Glöckleins und des Rosenkranzes bei Mephostophiles, wie auf die Haltung der Hande der beiden Figuren hin. Schon im Kloster10) wird darauf auf- *) Beschrijvende Catalogus van gegraveerde Portretten van Nederlanders, Teil III S. 434 Nr. 3591 s*. *) Freundliche Mitteilung des Herrn Dr. Boekenoogen. *) Faust in der Geschichte und Tradition S. 493. *) De Boekhandel te Amsterdam voornamelijk in de 17e eeuw door M. M. Kleerkooper en W. P. van Stockum Jr. 's Gravenhage Martinus Nijhoff 1914—16 Teil I S. 301. *) A. M. Ledeboer, Het Geslacht van Waesberghe, 2e Uitgave 1869 's-Gr»venhage Mart. Nijhoff, Utrecht Beyers. S. 228. ") Paquöt, Mémoires pour servir a 1'Histoire littéraire.... tome premier A Louvain. M.DCC.LXV. S. 398. ') Zeitschr. f. Bücherfreunde Neue Folge, Jahrg. VI (1915) S. 301. •) Eine Abbildung des Titelblattes gibt Dr. Rudolf Payer von Thurn, Faust im Bilde, Wien 1919. Verlag des Wiener Goethe-Vereins, S. 13. •) Faust im Bilde S. 13. ,0) Bd. II S. 22 Van 't Hooft, Faustbuch 8 114 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE merksam gemacht, daB Mephostophiles mit der hnken Hand, also offenbar falsch, schwört. Van Sichem wie sein Vorbild stellen den Teufel in Übereinstimmung mit . dem Volksbuch als Franziskaner dar. Im Hintergrund hat Van Sichem drei Szenen aus Fausts Leben wiedergegeben: links, die Zeichnung des Kontrakts, rechts, die Beschwörung des Teufels, oben, Faust fahrt auf einem Drachen durch die Luft (offenbar auf der Weltreise). Christoph van Sichem hat seinerseits den Formschneider des hoüandischen Faüstbuchs in der Ausgabe 1608 beeinfluBt. Deuthch ist dies beim Titelbild: die Form des Kopfes, besonders der Mütze, wie auch die Haltung der linken Hand, welche sich auf einen Stock stützt, fallen sofort auf. Man vergleiche die Reproduktion von Van Sichems Faust mit dem Titemolzschnitt der Ausgabe 1608 (S. 122). Leendertz *) glaubt sogar in dem Holzschnitt die Hand Van Sichems zu erkennen. Dieser ist aber gewiB nicht für alle Figuren des Volksbuchs verantworthch; sie weisen deuthch zwei verschiedene Hande auf und überhaupt scheint es etwas gewagt, den Künstler Van Sichem für die jedenfalls dasMittelmaB nicht übersteigenden Produkte des Volksbuchs verantworthch machen zu wollen. Van Sichems Faust muB vor 1608 und da die Holzschnitte wohl auch schon in der Ausgabe 1607 vorkamen, vor oder spatestens in letzterem Jahre gestochen worden sein; vermutlich entstand er schon 1606 oder 1607 zugleich mit den andern, noch vorhandenen Biattern, mit denen er in Form und Ausführung groBe Ahnhchkeit zeigt; auffallig sind die Szenen im Hintergrund, welche mit Faust auch sieben der siebzehn „Haubt-Ketzer" aufweisen. Es ist also höchst wahrscheinlich, daB auch ein Faustbild mit nebenstehendem Text, wie ihn die Wiedertaufer zeigen, existiert hat. Warum Van Sichem im Jahre 1608 die vier Bilder, wenn sie verhanden waren, nicht in die Serie aufgenommen hat, ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Von Menno Simons könnte man annehmen, daB er es unterlieB, weil die Mennoniten, von „Broer Cornelis", weil die Katholiken diesen nicht gern unter den Ketzern genannt sahen. Ahnüche Erwagungen haben aber kaum bei Faust und Wagner eine Rolle gespielt. Zweites Kapitel Mathams Faust Das Reichskupferstichkabinett in Amsterdam besitzt unter Nr. A. 3688 eine wunderschöne Federzeichnung (300 x 210) von derHandAdrianMathams, welche Wurzbach ■) beschreibt als „Doktor Faust in seiner Studierstube. Vor ihm eine junge Frau. Hinter ihnen der Teufel. Feder. Bez. Adri. Matham, fecit". Vergl. nebenstehendes Bild. DaB es sich um ein Büdnis Fausts handelt, geht aus dem auf dem Tische liegenden Brief hervor, dessen — auf dem Original deuthch zu unterschei- ») Oud-Holland xli (1923/24) s. 14 ff. •) Niederlandiscb.es Kiinstler-Lexikon auf Grund archivalischer Forschungen bearbeitet von Dr. Alfred von Wurzbach Wien und Leipzig. Verlag von Halm und Goldmann 1910. Nachtrage S. 115. MATHAMS FAUST 115 dende — Überschrift lautet: „Doctissimo, Prudehtissimo Viro Iohanni Fausto, habitanti Wirthenberga 1535". Die junge Frau, welche das Licht von dem Leuchter genommen hat, um die Aufmerksamkeit des alten, im Buche lesenden Gelehrten auf sich zu ziehen, kann keine andere sein als die Helena, „die Fausto tot een Bvslaepster ghedaen was, in het leste Iaer syner verschrijuinghe". DaB Matham durch das Volksbuch inspiriert wurde, ist recht zweifelhaft. Faust schheBt da zwar den Pakt mit Mephostophiles durch Wissensdrang getrieben, zeigt sich aber im Laufe der vierundzwanzig Jahre seiten als wirklichen Gelehrten; kennzeichnend dafür ist wohl, daB der Formschneider des alten Volksbuchs, der ihn in vierzig verschiedenen Phasen seines Lebens darsteUt, ihn kein einziges Mal als Gelehrten vorführt. Anders im Faustdrama Marlowes; das Wissenschaftsmotiv wird hier nicht, wie im Volksbuch, bloB angedeutet, sondern ist der beherrschende Faktor des ganzen Stückes. Deshalb ist denn auch der Held bei ihm — und in allen auf Marlowe fuBenden Faustspielen — eine viel tragischere Figur und ein würdigerer künstlerischer Gegenstand als der schwachhche, genuBsüchtige Faust des Volksbuchs. DieUmgebungbei Matham nun verrat in allem den Gelehrten, allerdings — man beachte das geöffnete Zauberbuch, den Pferdeschadel und andere verdachtigte Gegenstande — von bedenklicher Art. Leendertz *) nimmt Zusammenhang zwischen Mathams Faustbild und einem hoUandischen Faustspiel an. Im Jahre 1731 veröffentlichte der Schauspieler Jan van Hoven aus dem NachlaB seines Prinzipals, des ehemaligen Direktors der Haager und Leidener Bühnen, Jacob van Rijndorp, ein von diesem um das Jahr 1700 verfaBtes Faustdrama „De Hellevaart van Dokter Joan Faustus. tooneelspel. In 's Gravenhage, Gedrukt by Cornelis van Zanten, Boekdrukker en Boekverkooper op 't Spui 1731" 2). Natürlich konnte Matham nicht dieses Stück selbst gesehen haben: sein Faustbild wird um das Jahr 1642 angesetzt. Rijndorps Faust ist aber die Umarbeitung eines alteren hollandischen Faustspiels aus der Feder des im Jahre 1689 gestorbenen wandernden Komödianten Floris Groen s). Wie im Volksbuch von dem gottesfürchtigen Arzt, so wird auch in den Faustspielen gegen Ende der vierundzwanzigjahrigen Frist ein Bekehrungsversuch unternommen, im hoUandischen Faustdrama von zwei Studenten, welche Faust die Bibel überhandigen. Der Versuch scheint Erfolg zu haben: wahrend er im Buche liest, fühlt er die Reue in sein sündiges Herz schleichen. Er schickt sogar den Mephostophiles fort. Dieser, der sich seine Beute im letzten Moment entgehen sieht, bietet Reichtümer, aber umsonst. Dann spielt er seinen starksten Trumpf aus: die schone Frau; •) Oud-Holland 1921 S. 143. •) Noch in demselben Jahre erschien ein Nachdruck „Te Amsteldam, By Gerrit Bouman, Boeckverkooper over 't Meisjes Weeshuis, by de Blommarkt." Von diesem brachte im Jahre 1910 KoBmann einen Neudruck: Das niederlandische Faustspiel des 17. Jahrhunderts. Haag, Martinus Nijhoff. Ein Exemplar der Haager Ausgabe besitzt die Universitatsbibliothek Utrecht, ein Ex. des Amsterdamer Drucks befindet sich in der Koninküjke Bibliotheek im Haag. Beide Ausgaben sind fast identisch; Gerrit Bouman hat sogar die Titelvignette des Haager Drucks nachbilden lassen. ') KoBmann S. 169. 116 zur faustikonographie Nu hem een Kroon mishaagd, en alle schat verveeld, Zal ik hem streelen met een aardig Vrouwen beeld; Die kunnen 't hartste hart der Mannen wel beweegen, x) Und er hat richtig gesehen; Faust iallt in sein früher es Leben zurück und ist jetzt sein. Die Darstellung dieses Momentes ist meisterhaft; nur erscheint Faust zu alt. Das fallt noch mehr auf, wenn wir die Jahreszahl auf dem Briefe, 1535, in Betracht ziehen, welche schwerlich willkürlich gewahlt sein wird. Nach dem hollandischen Faustbuch fallt Fausts Geburtsdatum in das Jahr 1491; er ist also in Jahre 1535 erst vierundvierzig Jahre alt. Hier scheint er aber zwanzig Jahre alter. Der Name des Landes Württemberg, das Matham sich als Fausts Wohnort denkt — es steht deuthch Wirthenberga und nicht Wittenberga — findet sich in keinem der alteren Volksbücher, auch nicht in Marlowes Faustdrama. Er wird wohl direkt oder indirekt aus Wiër stammen, der angibt, daB Faust „in pago ducatus Wirthenbergici" gestorben sei. Drittes Kapitel Rembrandts Faust „Es existieren wenigstens drei Stiche von Rembrandts Hand, welche Faust darstellen", berichtet Modderman2) in seiner Bearbeitung von Marlowes Faust. Das bekannteste dieser Faustbüder ist wohl das von Burgy 8) als „Het Portret van Doctor Faustus, met een kaal Hoofd en een Mantel om" bezeichnete. Payer von Thurn 4) weist nach, daB die Bezeichnung dieses Bildes als „Doctor Faustus" eine bewuBte Falschung ist. Um das Jahr 1640 veröffenthchte namhch der Pariser Kunsthandier Francois Langlois, dit Ciartres, eine Serie von sechsunddreifiig Philosophenköpfen und wahlte als „doctor Faustus"—Nr. 36 der Reihe — einen von Joris van Vliet nach einem Rembrandtsehen Gemalde gestochenen Kopf. Dieses Gemalde stellt die Ruhe der heiligen Familie auf der Flucht nach Agypten dar und der Kopf ist der des heiligen Joseph. Die physiognomischen Betrachtungen, welche Faligan5), Tille *) und andere anlaBlich des Bildes über Faust angestellt hatten, fallen somit in sich zusammen. Über die zahkeichen und mitunter sehr abweichenden Nachstiche vergleiche man Von Payer. Noch ein anderer Stich Van Vhets, gleichfalls nach einem Rembrandtschen Ori- ') De Hellevaart van Joan Faustus Akt IV Sz. 13 (S. 49), KoBmann S. 87. *) Het oudste Faust-Drama.... door Dr. r. S. Tjaden Modderman Groningen 1887 S. 2. *) Catalogus van de Weêrgalooze en eenigste volkoome Verzameling der Printkunst van Rembrant.... Vergadert.... door den heer Amadé de Burgy.... 1755. Vergl. S. 24 Nr. 178. 4) Faust im Bilde S. 6. *) Histoire de la légende de Faust, Paris 1887. S. 413. «) Vom Fels zum Meer, XVIII. Jahrg. Heft XXVI S. 548. REMBRANDTS FAUST 117 gin al, wird als ein Bildnis Fausts bezeichnet. Es findet sich auch in der Serie der sechsunddreiBig Philósophenköpfe des Ciartres und tragt da den Namen „Philon le Juif". Es zeigt dieselben Gesichtszüge wie das vorhergehende und wurde wohl aus diesem Grunde als ein Faustbild betrachtet, Für das dritte der Rembrandtschen Faustbilder hat Leendertz *) die Echtheit wahrscheinhch zu machen gesucht. Es betrifft die Radierung, welche im RembrandtKatalog von Gersaint2) unter Nr. 250 S. 195 als „Fautrieus" bezeichnet wird, unter welchem Namen die Verfasser behaupten, daB es in Holland bekannt sei. Burgy (S. 28 Nr. 210) kennt es als „Doctor Faustus in zyn Laboratorium". Es wurde von Goethe -— in einem Nachstich von Johann Heinrich Lips — als Titelbild seines „Fragments" gewahlt; spater setzte man es mit Goethes Faust in Verbindung und bezeichnete es als „Faust erblickt das Zeichen des Makrokosmos". Die Bedeutung der von einem Lichtschein umgebenen Figur auf dem Fenster ist nicht ohne weiteres klar. Die drei konzentrischen Kreise pflegten von den Teufelsbeschwörern am Boden gebildet zu werden, den ersten „durch den Gewalt GotteB, deB VatterB", „den anderen KreyB .... durch Godt den Sohn", „den 3ten KreyB .... durch Gott, den heilagen Geist" *). Sie standen darin bei ihren Beschwörungen. Der innere Kreis ist in vier Teile geteilt; man hest darin das Tetregramm Christi. Oft auch enthalt jeder Teil den Namen eines der vier Evangelisten. Unverstandhch sind die Buchstaben in den beiden andern Kreisen. Das zweimal vorkommende „Alga-" ist wohl eine Verstümmlung des in der kabbahstischen Literatur sehr gebrauchlichen „agla", einer der drei „ verborgenen Namen unsers Herrn und Alhnachtigen Gottes des Lebendigen und Warhaftigen" 4), der Name, „den Loth mit seiner ganzen Familie gehöret, und durch den er gesund geworden ist" 6). Die heiligen Namen dienen zur Abwehrung des Teufels, der sonst den Beschwörer toten würde. Nur in seinem Kreise ist dieser sicher. Wagner, der mit einem FuBe aus dem Kreis trat, muBte seine Unvorsichtigkeit mit dem Verlust dieses Körperteils büBen. Von einem Kreise, wie ihn Rembrandt hier darsteUt, namhch anders als am Boden, weiB die kabbalistische Literatur, soweit mir bekannt ist, nichts. Wohl sicher ist inzwischen, daB die Figur hier nicht, wie gewöhnlich, zu einem bösen Zweck dient. Der Lichtschein weist deuthch darauf hin, daB wir sie als ein götthches Zeichen zu betrachten haben. Die Anregung zu dem Bilde kann nicht vom Volksbuch ausgegangen sein. Schon Charles Blanc •) vermutete, daB Rembrandt von einer Faustaufführung durch englische Komödianten beeinfluBt wurde. Auch Leendertz glaubt an Beeinflussung durch die Bühne7): er denkt an einen Auftritt wie Akt III, Szene V des hollandi- ') Oud-Holland 1921 S. 132 ff. „Nederlandsche Faust-IUnstratie." *) Catalogue raisonné de toutes les Pièces qui forment 1'Oeuvre de Rembrandt.... A Paris, Chez Hoche- reau, 1'ainé M.DCCLI. 3) Vergl. Das Kloster III S. 345. ') Doctor Faust's groBer und gewaltiger Höllenzwang, Das Kloster IIS. 827. 5) Das Kloster II S. 826. *) L'oeuvre complet de Rembrandt décrit et commenté par M. Charles Blanc.... Paris Chez Gide, Libraire-Editeur 1859. Teil I S. 282 ff. •) Vergl. auch Zeitsch. f. Bücherfreunde 1922 S. 142 „Der Spiegel in Goethes Faust". 118 ZUR FAUSTIKONOGR APHIE sehen Faustspiels: Faust ist im Begriff sich dem Teufel zu verschreiben, da sieht er ein glanzendes Licht und hört die Stimme des guten Engels, der ihn noch im letzten . Moment warnt, von seinem unheüvoUen Vorhaben abzulassen. Einen ahnhchen Auftritt—Rijndorps Faust ist zu jung, um in Betracht zu kommen, er geht aber, wie gesagt, auf ein alteres Stück zurück — hat Rembrandt, meint er, auf der Bühne gesehen. Als Warnungszeichen sei die von einem hellen Lichtschein umgebene geheimnisvoUe Figur auf dem Fenster erschienen. Da es aber dem Menschen nicht möglich sei, das Zeichen Gottes direkt zu erblicken, so zeige es ihm der gute Engel in einem Spiegel. Van Vloten 1), der das Bild übrigens anders deutet, glaubt im Gesicht des Gelehrten den tiefen Eindruck zu erblicken, den die geheimnisvolle Erscheinung auf ihn mache. Man möchte der Gestalt aber eher mit Payer von Thurn jede seehsche Erregung absprechen. Der Gelehrte scheint eher in ruhige Betrachtung des Bildes vertieft. Diese Ruhe nun paBt zu Faust in dem bedeutungsvoüen Augenbhck durchaus nicht. Wurzbach 2) kennt von dem Bilde zwei Uberarbeitungen, die eine von Rembrandt selbst, die andere von fremder Hand. Vergl. nebenstehende Reproduktion Viertes Kapitel Der Bilderschmuck der Volksbücher lm Gegensatz zu den deutschen Faustbüchern sind die hollandischen alle mit Bildern versehen. Die südniederlandischen Ausgaben haben nur ein Titelbild; die in den nördhehen Niederlanden erschienenen zeigen reichen Bilderschmuck. Mit der Wahl der Bilder nahm man es in früherer Zeit nicht sehr genau; wir sahen, wie willkürhch Ciartres damit verfuhr. Es war schon Karl Baten aufgefallen, daB in Parés chirurgischem Werke, einer wissenschafthchen Arbeit ersten Ranges, Bilder vorkamen, welche gar nicht zum Text gehörten, sondern vom Drucker, weil er die Holzstöcke noch von einem andern bei ihm gedruckten Werke 8) hegen hatte, zur Verschönerung des Buches aufgenommen waren. Wenn dies in einem wissenschafthchen Werke geschah, so kann man sich denken, wie man mit den Bildern der Volksbücher verfuhr. Diese bieten denn auch, besonders die spateren, in dieser Hinsicht die ungeahntesten Möghchkeiten. Zum Text stimmen sie nur in den seltensten Fallen, sodaB, wenn es einmal wohl der Fall ist, der Drucker dies einer besonderen Erwahnung im Titel wert achtet. Das alteste hollandische Faustbuch enthalt sechs verschiedene Holzschnitte, von denen 2 zweimal vorkommen. Keiner dieser sechs wurde ursprünghch für das *•) Nederlands Schilderkunst door Dr. J. van Vloten 2e uitgave Amsterdam. P. N. van Kampen & Zn. S. 283. 2) Niederlandisches Kiinstler-Lexikon, Bd. II S. 431 Nr. 270. ') Namlich La Cosmographie universelle des André Thevet. DER BILDERSCHMUCK DER VOLKSBÜCHER 119 Faustbuch geschnitten; fünf finden sich in dem in demselben Jahre als das Volksbuch, 1592, in Dordrecht für Jasper Troyen gedruckten „Schadt-Boeck der Historiën .... door P. Bosteau". Dieses „Schadt-Boeck" ist die hollandische Übersetzung des im Jahre 1560 erschienenen Originals, „Histoires prodigieuses extraites de plusieurs fameux auteurs grecs et latins". Der Verfasser ist Pierre Boaistuau, dit Launay. Das Werk wurde spater erweitert, unter andern von Claude de Tesserant, Belle-Forest und Rod. Hoyer. Das „Schadt-Boeck" ist eine Übersetzung dieser erweiterten Ausgabe. Es hat zahlreiche und zwar recht gute Holzschnitte. Der ZusammensteUer des „Catalogus Frederik Muher & Cie 1893. Populaire Prozaschriften der 17e en 18e eeuw", F. A[dama] v[an] S[cheltema], glaubt in den Bildern die Hand P. van der Borchs des Alteren zu erkennen. Van der Borch war aber jedenfalls nicht ursprünghch, denn die Bilder sind nach denen der französischen Ausgabe geschnitten worden *) und sehen den meisten dieser zum Verwechseln ahnlich. Eine kurze Beschreibung der Holzschnitte des Faustbuchès möge jetzt folgen. 1°. Der Titelholzschnitt, 51 x 35 mm., der einen Mann amFufieeinesbrennenden Berges darsteUt, hat für das Faustbuch keinen Sinn. Er wurde wohl gewahlt, weil man die feuerspeienden Berge als Eingang der Hölle betrachtete und die Begriffe Faust und Hölle für den Drucker zusammengehörten. Im „SchadtBoeck" findet er sich Teü III Fol. 68v° und steht da den „Deirlicke doot van Plinius" dar. Vergl. für diesen Titelholzschnitt S. 35. 2°. Fol. 3 v° und 4 v°, 52 x 39 mm. Ein Mönch spricht mit einem Satyr; es soü hier eine Disputation Fausts mit Mephostophiles dargesteüt werden, Nun ist die Mönchskutte für Faust eine zu sonderbare Tracht, um ursprünghch sein zu können. Im „Schadt-Boeck" — Teü I Fol. 28 v° — ülustriert dieses Büd eine merkwürdige Begegnung, die der heüige Antonius in der Wüste mit einem Satyr hatte 2). 3°. Fol. 5 v°, 54 x 40 mm. Ein Mann sitzt schreibend an einem Tisch; vor ihm steht ein an Handen und FüBen Gefesselter. Es sollen wieder Faust und Mephostophües im Gesprach dargesteUt werden. Im „Schadt-Boeck" — Teü II Fol. 38 v° — bezieht sich der Holzschnitt auf eine Spukerscheinung, welche der Phüosoph Athenodorus hatte. 4°. Fol. 16 v°, 54 x 42 mm. Er ülustriert wohl, wie Gott die Vögel und Fische erschafft. Die Gottesfigur ist am Meeresstrande stehend dargesteüt mit ausgebreiteten Armen und einer Krone auf dem Haupte. Dieser Holzschnitt findet sich im „Schadt-Boeck" nicht. Für das Faustbuch hat er gar keinen Sinn. 5°. Fol. 18 v°, 54 x 42 mm. Er steüt die Erschaffung Adams dar. Gott, eine *) Von den zahlreichen französischen Ausgaben lag mir nur der Druck 1580—83 vor (A Paris chez Hiosme Marnef. — Universitatsbibl. Amsterdam), der die meisten Holzschnitte des Schadt-Boeck enthalt, aber nicht alle. Von den fünf Bildern, welche Faustbuch und Schadt-Boeck gemein haben, finden sich in der französischen Ausgabe nur zwei, namlich die unter 2* und 3° angeführten. Man vergl. Histoires prodigieuses Teil I, S. 44 und Teil II, S. 117. •) Der Holzschnitt zeigt groBe Ahnlichkeit mit einem Bilde aus der deutschen Mandevilleausgabe des Jahres 1481 (Augsburg, Anthony Sorg), das Eugen Hollander: Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt, Stuttgart 1921, S. 304 wiedergibt. Es bildet eine Illustration zu Kapitel XIV, welches berichtet, wie ein heiliger Einsiedler, natürlich gleichfalls Sankt Antonius, in Agypten einem „mörwunder" begegnet sei. 120 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE Krone auf dem Haupte, beugt sich über eine am Boden liegende, nackte Menschengestalt. Für das Faustbuch hat der Holzschnitt keine Bedeutung und ebensowenig für das „Schadt-Boeck", wo er Teil IV Fol. 8 v° vorkommt. 6°. Fol. 56 v°, 50 x 35 mm. Sechs Personen stehen nebeneinander; die mittlere spricht offenbar. Er soll im Faustbuch wohl Fausts letzte Anrede an die Studenten darstellen, ist aber gewiB nicht ursprünghch, denn drei der Personen sind Frauenfiguren. In das „Schadt-Boeck" — vergl. Teil IV Fol. 7 r° — gehort er gar nicht. Die unter Nr. 5 und 6 genannten zeigen groBe Verwandtschaft; es sind auch die einzigen, welche in der GroBe genau übereinstimmen. Sie stammen aus einer hollandischen Bearbeitung der Metamorphosen, den „Excellente figueren ghesneden vuyten vppersten Poëte Ouidius vuyt vyfthien boucken der veranderinghen met huerher bedietsele. Duer Guüliaume Borluit burgher der stede van Gendt. Gheprint tot Lions, By my Ian van Tournes. 1557" *). Von dem Genter Advokaten Willem Borluit stammen allein die Reime mit ihrem sonderbaren Mischmasch von Flamisch und Französisch. Weit bedeutender als diese sind die auBerordentlich feinen Holzschnitte von der Hand des Bernard Salomon, dit Petit Bernard *). Das Faustbuch entlehnt die beiden ersten Figuren, namhch „De gheleghentheyt der Elementen", welche die Erschaffung der Welt aus dem Chaos und „Elck dier werdt zyn plaetse gheassigneert", welche die Erschaffung des Menschen darsteUt. Die Holzstöcke des „Schadt-Boeck" sind im Jahre 1670 im Besitz des Druckers Jacob Mesens zu Antwerpen *) und werden von ihm für eine neue Ausgabe dieses vielgelesenen Werkes benutzt 4). Bei einer Vergleichung des Dordrechter Drucks mit dem französischen Original fand er „daer wtghelaten wel 28. Historiën, seer schoone ende verre de principaelste dienende tot verheffinghe van ons H. Cathohjck Apostohjck Gheloove", welche er sich natürlich beeilte seiner Geschichte hinzuzufügen. Fast samtliche Holzschnitte der Ausgabe Troyen finden sich bei Mesens, aber von den fünf, welche das „Schadt-Boeck" mit dem Faustbuch gemeinschafthch hat, nur zwei, namhch die unter Nr. 2 und 3 genannten (Vergl. Mesens Teil I, S. 72 und Teil II, S. 92). Das sind als odieselben, die auch schon in der französischen Ausgabe 1580/83 vorkamen. Troyen hat also offenbar die Holzschnitte des französischen Originals nachbiklen lassen und verwendete für sein „SchadtBoeck" auBerdem noch einige, die er wohl von anderen in seinem Verlag erschienenen Werken besaB. Von den sechs Holzschnitten des Faüstbuchs wurden also zwei (2 und 3) dem „Schadt-Boeck" entlehnt, wahrend die vier übrigen anderen von Troyen, oder Canin, verlegten Werken entnommen wurden; zwei davon (4 und 5) sind den „Excellente figueren" Bernard Salomons nachgebildet, die beiden restierenden (1 und 6) sind mir aus einem andern Werke nicht bekannt, sie wurden aber ge- *) Ein Ex. besitzt die Universitatsbibl. Leiden. 2) Vergl. M. D. Henkei, „Nederlandsche Ovidius-Illustraties van de 15e tot de 18e eeuw" Oud-Holland 1921 S. 149 ff. *) Auch Troyen stammte aus dieser Stadt. 4) Het Wonderlijck Schadt-Boeck der Historiën t'Antwerpen, By Jacob Mesens, op de Lombaerde veste, inden gulden Bijbel, Anno 1670. (Ein Ex. besitzt die Bibliothèque Royale in Brussel.) DER BILDERSCHMUCK DER VOLKSBÜCHER 121 wiB nicht fürs Faustbuch und ebensowenig fürs „Schadt-Boeck" geschnitten. Sind die Bilder der Ausgabe 1592 entlehnt, alle spateren in den nördhchen Niederlanden gedruckten Faustbücher haben eigens für das Werk angefertigte Figuren. Die Ausgabe 1608 zahlt vierzig verschiedene Holzschnitte, von denen die meisten aber mehrere Male vorkommen; einer sogar siebenmal. Um die Breite der ganzen Seite ausfüllen zu können, sind zu beiden Seiten Zierleisten angebracht worden. In der Ausgabe 1607 mögen die Bilder noch an der richtigen Stelle gestanden haben, durch den Übergang vom Oktav- in das Quartformat ging der Zusammenhang mit dem Text völlig verloren. Auch wurden die fürs Faustbuch bestimmten Holzstöcke für das Wagnerbuch benutzt und umgekehrt. Von eüiigen ist es deshalb schwer zu entscheiden, ob sie zum Faust- oder zum Wagnerbuch gehören. Joseph Fritz *) erkannte schon zwei verschiedene Hande; die zum Faustbuch gehörigen Holzschnitte sind bedeutend besser als die für das Wagnerbuch bestimmten. Wie im Text, so lehnt auch in den Holzschnitten das Wagnerbuch sich an das Faustbuch an. Schon bei der Vergleichung der beiden Titelbilder fallt die Abhangigkeit auf. Die Holzschnitte des Faustbuchès müssen also alter sein. Die Ausgaben 1607 — Faust- und Wagnerbuch — waren schon beide mit Bildern versehen. Es ist natürhch möglich, daB beide Volksbücher im selben Jahr nach einander erschienen sind; es ist aber ebenso wahrscheinhch, daB es noch ein alteres ülustriertes Faustbuch gegeben hat, nach dessen Bildern der Formschneider des Wagnerbuchs seine Holzstöcke bearbeitete. Wenigstens zwei Holzschnitte, die nur für das Faustbuch bestimmt sein können, verraten die Hand, welche fürs Wagnerbuch schnitt, namhch „Faust sagt sich ein Bein ab und gibt es einem Juden als Pfand" (Kapitel XXXVII F. 31 r°) und „Faust laBt vor den Studenten in Erfurt den Riesen Polyphem erscheinen" (Kapitel LI F. 39 v°). Diese müssen spater hinzugefügt worden sein. Es ist möghch, daB sie in der Ausgabe 1607 noch fehlten und 1608 zum ersten Male vorkommen. Wahrscheinhcher ist es, daB sie zugleich mit den Holzschnitten fürs Wagnerbuch zustande kamen. Es muB dann ein alteres mit diesen Bildern ülustriertes Faustbuch als die Ausgabe 1607 existiert haben. Auch Fritz 2) glaubt an die Existenz eines alteren hollandischen Faüstbuchs. Die Holzschnitte zu den sogenannten Erfurter Kapitein meint er aüe dem Formschneider des Wagnerbuchs zuschreiben zu können. Aus dieser Tatsache schheBt er auf die Existenz eines alteren hollandischen Faüstbuchs nach der A-Fassung, die ja die Erfurter Kapitel nicht enthalt. Es waren dann bei der spateren Aufnahme dieser Kapitel von dem Formschneider des Wagnerbuchs die dazu nötigen Holzstöcke geliefert worden. Die Annahme aber ist unrichtig; die Ausgabe 1608 geht im Haupttext auf Batens Übersetzung des Jahres 1592 zurück, welche diese Kapitel bereits enthielt. Einen andern Grund für die Existenz einer hoUandischen A-Fassung glaubt ') Nederlandsche Volksboeken XII S. 210. *) Die Historie van Christoffel Wagenaer S. 210, Anmerkung 3. f22 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE SS(WSI+gommes m if auftug/öfeeettf tottmticntf aroa* ien ^ooüm»:er/«iiljefuimConöWdectoajÊf.©anftïn grrJ ^upü«r^*n^wbiiice /tj«5ijn<©«tfïnt(lcliïfc |cu«v jSÏX fcuonberitrH»aonrueren / en&enan^nfe&tift* ïtcfe entte ijioutoeiirö cpnfce enoe «fJrDf pt. $3 ^«lïenöeel lot 3tjnejj0m nagelaten fcD?iftm^p een eiUje^DtlooöntenfcIien/tótcmft^ifïtfi gl i«hmittpel/enöeüjaecfc!)outtiinget j?Ki tocötrotti op (jet men tot Öen ^ooc^Duptfcfjen •«ycuiiiiacr owerinffl/ enoe op »eie pwcrfmcgeroiuflt ett «tui «mumocutvcnue inrr 'litoenf J* l* ¥Jj) mitrenherrtnt*. * DER BILDERSCHMUCK DER VOLKSBÜCHER 123 De HISTORIE Van Dö£tor JOANNES FAUSTUS. Die tmmtmmtmm groote» CöDe* mtt mtfntttiïitinfttnati h)a&©an fijn tmt* toelfc&e üftfcöjöWntje/ bon jij n oiKöjlfiritft ïebf n/toonbcr lijftc obontu» een/ cn&anfljn feljji&licft Éngroutociich eunoe enOcoiftfjeLn. Mttftmimlupt1i)ntp$m nageCattn fd&itftenW eenbecgabect: allen ©obofebiaen/^pgebfafen/(ioiife en ©oOIofe fèras " fetjentotcen fc&jierteIn'ch Jacn. fcöen afê een fcM&e.n» erempel en ^aecfcöoiitotofleT Vit de Hoogduitfehe Exemplaar overgezien, op veele plaatzsn gecorrjgeert, en met fchoone Figuurén vercieri. DER BILDERSCHMUCK DER VOLKSBÜCHER 127 Do&or JOHANNES FAUSTUS. 3»te een uptneroeniien gtooten SToteract en stoatte IBonfrenaer m$ ' Bm 3911 «©uptelfcïje Berfctópwnge/ tan 5tjn <©ne5iifrelpe Henen / nrnDerïijne "auati; turen / en can jgn fcö?rftftcïgft en g:outüfïrjRe CnnOe en 3Cfff&:pc. ftëeefïcnDttï upt sfjn engen nageïatm ^cfeiftén fen-een berga* tiert/ Men i|obaeröiseti/ €>pöcülafen/ Stoute en «ÖSoöioofe 49&em fchen tot een fcöjtaöeUjö drempel en ïBaerfcgoutoinge. Uit den Hoogduytfchen Exemplaer overgefien , en op veele plaetien Gecorrigeert eb vermeerdert, cn met fchoonc Koopcic Figuren verciert, 1764, 128 ZUR FAUSTIKQNOGRAPHIE ist an seinem „stompen voet" kennbar. Es ist gerade einer der besten Holzschnitte des Wagnerbuches. In dem bei Van Egmont gedruckten Faustbuch ülustriert er Kapitel L, Faust schenkt den Leipziger Studenten ein FaB Wein (S. 57). Dieselben Büder wie die Ausgabe 1608 zeigt auch der Druck des Jahres 1659. Nur sind von einigenroheNachschnitteangefertigt, welche neben ihren besseren Originalen vorkommen, sodaB es nicht deutlich ist, warum der Drucker sie hat hersteüen lassen. Einer dieser Nachschnitte findet sich auch im „Eenhoorn", namhch Nr. 3. „De kaptein, die een zoldaat aanneemt", welcher im Faustbuch darstêUt, wie ein gebratener Kalbskopf plötzüch zu schreien anfangt, als einer der von Faust auf eine Abendmahlzeit geladenen Studenten ihn zerlegen wül (Kapitel XLVII). Die Situationen sind also nicht gerade dieselben. Unter den Holzschnitten des „Eenhoorn" finden sich auch die beiden im Palmerin vorkommenden Faustbüder. Noch ein drittes Büd hat das „Eenhoorn" mit dem Volksbuch Palmerin gemein, Nr. 13, „Dehuwelykskoppelaar", das offenbar für letzteres Werk hergesteüt wurde. Es findet sich Fol. 30 r°; im Faustbuch fehlt es. Dieselben Holzschnitte wie die Ausgabe 1659 zeigt der Druck des Jahres 1685. Nur fehlen hier die Zierleisten und stehen die Figuren, wie in aüen spateren Drukken, in der ersten Spalte. Andere Büder zeigt der Druck des Jahres 1695.Es sind Nachschnitte nach den in der Ausgabe 1608 vorkommenden, von ungefahr gleicher GröBe und verhalten sich zu diesen en contre-partie. Die Figuren sind im aügemeinen etwas gedrungener als die Originale. Eine Reproduktion des Titelbüdes zeigt S. 123. In diesem glaubt Payer von Thurn x) den EinfluB Van Sichems zu erkennen. Eine andere Nachbüdung aus dieser Serie, die das Auftreten Alexanders des GroBen und seiner Gemahlin vor Karl V. darsteüt, findet sich S. 130 unten. Dieselben Büder wie in der Ausgabe 1695 finden sich auch in den Drucken 1721, 1728 und 1747. Andere Holzschnitte hat wieder der unter O angeführte Faustdruck (Vergl. Bibliographie). Sie wurden nach denen der Ausgabe 1695 hergesteüt und verhalten sich zu diesen, wie dies mit Nachbüdungen meistens der Faü ist, en contre-partie. Sie sind bedeutend roher als ihre Originale. Als Titelbüd wurde das Auftreten Alexanders des GroBen am Kaiserhof zu Innsbruck gewahlt. Herr F. G. Waüer in Amsterdam besitzt sechzehn der ursprünghchen Holzstöcke dieser Serie; sie stammen aus der Druckerei „De Erven van der Geer Jr. firma G. van der Linden, Egelantierstraat 17" in Amsterdam. AuBer dem Titeüiolzschnitt — vergl. S. 126 — gebe ich eine Reproduktion des Büdes: Faust beschwört den Teufel (S. 129 oben). Wieder andere Büder hat die Ausgabe des Jahres 1764. Der Drucker bezeichnet sie als „schoone Koopere Figuren", sie machen aber den Eindruck Holzschnitte zu sein und wurden ohne Zweifel als Hochdruck, zugleich mit dem Text, abgedruckt. Die nachdrückliche Angabe, es handle sich um Kupferstiche, mag als eine Empfehlung beabsichtigt gewesen sein, da die Holzschnitte im achtzehnten Jahrhundert als minderwertig galten. Die meisten wurden nach den Bildern der Aus- *) Faust im Bilde S. 14. DER BILDERSCHMUCK DER VOLKSBÜCHER 129 Doctor Fauftus. Hier volgd het tweede .Deel defer Hiflorie, van Dc£t. Fauftus, den uytnemendde groocen Tovenaar 2f Ut in dc ideologie nfet uxl erbarm 5pn. uEn in be tuintec ban fiouöe/ banEojfï/ ban£>neeuuj/ en in Den Eomecbanfjitte/ ban©onbec/en ban ©nbjeoer fecfijpben. $p tttte ooft in jpnc ©joatioilfcotfe ben &pD en matree föoeftomflic gefcfjleben jouDe/ fjp toaetfefjonbe elhe heer» frtjapppe «i 't bpjonDcr/ gdpftafê b'ecitc niet Duicen tpo/ b'anbeemet <©o?log of ^eü joube aengegcepen uiojbea/ gettift su!fi£ De <&upbel lint ecbatenbheib Dee j&atuut/ en uit fjt t yjnDigen ïcben bej? JBenfcben/ Doftor Fauftus. 27 Hier volgt het Tweede Deel deler Hiflorie van D. Fauflns, den oitnemeBden grooten Toveuaer. bit in be Hfïcolcme niet teel etbacen $gh. «En in beu muuce bon ftoube /. ban bojfl / bon fnecutn / en tn ben gomet ban hitte / ban bonbec / en. ban entoeDei fcJjjpben. Hp jetten ooit in §gns ppguufifcfltie ben ttjO in mattee toehoinflig «JMchietert ' souöe / fjp toae?fcgouDg «Int beer* febapppe in 't bpfonbec / getob aig b' eene met bupcenttft/ b'anbecmft (©ojlog of pt'fl jauöc oengrgtcpen toojben / fidrja fttftr bc ©upbtl -tiit ecbacentöeib bet iSatttue / en nit het jonbfgtn leben D?f3 lEenfchen/ Van 't Hooft, Faustbuch 9 130 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE Een Hiftorie van Doétor Fauft©, enKeyfer Karei den Vijfden. mojben/ oöeftjfR We foepfer fjem ■P PfflftfPfcrlychefiroon beloof* & Z?^ °± f% ffaufaS* fijne *epfeel0che JSafeffeptin alöer, on> betbaninöept aenboot. i^n bomt mpeeng (fepbeOcfeepfcr) fjoebat tcR een^fti mijn Eea&ec hebfioen bennen/ oatboo?mp mijne Boor ouoecg tot fo rjcootegcuabe/ ende fjoocjfie 5tiUoritep(t genomen Jön/ mfoBbetfjepbt Dot Sleranoec ötf <&coote/ een€iecaetenSantoenic aliet ftenfewn eeuw fï i$ / n&elöcK mbe^eftocie telefenigV foncopte DER BILDERSCHMUCK DER VOLKSBÜCHER 131 Een Hiftorla van Doétot, Faufto, en Keyzer Karei den Vyfden^ gefp De fóepjee fjem &p $#n ïtep» jejiijfte Sttoor. beloof De. «ïaee op <&o«o; f auflujJ sgne ftepjetlnne Sfênjeflept in allee onDecDanfgb?pt oanbooD. Bu hooji mp eenü (jepDe De feepjee) hoe bat fh eend in mün Eegec fjeöBe flaen Dennen / Dat booj nip mgne ©ooj-ouDecg tot 50 gcoce «Benobe / enDe fjog« autborltept genomen jgn / injon. Dec&rpt hoe Stfcranöec be <&jote l een Ciceeet en iontatrne alle (Hen, $ecen getoeefi 10 /> geïijn in De Hiftocie Dt lefen 10 A $0 gjcte tënft» Wie is dat? DÓ&er Fouft; Hy fchynt geheel yerfmouft , Kog zeit hy : Jpoft ik lokye Mei tlït nyn Tovcrftokje. Ik, zeit de Krygïman Jooft,' Zoek by geen Toovraar troolt, Maar set royn fcherpe De^en * " Uw Toverftokje tegen... 132 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE gabe 1695 angefertigt, mit denen sie auch in der GröBe übereinstimmen; einige sind Ursprünghch, wie Fausts Fahrt durch die Luft auf S. 32. Das Titelbüd weicht in den Abmessungen von den andern ab, indem es die ganze Breite des Schriftspiegels einnimmt. Eine Reproduktion gibt Schotel in seinen „Vaderlandsche Volksboeken"1), welche aber auf beiden Seiten etwas beschnitten ist, sodaB dieSignatur des Formschneiders G. K. fortfiel. Nur das Titelbüd is signiert, aber die andern, aüe sehr mittelmaBigen Büder, verraten dieselbe Hand. Es ist mir nicht bekannt] welchem G. K. diese Büder zuzuschreiben sind. Die Büder finden sich in aüen spateren in Hoüand gedruckten Faustbüchern. In den jüngsten Ausgaben sind sie zu unkenntlichen schwarzen Flecken herabgesunken. Der aüerjüngste dieser Drucke zeigt einen von den andern abweichenden Holzschnitt, Faust im Gesprach mit Mephostophües darstellend; er steht dem entsprechenden Büde der Ausgabe 1608 sehr nahe 2). Nur in diesem jüngsten der nordniederlandischen Drucke findet er sich, dennoch muB er bei der Verwendung schon alt gewesen sein, das geht aus den zahlreichen Wurmlöchern, die natürlich weiBe Flecken») hinterlieBen, deuthch genug hervor. GewiB wurde er für diese Ausgabe nicht zum ersten Male benutzt. Vermutlich büdet er den Rest einer ganzen, verschoüenen Gruppe Faustbüder. Den Holzstock besitzt Herr F. G. Waüer in Amsterdam; auch dieser stammt aus der Druckerei „De Erven van der Geer". Eine Reproduktion des TiteUiolzschnittes dieser Serie zeigt S. 127, wahrend die Beschwörung des Teufels sich S. 129 unten, das Auftreten Alexanders des GroBen vor Karl V. S. 131 oben findet. Die beiden letzten Büder wurden dem unter O angeführten Druck entnommen. Die südniederlandischen Drucke haben bloB ein Titelbüd. Die alteste Ausgabe, die vom Jahre 1728, mit der Adresse ,,t' Amsterdam, By Jean de Nivel, Broeder van' het wyt vermaert Manneke-pis", hat denselben Kupferstich wie die französische Ausgabe 1712, welche unter der fingierten Adresse „Cologne chez les héritiers de Pierre Marteau" erschien, in Wirkhchkeit aber bei Georg de Backer in Brüssel gedruckt wurde4). Beide Ausgaben, die französische wie die flamische, stammen wohl aus derselben Offizin. Auf Brüssel als Druckort weisen auch die Bezeichnungen Jean de Nivel und das Manneke-pis. Das Titelbüd der französischen Ausgabe gibt Payer von Thurn Tafel XX. Bei der Verwendung für die niederlandische Ausgabe war die Kupferplatte offenbar stark abgenutzt. Das Büd steüt Faust im Zauberkreise dar, umgeben von ihn angrinsenden Teufeln. Vergl. gegenüber S. 135. Eine andere Ausgabe 1728 mit nahezu genau derselben Adresse — Joan, statt Jean De Nivel — zeigt ein anderes Büd, namhch einen nach der Titelgravüre des Jean de Nivel angefertigten Holzschnitt von ungefahr gleicher GröBe. Derselbe Holzschnitt findet sich in einem spateren Druck mit der — gleichfalls fingierten Adresse Hismanius vande Rumpel, Amsterdam, den Van der Haeghen dem Genter Drucker Peter Kimpe zuschreibt. Vergl. S. 135. Vermutlich erschien auch die l) Teil IS. 155. a) Fritz nimmt irrtümlicherweise Identitat an, vergt Nederlandsche Volksboeken XII S. 212. 3) Deutlich sichtbar sind diese auch in der ersten Zeile des S. 126 wiedergegebenen Titelblattes der Ausgabe O. «) Marchand, Dictionaire Historique IS. 251. 134 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE ist sie als Kinderlektüre wenig geeignet, aber die Herausgeber dieser Produkte pflegten bekannthch in Bezug auf ihre Stoffe nicht sehr wahlerisch zu sein. Herr F. G. Waller in Amsterdam teüt mir mit, daB er in einem Londoner Antiquariat emen solchen Bilderbogen in Handen gehabt habe. Die Holzschnitte waren vermutlich dieselben wie in dem unter O angeführten Volksbuch. Das laBt sich auch aus den Holzstöcken schlieBen, welche Spuren eines haufigen Gebrauchs aufweisen. Nur für einen der erhaltenen Volksbuchdrucke wurden sie verwendet; nun ist es natürlieh möghch, daB gerade von dieser Gruppe viel verloren ging, eher aber wird man annehmen können, daB eben diese Holzstöcke für die Herstellung der Bilderbogen dienten. Ein Exemplar konnte nirgends aufgefunden werden. Ein Faustbüd zeigt ein um das Jahr 1800 „Te Amsterdam, by de Erfgen. van de Wed. C. Stichter, Boekverkopers op 't Rokkin, in de Oude Berg Calvarie" gedruckter Bilderbogen, von dem das Reichskupferstichkabinett in Amsterdam ein Exemplar besitzt i). Das siebente der 36 Büder steüt Faust in langem Gewande mit turbanartiger Mütze auf dem Kopf dar und hat als Unterschrift: Wie is dat? Docter Foust; Hy schynt geheel versmoust, Nog zeit hy: Joost ik lokje Met dit myn Toverstokje. Die nebenstehende Figur zeigt einen Krieger und der erklarende Text lautet: Ik, zeit de Krygsman Joost, Zoek by geen Toovraar troost, Maar zet myn scherpe Degen Uw Toverstokje tegen. Das Verhaltnis Faust—Jost wurde vom Verfasser offenbar nicht recht mehr verStanden. DaB Faust „versmoust", „zum Juden geworden", genannt wurde, geschah vermuthch wegen seiner orientalischen Kleidung; auBerdem brauchte 'man ein Reimwort auf „Foust". Der Krieger Jost ist wohl ein Hinweis auf das Auftreten des Teufels in der Tracht eines spanischen Junkers mit einem Degen an der Seite. Die beiden Büder sind besonders darum merkwürdig, weü der Diener hier nicht, wie sonst, Mephostophües, sondern „Jost" heüJt, welchen Namen er gleicMaüsin der auf dem SchloB Waardenburg lokahsierten Sage führt Beide, der Büderbogen und die Waardenburger Sage, schöpfen ohne Zweifel aus derselben Queüe, welche keine andere sein wird, als ein hoUandisches Puppenspiel. Auf Entlehnung aus einem Puppenspiel weist auch das Zauberstabchen, womit Faust den Krieger kirren zu können behauptet. Eine Reproduktion der beiden Büder zeigt S. 131 unten. M Sammlung F. G. Waller, Mappe X, Nr. 51. H I S T O R IE VA N JAN FAUSTUS 6ROOTEN TOOVERAER EN S WART EN KONSTÊHAEJU" Van fijn DuyyeJfche Bcfchryvinge, »an Cya onchriftelijck Leven, met wonjderlycke Avonioreo, en van fyn fchrickeiyck en grouwelyck Eynde en a&icheydt. '. Mccjlthfod ttyt fyu tigat nntvgtlattm Srkrlftm t by itn virgadcrt, &c. /::^A'.MS.T E R D A M, , Bjf Jim dt Uhtl, Brocdci van hei wytVfioaaen Manneke-pii. 17*8, FAUST AUF BILDERBOGEN 135 HISTORIE VAN DOCTOR JAN FAUSTUS, GROOTEN TOOrENABR en Zwarten Konstenaer: inhoudende zyne duyvelsche Beschryvingen , als mede zyn onchristelyk Leéven , wondedyke Avontueren, en van zyn schrikkelyk ende grouwelyk eynde en afscheyd. Meestendeel nvt zyne eygene naegelaetene Schriften by een yergaederd, etc. J* AMSTERDAM, By Hismanius vande Rumpel, ontrent iet ottd steenhuis in de Lyn-straet. 136 ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE HISTORIE VAN DOCTOR JAN FAUSTUS, GROOTÊN TOOVERAER E N ZWARTEN KONSTENAER: Inhoudende zyne duypelsche Beschryvinge, ali mede zyn onehrutelyk Leven vondeilyke, Avontueren , en van zyn schrikkelyk ende grouwelyk eynde en afscheyd, W eestendeel uyt zyne eygeoe' naegelaetene Schriften by-een vergaederd, etc, T'AMSTER DAM, By H'umqnius vande Rumpel, ontrent het oud steenhuis in de Lyn-ïtraat. SECHSTER ABSCHNITT BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE Es folgen zunachst die in den nördlichen Niederlanden, danach die in Flandern erschienenen Ausgaben. A. (o. O. u. Dr. 1592, 8°. [Dordrecht, Jan Canin?]) Warachtighe || Hiltorie van || Doctor Iohannes Fauftus, || die eenen wtnemenden grooten Too«|| uenaer en Swart-Conftenaer was / van || zijne duyuelfche verfchrijuinghe / van zijn on-1| Chriftehck leuen / wonderhcke Auentu* || ren / en van zijn Schrickehcke efi || grouwehck eynde ende || Af-fcheydt. || Ouerghefet wt de Hoochduytfche Sprake door || Carol. B. Medic. ||Deut. 18.10. || Dat onder v niet ghevonden en worde een Tooue»|| naer oft een Befweerder / &c. Want wie fulcx || doet / die is den Heere eenen grouwel. || [Holzschnitt 57 x 35 mm: Ein Mann am Fufie eines brennenden Berges.] || Iacob. 4. Verf. 7. 8. || Weeft Godt onderdanich/Wederftaet den Duyuel/1| en hy fal van v vheden / naket tot God / end' hy f al || tot v naken. || an. m. d. xcii. || BI. ir°: Titel (Z. 2 hat links und rechts 2 kleine Verzierungen). — iv": leer. — BI. 2r°: Een waerfchouwinge des Ouerfetters || Totten Lef er. || G'Oedertieren Lef er / ... || — BI. 3r°: Fol. 1. || Hiftorie van Doctoor (Diese Z. hat links und rechts kleine Verzierung .)\\ Iohannes Favstvs, ||Den wijtberoemden Tooue* || naer: van fyne gheboorte / || e3 van zijne ftudien. || D'octor')Fauftus is eens Boeren fone |j geweeft / ... BI. 6ir°, Z. 30: herten / Amen. || 3 kleine Verzierungen. || — BI. 6iv": CRegifter der Capittelen defes Boecx || ende wat daer inne ... BI. 63V0, Z. 17: Een bede van Doctor Fauftus aende ftudenten. 56.b || In der Mitte: Finis. || Schluf3stück. \\ — BI. ójr": Den Drucker totten Lef er. || ... 6^t»°, Z. 23: nade. Amen. || kleine Verzierung. \\ 64 Bil. (123 X 67); sign. A—H8; [2] Fol. 1—59 [3] (Fehler: 17 für 13); 41 ZZ.; Fraktur, aber Kapitelüberschriften und Marginaliën Antiqua; 8°. 6 Holzschnitte; keiner wurde ursprünghch für das Volksbuch geschnitten *). Haag, Koninklijke Bibliotheek (190 D 22); Leiden, Maatschappij van Nederlandsche Letterkunde (1500 G 14); London, British Museum (8630. aa. 7); Antwerpen, E. van Heurck. Über den mutmaBlichen Drucker vergl. man S. 48. B. (Emerick, 1592. 8°. [Reynder Wylicx van Deventer?]) Ein Ex. war im Besitz des Amsterdamer Bibliophilen Isaak le Long; man vergl. dessen „Bibliotheca selectissima ...." 1744. Nr. 1459. Über den in Betracht kommenden Drucker S. 58. !) Das D = Initiale. *) Vergl. S. 118. 138 BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE c. (Delft, o. Dr. 1607. 8°.) Die Historie van D°. Johannes Faustus, die eenen uitnemenden groote Toovenaer, ende swert Constenaer was, uit de Hooch-Duytschen oversien, ende met figuren verclart. Cfr. Marchand, Dictionaire Historique I S. 249. Es ist nicht unwahrscheinlich, daB die Ortsangabe fin giert ist und daB das Volksbuch in Wirklichkeit in Arnheim bei Jan Jansz. gedruckt wurde '). Von C. konnte, ebensowenig wie von B, ein Ex. aufgetrieben werden. D. (o. O. Dr. u. J. 4°. [Arnheim, Jan Jansz. 1608?]) Die Hiftorie || Van D. Iohannes || Fauftus / die eenê wtnemendë groo * || ten Toovenaer / ende fwert Conftenaer was. Van fyn || Duyvelfche verfchrijvinge / van zijn Onchriftehck leuen /1| wonderhcke Avontueren / ende van zijn fchricke«|| hek ende grouwelick eynde ende Affcheyt. || Meeftendeel wt zijn eygen nagelaten fchriften by een || vergadert: Allen Hoveerdigen / Opgheblafen / ftoute || ende Godtloofe menfchen / tot een fchricke* || hek exempel / ende waerfchouwinge. || [Holzschnitt 68 x 48: Faust im Zauberkreise; fünf Teufel schweben um den Kreis.] \\ Nu wederom op het nieu wt den Hoochduytfchen | j Exemplaer ouerfien / ende op vele plaetfen ghecorrigeert || ende vermeerdert / ende met fchoone Fi* || gueren verciért. || BI. ir": Titel (in Umrahmung eines Bandornaments J57 x 110).—v°:lesr.—BI.2r°: Voorrede totten goetwilligen ende Chrifte- || licken ... BI. 3v°, Sp. 1, Z. 29: hier mede blijft den Heere bevolen. || Ghetuygeniffen der Heyli- |{ gher fchrift, van die verbo- || den Tooverykon- ften. || E'Xodi 22 BI. 40°, Sp. 2, Z. 3: len falicheyt / Amen. || Über beide Spalten: Hier begint die Hiftorie van Doctor Iohan- || nes Fauftus, die ... (4 Zeilen.) || Holzschnitt, links und rechts Zierleiste. \\ Sp. 1: D*Octor Fauftus is eë Boe* || ren fone gheweeft / ... BI. 57V0, Sp. 2, Z. 37: mijns Herten. Amen. || In der Mitte: Finis. || — BI. sSr°: Die Tafel / oft || Regifter der Hiftorien defes Boecks ... BI. s8v°, Sp. 2, Z. 34: ten 55. || In der Mitte: Eeynde des Regifters. || 58 BIL. (150 x 108); sign. A—0«P«; Foliierung: [4] 1—7, 9—13, 15, 15, 17, 17, 19—49, 30, 51, 53, 56, 58, 57 [1]; 44 ZZ.; 2 Sp.; Fraktur; 4°. 40 verschiedene Holzschnitte, die mit der Randleisteneinfassung die ganze Breite des Schriftspiegels ausf uilen; die meisten kommen mehrere Male vor. Die Randleisten sind mit dem Bandornament des Titelblattes identisch, ausgenommen bei dem auf Fol. 37 r° vorkommenden Bilde. Haag, Dr. D. F. Scheurleer; Marburg a. L., Universitatsbibliothek {XVI B 181). Beide Exemplare sind mit einer Ausgabe des hollandischen Wagnerbuchs zusammengebunden; ersteres in einem alten Pergamentband mit dem Druck 1608, letzteres mit der Wagnerausgabe 1614 nebst vier andern Schriften. Faust- und Wagnerbuch stammen ohne Zweifel aus derselben Of f izin; die Holzstöcke, welche für das Faustbuch bestimmt waren, werden für das Wagnerbuch verwendet und umgekehrt; auch ist die Zierleisteneinf assung der Holzschnitte dieselbe. Die Holzschnitte des Faustdrucks sind etwas deutlicher als die des beigebundenen Wagnerbuchs 1614, sodaB der Druck des ersteren wohl vor 1614 anzusetzen ist; wahrscheinlich stammt er aus 1608 und kam er zugleich mit der Wagnerausgabe dieses Jahres zustande. Dies ist also wohl die von Marchand *) als die Ausgabe 1608 bezeichnete. Man vergl. über den in Betracht kommenden Drucker S. 79. E. (o. O. u. Dr. 1642, 4°.) De Historie van dr. Joannes Faustus, die een uijtnemende groo ten Tovenaer ende Swerte Constenaer was. Van syn duyvelsche verschrijvinge, enz., meestendeel uyt syn eijgen naghelaten schriften by een vergadert, enz., nu wederom op nieu uijt den Hoogduijtschen Exemplaer oversien, ende op veele plaetsen gecorrigeert ende vermeerdert, ende met schoone figueren verciert. Anno 1642. •) Vergl. S. 79. *) Dictionaire Historique I, S. 249. BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE 139 In „De Navorscher" XVI (1866) S. 338 teilt der Anonymus V. D. N. mit, daB ihm eine Faustausgabe mit obigem Titel bekannt sei; auch den Inhalt gibt er teilweise an. Das Faustbuch sei mit dem Wagnerdruck 1608 zusammengebunden; beide seien Quartausgaben. Ein Exemplar ist mir nicht bekannt. F. (o. O. u. Dr. 1659, 4*.) De Hiftorie van Dr. || Iohannes Fauftus || die een uytneniende grooten || Tovenaer / ende fwerte Conftenaer was. Van fijn || Duyvelfche verfchrijvinge / van zijn onchriftehjck leven /1| wonderiijcke avontueren / ende van fijn fchricke* || hjck ende grouwelick eynde ende affcheyt. || Meeftendeel uyt fijn eygen nagelaten fchriften by || een vergadert: Allen Hoovaerdighen / Opgeblafen / ftoute || ende Godtloofe Menfchen tot een fchrickehjck j| exempel/ ende waerfchouwinghe. | [Holzschnitt wie in D.] Nu wederom op het nieu uyt den Hoochduytfchê || Exemplaer overfien/ende op veele plaetfen ge* || corrigeert ende vermeerdert / ende met || fchoone Figueren verciert. J| Anno 1659. || BI. ir": Titel (in einem aus Doppeleicheln gebildeten Viereck 160 x xjj). —v°: leer. —BI. 2r°: Voorreden totten goetwillighen ende ... BI. jv°, Sp. i, Z. 29: hier mede blijft den Heere bevolen. || Ghetuygheniffen der Heyli- || gher fchrift, van die ... BI. 4v°, Sp. 2, Z. 3: zielen falicheyt /Amen. || Über beide Spatten: Hier begint die Hiftorie van Doctor Johan- || nes Fauftus, die ... (4 Zeilen.) ^Holzschnitt, links und rechts Randleiste. \\ Sp. 1 DOctor Fauftus is eë Boe- || renfone gheweeft / ... BI. 57»0, Sp. 2, Z. J7: mijns Herten Amen. || In der Mitte: Eynde der Hiftorien van D. Johannis || Fauftus. || — BI. s8r° : Die Tafel / oft || Regifter der Hiftorien ... BI. s8v°, Sp. 2, Z. 32 : ten 55. || Schlufistück : Ornament in dreieckiger Form, in der Mitte ein Engelskopf.)\\ 58 BH. (154 x 110); sign. A*B—G8H«; Foliierung: [12] 10—17, 19—55, [1]; 44 ZZ.; 2 Sp.; Fraktur; 4° Holzschnitte und Randleisteu wie in D. Von einigen Figuren wurden rohe Nachschnitte angefertigt, ohne daB die betreffenden Holzstöcke verloren gegangen waren; einige Nachbildungen kommen neben ihren Originalen vor. Lübeck, Stadtbibliothek (Phil. germ. 4° 2946); London, British Museum (12410. bb. 26). G. (o. O. 1677, 4°.) Diese Ausgabe erwahnt ohne nahere Angabe Friedr. Heinr. von der Hagen, Germania VI (1844) „Über die altesten Darstellungen der Faustsage". S. 289 ff. Ein Ex. konnte nicht aufgefunden werden. H. (o. O. u. Dr. 1685, 4°.) ») De Hiftorie || Van Doctor || Johannes Fauftus, || Die een uytnemenden grooten Tovenaer || en zwerte Konftenaer was. Van zijn duyvelfche || verfchrijvinge / van zijn onkriftelijck leven / wonderiijcke Avontueren / en || van zijri schrickehjk en grouwelik eynde ende affcheyt. || Meeftendeel uyt zijn eygen nagelaten fchriften by een ver* || gadert: allen Hovaerdigen / Opgeblafen / stoute en Godtloofe Menfchen || tot een schrickehjk Exempel / en Waerfchouwinge. || [Holzschnitt wie in D.] || Uyt den Hoogduytfchen Exemplaer overfien, en op veele plaetfen gecorrigeert || en vermeerdert, en met fchoone Figueren verciert. Anno 1685. || l) Nach aus dem British Museum erhaltenen Angaben. 146 BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE u. (Amsterdam, Jean de Nivel, 1728. 12°. [Brüssel, Georg de Baeker?]) Historie || van || Jan Faustus || grooten || Tooveraer || en Swarten Konstenaer. || Van fijn Duyvelfche Befcluyvinge, van fyn || onchriftelyck Leven, met wonderlycke || Avonturen, en van fyn fchrickelyck || en grouwelyck Eynde en affcheydt. || Meeftendeel uyt fyn eygen naergelaeten Schriften || by een vergadert, &c. || [3 Zierstücke.] || t'Amsterdam. || By Jean de Nivel, Broeder van het wyt- || vermaert Manneke-pis. 1728. || S. i: leer. — S. 2: Kupferstich 110 x 64: Faust umringt von ihn angrinsenden Teufeln; óben auf einem Streifen: Doctor Fauste — S. 3: Titel. — S. 4: leer. — S. 5: Zierleiste. II Historie || van || Jan Faustus || grooten Tooveraer. || || Van fijn Geboorte en van fijn Studiën, (diese Z. kursiv.) || D»octor Fauftus is een Boeren Soon ge- || weeft,... S. 201, Z. 30: herte. Amen. Eynde. || — S. 202: Zierleiste. || Tafel || Van de Gefchiedeniflen ... S. 208, Z. 9: denten (= kursiv.) 193 || In der Mitte: Eynde. || 208 SS. (102 x 60); sign. A—H»I»; Paginierung: [4]5—201[7] (106 statt 146); 30 ZZ.; Antiqua (Kapitelüberschriften + Register kursiv); 12°. Berlin, PreuBische StaatsbibUothek (Na 411). Die Adresse Amsterdam ist fingiert. Die Bezeichnungen „Jean de Nivel" und „Manneke-pis" lassen schon auf einen Brüsseler Drucker schlieBen. Das Titelbild ist dasselbe wie in der französischen Faustausgabe 1712 mit der gleichfalls fingierten Adresse „Cologne chez les héritiers de Pierre Marteau", welche Prosper Marchand •) dem Brüsseler Drucker Georg de Backer zuschreibt. Die Vermutung liegt auf der Hand, daB die hollandische Ausgabe aus derselben Offizin stammt. V. (Amsterdam o. J. 8°. [Gent, Philipp Gimblet, um 1770.]) Nach der Angabe Engels ») unter Nr. 283 verzeichnet der Katalog von Ackermann in München 1883 Nr. 89 als Nr. 904 S. 34: „Historie van Dr. Jan Faustus, grooten toovenaer ende Zwarten Konstenaer, inhoudende zyne duyvelsche Beschryvinge enz. *) Amsterdam, z.j. ") 8 (ca. 1790)". Der Titel und die Adresse Amsterdam lassen auf eine f lamische Ausgabe schlieBen. Alle bekannten südniederlandischen Drucke haben aber das 12°-Format; ist also die Angabe des Formats richtig, so kommt keiner derselben für diese Ausgabe in Betracht. Nun wird ein Faustdruck erwahnt in der „Lyste voor 1774. Van de Boeken die men te koopen vind by Philippe Gimblet, Boekdrukker en Boekverkooper, op de Kooremerkt, in den Bybel tot Gend" 4). Man vergl. S. 14 unter den „Vermaekelyke Historie-Boeken en andere, ingenaeyt": „Historie van den Doctor Faustus, 14 stuyv." Es ist nicht unmöglich, daB die von Ackermann angeführte Faustausgabe aus der Druckerei Gimblets stammt. Das mutmaBliche Erscheinungsjahr ist dann aber zu spat und der Druck muB vor 1774 angesetzt werden. Auffallig hoch im Verhaltnis zu den andern in der „Lyste" verzeichneten Volksbüchern ist der Preis des Faüstbuchs — 14 Stüber —, wahrend z.B. der des viel umfangreicheren „Oursom en Valentyn" nicht einmal die Halfte betragt. - Der Druck ist mir nicht bekannt; auch Van der Haeghen *), der ihn — wohl nach der „Lyste voor 1774" als Nr. 5049 zitiert, hat ein Ex. nicht gesehen. Der Name des Druckers Philipp Gimblet wird am 8. Dezember 1765 in das Zunftbuch eingetragen; die altesten aus der Offizin stammenden Werke tragen die Jahreszahl 1767 «). Der Druck des Faustbuchès ist also wohl um das Jahr 1770 anzusetzen. Die Brüder Gimblet — 1777 nimmt Philipp seinen Bruder Peter in das Geschaft auf — gehören zu den bekanntesten der Genter Volksbuchdrucker; sie sind bis 1797 tatig. w. (Amsterdam, Joan de Nivel, 1728, 12°. [Gent, Peter Anton Kimpe? ± 1800.]) Historie || van || Jan Faustus, || grooten || Tooveraer en Swarten || Kon- ') Dictionaire Historique I S. 249 ff. •) Zusammenstellung der Faust-Schriften, S. 113. ») so? *) Ein Ex. besitzt die Universitatsbibl. Gent. s) Bibliographie Gantoise Tome IV S. 39. °) Bibl. Gantoise IV S. 26. BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE 147 stenaer. || Van zyn Duyvelfche Befchryvinge, van || zyn onchriftelyk Leven, met wonder- || lyke Avonturen, en van zyn fchrik- |j kelyk en grouwelyk eynde en af- || fcheyd. || Meeftendeel uyt zyn eygen naergelaten \\ Schriften by een-vergaederd, &c. \\ [Vignette: neun kleine rautenförmig gruppierte Engelsköpfe.] || t'Amsterdam, || By Joan de Nivel, Broeder van het || wyt vermaerd Manneke-pis. 1728. || S. i: Titel. — S.2: leer. — S. 3: Zierleiste. || Historie j| van || Jan Faustus, || grooten Tooveraer. || 1| Van zyn Geborte en Studiën, (diese Z. kursiv.) || DHDctor Faultus is een Boeren- Soon || geweest, ... S. 228, Z. 27: den grond myns herte. || In der Mitte: Eynde. 228 SS. (100 x 60); sign. A—IlaK'; Paginierung: [2] 3—228 (statt 208 steht 108); 27 ZZ.; Antiqua (Kapitelüberschriften kursiv); 12°. London, British Museum (8631. a. 33); Gent, Dr. jur. L. Willems. Das Exemplar des Br. Museums enthalt als Titelbild einen nach dem Kupferstich der Ausgabe U bearbeiteten rohen Holzschnitt 100 x 60 mm., der sich zu dem Original „en contre partie" verhalt. Das Blatt ist weder in der Paginierung noch in der Signatur mitberechnet. Aus dem Exemplar des Herrn Dr. Willems muB es verloren gegangen sein. Derselbe Holzschnitt findet sich in dér aus der Druckerei von Peter Kimpe in Gent hervorgegangenen Ausgabe X, sodaB beide wohl aus derselben Offizin stammen. Das angegebene Erscheinungsjahr 1728 ist sicher zu früh; der Druck stammt aus dem Ende des achtzehnten oder dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, was zu Kimpes Drucker tat igkeit stimmt. X. (Amsterdam, Hismanius van de Rumpel, o. J. 12°. [Gent, Peter Anton Kimpe?]) Historie || van Doctor || Jan Faustus, || grooten Toovenaer || en j| Zwarten Konstenaer: || inhoudende zyne duyvelsche Beschryvingen, als || mede zyn onchristelyk Leéven, wonderlyke \\ Avontueren, en van zyn schrikkelyk ende || grouwelyk eynde en afscheyd. || Meestendeel uyt zyne eygene naegelaetene || Schriften by een vergaederd, etc. || [Vignette.'] \\ t'Amsterdam, || By Hismanius vande Rumpel, ontrent het || oud steenhuis in de Lyn-straet. || S. I (in einem aus bandförmigen Figuren gebildeten Viereck 120 X 64): De Historie || van || Doctor (diese Z. kursiv.) || Faustus. || — S.2: Holzschnitt wie in W, aber oben 3 Zierfiguren, unten 2 bandförmige Verzierungen. — S. 3: Titel. — S. 4: Zierleiste: Mohrenkopf, zu beiden Seiten bandförmige Verzierung. || De Historie || van || Doctor Faustus. || Grooten Toovenaer. (diese Z. kursiv.) || || Van zyne Gehorte en Studie, (diese Z. kursiv.) || DJoctor fan faustus hééft eenen boeren || zoon geweest, ... S. 164, Z. 4: ten mensch uyt den grond myns hert. || In der Mitte: Eynde. )| Die God dient en bemind, || Zal hier naer zalig wezen; || Maar wie den duyvel dient, .|| Hoeft vóór de heil' te vreezen. (diese 4 Z. kursiv.) || 1| 164 SS. (124 x 76); sig. A—F" G">; [4] 5—164 (49 für 45, 127 für 107); 34 ZZ.; Antiqua (Kapitelüberschriften kursiv); 12°. Brüssel, Bibliothèque Royale (8e cl. XIII. D. Hist. 8°); Wien, Stadtbibl. (A 58045); London, British Museum (12431. a. 30); Leiden, Dr. G. J. Boekenoogen; Gent, Universitatsbibl. (G 12041); Antwerpen, E. H. van Heurck. Die Adresse Amsterdam ist fingiert; del Genter Bibliothekar Ferdinand van der Haeghen notierte in das Ex. der Bibliothek als richtige Adresse: Gend P. A. Kimpe. In seiner „Bibliographie Gantoise" nennt er das Faustbuch unter den Kimpeschen Drucken nicht. Peter Kimpe war zwischen 1799 und 1815 als Drucker tatig, sodaB das Faustbuch wohl zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts erschienen sein wird. IJ- (Amsterdam, Hismanius van de Rumpel. o. J. 12°. [Gent, Léandre van Paemel?]) Historie || van Doctor || Jan Faustus, || grooten Tooveraer \\ en || Zwarten Konstenaer: || Inhoudende zyne duyvelsche Beschryvin- || ge, als mede zyn onchristelyk Leven, || wonderlyke Avontueren, en van zyn \\ schrikkelyk ende grouwelyk eynde Van 't Hooft, Faustbuch 10 148 BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE en || afscheyd. || Meestendeel uyt zyne eygene naegelaetene || Schriften by-een vergaederd, etc. || [Vignette.] || t'Amsterdam, || By Hismanius vande Rumpel, ontrent het || oud steenhuis in de Lyn-straat. || S. i (in Viereck, 114 x 63): De Historie || van || Doctor || Faustus. || — S. 2: Holzschnitt 104 X 59, roker Nachschnitt nach dem Titelholzschnitt in W. und dazu „en contre-partie". S. 3: Titel. — S. 4: leer. — S. 5: Zierleiste: Verzierung in Viereck 65 x 20. || De Historie || van || Doctor Faustus. || grooten Tooveraer || Zierstdbchen. || Van zyne Geborte en Studie, (diese Z. kursiv.) || D«Octor ƒa«F««s/«s heeft eenen boeren || Zoon geweest,... S.1J2, Z. 7: ten mensch uyt den grond mjms hert. || In der Mitte: Eynde. || Die Godt dient en bemind, || Zal hier naer zalig wezen; || Maer wie den duyvel dient, || Hoeft voor de heil' te vreezen, (diese 4 Z. kursiv.)\\ Vignette. \\ 172 SS. (112 x 64) ;sign. A—G"H2; [5] 6—172 (90 statt 99); Antiqua (Kapitelüberschriften kursiv)t 120. Amsterdam, Univ. Bibl. (338 G 6); Groningen, Univ. Bibl. (EEf 94); Gent, Univ. Bibl. (G 9246). Van der Haeghen verzeichnet diesen Druck in der „Bibliographie Gantoise", Teil V S. 463 unter Nr. 11956 mit der Bemerkung: „Plusieurs fois réimprimé par L.van Paemel, toujours sous 1'adresse d'Amsterdam". Nur diese eine Ausgabe ist mir bekannt. Léandre van Paemel war zwischen 1817 und 1848 in Gent tatig- er druckte zahlreiche Volksbücher. Viele seiner Ausgaben übernahm spater die Firma Snoeck-Ducaju, welche schon 1826 ein Faustbuch herausgab1). DieVan Paemelschen Drucke f allen also wohl zwischen 1817 und 1826. z. (Gent, Snoeck-Ducaju en Zoon, o. J. 12".) Historie || van Doctor || Jan Faustus || groote Tooveraar || en || Zwarte Kunstenaar || Inhoudende || Zijn duivelsch en goddeloos leven, zijne wonderlijke avonturen || en zijn schrikkehjk einde. || Meest uit zijne eigene nagelatene schriften || getrokken. || Nieuwe verbeterde uitgave. || Gent || Drukkerij Snoeck-Ducaju en Zoon || Veldstraat. || S. 1: Titel (die Worte „nieuwe verbeterde uitgave" in einem Ornament). — S. 2: Deze nieuwe en verbeterde uitgave heeft aan de ver- || eischten der wet voldaan j| (diese 2 Z. kursiv.) S. 3: Historie || van || Doctor Faustus || Groote Tooveraar. || Kleine bandförmige Verzierung. || Van zijne geboorte en studie, (diese Z. kursiv.) || Doctor Jan Faustus was een boerenzoon, die ... S. 108, Z. 33: langen, en daarmede wensch ik u allen een gelukzalig || In der Mitte : Einde. || 108 SS. (118 x 72); sign. 1—4"5«; Paginierung: [3] 4—108; 36 ZZ.; Antiqua (Kapitelüberschriften kursiv); 12°. Das Deckelblatt (grün) hat denselben Text wie der Titel; nur fehlen die Worte „en zwarte kunstenaar". Die Worte „nieuwe verbeterde uitgave" sind durch eine Vignette ersetzt: ein verziertes Viereck, darin ein fliegender Teufel, in den Handen einen Dreizack. Die Rüekseite des zweiten Deckelblattes zeigt einen Holzschnitt ohne Rand; links: ein Affe rasiert eine auf einem Stuhl sitzende Katze; in der Mitte: ein Hund steht auf einem Taburett und streicht die Geige; rechts: vier andere Hunde tanzen auf den HinterfüBen in einem Kreise. Unten die Worte: Vertoog van Doctor Faustus op een avondmaal aan eenige Studenten. Brüssel, Bibliothèque Royale (II. 65057. I. 5. 8°); Gent, UniversitStsbibliothek (G 10061"); Antwerpen, E. H. van Heurck. Za. (Gent, Snoeck-Ducaju & Zoon, o. J. 12°.) Historie || van Doctor || Jan Faustus || groote Tooveraar || en || Zwarte Kunstenaar || Inhoudende || Zijn duivelsch en goddeloos leven, zijne wonderlijke avonturen || en zijn schrikkehjk einde. || Meest uit zijne eigene nagelatene schriften || getrokken. || — || Nieuwe verbeterde uitgave || — || Gent || Snoeck-Ducaju & Zoon, Drukkers-Uitgevers || 70, Rietstraat, 70 || *) Mitteilung des Herrn Eduard Snoeck in Gent. BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE 149 S. i: Titel. — S.2: leer. — S. 3: Zierleiste. )| Historie || van || Doctor Faustus || groote Tooveraar. || — || Van zijne geboorte en studie. || Doctor Jan Faustus was een boerenzoon, die ... S. 156, Z. 21: mede wensch ik u allen een gelukzalig || In der Mitte in einem Linienornament : Einde 156 SS. (113 x 72); sign. 1— 6127"; [3] 4—156; 28 ZZ.; Antiqua; 12°. Nicht in der Signatur mi tberechne t wurde das Titelbild, eine Steinzeichnung 124 x 80: ein alter Gelehrter sitzt an einem Tische, eine Trinkschale in der Hand; aus dem Boden steigt der Teufel als spanischer Junker hervor. Oben: Historie van Doctor || Jan Faustus || groote Tooveraar en || Zwarte Kunstenaar ||. Unten auf griinem Schildchen: Snoeck Ducaju en Zoon || drukkers || uitgevers || Gent. || (Alle Buchstaben weiB, aber Zeile 2 rot). Rechts unten signiert: Saint Brice. Unter dem Bilde: Prijs: Fr. 0.75 ||. Auch nicht mitberechnet in der Signatur wurde ein Blatt am Ende mit Ankündigung der im Verlag Snoeck erschienenen Volksbücher. * Nach Angabe des Herrn Snoeck-Ducaju werden im Archiv sechs bei seiner Firma erschienene Faustausgaben erwahnt: 1826 bei Joseph, 1840 bei Adolf ind 1868 bei Gustav Snoeck-Ducaju, wahrend beim jetzigen Inhaber des Geschafts, Eduard Snoeck-Ducaju, drei Ausgaben von je 1000 Exemplaren, in den Jahren 1889, 1912 und 1914 erschienen. Monex) zitiert ein hoUandisches Faustbuch mit dem abweichenden Titel „Doctor Facius den grooten Tooveraer", von dem es mehrere Antwerpener Drucke geben soll. Ein Exemplar mit diesem Titel kenne ich nicht und überhaupt keine Antwerpener Ausgabe, so oft diese auch in der Faustliteratur erwahnt wird 2). *) Übersicht der niederlandischen Volks-Literatur alterer Zeit, Tübingen 1838 S. 121. *) U. a. von Edwin Tross, Serapeum 1850 S. 159; Franz Peter, Die Literatur der Faustsage, 2. Auflage 1851 S. 12 Nr. 76; GraBe, Trésor de Livres rares II, 1861. S. 558. ANHANG VERGLEICHUNG VON BATENS TEXT MIT DEN DEUTSCHEN C-FASSUNGEN Die erste Spalte enthalt die Fassung c*, die zweite die Abweichungen von c5 und c7, zu denen Battus gewöhnhch stimmt, die dritte die Lesarten Batens. Für die Erfurter Kapitel ist auf D besonders Rücksicht genommen, weil die D-Fassung, was diese Kapitel betrifft, unmittelbar auf *c8 zurückgeht. Da auch Batens Text von *c8 abgeleitet wurde, liegt hier also eine mehr oder weniger direkte Quelle für die hollandische Bearbeitung vor. Ich zitiere diese Kapitel nach Braunes Neudrucken 1878, wo im Anhang, als die alteste Fassung der Erfurter Kapitel, der D-Text abgedruckt wurde. Nach Zarnckes damaliger Ansicht war namhch die D-Gruppe für diese Kapitel ursprünghch und gelangten sie von hier aus in die C-Fassung. Bekannthch war das Umgekehrte der Fall. Zarncke kannte aber im Jahre 1878 nur zwei verhaltnismaBig spate C-Texte, denen gegenüber D, das 1590 erschien, die alteste Fassung darstellte. Seitenzahl und Zeilenangabe des deutschen Textes nach Fritz, Das Volksbuch vom Doktor Faust, nach welcher Ausgabe auch die Lesarten von c5 und c7 zitiert werden. 8-4 zu Rod, ... bürtig 8-34 sagen es habe Faustus von seinen Eltern solche Gifft gesogen, 10- 14 dem trachtet er Nacht vnd Tag nach, 11- 5 das sich die Beum bis zur Erden bogen, 12-25, 12-28, 12-30 die Bedingungen Fausts sind numeriert: I, II, III. 12—26 bis in sein Fausti Leben vnd Todt hinein. c5 + c7 Roda, c8 sagende es habe c7 wie c1. c8 + c7 Tag vnd Nacht c8 bis fehlt. c7 wie c1. c8 + c71, II, III fehlen. c8 Fausti fehlt. c7 wie c1. lro-7 tot Rodt ... gheboren: l\°-5 segghende dat Faustus van zijne Ouders alsulcken Fenijn soude ghesogen hebben, 2r°-24 dwelcke hy dach ende nacht natrachte, 2v°-l 7 de Boomen quamen tot op de Aerde te buyghen: 3v° I, II, III fehlen. 3v°-9 so langhe als hy (Faustus) op deser Aerden soude leuen. VERGLEICHUNG VON BATENS TEXT MIT DEN DEUTSCHEN C-FASSUNGEN 151 13-10 Denn ob wol der verstossene Lucifer ... sich selbst zu Fall gebracht, hat dieser ... 13-15 dieweil Lucifer ... seine Herrschafft ... hat, müssen wir vns verendern, 15- 31 Das dritte Colloquium D. Fausti, mit dem Geist, von seiner procession. 16- 29 D. Faustus ... sticht jhme eine Ader ... auff. 16-31 das in solcher Hand eine gegrabene vnd Blutige Schrifft gesehen worden, 16- 32 O homo fuge, id est, 17- 18 Dagegen aber ich mich hinwieder gegen jhm verspreche 17-21 Marg. O HErr Gott behüt. 17-22 das ... er mit mir ... zu schaften, ... Macht haben solle, mit allem, es sey Leib, Seel... 22-2 Fragete daraüff den Geist, 22-4 Antwortet jhm der bóse Geist, 22-21 da ohne das der Münche vnd Nonnen art ist, sich nicht zu verehelichen, cs + c7 so hat dieser c5 + c7 müssen wir vns verordnen, cs -f c7 von seiner Promission. c5 + c' stach jhme c5 + c7 vnd Blutige fehlt. c5 .0 homo fuge, Das ist, c7 wie c*. c6 gegen fehlt. c7 wie c*. c6 + c7 fehlt. c6 -f c7 mit allem fehlt. cs + c7 seinen Geist, c5 4- c7 bóse fehlt. c5 + c7 Nonnen vnd Mönche 4r°—3 Want of schoon den verstootenen Lucifer, hemseluen ... tot eenen Val ghebracht heeft, soo heeft hy ... 4r°—12 soo moeten wy ons veranderen, 5v°— 1 De derde tsamensprekinghe van Doctor Faustus, met den boosen Geest, aengaende zijne belofte. 6r°— 13 stack hemseluen een Ader 6r<*-15 datmen inde voorsz hant een ingegraueerde schrift gesien heeft, 6r°-16 O Homo fuge, dat is te segghen: 6r°-35 Daer teghens dat ick my wederomme tegens hem verspreke 6r°-40 Bewaert ons Heere. 6r<*-38 dat ... hy met my zijnen wille sal mogen doen, ... ende alles soo met mijnLijf ende Ziele,... 8v°-12 Daer op dat hy zijnen Gheest vraechde 8v°-15 Daer op dat hem den boosen Gheest antwoorde, 8v°-36 gelijck sonder dat der Monnicken, ende Nonnen maniere ende natuere is, den Houwehcken staet te verachten, 152 VERGLEICHUNG VON BATENS TEXT MIT DEN DEUTSCHEN C-FASSUNGEN 23—16 Es war aber der Teufel selbs. 23-20 das er Tag vnnd Nacht nach Gestalt der schónen Weibertrachtete, 25-1 Ein andere Frage Doctor Fausti, vom Regiment der Teufel vnd jhrem Principal. 25—23 In dem regieren die Teuffel Diaboli gênant. 26- 14 das er vber alle andere Geschópff Gottes (war). 26-25 Vnd dieweil er also wissenthch vnd vermessenlich wider Gott gewesen ist, 28-21 So haben wir nu auch einen Geist, 28- 29 daruber 60000. Menschen sturben, 29- 33 Doctor Faustus hatte ... ein Bedencken, 30- 15 denn der Teuffel hatt jhn zu hart gefangen 31-21 Soheist die Helle auch die ewige Pein, 32-7 So heist sie ... auch Confusio, 32-30 Denn auch die Helle ... giennet jmmer noch mehr auff die Seelen, cs 4- c7 wie c1. c8 nach den schónen Weibern trachtete, c7 wie c1. c5 vnd von jhrem Principal.c7 wie c1. c6 + c7 Phlegeton gênant. c8 andere fehlt. c7 wie c1. cs -}- c7 wissenthch vnd vnwissentlich. c8 + c7 nu fehlt. c8 + c7 70000 c8 ein gros Bedencken, c7 wie c1. c8 + c7 so hart gefangen. c8 ein ewige Pein, c7 wie c1. c8 -f- c7 Confutatio, c8 + c7 sinnet ... auff die Seelen, 9r°-35 Het was de duyuel selue. (hier aber ist es Randbemerkung). 9v°-l dat hy niet anders en dede, als dach ende nacht op schoone Vrouwen dencken, 10r°-24 Een ander Vrage van Doctor Faustus van het Regiment der duyuelen, ende van haren Ouerheere. 10v°-9 In de selue regeren de Duyuelen, Phlegethon ghenoemt. 10v°-30 dat hy bouen aUe Schepselen Gods ... was, 1 lr**—4 Ende mits dien hy alsoo wetens ende onwetens teghen God gheweest is, 1 lv°-36 Alsoo hebben wy oock eenen Geest 12r°-7 daer door dat tseuentich duysent Menschen te steruen quamen: 12va-l 1 Doctor Faustus hadde... een groot achter dencken 12v°-30 want den Duyuel hadde hem al te vaste ghevangen. 17v° (Druckfehler für 13)-4 Desghehjcken, soo wordt oock de Helle een eeuwighe pijne ghenoemt, 17 (13)v°-28 Oock noemt men de selue ... Confutatio, 14ripart-(Êènfienaer roaé/ aan tóae Dupitttfctje berf^umgtjie / fcan jtjn on4lt)«fleiictt ie uen / toon Dct lid» Kuctuil* ren/ eft toan $ijn ^cljjiïKclicke ut gtoutoclif h epnDe enoe OuerghefetwtdeHoochduytfclieSpiakedoor Carol. B. Medic. 3Bcut. 18. 10. ©at öt>5f r t> nfet gtjeuonben en toojöe een Coatte* naeroftcen2ScfOTteH»et/*c. l©anttotefulc? boet/Die la Den ^cerceenen groutoel. Iacob. 4. Verf. 7. 8. IBtefl <©e&t önöetöanjïö/ïBcöftfiact bm^Htputfen tjp fs£ fcsn U SattisDen/nafeet tot <6oö/ enö' §p faS münzkc*. 36 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Über den Verlauf der Promotion, bei der Karls Landsmann und Verwandter Heinrich van den Broeck den Vorsitz führte, teilt Karls berühmter Bruder Levinus, Professor der Medizin in Rostock, seinem Verwandten Heinrich Smetius mit, daB „Carolus pro licentiae gradu disputavit melius, quam opinabamur, & cum admiratione audientium" 1). Ob die Erwartungen in Bezug auf Karls mechanische Kenntnisse nicht sehr hoch gespannt waren, wie aus dem ersten Teil der Mitteilung hervorzugehen scheint, oder ob die Leistungen in der Tat alle Erwartungen übertraf en, darüber ist schwerhch Sicherheit zu erlangen. Die Thesen selbst „zeichnen sich durch eine enorme Beherrschung des Zeitwissens aus", urteilt van den Corput2), wobei er sie irrtünüicherweise dem Lehrer Van den Broeck, statt dem Schuier Baten, zuschreibt. Carolus Battus laBt sich zunachst in Hamburg nieder. DaB er hier arztlich tatig gewesen sein muB, geht schon aus dem „Handboec der Chrirurgyen" S. 238 (Ausgabe 1590) hervor. Da die alteren Bürgerbücher beim groBen Brande des Jahres 1842 verloren gegangen sind, ist es nicht möglich, das Jahr seiner Niederlassung in Hamburg genau anzugeben. Wenn Gernet ihn in den „Mitteilungen aus der alteren Medizinalgeschichte Hamburgs" s) schon um das Jahr 1560 hier die Praxis ausüben laBt, so ist das gewiB zu früh. Jedenfalls war er am 30. Dezember 1574 in Hamburg tatig, wo er mit drei andern hamburgischen Arzten einen Brief an einen ungenannten Fürsten richtet *). Spater praktiziert er in Antwerpen, „einer der reichen Handelsstadte, wo man für die Gesundheit das Geld nicht spart", sagt Smetius 8), der es wissen konnte, denn er war 1561—1567 selbst in dieser Stadt als Arzt tatig gewesen, im letzteren Jahre aber wegen der religiösen und politischen Verhaltnisse — er war Kalvinist — nach Lemgo ausgewichen. Das Jahr von Batens Übersiedlung nach Antwerpen laBt sich nicht mit Sicherheit angeben; vermutlich erfolgte sie kurz nach 1578, wo die Protestanten Religionsfreiheit erhielten. Zum ersten Mal kommt er in den Akten im Jahre 1581 vor 6), als „Johanna de Bock met Anthonis van de Veken, ejus marito et tutore, ende Jozyne de Bock der voors. Jöhanna sustere, met Mr. Carel Battus, ejus marito et tutore", die aus der Erbschaft ihrer GroBmutter Margriet van Gavere, Witwe des Martin de Bock, erworbenen Güter, ihrem Bruder Simon de Bock um eine — nicht angegebene — Summe Geld abtreten. Battus scheint in Antwerpen im Kreise seiner Fachgenossen ein angesehener Mann gewesen zu sein, dessen Freundschaf t genossen zu haben, der friesische Arzt Severinus Engalenus einer besonderen Erwahnung wert achtet, wo er ihn, mit dem er in dieser Stadt zusammen einen Patiënten behandelte, nennt „vir integrae fidei ») Brief vom 13. September 1569. Vergl. Heinrich Smetius, Miscellanea Medica Anno M.DC.XI Impensis Jonae Rhodii Francofurti, S. 653. Ein Ex. in der Universitatsbibl. Amsterdam. ») Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte herausgegeben von Dr. August Hirsch. Wien und Leipzig. Urban & Schwarzenberg, 1884. Bd. I, S. 592. «) Hamburg 1869, S. 135. *) Auszugsweise von Koppmann in den Mitteilungen des Vereins für hamburgische Geschichte. 1. Jahrgang (1878) S. 106 ff. abgedruckt. B) Miscellanea Medica, S. 721. *) Schepenbrieven 1581. M. N. II. Folio 183. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 37 nostrique amantissimus"1). DaB Baten ein Anhanger der neuen Lehre ist, ist selbstverstandlich. Nachdem denn auch die Protestanten in Antwerpen die Oberhand gewonnen haben, wird am 7. Februar 1585 „Gegunt Meester Carolus Battus het offitie van stadtsmedecyn, onder den eedt ende gagien daertoe staende" 2). Lange kann er das Amt nicht verwaltet haben: schon am 27. August desselben Jahres muBte sich die Stadt dem Herzog von Parma ergeben. Vier Jahre durften die Protestanten dort noch verbleiben „mits aldaer levende in stilheyt, sonder disordere ende schandael, om hen daerentusschen te beraden ende te besluyten oft sy souden willen leven inde oeffeninge vande Roomsche oude Catholijcksche Apostohjcke Religie, om inghevalle niet middeler tijdt te mogen vrijelijck wt den Lande vertrecken" *). Die meisten Protestanten wichen sofort aus; Baten blieb noch bis Mai 1586, wo er Simon de Bock nebst zwei andern die Verwaltung seiner Güter anvertraut4). Wir dürfen wohl anhehmen, daB er kurz darauf die Stadt verlassen hat; vermutlich zog er wieder nach Hamburg. Hans Schroeder teilt im „Lexikon der hamburgischen Schriftsteller" 8) mit, daB Karl Baten der Religion wegen aus Antwerpen flüchtete und sich in Hamburg niederlieB, wobei er die Flucht irrtümHcherweise in das Jahr 1564 stellt. Von langer Dauer aber kann sein Aufenthalt in Hamburg nicht gewesen sein: am 20. Februar des Jahres 1588 erhalt er in Dordrecht eine Anstellung als Stadtmedikus 6). Es ist nicht unmöglich, daB Heinrich Smetius, der inzwischen Professor in Heidelberg geworden war, ihn in Dordrecht empfohlen hatte. Von einer Empfehlung Batens durch Smetius — es wird nicht angegeben in welcher Angelegenheit — ist schon früher die Rede7). Jedenfalls hatte Smetius durch seine Ehe mit Johanna van den Corput Beziehungen zu den Dordrechter Regenten; um das Jahr 1578 hatte man ihn selbst als Arzt in Dordrecht gewünscht, er hatte aber eine Ernennung abgelehnt und eine Professur in Neustadt übernommen. Mit Batens arztlicher Praxis in Dordrecht geht es schlecht, weshalb die stadtische Obrigkeit ihm einen jahrlichen ZuschuB von 75 Gulden gewahrt. Er gehört in Dordrecht zu den angesehensten der zwar wenig zahheichen, aber wohlhabenden Lutheraner8). Als der Kirchenrat der lutherischen Gemeinde in Amsterdam am 16. Januar 1599 die Brüder in Dordrecht um einen Beitrag zur Unterstützung des aus Leiden vertrie- •) De Scorbuto Jenae Typis Johannis Beithmanni. Impensis Bartholomaei Voigt civis Lipsiensis. Anno MDCXXIIII. S. 174. (Ein Ex. in der Universitatsbibl. Amsterdam.) ») Antwerpsch Archievenblad uitgegeven Op last van het Gemeente-Bestuur, door P. Gérard, Archivaris. Antwerpen, Drukkerij Guil. van Merlen. Deel VI, S. 33. Das „daertoe staende" Gehalt betrug für den Arzt 10, für den Chirurgen 150 Gulden, beide empfingen für Tuch 10 Gulden, 12 Stüber; auBerdem konnten sie von den behandelten Patiënten für ihre Dienste Bezahlung fordern. (Diese, wie auch die übrigen auf Antwerpen bezüglichen archivalischen Angaben verdanke ich der Güte des Herrn Archivars Denucé). Vermutlich war Baten Chirurg, vergl. Handboec der Chirurgyen 1590. S. 354. ») Van Meteren, Belgische Ofte Nederlantsche Historie, Tot Delf, bey Jacob Cornelisz Venne- cool 1599. *) Archiv der stadt Antwerpen, Certificatieboek 1586. Fol. 367. ») Bd. I. Hamburg, 1851. S. 167. 6) Vergl. Carel Baten door Dr. E. D. Baumann, Art». N. V. Uitgevers-Maatschappij Van Lochum Slaterus & Visser, Arnhem, S. 5. ') In einem Brief von Levin Baten an Smetius vom 12. Marz 1573, vergl. Miscellanea Medica. S. 694. 8) Dr. J. W. Pont, Geschiedenis van het Lutheranisme in de Nederlanden tot 1618. Haarlem, De Erven F. Bohn, 191' S. 518. 38 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST benen Predigers Bernhard Muykens bittet1), so wünscht er, daB die Briider ihre Spenden „onsen goeden Hr. ende vriendt D. Carolo Baten behandigen, die dan sulckx naer syn gelieuen Hr. Bernaert ter Gouwe 2), of aen ons alhier bestellen ende overseynden mach" 8). Vierzehn Jahre lebt Baten in Dordrecht. Aus den Rechnungsbüchern der Stadt geht hervor, daB „Dr. Jaspar van Weerdenburch, ordinaris medecijn deeser steede de somme van vijff ende tseventich ponden" erhalt, „hem extra-ordinaris jaerlijcx toegeleijt, gehjck Doctor Caerl Baten oick heeft genoten, volgende d'acte van mijne Heeren van den elf f den Januari] anno XVIc ende twee. ..."*). Dieser Jaspar van Weerdenbuch ist Batens Nachfolger im Amte, welches dieser also wohl um das Jahr 1602 niederlegte. Battus wandte sich nach Amsterdam, wohin ihn manche Bekanntschaft aus seiner Antwerpener Zeit gezogen haben mag; 1603 kommt sein Name zuerst unter den Mitgliedern der lutherischen Gemeinde dieser Stadt vor6). Im Bürgerbuch findet sich sein Name nicht; in den Notariatsurkunden wird er wiederholt erwahnt, —und heiBt dann Bürger der Stadt Amsterdam — bald als Zeuge bei der Abf assung eines Testaments, bald zur Abgabe irgend einer arztlichen Erklarung; so am 2. Juni 1612, wo er vor dem Notar Willem Cluijt auf Ansuchen eines Kollegen, der die Patientin behandelt hatte, eine Erklarung über eine gewisse Marijtge Meijnderts abgibt, welche von den Pocken, an welcher Krankheit sie gelitten habe, geheilt sei; gemeint sind vermütiich die „Spaansche pokken", von welchen Baten, wie aus seinen Thesen hervorgeht, ein besonderes Studium gemacht hatte. Er heiBt in der Urkunde „De Edele Hooggeleerde meester Carolus Battus, Doctor in de medicynen". Auch in Amsterdam scheint Baten zu den einfluBreichen Mitgliedern der Gemeinde gehört zu haben. Im Jahre 1606 ist er einer der Kirchenaltesten und unterschreibt als solcher einen Brief, den Prediger und Kirchenalteste am 10. Oktober dieses Jahres an die Gemeinden in Hamburg und Frankfurt a. M. richten *). Er verwaltete das Amt nur zwei Jahre; 1617 kommt Batens Name zum letzten Mal auf der Liste der Subskribenten für die Gemeinde vor; er tragt dann sechs Gulden bei, was auf mittlere Wohlhabenheit schlieBen laBt. Kurz nach 1617 wird er — hochbetagt — gestorben sein. Über Batens Familienleben ist wenig bekannt; daB er verheiratet war und mehrere Kinder hatte, geht aus einer Stelle im „Handboec der Chirurgyen" hervor. Ob der Medikus Battus, welcher 1624 in Steenwijk wohnt7), ein Sohn Karls ist, lieB sich nicht mit Sicherheit feststellen 8). Sicher war Sara Baetens, die im Jahre 1639 in der Warmoesstraat zu Amsterdam wohnte, seine Tochter. |) Vergl. Pont, S. 509. *) — in Gouda, wo der Ausgewiesene wohnte. 3) Der Brief ist abgedruckt in Oud en Nieuw uit de geschiedenis der Nederlandsch-Luthersche Kerk, uitgegeven door J. C. Schuitz Jacobi. Te Rotterdam, bij W. L. Stoeller, 1864. S. 61. 4) Baumann, Carel Baten. S. 5. •) Pont, S. 518. •) Oud en -Nieuw uit de Geschiedenis der Nederlandsch-Luthersche kerk. 1864, S. 71. 7) Stam- en Wapenboek van aanzienlijke Nederlandsche Familiën.... door A. A. Vorsterman van Oyen,.. .. derde Deel. Groningen, Wolters, 1890. S. 413. 8) Am 8. Februar 1619 erhielt Doktor Carolus Battus eine Anstellung als erster Stadtmedikus. (Archiv der Stadt Steenwijk). DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 39 Das Hamburger Staatsarcbiv besitzt genealogische Notizen über die Familie Baten, welche aus der Sammlung des 1723 gestorbenen Bürgermeisters Dr. Schroeder stammen; über Karl aber berichten sie nur: „Carolus Battus, Med. et Chir. D. et Phys. ordin. Dordracensiset Amstelod. mit undzeugte Den Namen von Batens Ehefrau geben die erwahnten Antwerpener Schepenbrieven des Jahres 1581. Aus diesen geht auch hervor, daB Jozyne de Bock aus einer wohlhabenden Familie stammte. Vermutlich ist Battus mehr als einmal verheiratet gewesen. Im „Handboec der Chirurgyen'' (S. 365), also schon 1590 spricht er davon, wie er drei von seinen Kindern von einer Art Mundkrankheit geheilt habe, seine Tochter Sara aber kann nicht früher als 1612 geboren sein a); dies nun können schwerlich Kinder derselben Mutter gewesen sein. AuBer seinen Werken hat sich von Baten ein lateinischer Brief an Heinrich Smetius erhalten, welcher von diesem in den „Miscellanea Medica" S. 724 abgedruckt wurde. Smetius war ein heftiger Gegner der Parazelsischen Methode, Karls Bruder Levin ein eifriger Verteidiger dieses Systems. Sie hatten darüber eine ausführliche schriftiiche Auseinandersetzung, welche Smetius im Jahre 1611 veröffenlichte. Er fügte nun dieser Korrespondenz die Resultate einer Erkundigung nach dem Parazelsisten Joseph Michehus Lucensis aus Middelburg bei. Dazu hatte er sich an „zwei gelehrte und in der Heilkunst erfahrene Marnier", die mit Lucensis bekannt waren, um Auskunft gewandt, von denen Carolus Battus, den er noch besonders als in der Chemie nicht unbewandert bezeichnet, der eine war. Battus antwortet am 8. Februar 1601 aus Dordrecht. Er erklart, daB er auch einst so töricht gewesen sei wie Lucensis, der sich sein ganzes Leben mit der Chemie beschaftigt und nach dem Stein der Weisen gesucht habe, daB er sich aber von dieser Kunst abgewendet habe und zur hippokratischen Methode zurückgekehrt sei. Ein Bildnis Batens findet sich in dem „Hant-boeck der cbirurgyen, t'Amsterdam, Voor Johannes van Ravesteyn.... Anno 1653" 3). DaB es sich hier um ein Portrat Batens handelt, wird zwar nicht nachdrücklich angegeben, aber es kann schwerlich von jemand anderem sein. Auch J. F. van Someren 4) halt es für ein Bildnis von Karl Baten. Die Randschrift „Nee cito nee temere" war offenbar seine Devise. S. 35 zeigt eine Reproduktion. Der Namenszug unter dem Bilde ist einer von dem Amsterdamer Notar Ghysberts am 27. Mai 1613 abgefaBten Urkunde entnommen, wobei Baten als Zeuge auftritt. Man beachte die kraftigen Schriftzüge des Dreiundsiebzigjahrigen. Weit interessanter als die oben mitgeteilte ist Batens Lebensgeschichte, die 150 Jahre nach seinem Tode von'einem ungenannten Verfasser — vermutlich einem Nachkomttien des Autors — dem leselustigen Publikum des achtzehnten Jahrhunderts erzahlt wird. Schon der Titel des seltenen Werkchens — die „Nederlandsche *) Freundliche Mitteilung vom Hamburger Staatsarchiv.' *) 1659 wird ein Kind von ihr getauft. «) Ein Ex. im Besitz der Nederlandsche Maatschappij ter Bevordering der Geneeskunst (Universitatsbibliothek Amsterdam). *) Beschrijvende Catalogus van gegraveerde Portretten van Nederlanders. Amsterdam, Frederik Muller & Cie. 1888. Teil II, Nr. 273. 50 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Druck einiger „godsalighe boecxkens *) de swerte vlack getracht af te reynigen". Im Jahre 1597 aber mufi wieder gegen ihn aufgetreten werden, weil er beschaftigt ist die Biestkens-Bibel2) zu drucken. Mit Canins Bekehrung hatte es also wenig auf sich gehabt; er machte es wie so mancher seiner Zunftgenossen; er tat aufierlich fromm und druckte heimUch weiter; von jeher wurde an den „godsalighe boecxkens" weniger als an den anderen verdient. 3. Das Werk Es ist wohl mehr als bloBer Zufall, daB gerade Karl Baten sich zur Übersetzung des Faüstbuchs hingezogen fühlte. Vielleicht hat sein Vater, der in Wittenberg studiert haben soll, den Zauberer noch persönlich kennen gelernt. AuBerdem hatte sein Bruder Levin, der am dritten November 1558 in Wittenberg eingeschrieben wurde, gewiB von den Streichen, die jener ja zum Teil hier verübt hatte, vernommen, wie ja auch Augustin Lercheimer, der gleichfalls in dieser Stadt studierte, daselbst die Faustsage kennen gelernt haben soll. Carolus wird also im Kreise seiner Verwandten — und auch wohl sonst: September 1568 wird in Rostock ein Christophorus Faustus aus Wittenberg immatrikuliert — ohne Zweifel vom Teufelsbündler Faust gehört haben. Auch hat wohl das vom lutherischen Geist durchtrankte Faustbuch mit seinen zahlreichen Anklangen an Luthers Worte s) einen im kalvinistischen Dordrecht lebenden Lutheraner stark angezogen. Noch aus einem andern Grande mag ihn die Faustgeschichte interessiert haben. Smetius hebt hervor, daB sein Vetter Baten in der Chemie bewandert sei; ob er ihm dies als Lob anrechnet, ist recht zweifelhaft. Die Hamburger Genealogie nennt ihn Doktor der Physik, womit vielleicht dasselbe gemeint ist. Übrigens bestatigt Carolus in einem Briefe an Smetius, daB er sich mit den törichten Bestrebungen der Chemici, die behaupten, den ötein der Weisen finden zu können, beschaftigt hat. Auf einen etwas abenteuerlich veranlagten Gelehrten, wie es Battus vor seiner Bekehrung zur hippokratischen Methode gewesen sein muB, mag eine Figur wie Faust eine groBe Anziehungskraft ausgeübt haben. Der Übersetzer des Faüstbuchs war ein Gebildeter und mit Übersetzungsarbeiten vollstandig vertraut: er hatte bereits Wirsungs „Artzney Buch" und Parés chirurgisches Werk, welche zusammen etwa zweitausend Fohoseiten zahlen, übertragen. Das Faustbuch tragt davon die Spuren. Ein Vergleich mit andern ins Hollandische übersetzten Volksbüchern und besonders mit dem so eng verwandten Wagnerbuch, welcher sich von selbst aufdrangt, fallt sehr zugunsten des Faüstbuchs aus. Dies kommt wohl daher, daB der Verfasser ein guter Sprachenkenner war und daB er sich *) Hierzu muB wohl gerechnet werden: Verklaringe op den Catechisme der Christelicker Religie.... Nu eerst wt de Latynsche in de Neder-duytsche sprake ghebracht door Henricum van den Corput Tot Dordrecht by Ian Canin, woonende in de Wynstrate den 1 Juny 1591. *) Die Biestkens-Bibel, welche ihren Namen nach dem ersten Drucker, Nicolaes Biestkens van Diest tragt, ist die von den Mennoniten und anfangs auch von den Lutheranern gebrauchte Bibel, deren Text auf die Magdeburger Ausgabe des Jahres 1554 zurückgeht. 3) Vergl. ErichSchmidt „Faust und Luther" in den Sitzungsberichten der königl. preuBischen Akademie der Wissenschaften, Berlin; 1. Jahrg. (1896). 1. Halbband S. 567. DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 51 auch bei dieser Übersetzung durch den vernünftigen Grundsatz hat leiten lassen, den er schon in dem Vorwort seines altesten Werkes, des „Medecyn Boec" ausspricht: „Ende of ick schoon niet pretijs, van woorde, te woorde, hier, ende daer, de Reden des Autheurs en hebbe geuolcht (gelijckt oock niet moghelick en is, ofte altijdt niet wel en valt, d'een Sprake in d'ander van woorde, te woorde te translateren) so hebbe ick nochtans, also den sin, ende Meyninghe des Autheurs, so wtgedruckt, dat ick niet en twijfele, ofte den goedertieren Leser, en sal daer mede ghenoech ghedaen zijn". Auf einen richtigen Gebrauch seiner Muttersprache legt Baten also Wert, wie übrigens auf eine Anwendung dieser Sprache überhaupt, denn es ist für die Zeit sehr auffallig, daB er seine Werke in der Landessprache und nicht kteinisch schreibt. Fachgenossen haben ihm denn auch, wie er in der zweiten Auflage des „Handboec der Chirurgyen" (Dordrecht 1595 bei Abraham und Isaak Canin) nuttent, Vorwürfe gemacht, daB er jetzt „Pelsers ofte Weuers, haere vocatie verlatende," Gelegenheit biete, sich auf die Medizin zu stürzen. Er verteidigt sich aber nicht ungeschickt mit der Bemerkung, daB die allgemein bewunderten Alten ja auch in der Volkssprache geschrieben hatten. Und was die unbefugte Ausübung der Medizin betrifft, meint er, daB die Obrigkeit Mittel genug habe, dies zu verhindern, daB sie aber ihre Pflicht in dieser Beziehung leider allzuoft vernachlassige. Batens medizinische Werke waren übrigens durchaus nicht ausschhefihch für die Fachgelehrten bestimmt. Sogar vom „Medecyn Boec", das über interne Krankheiten handelt und also wohl am allerwenigsten fürs groBe Publikum geeignet war, sagt der Verfasser nachdrückhch, daB es auch für die „gemeyne Luyden" bestimmt war. DaB diese einen ausgiebigen Gebrauch davon machten, bezeugen die zahlreichen Ausgaben deutlich genug. Auch das dem „Handboec der Chirurgyen" seit. der zweiten Auflage beigefügte Kochbuch wird wohl nicht an erster Stelle für die Fachgenossen geschrieben worden sein. Schotel1) versichert übrigens auch, daB Batens Werke in den Hausbibliotheken der Begüterten als Nachschlagebücher vorhanden gewesen seien, wie der gemeine Mann in Krankheitsf allen die Almanache zu rate gezogen habe, die ihrerseits wieder meistens aus Batens „SecreetBoeck" geschöpft hatten. Battus war ein gebornef Flame, was sich auch in der Sprache des Faüstbuchs verrat. Faustforscher wie Zarncke, Karl Engel, und Faligan sprechen sogar von Batens Werk als von dem flamischen Faustbuch und dies dann im Gegensatz zu dem hollandischen.wovon spater die Rede sein wird.Dennoch ist mir nicht bekannt, daB an unserm Faustbuch jemals spracbliche Untersuchungen vorgenommen worden sind. Die Bezeichnung flamisches Faustbuch ist auf eine kurze Mitteilung des Edwin Tross zurückzuführen 2), der den Titel von Batens Faustbuch nennt und hinzufügt, es gehe wohl aus einer Antwerpener Offlzin hervor, da es Ahnhchkeit mit einer in Antwerpen gedruckten undatierten Eulenspiegelausgabe zeige, die er früher besessen habe. Diese Ansicht wird nicht weiter begriindet. Tross verlaBt sich also auf eine an und für sich niemals Sicherheit gebende Typenvergleichung und es >) Cfr. Dr. G. D. J. Schotel, Vaderlandsche Volksboeken, Teil II, S. 184. •) Vergl. Serapeum 1850 Nr. 10. S. 159 und 160. 52 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST kommt noch hinzu, daB er an das eine der zu vergleichenden Exemplare, namlich an den Eulenspiegel, offenbar nur eine Erinnerung hat. Die Mitteilung sagt also gar nichts. AuBerdem erweist sich Tross als ein sehr unzuverlassiger Vergteicher, da er bei einer Gegenüberstellung des hollandischen und des deutschen Faüstbuchs zu dem Resultat gelangt, daB ersteres eigentiich nicht eine Übersetzung, sondern eine freie Bearbeitung der Faustsage sei, wahrend Battus, soweit er es mit einer guten Satzkonstruktion in Einklang zu bringen vermag, fast buchstabhch den deutschen Text wiedergibt. Eine gründhche sprachliche Vergleichung kann natürlich erst dann angestellt werden, wenn man das deutsche Original ermittelt hat. Das aber war zu Tross' Zeiten gar nicht der Fall. Zur Beantwortung der Frage, nach welchem der zahlreichen Faustbücher Battus seine Übersetzung vornahm, ist eine kurze Besprechung der sogenannten SpieB-Sippe notwendig. Diese zerfallt in fünf Gruppen, von Zarncke mit A, B, C, D und E bezeichnet1). Die Gruppen A und C, welche für die hollandischen Faustbücher besondere Bedeutung haben, werden etwas ausführlicher besprochen. A1. Im Jahre 1587 erschien bei Johann SpieB in Frankfort a. M. das alteste, bisher bekannt gewordene gedruckte Faustbuch mit dem Titel: Historia Von D. Johan Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer vnnd Schwartzkünstler, Wie er sich gegen dem Teuffel auff eine benandte zeit verschrieben, Was er hierzwischen für seltzame Abentheuwer gesehen, selbs angerichtet vnd getrieben, biB er endtlich seinen wol verdienten Lohn empfangen. Mehrertheils auB seinen eygenen hinderlassenen Schrifften, allen hochtragenden, fürwitzigen vnd Gottlosen Menschen zum schreckhchen Beyspiel, abscheuwlichen Exempel, vnd treuwhertziger Warming zusammen gezogen, vnd in den Druck verfertiget. Iacobi IIII. Seyt Gott vnderthanig, widerstehet dem Teuffel, so fleuhet er von euch. Cum Gratia et Privilegie-. Gedruckt zu Franckfurt am Mayn, durch Johann Spies. M.D.LXXXVII. Der eigentlichen Faustgeschichte geht eine Widmung des Druckers an zwei ehemahge Schulfreunde voraus, worin SpieB behauptet, das Manuskript aus Speier erhalten zu haben, und eine „Vorred an den Christlichen Leser". Letztere enthalt im Anfang einen sinnstörenden Fehler, namlich „als die lieben heyhge Engel im Himmel sind, die in jrer angeschaffenen Gerechtigkeit vnnd Reynigkeyt bestanden, nicht dienen lassen"; die drei letzten Worte gehören nicht in den Text. Dieser Fehler schleppt sich durch mehrere Nachdrucke fort und findet sich sogar in der niederdeutschen Übersetzung. Die Historia hat 69 Kapitel, das Register nur 68; es ist namlich zwischen 44 und 45 ein Kapitel ausgefallen. Von dieser Gruppe sind folgende Nachdrucke bekannt: a1 Franldurt a. M., 1587 o. Dr. aa Hamburg, Heinrich Binder 1587. a8 o. O. u. Dr. 1588. ») Vergl. Zarnckes bibliographische Einleitung zu dem von Wilhelm Braune herausgegebenen Neudruck des Faüstbuchs in den Neudrucken deutscher Litteraturdenkmale des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Nr. 7 und 8, (1878), spater erganzt in den Berichten über die Verhandlungen der königl. süchsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig; philologisch historische Klasse XL, S. 181 ff. (1888); „Zur Bibliographie des Faustbucb.es." Beide Arbeiten sind in Zarnckes Goetheschriften (S. 258 ff.) aufgenommen. 54 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST Palma Cayet das Deutsche unvollétShdig beherrschte, sehr mangelhaft1). Von den zahlreichen spateren Ausgaben dieses französischen Faustbuchès ist die vom Jahre 1712 zu erwahnen, welche wie der Titel angibt, „a Cologne, chez les héritiers de Pierre Marteau" erschien. Marchand nennt die Adresse fingiert: das Buch sei in Brussel bei Georg de Backer gedruckt worden. Die Titelgravure dieses französischen Faustbuchès ist in die hollandische Ausgabe übergegangen, welche 1728 angeblich ,,t' Amsterdam. By Jean dé Nivel, Broeder van het wytvermaert Manneke-pis" erscheint. Eine französische Ausgabe soll nach Engels *) Angabe 1674 und 1744 in Amsterdam erschienen sein. Weiter verzeichnet dieser unter Nr. 276 (S. 111) eine Ausgabe Amsterdam 1798. 8°. Vermutlich liegt hier eine Verwechslung mit folgender Übersetzung von Max Klingers Faustroman vor: „Les aventures du docteur Faust et la Descente aux Enfers. Traduction de rAllemand, avec figures. a. Amsterdam chez les Libraires associés 1798". Ein Exemplar dieses séltenen Buches ist im Besitz des Herrn Dr. D. F. Scheurleer im Haag. C. Von dieser für das hollandische Faustbuch wichtigen Gruppe lautet der Titel der altesten erhaltenen Fassung: Historia Von Doet. Johann Fausti, des ausbündigen Z&uberers und Schwartzkünstlers TëüffèHscher Verschreibung, Vnchristlichem Leben vnd Wandel, seltzamen Abenthewren, aüch vberaus gr&whchem vnd erschrecklichem Ende. Jetzt auffs newe vbersehen, vnnd mit vielen Stücken gemehret M. D. LXXXIX. Diese Fassung wurde nach dem Exemplar a1 hergestellt. Die C-Gruppe zeichnet sich sprachüch gunstig vor den andern aus; viele Fehler wurden korrigiert; so üeB man das „nicht dienen lassen" in der Vorrede aus". Mehrere Kapitel, besonders XVIII, XXXIII, LX und LXVI, zeigen kleine Zusatze am Schlusse. Das Dedikationsschreiben ist ausgelassen; ebenso Kapitel XXVIII „Von einem Cometen", was Zarncke „sehr verstandig" findet. Im Register blieb, wie in A, zwischen XLIII und XLIV ein Kapitel unbeachtet. Nach dem fünfzigsten Kapitel der A-Fassung wurden sechs neue Erzahlungen eingeschaltet, die sogenannten „Erfurter Kapitel." Sowohl sprachlich als inhaltlich stehen sie auf einem höheren Niveau als der aus der A-Gruppe übernommene Text. Sie veranlaBten W. Scherer und Georg Ellinger zur Annahme einer höheren Auffassung der Faustfigur »). Man vergleiche über diese Kapitel die interessante Auseinandersetzung Friedrich Szamatólskis 4). Auf der Rückseite des Titelblattes findet sich ein Epigramm von vier Distichen mit den Anfangszeilen: •) Man vergl. über das französische Faustbuch: Düntzer, „Die Sage vori Dr. Faust", Das Kloster, Bd. V, S. 1 ff.; Reichlin Mildegg, „Die deutschen Volksbücher von Johann Faust und Christoph Wagner, seinem Famulus", Das Kloster, Bd. XI, S. 219 ff. und Prosper Marchand, Dictionaire Historique, Teil I, S. 249 ff. ■) Karl Engel, ZusammensteUung der Faust-Schriften vom 16. Jahrhundert bis Mitte 1884. Oldenburg, 1885. S. 110 und 111. *) Vergl. Scherer, Das alteste Faust-Buch in den Deutschen Drucken alterer Zeit; •Ellinger, „Zu den Quellen des Faustbuchès von 1587" in Zeitschr. f. vergl. Litteraturgeschichte und Renaissance-Litt. Neue Folge. Bd. I, 1887/88, S. 156 ff. *) Euphorion, Bd. II (1895), S. 39, „Faust in Erfurt". DAS ALTESTE HOLLANDISCHE FAUSTBUCH 55 . Dixeris infausto non abs re sidere natum, j|. Qui se spiritibus datque vovetque malis. Am SchluB des Werkes stehen noch vierundzwanzig Distichen mit der Überschrift „Lectori S." und den Einleitungsversen: Wt Dotibus ingenii non parvis Faustus, & acri Judicio & fandi munere clarus erat. 1 In der Vorrede ist die Mitteilung des Verfassers, daB er auch den lateinischen Text der Faustgeschichte herauszugeben beabsichtige, ausgelassen. Einen Neudruck dieser C-Fassung besorgte im Jahre 1914 Joseph Fritz1). | Bis jetzt wurden folgende Drucke dieser Gruppe bekannt: c1 1589 o. O. u. Dr. (das oben angeführte). Ein Exemplar besitzt Herr Rittergutsbesitzer Theodor Apel in Ermlitz bei Schkeuditz. ca 1589 o. O. u. Dr. UniversitatsbibUothek, München. c5 o. O. Dr. u. J. PreuBische Staatsbibliothek in Berlin. c8 1596 o. O. u. Dr. British Museum, London. c7 1597 o. O. u. Dr. Theodor Apel, Ermlitz. AuBerdem hat Fritz die Existenz einer Fassung *C erwiesen und die von *c8 und *c* wahrscheinhch gemacht. Eine C-Fassung liegt der niederlandischen Übersetzung zugrunde. Ein C-Text war auch die Vorlage für die Erfurter Kapitel des böhmischen Faustbuchès, das sich im Haupttext nach einer A-Fassung richtet2). D. Berlin 1590 o. Dr. Der Titel stimmt fast buchstablich mit dem von A1 überein. Der Haupttext ist der der A-Fassung, die Erfurter Kapitel wurden aus einem C-Text herübergenommen. Diese Fassung findet sich in den Lesarten bei Dr. August Kühne8). E. Diese, eine gereimte Bearbeitung, wurde noch im Jahre 1587 angefangen. Ein warhaffte vnd erschróckliche Geschicht: Von D. Johann Fausten, dem weit- beschreiten Zauberer und Schwarz-künstler, wie er sich dem Teuffel mit Leib vnd Seel, auff 24. jar lang mit seinem eigen blut verschriben, Was er hierzwischen für ein GottloB Epicurisch leben geführt, vnd was für seltzame Abenthewer er getrieben, biB er endlich von dem Teuffel nach verlauffener zeit jammerlich vmbgebracht vnd hingefürt worden. Allen Gottlosen, Vbermütigen, vnd Fürwitzigen Menschen zu einem erscbróckhchen exempel vnd trewhertzigen warnung an tag geben, vnd auB dem vorigen getruckten teutschen exemplar in reymen verfasset. 1. Petri 5. Seyt nftchtern vnd wachet, dann ewer Widersacher der teuffel gehet *) Das Volksbuch vom Doktor Faust. Nach der um die Erfurter Geschichten vermehrten Fassung herausgegeben und eingeleitet. Halle a. S., Max Niemeyer. •) Vergl. Ernst Krans, „Faustiana aus Böhmen", Zeitschr. f. vergl. Litteraturgeschichte, Neue Folge, Bd. XII (1898), S. 61 ff. *) Das alteste Faustbuch, Wortgetreuer Abdruck der editio princeps des SpieBschen Faustbuchès vom Jahre 1587. Zerbst, 1868. DIE SPATEREN DRUCKE 79 lm allgemeinen sind die Anderungen, abgesehen von der Umsetzung des „u" in „uy", wenig konsequent angebracht: das Wort „stracks" in der Bedeutung „gleich, sofort" wurde durch „terstont" ersetzt (u. a. Fol. 5 v°—24 und 30 v°—7), blieb aber Fol. 15 r° 20 und 19 v°—14 stehen. Die Wörtermit anlautendem„h"oderVokal wurden, wo Baten diesen Konsonanten fortgelassen oder unrichtig angewandt hatte, korrigiert, so wurden in „eenen vierigen Houen" und „een eerhc casteel" die betreffenden Wörter in „ouen" und „heerhc" geandert (Fol. 12 r°—25 und 22 v°— 13), aber Fol. 23 r°—19 und auch sonst blieb der Fehler unbeachtet. Die Ausgabe 1608 ist mit eigens für das Volksbuch angefertigten Holzschnitten versehen; diese oder deren Nachschnitte finden sich in allen spateren niederlan* dischen Drucken; überhaupt wurde die Ausgabe 1608 für alle spateren hollandischen Faustdrucke vorbildhch. Die Faustausgaben 1607 und 1608 erschienen beide zugleich mit dem Wagnerbuch. Für die beiden Drucke des Jahres 1607, welche nach der Titelangabe gleichfalls mit Bildern versehen waren, gibt Marchandx) Delft als Druckort an. In der Voraussetzung, daB die Bilder in den beiden Ausgaben 1607 wohl dieselben gewesen seien wie in den beiden Drucken des Jahres 1608, nahm Fritz *) an, auch diese letzteren seien wohl in Delft erschienen. Nun wurden zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in Delft gerade mehrere Volksbücher gedruckt; dennoch kann die Angabe bei Fritz für die beiden Ausgaben 1608 nicht richtig sein. Die groBen Anfangsbuchstaben im Titel des Faüstbuchs, besonders die in der zweiten Zeile — man vergleiche S. 122 — tragen einen deutschen Charakter. Die stark vergilbten Blatter weisen auf den Gebrauch von deutscher Druckerschwarze. Dies laBt einen Drucker im östlichen Teil Hollands vermuten. Für diese Annahme liegen auch sprachhche Grimde vor: der Übersetzer des neuen Vorwortes gibt u.a. „damit" durch „Daer met" statt durch „opdat" wieder (A8 v°—5) und überhaupt tragt die Sprache des Vorwortes einen östlichen Charakter, auch da, wo keine Beeinflussung durch die deutsche Vorlage angenommen werden kann. In Batens Text wird „orientaelschen Prince" in „orientalischen" geandert (F. 3 r°—40). Deuthch weisen einige Anderungen in dem aus derselben Offizin wie das Faustbuch stammenden Wagnerbuch 1608 auf einen Bearbeiter aus den östlichen Provinzen Hollands. Das Wort „Sterren" (S. 31—14) 3) wurde durch „steernen", „gemartelt" (37—24)durch„ghemartert" ersetzt; in Wylicx' Text,, also wert oock.... der Zielen Cracht niet wanckelbaer oft moede, maar is volherdich" (74—27) wurde „maar" in „sonder" geandert; für „die Wet Gods" (143—30) hat die Ausgabe 1608 „het Gesedt Gods". Wenn man berücksichtigt, daB die Holzstöcke sich spater in Amsterdam befinden, so kommt als Drucker der Faustausgabe 1608 wohl an erster Stelle Jan Jansz. in Arnheim in Betracht, der durch seinen Sohn, den GroBbuchhandler Johannes Jansonius, enge geschafthche Beziehungen zum Amsterdamer Buchhattdel hatte.«) l) Dictionaire Historique I, S. 249. *) Nederlandsche Volksboeken XII, S. 212. ") Seitenzahl und Zeilenangabe nach dem von Fritz herausgegebenen Neudruck. ') Vergl. De Boekhandel te Amsterdam voornamelijk^in de 17e eeuw door M. M. Kleerkooper en W. P. van Stockum Jr. *s-Gravenhage, Martinus Nijhoff. Deel I, S. 297. 80 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST In der Tat muB Jan Janszen, der sich gelegenthch auch Johannes Jansonius nennt, das Volksbuch gedruckt haben. Am deuthchsten beweist dies ein Vergleich mit einem andern aus seiner Offizin stammenden Volksbuch, namlich „Een seerschoone ende ghenoecheheke Historie, vanden alder-vroomsten ende vermaertsten Ridder, Pahnerijn van Ohjve, Van nieuws oversien, ende met schoone figueren verciert. Tot Arnhem. By Ian Janszen, Boeckvercooper. Anno MDCXIIF' 1). Die Typen sind wohl mit denen des Faustbuchès 1608 identisch; von den Holzschnitten dieses Faüstbuchs wurden zwei für den Palmerin benutzt, namhch „Faust laBt Alexander den GroBen und dessen Gemahlin vor Karl V. erschehien" {der S. 130 wiedergegebene) und „Der Freiherr von Hardeck, will sich an Faust, der ihm ein Hirschhorn an den Kopf gezaubert hatte, rachen". Der erste findet'sich zweimal — Fol. 12 r° und 25 v°—, der zweite einmal — Fol. 20 r°. Beide Holzschnitte haben dieselbe Zierleisteneinfassung wie im Faust- und Wagnerbuch. DaB beide ganz andere Situationen illustrieren müssen als wofür sie ursprünghch bestimmt waren, ist selbstverstandlich. Wie gesagt, befanden sich die Holzstöckeimachtzehnten Jahrhundert in Amsterdam. Vermuthch waren sie nach dem Tode des Jan Jansz. in den Besite seines Sohnes, des Amsterdamer Buchhandlers Johannes Janssonius, gekommen. Dies muB dann zwischen 1637 und 1650 der Fall gewesen sein; bis 1637 kann Jan Jansz. in Arnheim nachgewiesen werden *) und 1650 war er bereits tot •). Für das Wagnerbuch scheint das Interesse bald nachgelassen zu haben; für das Faustbuch dauerte es unvermindert fort; um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts muB es besonders groB gewesen sein: aus dieser Zeit stammt Mathams Faust, und gldchfalls Rembrandts angebhches Faustbild. Auch in der Literatur wird um dieselbe Zeit auf die Faustgeschichte angespielt. In dieser Periode wird auch das Volksbuch einige Male aufgelegt. Ein Druck des Jahres 1640, der in „De Navorscher" «) erwahnt wird, konnte nicht aufgefunden werden. Die Ausgabe 1659 zeigt dieselben Holzschnitte mit gleichen Zierleisten wie der Druck 1608. Das SchluB- stück — ein Ornament in dreieckiger Form mit einem Engelskopf in der Mitte scheint gleichfalls aus dem NachlaB des Jan Jansz. zu stammen. Es findet sich schon in der „Niderl&ndischer Historie Emanuel von Meteren Arnheim, In Verlegung Ian Ianson, im Jahr M. DC. XX." (man vergl. S. 163, 337 und 684), Möglicherweise stammt also die Ausgabe 1659 aus dem Verlag des Johannes Janssonius des Jüngeren. Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts müssen die Holzstócke im Besitz des Amsterdamer Druckers Jacobus van Egmont oder dessen Witwe gewesen sein; wenigstens finden sie sich in einigen aus seinem Verlag hervorgegangenen Werken. ») Ein Ei. des seltenen Werkes besitzt die Koninklijke Bibliotheek im Haag. 2) Mémoire Bibliographkiue sur les Journaux des Navigateurs Néerlandais redigé par P. A. Tiele. Amsterdam, Frederik Muller, 1867. S. 44. *) Kleerkooper en Van Stockum, De Boekhandel te Amsterdam. I. S. 299. — Vermutlich war auch „Harman Jansz. van Aernbem", der 1618 als Buchbinder in das Zunftbuch eingetragen wurde, der aber auch „boeckvercoper" genannt wird und in derWarmoesstraat, „waer uijthanght de Meerminne", sein Geschaft hatte, ein Sohn des Jan Jansz. Vergl. Tiele, S. 44, Kleerkooper en Van Stockum, II S. 1489. «) Jahrgang XVI (1866),-S. 338. DIE SPATEREN DRUCKE 81 Es liegt auf der Hand, in Van Egmont auch den Drucker des Faüstbuchs zu vermuten, das um diese Zeit ohne Angabe von Drucker, Ort und Jahr erschien. Van Egmont war der Nachfolger der Druckerfamilie Smient, welche sich besonders für Volkshteratur interessiert hatte. Von dieser könnte er die Holzstöcke übernómmen haben, welche Smient seinerseits aus dem NachlaB des Johannes Janssonius, der am 11. Juli 1664 begraben wurde1), erworben haben mag. Der Van Egmontsche Druck zeichnet sich durch eine etwas sorgfaltigere Behandlung aus: das verstümmelte Kapitel XXXVI wurde selbstandig erganzt; zwar nicht in Überemstimmung mit dem alten Text, aber die Mantelfahrt nach München wurde jetzt wenigstens verstandhch. Die sonstigen Anderungen sind ohne Bedeutung, wie übrigens alle Abweichungen in den spateren Drucken, sodaB noch in den Ausgaben des neunzehnten Jahrhunderts die Sprache genau dieselbe ist wie in denen des siebzehnten. Eine sprachhche Modernisierung wurde erst um das Jahr 1820 vorgenommen. Die dafür nötig gewordenen Zusatze und Streichungen haben jedoch offenbar den Drucker nicht verhindert den Druck ohne Manuskript herzustellen; die Kustoden dieser Ausgabe sind zum gröBten Teil noch dieselben wie in der des Jahres 1685. Die Folge war, daB die Seiten eine sehr abwechselnde Zeilenzahl aufweisen. Die Modernisierung der archaistischen Ausdrucksweise hat jedoch den Untergang nicht mehr aufhalten können: die Zeit der Volksbücher war vorüber. Zur Orientierung des Lesers über den Charakter der — manchmal etwas komischen — Anderungen werden zwei SteUen aus den beiden jüngsten nordniederlandischen Ausgaben, S (Spaltg II) und T (Sp. III), nebeneinander abgedruckt, namhch der SchluB des LIL und der Anfang des LUI. Kapitels. Spalte I enthalt Batens Text vom Jahre 1592. Ein Vergleich mit S zeigt, wie unbedeutend die Anderungen sind, die jm Verlauf von zwei Jahrhunderten im Text des Faüstbuchs — und dasselbe gilt von den Volksbüchern überhaupt — angebracht wurden. F. 43 v°^37 ff. Het welcke men de Heeren Theologhen, ende de principaelste des Raeds die daer tegenwoordich waren heeft te kennen ghegheuen, maer men heeft hem voor een andtwoorde gheuen laeten, dat soo verre als hy niet en wilde, noch en conde S. 62—42 ff. Het welke men de Heeren Theologiën ende principaalste des Raads, die daar tegenwoordig waren, heeft te kennen gegeeven, maar men heeft hem voor een antwoord geven laten, dat zoo verre, als hy niet en wilde, nog en konde de vóorzeide Boeken S. 62—45 ff. Dit verzoek van Docter Faustus *) werd aan Heeren Professoren voorgesteld, dewelke dadelyk een Advis-Bripf aan Doeter Faustus toezonden, welks inhoud was: Mynheer D. Faustus! het verzoek door UE. aan ons Professoren gedaan, ver- *) Kleerkooper en Van Stockum I, S. 301; vergl. auch S. 113. *) Namlich die verloren gegangenen Schriften desTerenz und des Plautus einigen lateinkundigen Schreibern diktieren zu dürfen. Van 't Hooft, Faustbuch 6 82 DAS HOLLAN DISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST de voorseyde Boecken, ouerleueren, soo en begheerden sy sulckx niet, mits dien men sonder dat ghenoechsame Authoren, ende Boecken hadde, daer wt de Jeucht recht goet Lattijn leeren conde, want het soude te vreesen zijn, dat den boosen Gheest, int openbaren deser Boecken, alderley Fenij n, ende ergelicke exempelen daer onder mengelen mochte, waer door dat daer naer onder alle vrome, meer schade veroorsaecken soude, als voordeel: Waer ouer dat dese Comedien Terentij ende Plauti, achterghebleuen zijn, op alsulcken plaetsen daer de Duyuel die versteken heeft, waer door dat D. Faustus hier in, gheen Meesterstuc en heeft connen bewijsen. Een ander Historie hoe dat D. Faustus onversiens in eene Gasterye coemt. Tot Erfort inde Sleutelstraet, is een Huys ghenoemt den Ancker, in twelcke dat doen ter tijt een Stad-joncker gewoont heeft, waer van dat wy hier (om seker oorsake) den naem niet setten en willen, by den wekken dat D. Faustus den gant- overleveren, zo en begeerden zy zulks niet: mitsdien men zonder dat genoegzaame Autheuren ende Boeken hadde, daar uit de Jeugd regt goed Latyn leeren konde;want het zoude te vrezen zyn dat den bozen Geest in het openbaar dezer Boeken, alderlei fenyn ende ergerlykeExempelen daar onder mengelen mogt, waar door dat daar na onder alle Vroomen meer schade veroorzaken zoude als voordeel. Waar over dat deze Comediën Terency ende Plautie agter gebleven zyn, op al zulken plaatze, daar de Duivel die verstekenheef t. Waar door dat Doctor Faustus hier in geen Meester-stuk heeft kunnen bewyzen. Een ander Historié, hoe dat D. Faustus onverziens in een Gasterie komt. Tot Erffort is een huis, genaamt de Anker, in het welke dat daar toen ter tydt een Stadsjonker gewoont hadt, waar van dat. wy hier (om zeker oorzake) den naam niet zetten willen, by dewelke dat Doctor Faustus den gantschen tyd over zo mogen wy niet toe te staan volgens onze Formulieren van Eenheid. Maar, zoodra gy zelfs een afschrift aan ons ter hand steld, door U zeiven geschreven, dan zullen wy het eerst nazien, en bevinden wy, dat in al die Poeëtische Schriften niets nadeeligs voor de Jeugd inligt opgesloten, dan zullen wy dezelve in Druk laten geven, en de Exemplaren met onze eigen handteekening bekrachtigen. Maar D. Faustus voldeed aan het verzoek niet, wel wetende dat zyne Poeëtische Schriften zeer schadelyk zoude wezen voor de studeerende Jeugd. Zoodat Docter Faustus hierin zyn snood oogmerk niet heeft kunnen bereiken. Een andere Historie, hoe dat D. Faustus onvoorziens in eene Gastery komt. Te Erfort is een huis genaamt het Anker, in hetwelke toen ter tyd een Stadsjonker gewoond heeft, waarom wy om zekere reden, de naam niet willen zeggen, by welke D. Faustus te Erfort eene geruime tyd verkeert heeft, en daar ook vele DIE SPATEREN DRUCKE 83 schen tijd ouer so lange als hy tot Erfort woonde, gheconverseert heeft, ende veel wonderlicke cortwijlen bedreuen hadde. Soo ist ghebeurt, dat den voorsz Faustus op eenen tijt, als den Joncker diuersche Gasten hadde (niet tot zijnen huyse, maer tot Praghen daer den Keyser was) metten welckenden voorsz. Joncker vrolick was, alwaer hy Faustum dicmaels by hem wenschede, maer also hem zijnen weert vermaende, dat alsulcken wenschen om niet was, mits dien den voorsz Faustus nv so verre van hem geseten was, soo heeft hy eenen tijt lanck daer van stille ghesweghen, maer stracx daer na wederomme om hem wenschende, so isser eenen onder tgheselschap gheweest, die schertswijse hem gheroepen heeft, met zijnen name, ende hem heeft gebeden by haerlieden te comen, dese woorden ghesproken wesende, soo clopter eenen stijf aen de deure, den Huysknecht loopende na de venster, vraecht wie dat daer clopte, maer siende ter vensteren wt, so siet hy dattet Faustus was, die stracx afghese- lange als hy tot Erffort woonde, geconverzeert heeft en veel wonderlyke kortswylen bedreven hadde. Zo is 't gebeurt dat den voorsz. Faustus op een tyd, als den Jonker dieversche gasten hadde (niet tot zyne huize, maar op pragen, daar den Keizer was) met den welken den voorsz. Jonker vrolyk was. Alwaar hy Doctor Faustus dikmaals by hem wenschten. Maar alzo hem zyne Waart vermaande, dat al zulken wenschen om niet was, overmits dat den voorschreeven Faustus nu zo verre van hem gezeten was, zoo heeft hy eenen tyd lang daar van stille gezwegen, maar straks daarna wederom om hem wenschende, zoo is 'er eenen onder het gezelschap geweest, die scheertwyze hem geroepen heeft met zynen naame en heeft hem gebeden by haarlieden te komen; deeze woorden gesprooken wezende, zo klopt 'er eenen styf aan de deur, den huisknegt lopende na het vengster, vraagt: wie dat daar klopte? maar ziende het vengster uit, zoo ziet hy dat 'er Faustus was, die straks wonderlyken Boevenstukken bedreven heeft. Zoo gebeurde het op een tyd, dat Docter Faustus, als den Jonker onderscheidene gasten genoodigd had, niet ten zynen huize, maar in het Perk, met welke gasten hy vrolyk was. Docter Faustus wenschte daar gaarne ook by te wezen; Maar de Waard zeide dat konde niet wezen, overmits dat hy daarby niet door de Jonker zelve genoodigd was, en daar men ongenoodigde gasten, daar achter de deur zou zetten, zoo heeft D. Faustus eenen tyd lang daar over stille gezwegen, maar straks daarna wederom om hem wendende, zoo was er een onder het gezelschap, die uit scherts wy ze D. Faustus geroepen heeft, en bad om toch by hunlieden te komen; deze woorden gezegd hebbende, zoo werd er hart aan de deur geklopt, de Huisknecht loopt naar de deur, vraagt: Wie klopt daar? maar ziende door het zyvengster, ziet hy dat het de beruchte Docter Faustus was; de 84 DAS HOLLANDISCHE VOLKSBUCH VOM DOKTOR FAUST ten was, ende zijn Peert byden toom hadde, segghende totten Huysknecht, kendy my niet, ie ben de gene, diemen geroepen heeft: De knecht dit hoorende, liep stracx tot zijnen meester, aleer hy de deure open dede, ende seyde hem hoe dat D. Faustus daer voor de deure was ende hadde aengeclopt, daer op dat den Joncker sprack, dat hy moeste droomen, oft qualick ghesien hadde, want hy wist wel, waer dat Faustus nv was. Met dies soo clopt Faustus noch eens, ende doen den Heere neffens zijnen knecht oock wt siet, so bekent hy dattet D. Faustus was, waeromme datmen de deure opende, ende hem vriendelijck ontfinck. Des Jonckers sone bidt hem, dat hy stracx soude willen by de Gasten comen, ende hy nam het Peert wt den handen, geboot datment wel voederen soude, maer den Sone en coste het voorsz. Peert niet gehouden, hoe vast dat hijt oock houdende was, ghelijck ghy alhier sult hooren. afgezeten was, en zyn Paart by den toom hadde: zeggende tot den huisknegt; kend gy my niet? ik ken de geene die men geroepen heeft. De knegt dit hoorende liep terstond na zynen Meester, al eer hy de deur open dede, en hy zeide hem hoe dat Doctor Faustus daar voor de deure .was, en hy hadde aangeklopt. Daar op den Jonker sprak, dat hy moest dromen, ofte kwalyk gezien hebben, want hy wiste wel waar dat Faustus nu was. Met dies zo klopt Doctor Faustus nog eens: en doen dien Heer neffens zynen knegt ook uit ziet, zo bekent hy, dat het Doctor Faustus was, waarop dat men de deure opende, ende hem vriendelyk ontfingen. Des Jonkers Zoone bidt hem dat hy straks zoude willen by de gasten komen, en hy nam hem het Paard uit de handen, en hy gebood dat men het wel voeden zoude. Maar de Zoone konde het Paard niet houden hoe vast dat hy ook houdende was, gelyk gy alhier zult hooren. Huisknecht, de bovendeur geopend hebbende, vroeg D. Faustus aan de Huisknecht: kend gy my niet, ik ben degene, die hier geroepen is. De Huisknecht zeide: blyf zoo lang op de vloermat staan, ik zal er Mynheer kennis van geven. De Huisknecht hep naar zynen Heer, en berigte hem, dat Docter Faustus in het Voorhuis op de vloermat stond, en dat hy geroepen is. De Heer zeide: scheelt het u in het hoofd, of droomt gy? ik weet er nergens van; ik verwacht hem ook niet. Waarop D. Faustus nogmaals woedende aan de deur klopte, omdat men hem zoo lang op de vloermat liet staan. Waarop de Heer zelve naar voren ging, en zag dat het D. Faustus was, en verzocht hem zeer vriendelyk om binnen te komen, vervolgens geleide den Heer hem in de kamer daar de Gasten tegenwoordig waren, en gaf aan zyn Huisknecht bevel, om het paard van D. Faustus naar de stal te brengen, hetzelve te ontzadelen, en goede Haver te eten geven. Maar de Huisknecht konde het Paard niet regeren, gelyk men hooren zal. DIE SPATEREN DRUCKE 85 lm Jahre 1830 muB noch eine spate Bearbeitung in Reimen stattgefunden haben. Engel verzeichnet unter den ihm bekannten hollandischen Faustschriften als Nr. 286 (S. 114): „Doctor Faust. Volksverhaal. Door P. J. Kikkert. Nieuwe Niedorp, Groot. 1867 gr. 8. 27 Seiten". Das Büchlein war leider trotz vieler Mühe nicht aufzutreiben. Von dem Verfasser, über welchen keine der in Betracht kommenden Biographien irgendwelche Auskunft gibt, kann ich durch die Güte des Herrn Dr. H. Kikkert in Haarlem etwas Naheres mitteilen. Pieter Jacobus Kikkert wurde 1801 in Leiden als Sohn eines begabten Vaters1) geboren. Er besaB dessen künstlerische Veranlagung, entbehrte aber dessen Bestandigkeit und Ausdauer. Beim Ausbruch des Krieges mit Belgien im Jahre 1830 nahm er Dienste und avancierte bald zum Offizier. Das abenteuerliche Leben an der belgischen Grenze gefiel ihm ausgezeichnet; neun Jahre verlebte er unter den Waffen; 1839 heimgekehrt, erwies er sich aber zu regehnaBiger Arbeit als vollstandig ungeeignet. Eine Ehe brachte nicht die erwartete gunstige Wendung; auBerdem starb die Frau früh. Er kam völlig herunter und starb 1886 hochbetagt in Montfoort. DaB ein solcher Charakter sich zum Faustbuch hingezogen fühlte, ist wahrhch kein Wunder; zu viel Züge hatte er dafür mit der Faustfigur des Volksbuchs gemein. Die Bearbeitung hat wohl 1830 stattgefunden, denn nach Engels Angabe findet sich diese Jahreszahl am Schlusse der in gereimten vierfüBigen Jamben verfaBten Erzahlung. Erst 1867 wurde sie gedruckt und zwar bei Jan Groot in Nieuwe Niedorp. Eine Untersuchung in diesem Dorfe erwies die Richtigkeit der Angabe Engels. Ein alter Drukkergehilfe erinnerte sich des Büchelchens, mit dem er Jahre lang von Dorf zu Dorf hausiert hatte 2), noch recht wohl. Von P. J. Kikkert wurden mehrere kleine Gedichte aufgefunden 8), alle in dem etwas bombastischen Tone der Zeit. Die in Flandern gedruckten hollandischen Faustbücher unterscheiden sich von den nordniederlandischen Ausgaben durch das Duodezformat. Auch fehlen das Vorwort und die Zeugnisse der heiligen Schrift über die verbotene Zauberei. Sie sind ohne bildhchen Schmuck, nur haben die alteren Drucke ein Titelbild. Das Volksbuch scheint in den flamischen Provinzen verhaltnismaBig spat bekannt geworden zu sein; das anti-kathohsche Element, welches im Faustbuch zutage tritt, stand natürhch einer Verbreitung unter den katholischen Flamen im Wege. Unter den im Jahre 1612 in Brügge für die Schule yerbotenen Werken, zu denen zahlreiche Volksbücher gehören, wird es nicht genannt4). Auch findet es sich nicht in der von Mone 5) veröffenthchten Liste der im früheren Bistum Antwerpen im Jahre 1621 nicht nur für die Schule, sondern „generalyk onder de ghemeynte" *) Er scbrieb eine „Verhandeling ter beantwoording der vraag, Wat is de reden, dat de Nederlandsche. school zoo weinig meesters in het historisch vak heeft opgeleverd door Pieter Kikkert te Schiedam 1810" und erwarb sich mit diesem Werk die goldene Verdienstmedaille der TeylerS-stichting. a) DaB die Almanache auf diese Weise an den Mann gebracht wurden, ist bekannt; für die Volksbücher im engeren Sinne kann man es gleichfalls ruhig annehmen; auch das englische Wort „chapbook" weist darauf hin. •) U. a. Holland aan België, Rotterdam, P. J. Masier, 1830; (auf den Kriegmit Belgien); auf genommen in die Volledige Verzameling van alle Dicht- en Prozastukken, den Belgischen Opstand.... betreffende.... door D. Blikman Kikkert, 1830. Teil I, Nr. 9. *) Tijdschrift voor Boek- en Bibliotheekwezen. Jahrgang I (1903), S. 214. 5) Übersicht der niederlandischen Volks-Literatur alterer Zeit. Tübingen, 1838. S. 17. 98 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND Furcht einzujagen.zeigte der Bürgermeister desOrtes ihnen eine blutige Wand — „an welche Er vielleicht Ochsenblut geschmieret hatte", meint Neumann — und sagte, in seinem Hause sei Faust vom Teufel geholt worden; das Blut sei noch zum Beweise da, worauf die Soldaten eiligst die Flucht ergriffen. In der Waardenburger Faustsage unterschreibt sowohl Faust wie der Teufel den Vertrag, offenbar um diesem die gebrauchliche Form eines Kontrakt es zu geben, der ja von beiden Kontrahenten gezeichnet zu werden pflegt. Das Unterschreiben mit Blut wird auf jüdische Tradition zurückgeführt. Überhaupt spielen bei Teufelsbündnissen die Juden eine wichtige Rolle; so ist es ein Jude, der in der Theophilussage beim Pakt den Vermittler spielt. Dies wird nur zum Teil dem Anti-Semitismus der früheren Jahrhunderte zuzuschreiben sein; die Juden beschaftigten sich von alters her gern mit den Geheimwissenschaften. Dies beweisen schon die Namen, unter denen die altesten Zauberwerke bekannt sind: das sogenannte sechste und siebente Buch Mosis, die Clavicula Salomonis, das Buch Raziel und zahlreiche andere. Das Blut nun ist nach alt-jüdischer Anschauung der Sitz des Lebens, sodaB in dem Unterschreiben mit Blut zugleich eine. symbolische Bedeutung der Übergabe seiner Seele an den Teufel liegt. Diese Annahme Kiesewetters*) finde ich durch die Tatsache bestatigt, daB der Vertrag auch einfach in der Übergabe des Blutes an den Teufel bestanden haben kann. Die Schöffen der Stadt Harderwijk in Gelderland verurteilten am 3. Juli 1594 die siebzigjahrige Neele Aelts zum Tode durch Erwürgung, weil sie gestanden hatte, vor etwa f ünfundzwanzig Jahren mit dem Teufel eine „Ehe" eingegangen zu sein, wobei dieser ihr auf dem Rücken zwischen den Schultern ein Zeichen machte, wahrend sie ihrerseits ihm von ihrem Blute übergab, das er aus ihrem Finger sog, wobei sie ihm feierhch versprach ihn nie zu verlassen 2). Die Lokahsierung der Faustsage in Waardenburg wurde durch einen besonderen Umstand begunstigt. Kaum eine Stunde von diesem Dorfe entfernt, auf dem SchloB Bolckestein lebte der Ritter Willem van Tuyll, dem man gleichfalls teuflisches Können nachsagte8). Seine Geschichte wurde von J. C. van der Veur im Pfarrhaus zu Deil, in welchem Dorfe das StammschloB des Geschlechtes van Tuyll tot Bulckestein gestanden hat, aus dem Munde eines alten Mannes aufgezeichnet und ih dem „Gelderschen Volks-Almanak" *) wie folgt mitgeteilt: Eines Tages kam der Teufel zu dem Herrn van Tuyll und schlug diesem eine Wette vor: er wollte durch das FlüBchen De Linge nach dem benachbarten Dorfe *) Faust in der Geschichte und Tradition S. 113. *) Geschiedenis der Hexenprocessen, eene bijdrage tot den roem des Vaderlands door Mr. Jacobus Scheltema. Te Haarlem, Bij Vincent Loosjes MDCCCXVIII; S. 89 der „Aanteekeningen". *) Diese Gegend scheint wohl das klassische Land der Teufelsbündler zu sein. Einige Stunden westlich von Waardenburg und Deil lebten im Mittelalter Folkert van Leerdam und sein Sohn Pelgrim van Haestrecht aus dem berühmten Geschlecht Arckel, welche beide mit dem Teufel ein Biindnis geschlossen hatten und denn auch beide vom Teufel geholt wurden. W. van Gouthoeven erzahlt beider Geschichte „nach alten Chroniken" in „D'oude Chronijcke ende Historiën van Holland.... Tot Dordrecht,. Ghedruckt by Peeter Verhaghen 1620" S. 86. Die Geschichte Folkerts war auch Voetius bekannt, der sie in seiner Schrift: Disputationes Theologicae, Teil III S. 584 zugleich mit der Wagnersage erwahnt. Beide Geschichten finden sich als Nn 46 und Nr. 47 in Johann Wilhelm Wolfs Niederlandischen Sagen. ♦) 1841 S. 154. FAUST IN WAARDENBURG 99 Enspijk waten, wahrend der Ritter zu Pferd über den Deich reiten durfte. Kam der Ritter zuerst an, so wollte der Teufel sich verpflichten, ihm zeitlebens umsonst zu dienen; sollte er aber die Wette verlieren, so wollte er ihm zwar gleichfalls so lange er lebte mit all seiner Macht zu Diensten stehen, muBte dafür dann aber das Recht erhalten, nach seinem Tode frei über seine Seele zu verfügen. Der Ritter nahm die Wette an und verlor sie. Von dieser Zeit an war der Herr Van Tuyll unbesiegbar im Kampf und drohte ihmeinmal die Gefahr zu unterliegen, so hatte ihn der Teufel gelehrt, die Weidenbaume in Krieger zu verwandeln. So hat er einmal die am Wege von Deil nach Geldermalsen stehenden Weiden in Soldaten umgezaubert, die ihm halfen den Sieg über seine Feinde zu erringen. Als er aber eines Tages hinter Herzogenbusch in der „Méierei" in einen Kampf verwickelt war und keine Weiden zur Hand waren> da führte ihn der Teufel zu Pferde durch die Luft nach Deü zurück. Sie fuhren über den Bommeler Turm und zwar so dicht, daB Van Tuyll die Beine hochziehen muBte, um sich nicht an dem Wetterhahn zu verletzen. Sein Knecht aber, der hinter ihm auf dem Sattel saB, vergaB dies und riB den Hahn herunter, der denn auch seit der Zeit auf dem Bommeler Turm fehlt. Ein furchtbarer Gegner war der Ritter van Tuyll im Kampf; mit seinem langen, breiten Schwert richtete er ein schreckhches Blutbad unter seinen Feinden an[ wahrend aus einer vorspringenden Spitze seines Helmes nie fehlende Schüsse abgefeuert wurden. Er selbst war unverwundbar; keine Kugel konnte ihm etwas anhaben; er pflegte sie, wenn er aus einem Krieg heimkehrte, aus seinem Harnisch seiner Gemahhn in den SchoB zu schütten. Der Knappe des Ritters ware gern dem Beispiel seines Herrn gefolgt und wünschte dazu mit dem Teufel in Verbindung zu treten. Als er sich einmal auf einem Wachtposten befand und einige Schriftzeilen gelesen hatte, hörte er hinter sich ein Gerausch und erbhckte, als er sich umwandte, den Teufel, der einen Sack Weizen auf die Erde ausschüttete. Auch ihm schlug der Teufel eine Wette vor; er wollte den Weizen Korn für Korn in den Sack bringen, wahrend der Knappe ie Schriftzeilen lesen sollte. War dieser zuerst fertig, so wollte er ihm sein ganzes Leben umsonst dienen, wo nicht, so wünschte er dafür nach des Knappen Tod seine Seele als Lohn. Der junge Mann ging auf den Vorschlag ein, auch er verlor aber die Wette. Von dieser Zeit an diente der Teufel wie dem Ritter so auch dem Knappen bis an ihr Ende. Es ist selbstverstandlich, daB zwei so eng verwandte Sagen, die noch dazu so dicht bei einander lokalisiert sind, sich beeinfluBt haben müssen. Der starkste EinfluB scheint von der Faustsage ausgegangen zu sein; diese ist auch noch jetzt in dieser Gegend die bekanntere. Vereinzelt taucht in der Sage vom Ritter van Tuyll Jost als Name des Teufels auf. Auch hörte ich erzahlen, daB der Teufel den Ritter gebeten haben soll, ihn seiner Verpflichtungen entheben zu wollen, was sicher durch die Faustsage veranlaBt wurde; in der Sage vom Ritter van Tuyll liegt dazu gar kein Grund vor, denn von Qualereien des Ritters ist da nirgends die Rede. Der Ritter van Tuyll ist gleich Faust eine historische Persönhchkeit. Inwieweit 100 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND er sich durch ungewöhnliches Können von seinen Zeitgenossen unterschied, lieB Sich nicht ermitteln. Er war ein Zeitgenosse Fausts und lebte in der ersten Halfte des sechzehnten jahrhunderts. In dem Dorfe Deil, wo von dem SchloB Bolckestein, derStammburgdesGeschlëchtes, nur noch ein Tor vorhanden istl), sah der dortige Pfarrer Dr. R. C. H. Römer in der Kirche noch den Grabstein des Sagenhelden *) mit der Inschrift: „hier leet begravê Gysbert van Tuyll tot Bulkestey sterf 1540 27 Jaury. A° XVC en .... sterf Willem van Tuyll tot Bulkestey optn Das Merkwürdige an dem Grabmal war, daB oben auf dem Stein über dem Geschlechtswappen ein Teufelskopf gemeiBelt war mit Bocksbart, Hörnern und Fledermausflügeln. Das Fehlende in der Grabschrift ist niemals ausgefüllt gewesen. Aus der Genealogie des Geschlechtes TuyU *) geht hervor, daB Gisbert der Vater und Wilhem der Sohn war. Gisbert heiratet im Jahre 1507, sodaB Wilhelm — er war das zweite Kind aus der Ehe — zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts geboren sein muB. Das nicht ausgefüllte Todesjahr Wilhelms laBt wohl den SchluB zu, daB der Sohn das Grabmal für seinen Vater und sich selbst herstellen lieB. Die Teufelsfratze war wohl ein Hohn auf den Volksglauben, der ihm schon bei seinem Leben ein Verhaltnis zum Teufel nachgesagt haben wird. Stammt die Sage vom Ritter van Tuyll aus dem sechzehnten Jahrhundert, die Faustsage auf Waardenburg muB bedeutend jünger sein. Zuerst finde ich sie erwahnt im „Tegenwoordige Staat.... van Gelderland" *) wo es S. 286 unter Waardenburg heiBt: „Men maakt malkanderen diets, dat de berugte Dokter Faustus lang op dit slot gewoond en 'er vele toveryen aangeregt heeft". Das „Kabinet van Nederlandsche enKleefsche Oudheden" 6) berichtet dasselbe; nur tragt der Held der Sage hier den Namen Faustius, welcher im achtzehnten Jahrhundert mehr vorkommt. Verfasser dieses erinnert sich in seiner Jugend in der Gegend von Waardenburg den Namen Doktor Fausjus gehört zu haben. Fanden wir einerseits als terminus ad quem für die Festsetzung der Faustsage auf SchloB Waardenburg das Jahr 1740, so darf andrerseits diese Lokalisierung nicht früher als zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts angesetzt werden. Das Motiv des Kreuzholens, bezw. des Kreuzmalens, welches wohl ursprünghch den Teufel zur Zurückgabe des Verschreibungsbriefes veranlaBte, entwickelte sich erst gegen Ende des siebzehnten oder zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts '). Auf das Ende des siebzehnten und den Anfang des achtzehnten Jahrhunderts weist auch der Name von Fausts dienendem Geiste Jost hin. Sommer7) vermutet, daB dieser in Anlehnung an den Namen von Fausts Sohn Justus gebildet worden ist. l) Auch dieses wurde vor einigen Monaten vom Sturm zu Boden geworfen. •) Mitgeteilt im Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis door N. C. Kist en H. J. Roy aards IV (1844) S. 3S3. *) Genealogie van het geslacht Van Tuyll van Serooskerken en van de overige, uitgestorven takken van het geslacht, Van Tuyll. Samengesteld door Ch. J. Polvüet, Kapitein-Ingenieur. Oisterwijk, Genealogisch Heraldisch Archief 1894. Vergl. Willem van Tuyll S. 11 unter VIII. «) Te Amsterdam, By Isaak Tirion, Boekverkooper op den Nieuwendyk, by den Dam, in Hugo Grotius 1740. 5) Te Amsterdam. By J. A. Crajenschot MDCCCIII. Teil VIII. S. 143. •) Vergl. A. Tille in der Zeitschrift für Bücherfreunde, Jahrgang X (4906/1907) Bd. I S. 129 ff. *) Allgemeine Encyklopadie der Wissenschaften und Künste. Erste Section. 42. Teü S. 93 ff. FAUST IN WAARDENBURG 101 Das Volksbuch berichtet namhch, wie im letzten Jahre der Frist Mephostophiles Faust die Helena aus Griechenland als Konkubine zuführt. Aus der Verbindung entspringt ein Sohn, Justus, ein Wunderirind, das nach des Vaters Tod mit seiner Mutter plötzhch verschwindet. Justus spiert-aber im Volksbuch eine zu untergeordnete Rolle, als daB schon an und für sich für diese Namensübertragung von Fausts Sohn auf den dem Vater dienenden Teufel ein genügender Grund vorlage. Es wurde aber darauf hingewiesen, daB die Waardenburger Sage nicht auf dem Volksbuch, sondern auf dem Faustspiel beruht, und in keinem der zahlreichen Faustdramen wird ein Sohn Fausts erwahnt. In den meisten der spateren Faustspiele kommt es gar nicht zu einem Zusammenleben mit Helena, da sich diese, sobald Faust sie umarmen will, in ein haBliches Scheusal verwandelt, vor dem er entsetzt zurückweicht. „ Der Name Jost ist eine der überaus zahlreichen Andeutungen, welche die niederlandische Sprache für den Teufel besitzt. In der Gegend von Waardenburg ist er geradezu dessen stehender Name, vermutlich eben durch den EinfluB der Faustsage. Das Wort ist verhaltnismaBig jung und wurde gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts von der Insel Java in Holland importiert. Es ist das portugiesischeWort „Deos", „Gott", das im sechzehnten Jahrhundert auf Java verbreitet und von den Javanern und Chinesen übernómmen wurde. Die Hollander lernten es in der Form joos als Namen eines chinesischen Teufels kennen, welches Wort in der Diminutivform joosje gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts in den Niederlanden bekannt wurde. Zuerst finde ich es in der deutschen Reisebeschreibung des Johann von der Behr*). Eine Beschreibung des Bildes gibt Johann Saar,g) der die Form Josin hat, was wohl als Josiën = Joosjen zu lesen ist. Der hollandische Übersetzer 8) dieses Werkes gibt es auch als Joosje wieder. In ursprünghch hollandischer Fassung finde ich das Wort zuerst in „De Gedenkwaerdige Voyagie van Gerret Vermeulen naar Oost-Indien, In 't jaar 1668. aangevangen, en in 't jaar 1674, voltrokken: T'Amsterdam. By Jan Claesz. Ten Hoorn, Boekverkooper, '1 Diarium, Oder Tage-Buch, über Dasjenige, So sich Zeit einer neun-j ahrigen Reise zu Wasser und Lande, meistentheils in Dienst der vereinigten geoctroyrten Niederlandischen Ost-Indianischen Compagnie, besonders in denselbigen Landern taglich begeben und zugetragen.... von Johann von der Behr, Not. Publ. Caes. Jena, In Verlegung Urbani Spaltholtzens, Buchhandlers in Brefilau, Anno 1668. (Ein Ex. befindet sich in der Universitatsbibl. Amsterdam). Vergl. S. 34. „Ihre Religion betreffend, sind sie (= die Chinesen) ein abgöttisches verblendetes, elendes Volck, die, unzweiffentlich zur verdienten Bestraffung, an statt der Götlichen unverenderlichen Wahrheit, die sie mit Füssen von sich gestossen, und zum Theil noch verstossen, denen Lügen und albern Mahrlein ihrer Heydnischen Priester glauben, und das Sinnen-lose und ohnmachtige Bild, Jostgen gênant, an statt des wahren und Allmachtigen GOttes, anbeten, und ihme mit allerley Kost, Tranck und Geld, und mit zweyen wachsernen, des Nachts allezeit brennenden Kertzen opffern müssen." 2) Johann Jacob Saars, Ost-Indianische Funfzehen-Jahrige Kriegs-Dienste, Zum andern mahl heraus- gegeben Nürnberg, Zu finden bey Johann Daniël Tauber, Buchhandlern, Gedruckt bey Johann-Philipp Miltenberger, lm Jahr Christi, 1672. (Universitatsbibl. Amsterdam) Vergl. S. 27. „Ihr (der Chinesen) Gottesoder vielmehr Ab gott es-dienst, wie Ichs bey theils zu Batavia gesehen, ist also: In einem viereckigten Kastlein Ihrer Wohnstuben haben Sie wie einen Altar, darinn ein Bild von Thon gemachet ist, anderthalb Spann lang, schwartz im Angesicht, mit grossen Augen, und rohten runden Strichen herum, einer Papagoy Nasen, und Hörner auf, von unterschiedlichen Farben, das heisen sie Josin." 3) De Reisbeschryving van Johan Jacobsz Saar naar Oostindien, van J. H. Glazemaker vertaalt t'Amsterdam, By Jan Rieuwertsz. en Pieter Arentsz. Boekverkopers, 1671. (Universitatsbibl. Amsterdam). Vergl. S. 12. 102 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND tegen over het oude Heere-Logement, Anno 1677" Diese kennt „Joosje" nicht als Tonbild, sondern als Gemalde. Aus dem Worte muB durch Anlehnung an den Mannesnamen die Form „Joost" entstanden sein. Es mag nun einem hoüandischen Bearbeiter des deutschen Faustspiels einen SpaB gemacht haben, das etwas fremdartig khngende Mephostophiles durch Jost zu ersetzen, das einerseits durch Gleichheit mit dem Mannesnamen so recht gelaufig war, andrerseits aber als Name des chinesischen Teufels den Reiz des Geheimnisvollen besaB. Die Zeit der Lokahsierung der Faustsage auf SchloB Waardenburg laBt sich auf Grund des Namens Jost nicht früher als gegen Ende des siebzehnten oder zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ansetzen, was überraschend genau zum Charakter der Sage stimmt. Es ware nun aber möglich, daB der Name Jost erst spater in die Faustsage eingedrungen ware, nachdem sich diese langst auf SchloB Waardenburg festgesetzt hatte. Diese schon an und für sich nicht sehr wahrscheinüche Annahme wird durch dieTatsachewiderlegt, daB Jost als Name von Fausts dienendem Geiste von ganz anderer Seite überhefert worden ist. Er findet sich namhch auf einem gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts bei der Witwe Stichter in Amsterdam gédruckten Bilderbogen *). Es muB also der Name Jost in einer mederlandischen Fausttradition der gebrauchhche Name für den Teufel gewesen sein. Eine Deutung der Tatsache, daB sich gerade auf SchloB Waardenburg die Faustsage festsetzte, hat, abgesehen von einer albernen Erklarung in den „Wandelingen door de Betuwe" s) nur J. C. Molhuysen versucht 4). Er bringt die Lokahsierung in Verbindung mit dem Geschlechte Arckel, dem früher das SchloB gehörte. Die alte Teufelssage Folkerts und Pelgrims hatte sich mit dem Geschlechte verbunden und sich spater an den Namen Faust geknüpft. Die Annahme kann unmöglich richtig sein, denn das Geschlecht Arckel besaB das SchloB spatestens bis zum Jahre 1618 *), als die Faustsage hier noch kaum bekannt war und eine Fassung, aus welcher die Waardenburger Sage hervorgeht, noch gar nicht existierte. Den AnlaB derSagenbildung erblicke ich darin, daB, als um das Jahr 1700 das Faustspiel in einem der Stadtchen Zalt-Bommel, Tiel, oder Buren vermuthch gelegenthch eines Jahrmarktes aufgeführt wurde — vielleicht geschah es auch Jahre hintereinander — die Phantasie der Bewohner der betreffenden Gegend under EinfluB der Sage vom Ritter van Tuyll die Geschichte nach dem SchloB Waardenburg verlegte, weil dies, das damals eine Ruine war •), sich besonders zum Schauplatz einer solchen Schauergeschichte eignete. l) Vergl. S. 33 „Sy (= die Chinesen) seggen wel dat 'er een God is, die goed is, en hen geen quaet aandoet; en derhal ven laten sy hem in rust, en bidden de geen aen, van de welk sy quaet te verwachten hebben: in voegen dat alle de Sinesen de duivel in schildery in hun huysen houden, die tegen de muur aen verheven is, en met lampen en was-kaerssen, die geduriglijk branden, gedient word. Sy schilderen hem met twee hoornen op 't hooft, en noemen hem gemeenelijk Joosje." *) Vergl. S. 134. ■) Door D. Buddingh. Tiel Wed. D. R. van Wermeskerken 1861 S. 56. 4) Vergt Bijdragen voor Vaderlandsche Geschiedenis en Oudheidkunde, verzameld en uitgegeven door Mr. I. An. Nijhoff, Archivaris van Gelderland, Nieuwe reeks. Eerste deel. Te Arnhem, Bij Is. An. Nijhoff en Zoon 1859 S. 199. •) Geldersche Volks-Almanak 1874 S. 34. *) Tegenwoordige staat van Gelderland S. 286. FAUST IN WAARDENBURG 103 Die Waardenburger Faustsage wird, soweit nur bekannt ist, zuerst in „De Bredasche Courant" vom 8. Oktober 1839 erzahlt, von der ein Exemplar nicht mehr vorhanden ist. Auch findet sie sich in der flamischen Zeitschrift „Kunst en Letterblad" 1), welche sie, und zwar wohl wörthch, aus O. G. Helderings „Oudheidkundige Wandelingen" übernahm, welches Werk mir nicht vorlag. In Reimen wird die Geschichte im„Geldersche Volks-Almanak"a) wiedergegeben. Aus allerlei Einzelheiten laBt sich der SchluB ziehen, daB der anonyme Dichter derselbe gewesen sein muB wie der Verfasser der im „Kunst- en Letterblad" vorkommenden Geschichte, also gleichfalls Pfarrer Heldering, der auch der Herausgeber des „Geldersche Volks-Almanak" wars). Johann Wilhelm Wolf, der die Waardenburger Fassung in den „Niederlandischen Sagen" S. 355 unter Nr. 266 mitteilt, erwahnt unter Fausts Streichen, in Nachahmung des „Kunst- en Letterblad" auch den FaBritt; einmal soll dieser namhch vor den Augen vieler Leute auf einem Fasse Tielschen Bieres zur Tür eines Wirtshauses hinausgefahren sein. Ich erinnere mich nicht, diesen Zug je in der Gegend von Waardenburg gehört zu haben; zuverlassige Personen, bei denen nochmals nachgefragt wurde, kennen ihn auch nicht. DaB Jakob van Lennep mit der Faustsage auf Waardenburg bekannt war, geht aus der Tatsache hervor, daB er Faust in seinem historischen Drama „Vrouwe van Waardenburg" eine Rolle spielen laBt; er verwechselt den Zauberer mit dem Buchdrucker Faust. Die Hortensia, welche in der Waardenburger Sage erwahnt wird, muB ein spaterer Zusatz sein, denn diese Pflanze wurde erst gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Europa bekannt. Eine Abbildung des alten Schlosses Waardenburg zeigt S. 104 (oben). Es ist eine Reproduktion des Kupferstichs, den Jacob Schijnvoet für Ludolf Smids' „Schatkamerder Nederlandsse Oudheden" *) herstellte. Schijnvoet lieferte die Kopie eines Bildes von Roeland Roghman (1597—1686) aus der ersten Halfte des siebzehnten Jahrhunderts. Sie hat links unten die Andeutung8) J[acob] S[chijnvoet] F[ecit]. Eine altere Gravure aus dem Jahre 1612 bildete die Vorlage für den Stich, den Abraham Rademaker8) (1675—1735)für das „Kabinet van Nederlandsche Outheden en Gezichten" ') verfertigte, von dem gleichfalls S. 104 (unten) eine Reproduktion gegeben wird. Diese zeigt nur das Hauptgebaude, wahrend bei Schijnvoet auch das Vordertor und die Nebengebaude sichtbar sind. Der Verfall des stattlichen Schlosses ist bei Schijnvoet bereits weiter vorgeschritten als im Jahre 1612 der Fall war, sodaB Roghmans Bild spater anzusetzen ist als Rademakers Vorlage. Das M Jahrgang II (1841) S. 95. ') 1842 S. 164. •) Neuerdings wurde die Sage in der „Arnhemsche Courant" vom 2. April 1910 und der „Nieuwe Arnhemsche Courant" vom 3. April 1910 abgedruckt. *) "F Amsterdam, By Pieter de Coup, Boekverkoper in de Kal verstraat, in Cicero, 1711. Man vergl. gegenüber S. 372. •) in der Reproduktion fortgefallen. ') Auch dessen Name, der sich im Original links unter dem Bilde findet, ist ausgefallen; gleichfalls dié Jahreszahl 1612. ') Te Amsterdam, By Willem Barents.... 1725. Nr. 272 der Bilder. 104 Das SchloB Waardenburg im siebzehnten Jahrhundert FAUST IN WAARDENBURG 105 SchloB war 1574 von Wilhelm von Oranien zerstört worden *) und wurde erst viel spater, aber nicht in seinem früheren Glanze wiederhergestellt. Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts war es wieder dermaBen in Verfall geraten, daB Wagenaar es im „Tegenwoordige Staat van Gelderland" a) eine Ruine nennt. Einige sehr gute Abbildungen des Schlosses in seinem jetzigen Zustand bietet „Het Huis oud en nieuw" 8). Es wurde bereits erwahnt, daB die auf Waardenburg lokalisierte Faustsage nicht auf das Volksbuch zurückgeführt werden kann, sondern daB sie aus dem Faustspiel hervorgegangen sein muB. Höchst wahrscheinhch beruht sie auf einem Puppenspiel. Deutsche und besonders Kölner Puppenspieler kamen auf hollandischen Jahrmarkten schon früh vor. Die Kölner führten wohl das Wappen ihrer Stadt, die dréi Kronen, auf ihrer Bude und waren in Holland so popular, daB das Puppenspiel hier im siebzehnten Jahrhundert den Namen „Dreikronenspiel" trug 4). Es ist selbstverstandlich, daB die Kölner Puppenspieler den in ihrer Vaterstadt so behebten Faust, dessen Sage sich auch da lokalisiert hatte, in die Bühne brachten und ebenso selbstverstandlich ist es, daB sie ihn in der sogenannteh katholischen Fassung spielten. DaB in dèr Tat in den Niederlanden ein Puppenspiel Faust bekannt gewesen sein muB, geht aus dem Titel eines seltenen Büchelchens hervor, das sich in der Universitatsbibliöthek in Gent befindet: Berlik Berlak of den Doctor Tooveraer, Bly-spel in dry Bedryven. In Druk gegeven door Emanuel van Haever. Te Gend, By Petrus Kimpe, Boekdrukker en Verkooper in de Donkerstege by de Koornmerkt. Das Büchlein muB um das Jahr achtzehnhundert gedruckt worden sein; Peter Kimpe war 1799—1815 als Buchdrucker in Gent tatig 5). Der Titel „Berlik Berlak" spielt auf eine bekannte Szene im Faustpuppenspiel an; in Fausts Abwesenheit findet der eben in Dienst getretene Hans Wurst das Zauberbuch seines Herrn und buchstabiert sich mühsam zusammen, wie man mit demZauberworte „Parlicke" die Geister zitiert und mit „Parlacke" wieder entlaBt.6) Das versucht er auch gleich und in der Tat, die Teufel gehorchen; dieSache macht ihm SpaBund schneU ruft er jetzt unzahlige Male hinter einander Parlicke, Parlacke, *) Vergl. Groen van Prinsterer, Archives de la Maison d'Orange-Nassau, le Série, Tome IV S. 382, wo der Schaden auf 80.000 Gulden veranschlagt wird, eine für die Zeit ungeheure Summe. 2) S. 286. ») Jahrgang XII (1914) S. 305 ff. 4) Vergl. De Uithangteekens, in verband met Geschiedenis en Volksleven beschouwd door Mr. J. van Lennep en J. ter Gouw. Amsterdam 1868. Teü I, S. 382: In 't spul van dry cronen, .... daer sieje de comedie mit levendighe poppen vertonen. *) Bibliographie Gantoise par Ferd. van der Haeghen Teü IV S. 402. ') In einem im Jahre 1824 in Frankfurt a. M. aufgeführten Faustspiel lauten die Zauberworte Berlik, Berluk. Cfr. Creizenach, Versuch einer Geschichte des Volksschauspiels vom Doctor Faust. Halle a. S. Niemeyer. 1878 S. 18. faust in leeuwarden 107 Zweites Kapitel Faust in Leeuwarden Eines Tages kam zu einem Bader in der Stadt Leeuwarden ein stattlich geklèideter Herr, der rasiert zu werden wünschte. Der Bader fing seine Afbeit an; kaum aber hatte er die eine Seite des Gesichtes fertig und wollte er mit der andern Halfte anfangen, als er bemerkte, daB die Haare auf der eben rasierten Seite wieder sichtlich zu wachsen anfingen. Erstaunt hielt er inne. Ob's nicht flecken woUte, fragte der Gast. „Nicht recht" war des Baders Antwort. „So wül ich es selber machen", sagt der Fremde, nimmt das Rasiermesser, schneidet sich den Kopf ab, stellt diesen vor sich auf den Tisch und rasiert ihn spiegelglatt. Darauf setzt er sich den Kopf wieder auf, drückt dem verdutzten Bader einen goldnen Dukaten in die Hand und verlaBt die Stube. Höchlich erfrèut will der Bader das Goldsttick seiner Frau zeigen; da aber sehen beide, daB er einen Deut in der Hand halt, sodaB er von seiner Ehehalfte noch herzlich ausgelacht wird. Sofort begibt er sich aber nach dem Hotel, wo er glaubt, daB der Fremde abgestiegen sei und richtig, er trifft ihn, wo er ihn vermutete. Faust, denn kein anderer als dieser war der Fremde, besah das Geldstück, murmelt e etwas von einem Versehen und gab ihm sofort einen andern Dukaten, den der Bader sich jetzt gut ansah, bevor er ihn in die Tasche steckte. Als er aber nach Hause gekommen war und dasGoldstück betrachtete, hatte es sich wieder in ein Stück Kupfer verwandelt. Da war es ihm deuthch, daB dies nicht mit rechten Dingen zugegangen sein konnte. Die Geschichte wurde natürlich bald in der Stadt bekannt, Einmal befahl Faust dem Hoteldiener, ihm die Stiefel auszuziehen. Mit dem linken geht es leicht, an dem rechten aber zieht er vergebens. Als Faust darüber etwas ungeduldig wird, wird auch der Diener hitzig und zieht jetzt aus allen Kratten, sodaB er mit dem Stiefel das ganze Bein in den Handen halt. Auf Fausts Geschrei kommt der Wirt herbeigelaufen, Dieser, ein Schlaukopf, entwickelt gleich einen Plan. Er nimmt das Bein und verschheBt es in einen Schrank als Pfand für die Bezahlung. Der Gast aber kümmert sich gar nicht um das Bein und verlaBt einige Tage spater ohne zu bezahlen das Hotel. Als der Wirt sah, daB er doch noch betrogen war, warf er das Bein ins Wasser. Nach einiger Zeit jedoch kam Faust zurück und wollte die Rechnung bezahlen und zugleich sein Bein einlösen. Da muBte der Wirt gestehen, daB er es weggeworfen hatte. „Dann sind wir quitt", sagte Faust, „du hast das Bein und ich das Geld". Der Wirt war froh, so leicht dabei wegzukommen und Faust hinkte davon. Kaum aber war er auf der StraBe, so wuchs ihm das Bein wieder an und ging er wie ein gewöhnlicher Mensch. In Friesland gab es damals viele Hexen; nur war es schwer sie zu erkennen. Da erbot Faust sich, sie alle anzuweisen. Man solle ihm nur gestatten sich mit einem Bund Stroh auf der „Langepijp" aufzustellen; jede Frau, die eine Hexe war, werde dann nach dem Stroh hingezogen werden, einen Halm herausziehen und ihren Weg fortsetzen. Da aber auch die Frau des Bürgermeisters eine Hexe war, 108 DIE LOKALISIERUNGEN DER FAUSTSAGE IN HOLLAND wollte man es ihm nicht gestatten und die Behörden sannen auf Mittel, ihn aus der Stadt zu schaffen. Die Gelegenheit dazü bot sich bald. Faust hatte namhch den Waagplatz mit Blut überströmt und wurde nun aus der Stadt verwiesen. An jedem der vier Stadttore steilte man einen Wachter auf, der zuzusehen hatte, ob Faust die Stadt verlieB und der Bürgermeister wartete auf dem Rathause auf Nachricht. Bald kam einer der Wachter und berichtete, daB der Zauberer durch sein Tor die Stadt verlassen habe. Aber auch der zweite, der dritte und der vierte brachten dieselbe Nachricht. Wie dies möglich war, ist bis auf den heutigen Tag ein Ratsel geblieben. Sicher aber war, daB Faust die Stadt verlassen hatte und nie hat er sich mehr sehen lassen, sodaB seitdem in Leeuwarden die Bader, die Hotelbesitzer, die Hexen und die Stadtbehörden ruhig schlafen können. Die Leeuwarder Faustgeschichten zeigen deutlich ihre Abhangigkeit vom Volksbuch. Der Streich, den Faust dem Bader spielt, enthalt Elemente aus folgenden Faustepisoden: 1° Vier Zauberer hauen einander die Köpfe ab, lassen sie von einem Bader rasieren und setzen sie wieder auf; Faust kommt hinzu und macht ihre Kunst zuschanden (Kapitel LVI des niederlandischen Faüstbuchs); 2° Faust betrügt einen Pferdetauscher, indem er ihm ein Pferd verkauft, das sich in ein Bund Stroh verwandelt (Kapitel XXXVIII); einige Schweine, welche er verkauft hatte, wurden gleichfalls zu Strohwischen (Kapitel XLII). DaB sich das vom Teufel oder von Zauberern herrührende Geld in minderwertiges Metall, in Steinkohlen oder sogar in Unrat verwandelt, ist ein in der Zaubersage recht gewöhnlicher Zug Der Anfang der Geschichte, daB das Haar sichthch wieder zu wachsen anfangt, ist vermutlich nur zur Motivierung des Kopfabhauens, offenbar der Glanzpunkt der Geschichte, liinzugedichtet worden. Das Abenteuer im Hotel ist gleichfalls eine Kontamination aus zwei andern Faustgeschichten: 1 ° Faust leiht Geld von einem Juden, kann es aber zur vereinbarten Zeit nicht zurückbezahlen; er bietet dem Schuldner nun eins von seinen Beinen als Pfand an, welches der Jude, „so ohne das ein Christenfeind war", gern akzeptiert; auf dem Heimweg sieht er ein, daB es doch zu nichts nütze ist und wirft es ins Wasser; als nun Faust sein Pfand'einlösen will, kostet es dem Juden noch sechzigTaler, seinen Schuldner zu befriedigen (Kapitel XXXVII); 2° Der von Faust betrogene Pferdehandler machte sofort kehrt um den Betrüger zur Verantwortung zu ziehen. Er fand ihn schlafend auf dem Bette. Um ihn zu wecken, faBte er ihn beim FuBe; zu seinem Schrecken zog er ihm aber das ganze Bein aus, worauf er eilends floh (Kapitel XXXVIII). Fausts Mittel zur Erkennung der Leeuwarder Hexen findet im Volksbuch keine Parallele; das Motiv ist aber uralt und existiert in allerlei Variationen. Der Zug, daB Faust an vier verschiedenen SteUen zugleicherzeit gesehen wird, ist *) Delrio berichtet dasselbe von dem von Faust und Agrippa in Bezahlung gegebenen Gelde; vergl. Disquisitiones magicae, Moguntiae Joannes Albinus MDC, Teü I S. 316. FAUST IN LEEUWARDEN 109 nicht direkt dem Volksbuch entnommen. Wer sich aber, wie Faust, unsichtbar machen kann, ist auch wohl imstande seine Persönhchkeit zu vervierfachen. Eine verwandte Geschichte ist das Hervorzaubern eines groBen Kriegsheeres (Kapitel XXXIV und LXI). Vielleicht wurde die Erzahlung beeinfluBt durch die Geschichte, daB Faust in der Nahe der Stadt Braunschweig einem Bauern zur Strafe für seine Unhöflichkeit die vier Rader vom Wagen zauberte, welche dieser bei den vier Stadttoren, bei jedem Tor eins, zurückholen muBte. Die Stadt Leeuwarden hatte nicht vier, sondern neun Tore. Das Überströmen des Marktplatzes mit Blut, das ganz unmotiviert ist, wurde wahrscheinlich erfunden, um ein Motiv für Fausts Verbannung zu haben. Von besonderen Umstanden, welche die Lokahsierung der Sage in Leeuwarden veranlaBt hatten, ist mir nichts bekannt geworden. Die Leeuwarder Faustgeschichten werden mitgeteilt von Waling Dijkstrax) und Joseph Cohen *); ') Uit Frieslands Volksleven, Leeuwarden, Hugo Suringar. (1895) Teil II S. 132. *) Nederlandsche Sagen en Legenden, Zutphen W. J. Thieme & Cie 1917 S. 346. FÜNFTER ABSCHNITT ZUR FAUSTIKONOGRAPHIE Ein wirkHches Portrat des historischen Faust gibt es nicht. Was an Faustbüdern existiert, ist Erzeugnis der Phantasie. Über Fausts AuBeres hat das alte Volksbuch gar keine und Widman nur einige dürftige Angaben. Als Faust einmal in der Stadt Schwabisch Hall spaziert habe, erzahlt er Kapitel XLI des ersten Buches, fragten sichdieSaksieder,welche,,ohngespöttoderunbes(±issen"kemenkon^ tossen, wer „dieser klein hockendt Mann" wohl sei und rieten spottend auf Asop Etwas ausführlicher berichtet er Buch III, Kapitel XXI: „Doctor Faustus war ein hockruckerigs Mannlein, eine dürre Person, habend ein kleines grauwes bartlein . DaB diese Beschreibung den Tatsachen entspricht, ist durchaus nicht sicher • euer handelt es sich um einen AusfluB von Widmans Phantasie. Soweit mir bekannt ist, hat kein büdender Künstler und jedenfalis keiner der hollandischen Meister diese Angaben seinen Faustbüdern zugrunde gelegt. Erstes Kapitel Van Sichems Faust Von den zwei, vermutlich sogar drei, hollandischen bildenden Künstlern die ihre Motive dem alten Fauststoff entnahmen, hat für die Volksbücher allein Christoph van Sichem Bedeutung. 1666 erscheint bei Willem Goeree in Middelburg eine Sammlung von Büdnissen mehr oder wemger berüchtigter Personen: Het Tooneel der Hooft-Ketteren Bestaende in verscheyde Afbeeldsels van valsche Propheeten, Naeckt-loopers, Geestdryvers, Sectarissen en Duyvels-konstenaren. Byeen vergadert ende in 't coper gesneeden door C. van Sichem. Te Middelburg, by Willem Goeree, Boeckverkoper op de Burght, m Cicero. Anno 1666.») Tafel XIX steht Faust und Mephostophiles dar; Tafel XX Wagner und Auerhahn. BM?**^ rl 4 v'f S6= 6n' befindet nach der ***** Von ~ boktor Faust im vlrc! ~ d6^ ^P^chen Sammlung Albertina in Wien. Auch Chr. Kramm besaB ein Ex., vergl dessen Verste1gerungskatalog,Utrecht 1875, Nr. 2205. Der oben angegebene Titel stammt aus Chr. Kramm DeTe V rfdeeDeIlS r,,^H1anHdS^eKVlaamSChÊ K™^™«™. Beeldhouwers, Graveurs en Bouwme'esterT. 167 ' lei r™,-M pm f G?br°eders Dieterichs 1861. Eine neue Auflage der,.Hooft-Ketteren" erschien 1677 bei Goeree, ein Ex. derselben befindet sich u.a. inderBibliothekder Mennonitengemeindein Amsterdam. VAN SICHEMS FAUST 111 der bilderschmuck der volksbücher 133 Ausgabe Joan de Nivel bei Kimpe und wurde die Jahreszahl 1728 mit der Adresse übernómmen. DaB spater von dem Drucker eine andere Adresse gewahlt wurde, mag mit der Tilgung einiger anti-katholischen AuBerungen zusammenhangen. Im Jahre 1815 ging das Geschaft Kimpes in den Besitz seines Verwandten Léandre van Paemel über. Dessen Drucke lassen samtlich in typographischer Hinsicht viel zu wünschen übrig, meint Van der Haeghen*), Für das Faustbuch laBt er wieder ein neues Titelbüd herstellen, einen auBerst rohen Holzschnitt, nach dem der Ausgabe Kimpe und von gleicher GröBe wie das Original. Eine Reproduktion zeigt S. 136. Von den bei der Firma Snoeck-Ducaju in Gent gedruckten Faustbüchern zeigt die Ausgabe Z auf der Vorderseite des ersten Deckelblattes eine Steinzeichnung, welche die Signatur Saint Brice aufweist; sie bezieht sich nicht auf das Volksbuch, sondern auf Goethes Faust. Der unter Aa angeführte Druck hat auf der Rückseite des zweiten Deckelblattes einen Holzschnitt mit der Unterschrift: „Vertoog van Doctor Faustus op een avondmaal aan eenige Studenten", der eine TUustration zu Kapitel XLVII büdet. Der Text der verschiedenen Faustbücher weist zu geringe Abweichungen auf, als daB er bei einer Gruppierung der zahlreichen Drucke als Ausgangspunkt in Betracht kommen könnte; am besten lassen sich diese nach den Bildern einteüen. Sie zerfaüen dann zunachst in zwei Gruppen, die in den nördlichen Niederlanden gedruckten (I—V), die reichen büdlichen Schmuck aufweisen und die in Flandern erschienenen (VI—IX), die nur ein Titelbüd zeigen. Naher lassen sich die vorhandenen Faustdrucke nach ihrem Bilderschmuck in folgende Gruppen einteüen: I. Batens Bearbeitung des Jahres 1592, II. Die Ausgabe 1608, wozu auch die Drucke 1659, 1685 und die Van Egmontsche Faustausgabe gehören, III. Der Faustdruck 1695 mit den Ausgaben 1721, 1728 und 1747, IV. Die Ausgabe O, V. Der Druck 1764 „met schoone Koopere Figuren verciert", wozu ahe spateren in Holland erschienenen Ausgaben gehören, die samtlich, mit Ausnahme des diese Gruppe eröffnenden Druckes, ohne Jahreszahl sind, VI. Die Ausgabe Jean de Nivel, VII. Der Druck Joan de Nivel, wozu auch die frühere Ausgabe Van de Rumpel (X) gehort, VIII. Die spatere Ausgabe Van de Rumpel (IJ), IX. Die Faustbücher der Firma Snoeck-Ducaju. Fünftes Kapitel Faust auf Bilderbogen Die Faustgeschichte muB auch auf Bilderbogen dargesteüt worden sein. Zwar *) Bibliographie Gantoise, Teil V Einleitung S. ii. 140 BIBLIOGRAPHISCHE BESCHRETRTTNG DER HOT.TANnïSrTTEN FATTSTOWTTrKF S. j: Titel. — S. 2: Voorreden tot den goetwilligen ende || Chriftelijcken ... || — S. 4: Getuygeniffe der Heyliger Schrift, van die ... || — S. 5: Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus, die eenen ||... (3 Zeilen.) Sp. 1: Holzschnitt. || Doctor Fauftus is een Boeren || Soon geweeft / ... S. 86, Sp. 2, Z. 21: Herten / Amen. || Über beide Spuiten: Eynde der Hiftorie van Doctor || Johannis Fauftus. || — S. 87: Die Tafel, ofte || Regifter, || ... S. 88, Sp. 2, Z. 36: Een bede van D. Fauftus aen de Studenten. 83 || In der Mitte: Eynde. || 88 SS. (165 x 115); sign. A—L4; Paginierung: [5] 6—86 [2] ; 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1—3 Fraktur (Bibelzitate in der „Voorreden" Antiqua), 4 Antiqua, 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4°. Holzschnitte wie in D; die Zierleisten fehlen; die Bilder stehen in der ersten Spalte. London, British Museum (8630. d. 22). I. (o. O. u. Dr. 1695, 4°.) De || Historie || Van Doctor || Joannes Faustus. || Die een uytnemenden grooten Tove-1| naer en zwerte Konftenaer was. Van lijn dui* || velfche verfchrijvinge / van fijn onchriftelik leven / wonderlijke avontu» || ren / en van fijn fchrikhck en grouwehck eynde ende affcheyt. || Meeftendeel uyt fijn eygen nagelaten fchriften by || een vergadert: allen Hovaerdigen / Opgeblafen / ftoute en Godlofe Men» / fchen tot een fchrickehjck Exempel / en waerfchouwinge. || [Holzschnitt 63 x 44: Faust int Zauberkreise, Nachschnitt nach dem Titelbüd in D.] || Uyt den Hoogduytr fchen Exemplaer overfien, en op veele plaetfen gecorrigeert || en vermeerdert, en met fchoone Figuren verciert. Anno. 1695. || S. 1: Titel. — S. 2: Voorreden tot den goetwilligen ende || Chriftelicken ... || — S. 4: Getuygeniffe der Heyliger Schrift, van die ... | — S. 5: Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus, die eenen || wijtberoemden ... (3 Zeilen.) || Sp.i: Holzschnitt. ||D'Octor Fauftus is een Boeren || Soon geweest / ... S. 86, Sp. 2, Z. 21: Herten / Amen. || Über beide Spatten: Eynde der Hiftorie van Doctor || Johannis Fauftus. || — S. 87: Die Tafel, ofte (diese Z. kursiv.) || Register, || Der Hiftorien ... S. 88, Sp. 2, Z. 36: Een bede van D. Fauftus aen de Studenten. 83 || In der Mitte: Eynde. j| 88 SS. (157 x 114); sign. A—L'; Paginierung: [5] 6—86 [2] (11 und 14 statt 32 und 36, für 68 undeutliches Zeichen, 77 fehlt.); 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua (Bibelzitate in der „Voorreden" kursiv), 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4°. 31 verschiedene Holzschnitte in der ersten Spalte, ohne Zierleisten; die meisten kommen mehrere Male vor, alle sind denen der Ausgabe D. nachgebildet. Antwerpen, Stedelijke Hoofdbibliotheek (E. 16129). J- (o. O. u. Dr. 1721, 4°.) De || Historie || Van Doctor || Joannes Faustus. || Die een uytnemenden grooten Tove» || raer en fwarte Konftenaer was. Van fijn Duyvelfche || Verfchrijvinge / van fijn Onchriftelijck Leven / || wonderiijcke Avonturen / en van fijn fchricke» || hjck en grouwelijck Eynde en Affcheyt. || Meeftendeel uyt fijn eygen nagelaten Schriften by- een ver» || gadert: Allen Hovaerdigen / Opgeblafen / Stoute en Godloofe Men» || fchen tot een fchrickehjck Exempel en Waerfchouwinge. || [Holzschnitt wie in I.] || Uyt den Hooghduytfchen Exemplaer overfien, en op veele plaetfen || Gecorrigeert en Vermeerdert, en met fchoone Figueren vérgiert. j| Anno 1721. S. 1: Titel. — S. 2: Voor-Reden tot den Goetwilligen ende || Chriftelycken... || — S. 4: Getuygeniffe der Heyliger Schrift, van die ... \\ — S. 5: Pag. 5 || Hier begint de Hiftorie van Doctor BIBLI0GRAPHI5CHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE 141 Johannes Fauftus, die eenen || wijtberoemde ... (3 Zeilen.) || Sp. I: Holzschnitt. |] D'Octor Fauftus is een Boeren || Soon geweeft / ... S. 86, Sp. 2, Z. 21: Herten / Amen. || Über beide Spatten: Eynde der Hiftorie van Doctor || Johannis Fauftus. || — S. 8y: Die Tafel, ofte (diese Z. kursiv.) || Register, || Der Hiftorien ... S. 88, Sp. 2, Z. 36: Een Bede van Doctor Fauftus aen de Studenten. 83 || In der Mitte: Eynde. || 88 SS. (155 x 117); sign. A—L4; [4] Pag. 5—86 [2] (8 statt 48); 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua (Bibelzitate der „Voor-Reden" kursiv), 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4°. Holzschnitte wie in I, in der ersten Spalte. Haag, Koninklijke Bibliotheek (190 D 14). K. (o. O. u. Dr. 1728, 4°.)l) De || Historie || Van Doctor || Joannes Faustus. || Die een uytnemenden grooten Tove» || raer en fwarte Konftenaer was. Van fijn Duyvelfche || Verfchrijvinge / van fijn Onchriftehjck Leven /1| wonderiijcke Avonturen / en van fijn schricke» || hjck en grouwelijcke Eynde en Affcheyt. || Meeftendeel uyt fijn eygen nagelaten Schriften by-een ver» || gadert: Allen Hovaerdigen / Opgeblafen / Stoute en Godloofe Men» || fchen tot een fchrickehjck Exempel en Waerfchouwinge. || [Holzschnitt wie in I.] || Uyt den Hoogduytfchen Exemplaer overgefien, en op veele plaetfen j| Gecorrigeert en vermeerdert, en met fchoone Figuren verciert. || Anno 1728. || S. 1: Titel. — S. 2: Voor-Reden tot den Goetwilligen en de || Chriftelycken ... || — S. 4: Getuygeniffe der Heiliger Schrift, van die ... H — S. 5: Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus, die eenen || ... (3 Zeilen.) Sp. 1: Holzschnitt. || Doctor Fauftus is een Boeren || Soon geweeft / ... S. 86, Sp. 2, Z. 21: Herten / Amen. || Über beide Spatten: Eynde der Hiftorie van Doctor || Johannis Fauftus. || SchlufJstück. \\ — S. 87: Die Tafel, ofte (diese Z. kursiv.) || Register, || ... S. 88, Sp. 2, Z. 36: Een Bede van Doctor Fauftus aen de Studenten. 83 || In der Mitte: Eynde. || Schlufistück. || 88 SS. (166 x 120);sign. A—L4; Paginierung: [4] 5—86 [2]; 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua, 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4°. . Holzschnitte wie in I, in der ersten Spalte. London, British Museum (12450. c. 13). [ % ' " (o. O. u. Dr. 1747, 4°.) !) De || Historie || Van Doctor || Johannes Faustus. || Die een uytnemenden grooten Toveraer en fwar» || te Konftenaer was. Van fijn Duyvelfche Verfchrij» | vinge / van fijn Onchriftehjck Leven / wonder» || lijcke Avonturen / en van fijn fchrickelijk || en grouwehjcke Eynde en Affcheyt. || Meeftendeel uyt fijn eygen nagelaten Schriften by-een verga- || dert / Allen Hovaerdigen / Opgeblafen / Stoute en Godloofe || Menfchen tot een fchrickehjck Exempel en Waerfchouwinge. || [Holzschnittwieinl.] || Uyt den Hoogduytfchen Exemplaer overgefien, en op veele plaetfen || Gecorrigeert en vermeerdert, en met fchoone Firguren verciert. || 1747. || S. 1: Titel. — S. 2: Voor-Reeden tot den Goetwilligen ... || — S. 4: Getuygeniffe der Heiliger Schrift, van die ... || — S. 5: Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus, die eenen || Wijtberoemde... (3Zeilen.) || Sp. 1: Holzschnitt. \\ DOctor Fauftus is een Boeren || Soon *) Nach aus dem British Museum erhaltenen Angaben. *) Nach Angabe der Wiener Stadtbibliothek. 142 BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE geweeft/... S. 86, Sp. 2, Z. 21: Herten / Amen. || Über beide Spalten: Eynde der Hiftorie van Doctor || Johannis Fauftus. || SchlufSstüek. \\ — S. 87: Die Tafel, ofte || Register, || Der Hiftorien ... S. 88, Sp. 2, Z. 42: Een Bede van Doctor Fauftus aen de Studenten. 83. || In der Mitte: Eynde. || 88 SS. (156 x 116); sign. A—L1;" Paginierung: [4] 5—86 [2] 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua (Bibelzitate der „Voor-Reeden" kursiv), 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4". Holzschnitte wie in I. Wien, Stadtbibliothek (A 57904). M. (o. O. u. Dr. 1750, 4°.) Eine Ausgabe 1750 verzeichnet Engel') unter Nr. 282 als „De Historie van Doctor Johannes Faustus. Die een uitnemenden grooten Tovenaar in zwarte Konsten was. 1750. Ohne Ort 4." nach Scheibles Antiquariats- Katalog Nr. 62 von 1876. Unter Nr. 249 angeführt. Ein Ex. ist nirgends bekannt. N. (o. O. Dr. u. J. 4°. [Amsterdam, Van Egmont?]) De || Historie || Van Doctor || Johannes Faustus. |j Die een uitneemende grooten Toveraar en Zwarte || Konftenaar was. Van zyn Duivelfche VerXchry- || vinge, van zyn Onchristeryk Leven, wonder- | lyke Avontuuren en van zyn fchrikkelyk | en gruwelyk Einde en Affcheid. j| Meeftendeel uit zyn eigen nagelaten Schriften byeen vergaderd: || AUe Hovaardigen, Opgeblazen, Stoute en Godlooze Men- || fchen tot een fchrikkelyk Exempel en Waarfchouwinge. || [Holzschnitt wie in D.] || Uit het Hoogduitfche Exemplaar overgezien, en op veele plaatfen || gecorrigeerd en vermeerderd. Met fchoone Figuuren vercierd. || S. 1: Titel. — S. 2: Voorreeden, || Tot den ... || — S. 5; Zierleiste. ]\ Getuigenisfe der Heiüge Schrift, || Van de ... || — S. 7: Pag. 7 || Hier begint de Historie van Doctor Johannes Fauftus, die || eenen ... (3 Zeilen.) \\Sp. 1: Holzschnitt. ||D*Octor Fauftus is een Boeren Zoon || geweeft / ... S. 82, Sp. 2, Z. 7: myns Herten. || Amen. || Über beide Spalten: Einde der Historie van Doctor Johannes Faustus. || — || Register || Der Historiën ... S. 84, Sp. 2, Z. 22: denten. 79 || In der Mitte: Einde. || Vignette. \\ 84 SS. (162 x 123) sig. A—K4 L2; [6] Pag. 7—82 [2] ; 46 ZZ.; 2 Sp.; S. 1—6 Antiqua (einige Bibelzitate der „Voorreeden" kursiv), 7—82 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 82—84 (Register) Antiqua; 4°. Holzschnitte wie in D, aber ohne Randleisten, in der ersten Spalte. Amsterdam, Universitatsbibl. (278 E 5); Leiden, Dr. G. J. Boekenoogen. &'. (o. O. Dr. u. J. 4°.) Die Hiftorie || Van Doctor || Johannes Faustus. || Die een uitneemende groote Toveraar in zwarte Konften was j| Van zijn Duivelfche verfchryvinge / van zijn Onchriftehjk || Leven / wonderlyke Avontuuren / en van zijn fchrik» || kelijk en gruwelijk Einde en Affcheid. || Meeftendeel uit zijn eigen nagelaeten Schriften byeen vergadert: || Allen Hovaerdigen / Opgeblaefen / Stoute en Godlooze Men» || fchen als een fchrikkelyk Exempel en Waerfchouwinge. || [Holzschnitt 68 x 49: Faust steUt Karl V. Alexander den Grofien und dessen Gemahlin vor ; links und rechts ») Zusammenstellung der Faust-Schriften, S. 113. BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLlJiNDISCHEN FAUSTDRUCKE 143 vom Holzschnitt ein Ornament in einem Viereck 49 x 22.] || Uit de Hoogduitfche Exemplaar overgezien, op veele plaatzen || gecorrigeert, en met fchoone Figuuren vercierd. || S. 1: Titel (Z. 1 = Holzschnitt). — S. 2: Voorreden tot de goedwilligen ende ... || S. 4: Getuygeniffe der Heylige Schrift, van de ... || S. 5: Pag. 5 || Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus, ... (3 Zeilen.) \\ Sp. 1: Holzschnitt. || D4Octor Fauftus is een Boeren || Zoon geweest / .. .J S. 86, Sp. 2, Z. 21: Amen. || Über beide Spalten: Eynde der Hiftorie van Doctor || Johannes.Fauftus. || SchlufJstück. || — S. 87: Register of Tafel || van de Hiftorie ... S. 88, Sp. 2, Z. 42: Studenten. || In der Mitte: Eynde. || 88 SS. (164/154 X 122); sign. A—L«;[4] Pag. 5—86 [2] (8 fehlt); 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua (einige Bibelzitate in der „Voorreden" und der ganze Abschnitt „Getuygeniffé" kursiv), 5 86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4°. 31 verschiedene Holzschnitte (alle ca. 68 x 49). Nachschnitte nach denen in I; die meisten kommen wieder mehrere Male vor; 16 der 31 Holzstöcke sind im Bezitz des Herrn F. G. Waller, Amsterdam. Brussel, Bibliothèque Royale (III. 7864.A). Das eingeklebte Exlibris zeigt, daB das Ex. aus der an Volksbüchern reichen Bibliothek des Herzogs von Arenberg stammt. P. (o. O. u. Dr. 1764, 4°. [Amsterdam, Koene?]) M De Hiftorie van |j Doctor || Johannes Faustus. H Die een uytnemenden grooten Toveraer en zwarte || Konftenaer was. Van zijn Duyvelfche Verfchryvinge / || van zijn Onchriftehjke Leven / wonderlijke Avan-1| turen / en van zijn fchrikkelijk en grouwelijke || Eynde en Affcheyt. || Meeftendeel uyt zijn eygen nagelaten Schriften by-een verga-1| dert / Allen Hovaerdigen / Opgeblafen / Stoute en Godloofe Men-1| fchen tot een fchrikkehjk Exempel en Waerfchouwinge. || [Holzschnitt 124 X 46: Faust sitzt an einem Tisch, vor ihm ein Zauberbuch, aus dem er beim Licht einer Kerze gelesen hat; links hinter ihm eine Teufelsfigur; ein ander er Teufel, vor dem Faust entsetzt zurückweicht, springt hinter einem Bettvorhang hervor. Links unten mit G. K. signiert.] Uit den Hoogduytfchen Exemplaer overgefien, en op veele plaetfen Ge-1| corrigeert en vermeerdert, en met fchoone Koopere Figuren verciert II 1764. || S. 1: Titel (Z.i = Holzschnitt). — S. 2: Voor-Reeden tot den Goetwilligen ende... ||—S.4: Getuygeniffe der Heilige Schrift, van de ... || — S. 5: Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus die ee-1|... (3 Zeilen. )Sp.i: Holzschnitt. || DOctor Fauftus is een Boeren || Soon geweeft / S.86, Sp. 2, Z. 21: Amen. || Über beide Spalten: Eynde der Hiftorie van Doctor Johannis Fauftus. || — S. 87 : Regifter, || Of Tafel || Der Hiftorien ... S. 88: Sp. 2, Z. 48 : ten. 83 || In der Mitte: Eynde. || ,..88JS- (165 x 117): si«n- A—L«; Paginierung: [4] 5—86 [2]; 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua (die Bibelzitate der „Voor-Reeden" kursiv), 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; Die Bilder sind dieselben wie in der Ausgabe Q. London, British Museum (8630, cc. 15). (o. O. Dr. u. J. 4°. [Amsterdam, Koene?]) De Hiftorie || Van Doctor || Johannes Faustus. || Die een uytnemenden grooten Toveraar en zwarte || Konftenaar was. Van zijn Duyvelfche verfchryvinge /|| *) Nach aus dem British Museum erhaltenen Angaben. 144 BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE van zijn Onchriftelijk Leven / wonderlijke Avon« || turen / en van zijn fchrikkelijke en grouwe» || lijke Eynde ende Affcheyt. |j Meeftendeel uyt zijn eigen nagelaten Schriften by een verga» || dert: Allen Hovaardigen / Opgeblafen / Stoute en Godtloofe || Menschen in een fchrikkelijk Exempel en Waarfchouwinge. || [Holzschnitt wie in P.] || Uit den Hoogduitfchen Exemplaar overgefien, en op veele plaatfen Ge- || corrigeert en vermeerdert, en met fchoone kopere Figuren verciert. j S. z : Titel (Z. i = Holzschnitt). — S.2 : Voor-reden tot den Goetwilligen ende ... || — S. 4: Getuigeniffe der Heilige Schrift, van de ... || — S. 5: Pag. 5. || Hier begint de Hiftorie van Doctor Johannes Fauftus, die ...(3 Zeilen.) \\Sp.i: Holzschnitt. || D4Octor Fauftus is een Boeren || Zoon geweeft / ... S. 86, Sp. 2, Z. 21: Amen. || Ober beide Spalten: Ëynde der Hiftorie van Doctor || Johannes Fauftus. || Schlu/3stück. || — S. 87: Register of Tafel, || Van de Hiftorie ... S. 88, Sp. 2, Z. 44: Studenten. 83 || In der Mitte : Eynde. || 88 SS. (155 x 122); sign. A—L4; [4] Pag. 5—86 [2] (statt 51 steht 15); 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1 Fraktur, 2—4 Antiqua (einige Bibelzitate kursiv), 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4°. 20 Holzschnitte, welche der Drucker als Kupferstiche bezeichnet; jeder kommt durchschnittlich dreimal vor. Sie stehen in der ersten Spalte. Amsterdam, F. G. Waller. ... R. (o. O. Dr. u. J. 4°. [Amsterdam, Koene?]) De || Historie || van Doctor || Johannes Faustus. |j Die een uitneemenden grooten Tovenaar in zwarte Konften was. || Van zyn Duivelfche verfchryvinge, van zyn Onchristelyk || Leven, wonderlyke Avonturen, van zyn fchrikkelyk || en gruwelyk Einde, en Affcheid. || Meestendeel uit zyn eigen Schriften byeen verga^ derd: Alle Hovaar- || digen, Opgeblaazen, Stoute en Goddelooze Menfchen als een || fchrikkelyk Exempel en Waarfchouwingen. || [Holzschnitt wie in P.] |j Uit den Hoogduitfchen Exemplaar overgezien, en op veele plaatzen Gecor- || rigeert, en met fchoonen Kopere Figuuren vercierd. || S. 1: Titel. — S.2: Voorreeden tot den Goedwilligen en ... || — S. 4: Getuigenisfen der Heilige Schrift, en van de ... || — S. 5: Pag. 5 || Hier begint de Historie van Docter Johannes Faustus, die ...(3 Zeilen.) \\Sp.i: Holzschnitt. || D'octor Fauftus is een Boeren [| Zoon geweest / ... S. 86, Sp. 2, Z. 20 : Amen. || Über beide Spalten: Eynde der Historie van Doctor || Johannes Faustus. || SchlufJstück. || — S. 87: Register of Tafel || van de Historie ... S. 88, Sp. 2, Z. 36 : Een bede van Fauftus aan de ftudenten. 83 || In der Mitte: Eynde. || 88 SS. (158/153 X 124); sign. A—L4; [4] Pag. 5—86 [2]; 45 ZZ.; 2 Sp.; S. 1—4 Antiqua (2—4kursiv), 5—86 Fraktur (Kapitelüberschriften Antiqua), 87—88 Antiqua; 4". Bilder wie in P, in Spalte 1. Leiden, Maatschappij van Nederlandsche Letterkunde (1214 G 4); London, British Museum (12581.dd.26). S. (o. O. Dr. u. J. 4". [Amsterdam, Koene?]) De II Historie || van Doctor || Johannes Faustus. || Die een uitneemenden grooten Tovenaar in zwarte Konften was. || Van zyn Duivelfche verfchryvinge, van zyn Onchristelyk || Leven, wonderlyke Avontuuren, van zyn fchriklyk H en gruwelyk Éinde, en Affcheid. || Meestendeel uit zyn eigen Schriften byeen vergaderd: Alle Hoovaar- || digen, Opgeblaazen, Stoute en Godlooze Menfchen als een || BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER HOLLANDISCHEN FAUSTDRUCKE 145 fchriklyk Exempel en Waarfchouwingen. || [Titelbild wie in P.] || Uit den Hoogduitfchen Exemplaar overgezien, en op veele plaatzen Gecor- || rigeert, en met fchoonen Kopere Figuuren vercierd. || S. i: Titel. — S.2: Voorreeden tot den Goedwilligen en Christelyken ... || — S. 4: Getuigenisfen der Heilige Schrift, en van de ... || — S. 5: Pag. 5 || Hier begint de Historie van Docter Johannes Faustus, die eenen wyd- || beroemde... (3 Zeilen kursiv.) \\Sp.i: Holzschnitt. ||D4Octor Faustus is een Boeren || Zoon geweest, ... S. 86, Sp. 2, Z. 20: Amen. || Ober beide Spalten: Eynde der Historie van Doctor || Johannes Faustus. j| SchlufJstück. \\ — S. 87: Register of Tafel || van de Historie ... S. 88, Sp. 2, Z. 36: Een bede van Faustus aan de ftudenten (dieseZ. kursiv.) 83 || In der Mitte: Eynde. || 88 SS. (159/156 x 128/124); sign. A—L4; [4] Pag. 5—86 [2] (25, 90, 76 statt 31, 60, 79); 45 ZZ.; 2 Sp.; Antiqua (S. 2—4, 87—88 und Kapitelüberschriften kursiv); 4°. Bilder wie in P, in der ersten Spalte. Leiden, Maatschappij van Nederlandsche Letterkunde (1210 A 40); Berlin, PreuBische Staatsbibliothek (Zh. 4951). T. (o. O. Dr. u. J. 4°. [Amsterdam, Koene? Anfang des 19. Jhts.]) De || Historie || van Docter || Johannes Faustus. || Die een uitnemenden grooten Tovenaar in zwarte Konften was. || Van zyn Duivelfche verfchryvingen, van zyn Onchristelyk || Leven, wonderlyke Avonturen, van zyn fchrikkelyk || en gruwelyk Einde, en Affcheid. || Meestendeel uit zyn eigene Schriften byeen vergaderd. Alle Hovaar- || digen, Opgeblazene, Stouten en Goddelozen Menfchen, als een || Schrikkelyk Voorbeeld en .Waarfchuwing. || [Titelbild wie in P.] || Uit het Hoogduitfchen Exemplaar nagezien, en op vele plaatfen Gecor- || rigeert, en met schoonen Kopere Figuren verfierd. S. 1: Titel. —- S. 2: Voorreeden tot den Goedwilligen en ... || — S. 4: Getuigenisfen der Heilige Schrift, en van de ... || — S. 5; Pag. 5 || Historie van Docter Johannes Faustus, wydberoemde ... (3 Zeilen kursiv.) \\ Sp. 1: Holzschnitt. \\ D'octer Faustus is een Boeren || zoon geweest, ... S. 86, Sp. 2, Z. 20: Amen. || Über beide Spalten: Einde der Historie van Docter |j Johannes Faustus. || SchlufJstück. || — S. 87: Register of Tafel || van de Historie ... S. 88, Sp. 2, Z. 36: Een bede van Fauftus aan de ftudenten. 83 || Zierstück. \\ 88 SS. (160/147 X 126); sign. A—L4; [4] Pag. 5—86 [2]; höchstens 46 ZZ.; 2 Sp.; Antiqua (S. 2—4 4Kapitelüberschriften kursiv); 4°. Bilder wie in P. AuBer diesen enthalt der Druck einen Holzschnitt, eine Unterredung zwischen Faust und Mephostophiles darstellend. Er kommt viermal vor (S. 11, 17, 41 und 76) und wurde nach dem betref fenden Bild der Ausgabe 1608 bearbeitet, mit dem er sehr groBe Ahnlichkeit zeigt. Den Holzstock besitzt Herr F. G. Waller, Amsterdam. Amsterdam, Univ. Bibliothek (Broch. C. z. 5); Frankfurt a. M., Goethe-Museum (394); Wien, Stadtbibl. (A 57905); London, British Museum (12450. c. 23), u.a. Grafie '), der S. 558 diese Faustausgabe anführt, gibt ohne nahere Begründung seiner Ansicht als Druckort Antwerpen an, ebenso Franz Peter *). Diese Angabe kann schwerlich richtig sein. Es handelt sich ohne Zweifel um einen Amsterdamer Druck; der oben erwahnte Holzstock des Herrn Waller wurde aus einer Amsterdamer Druckerei erworben. Es kommt für diese spate Ausgabe eigentlich kein anderer als der Drucker Barend Koene in Betracht. Koene, der letzte der grofien Amsterdamer Volksbuchdrucker hat fast samtliche Volksromane herausgegeben und es ware schon an und für sich auffallig, wenn gerade das vielgelesene Faustbuch eine Ausnahme gebildet hatte. Wenn aber Koene diese Ausgabe druckte, so sind ihm wohl auch die früheren Ausgaben „met schoone Koopere Figuren verciert" zuzuschreiben. Die Druckerfamilie Koene war 1757—1830 in Amsterdam tatig. ') Trésor de Livres rares et précieux, Tome deuxième 1861. *) Die Literatur der Faustsage bis Ende des Jahres 1850, Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig, Friedrich Voigt. 1851 S. 12 Nr. 76. Van 't Hooft, Faustbuch 10* 162 REGISTER I Iansonius, vergl. Jansz., Jan. Ingolstadt 17, 22. J Janssonius, Johannes 80. Jansz., Harman 80. Jansz., Jan 79, 113, 138. Jonctys, Daniël 2, 89. Jost, 92, 100 ff., 134. Jostes 13, 24. K Katholisches Faustspiel 94 ff. Kiesewetter, Carl 17, 20, 65, 98, 113. Kikkert, Pieter Jacobus 85. Kimpe, Peter Anton 18, 87, 105, 132, 146, 147. Klaassen 90. Klinge, Doktor 68. Kluge, Friedr. 27. Koene, Barend 145. Kölner Puppenspieler 105. KoBmann, E. F. 95, 115. Kraus, Ernst 55, 94, 97. Kundling (Knittlingcn) 6, 7, 8, 9, 17. L Leendertz., P. 91, 114, 115, 117, 124. Leerdam, Folkert van 98, 102. Leeuwarden (Faust in) 2, 92, 107 ff. Le Long, Isaak 58, 59, 137. Lennep, Jacob van 103. Lercheimer von Steinfelden 8, 14 27, 53, 63. Limburg, Georg Schenk von 6. Lips, Joh. Heinr. 117. Logeman, H. 15. Luther 7, 65, 67. M Manlius, Joh. 7, 10. Marchand, Prosper 1, 4, 29, 57, 58, 79, 89, 138. Mariken van Nieumeghen 23, 25, 88, 106. Marlowe, Christopher 2,3,23,32, 93, 115, 116. Marot, Clément 41, 42. Marteau, Pierre 54, 132, 146. Matham, Adr. 2, 80, 91, 114 ff. Maulbronn 97. Medecijn-Boeck (Gabelhovers) 46, 47. Medecyn-Boeck (Wirsungs) 43. Meekren, Job van 43. Melanchthon 7, 8, 10, 12, 16, 31. Menzel, Wolfgang 25, 26. Mesens, Jacob 120. Meyer, Wilhelm 7. Milchsack, Gustav 25,26,63. Modderman, R. S. Tjaden 22, 116. Molhuysen, J. C. 102. Mone, Franz Joseph 85, 149. Mutianus Rufus (Konrad Mudt) 5, 6, 17. N Nas, Johann 8. Naudé, Gabriel 4. Neumann, Joh. Georg 97. Nivel, Jean de 54, 70, 86, 132, 146. Nivel, Joan de 86, 132, 146. O Oene (Klucht van) 91. P Paemel, Léandre van 113, 147. Palingh, Abraham, 2, 89. Palmeryn van Olyve 80. Paré, Ambrosius 44, 50, 118. Payer von Thurn, Rudolf 113, 116, 118, 128, 132. Peter, Franz 57, 60, 145. Petsch, Robert 8, 15, 27, 56. Pfitzer, Nicolaus 29, 77. Poesjenellenkelder (in Antwerpen) 87, 106. Prager Komödienlied 96 ff. Protestantischer Charakter der Faustsage 25, 93, 94. Pruys, Jac Wilh. 40. R Rademaker, Abraham 103. Reichlin-Meldegg 26. Rembrandt 2, 80, 91, 116 ff. Rimlich 21, 97. Robert I. der Normandie 1. Roghman, Roeland 103. Rohmbühel (Rodebille, Rennbühel) 14 ff. Rom (Faust in) 69, 86. Rose, Jacob de 13. Rostock 31, 34, 50. Rudolf II. (Kaiser) 69. Rumpel, Hismanius van de 18, 72, 86, 87, 132, 133, 147. Rijndorp, Jacob van 115. S Saar, Joh. Jacob 101. Sabellicus, Georg 5, 17. Salomon, Bernard 120. Schade, Oskar 26. Schadt-Boec der Historiën 48,49, 119 ff. Scheible, J. 53, 56, 142. Scherer, Wilhelm 53, 54. Schickart, Wilhelm 4. Schmidt, Erich 18, 25, 26. Schotel, G. D. J. 51, 60, 88. Schroeder, Hans 37. Schijnvoet, Jacob 103. Scotus, Hieronymus 69. Secreet-Boec 44, 51, 66, 77. Serug 91. Sichem, Christoph van 2, 53, 110 ff., 124. Sickingen, Franz von 5. Siele, Van de .... des Menschen 47. Simmern 17. Simon Magus 7. Simrock, Karl 94. Smetius, Heinrich 36, 37, 39, 50. Snoeck-Ducaju 78, 87, 133, 148, 149. Someren, J. F. van 39, 113. Sommer, Emil 66 ,100. Speier 20, 52. SpieB, Johann U, 14, 20, 52, 53, 56, 64, 77. Staufen, Anton von 17. Stichter, Witwe C. 102, 106, 134. Sylvester II. (Papst) 1. Szamatólski, Siegfr. 30, 54, 68. T Theophilus 1, 23, 98. Thieullier, Witwe 64. Thomas von Aquin 24. Tille, Alex. 116. Tritheim (Trithemius) 4, 6, 18, 22. Tross, Edwin, 51, 52. Troyen, Jasper 48, 49, 119, 120. Tuyll, der Ritter van 98 ff. V Verhagen, Balthazar 94. Vermeulen, Voyagie van Gerret 101. Verwey, Albert 22. Veur, J. C. van der 98. Virgilius 3. Vliet, Joris van 116. Vloten, J. van 118. Voetius, Gisbert 1, 90. Vomelius, Sibrand 31. Vorlaufer der Faustsage 24. Vos, Jan 91. Vries, Simon de 89. REGISTER 163 W Waardenburg (Faust in) 2, 92 ff., 134. Wagnerbuch (hollandisches) 19, 50, 59, 64, 79, 90, 121, 125. Waller, F. G. 128, 132, 143, 144, 145. Widman, Georg, Rudolf 7, 18, 19, 22, 27 ff., 56, 64, 77, 110. Wiër, Jan 2, 8 ff., 16, 19, 31, 53, 77, 116. Wirdung, Joh. 4, 5. Wirsung 50. Witkowski, Georg 4, 18. Wittenberg 8, 22, 28, 31, 50, 61, 88, 97. Wolf, Joh. Wilh. 103. Wolfenbüttler Handschrift 14, 15, 26, 27, 56. Wolff, Laurentius, 17, 20. Wylicx van Deventer, Reynder 58, 59, 137. Z Zarncke, Friedr. 23, 51, 52, 57, 59, 74. Zimmernsche Chronik 16, 20. Zyprian von Antiochien 23. BERICHTIGUNGEN Es is zu lesen: S. 3 — 24 Bauernwitz statt mauernwitz, S. 3—24 jedem statt jedefi, S. 11—9 und S. 13 — 34 Bentheim-Steinfurt statt Bentheim Steinfurt, S. 13 — 41 onbehoirlicke statt onbehoirliche, S. 36—9 Van den Corput statt van den Corput, S. 36—35 Eugalenus statt Engalenus, S. 49 — 1 Beide Werke statt Beide Werke nun, S. 58—2 Warachtighe statt Warachtige, S. 79 — 40 Janssonius statt Jansonius, S. 86 —23 den Debit statt das Debit, S. 87-20 A. van Hulle statt A. van der Hulle, S. 103 — 4 und S. 103-9 Heldring statt Heldering, S. 117—18Tetragramm statt Tetregramm, S. 140-21 Anno 1695 statt Anno. 1695, S. 140-29 33 statt 32, S. 143-15 7064 statt 7864, S. 144—6 verciert statt verciert.