PETRUS CAMPER Ueber die Anatomie und die krankheiten der augen. NACH DER LATEINISCHEN HANDSCHRIFT UEBERSETZT. F. AMSTERDAM VAN ROSSEN 1913. V O R W O R T. Anlasslich der goldenen Jubelfeier des Nederlandsch Tijdschrift voor ..Geneeskunde, Januar 1907, hat die Redaktion dieses Blattes eine ausgewahlte Samtnlung medizinischer Publikationen altcrcr und neuerer niederlandischen Autoren neu erscheinen lassen. Diese Ausgabe, welche ausser dem ursprünglichen Texte auch die Uebersetzungen in eine der modernen Weltsprachen enthielr, erschien unter dem Titel Opuscula selecta Neerlandicorum de arte medica, wahrend die Bezeichnung Fasciculus primus die Absicht der Redaktion ausdrfickte, die Neu-Herausgabe autoritativer niederlandischer Arbeiten spatcr fortzusetzen. Jetzt fretten wir uns, den zweiten Band dieser Serie der Publikation Qbergeben zu dürfen. Derselbe enthalt nicht, wir sein Vorganger, eine Reihe kleinerer Sch iften mehrerer Autoren, sondern besteht ganzlich aus einem Lehrbuch der Augenheilkunde von der Hand des weltberühmten Anatomen und Physiologen Petrus Camper (1722—1789). Dasselbe war bis auf diesen Tag im Druck noch nicht erschienen. Veranlassung zu dieser Publikation war der Zufall, der dem medizinischen Studenten S. Diamant *) auf einer Auktion eine 336 Seiten starke, in Pergament gebundene Handschrift in die Hande gab, deren Titel lautete: PetriCamperi de Oculorum Fabrica et Morbis. Herr Diamant hat die offenbar wertvolle Handschrift dem Amsterdamer Professor der Augenheilkunde, Prof. M. Straub geschenkt. Dieser hat bald. festgestellt, dass es sich nicht urn das CAMPERsche Original sondern urn eine Abschrift desselben handelte. Nach kurzer Zeit wurde dann das Original in der Amsterdamer Universitatsbibliothek aufgefunden. Nachdem der hohe Wert des Werkes von Prof. Straub anerkannt worden war, hat Dr. W. P. C. Zeeman, Assistenzarzt an der hiesigen Universitatsaugenklinik, die Uebersetzung ins Deutsche tiach dem ursprünglichen Texte übernommen, und entschloss sich unsre Redaktion zur Herausgabe des Werkes, sowohl im ursprünglichen lateintschen Texte wie in der Uebersetzung. Dies ist die kurze Geschich'e dieser Ausgabe. Man wird aus derselben ersehen. dass der grosse Gelehrte Camper urn die Mitte des achtzehntcn Jahrhunderts ausserordentlich tüchtige Vorlesungen über Augenheilkunde *) Jetzt praktischer Arzt in Herzojenbusch. x abgehalten hat Diese Vorlesungen sind, nach Straub "), so bedeutend, dass sie, waren sie im Druck erschienen, noch wahrend der ersten Halfte des neunzehnten Jahrhunderts ein vielbenutztes Lehrbuch natten sein können. Uebrigens hat, wie Hirschberg t) — dem Straub die Abschrift geliehen hat — bemerkt, die CAMPERSche Darstellung der Augenheilkunde, wenn sie auch bis dahin ungedruckt geblieben, doch als Lehrstoff von den Vorlesungen dieses Meisters Einfiuss auf die weitere Fortbildung des Faches gewonnen. Auf mein Ersuchen hat Herr Kollege Zeeman die Liebenswürdigkeit gehabt auf nachfolgende Stellen des Werkes besonders hinzuweisen: „Die genaue Beschreibung, die Camper uns von den damals benutzten Methoden zur Heilung des TrSnenleidens gibt, sind umso beachtenswerter, als in spateren Jahren, und besonders im letzten Jahrzehnt, ahnliche Methoden von Neuem erfunden und empfohlen wurden. Wenn wir von der Exstirpation des Tranensackes Abstand nehmen, bieten die gegenwartigen Behandlungsweisen in derTat nichts Neues. Freilich bleibt den neuen Erfindern das Verdienst gute Methoden wieder zu Tage gefördert zu haben. Die Schwierigkeiten bei diesen Methoden, welche vielleicht Ursache gewesen sind dass dieselben sich damals nicht behauptet haben, werden heutzutage, durch die Anwendung von Cocain und Adrenalin weit weniger empfunden. „Camper's Beschreibung des Pterygiums ist auch der Erwahnung wert. Saemisch hat bemerkt, dass das Pterygium lange Zeit hindurch mit der pannösen Erkrankung der Hornhaut zusammengeworfen worden ist. Zur Illustration dieser Aussage seien unterstehende Zeilen von St. Yves (1724): zitiert: „Cependant ce n'est bien souvent qu'un amas de vaisseaux sanguins, qui se remplissent d'un sang épais, fonnent une espèce de membrane; il faut remarquer que Tonglet ne prend pas toujours son origine du grand angle, puisqu'on le voit naitre souvent du petit aussi bien que de la partie supérieure et inférieure du globe. II arrivé aussi quelquefois qu'il occupe en même temps toutes les parties exterieures et antérieures du globe". Es ist deutlich, dass hier Pannus und Pterygium verwechselt werden. Camper's Beschreibung ist viel genauer. Er sagt auch, dass er das Leiden nur einige Male beobachtet habe; dem Pannus wirderwohl öfters begegnet sein. Merkwflrdigerweise wird die Abtrennung von der Bindehaut ausführlich beschrieben, jene von der Hornhaut kaum erwahnt; vielleicht weil die Operation im Gegensatz zu jetzt nur in veralteten Fallcn vorgenommen wurde, wo man kein Weiterschreiten auf die Hornhaut zu befürchten hat. „In der Beschreibung des Hypopyons hat Camper zwar das kausale Leiden ein wenig vernachiassigt; aber dennoch allerhand Wichtiges mitgeteilt. Schon die Alten haben auf den guten Erfolg einer spontanen Perforation der Hornhaut hingewiesen und in schweren Failen die künstliche Oeffnung der Vorderkammer empfohlen. St. Yves empfahl die gleiche Operation mit nachfolgender AusspUlung der Vorderkammer. Camper rat zu dieser Operation die *) m. Straub. De wetenschappelijke vorming der geneeskundigen. Amsterdam, 1910. f) J. Hirschberg. Graefe-Saemisch Handb. d. ges. Augenh. 2e Aufl., 1911, Bd. XIV, S. 272. — 8 — Ex his praecipua hauserunt omnes recentiores seculi praeterlapsi aeque ac hujus seculi scriptores. Ex professo autem seculo decimo sexto ad finem de oculorum morbis scripsit georg bartisch in folio, Lingua Germanica. Is egregius suo tempore fuit ocularius medicus, qui ex propriapenu, sua praecepta tradidit. Ejus descriptiones valde naturales sunt, et figurae quamquam ligneis tabulis expressae, adeo verae et utiles, ut ejus librum quamquam hodie rarissimum inter optimos referam, qui unquam de oculorum morbis scripti fuerunt. Reimpressus fuit in 4t0: anno 1686 seculo igitur decimo septimo, tabulae cupreae seu aeneae loco lignearum additae sunt, prioribus tarnen haud meliores. In initio seculi decimi septimi (idest MDCXXXII) Amstelaedami suam ophthalmographiam publici juris fecit Vopiscus Fortunatus Plempius Med. Amstelaedamus eo tempore celeberrimus, cujus liber V™ continet affectus oculares pag. 313. Videtur veteres auctores omnes saltem praecipuos consuluisse etiam recentiores et sui temporis auctores celebriores.x) Hujus seculi decimi octavi anno 1704 Gallica Lingua impressus est: Tractatus de morbis oculi et eorum remediis, seu Traité des Maladies de 1'oeil et de ses remèdes par Mons. Antoine MaItre Jean in 8vo, qui variis observationibus illustratur. Sui temporis auctoribus praecipue et Galeno usus est. Eödem seculo sed anno 1722 Mr. de Saint Yves novum tractatum de morbis oculorum edidit in 8V0 seu Nouveau Traité des Maladies des Yeux. PhysioIogiam magis exaotam dedit, ceterum vix praeferendus videtur MaItre Janio. Hoe seculo vero ars oculos medendi magis fuit exculta, praesertim in Gallia a Daviellio, La Fayo, Poyeto, de Jeanno aliisque permultis, quorum dissertationes in act. regiis acad. Chirurgorum insertae sunt: in Anglia, a Cheseldeno, Scharpio, *) Fernelius itidem in Pathologia sua lib. 5 Cap. 5 pag. 424 satis accuratam licet brevem horum morborum. historiam dedit; Galenum, Platerum Sylvium, Henricum Chalmeteum, et alios adhibuit: optima editio est in fol. Coloniae Allobrogum 1679. edit a Theoph. Boneto. — 9 — Meth. Med., Buch 2, Kap. 7, Seite 182, Teil 2: Art. med. princ. Aus diesen haben alle jüngeren Schriftsteller des vorigen wie dieses Jahrhunderts hauptsachlich geschöpft. Oegen das Ende des 16ten Jahrhunderts hat aber Georq Bartisch amtshalber über die Krankheiten der Augen geschrieben, in folio, in deutscher Sprache. Dieser war zu seiner Zeit ein berühmter Augenarzt der auf eigne Faust seine Vorschriften mitgeteilt hat Seine Beschreibungen sind sehr natüriich und die Abbildungen, obwohl Holzschnitte, so naturgetreu und nützlich, dasz ich sein Buch, das in unsren Tagen sehr seiten ist, zu den besten zShle, die je über die Krankheiten der Augen geschrieben wurden. Eine neue Auflage erschien in quarto im Jahre 1686, also im n^Jahrhundert; statt der Holzschnitte wurden Kupferstiche oder Gravüren hinzugefügt, welche aber durchaus nicht besser sind als die vorigen. Im Anfang des 17ten Jahrhunderts, das heiszt im Jahre 1632, veröffentlichte Vopiscus Fortunatus Plempius in seiner Zeit der berühmteste Arzt zu Amsterdam, seine Ophthalmographia, dessen fünftes Buch die Erkrankungen der Augen enthalt S. 313. Er scheint alle alten Schriftsteller, wenigstens die wichtigsten, zu Rate gezogen zu haben, auch die neueren und die berühmtesten Schriftsteller seiner Zeit In dem 18ten Jahrhundert, im Jahre 1704 ist in französischer Sprache eine Verhandlung über die Krankheiten des Auges und ihre Heilmittel oder Traité des malad. de 1'oeil et de ses remèdes par Mons. Antoine Maitre-Jean in 8V0 erschienen, die durch verschiedenartige Beobachtungen eriautert wird. Er hat besonders die Schriftsteller seiner Zeit und Galenus benutzt. Im selben Jahrhundert aber im Jahre 1722 gab Mr. de Saint-Yves eine neue Abhandlung über die Krankheiten der Augen heraus (in 8V0) Nouveau Tratté des Maladies des Yeux. Die Physiologie gab er genauer; übrigens ist er kaum dem MaItre-Jean vorzuziehen. In diesem Jahrhundert ist die Augenheilkunde aber mehr in Aufschwung gekommen, besonders in Frankreich durch Daviel, La Faye, Poijet, Jean und sehr viele •) Fernelius gibt ebenfalls in seiner Krankenlehre Buch 5 Kap. 5 S. 424 eine ziemlkh genaue wenn auch kurze Geschichte dieser Krankheiten; er hat Galenus, Platerus Sylvius, Henricus Chalmetus und andre zu Rate gezogen. Die beste Auflage ist in folio in Cöln 1679 ausgegeben von Theoph. Bonetus. - 10 — Warnero et Pottio: in Hollandia a ten Haaf, Chirnrgo Roterodamensi. Illustrissimus deinceps Hallerus 25 dissertationes collegitac primo volumini dissertat: seu disputationum Chirurgicarum Selectarum A°. 1755; Amstelodam: in 4t0 editarum inseruit.') Hae adeo sunt elegantes et tanti momenti ut vix carere posse mihi videamini. Boerhavii praelectiones publicae de oculorum morbis, Gotting A°. 1750. secunda vice ab Alb. Hallero impressae sunt, etiam hae commendabiles mihi esse videntur, magis autem physice quam medice oculorum morbos magnus Auctor videtur contemplatus fuisse. Praeter hos omnes, qui integrum de Chirurgia systema condiderunt oculorum morbos pertractarunt, inter quos Heisterus ordinem primum tenet, Le Dranus, Dionisius, similesque quam plurimi, quos omnes non commemorabo, quoniam suis locis praecipuos citabo, qui ex professo de quibusdam morbis suas animadversiones prodiderunt. Inter recentiores vero optime Anatomice ac Physiologice de oculo scripsit, Anglico Idiomate, William Porterfield Med. Doct.Edenburgensis, a Treatise on the Eye, the Manner and Phoenomena of vision, in two volumes Edenb. 1759 in 8™. Hic sane propterea omnibus reliquis palmam praeripere videtur, quoniam Usus partium ex comparata Anatome illucidavit, nimium autem confisus fuit Perraultio. Perraultiorum (nam duo fratres id opus scripserunt) Physicas et Mechanicas observationes omnino commendo, inter alias dissertationem, cui titulus est la Mechanique des animaux seu Mechanismus animalium; et alteram de sensibus externis: in quibus non modo egregie de organorum fabrica disputatur verum etiam multa nova ex anatome comparata petita in medium feruntur. Si quis ') In Tomo 2° subjungit 13. — 11 — andern, deren Abhandlungen in den Acten der Königl. Acad. für Chirurgen aufgenommen worden sind; in England durch Cheselden, Sharp, Warner und Pott; in Holland durch Ten Haaf, Chirurg aus Rotterdam. Weiterhin hat der ausgezeichnete Haller 25 Abhandlungen zusammengebracht und dem ersten Teile seiner ausgewShlten chirurgischen Abhandlungen oder Disputationen vom Jahre 1745, ausgegeben in Amsterdam, beigelegt1). Diese sind so auserlesen und von so grosser Wichtigkeit dass Sie dieselben meiner Ansicht nach kaum entbehren können. Die öffentlichen Vorlesungen des Boerhaave über die Krankheiten der Augen, Göttingen 1750, sind zum zweiten Male von Alb. Haller herausgegeben und auch diese scheinen mir empfehlenswert; der grosse Verfasser scheint die Krankheiten der Augen aber mehr vom physischen als vom medischen Standpunkte betrachtet zu haben. Ausser diesen haben auch alle diejenigen die ein neues System der Chirurgie begründet haben, die Krankheiten der Augen eingehend behandelt, unter welchen Heister eine erste Stelle einnimmt, weiter Le Dran, Dionis und sehr viele andre, die ich nicht alle erwahne, weil ich die wichtigsten, die amtshalber über einige Krankheiten ihre Bemerkungen gegeben haben, an gehöriger Stelle erwalinen werde. Unter den neueren hat Will. Porterfield in englischer Sprache wohl am allerbesten sowohl in anatomischer wie in physiologischer Hinsicht über das Auge geschrieben: W. Porterfield, Med. Doet. aus Edinburg: a Treatise on the Eye, the manner and Phoenomena of vision, in two volumes Edinb. 1759 in 8V0. Dieser fürwahr scheint deshalb vor allen andern die Siegespalme davon zu tragen, weil er den Gebrauch der Teile aus der vergleichenden Anatomie erklart hat; nur hat er sich zu sehr auf Perrault verlassen. Die physischen und mechanischen Beobachtungen der Perraults (denn zwei Brüder haben dieses Werk geschrieben) sind im Allgemeinen zu empfehlen, u. a. die Abhandlung, welche den Titel: la Mêchaniqtie des Animaux oder der Mechanismus der Tiere führt; und eine zweite: Ueber die ausseren Sinnesorgane, in welchen Büchern nicht nur in ausgezeichneter Weise über den ') In dem zweiten Teil hat er noch 13 hjnzugefügt. — 12 — autem desiderat ampliorem catalogum consulere debet Halleri commentarium in Hermanii Boerhave methodam Studii Medici Tom. 2 consilia ad Chirurgiam. Hippocratem et Celsum non recensui, ut pote vobis omnibus notissimos. Neque Mangeti Bibliothecam Chirurgicam, ideo tarnen laudabilem, quod ex celeberrimis auctoribus praecipua hausitetin unum volumen reduxit: de oculorum vitiis agit Tom. 3 Litt. 0 Pag. 204. — 13 — Bau der Organe gehandelt wird, sondern auch vieles aus der vergleichenden Anatomie eingeschaltet wird. Wenn jemand aber einen ausführlichern Katalog verlangt, musz er Haller's Commentarien auf die Methode für das medische Studium von Herman Boerhaave Teil 2. Ratschlage für die Chirurgie, nachschlagen. Hippocrates und Celsus habe ich nicht erwahnt als Ihnen allen wohl bekannt. Auch nicht die Bibliotheca chirurgica von Manoet obwohl doch deswegen lobenswert, weil er Vortreffliches aus den berflhmtesten Schriftstellern geschöpft und in einen Teil gesammelt hat. Ueber die Krankheiten der Augen handelt Teil 3, Litt 0, Seite 204. SECTIO PRIMA. externas oculi partes complectitur. Supercilia. upercilia sunt duo veluti pilorum valli, qui e singulari substantia oriuntur, quae adjacet vel formatur ex unione musculi orbicularis et frontalis ad marginem summum orbitae : Huic substantiae pinguedinosae et musculari subjacent corrugatores superciliorum. Utilitas eorum elegantissime a Cicerone describitur De Nat. Deor. lib. 2. Cap. 57 pag. 272. „Primum enim (inquit) superiora, (oculorum scil.) superciliis obducta, sudorem a capite, et a fronte defluentem repellunt: id quod in nobis ipsis experimur: verum praeter sudorem etiam pulveres. 2°. Lumen quoque avertunt et corrugati oculum obumbrant unde pictura viridior et visus magis distinctusl). Quorum supercilia immobilia sunt vel penitus nulla ii caput inclinant, donec oculus fronte obumbratur. 3°. Homines soli, ex Porterfieldii suffragio Treatise on the Eye Tom: 1. pag. 4. par. 4., superciliis gaudent propter cutis mollitiem et laevitatem, quae pulveres et sudores repellere secus non posset. ') Eleganter serenus Sammonicus hunc usum de medicina Capite 13 carmine tradit: Visus-locavit-sic—ut & atque superduo pavidi tegerentur opaco. ERSTER ABSCHNfTT. Umfaszt die aeusseren Teile des Auqes. ie Augenbrauen sind gleich wie zwei Haarwaile welche sich aus einer besonderen Substanz erheben, die aus der Vereinigung des kreisförmigen und des Stirnmuskels am oberen Rande der Augenhöhle entsteht oder daran grenzt: Unter dieser fetten, muskelartigen Substanz liegen die Runzelmuskeln der Augenbrauen. Ihre Nützlichkeit wird sehr zierlich von Cicero beschrieben: De Natura Deorum, Buch 2, Kap. 57, S. 272. „Denn erstens (sagt er) halten die von den Augenbrauen überzogene oberen Teile der Augen, den Schweisz der von dem Kopfe und der Stirn niedertrüufelt zurück: was wir an uns selbst erfahren; ausser dem Schweisz aber auch Staub. Zweitens wehren sie das Licht ab und überschatten sie durch Runzeln das Auge, wodurch das Bild frischer wird und das Gesicht deutlicher unterscheidet1). Diejenigen, deren Augenbrauen unbeweglich sind oder denen sie ganzlich fehlen, neigen den Kopf, damit das Auge von der Stirn beschattet wird. Nach Aussage von Porterfield, Treatise on the eye, Teil 1, Seite 4. § 4., freuen sich nur die Menschen der Augenbrauen, wegen der Weichheit und Glatte ihrer Haut, welche den Schweisz ') Zierlich erz&htt uns der heitere Sammonicus : >de medicina" Cap. 13. in einem Verse diesen Gebrauch. Und die Aengstlichen werden durch eine beschattende Augenbraue verborgen, Anmerkung des Uebersetzers: Das Gedicht des Sammonicus lautet: Summa boni est, alacres homini contingere visus, Quos quasi custodes defensoresque peridi Prospiciens summa natura locavit in arce: Sic tarnen ut nullos paterentur desuper ictus, atque supercilio pavidi tegerentur opaco. — 16 — Inter animalia Casuarius Indica avis solus superciliis instructus est (Porterf: ibid. § 5.) quia palpebras molles et laeves habet, reliqua omnia vel pilis vel plumis ornatas palpebras habent. Paipebrae § 2. Palpebrae sunt ex oratoris suffragio ib. de Nat. deor: Lib: 2. Cap. 57, pag. 272. „Tegmenta oculorum, mollissimae tactu, ne „laederent aciem, aptissime factae, et ad claudendas pupulas, ne „quid incideret, et ad aperiendas: idque providit (Natura), ut „identidem fieri posset cum maxima celeritate; munitaeque sunt „palpebrae tanquam vallo pilorum: quibus, et apertis oculis, si „quid incideret, repelleretur; et somno conniventibus, cum oculis „ad cernendum non egeremus, ut qui, tanquam involuti, quiescerent." In universum quidem ita palpebrarum usus circumscribitur, verum earum cartilagines quae Tarsi vocantur, ab Anatomicis etiam considerandae sunt. Utraque enim (Winslow, Traité de la tête § 269). cartilagine gaudet, superius majori, cartilaginibus his palpebrarum margines seu limbi exactius sibi mutuo respondent, et musculorum ope melius reguntur. Sint A. B. C. B. palpebrae, A. D. C. E. pilorum valli in Europoeis rectiores,' sursum tarnen in superiori et deorsum in inferiori reflexi, in Aethiopibus magis crispi ut A. F. et C. G. uti palpebra Aethiopis in Museo meo asservata probare queo. Verum dum clauduntur exacte relinquitur apertura triangularis a, b, c, quae ex Cantho minori versus majorem canaliculum format, juxta quem lacrymae versus Canthum majorem defluunt (minori decliviorem) l ut ^commodius absorberi queant. Etiam angulus minor oculi et citius et propter orbicularis musculi robur valentius clauditur. — 19 - Auch schlieszt sich der kleinere Augenwinkel schneller und krüftiger durch die Kraft des kreisförmigen Muskels. Es lohnt der Mühe die Lage des kreisförmigen Muskels eingehender zu erforschen. Dieser ist fleischreicher in seinem peripheren Teile als nach den Wimpern zu und entsteht in dem grösseren Augenwinkel aus zwei Köpfen; daraus geht hervor, dasz der Augenwinkel selbst nicht zusammengedrückt werden kann und bei grosser Spannung der kleinere Augenwinkel nach der Nase hin gezogen wird.*) Ausser dem. kreisförmigen Muskei gibt es noch den Musculus ciliaris und das Ligament, welches den grösseren Augenwinkel stützt. Dieser Muskei scheint die Wimpern eine nach der andern bewegen zu können, auch wenn der kreisförmige Muskei ruht. Auch muss man hier die Nerven in Betracht ziehen. Der kreisförmige Muskei namlich empfangt Aeste von dem harten Teile des Gehörnervs, ebenfalls von dem zweiten Aste des fünften (Nerven) paares und vom ophthalmischen Aste, diese sind aber die kleineren. Ich sah neulich eine Frau, die durch einen Schlag, welchen sie Beobachtmg. auf die linke Seite des Kopfes bekommen harte, von einer LMhmung nicht nur des Stirnmuskels sondern auch des kreisförmigen Muskels des Auges und aller Muskeln des Mundwinkels und des Kinnes befalten war; der Pes anserinus schien verietzt, das linke Auge war fortwarirend geöffnet, weil der Heber des Augenlides keinen Antagonisten hatte.2) Durch Anwendung eines starken Blasenpflasters auf die SchlSfe und einer spirituösen und aromatischen Waschung womit sie zweimal taglich die linke Seite des Antlitzes einrieb, fühlte sie eine nicht geringe Erleichterung. Das Auge trante unablassig; wMhrend sie wach war, schloss sie öfter die Augenlider mit den Fingern. Die Augenlider, besonders das obere, wimmeln an der Innenseite von zahlreichen MEijBOOM'schen Talgdrüsen, welche durch *) Sein Antagonist ist der Heber des oberen Augenlides, der sich an den Knorpel, Tarsus genannt, anheftet. *) Wird vielleicht deshalb das obere Augenlid der Sterbenden gehoben, weil der Pes anserinus, weiter von dem Gehirn entfernt, schneller das Leben entwischen laszt, wahrend der Heber, von dem dritten Nervenpaare einen Ast empfangend, langer seine Kraft behalt? 2* — 20 - inungunt. Porterf : pag. 14. Palpebrarum igitur usus est, oculum motu suo perpetuo depurare et humore unctuoso illinire, lumen moderare, et sic porro, de quibus mox agendum. Notandum est omnia illa animalia quorum oculi sunt duri atque cartilaginei palpebris carere: quemadmodum sunt crustacea, scorpio, cancer, gammarus, squilla etc. Insecta multa ut araneus musea, papilio et similia, quaedam interea videntur oculos suos retrahere posse ut astaci, gammari etc, alia pedibus anterioribus oculos depurant; cornea eorum oculorum durior minus ab aëre affici videtur. Pistes etiam palpebris carent, exceptis planis, rhombis, soleis et similibus; Confer. Porterf. ibid. pag. 21. Ii omnes lente natant et sese sub arena abscondunt, quae multis Conchyliorum fragmentis acutis referta corneam eorum facile laederet. Balena similiter instructa est palpebris. Pisces rotundi loca obscura petere possunt. Ex Porterf. observatione tarnen patet, minus vere pronuntiasse Rondeletium de piscib. lib. 3 cap. 2, pag. 47 omnes pisces palpebris carere. Raja interim intra oculum suum palpebra videtur instructa seu membrana fimbriata mobili, palpebrae vices gerente, conf. meas de Raja figuras. Membmna Quadrupeda animalia omnia, Simiis Cynocephalisque exceptis, nictuans et aves omnes membrana gaudent nictitante quae in Cantho majori origenem habens super corneam movetur. In Onocrotalo eam membranam ex industria examinavi notavique1) Perraultium hallucinatum- fuisse quam maxime representantem musculum verum, Trochleatorem in postica globi parte; vid. Mechan. des animaux. ') A°. 1771 de novo examinavi in aquilo et noctua eos musculos et G. seu quadrilaterum vidi esse instructum canali quem tendo H. G. F. transit quem admodum Steno, Perrault et Petit scripserunt. Eatenus vero erronea est Perraultii quod B. nimis angustum deli- neaverit,; confer aquilae et noctuae oculum a°. Hg-71 et notas. — 21 — eine ölichte Flüssigkeit die Hornhaut und die Bindehaut schmieren. Porterf. S. 14. Die Aufgabe der Augenlider ist also das Auge durch ihre unabtëssige Bewegung zu reinigen und mit ihrer Slichten Feuchtigkeit zu bestreichen, das Licht zu maszigen und so weiter, was wir spater behandeln werden. Bemerkenswert ist, dass alle Tiere, deren Augen hart und knorpelig sind, der Augenlider enfbehren, wie da sind: die Schaltiere, der Skorpion, der Meerkrebs, die Krabbe u. s. w.. Viele Insekten wie die Spinne, die Fliege, der Schmetterling und dergleichen, einige inzwischen scheinen ihre Augen zurückziehen zu können wie die Meerkrebse u. s. w., andere reinigen die Augen mit den Vorderfüszen; ihre hartere Hornhaut scheint weniger empfindlich für die Luft. Die Fische entbehren auch der Augenlider ausgenommen die Plattfische, die Glattbutten (Steinbutten), die Zungenfische und dergleichen; vergleich Porterfield ibid. Seite 21. Diese alle schwimmen langsam und verbergen sich unter den Sand, der durch ihren Reichtum an scharfen Muschelresten ihre Hornhaut leicht beschadigen würde. Der Wallflsch ist ebenfalls mit Augenlidern versehen. Runde Fische können finstere Orte aufsuchen. Aus Porterfields Beobachtung aber geht hervor dass Rondelet weniger richtig gesagt hat (Ueber die Fische, Buch 3, Kap. 2, S. 47) dasz alle Fische keine Augenlider harten. Indess scheint der Roche innerhalb des Auges mit einem Augenlid versehen zu sein oder mit einer mit Frause besetzten beweglichen Membran, welche die Stelle des Augenlides einnimmt. Vergleiche meine Abbildungen des Rochen. Alle Vierfüszler, die Aften und die Paviane ausgenommen, und Die Niekhaut. alle Vögel freuen sich einer Niekhaut, welche im grösseren Augenwinkel entspringend sich über die Hornhaut bewegt. Bei der Kroppgans habe ich diese Membran absichtlich untersuchtx) und habe bemerkt, dass Perrault ganz und gar irre ging als er den eigentlichen Muskei Trochleator, in dem Hinterteil des Augapfels abbildete; ') lm Jahre 1771 habe ich von neuem bei dem Adler and der Nachteule diese Muskeln untersucht und gesehen dass O oder das sogenannte Viereck mit einem Rohrchen versehen ist, wodurch die Sehne H G F geht, wie Steno, Perrault und Petit beschrieben haben. In sofern zeigt «ich aus der Figur ein Irrtum des Perrault, dasz er B zu schmal dargestellt hat Vergl. das Auge des Adlers und der Nachteule, 1771 U/2 und die Notizen, — 22 — Part. t. Chap. 4. pag. 347. Planch. 1 fig. 1. Lit. H. K. L. Figura II. Figura I exhibet Perraultii figuram citatam, quam Porterf. ibid. pag. 35 assumpsit absque ulteriori examine: Figura secunda Onocrotali oculum: Figura tertia testudinis marini; E. nervum opticum in omnibus denotat: suspicor PerraultiumB., minus accurata sectione facta, trochleam habuisse, quum manifeste liqueat ex fig. II tendinem H. vid. fig. II dum attrahit membranam nictitantem, laesurum nervum opticum E. nisi adderetur musculus G. K. qui simul agens nervum opticum tutum efficit; pars enim tendinea G. recedit hac actione. In testudinis oculo simile quid contingere videtur, sed uno musculo O. P.; non indigebat natura trochlea simul atque alterum musculum admovebat. Perraultius avem cujus iconem dedit, non determinatl). In quadrupedibus vero res aliter sese habere videtur nam uti ex capitis equini figura patet, tendo non datur, sed musculus quidam ') Anmerkung des Uebersetzers: Jemand, der das Buch von P. Camper nachgeschrieben hat, fügt hinzu: Musculos membranam nictitantem in avibus claudentes de novo in aquila examinavit P. Camper et in diversis noctuis 11 Febr. 1771 viditse dum errorem Perraultii corrigere conabatur in oppositum incidisse: haec sunt ejus verba: „Negavi musculum a „Stenone quadrilaterum vocatum canalem formare, per quem transiret musculi Pyriformis ,ab eo dicti tendo. Hodie vero persuasus sum Stenonem (vid. Blasii Anat. anim. pag. 13?) „hos musculos optime ex aquila descripsise; et merito Petitum mem. de 1'acad. Roy. 1735 „Svo. pag. 186 f. 8, vocasse Marsupialem, nam ex duabus Iaminis videtur constare marsupium „formantibus in cujus sinu tendo discurrit. A°. 1736 pag. 200 fig. 4 et 5 hos musculos ex „Ulula describit, canalem non distincte representat in fig. sed eum indicat pag. 1S8. Diu „Verneyus similiter in op. omnibus Tom. 1 pag. 585 et 586 hos musculos egregie descripsit. Erravit igitur Perraultius, quod hunc quadrilaterum faciat angularem, in cujus apice foramen per quod tendinem discurrentem depingit." — 23 — sieh. Méch. des animaux. Teil I, Cap. 4, S. 347, Tafel 1, Fig. 1 Litt. H. K. L. Figur 2.1 zeigt die betreffende Figur des Perrault welche Porterfield S. 35 ohne weitere Untersuchung übernommen hat, Fig. 2. II das Auge der Kroppgans, Fig. 2. III das Auge einer Meerschildkröte; E. deutet bei allen den Nervus opticus an. Ich vermute dass Perrault B nach wenig genauem Durchschnitt für eine Zugrolle gehalten hat, obwohl sich deutlich aus Fig. 2. II zeigt dass die Sehne H. bei Anziehung der Niekhaut den Nervus opticus E beschadigen würde, wenn nicht der Muskei GK hinzugefügt ware, welcher zur gleichen Zeit wirkend den Nervus opticus beschützt. Denn der sehnige Teil G gibt dieser Wirkung nach. Im Auge der Schildkröte scheint etwas Aehnliches zu geschehen, aber durch einen einzigen Muskei O. P. Die Natur brauchte keine Zugrolle, sobald sie einen zweiten Muskei hinzubrachte. Perrault erklart nicht von welchem Vogel er das Bild gab1). Bei den Vierfüszlern freilich scheint die Sache sich anders zu gestalten, denn wie aus der Zeichnung eines Pferdekopfes erhellt, i) Petrus Camper hat die Muskeln, die bei den Vögeln die Niekhaut schliessen von Neuem bei dem Adler und bei verschiedenen Nachtvögeln untersucht und am ll.Febr. 1711, gesehen, dass er damals als er versuchte einem Fehler von Perrault zu verbessern in einen entgegengesetzten Fehler verfallen ist; dies sind seine Worte: „Ich habe verneint, dass der von Steno „quadrilaterus" genannte Muskei einen Kanal bilde, durch den die Sehne des von ihm „Pyriformis" genannten Muskels hindurchginge. Heute bin ich aber davon überzeugt, dass Steno diese Muskeln am Adler ausgezeichnet beschrieben hat, und dass Pettt ihn ganz richtig (Mém. de TAcad. Royale 1735, 8» pg. 186) den Beutelmuskel genannt hat; denn es scheint dass er aus zwei Blattern zusammengesetzt ist, die einen Beutel bilden, durch dessen Busen die Sehne verlauft, A° 1736 S. 200 fig. 4 u. 5. Diese Muskeln beschreibt er bei der Eule, den Kanal hat er nicht deutlich in seiner Figur abgebildet, Seite 188 aber angedeutet. Auch Verney hat in ahnlicher Weise diese Muskeln vortrefflich beschrieben, Gesammelte Werke, Band I, S. 585 und 586. Perrault •hat also geirrt, als er dtesen „quadrilaterus", zu einem winklichen Muskei machte, m dessen Spitze er ein Loch, wodurch eine Sehne hindurchzog, abbildete." — 24 — orbicularis, quo clauditur membrana nictitans, eaque cartilagine . instructa est. Digressionem hanc feci, A. O. O., ut monstrarem naturam animantibus dedisse hanc membranam, ubi palpebrae minus sufficere videbantur. Redeamus ad palpebras, quarum motus diversus est in variis animantibus, in homine quippe palpebra superior sola se claudere videtur, minor seu inferior non nisi ubi lumen admodum debile reddere adnitimur. In animalibus ovi paris quemadmodum Fabricius ab Aquapendente animadvertit, palpebra inferior sola movetur: vid. Porterf. ibid. pag. 28. Idem in ranis verum esse ipse observavi, in iis inferior palpebra maxima est. Videmur omnes posse attollere palpebram inferiorem praesertim ubi lumen reflectitur a terra sursum, quamob causam Africani et Asiatici quam plurimi oculos oblongos et minus apertos habere videntur. In Hydrocephalis palpebra inferior cum immobilitate oculum saepe ultra pupillam obtegit; inde tarnen non sequitur in statu naturali non moveri, sed ob situm depravatum oculi non tam facile moveri. Usum autem palpebrarum manifeste videmus in corneae Hydrope, seu Staphylomate, Proptosi, et oculi fungo seu cancro, etiam in atropio; inflammantur etiam semper nisi alia ratione prospiciatur. Nonne vos ipsi in homine, cujus casus in Diario Colleg. Casual. enarratur vidistis, exulceratis et conglutinatis sursum palpebris totum oculum occoecatum fuisse? Fatum Atilii reguli consulis Romani1) apud Carthaginienses captivi egregie usum palpebrarum ob oculos ponere poterit. Resecabant ei primum palpebras et dein eum intra machinam in qua undique praeacuti stimuli eminebant includebant, atque ita vigilantia pariter et tractu l) Citat A. Gelui lib. VI c. 4 Haller phys. Tom. 5. pag. 315 § 1. Legitur Lib. VI. Cap. IV pag. 352. Palpebras quoque ejus ne connivere posset sursum ac deorsum diductas insuebant. Forsan fabula est. — 25 — gibt es hier keine Sehne, sondern einen kreisförmigen Muskei, durch welchen die Niekhaut geschlossen wird und diese letztere ist mit einem Knorpel versehen. Diese Abschweifung habe ich mir erlaubt, um zu zeigen, dasz die Natur den lebenden Wesen diese Membran gegeben hat, wo Augenlider weniger zu genügen schienen. Gehen wir zu den Augenlidern zurück derer Bewegung nicht gleichartig ist bei den verschiedenen Tieren ; beim Menschen freilich scheint allein das obere Augenlid sich zu schlieszen, das kleinere oder untere nicht, essei denn, dasz wir uns bestreben das Licht ausserst geschwacht eintreten zu lassen. Bei den eierlegenden Tieren bewegt sich, wie Fabricius ab Aquapendente bemerkt, das untere Augenlid allein. Siehe Porterf. S. 28. Selbst habe ich beobachtet, dasz das namliche der Fall ist bei den Fröschen, deren unteres Augenlid auch das gröszte ist. Wir scheinen alle das untere Augenlid emporheben zu können besonders wo das Licht von der Erde zurückgeworfen wird; daher scheinen die meisten Afrikaner und die Asiaten langliche und wenig geöffnete Augen zu haben. Bei den Wasserköpfen ist das untere Augenlid unbeweglich und bedeckt es das Auge, oft bis über die Pupille hinaus; daraus geht aber nicht hervor dasz es in der natürlichen Stellung sich nicht bewegt, sondern nur,dasz es wegen der verzerrten Lage des Auges sich nicht so leicht bewegen ISsst. Den Nutzen der Augenlider sehen wir aber deutlich bei Wassersucht der Hornhaut, beim Staphylom, Proptosis und bei Geschwülsïen oder Krebs des Auges, auch bei Pupillenerweiterung; die Augen entzünden in diesen Failen auch immer, wenn nicht auf andre Weise dagegen Sorge getragen wird. Haben Sie nicht selbst bei dem Manne, dessen Fall in dem Poliklinikbuch verzeichnet ist, gesehen, wie das ganze Auge erblindet war, weil die Augenlider weggeschworen und nach oben zusammengeschrumpft waren? Das Schicksal des Atilius, des königlichen römischen Consuls, bei den Karthagern gefangen gehalten, könnte vorzüglich den Nutzen der Augenlider dartun. *) Sie schnitten ihm erst die Augenlider ab, und schlossen ihn darauf zwischen ein Gerüste, in welchem von ') Haller Phys. Teil 5 S. 315 § 7 citirt A. Gellus, Buch 6 Kap. 4 S. 352. Man liest: Auch zogen sie ihm die Li der nach oben und nach unten aus einander und nahten sie die Lider an dieser Stelle fest. Vielleicht ist es wohl .eine Fabel, — 26 — continuo doloris, necaverunt, teste Valerio Maximo de crudelitate pag. 804 et 805. quamquam ex Fabricio ab Aqvapendente hanc historiam Atilii sursum descriptam, transtulerit, Porterf. pag. 6 ad dideritque ex Romanis historicis ea hausisse, tarnen apud Fabric. ab Aquap. de oculo et visu organ. Tom. 1 pag. 3, Cap. 14, pag. 244, nullum citatum reperimus. cma 8 3 Cilia proprie valli sunt pilorum quibus palpebrae muniuntur ex Ciceronis mente ibid pag. 272. „Ut iis et apertis oculis, si quid incideret, repelleretur. Ubi desunt cilia, homines acute non cernunt, etiam quando pili valde albidi sunt. Celeber D. Russel in Hist. natural. Alepae narrat, Turcas foeminas cilia quodam composito Ismid dicto, nigra reddere: etiam viros effeminatos idem facere. Tradit hanc historiam Porterf. ibid pag. 10,12 additque aliam ex Monalto de Juvene, cujus propter cilia alba visus admodum debilis erat; dum autem a Mauritanos captivus servabatur, ipsique cilia atro colore tingebantur, visum obtinuit acriorem; colore deperdito visus iterum debilitabatur: meretur Porterf. ut de hac re consulatur; conjecturatur Turcas primum ex necessitate ad hunc pingendi modum transiisse, ac deinceps inde consuetudinem factam fuisse. Monuimus antea Aethiopum cilia ob eam causam esse spissiora, magis incurvata atque nigerrima. Decanthis 8 4. De Canthis seu angulis oculorum satis bene Galenus de oculi. USu partium lib. 10. Cap. 11. pag. 545 Chart. Tom. 4. egit. Angulus Graecis xcw&os dicitur. Canthus major depressior est minori, ut lacrymae facilius versus eum delaberentur, quemadmodum monuimus id est ductalinea horizontali A.B. (angulus) D. depressior est C In majori angulo sita est caruncula seu coruncula, ita enim ab aliquibus appellatur haec antiquitus glandula lacrymahs, a Galeno — 27 — allen Seiten scharfe Spitzen steckten und ermordeten ihn auf diese Weise durch das fortwahrende Wachen und den langsam verzehrenden Schmerz, nach dem Zeugnis des Valerius Maximus „De Crudelitate" SS. 804 und 805. Obwohl Porterfield die oben erwahnte Geschichte von Atilius aus Fabricius ab Aquapendente übersetzt haben soll und Porterfield hinzufügte dass Fabricius aus den römischen Geschichtschreibern geschöpft habe, so haben wir bei Fabricius ab Aquap. De oculo et visu organis. Teil I, S. 3, Kap. 14, S. 244 kein einziges derartiges Citat gefunden. § 3. Die Wimpern sind eigentlich Haarwalle, durch welche nach Die Wimpern. Cicero's Meinung, die Augenlider beschützt werden, „damit von ihnen auch bei offenen Augen irgend etwas, das hineinfallen würde, zurückgehalten werden kann." Wo die Wimpern fehlen, unterscheiden die Menschen nicht scharf, ebenfalls wenn die Haare sehr weisz sind. Der berühmte D. Russel erzahlt in seiner Naturgeschichte von Aleppo, dass die türkischen Frauen durch ein gewisses Praeparat, Ismid genannt, ihre Wimpern schwarzen; auch dasz verweichlichte Manner das Namliche tun. Porterfield überliefert diese Nachricht SS. 10 und 12 und fügt eine zweite aus Monaltus hinzu über einen Jüngling, dessen Gesicht der weiszen Wimpern wegen sehr schwach war; als er aber als Skiave bei den Mauren gefangen war und ihm die Wimpern mit schwarzer Farbe angestrichen wurden, wurde sein Gesicht schSrfer; als die Farbe verblich schwachte es wieder ab. Porterfield verdient in Bezug auf diese Sache zu Rate gezogen zu werden; er nimmt an, die türkischen Frauen natten sich erst notgedrungen zu dem Farben der Wimpern entschlossen und spater sei daraus eine Gewohnheit gemacht. Wir haben früher in Erinnerung gebracht, dasz die Wimpern der Aethiopier aus diesem Grunde dichter seien, mehr gekrauselt und sehr schwarz. § 4. Ueber die Canthi oder Augenwinkel hat Galenus ziemlich gut ueber die gehandelt in „de usu partium" Buch 10, Kap. 11, S. 545 Chart. Tom. 4. Augenwinkel. Winkel, wird im Griechischen xav&oq genannt. Der grössere Canthus liegt mehr nach unten als der kleinere ,damit die Tranen desto leichter in dieser Richtung hinunterflieszen, wie wir schon erwahnten.Das heisst wenn man eine Horizontallinie zieht AB, liegt D tiefer als C. Im inneren Augenwinkel liegt die Carunkel oder Corunkel, denn so wird dieses — 28 — Figura III. vero in eodem loco citato ro oa^xtóésq trcopa vocabatur seu caro: videtur esse glandulosa caro, ex multis folliculis constans, e quorum intermedüs spatiis pili enascuntur. Usus hujus carunculae, E, duplex est, pilis omnis pulvis excipitur, et glandulis pinguedinosa secernitur materies, qua Canthus ab acrimonia lacrymarum tuta servatur. In humanis oculis structura ea non nisi microscopiis conspicua est; in animalibus praesertim in equis quem ad modum ex meatabula 17 A°. 17 60 delineata patet et glandulae hae folliculosae et pili valde conspicui sunt. Membrana In Cantho majori hominum membrana quaedam lunatam figuram scmiiunaris. habens, reperitur, quae semilunaris audit, cum membrana nictitante animalium nullam analogiam habere videtur, (quemadmodum putant nonnulli) quamquam in Aethiopibus paulo major sit. Est forsan nihil aliud quam adnatae complicatio: vasis tarnen magis referta est, quae inde ad corneam usque progrediuntur, quamquam conspicua non sunt, nisi in valde inflammatis oculis. Ubi palpebrae cum Cantho uniuntur, puncta bina conspicua sunt, rotunda lacrymalia dicta, de quibus ubi glandulam innominatam seu lacrymalem descripserimus, agendum. Gianduia §5. Glandula lacrymalis sub lamina orbitali ossis frontis sita est lacnjmaiis. jn angulo oculi minore seu exteriore. Constat ex minutis glandulis, quae quatuor, quinque vel septem ductibus excretoriis sub palpebra superiore sese exonerant, super corneam et adnatam; in hominibus vix conspicui sunt demonstrati ab Huntero et Monroo: confer Haller phys. ib. pag. 323 et 324; sed macerari debent aqua colorata. Microscopio eos nunquam conspexi, quamquam anno 1760 id variis modis tentaverim. von altersher als Tranendrüse bekannte Organ von einigen genannt. Von Galenus wurde es aber an der oben erwShnten Stelle: ro oaoxcödég tfcüfio geheiszen oder Caro. Es scheint ein drüsenreiches Gewebe zu sein aus vielen Knötchen bestehend aus deren Zwischenraumen Haare wachsen. Die Aufgabe dieses Fleischwarzchens E ist zweifach: es nimmt allen Staub durch seine Haare auf und sondert durch die Drüsen eine ölichte Substanz ab, wodurch der Augenwinkel vor der Scharfe der Tranen beschützt wird. In Menschenaugen ist dieser Aufbau nur mittels des Microscops sichtbar, bei den Tieren, besonders bei Pierden, wie sich aus meiner Tafel vom Jahre 1760 (17 Febr.) deutlich ergibt, sind sowohl diese knötchenreiche Drüsen wie die Haare deutlich sichtbar. In dem grösseren Augenwinkel des Menschen wird eine Membran Haibmondgefunden, welche ungefShr die Form des Mondes hat unddeshalb/5"»u»»*fa«ft halbmondförmig genannt wird; sie hat mit der Niekhaut der Tiere wahrscheinlich nichts zu schaffen, wie einige Leute glauben, obwohl sie bei den Aethiopiern ein wenig grösser ist. Es ist vielleicht nichts anderes als eine Falte der Bindehaut, sie ist aber reicher an Gefassen, welche von dort aus nach der Hornhaut hin fortschreiten, obwohl sie nur in sehr entzündeten Augen sichtbar sind. Wo die Augenlider sich mit dem Augenwinkel verbinden, sind zwei runde Punkte sichtbar, Tranenpunkte genannt, über welche wir reden werden nachdem wir die Glandula innominata oder Tranendrüse beschrieben haben werden. 9 o. uie i ranenaruse liegt unter der zur Augenhöhle gehörenden Tranendrüse. Platte des Stirnbeins in dem kleineren oder ausseren Augenwinkel. Sie besteht aus sehr kleinen Drüschen, welche sich durch vier, fünf oder sieben ausführende Röhrchen unter dem oberen Augenlid über die Hornhaut und Bindehaut entleeren. Diese bei Menschen kaum sichtbare Ausführgange sind von Hunter und Monro entdeckt worden. Vergl. Haller Physiol. SS. 323 und 324; aber man muss sie in gefarbtem Wasser aufweichen. Ich habe sie niemals mit dem Microscop gesehen, obwohl ich es im Jahre 1760 auf verschiedene Weisen versucht habe. — 30 — In vaccis et vitulis adeo magni sunt ut numero septem vel octo setam facile admittant seu specillum Anelli ocularium. Haec glandula leviter perpetuo comprimitur a musculorum palpebrarum motu atque lacrymas seu salinum oculorum liquorem humectantem corneam et adnatam secernit: etiam copiosiorem lacrymarum quantitatem secernit quando vel irritantur oculi acrimonia externa vel dum moeror animum occupat. In infantibus saepe admiramur ingentem lacrymarum copiam: in aegris signum est instantis mortis, praesertim quando copiosae et involuntariae sunt: videtur tarnen lacrymatio illa potiusdependere a punctis lacrymalibus debilitatis, non amplius resorbendo aptis. Lacrymarum utilitas praecipue in eo consistit, quod oculi iis humectentur et acria seu pulveris seu halitus specie oculum afficiant iis diluentur atque amoveantur. Lacrymarum § 5. Lacrymae glandulae innominata secretae, atque inter palpebras decursus. corneam atque adnatam evacuatae decurrunt juxta canaliculum triangularem ab utraque palpebra factum versus canthum majorem; eoque versus actione palpebrarum premuntur. Canthi ipsius dilatatio (Porterf : pag. 45) multum adjuvat hunc decursum, etiam caruncula. Morantur enim hac ratione lacrymae pro tempore in Cantho neque defluunt nisi nimiae sunt. Galenus hanc usum probe cognovit vid. ibid. Ubi caruncula suppuratione vel alia causa destructa est lacrymae defluunt." Necesse est, ut primum haec puncta, dein saccum ac canalem lacrymalem investiPuncta gemus. Monuimus antea eo loco, quo palpebrae cum Cantho majori laaymaiia. coeun^ juo dari puncta lacrymalia quae in duos breves canales abeuntes saccum lacrymalem formant, qui intra nares decurrit per Canalem Nasalem osseum. — 31 — Bei Kfihen und Kalbern sind sie so grosz, dasz sieben oder acht von ihnen leicht eine Borste oder die Augensonde von Anel zulassen. Diese Drüse wird durch die Bewegungen der Lidmuskeln leicht zusammengedrückt und sondert die Tranen oder salzige Flüssigkeit der Augen ab, welche Hornhaut und Bindehaut benetzt; auch sondert sie eine reichlichere Menge von Tranen ab, wenn das Auge von aussen her durch etwas Scharfes gereizt wird oder wenn Schmerz die Seele erfüllt. Bei Kindern wundern wir uns oft über den ungeheuren Vorrat von Tranen: bei Kranken sind sie ein Zeichen des nahen Todes, besonders wenn sie zahlreich und unfreiwillig sind; dieser Tranengusz scheint aber durch Schwache der Tranenpunkte verursacht zu werden, welche die Tranen nicht mehr abzuführen vermogen. Der Nutzen der Tranen besteht besonders darin, dasz sie die Augen befeuchten und scharfe Stofte, die entweder in der Form von Staub oder Dünsten das Auge beschadigen würden, verdunnen und fortschaffen. § 6. Die Tranen, die von der Tranendrüse abgesondert und Der Abiauj zwischen Augenlid, Hornhaut und Bindehaut abgeführt werden, *r Tranen. flieszen durch ein dreieckiges Kanalchen, das durch beide Augenlider gebildet wird nach dem grösseren Augenwinkel; dahin werden sie auch durch die Wirkung der Augenlider getrieben. Die Erweiterung dieses Canthus selbst fördert diesen Ablauf sehr, Porterfield S. 45, auch das Fleischwarzchen; denn dadurch verweilen die Tranen vorübergehend im Augenwinkel und flieszen nur herunter, wenn sie das Masz überschreiten. Galenus hat diese Wirkungsweise richtig erkannt (siehe ibid.). Wo das Fleischwarzchen durch Schw3ren oder durch irgend eine andere Ursache vernichtet ist, laufen die Tranen weg. Es ist notwendig, dasz wir zunachst diese Punkte, darauf den Tranensack und den Tranengang untersuchen. Wir haben schon früher in Erinnerung du Tranengebracht, dasz an der Stelle, wo die Augenlider im grösseren punkte. Augenwinkel zusammenstossen zwei Tranenpunkte gefunden werden, welche in zwei kurze Kanale übergehend den Tranensack bilden, der sich in den knöchernen Nasengang bis in die Nase fortsetzt. — 32 — Figura IV. Galenus certo certius unum cognovit punctum lacrymale vid. de usu part. ib. Cap. 11 pag. 545. B. Porterfield supponere videtur ac si cognovisset duo, quia Galenus haec habet: „confluunt per foramina haec in nares omnia oculorum excrementa et medicamenta ocularia" etc. ibid. B. C. Verum hic non de unico agit oculo sed de duobus. Distincte enim loquitur paulo superius de unico foramine: „operimentum foramini quod est ad nares, corpus hoe carnosum scil: carunculam, quod est ad angulum majorem, natura imposuit." Usus autem Mus foraminis se. in singulari, paulo inferius vero de duobus tenuibus foraminibus loquitur quae in palpebris sunt D. E. Atque hac ratione videtur confirmari Porterf. opinio. Verba Galeni haec sunt: „In palpebris sunt tenuia admodum foramina quae paulo sunt extra majorem angulum, ad nasum enim usque pertinent". Petitus omnium optime videtur egisse de Cantho oculi majore, ejus punctis lacrymalibus, sacco et canali etc. in act. Acad. reg. scient. anni 1734. pag. 185. ubi de fistula lacrymali disserit. — 33 — Galenus hat ohne Zweifel einen Tranenpunkt beobachtet. Vergl. de usu Part. Kap. 11, S. 545. B. Porterfield scheint zuglauben, dasz er deren zwei gekannt habe, weil Galenus sagt: „durch diese Oeffnungen fliessen alle Excremente der Augen und alle Augenmedizinen nach der Nase" Siehe ibid. C. B. Aber es handelt sich hier nicht um ein einzelnes Auge sondern um die beiden. Denn deutlich spricht er ein wenig früher von einer einzelnen Oeffnung: „Als Decke der Oeffnung, welche sich bei der Nase befindet, hat die Natur diesen fleischreichen Körper, namlich das Fleischwürzchen, das in dem grösseren Augenwinkel liegt, hinein gelegt." Was den Gebrauch dieser Oeffnung aber betrifft, so spricht er, Galenus, ein wenig weiter von zwei feinen Oeffnungen, welche in den Augenlidern sind bei D und E. Und in dieser Weise scheint Porterfield's Meinung bestatigt zu werden. Die Worte des Galenus sind folgende: „In den Augenlidern bef inden sich sehr feine Oeffnungen, welche nur wenig ausserhalb vom gröszeren Augenwinkel liegen, bis in die Nase reichen" Am besten von allen hat Petit über den gröszeren Augenwinkel, über die Tranenpunkte, den Tranensack, den Kanal u.s.w. gehandelt in den Akten der Königl. Academie für Wissenschaften im Jahre 1734, S. 185, wo er über die Tranenfisteln redet. 3 SECTIO ALTERA BüLBUM OCULI CUM SUIS MUSCULIS ET NERVIS EXHIBET. Musculi S 1 oculi. culi bulbus sex movetur musculis, obliquis duobus et quatuor rectis, quorum demonstrationem adeo claram in Anatomicis lectionibus dedi uti et nervorum ut vix utile videatur eorum demon- stratio. Omnes a tertio pari nervorum ramos accipiunt, excepto obliquo superiori, qui quartum seu patheticum nervum consumit, et abductore qui sextum. Id vero notabile est in eorum dispositione ac insertione, quod ultra diametrum bulbi versus corneam discurrant, antequam scleroticae tunicae inserantur; unde constare mihi videtur musculos hos bulbi figuram immutare posse, praesertim dum omnes recti simul oculum retrahunt. Si oculus in omnem partem aequabiliter mobilis esset, dum elongarent oculi bulbum, si vero ejus pars postica a nervi optici involucris et pinguedine quodammodo retineri potest, turn applanabitur bulbus. Evidentior vero esset haec applanatio, si uti in piscibus cartilagineis pediculo cartilagineo insideret bulbus. Contingit aliquando, ut septimus detegatur uti in hist. muscul. Albin. lib. 3. Cap. 23 pag. 175 qui tarnen septimum a Mollinelli primum observatum pro portione obliqui aberrante habet ibid. pag. 176. Oculi bulbus § 2. Oculus seu ejus bulbus una cum musculis suis ita in orbita qua ratione in sjtus es^ ut pr0 parte emineat cum Cantho minori quemadmodum orbua saus. -n djggert mea inaugurali pag. 2 par. 5 demonstravi. ZWEITER ABSCHNITT handelt über den augenapfel mit seinen muskeln und nerven. er Augenapfel wird von 6 Muskeln bewegt, zwei Die Muskeln schragen und vier geraden, die ich mit ihren*5 Auges' Nerven in meinen anatomischen Vorlesungen so deutlich vorgezeigt habe, dass es keinen Zweck hat sie jetzt zu demonstrieren. Sie empfangen alle ihre Aeste von dem dritten Nervenoaar. auseenommen der obere schrage Muskei, welcher den vierten oder Nervus patheticus benützt, und der Abductor, welcher von dem sechsten innervirt wird. Bezüglich ihrer Lage und Anheftung ist bemerkenswert, dasz sie auf dem Weg nach der Hornhaut zu, diesseits des Aeauators. aus einander gespreizt sind, bevor sie an die Sclera angeheftet werden, weshalb es meines Erachtens feststeht, dasz diese Muskeln die Form des Augenapfels verandern können, besonders wenn alle geraden Muskeln gleichzeitig das Auge zurückziehen. Wenn das Auge nach allen Seiten in gleichem Masze beweglich ware, so würden sie den Augenapfel veriangern. Da aber dessen hinterer Teil von den Hüllen des Sehnerves und dem Fett in gewissem Masze zurückgehalten werden kann, so wird der Bulbus abgeplattet werden. Ersichtlicher aber würde diese Abpiattung sein, wenn, wie bei den Knorpelfischen, der Augenapfel auf einem knorpeligen Stiel sasze. Es geschieht bisweilen, dasz ein siebenter Muskei gefunden wird, wie in der Geschichte der Muskeln von Albinus Buch 3, Kap. 23, S. 175 beschrieben wird, der aber den siebenten, zuerst von Molinel entdeckten, für einen abgeirrten Teil des schragen Muskels halt. Siehe S. 176. § 2. Das Auge oder dessen Apfel liegt zusammen mit den ln welcher Muskeln in solcher Weise in der Augenhöhle, dasz es teilweiseWeise *r Au' mit dem kleineren Augenwinkel vorsteht, wie ich in meine/X£oïf Inauguraldissertation dargethan habe S. 2 § 5. liegt. — 38 — Os Ethmoides inter duas orbitas situm efücit duo illa latera, quae se mutuo respiciunt parallella, et non divergentia, quemadmodum orbitas cum infundibulis comparans Winslowus in act. Acad. reg. scient. anni 1721 pag. 207 ex inspectione sola judicavit, etiam Exp. de la tête, pag. 523 par. 206. Sequitur ex vera contemplatione orbitarum, earum axes convergere ; qui plura de his desiderat, diss. meam pag. 5 Coroll. 7 consulere debet. Igitur solus adductor rectus est reliqui musculi plus minus obliqui etiam obliquus dictus superior, rectus decurrit ad trochleam. Sequitur etiam inde nervos opticos oblique globo inseri debere uti ibid. pag. 6 par. 9 et 10 fig. 5 demonstravi. § 3. Oculi globus intra orbitam retinetur membrana ligamentosa, quae ex periostio marginis orbitae progreditur: ea excipit et firmat tunicam adnatam seu conjunctivam etiam albugineam. Albuginea et conjunctiva videntur esse cutis et epidermidis continuationes sed immutatae quae corneam ipsam supergrediuntur quemadmodum in multis morbis apparet; praesertim vobis apparuit in I. L, homine, cujus palpebrae suppuratae et connatae fuerunt. Albedo albuginea tunicae non videtur dependere a transparente sclerotica; subito enim colorem mutat in variis morbis, ubi icterus adest, flava est fusca, viridis etc. Inter albugineam et adnatam videtur aliquando oedema colligi, seu aquea materies; vocatur id vitium Chemosis, elevatur tum undique circa corneam unde cornea foveam quandam efficere videtur: de iis Porterf. loco cit. cap. 2, pag. 60 consulendus est. Sulbus oculi ■ § 4. Tunica sclerotica et cornea continuam membranam foretMembranae. mant, quarum differentia est pelluciditas, diversas tarnen diametros habent, cornea minorem. Porterf. Cap. 7 pag. 138 ib. Opinatur has membranas continuationes esse integumentorum nervi SECTIO TERTIA Oculi Humores et Canalem Petitianum comprehendit etiam Generalia visione. ntra oculum tres dantur humores: aqueus cameras duas anteriorem et posticam fig. 29. A.B. occupat; crystallinus capsula inclusus inter centra nciili et corneae situs est D. Vitreus reliquam nar+otn C imnlet. Humor "aaueus continue renovatur et quidem subito ut in corneae vulneribus manifestum est. Crystallinus ex lamellis constat quae facile obscurantur et spissescunt, quemadmodum in dissert. mea inaugur. demonctrawi Ffiatn circa solidam lentem humor est intra capsulam qui ittdem spissescit ac lacteum colorem contrahit, saepe coaguh instar solidescit. Usu veniunt hae duae qualitates ubi de Catharacta agimus. Lens crystallina intra Capsulam continetur, quae fit ex humoris vitrei Membranis, etiam illa opaca fit. § 2. Canalis Petitianus et corona ciliaris demoristrari debent quoniam probabile est, etiam et illa organa laedi, ubi lens crystallina opaca et inspissata nimis fortiter exprimitur in nova Davielliana methodo. § 3. Homo et quadrupeda etiam pisces videntur vel musculis externis et internis ciliaribus processibus, vel corona oculi bulbum immutare posse atque Lentem crystallinam diversis objectorum distantiis accommodare. Aves autem gaudent machina singulari quam DRITTER ABSCHNITT UMFASST DIE AUGENSSPTE UND DEN KANAL VON PETIT, UND AUCH ALLQEMEINES UEBER DAS OESICHT. « gibt im Auge drei Flüssigkeiten; die wSsserige . .uooigK.cn mui ene zwei Augenkammern, eine vordere und eine hintere, Fig. 29 AB. Die kristallene Flüssigkeit ist in einer Kapsel einge- SChloSSen und Ufcri 7\xr\c^han An~. uui.i . . AP* Autrae .AA r> T & '«WW» uciu «llUeipUnKl -~ u"u UC111 centrum aer Hornhaut. Die glasichte Flüssigkeit füllt den übrigen Teil C des Auges aus. Die wassenge Flüssigkeit wird fortdauernd erneuert, und zwar sehr rasch wie sich bei Hornhautverletzungen deutlich zeigt Die kristallene Flüssigkeit besteht aus Lamellen die eicht getrübt werden und dick werden, wie ich in inauguraldissertation bewiesen habe. Auch um die feste Linse herum, ist innerhalb der Kapsel noch eine Flüssigkeit, die ebenfalls dick werden kann und dann eine milchige Farbe erhalt: oft wird sie fest wie ein Coagulum. Diese zwei Eigenschaften werden zu statten kommen, wenn wir von dem Star reden. Die Linse ist in einer Kapsel enthalten, die aus Hauten des Glaskörpers gebildet wird • auch diese trübt sich. v^' § 2. Der Kanal von Petit und die Corona ciliaris müssenauch demonstriert werden, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass diese Organe oft verletzt werden, wenn die trübe und dichter gewordene Linse nach der neuen DAViEL'schen Methode mit zu viel Gewalt hinausgedrückt wird. uewau § 3 Der Mensch und die Vierfüssler, auch die Fische schei- oder'nStden ' r^tf Und ^ Aug— oder mi den Cihairfortsatzen und mit der Corona ciliaris den Augenapfel veradem zu können und die Linse auf verschiedene — 52 — habuit, quem pedicularem, pediculationemque Latini, Graeci vero (ia pag. 183. C. internae palpebrarum regionis asperitatem appellat; quam, si incressit adeo ut incisuras quasdam habere videatur ovxiooiv a ficus similitudine Graeci nominant quum vero inveterata fuerit, ut occalescat, callus graece roXo<$ dicitur ibid. CD. juxta Gorraei definitiones non toloq sed Tritos Callum significat quod a Scapula in suo lexico confirmatur. Paulus lib. 3, ibid. pag. 434. F. Trachoma, sycosin et Tylosin pro interna palpebrarum asperitate habet, gradu tantum diversam. His in morbis aestus pruritus et motus difficultas molestissimi sunt, quod etiam a Georgio Bartisch. pag. 7, Cap. 8. pag. 180, confirmatur: Paulus collyria proponit ibid. pag. 434 F, ex vino et ex duobus lapidibus praeparata, palpebram inversam illeniri debere adnotat, vel lapide haematitide per aquam loto ac palpebrae sub- — 59 - ZWEITES KAPITEL. Psorophthaünia, Trachoma, Sycosis et Talosis. Psorophthalmia ist nach Actuarius (Meth. medend. Lib. 2. Cap. 7 S. 183 A B, eine rSudeartige und mit Jucken zusammen gehende Triefaugigkeit, die durch einen salzichten, beiszenden und Jucken erweckenden Schleim verursacht wird. Paulus beschreibt fast mit denselben Worten diese juckenden Entzündungen der Lider Lib 3 Cap. 22, S. 433 am Ende. Galenus bemerkt in Libro de oculo Chart. Cap. 9, S. 512 dass an den Augenlidern eine Raude entstehen kann, und dass diese von viererlei Art ist; die erste sei die Psorophthalmia, die zweite sei das Trachom, die dritte die Sycosis, und eine vierte die Tulosis. Er fügt hinzu dass die erste leichter ist als die zweite, die rauher ist und deswegen Schmerzen und ein Gefühl der Schwere verursacht; dass beide aber in den Augen Feuchtigkeit erzeugen; die dritte sei noch rauher und schlimmer, weil sie sozusagen eine Spaltung des unteren Lides verursacht, die vierte endlich sei noch böser und schwerer zu heilen als die andere. Alle diese Erkrankungen treten an der Innenseite der Augenlider auf, wie auch Galenus an der citirten Stelle erwShnt; deswegen 'nennt auch Actuarius auf Seite 183 das Trachom eine Rauheit der Innenseite der Augenlider; wenn sie so stark wird, dass sie Einschnitte zu haben scheint, nennen die Griechen sie wegen der Aehnlichkeit mit einer Feige ovxtooig, wenn sie aber alter und damit harter geworden ist, wird die Narbe im Griechischen roXoq genannt C. D. Nach den Definitionen von Gorraeus heisze Callus nicht roXoq, sondern rvXoq, was von Scapula in seinem Wörterbuch bestatigt wird. Paulus halt das Trachoma, die Sycosis und Tylosis, wie er im Buch 434 S. 3, schreibt, für Rauheiten an der Innenseite der Lider, die nur im Grade verschieden sind. In diesen Krankheiten sind das Brennen und Jucken und die verhinderte Beweglichkeit am lastigsten, wie auch von Georqe Bartisch Cap. 7, Cap. 5, Seite 180 bestatigt wird. Paulus empfiehlt Augenwasser, die aus Wein und aus zwei Mineralen bereitet sind, und bemerkt dazu, dass die umge- — 60 — jecto, palpebram fricandam esse. Si vero durus sit Callus et his non cedat, inversam palpebram per pumicem rademus, aut per sepiae testam aut fici folus aut etiam per instrumentum Blepharoxystum ab hac opera appellatum. Maitre Janus hanc praxin rudem appellat, fatetur vero curationem esse difficilem pag. 588. Deducitoriginem ex ulcusculis palpebrarum marginum. Egregia similiter collyria et alia remedia proponit praesertim mercurialia vid. 593 et quidem mercurium sublimatum corrosivum. (V.G.) R. Mercur. Subl. corros. gr. VI Caphorae (aa) gr. VI Alum. pulv. 9 i affunde aq. Plantaq. % iii et in phiala alta chemica infunde in modico calore 5 vel 6 horas liquorem filtratum serva: quo quinquies vel sexies in die ope penicilli illine palpebras ea cautela ne oculum reliquum efficias pag: 593. Forsan unguenta ocularia cum praecipitato rubro idem efficeret? St. Yves similiter pag. 73 prae ceteris laudat lapidem infernalem, quo leviter attingit palpebram, seu potius ejus marginem: qua ratione intra paucos dies vitium illud sanari affirmat: nee dubito, saepe enim hujus eximium usum in multis ulceribus oculorum expertus sum. Redeo ad Blepharoxystum et praestantiam hujus vetustissimi instrumenti, quod Hippocrati summo cum jure tribuit; Mauchartus in dissertatione de ophthalmoxysi nov.-antiqua. Vid. Disp. Select. Haller Tom. 1, pag. 319. In quaegregie demonstrat veteres radulam adhibuisse, qua etiam Woolhusius cum magno successu usus est, sc. instrumento argenteo limae instar exasperato, ut sunt illae, quibus ad lignum radendum utimur. Adhibuit etiam Woolhusius aristas seu barbas Hordei, et secalis quae asperrimae sunt, iisque idem perficit opus, sc. scarificavit internas tumidas palpebras. Non audeo longior esse, meretur sane Maucharti dissertatio ut tota hic subjungatur. — 61 — kehrten Lider damit eingerieben werden sollen, oder man soll das Augenlid einreiben mit einem Blutstein der mit Wasser befeuchtigt unter das Lid gebracht wird. Wenn die Narben aber hart sind und nicht zurückgehen, so können wir das umgekehrte Lid mitBimstein abreiben, entweder mit der Schale eines Tintenfisches, oder mit Feigenbiattern oder auch mit einem Instrument, das nach diesem Gebrauche Blepharoxystum genannt wird. MaItre Jean nennt diese Behandlung roh, musz aber eingestehen, dass die Heilung schwierig ist; Seite 588. Er leitet den Ursprung her aus kleinen Geschwüren an den Lidrandern. Er empfiehlt ebenfalls ausgezeichnete Augenwasser und andere Mittel, besonders Quecksilberverbindungen, siehe 598 und zwar Mercurium sublimatum corrosivum. R. Mercur. subl. corros. Gr. VI. Caphorae Gr. VI. Alum. Pulver. 9 1. füge hinzu Aq. Plantag. \ iii. Lass es ziehen in einer tiefen chemischen Phiole wahrend 5 bis 6 Stunden, filtriere, und hebe die Flüssigkeit auf; damit soll man 5 bis 6 mal pro Tag mitteis einer Pinsels die Lider einreiben mit der Fürsorge, dass man nicht das Auge berühre Seite 593. Vielleicht würden Augensalben mit rotem Praecipitat dieselbe Wirkung haben? St. Yves lobt auf Seite 73 ebenfalls vor allein den Höllenstein, mit dem er das Lid oder Heber den Lidrand ganz leicht berührt; in dieser Weise will er die Krankheit in wenigen Tagen geheilt haben; ich zweifle nicht dran, denn öfters habe ich dessen grossen Nutzen bei vielen Augengeschwüren erfahren. Wir kehren jetzt zu dem Blepharoxystum und den vorzüglichen Eigenschaften dieses uralten Instruments zurück, das Mauchart in seiner Abhandlung über Ophthalmoxysis ganz richtig dem Hippocrates zugeschrieben hat; siehe Disp. Select. Haller; Tom. 1 pg. 319. Er zeigt in dieser Abhandlung ganz deutlich an, dass die Alten Schabeisen benutzt haben, die auch Woolhouse mit bestem Erfolg angewandt hat, das heisst ein silbernes unebenes einer Feile ahnliches Instrument ganz wie diejenigen, die wir beim Holzschaben gebrauchen. Woolhouse hat auch die Aehren und Haare von Gerste oder von Mutterkorn benutzt die sehr uneben sind, und Heisterus Tab. 16. Fig. 5. Blepharoxystum Celsi et Aeqinetae proposuit et Fig. 4 scopulam oculariam seu blepharoxystum vegetabile. Cur Celsi Blepharoxystum vocet Heisterus, nondum perspicere potui. CAPUT TERTIUM. De Xerophthalmia. § 1. Vitium illud a Celso arida lippitudo vocatur Lib. 6 Cap. 6. Pag. 29, in Leidensi Editione 1746 scribitur griQorp&aXpia, in Edit. Celsi cum artis med. princip. S^qoipd-alixw, etiam in antiquissima editione in 4°. Lugduni A°. 1516 facta folio 70. Ita etiam scribi oportere patet, quoniam Sij^os aridus siccusve dicitur. Celsus hac ratione definit vitium: „Sub hoe neque tument neque „fluunt oculi sed rubent tantum et cum dolore quodam fere levi „ac prurigine graves sunt, et palpebrae citra duritiem ullam noctu „praegravi pituita inhaerescunt: additque hanc prognosin, quantoque „minor generi huic impetus, tanto finis minus expeditior est. vid. „pag. 364 et 365. Per palpebras noctu praegravi pituita inhaerescere intelligo, palpebras noctu concrescere pituita, id est humore concreto. Xerophthalmiam speciem esse Psorophthalmiae praesertim ex Actuario patet ibid. pag. 183. B. aridam lippitudinem vocat, citra humoris fluxum. Quod ita accipiendum est, cilia palpebrarum tum arida esse, ut grumis duriusculis obsessa: hinc moveri non possunt — 63 — tat mit diesen ganz dasselbe, das heisst er scarificirte mit diesen die an der Innenseite geschwollenen Augenlider. Ich wage es nicht langer hierüber zu reden, in der Tat verdiente die Abhandlung von Mauchart hier ganz eingefügt zu werden. Heister hat auf Taf. 16 Fig. 5 den Blepharoxystum von Celsus und Aegineta abgemalt und in Fig. 4 einen Augenbesen, oder ein vegetabilisches Blepharoxyst. Warum Heister es den Blepharoxystum von Celsus nennt, habe ich noch nicht ausfindig machen können. DRITTES KAPITEL. Ueber Xerophthalmia. § 1. Diese Erkrankung wird von Celsus die trockene Triefaugigkeit genannt, Lib. 6, Cap. 6, S. 29; in der Leidener Ausgabe 1746 wird geschrieben gwoydoJfua, auch in der altesten Ausgabe in 4'. Lugduni A». 1516, folio 70. Es ist ersichtlich dass es auch so geschrieben werden soll, weil gWog trocken bedeutet. Celsus umschreibt die Krankheit • in dieser Wei Re: In riiesAtn Falie schwellen die Augen weder an, noch tranen sie, aber sie werden nur rot und belMstigen den Kranken durch ein leichtes Schmerzen und Jucken. Ohne dass irgend eine Harte auftritt verkleben die Lider nachts durch eine sehr lastige Schleimbildung", und er fügt diese Prognose hinzu, dass je weniger schnell die Krankheit entsteht, um so spater nimmt sie ein Ende, S. 364 und 365. Unter dem „palpebras noctu praegravi pituita inhaerescere" verstehe ich, dass die Augenlider nachts durch den Schleim, das heisst durch die dick gewordene Flüssigkeit, zukleben. Dass die Xerophthalmia eine Abart der Psorophthalmia ist, geht besonders deutlich hervor aus Actuarius, ibid. S. 183 B.' Er nennt es eine trockene Triefaugigkeit, ohne Flüssigkeitsabsonderung. Was so zu verstehen ist, dass die Wimpern der Augenlider so trocken sind, dass sie von ganz harten Krüstchen — 64 — palpebrae sine dolore, quod etiam ab Actuario adnotatur. Paulus ib. pag. 434. B. similiter hoe vitium definit. Aetius Tetr. 2 Serm. 3. Cap. 43, de omni specie scabiei palpebrarum pag. 318 et 319 simul agit et quidem copiosius quam reliqui, medendi tarnen methodos easdem proponit. Singularem medendi methodum commendat Celsus ibid. pag. 365. Sc. ambulationes multas, exercitationes, balnea, cibos eupeptos et mane gargarismata ex sinapi nee non capitis atque oris perfricationes. Mihi vitium illud semper Topicum visum fuit, quod ex siccantibus, leviter aescharoticis et adstringentibus remediis optime cedere debeat: ita etiam et Paulus qui idcirco aes, misy, myrrham et piper collaudat. Commendat etiam balnea, unctiones, et boni succi victum uti Celsus: recte vero adnotat medicamenta acria et lacrymas provocantia desiderari. Hoe autem incommodi id vitium habet, quod palpebrae, somni tempore adeo concrescant, utfacile divelli nequeant citra dolorem summum atque adeo Pauli consilium opportunissimum videtur quod ib. dat „oportet ad somnum ituris „imponere palpebris ovum cum rosaceio, aut anseris adipem". Mihi semper haec quinque species Capite 2 et 3 explanatae visae fuerunt ad idem genus referri debere, et non nisi gradu differe. In omnibus excoriatio marginis vel summae vel'inferioris vel utriusque palpebrae locum habet unctuosa materies, quae ibidem secernitur, densatur et palpebras glutinat: ubi homo vigilat, concrescit subito materies avolata parte fluidiori in grumos parvos angulosos etc. Igitur si ad cicatricem possumus disponere has plagas affectas, subito tollitur vitium idque fit optime unguento oculari sequenti. R. Mercur. praecipit. rubr. gr. V. Axungiae porei 3iii — 65 — besetzt sind; dadurch können die Augenlider nicht ohne Schmerzen bewegt werden, was auch schon von Actuarius bemerkt wurde. Paulus definirt an Seite 434 diese Erkrankung in Shnlicher Weise. Aetius bespricht Tetr. 2, Serm. 3, Cap. 43 auf Seite 318—319 zu gleicher Zeit alle Arten von Raude der Lider und zwar ausführlicher als die anderen; er empfiehlt aber dieselben Heilmethoden. Celsus schiagt eines besondere Behandlungsweise vor, ibid S. 365, das heisst viel Spazieren gehen, Körperübungen, Bader, gute Nahrung und morgens Gurgeln mit Senf; ausserdem Abreibungen von Kopf und Gesicht Mir ist es immer vorgekommen, dass diese Krankheit ein lokales Leiden war, dass am besten durch Exsiccantia, leicht Mtzende und adstringierende Mittel heilen sollte. Gleichfalls Paulus, der deswegen Kupfer, Eisenvitriol, Myrrhe und Pfeffer empfiehlt. Er verordnet auch Bader, Einreibungen und gute Nahrung, ganz wie Celsus; mit Recht bemerkt er aber dass auch reizende und Tranen erzeugende Mittel angezeigt sind. Die Krankheit hat aber dieses Ungemach, dass die Lider nachts wahrend des Schlafes so zusammen kleben, dass sie nicht leicht ohne den grössten Schmerz gelost werden können; und es scheint deshalb folgender Rat von Paulus sehr nützlich zu sein, wo er schreibt: „man soll beim Schlafengehen ein Ei mit Rosenwasser oder Gansefett zwischen die Lider hineinlegen". Mir schien es immer, dass die fünf Arten die in Kapitel 2 und 3 unterschieden werden, zu derselben Gruppe zurückgebracht werden sollen, und dass sie nur gradual verschieden sind. In allen Fallen findet eine Abschuppung des oberen oder unteren Lidrandes oder auch von beiden Lidern statt; es wird eine salbige Substanz abgesondert, die sich dann eindickt und zur Verklebung der Lider führt Wenn der Kranke wach ist, klebt die Substanz sogleich zusammen durch Verdunstung des flüssigen Teiles zu kleinen eckigen Krümchen u. s. w. Wenn wir also diese erkrankten Stellen zur Vernarbung führen können, ist die Krankheit sogleich gehoben, und dieses erreichen wir am besten mit der nachfolgenden Augensalbe: R. Mercur. praecipit rubr. gr. V. Axungiae porei g iii 5 — 66 — Si nimis acre est pauxillum Axungiae superadditur, dein inter digitos medios parum depromptum oculis clausis illinitur, si vero nimium exulcerati sunt palpebrarum margines tum specillo illiniendaê sunt. Aliquando alumen addi debet, saepe Tutia sola cum adipe unita, vel ung. e Tutia convenit, praesertim in infantibus. Universalia remedia parum efficiunt, nam vel fluxionum vel variolarum vel morbillorum est sequela. Etiam saepe contingit in iis, qui herpete in capite laborant, tum vero universalia remedia corrigenda sc. locum habere possunt. Semper mihi optime successit unguentum supra laudatum. § 2. Contingit aliquando ut infantum oculi simili corripiantur simili specie scabiei sc. inter cilia seu pilos concrescit sebacea materies adeo ut cornu instar dura fiat; aliquando unicum cornu aliquando plura adsunt, sed frequentius inter pilos seu cilia palpebrae superioris, modo quo excrescentias eas in adjecta figura depinxi. Requiritur primum ut imposita spongia lacte imbuta seu hapso linter carpti lacte vel alio liquore dulci ac suboleoso ebria applicetur oculo, donec grumi soluti auferri queunt; tum unguento illiniri margo debet. Unguentum Tutiae saepe solum vitium sanat. Figura VI. Wenn sie zu scharf ist, wird noch ein wenig Schmalz (Schweinefett) hinzugefügt; dann wird ein wenig zwischen die mittieren Finger genommen und bei geschlossenen Augenlider eingerieben. Wenn sie aber zu sehr ulcerieren, müssen die Lidrander mit einer Sonde eingerieben werden. Bisweilen muss man Alaun hinzufügen, oft is auch Tutia (Zinkoxyd) nur im Verein mit Schmalz angezeigt,' oder Unguentum e Tutia, besonders bei Kindern. Die allgemeinen Mittel richten nicht viel aus, denn die Krankheit ist die Folge entweder von Flüssen oder von Pocken oderMasern; oft auch kommt es vor bei denen, die auf dem Kopf an Herpes leiden und in diesem Fall können allgemeine Mittel freilich angewandt werden. Am besten hat mir immer wohl die oben gelobte Salbe geholfen! § 2. Bisweilen werden die Augen von Kindern von einer ahnlichen Art von Raude befallen; das heisst es haftet eine talgartige Substanz zwischen den Wimpern oder Augenhaaren, so dass dort wie ein hartes Hora entsteht, bisweilen ist es nur ein Horn, bisweilen giebt es mehrere, aber meistens zwischen den Wimpern des oberen Augenlides in der Weise, wie ich diese Erhabenheiten in der beigegebene Figur gezeichnet habe. Es ist nun zunachst notwendig dass ein mit Milch getritnkter Schwamro oder leicht gerupfte Leinwand (Charpie) mit Milch oder einer anderen milden und leicht öligen Flüssigkeit auf das Auge angebracht wird, bis die erweichten Krusten entferat werden können; dann muss der Rand mit Salbe eingerieben werden. Unguentum Tutiae (Zinksalbe) heilt das Leiden oft allein aus. 68 - CAPUT QUARTUM. De Madarosi, Ptilosi, Milphosi, et Mydesi. § 1. De significatione harum vocum primum agam melius enim tum morbi intelligentur. MaódQie aber im Gegenteil von einer Allgemeinerkrankung abhangig ist, wie ich bei Leprosen gesehen habe, ist sie unheilbar und kehren die Haare nicht wieder. § 4. Maitre Jean hat Seite 598, Cap. 18, § 1 diese Krankheiten sorgfaitig beschrieben, und vergleicht sie mit der Psoroph- rectissime: addit pilos non regenerari, quando radicibus consumti sunt: id autem raro contingit. CAPUT QUINTUM. De Phalangosi, Distichia, Trichosi et Trichiasi. § 1. Palpebra tam inferior quam superior multis ciliorum seu pilorum affectionibus obnoxia est: omnibus cognitum supponimus pilos ciliorum licet permultos naturaliter tarnen unum eundemque servare ordinem. Contingit vero aliquando ut a se invicem diversis modis separentur, et non unam sed duas phalanges ut ita dicam efformant, quarum una intus versa adnatam, corneamque continuo irritat. Duplici autem modo id efficiunt pili vel quod revera incurventur versus oculi bulbum, vel quod palpebra intumescat adeo ut pilorum ordo inde turbetur. Id non modo in superiori, verum in inferiori palpebra similiter locum habet; aliquando palpebra superior paralitica est § 2. Phalangosis a (fa).av§ legio, proprie est palpebrae superioris lapsus a quacunque causa, hóe est sive a paralysi sive a tumore oedematoso vel fluxione acri contingat: quoniam effectus hujus est, ut inde pilorum ordines seu phalanges turbentur, vocatur phalangosis seu distichia a Paulo Lib. 6. Cap. XI. pag. 555 etiam trichiasis juxta Gorraeum et a Galeno Introd. seu Med. pag. 58. Clas. 1. Ed. apud Juntas cl. 1.9. Nuncupatur ab aliis trichiasis et trichosis. Egregie de hoe vitio Aetius ibid. egit Cap. 66, pag. 327 et 328 ita etiam et Celsus lib. 7. Cap. 8. De pilis palpebrarum oculum irritantibus p. 427. — 81 — dem der Schlafe am nachsten liegen den Winkel anfangen, und beim linken Auge in dem Winkel, der der Nase nMher liegt? Offenbar haben einige Ausgaben einen Fehler; denn ih der Ausgabe von Simon Bene Laqua in quarto 1576 Leiden tol. 82 steht, dass im linken Auge der Schnitt angefangen werden musz in dem Winkel, der der Schlafe, im rechten Auge in dem Winkel, der den Nasenlöchern am nachsten liegt. Jene Ausgabe, die am' Ende der Artis medic. Principia genannt wird, lautet wie die unsrige. AbeCkehren wir wieder zur Operation zurück, wo ich aufgehört habe; Celsus fahrt fort: „es müssen dann einige Nahte angelegt worden, aber nicht mehr als drei". Zeile 24, Seite 429 ibid. fügt er dann hinzu: „ausserdem musz am Oberlid' „dicht unter den Haaren ein linearer Schnitt gemacht werden, „damit die Haare nachdem sie vom unteren Rande abgeführt „worden sind, nach oben schauen"; das heisst also damit die Haare desto leichter aufgerichtet werden; dies ist aber nicht notwendig, wenn eine einfache Phalangosis oder eine Lahmung des Lides vorliegt. Wenn dies geschehen ist, musz die Wunde verbunden werden und am nachsten Tage ein Heftpflaster aufgeklebt werden. § 8. Wenn die Haut in dieser Weise so weit gehoben werden Phalangosis kann, dass die Trichiasis geheilt wird, ist es auch deutlich, des unteren dass diese Operation an beiden Lidern gemacht werden kann!LidesDenn oft schwillt das untere Lid in derselben Weise an. Celsus empfiehlt dieselbe Operation, wenn das untere Lid von dieser Erkrankung befallen ist, nur mit diesem Unterschiede, dass man keinen Schnitt unter den Wimperhaaren braucht, wie am Oberlid; übrigens findet die Behandlung statt einerlei ob es dem oberen oder dem unteren Lide gilt, ibid Seite 428. Aetius hat vom Katheder über die Vernahung des unteren Lides geschrieben, ibid. Cap. 70. Seite 329, aber nur mit einem einzigen Unterschied hinsichtlich der von ihm vorgeschriebenen Lage des Kranken. § 9. Aetius bestimmt die Lage des Kranken in folgender Lage As Weise, Cap. 69, Seite 329: „Der Kranke setze sich an die linke Khmkm. Seite des Chirurgen, etwas niedriger als dieser, ins volle Licht" So auch Paulus Cap. 8, Buch 6, Seite 554: „der Kranke soll sich in einen Stuhl setzen, entweder uns gegenüber oderjïtwas zur linken 6 — 82 — pitur a veteribus, ut vel ante medicum vel ad ejus sinistram partem sedeat: quo in casu absurdum videtur initium facere a parte dextra versus sinistram uti Celsus praecipit. Verum si praehensa superflua cute forfice, una vice resecabant cutim notatam tum faciendum esset quemadmodum Celsus docet: id tarnen nullibi lego, nam scalpellum adhibuerunt, hamulo cutim apprehenderunt et cutim excoriarunt. Heisterus tarnen hujus mentionem facit parte secunda Instit. Chir. Sect. 2. Cap. 45, pag. 539, si quis tarnen forfice uti vellet, tum juxta Celsi modum initium facere deberet. Encheiresis § 10. Veteres uti patuit ex antecedentibus primum palpebras smipfiassima. atramento vel simili collyrio notabant, deinceps cutim illamsuperfluam excoriabant: certus sum forfice id flerï posse una sectione et utilissime atque aptissime; nam metuere non debemus palpebrae musculum, quoniam profunde admodum situs est: sed orbicularis partem auferre possemus, quod nullum incommodum adferret, quia ea pars, quae superiorem palpebram tegit, tenerrima est, et ex curationibus Chirurgicis discimus orbicularium musculorum insignes portiones secari posse absque ullo incommodo. Methodus § 11- Bartischius sive quod veterum Chirurgia ipsi displicueret Bartischu sive methodum novam primo fronte minus crudelem proponere voluerit, machinamenta ferrea seu tenacula recta et incurva proposuit; axi mobili instructa et cochlea, qua crura ad se invicem adducebantur. Figuram videre est apud auctorem Tab. 34, pag. 300 et apud Heisterum tab. 15, fig. 19. Elevatur primum superflua cutis, atque attrahitur inter tenaculi crura ibidemque cochleae admotione retinetur, et quotidie pag. 300 magis et magis adducitur, donec decidit quod spatio 3 vel 4 septimanarum fiet. Miror Heisterum pag. 539, § 2 notasse Bartischium ex ligno instrumentum excogitasse, quum ibidem expressis verbis dicit: „man muss eiserne Instrumente haben" etc. Hodie vero tenaculum eo modo non amplius adhibetur, quamquam ideam suppeditasse videatur. — 83 — Seite." Celsus erwahnt den Sitzort der Kranken überhaupt nicht; es wird aber immer von den Alten vorgeschrieben, dass der Kranke entweder vor dem Arzte oder an seiner linken Seite sitzt; in diesem Fall scheint es gar zu dumm den Schnitt von rechts nach links anzufangen, wie Celsus lehrt. Zwar wenn sie die überflüssige Haut fassten und an den Merkzeichen entlang mit der Scheere in einem Schlag abschnitten, so hitten sie tun sollen wie Celsus vorschreibt; das aber lese ich nirgends, denn sie haben jaMesser angewandt, fassten die Haut mit einem Haken und praeparierten sie von ihrer Unterlage ab. Heister erwahnt dies im zweiten Teil seiner Instit. Chir. Sect. 2, Cap. 45, Seite 529: „Wenn jemand aber eine Schere brauchen wollte, so müszte er in der Weise von Celsus anfangen". § 10. Wie sich aus dem Vorhergehenden zeigt, markierten die DUem/aehsu Alten die Lider zunachst mit Tusche oder einer ahnlichen Substanz; Methode. alsdann praeparierten sie jene überflüssige Haut ab; ich bin sicher] dass man dies mit der Schere in einem Schlag tun kann, und zwar in sehr nützlicher und geeigneter Weise; denn wir brauchen keine Furcht zu haben vor dem Muskei des Augenlides, weil dieser sehr tief liegt; wir könnten aber auch einen Teil des Kringmuskels abtragen ohne irgend welche schlimme Folge, weil jener Teil, der das obere Lid bedeckt, sehr dünn ist, nnd weil wir aus'den chirurgischen Operationen wissen, dass man von Kreismuskeln bedeutende Stücke ohne Schaden wegschneiden kann. § 11. Entweder weil die Operation der Alten ihm misstallen Methode von hatte, oder weil er eine neue und beim ersten Anblick weniger g. Bartoch. rohe Methode empfehlen wollte, hat Bartisch eiserne Instrumente vorgeschlagen; das heiszt gerade und gekrümmte Zangen mit beweglicher Achse und einer Schraube versehen, wodurch die Beine gegenseitig genahert werden konnten. Eine Abbildung ist bei Bartisch Taf. 34 Seite 300 und bei Heister, Taf. 15, Fig. 19 zu finden. Zunachst wird die .überflüssige Haut emporgehoben und zwischen den Beinen der Zange angezogen und unter Anwendung der Schraube festgehalten; jeden Tag wird die Zange fester und fester zugemacht, bis sie abfallt, was gewöhnlich in einem Zeitraum von drei bis vier Wochen geschieht. Es wundert mich, dass Heister Seite 539 § 2 bemerkt, dass Bartisch ein hölzernes Instrument erfunden hatte, wahrend dieser absichtlich und mit Nachdruck 6* — 84 — § 12. Petrus Adriani Verdunius tenaculum Bartisch» usurpabat sed quinque foraminulis pertusum ex aurichalco constructum, vid. Heist. Inst. pag. 539 § 3. tab. 15. fig. 25. Elevabat et comprimebat superfluam cutem inter crura tenaculi ut prior; verum per foramina fila acu trajiciebat, quo facto cutim superfluam forfice vel scalpello juxta tenaculi oram resecabat, solvebat tum tenaculum atque protinus fila ligabat. Hac ratione et certior videbatur de quantitate quam auferre volebat, minus dolorifica erat sectio et suturae perfectiones evadebant. Heisterus ante suturas suadet ut ferro candenti leviter tanguntur vulnera, verum non adnotat se id fecisse: nihil igitur determinare possumus de ejus interrogatione „forte suturae tune prorsus non erunt necessariae" pag. 540, § 3, fere in medio. Hodie id instrumentum variis modis immutatum a medicis ocularibus proponitur, quemadmodum a Ravio factum videre potestis apud Heisterum Tab. 15, fig. 22, quamquam clare pateat ex ipsa responsione Epist. 13. Ruyschii pag. 22. Ravium figuram Verdunii tantum immutasse ipsumque Verdunium seque auditoribus suis monstrasse Bartischii instrumentum. De utuitate § 13. Bartischius sua methodo se aliquoties id vitii genus sanasse hujus instru- dicit pag. 301 seu potius dicit, „se his remediis, id est, externis et mentl' internis atque Chirurgica" etc. non enim distincte se suo tenaculo sanasse: credo potius eum numquam adhibuisse id instrumentum, quoniam vix intra tres vel quatuor septimanas decidere notat pag. 300 quod vix possibile videtur eo usque durare posse. Potius argumentor inde eum nunquam applicasse. Etsi applicavit sane meliorem effectum sortiri debuit, quam methodus recentiorum et si ita placeat Raviana, nam compressione et diuturna illa applicatione attrahere posset humores nocivos quod faciendo vulnus recens, subito glutandum non potest; sed ponamus tenaculum applicatum fuisse? Ruyschius aperte declarat ibid. Epist - 85 - schreibt: „man müsse eiserne Instrumente haben" u. s. w Heutzutage wird diese Zange aber nicht mehr in dieser Weise angewandt, obwohl es scheint, dass die Idee wohl überliefert worden ist. § 12. Pieter Adriaan Verduin benützte die Zange von Bartisch ; aber eine, die durch fünf Löcher durchbohrt und aus Messing angefertigt war, siehe Heister. Instit. Seite 539 § 3 Taf. 15 Fig. 25. Er hob die Haut empor, komprimirte sie fest zwischen den zwei Zangenlöffeln wie zuvor, alsdann führte er aber mit einer Nadel Faden durch die Löcher; dann schnitt er mit einer Schere oder mit einem Messer die überflüssige Haut dicht am Zangenrande entlang ab, löste die Zange und verknüpfte die Faden. In dieser Weise schien er auch gewisser zu sein von der Quantitat, die er abtragen wollte; der Schnitt war weniger schmerzhaft und die Nahte gelangen besser. Heister gibt den Rat vor dem Zunahen die Wunde ganz leicht mit dem Glüheisen zubèrühren; er erwMhnt aber nicht, dass er es auch getan hat; wir können also keine bestimmte Antwort geben auf seine Frage: „Werden dann die Nahte vielleicht inder Folge vollkommen unnötig sein ? Seite 540 § 3. Heutzutage wird dasselbe Instrument, in Verschiedener Weise abgeandert, von vielen Augenarzten empfohlen; so können Sie ein von Ravius hergestelltes, bei Heister finden aui Taf. 15 Fig. 22 ; obwohl aus seiner eigenen Antwort im 13ten Brief von Ruysch Seite 22 deutlich hervorgeht, dass Ravius nur die Abbildung von Verduin verandert hat, und dass Verduin selber und er ihren Zuhörern das Instrument von Bartisch gezeigt haben. § 13. Bartisch sagt auf Seite 301, dass er diese Krankheit nach n!e Rr , h seiner eigenen Methode öfters geheilt hat, oder lieber wörtlich: bariw&Z „dass er mit diesen Mitteln, das sind aus und inwendigen Mitteln Instram">tsso wie durch Operation", u. s. w.; er sagt namlich nicht deutlich, dass er sie auch mit seinem Instrument geheilt hat; eher glaube' ich, dass er das Instrument nie angewandt hat, weil er hinzufügt, dass es kaum innerhalb drei oder vier Wochen abfailt; es scheint doch kaum möglich dasz es so lange dauern kann. Lieber ziehe ich hieraus den Schluss, dass er es nie angewandt hat, und wenn er es angewandt hat, hat es gewiss einen besseren Erfolg haben müssen als die Methode der Jüngeren giebt, und wenn man sie so nennen will, die Methode von Ravius j denn durch — 86 — respons. 13, pag. 27, illud plane ineptum esse in vero palpebrae lapsu provocatque Ravium, ut exemplum unicum restituti vitii adducat St. Yves pag. 83, C 9, hanc vel veterum sanandi methodum aptissimam esse scribit et ac si nunquam effectu destitueretur. Maitre Janus pag.607,608, utramque rejicit ut inutilem: Heisterus quoque pag. 540 eam inutilem damnat, quia vulnere sanato iterum laxitate partis procedit palpebra. Non est frequens vitium, bis tantum vidi veram phalangosin in sexagenario et virgine memorata, quae licet Parisiis instituta fuerit tarnen insanata rediit. In trichiasi igitur medicamenta, qualia in psorophthalmia proposuimus, commendabilissima esse ponimus. CAPUT SEXTUM. De Ectropio. § 1. Palpebrarum inversio, Graecis êxroomov audit juxta Cels. Lib. 7, Cap. 7, § 10, pag. 430. Galenus in libro de ocul. Cap. 9, Chart. pag. 523, tertium palpebrae nocumentum palpebrae inversionem ad partem inferiorem vocat A B. Nascitur inquit aut propter aliquod vulnus vel propter carnem superfluam in carnibus natam. Ita etiam Actuarius pag. 183B. C. propter carnis excrescentiam aut palpebrae non recte curatae cicatricem fit. Paulus Aeoineta pag. 434, eodem - 87 - den Druck und jene tagliche Anwendung könnte man böse Safte herausziehen, was beim Anlegen einer frischen Wunde, die sofort wieder verkleben muss, nicht möglich ist. Aber setzen wir einmal voraus, dass die Zange gebraucht worden ist? Ruysch erkiart öffentlich ibid. Epist. respons. 13 Seite 27, dass jenes Instrument bei der wahren Ptosis völlig ungeeignet ist, und er fordert Ravius auf, dass er ihm ein einziges Beispiel von Heilung dieser Krankheit zeige. St. Yves berichtet Seite 83 C. 9 dass diese, dass heisst die Methode der Alten, sehr gut ist, und als ware er nie von dem Erfolg getauscht. Maitre Jean verwirft beide Methoden als unnfitz, Seite 607 und 608. Heister verurteilt sie auch als ganz nötzlos, Seite 540, weil das Lid nach der Wundheilung durch ihre Schlaffheit doch immer wieder zum zweiten Male herabsinkt. Es ist keine haufige Krankheit; ich habe nur zweimal eine wahre Phalangosis gesehen, bei einem Sechziger und bei der erwahnten jungen Dame, die obwohl sie in Paris behandelt worden war, doch ungeheilt zurück kam. Wir haben also bei der Trichiasis dieselben Heilmittel vorgeschlagen als bei der Psorophthalmia und halten dieselben für sehr empfehlenswert. SECHSTES KAPITEL. Ueber Ectropion. § t. Die Umkehrung des Augenlides heisst bei den Griechen haoomov nach Celsus, Buch 7, Cap. 7, § 10, Seite 430. Galenus nennt in seinem Buch von den Augenkrankheiten Cap. 9, Chart. Seite 523 als driften Fehler des Augenlides die Umkehrung des Lides nach unten. Diese entsteht, sagt er, entweder durch eine Verletzung oder durch überflüssige Gewebsbildung. So auch Actuarius Seite 183: sie entstehe durch Gewebswucherung oder — 88 — modo id vitium definit: commendat aeruginem vel plumbum ustum, vel utrumque simul applicandum animadvertit ectropion ex vulnere palpebrae facile sanari, dum modo cicatrix bene formetur: quod tarnen non semper accidit. Est vero et tertia causa quam ignorarunt veteres, variolarum in palbebris profunda suppuratio, unde insanabile ectropion. Contingit etiam in senibus, quemadmodum Celsus adnotavit: „evenit interdum (dicit) etiam senectute" ib. Ex professo de ectropio egit E. C Keckius vid. Haller. disp. Chirurg. Select. 14 pag. 273, ortum igitur duxit ex superflua carne, estque ea inversio frequentissima ad quam etiam ea, quae in senectute fit, referenda est; vel ex vulneribus vel suppurationibusprofundis, quibus cicatrisatae palpebrae nimis contractae inversionem efficiunt: de his singulatim agam. Figura IX. De ectrotio § 2. Ectropium seu inversio palpebrae propter carnem superpropter car- fluam semper palpebrae inferiori accidit ut A. B. C. Hujus initium nem^super- frequenter est psorophthalmia et lippitudo, quibus intumescit cutis seu caro interna palpebrae, quae adnatae continuatio est, donec invertitur palpebra integra. Saepe in initio satis subito sanari potest medicamentis leviter escharoticis et adstringentibus, ut aerugine, aere usto, aloë, myrrha, vitriolo martis et similibus; optime etiam mercurius praecipitatus ruber forma ung. Ubi sarcomatis naturam induit lapide infernali leviter attingi debet, etincredibile est, quantum huic remedio auscultet vitium. Vitriolum cyprinum saepe idem efficit. His si non auscultet malum, ferra- — 161 — Diese wirken trager und tun nicht so gut. Es scheint mir, dass er eine doppelte Methode vorschlagt, entweder das Glüheisen oder wie die Andere die chemischen Brennmittel; richtig aber hat er bemerkt, dass letztere trager sind und nicht dasselbe ieisten. Galenus schreibt das Folgende über Aegylops in de Compos. Medic. sec. loca Buch 5: Wenn die Krankheit den Medikamenten nicht nachgiebt, so wende man nach Eröffnung des Augenwinkels und Blosslegung des Knochens das Cauterium actuale an; Paulus von Aeqina bespricht die Operation Buch 6, Kap. 22, Seite 559 ein wenig genauer, denn wenn das Bein noch nicht mitleidet, schneidet er alles, was hervorragt, weg bis auf den Knochen, welchen er nur abkratzt; wenn letzterer aber mit erkrankt ist, so brennt er ein Loch hindurch mit einen olivenförmigen Glüheisen, und legt einen mit Wasser getrankten Schwamm auf das Auge, um dieses zu schützen; er fügt hinzu, dass Einige nach dem Wegschneiden der Weichteile die Feuchtigkeit oder den Eiter mit Hilfe eines Bohrers in die Nase geführt haben; dann folgt jedoch: „Wir waren mit dem Glüheisen zufrieden". Aus der Beschreibung von Paulus von Aeqina geht hervor, dass die Alten nicht nur kauterisirten, sondern auch mit dem Bohrer das Tranenbein durchbohrten, wie heutzutage Sharp, von dessen Methode sofort die Rede sein wird. Aetius hat eine viel kürzere Beschreibung, ibid. Seite 335, Kap. 86, mitgeteilt, das heisst, er nimmt die Schwielen weg und kauterisirt, nachdem er einen Schwamm auf das Auge gelegt hat. Aus der Vergleichung dieser verschiedenen Methoden mit der von St. Yves, geht deutlich hervor, dass die Operation dieselbe ist, denn auch dieser schneidet zunachst mit dem Messer die Schwielen weg, öffnet den Tranensack und kauterisiert das Tranenbein; freilich schützt er das Auge mit einer ei se rn en Röhre, damit es nicht durch die Hitze des Brenneisens geschadet wird. Paulus und Aetius legen einen mit kaltem Wasser befeuchtigten Schwamm auf das Auge, und, wie mir scheint, kann das Auge in der Weise besser geschützt werden; denn einen solchen Schnitt zu machen, dass wir zunachst die Röhre hineinlegen können, damit danach das Kauterium actuale nicht irregeht, scheint mir nicht möglich zu sein. 11 — 162 — § 6. St. Yves accuratius quam veteres adurendi modum descripsit pag. 51; sequenti modo totam Chirurgiam tradit: incisio facienda est quando fistula coeca est infra tendinem musculi orbicularis, nisi tumor emineat supra eum uti fig. 1 nostra, tum supra id incipiendum: plaga incidi debet lunata, paralella margini orbitae, dein spongia praeparata imponenda usque in crastinum diem, ut plaga fiat rotunda seu. ampla: dein specillum demittendum ad os usque et juxta illud cannula vid. Heist. Tab. 16, Fig. 22, b. ibid. fig. 21. Alii loco cannulae metallicum veluti cochleare ibid. fig. 23 applicant quo oculus tutatur et ferramentum per foramen huic usui accommodatum adegi potest. Cannula applicata specillum tollitur, mox ferramentum, candens subito applicatur donec os perforatum est pag. 52. Si sanguis naribus fluat, signum est bene factam fuisse encheiresin, aut si aër per plagam exit, dum aeger clausis naribus aërem expirat: dein penicillum sufficiens immittitur et emplastrum pag. 53. Ubi os maxillare adfectum est carie, primum ferramentum ad id ter vel bis applicandum est antequam os unguis perforetur. Tertio die penicillum auferri debet et pennae tubus utrimque apertus intra vulnus ad os usque demittendus; dein alter penecillus liquido caustico illinitus intra tubum demidi debet, donec penecillus caustico imbutus os unguis transit: hoe facto tubus, quo ad defendendum saccum contra caustici vim usus est Chirurgus, retrahi debet, et reliqua sunt deliganda ut prius pag. 54. In fistulis complicatis solo caustico utitur, neque ferramentum candens adducit, ne oculus laedatur. In universum igitur videtis A: hanc methodum nulla ratione differre a veterum methodo nisi quod paulo fusius descripta sit Haec St. Yves methodus admodum placet Bordenavio. — 163 — § 6. St. Yves beschreibt die Weise des Brennen genauer als die Aelteren, Seite 51; in der folgenden Weise bespricht er die ganze Operation: „der Schnitt soll, wenn die Fistel blind endigt, unterhalb der Sehne des Kreismuskels anfangen, es sei denn dass die Geschwulst sich über dieser Sehne erstreckt, wie in unsrer Fig. 1; dann soll dort angefangen werden; die Wunde soll mondförmig sein, paralell dem Orbitalrande; weiter soll bis zum nachsten Tag ein praeparierter Schwamm auf das Auge gelegt worden, damit die Wunde rund wird und weit klafft: danach muss eine Hohlsonde bis auf das Bein hineingesteckt und an dieser entlang eine Röhre eingeführt werden, siehe Heist. Taf. 16, Fig. 22, b. ibid. Fig. 21. Andere benutzen statt einer Röhre ein metallenes Instrument, das einem Löffel 'sehr ahnlich sieht, ibid. Seite 23 zum Schutz des Auges. Das Glüheisen kann durch ein zu diesem Zweck geeignetes Loch getrieben werden. Wenn die Röhre an ihrer Stelle liegt, wird die Sonde fortgenommen und alsbald ganz rasch das Ferrum candens angewandt, bis das Bein durchbohrt ist, Seite 52. Wenn Blut aus der Nase fliesst, so ist dies ein Zeichen, dass die Operation gut gelungen ist, oder auch wenn beim Ausathmen mit geschlossenen Nasenlöchern, Luft aus der Wunde hervortritt: alsdann wird genügend Charpie hineingelegt und ein Pflaster darüber befestigt, Seite 53. Wenn auch der Kiefer mitleidet, so soll das Ferrum candens zunSchst drei oder viermal auf diesen aufgesetzt werden, bevor das Tranenbein durchbohrt werden kann. Am driften Tage wird die Charpie entfernt und muss eine nach beiden Seiten geöffnete Federspule bis auf den Knochen in die Wunde hinuntergelassen werden; dann wird ein andres mit einem flüssigen Aetzmittel eingeriebenes Stück Charpie durch die Röhre hinabgeführt, bis das mit dem Kausticum getrankte Stück Charpie das Tranenbein passiert ist; wenn dies geschehen ist,so muss die Röhre, welche der Chirurge zum Schutz des Thranensackes wider das Kausticum benützt hat, zurückgezogen werden, und das Auge verbunden werden wie früher, Seite 54. Bei komplicirten Fisteln gebraucht er allein ein chemisches Kausticum und nicht das Ferrum candens, damit das Auge nicht geschadet wird. Im Allgemeinen sehen Sie also, dass diese Methode in keiner Weise von der Methode der Alten verschieden ist, nur dass sie ein wenig aus- 11* Alii vero, uti Boudin vid. Louisium pag. 204 non modo os unguis verum etiam os spongiosum destruebat ferro candente. Woolhusius demittebat plumbeum vel aureum tubum ibid. pag. 204. § 7. Chesseldenus vid. Ledrani transl. pag. 449 proponit ferramentum candens tenuius, quam St. Yves, et incurvum etiam cannulam incurvam Tab. 4, A et B.J) Commendat ferramenti apicem non in nasum usque penetrare oportere tantum ingredi plagam ad profunditatem dimidii pollicis etiam in viro. § 8. Sharpius Chirurg, pag. 175 et seq. recte judicat ustionem penitus proscribendam esse, quia raro necessaria est, nisi forte ubi os unguis cariosum est, quod rarissimum. Commendat igitur ut perforatorio os unguis aperiatur ibid. pag. 178. Proponit incurvum tab. 2, fig. 3, procul dubio quoniam Chesseldenus tali usus est uti videre est Tab. 4, c. pag. 449. Adhiberi potest perforatorium quodcunque. Rectum ipse adhibui in muliere Amstelaedami, quo perforavi os unguis; verum nullus sanguis profluebat ex nare, quod mirabar: adegi instrumentum ad altitudinem V» pollicis neque etiam tum effluxit: desperabam de sanatione; post tres vel quatuor hebdomadas os spongiosum superius carie adfectum, prolapsum est, quo factum est, ut lacrymae per novum iter intra nasum fluebant atque ita sanata fuit aegra. Discimus tarnen inde aliquando affectum talem causam esse posse diversorum symptomatum. Patet insuper ex his methodis perforatorium non veteribus incognitum fuisse: Paulus enim terebram vocat, vide Hist. hujus >) Quo non os unguis sed canalem nsaalem erurit vid. Tab. 3 BB. — 169 — Die Folge dieser Erkrankung ist ein fortdauerndes Tranentraufeln. Der Encanthis aber scheint naher betrachtet entweder eine Entzündung oder eine Erhartung oder eine Anschwellung der Karunkel zu sein. Wenn die Geschwulst hart ist, soll man sie als bösartig betrach ten, wenn sie weich ist, verschwindet sie mit Hilfe ausserer antiphlogistischen Mitteln. Es giebt auch eine dritte Art Encanthis, wenn namlich, wie Galenus in Introduct. Seite 58 G.-H. beschrieben hat, aus einem Geschwür im Augenwinkel neben der Nase eine Granulations wucherung emporwkchst. Es scheint mir zu, dass sie in dem Falie die Natur eines Sarkoms hat, und eine fungöse Wucherung ist, wie sie am Auge leicht nach Verletzungen auftritt; und wesshalb Celsus bemerkt dass die Ursache auch in einem schlecht geheilten Pterygium liegen kann. Von der ersten Art, der einfachen Entzündung werde ich nicht reden; denn die Entzündung des Auges und ihre Behandiung werde ich im Speciellen behandeln. Wenn die Karunkel oder dasjenige, was vom Pterygium übrig geblieben ist, erhartet ist, so soll es nach Vorschrift von Celsus ibidem Seite 425 mit einem Haken gefasst und umschnitten werden, sondern in vernünftiger Weise und ganz vorsichtig, damit Nichts vom Winkel selber weggeschnitten wird, das heisst, damit nicht die Tranenkanalchen, die von Einigen die Schneckenhörner genannt werden, oder die Tranenpünkte oder auch der Tranensack selber verletzt werden. Maitre Jean, der auf Seite 524 Kap. 6 diese Geschwulst in ausgezeichneter Weise bespricht, stimmt Celsus bei und empfiehlt ungefahr dieselben Mittel und eine völlig gleiche Operation, mit der Nadel, dem Haken und einem Messer. Weiter schreibt Celsus vor, dass man ein kleines Stück Scharpie mit Galmei oder mit Schuhschwarze bestreuen und dieses in den Augenwinkel unter Offenhalten der Augenlider hinein legen muss, und dass man darüber in der angegebenen Weise verbinden soll, ibid. Zeile 17 und folgende. Jene leichte Aetzmitteln sind sehr nützlich; sonst wachst bei Sarkomen der Boden gleich wieder empor. Aetius unterscheidet zwei Formen von Encanthis, eine gut- und eine bösartige Form; die gutartige scheint von ihm als eine Schwellung der Karunkel betrachtet zu werden ; die bösartige scheint er für ein Sarkom oder auch für ein aus einem Geschwür oder Graecis nuncupatur; quando uritur vel acrioribus escharoticis fungosa caro exeditur, tum enim tota caruncula exeditur unde perpetua et insanabilis lacrymatio. De Rhoeade. Quotiescunque ipsa caruncula lacrymalis suppuratione deperdita est, vel ustione in Aegylope, quemadmodum plus semel vidi vel quemadmodum Celsus ibid. pag. 424. adnotat propter pterygium male sanatum vel encanthidem nimis escharoticis exesam, destructa est, tum qoicus a Graecis vocatur: estque igitur encanthidi oppositum vitium uti Actuarius animadvertit pag. 183. F. qui praeter modo dictas causas marcorem recenset; ita enim pergit, „quum caruncula imminuitur et emarcet, qoió<$ nuncupatur." Galenus adnotat lacrymationem hoe vitium insequi defin. med. pag. 48. F. G. Aliquoties id vitium vidi a marcore, suppuratione (ulcere carcinomatode) et aegylope male sanata ortum ducens. Vir cujus historiam in observ. Coll. Cas. pag. 104 videre potestis praeter ancyloblepharon etiam rhoeade laborat. Iudicat recte Paulus incurabile esse vide Cap. 22 lib. 3. pag. 435 F. Decrementum vero, id est rhoeas, tota quidem carne consumta aut a parum artificiosa Chirurgia aut per medicamenta incurabile esse scias. Si vero pars ipsarum imminuta fuerit, moderate adstringentibus et incamantibus ipsam renutriveris. Aetius uberius agit de hoe vitio ib. Cap. 87 pag. 535; inter causas etiam male curatam aegylopem numerat; praescribit ubi callus causa est, ustionem venae facialis oculi canthum transeuntem pag. 336; rectius fecisset si incurabile vitium renuntiasset. — 174 — acetum mixta applicandum esse docet, vel aquam frigidam perfundendam esse super angulos etiam super caput. Utendum etiam esse infernarum partium deligatura, in adultis vero cucurbitas cum scarificatione occipiti applicandas esse. In infantibus his saltem in terris rarissimum esse id vitium credo; in feminis plethoricis vero si menstrua naturalianonpetunt, aliquando per vasa palpebrarum et carunculae, sanguis effluit, raro autem; si vero contingat, venae sectione plethora tolli debet et pedeluviis aliisque remediis ad inferiora sanguis attrahendus est. Schenkius Lib. 1, pag. 164 ex Foresto adnotat casum vetulae 80 annorum cujus oculi per tres septimanas rubrum sanguinem stillabant. Si laxitas vasorum causa est, ea roboranda sunt, si plethora, curanda ut ante dictum est. ein Gemisch von Wasser und Essig anzuwenden, oder kaltes Wasser über die Augenwinkel und auch über den Kopf hinüber zu giessen; auch soll man eventuell die unteren Gliedmassen abbinden; und bei Erwachsenen Gurken und Scarificationen am Hinterkopf anwenden. Ich glaube, dass dieses Uebel bei Kindern, wenigstens in diesen Landern sehr seiten ist; bei plethorischen Weibern aber kommt es bisweilen wiewohl seiten vor, dass aus den GefSssen der Augenlider und der Karunkel Blut fliesst, wenn sie die natürliche Menstruation nicht bekommen haben; in diesem Falie soll die Plethora durch Aderlass bestritten werden, und soll das Blut mittels Fussbader und anderer Mitteln nach den unteren Extremitaten abgeleitet werden. Schenk erwahnt auf Seite 164, Buch 1, aus Foret einen Fall bezüglich einer Frau von 80 Jahren, derer Augen wahrend drei Wochen bluteten. Wenn Schlaffheit der Gefasswande die Ursache ist, sollen diese gekraftigt werden, wenn Plethora die Ursache ist, soll man sie behandeln, wie früher gesagt worden ist. SECTIO TERTIA. De Adnatae et Corneae Vitiis. CAPUT PRIMUM. De Ophthalmia. unica adnata tenuissima est et valde pellucida; albedo enim tunicae albugineae pellucet, nisi ubi vasa sanguinea dentur, quae copiosa sunt in angulo majori. Dum microscopio conspicimus quae colli; ^ adnatam, ubique vasis scatet, quae videntur aa zonam corneae desinere; verum ibi modo diametros mutans et minora facta, imperceptibilem humorem gerant lymphaticum; visibilia vero fiunt, simulac augmentum capiunt, uti in multis inflammatJonibus videmus. Haec adnata flavescit, simulatque viae primae obsessae sunt, viridescit in ictericis, albicat autem et nitet valde in phthisicis: differentiae hae non a mutata hujus tunicae dispositione dependent, sed a materie, in cellulosa membrana inter adnatam scil. et albugineam sita jitur. ophthalmia in § l. Inter recentiores optime omnium mihi videtur Plempius universum. de ophthalmia egisse: vid. ejus ophthalmogr. Cap. 2. pag. 318. Distinguit lippitudinem ab ophthalmia; per lippitudinem intelligit id quod Horatius de se dicit, quod hebetius videret et oculis esset mollibus, per ophthalmiam vero inflammationem oculorum. Celsus autem lippitudinem vocat inflammationem oculorum, quam lacryma et tumor et crassa pituita concomitantur, lib. 6. Cap. 6. pag. 347. Praeter Plempium Pitcarnius in Elem. Med. Phys. Math. DR1TTER ABSCHNITT. Von den Krankheiten der Bindehaut und der Hornhaut. ERSTES KAPITEL. Von der Ophthalmia. ie Bindehaut ist sehr dünn und durchsichtig, denn das Weiss der Sclera scheint hindurch, nur nicht da, wo Blutgefasse liegen, die sich im inneren Augenwinkel in grösserer Menge vor- finden. Wenn wir die Bindehaut mit dem Mikroskop betrachten, ist sie überall sehr reich an Gefassen, welche am Cornealsaume aufzuhören scheinen; freilich andern sie dort nur ihr Durchmesser und werden sie kleiner, indem sie eine unsichtbare lymphatische Flüssigkeit führen sie werden aber sichtbar sobald sie in Grösse zunehmen, wie wir bei vielen Entzündungen wahrnehmen. Dieser Teil der Bindehaut wird gelb gefarbt, sobald der Magendarmkanal angegriffen ist, grün bei Icterici, weiss und sehr glanzend bei Phthisici. Diese Unterschiede werden nicht durch die veranderte Beschaffenheit dieser Augenhülle veranlasst, sondern durch die Flüssigkeit, die sich in der maschenhaltigen Schichte zwischen Bindehaut und Sclera ansammelt. § 1. Unter den Jüngeren scheint Plempius mir am Mlerbestenophthaimiaim fiber Augenentzündung geschrieben zu haben, siehe seine Oph- AUgemeinm. thalmogr. Kap. 2 Seite 318. Er unterscheidet die Lippitudo oder Triefaugigkeit von der sonstigen Augenentzündung. Unter „Lippitudo" versteht er dasjenige, was Horatius von sich selber sagt, namlich dass er schwachsichtig war und empfindliche Augen hatte, unter Ophthalmia aber verstand er die Entzündung der Augen. Celsus aber nennt Lippitudo, eine Augenentzündung, 12 pag. 111. Lib. 2. Cap. 9. satis bene egit, dividitque in internam et externam: externam vocat ubi sola adnata affecta est, interna ubi etiam retina inflammatione laborat, quae ex muscis et pulveribus in aëre volitantibus falso ab aegris conspectis cognoscitur, ibid. pag. 112. § 3. Ophthalmia igitur in universum dicitur omnis oculi seu potius adnatae inflammatio a quacunque causa orta, cum vel sine dolore prout gradu differt, concomitata tarnen lacrymatione non quoniam organa lacrymarum adfecta sunt, sed quoniam ipsa natura perpetua lacrymarum affusione emollire oculum conatur, vel acre et irritans quod forte illapsum est, eluere; saepe palpebrae adfectae sunt simul, tum vero ad palpebrarum vitia potius referenda est lippitudo, uti docuimus, ubi de Psorophthalmia et similibus palpebrarum morbis egimus. Multi putant ophthalmiam esse contagiosam scil. sanum intuentem lippum similiter lippum fieri: phoenomenon id satis bene explicat Plempius ib. § 2. „Si contagiosa esset", inquit „cur ocularii medici non perpetuo ophthalmia laborant?" Putat potius ab imaginatione dependere, quod is qui morbidos oculos inspexerit opinetur se laedi, quod propter frequentem tractationem ocularii non opinentur. Addere audeo sanos haec opinantes ab eo ipso momento oculos fricare tum digitis tum linteaminibus unde inflammatio saepe producitur. Galenus ex Plempii suffragio in inflammationibus oculorum nisi ab extranea causa, commendat nigra vel viridia oculis applicanda, ut lumen mitigetur. Utimur frequentissime serico viridi vel nigro, praefertur tarnen viride propter coloris jucunditatem. Ex debilitate visus qua ilico afficiuntur lippi, facile concludere — 179 — welche von Tranen, Schwellung und dickem Schleim begleitet ist, Buch 6. Kap. 6. Seite 347. Ausser Plempius hat auch Pitcairn in Elem. Medic. Phys. Math. Seite 111. Buch 2. Kap. 9. sie ziemlich gut beschrieben und teilt sie in eine Sussere und eine innere Form ein; die Sussere nennt er diejenige, bei der nur die Bindehaut leidet, die innere jene, bei der auch die Netzhaut entzündet ist. Man erkennt letzteres an den Mücken und dem Staub, die der Kranke unrichtig in der Luft zu sehen glaubt, Seite 112 § 3. Ophthalmia wird also im allgemeinen jede Entzündung des Auges oder lieber der Bindehaut genannt, aus welcher Ursache sie entstanden sei, mit oder ohne Schmerzen je nach dem Grade der Entzündung, aber von Tranenfluss begleitet, nicht weil die Tranenorgane mitleiden, sondern weil die Natur selber durch fortdauernden Zufluss von TrMnen das Auge zu erweichen, oder die vielleicht hinein geratenen scharfen und reizenden Substanzen aus zu spülen versucht; oft leiden zu gleicher Zeit die Augenlider mit; dann aber muss die Lippitudo lieber zu den Erkrankungen der Lider gezahlt werden, wie wir schon gelehrt haben, als von der Psorophthalmia und ahnlichen Liderkrankungen die Rede war. Viele glauben, dass die Ophthalmia ansteckend ist, das heisst, dass ein Gesunder beim Ansehen eines „Lippus" ebenfalls triefaugig wird; Plempïüs erkiart dieses Phanomen ziemlich gut, ib. § 2. „Wenn sie ansteckend ware", sagt er, „warum leiden die Augenarzte dann nicht fortwahrend an Ophthalmia?" Er glaubt, dass es vielmehr von dem Wahn abhangf, dass wer kranke Augen angesehen hat, glaubt, dass er selber geschadet wird, was die Augenarzte wegen der öfteren Behandiung nicht mehr glauben. Ich wage hinzu zu fügen, dass Gesunden, welche dies glauben, von dem Augenblick an sich bald mit den Fingern bald mit leinenen Tüchern die Augen reiben, wodurch oft eine Entzündung erzeugt wird. Galenus empfiehlt nach Mitteilung von Plempius bei Augenentzündungen zur Abschw3chung des Lichtes etwas Schwarzes oder Grünliches auf die Augen zu legen, wenn sie wenigstens nicht von ausseren Umstanden verursacht sind. Wir benützen sehr oft grüne oder schwarze Seide, doch wird die grüne bevorzugt wegen der angenehmen Farbe. Aus der schwachen Sehscharfe, von der die Triefaügigen sofort 12* — 180 — possumus propter vasorum ocularium tam internorum quam externorum anastomoses etiam interne oculum plus minus laedi. Retina secus adfici non posset, quae tarnen in valde lippientibus saepe vehementer a lumine laeditur. Divish vitu. Quoniam vero a tot diversis causis dependere potest id vitium, quae saepe contraria desiderant remedia; singulatim praecipuas species considerabimus, primum simplicissimas ab illapsis corporum heterogeneorum productas, dein eas quae potius a vitiatis humoribus generantur. ophthalmia § 2. Illabuntur saepe in oculum corpora duriuscula, pulveres et ab iUapsu cor-similia quae oculum vel laedunt vel irritant, ita ut continuo inflamporumhetero- metur; aliquando musea vel aliud parvum animalculum idem efficit. geneorum. Ubi ligni festuca vel straminis palea, ilico eximi debet forcipe, manu stabili, apertis palpebris firmiterque retentis. Amstelaedami virginis oculus ophthalmia affectus mihi monstrabatur, quae propter illapsam paleam avenae per tres menses duraverat: metus et nescio quid causa fuerat ut semper obtegisset oculum aegra, nullique ostendere voluisset vitium. Pertaesa tandem Chirurgam arcessivit et me. Aperiebam audacter oculum observabamque insignem paleam sub palpebra superiori, tunicae adnatae adeo inhaerentem, ut fungo pro parte operiretur. Simulac tenaculo traheretur palea, ilico sanguinem fudit fungus, extraxi tarnen forfice prius abscissa fungi parte super imminente, atque adhibito collyrio simplici intra paucos dies sanitatem recepit. Ubi squammae piscium concavitate sua sese oculo applicant, difficulter extrahuntur, nam apertis palpebris saepe corneae inhaerunt: uti tum debet medicus vel tenaculo sed parvo vel setae, prehensis duobus extremis, parte media, neque metuere debet corneam; befallen werden, können wir leicht den Schluss ziehen, dass infolge der Verbindungen zwischen innere und aussere Augengefasse auch das innere Auge mehr oder weniger geschadet wird. Die Netzhaut könnte sonst nicht angegriffen werden, wahrend sie doch bei Leuten, die an schwerer Triefaugigkeit leiden, oft heftig vom Lichte geschadigt wird. Weil dieses Uebel gewiss von so vielen verschiedenen Ursachen EinteUung verursacht werden kann, welche oft entgegengesetzte Mitiel erfordern, ) Ex impuris basüs super oculos contrahi, certus sunt; saepius eam tractavi et abstergente coltyrio sanavi additis mercurialibus vel unguento oculari cum praecipitato rubro. — 191 — ausführlich; er schreibt sie ganz besonders dem Unterdrücken der Gonorrhoë zu. Er betrachtet sie als gefahrlich, weil sie eine leicht zu Gangran führende Chemosis erzeugt; und er schreibt deshalb nicht nur die allgemeinen Mittel zur Behandiung vor, sondern auch den folgenden chirurgischen Eingriff: Durchschneidung und Entfernung der Bindehaut um die Hornhaut herum, damit das Auge selber nicht vom Gangran zerstört werde, Seite 294. Er beschreibt die eigentliche Operation in undeutlicher Weise; es kommt mir wahrscheinlich vor dass er gemeint hat, dass in diesem Fall die Bindehaut scarificiert werden muss. Er erwahnt nicht, dass dieser Eingriff angewandt worden ist, denn diese Faile sind seiten. Er führt einen merkwürdigen Fall eines Jünglings an, der die venerische Entzündung wie durch eine Impfung erworben hatte; er hatte die Gewohnheit jeden Morgen die Augen mit seinem warmen Urin zu waschen, der die Sehscharfe kraftigen sollte; nachdem er von einer virulenten Gonorrhoë befallen war, hat er nichts fürchtend diese Gewohnheit fortgesetzt, und sich in dieser Weise eine schwere Entzündung erworben, welche aber mit denselben Mitteln wie die Gonorhoë vollkommen ausheilte, siehe Seite 295. Es soll noch erwahnt werden, dass man nicht nur allgemeine Mittel zudienen soll, sondern auch specifisch antivenerische Mittel, die zu erwahnen aber nicht hierher gehört. Der Lues selber erzeugt nicht nur bei Erwachsenen oft furchtbare Entzündungen, sondern wird auch den Kindern mitgeteilt. Eiterung und Zerstörung der Augen sind die Folgen. Bei Erwachsenen war es nicht seiten zu sehen, bevor die Behandiung der Lues weniger bekannt war, aber neulich habe ich es bei einem Neugeborenen gesehen; beiderseits war die Linse nach Vereiterung der Augen auf den Backen geklebt, schreckliches Gesicht; kurze Zeit spater machte der Tod dem unglücklichen Leben ein Ende. ') Dass sie durch unreine Küsse auf die Augen erzeugt werden kann, davon bin ich sicher; öfters habe ich einen solchen Fall behandelt, und mit einem reinigenden Augenwasser unter Hinzufügung von Quecksilberverbindungen oder roter Praecipitatsalbe zur Heilung gebracht — 192 — De Chemosi. § 9. Quando tunica adnata vehementi inflammatione ita attollitur ut cornea veluti foveam efficiat, tum Chemosis dicitur; ita enim Galen, in Introd. pag. 58. H. „Chemosis ex inflammatione vehemen„tiori utrasque palpebras in exteriorem partem detorquet, ne totum „oculum contegant; proprie vero Chemosis dicitur, cum album ^utraque Iridis parte inflammatione afficitur, juxta iridem autem "cavum hiatularum similitudine apparet"; per iridem hic corneam intelligit. Paulus ad verbum Galenum secutus ibid. pag. 434. Lib. 3. Cap. 21. Chemosin eodem modo definit; ita autem eam describit quod candidum oculi sublimius sit quam nigrum, id est, adnata sublimior cornea, addit etiam quod multam nigri partem occupat. Aetius ibid. pag. 301. Cap. 5. magis de remediis quam symptomatibus hujus vitii loquitur. Notate A. H. tunicam adnatam laxe admodum cohaerere cum albuginea, ubi vero corneae tunicam exteriorem efficit ei firmiter inhaerere: quum igitur tunica haec inflammatione turget, tum ultra corneam elevatur et haec foveae fundum convexum efficit. Est igitur ophthalmia vehementior quae iisdem remediis sanari debet: metus autem semper adest ne ipsa cornea nimium inflammetur, atque ideo remedia quantocius adhibenda sunt. § 10. Adnata in phlegmaticis non raro propter fluxionem in tumorem oedematosum pallidum exsurglt, efformatque Chemosi quoad formam simile vitium, sed quoad colorem diversum. Maitre Janus egregie de hoe vitio egit ib. Cap. 14. pag. 401. animadvertitque vel propter fluxionem contingere vel inflaramationis esse sequelam. Utrumque oedema vidi, sanatur satis facile collyriis roborantibus nisi integrum corpus oedematosum sit et hydropicum, tum nullis remediis cedit, nisi corpus ipsum prius sanetur, quod uti recte adnotavit Aretaeus, nequidem Jovi facile est. — 193 — Ueber Chemosis. § 9. Wenn die Bindehaut derart von einer heftigen Entzündung befallen wird, dass die Hornhaut eine Art von Delle bildet, so spricht man von Chemosis, denn so schreibt Galenus in Introduct. Seite 58 H: „Die Chemosis bei heftiger Entzündung kehrt beide Augen„lider nach aussen, sodass sie das Auge nicht ganz bedecken; „freilich soll man eigentlich von Chemosis reden, wenn das Weiss „auf beiden Seiten der Iris von einer Entzündung befallen wird; „daneben sieht man eine Höhle wie ein Schlund." Unter Iris meint er an dieser Stelle die Hornhaut. Paulus ist Galenus wörtlich gefolgt Seite 434. Buch 3 Kap. 21 und definirt Chemosis in derselben Weise, beschreibt sie aber so, dass das Weiss der Auges höher liege als die Hornhaut, d. h. die' Bindehaut höher als die Hornhaut und er fügt hinzu, dass sie sogar einen grossen Teil des Schwarzes verdecke. Aetius spricht auf Seite 301 Kap. 5 mehr von den Heilmitteln als von den Symptomen dieser Krankheit. Merkt euch wohl, dass die Bindehaut sehr locker mit der Sclera zusammenhangt; wo sie aber die aüssere Schicht der Hornhaut bildet, ist sie fest mit dieser verbunden; wenn diese Schicht also entzündiich anschwillt, da wird sie über die Hornhaut emporgehoben und bildet letztere' den convexen Boden einer Delle. Es is folglich eine heftigere Art von Ophthalmie, welche mit denselben Mitteln geheilt werden soll; es besteht aber immer die Furcht, dass die Hornhaut selbe zu sehr in Entzündung getete; und es müssen desshalb die Heilmittel je eher je lieber angewandt werden. § 10. Bei Phlegmatici ist es nicht seiten, dass die Bindehaut sich durch einen Fluss zu einer blassen Geschwulst erhebt, hierdurch entsteht eine Krankheit, welche nacli ihrer Form der Chemosis ahnlich sieht, durch ihre Farbe aber vesschieden ist. MaItre Jean hat dieses Uebel in ausgezeichneter Weise besprochen, auf Seite 401. Kap. 14, und bemerkt dazu, dass es entweder durch Flüsse entsteht oder die Folge einer Entzündung ist. fch habe beide Arten von Oedem gesehen; es heilt ziemlich teteht durch versterkende Collyrien, es sei denn dass der ganze Körper oedematös und wassersüchtig ist; in dem Fall weicht das Oedem keinem Mittel, wenn nicht der ganze Körper selber 13 — 194 — Ubi mitius est malum, collyria cum caphora, vino vel spiritu vini curam absolvunt. SugUiatio. § 11. Ubi venae quaedam seu potius vasa quaedam cellulosam adnatae membranam percurrentia rumpuntur, ita ut sanguis purus coagulatus transpareat, tum sugillatio audit, quae varias agnoscit causas, contusionem, plagam vel frigus subito oculum afficiens. Absorbetur fere semper hic extravasatus sanguis sed lente; veteres uti Paulus Cap. 22 pag. 433. F. G. demulcentia in initio commendat; deinceps vero roborantia, ut sunt sal, acetum et similia quae stimulando simul agunt, dum collyriis admiscentur; laudat etiam uvas passas pro cataplasmate in posca vel mulsa. pterygium. § 12. Vitium quod Graeci Pterygium seu nreovyiov vocant, Latinis dicitur unguis, de quo admirabiliter scripsit Celsus § 4. Cap. 7. pag. 423 „est" ut ejus verbis utar, „membranula nervosa, quae „oriens ab angulo (ut A.) ad pupillam nonnunquam quoque perve„nit eique officit: saepius a narium (ut A), interdum etiam a tem„porum parte (utB) nascitur;" Bartischius pag. 218 praesertim tabula seu figura 21. id duplex genus depingit et fig. 22 aliud ex superna et inferna corneae parte, uti Cm D., natum, cujus quidam e veteribus non meminerunt. Paulus breviter de eo agit et praecipue describit Pterygium ab angulo ortum. Aetius vero ibid. pag. 325 Cap. 58. accuratius de pterygio agit, adnotat enim saepius quidem ex angulo majori juxta nasum incipere, rarius a minori et adhuc rarius generari a superna aut inferna palpebra ibid. G — 195 — zunachst geheilt wird, was aber, wie Aretaeus richtig bemerkt hat, selbst Gott nicht leicht ist. Wenn die Krankheit leichter ist, führen Collyrien mit Campher, Wein oder Weingeist die Heilung herbei. § 11. Wo einige Venen oder besser einige Gefasse, welche in SugiUaHon. den lockeren Bindehautschichten verlaufen, verletzt werden, so dass reines koagulirtes Blut hindurchscheint, spricht man von einer Sugillation, die verschiedene Ursachen haben kann, einen Stoss, eine Wunde, oder eine das Auge plötzlich befallende Kalte. Ein solches Blutextravasat wird fast immer resorbirt, aber langsam; die Alten, wie Paulus Kap. 22, Seite 433, empfehlen im Anfang Demulcentia und spater versterkende Mittel, wie Salz, Essig, und dergleichen, welche, wenn sie dem Augenwasser beigemischt werden, zu gleicher Zeit als Reizmittel wirken; auch lobt er Rosinen in Posca oder Methe für Umschlage. § 12. Das Uebel, das die Griechen Pterygium oder nxeqvyiov Von dem nennen, wird von den Römern „unguis" genannt, worüber Celsus fl>l*euausgezeichnet geschrieben hat, § 4. Kap. 7, Seite 423. „Es ist", um seine Worte zu gebrauchen, „eine sehnige Haut, welche „von einem Winkel (z. B. A.) ausgeht, bisweilen selbst bis an „die Pupille reicht, und diese verschliessen kann; in derMehrzahl „der Falie entsteht sie an der Seite der Nase (wie in A), bisweilen „auch an der Schlafenseite (in B)". Bartisch malt auf Tafel oder Figur 21. Seite 218 besonders diese zwei Arten ab, und in Fig. 22 ein anderes, am oberen und unteren Rande der Hornhaut, in C und D, entstandenes, das von einigen alteren Autoren nicht erwahnt worden war. Paulus behandelt es nur ganz kurz und beschreibt besonders ein im Winkel entstandenes Pterygium. Aetius aber bespricht ibid. Seite 325, Kap. 58 das Pterygium genauer; denn er bemerkt, dass es öfters im inneren Winkel bei der Nase anfangt, seltener im ausseren Winkel und noch seltener vom oberen oder unteren Augenlid, ibid. G. 13* — 196 — Maitre Jean idem fere quod Aetius observat Cap. 21 pag. 467, scilicet rariores in angulo minori quam in angulo majori incipere, rarissime ex radicibus palpebrarum id est ex C. et D. Testatur vero se ea pterygia vidisse sed non adeo aucta, ut visum impedirent aut Chirurgia indigerent. Agnoscit tres species, membranosum, adiposum et varicosum ib. in fine pag. 467; vitium ipsum est adnatae augmentum quod lente increscit, donec eam etiam partem attollat quae corneam obtegit atque hac ratione ipsum visum offendit si super pupillam movetur. Vidi aliquoties hoe vitium ex angulo magno ortum, etiam ad radicem palpebrae inferioris sed nunquam magnum adeo ut ad Chirurgiam veniendum esset. Commendo vobis Celsum qui diligentissime Chirurgiam tradit loco citato, „si inveteravit", (inquit) „excidi debet: medicus hamulum „acutum, paulum mucrone intus recurvato, subjicere extremo ungui „debet, eumque infigere,—hamulo apprehenso levare unguem eumque „acu trajicere linum trahente, dein acum ponere, lini duo capita „apprehendere et per ea erecto ungue — excidenda membranula est, „ne quid ex angulo laedatur;" addit varias cautelas, quas hic repetere non necessarium duco: sufficit non nimium exscindi debere, ne inde vel caruncula laedatur vel Rhoeas oriatur, neque aliquid relinqui ne encanthis, de quibus antea egimus. Recentiores eadem prorsus ratione hodie id vitium manu curant, sed filum sericum vel e cauda equina crinem usurpant, ceterum omnia perfecte conveniunt. Si recens est unguis variis, adstringentibus, forma sicca vel humida applicatis restituitur. Galenus escharotica admovet vid. wandt, günstig beeinflüsst. Galenus wendet Aetzmittel an, siehe Lib. de ocul. Chart. Kap. 10, Seite 520. D.E. das heisst gebranntes Kupfer, Kupferröte, Schweinegalle, oder Sal ammoniacum; wenn das Pterygium aber hart ist, iernt er, sei die Entfernung das Beste. Nach Celsus hat Aetius am Besten über Pterygium geschrieben, er hat auch viele von den Alten gebrauchten Mittel beschrieben, Kap. 59, Seite 326. § 13. Es ist wunderbar zu sehen, wie rasch die Bindehaut nach Verletzung zu einer Wucherung auswachst, welche Sarkom Das Sarkom genannt werden muss, denn sie ist rötlich wie Fleisch, und wachst ex angulo ma- ^ jori oculi veluti nutriuntur. Haec dolorem non adferunt, visum vero deturpant, saepe enim super pupillam progrediuntur. Indicatio curativa est depurare ulcus et ad cicatricem deducere ita tarnen ut pellucida maneat cornea. Quaeritur autem num vase nutriatur sanguineo ex adnata adveniente? Aliqui medici ejus opinionis fuerunt, quapropter acu incurva prehensa adnata cum vase exscindere conati sunt, ne recrudesceret malum; verum nullo cum successu, nam sanato ulcere, brevi post, nova oborta ophthalmia ulcus veluti ante cum vase rubro in medio desinente redit. In nobili matrona diu admodum tractavi id vitium, sed mihi visum fuit vasculum id proprie non nutrire ulcus, sed propter obstructos ramos in ulcere desinentes increscere et conspicuum fieri: antea enim dixi vasa adnatae perreptare corneam, sed tum vehere lympham pellucidam. Id saepius effeci, lapide 205 mehr kleine Abszesse, die Eiter entleeren und dann spater in Geschwüre übergehen, besonders in der Hornhaut. Diese Abszesse müssen also zunachst zur Reife gebracht werden und fordern dazu erweichende Umschlage, gekochte Aepfel und alles, was durch feuchte Warme das Auge erwMrmen kann.Jedoch sollen allgemeine Mittel zur Ueberwindung einer Entzündung nicht vernachlassigt werden; besonders wenn die Entzündung aus fortdauernd reizenden Flüssen ihren Ursprung nimmt. Abszesse der Bindehaut sind seiten zu befürchten, weil die Sehscharfe dadurch nie geschadet wird; nur trübt sich die Hornhaut aber mehr oder weniger je nachdem das Geschwür grösser oder kleiner war. Es müssen also reinigende und leicht atzende Mittel angewandt werden um das Geschwür zu reinigen und die getrübte Hornhautschicht wieder aufzuklaren; sonst entsteht ein Nephelion oder Achlys, welches der Sehscharfe schadet. Weil diese veralterte Narben aber in besonderer Weise behandelt werden müssen, so werde ich von diesen im nachstfolgenden Kapitel reden. § 4. Oft habe ich nach Augenkrankheiten entstandene unreine HomhautgeGeschwüre der Hornhaut beobachtet, welche aus dem inneren schwure von Augenwinkel ein bedeutendes Blutgefass erlangten, durch das sie, Blut^fösse würde man sagen, genairt wurden. gena ' Diese Geschwüre erzeugen keine Schmerzen, aber schaden oft die Sehscharfe, denn sie kriechen weiter bis über die Pupille. Die angezeigte Behandiung ist das Geschwür zu reinigen, und zur Vernarbung zu bringen, in solcher Weise aber, dass die Horn- naut aurcnsicntig oieiot. t,s ist aber noch eine offene Frage, ob wohl das Geschwür durch das aus der Bindehaut herbeikommende Gefass genahrt wird. Einige Aerzte waren dieser Meinung, wesshalb sie versucht haben mittels einer gekrümmten Nadel die Bindehaut zu fassen und sie mit dem Gefass auszuschneiden, damit die Krankheit nicht wieder exacerbierte; ohne Erfolg aber, denn kurze Zeit nach der Heilung des Geschwürs entstand wieder eine neue Entzündung und kehrte das Geschwür mit dem roten Gefass, das bis in seine Mitte reichte wieder zurück. Bei einer vornehmen Dame habe ich dieses Uebel langere Zeit hindurch behandelt; mir hat es aber erschienen, dass dieses Gefass eigentlich nicht das Geschwür ernahrte, sondern — 206 — infernali tangendo ulcus ut ad sanitatem perduxerim, nullo remanente vestigio: verum hodie adeo opaca reddita est cornea propter inflammationes crebro redeuntes ut oculum obtegere debeat. In adolescente orbo seu ex civium orphanotrophio huc ante accedente vobis simile ulcus monstravi, de quo idem praedixi. Talia igitur si oriantur incurabilia habenda sunt; si vero remediis sanationem molimur, inflammatione sedata lapidem infernalem vel similia admovere debemus. CAPUT TERTIUM. De VUUs Corneae Propriis* Vitia corneae propria talia voco, quae corneam solam afficiunt, quamquam in universum semper cum aliis aftinitatem habent, exceptis vulneribus, nisi altius penetrantia etiam uveam et humores laedant. Nephelium verb. gr. et ac Achlys cicatrices sunt ulcerum, staphylomata pleraque ex ophthalmiis oriuntur, seu ex intus vitiato oculo atque ideo vix a staphylomatibus uveae separari possunt. Staphyloma corneae seu Hydrops, licet corneam solam afficere videatur, ex mala dispositione vasorum humorem aqueum secernen- — 225 — lamellen gleitende und der im Iriskreis gebildete Eiter die Form eines abgeschnittenen Nagels zeigt; wenn aber mehr Eiter gebildet wird und dieser bis za der Mitte der Pupille hinaufreicht, oder durch die ganze Hornhaut hindurchscheint, so sagen wir, dass das Auge vereitert ist (ibid. B-C). Er zahlt dieselben Ursachen auf, die wir angegeben haben. Paulus beschreibt diese Krankheit zwar kürzer, aber in derselben Weise, und nennt sie ovvya, das ist „Nagel", Seite 436 Kap. 22 nach Galenus. Galenus aber nennt dieses Uebel in Adscript. Introduct. Seite 59 A. Zeile 4 „Hypopyon." Hypopyon belegt die ganze Iris oder ihre Halfte mit Eiter; in ahnlicher Weise definirt Galenus es unter Zustimmung von Castellus in seiner „Methodo medendi Lib. 14. Kap. 19; dieser Name passt auch besser als ovvg, weil ovv% zweideutig ist und ebensowohl Pterygium als Hypopyon bedeutet; man schlage Castellus Seite 542 über diese Worte nach. Liegt diese Krankheit vor, dann kann die angezeigte Behandiung vierfacher Art sein: 1°. kann man durch Anwendung ausserer Mittel den Eiter vertreiben; 2°. kann man nach Paulus eine Perforation und Selbstreinigung herbeiführen; das heisst, den Eiter durch die Hornhaut nach aussen zu Tage fördern; 3°. kann man den Eiter durch Schütteln zerstreuen und 4°. die Hornhaut mit einer Lanze öffnen und dem Eiter Ausgang verleihen, welche Methode mit der zweiten übereinstimmt, aber einfacher ist. 1°. Der Eiter verschwindet oft durch erweichende auswendig angewandte Kataplasmen und Collyrien aus Weihrauch und ahnlichen Substanzen; in diesem Fall wird freilich vorausgesetzt, dass die Entzündung vollkommen gelindert und der Eiterungsprozess ohne 15 — 226 — II. Ubi vero inflammatio interne progreditur, et acre fit pus tum cornea exeditur ejus acrimonia et rumpitur in parte a, b, c, aliquando e regione pupillae, atque egreditur pus una cum humore aqueo, qui renovatur sua sponte, atque remanentem puris particulam eluit, donec oculus penitus depuratus, clauso ulcere et sanato pristinum splendorem acquirit. III. Concussione, eam ex Galeno Aetius ibid. pag. 309 describit E., seu potius, Galeni tempore medicum fuisse cujus nomen non indicat sed Paulus ibid. Cap. 20, pag. 558, eum vocat Justum, ceterum ambo perfecte conveniunt in describenda methodo. „Is „Justus scil. erectos aegros in sella collocabat et apprehenso „utrimque capite e lateribus, ita ipsos concutiebat, ut nos palam „pus deorsum procedere videremus." Patet igitur eo tempore quo concussionem moliebatur pus diffusum fuisse, et nondum unguem effecisse, additque uterque ex Galeno, Aetius et Paulus, pus ob gftaïvltatem deorsum mansisse. Effectus ulterior videtur fuisse absorptio puris, quod Galenus in vaporem exhalare vocat vid. Aetium ibid. E. F. Ubi vero huic encheiresi non auscultabat malum, ultimum adhibuit modum: IV. Aperiebat tum idem ille Justus corneam. En verba Pauli, quae proprie Galeni sunt ibid. pag. 558. B. „saepe pusacervatim „evacuavimus dissecta corniformi tunica, pauluium supra illum „locum, juxta quem omnes tunicae inter se concrescunt: Aetius „ibid F. pag. 309. (ex Galeno inquit) si Pharmaca nihil juvant, „sub pure perpungere oportet, acu oblique circa iridem et coronam „appellatam immissa et pus excernere". Hanc seu potius analogam Chirurgiam tradit St. Yves pag. 167 - 227 — jede Scharfe ist; der Eiter wird dann mit dem Kammerwasser resorbirt und in der Weise fortgeschafft. 2°. Wenn die Entzündung im Innern aber fortschreitet, und der Eiter eine gewisse Scharfe bekommt, da wird die Hornhaut von ihm angefressen und im Teile abc durchbrochen, manchmal im Bereich der Pupille; der Eiter fliesst hinaus zusammen mit dem Kammerwasser, das spontan wieder erneuert wird und dadurch den zurückgebliebenen Teil des Eiters ausspült, bis das Auge ganz gereinigt ist, und nach Schliessung und Heilung des Geschwüre seinen früheren Glanz wieder erlangt. 3°. Durch Schütteln; Aetius entlehnt es dem Galenus ibid. Seite 309 E, oder lieber er erzahlt von einem Arzt aus der Zeit von Galenus, dessen Namen er nicht nennt; Paulus nennt ihn aber Justus, ibid. Kap. 20, Seite 558; beide stimmen übrigens in der Beschreibung der Methode vollkommen überein: „Dieser Justus setzte „die Kranken aufrecht in einen Stuhl und indem er von beiden „Seiten den Kopf anfasste, schüttelte er sie so durcheinander, dass „wir vor unsren Augen den Eiter nach unten fortschreiten sahen". Es ist deshalb ganz deutlich, dass zu der Zeit, wo er das Schütteln unternahm, der Eiter diffus verbreitet war und noch keinen Unguis gebildet hatte. Paulus und Aetius fügen beide aus Galenus noch hinzu, dass der Eiter infolge seiner Schwere auf dem Boden geblieben war. Eine spatere Folge scheint die Absorption des Eiters gewesen zu sein, was Galenus das Verduften nennt, siehe Aetius ibid. E. F. Wo die Erkrankung diesem Handgriff aber nicht nachgab, wandte er die letzte Methode an, namlich: 4°. Alsdann eröffnete derselbe Justus die Hornhaut. Seht hier die Worte des Paulus, die eigentlich die Worte des Galenus sind, ibid. Seite 558 B: „Oft haben wir eine ganze Masse Eiter „entleert durch Einschneidung der Hornhaut ein wenig oberhalb „der Stelle, an der die Augenhüllen unter einander zusammen „gewachsen sind"; Aetius sagt ibid. F. Seite 309 (aus Galenus) „wenn chemische Mittel dem Auge nichts nützen, soll man unter „dem Eiter punktiren indem eine Nadel in der Gegend der Iris und der sogenannten Corona eingestochen wird, und in der Weise den Eiter entleeren. St. Yves empfiehlt dieselbe oder eigentlich eine ahnliche Operation, 15* — 228 — et seq. sed lanceola incidendam esse corneam infra pupillam docet, et quoniam sua sponte non exit, materiem siphone aqua tepida eluendam esse, etiam vulnus specillo de novo aperiendum ac dilatandum esse si nimis subito claudatur, et puris omnis quantitas nondum evacuata sit.x) Collyria talia applicanda sunt, qualia in staphylomate et cornea vulnerata. Ex Davielliana methodo cataractas extrahendi, abunde patet, corneam incidi posse absque ullo incommodo aut cicatricis foedae metu; scalpella ad eam encheiresin excogitata igitur magis ad hanc efficiendam convenient, quam quidem acus aut lanceolae, dura enim est cornea, et raro lanceola dividitur tam apte, quam quidem scalpello Celeb. de la Faye, Sharpii aliorumque. De nepheiio. § 6. De Nephelii natura et definitione abunde egimus sect. 3. cap. 2. § 5. pag. 118. esse juxta Galenum ulcus corneae. Hic status primus est, verum aliquando id ulcus sanescit remanente nubecula coloris lactei visum tollente: hunc alterum statum vocare licet. Est igitur Nephelion vetus macula corneae albida, coloris et magnitudinis variae, quae si profunde penetravit, nullis remediis externis aut internis cedit; adeoque incurabile vitium: simile judicium fert Aetius ibid. Cap. 37. pag. 315. Actuarius triplici nomine id vitium destinguit cicatrices superficiarias ovXaq vocat ab i) ovX-t], cicatrice, vs(pêUov nubeculum seu albugineam tenuem: Xevxaifiara vero albugines crassas; addit vero prognosin temerariam pag. 184. A. „recipiunt suam quaeque curationem". t <$É*$ ') Mauchartus hanc operationem paracenthesin oculi vocat de qua vid. ejus dissert, in Haller: Disp. Chir. Tom. 1, p. 590. — 229 — Seite 167 und folg.: die Hornhaut soll aber, so lehrt er, mit einer kleinen Lanze unterhalb der Pupille eingeschnitten werden, und weil der Eiter nicht spontan hervortritt, soll man ihn mit einem Strahl lauwarmem Wassers ausspülen; wenn die Wunde sichjzu rasch wieder schliesst und die ganze Eitermasse noch nicht entleert ist, soll auch die Wunde mit einer Sonde von neuem eröffnet und erweitert werden. Es sollen dieselben Kollyrien angewandt werden als bei Staphylomen und Hornhautverletzungen. Aus der Methode von Daviel die Stare auszuziehen, geht deutlich hervor, dass die Hornhaut ohne Beschwerden eingeschnitten werden kann, und ohne jegliche Furcht vor einer hasslichen Narbe. Die Messer, die zu jenem Handgriff erdacht sind, werden also auch mehr dazu geeignet sein, als die Nadeln und die Lanzen; denn die Hornhaut ist hart und wird seiten mit der Lanze so leicht durchstochen, wie mit dem Messer von de la Faye, Sharp oder anderen. § 6. Ueber das Wesen des Nepheliums und ihre Definition haben Ueber ' wir ausführlich geredet, im dritten Abschnid, Kap. 2. § 5. S. 118, NepheUum und wir haben darauf hingewiesen, dass es nach Galenus ein Hornhautgeschwür ist. Dies ist das erste Stadium, bisweilen aber heilt das Geschwür aus unter Nachlass einer leichten milchigen Trübung, die das Gesichtsvermögen schwacht; diesen Zustand sollte man also das zweite Stadium nennen. Ein Nephelion ist also ein alter weisslicher Hornhautfleck, von verschiedener Grösse und Farbe, der, wenn er tief hineingedrungen ist, allen ausseren wie inneren Mitteln Widerstand leistet; es ist in dem Fall also ein unheilbares Uebel; ein ahnliches Urteil failt Aetius ibid. Kap. 37 Seite 315. Actuarius deutet diese Erkrankung mit drei verschiedenen Namen an; die ganz oberfiachlichen Narben nennt er ovïaq von ij ot&ij=Narbe; vséXiov=das Nubeculum oder die dünne weissliche Narbe, und Xsvxw'ixara die dichten weisslichen Narben. Er fügt eine unbesonnene Prognose hinzu auf Seite 184: „Alle erlangen ihre Heilung." ') Mauchart nennt diese Operation Paracenthesis oculi, wie man in seiner Abhandlung ia Haller. Disp. Chir. Tom. 1. Seite 590. nachlesen kann. — 230 — Rectius autem Celsus lib. 6. Cap. 6. § 25. pag. 362. „Factae" inquit, „ex ulceribus cicatrices duobus vitiis periclitantur, ne aut „cavae aut crassae sint". In utroque casu talia praescribit, quibus fere etiam hodie utimur. gummata, escharotica levia et confortantia. Debite tarnen examinanda sunt, ulcera dum sunt et nondum cicatrizata, collyria sicca magis prosunt quam humida, praesertim si profunda non sunt incredibile enim est quam pulchre aliquando id vitium restituatur, licet major pars corneae affecta sit et vasa rubentia per ipsam discurrant, praesertim ilico post inflammationem. Saccharum, os sepiae, lapides cancrorum, aloë, myrrha, alumen crudum, vitriolum martis calcinatum, tutia, opium et similia variis modis mixta mirifice aliquando prosunt, sed diu iis insistendum est. Acria enim si nimis sunt, quae oculo admoventur, novas inflammationes producunt. Si parvae sunt nubeculae licet veteres, causticis sed prudenter, attingi debent praesertim lapide infernali; ea ratione saepius nephelia curavi. Ubi vero leucomata, id est profunde penetrantia nephelia et vetera nunquam attingenda sunt sed insanabilia praedicanda. In universum verum esse, cum aliis asseverare possumus post variolas frequentissime ex vehementibus ophthalmiis oriri. St. Yves remedia veteribus usitata praescribit, addit camphoram et similia, quae jam indicavimus: verum praeter ea etiam Chirurgiam a quibusdam laudari scribit, scalpello scil. vel alio instrumento excidendam esse pelliculam: periculosam tarnen statuit et raro convenientem nisi ubi ex variolarum pustula conttagat, commendat tum acum acie duplici gaudentem. De Achlyde. § 7. Quid sit Achlys cap. 2. sect. 3. dictum est. Significat caliginem, id est ulceratam corneae tunicam, ita ut veluti tenui membrana opaca obtecta sit. Ubi recens est, medelam capit, inveterata aliquando; resistit tarnen in quibusdam oculis omni remedio. Ad statum morbi praesertim attendendum est, quam- — 231 — Richtiger bemerkt Celsus auf Seite 362. Buch 6 Kap. 6 § 25: „Die aus Geschwüren entstehenden Narben tragen zwei Gefahren „in sich, sie können vertieft oder erhaben sein." In beiden Fallen verschreibt er solche Mittel, wie wir auch heutzutage fast immer gebrauchen, Harze, leichte Aetzmittel und Confortantia. Sie müssen aber notwendig gehörig untersucht werden; wenn es Geschwüre sind und solange sie noch nicht vernarbt sind, nützen trockene Collyrien viel mehr als feuchte, besonders wenn sie nicht tief sind; denn es ist unglaublich, wie schön diese Krankheit bisweilen wieder ausheilen kann, obwohl ein grösserer Teil der Hornhaut mitleidet und rote Gefasse dieselbe durchkreuzen, besonders gleich nach einer Entzündung. Zucker, Sepiaknochen, Krebssteine, Aloë, Myrrhe, Alumen crudum, Eisenvitriol, Weihrauch, Zinkoxyd, Opium und dergleichen in verschiedener Weise gemischt sind öfters von wundervollem Erfolge, aber sie müssen lange fortgesetzt werden. Denn, wenn die Mittel, die auf das Auge angewandt werden, all zu scharf sind, erzeugen sie neue Entzündungen. Wenn die Nubeculae klein sind wenngleich alt, so müssen sie mit Aetzmitteln, aber mit grosser Vorsicht berührt werden, besonders mit Höllenstein; in der Weise habe ich öfters Nephelia zur Heilung gebracht. Sind es aber Leukome, das heisst bis in die Tiefe reichende und veraltete Nephelia, so muss man sie nie berühren, sie aber für unheilbar erklaren. Wir können andern beistimmen, dass es im allgemeinen wahr ist, dass die Leukome nach Pocken aus heftigen Entzündungen entstehen. St-yves schreibt die von den Alten gebrauchten Heilmittel vor und fügt noch Kamfer und ahnliche, die wir schon anzeigten, hinzu; ausserdem aber erwahnt er auch, dass chirurgische Hilfe von einigen empfohlen wird, namlich dass der Fleck mit dem Messer oder einem anderen Instrument ausgeschnitten werden müsse; er stellt aber auch fest, dass die Operation gefahrlich ist und nur seiten angezeigt, es sei denn, wenn es aus Pockenpusteln hervorgegangen ist; in dem Fall empfiehlt er eine doppeltschneidige Nadel. § 7. Was Achlys ist, ist schon gesagt worden in Kap. 2. Sect. 3. UeberAMys. Es bedeutet Nebel; das heisst, dass die Hornhauthülle derart vereitert ist, dass die Hornhaut wie von einer dünnen undurchsichtigen Haut überzogen ist. Wenn sie noch jüngeren Datums ist, gehorcht sie einem Heilmittel, bisweilen noch wenn sie — 232 — diu recens et ulcerata est, detergentibus et roborantibus curanda, inveterata achlys veluti nephelion non modo detergentibus sed corrosivis lenioribus. — 233 — veraltet ist; in einigen Augen aber widersteht sie jedem Mittel. Es soll besonders auf das Stadium der Erkrankung geachtet werden; so lange sie jung ist und wir mit einem offenen Geschwür zu tun haben, muss man sie mit reinigenden und starkenden Mitteln behandeln; eine veraltete Achlys so wie ein Nephelion bedürfen nicht nur reinigende Substanzen, sondern auch milde Aetzmittel. SECTIO QUARTA. De Oculi Interni Affectibus. CAPUT PRIMUM. De Uveae Vitiis. ^wlro^^?7 'driasis seu Platicoria a veleribus pupillae dila^^W^Sm) tatio nuncupabatur, praecipue ab Aetio ibid: ^^*^^^B Cap: 52. pag: 324. dicitur esse, quum pupilla =^=gj"^5^ colore quidem nihil abalienatur, multo vero latior quam pro naturali modo evadit: ita ut aliquando ad iridis circulum accedat et quandoque visum in totum impediat. Paulus addit ibid: pag:437. G. H. aliquando quidem non in totum visum impediri, sed ea quae ab aegris videntur omnia minora esse putari: accusat humorem superfiuum atque ideo venae sectionem in cubiti flexura commendat, purgationes, venae sectionem in angulis oculorum, cucurbitas occipiti affigendas et aquam marinam aut muriam pro lavamento. Actuarius similiter ib: pag: 884. CD. humori superfluo atque excrementitio vitium attribuit. Aetius quidem eidem causae attribuit, sed simul observat pueris frequentius esse vitium, praescribit eadem quae Paulus; aegre vero curabilem esseaffectionem adnotat ibid: B.C. Si Celsum consulamus eum optime omnium de hoe vitio egisse percipiemus Lib. 6. Cap. 6. § 37. pag. 368. paralysin seu ejus speciem esse primum adnotat, diftlcillime elidi, et dejectiones moliri debere medicum observat, quoniam „nonnulli „cum aliquamdiu nihil vidissent repentina profusione alvi lumen „receperunt". Difficulter autem morbi causa detegitur, nam ab adfecta retina oriri potest, seu paralysi nervi optici atque tum ad amaurosin proprie spectat, de qua suo loco. VIERTER ABSCHNITT. Von den Krankheiten des inneren Auges. ERSTES KAPITEL. Von den Uebeln der Regenbogenhaut. ydriasis" oder „Platicoria" wurde von den Alten £&?fi§pj^w3r?/) rï'e Pupil'enerweiterung genannt; von Aetius ^^^^t^^m^ Kap. 52, Seite 324, wird es der Zustand ge^^£^^-=-^v^Q' nannt, wo die Pupille zwar nicht ihre Farbe (f y%> geandert hat, aber viel grösser wird als gewöhn) ^ lich; so dass sie bisweilen bis zum Irisrande reicht und manchmal das Sehvermögen ganz behindert. Paulus fügt ibid. Seite 437 G. H. hinzu, dass die Sehscharfe manchmal zwar nicht ganz behindert wird, dass aber alles, was l der Kranke wahrnimmt, kleiner zu sein scheint; er giebt jA den überflüssigen Saften Schuld und empfiehlt deshalb den Aderlass in der Elienbogenbeuge, Abführmittel, Aderlass an den Augenwinkeln, das Anlegen von Gurken an den Hinterkopf und See- oder Salz-wasser zum Klystier. Actuarius schreibt ibid. Seite 884. C. D. das Uebel ebenfalls den überflüssigen Gewebssaften und der zu reichlichen Absonderung derselben zu. Aetius schreibt es zwar derselben Ursache zu, bemerkt aber ausserdem, dass dieses Uebel mehr bei Kindern vorkommt; er verschreibt dieselben Mittel wie Paulus, fügt aber hinzu, dass die Krankheit schwer zu heilen sei. Wenn wir Celsus nachschlagen, werden wir erfahren, dass dieser wohl am besten über diese Krankheit geschrieben hat, Buch. 6, Kap. 6 § 37, Seite 368. Erstens schreibt er, dass es eine Lahmung oder etwas Aehnliches ist, dass es schwer zu überwinden ist, und dass der Arzt den Stuhlgang befördern muss; weil einige Leute, wahrend sie schon eine Zeit lang nicht mehr hatten sehen können, durch plötzlich eingetretenen heftigen — 238 — vel propter amaurosin si contingat, vix credo remedia externa malum tollere posse. Vidi autem saepe pupillam propter vulnera parva inflicta valdae contractam et suo loco motam: id vitium meo judicio medelam non recipit *). De uvea § 3. Si fides habenda est Chesseldeno uti vix aliter potest penitus ciausa.non m0(j0 saepius oculo interno manente integro, iris seu uvea tunica prorsus clauditur sed et restituitur cultello parvo novo facto foramine quam encheiresin anatomy of the human body 6e. Edit. pag. 317, Tab. 36 exponit esse saepius cum bono successu instituisse *). Admonet praeterea palpebras non nimium comprimendas esse ne humor aqueus deperdatur antequam iris secta est, secus flaccidus fit oculus et irrita est Chirurgia. Sharpius Treatise of the Op. of Surgerie Cap. 29, pag. 165, uberius hanc operationem describit. Fatetur tarnen saepius locum habere posse ac debere ubi lens crystallina uveae adhaeret et ingenue addit etiam eo in casu rarissime succedere pag. 167. Speculo oculi apertae teneri debent palpebrae ac cultellus acie una instructus demittendus est in eam conjunctivae partem, quae pro cataracta perforatur, horizontaliter inter ligamentum ciliare et iridem in anteriorem cameram humoris aquei; secari debet uvea sed parva incisura, nam subito sua sponte augetur et tractu temporis major fit pag. 166. ") Qui ptura desiderat consulere debet Maucharti. dissert. De pupillae phthisi ac Synizesi, Haller. Disp. Chir. Tom. 1, pag. 235. *) Ab eo hominis Iris perforabatur infira pupillae locum, quia post depressam cataractam tota clausa erat Opinabatur aeger objecta remotiora quam erant vid. Abridgement by Eames ond Makten vol. 1, Tom 8, pag. 493. ubi etiam acus descributur. — 239 — kaum möglich war sich des Lachens zu enthalten als er uns anschauen wollte, wahrend ich ihm mit Coopmann die Augen verband. Wenn es also in einem solchen Falie oder infolge von Amaurosis auftritt, können aussere Mittel, glaube ich, das Uebel kaum beschwören. Ich habe aber oft wahrgenommen, dass die Pupille durch kleine Verletzungen sehr verengt und verschoben war; dies fordert meiner Ansicht nach kein Heilmittel'). § 3. Wenn man Cheselden vertrauen darf, was kaum anders Kon der ganz möglich ist, wird öfters bei unverletztem Augeninnern nicht nuiverschlossenen die Iris oder Uvea ganz und gar verschlossen, sondern die Pupille PupUU' auch wieder hergestellt wenn man mit einem kleinen Messerchen ein neues Loch macht, welchen Handgriff er in „Anatomy of the human body" 6e Aufl. Seite 317. Tab. 86, öfters mit gutem Erfolg vollzogen zu haben erklart8). Ausserdem bemerkt er, dass die Augenlider nicht zu sehr zugekniffen werden müssen, damit das Kammerwasser nicht abfliesst, bevor die Iris eingeschnitten sei; sonst erschlaffe das Auge und' sei die Operation vergeblich. Sharp beschreibt diese Operation ausführlich in Treatise of the Op. of Surgery Kap. 29. Seite 165. Er gesteht aber, dass es öfters geschehen kann und muss, wo die Linse mit der Uvea verwachsen ist, und auhichtig fügt er hinzu, dass die Operation auch in dem Fall sehr seiten gelingt, Seite 167. Die Augenlider müssen mit einem Lidhalter offengehalten werden und es muss dann ein Messer mit einer Scharfe in den Teil der Bindehaut, der auch bei der Staroperation durchbohrt wird, in horizontaler Richtung zwischen das Ligamentum ciliare und die Iris in die vordere Kammer eingeführt werden; es muss dann die Uvea eingeschnitten werden; man mache aber nur'einen kleinen Einschnitt, denn er vergrössert sich sofort von selbst und wird auch spater im Verlauf der Zeit vergrössert S. 166. «) Wer mehr davon wissen wÜLmöge die Abhandlung von Mauchart: de pupillae phthisi ac Symzesi Haller. Disp. Chir. Tom. 1 Seite 235 zu Rate ziehen. *) Es wurde von ihm die Iris eines Mannes unterhalb der Stelle der Pupille durchbohrt weil sie nach dem Niederdrflcken des Stares vollkommen verschlossen war. Der Kranke glaubte die Gegenstande in grösserer Entfernung zu sehen als sie wirklich waren vid. Abndgement by Eames and Makten Vol. 7. Tom. 8. Seite 493, wo auch die Nadel btschrieben wird. — 240 — Addit se semel cum successu satis sperato administrasse hanc chirurgiam sed aliquot menses post eam, de novo contrahebatur uvea et coecitatem, de novo efficiebat. Obscura vero est ejus descriptio, quatenus dubium videtur utrum ilico intra cameram anteriorem demittendus sit cultellus, an vero pone uveam, quemadmodum ubi acu deprimetur cataracta: illustrat tarnen ejus descriptionem Cheseldeni brevis expositio ibid. pag. 317 „cultellus transeuns scleroticam sub cornea ab „anteriori parte Iridis pupillam artificialem facit" etc.: Melius esset meo judicio, si ilico cornea ante iridem cultello perforaretur, ligamentum ciliare enim tum non laeditur. Ubi uvea adhaeret lenti, impossibilis videtur chirurgia: raro etiam contingit: nunquam penitus clausam vidi pupillam, saepe vero valde coarctatam, et ultra centrum oculi sitam. Vulnera acu vel subula facta et alte penetrantia saepe hujus vitii causae sunt in sutoribus et iis qui subulis utuntur. De § 4. MvoxêyaXov vocari parvam eminentiam uveae antea diximus, myocephaio. muscae caput id vocabulum vulgo interpretatur cum proprie significat murium caput. Definitur ab Aetio pag. 313. Cap. 32. hoe modo „quum ulcera, „quae propter erosionem aut ruptionem tunicae corniformis fiunt, „profunda evadunt, pars acinoformis tunicae procidit, et quod „prolapsum est nigrum et caeruleum apparet — et dici inquit „Myocephalon propter similitudinem muscae capitis". Id genus Myocephalorum frequentissimum est, verum aliquando in ipsa uvea tales pustulae fiunt, quae nigricantes et increscentes uveam destruunt, eae vero semper inflammationes vehementes oculorum insequuntur. Nihil superest in hoe vitio quam repulsoriis et adstringentibus pharmacis uti; „qualiasunt" Aetii verba in medium profero ibid. pag. 313. Cap. 33. G. H. „maxime quae ex vino — 241 — Er fügt hinzu, dass er einmal mit dem gehofften Erfolg diese Operation ausgeführt hat; einige Monate spater aber zog die Uvea sich von Neuem zusammen und kehrte die Blindheit wieder zurück. Seine Beschreibung ist aber undeutlich insofern es zweifelhaft erscheint ob das Messer sofort in die vordere Augenkammer geführt werden soll, oder hinter die Uvea, wie wenn der Star mit der Nadel niedergedrückt wird; eine kurze Auseinandersetzung von Cheselden aber eriautert seine Beschreibung, ibid. oene ju. uie worte sinct aie tolgenden: „Durch die Skiera unter„halb der Hornhaut hindurchtretend macht das Messer eine künst„liche Pupille aus dem vorderen Teile der Iris, u.s.w." Besser wSre es meines Erachtens, wenn die Hornhaut gleich vor der Iris mit dem Messer durchstochen würde, denn dann wird das Ligamentum ciliare nicht verletzt. Wo die Uvea mit der Linse verklebt ist, scheint die Operation unmöglich zu sein; dies kommt auch nur seiten vor: ich habe nie eine vollkommen verschlossene Pupille gesehen, öfters eine sehr enge Pupille und eine, die aus der Augenmitte verzogen war. Die durch eine Nadel oder durch eine Schusterpfrieme gemachten und tief eindringenden Verletzungen sind oft die Ursachen dieser Erkrankung bei Schustern und bel denjenigen, die die Pfrieme gebrauchen. § 4. Dass iivoxsyaXov der Name ist für eine kleine Erhaben- tfyocephaion heit der Uvea, haben wir schon früher gesagt; allgemein wird dieses Wort immer durch Fliegenkopf übersetzt, wahrend es eigentlich Mausekopf bedeutet. Aetius definiert es auf Seite 313 Kap. 32 in folgender Weise: „Wenn Geschwüre, die infolge einer Erosion oder eines Risses der hornhautigen Hülle entstehen, in die Tiefe fortschreiten, wölbt sich eine traubenahnliche Partie dieser Hülle hervor; der vorgefallene Teil erscheint schwarz und biaulich und wird,'sagt er, Myocephalon genannt wegen der Aehnlichkeit mit einem Fliegenkopf". Diese Art Fliegenköpfe kommt sehr oft vor; bisweilen aber entstehen in der Uvea selber solche Pusteln, welche schwarz werden und allmahlich anwachsend die Uvea vernichten; diese sind jedoch wohl immer die Folgen heftiger Augenentzündungen. Es bleibt nichts übrig bei dieser Krankheit als Repulsoria und Adstringentia anzuwenden, „wozu gehören", ich führe hier die Worte des Aetius 16 - 244 — mentionem tarnen earum ideo facere debui, ne pro vera sanabili suffusione haberentur: etiam ut monerem post chirurgiam suffusionum, praesertim ubi extractae sunt lentes, maculas albicantes oriri, quae visum in posterum obfuscant. ckatrices cap- § 2. Contingit aliquando ut vulnerato et laeso oculo ope acus, suiae lentis. SU5uiae vei similis instrumenti, capsula cicatricem insanabilem contrahat, iis in casibus saepe uvea concrescat, cum lente crystallina, unde coecitas, cui nullo non modo remedio, verum nulla Chirurgia auxiliori possumus.1) CAPUT TERT1UM. De Lentis Crystaüinae variis affectionibus et Chirurgia more veterum. Glaucoma et Hypochyma seu suffusio a veteribus pro una quadam affectione habitum fuit, juxta Paulum lib: 3, Cap. 22, pag. 438. Posteriores autem Glaucomata humoris Crystallini affectiones esse putarunt: suffusiones vero praeterfusiones inter tunicam corniformem et Crystallinum humorem. Glaucomata insanabilia existimabant, suffusiones curabiles, sed non omnes ibid: D. E. Ex Ruffo haec desumpsit. Celsus lib. 6, Cap. 6 § 35, pag. 367. vjtóxvoiv a Graecis nominari suffusionem scribit quae interdum oculi „pupillae qua cernit, se opponit; „quod „inquit" si inveteraverit ') Egregie de iii egit Antoine Maitre Jean: Cap. 22. pag. 276. — 245 — wahre Linsentrübung oder vielmehr ein Glaucoma vortauscht. Freilich sind hier gar keine Striche und Teilungsfiguren wie bei der wahren Linsentrübung. Wir haben schon erwahnt, dass sie vollkommen unheilbar sind, weil sie nicht im Bereich der arztlichen Krafte liegen; ich habe sie aber doch nennen müssen, damit sie nicht für den wahren heilbaren Star gehalten werden; auch um daran zu erinnern, dass nach der Operation von Linsentrübungen, besonders aber nach der Starausziehung, weissliche Flecken entstehen können, welche das Gesicht fürs weitere Leben verdunkeln. § 2. Es kommt manchmal vor, dass nach Verletzung des Auges Narben der mittels einer Nadel, einer Pfrieme oder eines ahnlichen Instru- Unsenkapsei ments in der Linsenkapsel eine unheilbare Narbe entsteht und dass Uvea und Linse verwachsen woraus Blindheit entsteht, gegen die wir nicht nur mit keinem Mittel, sondern auch mit keiner Operation etwas vermogen. l) DRITTES KAPITEL. Von den verschiedenen Linsenkrankhelten und ihrer chirurgischen Behandiung nach den Uiteren Autoren. Glaucoma und Hypochyma oder Trübung wurden nach Paulus Buch 3, Kap. 22, S. 438. von den Alten als eine Krankheit betrachtet. Spatere Autoren haben aber gemeint, dass Glaucoma eine Krankheit des Linsensaftes ware, dass die „Suffusiones" aber besondere Absonderungsproducte zwischen der Hornhaut und dem Linsensafte waren. Sie betrachteten Glaucoma als unheilbar, die Stare als heilbar, obwohl nicht alle, ibid. D.E. Er hat dies aus Rufus entnommen. Celsus schreibt Buch 6, Kap. 6, § 35, Seite 367 dass von den Griechen jene Trübung vnóxvoiq genannt wird, „die sich manch- ') Antoine MaItre Jean hat hierOber in ausgezeichneter Weise geschrieben. Kap. 22, Seite 276. — 264 - Diagnoscitur adhaesio illa quando pupilla contracta et immobilis est vel loco mota, oblonga, vel alio modo mutata. Haec si occurrunt insanabiles esse judicandae, non modo veterum sed et recentiorum more. Interim non nimis subito de adhaesione illa judicandum est, quando medici ocularii deprimere conantes suffüsionem acu, non modo lentem verum et uveam loco movent: id signum esse potest, quod nimis alte penetrent et coronam ciliarem, adeoque et uveam deprimant, quod facile fieri potest, quoniam ex Petiti observationibus Iris tantum linea distat ab uvea. Non improbabile mihi videtur Warnerum eandem ob rationem lentem adhaerentem judicasse. De chirurgia § 8. Veteres omnes acu in oculum demissa vel deprimebant in suffusioni- suffüsionem, vel acu concidebant atque dissipabant. Haec methodus bus usitata. mü\fa secula usitata fuit usque ad nostrum, immo hodie a multis medicis oculariis celebratur. Ante paucos annos vero Daviellhjs in Gallia corneam aperuit, capsulam lentis perforavit, atque digitis suis expressit suffüsionem. Veterum Chirurgia aeque ac recentiorum variis modis et instrumentis administrata fuit, de quibus nunc singulatim agendum. chirurg. § 9. Veteres uti ex Celso discimus Lib. 7, Cap. 7, § 14, veterum ex pag. 433, ante curationem aegros jubebant ut modico cibo uterentur, et aquam triduo biberent et pridie ab omnibus abstinerent. „Post haec", inquit, „in adverso sedili collocandus est loco „lucido, lumine adverso, sic ut contra medicus paulo altius sedeat „a posteriore autem parte caput ejus, qui curabitur, minister con„tineat et immobile id praestet, — quin etiam ipse oculus qui cura„bitur immobilior faciendus est, super alterum lana imposita et „deligata. — Tum acus admovenda est, aut acuta, aut certe non — 265 — musste, das letzte Mal erst blieb sie auf dem Augenboden liegen; er hat es nicht gewagt auch das linke Auge anzugreifen. Jene Verwachsung wird daran erkannt, dass die Pupille zusammengezogen und unbeweglich ist, oder ein wenig verzogen, von langlicher Form oder in irgend einer anderen Weise geandert. Wenn dies der Fall ist, muss die Trübung als unheilbar betrachtet werden, nicht nur nach der Methode der Alten, sondern auch nach der Methode der neueren Autoren. Inzwischen muss nicht allzu rasch eine solehe Verwachsung angenommen werden, wenn die Augenarzte beim Versuch, die getrübte Linse mit der Nadel niederzudrücken, nicht nur die Linse sondern auch die Uvea aus ihrer Lage bringen. Dies kann ein Zeichen sein, dass sie zu tief eingedrungen sind und dass sie die Corona ciliaris und deshalb auch die Uvea niederdrücken; dies kann leicht geschehen, weil nach den Wahrnehmungen von Petit die Iris nur ein m.M. von der Uvea entfernt ist. Es kommt mir nicht unwahrscheinlich vor, dass Warner aus diesem Grunde die Linse für verwachsen erklart hat. § 8. Alle alteren Autoren drückten nach Einführung der Nadel Von dem ins Auge den Star nieder, oder sie zertrümmerten ihn und segen store zerteilten ihn mit der Nadel. Nach dieser Methode hat man durch ^Z^onsviele Jahrhunderte hindurch verfahren, und auch heute wird sie ver/ahren. noch von vielen Augenarzten angewandt. Vor einigen Jahren aber hat Daviel in Frankreich die Hornhaut geöffnet, die Linsenkapsel durchbohrt und alsdann den Star mit seinen Fingern hinausgedrückt. Sowohl die Operation der Alten wie die der Jüngeren ist in verschiedener Weise und mit verschiedenen Instrumenten ausgeführt worden, worüber jetzt im Speciellen gesprochen werden wird. § 9. Wie wir aus Celsus Buch 7, Kap. 7 § 14, Seite 433operation der erfahren, befahlen die Alten den Kranken vor der Operation massig Alten nach Nahrung zu sich zu nehmen und wahrend drei Tage Wasser zu Celsustrinken, und sich am letzten Tage Alles zu entsagen. „Hiernach", sagt er, „muss man ihn dem Arzte gegenüber in einen Stuhlhin„setzen an einem hellen Ort und grade dem Lichte zugewendet, „so dass der Arzt ihm gegenüber und ein wenig höher sitzt; der „Kopf muss von einem Assistenten von hinten gefasst und unbeweg„Mch gehalten werden. — Auch muss das Auge, das operiert werden — 266 — „nimis tenuis, eaque demittenda sed recta est, per summas duas „tunicas medio loco inter nigrum oculi (id est corneam) et angulum „tempori propiorem, e regione mediae suffusionis sic, ut ne qua „vena laedatur." In initio vero dixit „sinister oculus curari dextra „manu, dexter sinistra debet", pergit deinceps „neque timide demit„tenda est, quia inani loco excipitur. Depressie „Ubi eo ventum est, inclinanda acus ad ipsam suffüsionem eSt, „leniterque ibi verti, et paulatim eam deducere infra regionem „pupillae debet; ubi dein eam transiit, vehementius imprimi ut „inferiori parte insidat, si haesit, curatio expleta est. Si subinde „redit eadem acu magis concidenda et in plures partes dissipanda „est; quae singulae et facilius conduntur et minus late officiunt. Deiigatio. „Post haec educenda acus recta est. Imponendum est lana molli „exceptum ovi album, et supra, quod inflammationem coerceat atque „ita devinciendum. Diaeta. „Post haec opus est quiete, abstinentia, medicamentorum lenium „inunctionibus, cibo primum liquido ne maxillae laborent, deinde, „inflammatione finita, tali qualis in vulneribus: quibus ut aqua „quoque diutius bibatur, necessario accedit." Huc usque Celsum verbotenus secutus sum, quoniam omnia fere continet, quae unquam in Chirurgia contingunt, aut necessario requiruntur. Distincte vero non agit de modo quo palpebrae firmari debeant: nam quidem monet oculum immobiliorem faciendum esse, sed tantum imposita et deligata lana super alterum. Paulus ex Galeno easdem cautelas et aegri situm prodidit lib. — 276 — a cornea acum demittendam esse. Acu legitime demissa, motu in linea A.E. deprimitur, donec insidat E. loco inter B. lineam per centrum ductam et corneam pone uveam si haesit expleta est cura. Si uterque oculus curandus est, hic clauditur et deligatur atque alterum aggreditur medicus. Cura utriusque absoluta objecta alba et nigra aegro ostenduntur; si ea videre et distinguere valeat, bene est; sin minus, attribuitur id aliis circumstantiis. Imponitur jam oculis Collyrium ex aqua rosarum Plantaginis cum vino albo gallico vel spiritu vini et super accommodatur emplastrum adhaesivum utramque palpebram obtegens. Vena secatur ilico post operationem, quies imperatur et diaeta tenuis, ut antea dictum est. obstaeuii. Contingit aliquando ut vasculum aliquod sanguineum laedatur ita ut camerae aquei humoris sanguine rubro impleantur: 2do. ut nervi Ciliares irritentur, adeo ut inde vomitus oriatur qui ad mortem durat quemadmodum in juvene vidi, qui tertia die post Chirurgiam inde moriebatur.') 3tio. aliquando iterum resilit lens (E) et in priorem locum (A) occupat unde de novo deprimi debet: 4t0. accidit etiam ut in frustula seu lamellas separetur, quae laesa capsula lentis in cameram anteriorem humoris aquei penetrant; 5t0. in aliquibus qui coecitate diu laborarunt, continua oculi rosatio locum habet, quae impedit demissionem acus et quidem maxime ubi sursum movent oculos, ut frequentissime. Eo in casu oculi attingendi non sunt vel monendum antea nihil sperandum esse. De singulis breviter agam. ') Petitus id etiam notat Mem. de 1'acad roy. de Sc. 1727. pag. 25. et 26. ex unione cum nervo intercostali nauseam explicat. — 277 — beschrieben in seiner zweiten Abhandlung in den Act. Academ. royale des Sc. Ao. 1726, Seite 370 und mit Hilfe geometrischer Figuren beweist er dass die Nadel nicht zu weit von dem Hornhautrande eingeführt werden muss. Wenn die Nadel in der vorgeschriebenen Weise eingeführt worden ist, wird durch eine Bewegung in der Richtung A. der Star niedergedrückt, bis er sich an der Stelle E. hinsetzt, zwischen der Linie B, die durch den Mittelpunkt des Auges gezogen wird, und der Hornhaut und hinter der Iris. Wenn der Star haften bleibt, ist die Operation vollendet. Wenn beide Augen behandelt werden sollen, wird das Operierte geschlossen und verbunden und fangt der Arzt alsdann mit dem andren an. Wenn die Operation an beiden Augen vollzogen ist, werden dem Kranken weisse und schwarze Gegenstande gezeigt; wenn er im Stande ist diese zu sehen und zu unterscheiden, ist es gut; im entgegengesetzten Falie wird dies anderen Umstanden zugeschrieben. Jetzt wird eine Augenwaschung von aqua rosarum Plantaginis mit französischem Weisswein oder Weingeist in das Auge getröpfelt, und darüber ein beide Augen bedeckendes Heftpflaster geklebt. Sogleich nach der Operation macht der Arzt einen Aderlass, und hiernach werden Ruhe und eine leichte Diat verordnet, wie früher gesagt worden ist. Es kommt bisweilen vor, dass bei der Operation ein Blutgefass^««cW«/&. verletzt wird, sodass die Augenkammern von frischem Blut überfüllt werden. 2'. Auch kommt es vor, dass die Ciliarnerven gereizt werden, sodass Erbrechen auftritt, das bis zum Tode dauern kann, wie ich bei einem Jüngling beobachtet habe, der am driften Tage nach der Operation dran starb. 3°. Bisweilen steigt die Linse E wieder empor, und nimmt sie ihre frühere Stelle A wieder ein, von wo sie von neuem hinabgedrückt werden muss. 4n. Auch kann es geschehen, dass die Linse in Broeken oder Lamellen zerteilt wird, die bei Verletzung der vorderen Linsenkapsel in die vordere Kammer eindringen; 5°. Bei einigen Kranken, die schon lange an Blindheit gelitten haben, besteht ein fortdauerndes Drehen der Augen, das die Einführung der Nadel verhindert, und wohl am meisten wenn sie die Augen nach oben '.) Petit erwahnt dasselbe in Mém. de 1'Acad. Royale de Sc. 1727, Seite 25 und 26; er erklart die Uebelkeit aus Verbindungen mit den Intercostalnerven. — 278 — Quid ubi § 11. Ubi sanguis intra Cameras effusus est tanta quantitate, ut sanguis pupillam parum visibilem efficiat, tum ab operatione desistendum effusus et exSpectandum donec dissipetur vel cornea lanceola vel acu infra infaaciZdum. pupillam aperienda est, ut omnis humor aqueus una cum sanguine exeat, renovatur tum et sanata cornea, de novo Chirurgia tentare oportet; id cum successu fecit Daviellius Mem. de 1'acad: de Chirurg. Tom. 2. pag. 339. Quid nervis § 12. Nervis laesis ciliaribus quod praecipue contingit ubi nimis ciiiaribus versus angulum minorem demittitur acus, nihil super est, quam ut laesis? demulcentia dentur et narcotica. Confer. Jussiei dissert. Haller: ibid. torn. 2, pag. 177. Heister : part. 2, sect. 2, Cap. 55, par. 24, et Freytag C. 14. Quid si lens § 13. Mirum non est Cataractam praesertim si rotunda acu seu cataracta deprimitur rursus adscendere; id contigit veteribus et recentioribus iterum resmt.fere omnibus Cele5- Morandus Mem. de 1'acad: de Chir. tom.2, pag. 583, testatur id in sex oculis, quorum suffusiones acu cura- verat, ter accidisse. Warnerus, Cases of Surgery pag. 14. et 16. narrat ter in eodem homine idem contigisse, adeo ut quater Chirurgiam acu instituerit praeterlapsis interea aliquot mensibus. Verum, quod notabile mihi videtur, sensim sensimque imminuta fuit ejus moles. Examinatis omnibus quae in hac curatione contingunt vix aliter potest, quin humor vitreus repellere debeat suffüsionem ac sursum movere in naturalem locum quem antea occupaverat. Verum contingit aliquando ut mobilis sit depressa suffusio in omnem partem, quemadmodum mulieri cuidam accidit cujus casum Sharpius Surgery pag. 162, prodidit. Catharacta postquam acu depressa erat, adeo erat mobilis, ut dum caput deorsum inclinaret adscenderet, et in erecto statu pondere suo descenderet infra pupillam. — 279 — bewegen, was sehr oft der Fall ist. In diesem Fall müssen die Augen nicht angerührt werden, oder man warne vorher, dass nichts zu hoffen ist. Reden wir kurz von jedem einzelnen Fall. § 11. Wenn Blut in einer solchen Quantitat in die Augen- Was man kammern geflossen ist, dass es die Pupille weniger gut sichtbar'1" soiiwenn macht, so muss man mit der Operation aufhören und abwarten bis^ ^lutung das Blut verschwunden ist, oder die Hornhaut muss entwederstattgefunden mit einer Lanze oder mit einer Nadel unterhalb der Pupille geöffnet werden, damit das ganze Kammerwasser mit dem Blute hinaus fliesst; dann erneuert sich die Kammerflüssigkeit und wenn die Hornhaut geheilt ist, muss man die Operation von Neuem versuchen; Daviel hat dies mit gutem Erfolg getan, Mém. de 1'Acad. de Chirurg. Teil 2, Seite 339. § 12. Wenn die Ciliarnerven verletzt worden sind, was beson- Was bei Verders geschieht, wenn die Nadel zu nahe am ausseren Augenwinkel f!*?""*) Mihi id saepe accidit et tarnen egregie sanati fuerunt Certus sum esse humorem aqueum subito effusum: quantitas aliquando tanta est, ut fere inaniri integer oculus videtur ') Conf. de Jcmng Chir. Edinb. Comm. de rebus is Med. gest. vol. 7. pag. 89 et 90 { 22. Iris laedebatur sine noxa. — 305 — ihm vorgekommen ist, Seite 347. Dieses begegnete auch la Faye, Seite 570. Warner schreibt ibid. Seite 33, dass dies öfters geschieht; „aber", fügt er hinzu, „jedesmal als ich es gesehen habe, ebenso oft hat es sich wieder neugebildet", was mir sehr zweifelhaft erscheint. Aber siehe, was geschieht; die Linse selbe ist oft ziemlich klein, und nachdem sie ausgetreten ist, folgt öfters eine wie Glaskörper geronnene Saftmenge, die aber absolut nicht für Glaskörper gehalten werden soll. Ich habe aber gesehen, dass es Wenzel passierte als er einen Star, der früher in schlechter Weise mit der Nadel niedergedrückt worden war, nach seiner eigenen Methode austreiben wollte; nicht nur die Linse, sondern der ganze Glaskörper floss hinaus, wodurch der Augenapfel zusammenfiel und eine heftige Entzündung mit unertraglichen Schmerzen entstand, die spater aber wieder zurückging. Es ist auch nicht der Mühe wert, dass ich die Möglichheit der Wiederherstellung des Glaskörpers ausführlich bespreche, denn er wird gewiss niemals regeneriert und führt, wenn er ausgestossen wird, immer zu vpllkommener Erblindung. 2\ Bei der Einführung des Messers in und durch die Hornhaut wird die Uvea bisweilen verletzt, wodurch eine Blutung in den Augenkammern entsteht, welche jedoch nach Zeugnis von Daviel wieder ausheilt, ibid. Seite 347.2) Dasselbe passierte La Faye in einem von den sechs Fallen die er nach seiner Methode operierte, siehe Seite 570; dieser verlor aber das Sehvermögen; es ist jedoch wahrscheinlich, dass dies die Folge einer hinzugekommenen Entzündung gewesen ist. 3°. Nach der Operation kann die Linsenkapsel sich verdicken, und von Neuem das Gesicht behindern, wie Poyet und Morand erfuhren, Seite 580; dies kann aber nach dem Niederdrücken mit der Nadel auch stattfinden. Bevor ich bei Menschen diese Operation ausführte, habe ich sie zunachst an Schweinen versucht; an einem gelang die Operation vorzüglich, und das Tier sah als ob es ganz gesund ware; ') Mir ist dies öfters passiert und doch sind die Kranken ausgezeichnet geheilt: es ist zweifelsohne das plötzlich hervorgesturzte Kammerwasser. Die Quantitat ist bisweilen so gross, dass fast das ganze Auge sich zu entleeren scheint. *) Vgl. De Jouno. Chir. Edenb. comm. de rebus in med. gest vol. 7. Seite 89 und 90. § 22. Die Iris wurde ohne Schaden verletzt 20 — 306 — lentis plana erat in utroque, macula levi notata, videbatur orta ex disruptione capsulae, quae foedam post se aliquando cicatricem relinquere potest: probabile est id saepe accidere, nam licet capsula lentis incidatur instrumentis variis, tarnen non tam accurate id fit, ut non saepissime nimis parva sit incisio, quam ut lens crystallina absque ulteriori ruptura transire possit; saepe ipsa lens aucto veluti diametro exit et non raro lens crystallina, simul ac cornea aperta est, ex oculo prosilit, adeo ut mirum non sit cicatrices inde ortas aliquando visum de novo obscurare. 4t0. Iris aliquando staphyloma efficit, vulnus corneae penetrans, quemadmodum Daviellius testatur pag. 348.; id tarde sanescit pag. 352. Id mihi Franequerae accidit, attribuique collyrio non satis roboranti, applicata enim aqua plantaginis cum spiritus vini guttis aliquot, staphyloma restitutum fuit, sed tarde: bene tarnen vidit, licet pupilla inde pauluium deorsum traheretur. 5io. Iris in quibusdam paralytica manet, quemadmodum sex accidit dum 34 simul Daviellius a Rheims sua methodo curaverat ibid. pag. 352. 6to. Pupilla in quam plurimis figuram mutaverat, id est rotunditatem amiserat; id etiam contigit in tribus e sex quos LaFayus curaverat, et quinque a Poveto sanatis ibid. pag. 571 et 581. Mihi id contigisse jam No. 4. fassus sum: mirum autem non est, nam lentis crystallinae diameter semper major est diametro pupillae; hinc dilatatur subito nimis pupilla seu iris, quam ut absque laesione id fieri possit, accidit aliquando ut penitus rumpatur et laceretur. In iis vero a Wenzelio curatis raro rotunditatem amissam vidi, quod adscribo ejus cautelis post operationem; specillo enim suo aureo ante descripto prius pupillam ad pristinum deducit ante- — 307 — nachdem es gemastet und geschlachtet war, habe ich die Augen untersucht. Die Linsenkapsel war beiderseits glatt, von einem dünnen Fleck gekennzeichnet; dieser schien aus einem Kapselriss entstanden zu sein, der bisweilen eine hassliche Narbe hinterlassen kann; es ist wahrscheinlich, dass dies öfters geschieht, denn obwohl die Linsenkapsel mit verschiedenen Instrumenten eingeschnitten wird, wird dies doch öfters nicht so genau gemacht, dass die Einschneidung nicht oft all zu klein ist und die Linse ohne einen neuen Riss zu erzeugen nicht hindurchtreten kann; oft tritt die Linse mit ihrem scharfen Durchmesser heraus, und nicht seiten springt sie sobald die Hornhaut eröffnet ist aus dem Auge hervor, sodass es uns nicht wundern kann, dass die daraus entstehenden Narben das Gesicht bisweilen von Neuem verdunkeln. 4t0. Die Iris bildet manchmal ein Staphylom, indem sie in die Hornhautwunde eindringt, wie Daviel auf Seite 348 beschreibt. Dies heilt nur langsam aus, Seite 352. Es ist mir in Franeker passiert, und ich habe es der nicht hinreichend versterkenden Wirkung der Augenwaschung zugeschrieben; denn nach Anwendung von Aqua Plantaginis mit einigen Tropfen Weingeist ist das Staphylom wieder ausgeheilt, obwohl nur trage; der Kranke sah aber gut, obwohl die Pupille dadurch ein Wenig nach unten verzogen war. 5to. In einigen Fallen bleibt die Iris gelahmt, wie bei sechs der Fall war, als Daviel in Rheims zu gleicher Zeit 34 Kranke nach seiner Methode operiert hatte, ibid. Seite 352. 6t0. In den meisten Fallen hatte die Pupille ihre Form geandert, das heisst ihre Rundheit eingebüsst; dies geschah auch in drei von den sechs Fallen, die La Faye behandelt hatte und bei fünf der von Poyet operierten Kranken, ibid. S. 571—581. Ich habe unter 4°. schon anerkannt, dass es auch mir passiert ist; es ist aber kein Wunder, denn der Linsendurchmesser ist immer grosser als der Pupillendurchmesser; infolgedessen wird die Pupille oder die Iris plötzlich zu sehr erweitert, als dass dies ohne Verletzung geschehen konnte; es kommt bisweilen vor dass sie vollkommen zerrissen wird. Bei denen aber, die von Wenzel operiert wurden, habe ich nur seiten Verlust ihrer runden Pupille beobachtet, was ich seinen postoperativen Massnahmen zuschreibe; denn er bringt mit seiner oben 20* — 308 — quam deligat aegrum. 7mo. Ophthalmia superveniens oculum integrum aliquando desstruit, quod seni accidit, cui lentem quamquam felicissimo effectu extraxeram: alter oculus postea Wenzelio curata est, sed eodem cum eventu. Verum id infortunium etiam in depressione acu contingit. 0 De successu § 8. Ut pateat quaenam recentiorum methodus, an illa veterum lentium anteponenda sit, breviter narrabo successus faustos, quos habuit e ra arum. ex(rac^0 ierïtis. Daviellius ipse testatur ibid. pag. 344 se ex 206 sanasse 182, seu praeter propter ex decem novem; jussu academiae Chirurgorum (a Rheims) Rhemorum 34 curavit, 17 sanati sunt, 9 coeci manserunt, 6 iride paralytico laborarunt, 2 staphylomate; in universum concludere possumus 25 cum successu curatos fuisse. La Fayus eodem tempore ibid. pag. 583 sex cataractas extraxit, duo optime viderunt, duo minus bene, et duo penitus coeci manserunt. Poyetius ibid. pag. 583 ex septem duobus visum integrum reddidit: alii duo minus bene videbant, unus lumen distinguit, et duo nihil vident. Si successum consideramus quem Wenzelius his in regionibus et per totam Europam habuit nullum dubium superest, quin anteponenda sit lentis extractio ejus depressioni. *) *) Scripsit ad me kx. Louisius 25 Aug. 1786 chirurgum Burdigalensem instrumentum Acad. chir. Par. dedisse, quo certo et tuto corneam incidit ad extractionem faciendam lentis. Constat parvo circulo, seu annulo aureo, quo continetur lanceola, quae elateris ope corneam incidit, fere uti Germani venam elastica lanceola scindunt Hac occasione monendum me audivisse Wenzelium non amplius horizontaliter, sed verticaliter corneam incidere, quae methodus mihi egregia videtur. 2) De modo quo lentis crystallinae defectum supplere possumus, sectione 5 agam. — 309 — beschriebenen goldenen Sonde die Pupille zuerst in ihren früheren Zustand zurück, bevor er den Kranken verbindet. 7mo. Eine hinzutretende Augenentzündung vernichtet bisweilen das ganze Auge, wie es einem Greise geschah, dem ich mit anfangs sehr glücklichem Erfolge die Linse extrahiert hatte; das andere Auge ist spater von Wenzel operiert worden, aber mit demselben Ausgang. Freilich kommt dieser Unfall auch beim Niederdrücken mit der Nadel vor.1) § 8. Damit jetzt deutlich ersichtlich wird, ob die Methode der Die Erfoige Jüngeren, oder jene der Alten den Vorzug verdient, werde ich ganzderIfU!enauSm kurz die guten Erfolge erzShlen, welche die Linsen-ausziehung errun- eiehunggen hat. Daviel gibt selber an ibid. Seite 344, dass er von 206 Fallen 182 geheilt hat, oder ungefahr auf zehn neun; im Auftrag der Chir. Acad. zu Rheims hat er dort 34 Personen operiert; davon sind 17 geheilt, 9 sind blind geblieben, 6 litten an Irislahmung, und zwei an einem Staphylom; im Allgemeinen können wir daraus schliessen, dass 25 mit gutem Erfolge operiert worden sind. La Faye hat in derselben Zeit sechs Stare entfernt, ibid. Seite 583; zwei sahen sehr gut, zwei weniger gut und zwei sind vollkommen blind geblieben. Poyet ib. S. 583 hat zwei von den sieben Kranken das ganze Sehvermögen wieder zurückgegeben; zwei andere sahen etwas weniger gut, einer kann Licht unterscheiden und zwei sehen gar nichts. Wenn wir schliesslich die Erfolge in Betracht ziehen, die Wenzel in dieser Gegend und im ganzen Europa erreicht hat, so bleibt kein Zweifel übrig, dass die Linsenausziehung dem Niederdrücken vorgezogen werden muss.2) ') Louis schrieb mir am 25. August 1786 dass ein Chirurge aus Bordeaux der Pariser Akademie für Chirurgie ein Instrument vorgezeigt hat mit dem er zur Ausziehung der Linse sicher und ohne Oefahr die Hornhaut durchschnitt. Es besteht aus einem kleinen Kreis, oder goldenen Ring, in dem eine Lanze enthalten ist, welche mit Hilfe einer Feder die Hornhaut einschneidet, ungefahr sowie die Deutschen mit der elastischen Lanze einen Aderlass machten. Bei dieser Gelegenheit muss ich noch hinzufügen dass ich vernommen habe dass Wenzel nicht mehr in horizontaler sondern in vertikaler Richtung die Hornhaut durchschneidet, welche Methode mir ausgezeichnet zu sein scheint, a) Ueber die Weise, in der wir den Mangel der Linse ersetzen können, werde ich im ffinften Abschnitt reden. — 310 — CAPUT QUINTUM. De Humoris Vitrei Noxis. Humor vitreus aeque atque alii oculi humores variis modis affici potest, rarius tarnen occurrit. Et etiam si aliquando occurrat aegerrime percipitur. Obfuscatur igitur, saltem ejus obfuscatio accusatur dum suffusione ex arte depressa, vel extracta coecitas remanet. Rarus tarnen contingere debet quoniam aqua, quae hunc humorem constituit, renovatur satis frequenter intra cellulas, quae aqua modo dicta turgidae consistentiam illam vobis cognitam humori vitreo dat. Contingere tarnen potest ut corpuscula alba opaca grandinis instar intra humorem vitreum nati visum impediant, quemadmodum in juvene AmsteJaedamensi vidi, increscebat id in dies et pedetentim omnem oculi aciem obtundebat.J) Talia si accidant, nullum remedium novi, quo tolli possit vel emendari vitrei humoris vitium praesertim ultimum. Transeo igitur ad vitia quae in Retina vel Nervo optico sedem habent. CAPUT SEXTUM. De Amblyopia et Amaurosi. § 1. In definitionibus morborum oculorum Actuarius diligentissimum fuisse pluribus in locis animadverti; eum igitur consulere oportet circa hos duos morbos quoniam eorum notionem exactam nullibi fere reperimus: „ciidvoioois": inquit pag. 184 F „seu obscura- ') Humorem vitreum pro parte lapideum in oculo viri 40 annorum observavit Morandua Mém. de 1'Acad des Scienc. 1730 pag. 496. — 311 - FÜNFTES KAPITEL. Von den Krankheiten des Glaskörpers. Der Glaskörper kann gerade so wie die anderen Augenflussigkeiten in verschiedener Weise erkranken; doch geschieht es ziemlich seiten. Und wenn es mal vorkommt, so wird es nur mit grösster Mühe entdeckt. Der Glaskörper verdunkelt sich also, wenigstens wird es ihrer Verdunklung zugeschrieben, wenn nach kunstgerechtem Niederdrücken oder Ausziehung des Stares Blindheit zurückbleibt. Dies muss aber ziemlich seiten der Fall sein, weil das Wasser, aus dem diese Flüssigkeit zusammengesetzt ist, und das dem Glaskörper die Ihnen bekannte Konsistenz verleiht, in den Zeilen oft genug erneuert wird. Es kann aber geschehen, dass weisse trübe Körperchen, die mit Hagel grosse Aehnlichkeit haben, innerhalb des Glaskörpers gebildet werden, und dem Sehen schaden, wie ich bei einem Jüngling aus Amsterdam gesehen habe; es wuchs bei diesem ein solches Körperchen taglich weiter und es vernichtete allmahlich das ganze Sehvermögen.x) Wenn so etwas vorkommt, so weiss ich kein Heilmittel, wodurch man eine solche Krankheit des Glaskörpers heben oder heilen könnte, besonders die zuletzt genannte. Ich werde jetzt also zu den Krankheiten, die in der Netzhaut oder im Sehnerven ihren Sitz haben, übergehen. SECHSTES KAPITEL. Ueber Amblyopia und Amaurosis. § 1. Ich habe schon an mehreren Stellen mitgeteilt, dass Actuarius sehr genau gewesen ist in der Definition der Augenkrankheiten ; man soll ihn deshalb bei diesen beiden Krankheiten zu Rate ziehen, weil wir'fast nirgends ein genaueres Verstiindniss dieser ') Morand hat in dem Auge eines Mannes von 40 Jahren einen zum Teil steinigen Glaskörper beobachtet, Mém. 1'Acad. d. Sciences 1730 Seite 496. — 312 — „tio, est visionis impedimentum, quum citra manifestum oculi „vitium nihil omnino cernitur: anpXvwjifa, quam hebetudinem si „placet, voces, est in videndo obscuritas, quae causam quidem „manifestam habet, sed oculis non deprehenditur ibid: F. G." Enumerat deinceps causas easque vel a spiritus visivi defectu vel nervorum obstructione pendere observat. Aetius fere eodem modo oculorum hebetudinem seu amblyopiam ab obfuscatione seu amaurosi distinguit, ibid: Tetrab: 2. Serm: 3. Cap: 47 et 48 pag. 321. Paulus vero eodem capite utrumque vitium comprehendit, uti patet Lib: 3. pag. 438. G. adeo ut gradu tantum differre putasse videatur, vocat tarnen obfuscationem seu amaurosin perfectum videndi impedimentum, citra manifestam oculi affecdonem, hebetudinem vero, videndi obscuritatem ab occulta, aliqua causa obortam. Si Celsum consulimus, eumtitulo resolutionis oculorum amaurosin praeprimis descripsisse deprehendemus § 36. Cap. 6. Lib: 6. pag: 367. vocat quidem JtaodXvaiv verum non intelligit musculorum oculos moventium immobilitatem, sed oculi interni paralysin; Haec sunt ejus verba ibid. pag. 368. „Interdum evenit modo in „uno oculo modo in utroque aut ex ictu aliquo, aut ex morbo „comitiali aut ex distentione nervorum, qua vehementer ipse oculus „convulsus est, ut is neque quoquam intendi possit, neque omnino „consistat; sed huc illucve sine ratione moveatur ideoque ne „conspectum quidem rerum praestet". Observamus etiam quotidie eos qui hoe vitio laborant, quaquaversum oculos sine ulla intentione movere. Videtur nobis amblyopia gradu tantum differre ab amaurosi, atque ideo sub hoe capite utramque comprehendemus; multa etiam sigrta similia habent et causas easdem, atque si curabiles sunt, iisdem remediis indigent. — 313 — Krankheiten auffinden können; „auaiomois", sagt er auf Seite 184, „das heisst Verdunklung, ist eine Behinderung des Gesichts, wenn „ohne einen manifesten Augenfehler absolut nichts zu unterscheiden „ist; a(ipkvo>n(a, die Sie, wenn Sie wollen,auchSchwachenennen „könnten, ist eine Verdunklung beim Sehakt, die zwar eine deutliche „Ursache hat, die aber nicht mit den Augen zu entdecken ist, ibid. „F. G." Er zShlt alsdann die Ursachen auf und bemerkt, dass sie entweder von einer Erkrankung des Sehgeistes oder von einer Störung in der Nervenleitung abhSngig sind. Aetius unterscheidet fast in gleicher Weise die Augenschwache oder Amblyopia von der Verdunklung oder Amaurosis, ibid. Tetrab. 2, Serm. 3 Kap. 47 u. 48 S. 321. Paulus aber fasst beide Fehler in demselben Kapitel zusammen, wie aus Buch 3 Seite 438 G hervorgeht, sodass es scheint, dass er geglaubt hat, dass sie nur in Grad verschieden seien; er nennt aber Verdunklung oder Amaurosis die vollkommene Erblindung ohne ein deutliches Augenleiden; „hebetudo" aber nennt er die Verdunklung, die aus irgend einer verborgenen Ursache entstanden ist. Wenn wir Celsus zu Rate ziehen, so erfahren wir, dass er unter der Aufschrift der „resolutio oculorum" (Lahmung der Augen) die Amaurosis schon besonders beschrieben hat, § 36 Kap. 6, Buch 6, Seite 367; er spricht zwar von itaoalvaiq, aber er versteht darunter nicht die Unbeweglichkeit der das Auge bewegenden Muskeln, sondern die Lahmung des Augeninnern; dies sind seine eigenen Worte auf Seite 368: „Bisweilen kommt es „vor bald in einem bald in beiden Augen, entweder nach einer „Verletzung, oder nach einem epileptischen Anfall, oder auch nach „klonischen Krampfen, durch die auch das Auge heftig angegriffen „wird, dass das Auge sich weder richten kann noch absolut stiil „stehen; dass es aber unwillkürlich hin und her bewegt wird „und einem deshalb nicht gestattet die Gegenstande zu erkennen." Wir beobachten auch taglich, dass diejenigen, die an diesem Uebel leiden, die Augen ohne irgend einen Zweck hin und her bewegen. Die Amblyopia scheint uns nur im Grade von der Amaurosis verschieden zu sein, und deshalb fassen wir in diesem Kapitel beide zusammen; sie haben auch sehr viel Aehnliches und dieselben Ursachen, und wenn sie heilbar sind, so bedürfen sie derselben Mittel. — 314 — De amaurosi. § 2. Amaurosis est videndi impedimentum citra manifestum oculi vitium juxta veteres et omnes recentiores: pupilla vero in aliquibus admodum ampla est et immobilis: quapropter ab hodiernis saepe Gutta Serena vocatur, probabiliter quia Arabes guttam obscuram nuncupabant suffüsionem: Gutta pro Lente Crystallina sumitur quemadmodum Celsus Lib. 7. Cap. 7. § 13 in fine pag. 432. „Sub his (sc. humoribus) gutta humoris est, ovi albo similis, a „qua videndi facultas proficiscitur, xQvotaXXosidrfe a Graecis nomi„natur." Igitur gutta obscura coecitatem producit, in hoe morbo autem gutta non obscura sed serena est, seu potius humores pone pupillam, adeo ut satis naturalis sit hac denominatio; Germani interim vocant'stellam nigram „schwarzen Star", uti ex Bartischio liquet, qui egregie id vitium figura 17 et 18. il lustra vit. Peculiarem de amaurosi dissertationem conscripsit Joh. Bened. Godofr. Oehme vid. Haller. Disp. Chir. Tom. 2. No 43, pag. 267, quae commendabiiia multa continet. Sedeset causae Veteres omnes quemadmodum ex Celso et Aetio, qui Demosproximae. thenis et Galeni suffragia protulit ibid. pag. 321. F.- G. patet nervos visivos obstructos putaverunt esse causam proximam hujus morbi, atque hoe in casu sedem mali *). Immobilitas pupillae, ejus pelluciditas et oculi insensibilitas videbantur id indicare, si ad phaenomena multa oculis a diversis causis accidentia animadvertimus, haud improbabilis erit haec conjectura. Hystericis, Hypochondriacis saepe frequens est id vitium, etiam gravidis, quamdiu uterum gerunt, quapropter guttam serenam femininam eam vocat Bartischius, ibid. pag. 140. In colica pictaviensi ab affecto nervo intercostali et ejus unione cum oculi nervis dependet. In vulneribus cerebri a compresso cerebro, adeoque ab affectis nervis visivis: propter Bellae-Donnae usum et alia similia ut vulnera praecipue nervi intercostalis. ') Aliquando post amaurosin cataracta oritur, quemadmodum uxori consulis Tjassens accidit: methodo Wenzeliana extraxi 8 Dec. 1769 magna quantitas aquae effluxit: vulnerabam palpebram, unde magna haemorrhagia. Die 13. examinavi oculum, pupilla ampla, nigerrima, sed nullus visus. Praedixeram coecitatem familiae. — 315 — § 2. Amaurosis ist eine Behinderung des Sehvermögens sowohl Ueber Amaunach den_^ alterenwie nach allen jüngeren Autoren ohne eine sichtbare rosisAugenerkrankung. Freilich ist die Pupille bei einigen Kranken sehr weit und unbeweglich, weshalb sie von den heutigen Autoren oft „Gutta serena" genannt wird; wahrscheinlich weil die Araber den Star die „Gutta obscura" nannten; „Gutta" wird gebraucht für die Linse, wie z. B. Celsus Buch 7, Kap. 7 § 13, am Ende S. 432: „Unmittelbar an diesen Flüssigkeiten liegt ein dem Eiweiss ahn„licher Flüssigkeitstropfen, von dem das Sehvermögen abhangt; „er wird von den Griechen xQvaxaXXoenfrig genannt". Der dunkle Tropfen erzeugt deshalb Blindheit; in dieser Krankheit aber ist die Linse nicht dunkel, sondern durchsichtig; oder vielmehr die Safte hinter der Pupille sind es, sodass diese Benennung „der klare Tropfen" natürlich genug ist; die Deutschen inzwischen nennen es schwarzen Star, wie aus Bartisch hervorgeht, der diese Krankheit ausgezeichnet. Fig. 17 und 18 beleuchtet hat. Eine besondere Abhandlung über Amaurosis hat Joh. Bened. Godefr. Oehme geschrieben, siehe Haller Disp. Chir. Tom. 2 No. 43 Seite 267, welche viel enthalt, das empfehlenswert ist. Die alteren Autoren haben Alle gemeint, wie aus Celsus und sits und Aetius, der die Meinung von Demosthenes und Galenus über- ****** liefert hat, ibid. Seite 321. F. G., hervorgeht, dass die Leitungsunter- rsac ' brechung des Sehnerven die nachste Ursache dieser Krankheit ware, und in diesem Falie auch der Sitz des Uebels 1). Die Unbeweglichkeit der Pupille, ihre Durchsichtigkeit und die Unempfindlichkeit des Auges schienen dies anzuzeigen. Wenn wir auf die vielen Symplome, welche aus verschiedenen Ursachen das Auge befallen können, Acht geben, wird diese Vermutung nicht unwahrscheinlich. Bei Hystericae, Hypochondristen kommt diese Krankheit sehr oft vor; auch bei Schwangeren, weshalb Bartisch diese die weibliche Gutta serena nennt, ibid. Seite 40. Bei Malerkolik ist sie von einem Leiden des Intercostalnerven und von ihrer Verbindung mit den Augennerven abhangig. Bei Gehirnverletzungen durch den Gehirn- *) Bisweilen entsteht Star nach einer Amaurosis, wie der Gattin des Konsuls Tjassens passierte: am 8. Dec. 1769 extrahierte ich ihn nach der WENZELSchen Methode, es floss eine grosse Wassermenge heraus, ich verletzte das Lid, wodurch eine starke Blutung entstand. Am dreizehnten Tage untersuchte ich das Auge, die Pupille war weit, volkommen schwarz, aber die Sehscharfe war Null. Den Verwandten hatte ich Blindheit vorhergesagt. — 316 — Hae amauroses plerumque sanabiles sunt, nisi a vulneribus nervi intercostalis dependeat, de quo vide Monroum a Coopmanno interpretatum et nostrum commentarium. Verum si affectio humoris vitrei causa esset, quemadmodum Rolfineius et Brissaeus teste Oehme de amaurosi pag. 269, § 5, statuerunt, tum insanabilis judicanda esset. Possibile est humoris vitrei obscurationes coecitatem producere, dubito autem an non aliquid per pupillam cerni posset? factum id non negamus a memoratis viris post mortem humorem vitreum in aliquibus solutum et opacum inventum fuisse, qui amaurosi laborasse visi fuerant. Concludimus adeoque humorem vitreum aliquando causam esse et sedem sed rarissime. Frequenter, immo audeo experientia edoctus affirmare, frequentissime amaurosin dependere ab affecta tunica Choroide seu ab immutata interna structura membranarum oculi. Praecipue hujus vitii causae praedisponentes sunt pituitae acres, repulsa igitur quaecunque ulcera capitis, aurium et vicinarum, partium vehementes capitis dolores et similia. Eo in casu pupilla plus minus contracta est et immobilis. Iris seu Uvea convexa, humoris aquei camera anterior imminuta et pupillae circulus non est aequabilis, verum propullulat nigra quaedam membrana, rugosa pone eam ut in fig. adj. — 317 — druck, und ebenso durch die Erkrankung des Sehnerven, beim Gebrauch von Belladonna und aus anderen Shnlichen Ursachen, wie besonders Verletzungen der Intercostalnerven. Diese Formen von Amaurosis sind meistens heilbar, es sei denn, dass sie von Verletzungen der Intercostalnerven abhangen, worüber man den von Coopmann übersetzten Monro und unsre Bemerkungen dazu nachlesen soll. Freilich, wenn eine Erkrankung des Glaskörpers die Ursache ware, wie Rolfinejus und Brisseau nach Aussage von Oèhme de amaurosi Seite 269 § 5 festgestellt haben sollen, dann ware sie als unheilbar zu betrachten. Es ist möglich, dass Verdunklungen des Glaskörpers Blindheit erzeugen, ich zweifle aber, ob nicht etwas durch die Pupille zu sehen ware. Wir leugnen die Tatsache nicht, dass der Glaskörper von den genannten Autoren bei einigen Personen, die an Amaurosis gelitten zu haben schienen, nach dem Tode verflüssigt und trübe gefunden worden ist. Und wir schliessen deshalb daraus, dass der Glaskörper manchmal die Ursache und der Sitz des Amaurosis ist, aber nur sehr seiten. Oft, ja sogar durch die Erfahrung belehrt wage ich zu behaupten, sehr oft hangt die Amaurosis von einer Erkrankung der Chorioidea oder von einer Veranderung im inneren Bau der Augenhüllen ab. Ganz besonders vorbestimmende Ursachen sind scharfe Schleime, daher irgend welche zurückgetriebene Geschwüre am Kopf, an den Ohren und ihrer nachsten Umgebung, heftige Kopfschmerzen und dergleichen. In diesem Falie ist die Pupille mehr oder weniger zusammengezogen und unbeweglich, die Iris oder Uvea gewölbt, die vordere Augenkammer verkleinert und der Pupillenkreis nicht gleichmassig, aber es wuchert irgend eine schwarze runzelige Haut hinter ihr hervor, wie in der Figur. — 322 — Paulus vero addit hirudines ad tempora admovendas esse et sternutamenta atque vomitoria dum aegri jejuni sunt propinanda, ibid. pag. 438. O. et H. Adhibuerunt vero et externa ut collyria, illitiones etc. Ea autem incassum adhibita fuisse ideo credo, quoniam in evacuantibus fortioribusque iis repellendi remediis summum quaesiverunt auxiiium. Recentiores fere similia adhibuerunt, etiam setacea nuchae adplicarunt, epispastica et caustica, sed raro haec omnia profuerunt. Mercurialia similiter incassum propinarunt. Millepedes praesertim a Boyleo, et hodie a quam plurimis laudantur. In universum autem fortuna plus profecit quam medicorum industria. Horrenda tarnen mihi videtur St. Yvesii propositio pag. 254. facta: ubi oculus unus amaurosi affectus est, altero sano manente, exstirpandum esse vitiatum ne adficiatur sanus. De Amblyopia § 3. Amblyopia uti in initio hujus capitis diximus est hebetudo oculorum quae a Celso caligo vocatur, ib. lib. 6, Cap. 6, § 32, pag. 366, magnam affinitatem habet cum amaurosi, a qua gradu tantum differre videtur: agnoscit causas easdem in universum, etiam aliquas singulares, de quibus nunc agendum. Ubi incipiens est amaurosis cognoscitur et curatur, uti antea diximus, si ab interna causa, eaque non nimis vehementi aliquoties millepedes profuisse vidi, saltem credidi: si vero ab externa si choroides affecta est, aeque incurabilis censenda est atque amaurosis. „Si ex senectute", inquit Celsus ibid. pag. 367, „aliave imbecillitate inungi potest „ oculus, j£et melle quam optimo et cyperino et oleo vetere: „opus erit multa ambulatione atque exercitatione, frequente „balneo, ubi totum quidem corpus perfricandum est, praecipue „tarnen caput ex irino, donec insudet. Tum cibis utendum acribus „et extenuantibus, interpositisque aliquibus diebus ex sinapi „gargarizandum. — 323 — sehr starken Mitteln, durch die Nase und durch den Mund; endlich haben sie auch den Kopf mit Senfpflaster bedeckt und mit chemischen Kaustica zum Schwören gebracht. Paulus fügt hinzu, dass Blutigel an den Schiafen angewandt werden sollen, und dass nüchtern Nies- und Brechmittel sollen getrunken werden, ibid. Seite 438 G. u. H. doch sie haben auch aussere Mittel, wie Kollyrien und Einreibungen angewandt. Ich glaube aber deshalb, dass diese vergebens gebraucht worden sind, weil man von den abführenden und jenen starker derivierenden Mitteln die beste Hilfe erwartete. Die Neueren haben fast ahnliche Mittel benützt; sie haben auch Haarseile in den Nacken gelegt, blasenziehende Substanzen und Aetzmittel, aber nur seiten hat dies Alles etwas genützt. Quecksilberverbindungen haben sie ebenfalls vergebens trinken lassen. Tausendfüssler werden besonders von Boyle, und heute von bei weitem den Meisten sehr gelobt. Im Allgemeinen hat der Zufall hier mehr ausgerichtet als die arztliche Hilfe. Schrecklich aber scheint mir der Vorschlag von St. Yves Seite 254: Wo das eine Auge von Amaurosis befallen wird, wahrend das andere gesund bleibt, soll das erkrankte Auge exstirpirt werden, damit das gesunde Auge nicht ergriffen werde. § 3. Wie wir im Anfang dieses Kapitels schon gesagt haben, ist ueber Amblyopia eine Schwache der Augen, die von Celsus „Caligo" Ambiyopu. genannt wird, Buch. 6. Kap. 6. § 32 Seite 366, und sie hat eine grosse Verwandschaft mit der Amaurosis, von der sie nur im Grade verschieden zu sein scheint; er nimmt im Allgemeinen dieselben Ursachen an, auch noch einige besondere, von denen wir jetzt reden müssen. Wenn es eine beginnende Amaurosis ist, wird sie diagnostiziert und behandelt, wie wir früher besprochen haben. Wenn sie von einer inneren und zwar nicht zu heftigen Ursache abhangig ist, können Tausendfüssler von Nützen sein, wie ich einige Male beobachtet habe; wenigstens habe ich dies geglaubt: wenn sie aber von einer ausseren Ursache abhangt, wenn die Aderhaut erkrankt ist, ist sie als ebenso unheilbar zu betrachten als die Amaurosis. „Wenn sie die Folge des Alters ist", sagt Celsus auf Seite 367, „oder „einer anderen Art von Schwache kann das Auge eingerieben „werden, und zwar mit möglichst gutem Honig, und Cyprusoel und „altem Olivenoel; viele Spaziergange, viele Körperübungen werden 21* Credebant veteres in senibus humores esse crassefactos, nervos visorios corrugatos et obstructos ac tunicas densatas, quemadmodum evidens est ex Aetio qui e Galeno haec hausit, ibid. Cap. 47, pag. 321, atque eatenus haec sanandi methodus apprime conveniebat. Ubi vero uti Cap. 48 monet G. assiduae cruditates, meri potus, insolatio, capitis inustio ac ardor aut perfrigeratio, aut assidua lectio post cibum, aut balnea assidua post cibum et vomitus intempestivi, coitus immodicus ac intempestivus, causae sunt, tum pro re nata caligo sanari debet, abstinentia scil. et roborantibus. Transire vix possum frequentissimam in junioribus causam mastuprationem scil. horrendum id ac detestandum plurimorum vitium, quod in omnibus oculorum caliginem producit. Manifestat autem se caligo non semper modo eodem, obfuscat in quibusdam omnia objecta, in aliis maculas majores varii coloris obscuras producit, in his maculas nigras minores volitantes veluti per aerem, in illis parvos veluti serpentes qui in continuo motu sunt. In pessima specie pupilla vel omnino non vel parum mobilis est. — 325 - „ein Bedürfnis sein, auch öfteres Baden, wobei der ganze Körper „ganz eingerieben werden muss, besonders aber der Kopf mit Iris„salbe bis zum Schwitzen. Dann müssen scharfe und abmagernde „Speisen gebraucht werden, und soll der Kranke nach Ablauf „einiger Tage mit Senf gurgeln." Die Alten glaubten dass bei alten Leuten die Safte dick geworden seien, die Sehnerven zusammengerunzelt und undurchgangig waren und die Hüllen verdickt, wie hervorgeht aus Aetius, der es aus Galenus hergenommen hat, ibid. Kap. 47 Seite 321; und dazu war diese Behandlungsmethode ganz besonders geeignet. Wo aber, wie er in Kap. 48 schreibt, eine anhaltende schlechte Verdauung, das Trinken von Wein, ein Sonnenstich, zu grosse Hitze oder eine Erkaltung, oder fortdauerndes Lesen nach dem Mittagessen, oder zu langes Baden nach der Mahlzeit und heftiges Erbrechen, unmassiger und zu unrichtiger Zeit ausgeführter Beischlaf die Ursachen sind, da muss die Sehschwache je nach diesen verschiedenen Umstanden behandelt werden, das heisst durch Enthaltung und starkende Mittel. Ich kann kaum an der sehr haüfigen Ursache bei jungen Leuten, der Masturbation, sfillschweigend vorübergehen; das heisst jenes schreckliche und abscheuliche Uebel, das bei allen eine Verdunklung der Augen erzeugt. Die Sehschwache offenbart sich aber nicht immer in gleicher Weise; in einigen Fallen verdunkelt sie alle Gegenstande, in anderen Fallen erzeugt sie grössere dunkle Flecken von verschiedener Farbe, bald kleinere schwarze wie in der Luft schwebende Flecken, bald ganz kleine wie Schlangen, die in fortdauernder Bewegung sind. Bei der bosartigsten Form ist die Pupille entweder gar nicht oder nur wenig beweglich. — 326 - CAPUT SEPTIMUM. De Retinae Morbis, Retina non modo expansio est nervi optici atque nervosa membrana, verum etiam est vasculosa; insignia quippe vasa sanguinea etiam in statu naturali eam percurrunt, absque ulla visus laesione. Sequentia igitur necessario locum habebunt: lmo. Quod nimium sit irritabilis haec membrana, atque ideo lumen forte ferre nequeat, quapropter in die coecutient aegri; vocatur hemeralopia; 2d0. Quod contrarium obtineat et aegri propter retinae debilitatem noctu vel occidente sole nihil videant; nyctalopia nuncupatur; 3ti°. Quod retina eam habeat debilitatem, ut diu absque confusione objectorum picturas excipere nequeat, quem morbum St. Yves retinae atrophiam vocat; 4to. propter dilatata nimium retinae vasa aliquando visus debilitas, maculae volitantes, serpentes, excolores ac vertigo orientur, quae omnia nunc ordine prosequar. § 1. Per Hemeralopiam intelligunt recentiores coecitatem diur"nam, quemadmodum videre est apud Ant. Maitre Jean pag. 299. Hippocrates vero in libro praenotionum eos qui in die nihil vident, noctu vero cernunt vxntrdXoyxaq vocat, edit. Foesii Tom. 1, pag. 110. E. Videtur hanc notionem ipsum vocabulum praebere noctu videntes, quemadmodum Hippocrates, nos vero cum omnibus Graecis recentioribus Aetio, Paulo et Actuario nyctalopes vocabimus eos, qui noctu non vident de quibus proximo paragrapho. Hemeralopiae vocabulum veteribus incognitum fuit. Morbus interim ab Hippocrate descriptus quamquam alia denominatione, maxime pueris et juvenibus tribuitur; addit mulieres et virgines quibus menses apparent, eo non tentari, ib. Certum est in Africa et utraque India Aethiopes albos dictos in die propter SIEBENTES KAPITEL. Von den Netzhauterkrankungen. Die Netzhaut ist nicht nur die Ausbreitung des Sehnerven, sondern auch eine gefassführende Haut; es durchziehen sie ja auch im natürlichen Zustande in die Augen faliende Blutgefasse, ohne irgend einen Schaden für das Sehvermögen. Es wird also das folgende notwendig stattfinden können: 1°. dass diese Haut zu reizbar ist, und also kein starkes Licht ertragen kann, weshalb die Kranken am Tage blind sind; dieses Leiden wird Hemeralopia genannt; 2°. dass das Gegenteil stattfindet und die Kranken infolge der Schwache ihrer Netzhaut bei Nacht oder beim Sonnenuntergang nichts sehen können; dies wird Nyctalopia genannt. 3°. dass die Netzhaut jene Schwache hat, dass sie die Bilder der Gegenstande nicht lange ohne Verwirrung in sich aufnehmen kann; St. Yves nannte diesen Fehler Netzhautatrophie; 4°. dass infolge zu starker Gefasserweiterung in der Netzhaut bisweilen eine Abschwachung des Gesichts, fliegende Mücken, farblose Schlangen und Schwindelanfalle entstehen werden. Ich werde sie Alle jetzt der Reihe nach naher betrachten. § 1. Unter Hemeralopia verstenen die jüngeren Autoren Tagblind- Hemeraiopie. heit, wie bei Ant. MaItre Jean auf Seite 299. zu sehen ist. Hippocrates aber nennt in seinem Buch „über die Prognosen" jene, die am Tage nichts sehen, bei Nacht aber gut unterscheiden, wKTaloixsq, Edit. Foesii Tom. 1, Seite 110. E. Es scheint, dass die Erkenntniss dieses Symptoms ihnen gerade die Bezeichnung: „bei Nacht Sehende" verliehen hat, wie bei Hippocrates. Wir aber werden mit allen jüngeren Griechen, Aetius, Paulus und Actuarius diejenigen Nyctalopes nennen, die bei Nacht nicht sehen, und von denen ich in dem nachsten Paragraphen reden werde. Das Wort Hemeralopia war den Alten nicht bekannt. Die Krankheit war inzwischen von Hippocrates beschrieben worden, obwohl unter einem anderen Namen: sie wird am meisten Knaben und Jünglingen zugeschrieben; er fügt hinzu, dass Frauen und Madchen, welche menstruieren, davon nicht gequalt werden. — 328 — nimiam retinae sensibilitatem non videre: observatum est, eos quoque homines qui pupillas rubras habent per diem minus bene cernere1)- Turbevillius in Lowthorps abridgmt: vol 3, pag. 40 § 15. virginis 23 annorum casum prodidit, quae cum album et nigrum solummodo discernere valeret, in profundissimis tenebris aliquando per quadrantem horae legere poterat. Corrigere possumus id vitium moderando lumen, vel obscurum reddendo oculum; extant enim tales casus hominum qui adhibendo tubos chartaceos vel corcaceos nigros optime cernebant Lowthorps Abridgmt, vol. 3. p. 41. Nonne manu oculum obscurantes distinctius videmus ? perspicilla viridea, et similia procul dubio prodesse possent: ipsum solem enim telescopiis examinamus, adhibendo primum vitrum fuligine nigrefactum, vel ignis ope profundius coloratum. Nyctaiopia. § 2. Crebius vero contingit Nyctalopia seu nocturna coecitas, quae ab Actuario ibid. Lib. 2. pag. 184. Aetio Tetrab. 2. Serm. 3! Cap. 46. pag. 320 et a Paulo ib. pag. 438. iisdem fere verbis ita definitur. Homines tum in die cernere queunt, versus occasum solis, et nocte omnino non; contingit aliquando ut etiam luna fulgente nihil prorsus videant, id tarnen rarum esse observat Aetius ib. pag. 320. Petrus Parhamus memoriae prodidit in Lowthorps abridgmt. Tom. 3. pag. 38 par. 13. casum juvenis 20 annorum qui post solis occasum coecus erat absque ullo sensibili vitio in organo. Samuel Dale Lowthorps abridgmt. ibid. pag. 286. Nyctalopiae in muliere observatae exemplum prodidit, ea post immodicum mensium fluxum nata et per annum durans, aquis Epsommentibus sanata fuit; postea vero eodem corripiebatur morbo. Hinc evidenter patet Nyctalopiam a debilitate seu insensibilitate retinae dependere. *) Boyleus Tom. 4, pag. 554 obs. 9, casum" narrat feminae quae post solis occasum objecta melius distinguebat quam irt die; pupillae erant contractae. — 329 — Es steht fest dass die weissen Aethiopen in Africa und in den beiden Indien wegen zu grosser Empfindlichkeit der Netzhaut bei Tag nicht sehen können; man hat auch beobachtet,fdass die Leute, die rote Pupillen haben, am Tage weniger gut sehen.") Turbevillius hat in Lowthorps abridgm. Vol. 3 Seite 40 § 15 den Fall eines Madchens von 23 Jahren mitgeteilt, die, obwohl sie nur Weiss und Schwarz zu unterscheiden vermochte, in tiefster Nacht bisweilen eine Viertelstunde lesen konnte. Wir können dieses Leiden verbessern, indem wir das Licht abschwachen oder das Auge verdunkeln; denn es sind solche Faile bekannt von Kranken, die durch Anwendung von Röhren von schwarzem Papier oder durch schwarze Glaser sehr gut sahen, Lowthorps Abridgm. Vol. 3, Seite 41. Sehen wir ja auch nicht deutlicher, wenn wir das Auge mit der Hand verdunkeln ? Grüne Brillen, und dergleichen würden ohne Zweifel sehr nützlich sein können; denn wir können mit Teleskopen selbst die Sonne betrachten, wenn wir vorn ein mit Russ geschwarztes Glas anwenden, oder ein Glas, das durch Feuer bis in ihren tiefsten Schichten gefarbt worden ist. § 2. Die Nyctalopia oder Nachtblindheit aber kommt oefters vor; Nachtbiindsie wird von Actuarius Buch 2, Seite 184, von Aetius, Tetrab. 2. Serm. 2, Kap. 46, Seite 320 und von Paulus ibid.' Seite 438 ungefahr mit denselben Worten definiert. Die Leute können dann bei Tag gut unterscheiden, gegen Sonnenuntergang und bei Nacht aber absolut nicht; bisweilen kommt es vor, dass sie auch bei Mondschein nichts vor sich sehen. Aetius bemerkt aber, das dies nur seiten der Fall ist, ib. Seite 320. Petrus Parhamus hat in Lowthorps Abridgem. Tom. 3 Seite 38, Par. 13 den Fall eines Jünglings von 20 Jahren mitgeteilt, der nach Sonnenuntergang blind war ohne irgend einen erkennbaren Fehler am Sehorgan zu besitzen. Samuel Dale hat in Lowth. Abridgm. ibid. Seite 286 über eine bei èiner Frau beobachtete Nyctalopie berichtet, die nach übermassiger menstrualer Blutung entstanden war, ein ganzes Jahr dauerte, und schliesslich durch Epsommer Wasser geheilt wurde; nachher wurde sie aber von derselben Krankheit befallen. Hieraus geht deutlich hervor, dass Nycta- ') Boyle Tom. 4, Seite 554 obs. 9 erzahlt den Fall einer Frau, die nach Sonnenuntergang die Gegenstande besser unterschied als am Tage; ihre Pupillen waren sehr eng. — 330 — Briqqsius causam quaerit in vaporibus occasu solis descendentibus et humores oculorum turbantibus Lowthorps abridgmt. ib. pag. 39. Verum tum omnes homines hoe morbo affici deberent, seu permulti quod experientiae contrariatur. Quid de prognosi dicam, vix novi; si causa est debilitas nervorum, tum ii confortandi sunt, requirunturque eo in casu remedia universalia, et particularia oculis applicanda. Rarissimus est morbus. Atrophia retinae. § 3. St. Yves ibid. pag. 249. atrophiam retinae vocat quando haud vitiato oculo, homo diu objecta quaedam intueri non possit; sive sint nimis vivide colorata sive exilia; hinc artifices multi ea afficiuntur,^ cogunturque aliquando oculum claudere ac perfricare vel penitus ab opere desistere. Eodem morbo saepe vexantur litterati, ita ut diu legere nequeant, praesertim non ad lucernam seu candelae lumen. Vitium sedem habet non modo in retina uti St. Yves putavit, verum et quidem saepius in ipsis oculi humoribus vel superficiebus: ceu ut paucis rem absolvam, inde pendet, quod focus picturae non cadat in retinam, nisi dum magna intentione aeger aciem dirigit, unde visus defatigatio, lacrymae, et aliquando levis inflammatio. Notum supponimus nos gaudere facultate accommodandi oculos ad diversas objectorum distantias, si igitur oculus perpetuo ultra modum agere debet, tum coecitas oritur, quae subito restauratur simul ac perfricatur, aut quiescit oculus. Igitur oportet ut aeger talem victum quaerendi modum eligat in quo ""objecta majora sunt utque si litterarum studiosus est oculos armet, vel umbraculo perspecillis e vitro pellucido vel viridi conflatis. Remediis enim raro vitium cedit. — 331 — lopie von einer Schwache oder von Unempfindlichkeit der Netzhaut abhangig ist. Briggs sucht die Ursache in den Dfinsten, die beim Sonnenuntergang herunterkommen und die AugenflOssigkeiten verwirren, Lowthorps Abridgm. ib. Seite 39. Dann sollten aber alle Menschen an diesem Uebel leiden, oder jedenfalls sehr viele, was nicht mit der Erfahrung übereinstimmt. Ich habe kaum gewusst, was ich von der Prognose sagen sollte; wenn NervenschwSche die Ursache ist, so müssen diese gekraftigt werden; man bedarf in diesem Falie also allgemeine Mittel und besondere Medikamente, welche auf das Auge appliciert werden müssen. Die Krankheit ist sehr seiten. § 3. St. Yves spricht Seite 249 von Atrophie der Netzhaut, Atrop/ueder wenn der Mensch bei intactem Auge gewisse Gegenstande nicht Netsnautwahrend langerer Zeit betrachten kann, es sei denn, dass sie zu lebhaft gefarbt oder sehr lichtschwach sind. Viele Künstler leiden hieran, und werden gezwungen das Auge dann und wann zu schliessen und zu jucken oder ganz mit der Arbeit aufzuhören. Auch Studierende werden oft von derselben Krankheit gequalt, so dass sie nicht lange lesen können, besonders nicht bei einer Lampe oder bei Kerzenlicht. Die Krankheit hat ihren Sitz nicht nur in der Netzhaut, wie St. Yves glaubte, sondern auch und zwar öfters in den Saften oder in der Form der Oberflachen des Auges; wie es auch, um kurz zu sein, davon abhangig sein kann, dass der Brennpunkt des Bildes nicht auf die Netzhaut failt, es sei denn wenn der Kranke mit grösster Anstrengung seinen Bliek richtet, wovon eine baldige Ermüdung, Tranenfluss und manchmal eine leichte Entzündung die Folgen sind. Wir setzen als bekannt voraus, dass wir uns der Fahigkeit erfreuen das Auge auf die verschiedenen Entfernungen der Gegenstande einzustellen; wenn das Auge also fortdauernd eine übermassige Arbeit leisten muss, da kann Blindheit entstehen, die sich aber sogleich wieder bessert, sobald das Auge ein wenig gerieben wird oder einen Augenblick ausfuht. Es ist also angezeigt, dass der Kranke sich einen solchen Beruf auswahlt, in dem er nur mit grösseren Gegenstanden zu tun hat, und dass er wenn er ein Philologe ist, die Augen entweder mit einem Sonnenschirm oder mit aus grünem Glas gemachten Brillen ausstattet. Denn die Krankheit wird durch Arzneimittel seiten geheilt. — 332 — De varüs § 4. Dilatatis vasculis sanguiferis, lymphatiisve adscribo varias macuiis et jj]as ej- mirum in modum variatas maculas, quas saepe oculis ve gme. noSfrjs obversantes cernimus. Sunt autem diversae naturae permanentes aliae, aliae volitantes. De la Hirius eas optime descripsit Differens accidens de la Vue pag. 260 § 41. Permanentium sedem in retina ponit, volitantium in humore aqueo ib. pag. 263. Porterfieldtius uti De la Hirius in permanentes et fluctuantes eas dividit Treat. on the Eye Tom. 2. pag. 75. Priores corneae retinae, vitreo ac crystallino humori tribuit, fluctuantes humori aqueo ibid. et pag. 77. qua demonstrat non opaca esse sed pellucida corpuscula etc. Ranby autem in humore vitreo sedem figit abridgmt. by Eames and Martin vol. 3. Tom. 8. pag. 489, notatque esse opacas parttculas, quae vasa lymphatica transeunt. Determinare vix possumus, an in retina, humore vitreo an vero in lente crystallina vitium haereat: tria enim haec organa vasis scatent plurimis praesertim lymphaticis, quae obstructavel dilatata imaginiculas illas visui praebere possunt. Forsan ab affectis nervis solis dependent. In me ipso maculas, vascula lucida variis ramulis divisa saepe spiralia velociter mota video, praesertim post indigestionem, vel meri nimium potum, etiam ubi diversis et oppositis luminibus, attente aliquid conspexerim, fere semper vertiginem comitem habet id vitium et in capitis dolorem transit: Hemicrania laboro dum unus est affectus oculus et Cephalalgia dum uterque patitur: id est nervós frontales dolore affectos sentio: saepius autem miratus sum ilico evanuisse maculas et vertiginem simulac hemicrania oreretur, unde concludo etiam propter nervos ciliares affectos id vitium locum habere. Si ullibi sane in hoe morbo diaeta tenuis et purgantia conveniunt, praesertim si ab indigestionibus dependent maculae. Abstinentia igitur quies et similia pro re nata conveniunt, saepe calefacientia fronti applicata, vesicatoria vertici, temporibus proderunt. Eorum delectum medicus ex symptomatibus ipsis haurire debet. — 333 — § 4. Einer Erweiterung der Blut- und Lymphgefasse schreibe du ich die verschiedenen und in wunderlicher Weise verandernden v^rscjüedene _ . ja < r* Flocken und rlecken, die wir oft vor den Augen schweben sehen, zu. Sie schwindei. sind aber verschiedener Art; einige bleiben an einer Stelle, andere sind flüchtig. De la Hire hat sie sehr schön beschrieben, siehe Différents accidents de la vue Seite 260 §41. Er verlegt den Sitz der festen Flocken in die Netzhaut, der beweglichen Flocken in den Glaskörper, ib. Seite 263. Porterfield verteilt sie auch, wie de la Hire, in feststehende und bewegliche, Treat. on the Eye Tom. 2 Seite 75. Die ersten teilt er der Hornhaut, der Netzhaut, dem Glaskörper und der Linse zu, die beweglichen der wasserigen Flüssigkeit, ibid. Seite 77, wo er auch beweist, dass die Körperchen nicht trübe sondern durchsichtig sind, u. s. w. Ranby verlegt den Sitz in den Glaskörper, abridgm. by Eames and Martin vol. 3 Tom. 8 Seite 489, und bemerkt, dass es trübe Körperchen in den Lymphgefassen sind. Wir können kaum feststellen, ob der Fehler in der Netzhaut, im Glaskörper oder in der Linse sitzt; denn diese drei Organe sind voll von sehr zahlreichen Lymphgefassen, die bei Verschluss oder Erweiterung, jene Bildchen vortauschen können. Vielleicht auch sind sie nur von einem Nervenleiden abhangig. Ich sehe bei mir selbst Flecken, kleine helle Gefasse, die sich in verschiedener Weise verzweigen, oft spiralförmig und in schneller Bewegung; besonders deutlich sehe ich sie nach einer Magenüberbürdung oder wenn ich zu viel Wein getrunken habe, auch wenn ich bei verschiedenen mir gegenüberliegenden Lichtquellen etwas ganz genau betrachtet habe; fast immer ist diese Krankheit von Schwindel begleitet und endet in Kopfschmerzen. Ich leide an Hemicranie, wenn nur das eine, an Cephalalgie, wenn beide Augen befallen werden; das heisst, ich fühle, dass die Stirnnerven von Schmerzen befallen sind; öfters habe ich mich aber gewundert, dass die Flecken und der Schwindel sofort wieder verschwunden sind, sobald die Hemicranie entsteht; ich ziehe daraus den Schluss, dass dieses Uebel auch die Folge einer Erkrankung der Ciliarnerven ist. Wenn je, so stellen gewiss bei dieser Krankheit eine schlaffe Diat und Abführmittel die geeignete Behandiung dar, besonders wenn die Flecken von Indigestionen abhangig sind. Enthaltung — 334 — Caecitates § 5. Morgaqnus Epist: Anatom: 18. Tom: 2. pag. 310. § 4. anomaiae. observat: coecitates a convulsionibus oriri posse, etiam a laeso ramo quinti paris nervorum se coecitatem ortam vidisse ibid: pag: 314. § 7. Plures casus similes apud auctores occurrunt, sed singularis est observatio Dr. Turbevillh Lowthorps abridgmt: vol: 3. pag: 40. §15. Narratur ibi hominem quemdam nullo vitio sensibili in oculis laborantem, cernere non potuisse, nisi dum nasum digitis suis comprimeret vel conspicillis angustioribus idem efficientibus, tum vero optime videbat. Ex nexu nervorum nasi cum ramo ophthalmico forsan explanari id symptoma debet. Subnectam alium casum a Vatero propositum. Femina coryza laborans propter balnea et refrigeria male applicata incidit in amaurosin absque ullo vitio visibili in oculis vid: Abridgmt: by Eames and Martin vol. 7. Tom. 8. pag. 490. § 3. Haec eadem vero remediis adhibitis visum recuperavit, sed his cum phaenomenis: in initio omnes homines obvios, quasi capite truncatos vidit, successu temporis vero totos sed quasi per nebulam, eam maculae et flocculi subsecuti sunt, tandem in uno tantum oculo vitium locum habuit. Quaerit Vaterus sedem mali num in retina, lente crystallina vel humore vitreo ? Determinare non audeo, credo tarnen ab aüecta retina explicanda esse haec phaenomena, nam nunquam haec ipsi ita videbantur, quam dum axin opticum directe in objectum dirigeret. — 335 — also, Ruhe und dergleichen je nach den Umstënden sind ein Bedürfnis; oft werden erwarmende Compressen auf der Stirn, blasenziehende Mittel am Scheitel und an den Schiafen gut helfen. Der Arzt soll nach den vorliegenden Symptomen hieraus eine Wahl treffen. § 5. Moroagne bemerkt in Epist. Anatom. 18 Tom 2. Seite 310. Uneewöhn§ 4. dass Blindheit nach Krampfen entstehen kann, auch dass et^^Sük nach einer Verletzung eines Zweiges des 5ten Nervenpaares Blindheit entstehen sah, ibid. Seite 314 § 7. Wir begegnen mehreren ahnlichen Fallen bei den verschiedenen Autoren, aber ganz merkwürdig ist die Beobachtung von Turbevillius, Lowthorps Abridgm. Vol. 3. Seite 4 § 15. Es wird dort erzahlt, dass ein Mann, der nicht an einer sichtbaren Augenkrankheit litt, nicht sehen konnte, es sei denn dass er mit den Fingern seine Nase zusammendrückte, oder mit ziemlich engen Brillen, die dasselbe taten; dann aber sah er sehr gut. Vielleicht muss diese Erscheinung aus der Verbindung der Nasennerven mit dem Ramus ophthalmicus erklart werden. Ich werde zum Schluss noch einen andren von Vater genannten Fall hinzufügen. Eine Frau, die durch Bader und schlecht angewandte Abkühlmittel einen Schnupfen bekommen hatte, bekam eine Amaurosis ohne irgend welche bemerkbare Erkrankung ihrer Augen, siehe Abridgm. by Eames and Martin vol. 7, Tom. 8, Seite 490. § 2. Freilich hat sie durch die angewandten Mittel ihr Sehvermögen wieder zurückbekommen, aber mit dieser Merkwürdigkeit, dass sie im Anfang alle Menschen, denen sie begegnete, wie mit abgeschlagenem Kopfe sah; nachher sah sie sie zwar ganz, aber durch einen Nebel; diesem sind Flocken gefolgt, und schliesslich bestand die Krankheit nur auf einem Auge. Verlegt Vater nun den Sitz der Krankheit in die Netzhaut, in die Linse oder in den Glaskörper? Ich wage es nicht den Sitz anzuzeigen, ich glaube aber dass diese Erscheinungen durch eine Erkrankung der Netzhaut erklart werden müssen, denn nie erschienen diese Erscheinungen ihr so, als wenn sie die optische Achse gerade auf den Gegenstand richtete. — 336 — CAPUT OCTAVUM. De Totias Bulbi Oculi Vitiis, Atrophla, Ecpiesmo et Proptosi. Airophia buibi § 1. Bulbus oculi saepe post vehementes ophthalmias suppuraocuii. tiones, aliaque similia symptomata marcescit et imminuitur, ita ut veluti collapsus foveam efficiat, ubi protuberans esse deberet, unde facies ipsa plurimum deturpatur. Nullum remedium id vitium tollere seu melius reddere potest, aliquando oculo artificiali deformitatem imminuere possumus, praesertim quando palpebra motum naturalem retinuerit, ubi vero et haec paralytica seu tractu temporis immobilis facta est nihil quidquam prodesse potest. Ocuti artefi- De oculis artificialibus igitur nunc agam, praesertim quia id tiaUs' pag. 132 promisi. Oculi artificiales ex vitro colorato albo figurae ovalis conficiuntur, subtus concavo extus convexo cujus mediae parti iris diversi coloris primum applicata vitro pellucido corneam referente tegitur. Requiritur ut iridi oculi sani et pictura et magnitudine conveniat artificialis: adaptatur deinceps oculi affecti palpebris, usque elevatis applicatur pars concava oculi bulbo. Palpebrae super eum moventur ac super sanum et naturalem oculum. Deformitas itaque sublata est, dum e directo aeger alterum conspicit, ubi exobliquo tum sanus solus movetur et strabismo laborare videtur: quod vitium minus deforme est, quam oculus marcore affectus et opacus. St. Yves pag. 276. ex professo agit de oculis artificialibus Cap. ultimo, nunquam vero suaderemus ut quemadmodum in staphylomatibus majoribus praecipit cornea cum uvea resecaretur. 337 ACHTES KAPITEL. Von den Krankheiten des ganzen Augenapfels, der Atrophie, Ecpiesmos und Proptosis. § 1. Der Augenapfel- wird nach heftigen Entzündungen, nach Atrophie des Eiterungen und anderen MHnlichen Symptomen oft schlaff und Ausenapfei. verkleinert sich derart, dass er so zu sagen zusammengefallen erscheint und eine Delle bildet, anstatt hervorgewölbt zu sein und den Antlitz in hohem Grade entstellt. Kein Heilmittel vermag dieses Uebel zu beseitigen oder zu verbessern; bisweilen können wir durch ein künstliches Auge die Entstellung verringern, besonders wenn das Augenlid die natürHche Bewegung beibehalten hat; wo dieses aber gelahmt ist oder nach und nach unbeweglich gemacht worden ist, kann gar nichts nützen. Wir müssen jetzt also von den künstlichen Augen reden. Die Kunstiuhe künstliche Augen werden aus weiss gefarbtem Glas von ovaler Augen. Form angefertigt, nach unten ausgehöhlt, und nach aussen konvex gewölbt. Auf den mittleren Teil wird zunachst eine Iris von verschiedener Farbe aufgelegt, die dann durch ein durchsichtiges Glas, welches die Hornhaut nachahmen soll, bedeckt wird. Es ist wichtig, dass die künstliche Iris sowohl in Zeichnung als in Grösse mit der gesunden Iris übereinstimmt. Alsdann wird es an den Augenlidern des erkrankten Auges angepasst und wird die concave Seite nach Eröffnung der Lider auf den Augenapfel angebracht. Die Lider werden über dieses Auge gerade so bewegt wie über das gesunde natürliche Auge. Die Entstellung ist daher aufgehoben, wenn der Kranke jemand gerade von vorne anschaut: wenn er ihn aber von der Seite anschaut, so wird nur das gesunde Auge allein bewegt und scheint der Kranke zu schielen; dieser Fehler ist aber jedenfalls weniger hasslich als ein atrophisches und getrübtes Auge. St. Yves behandelt im letzten Kapitel auf Seite 276 die künstlichen Augen mehr speziell; nie aber möchten wir empfehlen nur behufs Anpassung eines künstlichen Auges die Hornhaut und die Iris abzutragen, wie er bei grossen Staphylomen vorschreibt. 22 - 338 - Argentorati oculi hi magna quantitate conficiuntur forma et colore variis, adeo ut vix oculus detur, cui non quidam ex artificialibus respondeat. Si nimis magni sunt, deteritur pars superflua et de novo perpolitur. Atrophia ab Contingit aliquando ut ab externa causa atrophia dependeat; extemacausa. quemadmodum in his figuris vobis demonstro. En, atrophia oculi dextra propter enormem cancrum malae in femina! vid. fig. En atrophiae oculi sinistri propter exostosin ossis maxillaris in altera femina! vid. fig. Quomodocunque se habet id vitium incurabile est, quod etiam MaItre Jean pag. 329. animadvertit Deecpiesmoet § 2. Oculi bulbus integer aliquando foras progreditur aliquando proptosi cornea tantum. Graeci uti ex Actuario patet ibid. pag. 185 id ocu orum. vj^um vocant èxizieapóv seu expressionem oculi. Est etiam juxta Gorraeum totius oculi prolapsus extra cavitatem. Celsus vero siQÓnttooiv vocat ibid. pag. 355. sed improprie, sumitur vero juxta Gorraeum haec denominatio tantum pro uveae prolapsu. In universum vero proptosis cujuscunque rei prolapsionem designat addito partis prolapsae vocabulo: proptosis uteri, intestini, recti, oculi et sic porro. Aetius similiter et Actuarius expressionem seu Ecpiesmum vocat ibid. pag. 325, etiam Paulus pag. 439. B. Actuarius familiare vitium vocat ibid. quod conferta crassaque fluxio excitat, oculumque sua sede emovet ut exertus in posterum appareat pag. 185. A. Aetius ibid. pag. 325. Cap. 55. contingere notat iis qui strangulantur et in athleticis certaminibus et feminis in partus doloribus aut ex fluxionibus plurimis quae acervatim a capite defluxerunt. Paulus ibid pag. 439. B. easdem causas exceptis fluxionibus repetit. Celsus e contra ab ingentim inflamatione cum impetu erumpente oculi proptosin deducit ibid. Ab externa causa prolapsum totius oculi contingere posse Aetius paulo superius id est cap. 24. pag. 308 docet. „Prolapsus (inquit) - 339 - In Strassburg werden diese Augen in grosser Menge und in verschiedener Form und Farbe hergestellt, so dass es kaum ein Auge gibt, mit dem nicht ein künstliches Auge übereinstimmt. Wenn sie zu gross sind, wird der überflüssige Teil abgeschiiflen und von neuem polirt. Es passiert bisweilen dass die Atrophie von einer Musseren Ursache Atropu durch abhangig ist, wie ich Ihnen in diesen Bildern vorführe; sehen Sie aüssere mal hier eine Atrophie des rechten Auges infolge eines enormen rsachenBackenkrebses bei einer Frau. Betrachten Sie das Bild und^sehen Sie hier eine Atrophie des linken Auges durch eine Exostosis des Oberkiefers bei einer anderen Frau! Wie die Krankheit sich auch verhalt, sie ist unheilbar, wie auch MaItre Jean Seite 392 schon bemerkt hat. § 2. Bisweilen tritt der ganze Augenapfel aus ihrer Höhle hervor, Ueber bisweilen die Hornhaut allein. Die Griechen nennen dieses Uebel, Ausstaipung wie aus Actuarius ibid. Seite 185 hervorgeht, kxmeopóv oder res heissen; entweder diejenigen die Greisen Presbyopie. genannt werden oder nach der Bemerkung von Foesius zu oecon. Hipp. p. 318 ihre letzten Lebenstage verbringen. Die Greisen betrachten die Gegenstande aus der Ferne, wie wir aus Paulus Aeqineta mitgeteilt haben. Wenn Jemand in der Jugend diesen Zustand des Auges hat, muss er eine Konvexlinse anwenden, durch — 364 — de vitrorum convexorum utilitate pag. 266 § 47. Objecta majora vident quam nudo oculo, quoniam angulus visorius augetur, minora objecta propter oppositam rationem in Myopibus vitro concavo utentibus. Praeter eum Porterfieldtius laudandus est pag. 57 § 18 qui modo geometrico de visus vitiis in presbytis agit. Sane phoeno mena pleraque opposita sunt iis, quae in Myopibus locum habere "notavimus. Determinat radium perspicMlorum Porterf. ad longitudinem 2 pedum et 4/10, ut senex, qui nudo oculo ad distantiam 4 pedum legere tenetur, legat ad distantiam pedis unius cum dimidio pag. 67. Presbytae insuper quando objecta ad longum intervallum vident id inversum judicant ex La Hirh observ. pag. 257 et seq. etiam maculis et muscis volitantibus subjecti sunt vid. ib. pag. 260 §41. Cujus phaenomeni similiter mentionem facit Portf. pag. 74 ib. Tom. 2. § 10J). !) Presbyopes etiam sunt, quorum lentes extractae sunt et ideo lentibus densioribus indigent. - 365 - die der Brennpunkt des Bildes in gehöriger Weise auf die Netzhaut geworfen wird. Sehr gut hat de la Hire über diese Krankheit geschrieben, ib. Seite 256 über den Nutzen der KonvexglMser, Seite 266 § 47. Sie sehen dann die Gegenstande grosser als mit blóssem Auge, weil der Gesichtswinkel vergrössert wird ; umgekehrt scheinen die Gegenstande den Myopen, die Konkavglaser tragen, kleiner Neben ihm muss Porterfield zitiert werden, Seite 57 § 18 der die Gesichtsfehler der Presbyten in geometrischer Weise behandelt Zwar sind die meisten Symptome denjenigen, die wir bei Myopen erwShnt haben, entgegengesetzt. Porterfield bestimmt den Strahl der erforderten Giaser auf eine Lange von 2*/10 Fuss, sodass der Greis, der mit blossem Auge in einem Abstande von 4 Fuss lesen kann, jetzt in einem Abstande von l1/» Fuss li est, Seite 67. Ausserdem beurteilen die Presbyten, wenn sie Gegenstande in grosser Entfernung sehen, diese Entfernung nicht richtig, nach der Bemerkung von de la Hire, Seite 257 und folg.; auch leiden sie manchmal an Flecken und fliegenden Mücken, an gleicher Stelle Seite 260 § 41. Dieses Symptom erwahnt auch Porterfield' Seite 74. Tom. 2 § 10. *) t,d aUCh LeUtei denen die Linsen extrahirt w°r<»e» «W. »"d welche deshalb dickere Olaser bedürfen. wenne SECTIO SEXTA. De remediis in Oculorum morbis usitatis. CAPUT PRIMUM. De remediis a Veteribus adhibitis et applicandi modis. 1 bsolutis nunc praecipuis si non omnibus oculorum et visus morbis, nee non visus, progredimur ad remedia tam generalia quam specialia a Veteribus prolata; eaque cum recentiorum remediis conferemus et aliqua laudabimus, quorum suc¬ cessus experientia confirmavit. Explicatis nunc omnibus oculorum morbis operae erit pretium ut apta detegantur remedia, curationum indicationes inves- M tigentur easque ad certas reducantur classes. <£ö Vitia oculorum omnia vel a materie inflammatoria seu tenuis pituitae cursu dependent vel ab ipsa substantiae immutatione. Priora comprehendunt palpebrarum varias inflammationes et suppurationes, ophthalmias fere omnes, et inde fluentia corneae ulcera externa, etiam interna, nee non amauroses et similia, forsan quoque nervorum obstructiones; vix enim eas concipere possumus, nisi admittamus vasorum nervos et eorum tunicas perreptantium obstructiones et dilatationes nervos ipsos conprimere atque ea ratione integritatem tollere. Altera vero quae substantiam vitiatam habet, uti suffusio, glau- — 377 — Wenn wir auf die bedeutenden und zahlreichen Anastomosen der Blutgefasse, sowohl arteriellen als venösen, im ganzen Kopf, sowohl innere als aussere Acht geben, ist es leicht verstandlich, dass ein Aderlass, an welcher Stelle am Kopfe sie auch stattfindet, ungefahr denselben Erfolg hat. Die Alten haben aber so viel wie möglich die Nachbarschaft der erkrankten Teile auserwShlt, was wir heutzutage vielleicht all zu viel vérnachlassigen. § 5. Lieber „Setacea" glaube ich ein wenig ausführlicher reden Ueber Ha«rzu müssen, weil sie an verschiedenen Stellen und in verschiedener se'' Weise angewandt werden. Mauchart bespricht sie absichtlich bei Haller, Disp. Chir. n°. 42, s. 249 welche Schrift ich Ihnen empfehle. Setaceum, von Seta = Haar oder von Schweinehaaren abgeleitet, ist heutzutage ein hölzerner Faden, der mit einer Nadel oder mit andren Instrumenten durch die Haut gezogen wird um einen Eiterfluss anzuregen und wahrend einiger Zeit zu unterhalten, ib. Seite 250. Wir haben schon öfters von diesem Mittel, das im Nacken oder sogar am Auge selbst zur Heilung von Hornhautstaphylomen angewandt werden muss, geredet. Die Stelle, an der es am öftesten angewandt wird, ist der Nacken; auch hat Riverius unter 200 Beobachtungen wahrgenommen, dass es an den Waden angewandt auch Ischias zur Heilung gebracht hat; am Scrotum angewandt bedingt es bei Hydrocele eine radikale Heilung; es bringt auch Fisteln an den Eingeweiden und am Mastdarm zur Heilung, nach Aussage von Hippocrates, in seiner Schrift „de fistulis". Zur Heilung von Augenkrankheiten wird es durch die Ohriappchen hindurchgezogen, oder durch den Augenapfel selbst. Woolhouse hat bei verschiedenen Augenerkrankungen Setacea am Ohre angewandt. Die Nadel wird mitten durch beide oder durch ein Ohriappchen geführt in der Weise aber, dass der Knorpel nicht verletzt wird; die Nadel soll glatt, doppeltschneidig und gekrümmt sein, u. s. w. Damit der Handgriff desto schneller geschehen kann, werden dabei Pinzetten benutzt; welche von Heister in Op. chir. Buch 2, S. 2. K. 70. Seite 695 sehr gut beschrieben werden. Man nimmt dazu einen hölzernen kraftigen Faden, welcher mit der zerteilenden Selleriesalbe oder ganz schwacher roter Praecipitatsalbe eingerieben ist; auch die zarte Radix esulae oder Cortex meserei in Stabchenform. Das eingeführte Haarseil wird — 378 — Setaceum applicatur quotidie bis movetur, unde tumor, rubor et suppuratio si radicula esulae setae vice fungitur, quotidie renovari debet, deligatur aliis digestivis pro re nata, donec ophthalmia sanata est. Deinceps filum aureum vel plumbeum injicitur et gestatur. Forsan Asiatici Populi propterea aures suas fissas habent. Hodie ornamenti gratia mulierculae nostrae annulos variis pretiosis lapidibus nitentes ac splendentes in auribus gestant. Operae pretium experiri num setaceum id esset eas virtutes habeat quas ei attribuit Mauchartus. Ex unione nervorum auriculae, v. c. pedis anserini et cervicalis cum iis oculorum, frontis atque occipitis non improbabilis est effectus ille faustus, quem attribuerunt Woolhusius et Mauchartus. Mauchartus adnotat ib. pag. 259 § 19. Japonenses et Chinenses oculi bulbum, transversim acu perfodere ac setaceum injicere, ea intentione ut visus hebetudo et coecitas tollatur. Encheiresin ex Woolhusio tradit, sed nullum exemplum successus exhibet, adeo ut crediderim auctoritate Bontii et Kaempferi solummodo inniti hanc Chirurgiam. Sufficiat nobis quod inde discamus in hydrope oculi seu corneae Staphylomate absque periculo applicari posse. Qua ratione autem per medium oculum trajectum, suffusiones, glaucomata et reliqua oculorum interna vitia sanare posset, haud facile ratiocinio theoretico explanare valemus. § 6. Celsus ibid. Cap. 7. pag. 437. memoriae prodidit Qraecos pituitam acrem oculorum frequenter curasse adurendo venas in temporibus ferramentis tenuibus et retusis. Valentiorem esse Medicinam addit ibid, si cervice deligato et retento spiritu quo magis venae prodeant, venae temporum et frontis atramento notantur et cervice resoluta, hae venae prius incidantur et sanguine sufficienter fluxo, tenuibus ferramentis adurentur. Addit vero id contra tempora timide fieri debere, ne subjecti musculi, qui maxillas tenent, sentiant: inter frontem vero et verticem vehementer sic ut squama ab osse — 386 - li. Pil. rudii resin. jalappae merc. dulc. aa gr. 2 ol. cumini gtt. 1 syr. de rhamno q. s. f. pil. exiguae pro una dosi. Er empfiehlt auch andere Abführmittel und rat jene mit Quecksilber öfters zu wiederholen, Seite 113 § 8. Wenn wir hinzufügen, dass er bei der „Gutta serena", nachdem er einen Aderlass und kraftiges Purgiren vorausgeschickt hatte, Kalomel in Dosen von 10 bis 25 Körner vorgeschrieben hat, und dass er diese Dosis wahrend fünf, sechs oder sieben Tagen hindurch mit einem Conserva rosarum hat fortsetzen lassen, so können wir kaum verstehen, wie die Kranken eine solche Quecksilbermenge haben ertragen können. Alsdann empfiehlt er, wenn man keine Diarrhoë befürchtet, welche mit einem Gegengift, Diascordium oder einem ahnlichen Opiumpraeparat, bestritten werden soll, zwei oder drei Mal zu purgiren, und dann wieder Kalomel in gleichen oder höheren Dosen zu verordnen. Obwohl er den Speichelfluss, welcher notwendig folgen wird, nicht erwahnt, scheint er dessen Auftreten doch vorausgesetzt zu haben, denn er schreibt auf Seite 118: „wenn diese Mittel einen „Speichelfluss erzeugen, so wird man, wenn dieser aufgehört hat, „decoctum lignorum Guajaci (Pockenholz) zu trinken geben". Aus einer so intensiven Behandiung würdet Ihr wahrscheinlich folgern, dass bei Anwendung dieser Mittel keine andren verlangt werden, aber dem ist nicht so, denn er fügt mit Nachdruck hinzu, dass man inzwischen Zugpflaster im Nacken anwenden muss und Haarseile oder Fontanelle, Seite 113. § 10; er schreibt namlich wörtlich: „Kaum kann man sagen, wieviel Nutzen die Zug„pflaster und Haarseile bei Augenentzündungen leisten, weshalb „sie immer in erster Linie angezeigt sind" auch auf Seite 118: „dass Haarseile und Zugpflaster nicht vernachlassigt werden müs„sen, obwohl Abführmittel und Quecksilberverbindungen angewandt „worden sind". Weil wir von den Quecksilberverbindungen in der Tat nie Erfolge gesehen haben, verwerfen wir diese ganz und gar; von 25 — 386 — cum admiratione observavimus, praesertim ubi ex humoribus depravatis, acribus et simiiibus in oculos defluentibus oriebantur inflammationes. CAPUT SECUNDUM. De Remediis Specificis Internis et Externis Veterum ac Recentiorum. Praeter evacuantia et derivantia capite superiori explicata, veteres et recentiores praecipue specificis permultis fidem adhibuerunt, praecipue autem animalium hepatibus et fellibus, millepedibus et simiiibus ex regno animalium petitis: nee non et Vegetalibus uti Chelidonio et Euphrasiae, etiam Fossilibus praesertim praeparatis ex cupro, plumbo, antimonio aliisque. § 1. In Nyctalopia a Gothofrido Moebio multopere laudatur hepar bovinum coctum si trium dierum spatio comeditur vid. Mangeto Bibl. pharm. Tom. h pag: 429. Galenus, Plinius, Rhases Paulus aliique omnium fere animalium fella commendarunt. V. gr. Leonum, Vulturum, Gallorum, Testudinum, Canis Marini et aliorum; etiam piscium praesertim Callionymi dicti seu Uranoscopi a Rondeletio lib. 10. Cap. 13. pag. 305. descripti, et ab Artedio Trachini dicti, ut testatur Mauchartus in diss. de Tobiae leucomatibus Haller: disp. Chirurg, torn. 1. pag. 377. Sylvius etiam et Fernelii suffragio lib. 5, Cap. 3, pag. 426 externe laudat fella Gallinae, Perdicis, pisciumque plurimorum. Si acria desiderantur fella animalium rapacium commendat, Leonis, canis, si clementiora suis vervecae et agni fel; omnium clementissimum judicat fel Lucis piscis: monet etiam medicum adesse debere, dum instillatur fel in oculum, ut si inflammatio inde oriatur, — 387 — Abführmitteln jedoch haben wir den Erfolg einige Male mit Erstaunen beobachtet, besonders, wenn die Entzündungen aus dem Abfiuss von verdorbenen, scharfen und ahnlichen SSften nach den Augen entstanden waren. ZWEITES KAPITEL. Von den specifischen inneren und ausseren Mitteln dlterer und neuerer Autoren. Neben den Abführmitteln und Derivantia, welche im vorigen Kapitel behandelt worden sind, haben die Aelteren und die Neueren besonders vielen specifischen Mitteln eine Stelle eingeraumt, vor Allem aber der Leber und der Galle verschiedener Tiere, den Tausendfüssen und derartigen kleinen Geschöpfen aus dem Tierreich; auch Pflanzenteilen, wie Schöllkraut und Euphrasia, und Mineralien, besonders den aus Kupfer, Blei, Antimon und ahnlichen Substanzen zusammengesetzten Praeparaten. § 1. Bei Nyctalopie wird von Gottfried Moebius gekochte Rinderleber sehr gelobt, wenn sie im Zeitraum von drei Tagen verbraucht wird, nach Zeugniss von Manget, Bibl. Pharm. Tom. 1, Seite 429. Galenus, Plinius, Rhases, Paulus und andere haben die Galle fast aller Tiere empfohlen, z. B. des Löwen, desGeiers, des Huhns, der Schildkröte, des Seehundes und andrer; auch die Galle der Fische, besonders des sogenannten Callionymus oder Uranoscopus, den Rondelet beschrieben hat, Buch 10, Kap. 13, Seite 305 und des von Artedius genannten Trachinus (der Meerdrache), wie von Mauchart in seiner Abhandlung über die Leukome des Tobias, Halleri Disp. Chir. Tom. 1, Seite 377 geschrieben wird. Auch Sylvius lobt nach Mitteilung von Fernel, Buch 5, Kap. 3, Seite 426 die Galle des Huhns zum ausseren Gebrauch, auch die des Rebhuhns und sehr vieler Fische. Wenn scharfe erwünscht sind, so empfiehlt er die Galle der Raubtiere, des Löwen und desHundes, wênn mildere erfordert werden,desSchweines, des Widders und des Lammes; als mildeste betrachtet er die Galle des Hechtes; auch sagt er, dass ein 25* — 388 — aqua rosarum vel simili elui posset oculus: non modo ad maculas corneae tollendas sed et catharactas sanandas haec fella collaudat vid. ib. pag. 427 et 428. Heurnius mustelae piscis hepar solis radiis intra vitrum resolutum commendat externe palpebris et ciliis inungendum: „miraculose" inquit „visum tenebricosum restituit", ibid. apud Fernel. pag. 426 ad calcem paginae. Et Ettmullerus in albugine et nebula fel anguillae usurpavit vid. Allen synop. ib. p. 376. Fel Lucis piscis magis ceteris celebratum fuit, quemadmodum ex Manget. Biblioth. Pharm. Tom. 2. pag. 188 patet non solum in oculi maculis sed visus hebetudine aliisque affectibus: ita etiam apud D. Allen ibid. pag. 376. A Cowardo fel Luci piscis in albugine plus coeteris laudatum reperimus. Wedelius similiter fel Lucii piscis et vesicatorium feliciter cataractas incipientes abigere adnotavit: ex felle viperarum tarnen majus auxilium promidit, vid. Manget: Bibl. Chirurg. Tom. 3, pag. 292 de oculi vidis. Cum Maucharto ibid. pag. 365 nullus dubito quin sanatio Leucomatum Tobiae ope fellis piscis hodie incognid magnam illam celebritatem fellibus piscium dederit; disputant vero de piscis specie viri Doctissimi an Callionymus, Silurus an Hippopotamus uti Grotius suspicatus est, sit habendus; an vitulus marinus, an vero lamina ud Bartholinus ibidem pag. 376 § 17. Nos ex omnium tam veterum quam recentiorum suffragiis concludemus fella animalium quorumcunque apta esse, praecipue ad abstergendum, rarius tarnen hodie adhibentur, quoniam Aloë idem praestat et commodius aliis pharmacis admisceri potest. MiUepedum § 2. Millepedum usum internum Pitcarnius summopere extollit usus- ib. pag. 114 § 11 quando omni mane numero 25 pro una dosi compressi assumuntur vel infusi ex cerevisiae, vini rhenani aut Gallici unc. III vel IV addfto saccharo. Boyleus similiter praestan- — 389 — Arzt anwesend sein muss, wenn die Galle ins Auge getropft wird, damit, falls daraus eine Entzündung entstande, das Auge mit Rosenwasser oder einem ahnlichen Wasser ausgespült werden könne; er empfiehlt diese Gallen nicht nur zur Beseitigung von Hornhautflecken, sondern auch zur Heilung des Stares, siehe ibid. Seite 427 u. 428.' Heurnius empfiehlt die Leber des Hais, in Glas durch Soiinenstrahlen aufgelöst, um die Lider und Wimpern damit einzureiben; wundervoll, sagt er, hat es das verdunkelte Sehvermögen wieder hergestellt, ibid. bei Fernel Seite 426, am Ende der Seite. Auch hat Ettmuller gegen Hornhautflecken Schlangengalle benutzt, siehe Allen Synop. ib. Seite 376. Die Galle des Hechtes ist mehr als die übrigen gefeiert worden, wie aus Manget hervorgeht, Bibl. Pharm. Tom. 2, Seite 188, und zwar nicht nur bei Hornhautflecken sondern auch bei Schwache des Sehvermögens und andren Erkrankungen; so findet man auch bei Allen, Seite 376, dass von Coward die' Galle des Hechtes bei Hornhautflecken mehr als alle andre empfohlen wurde. Wedel hat ebenfalls geschrieben, dass die Galle des Hechtes und ein Ziehpflaster beginnende Stare in glücklicher Weise beseitigen kann; aus der Galle von Schlangen aber verspricht er mehr Hilfe, siehe Manoet. Bibl. Chir. Tom. 3, Seite 292, de oculi vitiis. Mit Mauchart, ibid Seite 365, zweifle ich gar nicht dran, dass die Heilung der Leukome von Tobias durch die Galle eines heutzutage unbekannten Fisches den Fischengallen jene Berühmtheit verliehen hat; die Gelehrten stimmen freilich nicht überein über die Art dieses Fisches, ob man ihn für einen Callionymus, Silurus oder Hippopotamus, wie Grotius vermutet hat, halten soll, oder für ein grosses Seekalb, oder einen Plattfisch wie Bartholinus, ibid. 376 § 17. Wir ziehen aus allen diesen Zeugnissen sowohl alterer als neuerer Autoren den Schluss, dass Gallen jedweder Tiere geeignet sind, besonders zur Reinigung;' doch werden sie heutzutage seiten angewandt, weil Aloë das^ selbe leistet und andren chemischen Mitteln leichter beigemischt werden kann. § 2. Pitcairn hebt den innerlichen Gebrauch der Tausendfüsse Oer Gebrauch sehr hervor, ib. Seite 114 § 11, wenn jeden Morgen 25 Stück zu TauslZd/assc. einer Dosis zusammengepresst, genossen werden, oder ajs Infus in Bier, Rheinwein, oder französ. Wein, mit Hinzufügung von — 390 — tissimos esse in suffusionibus vol. 1 pag. 508 contendit. Cowardus etiam ex Allenii suffragio pag. 362, millepedes inter specifica in visus hebetudine recenset; etiam et Ettmullerus ibid. pag. 381 et Emanuel Köniq ex Geoffroyi suffragio Tom. 3, pag. 457 praesertim si cum pulvere Euphrasiae consocientur. Sloanius Hist. of Jamaic. Tom. 1. in Introd. pag. 104 in caecitate amaurosi proculdubio praeter venae sectionem vesicatoria et setacea Nuchae applicanda centum millepedes vivos omni mane cum successu propinavit foeminae. Dein in amaurosi post colicam 50 millepedes vivos pag. 122 ibid. in vol. 2 pag. 13 cum vitriolo albo externe. Quoniam innocuum dant Pharmacum ideo praescribendos esse judico, et quidem eo magis quoniam aliquando prosperum effectum in incipiente amaurosi inde observasse mihi videor. Dosis augeri potest ultra XXX in die, etiam debet si exsiccati propinantur. § 3. Chelidonii majoris vires ab antiquis medicis admodum laudatae fuerunt, Aetius tetrab. 1. Serm. 1. pag. 58. solus sufficiat succus ejus inquit, visum' exacuit iis, quibus crassum, quid quod discuti oporteat, circa pupillam colligitur. Rajus Instit. plant, ex Mangeti suffragio Bibl. Pharm. Tom. 1. pag. 5. extractum Chelidonii non solum in externis nubeculis verum in incipiente suffusione praestantissimum se saepius expertum esse fatetur. Cowardus vero ejus usum in albuginibus plurimum laudat vid. Allen ib. pag. 376. Boyleus torn. 4. in mat. med. pag. 483. litt. E. par. 87. adversus leucomata commendat succum Chelidonii majoris et meilis optimi aequalem quantitatem. Hildanus Cent. 2. Epist. 59. ad ulcera corneae detergenda et nebulas atque panniculos removenda succum eundem laudat, at non ultra magnitudinem capitis aciculae singulis vicibus applicandum esse censet: ideo aquam ejus destillatam utpote mitiorem magis commendat. Interne non nisi caute adhibetur, consulere debetis - 405 macopoe vorgeschlagen. Die wichtigste ist die Zinksalbe; sie wird bereitet mit oder ohne Kamfer, wie auch in der Edinburger Pharmacopoe Seite 82. Eine sehr gute hat auch Pitcairn mitgeteilt auf Seite 115: *V Ungesalzene Maibutter und aqua euphras. loti gr. 128 Tutiae praeparatae Sacchari candidi Sanguinis draconis ia gr. 8 Margaritan. praepar. gr. 6 Vitrioli albi mgr. 390 Sarcocollae gr. 2 Caphurae mgr. 650 Laud. opiat. mgr. 260 f. Augensalbe auch eine andre: IV Unguenti Pomati gr. 128 Sacchari saturni gr. 6 Caphurae gr. 2 m. f. Augensalbe Eine von John Prinqle auf Seite 136 beschriebene Salbe: IV Unguent. albi gr. 20 Sacchari saturni mgr. 65 auf Porphyr feingerieben, tropfe hinzu Balsam. traumatici gr. 2 6 Von dieser Salbe lege man jede Nacht ein wenig auf einem btuckchen Leinwand auf das erkrankte Auge. Wenn man aber ein trockenes leicht atzendes Mittel zur Zer- storung von Hornhautnarben wünscht, so kann das Folgende aus üaubius Seite 342 angewandt werden • — 406 — Rp Sacchar. cand. albiss. § I Alumini usti scrup. II Vitriol. alb. gr: X M. F. Collyrium siccum. S. Infletur per calamum bis, ter vel saepius in die, huic pro re nata, aloë, similia addi possunt. Ubi vero aescharotica sunt quale est illud quod a Pitcairnio commendatur, pag. 116 ex merc. subl. corrosivo, tum calamus non convenit, melius est penicillo uti et hoe leviter attingere oculum. Quando vero collyria aliquida guttatim instillanda sunt, optimum est uti Bartischius monuit pag. 246 aegri caput reclinare vel supinum collocare et collyrio inebriare spongiam vel fungum per cujus medium A, bacillus B C vel calamus trajectus est, eoque compresso, guttatim in oculum instillare. Idem etiam fieri potest specillo excavato forma cochlearis. Collyria illa quae calida applicantur ut fomenti vices praestent vel panno quadruplicato excipiuntur, vel spongiis vel hapsis lini uti Bartisch. p. 109 fig. 15 exposuit. Ex fontibus quorum copiam vobis feci, plura colligere poteritis quae ad Therapiam pertinent, verum quoniam non completam morborum oculi historiam sed schema quoddam vobis proponere in animo habui, haec sufficere posse arbitror. Tantum. - 407 — iV Sacchari candidiss. gr. 32 Alum. usti gr. 2.6 Vitrioli albi 650 mgr. m. f. Augenpulver S. mit einem Rohre zwei-, drei- oder mehrmals taglich einzublasen; je nach dem vorliegenden Fall können Aloë, und ahnliche Substanzen hinzugefügt werden. Wenn es aber Aetzmittel sind, wie das von Pitcairn auf Seite 116 empfohlene Sublimat, ist ein Röhrchen nicht geeignet, und ist es besser einen Pinsel zu gebrauchen und hiermit das Auge leicht zu berühren. Wenn flüssige Mittel tropfenweise eingetropft werden müssen, so lSsst man am besten, wie Bartisch erwahnt hat, den Kopf des Kranken hintenüber neigen oder man setze den Kranken hintenüber in einen Sessel; man befeuchtet einen Schwamm oder einen Filz, durch dessen Mitte A ein Stift B.C. oder ein Röhrchen geführt ist, mit dem Augenwasser und tropfe es durch Zusammendrücken desselben tropfenweise ins Auge. Dasselbe kann auch geschehen mit einem löffelförmig ausgehohlten Pinsel. Diejenigen Kollyrien, welche heiss angewandt werden, damit sie die Rolle van Umschlagen erfüllen können, werden entweder in einem vierdoppelt gefalteten Tuch angewandt oder unter Zwischenlegen von Schwammen oder Leinwandflöckchen, wie Bartisch auf Seite 119, Fig. 25 dargelegt hat. Aus den Quellen, die ich Ihnen mitgeteilt habe, werdet Ihr mehr sammeln können, was zur Behandiung gehort, aber weil es nicht meine Absicht war Ihnen eine vollstandige Beschreibung der Augenkrankheiten sondern eine gewisse Uebersicht vorzutragen, glaube ich, dass Obiges genügen kann. m OPUSCULA SELECTA Neerlandicorum de arte medica Fasciculus Secundus Q.UEM CuRATORES MlSCELLANEORUM QUAE VOCANTUR. NederlandschTijdschrtft voor Geneeskunde COLLEGERUNT ET EDIDERUNT Amstelodami apud F van RossEr MCMXIII | I "1 PfcTRUS CAMPER' DE' • | MORBIS OCULORUM J. OPUSCULA SELECTA NEERLANDICORUM DE ARTE MEDICA :-: II. :-: petri camperi De Oculorum Fabrica et Morbis. AMSTELODAMI APUD F. VAN ROSSEN MCMXIII. XI Starmesser zu benützen. Merkwürdigerweise scheint keiner es bemerkenswert zu finden, dass das kausale Leiden, das Ulcus serpens, nach dieser Operation ausheilt. Ihr Zweck war nur die Entfernung des Eiters, im Gegensatz zu Saemisch, der die Spaltung des Geschwürbodens empfahl. In den jetzigen serotherapeutischen Jahren dflrfte ein Hinweis auf vergangene Jahrhunderte bezüglich der Therapie des gefürchteten Ulcus serpens wohl angebracht sein. „Weniger befriedigend ist Camper's Bemerkung bezüglich der von St. Yves konstatierten, ,von Camper aber nicht sicher bestatigten konsensuellen Pupillenverengerung eines blinden Auges, welche er der Gewohnheit zuschreibt. «Die asthenopischen Beschwerden, die von St. Yves einer Atrophia retinae zugeschrieben werden, hat Camper in anderer Weise gedeutet. Obwohl der Name „Hypermetropie" selbstverstandlich hier nicht vorkommt, geht aus seiner Beschreibung deutlich hervor, dass er ihr Wesen verstanden hat. Dies ist urn so beachtenswerter, als nach Schirmer die erste richtige Vorstellung vom hypermetropischen Refractionszustande bei dem Mathematiker KXstner (1755) zu finden sei und dennoch schreibt Letzterer nur von der Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass es solche Augen gabe, ohne selber einen solchen Fali beobachtet zu haben. Janin gabe in 1772 zuerst eine korrekte Beschreibung. Offenbar hat Camper das Wesen der Hypermetropie bereits durchschaut. „Die Betrachtungen, welche er dem Schielen gewidmet, sind weniger genau. Er schreibt: „so oft der empfindliche Teil der Netzhaut nicht gerade in der Augenachse liegt, ist das Schielen unerlasslich". Es würde also ein Jeder schielen, der einen Winkel * hat. Zwar kann dieser Winkel bei Hypermetropen so gross werden, dass ein Schielen vorgetauscht wird; dies ist aber nur ein scheinbarer Strabismus, und hatte bei genauerer Definition des Schielens auch von Camper erkannt werden können. Camper kannte namlich die Meinung von Le Cat, dass die Schielenden nicht doppelt sehen, weil sie das eine Bild vernachiassigen. Auch habe dieser Autor auf den Verlust des Muskelgleichgewichts als Ursache des Schielens hingewiesen. Offenbar stand Le Cat den jetzigen Anschauungen schon ziemlich nahe. „Selbstverstandlich gibt es mehrere Fragen, in denen man jetzt Camper nicht beistimmen möchte. Camper selber würde sich sicher freuen, wenn er den Nutzen unsrer Electromagneten bei der Ausziehung von Fremdkörpern beobachten könnte, obwohl er damals den Gedanken Eisensplitter mit einem Magneten zu entfernen für lacherlich erklarte. „Diese wenigen Bemerkungen mögen genügen urn das Interesse für die klaren und erschöpfenden Vorlesungen Campers zu erregen. Sie enthalten eine Fülle bemerkenswerter historischer und klinischer Tatsachen, und liefern ein wertvolles Bild der damaligen niederiandischen Augenheilkunde". Ausser Herrn Kollegen Zeeman, der uns verbot seinen Namen auf das Titelblatt zu erwahnen, schulden wir mehreren geschatzten Mitarbeitern an diesem Untei nehmen herzlichtn Dank. Es sind dies Herr Dr. IJ. H. Rogge xii damals Dozent am hiesigen Gymnasium, der die ersten Bogen des lateinischen Textes durchgesehen hat und bei der Deutung einiger schwierigen Stellen behfilflich war; Herr Gymnasiallehrer Dr. M. Boas, welcher den Text und die Uebersetzung der weiteren Bogen genau durchgesehen und korrigiert hat; und Herr Realschullehrer A. Kolkman, der sich um die Revision der deutschen Uebersetzung verdient gemacht hat. Hiermit übergeben wir die CAMPERSche Arbeit der Oeffentlichkeit, überzeugt d. ss der Wahlspruch des grossen Forschers: „aut bene aut non" auch in Bezug auf diese klinische Studie volle Geltung hat. Im Auftrag der Redaktion des „Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde", H. BURGER, Chef-Redacteur. Amsterdam, Mai 1913. PRAEFATIO. nter sensuum organa nullum est, quo homo tantopere prae caeteris animantibus excellit, quam visus organo, ac modo, quo oculi collocati sunt: Sunt enim ut Ciceronis verbis utar de Nat. Deor. f Hb. 2, Cap. 56 p. 269. „E terra homines non ut incolae / „atque habitatores sed quasi spectatores superarum „rerum atque coelestium, quarum spectaculum ad nullum aliud „animantium genus pertinet." Si mobilitatem oculorum contemplemur et facilitatem, qua adspectum in omnem partem conl vertunt, nullum animal comperiemus, quod iisgaudeat: Simias o etiam ridicula illa hominum simulacra non excipio, profundius enim eorum oculi siti minus apti sunt ad quaquaversum aciem dirigendam absque capitis motu. Numerus oculorum insuper est minimus, nam licet duobus pauciores nullo in animali reperiantur, multa tarnen quatuor, sex, octo, decem, viginti, centum, mille imo aliquot milli oculis gaudent; quamquam iis omnibus neque plura objecta distincte, neque hominibus melius conspiciant. Si jucunditatem si utilitatem visus consideremus, et praestantiam, quanto feliciores non sumus iis, qui oculis orbati non modo in tenebris vitam degere coacti sunt, sed se ipsos contra vim injuriamque aliorum sese defendere nequeant, et inertis statuae instar fortunam variam subire debeant! Quid de propria defensione loquor ubi nequidem sibi victum et amictum procurare possent, nisi aliorum utantur auxilio. Nullus igitur sensus visu est praestantior, nulla utilior, nulla jucundior! Utinam nullis vitiis tentaretur! Utinam ad ultimum vitae VORWORT. nter den Sinnesorganen gibt es keines, durch das sich der Mensch so weit über alle andre Tiere erhebt als durch das Gesichtsorgan und durch die Weise, wie die Augen gestellt sind: „Denn i", um mit den Worten des Cicero zu reden. ..die 1/ Menschen auf Erden nicht wie Insassen und Bewohner, sonuern ais ^.uscnauer der gottlichen und himmlischen Sachen, deren Schauspiel keinem andern Geschlecht der lebenden Wesen gestattet ist." (De Nat. Deor. Lib. 2, C. 56, S. 269). Wenn wir auf die Beweglichkeit der Augen Acht geben und auf die Leichtigkeit, womit sie den Bliek nach allen Seiten hin wenden, werden wir kein Tier finden, das sich derselben so sehr freiir. Selbst die Affen, jene lacherlichen Nachbildungen der Menschen nicht ausgeschlossen, denn ihre tiefer liegenden Augen sind weniger geeignet den Bliek nach allen Seiten zu richten ohne den Kopf zu bewegen. Die Anzahl der Augen ist auszerdem die geringste, denn wahrend bei keinem Tiere weniger als zwei gefunden werden, freuen viele sich in dem Besitze von 4, 6, 8, 10, 20, 100, 1000 ja von vielen Tausenden Augen, obwohl sie mit allen diesen Augen weder mehrere Gegenstande deutlich noch überhaupt besser zu sehen vermogen als die Menschen. Wenn wir das Angenehme, die Nützlichkeit betrachten und die Vortrefflichkeit des Gesichts, wie viel glücklicher sind wir dann nicht als diejenigen, die der Augen beraubt, nicht nur ihr Leben in der Finsternis zu verbringen gezwungen sind, sondern sich selbst nicht gegen die Macht und die Gewalttatigkeiten andrer zu verteidigen vermogen und sich wie eine dumme Bildsaule dem wechselnden Schicksal unterwerfen müssen? Was rede ich von Selbstverteidigung, wo sie sich nicht einmal Nahrung und Bedeckung zu verschaffen im Stande sind, ohne die Hilfe andrer. Kein Sinn also übertrifft das Gesicht, keiner ist nützlicher, keiner WÖWtatiger und angenehmer! Möchte er von keinen Leiden gequalt — 4 — halitum nobilissimo hoe organo aeque uti possemus atque in juventute! Fatis autem pluribus opportunum videtur quam caetera organa: directe enim externis. injuriis expositum est, quibus frequenter laeditur. Etiam internis aegritudinibus afficitur et inutile redditur, quoniam propter summam subtilitatem nihil fere subire queat, quo non sensibiliter afficiatur. De genere humano itaque omnes, A. O. H., bene merentur, qui remediis probatis oculorum morbos tollere conantur, sive id manu sive alio modo fiat. Rem autem arduam adgreditur qui oculorum medicinae incumbit. Veteres auctores, quia definitiones magis quam descriptiones prosecuti sunt, recentiores veterum vestigia presse secuti vix completam horum morborum historiam prodiderunt, multa vero remedia, pauca probata. Operae igitur pretium fore duxi, A. O. H., si hoe anno ex professo oculorum morbos pertractarem, et quidem eo magis quoniam in collegio nostro practico (casuali chirurgico) oculorum morbi frequenter occurrunt, adeo ut non modo diagnosin ea ratione egregie addiscere possitis, verum etiam experiri quae remedia apta, quae inutilia censenda sunt. Necesse autem est ut prius oculorum fabricam paucis exponamus, oportet enim quemadmodum Galenus in libr. de ocul. Tom. 10 Chart. pag. 504. Cap. 1 recte animadvertit: oportet medicum oculorum curam habere volentem prius eorum naturam optime cognoscere. Objicitis tempus hac repetitione inutiliter teri, quoniam in Physiologicis Scholis copiose de oculorum fabrica actum sit. Nullus dubito, A., animus etiam meus non est Physiologica hac contemplatione taedium afferre sed brevi recapitulatione memoriae vestrae succurrere; uberius autem agam de iis theorematibus, quae morborum sedem et notitiam illustrare possunt. Dividam idcirco visus organum 1. In oculum externum ad quem referemus supercilia, pajpebras, — 5 — werden! Ware es uns vergönnt, dieses edle Organ bis zum letzten Atemzug zu gebrauchen gleich wie in der Jugend! Es scheint aber mehr dem Missgeschick ausgesetzt zu sein als die andern Organe, es ist ja unmittelbar auswendigen Verletzungen preisgegeben, wodurch es oft verwundet wird. Auch wird es von innern Krankheiten ergriffen und unbrauchbar gemacht, weil es seiner grossen Feinheit wegen fast nichts ertragen kann ohne bedeutend geschadigt zu werden. Es machen sich also alle diejenigen, die durch erprobte Mittel die Krankheiten der Augen zu heilen versuchen, es sei denn dasz es auf chirurgische oder auf andre Weise geschehe, verdient urn die Menschheit. Wer sich aber dem Studium der Augenheilkunde widmet, unternimmt eine mühevolle Arbeit. Weil alte Schriftsteller mehr nach Definitionen als nach Beschreibung strebten haben die Jüngeren, indem sie dem Beispiel der Alten genau gefolgt sind, kaum eine vollstandige Geschichte dieser Krankheiten hervorgebracht, und zwar viele aber wenig treffliche Heilmittel gegeben. Ich habe gemeint, dasz es der Mühe lohnen würde wenn ich dieses Jahr amtshalber die Krankheiten der Augen eingehend behandelte und zwar desto mehr, weil in unsrem Collegium practicum das Augenleiden öfters vorkommt, so dass Sie sich in dieser Weise nicht nur vorzüglich die Diagnosis aneignen können, sondern auch aus eigner Erfahrung lernen können, welche Mittel als zweckmaszig welche als unnfitz zu betrachten sind. Es ist aber notwendig, dass wir zunachst den Bau des Auges in wenigen Worten aus einander setzen, denn, wie Galenus in seinem Buch: Ueber die Augen, Teil 10, Verlag von Chartier, S. 504, Kapittel 1 richtig bemerkt: „Essoll der Arzt, der die Augen heilen will, zuerst ihre Einrichtung genau kennen". Sie werden vielleicht einwenden, die Zeit werde durch diese Wiederholung unnütz zugebracht, weil in den physiologischen Vorlesungen ausführiich über den Bau der Augen gesprochen worden ist. Ich zweifle gar nicht dran und es ist auch nicht meine Absicht, durch diese physiologischen Betrachtungen Ihren Widerwillen zu erregen, sondern durch eine kurze Zusammenfassung Ihrem Gedachtniss zur Hilfe zu kommen; ich werde aber ausführlicher diejenigen Grundsatze behandeln, welche den Sitz und das Wesen der Krankheiten zu beleuchten im Stande sind. Ich werde deshalb das Gesichtsorgan einteilen in: 1. Das aussere Auge wozu wir rechnen: die Augenbrauen, — 6 — cilia, canthos majorem et minorem, carunculam lacrymalem, membranam semilunarem, glandulam innominatam seu lacrymalem, puncta, saccum, ductus lacrymalia. 2. In oculi bulbum cum tunicis, musculis et nervis; describam itaque oculi musculos, tunicam adnatam, corneam, scleroticam, uveam, ligamentum ciliare, atque etiam pupillam, nervum opticum ac retinam. 3. Tertio in oculum internum, qua divisione tres humores comprehendam, coronam ciliarem, ac canalem Petitianum, qua occasione etiam agam de visu. Operae forsan pretium erit vobis commemorare libros, quibus usus sum in formandis his de oculorum morborum commentariis, In universum maximam utilitatem cepi ex veterum praeceptis, quemadmodum ex qaleno, qui librum integrum in sex Sectiones distributum de oculis conscripsisse dicitur: inter spurios ejus libros recensetur ab omnibus et a Charterio, Tom. 10 pag. 504*). Videntur medii aevi veteres medici Graeci haec omnia Galeni praecepta consuluisse. Egregie quoque de oculorum morbis, egit aetius Tetrabib: 2 Serm. 3 in torn. 2 Sect. de artis medic. Principibus pag. 299. Is fusius agit de iis, quam quidem paulus aegineta quamquam et hic egregia dogmata contineat, videnda in Tom. 1 art. med. princip. pag. 551 seu de re medica lib. 6. Oribazius similiter ex Galeni scriptis ex Rufo Archigene, Theophrasto, et Demosthene, capita quaedam de oculorum morbis memoriae prodidit, quae recensuit lib. 8. Synopseos a Cap. 37. ad Caput 57 pag. 128. Tom. 1. Art. med. princ. Actuarius quoque de oculorum vitiis caput unicum conscripsit in Meth. Med. lib. 2 Cap. 7 pag. 182 Tom. 2 Art. med. princ. *) In libro 10 de usu paröum Tom. 4 Chart. agens muitos etiam oculorum morbos ex ipsa fabrica illustrat, pag. 529 et seqq. Egregium quoque est caput 5 de remediis parabilibus ad oculorum adfectiones Chart. Tom. 10 pag. 684. — 7 - die Augenlider, die Wimpern, den grosseren und den kleineren Augenwinkel, das Fleischwarzchen, die halbmondförmige Falte, die Glandula innominata oder Tranendrüse, die Tranenpunkte, das Tranensackchen und die TrMnengange. 2. Den Augapfel mit seinen Hflllen, den Muskeln und den Nerven; ich werde also beschreiben die Muskeln des Auges, die Bindehaut, die Hornhaut, die Lederhaut des Auges, die Uvea, das Ligamentum ciliare und auch die Pupille, den Gesichtsnerv und die Netzhaut. 3. Das innere Auge, wozu ich rechne die drei Flüssigkeiten, die Corona ciliaris und den Kanal von Petit, und bei welcher Gelegenheit ich auch das Gesicht behandeln werde. Es wird vielleicht der Mfihe wert sein, Ihnen die Bücher in Erinnerung zu bringen, deren ich mich bedient habe, urn diese Notizen über die Krankheiten der Augen zu bearbeiten. Im Allgemeinen habe ich den grössten Nutzen aus den Vorschriften der Alten gezogen, zum Beispiel aus Galenus, von dem man sagt, dasz er ein ganzes Buch über die Augen geschrieben habe, in 6 Absatze eingeteilt: es wird aber von allen zu seinen unechten Werken gezahlt, auch von Chartier Teil 10, Seite 5041). Die alten griechischen Aerzte des Mittelalters scheinen alle diese Vorschriften des Galenus zu Rate gezogen zu haben. Auch Aetius hat ausgezeichnet über die Augenkrankheiten geschrieben in Tetrabib. 2, Abhandlung 3 im zweiten Teil des Abschnitts, „De artis medic. principibus" Seite 299. Dieser behandelt sie selbst ausführlicher als Paulus Aeqineta, obwohl auch dieser ausgezeichnete Grundsatze enthalt, welche man in Teil 1. „Artis medic. principibus" S. 551 oder „de re medica" Buch 6 findet. Oribazius hat ebenfalls aus den Schriften des Galenus, aus Rufus Archigenes, Theophrastus und Demosthenes der Nachwelt einige Kapitel über die Krankheiten des Auges überliefert, welche er zusammengebracht hat im achten Buch seiner „Synopsis" von Kap. 37 bis Kap. 57 Seite 128 Teil 1 „artis medic. principibus". Actuarius hat auch ein einziges Kapitel über die Krankheiten des Auges geschrieben in ') lm lOten Buch, wo er über den Gebrauch der Teile handelt, Teil 4 Chart., erklart er auch viele Augenkrankheiten aus dem Bau selbst, S. 529 u. f. Ausgezeichnet ist auch Kapitel 5. Chart. Teil 10. S. 584 Über die für Augenkrankheiten geeignete Mittel. — 17 — und den Staub sonst nicht besiegen könnte. Unter den Tieren ist nur der indische Strausz mit Augenbrauen versehen (Porterfield ibid. § 5), weil er weiche und glatte Augenlider hat, die übrigen haben alle entweder mit Haaren oder mit Federn bewachsene Augenlider. § 2. Die Augenlider sind nach der Aussage des grossen Du AusenRedners: De Natura Deorum, Lib. 2, C. 57 S. 272: „Bedec- lider' „kungen der Augen, sehr zart anzufühlen und damit sie das „Auge nicht verletzen vorzüglich gebaut, sowohl zum Schliessen „der Pupillen damit nichts hineinfalle als zum Oeffnen. Die Natur „hat dSfur Sorge getragen, dasz dies unaufhörlich mit der gröszten „Geschwindigkeit geschehen kann. Die Augenlider sind gleichwie „mit einem Walle von Haaren beschützt, wodurch alles zurück „gehalten wird, was bei offenen Augen hineinfallen könnte und damit „im Schlafe, wenn die Augen geschlossen sind und wir derselben „zum Sehen nicht bedürfen, diese wie eingehüllt runen". Im Allgemeinen wird auf diese Weise der Gebrauch der Augenlider umschrieben, freilich sollen ihre Knorpel, welche Tarsi genannt werden, noch von den Anatomen betrachtet werden. Jedes der beiden Augenlider namlich (Winslow : Traité de la tête § 269) freut sich eines Knorpels, das obere des gröszten. Die Rander oder Saume der Augenlider schliessen durch diese Knorpel genauer auf einander und werden mit Hilfe der Muskeln besser regiert. Seien (in Figur 1) AB und CB die Augenlider, AD, CE die Haarwaïle, bei Europaern mehr gestreckt, die oberen jedoch nach oben, die unteren nach unten gebogen. Bei den Aethiopiern sind sie mehr gekrauselt wie AF und CG, was ich an dem Augenlide eines in meinem Museum aufbewahrten Aethiopiers nachweisen kann. Wenn die Augen sich schliessen wird eben eine dreieckige' Oeffnung aufgelassen abc, welche ein Kanalchen bildet von dem kleinern bis an den grosseren Augenwinkel, der etwas tiefer liegt als der kleinere, wodurch die Tranen dem grosseren Augenwinkel zu hinunter flieszen, damit sie leichter absorbiert werden können. 2 — 18 — Operae pretium est orbicularis musculi situm altius indagare. Is carnosior est in ambitu quam versus cilia, oritur in cantho majori duplici principio; unde sequitur Canthum ipsum non comprimi et in magna contractione Canthum minorem versus nasum agitari1). Praeter orbicularem musculus datur ciliaris et ligamentum quod Canthum maiorem firmat; musculus vero videtur cilia ad semutuo movere posse, quamquam orbicularis quiescat. Nervorum quoque consideratio usu venit, nam orbicularis a portione dura nervi acoustici ramos accipit, etiam a secundo ramo observatie, quinti paris et ab ophthalmico, ii tarnen minores sunt. Vidi nuper foeminam, qui ex ictu, quem in lateralem capitis partem sinistram exceperat, paralysi laborabat non modo frontalis verum etiam orbicularis oculi musculi, anguli oris et menti musculorum omnium: pes anserinus affectus videbatur, oculus sinister semper apertus erat, quia levator palpebrae nullum habebat antagonistam2). Ex applicato vesicatorio forti tempori, et lavamento spirituoso ac aromatico, quo bis in die sinistram partem faciei perfricabat, solatium haud mediocre sensit. Oculus lacrymabat continue, dum vigilabat suis digitis saepius palpebras claudebat. Palpebrae interim praesertim superior, glandulis multis sebaceis Meybomianis scatent quae oleoso humore corneam et adnatam ») Huic Antagonista est levator palpebrae superioris, qui carülagini, Tarso dictae, inseritur. 2) An ideo in moribundis palpebra superior elevatur, qnoniam pes anserinus longius a cerebro dissitus citius vitam amittit? et levator ex tertio pari ramum accipiens diutius robur retineat? — 34 — Le Cattus similiter egregias figuras dedit in Tractatu de sensibus, Traite des Sens, Planch. 9, pag. 181. Fig. 1, 3 et 5. Demonstrare hic necessario debemus lmo osseum Canalem Nasalem, 2d0 Canales binos, A. G. B. H. Puncta A et B. eorum magnitudines in homine, in bobus equis etc. 3tio. eorum mobilitas ope musculi orbicularis*) qualem Albinus detexit, uti Celeb. Lobé, in dissertat. De oculo humano pag. 49 § 91 animadvertit; 4to. Saccus etiam lacrymalis, G. I. L. exponi debet, 5t0. ductus nasalis L. K. 6to. actio hujus organi, utrum Tc. siphonis instar agat, quemadmodum Petitus loco citato arguit quod tarnen probabile*) non est? Aut tubulorum minimorum instar lacrymas attrahat quod vero similius? *) Hallerus phys. Tom. 5 p. 332 sphinctere ambiri inquit lego, mihi ignoto. citat Duverneyum p. 134. *) Negant hanc actionem etiam Molinelli et Hallerus ib. p. 339. — 35 — Le Cat gab ebenfalls vortreffliche Zeichnungen in seiner Abhandlung über die Sinne, Traité des Sens, Tafel 9, S. 181, Fig. 1, 3 und 5. Ich muss Ihnen jetzt notwendig vorzeigen: erstens: den knöchernen Nasengang, zweitens: die zwei Kanale AG—BH, die Tranenpunkte A und B, ihre Grösze beim Menschen, bei den Rindern, Pferden u. s. w., drittens: ihre Beweglichkeit mittels des kreisförmigen Muskels% wie sie Albinus entdeckt hat, wie der berühmte Lobé in seiner Schrift: Ueber das menschliche Auge S. 49 § 91 in Erinnerung bringt; viertens: soll auch der Tranensack G 1 Ldemonstriert werden, fünftens: der Tranennasengang LK, sechstens: die Wirkung dieses Organs, ob es namlich wie ein Hebei wirkt, wie Petit an der obengenannten Stelle versichert, was aber nicht wahrscheinlich ist2), oder ob es wie Capillarröhrchen die Tranen anzieht, was wahrscheinlicher ist l) Haller sagt in seiner Physiologie Seite 332: „ich lese, dass sie von einem Kreismuskel umzogen werden, was mir unbekannt war"; er zitiert dabei Duverney, Seite 134. !) Diese Wirkung wird auch von Molinel and Haller verneint - 39 - DasSiebbein bildet, indem es zwischen den zwei Augenhöhlen liegt, ïene zwei Seitenwande, die einander gegenseitig anschauen, parallel und nicht divergirend, wie Winslow, der die Augenhöhlen mit Trichtern verglich, in den Abhandl. der Königl. Acad. Anni 1721 S. 207 allein aus der auswendigen Betrachtung gefolgert hat; auch Exp. de la Tête, S. 523 § 206. Aus einer richtigen Betrachtung der Augenhöhlen geht hervor, dass ihre Achsen konvergieren; wer mehr hierüber zu wissen wünscht, muss meine Dissertation S. 5 Coroll. 7 zu Rate ziehen. Deshalb verlauft der Musculus adductor allein gerade, die Qbrigen Muskeln sind mehr oder weniger schrag; der sogenannte Musculus obliquus superior verlauft auch gerade, bis an die Trochlea. Es folgt hieraus dass auch die Sehnerven sich schrag an den Augenapfel ansetzen mussen, wie ich ibid. S. 6 § 9 und § 10 Fig. 5 bewiesen habe. § 3. Der Augenapfel wird in der Augenhöhle zurückgehalten durch eine ligamentöse Haut, die aus dem Periost des Orbitalrandes hervorgeht; diese nimmt die Bindehaut in sich auf und verstarkt sie und die oberflachliche Fascie (albuginea). Die Fascie und die Bindehaut scheinen die Fortsetzung der Lederhaut und der Oberhaut zu sein, aber in ver3nderter Form; sie tiberschreiten selbst die Hornhaut, wie bei vielen Kranken ersichtlich ist. Es muss Ihnen wohl sehr aufgefallen sein bei einem Manne Jacob Jans, dessen Augenlider vereitert und verwachsen waren. Die weisze Farbe der albuginea scheint nicht abhangig zu sein von der durchscheinenden Sclera, denn bei verschiedenen Krankheiten andert sich sogleich ihre Farbe; wenn Icterus besteht, ist sie gelb und dunkelbraun und grfin, u.s.w. Zwischen der Sclera und der Bindehaut scheint sich manchmal ein Ödem anzusammeln, oder eine wasserige Substanz; dieses Uebel heisst Chemosis. Die Bindehaut wird dann ringsum die Hornhaut herum aufgehoben, wodurch die Hornhaut eine Delle zu bilden scheint; darüber soll man Porterfield loco cit. Kap. 2 S. 60 zu Rate ziehen. § 4. Die Sclera und die Hornhaut bilden eine ununterbrochene Augenapfel Haut, deren Unterschied in der Durchsichtigheit liegt; sie haben und Hduu. aber auch verschiedene Durchmesser, die Hornhaut einen geringeren. Porterfield Kap. 7, S. 138. ib. Er meint dass diese Membranen die Fortsetzung der Hüllen des — 40 — optici adeoque periostii et durae Meningis. Albinus autem cui in his magis fidendum vid. Lobé de oculo § 31 pag. 14 cum sclerotica firmiter cohaerere optici nervi involucra statuit, scleroticamque esse singularem et separatam membranam. In oculis piscium volucrum et quorumdam amphibiorum id evidentius demonstrari posse videtur. Bulbus oculi diametrum habet juxta Hugenium Dioptr. prop. 31 ex suffragio Porterf. pag. 146 pollicis unius et cornea s/s seu circum circa Vs. Figura V. Petitus determinat diametrum bulbi linearum HVs et corneae 7—Vit. Duxi adjectam figuram ex C centro radio V» pollicis. Juxta Hugenium, etiam corneam, F. E. G., centro D, radio Vie pollicis. Cadet vero centrum illud aliquando intra Cameram posticam humoris aquei B. aliquando intra lentem crystallinam K. L. in D. Cornea in multas membranas separari potest; Leeuwenhoekius in 100 immo plures divisit: Porterf. ibid: pag. 141. In recenter natis crassior est. In figura vel oculo bulbo Choroideam tunicam, uveam seu iridem, pupillam, processus ciliares, ligamentum ciliare, etiam coronam ciliarem atque reliqua huc spectantia, retinam etc. indicare debeo. Albinus primus detexit pupillam infantum recenter natorum et praesertim 7 vel 8 mensium esse clausam. De inventione cum Hallero et Huntero lites agitavit, quas dirimere hujus loei non est. Vidi eam aliquoties sed raro clausam in recenter natts. — 41 — Augennerven sind und gleichfalls des Periosts und der Duralscheide. Albinus aber, dem man in diesen Sachen ein grösseres Vertrauen schenken soll, siehe: Lobé, de oculo § 31 S. 14, hat festgestellt, dass die Hüllen des Augennerven fest mit der Sclera zusammenhangen und dass die Sclera eine besondere und selbstandige Membran ist. In den Augen fliegender Fische und einiger Amphibien scheint es, dass dieses deutlich bewiesen werden kann. Der Augenapfel hat einen Durchmesser (nach Huyobns), laut Mitteilung von Porterfield, S. 146, von einem Zoll und die Hornhaut von s/s oder ungefahr Va. Petit bestimmte den Durchmesser des Augenapfels auf 11 Vi und den der Hornhaut auf 7—7x/8 Strich. Ich habe die vorliegende Figur aus dem Centrum C gezogen mit einem Strahl von V» Zoll. Nach dem Beispiele Huyoens auch die Hornhaut F EG aus dem Centrum D mit einem Strahle von 6/i„ Zoll. Freilich wird dieses Centrum bisweilen innerhalb der hinteren Augenkammer B fallen, manchmal innerhalb der Linse K,L, inD. Die Hornhaut kann in viele Schichten zerlegt werden; Leeuwenhoek teilte sie in 100, ja eher noch mehr, Porterfield ibid. S. 141. Bei Neugeborenen ist die Hornhaut dicker. In einer Figur oder an dem Augenapfel selbst muss ich Ihnen die Chorioidea, die Uvea oder Iris, die Pupille, die Ciliarfortsatze, das Ligamentum und die Corona ciliaris und die übrigen hierauf Bezug habende Teile, die Netzhaut u. s. w. zeigen. Albinus hat zuerst entdeckt dass die Pupille der neugeborenen Kinder und besonders derjenigen von 7 oder 8 Monaten geschlossen ist. Ueber diese Entdeckung hat er mit Haller und Hunter einen Streit geführt, den auszugleichen nicht hieher gehort. Ich habe sie — 42 — Ligamentum ciliare proprie est ille annulus quo Choroides corneae ac scleroticae fortiter adhaeret, et e quo ciliares processus versus coronam ciliarem exporriguntur. Ipsa sclerotica eo loco circulum seu annulum album durumque habet Porterf. ibid. pag. 152. De Uvea. § 5. Uvea perforatur atque ita pupillam efficit. Quaeritur utrum radialibus et orbicularibus fibris gaudeat ? Sphincter a nemine probatus est quemadmodum Porterf. pag. 153 l.c. adnotat; ipse antea putavi me vidisse orbicularem musculum, idque semper ita videtur quoties non multum objectum augemus verum disparet ilico simul ac magis amplificamus objectum Recte igitur Porterf. ibidem adnotat Anatomicos ex actione hujus membranae, idest, ex analogia magis quam autopsia hujus musculi praesentiam demonstrant; confirmat id Haller : in Physiol. ib. pag. 371 citans muitos auctores, qui orbicularem musculum statuunt, additque Zinnium, Meryum, Moroannum et non Hallerum eum negasse. Pupilla interim in infantibus amplior est quam in adultis et contracta in senibus; rationem reddere hujus diversitatis difficile est. Quoniam infantes neque supercilia habent neque prominentes orbitas? etiam mobilius habent nervosum Systema. Nervi et § 6. Nervus opticus efficit retinam, fossulam habet in centro, ea Retina, etiam parte sensibilis non est quod diversis experimentis probari potest. Tunica Choroidea, iris et membranae ITumorum oculi nervos ') Hallerus observavit iridem non mutari neque acu, neque lumine neque alia quacunque ratione, quod etiam plus semel observavi. D. Fontana in dissert. de motu iridis, gazette salutaire 10 octobris 1165 cono lumen direxit in uveam felis, sed inde pupilla non coarctabatur simulac pupillam ingrediebatur protinus: demonstrat porro in dormientibus pupillam clausam esse et non aperiri nisi dum lumen in retinam cadit; ipsa diss. legi deberet, nam non bene citata videtur. — 43 — einige Male aber seiten bei Junggeborenen geschlossen gesehen. Das Ligaraentum ciüare ist eigentlich der Ring, durch den die Aderhaut fest mit der Hornhaut und der Sclera verbunden ist, und aus dem die Ciliairfortsatze sich nach der Corona ciliaris ausbréiten. Die Sclera selbst hat an jener Stelle einen weissen und harten Kreis oder Ring. Porterfield ibid. S. 152. § 5. Die Uvea ist durchbohrt und bildet so eine Pupille; es ist Ueber die iris. noch eine offene Frage ob sie sich des Besitzes radiarer und kreisförmiger Fasern erfreuen kann? EinSphincter ist vonNiemandem mit Sicherheit festgestellt worden, wie Porterfield S. 153 L c. berichtet; ich selber habe früher gemeint dass ich einen kreisförmigen Muskei gesehen hatte, und dies scheint immer so zu sein, so oft wir den Gegenstand mit schwacher Vergrösserung betrachten, aber es verschwindet wieder, sobald wir den Gegenstand starker vergrössern1). Richtig bemerkt Porterfield dass die Anatomen aus der Wirkung dieser Membran, das heisst mehr aus Analogie als aus der Leichenuntersuchung, die Anwesenheit dieses Muskels beweisen; Haller bestatigt dies in Physiol. S. 371, in dem er viele Autoren citirt, die die Anwesenheit eines Kreismuskels bestatigen und er fügt hinzu' dass Zinn, Meryus, Morgaqne und nicht Haller ihn geleugnet haben. Die Pupille ist bei Kindern weitcr als bei Erwachsenen und bei alten Personen sehr eng; es ist schwer die Ursache dieser Unterschiede anzugeben. Weil Kinder weder Augenbrauen noch vorspringende Orbitalrander besitzen? Sie haben wohl auch ein beweglicheres Nervensystem. § 6. Der Sehnerv bildet die Netzhaut, hat in ihrer Mirte Die Nerven eine kleine Grube und ist in diesem Teile nicht empfïndlich, wie ™d Net* durch verschiedene Versuche bewiesen werden kann. Die Chorio'idea haut ') Haller hat bemerkt, dass die Iris sich- nicht anderte weder durch Reizung mittels einer Nadel, noch durch Reizung auf ü-gend eine andere Weise noch auf Licht was auch ich mehr als einmal beobachtet habe. Fontana hat in seiner Abhandlung über dieBewegung der Iris (Gazette salutaire lOOct. 1765) einen Lichtkegel auf die Iris einer Katze geworfen; die Pupille wurde dadurch aber nicht verengert; sobald das Licht aber in die Pupille «el,' sofort; weiter beweist er dass bei Schlafenden die Pupille verschlossen ist und sich nur Offiiet wenn Licht auf die Netzhaut fcllt Man wird die Abhandlung selbst nachleseq müssen, denn sie scheint nicht gut citiert zu sein. — 44 — accipiunt a pari tertio, quarto et quinto. Retina multis et magnis vasis sanguineis gaudet quae visum naturaliter non turbant, impossibile tarnen non est inde turbari quando ultra modum distenta sunt. - 45 — die Iris und die Haute der Augenflüssigkeiten empfangen ihre Nerven vom dritten, vierten und fünften Nervenpaar. Die Netzhaut besitzt viele und grosse Blutgefasse, die natürlich dem Gesicht nicht schaden; doch ist es aber nicht unmöglich, dass dem Sehvermögen dadurch geschadet wird, wenn sie übermassig stark ausgedehnt sind. - 48 — bursam seu raarsupium nigrum vocavit Perraultius Méch. des animaux p. 347, fig. 2, male autem; non enim est marsupium sed trapesius non male pectinem referens, plana veluti in plicas convoluta: ortum ducit ex ipso nervo optico, abit in tendinem tenuem, qui capsulae Lentis inseritur, ejus sc. margini superiori ac interiori: quemadmodum in gallo Indico Petitus memoir. de 1'acad. des scienc. anni 1735, pag. 195, etc. Tab. 7, fig. 11 egregie demonstrat: etiam anno 1736 in ululae oculo pag. 196 et fig. 7. Erroneam figuram dedit Perraultius. Porterf. satis bene eam membranam describit ibid. pag. 247. Cap. 14 sed ex aliis deprompsisse ejus historiam videtur. Quamquam in homine non detur, tarnen inde conjecturare licet lentis crystallinae situ et figura variata objectorum imagines viridius vel contra pingi supra retinam. § 4. Videmus mediante retina supra quam objecta inversa depinguntur: mens tarnen judicat ea esse erecta, atque singularia licet super duas retinas: consuetudo plus effcere videtur, quam parallelismus Fibrarum, quemadmodum ex Strabismo affectis conjecturare licet: utrum vero experientia longa requiratur ad exacte videndum vix determinare audeo: contrariore videntur aves, quae simul ac ovum egrediuntur, ut Gallinarum, et Anatum pulli exactissime vident. — 49 — Abstande der Gegenstande einstellen zu können. Die Vögel erfreuen sich aber einer besonderen Vorrichtung, die Perrault den schwarzen Beutel oder Börse genannt hat, Méch. des animaux Seite 347 fig. 2; unrichtig aber, denn es ist gar kein Beutel sondern sie ist viereckig, einem Kamm nicht unahnlich und flach, obwohl wie in Falten gelegt. Sie entspringt vom Gesichtsnerven, und endet in einer Sehne, die an der Linsenkapsel inseriert, das heisst an ihrem oberen und inneren Rande, wie Petit bei einem indischen Hahn ausgezeichnet dargelegt hat, Mémoir. de 1'Acad. des Sciences vom Jahre 1735, Seite 195 etc. Tab. 7 Fig. 11 und schon im Jahre 1736 am Auge einer Eule Seite 196 Fig. 7. Perrault hat eine unrichtige Figur gegeben. Porterfield beschreibt diese Haut ziemlich gut, ibid. Seite 247 Cap. 14, aber scheint ihre Geschichte aus anderen Autoren hergenommen zu haben. Obwohl sie beim Menschen nicht vorkommt, lasst sich hieraus doch mutmassen, dass durch Aenderung der Lage und Form der Linse die Bilder der Gegenstande scharfer oder weniger scharf auf der Netzhaut abgemalt werden. § 4. Wir sehen mittels der Netzhaut, auf welche die Gegenstande umgekehrt abgemalt werden; der Geist aber schlieszt daraus, dass sie aufrecht sind, und einfach, obwohl auf zwei Netzhauten abgebildet; die Erfahrung scheint mehr auszurichten als der parallelle Verlauf der Nervenfasern, wie sich aus den an Strabismus Leidenden vermuten lasst; ob aber eine lange Erfahrung zum genauen Sehen erfordert wird, wage ich kaum zu entscheiden; die Vögel scheinen den Gegenteil zu beweisen, denn sobald sie aus dem Ei geschlüpft sind, sehen sie schon ausgezeichnet, wie die Küchlein der Hühner und Enten beweisen. 4 SECTIO PRIMA. De Superciliorum, Palpebrarum et Ciliorum Vitiis. CAPUT PRIMUM. De Phthiriasi. 'alenus in introductione pag. 58, G. classe 1, phthiriasin appellat, ubi multi parvi, plani et lati pediculi supercilia obsident in lib. de ocul. cl. 7, pag. 190. Cap. 9. F. G. Edit. Brassavoli et Chart. Tom. X, pag. 513, simpliciter notat pediculos et hordeolos in palpebris nasci. B. videntur hoe vitium pro singulari vitio habuisse, hodie vero rare forsan nunquam cernitur nisi in iis qui sordidissimi sunt, maxime autem obnoxia sunt supercilia iis pediculis quos planos appellat vulgus: ii primum pudenda, mox axillas, tandem supercilia occupant. Aetius vero Tetrabibli: 2. Serm. 3. Cap. 65, pag. 327, distinctius Phthiriasin determinat: „generantur," inquit, „in palpebris „pediculi lati, parvi, multi ex ingluvie et illuvie ac mala diaeta „ortum habentes". *) Vetustis temporibus dirissimus morbus, rarissimus tarnen locum i) Celsus lib. 6. Cap. 6, § 15 p. 358 eodem modo id vitium describit, „quod (inquit) „cum ex malo corporis habitu fiat, raro non ultra procedit, sed fere temporis interposito, „pituitae cursus acerrimus sequitur: exulceratJsque vehementer oculis, adem quoqueipsam ,corrumpit". ERSTER ABSCHNITT Von den Erkrankunoen der Augenbrauen, der Augenlider und Wimpern. ERSTES KAPITEL. Ueber die Lausesucht. alenus spricht in der Einleitung Seite 58 G. Classe 1. von Phthiriasis wenn viele kleine platte und breite Lause die Augenbrauen besetzen; in seinem Buch de oculis cl. 17S. 190Kan.QFfi herausgegeben von Brassavolus und in der Ausgabe' von v^hart. ïeii x S. 513 bemerkt er einfach dass an den Augenlidern auch Lause und Hordeola vorkommen Man scheint dieses Uebel damals für etwas Besonderes gehalten zu haben, heute aber wird es seiten, vielleicht nie beobachtet, es sei denn bei denjenigen, die sehr schmutzig sind. Die Augenbrauen sind aber gerade den Lausen am laeisien ausgesetzt, die das Volk „Plattlaus" nennt. Diese bewohnen an ester Stelle die Schamgegend, dann die Achselhöhlen und endlich auch die Augenbrauen. Aetius aber definirt in Tetrabibl. 2 Serm. 3 Cap. 65 S 327 die Phthiriasis deutlicher: „Es wachsen", sagt er, „an den Augenlidern breite kleine Lause, deren viele ihr Entstehen der Naschhaftigkeit und Unreinlichkeit und einer schlechten Diat verdanken In früheren Zeiten ist diese sehr grausame Krankheit' obwohl O Celsus beschreibt in Buch 6, Cap. 6, § 15, S. 358 dieses Uebel in derselben Weise: „We.1 es d,e Folge emes schlechten körperiichen Zustandes ist», sagt er, „schreitet es nur pelten mcht we.ter; aber fast immer folgt „ach Verlauf von einiger Zeit eL sehr heffiger Schle.mfluss der eme heftige Geschwürsbildung verursacht und auch aas GesichX mögen selbst vernichtet oder sehr abschwachf*. "«wtmsver 4* — 53 — sehr seiten jedoch dann und wann vorgekommen; die Lateinen nannten sie die Lausekrankheit, Pediculatio, die Griechen aber ydeiotaoip. Der heitere Sammonicus umschreibt sie in folgender Weise: „Aber wer hat denn keine Furcht vor dem Schicksal des Trauerspielers Pherecydes, der, indem er zuviel schwitzte, hassliche Tiere gezüchtet hat, die dem Unglücklichen einen schimpflichen Tod bereiteten? Auch die unglückliche Sylla ging an einer solchen Krankheit zu Gronde und sah sich von dem abscheulichen Heere überwunden, Seite 208, Burm. poët. min. Tom. 2." Nebst Diooenes Laertius soll man für die Lebensgeschichte des Pherecydes den ByzanHner Helladius zu Rate ziehen, an den Menagius in seinem Commentar. in Diogenem Laërt. Tom. 1 pag. 153 § 40 erinnert. Drei Personen sollen an dieser Krankheit gestorben sein, denn diese Krankheit gehort zu den Seltenheiten; es kommt aber vor wenn der ganze Körper in Lause übergeht; z. B. Acastus, der Sohn des Peleus, der Syriër Pherecydes und Sylla, öfters auch römische Consules. Plutarchus nennt deren mehrere. Ausführlicher aber spricht Menaqius über die Krankheit von Pherecydes auf Seite 67 § 118 und über die Frommheit des Pythagoras, wo er aus Diodorus Siculus Folgendes entnimmt: „Als Pythagoras vernommen harte, dass Pherecydes, der auf der Insel Delos sein Lehrer gewesen war, ernstlich erkrankt ware ist er sofort aus Italien nach Delos hinüber gesegeit; nachdem er den Greis gepflegt harte und sein ganzes Wissen angewandt hatte um ihm seine frühere Gesundheit zurückgewinnen zu lassen, hat er Pherecydes, nachdem dieser teils dem Alter teils der Krankheit erlegen war, feierlich bestattet und nachdem er ihm wie ein Sohn seinem Vater alle Ehre erwiesen hatte, ist er nach Italien zurück gereist", u.s.w. Mir hat es aber geschienen, dass diese Krankheit nicht allein die Lausesucht gewesen ist, sondern vielmehr eine schlimme Art von Raude; dies kommt mir besonders wahrscheinlich vor nach den Worten von Apulejus, den Menagius ibid. S. 67 citirt: „Pythagoras hat Pherecydes selbst als seinen Meister behandelt und ihn, als er nach dem Verfaulen einer abscheulichen Krankheit an der Lauseraude gestorben war, feierlich bestattet". Ausserdem hat sich gezeigt dass Diodorus Siculus in der Rede, die er über die Krankheit der Acridophagi gehalten hat, die Lause bald aXav$, Reihe, heisst eigentlich iedes Herabhangen des oberen Lides, durch welche Ursache es entstanden sein mag, es sei denn durch Lahmung oder durch eine oedematose Anschwellung, oder durch eine scharfe Sekretion; weil die Folge davon ist, dass die Haarreihen ganz regellos werden, wird es von Paulus Phalangosis oder Distichia genannt in Lib. 6 Cap XI Seite 555; es wird auch Trichiasis geheissen nach Gorraeus und von Galenus in Introduct. seu med. S. 58 Clas. 1 Verlag von Juntae (Venedig) Cl. 19. Von anderen wird es Trichiasis und Tnchosis genannt. Ganz ausgezeichnet had Aetius von diesem Uebel geschrieben, Cap. 66, S. 327 et 328, so auch Celsus Lib. 7, Cap. 8, über die das Auge reizenden Wimpern S. 427. — 74 - Curatio tri- § 3. Quando palpebrae sanae sunt, et-oculi irritantur inde quod chiasi juxta ut Celsus adnotat pag. 427, 430 pili nati sunt, qui non debuerunt, Celsum tum ope forficis extrahi debent; vel more veterum pilorum radices aduri debent, ne regenerentur, quemadmodum Celsus ibid. praecipit: „tenuis acus ferrea ad similitudinem spathae latae in ignem, est conjicienda: dein candens, sublata palpebra sic, ut ejus perniciosi pili in conspectum curantis veniant sub ipsis pilorum radicibus angulo immittenda est, ut ea tertiam partem palpebrae transvehat, deinde iterum, tertioque ad alterum angulum quo fit ut omnes pilorum radices adustae emoriantur". Id est acus primum immittitur ex a in b 1/3 partem palpebrae transvehens: deinde iterum 1/3 ex b, in c, tertia ex c in d ad alterum angulum seu majorem. Jurta eundem § 4. Perfecta inquit Aetius ibid. pag. 328. A.B. Cap. 66 pilorum et aetium pungentium curatio est consutio palpebrarum sursum versus, quam etiam Celsus scribit ibid. pag. 428.10. „Quidam ajunt (sic pergit) „acu transsui juxta pilos exteriorem partem palpebrae oportere „eamque transmitti duplicem capillum muliebrem ducentem, atque „ubi acus transiit, in ipsius capilli sinum, qua duplicatur, pilum „esse injiciendum et per eum in superiorem palpebrae partem attra„hendum, ibique corpori agglutinandum". Haec methodus satis crudelis videtur, adeo ut non mirer Aetium notasse aliquos ob mollitiem non audere se ipsos Chirurgiae submittere. Celsus quoque longum tormentum esse dicit, nam non semel sed toties, quot pili sunt, eadem encheiresis iteranda foret; accedit quod locum habere non possit nisi ubi pili longi sunt. Figura VII. — 75 — § 3. Wenn die Lider gesund sind, und die Augen dadurch Die Behand. gereizt werden, dass, wie Celsus Seite 427-430 bemerkt, Haare lune der entstanden sind, die nicht natten entstehen sollen, so musz JJfJJ^ man sie mit Hilfe einer Zange ausziehen, oder nach Art der AltenS"S' die Haarwurzeln verbrennen, damit sie nicht regenerieren, wie Celsus an derselben Stelle lehrt; eine dünne eiserne Nadel die eine gewisse Aehnlichkeit hat mit einer breiten Spatel wird ins Feuer gehalten; dann wird das Lid so gehalten, dass der Arzt die falschen Haare zu Gesichte bekommt, und wird jetzt die glühende Nadel in den Augenwinkel unter die Haarwurzeln hineingeführt und an einem Drittel der Augenlides entlang geführt; dann an dem zweiten, und endlich an dem letzten Drittel entlang bis in den anderen Augenwinkel, so dass in dieser Weise alle Haarwurzeln ausgebrannt und getötet werden. Die Nadel wird also zunachst von a nach b. ein Drittel des Lides entlang geführt, dann ein zweites Drittel von b nach c, und endlich von c nach d bis in den inneren Augenwinkel. § 4. Eine vortreffliche Heilmethode der reizenden stechenden Nach Celsus Haare, sagt Celsus, am selben Ort, Seite 328 A B Cap. 66, ist die und ae™s. Vernahung der Augenlider nach aufwarts, wie Celsus sie auch Seite 428.10 beschreibt: „Einige sagen (fahrt er fort), dass man „eine Nadel ganz nahe an den Haaren durch den Aussenteil des „Lides führen soll, nachdem man sie vor der Durchführung mit „einem doppelten Frauenhaar bewaffnet hat; sobald die Nadel „hindurch ist, soll man in die Litze dieses Haares ein Wimperhaar „bringen und dieses mit dieser Litze nach einem höheren Teil „des Lides hinaufziehen, wo man es an den Körper festklebt". Diese Methode scheint ziemlich grausam, so dass es mich nicht wundert, wie Aetius bemerkt hat, dass mancher aus Furcht es nicht wagte sich dieser Operation zu unterwerfen. Celsus sagt auch, dass es eine lange Qualerei sei, denn dieser Handgriff soll nicht einmal gemacht, sondern so viele Male wiederholt werden, Aetius l.c. cap. 68 monet quosdam glutinasse pilos mastiche per specillum calidum. Ubi vero quemadmodum frequenter in utraque palpebra contingit, intumescit ita palpebra, ut protuberando introrsum urgeat pilos tum neque pilorum coulsio neque inustio, neque consutio utilis esse potest. Sanari tum debet derivantibus exsiccantibus et unguentis mercurialibus, quemadmodum in Cap. 3, de Xerophthalmia diximus; tum et causticis vel vesicatoriis temporibus applicandis. Phalangosis § 5. In Leucophlegmaticis, saepe palpebrae oedemate humido Oedematosa. intumescunt adeo ut non modo invertantur pili, et trichiasis oriatur, verum palpebra ipsa attolli nequeat, quemadmodum in hydropicis plus semel vidi: tum generalibus remediis contra hydropem tolli debet haec phalangosis: si morbus topicus est suffumigiis curatio tentanda est. Fumigatio fit sequente modo, inspergitur mastix, olibanum vel simile remedium ardentibus prunis, caput admovetur et obsolvitur simul mantili magno quod non modo caput verum etiam testam complectitur: eo modo quo Bartisch: balneam vaporis utendum esse proponit pag. 41. Phalangosis § 6- Phalangosis aut casus palpebrae, est palpebrae lapsus absque ex paraiysi ullo vitio exteino, ex duplici causa natus vel quod ipsa cutis et palpebrae adip0Sa membrana justo longiores sunt et excrescant vel quod palpebra propter nervi affectum paralytica sit. Sequelae hujus vitii sunt eaedem, oculus scil. obtegitur semper inde etoccoecatur quamquam palpebra digito elevata sanissimus sit: medelam vero vix unquam capit. Vidi in virgine nobili phalangosin, quae nulla arte curari potuit, licet Lutetias profecta se Chirurgiae submisisset: a nativitate ea laboraverat. In sexagenario Phalangosin subito obortum vidi quae comatis apoplexiaeque et tandem mortis fuit praesagium. — 11 — als es Haare gibt; dazu komme noch, dass es nicht geschehen kann wenn die Haare nicht ziemlich lang sind. Aetius berichtet an derselben Stelle Seite 68, dass einige die Haare mittels einer heiszen Sonde mit Mastix festklebten. Wenn das Augenlid aber, wie es öfters beiderseits vorkommt, derart anschwillt, dass es durch ihre Schwellung die Haare nach innen drangt, so kann weder Vernahung noch Brennen Nutzen haben. In diesen Failen musz es also durch Derivantia, Exsiccantia und Quecksilbersalben geheilt werden, wie wir in Kap. III über Xerophthalmia gesagt haben; weiter auch durch Anwendung von atzenden und blasenziehenden Mitteln an den Schiafen. § 5. Die Lider schwellen bei „Leucophlegmatici" oft durch ein Phalangosis feuchtes Oedem derart an, dass nicht nur die Haare einwarts- oedematosa gewendet werden und Trichiasis entsteht, sondern auch das Lid nicht gehoben werden kann, wie ich bei Wassersüchtigen mehr als einmal beobachtet habe; in dem Falie muss diese „Phalangosis" durch die allgemeinen Mittel gegen Wassersucht bekampft werden. Wenn die Erkrankung lokal ist, musz man eine Behandlung mit „Beraucherung" versuchen. Die „Beraucherung" geschieht in folgender Weise: es wird zunachst Mastix, Weihrauch oder ein ahnliches Heilmittel auf glühende Kohlen gestreut; dann musz der Kopf diesen genahert werden, und zu gleicher Zeit in einen grossen Mantel eingehüllt werden, der auch den Feuertopf umgeben soll; in derselben Weise wie Bartisch das Dampfbad zu gebrauchen empfiehlt, Seite 41. § 6. Phalangosis oder Fall der Augenlider, ist die Senkung des Phalangosis Augenlides ohne irgend eine aussere Krankheit; sie entsteht aus 'iBrcA Lah' doppelter Ursache, entweder durch Verlangerung oder Auswachsen JJjJjJ!* *s der Haut und des Fettpolsters, oder durch Lahmung des Lides in ' Folge einer Erkrankung des bezüglichen Nerven. Die Folgen dieser Krankheit sind dieselben, das heisst das Auge wird dadurch immer bedeckt und erblindet, wiewohl das Auge, wenn man das Lid mit dem Finger aufhebt, ganz gesund ist; das Uebel weichtfastkeinem Mittel. Ich habe bei einer jungen Dame eine Phalangosis gesehen, die in keiner Weise geheilt werden konnte, Ariewohl sie nach Paris gefahren war und sich einer Operation unterworfen hatte; sie hatte seit ihrer Geburt daran gelitten. Bei einem Sechzigjahrigen habe ich plötzlich eine Phalangosis entstehen sehen, die der Vorïaufer war eines apoplectiformen Comas und des Todes. — 78 — Levator palpebrae nervos accipit a tertio pari|; mirum prorsus est, unicum hunc ramum affici posse reliquis integris manentibus, quod tarnen evenit: nam elevata palpebra oculum quaquaversum convertunt aegri. Ubi paralysis subito oborta causa phalangosis existit, remediis universalibus tentanda sanatio est, etiam topicis applicatis: ubi autem a nativitate contractum vitium est, nihil restat, quam ut palpebram curtiorem reddamus. curatio § 7. Veteres omnes, ut Celsus, Paulus et Aetius curationem chirurgüa. Chirurgicam modo eodem prodiderunt. Paulus Lib. 6, Cap. 8, pag. 554. D. E. binis incisionibus semilunaribus seu myrthi folii ad similitudinem factis cutem penetrantibus, A. B. excoriat palpebrae superfluam cutim, elevatque hamulo, deinceps vulneris labia tribus vel quatuor suturis contrahit. Aetius ibid. pag. 329, Cap. 69 simili modo encheiresin proponit caute vero monet, musculum laedendum non esse E. F. ne incurabilis fiat palpebrae laxitas: adhibet vero suturas quinque incipiendo in medio: „Prima sutura media fiat, deinde utrimque, aliae duae ut in totum quinque fiant suturae" F. In initio autem monet, ut Chirurgus per collyrium vel superficarias scarificationes notet quantum in palpebra redundat A. B. Celsus pag. 429, lib. 7, Cap. 7. eodem modo Chirurgiam hanc exponit, Lin. 7, scil. „quod deinde incidendum videbitur, perduas „lineas atramento notandum sic est, ut inter oram quae pilos „continet, et propriorem ei lineam, aliquid relinquatur, quod „apprehendere acus potest" deinceps linea 15 „initium faciendum in „sinistro oculo ab eo angulo qui tempori, in dextro ab eo qui „naribus proprior est.": id est ubi palpebra sinistra incidenda initium faciendum in A versus C. et ubi dextra a B. versus D. hac ratione semper contra ductum manus secat Chirurgus: an non ita legi debet Celsus initiumque faciendum in dextro oculo ab eo angulo qui tempori, in sinistro ab eo qui naribus proprior est? Editiones aliquot manifeste mendum habent, nam illa a Simone Bene Laqua edita in quarto 1576 Lugduni fol. 82. sic se habet, initium — 79 — Der Levator palpebrae erhllt seine Nerven vom dritten Nervenpaare; es ist wohl sonderbar, dass dieser Zweig allein erkranken kann, wahrend die übrigen unversehrt bleiben, was aber doch geschieht; denn nach Hebung des Lides drehen die Kranken ihr Auge in allen Richtungen. Wenn eine plötzlich entstandene LShmung die Ursache der Phalangosis ist, musz man mit allgemeinen Mitteln die Heilung versuchen, inzwischen jedoch auch lokale Mittel anwenden; wenn die Krankheit aber von der Geburt an besteht bleibt nichts übrig als das Augenlid zu verkürzen. ut7' «aUeren Autoren' wie Celsus, Paulus und Aetius chirurgisch* haben die Operation in derselben Weise beschrieben. Paulus, Buch BehandUmg. 6, Cap. 8, Seite 554 D, E, macht zwei halbmondförmige' oder einem Myrthenblatt ahnliche Einschnitte durch die Haut, A B; er praeparirt die überflüssige Haut des Lides ab, hebt d'as Lid mit einem Haken in die Höhe und vereint alsdann die Wundrander durch drei oder vier Nahte. Aetius schlagt eine ahnliche Operation vor, ibid. Seite 329' Cap. 69; aber vorsichtig warnt er davor, dass der Muskei nicht verletzt werde, damit man die Erschlaffung des Lides nicht ganz unheilbar mache; er legt fünf Nahte an, indem er in der Mitte anfóngt: „Die erste Naht lege man in die Mitte, dann an beiden Seiten je zwei, so dass es im ganzen fünf Nahte werden" lm Anfang aber erinnert er dran dass der Chirurge sich durch aufgelegte Charpie oder durch oberfiachliche Scarificationen merken soll, wie viel A B am Augenlide zurückzieht. Celsus beschreibt diese Operation Seite 429, Buch 7 Cap 7 in ganz derselben Weise, und zwar: „Man soll dasjen'ige, was spater wahrscheinlich ausgeschnitten werden musz, durch zwei Limen schwarzer Tusche kennzeichnen, in der Weise, dasz zwischen dem die Wimpern tragenden Rande und der ihm naheIiegenden Linie, etwas übrig bleibt, das die Nadel fassen kann"alsdann Zeile 15: „man soll derf Schnitt anfangen im linken Auge' an der Schiafenseite, im rechten Auge von der Nasenseite"- das heisst, wenn das linke Lid operiert werden soll, muss man anfangen in A. in der Richtung nach C, und wenn das rechte Auge operiert wird soll man schneiden von B nach D. In der Weise schneidet der Chirurge immer sehr ungeschickt; oder musz Celsus anders gelesen werden und musz man eigentlicfa beim rechten Auge in — 80 — faciendum in sinistro oculo, ab eo angulo qui tempori, in dextro ab eo qui naribus proprior est. Illa, quae est ad calcem artis Medicae Princip. sonat ut nostra. Figura VIII. Sed redeo ad Chirurgiam ubi secta est; ita pergit Celsus „aliae „suturae adjiciendae quae supra tres esse non debent Lin. 24, „pag. 429, ibid: addit deinceps praeter haec in superiore palpebra „sub pilis ipsis incidenda linea est, ut ab inferiore parte deducti „pili sursum spectent, scil. ut eo facilius erigerentur pili; quod tarnen non requiretur, ubi Phalangosis simplex seu paralysis palpebrae locum habet. His factis vulnus deligandum est et postero die emplastrum glutinans injiciendum. Phalangosis § 8. Ubic utis hac ratione tollitur, ut trichiasis sanetur, facile patet, palpebrae utramque palpebram hanc Chirurgiam requirere posse. Saepe enim in/erioris. paipet,ra inferior eodem modo intumescit. Praescrlpsit Celsus ibidem lin. 30 eandem encheiresin ubi palpebra inferior eo vitio affecta est, hac tarnen differèntia quod non egeat incisione Iineari sub pilis quemadmodum superior: reliqua curatio locum habet sive palpebra superior sive inferior sit ibid. pag. 428, in fine: Aetius ex professo de palpebrae inferioris sutura agit ibid. Cap: 70, pag. 329, nulla tarnen differèntia nisi quae locum spectat ab eo propositum. saus aegri § 9- Aetius situm aegri sic determinat Cap. 69, pag. 329. „Aeger „desideat ad sinistram Chirurgi partem, humilior ipso, ad splendidam „lucem" : ita etiam Paulus Cap. 8, lib. 6. Pag. 554 B. C. „Aegrotus in sella collocandus aut ante nos aut a sinistris. Celsus aegri nullam collocationis mentionem facit, id tarnen constanter praeci- — 89 — durch die Narbe einer nicht gut behandelten Lidverletzung. Paulus Aegineta umschreibt das Uebel Seite 434 in derselben Weise; er empfiehlt Kupferrot oder Mennige oder beide zu gleicher Zeit anzuwenden; er bemerkt, dass das nach einer Verletzung entstandene Ectropion leicht ausheilt, wenn nur die Narbe sich richtig ausbildet, was aber nicht immer geschieht. Es gibt aber noch eine dritte Ursache, welche die Alten nicht kannten, namlich die tiefe Eiterung der Augenlider bei Pocken, wodurch ein unheilbares Ectropion entstehen kann. Es kommt auch bei Greisen vor, wie Celsus bemerkt hat; „inzwischen", sagt dieser, „tritt es manchmal auch in hohem Alter auf". E. C. Keckius hat auch über Ectropion geschrieben, siehe Haller Disp. Chirurg. Select. 14 Seite 273. Er leitet sein Entstehen von übermassiger Gewebswucherung her und jene Form kommt auch am meisten vor; bei ihr soll auch jene Form, die bei alten Leuten auftritt, untergebracht werden; oder von Verlétzungen oder auch von tiefen Eiterungen, bei denen die Lider wShrend der Vernarbung durch zu starke Zusammenschrümpfung die Umkehrung bewirken; ich werde von diesen noch besonders reden. § 2. Ectropion oder die Umkehrung des Augenlides durch ueber Ectroüberflüssige Gewebsbildung tritt immer auf am Unterlide wie in pion durch ABC. Der Anfangisthaufigeine Psorophthalmie undTriefaugigkeit üherm&ssigt wodurch die Schleimhaut oder das an der Innenseite des Lides JJ^L gelegene Gewebe, das die Fortsetzung der Bindehaut ist, derart anschwillt, dass das ganze Lid umgekehrt wird. Oft kann es im Anfang ziemlich rasch geheilt werden durch leicht atzende und adstringierende Mittel, wie durch Kupferrot, Aloë, Myrrhe, Eisenvitriol und ahnliches; sehr gut ist auch rotes QuecksilberPraecipitat in Salbenform. Wenn die Schwellung die Natur eines Sarkoms annimmt, musz sie leicht mit dem Höllenstein berührt — 90 - mento tenui juxta Celsum 1oc.x cit. pag. 430 et 431 totum extrinsecus adurendum deinde melle inungendum etc. Maxime autem in senectute id genus auxilii commendat. Diximus in senectute vitium id a lippitudine oriri, adeoque in omnibus ectropicis, ubi caro excrescit, applicari potest. Veteres vero praeter haec remedia incisionem proposuerunt. Aetius Cap. 72, pag. 330, docet primum acu filum trajiciendum esse quo attrahi possit D. E. atque dein scalpello plagam graecae litterae a formam habentem incidendam esse, ita ut crura deorsum versa sint et ea cum prudentia ne cartilago laedatur, quamquam cartilaginosam eam non statuit; ibid. Celsus similiter plagae cornua ad maxillam non ad oculum convertendae sunt pag. 430 lin. 32, id est. D. E. F. vid. fig. adjectam. Bartischius pag. 303 non unum filum sed tria trajicit vid. fig. ejus 36 pag. 303 ac dein scalpello integrum tumorem tollit; commendat similiter vitriolum album, alumen, Sal Tartari, Tutiam et similia, quibus primum vitium prius attingendum est: inustione peracta Collyrium ex aq. Plantag., Alumine & Caphora palpebram eluit. Coincidit Bartischii methodus cum illa Pauli ibid pag. 555 et 556, qui primum docet filum ex angulo C. in A. id est juxta latitudinem eversae palpebrae trajiciendum esse, et dein omnem tumorem auferendum. Si vero id non juvat plagam lambdiformem Celsiana methodo faciendam esse. Propter vut- § 3. Ectropium ex cicatrice ortum utriusque palpebrae insanabile neraetuicera. esse Aetius ibid. pag. 33. C. H. docet: proposuerunt tarnen auxilia veteres, praecipue Paulus ibid. Cap. 12, pag. 556. „Si vero „propter suturam id est cicatricem aut ustionem palpebrae eversio „fuerit facta, sub palpebrae pilis in ipsam primam cicatricem - 91 - werden, und es ist unglaublich wie gut die Krankheit diesem Mittel nachgibt. Kupfersulfat hat oft denselben Erfolg. Wenn das Uebel diesen Mitteln aber nicht weicht, soll man nach Celsus loco cit. Seite 430 alles mit einem feinen Glüheisen oberflachlich cauterisiren und danach mit Honig einreiben * In höherem Alter aber empfiehlt er diese Art der Behandlung ganz besonders. Wir haben schon erwahnt, dass in höherem Alter die Krankheit öfters durch Triefaugigkeit verursacht wird, und man kann die Cauterisation also in allen Fallen von Ectropion, wo eine starke Gewebswucherung vorliegt, anwenden. Die Alten haben aber nebst diesen Mitteln auch den Einschnitt vorgeschlagen Aetius schreibt Cap. 72 Seite 330 vor, dass man zunachst yermittelst einer Nadel einen Faden durch die Wucherung hindurch führen soll, mit dem diese emporgezogen werden kann; alsdann soll man mit dem Messer eine Wunde machen in der Form eines griechischen A, derart dass die beiden Schenkel nach unten gekehrt sind, und mit der Fürsorge den Knorpel nicht zu verletzen, obwohl er dessen knorpelige Natur nicht festgestellt hat. Ebenso schreibt Celsus: „die Wundhörner müssen nach der Backe und nicht nach dem Auge gewendet sein", Seite 430, Zeile 32 D E F siehe die beigegebene Figur. Bartisch führt nicht nur éinen, sondern drei FSden hindurch, siehe seine Figur 36, Seite 303, und entfernt dann mit dem Messer die ganze Geschwulst; er empfiehlt ebenfalls Vitriol, Alaun, Sal Tartari, Zinkoxyd und ahnliche Substanzen, mit denen man die Erkrankung im Anfang angreifen soll • nach Vollendung der Cauterisation durchspült er das Lid mit einem Augenwasser aus Wegerichwasser, Alaun und Kampher. Diese Methode von Bartisch stimmt überein mit der von Paulus, ibid Seite 555 und 556; Paulus war der Erste der vorschrieb, einen Faden von C nach A, das heisst in der Breite des umgekehrten Lides zu fflhren, und dann die ganze Geschwulst abzutragen. Wenn das aber nfcht hilft, musz man nach der Methode von Celsus eine a-formige Wunde machen. m§h3"h metius emahnt ibid> Sdte 33 C' H- 3UCh> dass das durch Durch Ver- Narbenbildung entstandene Ectropion beider Augenlider unheilbar «nd ist; doch haben die Alten Hilfsmittel vorgeschlagen, besonders Geschwür' Paulus, ibid Cap. 12 Seite 556, wo er schreibt: „Wenn aber in folge einer „Sutura", das heisst einer Narbe oder einer Brandwunde — 92 — „simplicem sectionem faciemus, et disparatis labiis linamenta indemus, „donec sutura conglutinetur. Verum si in memoriam revocatis, quae de vulnerum cicatricibus ac ambustis suis locis diximus, facile mecum Aetio assentiri potestis insanabilem esse hanc eversionem. Id autem talis eversio habet, quod minus increscat et emplastro tegi possit. Plura non addam. Recentiores cum veteribus curatione per remedia et chirurgiam consentiunt. Transeo ad caput septimum. CAPUT SEPTIMUM. De Lagophthalmo. § 1. Oculus non clausus seu non contectus Lagophthalmus a Celso Lib. 7, pag. 430, § 9, dicitur, ita etiam a Paulo pag. 555, fol. 6, Cap. 10, Aayo's et layvos Lepus dicitur graece, atque ideo oculus leporinus, qui apertis oculis dormire dicuntur. Causas habet quam plurimas, pendet enim vel ab intumescentia membranae internae palpebrae superioris atque eatenus ad ectropion videtur pertinere quemadmodum etiam Ds. Keckius vid. Haller, dissert. Chir. Select. Tom. pag. 280, vel 2do, a vulneribus vel nimia sublata cute in phalangosi, quemadmodum Celsus animadvertit ibid. pag. 430, vel 3tio, a cicatricibus ortis ex ambustione vel suppuratione quacunque, et tandem 4t0, ex praeternaturali brevitate palpebrae superioris, quod vitium, quia sine praegresso morbo et veluti a nativitate contrahitur Lagophthalmus proprie dici deberet. D. Keckius ibid. Tobiae affectum vocat, qui non nisi in dormientibus locum haberet et medelam non caperet. Est igitur palpebrae superioris nimia brevitas, ita ut oculus obtegi illa nequeat. — 93 — eine Auswartsdrehung.des Lides entstanden sein sollte, machen wir einfach einen Schnitt unter den Haaren gerade in diese erste Narbe, halten die Wurtdrander aus einander und bringen Salben hinein, bis die Naht wieder zugewachsen ist". Wenn ihr euch aber erinnert, was wir an andrer Stelle von der Wundvernarbung und von den Verbrennungen gesagt haben, so werdet ihr leicht mit mir dem Aetius beistimmen, dass diese Auswartsdrehung unheilbar ist. Einen Vorteil hat ein solches Ectropion aber, namlich dass es am wenigsten zunimmt und mit einem Pilaster bedeckt werden kann. Mehr werde ich nicht hinzufügen. Die Jüngeren stimmen in der Behandlung sowohl mit Medicamenten wie durch Operation vollkommen mit den Alten überein. Ich gehe über zum siebenten Kapitel. SIEBENTES KAPITEL. Ueber Lagophthalmos. § 1. Ein nicht geschlpssenes oder nicht bedecktes Auge heisst nach Celsus Lagophthalmus; Buch 7, Cap. 7, Seite 430, § 9. So gilt es auch bei Paulus, Seite 555, S. 6, Cap. 10. kcr/oq und Xayios sind griechische Wörter für Hase; und deshalb heisst einer, von dem man sagt dass er mit offenen Augen schlSft, Hasenauge. Es gibt sehr viele Ursachen; denn es ist entweder von einer Schwellung des inneren Blattes des oberen Lides abhangig und scheint dann deshalb zum Ectropion zu gehören, wie auch Keckius schreibt, siehe Haller Dissert. Chir. Select. Teil. 1, Seite 280, oder 2te"s Von Verletzungen oder einer zu reichlichen Hautausschneidung bei der Ptosisoperation, wie Celsus erwahnt ibid. Seite 430, oder 3*^ von nach einer Verbrennung oder Eitenuig entstandenen Narben oder endlich 4te«s von einer aussérnatürlichen Kürze des oberen Lides, welcher Fehler, weil er nicht fortschreitet, und wie bei der Geburt entstanden ist, ganz speziell Lagophthalmos in engerem Sinne heissen sollte. D. Keckius nennt es die Krankheit des Tobias, welche nur bei Schlafenden vorkommen - 94 — Commemoravi antea casum feminae, quae palpebram claudere non poterat propter paralysin orbicularis musculi; ad Lagophthalmum igitur quoque id vitium pertineret, ex definitionis natura, si vero veterum sententiam examinemus. Lagophthalmum tantum illam palpebrae brevitatem vocabimus, quae propter vulnus vel ulcus fit. Mentionem ejus non facit Actuarius. curatio per § 2. Celsus, uti loco cit. patet, phalangosi non probe curatae chirurgiam attribuit „nonnunquam autem sub hac curatione nimium excisa juxta ELson.^cu^e evenj|. uj ocuius non contegatur; Lagophthalmum Graeci „appellant, in quo si nimium palpebrae deest, nulla id restituere „curatio potest, si exiguum mederi curationem sequentem commen„dat: paulum infra supercilium cutis incidenda est lunata figura, „cornibus ejus deorsum spectantibus: altitudo esse plagae usque ad „Cartilaginem debet, ipsa illa nihil laesa; nam si ea incisa est, „palpebra concidit neque attolli potest postea. Cute igitur tantum „diducta sic ut pauluium in ima oculi ora descendat, hi ante scil. „super plaga in quam linamentum injiciendum est, quod et conjungi „diductam cutim prohibeat, et in medio carunculam creet, qua „ubi eum locum implevit postea recte oculus operitur". Celsum ad verbum transcripsi quoniam et elegans est curationis descriptio et omnibus numeris absoluta. Paulus Aegineta lib. 6, Cap. 10 pauluium diversam curationem proponit, scil. ut cicatrix propter phalangosin facta iterum solvatur pag. 555, E. Aetii vero curatio tota Celsianae respondet Cap. 73, pag. 331. Tetrab. 2, Serm. 3. - 95 — und nicht heilbar sein soll. Es giebt also eine derartige Kürzedes oberen Lides, dass das Auge dadurch nicht bedeckt werden kann. Schon früher habe ich die Krankengeschichte einer Frau mitgeteilt, die infolge einer Lahmung des Kreismuskels die Augenlider nicht schliessen konnte; auch diese Krankheit würde also nach der gegebenen Definition zum Lagophthalmos gehören, wenn wir in der Tat dem Urteil der Alten nachfolgen. Wir werden indessen Lagophthalmus nur jene Kürze des Lides nennen, die durch Verletzung oder durch ein Geschwür entsteht. Actuarius erwahnt sie nicht. § 2. Wie aus der zitierten Stelle hervorgeht, hat Celsus die Die operatwe Krankheit auch einer schlecht behandelten Ptosis zugeschrieben: Behandiung „Bisweilen aber kommt es bei dieser Behandlungmethode vor, dass """* Casva„zuviel Haut weggeschnitten wird und dass infolge dessen das „Auge nicht mehr vom Lide bedeckt wird; die Griechen nennen „es Lagophthalmus; wenn zu viel vom Lide verloren gegangen „ist, kann keine Behandiung dies wieder herstellen; wenn der „Verlust klein ist, ist die folgende Behandlungsmethode zu empfehlen. „Man mache einen halbmondförmigen Hautschnitt ein wenig unter „den Augenbrauen; die beiden Schenkel des Schnittes sollen nach „unten laufen; die Tiefe der Wunde musz bis zum Knorpel rei„chen, ohne dass dieser selbst verletzt wird; denn, wenn der „Knorpel eingeschnitten wird, failt das Lid herunter und kann es „spater nicht mehr gehoben werden. Nachdem die Haut also „so weit abpraeparirt worden ist, dass sie ein wenig nach dem „Unterrande des Auges hinabhangt, musz man vor, das heisst „auf die Wunde ein wenig Charpie legen; diese soll verhin„dern dass die aus einander gewichenen Hautrander wieder „verkleben, und soll in der Mitte eine Granulationsgeschwulst „schaffen, durch welche, wenn sie den Deficit ausgefüllt hat, „das Auge richtig geschlossen werden kann. Ich habe Celsus wörtlich nachgeschrieben, weil seine Beschreibung dieser Operation sehr elegant und in allen Teilen genau ist. Paulus Aeqineta schiagt eine nur wenig abweichende Behandiung vor, Buch 6, Cap. 10, das heisst, er empfiehlt die wegen Ptosis gemachte Narbe wieder zu Iösen, Seite 555, E. Die Behandiung von Aetius aber entspricht ganz und gar der Methode von Celsus, Cap. 73, Seite 331, Tetrab. 2, Serm 3. — 96 — curatio recen- § 3. Recentiores omnes vel omnino nullam adhibent curationem ttorum. vei eam veterum ipsissimis verbis proponunt. Nünquam id malum vidi nisi in memorata femina. CAPUT OCTAVUM. De Ancyloblepharo seu Ancylosi palpebrae. Galenus in Introd. pag. 58, G. H. id vitium evidenter definit: cohaerescunt, inquit, palpebrae cum albo oculi vel nigro ex ulceratione et si nigro cohaerent, visus omnino prohibetur sin albo minus; vocat id óvxvXtoaiv, Celsus autem non modo ipsum malum describit, verum etiam causam reddit; „interdum, dicit, palpebrae inter se „cohaerescunt, aperirique non possunt oculi, cui malo solet etiam „accedere, ut palpebrae cum albo oculi cohaerescant; scil. cum in „utrovis fuit ulcus negligenter curatum. Sanescendo eum, quod „diduci potuit et debuit, glutinabitur, ayxvXo^XétpttQov, sub utroque „vitium graeci vocant. Lib. 7, Cap. 7, § 6, pg. 425. In diariis Coll. Casualis pag. 104, vidistis virum cujus utraque palpebra albo oculi ex suppuratione concreta est oculo, id vero rarius contingit. Saepius palpebrae integrum oculum claudunt, et undique cum oculo cohaerescunt. Si veteres Graecos praecipue Paulum & Aetium hunc Cap. 64, pag. 327, l.c, illum lib. 6. Cap. 15, pag. 557, consulamus, reperiemus eos statuere palpebram auriculario specillo, vel per hamulum a bulbo esse distendendum ac dein scalpello pterygiis secandis destinato solvendam esse a bulbo ea cautela ne - 97 — § 3. Alle Neueren nehmen entweder gar keine Behandiung vor Methode der oder sie empfehlen mit genau denselben Worten eine der alten Jun&renMethoden. Ich habe diese Erkrankung niemals gesehen als bei der erwahnten Frau. ACHTES KAPITEL. Ueber Ankyloblepharon oder Ancybsis der Augenlider. Galenus umschreibt in Introduct. S. 58 G. H. dieses Uebel sehr deutlich; es verkleben, sagt er, die Augenlider mit dem Weiss oder dem Schwarz des Auges infolge eines Geschwürs; wenn sie mit dem Schwarz verkleben, wird die SehschSrfe ganz und gar aufgehoben, wenn mit dem Weiss weniger. Er nennt dies ayxv).u>oiq. Celsus aber gibt nicht nur eine Beschreibung der Krankheit, sondern erwahnt auch ihre Ursache: „Bisweilen", sagt er, „verwachsen die Lider untereinander, und können die Augen „nicht geöffnet werden; es kommt gewöhnlich noch dazu, dass „die Lider mit dem Weiss verwachsen; wenn namlich auf beiden „ein Geschwür bestand, das ungenügend behandelt wurde. Wahrend „der Behandiung wird, was man auseinander hatte ziehen können „und hatte ziehen sollen, verkleben. In beiden Failen nennen die Griechen dieses Uebel ayxvXopXé] nominatur. Aetius id hordeolum vocat ibidem Cap: 82. pag: 333. et praeputiolum. Galenus similiter ibid: pag: 58. F. G. Crithe et Posthia dici inquit tuberculum, quod juxta marginem internum palpebrae nascitur, etiam hordei similitudinem habere; noafHa certo certius derivari — 109 — gleichen, weiss und von roher Oberflache, und welche die Form der Gefasse aufweisen. Maitre Jean schreibt § 9 Seite 550 ganz richtig, dass dieser Fehler nur durch den Inhalt von einem Chalazion verschieden ist. Dies stimmt gewiss, es sei denn dass jemand den Unterschied in die Lage der Augenlider verlegen wollte; denn bei Chalazien sind die Lider nicht umgekehrt, meines Erachtens sind sie es auch bei Lithiasis nicht viel, höchstens sind sie verdorrt, wenn die Steinbildung stark ist. Es wird behandelt wie ein Chalazion; die Lider sollen nach Aetius umgekehrt werden, und die Geschwulst mit einem Messer geöflhet werden; alsdann drückt man den Stein hinaus, oder es wird die Höhle mit Hilfe eines Löffels ausgekratzt, und gebranntes Kupferoxyd eingestreut; endlich bedeckt man es mit einem Leinwandlappchen, welches mit Ei.Wein und Rosenöl getrankt ist; so schreibt Aetius. Diese Operation unterscheidet sich also in keiner Weise von der Operation des Chalazions, siehe dessen Behandiung Seite 42, § 2. ZWÖLFTES KAPITEL. Crithe, Hordeum, Hordeolum, Praeputiolum, Posthia. Diese Krankheit ist (um mit Celsus zu reden, S. 422. § 2) eine Pustel oder eine kleine Geschwulst, welche am Augenlide ein wenig über der Wimperreihe entsteht, und nach der Aehnlichkeit mit einem Gerstenkorn von den Griechen xoi&tj genannt wird. Aetius nennt sie Hordeolum, ibidem Kap. 82, Seite 333, und Praeputiolum. Galenus schreibt auf Seite 58 F G in gleicher Weise, dass die Geschwulst, die ganz natie am inneren Lidrande entsteht, Crithe und Posthia genannt wird, und auch eine gewisse Aehnlichkeit mit einem — 110 — debet a nóofh\ praeputium. Ergo crithe et posthia Graece id quod hordeum, hordeolum, et praeputiolum latine vocatur. Nostrates id obscoena voce „Een Strontje" appellant. Est obstructio in glandulis sebaceis palpebrarum marginum seu proprie ostii excretorii palpebrarum, quae in suppurationem abit, ergo parvus abscessus atque ideo ut abscessus curandus. Verum Celsus ita id vitium describit, ac si in sola superiore palpebra oriretur. Capite enim primo seu praecedenti agit de palpebris superioribus pag: 421. „Igitur in superioribuspalpebris" etc. linea 23. et dein § 2. linea 10. „in eadem palpebra" dicit, id est, superiore, ac si in inferiore nunquam nascerentur. Galenus in palpebris adeoque in utraque generari scribit, ita etiam et Aetius. In utraque palpebra sine dubio occurrit, aliquando marginem forinsecus, quemadmodum Aetius, aliquando irdxinsecus protuberant, maturescit autem uti Celsus ibid: pag: 422. lin: 13: difficulter: foveri debet oculus pane calido et cera: „hac ratione (inquit Celsus) „saepe discutitur interdum concoquitur. Si pus se ostendit, scalpello „dividi debet et quidquid intus humoris est, exprimi: eodem deinde „vapore postea quoque foveri et superinungi, donec ad sanitatem „perveniat": in fine § 2. Eodem vapore quid intelligat ex superi oribus non facile deducitur nisi quis cataplasma e pane et cera, quod applicandum esse prius dixerat, denotare judicaret, quod satis probabile videtur. Observamus etiam suppurationes quascunque, praesertim quae difficulter maturescunt, diu fomenta vel cataplas mata et post aperturam desiderari. Quando hordei magnitudinem excedunt forsan ad abscessus haec tubercula relata fuerunt; ita Aetius ex Demosthene medico oculario ibid: pag: 333. Cap. 79 abscessus palpebrarum videtur vocare hordeola quae scalpello indigent. Celsus utrumque tuberculum eodem capite comprehendit. Maitre Jean optime de hordeoloagit Cap: 2. pag: 545. Idque convenire scribit cum atheromatibus, — 111 — Gerstenkorn hat; noa&ia soll gewiss von jróa&r] = praeputium hergeleitet werden. Crithe und Posthia sind also die griechischen Namen für was im Latein Hordeum, Hordeolum und Praeputiolum genannt wird. Die Unsrigen nennen es mit garstigem Namen: „een strontje." Es ist eine Verstopfung in den Talgdrüsen an den Lidrandern die in Eiterung endet; also ist es ein kleiner Abszess und soll es als solcher behandelt werden. Celsus beschreibt diese Erkrankung in solcher Weise als entstande sie nur am Oberlide. Denn im ersten, im vorhergehenderrKapitel also, bespricht er die oberen Augenlider, Seite 421: „Also in den oberen Augenlidern" u. s.w. Zeile 23; und dann in § 2, Zeile 10 sagt er: am selben Lide, das heisst also am oberen, als ob sie nie am Unterlide entstande. Galenus berichtet, dass sie an den Augenlidern, an beiden also, entstehen; so auch Aetius. Zweifelsohne kommen sie an beiden Lidern vor; bisweilen wölben sie nach aussen vor, wie Aetius bemerkt hat; manchmal mehr am Innenrande; sie kommen nur schwer zur Reife, wie Celsus ibid. Seite 422 lin. 13 bemerkt: das Auge soll mit heissem Brei und Wachs erwarmt werden, „in dieser Weise (sagt Celsus) „wird die Geschwulst oft zerteilt und zur Reife gebracht. Wenn „sich Eiter zeigt, soll man mit einem Messer einschneiden und „den ganzen flüssigen Inhalt ausdrücken; alsdann soll man es „auch nachher noch „eodem vapore" erwarmen und einsalben „bis es zur Heilung gelangt ist" § 2, am Ende. Was „eodem vapore" bedeuten soll, ist aus dem Vorhergehenden nicht leicht zu verstehen, es ware denn dass er den Umschlag von Brei und Wachs, von dem er schon früher gesagt hat, dass man ihn anwenden sollte, andeuten wollte, was mir ziemlich wahrscheinlich vorkommt. Wir sehen ja auch dass gewisse Eiterungen, besonders solche, welche schwer reifen, langere Zeit hindurch auch nach ihrer Oeffnung lindernde Mittel oder Umschiage bedürfen. Wenn die Gerstenkörner (Hordei) eine gewisse Grosse flberschritten haben werden sie vielleicht zu den Abszessen gezahlt sein; so scheint Aetius nach dem Augenarzt Demosthenes, Seite 333, Kap. 79. die Hordeola, welche das Messer bedürfen, Lidabszesse zu nennen. Celsus fasst auch beide Geschwülste in ein Kapitel zusammen. Maitre Jean schreibt sehr gut über Hordeola, Kap. 2, - 112 — quae in suppurationem abeunt, quemadmodum re rite examinata oportet. CAPUT TERTIUM DECIMUM. De Varicibus Palpebrarum. De palpebrarum varicibus optime et egregie egit Maitre Janus Cap. 16. Pag. 574. distinguens eos venarum tumores in benignos et malignos. Benigni nullam medicinam poscunt, nisi forsan roborans et refrigerans ac leniter adstringens collyrium: etiam raroalia incommoda praeter deformitatem ac palpebrae gravedinem adferunt. Maligni autem tumores sunt ad palpebrarum margines nigricantes ex sanguine atro, saepe perpetuam inflammationem producentes, aliquando acrem ichorem stillant, exulcerantur, saepe cancri naturam induunt. Curationem vero nullam praescribit nisi universalem; id est, remedia interna et externa, ea cum cautela ne unquam irritentur. Credo tarnen in initio ferro candente adurendos esse, ubi autem cancri naturam induerunt, non atiingendos, nisi talibus, quae oculos contra eorum acredinem defendunt. Aetius autem Cap. 84. ib. pag. 334. propter malignitatem curandos non esse monet, neque et eminentias agnatas palpebrarum dolentes et subrubras; sunt etiam hae malignae (inquit) incurabilesque. — 113 — Seite 545, und sagt, dass sie übereinstimmen mit den Atheromen die in Eiterung übergehen, was bei genauer Untersuchung der Sache richtig genannt werden muss. DREIZEHNTES KAPITEL. Ueber Varken der Augenlider. Ueber die Varicen der Augenlider hat Maitre Jean sehr gut und klar geschrieben, Kap. 16, Seite 574. Er unterscheidet diese Adergeschwülste in gut- und bösartige. Die gutartigen Formen fordern keine ërztliche Hilfe, es wSre denn vielleicht ein Roborans und Refrigerans und ein leicht adstringirendes Augenwasser; auch verursachen sie seiten andere Beschwerden als eine Verunstaltung und Schwere des Lides. Die bösartigen aber sind Geschwülste an den Lidrandern, welche schwarz gefarbt sind durch schwarzes Blut, oft eine fortdauernde Entzündung erzeugen, bisweilen eine scharfe Jauche bilden, in ein Geschwür übergehen, und oft die Natur eines Krebses annehmen. Er schreibt aber keine Behandiung vor, nur eine allgemeine, das heisst, innere und aussere Mittel, mit der Fürsorge, dass sie nie gereizt werden. Ich glaube aber dass sie ganz im Anfang müssen ausgebrannt werden, dass man sie aber, wenn sie einmal die Natur eines Krebses angenommen haben, gar nicht berühren soll, es ware denn mit solchen Mitteln, welche die Augen gegen ihre Reizung schützen. Aetius schreibt aber Kap. 84, ib. Seite 334, dass sie wegen ihrer Bösartigkeit nicht behandelt werden sollen, auch nicht die Schmerzen und Röte erzeugenden verwandten Auswüchse der Lider. Denn auch diese sind bösartig und unheilbar. 8 — 114 — CAPUT QUARTUM DECIMUM. De Ganglüs, Meliceride, Atheromate et Steatomate Palpebrarum. Celsus lib. 7. Cap. 6. pag. 419. De tumoribus seu tuberculis agens, quae ex parvulo incipiunt et diu paulatimque increscunt et tunica sua includuntur, ganglia, melicerides et atheromata enumerat, quibus steatomata adjicet. Tria ultima fuse satis explicuimus ubi de tumoribus in universum agebamus; de ganglio autem quadam monenda, quoniam diversam significationem habet. Est enim vel nodus nervi naturalis uti nervi intercostalis aliorumve, ita etiam Galenus anatomice de Usu partium Clas. 2. pag. 216. F. adhibuit hanc vocem. Etiam tumorem praeternaturalem hac ratione designavit uti in definitionibus medicis cl. 1. pag. 48. H. Ubi ganglium vocat, conglobationem nervi praeternaturalem, quae in unum corpus coaluit: tandem de sanitate tuenda ad Thrasybulum Cap. 23. Cl. 2. pag. 105. A. ganglia inter tumores tunica inclusos recenset, quemadmodum Celsus fecit. Aetius Galenum secutus etiam Tetrab. 2. Serm. 3. Cap. 83. pag. 333. non modo ganglia inter tumores tunicae inclusos comprehendit, uti Galeno placuit de sanitate tuenda, verum addit Ganglium esse nervi contorsionem. Operae pretium est hic loei exponere Gangliorum naturam. Occurrunt aliquando parva tubercula sub cute, mobilia et certis temporibus valde dolorifica, praesertim dum conprimuntur. Haec videntur revera esse nervorum subcutaneorum contorsiones, seu potius tubercula cum degeneratione tunicarum. Franequerae tale ganglion ex brachio mulieris non proeul ab olecrano secui, quod adeo dolorificum erat, ut negotia sua facere non posset: acquisiverat pisi magnitudinem, colorem habebat naturalem sed consistentiam — 115 — VIERZEHNTES KAPITEL. Ueber Gangliën, Melker is, Atheroma und Steatoma der Augenlider. Celsus bespricht auf Seite 419, Buch 7, Kap. 6, Geschwülste und knotenförmige Gebilde, die ganz klein beginnen, allmahlich weiter wachsen, und in einer Hülle eingeschlossen sind; er nennt sie Ganglia, Melicerides, und Atheromata, und fügt noch die Steatomata hinzu. Letztere drei haben wir bei den Geschwülsten ausführlich besprochen; von den Gangliën aber werden wir einiges mitteilen müssen, weil das Wort in verschiedenen Bedeutungen angewandt wird. Es ist namlich erstens eine Verdickung im Nerven, wie am Intercostalnerven und an anderen Nerven beobachtet wird; in dieser Weise hat auch Galenus diesen Namen angewandt in seinem Werk „de usu partium", Clas. 2, Seite 216 F. Auch hat er eine Aftergeschwulst in dieser Weise angedeutet, wie in den Definitiones medicae cl. 1, Seite 40. Er nennt an dieser Stelle ein Ganglion eine aussernatürliche Anschwellung des Nerven, die zu einem Knoten angewachsen ist; endlich in seiner „de sanitate tuenda" Kap. 23, Cl. 2, Seite 105. rechnet er die Gangliën zu den eingekapselten Geschwülsten, wie auch Celsus es getan hat. Aetius hat Galenus nachgefolgt Tetrab. 2, Serm. 3, Kap. 83, Seite 333; er rechnet die Gangliën nicht nur zu den eingekapselten Geschwülsten, wie Galenus in seiner „de sanitate tuenda", sondern fügt ausserdem hinzu, dasz ein Ganglion eine Nervengeschwulst darstellt. Es lohnt sich der Mühe hier die Natur der Gangliën auseinander zu setzen. Bisweilen begegnet man ganz kleinen Knötchen unter der Haut, die beweglich und in gewissen Zeiten sehr schmerzhaft sind, besonders bei Druck. Diese scheinen eigentlich Verdickungen der Unterhautnerven zu sein, oder vielmehr Knoten mit Entartung der' Nervenhüllen. In Franeker habe ich ein solches Ganglion nicht weit vom Ellenbogen aus dem Arm einer Frau ausgeschnitten, welches so schmerzhaft war, dass die Frau ihre Arbeit nicht vollbringen 8* — 116 — subcartilagineam. Amstelaedami simile ad genu Juvenis observavi quod intensos saepe dolores causabat: vidi plura aliis in locis corporis. Haec tubercula igitur etiam in palpebris locum habere possunt, verum de iis veteres non agunt, addit enim Celsus ibid. pag. 420. lin. 15. fere sine dolore esse. Alterum gangliorum genus est collecta materies lymphatica plus minus coagulata in vaginis tendinum praesertim in dorso manus et ad carpum. Hi tumores a recentioribus omnibus ganglia medice dicuntur. Talia vero ad palpebras locum etiam habere nequeunt. Ergo veteres per ganglia sensu medico intellexerunt tubercula valde renitentia sub cute membrana inclusa, veluti Melicerides ac Atheromata, quae mollia sunt, si conferuntur cum gangliis. Quoniam non natura sed contenta materie tantum a se invicem discrepant, modo eodem curari debent. Ex natura diversa horum tuberculorum satis patet ganglium et steatoma emplastro discuti neque ad suppurationem deduci posse nisi superdato caustico potentiali. Ea ratione igitur etiam meliceri et steatoma sanari possent, nisi medicus nimiam exacerbationem et carcinoma inde metuat. Si parva sunt tubercula et profunde sita, relinquenda sunt, aliquando enim steatomate excepto in pus abeunt et sponte sanantur: frequenter externe sita sunt sub cute et rarius mobilia sunt, aliquando in ipsa cartilagine sedem habent atque inversa palpebra magis conspicua sunt: unde patet non in omnibus Chirurgiam eandem esse posse. Aetius loco cit. „curavi aliquando. ustorio medicamento apici ipsorum imposito" scribit, „donec incumbens cutis in profundum „crustam accipiat". Deinde sic enim pergit, „post crustae casum — 117 — könnte; es hatte die Grösse einer Erbse erreicht, hatte eine natfirliche Farbe, aber eine fast knorpelige Konsistenz. In Amsterdam habe ich an dem Knie eines Jünglings ein ahnliches beobachtet, das ihm oft heftige Schmerzen verursachte. Ich habe auch an anderen Körperstellen mehrere beobachtet. Diese Geschwülste können auch an den Lidern vorkommen, von diesen reden die Alten aber nicht; denn Celsus fügt Seite 420 Zeile 15 hinzu, dass sie gewöhnlich schmerzlos sind. Eine andere Art von Gangliën wird erzeugt durch eine Lymphe-ansammlung in mehr oder weniger koagulirter Form in den Sehnenscheiden besonders am Handrücken und an der Handwurzel. Diese Geschwülste werden von allen neueren Autoren Gangliën genannt. Solche können aber nicht an den Augenlidern vorkommen. Also haben die Aelteren unter einem Ganglion in arztlichem Sinne kleine, sehr feste unter der Haut gelegenen Khötchen verstanden, die von einer Hülle umschlossen sind, ganz wie die Meliceriden und Atherome, welche letztere aber weicher sind, wenn man sie mit den Gangliën vergleicht. Weil sie unter einander nicht durch ihr Wesen sondern nur durch ihren Inhalt verschieden sind, müssen sie in gleicher Weise behandelt werden. Aus der verschiedenen Art dieser Knötchen geht in genügender Weise hervor, dass ein Ganglion und ein Steatoma nicht durch ein Pilaster zum Verschwinden, und nur zur Eiterung gebracht werden.kann, durch die Anwendung eines kraftigen Kausticums. In dieser Weise werden also das Meliceri und das Steatoma auch geheilt werden können wenn der Arzt keine Furcht hat, dass dadurch eine zu starke Reizung und Krebs entstehe. Wenn die Knötchen klein sind und tief liegen, sollen sie sich selbst überlassen werden, denn mit Ausnahme der Steatome enden sie manchmal in Eiterung und heilen sich von selbst; öfters liegen sie ganz oberflachlich unter der Haut und sind sie weniger beweglich, bisweilen auch haben sie ihren Sitz im Knorpel und werden sie bei Umwendung der Lider besser sichtbar; daraus geht hervor, dass nicht für alle Falie dieselbe Operation angezeigt ist. Aetius schreibt: „Ich habe die Krankheit manchmal durch ein „Brennmittel geheilt, indem ich dieses gerade auf die Spitze der „Geschwulst anwandte, bis es tief in die Haut eingedrungen, eine — 118 - „exscalpta tunica humorem continente per specilli concavitateni Itunica eximi debet, si non possit, per subjectum Pharmacum ^erosivum consumari". Commendat hunc in finem sandarachiam arsenicum, squammam aeris, veratrum nigrum, ex omnibus partes aequales Dr. 1. Elaterii Dr. 11. Chartae in cinerem ustae Dr. 1. olei rosacei q.s. Ea ratione parva tubercula, magna vero Chirurgia curanda esse docet. Celsus ad solam Chirurgiam confugit pag. 420 et 421. docetque omnia simul incidenda tunicam inviolatam servandam esse, si possibile sit, secus superiorem partem decidendam inferiorem relinquendam esse. Et si tota exempta est, oras esse committendas fibulamque esse injiciendam et super medicamentum glutinans dandum esse. Ubi vero vel tota tunica vel aliquid ex ea relictum est, pus moventia adhibenda. Tota illa curatio cum hodierna convenit, verum quaeritur quid faciendum sit, si cartilaginem penetrent? Aetius monet'ne nimium cutis auferatur metuens Lagophthalmum ibid : in fine Cap: 83. pag. 334. Omnes reliqui profundum de hac re silentium observant, Maitre Janus, St. Yves et Heisterus. Credo sane attingi non debere, etiam impossibilem esse Chirurgiam iudico inversa palpebra. Nihil boni enim sperandum dum vel ipsa Cartilago vel levator palpebrae laesa sunt. Raro etiam nocent nisi quatenus deformitatem quandam efficiunt. Concludo igitur, ut omnia Atheromata et Steatomata tractanda esse, ubi magna sunt et superficaria haec tubercula; tum cutis incidi potest, tunica trajecto filo cum tumore auferri et reliqua fieri possunt, quae Bartisch: pag. 250. fig. 29. proponit et reliqui post eum. Cl. Mauchartus, qui ex industria dissertationem de tumoribus cysticis palpebrarum scripsit vid: Haller: disp. sei. Tom. 1. pag. 291. similiter nihil de atheromate cartilaginem penetrante, aut fortiter adhaerente monet. - 119 „Kruste erzeugte". „Alsdann", so fahrt er fort, „nachdem die Kruste abgefallen und die mit Flüssigkeit gefüllte Hülle durch eine Hohlsonde ausgekratzt worden ist, muss die Hülle herausgezogen werden, und wenn dies nicht möglich ist, durch ein chemischesBrennmittel verzehrt werden." Er empfiehlt zu diesem Zweck Mennige, Kupferschlag, Nieskraut, zu gleichen Teilen Dr. 1, Elaterii Dr. 11, Chartae in cinerem ustae Dr. 1 olei rosacei q.s. In dieser Weise schreibt er, müssen die kleinen Knötchen behandelt werden, die grossen aber durch Operation. Celsus nahm seine Zuflucht zu der Operation allein, Seite 420 und 421. Er lehrt, dass alle ganz ausgeschnitten werden müssen und dass wo möglich die Hülle unverletzt bleiben muss; sonst müsse man den oberen Teil entfernen und den unteren zurücklassen. Wenn Alles entfernt ist, sollen die Rander vereint werden und muss eine Knopfnaht angelegt werden; darüber gebe man ein Klebemittel. Wenn aber die ganze Hülle oder ein Teil stecken geblieben ist, sollen eitererzeugende Mittel angewandt werden. Diese ganze Behandlungsmethode stimmt mit der heutigen üBerein; nur bleibt die Frage was man anfangen soll wenn sie in den Knorpel gedrungen sind. Aetius schreibt, dass man nicht zu viel Haut abtragen soll, aus Furcht vor Lagophthalmus, ibid. Kap. 83, Seite 334 Ende. Alle Uebrigen, wie MaItre Jean, St. Yves und Heister bewahren hierüber ein tief es Stillschweigen. Ich glaube allerdings, dass man sie durchaus nicht operiren soll, und meine auch, dass die Operation am umgekehrten Lide unmöglich ist. Denn es ist nichts Gutes zu hoffen, wenn der Knorpel oder der Levator palpebrae verletzt werden. Auch schaden sie seiten, es sei denn in sofern, dasz sie eine geringe Entstellung erzeugen. Ich schliesse deshalb, dass alle Atherome und Steatome nur behandelt werden müssen, wenn diese Geschwülste gross und oberflachlich sind. Es kann alsdann die Haut eingeschnitten werden, und nach Durchführung eines Fadens die Geschwulst in ihrer Hülle abgetragen werden, und weiter gehandelt werden, wie Bartisch auf Seite 250, Fig. 29 vorstellt, und die Uebrigen nach ihm empfohlen haben. Auch Mauchart, der met grösster Sorgfalt eine Abhandlung über die zystischen Geschwülste der Augenlider geschrieben hat, siehe Haller Disp. Sei. Tom 1, Seite 291, erwahnt das Atheroma nicht, das den Knorpel durchwachst oder dem Knorpel fest anhangt. — 120 — De eximenda integra tunica idem quod Maitre Janus testatur, difficiiem non modo verum etiam impossibilem esse pag. 300. § 12. Eo loco vero citat Maitre Janum ac si scarificationem tunicae internae relictae commendasset pag. 554. Cap. 12. Cujus tarnen rei ne verbum quidem in mea editione invenio. Caeterum haec dissertatio lectu est dignissima, et casum egregium magni tumoris palpebrae sanari exhibet. Is sub margine orbitae ortus sensim increvit, adeo ut oculum expresserit integrum qui inde totus fuerit deperditus: argumento tumores licet parvos esse metuendos quam maxime, dum prope orbitarum margines siti sunt, et protinus eximendos. De his vero capite sequenti. CAPUT QUINTUM DECIMUM. De Tumoribus Scirrhosis Palpebrarum. Praeter enumeratos tumores tunica inclusos, alii generantuf qui vel glandulam lacrymalem ipsam infestant vel alia etiam in interna palpebrarum tunica sitas; qui igitur ad scirrhi naturam potissimum accedunt. Hi increscentes in diem non modo palpebram laedunt, verum oculum propellunt sensim sensimque, donec inutilis evadat et aliquando proptosin efficiat. Vidi in honesta matrona glandulam lacrymalem dextri oculi adeo auctam et scirrhosam, ut palpebrae motum impediret; tempore — 121 — Hinsichtlich der Entfernung der ganzen Hülle sagt er genau wie MaItre Jean, dass es nicht nur schwierig sondern sogar unmöglich sei, Seite 300 § 12. An dieser Stelle zitiert er aber MaItre Jean als ob dieser die Scarification der zurückgebliebenen Hülle empfohlen hatte, Seite 554, Kap. 12 ; davon finde ich aber in meiner Ausgabe selbst keine Silbe. Im Uebrigen ist diese Abhandlung sehr lesenswert, und zeigt sie ausserdem, wie ein ganz bedeutender Fall einer grossen Lidgeschwulst geheilt wurde. Diese Geschwulst war unter dem Orbitalrande entstanden und allmahlich so stark angewachsen, dass sie das ganze Auge aus der Augenhöhle getrieben hatte, dass es dadurch ganz verloren gegangen ware; ein Beweis, dass die Geschwülste, obwohl klein, sehr zu fürchten sind, wenn sie nahe am Orbitalrand liegen, und dass sie in diesem Fall alsbald entfernt werden sollen. Hierüber aber im nachsten Kapitel. FUNFZEHNTES KAPITEL. Von den scirrhösen Geschwülsten der Lider. Neben den aufgezahlten in Hüllen eingeschlossenen Geschwülsten gibt es andere, die entweder die Tranendrüse selbst oder auch andere im inneren Bladder Augenlider gelegenen Drüsen angreifen; sie nahern sich deshalb am meisten der Art eines Scirrhus. Sie wachsen jeden Tag und verletzen nicht nur das Augenlid, sondern treiben allmahlich das Auge aus der Augenhöhle hervor, bis es unbrauchbar wird und manchmal Proptosis erzeugt. Ich habe bei einer ehrsamen Matrone eine solche Vergrösserung und scirrhöse Entartung der Tranendrüse am rechten Auge — 122 — mensium appropinquante intensos dolores patiebatur quid deinceps evenit, discere non potui. Merentur vero attentionem summam casus a Maucharto et Warnero prolati. Maucharti observatie» in modo laudata disputat pag. 304. § 17. haec est: Muiier 24 annorum sub cute palpebrae oculi dextri in medio fere orbitae tuberculo laborabat, quod in dies excrescens maxime versus angulum majorem oculi, oculi bulbumesuaorbitaexpressit: acquisivit tandem tumor pugni magnitudinem pag. 305. § 18. superficiem varicosam, sed doloris erat expers. Oculus occoecatus, cornea erat albescens et opaca pag. 305. § 18. in fine. Mauchartus tandem tumorem exstirpavit § 21. pag. 307. orbitae pars dimidia superior denudata erat sine carie tarnen ibid. § 22. pag. 308. pendebat tumor uncias 5 ib. § 23. in fine pag. 308, restituta fuit, sed oculus deperditus: interim sub curatione oculus valde lacrymabat, unde arguit auctor pag. 313. glandulam lacrymalem integram mansisse. Warneri observatio non minus memorabilis est, Cases in Surgery pag. 34. Case 5; etiam in Gallicam linguam translatae sunt ejus observationes anno 1757 in 12mo: observatio haec ibid. Casus 5, sed pag. 52. reperitur. Tumor ortum duxerat infra palpebram, eratque in initio mobilis; spatio septem annorum increverat ita ut globum oculi foras et extra orbitam pressisset: prioribus quatuor annis doloris erat expers, dein vero valde excruciabat aegrum. Oculi visus pro ratione incrementi tumoris deturpabatur. Tumor se ab angulo externo oculi extendebat versus internum, ad fundum usque orbitae. Exstirpabatur non sine dolore et difficultate tumor; intra octo septimanarum spalium tarnen sanatus erat aeger aetatis annorum 42. Visus ejus post operationem erat praeter propter uti ante. — 123 - beobachtet, dass die Lidbewegung dadurch gehemmt wurde; als die Zeit der Menstruation herannahte, litt sie heftige Schmerzen; was spater daraus geworden ist, habe ich nicht vernommen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen aber die von Mauchart und Warner erwahnten FSlle. Die Beobachtung von Mauchart in der eben erwahnten Abhandlung, auf Seite 304 § 17, ist folgende: Eine Frau, 24 Jahre alt, litt an einem Knötchen unter der Haut des rechten Augenlides an einer Stelle, welche ungefahr der Mitte des Orbitalrandes entsprach; es wuchs jeden Tag, am starksten nach dem inneren Augenwinkel zu, und trieb den Augenapfel aus seiner Höhle hinaus; endlich erreichte die Geschwulst die Grosse einer Faust, Seite 305 § 18, eine varicöse Oberflache, erzeugte aber keine Schmerzen. Das Auge war erblindet, die Hornhaut war weisslich und trübe, Seite 305, § 18 Ende. Mauchart entfernte endlich die Geschwulst § 21, Seite 307; das Dach der Augenhöhle war zur Halfte entblösst, zeigte aber keine Caries, ibid. § 22. Seite 308; die Geschwulst wog fünf Unzen § 23, Seite 308. Die Kranke erholte sich, aber das Auge war verloren; inzwischen trante das Auge stark wahrend der Nachbehandlung. Der Verfasser folgert hieraus, Seite 313, dass die Tranendrüse unverletzt geblieben war. Die Beobachtung von Warner ist nicht weniger erwahnenswert, Cases in Surgery Seite 34, Kap. 5; seine Beobachtungen wurden auch ins Französische übersetzt im Jahre 1757 in 12mo. Diese Beobachtung wird dort als Fall 5 aber auf Seite 52 wieder gefunden. Die Geschwulst war unterhalb des Augenlides entstanden, und war anfangs beweglich; im Zeitraum von sieben Jahren war sie so angewachsen, dass sie den Augenapfel nach aussen und ganz aus der Augenhöhle hinausgedrückt hatte; wahrend der ersten vier Jahre war sie schmerzlos, dann aber schmerzte sie die Kranke sehr. Die Sehscharfe wurde wahrend des Wachstums der Geschwulst allmahlich schlechter. Die Geschwulst erstreckte sich vom ausseren Augenwinkel nach dem inneren Augenwinkel und bis auf den Boden der Augenhöhle. Die Geschwulst wurde exstirpirt nicht ohne Schmerzen und Schwierigkeiten: innerhalb eines Zeitraums von 8 Wochen aber war die Kranke dennoch geheilt; die Kranke war 42 Jahre alt. Die Sehscharfe war nach der Operation nahezu wie früher. — 124 — Adfecit auctor animadversiones ad singulas observationes; igitur etiam ad hanc pag. 36 ubi haec monet: quando butbus oculi extra orbitam a subjacente tumore truditur, is tumor frequenter ortum ducit ex ipso cerebro, quod Chirurgiam omnino impossibilem reddit. Quid vero id significet non perspicio: si animadverteret tumorem ex ipso osse provenire posse atque fungum ossis esse insanabilem forsan subscriberem 1). *) Concludo tumores cujuscumque naturae sint intra orbitam ortos, si In principio mobiles fuerunt absque periculo extirpari posse, imo debere, ne oculus inde laedatur. — 125 — Der Autor hat zu den einzelnen Symptomen noch Bemerkungen hinzugefügt, so auch Seite 36, wo er schreibt: Wenn der Augenapfel durch eine unter ihm liegende Geschwulst aus der Augenhöhle hinausgeschoben wird, hat die Geschwulst oft ihren Ursprung im Gehirn, was jede Operadon vollkommen unmöglich macht. Was dies aber bedeuten soll, verstehe ich nicht ganz; wenn er bemerkt hatte, dass die Geschwulst vom Knochen herkommen könnte und dass ein Fungus des Knochens unheilbar sei, so würde ich ihm vielleicht zustimmen.1) ') Ich ziehe also die Schlussfolgerung, das die Orbitalgeschwülste von welcher Art sie seien, wenn sie im Anfang beweglich sind, ohne Gefahr exstirpirt werden können, und selbst entfernt werden müssen, damit sie das Auge nicht schaden. SECTIO ALTERA. De vitiis Canthi Majoris Oculi. CAPUT PRIMUM. De epiphora seu oculo lacrymante. culus propter tot diversas causas lacrymas non absorbet, ut operae pretium sit, primum eas enumerare, antequam singulas explicemus. Igitur oculorum lacrymae juxta genas defluunt lmo. propter nimiam abundantiam adeo ut absorberi satis subito nequeant vel 2do. propter carunculae lacrymalis intumescentiam, 3tio. propter ejus defectum post exulcerationem, ik 4to. propter palpebrarum inversionem, iê 5to. propter defectum intra nasum, Corysam, polypum seu similem tumorem, quo ductus nasalis occluditur, 6to. propter vitium in punctis, canaliculis lacrymalibus aut ipso sacco vel ductu; hinc praesertim hernia lacrymalis oritur, 7«no. propter exulceratum saccum, unde fistula oritur quae variis modis se manifestat et diversos sortitur exitus. Intumescentia carunculae encanthis, ejus defectus Rhoeas dicitur, qui morbi singularum explanationem requirunt, quamquam minus ad lacrymationem oculi pertinere videntur, quoniam simul ac sanati sunt, lacrymae pristinum iter ingrediuntur: eju naturae quoque est Ectropion, Corysa et Polypus narium. Ad oculos lacrymantes idcirco potissimum referre debemus eos morbos, qui organa lacrymarum directe afficiunt: ZWEITER TEIL. Die Erkrankungen des inneren Lidwinkels. ERSTES KAPITEL. Von dem Trdnentrüufeln. 5 gibt so viele Ursachen, weshalb das Auge die Tranen nicht absorbiert, dass es der Mühe wert ist diese zunachst aufzuzahlen, bevor wir sie einzeln behandeln. AlSO. difi Tr3npn Hor Anrran fHac-oaM o». A Backen hinunter: 1°. wegen der zu grossen Menge, sodass sie nicht rasch genug absorbiert werden können, oder 2°. wegen einer Schwellung der Tranenkarunkel, 3°. wegen Mangels der Karunkel nach einem Geschwür, 4°. wegen Ausw3rtsdrehung der Lider, 5°. weeren eines FphWs in rW Moeo m«»„i,^...i. r»_i ... „ , ... . .v«Uw, iiugviiiuiiaiiii, ruiypcil oder ahnlicher Geschwülste, wodurch der Nasengang verschlossen wird, 6°. wegen einer Erkrankung der Tranenpunkte oder desTranensackes oder des Tr3nenganges; dadurch besonders entsteht die Hernia lacrymalis, 7». wegen eitriger Entzündung des Tr3nensackes wodurch eine Fistel entsteht, die sich in verschiedener Weise aussera kann und an verschiedener Stelle nach aussen durchbricht. Die Schwellung der Karunkel wird Encanthis, der Mangel der Karunkel wird Rhoeas genannt, welche Krankheiten eine besondere Auseinandersetzung fordern, obwohl sie nicht so oft zu Tranenfluss zu führen scheinen, weil sobald sie wieder geheilt sind die Tranen wieder den früheren Weg einschlagen; von derselben Art sind auch Ectropion, Nasenkatarrh und Polypen. Zu — 128 — ii ad tres potissimum reducuntur ad Epiphoram, Herniara lacrymalem atque Anchylopen seu Aegylopem de quibus nunc singulatim. Notandum interim plures promiscue nominasse quamcumque oculi lacrymationem fistulam lacrymalem. De Epiphora. § 1. Epiphoram Heisterus vocat Tom. 1, pag. 562 § 1, Cap. 53, id vitium oculi quo lacrymae non per puncta lacrymalia in ipsos nares defluunt, sed super genas destillant. Galenus autem in Introductione pag. 58 E. Epiphoram definit nomen esse commune tum inflammationis magnae universo corpori illatae, tum largiorum fluorum : proprie vero, inquit, de oculis refertur, ubi cum maxima inflammatione etiam humoris copiainfluxerit; Actuarius defluxionis impetum ènupoqa vocat de morbo medendo pag. 182, lib. 2, Cap. 7, D. Causam vero statuit oculi perturbationem, lippitudinem et inflammationem seu simul ea vitia recenset. Ita etiam Scribonius Largus de Comp. Medic. pag. 197. Cap. 3, nam ad perturbationes et Epiphoras eadem collyria praescribit, scil. roborantia et detergentia. Marcellus in lib. de medicam. praecipue pag. 268 F. G. videtur defluxum lacrymarum a nimia lacrymarum copia deduxisse: attrahentia ideo et errhina commendat. MaItre Jean optime egit de hoe vitio titulo malorum glandularum oculi pag. 496, recte etiam notat lacrymarum fluxum simplicem vocari Epiphoram, aliquando fluxum acrem cum inflammatione. § 2. Nos vero Epiphoram vocamus lacrymarum abundantiam — 129 - den tranenden Augen müssen wir diejenigen Krankheiten deshalb am liebsten rechnen, welche die Tranenorgane in direkter Weise angreifen; und diese werden am Besten zu dreien reducirt: zu Epiphora, Hernia lacrimalis und Anchilops oder Aegylops, von denen jetzt besonders die Rede sein wird. Inzwischen müssen wir erwahnen dass mehrere Leute irrtümlicherweise jedes Tranen des Auges ohne Unterschied Fistula lacrimalis genannt haben. Vom Trünentrüufeln. § t. Heister nennt Epiphora Seite 562 § 1, Tom 1, Kap. 53, jene Augenkrankheit, bei welcher die Tranen nicht durch die Tranenpunkte in die Nase hinabflieszen, sondern über die Backen hinuntertropfen. Galenus aber schreibt in Introduction. Seite 58, dass Epiphora der gemeinsame Namen ist, bald für einen grosse Entzündung, die den ganzen Körper angegriffen hat, bald für starkere Flüsse; eigentlich aber, sagt er, kommt es von den Augen her wo bei sehr starker Entzündung auch immer eine grosse Flfissigkeitsmenge fliesst. Actuarius nennt einen heftigen Tranenfluss Epiphora in seiner „de morbo medendo" Seite 182, Buch 2, Kap. 7 D; als Ursache aber betrachtet er eine Erkrankung des Auges, die „Trieiaugigkeit" und eine Entzündung, oder beide diese Krankheiten zu gleicher Zeit. So auch Scribonius Largus de Comp. medic. Seite 197, Kap. 3; denn er verschreibt dieselben Kollyriën gegen Augenentzündung und Tranentröufeln, namlich Roborantia und Detergentia (krMftigende und reinigende Kollyrien). Marcellus scheint in seinem Buche über Heilmittel besonders Seite 268 F. G. den Tranenfluss aus einem Ueberfluss der Tranen hergeleitet zu haben ; er empfiehlt deshalb Attrahentia und Errhina (Niesmittel). MaItre Jean handelt sehr gut über dieses Uebel unter der Ueberschrift „Krankheiten der Augendrüsen" Seite 196. Richtig bemerkt er auch dass der einfache Tranenfluss Epiphora heisst, bisweilen auch der beizende Fluss bei Entzündung. § 2. Wir aber nennen Epiphora den Ueberfluss von Tranen 9 — 130 — sive oculum lacrymantem, quae a nimia sensibilitate oculi vel glandulae lacrymalis laxitate dependel. Ipse Epiphora praecipue oculi sinistri laboro: quam in juventute primum sensi, dum hiemali tempore praesertim vento adverso incederem: nunc praecipue ante annum, malum pejus factum est atque hieme adventante praecipue adficior: magis quando ventus septentrionalis est; mane dum surgo, licet intra cubiculum meum maneo, saepe aliquot guttae defluunt; forte nimia sensibilitas adnatae causa est; fluxionem enim non esse inde patet, quod in loco moderato calido non afficior. Novi plures qui hoe vitio laborant, absque ulla fluxione. Remedium vero non novi, ipse multis usum sum sed sine successu; commendant plerique aquam simplicem vitriolo martis impregnatam. R. Vitriol. alb. #1 aq. Pluv. seu fontanae § VI Sacchar. Cand. 30 M. Alii spirit, vini 3/? addunt et loco aq. simplicis, aq. plantag. adhibent et sic porro, raro mihi videntur ea vitia sanari, quae a causis externis dependent. CAPUT SECUNDUM. De Hernia Lacrymali seu Hydrope Sacci Lacrymalis. Frequens est tumor sacci lacrymalis in uno vel utroque oculi cantho ex retentis lacrymis. Vitium id quidem omnibus remediis — 131 — oder das tranende Auge, das von allzu grosser Reizbarkeit des Auges oder von zu grosser Weite (Kapazitat) der Tranendrüsen die Folge ist. Ich selber leide an Epiphora, besonders des linken Auges, die ich in meiner Jugend zuerst gespurt habe besonders wenn ich im Winter gegen den Wind lief; jetzt vor einem Jahre ist das Uebel schlimmer geworden, und werde ich besonders gequalt bei drohendem Winter; um so mehr wenn es Westwind ist, wenn ich morgens aufstehe; selbst wenn ich im Schlafzimmer bleibe, fliessen mir oft einige Tropfen herunter; vielleicht ist all zu grosse Reizbarkeit der Bindehaut die Ursache, denn dass es nicht der Tranenfluss selber ist, geht daraus hervor, dass ich in einem massig erwarmten Zimmer nicht dran leide. Ich kenne viele Leute, die an diesem Uebel leiden ohne eine Spur von wirklichem Tranenfluss. Ein Heilmittel aber kenne ich nicht. Ich selber habe viele versucht, aber ohne Erfolg. Manche empfehlen einfaches Wasser, gemischt mit Eisenvitriol. R. Vitriol. alb. &\ Aq. Pluv. seu Fontanae |VI. Sacchar Cand. 30 Misce. Andere fügen Spirit, vini 30 hinzu und nehmen anstatt einfaches Wassers Aq. plantag. und so weiter; mir kommt es vor dass jene Fehler, welche von auswendigen Ursachen abhangig sind, sich nur seiten ausheilen. ZWEITES KAPITEL. Ueber Hernia lacrymalis oder Hydrops des Trünensacks. Es bildet sich oft in einem oder auch in beiden inneren Augenwinkeln durch Stagnation der Tranen eine Anschwellung desTra- 9* — 132 - resistit sed malignum raro vel nunquam fit: videtur dependere a constricto canali nasali penitusve clauso. Aegri saccum digito premunt tempore matutino et tum evacuant, eum fundentem lacrymas pellucidas, cum viscida subpurulenta materie intermixta, quae tarnen stagnando nata est. *) Anellus primus hanc herniam, hydropem canalis nasalis vocavit, uti videre est in ejus dissertatione, Sur la nouvelle découverte de 1'Hydropisie du conduit lacrymal: Paris 1716. Ejus methodum sanandi licet brevem, videre possumus in Hist. act. 1, acad. scient. Paris 1713, pag. 32, ubi simul dissertationis memoratae praecipua capita traduntur.2) Nuper de hac hernia etiam egit ex industria Percivall. Pott. observ. on that disorder of the corner of the Eye communly called fistula lacrymalis. Lond. 1758 in 8°. pag. 15 ubi adnotat frequens esse id malum in rachiticis et iis quorum glandulae obstructae sunt: prosecutus est causam puris, lentae seu viscidae materiae magis quam reliqui auctores, statuitque dependere a muco sacci lacrymalis p. 17, qui majori copia propter lacrymarum acrimoniam stagnatione acquisitam secerneretur, quae explanatio probabilitate haud caret. Medici modis diversis curationem hujus vitii moliti sunt, lmo. comprimenda saccum lacrymalem uti Fabritius ab Aquapend: & •) Humor punctum lacrymale inferius exit, aliquando etiam intra nasum fluit; ubi spissior est materies et diu duravit, tum solummodo per lacrymale punctum. ') Vidi Leonardi S. 1786 virum 65 annorum laborantem ingenti herniae lacrymali in cantho oculi dextri qua bulbus non tantum lateraliter, sed feras ad '/< P0"- partem promotus, proptosis mentiebatur; unde tarnen, visus nullomodo erat vitiatus. In originem mali inquirens vidi ingentem polypem in nasi quadrilateris, oppilantem ductus nasalis ossi spongioso inferiori. Proposui 1°. Extractionem polypi, 2°. si inde malum non levaretur, aperturam sacci lacrymalis, ne oculus tandem visui ineptus redderetur. — 133 — nensackes. Dieses Uebel trotzt zwar allen Heilmitteln, ist aber doch seiten oder wohl niemals wirklich bösartig; es scheint abhangig zu sein von Verengerung oder totalem Verschluss des Tranennasenganges. Die Kranken drücken morgens früh mit dem Finger auf den Sack und entleeren ihn alsdann, wobei er durchsichtige Tranen hervorbringt, vermischt mit einer steifen halb eitrigen Materie, welche aber als Folge der Stauung entstanden ist1)- Anel hat dieses Schwellung zuerst Hydrops des Tranennasenganges genannt, wie man aus seiner Abhandlung sur la nouvelle découverte de 1'hydropisie du conduit lacrymal, Paris 1716, sehen kann. Seine Behandlungsmethode wiewohl ganz kurz, kann man nachlesen in Hist. Act. Acad. Scient. Paris 1713, Seite 32, wo zu gleicher Zeit die wichtigsten Kapitel der erwahnten Abhandlung mitgeteilt werden *). Neulich hat Percivall Pott eigens von dieser Hernia geschrieben : Observ. on that disorder of the corner of the eye, commonly called fistula lacrymalis, London 1758, in 8°. Seite 15, wo er bemerkt, dass diese Krankheit oft bei Rachitici vorkommt und bei denjenigen, deren Mandein verschlossen sind; er hat mehr als die fibrigen Autoren der Ursache des Eiters und der tragen oder zahen Materie nachgespürt, und hat festgestellt, dass diese Substanzen vom Schleim des Tranensacks herrfihren, der infolge der Scharfe der Tranen, welche diese durch die Stauung erlangen, in grösserer Quantitat abgesondert wird; welche Erklarung nicht unwahrscheinlich ist. Die Aerzte haben in verschiedener Weise die Heilung dieser Krankheit versucht: ') Die Feuchtigkeit kommt aus dem unteren Tranenpunkt hervor, fliesst bisweilen in die Nase hinab; wenn die Materie aber dicker ist und die Stauung schon langer dauerte, kommt sie allein durch den Tranenpunkt *) Ich habe einen 65 jahrigen Mann gesehen, der an einer grossen Hernia lacrymalis im rechten Augenwinkel litt, durch den der Augenapfel nicht nur zur Seite sondern in einem Abstande von 1ji Zoll, nach vorn gedrückt wurde: es tauschte eine Proptosis vor; das Sehvermögen wurde durch sie aber keineswegs behindert. Bei der Untersuchung nach der Ursache der Erkrankung sahe ich einen riesigen Polypen in der Nase, der den unteren Muschel des Nasengangs vollstandig verschloss. Ich habe vorgeschlagen: 1°. die Entfernung des Polypen; 2°. Wenn das Uebel dadurch nicht erieichtert wurde, die Eröffnung des Tranensacks, damit das Auge nicht schliesslich ungeeignet zum Sehen gemacht würde. — 134 — Charpius; 2do. deobstruendo specillo tenui, uti Anellus, de la Foret, Mejannus et Cabanis; 3P°. aperiendo primum saccum plaga satis ampla, ac deinde dimittendo specillum crassius atque candelam tenuem donec lacrymae libere fluere queant intra nares, uti Petitus qui vitium retentionem lacrymarum vocat. De Methodo Fabritii, § 2. Ulhornius qui Heisteri Chirurgiam in vernaculam linguam transtulit in Comment: suo in Heist. Edition. Belg. pag. 656. Anelli methodum damnans atque inutilem prorsus rejiciens, notat sanari non posse malum nisi hernia sacci comprimatur instrumento a Fabrit: ab aquapend: invento et a Ravio emendato. Fabritius ab aquapendente vero pag. 435. Chir. operationum non hunc in finem proponit instrumentum saccum comprimens quod Tab. B. nomine Cinguli pro remediis in lacrymali fistula describitur; sed ad fistulas jam factas comprimendas atque glutinandas, vid. ib. pag. 435, fere in fine. Eum obfinem etiam Charpius tab. 11 E. similem proposuit, id est, ut ipsi fistulae applicetur vel Chirurgia instituta plaga conprimatur. Ulhornius Tab. 7, fig. 11, cingulum magis compositum depinxit, quod a le Clercq se accepisse dicit pag. 1235. Exhibuit eadem Tab. fig. 9, et 15. Fabritiana cingula pauluium immutata, uti illud Taylori fig. 9. In universum mihi nihil efficere posse videntur in hernia sacci, quae semper ab obstructo vel coarctato canali nasali dependet: usu tarnen venire possunt, postquam operatio in Aegylope facta est. Dantur qui duos globos^ cingulo affixos herniis his adplicant et verum nullo cum successu. — 135 - V. durch Druck auf den Tranensack, wie Fabritius ab Aquapendente und sharp; 2°. indem^sie den Weg mit einer dünnen Sonde freimachten, wie Anel, de la Foret, Méjéan und Cabanis; 3\ indenrsie zunachst den Sack durch eine ziemlich grosse Wunde öffneten, und dann eine dickere Sonde und einen dünnen Stift, hindurchführten, bis die Tranen frei in die Nase hinabfliessen können, wie Petit, der das Uebel eine Zurückhaltung der Tranen nennt. Von der Methode des Fabritius. § 2. Uelhorn, der die Chirurgie von Heister in seine Muttersprache fibersetzte, bemerkt in seinen Comment zu Heist. Edition. Belg. Seite 656, indem er die Methode von Anel verurteilt und als völlig unnfitz verwirft, dass das Uebel nur geheilt werden kann, wenn die Hernia mit einem von Fabritius erfundenen und von Ravius verbesserten Instrument zusammengedrückt wird. Fabricius ab Aquapendente aber empfiehlt Seite 435 seiner Chirurg. Operationen das den Sack zusammendrückende Instrument, das unter dem Namen eines Gürtels unter den Heilverfahren gegen Tranenfisteln beschrieben wird, nicht zu dem von Uelhorn genannten Zweck, sondern zum Komprimieren und Verkleben von. schon bestehenden Fisteln, siehe Seite 435. Auch Sharp empfiehlt, Taf. 11 E. zu demselben Zweck ein ahnliches Instrument, und zwar damit es auf die Fistel selbst angelegt wird oder wodurch eine in chirurgischer Weise beigebrachte Wunde komprimirt wird. Uelhorn bildet auf Taf. 7, Fig. 11, einen komplicirten Gfirtel ab, den er von le clerq erhalten haben soll. Seite 1235; auf Taf. Fig. 9 und 15 bildet er denselben Fabritianschen Gfirtel ab, ganz wenig geandert, wie auch den von Taylor, Fig. 9. Ueberhaupt scheinen sie mir nichts nutzen zu können bei einer Hernia des Tranensackes, die ja immer von einem verschlossenen oder verengten Tranennasengang verursacht wird. Sie können aber in Anwendung kommen, nachdem eine Operadon gegen Aegylops gemacht worden ist. Es gibt Leute, die auf diese Tranensacke — 136 De Anelli Methode § 3. Anellus primus specillo argenteo per punctum lacrymale canalem nasalem deobstruxit. Stahlius autem ex suffragio Junckerii Tab. 15, pag. 276, conspectus Chirurgiae primus omnium videtur demississe chordam Chelyos (een Cyterdraat) cujus apex cera imbutus erat, ejus methodus tarnen cum illa Petiti penitus convenit. La Fayus in Comment. in Dionys. pag. 564 ratione chordae Junckerum citat. Heisterus Anelli instrumenta Tom. 1, Tab. 16 exponit Fig. 4 a 12, ad 16 nempe: Etiam Garenoot: Traité des instruments Tom. 1, pag. 423, fig. 3, 4, 5te. Aeger collocatur in sedili ante medicum et luci oppositus, Chirurgus tum specillum Anelli prehendit atque intra os suum vel alio modo id calefactum, alterutra manu horizontaliter demittit intra punctum lacrymale superius, retinetque manu altera palpebram. Ubi oculus sinister Chirurgiam acquirit, dextra manu specillum dirigere debet, sinistra vero ubi dexter; quamobrem ambidextrum esse oportet non modo in hac encheiresi verum in omnibus reliquis. Propellit igitur ductu horizontali specillum usque in saccum lacrymalem: deinceps attollit specilli manubrium donecverticaliter situm est instrumentum, quo facto deprimit usque in ductum nasalem et nares, ea ratione deobstruitur integer canalis: verum specillum nunquam per inferius punctum demittendum est, quoniam tum attolli non potest propter brevitatem et immobilitatem hujus partis. Canali integro hac ratione aperto, siphonis ope saccus eluitur; id est, tubullus in punctum lacrymale demittitur et aqua rosarunij plantaginis vel alia detergente ac balsamica injicitur, donec malum — 137 - zwei an einen Gürtel befestigte Kugeln anlegen, freilich ohne Erfolg. Von der Methode des Anel. § 3. Anel war der erste, der mit einer siibernen Sonde durch den Tranenpunkt hindurch den Tranennasengang freimachte. Stahl aber nach Juncker's Conspectus chirurgiae, Taf. 15, Seite 276, scheint der erste von allen gewesen zu sein, der eine Zithersaite hinabführte, deren Spitze mit Wachs bestrichen war; seine Methode stimmt aber vollkommen mit der des Petit überein. La Faije citiert in seinen Comment. zu Dionys. Seite 564, Juncker in Bezug auf die Zithersaite. Heister bildet in Fig. 4 und 12 bis 16 die Instrumente von Anel ab, Tom. 1, Taf. 16. Auch Garengot, Traité des Instruments Tom. 1, Seite 423, Fig. 3, 4, 5. Der Kranke sitzt dem Arzte gegenüber in einem Sessel und sitzt dem Lichte zugewendet. Dann nimmt der Chirurge die Sonde von Anel und nachdem diese im Munde oder in anderer Weise erwarmt worden ist, führt er sie mit der einen Hand in horizontaler Richtung in den oberen Tranenpunkt hinein, indem er mit der anderen Hand das Augenlid zurückhalt. Wo das linke Auge den Eingriff fordert, soll man mit der rechten Hand die Sonde führen, mit der linken aber, wenn das rechte Auge krank ist; weswegen es vorteilhaft ist ambidexter zu sein, nicht nur bei diesem Handgriff, sondern auch in allen Ubrigen Failen. Also führt er die Sonde durch den horizontalen Kanal bis in den Tranensack, dann hebt er den Griff der Sonde in die Höhe, bis das Instrument vertikal gestellt ist; darauf drückt er sie hinab bis in den Tranennasengang und die Nasenlöcher; auf diese Weise wird der Kanal vollkommen geöffnet; nie aber soll die Sonde durch den unteren Punkt hinabgeführt werden, weil sie dann nicht gehoben werden kann wegen der Kürze und der Unbeweglichkeit dieses Teiles. Indem der ganze Kanal in dieser Weise geöffnet worden ist, wird der Sack mit Hilfe eines Hebeis ausgespült, das heisst, ein Röhrchen wird in den Tranenpunkt geführt und es wird Rosenwasser, Aqua — 138 — sanatum est. In infantibus, qui tarnen frequentius hoe vitio obnoxii sunt, specillum demitti nequit, quoniam metu adeo violenter contrahunt canthos oculorum majores ut puncta lacrymalia abscondita sint. In aliis puncta adeo sensibilia sunt et irritabilia, ut penitus contrahantur et claudantur simulac attingimis eo specillo; unde inpossibilis fit encheiresis. In quibusdam vero vel sacci vel canalis nasalis inidum adeo obstructa sunt et coalita, ut specillum demitti nequeat vel si demittatur vi adhibita, novum iter efficiat, quo penitus irritum redditur tentamen. In multis etiamsi instrumenta potuerunt adhiberi sanatio non succedit, praesertim si parietes sacci lacrymalis vel paralytici vel propter diuturnam extensionem tonum suum amiserint. Novi etiam quorum vitium licet ab Albino curatum Anelliano Methodo, insanabile mansit. Methodus de la Foret. § 4. Frequens fuit, ud jam adnotavi, hujus anellianae methodus inutilitas praecipue propter obstructionem canalis nasalis, quae specillo tam tenui vinei non potuerat. Diu de la Foret igitur aliam viam ingressus viam et quidem oppositam tentavit demissionem tubi intra canalem nasalem per nares quemadmodum ipse scribit Tom. 2, mem. de Pacad. Chir. pag. 179. Fatetur tarnen la Fayum in Comm. in dionysium primum ideam dedisse pag. 178 in fine. Edam Siiarpius hujus methodi brevem descriptionem dedit in examine cridco pag. 239. Sect. V, seu in Critical Inquiry Dïïf. Allonel sibi vindicat inventionem hujus methodi vid. D. Louisii reflections sur 1'operation de la fist. lacrymal. Mem. de 1'acad. de Chir. Tom. 2, pag. 208. — 139 - plantaginum oder ein anderes Waschwasser oder Balsamicüirt injiciert, bis die Krankheit geheilt ist. Bei Kindern, die ja öfters von diesem Uebel gequSlt werden, kann die Sonde nicht hinabgeführt werden, weil sie vor Angst die inneren Augenwinkel so heftig zusammenkneifen, dass die Tranenpunkte unsichtbar sind. Bei Anderen sind die Punkte so viel empfindlicher und reizbarer, dass sie vollkommen zusammengezogen und geschlossen werden, so bald wir sie mit der Sonde berühren, wodurch also der Handgriff unmöglich gemacht wird. Bei einigen aber ist der Eingang des Tranensacks oder des Tranennasenganges so sehr obstruiert und verwachsen, dass die Sonde nicht hindurchgeführt werden kann oder, wenn sie doch mit Kraftanwendung durchgeführt wird, einen falschen Weg schafft, wodurch der Versuch ganz und gar erfolglos gemacht wird. In vielen Fallen tritt, auch wenn Instrumente angewandt werden konnten, doch keine Heilung ein, besonders wenn die Wande des Tranensackes gelahmt sind oder wegen der taglichen Dehnung ihren Tonus verloren haben. Ich kenne Leute, bei denen die Krankheit, obwohl von Albinus nach der Methode von Anel behandelt, ungeheilt geblieben ist. Methode de la Foret. § 4. Wie schon erWShnt worden ist, war die Methode von Anel oft unbrauchbar, besonders infolge des Verschlusses des Tranennasenganges, der durch eine so weiche Sonde nicht überwunden werden konnte. Deswegen hat de la Foret schon lange einen anderen Weg, und zwar den entgegengesetzten eingeschlagen und hat die Durchführung der Röhre in den Tranennasengang durch die Nasenlöcher versucht, wie er selber schceibt Tom. 2. Mémoir. de 1'Acad. de Chir. pg. 179. Er erkennt aber an, dass la Faye am Ende der Seite 178 in seinen Comment. zu Dyonisium zum ersten Male diesen Gedanken ausgesprochen hat. Auch Sharp hat eine kurze Beschreibung dieser Methode gegeben in seiner „kritischen Untersuchung" Critical Inquiry, Seite 239, Sect. V. M. Allonel eignet sich die Erfindung dieser Methode zu, siehe D. Louis Refléxions sur 1'opération de la fistule lacrymale, Mém. de 1'Acad. de Chir. Tom. 2, Seite 208, - 140 - Demonstrat ibidem Bianchum anno 1716 hanc sanandi methodum proposuisse quod patet ex Mangeti Theatr. anatom. Tom. 2, pag. 366. Morgagnus advers. Anat. 6, animadversione 66 possibilitatem negat, et ad finem pag. 84, addit vegetium Lib. 2, Cap. 21 de arte Veterinaria in animalibus injectiones per nasum usque in puncta lacrymafla fecisse. Adhibet de la Foret specillum incurvum, ut deobstruat canalem nasalem plus vel minus crassum, quo facto liquores pro vitii natura diversos injicit siphonis ope. Instrumenta omnia depingi curavit Tab. 13, fig. XI. Udlissimum autem est instrumentum quod Fig. 12 expressit et quo teneri potest specillum, modo fere eodem quo acus tenaculo prehendimus. Ipse autem ibid. pag. 179, difficultates exponit, quibus premi potest haec Chirurgia. Nempe situs canalis nasalis aliquando introductionem impedit, estque prima, altera fluit ex immutato ductu propter suppuradones varias, quas subiit; tertio ex impossibilitate detegendi specillum flexile incurvo Canali hunc in finem propositum; quarta ex nimia longitudine ossis spongiosi inferioris: quintam nos addere possumus, irritabilitatem scil. nimiam membranae Schneiderianae : Ipse enim adegi instrumentum Amstelaedami; sed antequam succederet forsan ex irritadone centies aeger sternutavit. Specilla illa incurvata esse debent fere uti Catheteres pag. 181. Interim, saepe figura variari debet pro singulis hominibus. Primum igitur aperit specillo pleno ductum, dein demittit specillum cavum atque eluit syphone totum ductum, idque relinquit demissum, donec vitium sanatum est. Citat curationem nobilis virginis quae intra quinque septimanarum spatium absoluta fuit. — 141 — An derselben Stelle beweist er, dass Bianchi schon im Jahre 1716dieselbe Operation vorgeschlagen hat, wie aus Manget Theatr. Anatom. Tom. 2, Seite 366 ersichtlich ist. Morgagne leugnet dagegen die Möglichkeit und am Ende von Seite 84 fügt er hinzu, dass Vegetius Buch 2, Kap. 21 über Tierheilkunde, bei Tieren Einspritzungen durch die Nase bis in die Thranenpunkte gemacht hat. De la Foret wendet eine mehr oder weniger dicke gekrümmte Sonde an um den Tranennasengang durchgSngig zu machen, und injiciert alsdann mittels eines Hebers je nach Art der Krankheit verschiedene Flüssigkeiten. Er hat alle Instrumente abbilden lassen Taf. 13, Fig. XI. Das nützlichste Instrument aber ist dasjenige, das Fig. 12 zeigt und mit dem die Sonde geführt werden kann, ungefahr in derselben Weise, wie wir mit dem Nadelführer die Nadeln fassen. Auf seite 179 setzt er aber selber auseinander, wodurch diese Operation erschwert werden kann. Die Lage des Tranennasenganges behindert namlich bisweilen die Einführung, dies ist die erste Schwierigkeit. Eine andere Schwierigkeit geht hervor aus den Veranderungen des Kanals durch die verschiedenen eitrigen Entzündungen, welche er durchgemacht hat; eine dritte aus der Unmöglichkeit die biegsame Sonde, die zu diesem Zwecke in den gekrümmten Kanal eingeführt wird, hervorzubringen; eine vierte aus der all zu grossen Lange der unteren Muschel. Wir können noch eine fünfte hinzufügen, das heisst die zu grosse Reizbarkeit der ScHNEiDERschen Membran. Denn ich selber habe in Amsterdam das Instrument eingeführt, aber bevor es Erfolg haben konnte, nieste der Kranke wohl hundert Mal, wahrscheinlich wegen des Reizes. Die Sonden müssen ungefahr so gekrümmt sein wie die Katheter auf Seite 181. Inzwischen soll die Form für die verschiedenen Individuen oft variieren. Zunachst öffnet er also mit geschlossener Sonde den Kanal, dann führt er eine hohle Sonde hindurch, spült den ganzen Kanal mit einem Hebei aus und lasst die Sonde bis die Krankheit geheilt ist. Er berichtet von der Heilung einer vornehmen Jungfrau, die innerhalb fünf Wochen geheilt war. — 142 — Methodus Mejannii. § 5. Mejannus observans arduum si non impossibile esse in omni casu adhibere specillum Anelli ad deobstruendum ductum nasalem, praesertim dum callis aliisque modis concretus esset, novam usurpavit methodum, quae tarnen (nisi fallor) eodem premitur incommodo. Damnabat itidem Petiti methodum aperiendi saccum de qua postea, vide ad § 7, pag. 146, propter insignem dolorem, febrem, inflammationem et similia quae deligationem concomitarentur, quae tarnen uti postea patebit adeo metuenda non sunt. Transeamus potius ad ipsam encheiresin quam Cl. Louisius mem. de 1'acad. de Chir. Tom. 2, pag. 194, descripsitet animadversionibus diversis illustravit. Ejus scopus hic est trajicere filum per punctum lacrymale, saccum et ductum in nasum, dein hinc alligare setaceum pro re nata crassum variisque remediis ebrium, vel balsamis necessariis illinitum idque sursum trahere in ductum nasalem, tandem quotidie renovare setaceum, donec morbus sanatus est. Adhibet igitur specillum flexile tenue, ut punctum lacrymale transire possit, longum sex vel septem pollicum, cujus unum extremum obtusum laeve tarnen est, alterum acus instar fenestratum, ut filum excipere possit. Ubi vero canalis obstructus est, tum acuto utitur, ut perforare possit; quando probe attendimus, patebit eadem hic locum habere incommoda, quae in Anelli Methodo, quemadmodum in principio animadvertimus. Specillo flexili per punctum lacrymale superius in nasum demisso adhibet specillum incurvum sulcatum apice bifido et fenestrato, idque demittit intra nasum, quaeritque tum extremum specilli longioris, quod juxta sulcum in foramen delapsum prehenditur ac foras ducitur, atque eodem modo primum filum trajicit cui dein setaceum allegai pag. 194 et 195. Filum longum — 143 — Methode von Méjéan. § 5. Méjéan bemerkte, dass es sehr schwierig wenn nicht unmöglich sei in jedem Falie die Sonde von Anel zum Aufmachen des Tranennasenganges anzuwenden, besonders wo dieser durch Schwielen oder in anderer Weise verwachsen war J er hat deswegen eine neue Methode angewandt, welche jedoch (wenn ich nicht irre) dieselbe Schwierigkeit aufweist. Er verurteilte gleichfalls die Methode von Petit zum Aufmachen des Sackes von der nachher die Rede sein wird (siehe § 7, Seite 147) wegen der besonderen Schmerzen, des Fiebers, der Entzündung, und dergleichen, welche den Verbandwechsel begleiten würden, die aber wie sich spater zeigen wird, nicht so sehr zu befürchten sind' Gehen wir lieber zu dem Handgriff selbst über, wie Louis ihn in den Mémoires de 1'Acad. de Chir. Tom. 2, Seite 194 beschrieben hat und den er mit verschiedenen Anmerkungen versehen hat. Der Zweck ist einen Faden durch den Tranenpunkt, den Tranensack und den Tranennasengang in die Nase zu führen, dann an denselben einen Stift von beliebiger Dicke zu befestigen je nach dem vorliegenden Falie und diesen wieder hinauf in den Tranennasengang zu ziehen, nachdem man ihn mit verschiedenen Heilmitteln bestrichen oder mit den nötigen Balsamen eingerieben hat. Endlich soll der Sttft tiglich erneuert werden bis die Krankheit geheilt ist. Er wendet also eine biegsamé weiche Sonde an, so dass sie gut durch den Trilnennasenpunkt hindurch kann; sie soll sechs bis sieben Zoll lang sein das eine Ende stumpf aber doch glatt, das andere wie eine Nadel mit einer Oeffnung versehen, sodass sie den Faden in sich aufnehmen kann. Wenn der Kanal aber verschlossen ist, benutzt er eine scharfe Sonde, sodass er ihn durchbohren kann. Wenn wir recht acht geben, wird sich zeigen, dass hier dieselbe Schwierigkeiten vorliegen als bei der Methode van Anel, wie wir im Anfang bemerkt haben' Nachdem eine biegsame Sonde durch den oberen Tranenpunkt m die Nase hinabgeführt worden ist, nimmt er eine gekrümmte und mit einer Furche versehene Sonde mit geschlitzter und durchlöcherter Spitze, und führt diese in die Nase hinab; dann sucht er das Ende einer langeren Sonde, welche an der Furche entlang in das — 144 — esse debet et in glomum circumvolutum, qui pileo aegri aciculis alligatur; ea ratione quotidie partem unocum setaceo abscindere possumus absque nova demissione fili per iter descriptum. Verum setaceum ab utraque parte ansam habere debet, ut utrique extremo filum accommodari queat, unum quo sursum trahitur intra ductum nasalem, alterum in parte opposita ut retrahi possit. Setaceum ex 5 vel 6 filis constare oportet, unguento basilico vel oleo amygdalarum illiniri, crassiusque reddi donec sufficiat, et tandem renovari donec sanitatem receperit aeger. Attendendum tarnen eum primo die non nisi filum trajicere, postea setaceum disponere. Promittit sua methodo curationem 'in omnibus speciebus hujus vitii, etiam ubi os unguis caria affectus est, pag. 196 et 197. Sese saepius cum successu, praesentibus testibus ocularibus, sanasse testatur. Non negamus, verum non modo difficile est, multis in casibus specillum tenue demittere, verum plane aliquando impossibile ejus extremum invenire, et arripere intra nasum. Celeb. Chir. Cabanis hanc difficultatem animadvertit et tollere novo instrument© tentavit, de quo statim. In multis cadaveribus trajeci ex sententia specillum flexile, verum aliquando arripere et foras ducere non potui id specillum flexile; forcipe tarnen tenuiori vulgari, quae ad deliganda ulcera Chirurgi utuntur, facilius id efficere potui quam incurvo ejus specillo. Methodus d'. Cabamsius. § 6. Cabanis quemadmodum ibid. Tom. 2, pag. 197, discere possumus, methodum Mejannii et eam de la Foret unitas adhi- — 145 — Loch gleitet, unten gefasst wird und aus der Nase hervorgebracht wird; in derselben Weise zieht er dann den ersten Faden hindurch, an den er einen Stift befestigt, Seite 194 und 195. Der Faden soll lang sein und in einen Knauel gewunden werden, der mit kleinen Nadeln an die Mütze des Kranken geknüpft wird; in dieser Weise sind wir im Stande taglich einen Teil des Fadens mit dem Stift abzuschneiden ohne neue Senkung des Fadens auf dem beschriebenen Weg. Freilich soll der Stift an beiden Enden eine Schlinge haben, damit an jedes Ende ein Faden geknüpft werden kann, einen womit der Stift in dem Nasengang in die Höhe gezogen wird, und einen anderen um ihn wieder zurfick zu ziehen. Der Stift soll aus fünf oder sechs Faden bestehen; er soll mit Ung. basilicum oder 01. amygdalarum eingerieben, und dicker gemacht werden, soweit dies genügt, und endlich so oft erneuert werden bis der Kranke seine Gesundheit wieder erlangt hat. Man soll aber darauf achten dass er am ersten Tage nur den Faden hindurchffihrt und spater den Stift hineinlegt. Er verspricht Heilung durch seine Methode in allen Fallen der Krankheit, auch wo das Tranenbein cariös erkrankt ist, Seite 196 u. 197. Er behauptet dass er öfters bei Anwesenheit mehrerer Augenzeugen mit gutem Erfolg die Heilung herbeigeführt hat. Wir leugnen es nicht, aber es ist nicht nur schwierig in vielen Fallen eine weiche Sonde hinabzuffihren, aber bisweilen unmöglich völlig ihr Ende auf zu finden und in der Nase zu fassen. Der berühmte Chirurge Cabanis hat diese Schwierigkeit erkannt und hat dieselbe mit einem neuen Instrument zu umgehen versucht, von dem sofort die Rede sein wird. An vielen Leichen habe ich mit Bedachtsamkeit eine biegsame Sonde durchgeführt; ich habe sie einige Male aber nicht fassen und herausbringen können; mit einer ziemlich dünnen gewöhnlichen Zange aber, wie die Chirurgen sie zum Verbinden von Geschwüren benutzen, habe ich es leichter tun können als mit seiner gekrümmten Sonde. Methode von Dr. Cabanis. § 6. Wie wir an derselben Stelle Teil. 2, Seite 197 lernen können, hat Cabanis die Methode von Méjéan und die von de la Foret 10 — 146 — buit. Primum scil. demisit specillum flexile tab. 14, fig. 1, per foramen lacrymale superius filo armatum, dein setaceum in ductum nasalem sursum adegit, uti Mejannus ; verum atque eatenus de la Foret secutus fuit, loco setacei tubum cavum flexilem ex argento constructum, ope fili trajecti sursum in ductum nasalem attraxit vid. Iconem Tab. 14, fig. 3. Usus est flexili tubo, quia tubi incurvi de la Foret propter rigiditatem laedere queunt. Construxit novum instrumentum ex duabus laminis mobilibus, foraminibus pluribus pertusis, argenteis quarum una mobilis est, et sulcos ex uno foramine in alterum vicinum productas gerens: vocat Palettées percées figuram adjecit tab. 14, fig. 2, hoe instrumento specillum flexile quaerit, arripitque. Duplex vero adhibet dextro et sinistro laten accommodatum: recte autem adnotat Louisius pag. 198, unum sufficere posse, dummodo laminae ab utraque parte sulcos haberent. De hac methodo idem adnotari potest, quod supra de Mejannii methodo factum est, saepe impossibilem esse demissionem specilli flexilis in nasum usque et aliquando licet trajectum foras duci non posse. Eatenus autem laudabilem esse judicat Cabanish methodum Cel. Louisius ibid. pag. 208 quatenus egregie applicari potest tubus flexilis, facta incisione sacci juxta Petiti methodum de qua nunc dicendum. Petiti Methodus. § 7. Petitus suam methodum primum inseruit actis acad. Reg. Scient. 1734 in 8V°: pag. 185, praecipue edam pag. 199 & 202. Immutavit deinde pauluium instrumenta, quod tarnen publici juris non fecit, licet in actis iisdem Ao. 1740, magis claram et elaboratam methodi suae descriptionem dederit pag. 221. Molinellus vehementer increpavit utramque Petiti dissertationem uti patet ex Bordenavii examine critico inserto Tom. 2, act. Chir. Acad. Reg. pag. 161 — 147 — zusammen angewandt. Zunachst führte er namlich eine biegsame mit einem Faden versehene Sonde durch den oberen Tranenpunkt hinab, Taf. 14, Fig. 1; alsdann hat er wie Méjéan einen Stift in dem Tranennasengang hinaufgezogen; doch hat er so weit auch de la Foret gefolgt, dass er statt eines Stiftes eine hohle biegsame Röhre aus Silber mittels eines eingeführten Fadens in den Tranennasengang hinauf gezogen hat, siehe Taf. 14, Fig. 3. Er benutzte eine biegsame Röhre, weil die gekrümmte Röhren von de la Foret ihrer Steifheit wegen schaden können. Er hat ein neues Instrument aus zwei bewegbaren silbernen Biattern machen lassen, welche von vielen Löchern durchbohrt sind; das eine ist bewegbar und tragt Furchen von j'e einem zu dem nachstfolgenden Loch. Er nennt sie „Plattes perceés", und hat eine Figur beigegeben auf Taf. 14, Fig. 2. Mit diesem Instrumente sucht er und fasst er die biegsame Sonde an. Zwar benutzt er ein doppeltes, für die rechte und für die linke Seite angepasstes: mit Recht bemerkt aber Louis Seite 198, dass eines genügen kann, wenn die Biatter nuranjeder Seite Furchen tragen. Von dieser Methode kann man dasselbe sagen, was oben von der Methode von Méjéan gesagt worden ist, namlich dass die Durchführung der biegsamen Sonde in die Nase oft unmöglich ist und dass sie auch wenn einmal durchgeführt, bisweilen nicht herausgebracht werden kann. In so fern aber meint Louis an derselben Stelle, Seite 208, dass die Methode von Cabanis zu loben ist als man vortrefflich eine biegsame Röhre anwenden kann, wenn man zuvor einen Einschnitt im Tranensack macht nach der Methode von Petit, von der jetzt die Rede sein wird. Methode von Petit. § 7. Petit hat seine Methode zuerst den Abhandlungen der Acad. Royale des Sciences 1734 in 8V° Seite 185 einverleibt, besonders auch Seite 199—202. Nachher hat er die Instrumente ein wenig ge3ndert, was er aber nicht veröffentlicht hat, obwohl er in denselben Abhandl! A'. 1740, eine deutlichere und ausführlichere Beschreibung seiner Methode gegeben hat, Seite 221. Molinel hat beide Abhandlungen von Petit heftig angegriffen, wie ersichtlich ist aus der „kritischen 10* — 148 — Bordenavius defendit acriter Petitum simulque cultellos sulcatos describit ibid. pag. 170. Ediderunt id examen criticum Academici A°. 1753 Dum Parisiis degebam A°. 1749 eos vidi et delineavi: etiam Petitum hanc encheiresin instituentem vidi cum successu. Recensebo breviter operandi methodum. Utitur scalpello sulcato dextro et sinistro juxta longitudinem, dorsum cultelli nasum respicit dum adhibetur, in laminae parte foras spectante igitur sulcus esse debet.l) Cultro hoe incidit saccum turgidum infra ligamentum ciliare, lunata plaga,et paralella margini orbitae: dein specillum sulcatum obtusum juxta sulcum cultelli demittit intra canalem nasalem, eumque si forte fortuna oppilatus est, aperit usque in nasum, dein candelam ceraceam retracto cultello juxta specillum intra ductum nasalem, quae retracto iterum specillo, relinquitur; candela ista seu penicillum filo instructum esse debet quo retrahi potest: pro re nata candelula variis unguentis illinitur vel eluitur canalis lacrymalis remediis necessariis, donec sanetur vitium: filum candelulae in plaga vel supra eam emplastro glutinante retinetur. Haec methodus simplicissima est, ubi vero fistula adest et caro increvit, alia ratione administratur vid. Bordenave ibid. pag. 170. nempe priustum hamulo aperitur spongiosa caro, et aufertur scalpello, dein saccus aperitur ut in priori casu ubi sola epiphora adest. De vera fistula lacrymali uberius et ejus variis curandi methodis suo loco agemus. Premitur autem et suis difficultatibus haec methodus, nam adeo obliteratus est aliquando ductus nasalis, ut deobstrui non possit specillo. ') A°. 1782 Scalpellum utrimque sulcatum ab Instr. Celeb. Gobels falsefieri curavi Eodem anno methodum eam cum successu institui in puero 9 annor. — i4é — Untersuchung" von Bordenave in Teil. 2 der Act. Chir. Acad. Reg. Seite 161. Bordenave verteidigt Petit mit Kraft, und beschreibt zu gleicher Zeit die gefurchte Messerchen, Seite 170. In Jahre 1753 haben die Academiker diese kritische Uebersicht ausgegeben. Als ich in 1749 in Paris war, habe ich die Messerchen gesehen und nachgezeichnet; auch habe ich Petit diesen Eingriff mit Erfolg ausführen sehen. Ich werde Ihnen ganz kurz die Operiermethode vorführen. Petit benützt ein Messer, dass in der Lange an beiden Seiten mit einer Furche versehen ist; der Messerrücken sieht wahrend des Qebrauches nach der Nase. In dem Teile des Blattes, der nach aussen gewendet ist, muss also eine Furche liegen!). Mit diesem Messer macht er einen mondförmigen Schnitt parallel dem Orbitalrande und unterhalb des Ligam. ciliare zur Incision des gedehnten Thranensackes. Dann führt er an der Furche des Messers entlang eine stumpfe gefurchte Sonde in den Thranennasengang und wenn er zufalligerweise verstopft ist, öffnet er diesen Gang bis in die Nase. Dann bringt er, nachdem er das Messer zurückgezogen hat, langs der Sonde eine Wachskerze in den Kanal, welche nachdem auch die Sonde zurückgezogen worden ist, dort hinterlassen wird; die Kerze oder die Pinsel soll mit einem Faden versehen sein, mit dem sie zurückgezogen werden kann; je nach den Umstanden wird die Kerze mit verschiedenen Salben eingerieben oder wird der Thranennasengang mit verschiedenen Mitteln ausgespült, bis die Erkrankung geheilt ist. Der Faden des Stiftes wird in oder über der Wunde mit Heftpflaster befestigt. Diese Methode ist sehr einfach; wenn aber eine Fistel besteht oder eine starke Granulationswucherung, wird sie in andrer Weise ausgeführt, siehe Bordenave ibid. Seite 170, das heisst, es wird in diesem Falie mit einem Haken zunachst das schwammige Fleisch blossgelegt und mit einen Messer abgetragen; dann wird der Sack geöffnet, wie im ersten Falie, wo nur Epiphora allein besteht. Von der wahren Thranenfistel und den verschiedenen Behandungsmethoden werden wir zu ihrer Zeit ausführlicher reden. Auch diese Methode hat aber ihre Schwierigkeiten, denn ») In Jahre 1782 habe ich das an beiden Seiten gefurchte Instrument von dem beriihmten Gobels nachahmen lassen; und im selben Jahre habe ich diese Methode mit gutem Erfolg bei einem Knabe von neun Jahren angewandt. — 150 — Hanc objectionem Mounellus fecit, vid. Bordenav. ib. pag. 161 quam insolubilem puto, nam et mihi Amstelaedami contigit. Fateor aperiri posse stilo chalybeato acuto uti Monrous fecit, verum tum fistulam efficimus artiftcialem, quae in posterum concrescere posset. Hi casus tarnen rariores erunt. Petitus sibi inventionis gloriam vindicare nequit, nam Woolhusius ante eum hanc methodum usurpavit vide Louisium Mem. de V acad. ibid. pag. 201. Monrous Petiti methodo usus est, Med. Essays vol. 3 § 15 pag. 222, verum caustico vulnus apertum retinuit, quod non requiritur. Dum Petitus me praesente eam operationem ad finem deducebat nullo caustico usus est, et tarnen vulnus satis magnum remansit, ut candela extrahi et demitti posset. Louisius similiter testatur se ter absque lapide infernali hoe modo sanasse fistulas lacrymales ibid. pag. 202 et 203.0 Animadvertit ib.. pag. 205 Louisius, aliquando post operationem fistulam remanere, praesertim dum propter diuturnam suppurationem sacci lacrymalis, cutis nimis tenuis facta est; eo in casu fistula non sanatur nisi perforetur os unguis, etiansi per ductum nasalem lacrymae fluant. Fouberti inventum. § 8. Foubertus ex Louisn suffragio ibid. pag. 205 tubulum aureum indidit ut vulnus super eum ad cicatricem disposuit ac perduxit eventu cum prospero; accidit vero aegris ejus ut cum sternutarent vehementius per nasum redderent tubulum, quem cum i) Adnotare hic debeo nullo modo dolorificam esse vel mihi apparuisse Chirurgiam, nam non de dolore conquerebatur aegra licet virgo delicata et neutiquam inter dehgandum;idem testatur Louisius ibid. pag. Conf. jam quae Mejanus objecit hujus MSS pag. 82. — 151 — der Thranennasengang ist bisweilen so sehr verengt, dass et nicht mit der Sonde geöffnet werden kann. Diesen Einwurf hat Molinel gemacht, siehe Bordenave Seite 161, und ich halte ihn für unlöslich, denn es ist mir in Amsterdam auch vorgekommen. Ich gestehe, dass der Gang mit einem scharren stahlernen Stifte geöffnet werden kann, wie Monro gethan hat, aber dann machen wir eine künstliche Fistel, welche spater wieder zuwachsen könnte. Diese Falie werden aber seiten sein. Petit kann sich den Ruhm der Erfindung nicht zueignen, denn Woolhouse ha tdiese Methode vor ihn angewandt, siehe Louis. Mém. de 1'Académ. ibid. Seite 201. Monro hat die Methode von Petit gebraucht, Med. Essays Teil. 3 § 15, Seite 222, aber er hat die Wunde mit einem Causticum offen gehalten, was nicht nötig ist. Als Petit in meiner Anwesenheit diese Operation bis zum Ende ausführte, hat er kein Causticum angewandt, und doch ist die Wunde gross genug geblieben, so dass die Kerze ohne Beschwerden herausgezogen und wieder hinabgeführt werden konnte. Louis bestatigt gleichfalls, dass er dreimal ohne Höllenstein Tranenfisteln in dieser Weise geheilt hat, ibid. Seite 202 und 203. i) Auf Seite 205 bemerkt Louis, dass nach der Operation bisweilen eine Fistel zurückbleibt, besonders wenn infolge der taglichen Eiterung des Thranensackes die Haut all zu dünn geworden ist: in dem Falie heilt die Fistel nicht, wenn nicht das Thranenbein durchbohrt wird, sogar wenn die Thranen durch den Thranennasengang abfliessen. Die Erfindung des Foubert. § 8. Foubert hat nach Laut von Louis, an derselben Stelle Seite 205, ein goldenes Röhrchen hineingebracht, damit die Wunde über dem Rohr Gelegenheit zur Vernarbung bekam, und hat es in dieser Weise zu einem günstigen Ende gebracht. Zwar geschah es, dass J) Ich muss hier noch bemerken, dass die Operation mir in keiner Weise schmerzhaft erschienen ist, denn eine Kranke obwohl eine zarte Magd, klagte nicht über Schmerzen und sogar absolut nicht wahrend des Verband wechsels ; dasselbe bestatigt Louis auf derselben Seite. Vgl. auch die Einwttrfe, die Méjéan dagegen gemacht hat, siehe diese Handschrift Seite 82 etc. — 152 — admiratione observarent. Nescio talem adhibitum fuisse ibid. argumento methodum illam esse egregiam et inaocuam. Louisii methodus propostta. § 9. Louisius observans homines et mulierès praesertim clausis naribus et inhibita respiratione tabaci fumum propulisse in ductum nasalem ita ut per puncta lacrymalia fumus exiret, proposuit suffumigia ib. pag. 212. Non video suffumigia meliorem effectum sortiri posse injectionibus, aliisque methodis supra allatis. Louisius in universum Mejanni methodum ut pote nimis difficilem et multis incommodis obnoxiam penitus rejicit ibid. pag. 208. Commendat et laudat Cabanisi methodum, praesertim eo in casu ubi ipse saccus juxta Petiti methodum apertus est; animadvertit porro saccum aperiundum esse, quotiescunque setaceum necessarium censetur, et contra ubi non necesse est Ht saccus aperiatur, etiam setaceum inutile esse. Etiam loco fili et setacei trajici posse setaceum longius, cujus globus firmari posset ad aegri pileum eoque modo ductum nasalem apertum servari posse. Notandum tarnen aliquando solam sacci incisionem et depurationem sufficere: ita in foemina contigit cujus saccum aperiebam, et ductum specillo sulcato perforare non poteram; id tum mirabar. Louisius vero pag. 211. id aliquando accidere naturam etiam non raro sanare fistulas completas ibid. pag. 212 quod et ipse frequenter observavi. Id si non eveniret, quid quaeso iis accideret, qui nullum remedium et nullam Chirurgiam adhibent? — 153 - seine Kranken beim starkeren Niesen das Rohr durch die Nase zurfickgaben, welcher sie dann mit Erstaunen beobachteten. Ich weiss nicht, ob ein solches Röhrchen zum Beweis gedient hat, dass die Methode ausgezeichnet und unschadlich sei. Die von Louis vorgestellte Methode. § 9. Louis hatte bemerkt, dass welche Manner und Weiber besonders mit geschlossenen Nasenlöchern und bei erschwerter Athmung den Tabaksrauch in den Tranennasengang trieben sodass der Rauch durch die Tranenpunkte wieder herauskam; er hat deswegen Suffumigia vorgeschlagen; ich sehe aber nicht ein, wesshalb Suffumigia einen besseren Erfolg haben könnten alsEinspritzungen und die andere oben erwahnten Mitteln. Ueberhaupt verwirft Louis die Methode von Méjéan ganz und gar, als viel zu schwierig und mit vielen Schwierigkeiten verbunden, Seite 208. Er erwMhnt auch und lobt sehr die Methode von Cabanis, besonders in dem Falie, wo der Sack nach der Methode von Petit eröffnet ist. Weiter bemerkt er, dass der Sack geöffnet werden muss so oft der Stift nötig geurteilt wird, und dass umgekehrt wo es nicht nötig ist, dass der Sack geöffnet wird, der Stift auch keinen Nutzen hat. Auch sagt er, dass man anstatt eines Fadens und Stiftes auch einen langeren Stift hineinführen kann, dessen Knopf man an den Hut des Kranken befestigen kann; auch in dieser Weise könnne man den Tranennasengang gut offen halten. Doch soll noch bemerkt werden, dass oft einfach die Einschneidung und Reinigung des Sackes genügen; so zum Beispiel bei der Frau welcher Tranensack ich geöffnet hatte, und welcher Tranennasengang ich mit der gefurchten Sonde nicht durchbohren konnte; dies hat mich damals sehr gewundert. Louis erwahnt inzwischen Seite 211, dass dies öfters vorkommt, und dass die Natur auch nicht seiten volkommene Fisteln ausheilt, Seite 212, wie ich selber auch oft beobachtet habe. Wenn dies nicht geschehe, ach, was würde aus denjenigen werden, die kein einziges Heilmittel und keine Operation anwenden ? — 154 — CAPUT TERTIUM. De Anchylope, Aegibpe seu Fistula Lacrymali. Veteres et inter eos Celsus quam maxime probe cognoverunt id vitium, et Aegilopa vocarunt, seu caprinum oculum, quia hominum oculi tum caprarum instar assiduo destillant pituitam sive purulentam materiam: aiyikwip oculam caprinum significat teste, Scapula in lexico pag. 1121. Adhibuerunt vero et veteres et recentiores Graeci vocem anchylopis ac si id vitium dyxi id est prope afy seu oculum esset; ita Galenus in definit. med. pag. 48. G. intelligens eo nomine tumorem in oculi cantho majori consurgentem non perforatum aut convio foramine, adeoque cum et sine fistula in introductione class. 1 pag. 58. G. & H. et Aegylopa et Anchylopa appellat. In libro vero de oculis Cap. 9. Chart. Tom. 10. pag. 513. B.—C. aegylopem definit esse ulcus inter oculos et nares, quod si fuerit neglectum fiet ex eo fistula putrifaciens os et quando fluit putredo per foramen ad nares, aliquando ad palpebram etc. Manifestum est, eum indiscriminatim Aegylopis et Anchylopis vocabulum adhibuisse. Paulus vero, Aetius et Actuarius aegylopa vocarunt veram fistulam lacrymalem; Anchylopa vero abscessum in cantho majori oculi nondum ruptum: ita Paulus lib. 3. pag. 434. Aegylops (inquit) est abscessus etc. priusquam vero in ulcus eruperit Anchylops vocatur. Aetius Tetrabib. 2. serm. 3. Cap. 85°. appellat Aegylopem fistulam veram; Anchylopem expresse definit esse Meliceridem vel Atheroma eundem locum occupans. Actuarius Aegilopem cum reliquis veram fistulam vocat pag. 183, Anchylopem autem B. C. priusquam abscessus disrumpitur. Haec de vocis significatione sufficiant, patet clare ex omnibus enumeratis auctoribus esse abscessum saccum lacrymalem occupantem, qui velos exedit, vel foras prorumpit, atque fistulam efficit, quae tumorem saepe insignem recipit, ad tactum facile sanguinem stillantem, spongiosum, quapropter Celsus non male adnotasse videtur ibid. pag. 426 Lin. 26. „id vitium interdum naturam habere carcinomatis;" vix autem cum eo adeo periculosum statuerem, ut inde mortem maturari eredam, nisi verum carcinoma inde oriretur, quod tarnen raro accidit. — 155 — DR1TTES KAPITEL. Das Ziegenauge oder die Thrünenfistel. Die Aelteren haben dieses Uebel sehr gut gekannt, und Celsus wohl am allerbesten; sie haben es Aegilops genannt oder das Ziegenauge, weil die Menschenaugen in diesem Falie gleich denen der Ziegen fortdauernd eine schleimige oder eitrige Materie absondern; aiyttunp heisst auch Ziegenauge wie Scapula im Lexicon S. 1121 bezeugt. Freilich haben sowohl die Aelteren als auch die jüngere Griechen das Wort „anchylops" angewandt als ob dieses Uebel ryx', das heisst ganz nahe am oder dem Auge ware, so zum Beispiel Galenus in Definit. medic. Seite 48 G. Galenus verstand unter Anchylops eine im inneren Augenwinkel sich entwickelnde Geschwulst entweder nicht durchgebrochen oder auch mit wohl durchgangiger Oeffnung, und sogar mit oder ohne Fistel nennt er sie sowohl bald Aegylops als Anchylops Introduct. class. 1, Seite 58 GH. In seinem Buch aber über die Augen, Kap. 9, Chart. Tom. 10, Seite 513, B-C schreibt er, dass Aegylops ein Geschwür zwischen den Augen und der Nase ist, und dass, wenn es vernachlassigt würde, aus ihm eine den Knochen erweichende Fistel entstehen könnte, aus welcher der Schmutz bald nach der Nase, bald nach den Augenlidern abfloss, u.s.w. Es ist deutlich, dass er ohne Unterschied die Worte Aegilops und Anchylops durch einander angewandt hat. Paulus, Aetius und Actuarius aber nannten Aegilops die wahre Tranenfistel, Anchylops dagegen den noch nicht perforierten Abszess im inneren Augenwinkel; so Paulus Buch 3, Seite 434. „Aegylops", sagt er, „ist ein Abszess, u.s.w.; bevor es aber perforiert ist, wird es Anchylops genannt". Aetius, Tetrabib. 2, Serm. 3, Kap. 85, nennt Aegylops die wahre Fistel; Anchylops sei aber, wie er mit Nachdruck bemerkt, ein Meliceris oder Atheroma an derselben Stelle. Actuarius nennt mit den Uebrigen Aegylops die wahre Fistel Seite 183, und redet von Anchylops BC bevor der Abszess perforiert ist. Dies möge genügen von der Bedeutung der verschiedenen Wörter; es zeigt sich ganz deutlich aus allen aufgezaïilten Autoren, dass wir mit einem Abszess zu tun haben, der den — 156 — Vitium ipsum egregie depinxit Bartischius fig. 31 pag. 281 clausum in sinistra, apertum in dextra faciei parte. § 2. Est Aegylops vel si ita placet Anchylops, abscessus sacci lacrymalis, qui aliquando mollis est, et pressus purulentam materiem sursum per punctum lacrymale inferius evomit, vel deorsum in nares. Haec species, quoad externam faciem et curationem convenit, cum hernia lacrymali de qua capite superiori 2do. egi. Secundo abscessus foras tumorem insignem durum aeque supra ac infra ligamentum protuberantem efformat insignem, uti fig. i. delin. morb. oculi repraesentat. Estque figura hujus varia, rotunda, oblonga, inaequabilis, coloris subrubri, substantiae spongiosae in universum congruens cum ea carne quae fistulas ungit. Tertio abscessus foras rumpitur, efficitque fistulam, uti in dextri oculi figura Bartischii supra memorata. Quarto propter integumentorum resistentiam intus exedit sacci parietem, atque ossis unguis periostium, cariemque huic parti inducit: aliquando processus nasalis ossis maxillaris afficitur similiter ac os unguis, unde saepe magna exulceratio et perpetuo fistula foras patens. Tot sunt exitus hujus mali. Prognosis. § 3. Ubi ad sanatarum Aegylopum historias attendimus, evidens est solam aliquando sacci pure detenti aperitionem sanationem - 157 — Thranensack angegriffen hat, entweder den Knochen anfrisst oder nach aussen durchbricht und zur Fistelbildung Anlass giebt. Aus dieser Fistel geht öfters eine bedeutende bei Betastung leicht blutende Geschwulst von schwammigem Bau hervor, wesshalb Celsus nicht unrichtig scheint bemerkt zu haben auf Seite 426, Zeile 26, „dass dieses Uebel nicht seiten carcinomatöser Art sei". Doch würde ich sie kaum mit ihm für so gefahrlich halten, dass ich glauben würde, dass der Tod dadurch beschleunigt würde, es sei dann dass daraus ein wahres Carcinom entstande, was aber seiten geschieht. Bartisch hat dieselbe Erkrankung ganz vortrefflich gezeichnet Fig. 31, Seite 281, geschlossen an der linken, geöffnet an der rechten Seite des Gesichts. § 2. Aegylops, oder wenn man wiil Anchylops, ist ein Abszess des Thranensackes, der bisweilen von weicher Konsistenz ist und bei Druck eine eitrige Materie entweder in die Höhe durch den unteren Thranenpunkt oder auch hinab in die Nase hinausbefördert. Was die aussere Ansicht und die Behandiung anbetrifft, gehört diese Sorte mit der Hernia lacrimalis zusammen, von der ich im vorigen Kapitel gesprochen habe. Im zweiten Falie bildet der Abszess eine bedeutende harte Geschwulst sowohl über wie unter dem Ligament hervortretend, wie Fig. 1 delin. Morb. oculi darstellt. Die Form ist in diesem Fall verschieden, rund, oval, ungleichmassig; sie ist von leicht roter Farbe, von spongiösem Bau] und stimmt im allgemeinen mit dem Gewebe überein, das aus Fisteln hervorspriesst. Drittens kann der Abszess nach aussen durchbrechen, und zur Fistelbildung Anlass geben, wie in der oben erwahnten Abbildung des rechten Auges von Bartisoh oben angedeutet worden ist. Viertens vernichtet er manchmal wegen des grösseren Widerstandes der Haut die innere Wand des Tranensackes, und das Periost des Tranenbeins, und führt zur Caries dieser Teile; bisweilen wird der Nasenfortsatz des Oberkiefers zusammen mit dem Tranenbein angegriffen, wovon nicht seiten eine grosse Geschwürsbildung und eine fortdauernd nach aussen offenbleibende Fistel die Folgen sind. So viele sind die verschiedene Ausgange dieser Erkrankung. § 3. Wenn wir die Krankengeschichten der geheilten Aegylopi Die Prognose. naher betrachten, so wird es uns deutlich, dass schon allein die — 158 — perfecisse; quemadmodum supra adnotavimus idem testatur Sharpius Chirurgia sua pag. 175. aliquando naturam ipsam sanasse vitium; facile igitur patebit inde haud admodum periculosum esse malum. Si addamus perforatione ossis unguis canalis nasalis et ustione ab omni aevo sanatum fuisse feliciter, ipsa prognosis haud difficulter deducetur ex ipso vitii statu. Abscessus enim minus periculosus erit fistula, carie et sic porro. indicatio. § 4. Cognito statu morbi indicatio curativa "Sponte fluit ex ipsa structura horum organorum. Suppuratio exedit parietes praesertim ductus nasalis qui ideo coalescit: prima igitur indicatio est, depurare abscessum et de novo aperire ductum apertumque servare; si autem id impossibile est, tum novam aperturam intra nares efficere, altera indicatio est et quidem via brevissima; ubi autem os ipsum affectum est, tum tertia indicatio jubet, ut id ad exfoliationem deducamus, apertamque servemus viam ex sacco in nares. Variis modis diversis his indicationibus satisfacere conati sunt medici tum veteres tum hodierni. De prima indicatione et curatione egi satis fuse in capite praecedenti: de secunda et tertia nunc agam et quidem primum de perforatione ossis unguis et totius fistulae more veterum; secundo de Chirurgia recentiorum. § 5. Celsus hac ratione Chirurgiam praecipit Lib. 7. Cap. 7. pag. 427 § 17. lin. 8. „Hamulo summum ejus foraminis excipien„dum; deinde totum id cavum, sicut in fistulis dixi, usque ad os ^excidendum, oculoque et caeteris junctis partibus bene obtectis, os „ferramento adurendum est vehementius, quod si jam carie vexatum "est, quo crassior huic squama abscedat; quidam adurentia imponunt, ut atramentum sutorium, vel chalcitidem vel aeruginem rasam, „quod et tardius et non idem facit." — 159 - Eröffnung des durch Eiter gedehnten Thranensacks bisweilen die Heilung herbeigeführt hat; wie wir oben bemerkt haben, sagt auch Sharp gleichfalls in seiner Chirurgie Seite 175, dass manchmal die Natur selbe das Uebel geheilt hat; es wird daraus also leicht verstandlich sein, dass die Krankheit nicht so gefahrlich ist. Wenn wir noch hinzufügen, dass sie durch Durchbohrung des Tranenbeins und durch Kauterisation zu jeder Zeit glücklich geheilt worden ist, so wird es nicht schwer sein aus dem Zustande der Krankheit die Prognose abzuleiten. Denn der Abszess wird weniger gefahrlich sein als die Fistel, die Karies, und so weiter. § 4. Wenn der Krankheitszustand genau untersucht worden ist, Indikationen. so geht die Indikation zur Behandiung von selbst hervor aus dem anatomischep Bau dieser Organe. Die Eiterung vernichtet besonders die Wande des Tranennasenganges, der infolgedessen zuwachst; die erste Indikation ist also den Abszess zu reinigen und den Thranennasengang vonNeuem zu öffnen und geöffnet zu halten; wenn dies aber unmöglich ist, so ist die zweite Indikation, dass man eine neue Oeffnung nach der Nase schafft und zwar auf den kürzesten Weg. Wo aber der Knochen mitleidet, da schreibt die dritte Indikation vor diesen zur Abstossung zu bringen und den Weg aus dem Sacke nach der Nase offen zu halten. In mancherlei verschiedener Weise haben die Aerzte versucht diesen Indikationen zu genügen, sowohl die Aelteren wie die Heutigen. Von der ersten Indikation habe ich im vorigen Kapitel genfigend geredet; die zweite und die dritte werde ich jetzt behandeln und zwar zunachst die Durchbohrung des Tranenbeins und der ganzen Fistel nach Art der Aelteren, und zweitens die Chirurgie der neueren Aerzte. § 5. Celsus schreibt die Operation in nachstehender Weise vor Buch 7, Kap. 7, Seite 427, § 17, Zeile 8: „mit einem Hakchen soll der tiefste Punkt dieser Oeffnung herausgezogen und alsdann die ganze Höhle wie ich bei den Fisteln beschrieben habe, bis auf den Knochen herausgeschnitten werden. Nachdem das Auge und die übrigen naheliegenden Teile gut bedeckt sind, soll der Knochen tüchtig mit dem Glüheisen kauterisirt werden und um so starker wenn der Knochen schon kariös erkrankt ist. Einige Aerzte legen Caustica hinein, damit eine desto dicker Kruste abgestossen wird, wie Schuhschwarze, oder Kupfererz oder abgekratzte Kupferröthe. — 160 — Duplicem mihi videtur methodum proponere ferramentum urens, vel juxta alios medicamenta caustica, ultimam tarnen tardius et non idem facere merito addit. Galenus de Compos. medic. secloca lib. 5. de Aegylope haec habet, si morbus remediis non cedat diviso angulo, ossique nudato cauterium admove. Paulus Aeqineta lib. 6, Cap. 22, pag. 559, paulo accuratius Chirurgiam tradit, nam nondum osse vitiato, tantum aufert, quidquid protuberat ad os usque, quod tantum radit. Si vero os vitiatum est per cauterium olivare perurit, spongiamque aqua frigida imbutam oculo imponit ut eum defendat: addit quidam post carnium resectionem terebra usi humorem aut pus in nasum traduxerunt: dein verum „nos ustione sola contenti fuimus". Ex Pauli Aeqinetae descripdone patet, veteres non modo adusisse verum etiam terebra perforasse os unguis, uti hodie Sharpius de qua methodo mox dicendum. Aetius longe breviorem descriptionem ibid. pag. 335, Cap. 86 memoriae prodidit, aufert scil. callum, et aduritspongia oculo imposita. Ex collatione harum diversarum Methodorum cum illa St. Yves, constat Chirurgiam planeesse eandem, nam ille etiam prius scalpello aufert callum, aperitque saccum, dein os unguis urit, defendit vero oculum cannula ferrea, ne calore ferramenti laedatur: Paulus et Aetius spongiam aqua frigida madidam oculo adplicant, et ut mihi videtur ita oculus melius defendi potest, nam tantam incisionem facere ut prius cannulam admovere possimus, dein cauterium ne aberret impossibile mihi videtur. — 165 — Jührlicher beschrieben worden ist. Diese Methode von St. Yves gefallt auch dem Bordenave sehr. Andere aber, wie Boudin, siehe Louis, Seite 204, vernichteten mit dem Glüheisen nicht nur das Tranenbein sondern auch das Siebbein. Woolhouse führte eine bleierne oder ein goldene Röhre hinab, ibid. Seite 204. § 7. Chesselden, siehe die Uberzetzung von Ledran Seite 449, stellt vor ein feineres Ferrum candens zu benützen, als St. Yves und empfiehlt auch eine gekrümmte Röhre, Taf. 4, A und B.l) Er schreibt vor, dass die Spitze des Ferrum candens nicht bis in die Nase durchdringen muss, aber nur bis eine Tiefe von V» Daumen in die Wunde hinein vorgehen soll, selbst beim Manne. § 8. Sharp meint auf Seite 175 und folg. ganz richtig, dass das Brennen vollkommen verbannt werden muss, weil es sehr seiten nötig ist, es sei denn vielleicht, wo das Tranenbein cariös ist, was sehr seiten vorkommt. Er empfiehlt also das Tranenbein mit einem Perforatorium zu durchbohren ibid. Seite 178. Er empfiehlt ein gekrümmtes Instrument Taf. 2, fig. 3, zweifellos weil Chesselden ein solches gebraucht hat, wie zu ersehen ist Taf. 3, Seite 449. Man kann jedes Perforatorium dazu gebrauchen; ich selber habe bei einer Frau aus Amsterdam ein grades angewandt und damit das Tranenbein perforiert; es floss aber gar kein Blut aus der Nase, was mich sehr gewundert hat. Ich habe das Instrument bis zu einer Tiefe von einem halben Daumen hineingetrieben, und auch dann noch floss kein Blut heraus. Ich hatte die Hoffnungauf Heilung schon aufgegeben; nach drei oder vier Wochen wurde das cariös erkrankte obere Siebbein ausgestossen; und infolgedessen flossen die Thranen den neuen Weg entlang in die Nase hinab und so wurde die Kranke geheilt. Wir lernen daraus aber, dass ein solches Leiden manchmal zu verschiedenen Symptomen Anlass geben kann. Aus diesen Methoden geht ausserdem hervor, dass das Perforatorium den Alten nicht unbekannt war; denn Paulus redet schon, •) Durch welche er nicht das Tranenbein sondern den Tranennasengang durchbrennt, siehe Taf. 3, BB. — 166 — pag. 93. quam suo tempore alii adhibebant secto prius sacco lacrymali, quemadmodum hodie. § 9. Louisius loco cit. pag. 206. Couperi, Monroi, et Le Catti methodos proponit et examinat. In universum id experientia celeberrimorum chirurgorum videtur coniïrmari cauterium rarissime necessarium esse. Sharpius, Monrous, Petitus omnes hodierni id uno ore adfirmant. Habet cauterium aliud incommodum quod aliquando fistula inde oriatur, quae nunquam concrescit, quemadmodum in viro Amstelaedamo vidi; fistula sanata erat, quam forsan natura ipsa curasset, et nova facta, quae prorsus insanabilis erat propter deperditam substantiam; coactus erat eam semper Emplastro obtegere, secus aër egrediebatur tanta vi, ut ejus loquela inde impediretur. Praestat igitur semper et in omni casu methodo uti Petitiana, quam descripsimus pag. 146 § 7. CAPUT QUARTUM. De Encanthide et Rhoeade. Interdum inquit Celsus ibid. § 5. pag. 425. "Fit in angulo oculi parum ungue exciso vel aliter tuberculum, quoa paipeoras parum diduci patiatur: èyxavdis Graece nominatur." Intelligitis duplicem agnoscere originem id vitium seu quod pterygium seu unguis de quo proxima sectione dicendum, ex angulo majori ortus excisum non probe sit, vel quod ipsa caruncula lacrymalis intumescat; UALEN. in ueun. meu. pag. «*o vj. pag. 435. Aetius ibid. pag. 326. Cap. 61, et Actuarius pag. 183 simili modo id malum circumscribunt. Effectus hujus morbi est perpetua lacrymatio. — 167 — siehe dessen Hist., Seite 93, von einem Bohrer, den Andere zu seiner Zeit anwandten, nachdem sie zuerst vollkommen wie heutzutage den Thranensack eingeschnitten hatten. § 9. Louis bespricht und untersucht auf Seite 206 loco cit. die Methoden von Cowper, von Monro und le Catti. Im Allgemeinen scheint die Erfahrung der berühmtesten Chirurgen dies zu bestatigen, dass das Ferrum candens sehr seiten nötig ist. Sharp, Monro, Petit, alle die heutigen bestatigen dies wie aus einem Munde. Das Ferrum candens hat ausserdem einen andren Nachteil, dass es bisweilen eine Fistel erzeugt, welche nie wieder zuwachst, wie ich bei einem Manne in Amsterdam gesehen habe. Die Fistel war geschlossen und ware vielleicht von der Natur selber geheilt worden, wurde aber von Neuem eröffnet, undblieb weiterhin unheilbar wegen der grossen Substanzverlust; er war gezwungen sie immer mit einem Pflaster zu bedecken; sonst strömte die Luft mit solcher Gewalt heraus, das seine Sprache dadurch behindert wurde. Es ist also das Beste immer und in jedem Falie die Methode von Petit zu benützen, die wir auf Seite 147 § 7 beschrieben haben. VIERTES KAPITEL. Ueber NeubMung und Mangel der Karunkel. Inzwischen, sagt Celsus ibid. § 5, Seite 425: „Es entsteht im Augenwinkel wenn zu wenig von einem Pterygium weggeschnitten ist oder auch in andrer Weise eine Geschwulst, welche die Augenlider nur ganz wenig zu öffnen gestattet und welche auf Griechisch „encanthis" genannt wird." Ihr sollt wissen, dass dieses Uebel eine doppelte Ursache haben kann, entweder dass ein im inneren Augenwinkel entstandenes Pterygium oder Unguis, worüber im nachsten Kapitel gesprochen werden soll, nicht richtig ausgeschnitten ist, oder dass die Karunkel selber sich vergrössert hat. Galenus in Defin. medic. Seite 48 G, Paulus Seite 435 und Aetius ibid. Kap. 61, Seite 326 und Actuarius Seite 183 umschreiben dieses Uebel in gleicher Weise. — 168 — Encanthis vero propius considerata videtur esse vel inflammatio carunculae vel induratio vel intumescentia. Si durus est tumor, malignus habendus, ubi mollis, remediis externisantiphlogisticiscedit. Est et tertia species, quum uti Galenus in Introd. pag. 58. G. H, adser. ex ulcere caro in angulis juxta nares supercreverit. Videtur mihi tum sarcomatis naturam habere et fungosam esse carnem, qualis facile in oculo post vulnera oritur, quapropter Celsus etiam ex male sanato pterygio originem trahere animadvertit. De priori specie seu simpiiciter inflammata caruncula non agam; ex professo enim inflammationem oculi et ejus curationem pertractabo. Ubi indurata est caruncula vel id quod ex ungue remansit, tum juxta Celsi praeceptum ibid. pag. 425, excipi hamulo et circumcidi debet, sed diligenter temperata manu nequid ex ipso angulo abscindatur, id est ne canaliculi lacrymales qui cornua limacis a quibusdam nominantur, vel puncta vel ipse saccus lacrymalis laedantur. Maitre Janus qui Cap. 6. pag. 524. optime de hoe tumore agit Celso assentitur, proponitque eadem fere remedia et Chirurgiam prorsus similem, acum sc. hamulum atque scalpellum. Monet Celsus deinceps exigium linamentum cadmia esse respergendum vel atramento sutorio, inque eum angulum deductis palpebris inserendum supraque eodem modo deligandum ibid. lin. 17. et seqq. Escharotica illa mitia optime conveniunt, secus continuo in sarcoma assurgit vulneris fundus. Aetius loco citato encanthidem inbenignametmalignamdividit: benigna ab eo videtur habita tumens caruncula, maligna sarcoma seu fungosa caro ex ulcere vel vulnere nata. Ubi mitioribus remediis non auscultat malum, tum pejus inde vitium oritur quod Rhoeas a — 171 — aus einer Wunde entstandene Granulationswucherung zu halten. Wenn das Uebel den milderen Heilmitteln nicht gehorchen will, so wird es zu einer schlimmeren Krankheit, welche von den Griechen Rhoeas genannt wird; denn, wenn die fungöse Wucherung kauterisirt oder mit starkeren Aetzmitteln zerstört wird, wird auch die ganze Karunkel vernichtet, und entsteht infolge dessen ein fortdauernder und unheilbarer Tranenfluss. Ueber Mangel der Karunkel. So oft die Tranenkarunkel selbst durch Eiterung verloren gegangen, oder durch Verbrennung vernichtet worden ist, im Falie von Aegylops, wie ich öfters beobachtet habe, oder wie Celsus ibid Seite 424 bemerkt, wegen eines schlecht geheilten Pterygiums oder einer durch Aetzmitteln all zu sehr zerstörten Karunkelgeschwulst, so reden die Griechen von Rhoeas. Es ist also eine dem Encanthis entgegengesetzte Erkrankung, wie Actuarius auf Seite 183 F bemerkt, der neben den eben genannten Ursachen auch die Abmagerung nennt: er fahrt namlich fort in dieser Weise; „wenn die Karunkel kleiner wird, und abmagert, wird sie Rhoeas genannt". Galenus schreibt, dass dieses Uebel von Thranenfluss gefolgt wird, defin. med. Seite 48 F. G. Ich habe dieses Uebel manchmal durch Abmagerung entstehen sehen, auch durch Eiterung, eincarcinomatöses Geschwür und eine schlecht behandelte Aegylops. Der Mann, dessen Krankengeschichte ihr in Observ. coll. cas. Seite 104 nachlesen könnt, leidet an Ankyloblepharon und an Rhoeas beide. Paulus urteilt zurecht dass es unheilbar sei, siehe Kap. 22 Buch 3 Seite 435 F. Man beachte aber dass der Schwund der Karunkel, das heisst Rhoeas, wenn namlich entweder durch eine weniger kunstgerechte Operation oder durch Medicamente das ganze Gewebe verzehrt ist, unheilbar ist. Wenn aber nur ein Teil verkleinert ist, wird man dieselbe durch leichte Adstringentia und Incarnantia (das Wachstum fördernde Mittel) wieder aufziehen können. Aetius bespricht dieses Uebel sehr ausführlich, ib. Kap. 87, Seite 535. Unter den Ursachen nennt er auch eine schlecht geheide Aegylops; und wo Schwielen die Ursache bilden,verordnet er eine Cauterisation der Vena facialis quer durch den Augen- — 172 — Maitre Janus idem quod veteres proponit nihil insuper addens vid. § 2. Chap. 6. pag. 527. praeveniri posse vel potius praeveniendum esse scribit, sanabile esse reticet. Nos pronunciare audemus cum Actuario insanabile esse vitium et praevenire non posse si ulcus sua sponte in angulo oculi oritur. CAPUT QUINTUM. De variis generis ulcasculis canthi et de sanguinis ex angulis eruptione. § li Contingere aliquando potest ut ulcera varia et diversae naturae canthum infestent, quae pro diversa mali indole remediis diversis tractari debent. Detergenda, cicatrizanda si carunculam occupant ne inde Rhoeas oriatur; inurenda vel causticis leviter tangenda, dum luxuriant. Ubi vero super saccum lacrymalem tumor exulceratus conspicitur, qui carcinomatis naturam habet, tum ferro inurendus est; est enim non modo expeditissimum verum etiam tutissimum remedium: fateor equidem hamulo arripi posse et scalpello exscindi verum id taediosum est et minus tutum: escharotica omnia vitanda, irritant enim ipsum vitium et pejus imo aliquando periculosum reddunt. De sanguinis § 2. Sanguinem aliquando ex oculorum canthis erumpere, expe- ex angulis rjentia medicorum quam plurimorum confirmat. eruptione. Aetius jetrab. 2. Serm. 3. Cap. 63. pag. 327. ex professo de hoe vitio agit observans id maxime pueris ob assiduos ejulatus ac distentiones contingere propter vasa palpebrarum aperta. Eo in casu poscam frigidam, id est oxycraton seu aquam et — 173 — winkel Seite 836. Er hatte wohl besser gethan, wenn er dieses Uebel gleich für unheilbar erkiart hatte. Maitre Jean schiagt dasselbe vor wie die Alten, und fügt nichts hinzu, siehe § 2, Kap. 6, Seite 527. Er schreibt, dass es vorgebeugt werden kann oder besser soll, sagt aber nicht dass es heilbar ist. Wir wagen es mit Actuarius zu erkiaren, dass es eine unheilbare Erkrankung ist, und dass sie, wenn sie ganz spontan als ein Geschwür im Augenwinkel entsteht, nicht verhütet werden kann. FÜNFTES KAPITEL. Von Geschwüren im Augenwinkel verschiedener Art und von Blutergiissen aus demselben. § 1. Es kann bisweilen geschehen, dass mehrere Geschwüre von verschiedener Art den Augenwinkel belastigen, die je nach ihren verschiedenen Ursachen mit verschiedenen Mitteln behandelt werden müssen. Sie müssen rein gehalten und zur Vernarbung gebracht werden, wenn sie die Karunkel besetzen, damit kein Rhoeas entstehe. Sie müssen geatzt, oder leicht mit Causticis berührt werden, so lange sie zu üppig wachsen. Wenn aber oberhalb des Tranensacks eine ulcerierende Geschwulst erscheint, welche die Natur eines Carcinoms besitzt, dann soll mit dem Glüheisen gebrannt werden; denn dieses ist nicht nur das schnellste aber auch das sicherste Mittel; ich gestehe freilich, dass sie mit einem Haken gefasst und mit dem Messer ausgeschnitten werden kann, sondern dies ist langweiliger und weniger sicher; alle Aetzmitteln sollen vermieden werden, denn sie reizen das Uebel und machen es noch schlimmer, ja bisweilen gefahrlich. § 2. Die Erfahrung der meisten Aerzte bestatigt, dass manchmal Blut aus den Augenwinkeln hervorquillt. Aetius bespricht in Tetrab. 2, Serm. 3, Kap. 63, Seite 327, dieses Uebel; er bemerkt, dass es am meisten bei Kindern durch Ruptur der Gefasse der Augenlider vorkommt infolge fortwahrendes Schreien und der dadurch bedingten Dehnung der Gefasse. In dem Falie empfehlt er kalte Posca, das heisst Oxycraton oder — 197 — MaItre Jean bemerkt ungefahr dasselbe wie Aetius, Kap. 21, Seite 467, das heisst, dass es seltener im ausseren als im inneren Augenwinkel anfangt und am seltensten am Ansatz der Augenlider, das heisst an den Stellen C. u. D. Er sagt zwar diese Pterygien gesehen zu haben, doch nie so gross, dass sie der Sehscharfe schadeten oder chirurgischer Hilfe bedürften. Er unterscheidet drei Sorten, eine hautige, eine fettige und eine variköse, 467 unten. Das Uebel ist eigentlich eine Zunahme der Bindehaut, welche langsam anwachst, bis sie auch den Teil erzeugt, der die Hornhaut bedeckt, und in der Weise sogar die Sehscharfe schadet, wenn sie sich vor die Pupille vorschiebt. Ich habe einige Male diese Krankheit gesehen; in diesen Fallen war der Ursprung am inneren Augenwinkel; auch sah ich es an der Ansatzstelle des unteren Augenlides, aber nie so gross, dass es zu einer Operation kommen musste. Ich kann Ihnen Celsus empfehlen, der die chirurgische Behandiung in der angeführten Stelle ganz gut beschreibt: „Wenn das Pterygium veraltert ist", sagt er, „soll es ausgeschnitten „werden; der Arzt schiebe ein kleines scharfes Hakchen mit „einer etwas nach innen gekrümmter Spitze unter das Ende „des Pterygiums, und stiche es dort hinein; dann ziehe er „mit dem Haken das Pterygium empor und durchbohre es mit „einer einen Faden führenden Nadel; alsdann lege er die Nadel bei „Seite, fasst die beiden Enden der Schnur, und indem mit dieser das „Pterygium emporgezogen wird, muss die feine Haut abgeschnitten „werden; und zwar so, dass nichts im Augenwinkel geschadet „wird"; er nimmt ausserdem verschiedene Fürsorgen, es scheint mir nicht nötig diese alle hier zu wiederholen; es genügt zu sagen, dass man nicht zu viel wegschneiden soll, damit nicht entweder die Karunkel verletzt wird oder eine Rhoeas entsteht, und dass auch nichts hinterlassen werden soll, damit kein Geschwulst (Encanthis) entstehe, von dem früher die Rede war. Die neueren Autoren behandeln dieses Uebel heutzutage ungefahr in derselben Weise, aber sie benützen einen seidenen Faden oder die Haare eines Pferdenschwanzes. Uebrigens bleibt alles vollkommen dasselbe. Wenn das Pterygium seit kurzer Zeit besteht, wird es durch verschiedene Adstringentia, in trockener oder feuchter Form ange- — 198 - lib. de ocul. Chart. ibid. Cap. 10, pag. 520 D. E., scilicet aes ustum, florem aeris, fel porcinum vel sal ammoniacum, ubi vero ungulae durae sunt, excoriare optimum esse praecipit. Aetius post Celsum optime de pterygiis egit, etiam multa Pharmaca veteribus usitata Cap. 59, pag. 326, proposuit Sarcomata § 13. Mirum est videre quam subito adnata vulnerata in funadnatae. gUm excrescat, qui sarcoma dici debet; rubet enim carnis instar, et aliquando adeo increscit ut palpebrae oculum obtegere nequeant. Galenus loco citato pag. 519, Cap. 7, de hoe vitio satis bene egit „Si (inquit) carnes additae propter vulnera fuerunt, non curantur „nisi Chirurgia; commendat tarnen aeris aeruginem, sulphur et „similia". Franequerae memorabilem vidi in studioso casum; ejus oculus sinister tempore hyberno ab altero callopodii ferrati extremo in uncum desinente (dum sub pontem iret et alter incaute se demitteret) ita vulnerabatur, ut palpebram superiorem, adnatamque transiret plaga cum laesione vel potius abruptione musculi abducentis; hinc inflammatio vehemens, qua sedata propter emollientia remedia nimis diu applicata sarcoma ingens oriebatur ex vulnere adnatae. Id palpebram superiorem apertam tenens adstringentibus levibus non auscultabat, tetigi igitur semel in die lapide infernali et brevi detumuit. Sanabatur paulo post aeger sed cum perpetuo strabismo, hodie Doccumae vivit: id autem phoenomenon mihi semper singulare visum est, quod in initio objecta omnia duplicia videret dein simplicia, de qua re plura ubi de strabismo agam. — 207 — infolge des Verschlusses seiner im Geschwür endende Aeste auswuchs und sichtbar wurde; denn früher habe ich gesagt, dass Gefasse der Bindehaut die Hornhaut durchwanderten, aber dass sie dann eine durchsichtige Lymphe führten. Es ist mir öfters gelungen das Geschwür durch Berührung mit dem Höllenstein zur Heilung zu bringen ohne dass eine Spur zurückblieb; jetzt freilich ist die Hornhaut so sehr getrübt infolge der so oft wieder kehrenden Entzündungen, dass sie das Auge bedecken muss. Bei einem Waisen oder bei einem Knaben aus der „BürgerWaisenanstalt" der sich vor Kurzem hier anmeldete, habe ich euch ein ahnliches Geschwür zeigen können, von dem ich dasselbe vorausgesagt habe. Solche Geschwüre sind also schon wenn sie entstehen als unheilbar zu betrachten; wenn wir die Heilung aber doch mit Heilmitteln anstreben wollen, so müssen wir zunachst die Entzündung lindern und alsdann den Höllenstein oder ein ahnliches Mittel anwenden. DRITTES KAPITEL. Von den eigentlichen Hornhautkrankheiten. Eigentliche Hornhauterkrankungen in engerem Sinne nenne ich jene Krankheiten, die nur die Hornhaut allein befallen, obwohl sie im Allgemeinen doch immer mit anderen Krankheiten verwandt sind, mit Ausnahme der Verletzungen, es sei denn dass letztere tiefer eindringen und auch die Uvea und die innere Saftraume verletzen. Nephelium und Achlys sind Geschwürsnarben, Staphylome entstehen meistens aus Augenentzündungen, oder durch eine Erkrankung des inneren Auges und können deswegen kaum von den Staphylomen der Uvea getrennt werden. Obwohl das Hornhautstaphylom oder Hydrops corneae nur die Hornhaut allein zu befallen scheint, entstammt es aber dem schlechten - 208 — tium generatur: atque inde manifestum est non nisi doctrinae ac ordinis gratia de his ut corneae vitiis agi posse. Ut rite procedamus cum simplicissimis oriendum est. Primum igitur considerabimus vulnera corneam simpliciter penetrantia; Secundo de staphylomate ejusque variis speciebus; Tertio de cicatricibus corneae, ut de nephelio, achlyde et simiiibus; Quarto de hypopio seu ungue. De vuinere § 1. Vulneratur cornea ex infortunio vel ex arte, quomodocunque simpiicis cor- fjat> semper humor aqueus effluit, dolorificum vero non est vulnus, quod praesertim concludere possumus ex Chirurgia staphylomatum ac cataractae, dum methodo Davielliana Chirurgia administratur. Sanatur etiam facile sua sponte et intra pauces dies, dummodo sibi relinquitur. Prognosin itaque valde benignam facere possumus, ubi sola cornea vulnerata est, licet propter effluxum aquei humoris collapsa et rugosa, dummodo non comprimatur oculi globus; accidere enim tum potest ut non modo humor aqueus verum et reliqui excutiantur; uvea similiter exprimi potest: haec igitur omnino vitanda est. Humor aqueus subito regeneratur quod, licet veteribus minus cognitum fuerit, hodie quotidiana experienda evincitur, praesertim dum cataracta extrahitur plaga in cornea facta. Arabibus vero id cognitum fuit, nam disrupta cataracta atque in anteriori camera humoris vitrei moram faciens, sectione corneae sublata fuit. Avicenna lib. 3. Fen. 3. Tract. 4. in fine Cap. 20. prodidit medicos atiquos ocularios suo tempore aperuisse corneam et extraxisse lentem obscuratam. Sed ad curationem transeo; ubi simpliciter acu vel punctadm laesa est cornea, raro humor aqueus exit, inflammatio autem parva — 209 — Verhalten der Gefasse, welche den Humor aqueus absondern; und es wird dadurch ersichtlich, dass man nur behufs des Unterrichts und der guten Ordnung von diesen als von Hornhauterkrankungen reden kann. Um richtig fortzufahren, müssen wir mit den einfachsten anfangen. Zunachst wollen wir also die nur die Hornhaut durchbohrenden Verletzungen betrachten; zweitens das Staphylom und dessen verschiedene Formen, drittens die Hornhautnarben, wie Nephelium, Achlys und dergleichen, und viertens das Hypopyon oder Unguis. § 1. Die Hornhaut wird entweder durch einen unglücklichen Emfache Zufall oder durch die Kunst verletzt; wie es auch geschehen mag, ^l^3Ung'"t immer fliesst der Humor aqueus ab; freilich ist diese Verletzung nicht schmerzhaft, was wir besonders folgern können aus den Operationen gegen Staphylome und gegen den Star, seitdem die Staroperation nach Daviel's Methode ausgeführt wird. Die Wunde heilt, wenn sie sich selber überlassen wird, auch leicht spontan und in wenigen Tagen. Wir können die Prognose also sehr günstig stellen, falls die Hornhaut allein verletzt worden ist, mag sie auch infolge des Ausflusses des Kammerwassers ganz zusammengefallen undrunzlig geworden sein, wenn nur der Augenapfel nicht zusammengedrückt wurde; denn dann kann es geschehen, dass nicht nur das Kammerwasser sondern auch die übrigen Safte aus dem Auge hinausgetrieben werden; die Uvea kann in ahnlicher Weise hinausgepresst werden; diesem Uebel soll man deshalb vor Allem vorbeugen. Das Kammerwasser wird sofort wieder neugebildet, was, obwohl es den alteren Autoren weniger bekannt gewesen ist, heutzutage durch die tagliche Erfahrung bestatigt wird; besonders seitdem der Star durch einen in der Hornhaut gemachten Schnitt entfernt wird. Freilich war es den Arabern schon bekannt, denn wenn der Star losgerissen war und in der vorderen Kammer des Glaskörpers verblieb, wurde er durch einen Cornealschnitt entfernt. Avicenna schrieb Buch 3, Fen. 3, Tract. 4 in fine Kap. 20, dass einige Augenarzte seiner Zeit die Hornhaut einfach öffneten und den Star herauszogen. Gehen wir aber zur Behandiung über, wenn die Hornhaut einfach durch eine Nadel oder punktförmig verletzt ist, fliesst nur seiten 14 — 210 — suboritur, quae adhibitis refrigerantibus et non nimis emollientibus facile tollitur. Ubi magna vulnera inflicta sunt, uti in methodo Davielliana, tum aqua rosarum cum pauxillo vini albi Gallici vel spiritus vini superimponenda est et vitanda omnia, quae emolliunt, uti albumen ovi, lac, catapiasmata et similia: subito tum staphyloma uveae per corneae plagam erumpit, quod leviter adstringentibus omnino praecavetur. Ipse saepius experimenta institui in porcis etiam in hominibus, ut staphyloma corneae sanarem, aut lentem crystallinam obscuram redditam extraherem, semper eo cum successu ut sine infausto symptomate cornea inter paucos dies coalesceret et iterum aqueo humore turgido convexa esset: raro etiam cicatricem post se relinquit visibilem, si tarnen contingit, tum insanabilis habenda est: eapropter in Davielliana methodo ita aperitur cornea, ut cicatrix visum offendere nequeat; si vero acu vel simili instrumento non modo cornea, verum uvea, ac lentis capsula laedantur, tum visus deperditio, foeda cicatrix et horrenda inflammationis symptomata immo et staphylomata uveae atque similia praedicenda sunt. Destathyiom. § 2. De staphylomate quemadmodum de reliquis oculi vitiis in universum jnter veteres Aetius Tetrab. 2, Serm 3, Cap. 34, pag. 314 optime scripsit. Celsus autem breviter lib. 7, pag. 431 hoe modo: „In ipso „autem oculo nonnunquam summa attollitur tunica, sive ruptis „intus membranis aliquibus, sive laxatis, et similis figura acino „fit; unde OTa) Günz hat eine ausgezeichnete Abhandlung über Staphylome geschrieben. Haller Disp. ChiruiTg. Tom. 1. Seite 477. * — 214 — De corneae § 3. Staphyloma corneae proprie est eminentia aciniformis in staphyiomaie. aiiqua parte corneae, aliquando albida saepius nigrescens etsemipellucida, cujus sedes est inter strias seu tunicas corneae: oriuntur post vehementes ophthalmias, increscunt aliquando adeo, ut rumpantur; vesicula rupta aliquando contrahitur, saepe in pus abit, atque opacam cicatricem dein post se relinquit, aliquando unica talis datur, aliquando plures vid. observ. Colleg. Cas. pag.... in juvene orbo id vitium observatio. Corneae superficies frequentissime eo in casu vasis rubris refertissima est, unde facile liquet prognosin pessimam esse. Adnotavit etiam Aetius loc. cit. pag. 314. G. „aegre curari sta„phylomata, quae ampliorem habent fundum et venas sanguine „plenas; incurabilia autem sunt eminentia, et colore varia et temporum „dolores inducentia: iis sane nihil aliud adhibendum est," inquit, „quam ea quae dolores mitigare possunt". In memoriam revocare potestis A. me eadem circa juvenem memoratum praedixisse.- Aliquando tarnen Chirurgia attingere oportet Staphylomata, dum palpebras apertas retinent, atque deformitatem adferunt monendum tarnen et aegro indicandum quod Aetius ibid. E. „Impossibile „esse arti oculum affectum ad statum naturalem reducere, figurae „vero deformitati consilium contingere posse". De chirurgia agam paragrapho proxima est enim eadem: de remediis externe applicandis nihil dico, quoniam eadem et similia admovenda quae in ophthalmia et ulceratis oculi membranis. De corneae § 4. Accidit aliquando ut tota cornea post inf.ammationes oculostaphyiomate, rum opaca facta, variisque venis referta, emineat, increscatque adeo, f*?a¥ seu uj paipebrae apertae maneant, unde propter aeris aliarumque maio dicto. rerum acrjmonjas perpetuus pruritus, inflammatio atque lacrymatio. — 215 — § 3. Das eigentliche Hornhautstaphylom ist eine trauben- Hornhautförmige Geschwulst in irgend einem Teile der Hornhaut, bisweilen stap ylom' weisslich, manchmal schwarz und halb durchsichtig; ihr Sitz ist zwischen den „Striae" oder Lamellen der Hornhaut. Sie entstehen nach heftigen Entzfindungen, wachsen bisweilen so stark, dass sie platzen. Wenn die Blasé geplatzt ist, schrumpft sie manchmal zusammen; oft endet sie in Eiterung und hinterlasst alsdann eine trübe Narbe; bisweilen gibt es nur eine solche Blasé, bisweilen auch mehrere, siehe Observ. Colleg. cas. Seite , die Beobachtung dieser Krankheit bei einem Waisenknaben. Die Hornhautoberflache ist in diesem Fall sehr oft ganz voll roter Gefasse, woher es leicht verstandlich ist, dass die Prognose sehr schlecht ist. Auch schrieb Aetius loc. cit. Seite 314. G.: „dass nur mitMühe „Staphylome geheilt werden die einen grösseren Boden haben und „reich an blutüberfüllten Venen sind; unheilbar sind aber jene welche „hervorragen und von verschiedener Farbe sind und Schmerzen in „der Schlafengegend verursachen; bei denen lasst sich gewiss „nichts anderes anwenden," sagt er, „als schmerzstillende Mittel." Ihr werdet euch erinnern dass ich in Bezug auf den erwahnten Jüngling dasselbe prophezeit habe. Doch muss die Chirurgie die Staphylome bisweilen angreifen, namlich wenn sie die Augenlider offen halten und zu Entstellurg Anlass geben; man muss den Kranken aber warnen und ihm dasjenige vorhalten was Aetius sagt ibid. E.: „dass es für die arztliche „Kunst unmöglich ist das kranke Auge in seinen natürlichen „Zustand zurückzubringen, dass einer Verunstaltung des Aeussern „aber vorzubeugen sei." Von der Operation werde ich im nachsten Paragr. reden; sie ist namlich dieselbe wie dort; von ausseren Heilmitteln sage ich nichts, weil ganz dieselbe und ahnliche Mittel angewandt werden müssen, wie bei der Ophthalmia und den Geschwüren der Augenhüllen. § 4. Manchmal kommt es vor, dass die ganze Hornhaut, nach Ueber das Augenentzündungen undurchsichtig geworden, und von verschie- s°genannte denen Venen durchsetzt, sich emporhebt und alsdann so rasch anwachst, dass die Augenlider offen bleiben, infolge dessen durch die Reizwirkung der Luft und anderer Sachen, fortwahrendes Jucken, Entzündung und Tranenfluss entstehen. — 216 — Praeter ea incommoda etiam foedum adspectum habet id vitium, requiritque Chirurgiam, ut si oculo videre non posset aeger, eo saltem non continue afficiatur. Difficile est dicere quaenam curationis sit indicatie: dependet illa corneae extensio ab aqueo humore nimia quantitate secreto, eam si cohibere possemus facta punctura, subito malum tollere possemus. Ipse id tentavi Harlingae in puelfula hoe vitio laborante: cultello celebris de la Fayi, cataractae extractioni dicato, mediam partem corneae deorsum aperiebam, effluebat omnis humor aqueus, corrugabatur cornea absque ullo superaccidente symptomate, iterum coalescebat vulnus sed intra quinque dierum spatium de novo aqua turgebat ut ante. Periculum id eci non quia effectum inde sperabam sed quoniam extractionem cataractae methodo Davielliana meditans prius experiri voluerim utrum cornea secari possit absque dolore et iterum coalescere absque inflammatione. staphyiomatis Veteres omnes fere eadem ratione Chirurgiam tradunt, exponam cornece Celsi methodum primum, dein Pauli et Aetil Celsus par. 11, lib. 7, juxta"veteres Pa2" 431 ita Chirurgiam administrandam esse docet: „Ad ipsas „radices per mediam transsuere acu duo lina ducente, dein alterius „lini duo capita ex superiori parte, alterius ex inferiore adstringere „inter se, quae paulatim secando id excidant." Exempli gratia: ponamus A. staphyloma, B. C. acus quae prius cum duobus linis trajicitur, D.A.E, F.A.G: ligantur duo extrema ad J. altera ad H. — 217 - Ausser diesen Unbequemlichkeiten verleiht dieses Uebel dem Auge einen abscheulichen Anblick und fordert es notwendig chirurgische Hilfe, damit wenn der Kranke mit dem Auge nicht sehen kann, er wenigstens nicht immer Schmerzen hat. Es ist schwierig zu bestimmen, welche die Indikation zur Behandiung ist; jene Dehnung der Hornhaut ist abhangig von dem Kammerwasser, das in zu grosser Quantitat abgesondert wird; wenn wir dies durch Anlegen einer Punction in Schranken halten könnten, könnten wir die Krankheit sofort ausheilen. Ich selber habe es in Harlingen bei einem Madchen, das an diesem Uebel litt, versucht. Mit dem Messer von de la Faye, das zur Starausziehung bestimmt ist, öffnete ich den mittleren Teil der Hornhaut nach unten; die ganze wasserige Flüssigkeit floss hinaus, die Hornhaut schrumpfte zusammen ohne irgend welche Nebenerscheinung; die Wunde verklebte wieder, aber innerhalb eines Zeitraums von 5 Tagen schwoll sie durch neues Wasser von Neuem wieder an wie zuvor. Ich habe diesen Versuch nicht ausgeführt, weil ich mir davon einen Erfolg versprach, sondern weil ich die Starausziehung nach der Methode nach Daviel überlegte und zunachst versuchen wollte ob die Hornhaut ohne Schmerzen durchschnitten werden konnte und ob die Wunde sich wieder ohne Entzündung verschloss. Alle altere Autoren erwahnen ungefahr dieselbe chirurgischezto5fa/>A.y/om; Behandiung. Ich werde zunachst die Methode von Celsus ausein- operation andersetzen, dann die von Paulus und Aetius. Celsus schreibt"afA dlte' ren Au teren. auf Seite 431, Par. 11, Buch 7, dass der Eingriff in dieser Weise gemacht werden soll: „Man soll das Staphylom gerade an „seiner Basis mit einer zwei Faden führenden Nadel durchbohren, „alsdann die zwei Enden des einen Fadens nach der oberen, „die beiden Enden des anderen Fadens nach der unteren Seite „verknüpfen, so dass sie durch allmahliches Schneiden das Staphylom „abschneiden." Setzen wir voraus A sei das Staphylom, B C die Nadel, die zunachst mit zwei Faden hindurchgeführt wird, DAE und F AG, Zwei Enden werden geknüpft in I, die beiden anderen in H. — 218 — Si Heisterum consulimus patebit eum quamquam Tab. 18, fig. 4, 5, 6, 7, hanc methodum exponat, eam non administrasse, nam impossibilis penitus est propter sequentia, primum simulac acus trajicitur, aqua seu humor aqueus effluit juxta acum et dum uti, Celsus sursum et deorsum vel a latere juxta Heisterum pag. 627 § 5, adstringimus, radicem tumoris non comprehendunt sed ad se mutuo nodi accedunt ut in figura altera A et B, forsan impossibile non est ut retineant, dum acinus magnus et longus est, sed id rarissime contingit. Paulus videtur id incommodum expertus fuisse nam Lib. 6, Cap. 19, pag. 557, praecipit „primum acum „(ex J. in H.) ex internis sursum per staphylomatis fundum esse „trajiciendam: et alteram acum duplex filum ducentem ex „transverso transigendam esse, et manente priori acu, et secta „ansa fili, extrema sursum et deorsum esse liganda, dein acu „sublata imponenda esse lenia infusa, donec fila una cum staphy„lomate excidant." Aetius modo plane simili Chirurgiam describit ibid. pag. 314, Cap. 35; sed in staphylomatibus angustum fundum habentibus, ligatura facta abscindit staphyloma. St. Yves pag. 174, Cap. 11 monet se propter dolores, qui hanc operationem concomitantur, aliam excogitasse; nullam verum mentionem facit difficultatis, quae tarnen adeo magna est ut fere - 219 - Wenn wir Heister zu Rate ziehen, wird sich herausstellen, dass er, wiewohl er auf Taf. 18 Fig. 4, 5, 6, 7 diese Methode beschreibt, sie nicht angewandt hat, denn sie ist durchaus unmöglich auszuffihren wegen ihrer Folgen; erstens fliesst, sobald die Nadel hindurchgestochen wird, das Wasser oder die wasserige Feuchtigkeit an der Nadel entlang hinaus, und wenn wir wie Celsus nach oben und unten, oder wie Heister Seite 6, § 5 nach den Seiten hin anschnüren, so umfassen die Faden nicht die Wurzel der Geschwulst, sondern die Knoten nahem sich gegenseitig, wie in der anderen Figur bei A und B; es ist vielleicht nicht unmöglich, dass sie an ihrer Stelle bleiben, wenn das Staphylom sehr gross und lang ist; das geschieht aber sehr seiten. Paulus scheint diese Schwieriekeit erfahren zu haben. denn auf Seite 557 Lib. 6, Kap. 19 lehrt er: „dass zunachst eine „Nadel von unten nach oben durch den Boden des Staphyloms „durchgeführt werden müsse, und eine zweite mit doppeltem „Faden armierte Nadel in querer Richtung, und dass alsdann „wahrend die erste Nadel an ihrer Stelle bleibt, und nachdem die „Litze durchschnitten ist, die Enden des Fadens nach oben und „unten geknüpft werden müssen; danach müsse die Nadel entfernt „werden, und sollen leichte Infusa eingetropft werden, bis sie „die Fëden zugleich mit dem Staphylom durchschneiden." Aetius beschreibt die Operation in vollkommen ahnlicher Weise; ibid. Seite 314, Kap. 35. Bei Staphylomen aber, welche einen schmalen Boden haben, schneidet er nach dem Anlegen der Ligatur das ganze Staphylom ab. St. Yves erwahnt auf Seite 147, Kap. 11, dass er wegen der Schmerzen, welche diese Operation begleiten, eine andere ersonnen hat; er erwahnt aber gar nicht die Schwierigkeit dieser Operation — 220 — impossibilitatem secum trahat. En, quid mihi acciderit! Dum Harlingae Anno 1751 coram Med. Doet. Struntia et De Reus, puellae sex annorum (memoratae pag. 128 hujus M.S.S.) Staphyloma Methodo Celsiana tollerem, uti jam monui, humor omnis aqueus effluebat guttatim juxta acum, et tumor non ligabatur verum nodi vid. pag. 129. transversam lineam efficiebant; hinc ilico inflammatio horrenda, dolor, febris et suppuratio, quae omnia licet remediis aptis leniebantur, tolli propter ligaturam non poterant; metuebam valde; interim octavo die fila sponte excidebant et cornea se applicabat accrescebatque directe uveae, eratque in posterum plana; palpebrae obtegebant oculum, et eatenus scopo satis factum erat. Rite autem examinata hac Chirurgia patet tantum inflammationem et suppurationem productas fuisse, quibus omnia organa aqueum humorem secernentia adeo fuerunt destructa ut nova alluvies non posset amplius distendere corneam. Nonne probabile est, setaceo simpliciter trajecto et suppuratione promota, idem effici posse? Si jam operatio fit methodis a Paulo et Aetio descriptis, nonne lapsa ligatura, idem contingit ? scil: nonne cornea applicatur uveae? Id non notarunt veteres. Chirurgia Heisterus ib. pag. 627 § 6 adnotat, se propter nimios dolores juxta et suppurationes Celsianam methodum seposuisse et prehenso re wres. staphvlomate seu clavo duobus digitis forfice idonea ad radices abscidisse: quanta fuerint haec staphylo mata, non percipio, etiam non qua ratione humores reliqui retineri potuerunt: profluere enim deberent, aeque in hac quam in methodo a St. Yves prolata, de qua mox agam. St. Yves duplici modo tollit staphylomata, parva scil. quae inte- — 221 — die doch so gross ist, dass sie die Operation fast unmöglich macht. Sehen wir, was mir passierte. Als ich in Harlingen im Jahre 1751 in Gegenwart von Dr. Struntia und Dr. de Reus bei einem sechsjahrigen Madchen, von dem schon oben die Rede war (auf Seite 128 dieser Handschrift), ein Staphylom nach der Methode von Celsus abtragen wollte, floss, wie ich schon erwMhnt habe, die ganze wasserige Feuchtigkeit tropfenweise an der Nadel entlang, aus dem Auge und die Geschwulst wurde nicht abgebunden, aber die Knoten bildeten eine transversale Linie (siehe Seite 128); hieraus entstand sofort eine furchtbare Entzündung, Schmerzen, Fieber und Eiterung, welche obwohl sie mit geeigneten Mitteln gelindert wurden, wegen der Ligatur nicht gehoben werden könnten; ich hatte grosse Furcht; inzwischen rissen am achten Tage die Faden spontan, und legte die Hornhaut sich direct der Uvea an, verwuchs mit dieser, und blieb nachher flach; die Lider bedeckten das Auge, und insofern war der Zweck erreicht. Wenn wir diese Operation aber gehörig untersuchen, so zeigt sich, dass nur eine Entzündung und eine Eiterung erzeugt worden waren, durch welche alle das Kammerwasser absondernde Organe so sehr zerstört wurden, dass kein neuer Zufluss von Kammerwasser die Hornhaut weiter ausdehnen konnte. Ist es nicht wahrscheinlich, dass wenn einfach ein Stift hindurchgeführt und dadurch eine Eiterung angeregt wird, dasselbe erreicht werden kann? Wenn die Operation geschieht naph den von Paulus und Aetius beschriebenen Methoden, geschieht dann beim Abgleiten der Ligatur nicht dasselbe? das heisst, wird die Hornhaut nicht gegen die Uvea angelegt? Die Alten haben dies nicht bemerkt. Heister berichtet auf Seite 627 § 6, dass er die Methode vonDie operation Celsus wegen des heftigen Schmerzes und der Eiterung ver- "bei'den""1 lassen hat und dass er das Staphylom oder den Clavus mit Jongeren. zwei Fingern gefasst und alsdann mit einer geeigneten Schere an seinem Ansatz abgeschnitten hat. Wie gross diese Staphylome gewesen sind, verstehe ich nicht, weder in welcher Weise die übrigen Safte zurückgehalten werden könnten; denn die werden doch hervorquellen müssen sowohl bei dieser wie bei der Methode von St. Yves, von der ich jetzt reden werde. St. Yves entfernt die Staphylome in zweifacher Weise; das — 222 — gram corneam non occupant, acu perforat filum ducente, dein arreptis extremis fili ea primum crispat, tandem trahit ad se tumorem atque lanceola dividit ad basin seu forfice, deligat vulnus aqua simplici, additis aliquot guttis spiritus vini vid. pag. 174, Cap. 11 in fine; adnotat nihil mali adferre, etiamsi aqueus humor exeat. Magna vero Chirurgia adgreditur ut oculum artificialem applicare possit pag. 276 cap. uit.; scilicet tollit corneam et uveam ad distantiam lineae ultra corneam quo facto omnes humores effluunt; globus igitur se contrahit minuiturque ita ut oculus artificialis applicari possit de quo postea pag. 200. Damnat autem eorum modum, qui lanceola satis magnum vulnus corneae infligunt ad evacuandum totum globum, Confer. pag. 175, ad fin. Cap. 11. Quaratione absque symptomatibus horrendis cornea cum uvea abscindi possit non valde evidens est; omnia vix fieri posse crederem, nisi Heisterus testaretur se hoe modo staphyloma sanasse pag. 627, in fine par. 8. Qui plura de staphylomate desiderat, consulere debet Mauchart : dissert. de hoe vitio insertam vol. 1. Chir. Haller I pag. 501. De therapeia hujus vitii agam, ubi remedia oculorum in genere pertractabo. De hypopyo. § 5. Saepe inflammatio, licet in externa adnatae et corneae superficie nata, intra oculum tragoedium ludit, unde pus intra utramque humoris aquei cameram colligitur, quod gravitate sua ejus fundum petens lunatam figuram a, b, c, efformat propter ipsius corneae seu camerae formam. Recte Aetius ibid. pag. 309, Cap. 27, observat, unguem dici, cum a profundiore ulcere pus defluens et inter tunicas illapsum, et in circulo iridis figuratum similem ungui resecto imaginem prae se fert; pure vero ampliori collecte, et dimidium nigri occupante, aut per totam corneam - 223 — heisst die kleinen, die nicht die ganze Hornhaut betreffen, durchbohrt er mit einer einen Faden führenden Nadel; alsdann fasst er die Enden des Fadens und schlingt dieselben um das Staphylom, schliesslich zieht er die Geschwulst an und trennt sie an ihrer Basis mit einer kleinen Lanze oder mit der Schere; er verbindet die Wunde mit einfachem Wasser, unter Beimischung einiger Tropfen Spiritus vini, siehe Seite 174, Kap. 11 ; er fügt hinzu, dass es nicht schadet, selbst wenn das Kammerwasser abfliesst. Die grossen Staphylome aber greift er in chirurgischer Weise an, damit er ein künstliches Auge einlegen kann, Seite 276; das heisst, er entfernt die Hornhaut und die Uvea in einem Abstande von einer Linie ausserhalb der Hornhautgrenze; alsdann fliessen alle Augensafte ab, der Augenapfel zieht sich also zusammen und verkleinert sich, sodass ein künstliches Auge auf ihn angebracht werden konnte, von dem spater die Rede sein wird, Seite 133. Er verwirft aber die Methode derjenigen, die mit der Lanze eine Hornhautwunde machen, die nur gross genug ist um den ganzen Bulbus zu entleeren, vgl. Seite 175 ad fin. Kap. 11. Wie man ohne furchtbare Symptome die Hornhaut und die Uvea zusammen abschneiden kann, ist schwer verstSndlich; ich würde kaum glauben, dass Alles geschehen könnte, wenn nicht Heister gezeugt hStte, dass er Staphylome in dieser Weise behandelt hatte; Seite 627 in fine par. 8. Wer mehr von den Staphylomen zu wissen wünscht, muss die Abhandlung von Mauchart über diese Krankheit zu Rate ziehen, aufgenommen in Bnd. 1 Chir. Hall. Seite 401. Von der chemischen Behandiung dieser Krankheit werde ich spater reden, wo ich die einzelnen Augenmittel im Allgemeinen behandeln werde. § 5. Oefters erzeugt eine Entzündung, obwohl sie an der ausseren Ueber Oberflache der Hornhaut oder der Bindehaut ihren Anfang genommen Hypopyon. hat, im Innern des Auges ein ganzes Trauerspiel, wodurch in beiden Kammern der wasserigen Feuchtigkeit Eiter angesammelt wird, der infolge seiner Schwere auf den Boden sinkt und wegen der Form der Hornhaut oder der vorderen Augenkammer eine mondförmige Gestalt annimmt. Richtig bemerkt Aetius ibid. Seite 309, Kap. 27, dass von „unguis" geredet wird, wenn der aus einem tiefen Geschwür hinabfliessende und zwischen die Hornhaut- — 224 — tunicam pellucente suppuratum esse oculum dicimus, ibid. B.—C. Causas easdem recenset, quas indicavimus. Paulus licet brevius tarnen eodem modo id vitium describit, et id est unguem vocat, pag. 436. Cap. 22. ex Galeno. Galenus vero id in adscripta Introd. pag. 59. A. lin. 4. id vitium Hypopyon vocat. Hypopyon universam irim pure occupat, vel ejus dimidium: similiter etiam juxta Castelli suffragium Galenus in Method. medendi lib: 14. Cap. 19 id definit; convenit etiam id vocabulum melius quam ovrg, quoniam id aequivocum est, et aeque pterygium quam hypopyon designat; consule de hac voce Castellum pag. 542. Morbo hoe praesente indicatio curativa quadruplex esse potest; discutere materiem remediis externe adplicatis, 2do rumpere, et repurgare juxta Paulum ibid. id est foras ducere per corneam 3tio concussione dissipare pus, et 4to corneam lanceola aperire et puri exitum praebere, qui modus cum secunda convenit, nisi quod simplicior sit. I. Discutitur pus saepe cataplasmatibus emollientibus externe applicatis et collyriis ex thure et similibus: tum vero inflammatio penitus sedata supponitur et pus absque ulla acrimonia; absorbetur tum cum humore aqueo atque ita discutitur. — 236 — Mydriasis proprie est dilatatio pupillae, quae pro tempore tantum locum habet, uti in pueris, qui acido in primis viis vel vermibus laborant; evidentius autem in colicae pictaviensis affectibus, visum enim et illi recuperant dum morbus solvitur. Dilatationem pupillae in pueris saepissime lumbricorum esse signum Cl. Coopmannus primus observavit vid. Monroum de nervis pag. 151 not. a, in nervum intercostalem. Ex omnibus his tarnen patet quam aegre curabile vitium esse debeat, dum omnes enumeratae causae adeo difficulter eliduntur1). De tabe § 2- Priori contrarium vitium est quod Phtysis vel Tabes pupilpupuiae. lae a veteribus nuncupatur. Actuarius ibid. pag. 184. D. pupillae diminutionem esse scribit, ita etiam Aetius ibid. Cap. 53. sed absque oculi macie, illa enim Atrophia audit. Aetius objecta aegris majora quam sint videri observat, ita etiam Paulus ibid. pag. 438. A. Actuarius autem contrarium sentit, nam minora apparere adnotat ibid. pag. 184 in fine C. D. Galenus in adscript. Introduct. pag. 59. A.B. utrumque vitium quidem eodem modo definit; verum circa objectorum apparentiam nihil adnotat Fricationibus et unguentis caput praecipue curandum esse volunt. Nunquam id vitium sponte natum vidi, quidem in singulari amauroseos specie de qua postea: contigit autem aegro Franequerae cujus cataractas Davielliana methodo extraxeram, ut pupilla valde esset contracta per longum tempus: objecta ei omnia adeo parva videbantur ut risum tenere vix posset, dum nos adspiceret, dum cum Cl: Coopmanno oculos ejus deligarem. Ex tali causa igitur ')• Mauchartus elegantcm dissertationem de hoe vitio edidit vid. Haller, Disp. Chir. No. 27 pag. 547. — 237 — Durchfall das Sehvermögen wieder erhielten. Die Krankheitsursache lüsst sich aber schwer herausfinden, denn sie kann entstehen durch eine Erkrankung der Netzhaut oder durch eine Lahmung des Sehnerven und dann gehort sie eigentlich zur Amaurosis, von der ara gehörigen Orte die Rede sein wird. Mydriasis ist eigentlich die Pupillenerweiterung, die nur vorübergehend auftritt, wie bei Kindern, die an SMure im Magen oder an Würmern leiden; noch deutlicher aber ist es bei den an Malerkolik Erkrankten, denn auch diese erlangen ihre Sehscharfe sofort wieder zurück, wenn die Krankheit in Heilung geht. Coopmann hat mitgeteilt, dass die Pupillenerweiterung bei Kindern sehr oft ein Zeichen von Würmern sei, siehe Monro, de Nervis Seite 151, not. a. über den Intercostalnerv. Aus allen diesen Autoren geht aber hervor, wie schwer zu heilen das Uebel sein muss, da alle aufgezahlten Ursachen so schwer zu beseitigen sind1). § 2. Dem erstgenannten Uebel entgegengesetzt ist jenes, das ueber Tabes von den Alten Phtysis oder Tabes pupillae genannt wird. pupaiat. Actuarius schreibt ibid. Seite 184d, dass es eine Verkleinerung der Pupille ist; so auch Aetius ibid. Kap. 53, aber ohne Verkleinerung des Auges, denn diese heisst „Atrophia". Aetius berichtet, dass die Gegenstande dem Kranken grösser erscheinen als sie sind, so auch Paulus ibid. Seite 438 A. Actuarius ist aber entgegengesetzter Meinung, denn er schreibt, dass die Gegenstande kleiner erscheinen, ibid. Seite 184 am Ende C. D. Galenus beschreibt die beiden Uebel inAdscript. Introduct. Seite 59 zwar in gleicher Weise; von der scheinbaren Gfösse der Gegenstande aber schreibt er nichts. Sie sind der Meinung dass besonders der Kopf mit Abreibungen und Salben behandelt werden muss. Nie habe ich diesen Fehler spontan entstehen sehen; nur in einem besonderen Fall von Amaurosis, von dem ich spater spreche; in Franeker aber geschah es bei einem Kranken, dessen Star ich nach der Methode von Daviel extrahiert hatte, dass seine Pupille langere Zeit hindurch sehr eng war; alle Gegenstande erschienen ihm so klein, dass es ihm l) Mauchart hat eine schöne Abhandlung über diese Krankheit ausgegeben, siehe Haller. Disp. Chir. No. 27. Seite 547. „fiunt; est autem et hoe celebre ad ipsum Cadmiae, aeris, Chal„citidis crudae, sing. Dr. Unc. I, Aeruginis Dr. III, Myrrhae Dr. II „et dimidiam, croci Dr. III, Salis ammoniaci Dr. IIII, Gumm. Dr. IV. „excipe vino veteri astringenti". Talia et similia deinceps addit, quae vero mihi minus efficacia videntur. Staphyloma § 5. Staphylomata uveae dicuntur ubi uvea acinum exaequant; uveae- talia vero hodie frequenter accidunt post Daviellianam methodum, praesertim si ilico non post factam operationem adstringentia et vinosa oculo applicantur. Ipse vidi staphyloma uveae obortum dum prima vice hanc encheiresin Franequerae institueram, propter blanda et demulcentia, quae oculo adplicaveram; sed mutata indicatione et applicatis repulsoriis se contrahebat uvea, jam foras pendula, et sanabatur muiier, pupilla vero non in medio corneae erat, videbat tarnen optime post sanatum corneae vulnus. CAPUT SECUNDUM. De Vitiis Capsulae Lentis Crystall. Macuiae cap- § 1 ■ Lens Crystallina includitur capsula membranacea, quae suiat Untis. parte sua anteriori qua pupillam spectat, tenacior et densior est, parte postica extra conspectum nostrum posita. Prior itaque aeque ac reliquae oculi tunicae inflammari potest, ulceribusque affici, quae super eam maculas relinquunt insanabiles, visumque impedientes, ita ut coeci sint aegri veluti suffusione laborantes. Pupilla eo in casu est ampla nisi concreta sit uvea lenti, veluti in suffusionibus et pone eam corpus albicans conspiciatur, quod veram suffusionem seu potius Glaucoma mentitur. In eo autem nullae striae nullae divisiones, quemadmodum in vera suffusione. Monuimus incurabiles esse prorsus quoniam extra medici potestatem sunt; - 243 - an, Seite 313, Kap. 33. G.H. „besonders jene, welche aus Wein „gemacht werden; es giebt aber dieses berühmte Mittel von Zinkerz „und Kupfererz je dr. I unc. I, Kupfergrfin dr. III, Myrrhe dr. 2V», „Safran dr. III, Sal. ammoniac. dr. IIII, Gumm. dr. IV. excipe vino veteri". Solche und ahnliche, fügt er gleich nachher hinzu, welche mir aber weniger nützlich erscheinen. § 5. Von Uvealstaphylomen redet man, wenn die Uvea eine Uveaistathygewisse Aehnlichkeit mit einer Traube erlangt; diese kommen Ume' heutzutage öfters vor nach der Starextraction nach Daviel, besonders wenn nicht sofort nach dem Ende der Operation Adstringentia und Vinosa auf das Auge appliciert werden. Ich selber habe ein solches Uvealstaphylom entstehen sehen, als ich in Franeker zum ersten Male diese Operation ausgeführt hatte, infolge der „blanda" und „demulcentia", die ich auf das Auge angewandt hatte: nach Aenderung der Indikation aber und nach Anwendung von Repulsoria zog die Uvea sich zusammen, obwohl sie schon vorgefallen war, und die Frau wurde geheilt; die Pupille fand sich zwar nicht ganz in der Mitte der Hornhaut, die Kranke konnte aber nach der Heilung der Hornhautwunde ausgezeichnet sehen. § 1. Die Krystalllinse ist in einer membranösen Kapsel einge- FUcken auf schlossen, welche in ihrem vorderen Teile, wo sie der Pupille gegenüberliegt, zaher und dicker ist, wahrend der hintere Teil nicht hapstL wahrgenommen werden kann. Dieser vordere Teil kann also ganz wie die übrigen Augenhüllen in Entzündung geraten, und von Geschwüren befallen werden, welche Flecken auf ihr zurücklassen, die unheilbar sind und das Gesichtsvermögen derart behindern, dass die Kranken blind sind als liften sie am Star. Die Pupille ist in diesem Falie erweitert, es sei denn dass die Uvea mit der Linse verwachsen ist, wie bei Linsentrübungen, und hinter ihr ein weissliches Gebilde zu sehen ist, welches eine ZWEITES KAPITEL. Von den Krankheiten der Linsenkapsel. 16* — 246 — „manu curandum est. Inter initia nonnunquam certis observatio„nibus discutitur, etc." Hodie vero suffusio cataracta licet improprie nuncupatur, a Nostratibus een vlies, a Germanis der Star, uti ex Bartischio aliisque patet. Ex Pauli descriptione patet Graecos recentiores Glaucoma vitium lentis habuisse, suffusiones vero seu cataractas, praeterfusiones id est concretiones seu tunicas natas inter crystallinam lentem et uveam. Haec opinio per insequentes se mutuo generationes ad nos pervenit, divisitque recentiores medicos oculares ita ut quidam membranas seu velamenta inter uveam atque crystallinam generari posse negarent, omnemque cataractam lentis crystallinae obscurationem esse putarent: dum alii veterum sententiam fortiter defenderent. Innitebatur ultimorum opinio falsa notione, quam de humorum situ intra oculum fovebant;- sed ex veterum doctrina melius elucescet unde error is ortum duxit. Celsus de oculorum Natura § 13, pag. 432 expressis verbis dicit, qua parte pupilla est, locum vacuüm esse lin: 20 id est, pone uveam interque eam et Chorioideam; idem repetit pag. 433, § 14, de suffusione; in fundo oculi ponebat guttam humoris, ovi albo similem, a qua videndi facultas proficisceretur, eaque a Graecis xor) Aber in einem Abstande der Lange des Sondenknopfes von der Iris, ibid. F. G.; von dem wir keine VorsteUung haben, wie er ganz richtig bemerkt hat Petit verstand nach den Mém. de 1'Acad. Royale des Sciences Ann. 1725, Seite 24 unter ,Caput" den Griff der Sonde. — 270 — acu suffüsionem, tum omnes veluti humores turbabant, et laedebant excepto aqueo: igitur id idem tum ocularii faciebant quod hodie. Chirurgia § 10. De vera methodo deprimendi cataractas et de sede quam Recentiorum. occupant dum haerent, nemo melius egit Petito medico sc. Mem. de 1'acad. R. de Scienc. Anno 1725. pag. 8. ubi simul veterum dogmata circa hanc Chirurgiam explanantur, praesertim Celsi ; mentionem etiam facit diversarum distantiarum, ad quas sclerotica perforata fuit. Petitus eligit distantiam 4. linearum; Nuckius ad distantiam latitudinis straminis oculum perforabat; Theodorus Majernae inter corneam et angulum minorem, Blanco ad distantiam 2. vel 3. testons, id est nummorum Gallicorum, olim 10. obolorum, adeoque ad distantiam crassitierum trium talium nummorum. Haec ex Petito ibid. pag. 24. La Fayus 2. vel 27a lineas ponit, vid. not. in Dionys. pag. 551 not. (a); Scharpius 1 lineam, surgery pag: 163. Gunzius medium locum inter corneam et angulum minorem eligit oculo moto versus majorem angulum uti Tab. 10. Fig. 1. videri potest Tom. 2. Haller. Disp. Chir. pag. 140. § 5. Notandum ibidem etiam celeberrimorum medicorum ocularium opiniones examinari. Bartischius ad distantiam lVa vel 2. crassitierum dorsi cultri vulgaris pag. 97. et Tab. 13. Vidi medicos ocularios et inter eos feminam hac Chirurgia celebrem Schouwermans dictam, quae acum demittebat tam prope angulum minorem quantum fieri poterat. Si has distantias inter se conferimus, patet Petitum recte adnotasse ibidem praecipuos medicos ocularios non exacte determinasse demittendi locum ibid. pag. 24. Recentiorum plurimi acubus usi sunt rotundis, non admodum crassis, alii ut facilius penetrarent tenuioribus ut Taylorus; ubi nimis plenae sunt seu crassae demitti praesertim in senum oculos non possunt propter corneae duritiem; id semel videre mihi contigit, adeo ut ab operatione desistere deberet medicus. Angli adhi- — 271 — kapsel öffnen und durch die Substanz des Glaskörpers hindurch die getrübte Linse niederdrücken; wenn sie den Star aber mit der Nadel zertrümmerten, dann zerstörten und verletzten sie gewissermassen alle Augensafte, ausgenommen die wasserige Flüssigkeit; das machten die Augenarzte damals also in gleicher Wéise wie heute. § 10. Von der richtigen Methode Stare niederzudrücken, und operation der von der Stelle, welche sie einnehmen, wenn sie stecken bleiben, Jünsermhat keiner besser geschrieben als der Arzt Petit, nl. Mém. 1'Académie royale des sciences Anno 1725, Seite 8, wo ebenfalls die Ansichten der Alten über diese Operation erklSrt werden, besonders die von Celsus: auch erwahnt er die verschiedenen Abstande, in welchen die Skiera durchbohrt wurde. Petit wahlte einen Abstand von 4 Strich von der Hornhaut; Nuck durchbohrte das Auge in einem Abstande von der Dicke eines Strohhalms, Theodore Mayerne in der Mitte zwischen der Hornhaut und dem ausseren Augenwinkel, Blanco im Abstande von 2 oder 3 Testons, das sind französische Münzen, früher 10 Obolen, also in einem Abstande gleich der Dicke von drei solchen Münzen. Dies aus Petit Seite 24. La Faye giebt 2 oder 27a Strich an, siehe not. in Dionys. Seite 551.; Sharp. 1 Strich, Surgery Seite 163.; Gunz wahlt die Mittelstelle zwischen der Hornhaut und dem ausseren Augenwinkel, wenn das Auge nach dem inneren Augenwinkel gewendet ist, wie aus Taf. 10, Fig. 1, hervorgeht, siehe Tom. 2, Haller, Disp. Chir. Seite 140 § 5. Beachtenswert ist dass an dieser Stelle die Meinungen der berühmtesten Augenarzte erwahnt werden. Bartisch im Abstande von 172 bis 2 Mal die Dicke eines gewöhnlichen Messerrückens, Seite 97, Taf. 13. Ich habe Augenarzte gesehen und unter diesen eine Frau, welche durch diese Operation sehr berühmt war und Schouwermans hiess; welche die Nadel so nahe am ausseren Augenwinkel hindurchführte wie nur möglich war. Wenn wir diese Abstande unter einander vergleichen, geht daraus hervor, dass Petit zurecht bemerkt hat, dass die meisten Augenarzte nicht genau die Einführstelle bestimmt haben, Seite 24.Die meisten der Neueren haben runde, nicht sehr dicke Nadeln benützt, andere gebrauchten dünnere damit sie leichter eindringen, wie Taylor; wenn sie zu schwer oder zu dick sind, können sie besonders in Augen von aiteren Kranken wegen der Harte der 272 — bent hastatas uti Chesseldenus aliique; his certe facilius perforare possunt verum alii adhibent sulcatas, uti in not. la Faye in Dionys. pag. 557 quibus primum cornea perforari potest, et dein juxta sulcum acus rotunda demitti. Acus illas varias depingi curavit Heisterus ib.Tab. 17. Chesseldenus utebatur manubriis longioribus octogonis, quorum unum latus nigro colore distinctum erat, ut de acie instrumenti aptius judicari posset, vid. Anat. Tab. 36. pag. 317. a Scharpio acus integra depicta est, Op. of Surgery pag. 169. Tab. 10, Fig. A. eaque est hastata. De oculi in universum adnotare possum me id incommodum saepius natum specuiis. vidisse ex rotundarum acuum applicatione, quod totus bulbus foveam acquireret, dum demitteretur, et semper difficultatem insignem dum adplicarentur. Ipse usus sum hastata acu aliquando cum successu, eas saltem ego praeferrem si acu deprimenda esset suffusio. Recentiores uti veteres digitis suis duobus alterius manus apertas tenebant palpebras, id vero aliquando difficile non modo verum impossibile est, v.g. in macilentis, in senibus praesertim et in iis quorum orbitae valde parvae sunt. Invenerunt igitur machinas quibus oculum immobilem retinerent ex ferro, cupro metallove alio formatas, eisque speculi nomen dederunt. Varia videre potestis apud Heisterum Tab. 17 et fig. 15. quod oculo utrique adplicari poterat uti A.B. vel fig. 16. quod propter mobilitatem cruris CD. omnibus oculis accommodari potest. Sharpius ibid. Tab. 10, fig. B. egregium simplex speculum utrique — 273 — Hornhaut nicht eingeführt werden; ich habe dies einmal gesehen und der Arzt musste mit der Operation aufhören. Die Englander wie Cheselden und andere gebrauchen speerförmige Messer; mit diesen können sie gewiss leichter die Augenhüllen durchbohren, aber andere gebrauchen gefurchte Nadeln, wie de la Faye in Not. in Dionys. Seite 557, mit denen zunachst die Sclera durchbohrt werden kann, wahrend alsdann an der Furche entlang eine runde Nadel hineingeführt wird. Heister hat die verschiedenen Nadeln abbilden lassen, jb. Taf. 17. Cheselden benützte langere achteckige Handgriffe, deren eine Kante durch eine schwarze Farbe gekennzeichnet war, damit über die Scharfe des Instrumentes besser geurteilt werden konnte, siehe Anat. Taf, 36, Seite 317; von Sharp ist die ganze Nadel abgebildet in Op. of Surgery Seite 169, Taf. 10, Fig. A. und diese ist eine speerförmige. Im Allgemeinen kann ich erklaren dass ich öfters aus der Anwen- ueber dung runder Nadeln dieses Ungemach habe entstehen sehen, dass Lidh&iter. der ganze Augenapfel eine Delle bekam, wenn die Nadel eingestochen werden sollte, und dass ich immer grosse Schwierigkeiten bei der Anwendung gesehen habe. Ich selber habe bisweilen mit gutem Erfolge eine speerförmige Nadel gebraucht; ich würde diese jedenfalls vorziehen wenn ein Star mit der Nadel niedergedrückt werden muszte. Die Jüngeren hielten wie die Aelteren die Lider offen mit zwei Fingern der einen Hand; dies ist manchmal aber nicht nur sehr schwierig, sondern selbst ünmöglich, z. B. bei mageren Individuen besonders bei alteren Leuten und bei denjenigen deren Augenhöhlen sehr klein sind. Man hat deshalb Instrumente ausgedacht, um das Auge zu fixieren und welche aus Eisen, Kupfer oder einem anderen Metall gebildet waren und man hat ihnen den Namen von Speculum = Lidhalter gegeben. Ihr könnt bei Heister, Taf. 17 verschiedene Formen sehen, auf Fig. 15 eines, das nur auf ein Auge angewandt werden konnte, wie AB. oder in Fig. 16 eines, das durch Beweg- 18 — 274 — oculo conveniens depinxit, quod motu pinnulae variis oculis accommodari potest. Encheiresis. Collocatur aeger in sedili non admodum alto, medicus ante eum sedet ita vero ut lumen directe cadat in oculum affectum: sanus inrerea splenio ac fascia deligatur, ne lumen obsit et ne motu oculi sani adfectus ad motum stimuletur. Minister excipit pectore suo aegri caput idque firmiter retinet; alii pulvillo interjecto. Aeger interim femora Chirurgi arripit vel alia ratione manus immobiles servat. Medicus deinceps vel pollice et indice vel speculo oculi palpebras aperit atque apertas tenet, cavendum tarnen ne speculo nimium globum comprimat, quapropter digitos speculis anteponendos censeo. Dextrum oculum sinistra manu et sinistrum dextra curat, aeque atque veteres; ambidexter igitur ut sit, quam maxime in hac Chirurgia desideratur. Jubet ut aeger oculum immobilem et versus angulum majorem teneat. Demittit tum acum e regione centri pupillae, ad duarum linearum distantiam a cornea per scleroticam in oculum, dirigendo acum versus pupillam: hic locus aptissimus est, si enim ad distantiam 4. linearum uti fecit Brissaeus perforatur oculus, tum etiam aponeurosis indignatorii musculi laeditur. Petitus egregie de hac encheiresi egit dissert: altera insert. Act. acad. royal. des Sciences A°. 1726 pag. 370 et figuris geometricis demonstrat non nimium — 275 — lichkeit des einen Schenkels CD. an allen Augen anzupassen ist. Sharp hat ibid. Taf. 10 Fig. B einen ausgezeichneten einfachen Lidhalter für beide Augen abgemalt, der durch Bewegung eines Federchens an verschiedene Augen angepasst werden kann. Der Kranke sitzt in einem nicht sehr hohen Stuhl; vor ihm^"5^ra""fn sitzt der Arzt in der Weise, dass das Licht direct auf das r ^er um' kranke Auge fallt; das gesunde Auge wird inzwischen mit einem Pflaster oder einer Binde verbunden, damit das Licht nicht schadet und damit nicht das kranke Auge durch die Bewegung des gesunden Auges zur Bewegung gereizt wird. Ein Assistent zieht den Kopf des Kranken gegen die Brust und halt ihn kraftig fest; andere legen ein Kissen dazwischen. Inzwischen umfasst der Kranke die Schenkel des Chirurgen oder er halt in anderer Weise die Hande unbeweglich. Der Arzt öffnet alsdann die Augenlider entweder mit dem Daumen und Zeigefinger oder mit einem Lidhalter, und halt sie geöffnet. Er soll aber darauf achten, dass er mit dem Lidhalter nicht zu stark auf den Augenapfel drückt, weshalb ich die Finger dem Lidhalter vorziehe. Er operiert das rechte Auge mit der linken Hand und das linke Auge mit der rechten, ganz wie die Alten; es ist bei dieser Operation also besonders erwünscht dass er ambidexter sei. Er befiehlt dem Kranken das Auge nach dem inneren Augenwinkel zu richten und unbeweglich zu halten. Dann sticht er die Nadel gerade gegenüber der Pupillenmitte und in einem Abstande von zwei Strich von der Hornhaut durch die Sclera in das Auge, indem er die Nadel nach der Pupille richtet; diese ist die geeignetste Stelle, denn wenn das Auge im Abstande von 4 Strich hinter der Hornhaut durchbohrt wird, wie Brisseau tat, wird auch die Aponeurosis des musculus indignatorius verletzt. Petit hat diesen Handgriff vortrefflich 18* — 318 — In equorum oculis naturalis est haec fabrica praesertim a parte pupillae superiore, quae in omnibus transversa est. Quando ad scleroticam attendimus, ejus vasa et adnatae turgida, sanguine atro rubentia videbimus, adeo ut mihi videatur vitium totum haerere in Choroidea seu praecipue vasculosa oculi membrana; impossibile etiam non est, retinam inde laedi propter vasa ejus sanguinea ultra modum distenta. Nisi fallor in feminis eam coecitatem pluries quam in viris vidi et semper in atrabilariis ac capillis intense nigris gaudentibus. Haec amaurosis species nullis cedit remediis adeoque insanabilis est habenda. Ex definitone mali patet, amaurosis signa petenda esse ex inspectione pupillae. Ergo pupilla quoniam nunquam se contrahit nisi dum lumen percipitur, immobilis esse debet et simul perampla, ita sane in omni ea cernitur, quae unice ab affectis nervis solis dependet. Adnotat vero St. Yves ibid. pag. 252, mobilem esse pupillam ubi unicus tantum oculus affectus est, praesertim si lumen incidit in oculum sanum. Obscurabitur igitur primum fascia quadam oculus sanus et examinabitur oculus affectus, cujus pupilla tum immobilis manet, licet lumen satis forte ingrediatur; verum aperto sano, non modo hujus sed et affecti oculi pupilla contraheretur, quod ex consuetudine verum esse potest, fateor autem me id nunquam satis accurate examinasse. Interim plura exempla ad manum sunt pupillarum post coecitatem mobilium in Actis Phys. Medicis vol. | obs. 159. et Mangeti Bibliothec. Chir. Tom. 3. Lib. 13. pag. 233. Ex iis quae de amaurosi ab affecta Choroide in medium tuli facile signa diagnostica possunt colligi, transeo igitur ad prognosin. — 319 — In Pferdenaugen ist dieses eine natürliche Bildung, besonders am oberen Rande der Pupille, die bei allen in transversaler Richtung verlëuft. Wenn wir auf die Sclera acht geben, so werden wir sehen, dass ihre Gefasse und die der Bindehaut geschwollen und rot vom Blute sind, sodass es meiner Ansicht nach wahrscheinlich ist, dass die Krankheit ganz in der Chorioidea verlauft oder besonders mit der gefassführenden Schicht verknüpft ist; es ist auch nicht unmöglich, dass die Netzhaut dadurch geschadigt wird, infolge einer übermassigen Dehnung ihrer Gefasse. Wenn ich nicht irre, so habe ich diese Blindheit öfter bei Weibern als bei Mannern beobachtet und immer bei Schwarzgalligen und bei Frauen mit tiefschwarzen Haaren. Diese Art von Amaurosis gibt keinem Heilmittel nach, und muss also als unheilbar betrachtet werden. Aus der Definition des Uebels geht hervor, dass die Zeichen der Amaurosis in der genauen Betrachtung der Pupille zu suchen sind. Weil die Pupille sich nie zusammenzieht, ausgenommen wenn Licht wahrgenommen wird, muss sie also starr sein und zu gleicher Zeit sehr weit; in der Tat sieht sie so aus in jedem Fall von Amaurosis, der einzig von einem Nervenleiden abhangt. St. Yves bemerkt aber ibid. Seite 252, dass die Pupille, wenn nur ein einziges Auge angegriffen ist, beweglich ist, besonders wenn das Licht in das gesunde Auge einfallt. Deshalb wird zunachst das gesunde Auge mit einer Binde verdunkelt werden müssen, und wird alsdann das kranke Auge untersucht werden, dessen Pupille dann unbeweglich bleibt, obwohl genügend starkes Licht hineinfallt; aber wenn das gesunde Auge geöffnet ist würde sich nicht nur die Pupille dieses, sondern auch die Pupille des kranken Auges zusammenziehen, was freilich aus Gewohnheit sein kann; ich gestehe aber, dass ich dies nie mit genügender Genauigkeit untersucht habe. Inzwischen liegen mehrere Beispiele von nach Blindheit noch beweglichen Pupillen vor der Hand in Actis Phys. medic. vol. 1 obs. 159 et Manoeti Biblioth Chir Tom. 3 Buch 13 Seite 233. Aus dem, was ich über Amaurosis durch Erkrankung der Chorioidea bemerkt habe, können leicht die diagnostischen Merkmale entnommen werden; ich gehe deshalb zur Prognosis über — 320 — Prognosis. Prognosis mihi videtur potius ex observationibus fide dignorum medicorum quam ex cognitione causae peti. Prostant exempla amaurosium sponte sanatarum vel ictu valido capite excepto, vel usu mercurii etiam millepedum aliorumque remediorum. Ea, quae gravidis solis accidit et a graviditate ortum duxit enixo partu sanatur, ita etiam et illa species quae Colicae Pictaviensi propria est; in universum tarnen difficilis habendus est morbus, et aegre sanabilis. Ubi ab affecta Choroide nata fuit ut jam diximus omnino insanabilis judicanda est. Antonius Maitre Jean igitur nimis audacter omnes omnino incurabiles pronuntiat pag. 306 „lapidem philosophorum" inquit „potius invenies, quam remedia "contra amaurosin quae prorsus „incurabilis est" Amauroses aliquando a tumoribus intra orbitam sitis, nervum comprimentibus opticum oriuntur, quae nisi tolli possint, causae similiter incurabiles aestimandae sunt. Aliqui inter quos etiam Oehmeus ib. pag. 281 § 10. opinantur amauroses ex lue venerea ortas sanitatem recipere, contrarium bis vidi: credo etiam rarissime inde oriri, neque etiam affirmo eas, quas viderim inde productas fuisse; tantum id adnoto, eas coecitates neq'uidem salivatione mercuriali sanatas fuisse. Veteres uti ex Aetio ibid. pag. 322 patet, deobstructionem nervorum molientes, venam secarunt, non modo brachii verum oculorum et quidem fortiter, ipse enim testatur se ad tres heminas id ested ex angularibus oculi venis sanguinem evacuasse. Applicarunt cucurbitas occipiti cum scarificationibus, ad diaetam aptam tenuemque confugerunt; animi pathemata sedarunt, ambulationes praescripserunt, etiam venas colli constrinxerunt per vices ut nervi deobstruerentur, perpurgationes similiter vanas aegrum agitaverunt, per alvum et quidem fortissimas, per nares et os. Tandem caput sinapismo operuerunt, exulceraruntque caustico pharmaco. — 321 — Die Prognose scheint mir besser aus den Beobachtungen ver- Prognose. trauenswürdiger Aerzte als aus dem Studium der Ursachen zu erhellen; es gibt Beispiele von spontan geheilter Amaurosis entweder durch einen heftigen Schlag auf den Kopf oder durch den Gebrauch von Quecksilber, Tausendfüsslern und anderer Mitteln. Die Form, die nur die Schwangeren befaïlt, und als durch die Schwangerschaft verursacht betrachtet wird, wird durch das Gebaren geheilt; so auch jene Art, die der Malerkolik eigentümlich ist. Im Allgemeinen soll man die Krankheit aber ais lastig und schwer heilbar betrachten. Wenn sie durch eine Erkrankung der Aderhaut verursacht war, muss sie wie wir schon gesagt haben, für absolut unheilbar erklart werden. Wohl zu verwegen erklart Antoine MaItre Jean sie deshalb alle für absolut unheilbar; Seite 306 sagt er: „Man wird eher „den Stein der Weisen finden, als Heilmittel gegen Amaurosis, die „ja absolut unheilbar ist." Amaurosis entsteht bisweilen durch in der Augenhöhle gelegene Geschwülste, die den Sehnerven zusammendrücken; wenn die Ursachen nicht zu entfernen sind, sind auch diese Formen von Amaurosis als unheilbar zu betrachten. Einige, unter denen auch Oehme ib. Seite 281 § 10, sind der Meinung, dass durch Lues entstandene Amaurosen heilen können, ich habe das Gegenteil zweimal beobachtet; ich glaube auch,dass sie nur ganz seiten dadurch entstehen, und selbst bin ich nicht ganz sicher, dass jene FMUe, die ich beobachtet habe, dadurch erzeugt waren. Nur dieses will ich hinzufügen, dass jene Falie von Blindheit selbst nicht durch einen Quecksilberspeichelfluss geheilt worden sind. Die Alten machten, wie aus Aetius ibid. Seite 322 hervorgeht, einen Aderlass in der Absicht die Nervenleitung wiederherzustellen und zwar nicht nur am Arme, sondern auch an den Augen und selbst kraftig; denn er erklart selber aus den Venen des Augenwinkels bis zu drei „heminas" Blut entleert zu haben. Sie wandten auch Gurken am Hinterkopf an, und Scarificationen; sie haben ihre Zuflucht genommen zu einer geeigneten und leichten Diat: sie haben Geistesaufregung beruhigt, Spaziergange vorgeschriebenj und selbst die Venen am Halse abwechselnd abgebunden, damit die Nerven freigemacht würden; sie haben den Kranken ebenfalls mit eiteln Abführmitteln gequalt, durch den Unterleib und selbst mit 21 FÜNFTER ABSCHNITT. Ueber Sehstörungen. ERSTES KAPITEL. Vom Schielen. "'chielen oder atQa^iO(ióq, von den Römern Augenverdrehung genannt, heisst es, wenn die beiden Augen sich nicht in gleicher Richtung ^?S? ailf fMtlPn fïporpnctatif" otnc+ollon Ro! \/mlo„ f<$ë soll man es mehr für eine Entstellung als für i) ^ eine Sehstörune halten. Von den Alten hat Actuarius am allerbesten die Ursachen des Schielens beschrieben, ibid Seite 184, G.H. Er bemerkt, dass es bei alteren Personen als Folge eines Krampfes der das Auge bewegenden Muskeln auftritt; bei Kindern aber M entsteht es am öftesten aus Gewohnheit, wenn zur Seite eine brennende Lampe aufgehangt wird, oder der Glanz eines Lichtes die Augen auf sich lenkt; drittens schreibt er es einem Bildungsfehler der schaftenden Natur zu. Paulus meint ibid. Seite 439, dass Strabismus ein krampfartiges Leiden der das Auge bewegenden Muskeln ist; er scheint auch ein wenig die Gewohnheit anzuschuldigen. Denn er giebt an, dass Kinder durch Vorsetzen von Masken, durch welche sie geradeaus sehen, geheilt werden können; aber er fügt hinzu, dass ein gerade vorn gestelde Lampe und nicht eine Lampe, die von der Seite beleuchtet, erfordert wird; endlich, fügt er noch hinzu, soll man, wenn die Kinder die Augen ganz nach der Nase wenden, an der Schlafenseite dunkelrote Flöckchen an die Augenwinkel kleben, sodass sie, wenn sie dorthin schauen, die Augen verbessern. Oribasius empfiehlt Buch. 8 Kap. 49 Seite 131 dasselbe wie Paulus, ausgenommen die Masken. Bis hieher die Aelteren. Die Jüngeren haben viel genauer über diese Krankheit geschrieben, besonders aber - 348 - Ad visionis vitia retulimus oculorum distortionem, quoniam nulla affectio proprie dicta locum habet: quaerere vero potestis num visio inde laedatur? in nobis enim ambobus oculis in objectum versis videntibus, objecta duplicia apparent simulac axis unius loco movetur. Id autem in strabonibus non contingit; objecta enim notante BriggSio ophthalm. pag. 24 licet axes optici in diversas coeli regiones intendantur, non duplicia vident: alio dein loco ibid. pag. 231. strabismum convulsivum duplicare objecta notat, confer Boylei Tom IV. p. 553. ubi strabonis insignis idem exemplum producitur obs. 7. Le Cattus des sens pag. 436,437 <& demonstrare annititur strabones quidem objecta non duplicia videre sed absque attentione uno oculo tantum videre. Haec opinio forsan etiam inde probabilior reddi posset, quod aliquando amaurosi vel Catharacta in uno oculo per muitos annos aliquis laboret se ipso inscio Petitus Mem. de 1'acad. 1727. pag. 25 idem adnotat. Omnes fere qui de visu scripserunt ex malo habitu id vitium in infantibus contrahi observant, etiam ex convulsionibus oriri, tandem malam conformationem retinae, lentis crystallinae et corneae accusant. Ita de la Hirius Dilïérens accidens de la Vue pag. 238. §10. pag. 280. § 62. Briggsius ibid pag. 281. Le Cattus aequilibrium destructum inter musculos oculi addit pag. 403. Id fieri potest propter paralysin vel vulnus alicujus musculi oculum moventis, quemadmodum in juvene accidit, cujus casum narravi, ubi de sarcomatibus adnatae agebam. Strabismum igitur dividere possumus in habitualem, accidentalem et necessarium. — 349 — Porterfield in Treatise of the Eye Vol. 2 Seite 318 § 23; die vornehmsten Theoreme hat er in den Edinburger Abhandlungen, Tom. 3, obs. 12. Seite 154 und folg. vorgetragen. Wir haben das Schielen bei den Qesichtsfehlern untergebracht, weil keine eigentliche Krankheit vorliegt. Sie könnten fragen ob dem Gesicht dann dadurch geschadet werde? denn, wenn wir beide Augen auf einen Gegenstand richten, und'diesen genau betrachten, erscheinen die Gegenstande uns doppelt, sobald die Achse des einen Auges sich ein wenig verschiebt. Bei Schielenden geschieht dies aber nicht; denn sie sehen, wie Briqgs Ophth. Seite 24 betont hat, die Gegenstande nicht doppelt, selbst wenn die Gesichtslinien auf ganz verschiedene Himmelsrichtungen eingestellt werden; an andrer Stelle etwas weiter, ibid. Seite 231, bemerkt er, dass das krampfartige, das heisst das plötzlich entstandene Schielen die Gegenstande wohl verdoppelt vergl. Bovle Tom. 4, Seite 553 wo dieselbe Beobachtung bei einem bedeutend Schielenden gemacht wird. Le Cattu bemfiht sich in Traité des Sens Seite 436 u. 437 zu beweisen, dass die Schielenden zwar die Gegenstande nicht doppelt sehen, 'aber dass sie ohne darauf zu achten nur mit einem Auge sehen. Diese Meinung würde dadurch noch wahrscheinlicher gemacht werden können, dass Jemand ohne es selbst zu wissen bisweilen viele Jahre hindurch an Amaurosis oder Star in einem Auge leiden kann. Petit teilt dasselbe in Mém. de 1'Acad. roy. des Sciences Anno 1727, Seite 25, mit. Fast alle, die über das Sehen geschrieben haben, haben beobachtet, dass dieses Uebel bei Kindern durch eine schlechte Haltung verursacht wird, auch dass es aus Krampfen entsteht; und endlich wird von ihnen die falsche Anlage der Netzhaut, der Linse und der Hornhaut angeschuldet. So de la Hire Différents ace. de la vue Seite 238, § 10, Seite 280, § 62, Briqos ibid. Seite 281. Le Cattu fügt den Verlust des Muskelgleichgewichtes als Ursache hinzu, Seite 403. Das kann der Fall sein infolge einer Lahmung oder einer Verletzung eines das Auge bewegenden Muskels, wie bei dem Jüngling, dessen Geschichte ich erzahlt habe, als ich über die Sarkome der Bindehaut handelte. Wir können das Schielen also verteilen in habituelles, zufailiges und notwendiges Schielen. - 350 — Habituahs. § 2. Habitu quam maxime Strabones fiunt infantes, vel propter rationes a veteribus allatas, vel quod singularis illius phoenomeni, quo distortis oculis objecta duplicia redduntur gratia oculos distorqueant vel denique quod alios imitentur conf. Porterf. ibid. pag. 318 § 23 N. 1. Sive objecta inde duplicentur necne, non quaerimus, certum enim est, necessarium non esse hunc strabismum atque ideo corrigi debet modis a Veteribus indicatis: scil. dirigendo eorum oculos in objecta e directo posita, et 2do. Larvis; varias proposuit Bartischius pag. 24, fig. 3, 4, et 5, scil. ex linteo paratam binis foraminibus oblongis aequabiliter a naso distantibus factis vel fig. 4. accommodatis ex cornu vel argento aliove metallo, conis truncatis, vel si a se invicem se movent oculos, capsulam unico foramine instructam in medio larvae assutam fig. 5. Alii nucum putamina applicarunt, vel ex argento paratas cavas laminas, in medio fenestratas et fasciae alligatas. Omnia illa media vix ullius usus sunt, ubi per tempus aliquod duravit vitium, nam licet applicatur larva, vel aliud machinamentum quodcunque, tum uno tantum oculo vident, quemadmodum demonstravi in Dissert. de regimine Infantum, Cap. pag. Tom. act. acad. Scient. Holland. Necesse autem est ut parentes pueros suos non objurgent, nam nescii quid sit Strabismus oculos magis et magis distorquent, adeoque vitium non melius sed pejus redditur. ita tarnen eorum situm dirigere oportet ut semper e directo lumini oppositi sint oculi. Accidentaiis. § 3. Strabismus varias ob rationes accidentalis esse potest, praecipuas enarrabo. 1. Inordinata musculorum contractio, quemadmodum etiam Willisius de anima Brut. pag. 77. et 78 adnotavit: adeoque convulsionibus quibuscunque, epileptici, propterea et acido in primis viis laborantes infantes ob vehementes oculorum distorti- - 351 — § 2 Weitaus am meisten schielen die Kinder aus Gewohnheit HabitueiUs. entweder wegen der von den Alten erwahnten Ursachen oder weil sie wegen der merkwürdigen Erscheinung, dass die Gegenstande bei Querstellung des Auges verdoppelt werden, die Augen verdrehen, oder schliesslich weil sie anderen nachahmen, verel Porterfield ibid. Seite 318 § 23 N. 1. Ob die Gegenstande durch das Schielen verdoppelt werden oder nicht, fragen wir nicht denn es steht fest, dass diese Form von Strabismus nicht notwendig ist, und deshalb soll sie auch in der von den Alten empfohlenen Weise gebessert werden; das heisst, man soll die Kinder zwingen die Augen auf die gerade gegenüberliegenden Gegenstande zu richten oder 2". innen Masken aufsetzen. Bartisch hat verschiedene Arten vorgeschlagen, Seite 24, Fig. 3, 4 5 namlich aus Leinwand, mit zwei ovalen in gleichem Abstande' von der Nase entfernten Löchern, oder solche wie in Fig. 4, mit aus Horn oder Silber oder einem anderen Metall gemachten abgekürzten Kegeln versehen, oder wenn sie die Augen in entgegengesetzter Kichtung bewegen, eine mit einem einzigen Loch versehene Kapsel die m die Mitte der Maske angebracht wird, Fig. 5. Andere' SCh,alen V°n NÜSSCn' 0der aus Si,ber "ergestellten hohlen Plattenen, die in der Mitte mit einem Loch versehen sind und mit einer Binde befestigt werden. All diese Mittel sind kaum je von einigem Nutzen, wenn die Krankheit einige Zeit gedauert hat, denn wenn auch eine Maske oder irgend ein andres Instrument appliciert wird, sehen sie in diesem Fall doch nur mit einem Auge, wie ich in meiner Abhandlung de hT'aI h ïUm,„?ehe Act Kap' PK- Tom- in den Abhandl der Hol! Akad. der Wissenschaften dargetan habe. Es ist aber notwendig dass die Eltern ihre Kinder nicht tadeln, denn nicht wissend, was Schielen ist, verdrehen sie die Augen immer mehr und so wird das Uebel nicht besser sondern schHmmer gemacht' IT s°h-abJr;hren SeSSd in der Weise ste,len» dass ihre Augen immer direkt dem Lichte zugewendet sind. acfidentpn3*, l^l*™ ï*™ ™Ch inf°Ige vers^iedener Ursachen Zu/mges. accidenten auftreten; die wichtigsten werde ich aufzahlen: auch *™Jme&}m™si& Zusammenziehung der Muskeln, wie auch Willis m seiner „de anima Brutorum», Seite 77-78 erwahnt hat; und so konnen epileptische Kinder durch irgend welche — 352 ones, in paroxismis, strabones manent1). In fiiio meo natu majori semper judicare potui de bene vel male constitutis primis viis, ex oculorum positu, nam manifeste Strabo erat, quo tempore indigestio licet levis locum haberet, etiam dum tristis esset, vel animi affectu agitaretur. 2do. Strabones evadent infantes ubi vel amaurosi vel suffusione in uno oculo laborant vel a nativitate vel postea. Plempius ophth. Lib. 4. Probl. 13 ex suffragio Porterf. ibid. Tom. 2, pag. 327, casum narrat puellae quae anno aetatis quinto, quum uno oculo coeca evasisset amaurosi, oculum integrum tantum ad objecta dirigebat altero immobili manente; probabiliter quia visum nullum inde percipiens etiam movere illum oblita erat, 3tio. ob vulnera recepta seu paralyses, uti antea dixi. Curatio. Manifestum est casum primum curari debere remediis interne adhibitis propriis, et ea cum prudentia quam in habituali commendavimus, ne forte ubi sanabilis est et periodicus, habitualis et perpetuus inde oriatur strabismus. Insanabilis vero causa secunda uti et tertia. 4t0. Tumores praeter-naturales in orbita vel circumadjacentibus partibus nati, oculum distorquere ita possunt ut Strabo fiat aeger: etiam palpebrarum vitia ut concretiones, vulnera et similia quae si curabilia sunt etiam strabismum curabilem reddunt. strabismus § 4. Strabismus necessarius est, quotiescumque propter malam nectssarius. conformationem pars sensibilissima retinae axi optico non opponitur, quemadmodum Porterfield ibid. pag. 320 § 24. adnotat, quam- ') Manifestam esse unionem nervi intercostalis cum ciliaribus et musculorum oculi nervis in canibus vivis demonstravit Petitus, Mem. de 1'acad. de Scienc. Ai. H27. - 353 — Krampfe und besonders jene, welche ah Saure im Verdauungsapparat leiden, wegen der heftigen Augenverdrehungen wahrend des Anfalls schielen bleiben. *) Bei meinem altesten Sohn habe ich mir immer aus dem Stand der Augen ein Urteil über dem Wohlbefinden seines Magendarmkanals bilden können; denn er schielte auffallend immer, wenn nur eine leichte Indigestion stattgefunden hatte, auch wenn er traurig war oder von einer Gemütsbewegung erregt wurde. 2°. Kinder tangen auch zu schielen an, wenn sie an Amaurosis oder an Star in einem Auge leiden, es sei denn seit ihrem Geburt oder nach spaterem Entstehen. Plempius erzahlt in seiner Ophth. Buch 4,Probl. 13mitEinstimmung von Porterfield, Tom. 2, Seite 327 den Fall eines Madchens, das im Alter von fünf Jahren, nachdem sie auf einem Auge durch eine Amaurosis erblindet worden war, nur das gesunde Auge auf die Gegenstande richtete, wahrend das andere Auge unbeweglich blieb; wahrscheinlich, weil sie, indem sie mit dem Auge keine Lichtempfindung erhielt, auch vergessen hatte es zu bewegen. 3". Wegen Verletzungen oder Lahmungen, wie ich früher schon gesagt habe. Es ist einleuchtend, dass die erste Sorte durch die Anwendung Behandiung. von geeigneten inneren Mitteln geheilt werden soll, und zwar mit der Vorsicht, welche wir beim habituellen Schielen empfohlen haben, damit nicht aus einem heilbaren und periodischen ein habituelles und fortwahrendes Schielen entstehe. Der zweite sowie der dritte Fall sind aber unheilbar. 4°. Krankhafte Geschwülste, welche in der Augenhöhle oder deren Umgebung entstanden sind, können das Auge derart verdrehen, dass der Kranke zu schielen anfangt; auch Krankheiten der Lider, wie Verwachsungen, Wunden und dergleichen, welche wenn sie heilbar sind, auch die Heilung des Schielens möglich machen. § 4. Das Schielen ist unerülsslich, so oft wegen eines Bildungs- Notwendiges fehlers der empfindlichste Teil der Netzhaut nicht gerade in der SchieUn. Augenachse liegt, wie Porterfield ibid., Seite 320 § 24 bemerkt, ') Petit hat ah lebenden Hunden gezeigt, das eine Verbindung der Intercostalnerven mit den Ciliarnerven und den Nerven der Augenmuskeln deutlich nachweisbar ist, Mém de 1'Acad. de Scienc, A°. 1T27. • 23 — 354 — quam de la Hirius ante eum Diff. accid. de la Vue pag. 238. §10 id vitium retinae jam accusaverit. Cogitur enim tum oculum ita dirigere infans ut in utroque oculo objecti figura cadat in partes analogas. Secundo propter obliquam positionem lentis crystallinae uti Porterf. pag. 321 § 25. et la Hire ibid. pag. 280 § 62; tum enim pictura non cadet in partes analogas utriusque retinae, tenetur igitur infans ita dirigere utrumque oculum ut claram ideam percipiat, nulla habita ratione situs oculorum 3Wo. propter corneae nimiam obliquitatem vel inaequabilem convexitatem, uti Porterfield. ibid. pag. 323 § 26. animadvertit. Quamquam haec vitia formationis ex principiis opticis evidenter demonstrari queant, esse possibilia, tarnen facile percipi non possunt; parva enim differèntia in positione et figura omnium superficierum, quae luminis radios refringunt, et quae externe manifesta non est, insignem differentiam in foco visorio producere potest. Incurabilis est omnis strabismus, qui a mala conformatione partium oculi pendet. Verum mihi videntur omnes infantes tenera aetate strabones ideo esse, quod nasus nondum foras prominet quemadmodum in adultis. Verbi causa sit objectum in O. et bini oculi infantis A. B. et C. D. Igitur movendo oculum A.B. introrsum versus canthum majorem, idem objectum videre poterit, quemadmodum oculo D.C., sed quoniam axes hi optici convergunt oblique strabo videbitur; ubi adolescit tum nasus E.F. intercipit radium O.H. cogitur igitur invertere caput et ita oculos dirigere, ut axes optici e directo in objectum cadant q. e. d. - 355 obwohl de la Hire schon vor ihm in „Diff. ace. de la vue" Seite 238, diesen Netzhautfehler angeschuldigt hat. Das Kind wird dann gezwungen das Auge so zu richten, dass das Bild des Gegenstandes in beiden Augen auf identische Stellen fallt. Zweitens tritt das Schielen notwendig auf bei Schragstellung der Linse, wie Porterfield Seite 321, § 25 und de la Hire Seite 280 §62 bemerken. Das Bild wird dann nicht auf analoge Netzhautteile fallen, und das Kind wird deshalb gezwungen jedes Auge so zu richten, dass es ein deutliches Bild erhalt, ohne der Lage des Auges Rechnung zu tragen. Drittens wegen zu starker Schragheit oder ungleichmassiger Wölbung der Hornhaut, wie Porterfield auf Seite 323 § 26 erwahnt. Obwohl aus optischen GrundsStzen deutlich bewiesen werden kann, dass diese Formfehler möglich sind, kann man sie doch nicht leicht entdecken. Denn der Unterschied in der Lage und in der Form der verschiedenen brechenden Flachen ist sehr klein, und was auswendig nicht erkennbar ist, kann einen bedeutenden Unterschied in der Lage des Brennpunktes erzeugen. Jedes Schielen, welches von einem Bildungsmangel der Augenteile abhangig ist, ist unheilbar. Freilich kommt es mir vor, dass alle Kinder im zarten Lebensalter deshalb schielen, weil die Nase noch nicht so weit vorspringt als bei Erwachsenen. Sei z. B. der Gegenstand in O., und seien die beiden Augen des Kindes AB. und CD., so wird also das Kind durch starke ÊinwMrtswendung des Auges AB nach dem inneren Augenwinkel denselben Gegenstand sehen können, den er mit dem Auge DC. wahrnimmt. Weil aber diese optische Achsen schrag konvergiren, wird er zu schielen scheinen; wenn er alter geworden ist, wird die Nase E. F. den Strahl O. H. unterbrechen; es wird deshalb gezwungen den Kopf etwas nach der Seite zu wenden und die Augen so zu richten, dass die optische Achsen gerade von vorn auf den Gegenstand gerichtet sind. 23* — 356 - CAPUT SECUNDUM. De Myopia et Presbyopia. Oculus humanus ita comparatus est ut ad intermediam quamdam distantiam objecta diagnoscere valeat accurate, sed quoniam tam exacte respondere non potest haec distantia facultati distincte cernendi, oculo virtutem dedit summus rerum Creator sese accommodandi ad diversas distantias, ita ut, licet objectum ultra terminum distantiae requisitae detur, tarnen id mutata interna dispositione oculi rite examinare et conspicere possit. Homines omnes ad analogam quandam distantiam objecta internoscunt, qui vero haec eadem objecta magis e propinquo videre debet altero, Myops dicitur et e contra Presbyops qui objecta non distincte cernit, nisi quando ultra intermedium terminum sita sunt. Vitium utrumque a duplici causa dependet, a mala conformatione partium oculi vel a vitiata facultate sese accommodandi ad diversas distantias objectorum. Myopia et Presbyopia a mala conformatione dependentes sua natura insanabiles sunt, eae vero, quae a vitiata facultate dependent, haud magis. Operae pretium est breviter exponere diversa circa hanc facultatem et ejus sedem systemata. Arbitrati sunt quidam Philosophi oculum totum elongari vel suis musculis applanari, secundo lentis crystallinae distantiam a retina augeri vel minui pro re nata quemadmodum patet ex La Hirio differ. ace. de la Vue pag. 294 § 3. Boerhavius Instit. Med. de visu pag. 262 § 530 ejusdem fuit opinionis et Moroaqnus non omnino negat Epist. Anat. 16. Tom. 2. Pag. 215. Le Cattus etiam hodie has fovet opiniones adscribens etiam palpebris facultatem oculi bulbum comprimendi vid. Tr. des Sens pag. 495. — 357 — ZWEITES KAPITEL. Ueber Kurzsichtigkeit und Presbyopie. Das menschliche Auge ist derart gestaltet, dass es die Gegenstande in einer gewissen intermediSren Entfernung zu erkennen im Standeist; weil diese Entfernung aber nicht ganz den Bedürfhissen eines guten Sehvermögens entsprechen kann, hat der höchste Schöpfer aller Dinge dem Auge die Kraft gegeben sich den verschiedenen Entfernungen anzupassen, so dass es einen Gegenstand, auch wenn er ausserhalb der Grenze der erwünschten Entfernung liegt, durch eine Aenderung seiner inneren Einrichtung gehörig untersuchen und betrachten kann. Alle Menschen unterscheiden die Gegenstande in einer gewissen ungefahr gleichen Entfernung; wer dieselbe Gegenstande jedoch mehr aus der N3he betrachten muss, wird von den Anderen Myops genannt; Presbyops dagegen heisst derjenige, der die Gegenstande nicht deutlich unterscheidet, wenn sie nicht ausserhalb der mittleren Grenze gelegen sind. Beide Fehler sind von zwei Ursachen abhangig, entweder von einem Formfehler der verschiedenen Teile des Auges, oder von einer Störung des Vermógens sich auf verschiedene Entfernungen einzustellen. Die Myopie und die Presbyopie, die durch den schlechten Bau des Auges erzeugt werden, sind aus ihrer Art unheilbar; jene Formen aber, die von einer mangelhaften Akkommodation abhangig sind, ebensowenig. Es ist der Mühe wert gartz kurz die verschiedenen Theorien hinsichtlich dieses Vermogens und ihres Sitzes auseinanderzusetzen. Einige Philosophen haben gemeint, dass das Auge im Ganzen veriangert oder durch ihre Muskeln abgeplattet wird, zweitens dass die Entfernung der Linse von der Netzhaut nach Bedürfniss vergrössert oder verkleinert werden konnte, wie hervorgeht aus de la Hire Diff. accid. de la vue Seite 294 § 3. Boerhaave war in Instit. med. de visu Seite 262 § 530 derselben Ansicht und Moroaqne leugnet es nicht ganz, Epist. Anat. 16 Tom 2, Seite 215. Le Cattu hegt auch heute diese Meinung und schreibt ausserdem den Augenlidern das Vermögen zu den Augenapfel zusammenzudrücken, siehe Tr. des Sens, Seite 495. — 358 — De la Hire autem utramque opinionem refutat ibid. pag. 298 et seq. § 9 & § 10 et attribuit eam facultatem coarctioni vel amplificationi pupillae ac directioni axis optici in objectum ibid. pag. 301 et 302. Pembertonus autem observans depressa lente crystallina in suffusionibus simul deperdi hanc facultatem, in lente sola eam quaesivit, demonstravitque in dissertatione de Facultate oculi qua se ad diversas rerum distantias accommodat Lugd. Batav. 1719 lentem crystallinam contrarias mutationibus superficierum appropriari diversis his distantiis pag. 32 § 17. et in se hanc facultatem habere. Hujus loei non est disputare de probabilissima sententia, musculis externis tarnen non adscriberem sed potius lenti Crystallinae et ejus organis intra oculum sitis. Sed ponamus intra oculum sedem esse mali, quo modo id corrigemus ? an unquam ex sua hypothesi argumentantes Medici sanarunt id oculi vitium? Antiqui nullam medelam adhibuerunt, his vero temporibus quibus instrumenta optica ad tantam perfectionem deducta sunt, perspicillis, lentibus variis et telescopiis egregie Myopibus et Presbytis succurremus. Medici officium igitur est ea cognoscere machinamenta et judicare ex inspectione oculi et examine, visus quae et qualia in singulis conveniant; diligentius igitur primo Myopiam, dein Presbyopiam examinabimus. Myopia § 1. Actuarius in Meth. med. p. 185 Lib. 2. Cap. 7 haec sec. veteres. habet Mviojiiai, quos lusciosos Latini vocant, dicuntur, quibus hoe a generatione datum est, ut quae cominus sunt facile, quae vero eminus dissita sunt, haudquaquam visu assequantur. Addit affectum ob spiritus innatam imbecillitatem emendari non posse. Aetius ib. Cap. 45, pag. 320, eodem modo definit Myopiam et incurabilem adfectionem esse subjungit, Paulus iisdem fere verbis utitur pag. 439. Lib. 3. Cap. 22 sed contrarium vitium in senibus locum habere animadvertit. - 359 — De la Hire verwirft aber beide Erklarungen, ibid. Seite 298 und folg. § 9—10 und schreibt diese Fahigkeit der Verengerung oder der Erweiterung der Pupille zu, und der Richtung der Augenachse nach dem Gegenstand, ibid. S. 301, 302. Pemberton aber, welcher beobachtet hatte, dass durch die Niederdrfickung der Linse bei Staren diese Fahigkeit verloren ging, hat sie deshalb nur in die Linse verlegt. In einer Abhandlung über die Fahigkeit des Auges sich auf verschiedene Entfernungen einzustellen, Leiden 1719, hat er nachgewiesen, dass die Linse sich durch entgegengesetzte Veranderungen ihrer Flachen an diese verschiedene Entfernungen anpasst, und also der Sitz dieses Vermogens ist. Es ist hier nicht der Ort über die wahrscheinlichste Auffassung zu disputiren; den ausseren Augenmuskeln würde ich es aber jedenfalls nicht zuschreiben, eher der Linse und ihren im Innern des Auges gelegenen Organen. Aber nehmen wir einmal an, dass der Sitz dieser Uebels innerhalb des Auges liege, in welcher Weise sollen wir es bessern? Oder haben je Aerzte auf Grund ihrer Theorien diesen Augenfehler zur Heilung gebracht? Die Alten haben kein Mittel angewandt; heutzutage aber, wo die optischen Instrumente zu einem solchen Grade der Vollkommenheit ausgebildet worden sind, können wir durch Brillen, verschiedene Linsen und Fernröhre den Myopen und Presbyopen ausgezeichnete Hilfe leisten. Es ist also die Pflicht des Arztes diese Instrumente kennen zu lernen und aus der Betrachtung des Auges und der Untersuchung der Sehscharfe sich ein Urteil zu bilden, welche Instrumente in den einzelnen Fallen angezeigt sind; wir werden deshalb zunachst die Myopie ünd darnach die Presbyopie genauer untersuchen. § i. Actuarius schreibt in Meth. Med. Seite 185, Buch 2, Kap. 7 Die Myopie das Folgende: Mvtanlm, welche die Römern lusciosi nennen, nach aUeren heissen diejenigen, denen es von ihrem Geburt gegeben ist, dass Autorensie was ganz nahe ist, leicht, was aber weiter entfernt ist, nicht mit dem Gesicht erreichen können; er fügt hinzu, dass dieser Fehler wegen der angeborenen Schwache des Gesichts nicht zu verbessern ist. Aetius definirt Kap. 45 Seite 320. die Myopie in derselben Weise, und fügt hinzu, dass die Krankheit unheilbar sei. Paulus gebraucht fast dieselbe Worte, Seite 439, Buch 3, Kap. 22, SECHSTER ABSCHNITT. Von den bei den Auqenkrankheiten qebrauchten Heilmitteln. ERSTES KAPITEL. Ueber die von den Alten gebrauchten Mittel und die Weise ihrer Anwendung. ^^3^8^^' achdem wir jetzt die vornehmsten, wenn auch nicht (^^^fcQ^^l^ alle Krankheiten der Augen und des Gesichts ^^^^^^t erledigt haben, wollen wir übergehen zu den SOj ^^J^X$ verschiedenen Heilmitteln, sowohl allgemeine als specielle, die von den Alten überliefert wor- Y den sind; wir werden diese mit denen der Neueren verL gleichen; wir werden einige Mitteln hervorheben, derer gute l Erfolge die Erfahrung bestatigt hat. V Es wird also der Mühe wert sein die zu jedem Fall geeignete Mittel darzulegen, ihre Anweisungen nachzuspüren und M letztere auf gewisse Rubriken zurückzuführen. ö Alle Augenkrankheiten sind abhangig entweder von einer entzündungserregenden Substanz oder von dem Lauf eines dünnen Schleimes, oder von einer Abanderung der Augensubstanzen selbe. Die erste Gruppe umfasst die verschiedenen Entzündungen und Eiterungen der Augenlider, fast alle Augenentzündungen und die davon herrührenden Hornhautgeschwüre, sowohl ausseren als inneren; auch die Amaurosis und dergleichen; vielleicht auch die Nervenhemmungen; denn wir können diese kaum verstehen, wenn wir nicht annehmen, dass Verschliessungen und Erweiterungen der Gefasse, welche die Nerven und ihre Hüllen durchschlingen, diese Nerven selbst zusammendrücken und in dieser Weise zerstören. Die andere Gruppe aber, welche eine Verletzung der Substanz - 368 - coma, et vitrei humorites opacitas vel specificis curantur vel chirurgia vel omnino incurabilia sunt. Quoniam vero a tenui et acri pituita oculos infestante antiqui omnes, et recentiores maximum morborum oculorum numerum derivarunt, mirum videri non debet efficacissima habita fuisse ea, quae acres humores veluti in alias partes amandarent, quae idcirco derivantia et attrahentia vocata fuerunt. Structurae autem oculorum ignari atque circuli sanguinis arbitrati sunt acres eas pituitas ab omni parte in oculos incidere posse, mirum proinde non est, eos venas culpasse, ac si pituitam illam acrem in oculos deferrent, quemadmodum ex Celso aliisque patet Lib. 7. Cap. 7, pag. 435 § 15. de pituita oculorum: „tum interest pituitam emittant venae, quae inter calvariam et „cutem sunt, an quae inter membranam cerebri et calvariam: „superiores enim per tempora oculos rigant, inferiores per eas „membranas quae ab oculis ad cerebrum tendunt". Posito nunc cursu vario aeris pituitae in oculos rationi consentaneum est, eam aliorsum attrahere, verbi causa in caput, occiput, nucham vel deorsum in alvum. Natura ipsa eam monstravit viam, achores enim et scabies capitis saepissime sanarunt ophthalmias atrocissimas, et e contra in siccatis et repulsis seu ut vulgus credit curatis ophthalmiae pessimae insecutae sunt in infantibus, saepe aurium scabies et ulcera post eas manantia felicem habuere eventum, adeo ut manifestum sit, medicinam primum, dein rationem inventam fuisse. Nos vero qui anatomen oculorum et vicinarum partium melius novimus, morborum eorum curationes veterum more explemus; accusamus sanguinis nimiam quantitatem et nervorum defluxiones aliasque causas, remedia vero eadem et in iisdem locis applicamus, verbo a veteribus non discrepamus nisi ratiocinio. Anatome nervorum hodie magis exculta rationes evidentes reddidit, cur tempus inurendum sit, aut epispasticum auri applicandum, cur setaceum nuchae cucurbitae occipitio? et sic porro. - 369 - umfasst, wie der Star, das Glaukom, und die Glaskörpertrübung werden entweder durch specifische Mittel oder durch Operation geheilt oder sie sind ganz und gar unheilbar. Weil aber die alteren Autoren alle, und die neueren Autoren die Mehrzahl der Augenkrankheiten einem dünnen und scharfen die Augen ansteckenden Schleim zuschreiben, muss es nicht wunderbar erscheinen, dass besonders jene Mittel als die wirksamsten betrachtet worden sind, welche die scharfen Safte, sozusagen, nach anderen Körperteilen wegführten, und welche deshalb Derivantia und Attrahentia genannt worden sind. Unbekannt aber mit dem Bau der Augen und dem Blutkreislauf, haben sie gemeint, dass jene scharfen Schleime von allen Seiten in die Augen eintreten könnten; es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sie den Adern die Schuld gegeben haben jenen scharfen Schleim in die Augen zu führen, wie aus Celsus und anderen Autoren hervorgeht, Buch 7, Kap. 7, Seite 435 § 15 „vom Schleimfluss der Augen:" „dann ist es auch wichtig, dass die Adern, welche zwischen „dem Schadelknochen und der Haut verlaufen, und jene zwischen „der Gehirnhaut und dem Schadelknochen einen Schleim abson„dern; denn die oberen befeuchten das Auge von den Schiafen „her, die unteren durch jene Haute, welche von den Augen zum „Gehirn genen". Vorausgesetzt nun dieser verschiedene Lauf der scharfen Schleime nach den Augen, liegt es auf der Hand diese irgend wo anders hinzuziehen, zum Beispiel nach dem Kopf, nach dem Hinterkopf, dem Nacken, oder ganz hinunter nach dem Unterleib. Die Natur selbe hat den Weg angezeigt, denn die Achores und die Raude des Kopfes haben sehr oft die allerempfindlichsten Augenentzündungen zur Heilung gebracht; und demgegenüber sind oft bei Kindern nach dem Eintrocknen, wie das Volk glaubt, nach der Heilung dieser Krankheiten die bösartigsten Augenentzündungen gefolgt; öfters haben Ohrenraude und die hiernach entstandenen Geschwüre glückliche Folgen gehabt, sodass es deutlich ist, dass zunachst die Heilmethode, und erst nachher die „Begründung" erfunden worden sind. Allerdings streben wir, die wir die Anatomie der Augen und der umliegenden Teile besser kennen, die Heilung [ener Krankheiten in der gleichen Weise wie die Alten an; wir nehmen als Ursache eine zu grosse Blutmenge und die Abflüsse 24 — 370 — Jubet igitur ordo ut remedia illa varia dividamus in derivantia seu attrahentia externa et interna. Denvantia § 2. Primum locum tenent incisiones variae, quas Periscythise erna. mum ^ Hypospathismum vocat Galenus et Graeci recentiores; secundum venae sectiones brachii, venarum angulorum oculorum, venae frontalis et temporalis, quibus etiam adnumerandae sunt, hirundines, scarificationes et cucurbitae. Tertium locum setacea nuchae, occipiti aliisve partibus applicandum: fonticuli brachii; vesicantia et caustica tam actualia quam potentialia vertici, temporibus occipiti pone aures et in nucha administrata. Eorum pleraque ex ante explanatis cognita supponimus, quaedam autem non nisi ex veterum praeceptis intelliguntur, dum alia uti causticorum potentialium administratio utpote periculosa^nisi bene fiat, uberiore elucidatione indigent. Attrahunt fortiter deorsum purgantia fortiora, vomitoria, sternutatoria et errhina de quibus singulatim dicendum. § 3. Periscythismus probabiliter a xsoio-xvriSuy, cutem cum crinibus amputo, seu scytico more rado, etiam generaliter excorio: ita Galenus in adscr. Introd. pag. 59. Forsan Scythae hanc Chirurgiam ante Graecos adhibuerunt, patet enim ex Celso in Graecia non tantummodo sed et in aliis quoque gentibus incisiones cutis capitis celebratas fuisse ibid. pag. 436. Paulus vero expressis verbis non Periscythismum sed Periscyphismum id est incisionem circa Scyphium id est calvariam vocat ib. Lib. 6. Cap. 7. pag. 553. — 371 - der Nerven und andre Ursachen an; wir wenden aber dieselben Mittel an und an denselben Stellen, mit einem Wort, wir weichen von den Alten nicht ab, ausgenommen in der Deutung. Die Nervenanatomie, die heutzutage mehr ausgearbeitet ist, hat die Gründe klargelegt, weshalb man die Schiafen brennen oder ein blasenziehendes Pflaster auf die Ohren legen soll, warum ein Haarseil im Nacken und Gurken am Hinterkopf und so weiter? Die Natur der Sache macht es deshalb notwendig jene verschiedenen Mittel einzuteilen in aussere und innere Derivantia und Attrahentia. § 2. Die erste Stelle nehmen die verschiedenen Einschneidun- Aeussere gen am Kopfe ein, die Galenus und die jüngeren Griechen Peri- Derivantia. scythismus und Hypospathismus nennen; an zweiter Stelle kommen die Aderlasse am Arm, an den Venen der Augenwinkel, an den Stirn- und den Schlafenvenen, denen noch hinzuzuzahlen sind die Blutigel, die Skarifikationen und Gurken. An drifter Stelle kommt das Haarseil, das im Nacken, am Hinterkopf, und an andren Stellen angewandt werden muss, die Fontanellen am Arm die blasenziehenden Mittel, die Brenn- oder Aetzmittel, sowohl Aktualia als Potentialia, die am Scheitel, an den Schiafen, am Hinterkopf hinter den Ohren und im Nacken angewandt wurden. Die meisten derselben können wir nach unseren früheren Auseinandersetzungen als bekannt voraussetzen ; einige aber werden erst aus den Vorschriften der Alten verstandlich, wahrend andere wie die Anwendung von Potentialia als zu gefahrlich, wenn sie nicht richtig stattfindet einer weiteren Erklarung bedürfen. Kraftignach unten ziehendwirkendiestarkeren Abführmittel BrechNiesmittel, und Errhina, von welchen einzeln gesprochen werden muss. § 3. Periscythismus, wahrscheinlich von nsQioxv&Gw ich schneide die Haut mit den Haaren ab", oder „ich skalpiere in scythischer Weise auch mehr allgemein : „ich enthaute", siehe Galenus Introduet, adscr. Seite 59 H.; vielleicht haben die Scythen diese Operation schon vor den Griechen angewandt; es geht ja auch aus Celsus hervor, dass nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei anderen Völkern Einschneidungen der Kopfhaut gemacht worden sind ib Seite 436. Paulus nennt es mit ganz deutlichen Worten nicht Periscythismus, sondern Periscyphismus, das heisst eine 24* — 372 - Ita etiam Aetius Cap. 91 pag. 337. Hinc satis manifestum est simpliciter calvariae sectiones hoe vocabulo designari, ubi vero non modo cutem secabant sed etiam ab ipso osse excoriabant, tum Hypospathismum vocabant, quemadmodum ex Paulo ibid./ Cap. 6. pag. 553 et ex Aetio ibid. Cap. 92. pag. 337, id autem lïebat in fronte. Origo hujus vocabuli peti debet ex instrumenti specie quae uti Paulus adnotat nomen fecit; Hypospathisterem eam vocat ibid. Spatha, Spathomela etc. instrumentum Chirurgicum exprimit quo scalpere possumus. Haec de denominationibus sufficiant, videamus quotuplici modo cutem calvariae incidebant. Celsus ib. triplici modo pag. 436. Graecos periscyphismum administrasse indicat. Reperti sunt, inquit, qui novem lineis cutem capitis inciderent: duabus in occipitio rectis (in fig. a. b.) una super eas transversa c, dein duabus super aures d, e, una inter eas item transversa f., tribus denique inter verticem et frontem rectis g. h. i. Secundo reperti sunt qui a vertice recto eas lineas ad tempora deducerent Fig. k, 1, m, monet autem musculos temporales laedi non debere. Tertio: quidam etiam atramento duas lineas duxerunt a media aure ad mediam alteram aurem n, o, deinde a naribus ad verticem p, q, tum, ubi lineae committebantur (r), scalpello inciderunt et post sanguinis effusionem os ibi adusserunt pag. 437. Hypospathismus a Paulo descriptus coincidit cum secundo Graecorum more a Celso descripto, et Periscythismus cum Graecorum modo tertio, itidem a Celso explicato, ea tarnen cum differèntia, ut ubi ^ Celsus adurendum esse os scribat, Paulus tantum radendum esse tradiderit. Prudentiam etiam summam commendat, ne temporales musculi laedantur — 373 — Einschneidung um das Scyphium, d.i. um den Scheitel herum Buch 6, Kap. 7, Seite 553. So auch Aetius, Kap. 91 ib. Seite 337. Hieraus geht mit genügender Sicherheit hervor, dass mit diesem Ausdruck nur einfach die Einschneidungen am Scheitel angedeutet werden; wenn sie aber nicht nur die Haut einschnitten, sondern sie auch vom Knochen abtrennten, da redeten sie von Hypospathismus, wie aus Paulus ib. Kap. 6 Seite 553 und aus Aetius ib. Kap. 92 Seite 337 hervorgeht; dies geschah aber nur an der Stirn. Der Ursprung dieses Namens muss in der Form des Instruments gesucht werden, das, wie Paulus bemerkt, zu diesem Namen Anlass gegeben hat; er nennt es „hypospathister" ibid; spatha, spathomela, u. s. w. bedeuten ein chirurgisches Instrument, mit dem wir kratzen können. Dies möge genügen was die Benennungen betrifft; sehen wir jetzt, in wie vielfacher Weise sie die Kopfhaut einschnitten. Celsus giebt an ibid. Seite 436, dass die Griechen den Periscyphismus in dreifacher Weise angewandt haben; „es gab Leute", schreibt er, „welche die Kopfhaut an neun Linien entlang einschnitten; zwei am Hinterkopf (Fig. a.b), eine transversale (c.) über diesen beiden ersten, weiter zwei (d und e) über den Ohren, eine quere f zwischen diesen beiden, und schliesslich drei gerade Schnitte zwischen Scheitel und Stirn (g. h. i). Es gab Andere, die drei Schnitte vom Scheitel gerade aus nach den Schiafen führten Abb. k.l.m." Er warnt aber dagegen, nicht die Schlarenmuskeln zu verletzen. Einige haben auch mit Tinte zwei Linien gezogen, eine von der Mitte des einen Ohres bis zu der Mitte des andern (Abb. n. o), und alsdann eine von der Nasenwurzel bis zum Scheitel (p. q.); dann machten sie mit dem Messer eine Einschneidung, dort wo diese beide Linien einander kreuzten, bei r, und brannten sie dort nachdem es aufgehört hatte zu bluten, ein Loch bis auf den Knochen, siehe ib. Seite 437. Der von Paulus beschriebene Hypospathismus stimmt mit der zweiten von Celsus beschriebenen Methode der Griechen überein, und sein Periscyphismus mit der driften ebenfalls von Celsus an derselben Stelle beschriebenen Methode der Griechen; mit diesem Unterschied aber, dass, wo Celsus schreibt, dass der Knochen gebrannt werden soll, Paulus nur von Abkratzen geredet hat. Er empfiehlt auch die grösste Vorsicht damit die Schlarenmuskeln nicht verletzt werden. — 374 - aut coronalis sutura. Aetius Periscyphismum ut Paulus primum tradidit, una sectione sc. ex aure in aurem Fig. 3. a., sed alias duas superaddit b, c, quae luniformiter ad supercilia conversae procedere debent, ne temporum musculos injuria afficiant. Sit autem figura trium horum Sectionum similes litterae Graecae n, ita tarnen ut apices ad internas partes incurvatas habeat, modo in figura expresse Intelligitis A: veteres hac ratione voluisse primum resecare venas ad oculos fluentes, quod eos hoe modo nulla ratione praestitisse, hodie ex anatomicis novimus, 2d0: radebant os ipsum vel adurebant eaque ratione humores acres in alium locum attrahebant quod forsan usu edocti fecerunt; ratio enim id non dictitat. Aetius ad calcem Cap. 91. adnotat Aethiopas a nativitate frontem circumcidere ne oculorum flexione infestentur ibid. pag. 337. Diu autem aperta tenuerunt haec vulnera linamentis interpositis unde etiam forma fonticulorum his modis pituitam acrem ab oculis derivabant. Angiohgia § 4. Veteres omnes venas illas secarunt, et plures quam nos hirudines et hodie, quemadmodum abunde patet ex ipso Galeno et Paulo, angiosearijtcationes^0^am hanc chirurgiam in genere vocabant. In oculorum vero affectionibus venam Frontalem et Temporales incidebant, etiam angulares oculorum, atque ut vasa melius sub aspectum venirent, non modo fomentabant venas, verum etiam colli constrictione utebantur, quemadmodum Paulus docet lib. 6. Cap. 5. immo secabant et arterias retro aures ad os usque, uti ex eodem ibid. Cap. 4. evidens est. Hirudines, Scarificationes et similia igitur nihil efficiunt quam quod sanguinem ab oculis avertant, plethoram minuant, quod probabiliter etiam fieri posset venae sectionibus in brachio institutis, dummodo sat magna copia sanguis evacuatur i confer. quae circa amaurosi n adnotavi pag. 127. — 375 — Aetius hat zunachst den Periscyphismus wie Paulus gemacht, das heisst durch einen Schnitt von einem Ohr nach dem andren (Fig 3. a.); er fügt aber ausserdem noch zwei Schnitte b. und c. hinzu, die mondförmig konvex nach den Augenbrauen verlaufen müssen, damit sie nicht die Schlaienmuskeln verletzen. Die Form dieser drei Schnitte ist einem griechischen » ahnlich, in der Weise aber, dass es die Schenkel nach innen gekrümmt hat wie in der Figur dargestellt worden ist. Ihr versteht, dass die Aelteren in dieser Weise zunachst die nach den Augen fliessenden Venen haben durchschneiden wollen; dass sie dies aber in keiner Weise erreicht haben, wissen wir heutzutage aus der Anatomie; 2°. kratzten oder kauterisierten sie den Knochen und zogen in dieser Weise die scharfen Safte nach einer anderen Stelle, was sie vielleicht durch die Erfahrung belehrt, getan haben; denn die „Ratio" schreibt dies nicht vor. Aetius bemerkt am Ende des Kap. 91, dass die Aethioper bei der Geburt die Stirn umschneiden, damit sie nicht von einem Augenfluss befallen werden, ibid. Seite 337. Sie hielten diese Wunden aber durch Hineinlegen von Charpie IMngere Zeit offen, so dass sie in dieser Weise auch wie durch Fontanellen den scharfen Schleim von den Augen abführten. § 4. Alle alteren Autoren haben jene Gefasse durchschnitten, Angioiogia, und mehrere als wir heutzutage, wie reichlich aus Galenus selbst Bl"tieel und und aus Paulus hervorgeht. Sie nannten diese Operation in diesem tVnen™' Fall Angiologia. Sie schnitten bei den Augenkrankheiten aber die Stirn- und die Schlafenvenen ein, auch die Venen am Augenwinkel, und damit sie die Gefasse besser zu Gesicht bekamen, erwarmten sie die Venen nicht nur durch heisse Umschiage, sondern gebrauchten sie auch Umschnürung, wie Paulus lehrt, Buch 6, Kap. 5, ja, sie durchschnitten sogar die Arteriën hinter den Ohren bis auf den Knochen, wie aus demselben ibid. Kap. 4 hervorgeht. Blutigel, Skarifikationen und dergleichen tun also nichts andres, als dass sie das Blut von den Augen abführen, und die Plethora verringern, was wahrscheinlich auch durch Aderiasse an den Armen geschehen konnte, wenn nur eine hinreichende Blutmenge entleert wird; vergl. was ich hinsichtlich der Amaurosis auf Seite 127 bemerkt habe. — 376 — Dum animadvertimus anastomoses insignes atque frequentes vasorum tam arterio sorum quam venosorum capitis in universum tam interni quam externi, satis facile patet, sanguinis missionem in quacunque parte institutam fere eundem effectum sortiri. Veteres autem quam maxime vicinitatem partium affectarum elegerunt, quod hodie forsan nimium negligimus. De Setaceis. § 5. De Setaceis paulo fusius dicendum puto, quoniam variis in locis applicantur et modis variis. Ex professo de iis egit Mauchartus Disp. Chirurg. Halleri N°. 42 pag. 249 quem vobis commendo. Setaceum a seta seu setis porcinis dictum, hodie est filum xylinum, quod acu aliisve instrumentis per cutem trajicitur, pro fluxu purulento excitando et per aliquod tempus conservando ibid. pag. 250. Jam saepius locuti sumus de hoe remedio applicando nuchae, etiam oculo ipso in curatione staphylomatis corneae. Locus cui applicatur frequentissimus est nucha, etiam suris applicatum ischiadem Riverius cent. 2. obs. 200. prodidit, scroto applicatum in hydrocele curam radicalem efficit, intestino recto flstulas sanat ex Hippocratis suffragio Lib. de Fistulis. Ad affectus oculorum curandos in lobos auricularum demittitur et per ipsum oculi bulbum. Woolhusius ad varias oculorum affectus adhibuit setacea auricularia. Transfigitur acus medico per lobos vel lobum auriculare ita tarnen ne cartilago laedatur, debet esse plana, anceps, incurva etc. adhibentur tenacula ut citius encheiresis fiat quae ab Heistero op. chir. lib. 2. Section 2. Cap. 70 pg. 695 optime describuntur. Filum xylinum contortum, unguento de apio, digestivo vel mercurio praecipitato rubro tantillum acuato, perfrictum inservit; etiam radix esulae tenella vel cortex mezerei in cylindrulum convolutus. — 379 — taglich zweimal hin und her bewegt, wodurch Schwellung, Röte und Eiterung entstehen : wenn der Radix esulae an Stelle eines Haarseils angewandt wird, muss er taglich erneuert werden, je nach den Umstanden wird er mit andren zerteiïenden Mitteln kombiniert, bis die Augenentzündung geheilt ist. Daraut wird ein goldener oder bleierner Faden eingeführt und dauernd getragen. Vielleicht haben die asiatischen Völker deswegen geschlitzte Ohren. Deshalb tragen auch unsre kleinen Madchen heutzutage zum Schmuck Ringe in den Ohren, die durch verschiedene wertvolle Steine glanzen und leuchten. Es ist der Mühe wert zu untersuchen ob das Haarseil jene Verdienste hat, welche Mauchart ihm zugeschrieben hat. Wegen der Verbindung der Nerven des Ohres, des Pes anserinus und der Cervicalnerven mit denen der Augen, der Stirn und des Hinterkopfes ist dieser günstige Erfolg, den Woolhouse und Mauchart ihm zugeschrieben haben, wohl anzunehmen. Mauchart berichtet, ib. Seite 259 § 19 dass die Japaner und die Chinesen den Augenapfel mit einer Nadel quer durchbohren und einen Faden hineinlegen, mit der Absicht die Sehschwache und Erblindung damit aufzuheben. Er entlehnt diesen Handgriff dem Woolhouse, giebt aber kein einziges Beispiel eines günstigen Erfolges, sodass ich glauben möchte, dass diese Operation nur auf die Autoritat von Bontius und Kempfer stützt. Für uns genüge, dass wir daraus lernen dass sie bei dem Hydrops oculi und den Hornhautstaphylomen, ohne Gefahr angewandt werden kann. In welcher Weise aber ein durch die Mitte des Auges geführter Faden Stare, Glaukoma, und die übrigen inneren Augenkrankheiten heilen könnte, können wir durch theoretische ErwMgungen nicht leicht erklaren. § 6. Celsus hat ib. Kap. 7, Seite 437 mitgeteilt, dass die Griechen den scharfen Schleimfluss ihrer Augen öfters durch Kauterisation der Venen an den Schiafen mit dünnen und stumpfen eisernen Instrumenten zur Heilung gebracht haben. Er fügt aber hinzu, dass die Heilmethode um so besser gelingt, wenn nach Einschnürung des Halses und Anhalten des Atems, damit die Venen starker hervortreten, die Schiafen-, und Stirnvenen mit Tinte bezeichnet werden; nach Lösung der Binde am Halse sollen diese Venen eingeschniden werden und dann, wenn - 380 — recedat. Tandem adnotat in fine pag. 437. in Gallia comata venas in temporibus et in superiore capitis parte legi et aduri; Afrorum etiam curationem laudat, qui verticem ad os adurunt sic ut squamam remittat. Patet vero ex Aetio ibid. Cap. 49. Tetr. 2. Serm. 3. pag. 336. quosdam barbaris legibus servientes in diutumis oculorum fluxionibus tempora inussisse aut per pharmacum aut per medullam lignorum nucis juglandis quod Hyscas appellant, alios ferrum candefacientes ustionem perfecisse. Videtur autem Pharmaca caustica prava judicasse nee non et ustiones ferro factas, quia non modo alienos sed et naturales humores consumunt. Nos vero vobis praesentibus saepius sperato cum successu vesicatoriorum et causticorum pharmacorum temporibus applicatorum efficaciam vidimus: quapropter primum Cantharides applicandas censeo, si hae nullum effectum praestant causticum ex Mercurii Sublimati corrosiv. q. s. misce cum tantillo unguenti pomati, extende super linteum quadratum magnitudinis dimidii pollicis, Applica primum tempori emplastrum adhaesivum e gummi, vel diapalmae fenestratum, sit fenestra rotunda diametri fere dimidii, super impone huic Emplastrum cum sublimato tege omnia emplastro alio adhaesivo et deliga postero die, quo aeschara jam suffkiens facta erit: hac ratione impedimus ne nimis magna oriatur aeschara, et ne locum mutet emplastrum. § 7. Ex iis quae suis locis et inter alia de curatione amauroseos dixi evidenter p. 191 patet veteres purgationes fortiores exhibuise et — 381 — eine genügende Blutmenge abgeflossen ist, mit leichten Instrumenten gebrannt werden. Freilich fügt er hinzu, dass dies an den Schiafen ganz vorsichtig geschehen muss, damit nicht die darunterliegenden Muskeln, welche die Unterkiefer festhalten, verletzt werden; zwischen Stirn und Scheitel dagegen ganz kraftig, so dass eine Knochenschuppe abgestossen wird. Endlich schreibt er Ende Seite 437, dass in Frankreich die Venen an den Schiafen und im oberen Teil des Kopfes aufgesucht und gebrannt werden; er lobt auch die Behandiung der Afrikaner, welche den Scheitel bis auf den Knochen kauterisiren, so dass der Knochen abschiefert. Aus Aetius geht hervor, ib. Kap. 49, Tetr. 2, Seite 336, dass Einige in Nachahmung fremder Gebr8uche bei fortwahrenden Augerrfltissen die Schiafen kauterisirt haben entweder mit chemischen Substanzen oder mit dem Mark des Nux juglans, das man „Hyscae" nannte, und dass andere mit glühendem Eisen eine Kauterisation ausgeführt haben. Er scheint aber die chemischen Brennmittel als ungeeignet betrachtet zu haben, und ebenfalls auch die mit dem Eisen gemachten Brandwunden, weil sie nicht nur die fremden, sondern auch die natürlichen Safte vernichten. Wir haben schon öfters auch in Ihrer Anwesenheit die günstige Wirkung der an den Schiafen angewandten Vesicatoria und Brennmittel gesehen; ich glaube deshalb, dass man zunachst spanische Fliegen anwenden muss, und wenn diese keinen Erfolg haben, ein Aetzmittel aus Sublimat mit ein wenig Unguentum 'Pomati, das auf ejnem viereckigen Stückchen Leinwand von der Grösse eines halben Daumens ausgestrichen wird. Nachdem zunachst ein Heftpflaster aus Gummi oder ein Diapalmpflaster mit einem Loch von ungefahr einem halben Daumen auf die Schlafe aufgeklebt ist, lege man auf dieses das Pflaster mit Sublimat und schliesslich über dieses ein neues Heftpflaster, mit dem alles bedeckt wird; man verbinde am nachsten Tag, an dem schon ein genügender Schorf gebildet sein wird; in dieser Weise verhindern wir, dass die Kruste all zu gross wird und dass das zuerst aufgeklebte Pflaster ihre Stelle andert. § 7. Aus dem, was ich an der betreffenden Stelle nebst andren Sachen von der Amaurosis gesagt habe, geht deutlich hervor, dass — 382 — vomitoria etiam sternutatoria et apophlegmatizonta. Et Ettmullerus ex suffragio D. Allen in Synopsi Univ. Med. pag. 381. suctionem fumi tabaci commendat: Boyleus Tom. 1. pag. 550. coecitatis sanatae meminit per mercurialem pulverem naribus attractum, non tarnen sine molestia propter inflammationes inde intra nares ortas; attendendum simul coecitatem a causa externa ortam fuisse. In universum Errhina cujuscunque generis et Sternutatoria vehementer agunt in narium nervos, qui omnes ab ophthalmico et secundo ramo 5ti. paris oriundi, oculi nervos in consensum trahunt, quod ex lacrymarum affluxu praecipue patet. Ea propter forsan apophlegmatismi ex radice Pyrethri, aliisque prosunt; os enim et lingua praesertim ab eodem ramo quinto, licet a ramo ejus tertio nervos accipiunt. Salivatio hinc orta multum differt a salivatione a mercurio producta; haec enim ab impetu sanguinis in organa salivalia verum in caput ruente dependet; illa ab irritatione nervorum dependet. Si addamus parotidem a ramo duro septimi paris nervos accipere, qui cum oculo externo et glandula submaxillari consensum et uniones habent, rationi haud incongruum erit, concludere, apophlegmatizonta optime convenire posse. Vomitoria recentiores minus amant, purgantia e contra fortiora quam veteres propinant, quem admodum ex Pitcarnio patet Element. Physic. Math. Lib. 2. Cap. 9. In omni ophthalmia, inquit, externa vel interna et praesertim in inveterata purgandum est, assumptis pillulis, v.g. IV Pil. de Agarico vel e duobus 30. Merc. dulc. gr. VIII cum oleo caryoph. gutt. II f. pil. VII pro una dosi. — 383 — die Alten starkere Abführmittel, Brech- und Niessmittel und schleimtreibende Substanzen angewandt haben. Nach Mitteilung von Di Allen in Synopsi Univ. Med. Seite 381 empfiehlt Ettmuller das Rauchen: Boyle hat in Tom. 1, Seite 550 an einen Fall von Erblindung erinnert, welcher mittelst eines durch die Nase aufgezogenen Quecksilberpulvers geheilt wurde, nicht ganz ohne Beschwerden aber infolge der in der Nase .entstandenen Entzündung; man soll gleichzeitig bedenken, dass die Erblindung durch eine aussere Ursache erzeugt worden war. Im Allgemeinen wirken Errhinajeder Art und Niessmittel sehr intensiv auf die Nasennerven, welche ja alle aus dem ersten und zweiten Zweige des fünften Nervenpaares stammend die Augennerven in Mitleidenschaft ziehen, was besonders aus dem Zufluss der Tranen ersichtlich ist. Deswegen sind vielleicht die schleimtreibenden Mittel aus der Wurzel der Bertramkamille, und andren Wurzeln so nützlich; denn der Mund und besonders die Zunge erhaiten ihre Nerven von demselben Gehirnast, obwohl vom dritten Zweig. Der hieraus entstandene Speichelfluss ist weit verschieden von dem durch Quecksilber erzeugten Speichelfluss; letzterer ist namlich von dem starkeren Blutstrom nach den Speicheldrüsen und dem Kopfe abhangig, jene aber von Nervenreizung. Wenn wir hinzufügen, dass die Parotis vom harten Zweig des siebenten Nervenpaares ihre Nerven empfangt, die wieder mit dem ausseren Auge und mit der Submaxillardrüse in Verbindung stehen, so wird es nicht widersinnig sein daraus zu schliessen, dass die speicheltreibenden Mittel sehr nützlich sein können. Brechmittel mögen die neueren Autoren nicht so gern, Abführmittel verschreiben sie dagegen in starkeren Dosen als die Alten, wie aus Pitcairn hervorgeht, Elem. Physic. Math. Buch 2. Kap. 9. Bei jeder Augenentzündung, sagt er, sowohl ausseren als inneren und besonders in veralteten Fallen müssen Abführmittel dargereicht werden, in der Form von Pillen: fy. Pd. de Agarico vel e duobus gr. 6. merc. dulc. gr. VIII cum ol. caryoph. gtt. II f. pil. VII pro una dosi — 384 — R, Pil. rudii, resin. jalapp. mercun d. aa. $p olei cumini gutt. 1 Syr. de rhamno q. s. f. pil. exiguae pro una dosi. Commendat etiam alia purgantia, eaque cum mercurio saepius esse repetenda pag. 113 § 8. Si addamus eum pag. 116 in gutta serena, praemissa venae sectione et purgatione vatida, mercurium dulcem propinasse a granis X ad grana XXV in die eamque dosin continuisse per 5, 6 vel 7. dies cum Conserv. Rosar: Dr. 1. vix concipere possumus qua ratione aegri tantam mercurii vim sustinere potuerint. Commendat deinceps, nisi Diarrhoea metuatur, quae Theriaca, Diascordio vel simili opiato sistenda est, ut per duas vel tres vices purgatio instituatur, et rursus mercurius dulcis iisdem vel majoribus dosibus propinetur. Quamquam vero salivationes inde necessario secuturae mentionem non faciat, tarnen videtur eam supposuisse pag. 118, monet enim ibid: si salivationem ferant, ea finita decoctum lignorum Guasaci sc: pro potu erit bibendum. Ex tam violenta curatione concluderetis A. A. his adhibitis remediis alia non desiderari, verum absit, nam interea vesicatoria Nuchae applicanda esse cum emphasi monet et setacea pag: 113 § 10. seu fonticulos. En ejus verba, „Vix dici potest, quantum" (in oculorum inflammationibus) „auxilii „adferant vesicatoria et setacea, quare ea pertinaciter sunt urgenda:" etiam pag: 118. Setacea et vesicatoria non esse negligenda, quamquam purgantia et mercurialia adhibita fuerint. Nos vero quoniam nunquam successum ex mercurialibus vidimus, ea penitus improbamus, purgantium tarnen effectum aliquoties — 391 — je 3 oder 4 Unzen Zucker. Boyle versichert ebenfalls, dass sie bei Star ausgezeichnet seien, Vol. 1, Seite 508. Coward rechnet ebenfalls nach Mitteilung von Allen, Seite 362, die Tausendfüsse zu den specifischen Mitteln bei Sehschwache; ebenso Ettmüller, ibid. Seite 381 und Emanuel König nach Geoffroye Tom. 3, S. 457, besonders wenn sie mit Euphrasiapulver gemischt dargereicht werden. Sloan hat in einem Falie von Erblindung, ohne Zweifel ist Amaurosis gemeint, neben Aderlass, Ziehpflaster und Haarseile im Nacken, der Patientin jeden Morgen 100 lebende Tausendfüsse mit Erfolg za trinken gegeben. Weiter bei der Amaurosis nach einem KolikanfaH 50 lebendige Tausendfüsse, Seite 122, ibid., auch Vol. 2, Seite 13 mit weissem Vitriol zum ausseren Gebrauch. Weil sie ein unschuldiges Mittel sind, glaube ich deshalb, dass man sie vorschreiben muss, und zwar um so mehr, weil ich bei beginnender Amaurosis manchmal daraus einen günstigen Erfolg beobachtet zu haben glaube. Die Dosis kann gesteigert werden bis 30 taglich, was sogar geschehen muss, wenn sie in getrockneter Form dargereicht werden. § 3. Die KrSfte des Schöllkrauts wurden von alteren Aerzten sehr gelobt. Aetius sagt in Tetrab. 1, Serm. 1, Seite 58, allein der Saft genüge schon; er scharft das Gesicht derjenigen, bei denen sich etwas Dickes, das zerstreut werden muss, um die Pupille angesammelt hat. Ray gesteht in Institut. Plant, nach Manget, Bibl. Pharm. Tom. 1, Seite 5, dass sich der Extract des Chelidonium majus nicht nur bei ausseren Hornhauttrübungen, sondern auch bei beginnendem Star öfters als ausgezeichnetes Mittel bewahrt hat. Coward aber lobt am meisten den Gebrauch bei Flecken, siehe Allen, ib. Seite 376. Boyle empfiehlt in Tom. 4 seiner Mater, medic. Seite 483, par. 83, litt. E. gegen Leukome den Saft des Chelidonium und eine gleiche Quantitat ausgezeichneten Honigs. von Hilden lobt in Cent. 1. Epist. 59, denselben Saft zur Reinigung von Hornhautgeschwüren und zur Entfernung von Flecken und Pannus; allein er schreibt vor, dass in jedem einzelnen Fall nicht mehr als die Grosse eines Stecknadelkopfes anzuwenden sei: deshalb empfiehlt er es lieber in Lösung einzutropfen, weil — 392 — Geoffroyi Mat. Med. Tom. 3. pag. 309. Euphrasia. Ex vegetabilibus insuper Euphrasia summopere extollitur praecipue ab Arnoldo de villa Nova et aliis vide Allen ibid. pag. 389. pro specifico in visus hebetudine in pulvere cum vino albo vel per se sola masticata, etiam ejus infusum et succus expressus. Et Ettmullerus etiam Euphrasiam commendat ibid. pag. 381. Aqua stillatitia pro vehiculo collyriis humidis inservit, ita a Pitcairnio usurpatur etiam unguentis oculariis admiscetur ibid. Cap. 10. pag. 115. Hildanus et Fuchsius ex Geoffroyi suffragio in catharactis seu suffusionibus extollunt mirum in modum eam in debilique visione, datur a dr. I. ad 3 (= dr.) III in substantia. § 4. Veteres e regno fossili fere eadem quae nos usurpabant; vero hodie quibusdam utimur praeparatis quae iis incognita erant. v. gr. Lapis infernali, mercurio sublimato et praecipitato rubro, sed videamus quae veteres uti Celso et Galeno in usu erant et quae Neotericis. Consulere debemus Celsi Lib. 6. Cap. 6. et Galeni Class. 7. Cap. 12. de oculis. Occurrit quidem Cinnabaris apud Celsum sed ea tum minium dicebatur, et per Cinnabarin intelligebant sanguinem Draconis seu ejus speciem Cels. pag. 360. Adhibebant omnia plumbi fere praeparata, cerussam plumbum ustum, spumam argenti, id est Lythargyrium. Nos vero non modo eadem aliquando adhibemus verum etiam saccharum saturni et minium plumbi. Etiam utebantur cupri variis praeparationibus uti aere combusto, squama aeris, aerugine, floribus aeris. Nos aquam caeruleam frequenter applicamus seu tincturam caeruleam cujus compositionem apud Geoffroyium Tom. 1, pag. 205 videre potestis. Praeparatur cum aqua fontana vel aqua calcis. In albugine et pterygio hanc aquam summopere laudat Pitcarnius ibid. pag. 116. Ex ferro lapis haematites a Celso citatur, pag. 365 et a Geoffroyo pag. 198. -r 393 — das namlich milder sei. Innerlich wird es nur mit grösster Vorstcht angewandt; ihr müsst dafür Geoffroye's Mater. Med. Tom. 3. S. 309 zu Rate ziehen. Von vegetabilischen Substanzen wird besonders die Euphrasia Euphrasim. von Arnold de Villa Nova und Andren, siehe Allen S. 389, als specifisches Mittel gegen Sehschwache sehr hervorgehoben und zwar in Pulver mit Weisswein oder auch allein zum Kauen, auch das Infus oder der ausgepresste Saft. Auch Ettmuller empfiehlt die Euphrasia, auf Seite 381. Tropfendes Wasser dient als Konstituens für flüssige Augenwaschungen; so wird es von Pitcairn angewandt, auch wird es den Augensalben beigemischt, ib. Kap. 10, Seite 115. von Hilden und Fuchs empfehlen es ganz besonders bei verringerter Sehscharfe und bei Staren oder Linsentrübungen, nach Mitteilung von Geoffroye ; es wird in Substanz in Dosen von 1 zu 3 Dr. verabreicht. § 4. Die Alten gebrauchten aus dem Fossilenreich ungefahr w,^. dasselbe wie wir; freilich gebrauchen wir heutzutage einige Praeparate, welche ihnen unbekannt waren, wie Höllenstein, Sublimat und rotes Quecksilberpraecipitat, aber wir wollen einmal sehen, welche Praeparate die alteren Autoren, wie Celsus und Galenus, und welche die neueren Autoren anwandten. Wir müssen dafür Celsus, Buch 6, Kap. 6 und Galeni class. 7 Kap. 12 de oculis zu Rate ziehen.' Zwar begegnet man bei Celsus dem Zinnober; dieser wurde aber damals Mennig genannt, und unter Zinnober verstanden sie Drachenblut oder etwas derartiges, Cels. Seite 360. Sie wandten fast alle Bleipraeparate an, Bleiweiss, Bleioxyd, Bleigiatte, d. h. Lythargyrum. Wir aber wenden nicht nur diesen manchmal an, sondern auch Bleizucker und Bleimennige. Auch gebrauchten sie verschiedene Kupferpraeparate, wie Kupferoxyd, Kupferschlag, Grünspan, und Kupferroth. Wir verabreichen oft Aqua und Tinctura caerulea, dessen Zusammensetzung ihr bei Geoffroye, Tom. 1. Seite 205 nachlesen könnt. Es wird mit Brunnen- oder mit Kalkwasser bereitet. Pitcairn lobt es besonders bei Flecken und bei Pterygium, Seite 116. Vom Eisen wird von Celsus der Blutstein erwahnt, auf Seite 365, und von Geoffroye auf Seite 198. — 394 — Stannum etiam hodie vix adhibetur, collyria sicca tarnen in vase stanneo saepius praeparantur, unde aliquid immisceri probabile est. Semimetalla crebro in usu erant, praesertim sandaracha seu arsenicum, realgar seu auripigmentum, antimonium et zincum praesertim autem cadmia fornacum seu nostra Tutia sive Cobatum. Lapis calaminaris veteribus incognitus hodie tarnen inservit. Haec omnia cyprum et zincum continent chalcitis, misy, sory etiam ex fornacibus colligebantur praesertim ubi cuprum et argentum e mineris vi ignis separantur; conf. Geoffroy ibid. pag. 213 § 4. Spodium veterum, nostrum Pompholyx seu flos zinci etiam adhibebatur. Smyris autem seu Amaril non nisi raro usurpatur: maxime omnium celebrabatur a veteribus Chalcanthum seu atramentum sutorium, nostrum vitriolum album vel ferri. Vettrtm § 5. Praeter modo recensita veteres adhibebant lacrymam papartmtdia verjS) sen nostrum opium, vina quaecunque austeria, vid. Celsus PregnT"êge-Pag- 361 • Lin- 27'■ ubi Gallas, acaciae succum, piper et tabiu. similia etiam plura alia, e nobis familiaria, quae ex exemplis e Celso prolatis evidentius cognosci poterunt. Liquidum Evelpidis collyrium pag. 361. Py Aeruginis p. 1 Minii combusti, atrament. sutorii Cinnamom. aa p. III Cineris ex odoribus part. IV Piperis gr. XV Croci Nardi Papav. Lacrym. aa p. 1 Myrrhae p. II Aeris combusti p. III. Haec ex vino austero teruntur, deinde cum passi tribus heminis decoquuntur, donec corpus unum sit, idque medicamentum vetustate efficacius fit. — 395 — Zinn wird auch heute kaum angewandt, doch werden oft die trockenen Kollyrien in einem zinnernen Gefass" bereitet, wobei wahrscheinlich wohl etwas hineingemischt wird. Die Halbmetalle wurden viel gebraucht, besonders Sandarack oder Arsen, Realgar oder Operment, Antimon und Zink, vorzugsweise aber Cadmia fornacum oder unsre Tutia, d. h. also unreines Zinkoxyd, oder Kobalt. Der Zinkspath oder Galmei, welcher den Alten unbekannt war, wird heutzutage aber benutzt. Diese enthalten alle Kupfer und Zink. Chalcitis (ein Kupfererz), Misy (Eisenvitriol) und Sory (Tintenstein), werden aus dem Ofen gesammelt, besonders wo Kupfer und Silber aus Mineralien mit Hilfe des Feuers getrennt werden, vergl. Geoffroye ibid. S. 213 § 4. Der Gallitzenstein der Alten, unser Pompholyx oder Zinkblume wurde auch angewandt. Auch wurde Smyris oder Amaril in seltenen FMHen gebraucht; am Meisten wurde aber von den Alten der Calchantum oder Schuhschwarze, unser Zink- oder Eisenvitriol bevorzugt. § 5. Ausser diesen eben aufgezatilten Substanzen gebrauchtenD*»/^**» die Alten Mohnöl, unser Opium, alle möglichen herben WeinsortenAtö