ill58 |§ER VÖEALISMUS, DER MÜNDART VON ' - FISKENWARDER BEI HAMBURG c km 79 G' & KLOEKE, DER VOKALISMUS DER MUNDART VON FINKENWARDER BEI HAMBURG. DER VOKALISMUS DER MUNDART VON FINKENWARDER BEI HAMBURG. ACADEMISCH PROEFSCHRIFT TER VERKRIJGING VAN DEN GRAAD VAN DOCTOR IN DE LETTEREN EN WIJSBEGEERTE AAN DE UNIVERSITEIT VAN AMSTERDAM, OP GEZAG VAN DEN RECTOR-MAGNIFICUS Dr. J. K. A. WERTHEIM SALOMONSON, HOOGLEERAAR IN DE FACULTEIT DER GENEESKUNDE, IN HET OPENBAAR TE VERDEDIGEN IN DE AULA DER UNIVERSITEIT OP WOENSDAG 28 JUNI 1922, DES NAMIDDAGS TE 5 UUR DOOR Dr. Phil. GESINUS GERHARDUS KLOEKE GEBOREN TE SCHAGEN. Deze verhandeling verscheen tevens als Beiheft zuni Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten Bd. XXX, 1912 en als Dissertatie der Philosophische Faculteit der Universiteit te Leipzig in 1914. Daar het aantal voorhanden exemplaren zeer gering is, kunnen aan vrienden en bekenden slechts voorwoord en stellingen worden toegezonden. AAN MIJNE OUDERS. Dit proefschrift is in October 1913 door de Philosophische Faculteit te Leipzig aangenomen en op grond daarvan is mij in het volgend jaar de doctorstitel verleend, die destijds in Holland voor hen die vreemde talen studeerden nog niet te verkrijgen was. Nu aan de jongere neophilologen, die volgens het nieuwe Academische Statuut in Hollandpromoveeren, meerdere rechten worden toegekend dan aan hen, die voor dien tijd reeds uit eigen beweging het wettelijk voorgeschreven quantum kennis door het bewerken eener zelfstandige wetenschappelijke verhandeling hebben aangevuld, achtte ik het wenschelijk, ook den Nederlandschen doctoralen graad te behalen. Het stemt mij tot groote dankbaarheid, dat de literarische faculteit der Universiteit te Amsterdam de welwillendheid heeft gehad, dezelfde verhandeling opnieuw als dissertatie te aanvaarden. De waardigheid, mij in 1914 te Leipzig verleend, heb ik steeds hoog geschat, maar niet minder zal ik het op prijs stellen, wanneer ik ook in eigen vaderland den doctoralen graad waardig zal worden gekeurd. Het is mij een genoegen, mijn eerste academische leermeesters Prof. Frantzen en Prof. Sijmons hier nog eens te kunnen bedanken voor hunne aanmoediging tot wetenschappelijke studie. Toen mijn belangstelling zich op bepaalde problemen begon te concentreeren heb ik in Prof. Sikvers te Leipzig een voortreffelijk leidsman gevonden. Tijdens de gulden jaren in Hamburg hebt gij, Hooggeleerde Borchling den meesten invloed op mijn wetenschappelijke ontwikkeling gehad. Aan U dank ik ook de opwekking tot het bewerken dezer verhandeling; gij in de eerste plaats hebt de liefde tot dialetstudie in mij gewekt. Ten slotte een woord van oprechten dank aan D, Hooggeleerde Scholte, mijn tweede promotor. Gij zijt het geweest, die mij — in de jaren, waarin wel eens de aarzeling tusschen de wetenschap en de practijk des levens pleegt te komen — tot het zoeken van nader contact met de Amsterdamsche Alma mater hebt opgewekt, die ik sinds 1917 als privaat-docent later ook als assistent heb gediend. Ik zal U daarvoor steeds dankbaar blijven; mijn gehechtheid aan de wetenschap is er te grooter door geworden. Inhalt. Seite Einleitung 1 Erster Teil. P h o n e t i k. Artikulationsbasis 13 I. Phonetische Beschreibung der Einzellaute. A. Sonore. 1. Sonore mit gesperrtem Nasenweg (Mundsonore) 14 a. Vokale des vorderen Mundgebietes (Palatale): [i], [y], [e], [ï], hl 14 14 M 14 b. Vokale des hinteren Mundgebietes: [u], [o], [u], [o], [a], [a], [a] 17 c. Liquide: [1], [r] . 19 2. Sonore mit Mundverschlufi und offenem Nasenweg (Nasale): [m], [n], [n], [n] • 19 3. Sonore mit offenem Mund- und Nasenweg (nasalierte Mundsonore) 20 a. Nasalvokale: [& [yj, [e], [4], [y], m, [a], M, [u], [o], [q], [a], [<»] 20 b. Nasalierte Liquida: \ 21 B. Reibelaute. 1. Lippenreibelaute 21 a. Bilabiale 21 b. Labiodentale: [f], [v] 21 2. Zungengaumenreibelaute 22 a. Vorderes Mundgebiet (Zischlaute): [s], [z], [s] 22 b. Mfttleres Mundgebiet: [x], [j] 23 c. Hinteres Mundgebiet: [x], Lh] 23 C. Verschlufilaute. 1. Die stimmlosen Tenues: [p], ft], [k] 24 2. Die Mediae mit stimmlosem Einsatz: [b], [d], [g]. . 24 3. Die (stimmhaften) Mediae: [b], [d], [g] . . . 24 4. Die Verschlufilaute mit „überlosem VerschluB": [d], [t] 25 5. Mouillierte Verschlufilaute: [t], [d], [n] 26 n. Lautverbindungen. Vokaleinsatz 26 ' Diphthonge 26 Nasalierung 28 III. Akzent und Quantitat. seite Trennung der (Schall)silben 29 Exspiratorischer Wort- und Satzakzent 29 Der musikalische Satzakzent 29 Quantitat 30 Zweiter Teil. Historischer Vokalismus. I. Die Vokale der Stammsilben. A. Regelmafiige Entsprechungen. 1. Ursprünglich kurze Vokale in geschlossener Silbe 31 2. Ursprünglich kurze Vokale in offener Silbe ; 39 3. Ursprünglich lange Vokale in geschlossener und offener Silbe 43 B. Veranderungen durch den Einflufi eines folgenden n. 1. Kurzer Vokal + n + Zischlaut wird zu langem Nasalvokal + Zischlaut 2. Lange Vokale und Diphthonge werden vor gleichsilbigem, ungedecktem n nasaliert 52 C. Veranderungen durch den Einflufi eines folgenden r. 1. Kurze Vokale in geschlossener und offener Silbe 54 2. Lange Vokale ünd Diphthonge 59 D. Veranderungen durch den Einflufi eines folgenden 1 61 E. Rundung 62 F. Kürzung von ureprünglich langen Vokalen und Diphthongen und Unterbleiben der Dehnung bei Vokalen in offener Silbe. 1. Kürzung von ursprünglich langen Vokalen und Diphfhongen.. 64 2. Unterbleiben der Dehnung bei Vokalen in offener Silbe 66 II. Die Vokale der Nebensilben. A. Komposita ;^ B. Die Vokale der Vorsilben 68 C. Die Vokale der Endsilben 70 Anhang: Kurze Ubersicht der Vokale unserer Mundart von mittelniederdeutschem Standpunkt aus 74 Wortregister Einleitung. Die Insel Finkenwarder ist die westlichste der vielen Elbinseln zwischen dem Lauf der Süder- und Norderelbe und wird schon im Mittelalter erwahnt. Die dem Alten Lande zugekehrte südliche Halfte ist wohl schon seit dem Jahre .1265 lüneburgischer Besitz gewesen1) und gehört auch noch jetzt zu Hannover. Die früher zum Herzogtum Holstein gehorige nördliche Halfte dagegen ist vom Grafen Otto zu Schauenburg im Jahre 1445 „den Ersamen Mannen Borgermesteren unde Radmannen der Stad Hamborg eren borgeren unde eren nakomelingen to dersulven erer Stad behoeff vor Twelfhundert Rinsche gulden gud van golde unde sware genoch van wichte"8) verkauft worden und seitdem immer im Besitze der Stadt Hamburg geblieben. Jenseits der Norderelbe liegen Finkenwarder gegenüber die schleswigholsteinischen Ortschaften Teufelsbrticke, Nienstedten und Blankenese. Im Südosten braucht man nur ein kleines unbedeutendes FlüBchen, die Aue, zu überschreiten, um auf die Nachbarinseln Dradenau und Altenwarder zu kommen. Aus der günstigen Lage der Insel für den Elb- und Seefischfang erklart es sich, dafi ein grofier Teil der Bevölkerung den Fischerberuf ergriffen hat. Weitaus die meisten Fischer wohnen auf der dicht bevölkerten hamburgischen Seite der Insel (3867 Einw.), wahrend die Bevölkerung der hannoverschen — im Munde der Einwohner noch „Lüneburger" — Seite (822 Einw.) sich hauptsachlich auf den Ackerbau verlegt. Diese Verschiedenheit der Erwerbstatigkeit spiegelt sich auch in der ') J. M. Lappenberg, Die Elbkarte des Melchior Lorichs vom Jahre. 1568, S. 54. 2) Klefeker, Sammlung der EamburgischeD Gesetze und yerfassungen, Band X, s. ïio. j;,|ï> i 2 Gesinus Kloeke. Sprache der Bewohner wieder und kommt namentlich im Wortschatz zum Ausdruck. Die technischen Ausdrücke, an denen gerade die Sprache der Fischer so überreich ist, sind für den Bauern oft nicht zu verstehen, und umgekehrt sind auch den See- und EMschern viele Wörter, die unter den Bauern gang und gabe sind, völlig unbekannt. Die Benennungen für das Fahrzeug nebst Zubehör, für die Schiflsmanöver usw. tragen allerdings meistens keine lokale Farbung; sie gehören zum Sprachschatz der niederdeutschen Seemannssprache, die, wenn man die Grenzen weit ziehen will, „von Antwerpen bis nach Königsberg" gesprochen wird. Auch die Aussprache der Bewohner der beiden Inselhalften weist Verschiedenheiten auf. Dem Lüneburger wird nachgesagt, daB er [kvkj KeUer statt [Ma], [gylt] Geld statt [güt], [ylf] Elbe statt [ïlf] sage. Die „Lüneburger" Aussprache ist allerdings nur noch bei wenig Bewohnem vorhanden. Bei der Wirtin, bei der ich auf der Lüneburger Seite gewohnt habe, und bei ihren samtlichen Kindern war sie nicht zu konstatieren. Auch die altere Generation spricht zum Teil so wie die Hamburger. Bei einem 75jahrigen Nachbarn, mit dem ich mich wiederholt unterhalten habe, sind mir keine Besonderheiten aufgefallen. Meiner Meinung nach beruht der erwahnte Unterschied hauptsachlich auf der Artikulation des 1. Die Zungenspitze liegt mehr nach vorn als beim Hamburger 1. Infolgedessen klingt es dunkier (vgl. Sievers, Grundzüge der Phonetik, § 314). Diesem dunkeln Klang ist es zuzuschreiben, daB man bei oberflachlicher Beobachtung [ky\a], [gylt], [ylf] zu hören glaubt. Ich habe mich überzeugt, daB auch die andern Dentale ihren VerschluB weiter nach vorn bilden. Es ist schwierig, dies herauszuhören. Der Unterschied fallt weniger an den Dentalen selbst auf, als an den unmittelbar vorangehenden Vokalen. Das [a] in der Lüneburger Aussprache des Wortes [figkvad«] z. B. ist nicht so heil, wird mehr „hinten im Munde" gesprochen als das gewöhnliche [a] des Hamburgers. Diese Lüneburger Eigentümlichkeiten weisen auf eine andere Artikulationsbasis und sind wichtig für uns, da sie auf verschiedene Besiedelung der beiden Inselhalften hindeuten können. Finkenwarder soll nach Hübbe1) im Mittelalter mit Altenwarder Stülhorn und Moorwarder zu einer bedeutend gröfieren Insel, Griesenwarder, gehört haben, die sich vom jetzigen NeB (dem westlichsten Teil der Insel) bis etwa Billwarder ausdehnte. Wenn dies tatsachlich jemals der Fall gewesen ist, so muB es gewesen sein, bevor Finkenwarder bewohnt war, denn.der Finkenwarder Dialekt ist von dem der Insel Altenwarder zu sehr verschieden8), als daB die Bewohner der beiden Insein früher eine 1) H. .W. C. Hübbe, Beitrage zur Geschichte der Stadt Hamburg und ihrer Umgegend, Hamburg 1897, S. 61, vgl. die Karte auf S. 8. 2) Eine kurze Aufzahlung der wichtigsten Abweichungen gebe ich S. 11. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. gröfiere Einheit gebildet haben könnten. Wenn eine Rekonstruktion blofi auf Grund von sprachlichen Kriterien erlaubt ware, möchte man sich die Insel eher als Teil des Alten Landes denken, oder wenigstens nur lose davon getrennt; es fehlen uns aber historische Anhaltspunkte, die diese Annahme bestatigen könnten. DaB spater von einer Zugehörigkeit zu Griesenwarder nicht die Rede gewesen ist, geht hervor aus einer Urkunde vom Jahre 1460, wo Graf Otto von Holstein und Schauenburg Griesenwarder an Hamburg versetzt, „mit aller seiner Tobehöringe, alse he sick strecket van de Dradenouwe bet up de Koldehove mit dem Peute, Ost und West; int Süden in den Reyerstieg und keret (d. h. angrenzet) int Norden up der Elve"1)- Die Selbstandigkeit von Finkenwarder ist übrigens schon für das Jahr 1236 bezeugt: „ . . . duas insulas. fcilicet Goriefwerder et vinkenwerder . . ."*). Was nun die Zugehörigkeit zum Alten Lande anbelangt, so trifft, wenigstens für die Sprache, auch heute noch zu, was Grupen 17663) von unserer Insel sagte: „DaB es aber mit zum Alten Lande gerechnet, liefie sich aus ihren mit den alten Landen gleichen Trachten, gleichem Dialect, Sitten und Weise wohl einiger Art vermuthen." Man vergleiche auch die Worte in dem Buche von F. W. Bodemann4): „ . . . die nahe Verwandtschaft der beiderseitigen Bevölkerung, ihr gemeinsamer Dialect, die seltene Übereinstimmung in ihrer Denk- und ganzen Lebensart, sowie auch namentlich in ihrer eigenthümlichen, sonst nirgends hier herum an zutreffenden Frauenkleidung, die noch zu Evers Zeiten so groB und auffallend war, daB er sagt: Die Finkenwarderschen und Altenlanderschen Einwohner müssen noch immer einem Jeden als eine Gemeinde vorkommen, so sehr stimmen sie mit einander überein." Beachtenswert für den Philologen ist eine Notiz in einem Verzeichnis Corveyischer Lehnsleute im Herzogtum Bremen5): „Vidua Brunonis !) Ich gebe dieses Zitat nach Lappenberg (a. a. O. S. 42). Es soll aus einer Handschrift stammen, die Neddermeyer (Zur Statistik und Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg und deren Gebietes) in der Note auf S. 152 erwahnt als „Handschriftlicher Codex der Stadtbibliothek, der den Titel führt: Liber extractuum manuscriptorum verschiedener Documentorum Anno 1513". Von einem solchen Codex ist hier auf der Stadtbibliothek nichts bekannt. Nach einer im Hamburgischen Staatsarchiv beflndlichen Notiz ist das Liber extractuum überhaupt nicht mehr vorhanden (freundl. Mitteilung des Herrn Dr. H. Kellinghusen). *) H. Sudendorf, Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, Bd. I, Hannover 1859, Nr. 19. 3) Origines Germaniae, Th. 2, S. 109. 4) F. W. Bodemann, Denkwürdigkeiten der. Elbinsel Finkenwarder, HarburgHambürg 1860. s) mitgeteilt von von Spilcker in Spiel und Spangenbergs „Neues vaterlandisches Archiv" Jahrgang 1829,. viertes Heft, S. 1 f. 4 Gesinus Kloeke. de marboldestorp IX. mare. in curia Bekethorp et decimam super octo mansos hol(landrienses) in romkenwerdere (eine andere Abschrift dieser Urkunde nennt diesen Ort Winkenwerdere) hermannus Gogravius tres mansos in Widestorp ..." Im Hoyer Urkundenbuch flnden wir in einem niederdeutschen Verzeichnis, das sonst im Wortlaut ziemlich genau mit dem obigen übereinstimmt: „De wedewe brunen von marboldestorpe neghen mark in dem hove to bekestorpe unde den tegheden over acbte hove hollander hermen gogreve dre hove in wyderstorpe . . es fehlt also der Name des Ortes, wo die hollandischen Hufen liegen. Nun ist die Erwahnung von Hollander Hufen auf unserer Insel an und für sich noch kein Grund zu dér Annahme, daB sich gerade hier, wie an vielen Stellen im Alten Lande, hollandische Kolonisten niedergelassen haben; es gibt aber noch andere Momente, die für die Wahrscheinlichkeit sprechen können, daB auf Finkenwarder, oder wenigstens in seiner unmittelbaren Nahe, Niederlander gewohnt haben. Da eine solche Besiedlung neben den Sitten und Gebrauchen und der Volksart auch die Sprache beeinfluBt haben kann, ist es notwendig, hierbei etwas langer zu verweilen. Aus urkundlichen Zeugnissen wissen wir, daB sich im zwölften und dreizehnten Jahrhundert an zahlreichen Stellen hollandische Kolonisten in den Marschgebiéten der unteren Weser und Elbe niedergelassen haben. Namen wie Hollerland, Hollerdeich, Hollem, Hollerkirch, Hollergrenze, Hollerstrich, Hollanderbruch, Hollanderhof halten die Erinnerung an die Kolonisten fremden Stammes noch jetzt lebendig. Wie groB sie an Zahl gewesen sind, darüber werden wir wohl keine annahernde Sicherheit erlangen können; daB ihre Anzahl in manchen Gegenden ziemlich erheblich gewesen sein muB, dafür spricht das Vorkommen vieler solcher Namen auf einem verhaltnismaBig engen Gebiet und die Übereinstimmung in typischen Sitten und Gebrauchen, durch die sich seine Bewohner auffallend von denen der umliegenden Gegenden unterscheiden. Als ein solches Gebiet, das sich durch die Eigenart seiner Bewohner stark von der Umgebung abhebt, ist das Alte Land mit vollem Rechte schon immer betrachtet worden. So findet man beispielsweise als charakteristisches Merkmal vieler Altenlander Bauernhauser und bei einigen Hausern in Finkenwarder Schwanenköpfe als Giebelschmuck2), eine Eigentümlichkeit, die sonst nur in Flandern2) und Holland3) festgestellt worden ist. Wenn wir nicht schon unzweideutige urkundliche Zeugnisse für die hollandische ') W. von Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Bd. I, Heft rV, S. 6. 2) W. PeBler, Der volkstumliche Wohnbau an der Mederelbe, vornehmlich im Hamburgischen Amte Ritzebüttel. Mitteilungen aus dem Museum für hamburgische Geschichte Nr. 1, S. 25. *) J. H. Gallée, Das niederlandische Bauernhaus und seine Bewohner, Text S. 27. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg 5 Besiedlung dieses Gebietes hatten, würde uns auch sonst die Eigenart der Bewohner schon mit einigem Recht auf fremde Einwanderung schlieBeh lassen können. Es ist hier nicht der Platz, ausführlich zu untersuchen, welche Verdienste sich die hollandischen Kolonisten um den Deichbau und die Kultivierung der Marschen erworben haben; ein ungef ahres Bild von dem zahlenmafiigen und kulturellen Verhaltnis der Ureinwohner zu den spateren Bèsiedlern werden wir uns aber machen mussen. Die Meinungen über diesen Punkt gehen sehr auseinander')• Die extremste Ansicht vertritt hier ohne Zweifel der Belgier de Borchgrave; er stellt die Sache so hin, als hatten die Niederlander überhaupt die ganzen Marschgebiete der Elbe und Weser erst der Kultur gewonnen und als seien sie in diese Lande gerufen worden mit der Absicht: „de donner a 1'agriculture des terrains bas, humides et déserts, et d'en tirer tout le profit possible8). Les rares habitants qui se résignaient a batir une chétive cabane sur ce sol inhospitalier étaient encore a demi sauvages. Ils ignoraient 1'art de faire des conquêtes sans verser le sang humain, c'est-a-dire de se garantir par des digues contre les envahissements de la mer, et de dessécher les marécages qui rendaient le pays insalubres). Ce pays, qu'on appelait le demier de la chrétienté, fut en même temps le dernier a recevoir sa part des bienfaits de la civilisation4)." Auf einleuchtende Weise hat Auhagen die Unwahrscheinüchkeit einer solchen Annahme gezeigt; er bezeichnet die Anschauung, als sei die Marsch vor ihrer Eindeichung ein unwirtlicher Sumpf gewesen, als irrig; die Marsch sei früher, ebenso wie heute die AuBendeichsl&ndereien, mit einer reichen natürlichen Grasnarbe bedeckt gewesen. Ferner nimmt er an, daB die Urbewohner sich doch wohl erst die besten Grundstücke ausgesucht und sich im allgemeinen langst auf den höher gelegenen Marschen angesiedelt hatten, bevor die hollandischen Kolonisten einwanderten, denen nnr noch weiter binnenwarts liegende Brüche und liSsSt ') Man vergleiche namentlich: Joannes Eelking, Diss. de Belgis Saeculo XII in Germaniam advenis, Gottingae 1770. A. von Wersebe, Ueber die Niederlandischen Colonien, welche im nördlichen Teutsch- lande im zwölften Jahrhunderte gestiftet worden, 2 Bde., Hannover 1815/16. E. de Borchgrave, Histoire des Colonies Beiges qui s'établirent en Allemagne, pendant le douzième et le treizième siècle, Bruxelles 1865. E. 0. Schulze, Niederlandische Siedelungen in den Marschen an der unteren Weser und Elbe im 12. und 13. Jahrhundert. Breslauer Diss. 1889. 0. Auhagen, Zur Kenntnis der Marschwirtschaft, Berlin 1896, spricht in einem Anhang (S. 119—132) über „Die niederlandischen Ansiedlungen in den Weser- und Elbmarschen". 2) a. a. 0., S. 297. 3) a. a. 0., S. 25. ') a. a. O., S. 26. 6 Gesinus Kloeke. Moore zu vergeben gewesen seien, was er an zahlreichen Orten im besonderen nachweist. „Überall haben sich die Menschen sonst mit VorUebe marschartiger Lander bemachtigt; die Poebene, Agypten, Mesopotamien, die Niederungen des Hoangho, sie alle sind Statten uralter Kultur, und nur in den Nordseemarschen soll die Besiedelung nicht besonders früh, ja weit spater als in den angrenzenden Adel weniger fruchtbaren Distrikten stattgefunden haben1)?" Aufierdem können viele Ortsnamen schon vor dem zwölften Jahrhundert in den Marschgebieten nachgewiesen werden, wie Auhagen für Hadeln, die unterste Elbmarsch, Osterstade und die oberste gröfiere Wesermarsch naher begründet. Im Alten Lande werden die Ortsnamen Tuinunfliet (Twielenfleth) und Hesleuuarther (Hasselwarder) schon im Jahre 1059 urkundlich erwahnt2). Haben wir also anzunehmen, daB die Marschen schon lange bewohnt waren, so ist für den Sprachforscher noch wichtig zu betonen, daB die sachsischen Ureinwohner die niederlandischen Kolonisten in den einzelnen Marschgebieten an Anzahl weitaus übertroffen haben. „Denn wenn die Marschen nicht sporadisch, sondem allgemêin von den Hollandern in Besitz genommen waren, so ware es niemandem in den Sinn gekommen, einem Orte einen abzeichnenden Namen wie Hollern beizulegen8)." Ich möchte denn auch von vornherein bemerken, daB der Dialekt des Alten Landes — obgleich wir uns hier auf einem Gebiet befinden, das nach der allgemeinen Annahme wohl mit am starksten von Hollandern besiedelt wurde4) — trotz alledem im wesentlichen ein rein sachsischer Dialekt ist, ganz anders geartet als etwa die weit starker vom Niederfrankischen beeinfluBten Dialekte9), wie sie z.B. in einem Teil der Provinz Sachsen und Brandenburg gesprochen werden. Die erste Ansiedelung von Hollandern im Alten Lande hat wahrscheinlich noch in der ersten Halfte des zwölften Jahrhunderts stattgefunden"). Gegen Ende des Jahrhunderts finden wir schon Hollander ausdrücklich als ansassig erwahnt. In der Stiftungsurkunde des Alten Klosters bei Buxtehude vom Jahre 11977) bekommt das Kloster: „ . . . omnem terram & solitudinem iuxta Eschedam, versus oriente de villa Buxtehude usque ad Hollandros . . . decimam quoque super novalia *) Auhagen a. a. 0. S. 124. 2) Hamburgisches Urkundenbuch, herausgegeben von J. M. Lappenberg, Bd. I, Nr. 80. 3) Auhagen a. a. 0., S. 132. 4) Auch Auhagen nimmt das an, vgl. S. 130: „jedenfalls ist die niedrige Lage dér Marsch der Eauptgrund dafür, daB sich die Hollander hier so zahlreich niederlassen könnten". 5) 0. Bremer in Pauls Grundrifi, Bd. Hl, 2. Aufl., S. 898. 8) E. 0. Schulze a. a. 0., S. 59. ') Abgedruckt bei Pratje, Die Herzogthümer Bremen und Verden, vierte Sammlung, Bremen 1760, S. 180 ff. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 7 prememorata de Buxtehude usque ad Hollandros." Auhagen vermutet, daB mit diesem Geniete der Hollander das Kirchspiel Rübke gemeint sei, in welchem sich auch das „Hollanderbruch" befindet; auf jeden Fall ist es nicht sehr weit von Finkenwarder entfernt gewesen. Der Name des Ortes Francop, des ersten Dorfes, das man auf der Wanderung von Finkenwarder ins Alte Land berührt, könnte vielleicht noch eine Erinnerung an die Besiedler frankischen Stammes sein1). Auch für die Insel Finkenwarder wird vielfach angenommen, dafi sie ursprünglich von Hollandern hesiedelt worden sei. So z. B. von Bodemann2), der annimmt, daB einige auf Finkenwarder viel vertretene Familiennamen von jenen hollandischen Familien stammen, die zuerst die Insel anbauten und deren bestandige Bewohner wurden. Es ist ein merkwürdiger Zufall, daB wir — ebenso wie bei dem in dreifacher Gestalt überlieferten oben erwahnten Verzeichnis, in welchem die Hollanderhufen erwahnt werden, — noch eine zweite Notiz haben, wo gerade dasjenige Wort, das für uns das gröBte Interesse nat, nicht einwandfrei überliefert ist. In einer Aufzahlung von Urkunden, welche im Graflich Schauenburgischen Archiv die Geschichte Holsteins betrafen, und welche im Jahre 1641 ausgeliefert sein mussen, wird ein Brief vom Jahre 1397 erwahnt8), in welchem Graf Otto zu Holstein, Stormarn und Schauenburg den Einwohnern der Insel Finkenwarder gestattet, „hinfürder holuerch4) recht" zu gebrauchen. Ich möchte hier zum SchluB noch auf eine dritte Notiz hinweisen. In einem Freiheitsbrief des Kaisers Siegmund vom 28. Juni 14175) wird die „Holder-Elwe" erwahnt: „flumina publica, videlicet Dradenow, Holder- Elwe & Suder-Elwe vulgo nuncupata" „per praedictas aquas Dradenow, Holwer-Elwe. und Suder-Elwe." In einer Bekraftigung des Privilegs durch Karl V. heiBt es: „die Schiffahrt auf dem Wasser Draderau, Holder-Elbe und Süder-Elbe6)." ') Vgl. den Artikel von H. Jellinghaus über Holsteinische Ortsnamen (Zeitschrift der Gesellschaft für Schlesw.-Holst. Geschichte, Bd. 29, S. 273): „kop. Kopf, Höhe, worauf ein Wurt steht. Als Ortsriame nordniederlandisch (Prov. Holland, Utrecht, Friesland). Es kommt auch in den nl. Koloniën der Bremer Gegend vor." 2) a. a. 0., S. 49. 3) Nordalbingische Studiën, Th. IH, S. 280. 4) „Hollisch?" bemerkt Waitz zweifelnd dazu. Wir werden hier meiner Meinung nach die Lesart „holnersch" anzunehmen haben. Diese Form mit n finden wir auch in dem „holnerschen Damm", mit welchem Namen im Jahre 1392 der Estedeich in der Dorfschaft JJeuland bezeichnet wurde (vgl. Auhagen a. a. 0. S. 129). 5) Abgedruckt bei J. F. Pfeffinger, Historie des Braunschweig-Lüneburgischen Hauses, Band n, S. 352. «) a. a. 0., S. 351. 8 Gesinus Kloeke. Ist dieser Name eine Erinnerung an hollandische Kolonisten? Bei der Reihenfolge, in der die Wasserlaufe genannt werden, mussen wir wohl annehmen, daB die Holderelbe ein von der Dradenau in die Süderelbe führender Arm war1) und also unmittelbar an unsere Insel grenzte. Leider lafit sich auch hier keine Sicherheit erlangen, da dieser FluB weder auf Lorichs' Elbkarte vom Jahre 1568 noch auf den spateren Elbkarten verzeichnet wird. Für femere alte Nachrichten über unsere Insel und für ihre spatere Geschichte verweise ich auf die oben erwahnten Bücher von Lappenberg, Hübbe und Bodemann. Da sie für die Geschichte der Sprache weniger von Belang sind, halte ich es nicht für nötig, noch langer dabei zu verweilen. Es sei hier nur noch eine Mitteilung von Neddermeyer erwahnt2): „Zur Zeit des spanisch-niederlandischen Krieges flüchteten mehrere Familien hierher. Die hier vorkommenden Namen van Cölln, van Riegen, to Boben, Benidt etc.3) scheinen niederlandischen Ursprungs zu sein." Neddermeyer gibt nicht an, auf welche Überlieferung er sich hier stützt, es ist wohl bloB eine Vermutung. In den Namen kann ich nichts speziflsch Niederlandisches finden. Wie steht es nun mit dem Dialekt der Bewohner des Alten Landes und besonders mit der Sprache der Finkenwarder Eingeborenen? Ist es vielleicht möglich, dafi hier die Ergebnisse der Sprachforschung dem Historiker als Erganzung für die sparlichen geschichtlichen Überlieferungèn dienen können? Sind etwa aus der Finkenwarder Mundart Anhaltspunkte für die Annahme einer fremden Besiedelung zu gewinnen? Die Beantwortung dieser Fragen ist bei der nahen Verwandtschaft der niederlandischen und niederdeutschen Dialekte schwierigèr als ich mir beim Anfang meiner Untersuchung gedacht hatte. So sehr ich auch überzeugt bin, dafi die verhaltnismafiig zahlreichen niederlandischen Kolonisten im Alten Lande ihre Spuren auch in der Sprache zurückgelassen haben mussen, so habe ich doch immer wieder gesehén, wie grofi die Unsicherheit ist, mit der man eine solche Beeinflussung bei den einzelnen sprachlichen Erscheinungen feststellen kann. Meiner Ansicht nach ist hier zu einer sichereren Beurteilung eine ausgedehnte Kenntnis der samtlichen Mundarten des Alten Landes unbedingt erforderlich. Aber obwohl ich quer durch das ganze Gebiet gewandert bin, und in Francop, Neuenf elde, Vierzigstücken, Hove, Rübke, Estebrügge, Jork, Mittelkirchen, Siebenhöfen und Hollern Erhebungen angestellt habe, reicht doch meine Kenntnis zur Gewinnung *) Lappenberg, Lorichs' Elbkarte, S. 50. -) Neddermeyer, Zur Statistik und Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg und deren Gebietes, Hamburg 1847, S. 149. 3) Zum Teil dieselben Namen, die Bodemann auf die hollandischen Kolonisten des Mittelalters zurückführt. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 9 von festen Resultaten bei weitem noch nicht aus. Bei einem Material, das sich zum gröBten Teil nur auf ein kleines Gebiet wie Finkenwarder besehrankt, wird man immer wieder in die Versuchung kommen, irgendeine grammatische Form oder auffallende Aussprache für niederlandisch zu halten, wahrend es sich spater herausstellt, daB sich die Eigentümlichkeit auch in Gebieten findet, wo von niederlandischer Besiedelung nicht die Rede sein kann, wodurch dann die Beeinflüssung mindestens in Frage gestellt wird. Mit mancher auffallenden Erscheinung ist es mir so ergangen. Ich nenne hier etwa eine in einigen Dörfem des Alten Landes auftretende Entwicklung, die ahnlich auch von Bernhardt in der Glückstadter Mundart') festgestellt worden ist: „in Wörtern namlich, in denen ursprünglich die Silbe -de oder -den auf einen langen Vokal folgte, unterdrücken die Landbewohner — und hier und da geschieht es auch in der Stadt — das d und lassen statt des e ein ï hóren, z. B. krytsröï Quadratrute, küïnsë Kudensee, na ral allmahlich (mnd. narade), góïn guten. Formen wie goien kommen auch z. B. bei Rist vor." Den Übergang von d zu [j] kennt strichweise auch das Alte Land, daneben findet man — anscheinend als Parallele — auch Übergang von d zu [u]. Ich notierte mir folgende Beispiele: [zi}9 hys] == niedrige Hauser, [raua abln] = rote Apfel (z. B. in Hove, Jork, Huttfleth), [brej.il = breiter, [roua disdöiga] == roteTischtücher(Mittelkirchen), [doua lydn] — tote Spatzen (Huttfleth) und daneben, wohl als sekundare Entwicklung, die Formen: [zïga hys] (Estebrügge), [viga] = Weiter (bei einer alten Frau in Francop), [rouga rouzn], [breiga ströudn], [ziga hys], [vïga] (in Siebenhöfen). Bekanntlich wird das d zwischen Vokalen in der ungezwungenen Aussprache der meisten Hollander in zahlreichen Fallen als Halbvokaï [1] (nach oe, «, e, o, ij, ie) oder u (nach ou) ausgesprochen, eine Eigentümlichkeit, die in der Schrift mit i oder w wiedergegeben wird: een goeie jongen (ein guter Junge), een ouwe vrouw (eine alte Frau), man vergleiche auch Kaphollandisch: ouer (alter), goeie (gute); dieselbe Erscheinung kommt schon in mittelniederlandischen Texten vor2). Dennoch ist es uns vorlaufig nicht möglich zu entscheiden, ob wir es hier tats&chlich mit niederlandischer Beeinflüssung zu tun haben, denn die Entwicklung von d zu [1] oder wenigstens der Ausfall von d ist auch sonst verbreitet, wié ich aus der Beschreibung der Karte desWortes „roten" im X. Bericht über G. Wenkers Sprachatlas des Deutschen Reiches ersehe3) ') Niederdeutsches Jahrbuch, XX, S. 17. !) J. Franck, Mittelniederlandische Grammatik, 2. Aufl. § 115. 3) Afd. A. XX, S. 321 ff. Man vergleiche auch die Beschreibung bei H. Schönhoff (Emslandische Grammatik, Heidelberg 1908): „Die politische Grenze zwischen den ehemaligen Amtern Meppen und Kloppenburg ... 10 Gesinus Kloeke. Eine Eigentümlichkeit möchte ich hier erwahnen, die ich mit etwas mehr Zuversicht auf hollandischen Einflufi zurückzuführen wage, namlich der Gebrauch des durch .das ganze Alte Land und auf Finkenwarder gebrauchlichen Wortes [nei] [nai] für hochd. nicht (vgl. holl. niet. Dieselbe Form findet sich allerdings auch im Ostfriesischen). Ferner ist, wie es scheint, auch die im Alten Lande vorkommende Verwendung des Akkusativs des Personalpronomens für den Nominativ hierher zu stellen, in einem Satze wie: [ys vilt utgoun] = wir wollen ausgehen. Dieselbe Eigentümlichkeit findet sich auch auf Tolen, Noord- und Zuid-Beveland1) und ist in der Burensprache zur Regel geworden2). Auch die mit nasaliertem q ausgesprochene Form [qs] scheint niederlandisch zu sein8). Neben der nasalierten Aussprache kommt auch die Aussprache mit deutlich hörbarem n vor. Die — sonst inNorddeutschland so selten vorkommende — Nasalierung durch den Einflufi von folgenden Nasalen scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein, dem wir unsere Aufmerksamkeit schenken müssen4). Nach meinen bisherigen Beobachtungen ist sie am ausgepragtesten in Finkenwarder und in einigen Dörfern in der Nachbarschaft, z. B. in Rübke. Je mehr man nach Stade kommt, desto mehr scheint auch die Nasalierung abzunehmen. Am langsten erhalt sich die Nasalierung eines Vokals vor ns (ns). Hinter Jork hört aber auch diese Eigentümlichkeit auf. Weiter nach Stade zu (z. B. in Steinkirchen und Siebenhöfen) habe ich keine Spur von Nasalierung mehr beobachtet. In einer spateren Arbeit, die das ganze Alte Land in ausgedehntem Mafie berücksichtigen soll, hoffe ich bestimmtere fallt fast der ganzen Ausdehnung nach mit einer sprachlichen Grenzlinie zusammen, die das ganze nieders. Land in zwei grofie Gebiete scheidet; westlich lautet der Plural mud. göt, gat: gode, gade, östlich göe (gaue). Ausfall des d findet statt in dem Striche südlich von der niederd. Grenze bis nördlich nach Hamburg, östl. nach Magdebürg; dazu gehort u. a. das Osnabrücksche bis südl. von Quakenbrück (göe). die Amter Yechta und Kloppenburg (gaue, goue), die Niedergrafschaft Bentheim (göe) und ein Strich südlich von Grafeld und Berge (gae) bis nach Fürstenau und östl. bis Bersenbrück (gaue)." *) Gallée, a. a. 0. S. 126. 2) N. Marais-Hoogenhout, Praktisches Lehrbuch der kaphollandischen Sprache, S. 9. In sèinem Buche: Het Afrikaansch (Leiden 1899) vertritt D. C. Hesseling die Ansicht, dafi diese Eigentümlichkeit auf den Einflufi des Malaiischen zurückzuführen sei. *) Bremer (Pauls Grundrifi Hl, 2. Aufl., S. 896) führt das n im ostniederdeutschen „uns" auf den Einflufi der niederlandischen Kolonisten zurück. 4) Wahrend der Drucklegung kam mir der reichhaltige I. Bd. des „Handboek der Nederlandsche Taal" von Jac. van Ginneken S. J. in die iHande. Der Verfasser hebt auf S. 123 als Charakteristikum der brabantisch-frankischen Mundarten die Nasalierung hervor, die er auf eine alte Artikulationsneigung zuruckführt. Nasalierung eines Vokals vor n + Zischlaut ist übrigens nach meinen Beobachtungen in Holland stark verbreitet. In Haarlem und Amsterdam z. B. ist die Aussprache [prïs] Prinz, [mfs] Mensch, [gs] uns, bei der alteingesessenen Bevölkerung allgemein gebrauchlich. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 11 Grenzen der einzelnen sprachlichen Erscheinungen geben zu können. Vielleicht gelingt es mir dann auch, gestützt auf umfangreicheres Material, gröfiere Klarheit über die hollandischen Elemente in der Sprache zu erlangen. Eine Besprechung der Stellung der Finkenwarder Mundart innerhalb der Dialekte des Alten Landes wird auch besser bis spater aufgespart. Dagegen ist es notwendig, hier kurz die Hauptunterschiede mit der Sprache der Nachbarinsel Altenwarder (siehe S. 2) aufzuzahlen1): 1. As. e (i-Umlaut zu a und urspr. e) + r, ê (i-TJmlaut zu d. ahd. ia und urgerm. ai) -f r, ir, ior entwickeln sich auf Altenwarder zu [tta\ wo Fink. M hat. Beispiele: er: [beian] sich benehmen. ër: [fudveu] quer, [eu] Erde, [stei.i] Schwanz, [gei.m] gerne, [steian] Stern. ' ér: [sein] Schere, [geut teia] gutes Gedeihen, [«ia] bevor, [meia] mehr. ir: [tveun] Zwira, [heida] Hirt (mit Wegfall des r vor dem Dental). ior: [ben] Bier, [dei./] Tier, [ftia] vier, [fuleun] verlieren (eine Ausnahme macht [dfon] Madchen). Die Finkenwarder Aussprache [ia] wird von den Altenwarder Eingeborenen verspottet, indem sie singen: den sv\sr\k, den svl_sryk, den kup un den staat» dat hept dei firjkvadas m dei svï_sit j-mki.it. 2. As. or, ur, o (ahd. uo oder urgerm. au) + r entwickeln sich in Altenwarder zu [eu.i], wo Finkenwarder [üo] hat. Beispiele: or: [feuis] sofort, [neuan] Norden, [peu.;t] Pforte, [veu.it] Wort. ur: [teu.m] Turm. dr: [reu./] Ruder, [meuoböx] Moorburg, [euv] Ohr. Der Umlaut zu den obengenannten Verbindungen entwickelt sich zu [aioj: [futoian] erzürnen, [hoian] Hörner, [snoian] schnüren, [hoian] hören. 3. Die Altenwarder Mundart kennt die auf Finkenwarder sehr hauflge Entwicklung des e (i-Umlaut zu a oder urspr. e) zu [ï] nicht, z. B., [elbm] elf, [futeln] erzahlen, [hemt] Hemd, [eb] Erle, [feit] Feld, [bet] Bett. ') Die Insel Dradenau wird nur von einem Altenlander und einem Finkenwarder Bauern bewohnt. Auch Waltershof kann nicht mehr für die Dialektuntersuchung in Betracht kommen, da die ganze Insel seit einiger Zeit zum Hamburger Hafengebiet gezogen ist und die ursprünglichen'Einwohner sie verlassen haben. 12 Gesinus Kloeke. 4. In einigen Wörtern entwickelt sich as. o in Finkenwarder zu [u], in Altenwarder zu [o]: [golt]Gold, [holt]Holz, [kop]Kopf, vgl.dasobigeSpottlied. 5. Geminierte stimmhafte VerschluBlaute sind im Altenwarder Dialekt mit der Infinitiv-Endung -en assimiliert: haben = [htm], liegen — [lin] (Geminationen von stimml. Verschlufil. sind nicht assimiliert, Wörter wie lecken und liegen sind nicht zusammengefallen wie auf Finkenwarder, lecken heiBt [hgrj], vgl. S. 25). 6. Die Altenwarder Mundart kennt ein eigentümliches [1] als Entwicklung aus mnd. dd vor er, wo der Finkenwarder Dialekt [d] hat. Die laterale VerschluBbildung findet an der Grenze zwischen Oberzahnen und oberen Alveolen statt. Beispiele: [yla] Euter, [vek] Wetter, wieder, [lek] Leiter, Leder. 7. Im Auslaut wird auf Altenwarder [t] und nicht [t] gesprochen (vgl. S. 25). 8. Der aus langem ö hervorgegangene Diphthong wird auf Altenwarder als [eu] ausgesprochen (auf Finkenwarder als [seii]). Ein bekannter Satz, mit dem die Finkenwarder die Einwohner der Nachbarinsel verspotten, heiBt: [hoi.i moul tiu] (hör mal zu). DieseWiedergabe [m] beruht auf Übertreibung (in den Vierlanderi habe ich dagegen sehr ausgepragt [in] gehört). 9. Das Personalpronomen der 1. Pers. PI. heiBt Aw. [vi] (Fi. vyj, der 2.Pers.Aw. [ji] (Fi. £jy]). Das Reflexivpronomen ist Aw. [zik] (Fi. [zix]). 10. „Nicht" heiBt auf Altenwarder stets [nix], auf Finkenwarder [nei]. 11. „Ich habe" heiBt Aw. [ik hef], Fi. [ik hep]. 12. Die Aw. Mundart kennt bei vokalisch auslautenden Adjektiven eine neutrale Form auf [t]; in Fi. ist diese Eigentümlichkeit nicht bekannt. Der Altenwarder sagt also z. B.: [an neit hus] ein neues Haus, [en freit stvk lant] ein freies Stück Land. 13. Die Nasalierung, die in der Finkenwarder Mundart sehr ausgepragt vorhanden ist, beschrankt sich in Altenwarder, soviel ich gehört habe, nur auf die Vokale vor ns (ns). Die Altenwarder Mundart ist dem Dialekt der Stadt Hamburg sehr ahnlich. Mit den Mundarten des gegenüberliegenden Elbufers zeigt die Finkenwarder Mundart keine nahere Verwandtschaft. Die Mitteilung in einem in der Finkenwarder Pfarregistratur aufbewahrten RezeB1) vom 17. Marz 1617 daB: „jetzo gemelte Hamburgische Unterthanen von vielen undenklichen Jahren hero in der Grafschaft Holstein der Kirchen zu Newensteten éingepfarret gewesen"8), hat mich veranlaBt, auch jenseits ') Abgedruckt bei Bodemann, a. a. O. S. 64. 2) Es ist auffallend, daB sich darüber in den Nienstedtener Kirchenbüchern keine Mitteilung findet (freundliche Mitteilung des Herrn Pastor Thun). Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 13 der Elbe Erhebungen anzustellen. Geht doch noch jetzt die Rede in der Leute Munde „dafi ein langes Brett die Verbindung zwischen dem beiderseitigen Vorlande vermittelt habe"1). Da sich das Villendorf Nienstedten zur Aufnahme der Mundart wenig mehr eignet, habe ich mich auf den Rat des Herrn Pastor Thun zu Nienstedten etwas mehr landeinwarts nach dem Flecken Osdorf gewandt, wo mir der eingehorene Gemeindevorsteher Langeloh mit seinem unverfalschten Platt freundlichst zu Diensten stand. Herr Langeloh erklarte mir, daB man in Nienstedten immer genau so wie in Osdorf gesprochen habe. Der Osdorfer Dialekt kennt ebenso wie die Altenwarder Mundart Diphthongierung in den Pallen, die ich oben unter 1 und 2 nannte (ausgenonunen wieder [dian] Madchen), nur wird das ó hier zu [ou]. Auch in Fall 3 und 4 scheinen diese beiden Dialekte übereinzüstimmen, Herr Langeloh sprach: [elbm], [fel], [holt], [pot]. Ferner notierte ich mir: [ïkhef], [lin] liegen, [ïigg] lecken, [hei mut] (Fi. [hei m\t] er muB), [nix] für „nicht", [ji], [vï], [an neit hus]. Das [1] kennt die Osdorfer Mundart nicht, dem mnd. dd vor -er entpricht hier ebenso wie auf Finkenwarder ein [d]. Im Auslaut wird [t] gesprochen. Keine Nasalierung, auch nicht vor ns. Charakteristisch ist die Aussprache des Umlauts von as. ö als [au], z. B.: [saun] schön. In Hamburg, den Vierlanden, Altenwarder, dem Alten Lande wird hier stets [oi] gesprochen. Erster Teil. Phonetik. Artikulationsbasis. Die Artikulationsbasis ist die allgemein norddeutsche, die Lippen werden gern breit gezogen. Die Lippen und namentlich die Zunge und das Gaumensegel artikulieren schlaff. Auf die geringe Energie der Artikulation der genannten Organe sind zurückzuführen: der haufige Ausfall von d und g zwischen Vokalen in Wörtern wie [brQunl (braten), [fujövn] (erschrecken), der Übergang vom auslautenden r in [a], der Abfall von t (und Anhangung da, wo es etymologisch nicht am Platze ist); die mangelhafte VerschluBbildung des auslautenden t und des d zwischen Vokalen, die Verwechslung von d und g, die Diphthongierung von a, ê, ó, o, ü, u zu [ou], [ei], [seu], [ou], [ü], [ö] (über die Diphtongierung der letzten zwei Laute siehe S. 26) und schlieBlich die starke Neigung zur Nasalierung. ') Bodemaun, a. a. 0. S. 63. 14 Gesmus Kloeke. I. Phonetische Beschreibung der Einzellaute. Neben der phonetischen Beschreibung der Einzellaute habe ich auch die analphabetische Formel nach dem System von Jespersen gegeben; damit versuche ich die Schwankungen und Fehlergrenzen beim phonetischen Notieren auf ein Minimum zu reduzieren1). Zur bequemeren Orientierung habe ich in der Überschrift angegeben, mit welchem (aus dem Hochdeutschen) bekannten Laut der behandelte Vokal oder Konsonant zu vergleichen ist. Diese Ahnlichkeit ist natürlich nur annahernd, die Unterschiede zwischen dem hochdeutschen und dem mundartlichen Laut wird man leicht aus der ausführlichen Beschreibung ersehen können. A. Sonore. 1. Sonore mit gesperrtem Nasenweg (Mundsonore). a. Vokale des vorderen Mundgebietes (Palatale). Ich gehe hier von dem Vokal mit der höchsten Zungenstellung aus und bespreche dann der Reihe nach die folgenden niedrigeren. Die geringere oder gröBere Zungenhöhe kann man am besten feststellen, wenn man den Zeigefinger auf die Zunge legt (Bremer, Deutsche Phonetik, § 145) und dann den Vokal auszusprechen versucht. Je gröJSer der Druck, den die Zunge auf den Zeigefinger ausübt, desto höher ist der Vokal. Allerdings muB man auf den Unterschied zwischen gespannten und ungespannten Vokalen (Sievers § 255) achten. Wenn zwei Vokale gleiche Zungenhöhe aber verschiedene Spannung haben, wird der gespannte einen gröfieren Druck auf den Finger ausüben als der ungespannte. In der Finkenwarder Aussprache haben die ungespannten Vorderzungenvokale [ï], |y], [e] alle geringere Zungenhöhe als die gespannten Parallelen [i], [y], [e]. Nach wiederholtem Experimentieren glaube ich folgende Eeihe aufstellen zu mussen: [i], [y], [e], [i], [y], [e], [0], [se]. [iï (hochd.: Liebe). Die Lippen bilden eine spaltförmige öffnung, iridem sich die Mundwinkel etwas seitwarts verziehen und die Unterlippe sich senkt, so dafi die Unterzahne sichtbar werden. Die öffnung zwischen den unteren und oberen Schneidezahnen ist so grofi, dafi die Spitzen in einer Ebene liegen, ') B. Schadel, Über Schwankungen und Fehlergrenzen beim phonetischen Notieren, „Bulletin de dialectologie romane", II, S. 1 ff. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 15 und man einen Fingernagel horizontal dazwischen stecken kann. Die Zunge füllt die Höhle des Unterkiefers nahezu ganz und liegt an den Zahnen des Unterkiefers an. Der Zungenrücken berührt den harten Gaumen hinter den Alveolen rechts und links und lafit in der Mitte eine spaltförmige öffnung. Analphabetisch: a4° A4 /Se y3fs <ï0 el. [yJ (hochd.: Sühne). Die Lippen haben geringe Rundung, oft ziehen sich die Mundwinkel kaum zusammen und bleiben fast in neutraler Stellung. Bei Entründung der Lippen hört man einen sonst nicht in der Mundart vorkommenden Laut von unbestimmter Klangfarbe. Die nachlassige Rundung bei einzelnen Individuen, namentlich bei Kindern, ruft manchmal einen Laut hervor, der an [i] erinnert. So glaubt man oft [vï] zu hören statt [vy]. Die Stellung der übrigen Organe ist ungefahr wie beim [i], der Abstand der Zunge zum Gaumen ist aber gröfier, und die Artikulationsstelle liegt etwas weiter zuriick. Analphabetisch: a5b A4 /3e öO el1). [e] (hochd.: eben). Die spaltförmige Öffnung der Lippen ist etwas breiter als beim [i]. Die Unterlippe senkt sich nicht ganz so weit. Die öffnung zwischen den Schneiden der unteren und oberen Zahne gestattet die horizontale Einführung des Zeigefingers bis zur Halfte des Nagels. Die Lage der Zunge weicht insofern von der beim [i] und [y] ah, als die spaltförmige öffnung zwischen Zunge und Oberkiefer gröBer ist, und "die Artikulationsstelle etwas mehr nach hinten liegt. Die Berührung des Oberkiefers durch die Zunge ist leiser als bei [i] und [y]. Analphabetisch: «6CA6/Sej'58<ï0el. [i] (nordd.: Bliek). Die spaltförmige öffnung der Lippen weicht kaum von der beim [e] ab, auch die Kieferöffnung ist wie beim [e]. Die Zunge berührt nur ganz leise mit ihren Seitenrandern die oberen Backenzahne, der Gaumen wird gar nicht berührt. Die Spannung ist bedeutend geringer als beim [e]. Von dem akustischen Effekt gilt dasselbe, was Kohbrok2) vom Dithmarsischen ungespannten i sagt: „die Artikulation ist eine so weite, dafi euv süd- und ') Über die Zahlenzeichen bei r vgl. Jespersen, Lehrbuch der Phonetik 4. 7. Ich wende die Reihe 3-4-5- an, um den steigenden Abstand der Zunge zum Gaumen zu bezeichnen, ohne einen Unterschied zu machen zwischen geraden und ungeraden Zahlen. 2) H. Kohhrok, Der Lautstand des zym-Gebiets in Dithmarschen, Kieler Diss., 1901, 8.9. 16 Gesiuus Kloeke. mitteldeutsches Ohr versucht sein würde, hier ein enges e zu hören". Analphabetisch: «6° A6 /Je y6 dO el. hl (nordd.: Glück). Die Lippenrundung ist wie beim [y]. Die öffnung zwischen den Zahnen gestattet die Einführung des Zeigeflngers bis zur Halfte des Nagels. Die Zunge liegt etwas mehr zurückgezogen als beim [1], die Zungenspitze berührt noch gerade den untersten Teil der unteren Schneidezahne. Die Rander berühren die oberen Backenzahne noch leiser als. beim [1]. Der Abstand zwischen Zunge und Gaumen ist etwas gröfier. Das [y] ist ein ungespannter Vokal. Spricht man einige Male schnell hintereinander ein kurzes ö (wie im hochd. Söhne), so lafit die für das ö erforderliche Spannung leicht nach und man spricht unwillkürhch hlDie groBe Ahnlichkeit zwischen dem hochdeutschen ö und [y] kommt in der analphabetischen Formel zum Ausdruck: «5b A6 £ef yl óO el. || (hochd.: Bett). Die Lippenöffnung beim [t] ist spaltförmig, die Mundwinkel sind zurückgezogen. Die Öffnung zwischen den Schneidezahnen gestattet die Einführung des Zeigeflngers bis zur Mitte des Nagels. Die Zunge liegt zurückgezogen im Munde, die Spitze berührt die unteren Schneidezahne kaum oder gar nicht. Auch die Rander der Zunge berühren die oberen Backenzahne nicht oder nur die hinteren. Die öffnung zwischen Zunge und Gaumen ist gröfier als beim [1] und [y]. Es ist nicht möglich, genau festzustellen, wo die den Laut bestimmende Artikulationsstelle liegt. Analphabetisch: «8° A6 /Sfe y8 dO el. Es sei hier noch bemerkt, dafi das [e], wenn es ein mnd. e vor l oder r reprasentiert, nicht selten zugleich mit seiner Quantitat auch seine Qualitat andert, indem die Zungenstellung niedriger wird (vgl. S. 28). Es ist dann kaum von dem unten zubeschreibenden [se] zu unterscheiden. Man hört also öfter [mÊëak] statt [m(ak] Milch, [vie^k] statt [vê^k] welch. m (hochd.: Löffel). Das 0 hat eine Lippenrundung wie das hochd. ö in Löffel. Bei Entrundung der Lippen hört man einen [ej-ahnlichen Laut, der. aber etwas niedriger ist als [e]. Analphabetisch: «7ab A6 £fe y9 60 el. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 17 • [33] (engïisch: man). Diesen Laut genau zu erfassen und zu beschreiben ist^ schwierig, weil er nicht selbstandig, sondern nur als erster Komponent des Diphthongs [seu] (Reprasentant des mnd. o) vorkommt. Soviel ist sicher, dafi er der niedrigste der im vorderen Mundgebiet artikulierten Finkenwarderschen Laute ist. Man könnte ihn sogar schon zu den Vokalen des hinteren Mundgebietes rechnen. Die Lippenöffnung ist wie bei [e], nur ist die Unterlippe etwas mehr herunter gelassen. Die Kieferöffnung ist gröfier als bei [e]. Die Zunge ist mehr zurückgezogen, von Berührung der unteren Schneidezahne oder der oberen Backenzahne ist nicht mehr die Rede. Analphabetisch: «8C A8 /SI ylO dO el. Neben dieser Aussprache kommt auch individuell eine noch niedrigere nach a hinneigende Aussprache vor und auch eine höhere, die etwas an [e] erinnert, doch ist die Artikulation niemals so hoch wie bei [e]. Der Finkenwarder sagt im allgemeinen: [gaeudndax], der Altenwarder wird damit aufgezogen, dafi er [giudndax] sagt (in Wirklichkeit sagt er [geudndax], siehe Einl. S. 12). b. Vokale des hinteren Mundgebietes. [u] (hochd.: Grufi). Die Lippen sind schwach gerundet, von ihnen gilt das bei [y] Gesagte, vielleicht ist die Rundung etwas weniger schwach. Die Kieferöffnung ist zwar etwas gröfier als hei [y], gestattet aber nur die Einführung des Fingernagels. Das [u] hat von den velaren Vokalen die höchste Zungenstellung. Die Zunge liegt ganz nach hinten zurückgezogen, ihreSpitze berührt den Unterkiefer etwa 2 Zentimeter unter der Linie, welche die Spitzen der unteren Schneidezahne verbindet. Analphabetisch: a53b A46 /Sg y& 60 el. Neben dieser monophthongischen Aussprache des [u] kommt eine diphthongische vor, die vielleicht noch mehr verbreitet ist. Der erste Komponent ist ein Laut, der akustisch ungefahr den Eindruck eines [y] macht, aber weiter hinten im Munde artikuliert wird. Die Enge wird, wie mir scheint, an der Stelle h oder i (vgl. Jespersen 3.21) gebildet. Die Lippenlage ist ungefahr wie hei [u]. Der zweite Komponent ist das oben beschriebene [u]. Am besten kommt der diphthongische Charakter- des u zur Geltung in dem gedehnten Morgenruf der Brotverkauferinnen: [sty-udn] Brot. 18 Gesinus Kloeke. [o] (hochd.: Philosophie). Die Lippenöffnung ist schwach gerundet und etwas gröfier als bei [u]. Die Kieferöffnung ist so grofi, dafi man die Spitze des Zeigeflngers bis zur Mitte des Nagels in den Mund stecken kann. Die Zunge ist ebenso wie bei [u] zurückgezogen, die Spalte zwischen Zunge und weichem Gaumen ist aber gröfier als bei [u], und die Artikulationsstelle liegt weiter zurück. Das [o] kommt nur vor als erster Komponent der Diphthonge [oa] und [ou]1) und wenn ein as. o oder u durch folgendes n 4- Zischlaut hasaliert wird. Analphabetisch: «5b A6 /Sg y4k dOeV). M (nordd.: Nufi). Dieser Laut ist dem vorigen in Artikulation und akustischem Effekt sehr ahnlich. Ein wichtiger Unterschied ist die geringere Spannung. beim [u]. Ferner ist der Abstand zwischen Zunge und Gaumen etwas gröfier als bei [o]. Das geht schon daraus hervor, dafi in den Wörtern, wo wir ein nasaliertes [£] erwarten würden, ein [q] auftritt, also [ü/s] uns und nicht [üs], [k$st] Kunst und nicht [kust]. Die Erklarung liegt auf der Hand: dadurch dafi das Gaumensegel sich senkt, wird die Enge kleiner und folglich der erzeugte Laut dem [o] ahnlicher. Der akustische Effekt ist für mein Ohr genau so, als wenn man ein [o] mit gesenktem Gaumensegel ausspricht. Der Unterschied zwischen [u] und [o] kommt in der analphabetischen Formel nur dadurch zum Ausdruck, dafi für [u] bei y die Zahl 5 anzusetzen ist: «5b A6 /Sg y5k <$0 »J. [o] •.:':Vs' (hochd.: Topf). Die Lippenöffnung ist schwach gerundet und gröfier als bei [u]. Die Zunge liegt zwar zurückgezogen im Munde, aber viel weniger stark als bei [u], [o] und [u]. Die Kieferöffnung gestattet die Einführung des Zeigeflngers bis zum aufiersten Glied. Ich kann nicht genau entscheiden, wo die den Laut bestimmende Enge zwischen Zunge und Gaumen liegt. Jespersen setzt für das französische [o] in „fort" die Stelle j an und gibt die Formel: «7ba /Si yV, das englische [o] in „law" bekommt die Formel: «7b $g y7k. Für das Fi. [o] möchte ich a7b A8 fif y7kf öO el ansetzen. [a] (hochd.: Frack). Der a-Laut ist das reine „neutrale" a, das Jespersen mit A bezeichnet (analphabetisch: aSh /Si oder fg r7jk). ') Vgl. aber die FuBnote auf S. 27. 2) Über die Zahlenbezeichnung bei y vgl. die Note auf S. 15. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 19 [3], [al Mit [a] und [a]< bezeichne ich die sogenannten gemurmelten Vokale. Das [a] bezeichnet im allgemeinen den Vokal, den die Ruhelage der Zunge ergibt, es steht als solcher dem [1] am nachsten. AuBerdem fungiert [a] noch als Gleitlaut vor 1, klingt aber dann mehr [\]-ahnlich, Das [a] klingt in den Diphthongen [öa], [üa] fast.wie [a], in po], [ïa], [ya], [ya] und als Reprasentant für altes -er im Auslaut aber mehr wie [t] (die Kinder rufen: [mudf]). In der Vorsilbe ver-, wo wir auch [fa] erwarten würden, ist die Qualitat mehr [u]-ahnlich. Ich habe [u] geschrieben, weil es von dem S. 18 beschriebenen [u] akustisch kaum abweicht. Wie man aus dem Obigen ersieht, können das [a] und das [a] bei mir also jedes zwei Laute von verschiedener Klangfarbe bezeichnen. Ich habe es vorgezogen, bloB zwei Zeichen zu wahlen, weil es mir einfacher scheint, von vornherein auf die verschiedene Lautqualitat aufmerksam zu machen, als das Alphabet um zwei Zeichen zu vermehren). c. Liquide. [1] (hochd.: Land). Lippen- und Kieferöffnung richten sich nach der Umgebung. Die Zungenspitze liegt an den Alveolen der mittleren Vorderzahne. Zwischen den oberen Backenzahnen und der Zunge ist eine Enge links und rechts. Es ist das gewöhnliche „flache" 1, wie im deutschen laufen. Analphabetisch: a" A" /Slf y" ÓO el. M (Zungen-r). Von den in unserem Dialekt vorhandenen drei Flatterlauten sei an dieser Stelle nur das ursprüngliche alte r erwahnt. Der aus t hervorgegangene stimmlose Flatterlaut und das aus d entstandene r werden besser unter den Verschlufilauten behandelt. Das alte [r] ist ein stimmhaftes, schnurrendes Zungenspitzen-r, ein Zapfchen-r habe ich von keinem Finkenwarder Eingeborenen gehört. Die Zungenspitze artikuliert gegen die Alveolen der mittleren Schneidezahne ; sie vibriert, namentlich wenn das r allein im Anlaut steht, ziemlich energisch. Analphabetisch: «" A" >SR' /' 60 el. 2. Sonore mit MundverschluB und offenem Nasenweg (Nasale). [m] (hochd.: Mann). Es ist das gewöhnliche stimmhafte m wie im Hochdeutschen. Die Lippen sind geschlossen und richten sich sonst in ihrer Stellung nach der ') Vgl. über die mifibrauchliche Anwendung des [a] und [a]: O. Bremer, Zur Lautschrift (Anhang zur „Deutschen Phonetik"), S. 7f. 20 Gesinus Kloeke. Umgebung des Lautes. Das Gaumensegel hangt schlaff herunter. Analphabetisch: «O—ö2 el. VVft? w (hochd.: Not). Die Lippen sind offen, richten sich aber sonst nach der Umgebung. Der Verschlufi findet zwischen den Alveolen der oberen Schneidezahne und der Zunge statt, das Gaumensegel hangt schlaff herunter, die Stimmbander tönen. Analphabetisch: «" A" /J0f /' S2 tt. Neben diesem gewöhnlichen [n] gibt es ein — selten vorkommendes — mouüliertes [h], z. B. zweimal in dem Worte [ountn] Enten. Der Verschlufi wird hier statt mit der Zungenspitze mit dem Zungenblatt gebildet, die Zungenspitze liegt an den unteren Schneidezahnen wie bei [i]. Analphabetisch: «" A2 /Se yOz+b d2 el. (Vgl. über mouüliertes [n] auch S. 26.) (hochd.: lange). Es ist der gewöhnliche velare Nasal, wie im hochdeutschen lange. Die Lippen sind geöffnet, der Verschlufi wird zwischen Zungenrücken und weichem Gaumen gebildet, das Gaumensegel hangt schlaff herunter, die Stimmbander tönen. Analphabetisch: a" A" fiig y0{ d2 el. 3. Sonore mit offenem Mund- und Nasenweg (nasalierte Mundsonore). a. Nasalvokale. Samtliche Vokale der Finkenwarder Mundart, ausgenommen [a] und [u], kommen auch nasaliert vor. Da sich die nasalierten Vokale von den reinen Vokalen nur durch das Herunterhangen des Gaumensegels unterscheiden, ist es.überflüssig, sie einzeln zü beschreiben. Ich lasse deshalb hierunter blofi die Zeichen für die nasalierten Vokale und ihre analphabetischen Formeln folgen: [Ü «4° A4 /Je r&e d2 el. [y] «5b A4 /ïe y<& 02 el. [e] • «6° A6 /3e yö* d2 el. [ï] «6C A6 /3e y& d2 el. [y] «5b A6 /Jef yl 02 el. M «8C A6 /Jfe y8 62 el. [a] «7ab A6 /Sie y9 62 el. [i] «8° A8 /Si ylO 62 el. [u] «53b A46 /3g y3i 62 el. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 21 [o] «5b A6 /Sg y4k ö2 el. [qJ «7b A8 /Si y7k? d2 el. [a] «8b £f oder fg y7k d2 el. [<*] (vgl. S. 19). b. Nasalierte Liquida. Da das r vor Nasalen immer mit dem vorhergehenden Vokal zum Diphthong geworden ist, gibt es kein nasaliertes r. Nasaliertes 1 ist sehr haufig vertreten, z. B. in den vielen Verba auf -Jen. Analphabetisch: «" A" /Slf y" 62 el. B. Reibelaute. 1. Lippenreibelaute. a. Bilabiale. Bei mangelhafter VerschluBbildung des b entsteht im Inlaut vor Vokalen leicht ein Reibelaut. Ich möchte an dieser Stelle erwahnen, daB der bilabiale Reibelaut als Représentant des intersonantischen as. b in der Finkenwarder Mundart ziemlich haufig ist. Ferner hört man diesen Laut noch für mnd. tv in den anlautenden Verbindungen dw, tw, sw, kw. Da aber im ersten Falie auch der VerschluBlaut [b] und im zweiten auch der labiodentale Reibelaut [v] auftritt, habe ich kein besonderes Zeichen für den bilabialen Reibelaut gewahlt, sondern immer [b] oder [v] geschrieben. b. Labiodentale. ffl (hochd.: fein). Die Unterlippe ist etwas zurückgezogen und prefit sich gegen die oberen Schneidezahne, mehr gegen die Aufienflache als gegen ihren unteren Rand. Zwischen den Lippen ist eine spaltförmige öffnung, durch die man die zwei mittleren oberen Schneidezahne sehen kann. Wenn man die Unterlippe mit der Hand herunterzieht, gestattet die Kieferöffnung die Einführung des Nagels des Zeigeflngers. Die Lage der Zunge wechselt je nach den Vokalen, welche vorangehen oder folgen. Die Stimmbander schwingen nicht. Analphabetisch: a2d A4 /3" y" *50 e3. ' [v] (hochd.: Wasser). Dieser Laut wird auf dieselbe Weise gebildet wie der vorhergehende. Er unterscheidet sich aber von [f] durch eine schlaffere Artikulation der 22 Gesinus Kloeke. Lippen und durch seine Stimmhaftigkeit. Analphabetisch: «2d A4 fi" y" dO el. Durch die schlaffe Artikulation der Lippen gegen die Aufienflache der oberen Schneidezahne ist es oft schwer zu entscheiden, ob der Laut tatsachlich noch labiodental oder vielmehr bilabial gebildet wird (vgl. S. 21). 2. Zungengaumenreibelaute. a. Vorderes Mundgebiet (Zischlaute). [s] (hochd.: Kreis). Die Lippenstellung wechselt je nach der Umgebung. Die Kieferöffnung ist sehr gering, so dafi der Nagel des Zeigeflngers nicht horizontal in den Mund eingeführt werden kann. Die Zungenspitze liegt an den unteren Schneidezahnen, berührt jedoch nur ihren unteren Teil. Eine Kerbe ist auf der Zunge sichtbar, die sich nach vorn hin etwas verbreitert. Infolgedessen sind die beiden mittleren unteren Schneidezahne fast ganz frei, wahrend die Zahne links und rechts daneben zum gröfiten Teil von der Zunge verdeckt sind. Die Seitenrander der Zunge liegen an den oberen Backenzahnen. Das Zungenblatt berührt die Alveolen der oberen Schneidezahne bis auf eine durch die Kerbe in der Mitte gebildete Rille. Der durch die Rille geblasene Luftstrom wird, wie mir scheint, hauptsachlich an den unteren Schneidezahnen gebrochen. Analphabetisch: «" A24 fief yl* <*0 e3. [z] (hochd.: sehr). Das [z] unterscheidet sich vom [s] nur durch die schlaffere Artikulation und durch das Mitschwingen der Stimmbander: a" A24 fiel ylf öO el. [s] (hochd.: schön). Die Lippen sind immer mehr oder weniger gerundet, richten sich aber sonst nach der Umgebung. Die Kieferöffnung ist wie bei s. Die Zungenspitze artikuliert gegen die Grenze von Alveolen und hartem Gaumen und lafit einen breiten Spalt frei, durch den die Luft in den zwischen den Zahnreihen und der Zunge befindlichen Hohlraum geblasen wird.. Auch hier richtet sich wie beim fs] der Luftstrom in erster Linie gegen die unteren Schneidezahne. Analphabetisch: a" A4 /J*lfs y" 60 e3. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 23 b. Mittleres Mundgebiet. [X] (hochd.: ich). Dies ist der sogenannte Ich-Laut. Die Lippen und die Zungé artikulieren ungefahr wie bei der Bildung des [i]. Nur ist der Zungenrücken gleich hinter den Alveolen etwas mehr konvex gewölbt und bildet mit dem harten Gaumen eine spaltförmige öffnung. Das Gaumensegel ist geschlossen. Die Stimmbander schwingen nicht. Analphabetisch: «4C A4 J3e y2s 60 e3. Es ist mir öfter aufgefallen, daB in schneller und schlaff artikuherter Eede das [x] wie [x] gesprochen wird, so sagt man [vex] weg, fort, [zex] gesagt statt [vex] und [zex]. Diese Aussprache scheint nur auf nachlassiger Artikulation zu beruhen, denn wenn ich das Wort noch einmal aus* zusprechen bat, wurde immer [x] gesprochen. Ü] (hochd.: jung). Die Stellung der Organe ist so wie bei [x], aber die Artikulation ist schlaff er. Auch ist die konvexe Wölbung des Zungenrückens etwas weniger stark, so daB die spaltförmige öffnung etwas gröBer wird. Das fj] ist stimmhaft, wird jedoch oft im Affekt in seiner ersten Halfte stimmlos. Analphabetisch: «4° A4 /Je r& 60 el. Tm Alten Lande kommt strichweise ein stimmloses j vor, so z. B. in Jork, wo man den eigenen Ortsnamen nahezu als [sêak] ausspricht. c. Hinteres Mundgebiet. M (hochd.: ach). Der sogenannte Ach-Laut. Die Lippen- und Kieferöffnung richten sich nach der Umgebung. Die Zunge liegt zurückgezogen im Munde. Ihre Spitze berührt die Alveolen der unteren Schneidezahne etwa 1,5 Zentimeter unter der Linie, welche ihre Schneiden verbindet. Zwischen dem Zungenrücken und dem Gaumensegel wird eine Enge gebildet. Das Gaumensegel ist geschlossen, die Stimmbander schwingen nicht. Analphabetisch: a" A" /Si y2« 60 e3. [h] (hochd.: Haus). Es ist der laryngale Hauchlaut, wie im hochdeutschen „Haus". 24 Gesinus Kloeke. C. Verschlulïlaute. 1. Die stimmlosen Tenues. Die von mir mit [p], [t], [k] bezeichneten stimmlosen Tenues sind die Représentanten des mnd. p, t, k im Anlaut und des p und k im Auslaut (mnd. t wurde im Auslaut zu [t], siehe S. 25). Im Anlaut sind sie aspiriert, ausgenommen in den Verbindungen [sp] und [st]; im Auslaut folgt ihnen ein schwacher Hauch nach. Die Muskelspannung beim anlautenden [p], [t], [k] ist starker, der Einund Absatz schneller als beim auslautenden [p], [k]. Man könnte also die auslautenden [p] und [k] im Gegensatz zu den anlautenden stimmlosen Tenues als stimmlose Mediae bezeichnen und besondere Zeichen dafür wahlen. Ich habe dies unterlassen, einmal weil es diesen Unterschied in der Artikulationsweise auch in der allgemein norddeutschen Aussprache gibt, sodann weil ich die Grenzé zwischen Tenues und Mediae noch etwas weiter ziehen möchte. Bei noch geringerer Muskelspannung und noch langsamerem Ein- und Absatz erhalten wir die Laute [b], [dj, [g], die unten besprochen werden sollen. Die analphabetischen Formeln für [p], [t], [k] sind: [p] bO A" fi" /' 60 e3. [t] «" A" Ü0* r" 60 e3. [k] a" A" fig yOw 60 e3. 2. Die Mediae mit stimmlosem Einsatz [b], [dj, [g]. [b], [d] und [g] sind die Représentanten der mnd. anlautenden b, d und g. Über die geringe Muskelspannung bei der Artikulation wurde schon oben gesprochen. Charakteristisch für diese Laute ist ferner das ganzliche Fehlen des Blahlautes. Ich hatte Gelegenheit, mir durch einige kymographische Aufnahmen im hiesigen Phonetischen Staatslaboratorium mehr Licht über die Natur dieser Laute zu verschaffen'). Die Aufnahmen zeigen sehr deutlich, wie die Stimmbander ganz genau zu gleicher Zeit mit der Explosion zu schwingen anfangen. 3. Die (stimmhaften) Mediae [b], [d], [g]. Für mein Gehör sind die von mir mit [b], [d], [g] bezeichneten Laute vielfach stimmhaft, mögen sie Représentanten von altem inlautendem b, d, g, bb, dd, gg, p, 1, k oder sogar von pp, tt, kk sein. Diese ') Dem Leiter des Phonetischen Laboratoriums Herrn Dr. Panconcelli-Calzia an dieser Stelle meinen besten Dank für seine freundliche Hilfe. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 25 Beobachtung wird durch die kymographischen Aufnahmen bestatigt: Wörter wie [kigrj] gucken, [studn] Weifibrot und [knubmj Knospe zeigen Schwingungen der Stimmbander beim [g], [dj und [bj. Es ist nach meinen Beobachtungen kein Unterschied in der Aussprache1) des [b] in [krabmj Krabben und [slöubm] schlafen, des [dj in [zidnj sitzen und [lëdn] Schwelle oder des [gj in [höugn] Haken und [vougrj] Wagen. Wörter wie [blïbm] bleiben und [gribm] greifen verraten hur durch die Quantitat des [ij, daB ursprünglich ein b oder p folgte2). Hittelniederdeutsche Verben wie liggen (liegen) und licken (lecken) sind also lautlich zusammengefallen. Lecken heifit [ligrj] und üegen heiBt [asuk hgn], diese Antwort habe ich immer auf meine Fragen erhalten. Allerdings sind [b], [dj und [g] vielfach auch stimmlos. In deutlicher und emphatischer Rede ist kein Schwingen der Stimmbander wahrzunehmen. Je schlaffer die Artikulation und je nachdrucksloser die Rede, desto mehr scheinen diese Laute zur Stimmhaftigk'eit zu neigen. 4. Die VerschluBlaute mit „überlosem" Verschlufi (Bremer § 74, 82). Ich bezeichne den stimmlosen überlosen VerschluBlaut mit [tj, den stimmhaften mit [dj. Das t tritt im absoluten Auslaut nach Vokalen auf für mnd. d und t. Besonders auffallend ist das t nach kurzen Vokalen. Es ist dann geradezu als ein stimmloses r mit Zungenflattern zu hezeichnen. Die Stimmbander stehen dabei, wie mir scheint, gewöhnlich in Hauchstellung. Ein sehr ausgepragtes r habe ich oft bei Kindern gehört. Ein Wort wie etwa [put] Topf klang mir anfangs wie [pur]. Erst bei genauem Zuhören wurde ich auf das Fehlen der Stimme aufmerksam. Das [d] tritt auf als Représentant von mnd. t, d, tt und dd im Inlaut zwischen Vokalen. Es erinnert namentlich nach kurzen Vokalen stark ') Ich rechne hier nicht den geringen Unterschied in der Dauer, der im allgemeinen zwischen Konsonanten nach kurzen und solchen nach langen Vokalen herrscht (vgl. Sievers, Grundzüge der Phonetik, § 701). 2) Durch diesen Unterschied in der Lange der vorhergehenden Vokale kann man leicht wissen, ob der Verschlufllaut Representant eines alten stimmlosen oder stimmhaften Lautes ist. Bei der üblichen Schreibweise „gripen" und „bliben" schreibt man einfach nach kurzem Vokal ein p und nach langem Vokal ein b, obwohl in Wirklichkeit der Unterschied nicht bei den VerschluBlauten, sondern bei den vorhergehenden Vokalen liegt. Wenn aber ursprünglich ein kurzer Vokal verberging und kein Quantitatsunterschied einen Fingefzeig geben kann, wird das Gefühl, wie der Verschlufilaut schriftlich wied'erzugeben sei, unsicher. Namentlich ist das der Fall bei Wörtern, die im Hochdeutschen keine Entsprechung haben und deren Etymologie nicht ohne weiteres klar ist. So kann man in den Werken des bekannten Finkenwarder Schriftstellers Gorch Fock Beispiele für Schwanken zwischen d (dd) und t (tt) finden, wie etwa: petten treten (mnd. pedden), Buddel Flasche (nl. bottel). 26 Gesinus Kloeke. an r. Auch vor [1] habe ich stets [et] geschrieben. Vielleicht ist hier aber nicht von einem überlosen, sondern von einem „überkurzen" Verschlufi zu sprechen. Jedenfalls ist es kein gewöhnliches d. Analphabetische Formeln für die überlosen Verschlufilaute in ihrer ausgepragtesten Form (nach kurzen Vokalen): cc" A" 0R y" 60 e2 und «" A" JSK r" 60 el. 5. Mouillierte Verschlufilaute [t], [d], [h]. Die Finkenwarder Mundart kennt drei mouillierte Verschlufilaute : [t], [d] (mit gesperrtem Nasenweg) und [n] (mit offenem Nasenweg, vgl. für das [n] S. 20). Alle drei haben ihren Verschlufi an derselben Stelle. Die Vorderzunge legt sich an den ganzen harten Gaumen von der Stelle f bis h (vielleicht i) an, die Zungenspitze berührt die unteren Schneidezahne wie bei [i]. Das [t] bezeichnet das stimmlose mouillierte t, wie es zum gröfiten Teil nur in Eigennamen [mtit] Meta, [grèlt] Grete vorkommt. Das Gaumensegel bildet Verschlufi, die Stimmbander schwingen nicht. Analphabetisch: a" A2 /Se y08+n 00 «3. Vom [t] unterscheidet sich das [d] blofi durch das Mitschwingen der Stimmbander: «" A2 /Se yO^+h dO el. Wenn dem mouillierten [t] oder [d] ein n vorhergeht oder folgt, ist auch dieses n mouilliert in Übereinstimmung mit dem Gesetz, „dafi bei der Berührung zweier Laute die beiden gemeinschaftlichen Bewegungen tunlichst nur einmal ausgeführt werden" (vgl. Sievers § 404). Wörter mit dem mouillierten [n] vor dem [t] gibt es nur wenig, ich nenne hier nur [ount] Ente, [ant] Anna. Nach dem [t] oder [d] kommt es hauptsachlich in Pluralformen vor: [ountii], [böudn] Maifische. Analphabetisch: tt" A2 fle rOz+b ö2 el. II. Lautverbindungen. Vokaleinsatz. Die Vokale werden meistens mit festem Einsatz gesprochen, wenn sie im freien Anlaut einer betonten Silbe stehen. Bei unbetonter Stellung und im Satzinnern gilt im allgemeinen der leise Einsatz. Diphthonge. Aufier dem diphthongisch ausgesprochenen ü (vgl. S. 17) habe ich noch den Diphthong [ê] mit nur einem Zeichen bezeichnet. Die gröfite Ahnlichkeit hat das [o] mit dem hochdeutschen ö in Löwe, doch wird es Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 27 auf Finkenwarder niemals monophthongisch ausgesprochen. Der erste Komponent des Diphthongs [ö] ist ein zwischen [o] und [y] liegender Laut, der zweite Komponent ein [\]. Ferner habe ich noch folgende (fallende) Diphthonge gehört: [ai] [83U] [ei] [h] [ou1)] [01] [M] [m] [ya] [ya] [ai] [»u] [a] [ia] [öu1)] [öi] [au] [ia] [öa] [au] Die oben genannten Diphthonge können nasaliert werden. Die Eegeln für die Nasalierung werden auf S. 28 ff. gegeben. Bei [ai], [ai], [ei], [01], [öi] habe ich den zweiteh Komponenten mit [1] und nicht mit [i] bezeichnet, weil der Abstand zwischen Zunge und Gaumen ungefahr so grofi ist wie bei [1] (über die Schwierigkeit, die Komponenten der Diphthonge richtig zu erkennen, vgl. Sievers § 416). Der Langdiphthong [ü] unterscheidet sich in seiner Qualitat etwas von ti; der zweite Komponent kommt bei [êi] etwas deutlicher heraus und klingt fast wie [i]. Bei [au], [au], [seu], [sëu], [ou[, [öu] ist der Abstand zwischen Zunge uud Gaumen bei der Artikulation des zweiten Komponenten gröfier als bei [u]; ich habe hier das Zeichen [u] gewahlt, weil ich glaube, dafi der Laut dem S. 18 beschriebenen ungespannten [u] am nachsten kommt. Die Diphthonge [ai], [seu], [ti], [ou], [oi], [ü], [ë] werden gekürzt zu [ai,] [seu], [u], [öu], [oi], [u], [o], wenn ihnen ursprünglich ein stimmloser Konsonant folgte. Ich habe hier nur den ersten Komponenten mit einem " versehen, doch wird auch der zweite Komponent gekürzt (für die Bezeichnung der Kürzung bei [ü] und [ë] vgl. S. 30). Das [a] in [ia], [la], [6a[, [üa], [Ja], [ya] ist. der Laut, den ich S. 19 erwahnt habe. Strikt genommen hat das [a] nach jedem Vokal einen andern Klang. Ich begnüge mich mit der Bemerkung, dafi es nach [ö] und [ü] mehr a-farbig, nach [i], [ï], [J] und [y] mehr [€]-farbig ist. In [ia] und [êa] habe ich das a unter der Zeile geschrieben, weil es kaum noch hörbar ist. Der geringe Unterschied in der Zungenlage bei [e] und [si] einerseits und [a] andererseits erklart diese Erscheinung. Am deutlichsten hört man das [a] nach einem hohen Vokal wie etwa [i]. In Verbindung mit niedrigen Vokalen wie [ê] und [a] fallt das [a] nur noch gut ins Gehör, wenn man langes [t] und langes [a] mit den Diphthongen [t J und [a.J vergleicht. Bei den nóch niedrigeren Vokalen [a] und [o] ist das [.?] mit dem [a] und [o] zu gedehntem [a] und [ö] verschmolzen. ') Der erate Komponent der beiden Diphthonge [ou] und [öu], namentlich des letzteren, wird nicht immer wie [o] ausgesprochen. Sehr oft hört man einen zwischen [j] und [o] liegenden Laut. 28 Gesinus Kloeke. Die sonst in diesen Verbindungen hier und da üblichen knarrenden Vokale (Sievers § 309, Bremer § 76,2), wie sie Rabeler (ZfdPh. S. 155) in der Mundart von Bleckede festgestellt hat und wie ich sie auch von ihra persönlich gehört habe, gibt es im Finkenwarder Dialekt nicht. Über die Aussprache der Diphthonge bemerke ich zum Schlufi noch, daB bei schneller Rede nicht selten die ersten Komponenten von einigen Diphthongen mit etwas gröfierem Abstand zwischen Zunge und Gaumen gesprochen werden. Dies gilt namentlich von [ïa] (vgl. auch S. 16), aber auch von ffa], [ia], [öa]f[ya]. Statt [mêflk], [fin], [bia], [bóa], [iya] glaubt man maê^k, [fia], [Ma], [boa], [Am] zu hören. Es mufi hier allerdings beachtet werden, daB dieser ziemlich groBe Unterschied zum Teil auf akustischer Tauschung beruhen kann, welche durch die Kontrastwirkung der beiden Komponenten verursacht wird. Zum Teil senkt sich aber auch sicherlich die Zunge, so daB wir hier vielleicht am Beginn einer neuen Lautentwicklung stehen. Nasalierung. Wenn einem Sonor ein ganz zur selben Silbe1) gehöriger Nasal ([m], [n], [n]) folgt, wird er mehr oder weniger nasaliert. Wir haben dabei zwei Starkestufen zu unterscheiden: 1. Schwache Nasalierung (von mir nicht besonders bezeichnet). Sie findet statt vor in, n und rj; vor n ist sie aber nur dann schwach, wenn der vorhergehende Vokal kurz ist und wenn dem n ein anderer Konsonant als ein Zischlaut folgt. Diese geringe nasale Farbung ist im Vergleich zur normalen hochdeutschen Aussprache der Norddeutschen immerhin bemerkenswert. 2. Starke Nasalierung, stattfindend vor ungedecktem anslautendem n bei langen Vokalen, Diphthongen und 1 und bei kurzen Vokalen, wenn dem n ein Zischlaut nachfolgt. Die Vokale, Diphthonge und das 1 entwickeln sich hier zu Nasalvokalen, Nasaldiphthongen und nasaliertem 1, wahrend das n meistens schwindet und nur im Satzgefüge wieder zum Vorschein kommt (wodurch die Nasalitat wieder rückgangig gemacht wird). Es heifit also: [slQu] schlagen, [stti] Stein, aber: [nim den stein up], nimm den Stein auf. Zu der starken Nasalierung ist noch folgendes zu bemerken: 1. Manchmal habe ich beim Abfragen feststellen können, dafi nach dem Nasalvokal (-diphthong) noch ein schwacher Verschlufi mit der Zunge gebildet wurde. Auch bei besonders scharfer Artikulation kann das n etwas deutlicher zum Ausdruck kommen. Ich habe deshalb noch immer h geschrieben, also: [slg\»n], [stt.rn]. ') Über die Silbentrennung ygl. S. 29. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 29 2. Bei den Wörtern auf sonantisches n, in denen das n aus altem -nen, -ne oder -ning hervorgegangen ist, bildet das n eine Silbe für sich und bewirkt also keine Nasalierung des vorhergehenden Vokals: [lein] borgen, [houn] Hahn, [lyn] Spatz. Das zur vorhergehenden Silbe gezogene n, das sich aus einfachem -ing oder -en entwickelt hat, verursacht aber Naselung: [di>n] Madchen, [hym] Hering, [hyanj hören. 3. Bei dem durch folgendes n nasalierten 1 ist von der Artikulation eines n nichts mehr zu spüren: [futilj erzahlen, [houj] holen, [siJJ Schilling. Dieses [1] legen die Finkenwarder auch in hochdeutscher Rede nicht ab. 4. Kurzer Vokal 4- n + Zischlaut entwickelt sich zu langem Nasalvokal + Zischlaut, z. B. [qs] uns, [h|s] Handschuh. Das n ist vollstandig geschwunden und kommt auch in scharf artikulierter Rede nicht mehr zum Vorschein. Dasselbe gilt auch für das n zwischen Langvokal (-diphthong) und Zischlaut: [bias] Behrens, [i^st] Ernst. 5. AVprter, die den oben angegebenen Regeln für die Nasalierung nicht entsprechen, sind als Entlehnungen zu betrachten: [vin] Wein, [zin] Infinitiv von sein (der echt dial. Inf. heiBt: [vën]), [hnzn] Linsen, [prins] Prinz. III. Akzent und Quantitat. Trennung der (Schall)silben. Wenn ein Konsonant zwischen zwei Sonanten steht, liegt die Silbengrenze in dem Konsonanten, wenn der erste Sonant kurz ist, dagegen nach dem erSten Sonanten, wenn er lang ist. Diphthonge verhalten sich hier wie lange Sonanten. Folgt einem Vokal eine (aus -en, -ne oder -ning hervorgegangene) silbisch gewordene Liquida oder ein ebensolcher Nasal, so liegt die Silbengrenze hinter dem Vokal. Stehen zwei Konsonanten zwischen zwei Sonanten, so liegt'die Silbengrenze zwischen den beiden Konsonanten. Exspiratorischer Wort- und Satzakzent. Im Worte haben die Stammsilben den Hauptton, im Satze sind die begrifflich wichtigsten Wörter am starksten betont. Auch sonst stimmen Wort- und Satzakzent mit dem Neuhochdeutschen überein. Der musikalische Satzakzent1). Die Melodie im Aussagesatze stimmt, soviel ich gehört habe, mit der Tonbewegung der gewöhnlicheh Rede des Norddeutschen im allgemeinen ') An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an Herrn Hinrich Wriede aus Finkenwarder für sein unermüdliches Wohlwollen. Er hat mir zahlreiche Aussage- und Frage* 30 Gesinus Kloeke. überein. In den Aussagesatzen, die ohne Affekt ausgesprochen werden, geht die Melodie bis zur wichtigsten Silbe kurz vor dem SatzschluB in die Höhe und sinkt dann gleich herunter. In den Satzen: [hina-; [lein] leihen, as. lêhnon, mnd. lênen, lêhenen, leinen; [lëit] Leid, as. lêth, mnd. Ut, leit; [mein] meinen, as. ménian, mnd. ménen, meinen; [mèist] meist, as. mest, mnd. mêst, meist; [peik] Stange mit eiserner Spitze zum Fortbewegen der [krëignj (Schlitten), mnd. pek, peik = Speer, spitzes Eisenwerkzeug, germ. *paika; [rëip] Tau, ahd. reif, mnd. rep; [hei reit] er rifi, as. (w)rêt, mnd. rêt; fsleif] Holzlöffel, ScbJingel, mnd. slêf, sleif aus germ. *slaifa-; [snei] Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 45 Schnee, as. snêo, mnd, snê; [spuk] Speiche, as. spêka, mnd. spéke, speike; [spreidek] Spreite, ahd. spreiten, mnd. sprêden, spreiden; [svüt] SchweiB, as. mnd. swêt; [suf] schief, [seifsnut] eine Fischart: Zeugopterus Lepidorhombus megastoma [Don.], mnd. scJiêf aus germ. *skaifa-; [tugn] Zeichen, as. têkan, mnd. téken; [tvei] zwei, as. twê, mnd. twê, twei; [vei] Weh, as. mnd. wé; [vudn] Weizen, as. hwêti, mnd. wête, weite; [vuk] weich, as. mnd. ivëk; [vein] weinen, ahd. weinon, mnd. wenen, weinen; [veinix] wenig, ahd. wênag, mnd. ivénich, weinich; [zei] See, as. sêo, mnd. sê; [zuban] sabbern, den Speichel aus dem Munde verlieren, mnd. sêver, mhd. seifer; [zup] Seife, ahd. seifa, mnd. sépe. Anmerkung. Einige Wörter haben [ai] statt [ei]: [bait] beide, as. bêthia, mnd. béde, beide; [nouhait] Nachbarschaft, as. hêd, mnd. naheit; [oulait] (mit mouilliertem t, also ursprünglich Diminutiv) Adelheid; [vait] Weide, ahd. weida, mnd. weide. Vergleicht man diese Wörter mit [ai] mit denen in der Anm. auf S. 40, so erscheint die Vermutung, daB hier oft der Umlaut eingespielt hat, berechtigt. As. i 1. bleibt [ï]:' [bi] bei, as. mnd. bi; [bidn] beiBen, as. bitan, mnd. biten; [bialj Beil, mnd. Ml; [blïbm] bleiben, as. bïliban, mnd. bliven; [dik] Deich, as. mnd. dik; [disl] Deichsel, Pfosten mitten in der Scheunentoröffnung, as. thisla, mnd. disel; [dribm] treiben, as. drïban, mnd. duiven; [drist] dreist, as. thristi, mnd. drist; [fif] fünf, as./?/, mnd. vif; [fix] Feige, as. figa, mnd. vige; [flichx] fleiBig, as.Jlit, mnd. vlitich; [fubiston] verirren, mnd. vorbtsteren; [fustrit] quer, cf. as. strid, mnd. strit; [glik] gleich, as. gilik, mnd. gelik; [gribm] greifen, as. gripan, mnd. gripen; [grisl grau, as. mnd. gris; [is] Eis, as. mnd. is; [ïzn] Eisen, as. isarn, mnd. ïse(r)n; [kign] gucken, mnd. Mken; [kip] Kiepe, mnd. kipe; [knibm] kneifen, mnd. knipen; [knip] Wascheklammer, mnd. kntpe; [lidlount] Kosename der Kinder für die Ente, wohl zu got. leitils, mnl. litel; [lif] Leib, as. mnd. lif; [lik] Leiche, as. mnd. lik; [lik] gerade, as,, gilik, mnd. lik; [lïm] Leim, as. mnd. Um; [mïgn] harnen, mnd. migen; [pip] Pfeife, as. pipet, mnd. pipe; [ribm] reiben, ahd. riban, mnd. wriven; [rif] reichlich, verschwenderisch, ags. rif = gewaltig, mnd. rtve = verschwenderisch, freigebig, reichlich, [ridn] reifien, [ritstign] Streichhölzer, cf. as. ritian, mnd. riten; [sibm] Schifferausdruck für „ein bifichen leek sein", mnd. sipen = sickern; [smidn] schmeiBen, ahd. smigan, mnd. smiten; [snïda] Schneider, WeiBfisch: Alburnus lucidus, Weigand Schneiderfisch — Name kleiner wertloser Fische; [stif] steif, ags. mnd. süf; [stign] steigen, as. mnd. stigen; [strign] streichen, ahd. strihhan, mnd. 46 Gesinus Kloeke. striken; [stritsaeu] Schlittschuh, mnd. striUschö; [svign] sch weigen, as. stvtgon, mnd. sivigen; [sidn] scheiBen, ahd. s&gan, mnd. schiten; [sit] Kot, mnd. schite; [srïbm] schreiben, as. skriban, mnd. schriven; [tï] Gezeit, ahd. giziti, mnd. (ge)tide; [tit] Zeit, as. tid, mnd. fiZ; [vif] Weib, as. mnd. wij; [vim] Sitzstangen der Hühner, Platz im Schornstein, wo das Fleisch aufbewahrt wird, mnd. wtme, mm; [vis] Weise, as. mnd. ms; [vit] weit, as. ivid, mnd. mt; [viza] Zeiger, mnd. wisere; [zï] Seide, ahd. sida, mnd. stde; zïal] Siel, as. mnd. sil; [zit] niedrig, ags. sid, mnd. sit, side; [zit] Seite, as. sida, mnd. s«Z. 2. Es wird zu [ei] vor Vokal, ausfallendem h oder w und im Auslaut: [blei] Blei, as. mnd. bli; [brei] Brei, ahd. brio, mnd. bri; [frei] frei, as. fri, mnd. vri; [freidax] Freitag, ahd. friatag, mnd. vridach; [klc 1] Kleie, ahd. Miwa, Mia, mnd. Mie, Mige; frêi] Reihe, ahd. riha, mnd. rige, rêge; [slei] Schleie, Tinca vulgaris Cuv., ahd. slio, mnd. sli. As. ó1 = ahd. uo wird zu [a3u]: [baéux] Bug, as. bog, ahd. buog, mnd. oóc/i, &öc/ï; [biëu] Bude, [rïbaeu] Karussell, mnd. bode, mhd. buode; [baéuk] Buche, as. böka, ahd. bwhha> mnd. odfte; [baéuk] Buch, as. mnd. bok, ahd. buoh; [blaéut] Blut, as. blöd, ahd. ofttoZ, mnd. &Zö<; [flaéut] Flut, as. flod, ahd. ftuot, mnd. vZóZ; [fraeu] früh, ahd. fruo, mnd. ; [gaeut] gut, as. gód, ahd. guot, mnd. ew; [laéuf] Laub, as. mnd. lóf, ahd. Zowp; [lifeus] los, as. ahd. mnd. los; [laeut] Lot der Fischer, mnd. lot; [n*ut] Not, as. nöd, ahd. mnd. nót; [p&uga] Schüreisen, mnd. pok = Dolch, nl. pook = Schüreisen; [p&ut] Bein, Pfote, mn&. pöte, ni. poot; [raéuk] Rauch, as. mnd. rok, ahd. rouh; [raeum] Rahm, mnd. röm(e\ mhd. roum; [raeut] rot, as. ród, ahd. mnd. rot; [strseum] Strom, as. strom, ahd. strotim, mnd, stróm; [saèuf] Schober, as. scof, ahd. seowo, mnd. schöf; [saeut] Schote, Segeltau, anord. skaat, mnd. schote; [taeu(m)bank] Ladentisch, nl. toonbank, mnd. tonen = zeigen, vgl. got. al-augjan; [z*ut] Brunnen, mnd. sót, mhd. söZ. Der Umlaut zu as. ös = urgerm. au erscheint als [01]: [blöi] blöde, as. blöthi, ahd. blödi, mnd. blode; [böi] Boote, PI. zu [baéut]; [böis] böse, as. ahd. bósi, mnd. bös{ë); [broi] Brote, PI. zu [braéut]; ') In diesem Worte mufi eine Nominalableitung auf -ens stecken. Ich habe diese Ableitungen auf -ens sehr haufig im Westfriesischen gehört, z. B. glêddens, Glatte, readens, Röte. 48 Gesinus Kloeke. [doibm] taufen, as. dópian, ahd. toufan, mnd. dopen; [droim] traumen,- ahd. troumen, mnd. dromen; [dröiblj triefen, urspr. Kausat. zu *dreupan, vgl. ahd. troufan, mnd. drópen; [droi(x)] trocken, [dröixeiba] Ewer ohne Bünn (Fischbehalter), as. *drögi, anord. draugr, mnd. droge; [hei flöi] er flog, mnd. vlöch; [fuslöipt] verschhssen, as. slöpian = loswickeln; [höift] in [hoiftstena] Stander im Bauernhause und [höifdik] (daneben auch falschlich [höixdik]) Hauptdeich, as. höbid, ahd. houbit, mnd. hövet, hófi; [hoiga] böher, zu [haeux]; [höixt] Höhe, got. haiüiifta, mnd. hóghede, höchte; [kloibm] spalten, Fakt. zu as. clioban, vgl. mnd. klöven; [knölp] Knöpfe, PI. zu [km&up]; [koibm] kaufen, as. kcpian, ahd. koufan, mnd. kopen; [loibm] glauben, as. giWbian, ahd. güouban, mnd. loven; [löiba] Schnellkügelchen, zu [laéubm]; [löif] Laube, ahd. louba, louppia, mnd. ldve(ne); [noidix] nötig, zu [naéut]; [öisfat] Wasserschaufel, mnd. ose-vat — Gefafi zum Ausschöpfen, anord. ausa, aus-ker, vgl. nl, hoozen; [röip] Raufe, mnd. rbpe, zu ahd. roufan; [sloibm] abgetragene Kleider tragen, as. slöpian, nl. sloepen = (ein Haus) abbrechen; [slöip] Schlitten in der Landwirtschaft, Bettüberzug, [sloipbj-ks] Arbeitshose zum Überziehen über die gewöhnlichen Beinkleider, cf. ahd. slouf, mnd. slöpe, urspr. Bedeutung: „was über etwas hingleitet"; [stöidn] stoBen, as. stötan, ahd. stögan, mnd. stoten; [ströibl] streifen, umherziehen, ahd. stroufen, mnd. stropen; [söif] Schober, PI. zu [ssëufj; [tröisn] trösten, as. tröstian, ahd. tröstan, mnd. trosten; [utsoibm] schlechte Kartoffeln auswerfen. As. ö8 wird zu [aeu]: [gaèus] Gans, mnd. gös; [jaeu] ja, cf. Münster jau, as. mnd. ja; [straeu], Stroh, as. ahd. mnd. stro; [taeu] dann, as. thö, mnd. dö, vgl. nl. toen; [zaeu] so, as. ahd. mnd. sö. Der Umlaut zu as. ö3 erscheint als [01] in [göis] Ganse, PI. zu [gaèus]. As. ü 1. Es bleibt [ü]; [brugg] brauchen, as. brükan, mnd. brüken; IbrutJ Braut, as. brüd, mnd. brut; [buk] Bauch, ahd. büh, mnd. bük; [budn] draufien, as. b(i)ütan, mnd. buten; [drüf] Traube, as. thrübo, mnd. drüf ; [dugn] tauchen, ahd. tühhan, mnd. düken; [düm] Daumen, as. thümo, mnd. düm(e); [düvok] oder [düvop] Schachtelhalm, mnd. düwenwocke; [düzn] tausend, as. thüsundig, mnd. düsent; [fustugn] verstauchen, mnd. stüke = Baumstumpf; [füal] unrein, faul, ahd.föl, mnd. vul; [fus(t)] Faust, as. fust, mnd. vüst; [glubm] heimtückisch aus den Augen sehen, mnd. glüpen; [hubm] Haufen, ahd. hüfo neben houf mnd. hüpe; [hus] Haus, as. mnd. hüs; [juxn] Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 49 das Kreischen juhger Madchen, mnd. jüchen; [kludn] Klumpen, mnd. klüte; [knust] Brotrinde, mnd. Jcnüst; [kruk] Krug, as. krüka, mnd. krüke; [krus] kraus, mnd. krus; [kual] Grube, mnd. küle; [küzn] Backenzahne, mnd. küse, germ. *küsö(n); [luk] Luke, mnd. lüke; [lus] Laus, ahd. mnd. lus; [müol] Maul, ahd. müla, mnd. mül(e); [mus] Maus, as. mnd. mus; [prusn] niesen, mnd. prüsten; [püj] entwirren, mündlich auseinandersetzen, mnd. puien = mit den Fingern langsam und mühsam losmachen; [vedvipudy] (PI.) Schlammpitzger, Cobitis fossilis L., ags. püte, ostfries. püt-al, nl. puit; [pugfj] stochern in der Nase, mnd. püken = klauben, scharren, stehlen, Richey afpiiken — abkneipen, wie die Kinder an den Blattern und Narben tun; [puk] Bett, mnd. püghe = Bett, Oberbett, bes. wenn es alt und schlecht ist; [rup] Raupe, mnd. rüpe; [rut] Fensterscheibe, mnd. rüte; [slü] Schale von Eiern, Hidsenfrüchten usw., mnd. slü; [snübm] schnauben, mnd. snüven; [snut] Schnauze, mnd. mate; [struf] rauh, as. mnd. strüf; [studn] Stuten, mnd. stüte; [srüf] Schraube, mnd. schrüve; [sübm] schieben, mnd. schüven; [süJJ verborgen sein, mnd. schülen; [süm] Schaum, ahd. scüm, mnd. schüme; [üal] Eule, ahd. üwila, mnd. üle; [ut] aus, as. mnd. üt; [zubm] saufen, ahd. süfan, mnd. supen. 2. Es wird zu [aeu] vor Vokal und ausfallendem w und im Auslaut: [frseu] Frau, as. friia, mnd. fruive; [jseu] euch, as. iu, mnd. jü; [mi graïut] mir graut, ahd. ingrüên, mhd. gruwen; [sseu] scheu, mnd. schüwe. Anmerkung. [ü] hat [dü] du, as. thü, mnd. dü. Der Umlaut zu as. ü erscheint als [y]: [bydl] Beutel, as. büdil, mnd. büdel; [byt] Beute, mnd. büte; [dryt] Schimpfname für Madchen, vgl. mnl. druut, druyt = Freund, Freundin, Kauz; [dynurjk] Dünung, Br. Wb. dunen — aufschwellen, Kil. duyninghe — fluctus decumanus; [dyg.i] Taucher, mnd. düker; [dyzix], [dyzahx] schwindlig, ahd. tüsic, mnd. düsich; [fyst] Fauste, PI. zu [fust]; [hybm] haufen, z. B. von Kartoffeln, zu mnd. hüpe; [hys] Hauser, PI. zu [hus]; [klyba] Klüver, nl. kluiver zu mnd. klüven = spalten, klauben; [krygahof] Blumengarten, [krygaput] Blumentopf, wohl g für d, mit Anlehnung an [kruk] = Krug? Vgl. mnd. krüt-hof = Garten für Krauter, Dithm. Kruthof = Gemüsegarten; [klyslaga] (seem.) Klüsen, aus nl. kluis, vgl. mnd. klüse; [klydn] Klöfie, mnd. klüte; [kryzl] eine altmodische Hangelampe, mnd. krüsel; [kyt] Eiter, zu mnd. küt(e) = die weichen Teile im Tierkórper; [kyzl] Wasserwirbel, mnd. küsel = Kreisel; [lys] Lause, PI. zu [lus]; [lystan] horchen, ahd. hlüstrên, mnd. lüsteren; [mys] Mause, PI. zu [mus]; [pysta] Blasebalg, mnd. püster; [rygn] riechen, mnd. rüken; [rys] Reuse, die einzelnen Teile der 50 Gesinus Kloeke. Reuse heifien [rus], das Wort ist also wsch. Pluralform, vgl. ahd. rüs(s)a, riusa, mnd. rüse; [tyt] Tüte, mnd. tüte = alles, was hornförmig gestaltet ist; [zyt] Süden, as. süj>, mnd. sut. As. iu wird zu [y]: [dybl] Teufel, as. diutal, mnd. duvel; [dysti] dunkel, as. thiustri, mnd. düster; [dyts] deutsch, as. thiudisk, mnd. düdesch; [kygn] Küken, mnd. Mken, ags. cycen; [(kadn)kylj Fruchtstangen an den Binsen, cf. as. Jciula, mnd. küle; [lyn] Sperling, as. hliuning, mnd. lünirik; [ly] Leute, as. liud, mnd. lüt; [tyx] Zeug, as. (gi)t iug, mnd. tüch; [zyk] Krankheit, ahd. siuhhi, mnd. suite. Anmerkung. [a?u] (vgl. S. 49, 2) hat: [traeu] treu, as. triuwi, mnd. trüwe neben trouwe — Treue. As. io wird zu [u]: [büstnu^k] erste Milch der Kuh nach dem Kalben, as. Most, mnd. bést; [beizn] Binsen, mnd. bêse, nl. bies; [duf] Dieb, as. thiof, mnd. dêf, dief, deif; [dun] dienen, as. thionon, mnd. dênen; [düp] tief, as. diop, mnd. dêpie); [flfi] Fliege, ah&.flioga, mnd. v%e; [flut] Flet, Kanal, cf. as. ftiotan, mnd. vZêZ; [güdn] giefien, as. giotan, mnd. ^reZen; [kubm] Kiemen, ahd. chiewa, Mo, chewa, chiwa, mnd. Iciwe, kewe; [knei] Knie, as. knio, mnd. fené; [krübm] kriechen, as. kreopan, ahd. kriochan, germ. *kreup-; [luf] lieb, as. foo/, mnd. Zé/; [rut] Schilfrohr, as. hriod, mnd. rêZ; [südn] schiefien, as. skiotan, mnd. scheten; [zük] krank, as. sioA, mnd. sêk. As. (o/) = mnd. ei, eig bleibt [ai]: [krai] Krahe, as. kraja, mnd. kreie, kreige; [mai] Mai, lat. maius, mnd. mei. Ferner in den Konjugationsformen der Verba [dr^in] drehen usw., die man auf S. 54 verzeichnet findet. As. do (dw) (mnd. au, auw, muv) wird zu [au]: [blau] blau, as. bldo, mnd. blau ; [flau] flau, mnd. flau, vielleicht wgerm. *fldtva) *flawa; [grau] grau, ahd. grdo, mnd. grd(we), grau; [klau] Klaue, ahd. chldwa, mnd. kld{tve); [rau] Ruhe, ahd. rdwa, mnd. routve, rawe. Anmerkung. Dieselbe Entwicklung hat: [gau] schnell, as. gahum, mnd. gouwe, gautve. [fëu] statt [au] hat [laiu] lau, ahd. Ido, mnd. lauw, Idw. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 51 Urgerm. aww und awj wird zu [au]: [hau] Heu, as. houwi, Gen. hogias, ahd. Jiouwi, mnd. hoi, hau; [hei hautT er haut, Infin. [h|un], as. hauwan, mnd. houwen; [kraulj kitzeln, Freq. zu mnd. krauwen, ahd. krawón, chrouwön; [mau] Armel, mnd. mouwe, germ. *mauwö; [tau] Tau, ahd. zawén = vonstatten gehen, as. tou, mnd. /oww/e aus germ. *tauwa-. Urgerm. ajj wird zu [ai]: [ai] Ei, as. ei, germ. *ajjaz, mnd. ei, eig; [klai] fette Marscherde, germ. *klaija, mnd. klei; [tvai] entzwei, as. tweio, got. twaddjê, ahd. wmo, mnd. Zim'. B. Veranderungen durch den Einflufi eines folgenden n. 1. Kurzer Vokal + n + Zischlaut wird zu langem Nasalvokal -(- Zischlaut. As. a: [fs] sonst, ahd. and(e}res, mnd. anders; [g|s] ganz, ahd. ganz, mnd. 9• erscheint als [ïa]: [sïa] Schere, as. skdra, mnd. scharie). Mit Nasalierung: [bïou] sich benehmen, as. gibarian, mnd. beren. As. ê (= ahd. ia) 4- r erscheint als [ïa]: [hia] hier, as. hêr, hir, ahd. fo'ar; [tïa] [gseudn tïa htbm], nl. tieren = wachsen, gedeihen, mnd. tére = Art und Weise, ahd. ziari = Schönheit. As. é (= urgerm. ai) 4- r erscheint als [Li]: [ia] bevor, as. mnd. êr; [ïas] erst, as. êrist, mnd. érsr; [ia] Ehre, as. êra, mnd. ê»-e; [gLit] Gerhard, ahd. gêrhart; [kliasap] (veraltet) Kleider- 60 Gesinus Kloeke. schrank, mhd. kleit, mnd. Mét; [lkk] Lerche, ahd. lêracha, mnd. lêwer(i)ke; [mla] mehr, as. mêra, mnd. mêr. Mit Nasalierung: [gjgn] herausschneiden, z. B. einen Sektor aus einem Kuchen, mnd. gêre = keilförmiges Zeugstück; [k|]: [gvnt] dort, mnd. gunt, gent, genten, jint = dort, germ. *yan-;[h\l] Hólle, as. hel, hellia, mnd. helle; [kjd] Kalte, ahd. chalti, mnd. kolde, kulde, kiddene; [v>lt] Walze, [vjldn] walzen, ahd. walzen, welzen, mnd. weltéblok = Walze. Anmerkung. Auf ursprüngliche Lange geht zurück: [stydix] bestandig, ahd. statig, mnd. stadich, stêdich. 2. Es wird zu [o]: [flats] Maul, vielleicht zu mnd. vletzen — breit daliegen; [gafl] Gabel in der Landwirtschaft und zum Aufhangen von Fleisch in den [vim], as. gafala, mnd. gaffele, geffele; [gaps] eine Handvoll, mnd. gaspe, gespe, gepse, göpse; [magn] Kegenwürmer, ahd. mado, mnd. med(d)eke, med-, mod-, maddik; [ak] alter, as. eldiro, mnd. elder ; [pakt] das Innerste des Baumstammes, mnd. ped{d)ik. Mit Dehnung vor 1: [tvalf] zwölf, as. twelif, mnd. twelf, twelef. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 63 3. Es wird zu [0]: [blëdvm] blattern, [blö] (PI. zu [blat]) Blatter, zu as. blad, vgl. mnd. bledeken = Blattchen; [flögl] Dreschflegel, ns.flegil, mnd. vlegelie); [glos] (PI. zu [glas]) Glaser, zu as. glas, vgl. mnd. glesen = glasern; [klodvm] klatschen, rauschen, [khadabys] Klingelbüchse für Kinder, [klodanat] klitschnaB, [kladanx] schabig, schlecht, nl. klateren = platschern, klatschen; [rö] (PI. zu [rat]) Rader, zu as. rath, vgl. mnd. redeker = Wagner und rederen = radern; [rodan] rasseln, [rodabys] Klingelbüchse, mnd. rettelen, nl. ratelen, Richey röteln, ratern. As. e: 1. Es wird zu [y]: [dysa] diese, as. these, -a, mnd. dese, desse, disse, dusse, dosse; [fyldy.i] groBe Tür des Bauernhauses, zu &$.feld, mnd. velt; [gryp] kleiner Graben, mnd. gruppe, mnl. greppe, grippe, nl. greppel; [gyston] gestern, ahd. gesteron, mnl. ghisterdach; [hylp] Hilfe, as. helpa, mnd. helpe, hulpe; [smyldn] schmelzen, as. smeltan, mnd. smelten; [styldn] Stelzen, ahd. stelza, mnd. stelte; [tyk] Teller, mnd. teller aus frz. tailloir; [zys] sechs, as. sehs, mnd. ses, in Hamburg [zos]. Mit Dehnung und Ausfall von urspr. 1: [zys] selbst, as. self, mnd. sulven, selves. 2. Es wird zu [»]: [bo^gn] schreien, mnd. belken; wegen der Entwicklung zum Diphthong vgl. S. 62; [dasn] dreschen, ahd. drescan, mnd. derschen, dosken; [fram] dieFremde, as. fremithi, mnd. vremede; [körtdn]Kern, as. kerno, mnd. kerne. Anmerkung. Dieselbe Entwicklung haben [dodlx] dreiBig, as. thritig, mnd. dertich; [dotam] dreizehn, ahd. drï-zehan, mnd. dertên, druttên. 3. Es wird zu [0]: [pregl] Stachel, as. prekunga, mnd. prekel. As. i: 1. Es wird zu [y]: [dryta]') dritte, as. thriddio, mnd. dridde, drudde; [dyt] dies, as. thit, mnd. dit, dut; [flyston] flüstern, ahd. flistiran „fovere, palpare, blandiri", mnd. vlisteren; [ki-yp] Raufe, as. kribbia, mnd. kribbe, krubbe; [ryn] Rinde, as. rinda, mnd. rinde; [ryn] Dachrinne, ahd. rinna, cf. mnd. rinnen; [ryp] Rippe, as. rïbbi, mnd. ribbe; [svym] schwimmen, as. sivimman, mnd. swemmen; ') Die Ordinalzahlen endigen auf -ta und nicht, wie zu erwarten, auf -dg. 64 Gesinus Kloeke. [tvysn] zwischen, as. twisk, mnd. twischen; [vyp] Schaukelbrett, ahd. wip/, mnd. wippe; [hei vyst] er wufite, as. wissa, mnd. wiste, wuste; [zyl] Schwelle, mnd. sille, sul(le). 2. Es wird zu [0]: [lönstseual] Lehnstuhl, cf. as. hlinon; [zöbm] siehen, as. sibwn, mnd. seven, soven. Anmerkung. Urspr. langes i wurde gekürzt und gerundet in [f aftap] fünfzehn, mnd. viftein. As. i wurde zu [y] in: [jy] ihr, as. gi, mnd. gi, ji; [vy] wir, as. mnd. wü. F. Kürzung von ursprünglich langen Vokalen und Diphthongen und Unterbleiben der Dehnung bei Vokalen in offener Silbe. 1. Kürzung von ursprünglich langen Vokalen und Diphthongen. As. a: zu [a]: [daxt] dachte, as. thahta, mnd. dachte; [vaxsoual] Wage, as. wdga, mnd. wachschale; [zaxs] schon, freilich, as. safto, mnd. sachtie), sachte?. As. ê: 1. ZU [fc]: [ftt] fett, ahd. feiggit, mnd. vet; [ltda] Leiter, ahd. Meitara, mnd. ledder. 2. zu [1]: Lhilbut] Heilbutt, Hippoglossus vulgaris TL ; [tvinix] zwanzig, as. twéntig, ahd. zweinmg, mnd. twintich; [ingit] einzeln, mnd. enkeKt) zu *aina. As. i, wird zu [1]: [gnidabant] Sehnenscheidenentzündung an der Hand, cf. ahd. gnïtan, mnd. gniden; [knirjk] Kaninchen, mnd. kanin, kontnéken; [hxt] leicht, as. UM, mnd. licht; [sibl] Zwiehel, ags. cipe, mnd. sïpolla, aus lat. caepulla; [hei smit] er schmeiBt, zu mnd. smiten, ahd. smigan; [tnrjkn] Catharina; [vit] weifi, as. hwtt, mnd. wit; [vithrjk] Weififisch, Gadus merlangus L., mnd. witlink. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 65 As. ó1 wird zu [o]: [bosn] Busen, as. bósom, ahd. buosum, mnd. bdsem(e), bossen; [hosn] husten, [host] Husten, ahd. huosto, mnd. hóste. Umlaut zu as. ö1: 1. Es wird zu [a]: [blat] geblutet, zu [blgyi] bluten; [du bats], [hti bat], [hu htt bat], zu [böidn] heizen, Netze flicken; [du zaxs], [hei zax], [hti htt sax], zu [zoign] suchen. 2. Es wird zu [y]: [ik (hu) m\t] ich (er) mufi, [ik mys] ich muBte, zu [madn] mussen. As. Ó* wird zu [o]: [hoxtit] Hochzeit, as. hóhgitid, mnd. hochtid. Umlaut zu as. ös: 1. Es wird zu [a]: [du dofs] du taufst, zu [döibm]; [du kafs] du kaufst, zu [köibm]; [hu lapt] er lauft, zu [laéubm]; [d3f] getauft; [kaf] gekauft. 2. Es wird zu [y]: ■ \rys] der Rost, as. rost, mnd. róster. As. ös: 1. Es wird zu [u]: Izun] ein solcher, zu as. sö = so. 2. Es wird zu [a]: [gasl] kleine Gans, Dim. zu [gaèus]. As. ü wird zu [u]: [plum] Pflaumen, ahd. pfrüma, mnd. plüme; [hu snuf] er schnaubt, zu [snübm]; [hti zupt] er sauft, zu [zubm]. Umlaut zu as. ü wird zu [>]: [d\fl] Tauberich, zu as. düba, vgl. mnd. düver, duffer; [jyxt] Jauche, mnd. juche aus slav. jüeha; \yda] Euter, ahd. ütar, ütiro, mnd. üder. 66 Gesinus Kloeke. As. iu wird zu [>]: [frynt], [fryndm] Verwandte(r), Freund(in), as friunt, mnd. vrunt, vqent, vrint. Ferner in der 2. und 3. Pers. S. Ind. Pr&s. der st. Verba II: [dat fiys] es friert, zu [fii ahd. masala, mnd. mas(s)ele. As. e: 1. Es wird zu [e]: [ntdl] Nessel, as. netela aus germ. *natilön-, mnd. nettele, netele* 2. Es wird zu [i]: [himp] Hanf, as. hanap, ahd. hanaf henif, mnd. hennep; [himt] Hemd, as. hemithi, mnd. hemmede, himede; [ila] Erle, ahd. elira aus germ. *aliso-, mnd. elre; [krimpm], [knmpl] krempeln, ahd. chramph — Rand; [minixeni] mancher, mnd. mennich; [vidlj wedeln, cf. ahd. wadil, mnd. weddel aus dem Hochdeutschen. As. e bleibt [t] in: [tfrnvtx] immerfort, as. éban, mnd. even, effen; [feda]Feder, a&.fethara, mnd. veder, vedder; [fltdamus] Fledermaus, ahd. fledarmüs, mnd. vle(d)dermüs; [ltbajLeber, ahd. lebara, mnd. lever; [ltdix] leer, mnd. ledich, leddich, laddich; [leda] Leder, as. lethar, mnd. leder, ledder, ladder; [veda] Wettèrr as. wedar, mnd. weder, wedder. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 67 As. i: 1. Es bleibt [1] in: [gavida] Gewitter, as. giwidiri; [ngls] Zaun, ahd. rigü, mnd. regel = Latte an Gelandern; [tif] Hündin, mnd. teve, ags. tife. 2. Es wird zu [t] in: [kedlj kitzeln, as. kitilon, mnd. kettelen; [stdonx] schmierig, z. B. [stdanx laxn], mnd. scheterich = mitDurchfall behaftet, zu westgerm. *skiti; [veda] wieder, as. wip~ar, mnd. iveder, wedder. As. o wird zu [o] in: [homx] Honig, as. honeg, huneg, mnd. honnich; [docto] Dotter, ahd. totoro, s&.dodro, mnd. doder, dodder, dudder; [vol] wohl, as. wola, mnd. wol. As. u wird zu [o] in: [boda] Butter, ahd. butera, mnd. botter. Der Umlaut zu as. u 1. erscheint als [>] in: [drvbl] Tropfen, as. drupil, mnd. dropel; [Ayna] Donner, [dvnadax] Donnerstag, as. Thaner, mnd. doner, dunner, donner, doner-dach; [k\l] Pfefferkraut, Bohnenkraut, Satureia hortensis, nl. keule, as. cunele, ahd. konala. 2. als [o] in: [sadl] Schüssel, as. skutala, mhd. schotele. II. Die Vokale der Nebensilben. A. Komposita. Für dié Vokale der nebentonigen Glieder von Kompositis gelten im allgemeinen dieselben Regeln wie für die Vokale der haupttonigen Silben. Nur wird oft die Quantitat reduziert, namentlich bei überlangen Vokalen und Diphthongen, z. B.: [akseu] Alkoven, frz^ alcove; [bitste] Bettstelle, mnd. beddestede, aber [stê] wunde Stelle, as. stedi; [frgeusly] Frauen, aber [ly] Leute; [htitvê] Heifiwecken, mnd. hétwegge; [rïbaeu] KarusseU, aber [baêu] Bude, mnd. bode; [rota3u(x)] eine Fischart: Leuciscus rutilus L., aber [£êu(x)] Auge, as. óga, mnd. óge; [sübrê] Scheerbretter (grofie Bretter, die beim Fisch- 68 Gesirms Kloeke. fang benutzt werden und dazu dienen, die Netze auseinanderzuziehen), aber [brê] Bretter. Anmerkung 1. Auch im ersten Glied kann Verkürzung 'stattfinden, z. B.: [stifsnut] eine Fischart: Zeugopterus Lepidorhombus megastoma, aber [stif] schief, mnd. schêf; [vetfrseu] ([e] statt [ê]) Wittwe, as. widowa, mnd. wedewe. Anmerkung 2. Den as. Kompositis auf -skepi, -skipi entsprechen in unserem Dialekt die Wörter auf [sup]: [noubasup] Nachbarschaft, [ztlsup] Gesellschaft. Bei einigen Wörtern, die ursprünglich Komposita waren, ist das zweite Glied so reduziert, daB die Beziehung zum Simplex nicht mehr gefühlt wird: [baft] barfuB, mnd. barft; [bvks] Hose, aus buck-hose = Beinkleider aus Bocksfell; [tiba] Ewer, mnd. ênvare = ever?; [fadl] Vorteil, mnd. vordêl; [hfs] Handschuh, as. handskd; [havix] halb, z. B. [havix t4m] halb zehn, mnd. halvewege, halwege; [livedou] Leibschmerzen, mnd. (lif)wêdage (siehe S. 39); [mank] Meerrettich, ahd. merirdtich, mnd. merre{d)dïk; [mtst] Messer, ahd. megsi-sdhs, mnd. metset, mest; [nouhi] Nachbar, ahd. ndh-gibür, mnd. ndber. B. Die Vokale der Vorsilben. As. ant- 0*lunda). Die letzten Spuren dieser Vorsilbe sind noch erhalten in: [söbmtix] (mit stimmlosem s) siebzig, as. antsibunta, ags. hundseofontig, mnd. tseventich; [sjstix] sechzig, mnd. sestich, mnl. tsestich; [taxntix] achtzig, as. antahtoda, ags. hund-eahtatig, mnd. tachtentich. As. bi- wird zu [ba]: [badryn] betrügen, as. (bi)driogan, mnd. bedrêgen; [bahaeul] behalten, mnd. beholden; [botouJJ bezahlen, mnd. betalen; [bezoun] Besahn, aus nl. bezaan. Anmerkung. Der Vokal wurde synkopiert in: [ban] bange, aus be-ange; [bin] binnen, aus bi und innen; [blïbm] bleiben, as. biliban, mnd. bliven; [boubm] oben, as. bi-oban, mnd. boven; [budn] drauBen as. biütan, mnd. buten. Nach [boubm], [bin] wurde wohl gebildet [ne.^dn] unten, cf. mnd. beneden mit be-. Der Vokalismus der Mundart' von Finkenwarder bei Hamburg. 69 As. far- wurde zu [fu]: [fudabm] verderben, nmd. vordervm; [fudvia] quer, mnd. dwers; [fugedn] vergessen, as. fargetan, mnd. vorgeten; [fugnöixt] vergnügt; [fugrilt] zornig, mnd. vorgrellen; [fujgun] erschrecken, mnd. vor jagen; [fuslöipt] verschlissen; [fustrït] quer; [fustugrj] verstauchen; [futy#n] erzürnen, mnd. vortornen. Anmerkung. Synkope des Vokals fand statt in [flëdn] vergangen, verdossen, mnd. vorleden. As. gi-, 1. Die Wörter, in denen sich gi- zu [ga] entwickelte sind verhaltnismaBig selten und zum gröfiten Teil wohl aus dem Hochd. entlehnt: [garixt] Gericht, mnd. gerichte; [gasnxt] Geschrei, mnd. schricht; [gatvaéust] getrost, ahd. gitróst, mnd. ge-tröst; [gavida] Gewitter, as. giwidiri; [gavöa] gewahr, as. giwar, mnd. geware; [govalf] GeWölbe, ahd. giwelbi, mnd. gewelf t; [gazixt] Gesicht, mnd. ge-sichte; [gazunt] gesund, as. gisund, mnd. gesunt. 2. Der Vokal wurde synkopiert in: [glik] gleich, as. gilik; [glyk] Glück, mnd. gelucke; [gnöu] Gnade, as. (giyndtha, mnd. gnade; [gröut] grade, mnd. gerade; [gyn] gönnen, as. gi-unnan. 3. Normalerweise ist gi- geschwunden in: [bLjn] sich gebarden, as. gibarian, mnd. beren; [lik] gerade, as. giltk; [(g)loibm] glauben, as. gildbjan, mnd. loven; [mout] Maat, ahd. gimaggo, mnd. mate, vgl. Geselle, Gefahrte, Genosse mit ge-; [nseux] genug, as. ginög; [ré] fertig, Kommando beim Überstaggehen der Segelschiffe, mnd. réde, reide, vgl.nl. gereed; |tï] Gezeit, ahd. giziti, mnd. getide; [vis] gewifi, as. giwisso. Ebenso im zweiten Partizip: [noum] genommen; [edn] gegessen usw. Mnd. to- wurde zu [tu]: [tufrê] zufrieden, mnd. tovrede(n); [tuhéèup] zusammen, mnd. toliope; [tumüëu] zumute; [tusik] fertig, mnd toschicke. Anmerkung. Synkope des Vokals hat [üyk] zurück, mnd. torugge. Vokale in vortonigen Silben von Fremdwörtern weiden gern synkopiert: [akröut] akkurat; [klinn] Kalender; [knirjk] Kaninchen, aus afrz. coniir. [knöut] gekochte Krabben, mnd. garnat; [knudn] Freunde, mnd. 70 Gesinus Kloeke.. kornüte, aus lat. cornütus; [krodn] Karotten, aus frz. carotte; [plits] schlau, politisch; [pm] Porree, mnl. poreye, aus frz. porree; [pröut] bereit, aus lat. paratus. C. Die Vokale der Endsilben. Mnd. -e. Auslautendes e fiel ab in allen Ableitungs- und Flexionssilben (ausgenommen in der adjektivischen Flexion): [ik et] ich esse; [h\l] Hölle, as. hel, heïlia, mnd. hélle; [rot] Ratte, as. ratta, mnd. rotte; [ryk] Rücken, as. hruggi, mnd. rügge; [sröup] Pferdekamm, mnd. schrape; [srflf] Schraube, mnd. schrüve; [vul] Wolle, ahd. wolla, mnd. wulle. Anmerkung. Bei vielen Substantiva hat der Nominativ die Form der cas. obl. erhalten: [bul]'Bulle, mnd. bulle; [knöugn] Knochen, mnd. knoke; [kybm] Tasse, mlat. cuppa; [osn] Ochs, as. oiiso, mnd. osse; [vugn] Wocken, as. wocco, mnd. wocke. Mnd. -el, -en: Die Endsilben -el, -en verlieren ihr e und entwickeln sich zu silbischem 1, m, n, n, je nach dem vorhergehenden Konsonanten: [arjkn] stöhnen, mnd. anken; [boubm] oben; [bnn] brennen, mnd. brennen; [ingi] Knöchel, mnd. enkel; [svoubl] Schwefel, mnd. swavel; [zidn] sitzen; [zin] singen. Anmerkung. Die Endung ist abgefallen in: [rêgn] regnen, mnd. regenen; [regrj] rechnen, mnd. rekenen; [tëign] zeichnen, mnd. tékenen; [zêgn] segnen, mnd. segenen. Mnd. -er, -eren. Die Endung -er erscheint als [a], den mnd. Verhen auf -eren entsprechen Zeitwörter auf [an]: [ana] ander; [bêban] zittern; [firja] Finger; [stodan] stottern; [peba] Pfeffer. As. -ag, -ig ist als [ix] erhalten: [dyxtix]] tüchtig, mnd. duchtich; [flidix] fleiBig, mnd. vlitich; [vëhx] üppig, as. welag, mnd. welich. As. -ing. Von dieser Endung ist nur der Nasal erhalten: [hij] Helling auf dei Schiffswerft, mnd. hellink; [hj [a] (S. 31); z. B.: [dan] mnd. danne. { rT , [>[t] (S. 33), z. B.: [htbm] mnd. hebben. = Umlaut zu as. a ' ,a ' L A , I [>[i] (S. 33), z. B.: [ïgk] mnd. enge. I = |VP^ (S' 34)' z' R: [sptk^ mnd' ^e*' l aS* 6 1>W (S. 34), z. B.: [gilt] mnd. gelf mnd. t > [ï] (S. 35), z. B.: [fis] mnd. visch. [ = (S* 36)' z' B,: ffosJ mnd' vos' mnd. o und w j " 1 > [u] (S. 36), z. B.: [buk] mnd. ooc/c, 6ucfc. ( = as. m>[u] (S. 37), z. B.: [vulf] mnd. wW/, wolf. [>W (S. 37), z. B.: [fas] TT , Füchse, PI. zu mnd. ros. = Umlaut zu as. o { . , , ■ r, TT , . . . >[v] (S. 37), z. B.: [b\k] Umlaut zu mnd. o und « , ™ , , . 7" , ■ [ Böcke,Pl.z.mnd.oocfc,&ttcA;. = Umlaut zu as. u > [\] (S. 38), z. B.: [vj lf] Wölfe, PI. zu mnd. tvidf, wolf. 2. Ursprünglich kurze Vokale in offener Silbe. mnd. a > [ou] (S. 39), z. B.: [groubm] mnd. graven. C = Umlaut zu as. a > [ê] (S. 40), z. B.: [êzj] mnd. esel. mnd. e | = as. ë>[ê] (S. 41), z. B.: [plëgrj] mnd. plegen. [ = as. 0[ë] (S. 41), z. B.: [nêgn] mnd. rce^m. mnd o I = aS' °^ou] (S. 42), z. B.: [boubm] mnd. boven. mn ' ° 1 = as. m>[ou] (S. 42), z. B.: [fougl] mnd. vogel. TT , , , ( — Umlaut zu as. o > [o] (S. 42), z. B.: [hobm] mnd. hopen. Umlaut zu mnd. o { _ ' ,' V " . \ = Umlaut zu as. u)[ê] (S. 42), z. B.: [bagl] mnd. bogel. Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 73 3. Ursprünglich lange Vokale in geschlossener und offener Silbe. nnd. d > [ou] (S. 43), z. B.: [frougn] mnd. vragen. ( — Umlaut zu as. a>[ti] (S. 43), z. B.: [ltix] mnd. lege, lêch. nnd - ") I = ahd' ^ffell 44)' z' B,: ^-reif] mnd- brêf' I = urgerm. [ti] (S. 44), z. B.: [mtm] mnd. ménen, meinen. { — as. ï'o)[ti] (S. 50), z. B.: [düp] mnd. dép. PDKS. 45), z. B.: [blïbm] mnd. Uwen. ( = ahd. uo> [seu] (S. 46), z. B.: [kaeu] mnd. kö, hu. \ = urgerm. mt>[aeu] (S. 47), z. B.: [drseum] mnd. drom. nM,0| = o8 (vgl. Seelmann Nd. Jb. 18, 141 ff.) > [seu] (S. 48), z. B. : ( [g&us] mnd. <7<5s. — Umlaut zu ahd. uo > [oi] (S. 46), z. B.: [zöign] mnd. soken. [Jmlaut zu mnd. o \ = Umlaut zu urgerm. au) [oi] (S. 47), z. B.: [kloibm] mnd. Moven. = os>[oi] (S. 48), z. B.: [göis] PI. zu mnd. gos. f - P [6] (S. 48), z. B.: [snübm] mnd. snüven. Ml>[a?u] (S. 49), z. B.: [fneu] mnd. früwe. 2 „ ( = Umlaut zu as, & > [y] (S. 49), z. B.: [kryzl] mnd. hrüsel. Umlaut zu mnd. u \ . Vf_, ' / L/J ' # ; ( = as. w>[y] (S. 50), z. B.: [dybl] mnd. duvel. 4. Diphthonge. , [ = as. ai (ai) > [ai] (S. 50), z. B.: [krai] mnd. Jcreie, Jcreiqe. mnd. et, etg l m '\r-wo m\ t> r - i a ■ ■ ( — urgerm. «jï;>[aij (S. 51), z. B.: [ai] mnd. et, etg. ( = as. do (aw)>[au] (S. 50), z. B.: [blau] mnd. blau. mnd. au, auw, ouw l — urgerm. aww und awj > [au] (S. 51), z. B.: [mau] [ mnd. mouwe. Wegen der Entwicklung der Vokale in beeinflufiter Stellung vor u, r, 1 siehe S. 51—62. 74 Gesmus Kloeke. Wortregister. Seite I Seite Seite abait 54 bak 57 bida 35 abl 31 bal 61 bil 34, 71 af 31 bak 32 bij ptdn 33 afragg, zix — 32 balt 32 bin 35, 68 af vat. 56 bamhadix 56 bïa 28, 56, 57 af 55, 71 ban 32, 68 bitste 40, 67 agan 55 bank 32 bit 33 axt 31 bas 32 blak 32 axta 31 basn 56 blan 32 ai 51 baS 55 blat 32 Sm 54 bsêu 46, 67 blau 50 ai§ 40 b*ux 46 blaéut 46 akaeu 61, 67 ba^uk 46 blëbm 41 akröut 69 baeun 47 blu .". 46 al 31 b^un 54 bluf, hu— 44 al 61 bëban, 41, 70 blük 44 altnou 61 beda 40 bits 33 am 54 bega 41 blïbm 25, 45, 68 and 32 budl 44 bhrjkan 33 an 32 budn 41 blouzn 43 ana 32, 70 byn° 53 blö" ., 63 ansjn 38 Min 54 blêdan 63 ant 26 büstmêak 50 blöi 47 arjkn 32, 70 btizn 50 bgni 53, 65 ans(t) 71 bia,'. 28 blok 36 as 62 btsn 34 blok 37 as 51 bodrfpi 54, 68 blat 65 Eeualt 61 bohaeul 68 boa 28, 59 Sëu(x) 47, 67 boltman 33 böas 55 aéuk 47 batoul 39, 68 boubm 42, 68, 70 aéusn 47 bazoun 68 böudn 26 badlt 55 bi 45 boun 52 haft 54, 68 bidn 45 bQun 52 bagq 32 bïal 45 bógl > 42 bagn 61 bia 61 bagan 42 bax 56 b|an 59, 69 bam 42 bait 451 bks 29, 56 bóbm 42, 57 Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 75 Seite Seite Seite boda 67 bygl 38 daa 28 böi 47 byk 37 da^p 57 böis 47 byks 37, 68 das ! 59 böidn 46, 65bys 38 dasn 63 bök.° 57 byt 38 datfün 63 boa 28 dax 32 djaxt 32 bosn 65 daxt 64 drain 50, 54 bost 58 dak 32 drseum 47 ba/jbm 58 dam 54 dripun 53 ba.^gg 63 dan 32 drtil 71 bas 59 dat 32 drek 34 bat 65 daeuf 47 dribm 45 brak 32 da?un 53 drist 45 brant 32 difeut 47 drift 35 brasn 32 deal 41 drirjkn 35 br^un 54 dek 40 dröu 43 braéut 47 dt gn 33 droubm 39 brê 41 du 44 dröubm 42 bregrj 41 deial 44 dröuf 39 br^nkasn 52 düx 44 dröut 43 bru.. . . 46 délf 50 drö 44 brüf 44 dtin 50 dran 42 brfit 44 düp 50 dröibj 48 bret 34|dfcnöis 44 droi(x) 48 bnn 33, 701 dik 451 dröixub.? 48 brint 31 din 53 droim 48 bnn 33 dïak 61, 71 drgni 53 brQun 13, 52 dij*n 29, 61 drüf 48 bröi 47 diat 61 drurjkg 37 brugg 48 djsl 45 dryt 49 brut 48 dik 35 drybl 67 bi"urn 37 dil 35 dry te 63 brjk 38 dirjkg 34 dü 49 budn 48, 68 dirjsdax 35 dugg 48 buk 48 dirjs 35 düm 48 bu? 60 dis 35 dün 53 Mat 57 döa 59 d\i(m 57, 61 buk 36 dgs . 51 düvok 48 bul I • 37> 70 döuk 43 düvop 48 bun 37 dabl 42 düzn 48 bunt 37 dazix • • • 42 duft 37 bunka 37 doda 67 duxt 36 bus 58 dogg 36 dul 36 but 37 döibm 48, 65 duin 37 bydl 49 dop ." 36 dut 36 byV 61 dos 57 dybl 50 byan 59 dadix 63 dyga 49 byas 61 dada 37 dynurjk 49, 71 byt 49 | daf 651 dya 61 76 Gesinus .Kloeke. Seite 1 Seite Seite dysta 501 flx 45 föbm 57 dyts 50, 71 fin 53 fok' 36 dyzohx 49 fb 28, 60, 61 fök 58 dyzrx 49 fik 35 fos 36 dyfl 65 fil 34 fodl 58, 68 dvxüx 38, 70 h\ laéubm 34 fadan 58 d>mbl 38 filt 34 foftani 64 dyna 67 fin 35 fos 37, 58 dynadax 67 finkvada 2, 55 fraeu 46, 49 dja 28, 59 firja 35, 70 fnpusly 67 dysa 63 \üa 28, 56 frti 46 dyt 63 msta 51 freidax 46 dvaial 40 fis 35 frün 53 dvas 56 dada 66 h\$n 61, 66 dvin 351 flap 32 fndup 35 ëbia 40[flas 32 fris 35 edn 41, 69 flasabl 32 fnt, hu — 35 ëal 40 flau 50 f rougn 43 ên 52 flaeu 47 f ros 36 ét, ik — 70 flaéut 46 fram 63 êt 40 flëdn 41, 69 frvndin 66 ëzl 40 fledamus 66 frynt 66 tfmvtx 66 fltgn 34lfr>s, dat — 66 tiba 44, 68 flei 50 I füel 48 uf 401 flem 541 taak: 57 ügl 44 fluS 44 fus(t) 48 ugi] 44 flut 50 fubistan 45 ük 44 fltt 33 fubouzn 39 un 53 flidix 45, 70 fubult 36 tk 33 flöu 39 fudabm 56, 69 tks 33 flQun 52 fuctomül 62 eflkun 62 j flögl 42, 63 fudvb 56, 69 fada 66|flöi,°hu— 48 fugedn 4L 69 faf 54; flfnu .' 53 fugnöixt 46, 69 fagrj 55 j flats 62 fugnlt 34, 69 ial 62 i flugan 37 fujyun 13, 52^ 69 faj 621 flunda 37 fuklounit 42 fan 32 flurjk 37 ful 37 fan 32 öyrjkn 38 fulkn 61, 66 fasjoubmt 32 flyston 63 fulys, du (hu) —.. 66 fat 32 fört 55 fun 33, 37 faeual 61 fQan 55 fun 33 fêal 31, 41 förtfc 55 fuslöipt 48. 69 f?n 52 föudn 39 fustrit 45, 69 ttda 66|fougi 42 fustugrj 48, 69 ftxn 34 föug^ 39|fuvaxn 32 fubrts 44 fouj 42, 71 futij 29 fet 64|foum 39 futougj 39 lif 45 fQun 521 futjan 58, 69 Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 77 Seite I Seite Seite flfa 61 glyan 58 hak 54 fyst 49 gni&ibant 64 hals 62 f>ld>> 63 gnöu 43, 69 ham 55 f>a 59 gnüdn 57 hant 32 f5.;Jn 58 gnühoun 57 harj 32 gaf 54 gnus 58 harjkn 55 gafl 66 göa 55 haspl 32 gaml 66 g§(m 55 hqs ." 29, 68 gam 32 goubls 39 h|sn 51 garjk 32 göudn 42 hat ° 55, 56 gas 51 gat 42 hau 51 gasn 56 göx 57 haut, hei — ■ 51 gast 32, 33 göis 48 havix 68 gat 32 gadl 59 h£ux 47 gau 50 gofl 62 haeuj 61 gaeudndax 17 gaps 62 h&ut 96 g*us 48 gasl 65 hêbm 41 g«ut 46 gatvus 59 hegl° 40 gêbl 41 grabl 32, 71 hek 40 gêbm 41 gras 32 heksna 55 gêal 41 grau 50 hen 40 güdn 50 grfun 54 hêiï 52 gtign 40 grajut 47 htbm 33 gtst 33 grseut, mi — 49 hei 44 ganxt 35, 69 grut 26 hei 44 gasrixt 35, 69 gribm 25, 45 htidn 44 gatraéust 47, 69 gris 45 htial 44 gavuta 67, 69 gröu 43 htikladn 32 gavöa 55, 69 grouba 42 hüs. . . °. 44 gsvalf 69igroubm 39 heit 44 g^ziXt 35, 69 I gröuhm 42 heitvë 34, 67 gazunt 37, 69 gröut 69 Ma 59 gfon 56, 60 grof 36 \alada 57 gi-^t 59 grQm 53 Man 29, 56, 70 gdt 2, 34 grunt 37 hLit 56 gil 34 grj-nthrjk 38 hign 35 gisn 34 gr\p 63 hil 34 gist 34 gr>t 38 hi| 34, 70 glas ... 32 gült 62 hilbm 34 glat 32 gylt 2 hilbut 64 glên 52 gjn 38, 69 hilmhult 34 glJk 45, 69 gynt 62 himp 66 gU" 53 gyst 38 himt 31, 66 gl!t 35 gysfcm 63 hinbjan 35 glös 63 haf 62 hirjgl 34 gloibm 69 hafblena 33 hirjst 34 glQin 53 hafs 55, 71 hoa 59 glubm 48 hagi 32 höai 55 gl>k 38, 69 haista 40 houbm 39 78 Gesinus Kloeke. Seite Seite 1 Seite houba 39 ïlf 2, 62 kkn 56, 60 höuf 39 ïlk 35 kik 2 hougl 39 ik 66 kim 34 höugg 25, 43 im 35 kin 34 houl 29, 39 m 34 kint 35 houm 39 ïngl 34, 70 kist 35 hounw 39 mglt 64 kladn 32 houn 29, 39 irjk 34 klafm 32 houzn 42 ïp 34 klai 51 hnbm 42 jaxtan 32 klam 32 hef '. 42 jak 32 klau 50 hêgn 42 jaeu 48, 49 klaun 54 h$n 52 j^eun 54 klsfeuk 46 hof 36 jöa 59 kkpun 53 hoxtit 65 jou 43 klti 46 höifdik 48 jogn 43 kluba 44 höift 48 jogop 40 kleit 44 höiftstena 48 juxn 48 klksap 59 hoigrt 48 junk 37 klim 34 höixdik 48 jy 64 khm.i ■ 34 haixt 48|jyxt 65 klma 69 hok 36 kabljau 66 klöa 59 hol 36 kamp 54 klougn 39 honix 67 kadnkyl 50 klöbm 42 hosn 65 kaf 32 i klodonx 63 host 65 kaf • '• 56, 62 klockhys 63 hozlnot •. 40 kak 57, 62 klodanat 63 hubm 48 k|n ., 56 klockn 63 hüa °. 60 kant 32 klobm 36 hüt, ik — 65 ouba 39, 42 rntsn 33 naf 55 oudn 43 mest 33, 68 nagg 32 ouda 43 metvus 33 naxt 32 oual 39 migg 45 naxtmöa 55 öugahx 39 m|n 53 n|in 54 oulait 45 mïa 60 nams 55 oulana 39 midax 35 n^s 55 oun 39 midi 35 nat 32 ouftt 26 mik 35 n&ux 46, 69 ountn 20, 26 min 35 nsëut 47 öup 39 minixem 66 nêgn 41 öus 43 nus 35 nëgijaeugg 411 outja 40 mjs 51, 71 nêm. 41 abl 43 misnoual 39 nês 40 as 44 mitvegn 35 ntdl 66 odof 40 möat 55 nei 12 oiba 47 moual 43 neim, hei — 44 öisfat 48 möugn 39 nè^dn 41, 68 ohx 57 mouga 39 nes(t) 33 ömix 58 mouj 39 nest 34 as 43 moun 39 net 33 osn 36, 70 moun 52 nïa 61 adl 58 moundax 52 | nldtaun 56 ala 62 Der Vokalismus der Mundart von Finkenwarder bei Hamburg. 81 Seite | Seite Seite pacïl 56 puk 37 rogn 36 pagn 32 pumpmmik 35 rörf 47 pan 32 pur 25 rijp 53 pas 51 put 25, 37 röip 48 pat 32 putsk 56 rok 36 paual 31 pysto 49 rot 36, 70 paeuol 46 pvrnbj 38 rotseufx) 36, 67 pseuga 47|p>n 38 vöuk 40 ztgg 33 zvndax 38 voun 42 zei 45 zynoubmt 38 VQun 52 zeiban 45 zjagn 61, 71 vöbm 58|zadn, vy — 4t|z>s 63 vol 67 znx, hei — 441 zys 63 vragj 33 zak 50 zys 51 vrak 33 z{m 53 vrarjl 33 | ze ïp 45 Gedruckt bei Liitcke & Wulff, E. H. Senats Buchdrackern. STELLINGEN. 1. De gecompliceerde toestand op het gebied der aanspraak en de geringe stabiliteit in de keuze der Nederlandsche aanspreekvormen V en je — tegenover de vaste omlüning van het gebruik van het Duitsche Sie en du — is in de eerste plaats toe te schrijven aan het feit, dat spreker en aangesprokene zich in het Nederlandsch niet altnd wederzijds van dezelfde aanspreekvormen bedienen, terwij 1 dat in het Duitsch wel het geval is. 2. Het beloop der apokopeeringslijn in Groningen en Drenthe (Driem. Bladen XIX, 1—40) is aan „Zuidelnke" beïnvloeding der Zuid-Oost-Groningsche taal toe te schrijven. 3. De meening van P. J. Blok dat hs. A van de kroniek van Sicke Benninge als een copie is te beschouwen, die zeer na met het origineel verwant, misschien zelfs door Benninge zelf geschreven is (Werken Hist. Gen. N.S. 48, Inl. XXXIV), moet ernstig betwijfeld worden. 4. De Reinaert I is van twee dichters afkomstig, de eerste helft van het gedicht is de oudste. 5. De meening van van Ginneken (Handboek der Nederlandsche Taal I, 13): „Elk taalverschijnsel, elke klankovergang, elk dialektwoord, elke eigenaardige constructie of syntactische afwjjking heeft znn eigen grens. En de hjn die zulk een grens aangeeft noemen we isoglosse. Welnu deze isoglossen loopen nu allergrilligst dooreen en bijna nooit vallen twee zulke hjnen in heel hun loop tezamen" is in deze scherpe formuleering even misleidend als het principe van de „Ausnahmslosigkeit" der klankwetten. 6. Met het resultaat van H0jberg Chrtstensen (Lybaeks Kancellisprog fra c. 1300—1470, blz. 4) „at de mnt. Dokumenter, da de er skrevne i et Skriftsprog, selvom de er bestemt i Tid og Sted, ikke giver os nogen direkte Oplysning om Dialektens tidligere Skikkelse" kunnen ook Neerlandici hun voordeel doen; voor onze Saksische streken althans zal men den toestand der m.e. dialecten eerder uit de tegenwoordige tongvallen kunnen reconstrueeren, dan uit het „Oostersch Nederlandsch". 7. De waarborg, dat alle teksten in de anthologie van J. A. Vor der Hake Proeven van zestiende eeuws Oosters Nederlands als ongerepte specimina van de schrijftaal dier dagen zjjn te beschouwen, ontbreekt. . 8. De opvatting van Sarauw (Vergleichende Lautlehre der niederdeutschen Mundarten im Stammlande, blz. 53) dat diakritisehe teekens in de hss. in sommige gevallen zouden dienen om „ein Schwanken zwischen zwei berechtigten Formen, etwa einer alteren und einer jüngeren, oder einer einheimischen und einer auswartigen" aan te geven, houdt niet voldoende rekening met de psychologische geaardheid van den gemiddelden m.e. schrijver. 9. De ervaring leert, dat dialeetverhaaitjes — voor zoover ze niet opzettelijk voor wetenschappelijke doeleinden zijn vervaardigd — slechts met de uiterste voorzichtigheid voor het taalonderzoek kunnen worden gebruikt. 10. Voor een vruchtbaar taalonderzoek is meerder contact tusschen den wetenschappelijken taalvorscher en de groote schare der populaire taalminnaars dringend gewenscht. 11. De zinnen van Wenker zijn voor het onderzoek der Nederlandsche dialecten niet onvoorwaardelijk aan te bevelen. 12. Het is wensehelijk, dat een Instituut voor Nederlandsch Taalonderzoek wordt in het leven geroepen, dat leiding geeft aan het modern taalonderzoek, de beschikbare krachten organiseert en voor een practische verdeeling van den arbeid zorgt.