949 ;] DER ANTIKE PROSARHYTHMUS VÓN A. W. DE GROOT ZUGLEICH FORTSETZUNG DES HANDBOOR OF ANTIQUE PROSE-RHYTHM I HERAUSGEGEBEN MIT UNTERSTÜTZUNG DES GRONINGER UNIVERSIT&TSFONDS E 18 VERLAG VON J. B. WOLTERS - - GRONINGEN, HAAG, 1921 Geschenk van* DER ANTIKE PROSARH YTHMUS VON A. W. DE GROOT ZUGLEICH FORTSETZUNG DES HANDBOOR OF ANTIQUE PROSE-RHYTHM I herausgegeben mit unterstützung des groninger universitatsfonds VER%jVG VON J. B. WOLTERS GRONINGEN, HAAG, 1921 Inhalt Seite Vorwort 5 I Einleitung 11 Das Verhaltnis der Prosa zur Poesie 20 Der Einflufi der Poesie auf die Prosa 21 II. Die Periode der epischen Metrik 28 Die historische Prosa 29 Die philosophische Prosa 29 III. Die zweite Entwicklungsstufe (die Periode der dithyrambischen Prosametrik) 33 IV. Die dritte Entwicklungsperiode {die Periode der Sehlufimetrik).... (Platon, Gorgias, Thrasymachos, Antiphon, Antisthenés, Alkidamas usw.) 45 V. Die^ hellenistische Zeit 62 Philon 63 Hegesias 64 Die Antiochosinschrift 64 Der Volksbeschluö von Mantineia-Antigoneia 67 VI. Die altere römische Prosa 69 VII. Die lateinische Historiographie 73 VIÏI. Die lateinische rednerische Prosa 92 1. Die unmetrische Periode 95 2. Die Periode der gelegentlichèn Metrik 96 3. Die metrische Periode 97 Tabelle der alteren griechischen Prosa 105 Tabelle der lateinischen Prosa (von Sallust bis Augustinus) 106 5 Vorwort. Die moderne Literatur über den antiken Prosarhythmus tragt einen, man möchte fast sagen, naiven Charakter. Denn jeder weifi, dafi metrische Prosa von nicht metrischer abweicht und dafi die Eigentümlichkeiten der metrischen Texte eben dort liegen, wo sie von nicht metrischen Texten abvveichen. Darüber können sich wohl alle Untersucher einigen. Und die Untersuchungsmethode ergibt sich daraus von selbst: Vergleichung von metrischen mit nicht metrischen Texten. Denn auch das wird man kaum bestreiten können: die grofie Haufigkeit einer Form bedeutet nur dann, wenn diese Form in nicht metrischen Texten weniger haufig ist, dafi die Form gesucht wurde. Diese einfachen Tatsachen werden aber in der modernen Literatur völlig verkannt. Es gibt nur sehr wenig Werke, ih denen dieser Gedanke mehr oder weniger konsequent durchgeführt worden ist. Fast alle namhaften Untersucher gehen davon aus, dafi, wenn eine Form haufig ist, sie gesucht ist. Es kann daher nicht wundernehmen, wenn man von einem allgemeinen Dilettantismus auf diesem Gebiet gesprochen hat (E. Howald — in der Besprechung meiner Arbeiten — Griechische Philologie, 1920, 68). Dieses Fehlen einer wissenschaftlichen Untersuchungs- und Beweismethode ist aus der Philologie selbst zu verstehen. Es hat drei Ursachen: 1. die gelaufige philologische Arbeitsmethode; 2. die Unbekanntheit mit den auf diesem Gebiete bekannten einwandfreien Arbeitsmethoden; 3. die Abneigung gegen diese Methoden. Jetzt, wo die Zeit gekommen scheint,! in erstér Linie die methodologischen Fr-agen, die den Arrfang jeder Untersuchung bilden mussen, zu erledigen, ist es notwendig, sich klarzumachen, wo die eigentlichen Gründe der jetzigen Methode liegen. 6 Wie ich sagte, ist die erste Ursache die gelaufige philologische Methode. Dem Philologen kommt es darauf an zu wissen, ob eine gewisse Spracherscheinung vorkommt, also z. B. ob ein Wort überhaupt vorkommt, oder ob ein Wort oder eine Wortverbindung in einem gewissen Sinne vorkommt. Kommt testa in einer gewissen Sprachperiode im Sinne von Kopf vor? Um das zu wissen, genügt es zu untersuchen, ob es ein oder zwei Stellen gibt, an denen es unstreitbar diesen Sinn hat. An diese Untersuchungsmethode schliefit sich die Beweisführung an: testa im Sinne von Kopf ist an zwei Stellen belegt; damit ist die Erscheinung ganz sichergestellt. Dieselbe Methode ist auch auf die Metrik anwendbar. Hat Homer fünfsilbige Schlufiwörter der Form zugelassen ? Es genügt auf ein oder zwei Stellen zu verweisen, um die Sache aufier Frage zu stellen. Diese Methode wird aber unbewufit auch auf das Gebiet des Prosarhythmus übertragen. Die zweite Ursache ist die Unbekanntheit mit den hier zulëssigen Methoden. Wenn man weifi, dafi die Form -~—^ bei Cicero am Ende des Satzes in 12«/0 Haufigkeit vorkommt, mag diese Zahl sehr hoch scheinen, Wert erhalt diese Tatsache aber erst dadurch, dafi man weifi, dafi ihre Haufigkeit in nicht metrischer Prosa etwa 8% ist. Man hat aber selbstverstandlich nur eine beschrankte Anzahl von Fallen untersucht. Kann daher nicht nur ein Zufall im Spiele sein ? Welche Bedeutung darf man einer Prozentzahl 12 betlegen, welche einer Prozentzahl 8? Und mehr noch: Welche Bedeutung hat die Differenz von 12% zu ,8% ? Darf man daraus auf eine wirkliche Tendenz bei Cicero schliefien? Soll die Beantwortung dieser Frage nur dem sübjektiven Gefüht überlassen werden? Das sind Fragen, wo die Wahrscheinlichkeitsrechnung mitzureden anfangt. Ihre Gesetze und Methoden sind in den exakten Wissenschaften erforscht worden. Wer gründlich überlegen will, was er in solchen Fallen behauptet und was er behaupten darf, kann nicht umhin, auf die bezüglichen rein mathematischen Fragen einzugehen. 7 Die dritte Ursache ist die Abneigung gewisser Philologen gegen die Statistik. Zahlen, Statistiken und Instrumente sind in den Geisteswissenschaften nicht eben popular. Religions-, Kunst- und Kulturwissenschaft arbeiten auf einem Gebiete, wo, im allgemeinen gesagt, von Addieren und Kalkulieren nicht die Rede sein kann. Wer könntë da aber geneigt sein, auf dem Gebiet des Prosarhythmus, wo es darauf ankommt, die feinsten Schattierungen der asthetischen Tendenzen, die in der Kunstprosa wirksam sind, aufzudecken, mechanische Berechnungen zuzulassen ? Wer erinnert sich nicht, wie grofie Vorsicht man mit diesen Methoden z. B. auf dem Gebiete der historischen Syntax üben mufi, und wie leicht man dort zu übereilten Schlüssen kommt und gekommen ist? Und dafi dasselbe gerade auch auf dem Gebiet des Prosarhythmus oft der Fall war, wer könnte das bestreiten? Miqh erinnert dieser ausgesprochene oder unausgesprochene Kampf an denjenigen, den die Experimentalphonetiker haben erleiden müssen (B. Sweet, The practical study of languages. New York 1900, 46; F. M. Josselyn, Etude sur la phonétique italienne. Thèse Paris 1900, 9 ff.). Und besonders erinnert er mich daran, dafi einer der hervorragendsten modernen Phonetiker die Bedeutung einer der typischen Leistupgen der nicht experimentellen Phonetik, namlich der Jespersen'schen analphabetischen Zeichenschrift, mit den Worten charakterisiert hat, dafi dieser Schrift nur orien* tierender Wert zukomme (Zwaardemaker, Onderzoekingen physiologisch laboratorium Utrecht, 5de reeks, XI 1910, 310). Dasselbe möchte ich nun von den Arbeiten Zielinskis, W. Meyers und anderer auf dem Gebiet des Prosarhythmus behaupten. Sie haben für wissenschaftliche Untersuchungen auf diesem Gebiete nur orientierenden Wert. Man kann es den in den exakten Wissenschaften geschulten Untersuchern nicht übelnehmen, wenn sie an den Statistiken Zielinskis lachelnd vorübergehen; der Wert solcher Untersuchungen für uns liegt aber darm, dafi sie uns darauf aufmerksam gemacht haben, welche Faktoren im Prosarhythmus eine Rolle spielen können: z. B. Anordnung von langen und kurzen Silben, 8 Wortlange innerhalb der metrischen Reihen, Anordnung von betonten und nicht betonten Silben usw. Der Vergleichungsmethode bleibt es vorbehalten zu zeigen, ob sich die Behauptungen Zielinskis und anderer bestatigen lassen (dafi das nicht immer der Fall ist, darauf .brauche ich hier nicht einzugehen) und ob von dort aus weiterzukommen ist. Wer Prosarhythmus untersucht, kann nur die Vergleichungsmethode anwenden. Wer aber die Vergleichungsmethode anwendet, mufi mit Statistiken arbeiten. Ich will hiemit nicht sagen, dafi darin das Wesentliche des Prosarhythmus zu suchen ware, und dafi" die Zahlen das letzte Wort zu sprechen natten. Davon kann gar nicht die Rede sein. Aber auch mit Philosophieren ohne Zahlen, mit asthetischen Spekulationen ohne Tatsachenmaterial oder mit solchem, welches auf falschen Vorstellungen beruht, kommen wir nicht weiter; die Zahlen haben nicht das letzte, sondern das erste Wort zu sprechen. Dieses Buch geht also von dem Gedanken aus, dafi nur dort von einer Vorliebe für eine metrische Bildung die Rede sein kann, wo sie haufiger ist als in nicht metrischer Prosa, und dafi sich diese Tatsache nur durch einen Vergleich mit nicht metrischer Prosa feststellen lafit. Es versteht sich, dafi eine Arbeit, die die Geschichte des antiken Prosarhythmus behandeln will, sich mehrfach mit der bis jetzt einzig vorliegenden Darstellung derselbên, der »Antiken Kunstprosa« Nordens, berühren mufi. Den Fachgenossen wird es einerseits nicht entgehen, wieviel ich diesem schonen Buche verdanke, anderseits aber auch nicht, dafi ich in allen wesentlichen Punkten, wo der Prosarhythmus in Frage kommt, von ihm abweiche. Die Rechtfertigung meiner Auffassungen soll gerade dieses Buch bringen. Um so besser konnte ich mich hier frei aussprechen, weil derjenige, welcher die »Antike Kunstprosa« bestreitet, nicht mehr Norden selbst bestreitet. Auch wird der Einsichtige, vor allem Norden selbst, verstehen, dafi, wenn gelegentlich, wo es galt seither festgewurzelte Irrtümer zu beseitigen, ein scharfes Wort fallen mufite — amicus Plato, magis amica veritas — das nicht als Angriff auf die damalige 9 Bedeutung des Werkes, dessen Erscheinen ein Ereignis war, aufgefafit werden kann. Seit dem Aufsatz von Wilamowitz, »Asianismus und Attizismus« (Hermes, 35, 1900, 1 ff.), in dem er darauf aufmerksam machte, dafi Norden zu viel die Entwicklung innerhalb der verschiedenen Literaturgenera vernachlassigt hat, ist Norden zu einem der Führer auch auf diesem Gebiet geworden, wie es besonders seine Geschichte der römischen Literatur in Gercke-Nordens Einleitung in die Altertumswissenschaft zeigt. Die in den Zeitschriften erschienenen oder mir brieflich mitgeteilten Bemerkungen Ammons habe ich auch hier reichlich verwerten können; auch habe ich dank der Vie"lheit seiner Kenntnisse meine Arbeit an manchen Stellen erganzen können. Nachtraglich bemerke ich, dafi ich nicht mehr die Gel'egenheit hatte, auf die schone »Germanische Urgeschiclite« Nordens Bezug nehmen zu können. Der zweite Teil dieser Studiën wird voraussichtlich Anfang 1922 erscheinen; dieser wird auch das Register enthalten. Zum Schlusse bitte ich Frauléin Albertine Aldekamp in Nordhorn, für die grammatische und stilistische Korrektur der Arbeit meinen besten Dank entgegennehmen zu wollen. Dem Groninger Universitatsfonds, der die Herausgabe ermöglicht hat, bin ich zu grofiem Dank verpflichtet. Groningen, 1. Marz 1921. Abkürzungen: Hb. = de Groot, A. W., A handbook of antique proserhythm I. Groningen — The Hague 1918. De num. or. = de Groot, A. W., De numero oratorio latino. Diss. Groningen 1919. 11 Die antike Kunstprosa. I. Einleitung. Das Verstandnis des antiken Prosarhythmus im allgemeinen und der Prosametrik im besondern, besonders in ihrer historischen Entwicklung, ist die unerlafiliche Vorbedingung für das Verstandnis der antiken Literatur überhaupt. Es ist ausgeschlossen, dafi es jemandem gelange, zu einer richtigen asthetischen Würdigung der antiken Kunstprosa zu kommen, ohne die rhythmischen Elemente dieser Prosa zu verstehen. Ebensowenig könnte das bei Homer oder Vergil der Fall sein. Kein Kunstmittel der Rede ist in dem Mafie im Altertum selbst Gegenstand ausführlicher Erörterung und lebhafter Polemik gewesen, keines hat den Gegensatz zwischen Strömüngen, Schulen und Perioden scharfer bezeichnen können. Um, vom modernen Denken und Fühlen ausgehend, die Bedeutung des Prosarhythmus einigermafien annahernd abschatzen zu können, mufi man zweierlei im Auge behalten. Erstens, dafi die Metrik, ich meine damit die Anordnung von langén und kurzen Silben, uns ein völlig fremdes Gebiet ist, dafi im Altertum dagegen die metrischen Gesetze in der Poesie und in der spateren Prosa bis zur Ausnahmslosigkeit Geltung hatten. Zweitens, dafi die antike Literatur in Ursprung und Wesen eine akroatische Literatur ist. Auf diesen letzten Faktor mufi ich ein wenig naher eingehen. Akroatisch' war die antike Literatur,. und sie ist es bis in die sparesten Zeiten geblieben, nicht nur die Redekunst, sondern auch die anderen Literaturzweige (vgl. E. Rhode, Der griech. Roman, 1876, 304—305). Die auditiven Sprachvorstellungen 'treten den visuellen gegenüber stark in den Vordergrund, besonders wenn man die modernen Literaturen zum Vergleich heranzieht. Dieses Hervortreten der auditiven Seite der Sprache ist wiederum begründet in der Tatsache, 12 dafi das Altertum schon eine bedeutende Literatur hatte, als von Verbreitung und Übertragung auf visuellem Wege nicht die Rede sein konnte und dafi auch spater die auditive Art der Verbreitung (qicht aber die auditive Art der Überlieferung) die gewöhnliche war. Die antike Literatur soll gehort, nicht gelesen werden. Die grofien Schwierigkeiten bei der schriftlichen Vervielfaltigung, das rege öffentliche Leben und der Charakter des Südlanders sind hiebei die bestimmenden Faktoren. Die alteste Poesie wurde mündlich überliefert. Herodot las sein Geschichtswerk vor "und' konnte es nur auf diese Weise zu gröSerer Bekanntheit b'ringen. Die alteste attische Literatur wurde in erster Linie auf der Bühne, in der Volksversammlung, im Gerichtssaale und von den Sophisten gehort. Die Historiker lasen, wie die Dichter, in Olympia und an anderen Orten ihr Werk vor. Die Wortspiele, die Wahrseheinlichkeitsbeweise der Redekunst, die »gorgianischen« und anderen Figuren, die kunstvolle Periodisierung der Rede und so viel anderes — nichts von dem war darauf berechnet, gelesen zu werden. Thukydides sagt von den alten Historikern nicht, dafi man sie liest, sondern er gebraucht die Wörter (I, 21—22) ócxpóaois und (I, 22) Axoóstv und es würden sich überhaupt zahllose solche Stellen heranziehen lassen. Bis in die spatesten Zeiten war die schriftliche Verbreitung kaum mehr als ein Mittel, in weiteren Krèisen gehort zu werden (ich erinnere hier auch an Apok. Joh. I, 3: [xaxapio; ó ocvaftvwaxtov xai ot <£xoóovts? too? Xófoo? rij? JcpotpTjTei'as). So las man vor der Herausgabe seinen Freunden das Werk vor und der Leser war eigentlich nur Selbst•vorleser. Dazu kam, dafi die geistige Ausbildung der Jugend schon von den altesten Zeiten an nur auf das öffentliche Leben: Gerichtssaal oder Volksversammlung, gerichtet war. Man wurde in erster Linie nicht zum administrativen Magistraten, sondern zum Redner herausgebilder; das übrige kam von selbst. Daher hat schon von den altesten Zeiten an die praktische Rhetorik die Poesie beeinflufit, wie es zum Beispiel die griechiscHe Tragödie zeigt. Dafi sich diesem 1& Einflufi die Historiographie, die nicht wissenschaftliche Literatur, sondern Belletristik war, nicht entziehen konnte, versteht sich. Daneben hat dann das allpeherrschende Prinzip der Mimesis das ihrige getan. Daher sind es die akroatischen Kunstmittel der Rede, die mit Vorliebe angewendet wurden; ein solches xat' èSoyfjvwaf der Prosarhythmus. Die Geschichte des antiken Prosarhythmus ist ein Spiegel der Literaturgeschichte. Jede Anderung im Geschmack der Zeit, jede literarische Opposition wird von ihm reflektiert. Einflufi der Poesie auf die Prosa, Abneigung gegen diesen Einflufi, Imitation und Parodie, Opposition gegen moderneres Stilgefühl und Zurückkehr zu den alten Klassikern. Kanonisierung der Kunstvorschriften, hetlenistischer Einflufi in Rom, Reaktion dagegen, erneuter griechischer Einflufi, alle diese und viele andere nicht weniger bedeutsame Ereignisse lösen sogleich die Reaktion der Prosametrik aus. Wenn man die Geschichte des Prosarhythmus von diesem Standpunkte aus betrachtet, und. ich glaube, dafi es die einzige Betrachtungsweise ist, die dauernden Wert haben wird, so geht die Untersuchung aus von der Frage,. welche Texte rhythmisch sind, und führt auf das neue Problem: welche zeitliche und persönliche Differenzen lassen sich nachweisen? Wie hangen diese Differenzen mit den geistigen Strömungen der Zeit und mit den individuellen Auffassungen und asthetischen Tendenzen zusammen? So habe ich meine Aufgabe aufgefafit und keiner weifi besser als ich, dafi diese Arbeit nur eine Vorarbeit seinkann. Mit grofien Strichen habe ich angeben wollen, was auszuarbeiten mehrere Jahrzehnte gefordert hatte. Möge es mir aber gelungen sein, der künftigen Forschung hier und dort. neue Anregung gegeben zu haben! Die antike Kunstprosa verfügt, wenn ich von Nebensachlichem absehe, über zwei rhythmische Mittel: 1. die Metrik, also die Anordnung von langen und kurzen Silben, 2. die Periodisierung, also die Anordnung von einander 14 ahnlichen, bisweilen mit anderen abwechselnden Satzteilen zu einem rhythmischen Ganzen, der Periode. Das Verhaltnis dieser beiden Faktoren zueinander gehort zu den wichtigsten Momenten in der Geschichte der antiken rhythmischen Prosa. Wir werden damit anfangen, die altesten Zeugnisse über den antiken Prosarhythmus zu betrachten. Dies geschieht nicht, um diese zwei oder drei uns zulallig überlieferten Stellen als mafigebend für die folgende Untersuchung zu betrachten, sondern um uns vorlauflg zu orientieren. Wir werden nicht behaupten, daB sie mehr als persönliche AuBerungen aus einer bestimmten Periode sind. Wie sie sich geschichtlich einreihen lassen, wird sich spater zeigen. Die altesten uns erhaltenen Zeugnisse sind die Urteile, die Platon durch seine Parodien über die Redekünstler seiner Zeit und ihre metrischen Kunstmittel ausspricht. Besonders interessant ist sogleich die ironische Parodierung des Euenos, von dém wir wenig mehr wissen, als dafi er, bezeichnenderweise, Dichter und Sophist zugleich war. Offenbar wirft Platon ihm auf seine Weise vor, daB er den prosaischen Stoff metrisch gestaltet habe (Phaidr. 267 A): töv Sè xaXXiatov Ilapiov Eu^vov èc (léoov oüx a-jfojjiev, ö? órcoS^Xcooiv rs rcpötos eopev xal irapsrcatvoo? — 01 8'aotov xal itapatjfófot)? tpaaiv Iv [iitp

c Tt[iYjTsa fiaXXov, ta ts at> ajuxpa [tefdXa xai ta [isfdXa ajjuxpd cpaivsoarai rcoioöaiv 8id pd>p]v Xófoo, xaivd te ip^aïw? td t'èvavtia xatvös, oovtojjw'av ts Xó^wv xal Sireipa [i^xt) 7tepi 7tavtwv awjöpov; 15 Wie hohen Wert Platon hier auf die metrische Gestaltung des Satzes legt, geht besonders daraus hervor, dat! er sogar die »gorgianischen« Figuren gelegentlich umandert, um metrische Reihen zu erreichen. So würden wir erwarten: xatvdtsapvaCco?Tat'ap^aïa xaivcö;. Wirlesen aber: ^ _ ~ ^ _ _: xaivd ts ap^aïox; Ta ï'èvavTia xaivw?. Und auch sonst fügt er Ditrochaen und Hexameterschlüsse ein: Idaoftev s88siv, Ta etxoTa sTSov, Tt[j,ï]Téa [AdXXov, airstpa [a^xyj, rcdvTtov avTjöpov, und den Hexameteranfang: aiwopav ts Xófwv. In derselben Weise imitiert Platon den Prodikos, den Hippias, Polos, Thrasymachos und Likymnios. Offenbar rügt er hier die Anwendung dithyrambischer Metra in nicht gehobener Prosa, wie er sie selbst auch nur zum Ausdruck hochpoetischer Gedanken oder hochpoetischer Stimmungen gebraucht. Diese Metra müssen damals, dessen kann man sicher sein, sehr allgemein gewesen sein, sonst hatte Platon sie nicht in dieser Weise parodiëren können. Merkwürdig ist nun aber, da£S Platon in den nicht gehobenen Partien seiner Werke doch eine gewisse Metrik geflissentlich sucht: der Unterschied zwischen diesen grundverschiedenen Arten von Metrik gibt nun, wie wir spater sehen werden, den Schlüssel zu Platons metrischer Eigenart und zu seinen Auffassungen. Das zweite hier in Betracht kommende Zeugnis ist dasjenige des Isokrates aus seinen Fragmenten (aus der 'xsyvh'): »Die Rede soll nicht ganz unmetrisch sein, sonst ware sie zu frrjpóc; auch soll die Metrik der Rede keine Versmetrik sein, sonst würde sie zu sehr ins Auge springen. Sie soll jede Art Metrik durcheinander verwenden, besonders aber Jamben und Trochaen . . . .« Es folgen andere Vorschriften: oXü)? 8è ó Xóyoc Xófo; sotw Sïjpöv fdp- (iijSè !|i|teTpog- xaTatpavè? y*P' &XX<* [j-sjiï)(doa xaVTi podnc 8st [t^te ijtfistpov stvai {tiqre appofyiov tö (j,èv fdp djttöavov (rejcXdaftai fdp Soxet) xal afta xal è&'arnatv. . .vb 8s appofyov aitépavtov, 8sl 8è j:sitspav6at (iiv, jij) nétpep 8s<; apt»(i.öc pufyóc èonv, oó xal Ta {tótpa Wd. Sto pofyov 8sl Ixstv töv Xóyov, fjitpov 8è p^- TtotTjjxa Tdp têtéei. ^o^jAÓv 8è (tij axptpw?- toöto 8è lotat èdv uéyrA rau i ootos ös tsXsotJjv rcotet- aXXd 8sl rfl p.axpdi" djco- xóirreodat xal 8ï]X^v stvat rijv TsXsuTfjv p/r) Sta tSv ypaipéa fujSè Sta rJjv JcapafpafpTjv, dXXa 8id tóv pu^jióv. Fassen wir es kurz zusammen, so empfiehlt Aristoteles erstens die Vermeidung der dithyrambischen Metra (Daktylen und Trochaen) und zweitens eine besondere Behandlung des Satzendes (und des Satzanfangs). Vielleicht meint er sogar die Lange der Klausel mit den Worten, »dafl die Metrik bis zu einem gewissen Punkte geht«. Es kommt aber noch eine andere Stelle des Aristoteles in Betracht (Rhet. III, 9, 3). Dort ist von Metrik nicht die Rede. Er behandelt den Gegensatz zwischen der Xsfo eÊpopivT) und der Xéfo xaTsorpannévYj. Die letzte ist die èv rcsptóSots, die periodisierte Rede. Was ist das? .Unter Periode verstehe ich einen Satz, der selbst Anfang und Ende hat und ein übersichtliches Ganzes bildet. Er ist angenehm zu hören und bleibt besser im Gedachtnis . das letzte, weil er eine gewisse Regelmafligkeit oder einen gewissen Rhythmus hat, was immer am besten dem Gedachtnis hilft. Aus diesem Grunde behalt man auch Verse besser, weil sie einen gewissen Rhythmus haben, nach dem sie metrisch gebildet sind.« ; XéTa> 8è jrspi'oSov Xéfcv I^oooav ap^v xal TsXsorïjv aórfjv xa&'atojv xal piTedos sóaóvoirtov. ^8ela 8Mj toiaón] xal sfya&fc. Der antike Prosarhythmus. 2 18 TjSsïa [ièv .... Toöto Sè, o« dpi'&p.öv syst -h èv rcspióSot? XsStc 8sï iTcopiacv 15: xpsjcép^os xaXiroopviavöc IIo{i/rjïo 23 Homerus. I Caesar, Bell. Gall. I, 1. «Gallia omnis. Caesar. Cicero, De oratora I, 1: ■cogitanti mihi saepe 'numero et memoria vetera repetenti Cjuinte frater .... Cicero,OratorI, l:Utrum negare tibi saepius idem ro_ganti, Brute, .... Ennius, Annalen fr. 465 oder ahnliches: audirest operae * pretiumst Auf Shnliche Weise bringt hang: woXinrji; ouvéfpa<[is zbv iróXsjxoy twv II. xai 'P. a>c èxcoXéjMijaav Jtpö? aXX^Xoo;, ap£d|i£voc sufl-os £wi- Livius Andronicus: virum mihi Casmena, insece versutum. Vgl. Vergiliususw. Tacitus, Germania 1: Germania omnis. Tacitus, Germania 28 (Anfangsworte des speziellen Teiles): validiores olim Gallórum res fuisse summus • auctorum divus Iulius tradit. Minucius Felix, Octavius, Anfang: cogitanti mihi et cum animo meo . . . memoriam recensenti.. . (sogar die Metrik, besonders seit Demosthenes beliebt, ist erhalten geblieben: Tacitus Dialogusl:saepe ex me requiris, Juste Fabi,.... Apulejus, De mundo I: consideranti mihi et "diligentius intuenti et saepe alias, Faustine fili usw. Livius, Anfang: facturusne operae pretium. er mit Ennius in Zusammen- Sallustius Jugurth. 5, 1: helium scripturus sum quod populus Romanus cum Jugurtharege Numidarum gessit, 24 primum quia magnum et atrox variaque victoria fuit. Livius 21, 1, 1: In parte operis mei licet mihi praefari, , • quodin principio summaetotius professipleriquesunt scriptores, bellum maxime omnium memorabile, quae unquam gesta sint, me scripturum quod Hannibale duce Carthaginienses cum populo Romanogessere... adeo varia fortuna belli .... - Die Übereinstimmung geht auf Caelius Antipater, in letzter Linie wohl wieder auf Ennius zurück. Tacitus fangt also zwei seiner Werke mit solchem Zitat an. Wenn man bedenkt, dafi der Titel Annalen sogleich an Ennius erinnert, liegt es auf der Hand, in den Anfangsworten Urbem Romam a principio reges hdbuere ein Enniuszitat zu vermuten, um so mehr, weil sowohl die Metrik als auch die Sprache sehr wohl von Ennius herrühren können. Soweit Lundström. Man kann wohl nicht leugnen, dafi diese Untersuchungen für die Beurteilung der allmachtigen antiken Mimesis, einer Erscheinung, mit der sich der Mos maiorum in der Politik sehr wohl vergleichen lafit, grofien Wert haben. Für uns sind sie deshalb besonders wertvoll, weil sich gerade in der Art des Zitierens und in der Wahl des Vorbildes deutlich zwei Gruppen von Autoren, besser gesagt zwei Arten von Prosa, unterscheiden lassen. Die eine Grüppe umfafit die Prosa, welche sich in der Wahl der Worte und in der Metrik gerne an die Poesie anschliefit: Sallustius, Livius, Tacitus in seinen historischen Werken, vielleicht auch Cölumella. Die andere Gruppe bildet die, welche sich in bewufite'm Gegensatz von der Poesie, besonders von ihrer Metrik, abwendet: Cicero, Seneca, Minucius Felix, Apülejus, Tacitus im Dialogus und viele andere. Für die Prosa Casars wie für diejenige des Tacitus ist in dieser Hinsicht das févos bestim'mend. Die 25 Reden C&sars gehören, wie es auch die Fragmente zeigenr •mit einigen in die commentarii eingelegten und mit dem Dialogus und einigen Reden aus Tacitus' Geschichtswerken zu dem der Poesie abgeneigten féwx; der modernen kunstmafiigen Beredsamkeit. Auf der anderen Seite -steht die Historiographie der klassischen Zeit, bevor sie, was jedenfalls schon mit Asinius Pollio anfangt, ganz rhetorisiert war. Dazu gehören auch Casars und Livius' historische Werke. Auf diese Historiographie der klassischen Zeit, besonders auf Sallustius, greift Tacitus im bewufiten Gegensatz zu der zeitgenössischen zurück. Der Gegensatz der -rev»] lafit sich auch in der Prosametrik deutlich nachweisen, wie es sich bei der Behandlung der römischen metrischen Prosa in Einzelheiten .zeigen wird. Diese Entdeckungen Lundströms sind an und für sich schon wichtig, noch wichtiger werden sie durch etwas anderes. Ich glaube namlich nachweisen zu können, dafi sich diese Art des Zitierens der Poesie ohne den Urheber zu nennen und zugleich die metrischen Reminiszenzen aus der Poesie besonders in solcher Prosa finden, die der Versmetrik nicht abgeneigt war. Sie finden sich also nicht oder kaum bei solchen Schriftstellern, die, wie Platon und Cicero, jede Versmetrik prinzipiell vermeiden, sondern bei solchen, die sich nicht scheuen, Hexametersohlüsse und ahnliches gelegeritlich mit Vorliebe anzuwènden. Man könnte schon vermuten, dafi in den Anfangsworten des Herodot, die von Aristoteles, Rhet. III, 1409 A, folgendermafien angeführt werden: 'HpoSóioo Ooopt'oo 9j8'toropiinc airóSeiSt? Nachahmung irgend eines Logographen vorliegt. Ich möchte nicht ohne weiteres kategorisch behaupten, dafi bei Aristoteles, der öfter ungenau zitiert, die ursprüngliche Lesart vorliegt. Dafi es aber dem Aristoteles, der doch für" Metrik ein feines Gefühl hatte und der sich in der Rhetorik mit Vorliebe mit dem Problem der Vermeidung der Versmetrik in der Prosa beschaftigte, entgangen sein sollte, dafi. er diese Worte, die doch jedem Gebildeten gelaufig warenr in einer nicht ursprünglichen metrischen Form zitierte. 26 scheint a priori unwahrscheinlich. Dazu kommt erstens, dafi sich die Form dieser Worte überhaupt an diejenige der Anfangsworte alterer Logographen anschliefit, wie z. B. an diejenige des Hekataios: 'ExatSto? MiXVjaio; IleXtz xaxov. (Fr. 48) 8i'8? p-Tj wv atYcoC ze auóXvja&s .... è? #XXov tiva STjftov arcoiysads. Auch: .... eljii ap^stv, usw. Dasselbe gilt auch für Akusilaos (Diels, Vorsokratiker8, II, 209): 'SJxsavö? 8è fa|j.£i Ttjï>6v êatvcoö 48sX(p^v, z&v 8è fivovtai. .. . und 211: 'Hoióvyj? rijs 'Qxeavoö .... usw. Dafi auch Herodot öfter metrisch schreibt, bemerkt schon Norden (Antike Kunstprosa, 45), der dafür anfühit (VII, 10, 5): of) fop èS (ppovéeiv 6 (reöc #XXov 3) êwotóv und (VII, 11): .... xaTaTcps^aijivoo xaXéovtat. Auch hier ist die Wahl zwischen Reminiszenz einerseits und Nachahmung oder unbewufitem Einflufi anderseits nicht immer leicht zu treffen, weil wir nun einmal nicht alle Hexameter kennen, die er gekannt hat. Wichtiger noch für uns ist hier die philosophische Prosa. Dafi Herakleitos stark unter dem Einflufi der epischen Metrik steht, bemerkt Norden (a. a. O., 44). Ich führe noch einzelnes an. (Diels, Vorsokratiker3) 20 ysvójAevot C<&etv èdéXouoi ji,ópoo; t'sysiv. jxaXXov 8' avawaóead'ai, xal 7rai8a? xaraXetaoóoi [lópoo; •(svéa&a.'.. 24 apTjupdrcoo? dsoi tijawoi xal avOpaMtoi. !|9 alpeövrai yap Iv avri aTtdvtwv oï aptatoi, xXsoc aévaov dvT)t<öv, ot 8è icoXXol 30 xsxópïjvrai 'SiwöOJtsp xti^vsa. 30 xóop.ov tóvös, töv aÖTÖv ajcdvTwv, o'jts ti? dewv oöts avfrpGurctov èirowjoev, aXX'^v asl xal ëariv xal s'atai 7töp ast'Cwov, a7rtóp,evov pirpa xal a7coa|3svvóp,svov p,srpa. 31 ... tö piv y)ji.ioo y^, tö 8è ?][U3t> xpTjoT^p. 34 .... p,aprapési jrapsóvras airslvat. 54 app,ovt7] atpavrj? (pavep-fjc xpsrcrwv. 61 ftdXaaaa o8ö>p xa&apwTaTóv • xal p.iap<üTaTov, ly&óai piv 7rÓTip.ov xal atüTtf piov, av*p(b7tou;-8'aTroTov xal oXéftptov. 62 addvaToi #vy)toI, ftvTjTol a&dvaTot, Cwvtï? töv sxslvwv ftdvaTov, töv 8s èxelvwv (3t'ov ts&vscöts?. 92 SipoXXa 8è p.aivopiv(p OTÓp,aTt ayéXaaïa xal dxaXXcbrctaTa xal apipioTa (p^reyyopivT) .... Sta töv fteóv. 96 vsxus? ?dp xorcplwv sxpXrjTÓTspoi. 104 ... óXIyoi S'a-ra&ol. 116 avftpwjcotai rcdai uirscrti YtV(öox£iv .... 117 aysTai D7cö jratSö? avtf (3oo .. . usw. Aufierordentlich interessant ist es nun aber zu sehen, dafi die von Diels (Vorsokratiker3, 1, 105 ff.) gesammelten Imitationen des Heraklit in Hippokrates De vict. und Lucianus vit. auct. 14 nicht nur dieselbe Metrik haben, sondern viel starker metrisch sind als der Durchschnitt der uns überlieferten Herakleitosfragmente: daraus ersehen wir, als was für eine wichtige Eigentümtichkeit des herakleitischen Stils diese Metrik betrachtet wurde. . . . tö 8 aaofitpopov iroXep,sï xal p,dysrai xal SiaXXdoosi d^' aXXïjXwv. . . . eaéprcsi *(dp è; avöfjwrtov tyoyq itupö? xal uSaTO? aÓ7xpï]3iv syooaa, jj.olpai 8L oa>p,aTo; avxrpwjroo. . . . ou ?dp è'ysi. tö ■ Trpoaaocójxsvav .(-------^-^). . . . -q (póat? aörop.dT7j ratkd i^bïaïai usw. Dem Herakleitos lagen keine philosophischen Lehrgedichte in epischer Metrik vor; Gedanken und Vorstellungen wie die seinigen waren der ihm bekannten epischen Poesie fremd-: Daher weicht er in Sprache und Metrik schon einigermafien vom Epos ab. Im Westen war es anders. Dort war, als die philosophische Prosa sich Raum machte, für die führenden Philosophen deiHexameter die gelaufige Form der Darstellung gewesen: Xenophanes, Parmenides und Empedokles haben ihre Lehrr gedichte in dieser Form geschrieben und wohl auch vorgetragen; Der Einflufi ihrer Metrik ist in den - Fragmenten der Prosa des Zeno, Melissos, .Polykleitos, Anaxagoras, Diogenes von Apolionia deutlich erkennbar; besonders' 31 interessant ist wieder die Imitation des Diogenes in Hippokrates, De flatibus, 3 (VI, 94, L), Diels3, I, 431; auch hier wieder ist die Imitation in höherem Mafie metrisch als das Original. Zenon. (Diels, Vorsokratiker3, I, 173ff.) et ^.ïy^oi jj.sYS'ftoc tö èv, ouS'Sv sSV] (- - - - - - - - st 8'lottv, ava-rxi] sxaatov ttéfe&ó? tt s-/stv ( —usw. 3 st 8s toaaöt'satïv oVèativ, Tte^epaoiAsv'av stï] (_~~__^__-~_~--~) .... st iroXXd èotiv, arcstpa td èvta èatïv usw. ( ww_^~_~_~). Melissos. (Diels3, I, 185ff.) ast f,v ou % ( VuJfy 2 apyTjv obx Ij(si oö8s tsXsonrjv (_~~_~~__).... ots 8s {tirjts YjpSato [wijte ètEXsónjosv ast' ts -qv xal. asl iatat, oöx lysi apyijv oi8è tsXsonrjv. oü ydp ^ e'val dvoatóv, o tt p/Jj itav latt. 7 . . . ó fdp xÓ3u,oc ó itpóoSrsv Irov oüx aftóXXorat .. . 3te M (tiijts ^poaYivstat p.7|8èv p,iljte owróXXotai pjts stepoioötai, itw? av p.staxoa(i7]^èv twv sóvtwv shj; ... sï piv-fap xsvsöv ^v,, »it6x<ópei av.st? tö xsvóv usw. 8 ... aiate au[t|Jalvei p,?)ts ópav [Mfjrs td ovta ytvwoxstv .... (pauivot; fdp stvat rcoXXd xal at'Sta xal siïhp ts xal ta^öv s^ovta iravra STspotoop^at •fjp.ïv 8oxsï xal p,staató3ttsiv èx toö ixdatote opw[iévoo, usw. Polykleitos. (Diels3, I, 295—296.) tö s5 Jtapd p.txpöv Sta •nroXXwv apt&p.wv -rivstat (^_v/^__^^__^w_^^_). Anaxagoras. (Diels3, I, 404ff.) 12 zb piv aXXa rcavtöc p,otpav [ASTsyst, voö? 8s sottv ajtstpov xal aütoxpatè? xal pip^txtat oü#svl vp^jiatt .... aXXa tswt spi[teixto aXXwt usw. 16 arcö tootéov aitoxptvop,sva)v aopxrjT'vütai jf\ • sx fièv YaP vsv uScop a-oxplvstat usw. Diogenes von Apollonia. (Diels3, I, 423ff.) 2 sp.ol 8è 8oxeï tö |asv Sójticav siicslv itdvta td ovta i.zb toö aütoö érepotoöaö'ai xal tö aütö. stvat. 5 . .. aütö fdp p.ot toöto dso; Soxst stvat xal sjtl 7cdv a tpa^Xq> rcapd r/iv i [isfaXinv sxatépw^sv, èXdttwv sxstvïj; oXl-jov, st? ^v at xXelatat èx rij; xetpaXfji; ouvé^ouatv aor^? usw. Imitation des Diogenes. (Hippokr. Deflalib., 3; Diels3, I, 431.) z. B aXXd p,ïjv sart ys r^t p.èv 8^»èt 4 tcBt 8s Xo^top-tót «pavspó?. tl f dp Svso toóroo Yévott'^rf-- ^ rtvoc oótoc aicsortv ^ tivt oü 4o(AttapsaTtv 5 5itav fdp tö {tstóiö ts;xai oopavo'i -vsójAato; IjAicXsóv sottv, usw. 32 Wieder in einem anderen Kulturkreis treten wir ein, wenn wir die Prosa des Demokritos betrachten. Hier liegt die Prosa als Kunstform schon viel weiter ausgebildet vor, obgleich er dem einfachen ionischen Stile viel naher steht als den attischen Perioden. Dafi seine Prosa metrisch ist, kann man sogar aus •den Fragmenten statistisch nachweisen. Eine Vermeidung langerer Reihen von langen Silben (am Ende des Satzes hier 8-2°/0, normal etwa 16-3%), die für jede metrische Prosa ■charakteristisch ist, ist besonders deutlich. Wiewohl in seinen Fragmenten Daktylen offenbar sehr gesucht sind, hangt seine Metrik nicht direkt von der epischen Poesie ab: das beweist schon die geringe Zahl der Hexameterschlüsse; dagegen treten und stark in den Vordergrund. Vielmehr müssen wir darin eine selbstandige Wêiterbildung alterer metrischer Prosa, bêsonders des Herakleitos, erblicken (vgl. v ttj»éYYop.ai. Dafi Platon hier besonders auf Lysias anspielt, ist ohne weiteres klar. Auch Dionysios Halicarnassensis hat es so aufgefafit, denn wir hören deutlich den Anklang an die Worte des Sokrates, wenn er (Lysias 4) anerkennen mufi, dafi Lysias nicht nur Gerichtsreden, sondern auch epideiktische Spielereien gemacht hat: oö jróppw 8i#opdu.Ba>v s'via v; nachdem er zuvor seine Rede beendigt hat mit den Worten: o>? X6xoi dpva; dYajtwotv, w; xalSa tpiXoöotv èpaatat'. Treten wir jetzt an die Betrachtung der Vertreter der dithyrambischen Metrik heuan. Ihrem Ursprung und Wesen gemafi ist diese im Gegensatz zu der Prosametrik der vorhefgehenden und derjenigen der folgenden Periode auf die epideiktische Prosa beschrankt. Aus dem oben Gesagten geht hervor, dafi die*Entstehung dieser Art Prosametrik eine geschichtliche Notwendigkeit war. Als sich die attische Prosa entwickelte, fing man Qngefahr zugleich damit an, sie auf eine andere Weise in Rhythmus zu bringen, ohne dabei notwendigerweise von der Metrik Gebrauch zu machen. Man lernte sie namlich allmahlich in 30 gleiche; oder iihnliche Kola zu teilen und zu periodisieren. Die Kombination der zwei rhythmischen Kunstmittel, 1. der Periodisierung und 2. der Metrik erfolgte anfangs naturgemafi derart, dafi es noch überhaupt keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden gab, sondern dafi sie unabhangig von einander, man möchte sagen durcheinander, gebraucht wurden. Die Entwicklung dieser Metrik ist an den hochpoetischen ■Prosastil der epideiktischen Rede gebunden. Lehrreich ist es zu sehen, dafi Platon diese Metrik dort anwendet, wo er entweder (ausnahmsweise) selbst hochpoetisch schreiben, oder die hochpoetische Prosa der epideiktischen Kunst parodiëren und zugleich die Vertreter dieser Kunst charakterisieren will. Fangen wir mit dem letzteren Fall an. Zu den altesten Künstlern dieser Art gehören Gorgias und Thrasymachos. Dafi Gorgias gelegentlich" eine dithyrambische Metrik angewandt hat, geht schon daraus hervor, dafi Platon sich dort, wo er ihn im Phaidros charakterisiert, besonders Mühe gibt, nicht nur alle «gorgianischen- Figuren in einen einzigen Satz zusammenzudrangen, sondern auch diesen selben Satz ganz dithyrambo-metrisch umzügestalten; So schreibt er (267 A): Tetot'av Sè ropyt'av ts sdaop,ev suSetv, o? icpö twv aXirjdöv ra sixóïa etöov w? Ttp,-r]Tsa p/dXXov, td ts ao afnxpd [AsyaXa xal td asf dXa ap.ixpd (pat'vsotrat jtotoöatv Sta pa>p.Y)v Xófoo, xatvd ts apyattoc Td t'èvavti'a xatvw?, aovro|i.t'av ts Xóywv xal Sjtstpa (A^xtj Jtspl ïtdvTtov dvoijpov; usw. Welch hoher Wert hier auf die wiederholten Hexameterschlüsse gelegt wird, geht daraus hervor, dafi, wo man xatvd ts apyat'w? Td t'apyaïa xatvwc erwartet, der Metrik zuliebe xatvd ts dpyai'wc Ta t'èvavTc'a xatvw? geschrieben wird. Diese selbe Eigentümlichkeit nun zeigen auch die unter dem Namen des Gorgias überlieferten Fragmente. Schon der yen Aristoteles (Rhet. III, 14, 12, p. 1416 a) erhaltene Anfang 37 eines enkomion auf die Eleer, zeigt eine zvveifellos beabsichtigte Metrik: _ _ - - . . THXic iróXi? süSai'ftwv. . . DaB seine Metrik noch oft an die epische Poesie erinnert, dafür ist es interessant zu wissen, daB er, wie Diels gezeigt hat, unter dem EinfluB des Empedokles und, wie Norden wahrscheinlich macht, auch unter demjenigen des Herakleitos gestanden hat. Aus dem vielseitigen Charakter seiner Persönlichkeit und seines Auftretens ist das sehr wohl zu verstenen. Betrachten wir aber jetzt die erhaltenen Reden. Fangen wir an mit Helena (11): si u.èv ydp rcavrs;; Ttspl itdvrcuv (-- —) slyov twv [ts] ïccpor/ópivtóv p,v7)p,7jv ( ) twv ts rcapóvTwv [svvoiav] (-----[ ]) twv ts p,sXXóvTwv xpóvoiav, oux av óp/nw? (_--__) 8p.oioc -qv ó Xo-roc (-_~_^_); oIq td vöv je outs pTjaxHjvai tö trapoiY_óp.svov ( --_w^_) oots axétfiaaöai tö irapöv ( ~~_) t^ 4'0X'Ö tapè*/ovTat, usw. Eine von mir unternommene Untersuchung der Paragraphen 8 bis 11 zeigt eine hohe Frequenz der Form gegen ein Zurücktreten der Formen s!/ÜJH", usw. Die Formen --- und ----- haben ungefahr ihre normale Haufigkeit. Ich zweifle nicht daran, daB dieses Ergebnis sich für die ganze Rede bestatigen wird. Nicht weniger deutlich sind metrische Tendenzen, die allerdings nicht ganz dieselben sind, im Fragmente des Epitaphios erkennbar; jedenfalls treten aber auch hier die langeren Reihen kurzer Silben stark zurück. Der Epitaphios im Menexenos, der im gorgianischen Stile geschrieben sein soll, bleibt noch zu untersüchen (vgl. Norden, I, 109). Aus der Metrik des wenigen, was uns von Gorgias erhalten ist, bekommen wir einen starken Eindruck der Vielseitigkeit dieses Bahnbrechers. Wie die Helena die Form —-_, also die daktylo-anapastische Metrik, sucht, und wie der Epitaphios rfreselbe Form vermeidet, so ist nicht nur der Stil des Palamedes im allgemeinen ein ganz anderer als derjenige der Helena, sondern auch die Schlüsse sind ganz verschieden metrisch gebildet. Metrisch sind beide Reden: das zeigt vor allem das starke Zurücktreten der Form , das ihnen gemeinsam ist: eine 38 Eigentümlichkeit der ganzen antiken metrischen Kunstprosa, denn wo Anhaufung von langen Silben vorliegt, hört jede Metrik auf. Auch die Vorliebe für ---^ haben sie beide; auffallig ist nun aber, dafi die Helena die Form vermeidet, der Palamedes sie dagegen sucht, und dafi die starke Vorliebe für ^ in der Helena wieder im Palamedes fehlt. Die Sache mufi einmal genauer untersucht werden, weil der Palamedes nicht der epideiktischen Beredsamkeit anzugehören scheint. Dafi für Thrasymachos betreffs der Erwahnung im Phaidros ungefahr dasselbe gilt, hat schon Norden gesehen. Man kann sagen, dafi schon diese Erwahnung an und für sich es sicher macht, dafi er in gehobener Prosa geschrieben hat: denn eben gegen die inhaltsleere gehobene metrische Prosa der Sophisten ist der Dialog gerichtet. Die Parodierung der Metrik liegt aber auf der Hand (267 C): tcov ys p/rjv oixtpofórov sitl "PlP01? xat rcsvlav ÊXxopivtov Xóy ). 233 CD st 8'fipa aot toöto TcapsatTjxsv, w? oüv otóv ts tavopav tptXi'av ysvéa&ai èav p.^ tt? èpwv wiyó-'fQ, èvdonelafrat 8" oót' av toö? osl? Jtspi iroXXoö sTcotoójisira oöVav toö? xatépa? xal ta?{Ujtspa?, oöVav «totoö? tptXoo? èxsxr/jfi.svra, oï oóx èfi èjct&opja? tofaötTj? YSYÓvaatv, aXX'è£ itspwv èKtrr]Sei>|i.dtwv. Die grofie Vorliebe für die Form die Abneigung gegen Anhaufung von kurzen (und auch von langen Silben) sind hier offenbar. In noch viel starkerem Mafie treten diese Tendenzen in der folgenden Parodie des Sokrates hervor. Diese Tatsache beweist zur Genüge, dafi in der Tat auch die Metrik parodiert wird. Die Frage, ob die erste von Phaidros vorgetragene Rede dem Lysias selbst zuzuschreiben ist oder lediglich als eine Nachahmung Platons betrachtet werden mufi, ist für unseren Zweck gleichgültig. Davon bleibt das Ergebnis, dafi auch Lysias solche dithyrambische Prosa geschrieben hat, unabhangig. Dieses Ergebnis wird durch den Epitaphios bestatigt; man lese nur folgende Stellen: (76) ti'vac Y&p av sixótw? p.dXXov rtjAwp-sv twv èvfl-dSs xstpivwv; tcva? 8'av twv Cwvtwv Stxatótspov jrepl iroXXoö jtototfts&a i) toö? toutot? icpooi^xovta?, oï rij? piv toótwv aperij? tè taov tot? SXXot? diréXaoaav, aito&avóvtwv 8s p,óvot [YVTjalw? rij? Soarovla? tistévooatv. (80) 0? Ttsv'ftoövtai (Jièv 8td rijv (póotv w? dvrtoi, öu.voövrat 8è w? adavatot Sta rijv apstr/v ( öoJJv.c, tjuH&iï _--_). xal fdp. (rdittovtai Sijfioota, xal aywvs? tUrsvrat èir'aötot? pwp,Yj? xal 00051a? xal zXoótoo, w? actoo? ovta? toö? èv tw 7toXsu,o> wteXsonrjxóta? tat? aötat? ttp.aï? xal toö; ddavdtoo? tt[ia aot xat avayvwsop.ai (Antang) (_-__--__ 42 eine metrische Stelle im Gorgias (465 D), wo Polos angeredetvWird: . . ., tö toö 'Ava$a"rópoo av TtóXo r^v, a> tpcX.s ITöXs. . . Dionysios Halicarnassensis Lys. iud., p. 457—458, sagt mit Anlehnung an Platon: BooXójievoi xóap.ov Tiva jipoastvat toï; Xóyoi; ... xaTS'fsoyov sic TTiv iroiTjTtxijv ijppaaiv, .. . SyjXoÏ 8è toöto TopYtac ts ó Asovtïvo; .. ."oö iróppo) 8id"jpdp,pwv tivwv' Ivia> «5#£f"fOfisvo; ( ü&/ --^), xal töv èxsi'vou aovooaiaaTdiv oi irspl Aixójivtóv ts xal ÏIwXov*). Das wird auch für die Metrik gegolten haben, besonders weil ja Likymnios auch Dithyrambendichter war. In diesér Übergangszeit, wo sich die Prosa Ssthetisch noch nicht prinzipiell von der Poesie losgelöst hatte, werden solche Personen wie Euenos und Likymnios, die zugleich Sophisten waren und Verse machten (Norden, a. a. O., 73), dazu auch Agathon, eine wichtige Rolle in der Entwicklung gespielt haben. Euenos wird, wie wir gesehen haben, im Phaidros mit besonders metrischen Worten angeführt (oben S. 14). Des Likymnios Dithyramben waren wohl, wie Immisch, Rhein. Museum, 48, 1893, 522, sagt, rhetorische Leistungen in den Formen des Dithyrambos. Auf Namen kommt es übrigens, wo die Prosa selbst fehlt, weniger an. Spuren dieser dithyrambischen Metrik zeigen schlieGlich auch die von Stephanos »Dialexeis« genannten Dissoi logoi (Diels, Vorsokratiker3, II, 334 ff.). Ich führe hier den Anfang des sechsten Doppellogos an: XsYSTai 8s ti; Xóyos oöYaXad'Jjc o8ts ixavóc* ou Spa ao^p'a nal aosTa outs StSaxTÖv sïï] oots (Aadijtóv. tol 8è TaöTa XéyovTs; TaïaS1 a7co8sl£sai yj>&vzai usw. Das Merkwürdige an dieser Art Prosametrik war, daB sie die notwendige Entwicklungsstufe zwischen der ionischen, epischen Prosametrik und der spateren Klauselmetrik bildet. In dieser letzteren war die Metrik völlig der Periodisierung *) ...AooEa; Sè toioütov oöï&v vjoxTjOsv . . .. *Mjv et i: |v.*poy ev toï; TcavvjYOfiixoïs (!). 43 untergeordnet. Auch hat sich hier die Prosametrik fast aut die ganze Prosa ausgebreitet, da sie nur der epideiktischen erhabenen Beredsamkeit angehörte. Das aber hangt damit zusammen, dafi die Metrik der mittleren Periode wirklich in ihrem Wesen eine poëtische Metrik war, diejenige der letzten dagegen sich völlig der asthetischen Eigenart der Prosa angepafit hatte. In der zweiten Periode gebrauchte man die Metrik, also die dithyrambische Metrik, wenn man hochpoetisch schreiben oder sprechen wollte. Man gebrauchte sie nicht, wenn man das nicht wollte: daher bei Lysias der Gegensatz zwischen dem Epitaphios und den Gerichtsreden, bei Gorgias zwischen dem Epitaphios und der platonischen Parodie einerseits und dem Palamedes anderseits, bei Thrasymachos zwischen der plato^lfchen Parodie und dem erhaltenen Fragrriente des demegorikos logos. Dafi dieser Gegensatz ein wesentlich und historisch begründeter ist, werde ich unten zeigen. Vom geschichtlichen Standpunkte aus betrachtet, hat diese poëtische Metrik hauptsachlich die Bedeutung, dafi sich aus ihr, und in bewufitem Gegensatz zu ihr, diejenige Prosametrik entwickelt hat, die bald nachher die wichtigste, besser gesagt, die einzige Rolle spielen sollte, und die bis zum Ausgang des Altertums und wohl noch spater weitergelebt hat. Der letzte und zugleich der gröfite, wenngleich nicht der am meisten typische Vertreter derjenigen Stilrichtung, die die Versmetrik in der Prosa nicht nur nicht vermeidet, sondern sie sogar zur gröfiten Vollendung bringen wollte und tatsachlich gebracht hat, war Demosthenes. Ich habe früher einmal ausführlich über seine Metrik geschrieben, will daher hier nur das Wesentliche hervorheben. Demosthenes sucht jede Kombination von Daktylen und Choriamben, sogar die ununterbrochene Wiederholung derselben ist ihm nicht fremd. Auch 'hat er eine grofie Vorliebe für wiederholte Kretiker, vermeidet aber, und daraus geht wieder einmal klar hervor, dafi wir es nicht mit Schemata, sondern mit Persönlichkeiten zu tun haben, Iamben und Trochaen. In diesen beiden. letzten Tendenzen weicht er wesentlich von der dithyrambischen Metrik der Sophisten ab, bei denen, soweit ich sehe, nirgends die Wiederholung der Kretiker gesucht wird, aufier vielleicht hier und dort am Ende des Satzes. Als Beispiele der demosthenischen Metrik führe ich folgendes an: (irspi toö oTetp. xffi fpnjp. 1229) .. . èfw piv itspwópp-iaa xal M:ïiav i8t'oc oovwv (_w- i*) ood,,rj[Jiépac oöts voxtöc sxwv «tcoXs'Itcsw.'. (_--_--_-^), aXX'Ó7c'ava*fX'/]i; ts xai oiirtpoo sXaövstat (_--_-— -^) usw. Gesetze (973 B): «i> (piXs KXstvïa, xaXwc p.sv Xsysi; (-- — -^) ototcov [XTjv axoóasaftat as Xóyov olp.ai (_~--_^) •xat' ttva Tpóuov oox otottov ao (---_). Auf diesen Gegensatz komme ich bald ausführlicher zu sprechen. , Der Phaidros ist in einem Stile, den Platon- sonst nur in gewissen Partieen im Symposion und sonstwo anwendet, geschrieben. Die aufierlichen Kennzeichen dieses Stils sind die dithyrambische Metrik und die hochpoetischen Worte. Bald sind diese tatsachlich nur rein aufierlich, bald werden sie durch einen wirklich hochpoetischen und hochphilosophischen Inhalt getragen und bilden mit ihm ein homogenes Ganzes. Das wichtigste daran ist nun, dafi der ganze Phaidros so geschrieben ist, nicht etwa die eine oder die andere Rede, sondern alles. Man braucht nur auf die Metrik der Gesprache zu achten, um davon überzeugt zu werden. Gleich anfangs: (Phaidr.) ooyvov fdp èxst Siétpitpa ypóvov xaÖTjp^vo? s£ stodivoö usw.) (Sokr.) xaXw? ydp, a> stalps, Xsyst. atap Aoaïac t|v, w? soixsv, sv aatsi. (Phaidr.) . . . jtpoïóvu axoösiv (--_--_*:) Dann z. B. 267 D: (Sokr.) taöta Xéf», xai si tt oö SXXo... i^st? sijtsïv Xóftov TS-xvT]; Jtépi (----, -_-_-*) und 279A: (Sokr.) Soxst {tot ap£Ïvcov tj xatd toö? icspt Aoabv sivai Xófoo? ia. rac !EÖas(oc. èti ts ïfosi YSvvtxastéDtó XEXOdaftat 49 Ich glaube, wir können nicht dafan zweifeki, dafi dieser Gegensatz das Wesentliche dieses Dialogs ist: die hochpoetische Prosa leeren Inhalts und dieselbe Prosa als der Ausdruck adaquater, also hochpoetischer Gedanken und Vorstellungen. Offenbar wollte Platon der landlaufigen Rhetorik gegenüber zeigen, wie lacherlich einerseits, wie erhaben anderseits sie sein konnte. Dafi er sich in der Bekampfung der damaligen Rhetorik gegen diese Art Prosa wendet, beweist deutlich, dafi sie allgemein war, auch wenn uns nur wenig davon erhalten ist. Das wesentliche Problem in seinem Verhiiitnis zur Moderhetorik war, ob diese hochpoetische dithyrambische Prosa überhaupt gerechtfertigt werden konnte, und wenn das möglich war, in welchem Fall. Die platonische Lösung des Problems, das zu* den wichtigsten Tagesfragen gehorte, scheint uns einfach: diese poëtische Prosa ist als Trager hochpoetischer Stimmungen gerechtfertigt, aber nur dann, wenn sie von der hohen Philosophie getragen wird, wenn sie also gewissefmafien deren Ausflufi ist. Damit ist der einzig berechtigten poetischen Rhetorik, der Metrik ist also: 1. die Vorliebe für dithyrambische Mafie, 2. das Fehlen einer besonderen Schlufimetrik. Dagegen finden wir in den Gesetzen: 1. Vermeidung von dithyrambischen Mafien, also Vermeidung der Formen _~— und ihrer Kombinationen (Hb. 176, 9 bis 12) und eine starke Vorliebe für langere Reihen von kurzen Silben: --~-,^v^^ ^^w^ usw. den ganzen Satz hindurch. 2. Vorliebe für gewisse Formen besonders am Ende des Satzes, eine Vorliebe, die darin zum Ausdruck kommt, dafi sich sehr oft eine gewisse Reihe von Silben bestimmter Lange am Ende des Satzes vom übrigen Teile des Satzes abhebt, ohne dafi sich der Autor darum kümmert, was der ersten Silbe dieser Reihe vorangeht. TatsSchlich sind also die Eigentümlichkeiten des Phaidros in den spateren Schriften gemieden. Dieses Ergebnis werden wir auch jetzt, wo wir die positiven Tendenzen Platons ZU bestimmen beabsichtigen, beSt&tigt finden. Denn hier zeigt sich uns ersttos die merkwürdtge Ërscheinung, dafi die Vermeidung der dithyrambischen MaBe erst recht am Ende des Satzes und dort'sogar noch starker als innerhalb des Satzes fcutage tritt. Das kann selbstverstandlich nur der Vergleich von ganzem Sató mit dem Ende 54 des Satzes lehren. Einen solchen habe ich für die Gesetze vorgenommen. Er hat gezeigt (Hb. 190), dafi sich das Satzende vom übrigen Teil des Satzes abhebt dadurch, dafi die dithyrambischen Mafie am Ende des Satzes gemieden wurden u. a.: Offenbar meidet er den dithyrambischen Schlufi noch mehr als die bezüglichen Formen innerhalb des Satzes. (Die hohe Frequenz der Form bildet wohl nur eine schein- • bare [übrigens die einzige] Ausnahme, weil sie ein Ausflufi einer hohen Frequenz der Form yüfe&J^M sein kann, ohne für eine Vorliebe für zu sprechen). Positive Tendenzen Platons. Aufier denjenigen Tendenzen, die aus der Abneigung gegen die durchgangige Metrisierung der Prosa zu erklaren sind, treten die folgenden hervor: Li Vermeidung langerer Reihen von langen Silben am Ende des Satzes usw. 2. Vorliebe für folgende Formen am Ende des Satzes: 1. 2. 3. I m 4. M 5. Dazu ist folgendes zu bemerken. Die Formen 3. und 4. gehören zusammen, was sich aus der Tatsache ergibt, dafi in beiden eine Vorliebe für eine lange Schlufisilbe herrscht. Diese Vorliebe besteht sonst nur in der Form Wir sind also wohl dazu berechtigt, folgendes Schema anzunehmen: 1. 2. fts/ii»*, 3. (4.) uit ï 5. Auf die Ahnlichkeit dieser Formen mit denjenigen des hellenistischen Kanons komme ich spater zu sprechen. 55 3. Dafi nun der Gegensatz zwischen der Metrik des Phaidros und derjenigen der spateren platonischen Schriften derselbe ist als derjenige zwischen der zweiten und der dritten Periode des antiken Prosarhythmus, scheint mir evident. Die Metrik des Phaidros ist diejenige der epideiktischen Prosa; die Metrik der spateren Schriften Platons unterscheidet sich von dieser Prosa in genau denselben Punkten, worin sich die hellenistische, darunter die römische Prosa, von ihr unterscheidet: Vermeidung der Versmetrik und Zurückziehung des Metrums auf den Schlufi. Dieser Gegensatz ist zugleich ein «ntwicklungsgeschichtlicher. Deutlicher wird dieses noch, wenn wir Punkt 4 ins Auge fassen, wo sich zeigen wird, dafi sich auch bei Platon die metrischen Tendenzen der spateren Schriften erst allmanlich entwickelt haben. 4. Wir werden versuchen, hier zu beweisen, dafi Platon in seinen alteren Dialogen nicht metrisch schreibt, sondern sich erst allmahlich, aber immer weiter davon entfernt. Die nichtmetrische Periode seiner alteren Schriften ist hier gewissermaöen die Indifferenzlage, von wo aus sich einerseits die dithyrambische Metrik, anderseits die Metrik des spateren Stils bewegt. Dafi die Entwicklung des letzteren also eine der dithyrambischen Prosa gerade entgegengesetzte war, darauf brauche ich hier nicht weiter einzugehen. Zur Illustration gebe ich hier die Frequenz gewisser metrischer Formen am Ende des Satzes in den verschiedenen Dialogen, die ich chronologisch ordne. Diese Anordnung wird wohl keinen der Platonfbrscher ganz befriedigen, mag aber im grofien und ganzen doch die richtige sein. Allmahliche Vermeidung Vorliebe der Formen ,.. für Apologie 14,1 o/Q 8,5 o/0 6,9 o/n Kriton 15,8 6,9 4,4 Protagoras 14,0 7,3 8,0 Charmides 13,3 5,8 6,0 Laches 13,0 6,6 8,5 Lysis 14,7 6,1 8,6 56 Allmahliche Vermeidung Vorliebe der Formen ... \ fur Euthyphron 12,7 6,9 12,2 Gorgias 12,2 6,9 8,7 Hippias minor 15,2 7,6 9,1 Euthydemos 15,8 5,9 5,9 Kratylos 16,1 6,0 11,6 Meno 14,2 7,6 8,0 Menexenos 11,4 5,4 6,0 Phaidros 16,4 9,4 7,4 Symposion 14,3 7,3 7,1 Phaidon 14,1 6,4 10,8 Theaitetos 13,5 7,9 8,9 Parmenides 16,0 8,9 11,1 Republik: Biieh I 12,5 7,6 10,8 II 14,9 4,3 . 8,1 „ III 12,2 5,1 4,8 , IV 12,1 7,9 10,1 „V 12,6 8,4 9,9 , VI 15,8 7,8 10,5 „ VII 13,5 5,7 11,4 „ VIII 16,1 8,7 8,0 „ IX 14,3 9,1 8,8 » X 16,9 4,9 9,5 Philebos 5,0 1,5 16,6 Politikos 7,1 1,2 12,3 Sophistes 9,7 5,1 11,2 Kritias 1,3 0,6 21,6 "Eipiaios 15,2. 4,5 13,1 Gesetze: Buch I ..... . 8,2 1,8 14,4 „ II 7,5 1,1 14,3 IH 5,0 1,6 85,1 IV ..... . 5,3 1,8 14,6 , V 4,5 0,9 21,4 , VI 3,3 0,8 21,8 VII 6,4 1,3 19,1 , VIII 6,7 0,8 17,9 IX 5,7 1,2 19,5 , X 5,6 1,4 18,4 , XI 4,5 0,4 15,4 . XII 4,6 1,0 18,1 97 Weifer ist die Art der Entwicklung, welche die platonische Prosa zweifellos zugleich durchmacht, diese, dafi die Metrik sich immer weiter von dem ganzen Satze auf den Schlufi zurüekaieht. Wenigstens konanen wir ruhig annehmen, dafi sich der metrische Schlufi durch die immer strengere Befolgung metrischer Regeln immer scharfer abgrenzt. 5. fch glaube jetzt nachweisen zu können, dafi sich die «ristpteHsehe Theorie der Prosametrik mit der platoniscfaen Praxis völlig deckt. Diese platonische Praxis unterscheidet sich in zweierlei Hinsieht von nicht metrischer, besonders aber vor» dithyrambjscher Prosa: 1. jede Versmetrik wird gemieden und 2. die Metrik zieht sich auf das Ende des Satzes oder Kolons zurück und wird also hauptsaehlich zur Hervorhebung der Pausen angewendet. Dasselbe gibt nun die aristotelische Theorie. Die Prosa soll keine Versmetrik haben. Metrisch sollen besonders die Süben vor und hinter den Pausen sein (Anfang und Ende), Ufld dj* Metrik soll uur bis zu einem gewissen Punkte gehen, sich also in der Hauptsache auf den Anfang und den Schlufi des Kolóne beschrënken. Für den Satzanfang und den Anfang des Kolons bei Platon liegen keine Untersuchungen vor, aber für den Schlufi hat Aristoteles besonders den vierten Paon (~^_) empfohlen, und es gibt keinen Schriftsteller im Altertum, sojweit wir wissen, der Platon in der Haufigkeit dieser Form .^leichkommt. Daau kommt, dafi Ariitotel«$, wo er von der Theorie des Isokrates abweicht (Isokrates «mpflehlt Iamben und Trochee^ Aristoteles nicht), mit der Praxis Platons übereinstimmt (Ende des Satzes) (Hb., 189—179) Thukydides Demosthenes ... Plutarch Philon •Isokrates Chariton Flavius Josephus Platons Gesetze . 8.5 o/0 2.6 % 13,0 7o 10.8 % 5,0 o/o 12.9 «/e 14,3 % 18,8 % 58 (Platon vermeidet stark am Ende des Satzes). So können wir kaum umhin, anzunehmen, daB sich die aristotelische Theorie des Prosarhythmus an die platonische Praxis anschliefit und sogar vielleicht auf ihr aufgebaut worden ist. Wenn wir jetzt zum Schlufi Platons Prosarhythmus kurz zu charakteri sieren versuchen, so können wir sagen, dafi er, vom asthetischen Standpunkt aüs, Prosa und Poesie scharf ge/rennt hat. Mit seiner Auffassung der Kunst im allgemeinen und der Poesie im besonderen kann diese Trennung nur aufs engste verknüpft gewesen sein. Dafi er die Prosa und die Poesie als heterogene Elemente fühlte, hat ihn dazu geführt, die Eigenart der Prosa der Poesie gegenüber auch im Rhythmus scharf auszupragen. Deshalb vermeidet er nicht nur jede Versmetrik, sondern raumt der Metrik überhaupt in der Rhythmisierung der Kunstprosa nur die zweite Stelle ein. Der höhere, der Prosa eigentümliche Rhythmus, die Periodisierung, ist die Hauptsache und die Metrik, die sich auf die Pausen zurückzieht, dient nur zur Hervorhebung dieser Pausen, also zugleich zur Hervorhebung der höheren rhythmischen Einheiten, der Kola. Die Metrik ist jetzt der Periodisierung völlig untergeordnet worden und damit hat Platon der folgenden Entwicklung für ein Jahrtausend den Weg vorgezeichnet. Nicht dithyrambische Prosametrik aufier Platon. Wenngleich Platon der bedeutendste Vertreter jener Kunstrichtung war, die jede Versmetrik meidet und das Ende des Satzes metrisch vom übrigen Teil trennt, mufi diese Tendenz damals mehr oder weniger allgemein gewesen sein. Treten wir daher an die zeitgenössische metrische, nicht epideiktische Prosa heran und an solche epideiktische Prosa, die keine dithyrambische Metrik hat. In Betracht kommen für uns ins erster Linie Gorgias mit dem Palamedes, Thrasymachos mit dem durch Dionysios erhaltenen Fragment des demegorikos logos, der Sophist Antiphon mit vielen kleineren Fragmenten, Antisthenes mit dem Aias und dem Odysseus und schliefilich Alkidamas mit. seiner Rede über die Sophisten. 59 Es würde nun besonders interessant sein zu wissen, inwieweit sich in diesen Werken das Ende des Satzes vom übrigen Teile unterscheidet. Dafür sind vergleichende Untersuchungen nach der Metrik des ganzen Satzes und nach dem Ende des Satzes notwendig; solche liegen aber nicht vor. Die meinigen beziehen sich fast nur auf das Ende des Satzes, können daher im allgemeinen nur darüber entscheiden, ob eine Form am Satzende gesucht ist oder gemieden, nicht aber darüber, ob die metrischen Tendenzen des Schlusses sich im ganzen Satz zurückfinden oder ein Unterschied besteht. . Es bleibt aber interessant zu sehen, dafi hier eine Haufung von metrischen Tendenzen zutage tritt. Formen, die von dem einen Redner gesucht werden, meidet ein anderer; sogar in verschiedenen Werken desselben Verfassers herrscht nicht immer dieselbe Metrik. In einem Punkte stimmen sie alle überein, namlich darin, dafi die Formen und gemieden werden. Die Vermeidung der Form gehort zu der Eigenart metrischer Prosa überhaupt, soweit sie sich nicht bewufit gegen die herrschende Metrik wendet; die Vermeidung der Form deutet darauf hin, dafi Versmetrik gemieden wird. Die Summe der Formen und am Ende des Satzes ist in nicht metrischer Prosa etwa 26 oder 27 °/o, in Alkidamas, Über die Sophisten 23 %, in der Helena des Gorgias 15,1 %. im Aias und Odysseus des Antisthenes 10,7 %. Wenn wir an die Betrachtung der gorgianischen Helena und des Palamedes herantreten, so wissen wir, dafi diese Reden stiliëÖsch erheblich voneinander abweichen. Schon rein aufierlich kommt dieser Unterschied in dem Dialekt (fast nur oo in der Helena, daneben auch tt im Palamedes) und in der Hiatvermeidung im Palamedes, die in der Helena fehlt, zum Ausdruck. Dazu gesellt sich nun auch eine starke metrische Differenz, die z. B. zwischen dem Aias und dem Odysseus des Antisthenes völlig fehlt. Wenn wir also daran festhalten, dafi diese beide Reden von Gorgias selbst hérrühren, mufi für diese Unterschiede eine Erklarung gegeben werden. Sehr bestechend ist nun die Hypothese 60 Drerups, dafi der Unterschied sich einerseits aus der Stilgattung, anderseits aus chronologischer Differenz erklart. Mit Recht macht er darauf aufmerksam, dafi die Helena eine epideiktische Rede, der Palamedes dagegen das Muster einer Gerichtsrede ist. Wahrend wir nun aber bei etwaigem Unterschied in diesem Punkte in der Helena Vermeidung des Hiats erwarten würden, fehlt sie hier, tritt dagegen im Palamedes deutlich zutage. Das erklart aber Drerup daraus, dafi der Palamedes eine spatere Schrift ist, die unter dem Einflufi des Thrasymachos stehe, dem Gorgias die Hiatvermeidung entlehnt habe. Diese Hypothese scheint nun eine unerwartete Bestatigung in der Metrik zu erfahren; denn das Fragment des logos demegorikos des Thrasymachos hat eine verhaltnismafiig hohe Zahl Ditrochaen und Paonen (_~_~ und ~~~_), und gerade in der starken Vorliebe für diese Schlüsse weicht der Palamedes stark von der Helena ab. Der metrische Unterschied zwischen den beiden Reden ist, wenn man darauf achtet, in der Tat auffallend. Die normale Frequenz des Ditrochaus ist etwa 14,2 %, in der Helena ist sie 4,5 %, im Palamedes 19,3 %. Merkwürdig ist ferner die Vorliebe für in der Helena, die im Palamedes fehlt Fürs übrige verweise ich auf die Tabellen. In dem Fragment des Thrasymachos aus dem demegorikos logos, das uns Dionysios Haltcarnassensis erhakert hat, scheinen ateo besonders die Formen und hervQïzutreten, von denen die zweite bekanntlich mehrfach als thrasymacheïsch erwahnt wird; beide Formen gehören auch spater zu den beliebtesten Schlüssen. Der Aias und der Odysseus des Antisthenes stimmen metrisch vollkommen mjteinander überein. Wenn ich sie als ein metrische* Ganze betrachte, ist besonders eine starke Vorliebe für den DitrochaJis, der normalerweise in 14,2 % Haufigkeit vorkommt, hier aber mehr als die Half te aller Schlüsse (58y58/o) für sicbi in- Anspruch nimmi, zu bemerken. Merkwürdig ist noch, dafi- die Vorliebe für starker. ist als die- jeariger für diejenige für aber wieder starker als diejenige für Sonst treten alle anderen 61 "Formen, aufler die nun einmal in der griechischen Prosametrik eine grofie Rolle spielt, zurück. Hieran. knüpft sich nun weiter das Problem an, ob wir in dem Verfasser des Aias und des Odysseus denjenigen zu erblicken haben, gegen den die Parodie des Sokrates irh proteros logos des Phaidros gerichtet ist. Dies ist Joels Auffassung (Philosophische Abh. Heinze dargebracht, Berlin 1906, mir zurzeit unerreichbar), und sie wird weiter ausgeführt von Bachmann (Aiax et Ulixes declamationes. Diss. Munster 1911). Letzterer vergleicht auch die Metrik dieser Deklamationen mit derjenigen der ersteren Sokratesrede. Nun haben wir geseben, dafi sich in dieser Sokratesrede besonders die Vorliebe für Daktylen und Choriamben geltend macht, also eine Vorliebe tür und für usw. Wenn wir nun z. B. den Aias -daraufhin untersuchen, so ist es sogleich klar, dafi hier die Form .31 stark gemieden wird. Die normale Frequenz dieser Form pro 1000 Silben ist (Hb. 176) 61—68, im Aias dagegen 33! Fast noch auffallender ist, dafi die Frequenz des Ditrochaus im Phaidros im allgemeinen (also wohl auch in dieser Rede) 16,3% {normal 14.2%), im Aias und Odysseus dagegen 59,5% betragt. Der metrische Unterschied ist daher ein wesentlicher und erheblicher. Durch eine gewisse Zahlenmystik, die an die Pythagoreer erinnert, ist es aber Bachmann gelungen zu beweisen, dafi die Metrik der beiden Werke ungefahr dieselbe ist; darauf gehe ich hier nicht ein. Auch in der Rede des Alkidamas über die Sophisten sind die Formen 2&w und gesucht, dagegen treten auch ——, und i'^ü-li in den Vordergrund. Hierin stimmt sie mit der kanonisierten hellenistischen Metrik völlig überein. Diese Übereinstimmung mufi ein Zufall sein; direkter Einflufi kann, soweit wir wissen, in dem Mafie nicht vorliegen. Schliefilich kommt noch der Sophist Antiphon hier in Betracht. Wenn ich richtig zahle, gibt es in den von Diels (Vorsokratiker) gesammelten Fragmenten etwa 53 schwerere Interpuriktionen, darunter keinen einzigen Hexameterschlufi. 62 Auffallend oft begegnet uns die Form —ï, dagegen tritt wie gewöhnlich, stark zurück. Damit ist das, was wir über den alteren griechischen Prosarhythmus sagen wollten, zu Ende. Eine erschöpfende Darstellung wollten wir nicht geben, sondern nur zeigen, dafi es in dieser Zeit zwei Arten Prosarhythmus gegeben hat: eine, die sich an die Poesie anschliefit, eine andere, die sich von ihr abwendet. Für die erste ist die dithyrambische Metrik, für die andere die Vermeidung des Hexameterschlusses besonders charakteristisch. Einförmigkeit der Metrik gibt es in dieser Periode nicht: darin unterscheidet sie sich wesentlich von der hellenistischen, in der, wie so vieles, auch der Rhythmus schematisiert und kanonisiert wurde. Treten wir jetzt an diese heran. V. Die hellenistische Zeit. Das haufige Auftreten offenbar nicht zusammenhangender Formen einerseits, die Selbstverstandlichkeit anderseits, mit der im hellenistischen Zeitalter die Anwendung dieser Formen und keiner anderen angestrebt wird, setzen eine lange Entwicklung voraus. In den Einzelheiten ist uns diese Entwicklung nicht bekannt und wird uns wohl nicht bekannt werden: merkwürdig bleibt die Tatsache, dafi wir dieselbe Metrik in den Schriften Philons finden, wie in der Antiochosinschrift von Kommagene, in dem VolksbeschluB von Mantinea-Antigoneia oder in den sparlichen Fragmenten des Hegèsias von Magnesia. Diese Prosametrik mufi es also gewesen sein, welche die Römer kennen gelernt haben, als die griechischen Rhetoren nach Rom kamen, und als sie selbst spater nach Griechenland und Kleinasien hinübergingen. Um die Metrik Ciceros und seiner alteren Zeitgenossen zu verstehen, müssen wir also zuerst diese Metrik zu analysieren versuchen. Zu diesem Zweck werden wir damit anfangen, die metrischen Tendenzen Philons zu untersuchen. Das ausführliche Material, über das wir bei ihm verfügen, gibt den nicht hoch genug anzuschlagenden Vorteil, dafi jeder Zweifel, der bei ■ beschranktem Material über die Vorliebe für oder die Abneigung 63- gegen eine Form oder über deren Lange entstehen könnte, sogleich durch die Heranziehung anderer Schriften beseitigt wird. Die Prosa Philons ist derart, dafi sich darin, wie bei fast jedem metrischen Schriftsteller, jede metrische Form an einer oder an mehreren Stellen findet. Der Unterschied metrischer von nicht metrischen Texten besteht nicht darin, dafi die »guten Formen« zur ausschliefilicheh Anwendung kommen, sondern darin, dafi die Haufigkeit gewisser Formen am Ende des Satzes entweder von derjenigen innerhalb des Satzes oder von derjenigen in nicht metrischer Prosa abweicht. Meistens wird beides der Fall sein. Die anderen oben erwahnten Texte, die hegesianischen Fragmente und die Inschriften, sind Musterstücke der zeitgenössischen Rhetorik, in denen die weniger beliebten oder sogar gemiedenen Formen kaum. zugelassen werden; die hier überhaupt vorkommenden Formen sind aber dieselben, für welche auch die Prosa Philons, in der man nicht in dem Mafie den Einflufi der Rhetorenschule spürt, eine Vorliebe zeigt. Von Philon werden gesucht (Hb. 55 und 196) : I. (1,6) II. L (2,0) III. (für *0 (1,6) IV. (1,2) V. (1,4) (überall ist der Quotiënt angegeben, der durch einen Vergleich mit der Haufigkeitszahl innerhalb des Satzes erhalten wurde. Dieser Quotiënt gibt daher die Kraft der Tendenz an, welche zugunsten der Form am Ende des Satzes wirksam ist). Es hat sich aufierdem herausgestetlt, dafi es Philo durchaus nicht gleichgültig ist, was der Form vorangeht. Um das zu untersuchen, kann man durch einen Vergleich mit dem ganzen Satze oder mit nicht metrischer Prosa feststellen, ob er vor dem Ditrochaus gewisse Silben oder Silbenkombinationen bevorzugt. Ein. Vergleich mit dem ganzen Satze lehrt nun, dafi besonders gesucht sind: 64 Viel seltener dagegen oder geradezu gemieden sind: Wichtig ist es auch zu wissen, welche Formerf von Philon gemieden werden; es sind folgende: II. III. IV. ^^ww-i (eine, soweit ich sehe, rein philonische Eigentümlichkeit; die sonstigen metrischen Schriftsteller bevorzugen alle ^ww-, ohne dafi sie sich darum kümmern, ob eine kurze oder eine lange Silbe vorangeht; auf verwandte Tendenzen, Vorliebe für tiiooia; komme ich unten zu sprechen); Wenn wir von der philonischen Metrik ausgehen, gibt eine Untersuchung der Schlüsse des Hegesias von Magnesia und derjenigen der Antiochosinschrift von Kommagene dasselbe Ergebnis. Hegesias. Vorliebe für: I. II. III. _~—~ usw., IV. -~—~~ usw., V. besonders und Fürs einzelne verweise ich auf Hb. 128 ff. und De num. or. 6. Antiochosinschrift. Nur solche Schlüsse sind hier in erster Linie in Betracht gezogen, die vor schweren Interpunktionen stehen. LjM&gg z. B. 16 eoyopax Sia(iivsiv. II. fehlt vor den schwereren Interpunktionen, findet sich aber z. B.: 4 töv tójtov óp. 13 ^p(óv ówspox^? (_~_~~~_) avéOrjxa (. .. ~~_~; vorher ein Einschnitt nach dem sehr gesuchten Schlufi _~_~~~_). Mit dieser Inschrift lafit sich nun die andere sehr wohl vergleichen, namlich der von Fougères (Buil. Corr. Heil. XX, 124) zuerst herausgegebene und von Wilamowitz (Hermes 35, 1900, 536 ff.) metrisch analysierte Volksbeschlufi von Mantineia-Antigoneia, dessen Abfassungszeit wohl vor dem Tode des Augustus anzusetzen ist. Wilamowitz notiert hier die Schlüsse _v.__^* und mit ihren Auflösungen. Man würde daraus schliefien: 1. dafi sich keine anderen Schlüsse darin finden; 2. dafi besonders also die Schlüsse und fehlen, und 3. dafi das, was dem Schlufi vorangeht, gleichgültig ist. Das trifft aber wohl nicht alles ganz zu: 1. fafit Wilamowitz, Z. 34 und 35, die Schlüsse: afisp^jc óftóvoia und suitoiia? èrcivoïais auf als Vorausgesetzt, dafi die Erganzungen richtig sind, könnte sehr wohl vorliegen, wie an einigen Stellen in der oben behandelten Inschrift. Dazu kann man auch verweisen auf Z. 40: -ra|wrjaavta xai aör/j, was aber auch als aufgefafit werden kann. 2. Ob die Form in der Tat fehlt, ist ebensowenig sicher; so lesen wir 21 ff.: xXTrjpcóoa? ouv iroixlXn]? suepffeoiac vhv jcóXw oirspéfBaXs] tou? rijs 'EXXdSoc [op]ou? (~~w_) xai pixP1 5*v oeBaotsUttV sojcXóujosv yapaxvfipm ( *), wo Wilamowitz nur den letzten Schlufi (_~— *), nicht aber %g*M als metrisch bezeichnet. Das geschieht, wie die ganze Entwicklung lehrt, kaum mit Recht. Aufierdem mag vorliegen 39: 'Ejuifóvrj, und 42: 8a7rdvr)c iroXotsXoöc Dazu kommt, dafi, wenn der Schlufi in 34 und 35 (vgl. oben) wirklich nicht als sondern als 68 aufzufassen ist, auch hier dieselbe Form vorliegt, allerdings mit vorhergehendem Kretiker. Eine Tendenz, dem Paon einen Kretiker vorangehen zu lassen, haben wir auch in der vorigen Inschrift beobachtet. Wahrscheinlich haben einige Rhetoren die Form, die sie nur als ohne Kretiker aus der alteren Prosa übernehmen konnten, wirklich als Teil eines DoppelkretSkers aufgefafit, ob bewufit oder unbewufit, mag dahingestellt bleiben. Sicher ist daher nur, dafi die Reihe ik>*ft betrachtlich zurücktritt. Die Form *|j—kommt überhaupt nicht vor. Beides scheint darauf zu deuten, dafi Cicero, bei dem diese Formen fehlen, sie in der von ihm nachgeahmten Prosa nicht vorgefunden hat; vielleicht hat Molon sie gemieden. 3. Betrachten wir jètzt, was dem Ditroehaus voranzugehen pflegt. Wir finden ihn an folgenden Stellen: 11 tfjc (póoew? icX'arcóva? - « ~ - *> - « 21 töv 8t]hóoiov xóojaov itpoxpeÉvac -•sj* 25 xocv arcaÉ soXaSöövtai 30 av(roit[a]tcov aXX'iiratvov 38 (ffj {tóvov £eoïc teooéSsiav 47 uóvrj iróXewc xóop.oc elvai ^. Sehr wahrscheinlich ist also, dafi der Verfasser gerne oder vorangehen lafit; gesucht sind daher besonders -~- —? _~_;=! und Damit ist unsere Betrachtung der griechischen Metrik als Grundlage der lateinischen vorlaufig zu Ende. Die gesuchten Formen sind, im Gegensatz zu der klassischen Zeit, fast überall dieselben und ihre Zahl ist auf einige wenige beschrankt; man kann von einem metrischen Kanon reden. Dieser Kanon hat sich wóhl erst allmahlich ausgebildet, geht jedenfalls nicht auf einen der klassischen Autoren zurück; aus der klassischen Zeit scheint ihm am meisten die Metrik des Alkidamas nahe zu kommen. Wir haben also sowohl diesen Kanon als auch seine Vorgeschichte, soweit es uns möglich war, kennen gelernt; damit ist die Grundlage für die historische Betrachtung der lateinischen Prosametrik gegeben. 69 VI. Die altere römische Prosa. Hier mufi sogleich eine prinzipielle Frage erörtert werden, deren Beantwortung für den Standpunkt, von dem wir die ganze weitere Entwicklung betrachten werden, bestimmend ist. Norden arbeitet bekanntlich in seiner «Antiken Kunstprosa« mit einem Begriff Asianismus, der nicht ganz einwandfrei ist. Wie schon oft, hat sich hier wieder sein Bestreben, sich möglichst an die uns überlieferte antike Stilkritik anzuschliefien, geracht. Ich gehe hier nicht darauf ein, sondern nur auf den Gebrauch, den er für diese Periode von dem Begriff macht. Dieser Asianismus soll auch schon einige der alteren römischen Geschichtschreiber, wie Calius Antipater und Sisenna, beeinflufit haben. Die hellenistische Beredsamkeit, unter deren Einflufi die römische Prosametrik der alteren Zeit steht, Ijetrachtet er als eine Fortsetzung der sophistischen, unter anderem auch in der emmetros lexis, d. h. in der Verwendung von Versmetra in der Prosa. So betrachtet er als Beispiel dieser Art Metrik in der Prosa den Hexameter, der sich am Anfange des Geschichtswerkes des Calius Antipater gefunden haben mufi (Antike Kunstprosa t 177): has res ad te scriptas Luci misimus Aeli. »Er (Calius) wagt also die füf die damalige Zeit in Prosa unerhörte Losreifiung der beiden Bestandteile des Namens, wodurch er einen (nach Ennius Muster) regularen Hexameter erh<. Wir wissen, dafi er damit zwar gegen den Kanon des Isokrates und Aristoteles sündigte, aber der emmetros lexis der Asianer hljldigte; charakterjstisch ist, dafi er Lehrer und Freund des Crassus war (Cicero, Brutus, 101; de or. II, 54), dessen Standpunkt wir soeben kennen lernten.» Diese Auffassung ist gruntjfalsch. Die griechische metrische Prosa, die er als asjanisch betrachtet (z. B. Hegesias), vermeidet die Versmetrik, besonders den Hexameterschlufi, ganz zu schweigen von einem ganzen Hexameter. Dafi Hexameterschlüss* bisweilen vorkommen, andert nichts an der Tatsache, dafi sie verbattnigHlfifiig aufierst selten, also gemieden sind, Dafür verweise ich einfach auf dieFragmente 70 des Hegesias, in denen sich kein einziger Hexameterschluö findet, und auf die Antiochosinschrift, in der sich vor den 26 schwereren Einschnitten nur ein zweifelhafter Fall findet. Auöerdem spricht die Entstehung jener Art metrischer Prosa, in der besonders die Periodisierung und die Metrik der Schlüsse hervortritt, dagegen. Sie ist im Gegensatze zu der dithyrambischen Prosa entstanden. Von einer sophistischen Metrik kann gar nicht die Rede sein — die dithyrambische Metrik ist auf die epideiktische Prosa beschrankt; die Sophisten haben auch andere Prosa geschrieben, in der die Versmetrik gemieden war, und wo sich die Metrik überhaupt fast ganz auf die Schlüsse beschrankte. Gewissermafien mag sich die hellenistische Metrik an die altere epideiktische Prosa angeschlossen haben (Norden, 138, wichtig aber dagegen L Bruns, Vortrage und Aufsatze, S. 200), aber die uns erhaltenen Dokumente aus dieser Zeit beweisen, daB die andere Tendenz, die Vermeidung der Versmetrik, damals ganz oder fast ganz gesiegt hatte. Wir müssen also im Hexameter des Calius etWas ganz anderes als »Asianismus« sehen. Dafür ist es wichtig im Auge zu behalten, daB er öfter Hexameter oder Teile eines Hexameters einfügte, die er dem Ennius entlehnte, wie bellum scripturus sum, quod populus romanus (vgl. oben S. 23 und unten bei Calius Antipater). Diese Tatsache beweist zur Genüge, daB wir es hier mit einer der griechischen analogen Entwicklung zu tun haben. Die alteste römische Gestehichtschreibung, die volkstümlich geblieben ist, war die epische, namlich Ennius' Annalen. An ihn schliefit sich die folgende Historiographie an, wie sièh die Logographen und Herodot an Homer anschliefien. Diese Beziehung zu der ennianischen Poesie blieb den Römern sehr wohl bewufit, wie es die Enniuszitate am Anfang des Livius und des Tacitus und Ahnliches bei Sallust beweisen (vgl.- oben S. 23). Dieses Bewufitsein, woran vielleicht die Betrachtung der griechischen Entwicklung nicht ganz unbeteiligt war^wirkte bestimmend auf die Art der machtigen Mimesis, also auf das ganze Genus. Zu diesem Genus gehören' nach Ennius jedenfalls- Calius Antipater, Sisenna, Sallust, 71 Livius, auf sie greift spater Tacitus zurück. Dieses ist die einzige römische Stilgattung, welche die epische Metrik in Zitaten, Reminiszenzen und eigenen Worten nicht nur nicht vermeidet, sondern geradezu sucht. Sie ist aber zugleich die einzige Stilgattung, welche die hellenistische Prosametrik vermeidet. Gerade hier findeh wir nicht nur eine verhaltnismafiig hohe Frequenz der Hexameter- schlüsse, sondern auch der Form die. jenerseits ver- pönt war, und eine Vermeidung der Formen -^-^ und bisweilen von Diese Tradition der lateinischen Historiographie bricht aber ab, wo sie mit der hellenistischen. Metrik ausgestattet wird. So hat es schon Asinius Pollio, der ja auch in seinen Reden numerosior war, gemacht. Nicht nur die Briefe des letzteren, sondern auch die historischen Fragmente sind stark metrisch. Die neue Richtung ersetzt die alte vollstandig; mit Livius ist diese zu Ende. Nur Tacitus greift auf sie zurück, aber darin ist er archaistisch, wie in seinem ennianischen Anfangshexameter; er macht es so in bewufitem Gegensatz zu der ganzen Literatur, besonders der Historiographie seiner Zeit. Deutlich geht das hervor aus zwei Erscheinungen, auf welche ich unten zu sprechen komme: 1. aus der Vermeidung der Form wie er sie selbst nennt esse videatur, die damals mifibraucht wurde, und 2. aus der Anwendung der hellenistischen Metrik hauptsachlich in einer Art Prosa, die ihm selbst antipathisch war und die er eben als solche bezeichnen will. Ich werde auf diese aufierordentlich interessante Erscheinung unten naher eingehen. Aber auch diese Erscheinung, dafi die Historiographie im Sinne der Rhetorik unmetrisch ist, ist nichts Neues. Sie gehort einfach zur Tradition der Historiographie, zur Mimesis in diesem Genus überhaupt. In der klassischen Zeit der griechischen Literatur sind es gerade die Historiker (z. B. Thukydides und Xenophon) gewesen, welche, sich darin an Herodot anschliefiend, der sich damals entwickelnden Schlufimetrik ablehnend gegenüberstanden. Die Stilgattung der Historiographie mit den ihr eigentümlichen metrischen Tendenzen lauft also von Homer über die Logographen und 72 Herodot, über Thukydides und Xenophon. In Romfangt sie mit Ennius an und es hat sich die Historiographie der Republik gerne an Ennius, an Thukydides und seine Zeitgenossen angeschlossen, wie es wenigstens für Saiiust und dann auch für Tacitus nachweisbar ist. Wenn nun Norden von Sisenna sagt (Antike Kunstprosa, 177): »DaB er ein Anhanger der Asianer war, zeigt aufier seiner Zusammensteilung mit ' Kleitarchos und seiner Übersetzung der Milesiaca. ..«, so bringt er die für das antike Gefühl scharf getrennte févYj durcheinander, denn daB diese Romane zum Genus der Historiographie gehört haben, wird wohl keiner behaupten. Auf den EinfluB des Kleitarchos auf den Stil des Sisenna komme ich bei ihm zurück. (Literatur u. a. Wilamowitz in Hermes 35, 1900, 1 ff.; Norden in Gercke-Nordens Einleitung, F, 448 ff.). Dieser Gegensatz zwischen der römischen Historiographie mit ihrer epischen Metrik und ihrer Abneigung gegen die hellenistische Metrik einerseits, und der Beredsamkeit unter dem EinfluB derselben hellenistischen Metrik andrerseits ist der wesentliche Gegensatz, der die Geschichte der alteren römischen Literatur durchzieht. Dieser Gegensatz ist Norden völlig entgangen, weil er auf dem Gebiet des antiken Prosarhythmus mehr apodiktisch behauptet als untersucht hat (darin steht er freilich nicht allein), und in diesem Gegensatz löst sich für diese Periode der Gegensatz von Asianismus ünd Attizismus zum Teil auf. Welches der wesentliche Gegensatz in der Beredsamkeit gewesen ist, darauf komme ich unten zu sprechen. Jedenfalls bekenne ich mich mit Lundström gerne zu den »Barbaren», die in den Anfangsworten der Annalen einen (ennianischen) Hexameter sehen wollen. (Norden, Ennius und Vergilius, 1915, 54: »von dem „Hexameter" zu Beginn der Annalen will ich lieber gar nicht reden — nur für Barbarenohren ist er ein solcher —, F. Leo hat darüber das Nötige gesagt, allein einen durch viele Jahrhunderte tradierten Irrtum ausrotten zu wollen, ist wohl ein hoffnungsloses Unternehmen«. (Widerlegt von Lundström, Eranos, 1915, 8, Anm. 1). 73 VII. Die lateinische Historiographie. Die kunstmafiige Historiographie bei den Römem ist also eine Stilgattung, die sich dem Ennius als ihrem Urheber bewuöt anschliefit. Selbstverstandlich kommen hier nur die Annalen in Betracht, aber ich kann. nicht umhin, die Frage aufzuwerfen, ob Ennius sich in seiner Prosa etwa der hellenistischen Metrik bedient hat. Es hat namlich Pasquali (Rivista di Filologia 37, 1909, 47 ff.) den Nachweis liefern wollen, dafi dies tatsachlich der Fall sei. Bezeichnend für die Beweis- führung ist, dafi er die Form * als einen gesuchten Schlufi betrachtet; es versteht sich, dafi sich damit beweisen lafit, dafi jede Prosa metrisch ist. In Betracht kommen die Schlüsse: Mxorem duxit Opent, ipse regnaret, concedat fratri, Satumus regnaret, is regnaret, ne quid educaret, regnum rediret, eum necaverunt, atque Iuno, Iovem clam abscondunt, celantes Saturnutn, clanculum abscondunt, Plutonem et Glaucam, atque abscondunt, parva emoritur. Unter 15 Schlüssen finden sich etwa 6, also 20%, der Form was an und für sich genügt zu beweisen, dafi diese Prosa nicht metrisch ist. Dazu kommen die Bildungen uxorem duxit Opem und parva emoritur, also v, die die Sache erst recht bedenklich machen Wenn De Gubernatis in demselben Band (S. 393, Anm. 2) sagt, dafi Pasquali die Schlüsse des Ennius »genialmente« untersucht hat, so mufi das zu dem üblichen Weihrauch gehören. Nach dieser Digression kehren wir zu der Historiographie aurück. Die alteren, darunter Cato und Claudius Quadrigarius, kommen hier nicht in Betracht. Paulluhim se erexit et addidit Mstoriae maiorem sonum vir optimus, Crassi familiaris, Antipater; caeteri non exornatores rerum, sed tantummodo narratores fuerent (Cicero, De or., II, 54). Von Calius Antipater wissen wir, dafi er rhythmisch oder metrisch geschrieben hat, denn Cicero sagt, Or. 229 ff.: ne ant verba traiciamus aperte, quo melins cadat aut volvatur oratio; quod se L. Caelius Antipater in prooemio belli Punici nisi necessario factnrum negat: o virnm simplicem, qui nos nihil celet, sapientem qui serviendum necessitati put et! . 74 et Mc quidem, qui hanc a L. Aelio, ad quem scripsit, cui se purgat, venia petit, et utitur ea traiectione verborum et nihil» tarnen aptius explet concluditque sententiae. So gut wie sicher lafit sich nun diese Stelle illustrieren durch Ad Herennium IV 44, wo die Worte, auf die Cicero besonders anzuspielen %scheint, angeführt werden; nach der Konjektur von Marx ist wohl zu lesen: has res ad te scriptas Luci misimus Aeli. In der Tat würde damit ganz klar sein, was Cicero meint: die traiectiones sind evident, auch die conclusio sententiaeminus apta im HexameterschluB. Liegt aber in diesen Worten nicht vielmehr ein modifiziertes Zitat vor? Jedenfalls scheint sicher zu sein, dafi Calius in seinem Werk die epische Metrik, sei es als Zitat oder im Text selber, zugelassen hat. Demnach kann er nicht die hellenistische Metrik angewandt haben, und damit ist die Bemerkung Ciceros, der gerade vom Standpunkt dieser Metrik aus die Schlüsse des Calius betrachtet, über diese Schlüsse, an denen nichts Gutes ist, in Übereinstimmung. Ahnliches wird uns in den Urteilen Senecas und Quintilians über die Metrik des Asinius Pollio, der nun einmal andersmetrisch schreibt als sie, begegnen. Wenn Norden (S. 177) sagt: »charakteristisch ist, dafi er Lehrer und Freund des Crassus war, dessen Standpunkt wir soeben kennen lernten«, so verwechselt er auch hier wieder die yév/j: Crassus war ein Redner, Calius ein Historiograph. Es lafit sich nun aber wahrscheinlich machen, dafi Caliussich in "der Verwendung der epischen Metrik dem Ennius angeschossen hat. Lundström hat (oben S. 23) überzeugend nachgewiesen, dafi die Übereinstimmung zwischen Livius 21, 1, 1 und Sallust, Jug. 5, 1 auf Ennius zurückgeht, dafi aber Livius den Hexameter oder den modifizicrten Hexameter dem Calius. entnommen hat, der ja überhaupt die Quelle für diesen Abschnitt ist. Ennius hat sein sechstes Buch angefangen mit den Worten: Quis potis ingentis oras evolvere belli, sein zehntes mit Insece Musa manu Romanorum induperator quod quisque in bello gessit cum rege Philippq, 75 dagegen das siebente wohl folgendermafien helium scriptorus sum quod populus Romanus. . . Dieselbe Wendung, mit der Ennius die 'Beschreibung des zweiten Punischen Krieges anfing, hat Calius am Anfang seines Werkes, Sallust am Anfang des Bellum Jugurthinum angewandt und Livius wiederum beim Kampf mit Hannibal. Der caliahiscbe Hexameter hos res ad te scriptas Luci misimus Aeli gehort offenbar zur »Widmung«, stand .also vor dem eigent1 ich en Anfang. Ob aus den spariichen Fragmenten noch Hexametermetrik herauszulesen ist, scheint mir sehr zweifelhaft; ich mache nur aufmerksam auf 7 geri poteratur, 32 interficiuntur, 41 . . . navïbus atque scaphis egrediuntur, castra metati signa statuunt, 44 deiecit dominum. Es mutet jedenfalls 61 perpetuum salientem einigermafien derart an. Man wird aber erwarten, und wird darin nicht getauscht, dafi die in das Werk hineingelegten Reden mehr rhetorisch gefarbt sind: si vis -mihi equitatum dare et ipse cum celero exercitu me sequi (_~__~—^__~_) diequinti Romae in Capitolium curabo tibi cena sit cocta ). Festeren Boden betreten wir schon, wenn wir an Sisenna herantreten. Er schrieb in einer «teils altertümlichen, teils wunderlich theoretisierenden Sprache* (Teuffel, I6, 294) und war also »ein bis zur Karikatur übertriebener Analogist* (dasetbst^, Er wollte sicher nicht ein allzu kühner Sprachschöpfer sein. Was seine Nachahmung des Kleitarchos betrifft, sagt die Überlieferung nicht, dafi dieser irgendwelchen Einflufi auf den Stil seiner historischen Werke gehabt hat; was wir von seinem Stil aus Cicero und aus seinen Fragmenten hören, zeigt uns nur, dafi er oft verba inusitata, d. h. altertümliche Worte und fremde Analogiebildungen, nur in diesem Sinn verba nova, gebrauchte. Zwar nennt Probus ihn einen novator verborum, aber er bezeugt, dafi er ein emendator sermonis usitati sein wollte. Wenn er wirklich neue Worte gebrauchte, war das nicht, weil er moderne Ausdrücke suchte, sondern gerade aus 76 der gegenteiligen Tendenz, dafi er in Übereinstimmung mit antikem Sprachgebrauch und antiker Wortbildung schreiben wollte. Er war nichts mehr oder weniger als ein Anhanger der Analogie, und der Unterschied gegenüber Casar ist^ein gradueller, kein wesêntlicher, wie es nach Norden 188 scheinen möchte und wohl auch dem Casar geschienen hat. An der Sprache andern wollten sie keiner von beiden; beide waren Analogetiker, beide glaubten sie, mütatis mutandis, wie die maiores zu schreiben (vgl. Reitzenstein, Tér. Varro 62). Für den Anklang an die epische Metrik führe ich folgendes an: 6 nee bene naviter is. 8 atque ingens erat arbor . . . circum proiectis ratnis (hier teilweise Übereinstimmung mit Sallust). 14 bellum remoratum. 20 tempora singula constituit 25 occulte tacitique. 45 turn subito tacuit. 73 suorum vulnere cunctos ... 70 denique cum variis ... 80 ac muliebre secus populi ... 104 subito mare persubhorrescere caecosque fluctus in se pervolvere leniter occepit. Man hört hier heraus etwa horrescit subito mare . . . . . . caecosque in se pervolvere fluctus leniter occepit . . . Sogar aus den Milesiaca wird Ahnliches erwahnt: 7 node vagatrix. Untersuchen wir jetzt den Nachfolger des Sisenna nach dieser Seite hin. Sallustius. Um die Metrik Sallusts zu verstehen, denn nur darauf kommt es uns hier an, müssen mehrere Faktoren. die diese bestitnmt haben, in Betracht gezogen werden. Wie Sisenna, war auch er ein Analogetiker, hat sich also theoretisch die Grenzen ziehen wollen, innerhalb derer er sich frei bewegen durfte. Indem aber rein theoretische Spakulationen seine Sprachschöpfung zu hemmen drohten, hat er sich anderseits diese Grenzen so welt gezogen, dafi von Hemmung nicht mehr die Rede sein kann, weil eben diese Theorie, welche die Sprache mafiregeln wollte, ihr unerhörte und nicht in deileb endigen Sprache ntwicklung begründete Entwicklungsmögliehkeiten eröffnete. So hat der bewufite Konservatismus und ArchaismUs in der Theorie zu einem gesetztnaSigen Radikalismus in der Praxis führen können. 77 Nur seine ratselhafte stilistische Virtuositat hat es ërreichen können, diese heterogenen Elemente der wirklich archaischen und der falsch archaisierenden Sprache zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen. Vom Standpunkte der innerlichen Sprachevolution hat er Mifibildungen sowohl in Wort- als auch in Satzformen gemacht, und vom asthetischen Standpunkt etwas in seiner Art Vollendetes geschaffen. Wie Sisenna wollte er nicht modern, sondern recte schreiben: so sind auch jhre verba inusitata zu verstehen, wie denn auch Cicero von Sisenna sagt (Brutus 260): recte loqui putabat esse inusitate loqui. Die hellenistische Beredsamkeit ist uns, wie Norden treffend bemerkt (Einleitung von Gercke und Norden, I2, 351), »so genau bekannt, dafi jeder Versuch, Sallust an irgend einen ihrer Typen anzuknüpfen, als verfehlt erscheinen mufi«. Um so interessanter ist es zu sehen, dafi sich Sallust, dem ja die Mimesis zum Bedürfnis sein mufite, sich selber an Ennius und die altere lateinische Historiographie anknüpfen will. Daher der Hexameter des Ennius Jug. 5, 1, 1 zu Anfang der Beschreibung des Krieges, wie bei Ennius selbst: bellum scriptwrus sum quod populus romanus, daher auch die Vorliebe für die Schlüsse und wie gleich im Anfang des bellum Jugurthinum: virtute regatur, tempus deesse, aucta senescunt, und in der Catilinaria: oboedientia finxit, cum beluis commune est, aeternaque habetur usw.; und die Abneigung gegen diejenigen der zeitgenössischen Beredsamkeit und Nur den schweren Doppelkretiker gebraucht er gerne, offenbar weil er mit der Würde des Ausdrucks im Einklang war: nostra considero, persequare ubi facta simt. Aber auch seine Vorliebe für daktylische Metrik den ganzen Satz hindurch ist durch die Untersuchungen Novotnys aufier Frage gestellt; die »Sallustverse* sind nur zum kleinsten Teü als wirkliche Reminiszenzen, zum gröfiten als Prosametrik zu betrachten. Es versteht -Stoh aber, dafi die Anlebnung an Ennius in der Hauptsache nur eine theoretische und übrigens nur für seinen Archaismus und für die Auffassung, die er selber von dem Genus seiner Schiftstellerei hatte, bezeichnend ist. Für 78 seine Metiik kommt neben der Sprachtheorie und der Tradition des Genus noch ëin dritter Faktor in Betracht, namlich sein Verhaltnis zu der zeitgenössischen Literatur. Sallust war nicht nur ein politischer, sondern auch ein literarischer Gegner Ciceros. Die Abneigung gegen die von diesem vertretene Richtung kommt nicht eigentlich in der grundsatzlich verschiedenen Metrik zum Ausdruck — diese gehorte zum Génus — sondern darin, dafi er, im Gegensatz z. B. zu Calius Antipater, zu Casar (der übrigens in einem anderen Genus schrieb) und sogar zu Tacitus, die in sein Werk eingelegten Reden nach seiner Metrik bildet. Viele der bezüglichen Redner, wie z. B. Casar, haben zweifellos metrisch geredet. Durchaus bedeutsam ist diese Tatsache für die Technik der Reden in der Historiographie überhaupt, und deshalb lege ich hier das Material, ohne daraus weitere Schlüsse zu ziehen, vor. Man wird mir die Digression wohl nicht übelnehmen. Calius Antipater, Sallust und Livius schreiben nach daktylischer Metrik: nur der erste hat die eingelegten Reden nach der hellenistrischen Metrik umgeandert, die beiden anderen gestalten die Reden nach ihrer Metrik um. Casar wendet in seinen commentarii, die aber zur Selbstapologetik gehören, sich also nicht direkt vergleichen lassen, überhaupt die hellenistische Metrik an, aber aufierst mafiig. Dagegen sind einige Reden, darunter diejenige des Critognatus, stark metrisch in Übereinstimmung mit seiner sonstigen Metrik (z. B. tritt sowohl in dieser Rede wie sonst bei ihm die Form zurück). Tacitus verwendet keine Metrik, nur vermeidet er die Form esse videatur. Dagegen sind die Reden oft mehr oder weniger metrisch, wie der Dialogus, am meisten aber solche, welche ihm antipathisch sind. Sonst haben alle metrischen Historiker, soweit wir wissen, die Reden nach ihrer eigenen Metrik gebildet, wie es in der Antike, wo auf die Einheitlichkeit des Stils so grofier Wert gelegt wird, eben weil der Stil nun einmal etwas durchaus Kunstmafiiges war, auch kaum anders denkbar ware. 79 Davon weichen also nur Calius und Tacitus ab, der erste, weil ihm die EinheiÖichkeit des Stils noch kein Gesetz war, der andere, weil sein einzigartiger erhabener Stil oft nicht quidem facies deóora ad senectutem ( prosperaque permansit valetudo (—__*), turn pax diutina (--—*) cuius instructus erat artibus contigit (_ - _ _ ^ -); namque adpriscam severitatem ( *) iudiciis exactis maxima noxiorum multitudo provenit (_~__m), quos obstrictos patrocinio incolumes plerosque habebat (_w felicissima consülatus ei sors pe- tendi et gerendi (—---_*) magna munera deum consilio Der antike Prosarhythmus. 6 82 industriaque (-^--)-' utinam moderatius secundas res *) etfortius adversas ferre potuisset (-----*); namque utraeque cum evenerant ei (-~—~-~*); mutari eas nonposse rebatur (-^--*); inde sunt invidiae tempestates coortae gravissimae (_~-~^), eo certiorque inimicis adgrediendi ftducia maiore enim simultates adpetébat animo quam gerebat (---^)- Sed quando mortalium nulli virtus perfecta qonligit (-"-"*), Qua maior pars vitae atque ingenii stetit (_^_~*) ea iudicandum de homine est (~~~*). Atque ego ne miserandi quidem exitus(-~-~*)eum fuisse iudicarem ( ^), nisi ipse tam miseram mortem putasset (_~_*). Ich mache zuerst darauf aufmerksam, dass die Formen * und nicht vorkommen und nur einige wenige vorherrschen. Die Form der Doppelkretiker, tritt, im Gegensatz zu Cicero, Seneca filius und Quintilian, hier wie in den Briefen des Asinius an Cicero zurück. Dann ist besonders interessant die Anfangsmetrik der wiederholten Kretiker, die seit Demosthenes beliebt ist (vgl. Dionys. Halicarn. De comp. verb., 25., Marx ad Herenn., 99): toI? dsoï? süyo^m rcaot xal rcdbats, Anfang der Kranzrede, für die Metrik angeführt von Dionysios a. a. O. si quirites minas illius (C. Fannius bei Cicero de or. 47, 183: a cretico exorsus est Fannius: si quirites usw.). si sine uxore possemus (Metellus Numidicus, vgl. unten)^ cogitanti mihi saepe numero (Cicero de oratore); cogitanti mihi et cum animo meo (Minucius Felix); (Asinius wird von Norden angeführt als der typische Vertreter des nicht rhythmischen, also nicht »asianischen« Stils, der sogar die Worte umstellt, um den Rhythmus zu zerstören.) Die von Asinius gesuchten Schlüsse sind offenbar besonders mit oder ohne vorhergehendem Kretiker und wie ich aber schon sagte, scheint die Form — — einigermafien zurückzutreten. Curtius (III, Anfang): inier haec Alexander (-~—*) ad conducendum ex Peloponneso militem Cleandro cum pecunia misso (--—*) 83 Lyciae Pamphyliaeque rebus compositis ad urbem Celaenas exercitum admovit (_~—*); media illa tempestate moenia interfluebat Marsyas, amnis fabulosis Graecorum carminïbus inclitus (—Fons eius ex summo montis cacumine excurrens (_~—in subiectam petram magno strepitu aquarum cadit (_~ — inde diffusus circumjectos rigat campos ( *), liquidus et suas dum taxat undas trahens (-~usw. Tacitus, Annalen, (Anfang I, 53): igitur amotus Cercinam Africi maris insulam (-~~_^~), quattuordecim annis exilium toleravit (-~w_~^_~), tune milites ad caedem missi invenere in prominenti litoris (—~-~*), nihil laetum opperientem (—-_^), quorum adventu breve tempus petivit, ut suprema mandata uxori Alliariae per litteras dar et (_- — ,,), cervicemque percussoribus obtulit (-~~_~*), constantia mortis haud indignus Sempronio nomine (_~ *), vita degeneraverat ( ~_~*). Offenbar fehlt hier jede Metrik. Wir haben also gesehen, dass die alte Kunst der Historiographie, die sich mit ihren daktylischen Metra noch zur Zeit Ciceros der PJietorik gegenüber zu behaupten wufite, für Tacitus und seine Zeitgenossen nicht mehr lebendig war. Dafür ist jetzt die rhetorische Darstellung mit der hellenistischen Metrik eingetreten. Von dieser Tatsache ausgehend, ist es möglich, die Beziehungen des Tacitus zu der alte'ren Geschichtsschreibung und zu der zeitgenössischen Prosakunst zu bestimmen. Auf die alte Historiographie greift er oft zurück. Er fühlt sich annalium scriptor, wie Ennius, und fangt seine Annalen mit dem Ennius-Zitat an: urbem Romam a principio reges habuere, an das sich bezeichnenderweise wieder ein Anklang bei Sallust zurückfindet (Norden, Kunstprosa, 328, Anm. 2, der bekanntlich die Worte des Tacitus nicht als Hexameter anerkennen will; nach Wölfflin): urbem Romam, sicut ego accepi, condidere atque habuere initio Troiani. Auch in der inschriftlich erhaltenen Rede des Claudius liegt Nachahmung 84 des Ennius vor: quondam reges liane tenuere urbem, wofür ich auf Ennius, Ann., 22*, verweise quam prisci casci populi tenuere latini. Auch kann es kein Zufall sein, dafi so oft, wo Übereinstimmung zwischen Tacitus und Sallust vorliegt, zugleich poëtische Sprache und Nachklang epischer Metrik gefunden wird: dafi das fast immer auf Ennius zurückgeht, scheint mir aufier Frage zu stehen. Ich verweise hier besonders auf die bekannte Übereinstimmung Sallust, Jugurtha, 101, 11: turn spectaculum horribile in campis (-~~ ) paten- tibus Vergilius, Aeneis, II, 367: quondam etiam victis redit in praecordia virtus victoresque cadunt Danai Tacitus, Agricola, 37: turn vero patentibus locis et aliquando etiam victis ira virtusque. Über seine Nachahmung des Sallust brauche ich wohl nichts mehr zu sagen. Es lafit sich also nachweisen, dafi Tacitus, obgleich er in seinen Geschichtswerken die clausula heroica wohl einigermafien vermeidet, sich doch gerne und bewufit an Ennius und die alten Historiker anschliefit, auch in poetischen Zitaten' und Reminiszenzen, um hier von der direkten Nachahmung des Sallust und Thukydides abzusehen. Jetzt kommen wir also auf sein Verhaltnis zu der zeitgenössischen Prosa und ihren Kunstmitteln zu sprechen. Zwei Tendenzen in der Sprachschöpfung, die positive und die negative, lassen sich in jeder einzelnen Periode der lateinischen Hochsprache deutlich nachweisen: besonders deutlich sind sie aber in den beiden letzten Jahrhunderten der Republik, als die Hochsprache geschaffen wurde: der Kampf zwischen der Anomalie und der Analogie ist eine Folge der Versuche, die Grenzen der beiden Tendenzen in der Praxis zu bestimmen. Sp^*KM 85 Man hat das Ergebnis der negativen Tendenz, wie es uns in der klassischen Sprache begegnet, Sprachverarmung genannt. Dieser Ausdruck ist wohl nicht ganz einwandfrei. Er scheint nur darauf hinzuweisen, dafi die Zahl der aufierlichen Ausdrucksmittel eingeschrankt ist, nicht aber darauf, dafi erstens das Absterben von Überflüssigem keine Verarmung ist, und dafi anderseits da, wo Wörter, Wortformen und Wortverbindungen aussterben, die erhaltenen neue Farben oder wenigstens neue Schattierungen bekommen. Soweit wir es bei dem Verschwinden von Sprachelementen nicht mit der rein theoretischen Arbeit der Grammatiker zu tun haben, tritt vom psychologischen Standpunkt für diejenigen, die selbst vermeiden, nur ausnahmsweise Verarmung ein: nur kann für das folgende Geschlecht die Sprachentwicklung gehemmt, manchmal die Sprache sogar jeder weiteren Entwicklung unfahig gemacht werden. Dasselbe gilt nun auch für Tacitus in der Wahl der Wörter, in der Syntax, im Stil, in der Metrik. Überall wird vieles ausgemerzt, dafür tritt aber einerseits Neues ein und anderseits erhalt dasjenige, was erhalten bleibt, neue Kraft und neues Leben; aufierdem ist besonders im Stil und in der Metrik das sonst Gemiedene, wenn es ausnahmsweise angewandt wird, doppelt wirkungsvoll. Ich kann mich hier kurz fassen. Über die Vermeidung vieler Wörter und Ausdrücke, für die andere eingetreten sind, wie z. B. claritas durch claritudo ersetzt wird, medicamenttim durch medicamen, fragmentum durch fragmen, tegimentum durch tegimen, hat Wölfflin in seinen berühmten Jahresberichten im Philologus (XXV bis XXVII) fast erschöpfend und abschliefiend gehandelt. Ich möchte nur an einem Beispiel zeigen, wie er bisweilen gewisse in der damaligen rhetorischen Prosa beliebte, von ihm aber sonst durchaus gemiedene Ausdrücke, absichtlich in stark rhetorisch gefarbten Abschnitten anwendet. Zu solchen rhetorischen Ausdrücken mufi auch invidere mit dem blofien Ablativ gezahlt werden. Dieser Ausdruck gehorte ein Jahrhundert früher offenbar zu der mehr oder weniger poëtisch gefarbten Sprache. Man begegnet ihm nicht bei Cicero, sondern bei Livius und Lucanus; ich führe nach 86 Andresen zu Tacitus, Annalen I, 22 an: (Livius, II, 40, 11) non inviderunt lande sua mulieribus viri Romani; (Luc, VII 798) invidet igne rogi miseris. Zur Zeit des Tacitus wird er dagegen in der Prosa recht gebrauchlich, wie einige Stellen bei Plinius zeigen: (I, 10, 12) neque enim ego invideo alüs bono, quo ipse careo; (II, 10, 2) quousque et tibi et nobis invidebis, tibi maxima lande, nobis voluptate? (20, 8) quid invidetis bona morte? (III 8, 2) huic pietatis titulis invidere. Offenbar ist der Ausdruck stark rhetorisch gefarbt. Tacitus kennt ihn nun nicht, oder besser gesagt, will ihn nicht kennen, gebraucht ihn aber doch in der absichtlich stark rhetorisch gefarbten Rede des Vibulenus (Ann., I, 22), die man fast dem Plinius zutrauen möchte: ne hostes quidem sepnltura invident. Man vergleiche besonders Quintilianus, II, 3, 1 paene iam quidqmd loquimnr, figura est, ut hac re invidere, non, ut omnes veteres et Cicero praecipue, huic rei. Ich komme unten auf diese Rede zurück. Ganz dasselbe gilt nun auch für die Metrik. Am auffallendsten ist es, dafi er im allgemeinen die gewöhnliche Metrik ablehnt, sowie auch die daktylische der alteren Historiographie. Er vermeidet in den Geschichtswerken die Form (esse videatur), diejenige also, welche besonders Cicero und die Ciceronianer mit Vorliebe anwenden, sowie die sonst beliebten Formen * und Dabei ver¬ meidet er auch den von Sallust und Livius gesuchten Hexameterschlufi: esse videntur. Das letztere sowie die haufige Anwendung des Doppelkretikers ist wohl- als Einflufi der damaligen Rhetorik aufzufassen, von der er ja in mancher Hinsicht beeinflufit wurde; übrigens ist es wieder merkwürdig, dafi er sowohl die Vorliebe für diese Form als auch dié-Vermeidung von esse deberent und esse debent (-- — * und _~_«) mit Sallust und Livius gemein hat. Ich spreche hier immer nur von den Historiën und den Annalen. Diese in der Hauptsache negativen Tendenzen sind nun aber erst vom höheren Satzrhythmus aus verstandlich. Tacitus baut keine Perioden im gewöhnlichen Sinne, und weil die Satzmetrik eigentlich nur Bedeutung hat für Unterstützung des höheren Satzrhythmus im Sinne der Periodisierung oder 87 für Ahnliches, ist sie bei seinem Satzbau, der jede Konzinnitat und Responsion im gewöhnlichen Sinne möglichst vermeiden will, nicht mehr an ihrem Platz. Indem also Tacitus' Stil auf Periodisierung, 'auf Konzinnitat, auf Satzmetrik fast ganz verzichtet, wird das alles durch neues ersetzt, worauf ich hier in Einzelheiten nicht eingehen kann. Besonders wichtig scheint mir hier zu sein, daö er durch chiastische Wortstellung und Symmetrie im allgemeinen eine andere Art von höherem Satzrhythmus anstrebt, für den die Metrik nicht mehr die Bedeutung hat, wie für die Perioden. Es wird nun aber die Anwendung der zeitgenössischen (ich meine also nicht sèiner persönlichen) Metrik um so wirksamer, wo er sie ausnahmsweise zulafit. Das tut er nun aber (ich spreche hier immer nur von den Historiën und den Annalen) entweder maöig, wo sich namlich die betreffenden Stellen nach seinem Stilgefühl nicht ganz in seinen eigenen Stil einfügen lassen, oder ohne jede Einschrankung, um sie als falsche Rhetorik, als »Deklamationen« zu bezeichnen. Mafiig wendet Tacitus die moderne Metrik in den Reden an, so in der Rede des Antonius, Hist, III, 20: et cum abnuerent, vgladiisne* inquit (Antonius) »et pilis perfringere et subruere ullae manuspossunt (_- — *) ? si aggerem struere (_~_~~*), si pluteis cratibusve ( ~_*) protegi necesse fuerit (~~~*), ut vulgus improvidum (-- *) irriti stabimus ( utti altitudinem turrium (— — j»*) et aliena mnnimenta mirantes (----*)? quin pot hts mora noctis unius ( advectis tormentis machinisque (---*), vim victoriamque (---*) nobiscum ferimus ? Auch in einer anderen Rede des Antonius, III, 2 und 3: *duae tune Pannonicae ac Moesicae alae perrupere hosten*: nunc sedecim alarum coniuncta signa pulsu sonituque et nube ipsa operient ac superfundent oblitos proeiiorum equites equosque ( w). nisi quis retinet, idem suasor actorque consilii ero p&dkióitj} vos, quibus fortuna in integro est, legiones continete (---*): mihi expeditae cohortes sufficiënt, iam reseratam Italiam, impulsas Vitelli res audietis ( iuvabit seqiti et vestigiis vincentis insistere (-- ~*). 88 Haec atque talia flagrans oculis, truci voce quo latius audiretur (etenim se centuriones et quidam militum consilio miscuerant), ita effudit, ut cautos quoque et providos permoveret (_w-*), vulgus et ceteri unum virum ducemque (_~_*;), spreta aliorum segnitia, laudibus ferrent liane sui famam ea statim contione commoverat (_~__^), qua recitatis Vespasiani epistulis non ut plerique incerta desseruit (_~_~~ü), huc illue tracturus interpretatione, prout conduxisset: aperte descendisse in causam videbatur (_^__^), eoque gravior militibus er at culpae vel gloriae socius (- ~ - ^ ~ s*). Ich erwahne nur noch, obwohl sich viel mehr derartiges finden lafit, Hist. III, 54 und 64. Bezeichnend ist nun aber, dafi er diese Metrik ohne Einschrankung anwendet in den Worten desselben Schurken Vibulenus, die für sich selbst sprechen (Ann., I, 22): vos quidem, inquit, his innocentibus et miserrimis lucem et spiritum reddidistis (_~_-~_*), sed quis fratri meo vitam quis fratrem mihi reddit -~—^ ? quem missum ad vos a Germanico exercitu (_~__~*) de communibus commodis (_~__w~) nocte proxima jugulavit per gladiatores suos, quos in exitium militum habet atque armat (~~~__«), responde, Blaese, ubi cadaver abjeceris (_~__~^); ne hostes quidem implevero (_~__w-;), me quoque. trucidari jube, dum interfectos nullum ob scelus ( ~ sed quia utilitati legionum consulébamus (_^__^), hi sepeliant (~~~*). Eine Untersuchung aller Reden nach dieser Seite hin ware sehr wünschenswert, dabei soll besonders die oratio recta von der indirecta getrennt werden. Es versteht sich, dafi in Übereinstimmung mit dem Vorhergehenden auch zur Charakterisierung Senecas dessen Worte in metrischer Form gegeben werden, ohne dafi deshalb anzunehmen ist, dafi er vor seinem Tode wirklich so gesprochen hat, wie Norden meint (Kunstprosa, 832, Anm. 2): Ann., XV, 63: vitae delenimenta monstraveram tibi, tu mortis decus mavis (_~__!■;), non invidebo exemplo (_^__^) . . .claritudinis in tuo fine (_~__*). 89 Indem ich hier die Betrachtung der Historiën und der Annalen abschliefie, scheint es mir angemessen, in diesem Zusammenhange auch kurz den Dialogus zu behandeln. Der Dialogus gehort zu dem Genus der literarischen Pamphlete Ciceros in Dialogforrn. Er ist wie diese, metrisch geschrieben, aber nicht auf die Art Ciceros, sondern nach der Weise der Rhetorik seiner eigenen Zeit. Auf die chronologischen Unterschiede in der Metrik überhaupt komme ich unten zu sprechen, bemerke hier nur, dafi sich die Metrik des ganzen ersten nachchristlichen Jahrhunderts darin von der vorchristlichen lateinischen unterscheidet, daB sich für den Ditrochaus keine oder nur eine sehr geringe Vorliebe, bei gewissen Schriftstellern sogar eine starke Abneigurig gegen ihn aufiert. Bei Curüüs findet sich diese Form etwa zu 8%, bei Pomponius Mela etwa zu 1 •/, (normal 17%, Cicero 25,3%); man vergleiche die Tabellen. Der Dialogus erreicht gerade die normale Zahl mit 17%, womit man die viel gröBere Haufigkeit bei den alteren metrischen Autoren, wie bei Ad Herennium, Cicero, Nepos, Vitruv und Asinius Pollio vergleichen mag. Der Dialogus spiegelt also die zeitgenössischen Tendenzen wider. Aber noch in einem anderen Punkte weicht die Metrik des Dialogus von der ciceronianischen ab, hier aber zugleich von der zeitgenössischen, steht darin also ganz allein. Diese Erscheinung ist sowohl für das Stilgefühl des Tacitus im allgemeinen als aüch für seine negativen stilisfischen Tendenzen im besonderen, und auch für die Frage nach dem Verfasser des Dialogus auBerordentlich bedeutsam. Wir rhüssen deshalb etwas tiefer darauf eingehen. . Im Dialogus, wie in all seinen anderen Werken, vermeidet Tacitus den Schlufi was sich statistisch nachweisen laBt. Dafi sich diese Vermeidung der Form (ich spreche nicht von einer gahzlichen Ausmerzung, sondern von einer verhaltnismafiig auffallend geringen Frequenz) in den Reden aller Mitredenden im Dialogus findet, ist bezeichnend für die Bedeutung, die Tacitus dem Prinzip des einheitlichen Stils beigelegt hat. Wenn ich richtig sehe, gibt es nur folgende Falie: 10 adversarium superiorem, 17 copulare 90 potuere, 32 uniforme doceamur, esse fateatur, 33 ostendisse videaris, 35 declamatio juoque adhïbeatur und 37 oratione valuisse. Auf die etwa 400 Schlüsse des ganzen Dialogs macht das noch keine 2 % aus, wahrend die normale Frequenz 2,4% ist, und man in einem metrischen Dialoge eine viel höhere Zahl erwarten würde; Cicero hat 4,7%. Offenbar richtet sich diese Abneigung weder gegen die Worte esse videaris, noch ausschliefilich gegen die Wortabteilung _~ Eine Abneigung nur gegen die Worte esse videaris würde die geringe Frequenz der Form überhaupt nicht erklaren können, und eine Vermeidung des Typus -~ würde erwarten lassen, dafi unter den wenigen Beispielen gerade dieser. Typus zurücktreten würde: gerade das Gegenteü ist der Fall; unter den Beispielen findet sich fast nur diese Wortabteilung: copulare potuere, uniforme doceamur, esse fateatur. ostendisse videaris, declamatio quoque adhibeatur und oratione valuisse. Diese Tatsache lafit sich nur so erklaren, das Tacitus jeden Typus der Reihe: gemieden hat, aber nun einmal in Übereinstimmung mit der ciceronianischen und spateren Praxis die Wortabteilung -~ als den allein zulassigen oder als den besonders empfehlenswerten Typus der Form betrachtete. In den Annalen fallt die Frequenz der. Form sogar auf 0,6 % herab. Mit dieser Tendenz wird man die Worte in Verbindung bringen, die Aper, Dial., 23, spricht: nolo irridere rotam fortunae et ius verrinum et istud tertio quoque sensu in omnibus orationibus positum esse videatur. nam et haec invitus rettuli 'et plura omisi, quae tarnen sola mirantur atque exprimunt ii qui se antiquos orator es voc^afyant. Die Stelle iüustriert wieder einmal die Tatsache, dafi nicht einer der Teilnehmer des Dialogs die Sprechtrompete des Tacitus ist, sondern, dafi sie alle teilweise, jeder auf seine Art, dafür in Betracht kommen, esse videatur war offenbar der stereotype Namen für den Schlufi -Ü wie die von Gudemann, 367, angeführten Stellen aus den Grammatikern beweisen, z. B. Probus, cath. gramm., IV, 42, 11: trochaeus et paeon tertius facient illam structuram Tullio peculiarem esse videatur. Wenn Aper nur die Worte esse videatur meinte, ware der Satz 91 doch eine geschmacklose Übertreibung (anders Gudemann). Gudemann hat die Metrik des Dialogus nicht verstanden; für die gelaufige Untersuchungsmethode ist es interessant zu lesen, was er, 365, sagt: »Und doch hat er (Tacitus), was sehr beachtenswert, nicht nur in den in seinen Geschichtswerken eingestreuten Reden, sondern auch in dem aus Rede und Gegenrede bestehenden Dialog auf jeden irgendwie gesetzmafiigen Numerus vërzichtet, wie ich auf Grund einer eigenen, sorgfaltigen Untersuchung — mit Bornecques Zahlen war nichts anzufangen — konstatieren kann.« Publikation der Ergebnisse ware sehr erwünscht, besonders um zu wissen, wie er sich mit der Haufigkeit der Formen und « (die erstere ist im Dialogus noch haufiger als bei Cicero) abgefunden hat. Ich breche jetzt die Besprechung der Metrik des Tacitus ab, weil ich hier ebensowenig wie sonstwo eine eingehende Darstellung zu geben beabsichtigte und sich weitere Einzelheiten leicht aus den Tabellen ablesen oder durch neue -Statistiken ermitteln lassen. Wir haben also gesehen, dafi sich die Geschïchtschreibung der republikanischen Zeit (Calius Antipater, Sisenna, -Sallust, Livius) der hellenistischen Metrik gegenüber ablehnend verhalten hat. Vom ciceronianischen Standpunkt kann man diese Prosa als unmetrisch bezeichnen. Der Gegensatz .zwischen metrischer und nicht metrischer Prosa ist also nicht mit demjenigen zwischen Asianismus und Attizismus identisch, sondern er geht mit demjenigen zwischen Historiographie und Beredsamkeit parallel. Daher werden wir jetzt die Beredsamkeit und verwandte Genera, also die metrische Prosa der Republik, betrachten und im Anschlufi daran, die Reaktion dagegen (Brutus usw.), die ich als die antimetrische bezeichnen möchte und die mit dem sogenannten Attizismus der klassischen Zeit zusammenhangt. Ich sprach von »dem sogenannten Attizismus». Zwar haben wir uns seit dem berühmten Aufsatze von Wilamowitz (Asianismus und Attizismus, Hermes 1900, 1 ff.) daran gewöhnt, den Ausdruck Asianismus als ein Schlagwort im Kampf der damaligen Parteien zu betrachten. Dafi dies richtig 92 ist, daran zweifle auch ich nicht. Aber man soll nicht vergessen, dafi es eine Stilrichtung gegeben hat, deren Übertreibungen von den Gegnern als Asianismus bezeichnet wurden, dafi aber diese Stilrichtung selbst eine durchaus positive war, namlich die hellenistische Rhetorik in der römischen Prosa, also der in Rom damals herrschende Stil. Dagegen ist (anders als in der griechischen Literatur) der sogenannte Attizismus in Rom eine wesentlich negative Strömung, die gegen den Zeitgeschmack Front macht. Der Anschlufi an gewisse attische Redner ist nur ein Ausflufi des allmachtigen Prinzips der Mimesis: um sich ein gewisses Cachet -zu geben, suchten sie sich Vorbilder, die sich zeigen liefien, und wahlten dafür einige am meisten mit ihrem Geschmack übereinstimmende attische Redner aus. Dafi diese Redner Attiker waren, darüber lafit sich nicht streiten, wohl aber darüber, dafi es d i e attischen Redner waren, so mochten sie es namlich selbst gerne scheinen lassen, und darauf war ihr eigener Name »Attiker« berechnet; man soll nicht vergessen, dafi sie sich selbst diesen Namen gegeben haben, und dafi dieses Wort gerade so wie das andere ein Schlagwort im Kampf der Parteien war. Dieser Name war dazu geeignet, den negativen Charakter der Strömung zu verhüllen und ihr den Schein von etwas Positivem beizulegen. Negativ war die Strömung aber dadurch, dafi sie auf jede stark pathetische Sprache und auf den Prosarhythmus verzichteten. Es wird sich dieser Charakter des Attizismus in der Metrik deutlich nachweisen lassen. VIII. Die lateinische rednerischè Prosa. Man wird a priori erwarten, dafi in den letzten Jahrhunderten der Republik für die Tatsache, ob ein römischer Prosaiker metrisch schreibt oder nicht, die Wahl des griechischen Vorbildes mafigebend war. Wenn das Genus, an das er sich anschliefit, schon in der griechischen Literatur metrisch war, so wird er selbst metrisch schreiben — wenn in sein Genus die Metrik damals noch nicht eingedrungen war, wird er es nicht darin einführen. Es würde sich daraus die Methode für unsere Untersuchung und Darstellung ergeben: die Geschichte 93 der Metrik als einen Teil der Geschichte der Gene zu betrachten und immer von den griechischen Vorbildern ausgehend die Metrik der römischen Prosaiker darzustellen. In Wirklichkeit verhalt es sich damit einigermafien anders» Die Metrik gehort in der hellenistischen Zeit nicht mehr zu einem bestimmten Genus, etwa der epideiktischen Beredsamkeit, sondern sobald sich irgend eine Rede über das AUtagliche erhebt, ist sie selbstverstandlich metrisch. Was auch Philon und Plutarch geschrieben haben mögen, es war nicht mehr unmetrisch. Der Sieg der Prosametrik war vielmehr so vollstandig, dafi das Fehlen der Metrik zu einer Eigentümlichkeit der Historiographie geworden war. Diesen Zustand hat die römische Prosa vorgefunden und gibt ihn bald als ein treues Abbild wieder. Aufier mit der Historiographie ist die Metrik mit der Kunstprosa überhaupt und daher mit den Persönlichkeiten, welche Kunstprosa schreiben, verknüpft. Wo Cicero auch nur einigermafien seine Darstellung stilisiert (und wie konnte er umhin zu stilisieren?), in welchem Teile seiner Schriftstellerei es auch sei, in den Reden oder in den Dialogen oder in einem Briefe, er ist nicht mehr imstande, unmetrisch zu schreiben. Es gab ja auch Genë, für welche sich in der griechischen Literatur keine Vorbilder vorfanden, wie z. B. das literarische Pamphlet im Dialogstil, wie es uns im Orator entgegentritt. Wie konnte er anders, als diese Schrift metrisch gestalten, wenn er auch den Eindruck einer ars, die wie die Bücher de inventione metrisch sein mufite, vermeiden wollte; für den literarischen Kreis, zu dem er gehorte, und für den Modestil überhaupt war die Metrik nicht mehr das bewufite Kunstmittel, sondern das selbstverstandliche, dem sich das unmetrische als etwas Bewufites entgegensetzte: das letzte war entweder nur durch das Genus der Historiographie oder durch den Standpunkt der bewufiten Opposition entschuldigt. Der Stil der Zeit kennt z. B. keine stilisierten Briefe ohne Metrik mehr: Ciceros Briefe sind metrisch, diejenigen des Asinius Pollio gleichfalls, wenn auch auf eine andere Weise; diejenigen des Brutus sind antimetrisch: er vermeidet mit Vorbedacht die für die Gegner typischen Schlüsse, erst recht ist dies der 94 F,all in seiner Korrespondenz mit Cicero, weil Cicero diese lesen würde. Dazu kommt, dafi uns von den griechischen Vorbildern nur ausnahmsweise ein auch nur einigermafien ausführliches Material erhalten ist. Was können wir in dieser Hinsicht für die vorciceronianische Beredsamkeit, was für Cicero selbst heranziehen? Von Molon ist nichts erhalten, und was die wenigen Fragmente des Hegesias geben, kommt nur indirekt in Betracht. Womit vermogen wir die Briefe Ciceros, den Orator und viele andere Werke, womit die Commentarii Casars vergleichen? Wir sind also sowohl aus historischen als auch aus praktischen Rücksichten dazu berechtigt, die Geschichte der lateinischen Prosametrik als ein allmahliches Vordringen der quantitierenden Schlüsse über das Gesamtgebiet der damaligen Kunstprosa darzustellen. Zuerst wird davon die Beredsamkeit ergriffen, dann die artes, der Briefstil, die Biographie, die apologetischen politisch- und militargeschichtlichen Memoiren, schliefilich die eigentliche Historiographie (Asinius Pollio) und sogar die Fachliteratur (Vitruv, Celsus). Wir werden damit anfangen, in den Fragmenten der alteren römischen Redner die Spuren des metrischen Schlusses nachzuweisen. Von den altesten Rednern, wie von Cato und Africanus minor,, sind uns keine metrischen Fragmente überliefert worden. Was in diesem Sinne angeführt wird, wird meistens so auf- gefafit, weil man den Schlufi » für gesucht halt und ihn sogar als Dispondeus bezeichnet, obwohl doch, wo keine Metrik vorliegt, selbstverstandlich auch nicht von Füfien geredet werden darf. Es folgt eine Periode, in der der griechische Einflufi in gelegentlichen metrischen Fragmenten merkbar wird. Man bekommt den Eindruck, so bei C. Gracchus, dafi die Hiehergehörigen im allgemeinen unmetrisch redeten, dafi sie aber dort, wo sich die Rede über das Gewöhnliche erhebt, die griechische Metrik anwenden. Bezeichnend ist, dafi die meisten uns erhaltenen Fragmente von Gellius und anderen unmetrisch sind, dafi aber die wenigen, welche eine berechnete Metrik zeigen, besonders als solche und zugleich als Ausnahme angeführt werden (Gellius XI 13): 95 legebatur oratio C. Gracchi in P. Popilium. in eins orationis principio collocata verba suni accnratius modnlatiusque, quam veterum oratorum consuetudo fert. ea verba, sicut dixi composita, sunt haec ; von einem anderen Fragmente wird gesagt, dafi es Cicero zur Nachahmung gereizt hat (Schol. Ambrosianus Ciceronis ad erat, pro Sulla, c. 9, Orelli, p. 365): hic, quantum mea opinio est, imitatus est C. Gracchum. Sic ille de legibus promulgatis:... Das Wichtigste an diesen Angaben liegt also nicht nur in ihnen selbst, sondern auch darin, dafi die sonstigen Fragmente fast alle unmetrisch, diese aber metrisch sind. Dieser Periode folgt diejenige, in der man nur noch metrisch redet. Ihr gehort schon Q. Metellus Numidicus an, aus dessen langeren Fragmenten sich kein einziges als unmetrisch bezeichnen lafit. Die drei allerdings nicht in Einzelheiten scharf getrennten Entwicklungsperioden sind also folgende: 1. die unmetrische, 2. die gelegentlich metrische, 3. die metrische, die wohl ungeffihr mit Q. Metellus Numidicus anfangt und sich bis über den Ausgang des AUertums fortsetzt; ihr gehort selbstverstandlich auch Cicero an. Wir haben schon davon gesprochen, dafi es noch eine vierte Entwicklungsstufe gibt, die aber nicht einen ganzen Zeitraum, sondern nur eine Gruppe von Rednern für sich in Anspruch nimmt: die antimetrische. 1. Die unmetrische Periode. Charakteristisch für sie ist, dafi die Rede der Kunstprosa rhythmisch ist, aber nicht metrisch, z. B. Cato bei Gellius, X, 3, wo der höhere Rhythmus in Antithesen, chiastischer Wortstelhing und vielen anderen Mitteln, in Klimaxen und Pleonasmen geradezu aufdringlich zutage tritt. Einige Beispiele daraus möchte ich durch den Druck hervorheben. dixit a decemviris parum bene sibi cibaria curata esse. Iussit vestimenta detrahi atque flagro caedi. Decemviros Bruttiani verberavere videre, multi mortales. Quis liane contumeliam quis hoe imperium kj^v.-ï 96 quis liane servitutem ferre potest. Nemo hoe rex ausus est facere. eane fieri bonis, bono genere gnatis, boni consulitis? ubi societas? ubi jides maiorumï Set quantum luctum, quantum gemitum, quid lacrimarum, quantum fletum factum audivi? usw. Zu ihm gesellt sich Scipio Africanus minor; in einem kürzeren Fragmente finden sich fast nur Reihen von Langen am Ende (Gellius, II, 20): ubi agros optime cultos atque villas expolitissimas vidisset, in kis regionibus excelsissimo loco murum statuere aiebat; inde corrigere viam, aliis per vineas • medias, aliis per roborarium atque piscinam, aliis per villam. In einem langeren scheint das Vorkommen der spater «gesuchten» Schlüsse (nur der Ditrochaus!) nur der steten Wiederholung derselben Worte (mille nummum) zugeschrieben werden zu müssen (Gellius, VII, 11). Zum Schlufi führe ich aus Macrobius (II, 10) vier Zeilen mit zwei Hexameterschlüssen an: docentur praestigias inhonestas; cum cinaedulis et sambuca psalterioque eunt in ludum histrionum. discunt cantare, quae maiores nostri ingenuis probro ducier voluerunt.... 2. Die Periode der gelegentlichen Metrik. Zu ihr rechne lich, wie ich schon sagte, besonders den C. Gracchus. Dafi er metrisch schreiben konnte, beweisen besonders folgende Stellen (Gellius, XI, 13): quae vos cupide per hosce annos adpetistis atque voluistis, ea si temere repudiaritis, abesse non potest, quin aut olim cupide adpetisse aut nunc temere repudiasse dicamini (_~~^->*, -~^). (Schol. Ambr. ad Pro Sulla, c. 9) si vellem apud vos verba facere ■et a vobis postulare (_--^), cum genere summo ortus essem 97 ( et cum fratrem propter vos amisissem, nee quisquam de P. Africani et Tïberi Gracchi familia nisi ego et puer restaremus, ut pateremini hoe tempore me quiescere, ne a stirpe genus nostrum interiret (- — *), et uti aliqua propage genèris nostri reliqua esset: haud scio an lubentibtis a vobis impetrassem (Cicero de oratore, III, 56, 214) quo me miser conferaml (_~_ _~_); qm vertam? at fratris sanguine redundat (_~~v,_~); an domum? matremne ut miser am lamentantem videam et abiectam ( té *). Dafi ihm die Metrik aber noch nicht, wie den spateren Schriftstellern, zur zweiten Natur geworden war, beweisen einige andere Fragmente (Gellius, XI, 10; XV, 12). Ob M. Aemelius Scaurus noch zu dieser oder schon zu der folgenden Periode zu zahlen ist, vermogen wir nicht zu entscheiden. 3. Periode. Diese lafit sich ebensowenig wie irgend eine andere geistige Strömung derart begrenzen, dafi innerhalb eines gewissen Zeitraums nur eine ganz bestimmte und keine andere Stilrichtung herrscht. Man darf aber wohl sagen, dafi es seit Q. Metellus Numidicus keinen bedeutenden Redner gegeben hat, der in den auch nur einigermafien sorgfaltig bearbeiteten Reden die griechische Schlufimetrik nicht befolgt, bis die Zeit für die allerdings nur kurze Reaktion gegen diese Metrik reif war. Daraus ergibt sich als etwas Selbstverstandlich.es, dafi auch Casar in seinen Reden metrisch spricht und schreibt. Man darf diese Tatsache nicht als Kriterium dafür verwenden, ob er zu dem immer unfafibarer werdenden Stile des «Asianismus* gerechnet werden darf oder nicht. Dafi er nun einmal Analogetiker war und dennoch weder archaisch noch in der Wortbildung schrankenlos schreiben wollte, andert nichts daran, dafi er nicht zu der literarischen Opposition . gehorte, von der ich mehrfach gesprochen habe. Ich glaube schon genügend dargestellt zu haben, dafi die von Norden in die moderne Literatur eingeführte Auffassung, die »Asianer« schrieben metrisch, die »Attiker« unmetrisch, unrichtig ist. Unmetrisch ist nur die Kunstprosa der alteren Redner, der Historiker der alteren und der klassischen Zeit, der literarischen Opposition in der Beredsamkeit zur Zeit Ciceros und diejenige Der antike Prosarhythmus. 7 98 der archaisierenden Reaktion in der Kaiserzeit, d. h. in der Historiographie Tacitus' und in der Beredsamkeit derjenigen, die im Dialogus des Tacitus (23) erwahnt werden: isti, qui Lucilium pro Horatio et Lucretium pro Vergilium legunt, quibus eloquentia Auftdii Bassi aut Servilii Noniani ex comparatione Sisennae aut Varronis sordet, qui rketorum nostrorum commentarios fastidiunt, Calvi mirantur. Werm der Archaismus nur weit genug zurückgeht oder bei der Opposition der ciceronianischen Zeit stehen bleibt, gerat er von selbst in die nicht metrische Kunstprosa. Dazu kommt dann einiges aus der Fachliteratur, manche Briefe und Ahnliches, was nicht zur Kunstprosa gerechnet werden kann. In diese Periode gehören also Q. Metellus Numidicus, L. Licinius Crassus, C. Titius, C. Papirius Carbo, die Beredsamkeit des Hortensius, Cicero, Casar, um von den spateren nur einige zu nennen. Von den ersten werde ich einige metrische Fragmente anführen. Q. Metellus Numidicus (Gellius, I, 6): Si sine uxore pos- semus (—- -~) Quirites, esse (~ *), omnes ea molestia careremus (_~--^); sed quoniam ita natura tradidit, ut nee cum illis satis commode (--- -~*), tiec sine illis ullo modo vivi possit, saluti perpetuae potius quam brevi voluptati consulendum (-~-^). DU immortales plurimum possunt (-/ — ^); sed non plus veile debent nobis quam parentes (_-_*). At parentes, si per gunt liberi errare, bonts exheredant (---*) His demum deos propitios esse aequum est, qui sibi adversarii non sunt (_~__^). Di immortales virtutem approbare (-~-*), non adhibere debent {_.,_*). (Gellius, XII, 9) Qua in re quanto universi me unum antistatis, tanto vobis quam mihi maiorem iniuriam atque contumeliam facit, Quirites, et quanto probi iniuriam facüius accipiunt, quam alteri tradunt (_~__*), tanto ille vobis quam mihi peiorem honorem habuit (-~- ^-^): nam me iniuriam ferre, vos facere vult, Quirites, ut hic conquestio, istic vituperatio relinquatur (_---^). Ich mache noch besonders auf den metrischen Anfang des ersten Fragmentes aufmerksam, über den ich oben S. 82 gesprochen habe. 99 L. Licinius Crassus (Cicero, De oratore, III, 1). An tu, cum omnem auctoritatem universi ordinis (-~- _~*) pro pignore putaris (_~~~_*), eamque in conspectu populi Romani conctderis (-~- -~*), me his pignoribus existimas posse terreri (_-__*)? Non tibi Ma suut caedenda, si L. Crassum vis coercere (_~__*): haec tibi est excidenda lingua ( *); qua vel evulsa, spiritu ipso libidinem tuam libertas mea refntabit (~~~__~). Vgl. ibid., II, 6, 24, z. B. negotium publicum (-- und quando amicorum (_-__*), auch II, 55, 223, und II, 40, 170 mit der Responsion Opimium defendisti, contionibus deplorasti, a bonis dissedisti; auch quaesisse perspicuumst C. Titius (Macrobius Saturn., ft, 12): Ludunt alea, studiose unguentis delibati, scortis stipati (_-_*). Ubi horae decem simt, inbent pnerum vocari (_~_*), ut comitium eat percunctatum, quid in foro gestum sit, qui suaserint, qui dissuaserint, quot tribus iusserint, quot vetuerint: inde ad comitium vadunt, ne litem suam faciant ( p#Slj usw. tristes iubent dicere (-"- -~-), quorum negotium est, dicunt (_~__^), ipsus it minctum (_-__*), liter as inspicit (-~ sustinet pal- pebras (-- -) usw. C. Papirius Carbo (Cicero, Orator, 63): O Marce Druse, patrtm appello. Tu dicere solebas sacram esse rem publicam (-~--~*); quicunque eam violavisset, ab omnibus esse ei poenas persolutas (---*). Patris dictum sapiens temeritas Jilii comprobavit (--- -^_^). C. Julius Casar. (GelHus, IV, 16, 8) isti quorum in aedibus fanisque posita et honori erant et ornatu (_~ ^). (Cicero, Part. or. 20) equidem mihi videor (_~_w~ü) pro nostra uecessitate (_~_^) non labore non opera (-~-^~±>) non industria defuisse (--- --_*). (Sueton, Caesar, 6) amitae meae Iuliae (--- --^) maternum genus ab regibus ortum paternum cum diis immortalibus coniunctum est. nam ab Anco Marcio sunt Marcii reges (_- — *) quo nomine fuit mater (_~-~ — ify a Venere Iulii (—w~_^*), Cuius gentis famïlia est nostra (~~~ — *). est ergo in genere et sanctitas 100 regum (-^—^), quo plurimum inter homines pollet (~~~__^), et caerimonia 1 deorum (-~~~-ü), quorum ipsi in potestate suut reges (-j--^). (Sueton, Caesar, 66) scitote paucissimis his diebus regem adfuturum (_~_^) cw» decent legionibus, equitum triginta levis armaturae centum milibus elephantis trecentis (-~-^). Proinde desinant quidam quaerere ultra aut opinari (_~__^), mihique quae compertum habeo credant; aut quidem vetustissima nave impositos quocunque vento in quascunque terras iubebo avehi --*). (Gellius, V, 13, 6) Vel pro hospitio regis Nicomedis (_~_ü) vel pro horum necessitate (-~-^) quorum de re agitur refugere hoe munus, M. Iunce, non potui (-~- ~~*), nam neque hominum mor je memoria deleri debet quin a proximis retineatur (_^^^-^), neque cliënt es sine summa infamia deseri possunt (-•- ^), quibus etiam a propinquis nostris opem ferre instituimusi^ ■sÊÊÊè Dafür, dafi er metrisch redete, ist noch überzeugender als die rednerischen und grammatischen Fragmente die Tatsache, dafi sogar seine commentarii, die doch die objektive Farbe unser.es modernen Historienstils anstreben und in erster Linie darauf berechnet sind, durch das Fehlen jeder rhetorischen Kunstmittel zu überzeugen, nicht ganz unmetrisch sind, obgleich sich ihre metrischen Tendenzen nur statistisch, nicht etwa durch metrische Analysen nachweisen lassen. Deutlich metrisch aber sind (eine wichtige Entdeckung von Holtz) einige Reden, darunter diejenige des Critognatus. Ich mache darauf aufmerksam, dafi die Metrik dieser Rede a fortiori ganz dieselben Eigentümlichkeiten aufweist, wie die nicht rednerischen Partien des Bellum civile, also wohl auch des Bellum Gallicum; diese individuellen Eigentümlichkeiten liegen, wie so oft, nicht so sehr in der Vorliebe für gewisse Formen, sondern in den Frequenzverhaltnissen: besonders die Formen und 'tpmi (beide haufiger als bei Cicero!), dazu die Form ^, die sonst in der metrischen Prosa gemieden ist (hier fast normal), treten stark hervor; dagegen tritt die Form wie in der alteren Periode Ciceros etwas zurück; für die Einzelheiten vergleiche man die Tabellen. Diese Übereinstimmung zwischen den Reden und den sonstigen Partien ist bedeutsam für das antike Kompositionsgefühl, das nach 101 unserer Auffassung stafker im Stil als im Inhalt die Einheitlichkeit sucht, dazu für die Tatsache, dafi die Metrik fast ganz zu etwas Mecbanischem geworden ist, und besonders dafür, dafi jetzt in Rom wie in der griechischen Welt die Metrik nicht mehr an das Genus, sondern an-die Persönlichkeiten oder an die Kunstprosa, man möchte fast sagen an die Bildung, gebunden ist. Wir dürfen es also als aufier Frage stehend betrachten, dafi Casar in seinen Reden numerosior war. Können wir nun noch mit Norden (Kunstprosa, II, 939) annehmen, dafi er ein Attizist war?: »Es ist daher bezeichnend, dafi Casar, der Attizist, und sein Anhahger Sallust die rhythmischen Klauseln nicht beobachtet haben. Für Casar genügt es, auf die kunstvollste Rede des ganzen Bellum Gallicum, die des Critognatus, VII, 77, hinzuweisen; der Anfang lautet: .. .Es ist klar, dafi hier die regularen Schlüsse, umringt von so vielen Ausnahmen, nicht auf Absicht beruhen.« Oder mussen wir mit Holtz (C. Julius Caesar quo usus sit in orationibus dicendi genere. Diss. Jena 1913, 59) annehmen, dafi er nicht weit von der Rhodiorum oratorum dicendi ratio absteht? Wenn man davon ausgeht, dafi es damals in Rom zwei Schulen in der Beredsamkeit gegeben hat, die astanisehe und die attische, zwischen denen die rhodkehe eine Itöttelstellung einnahm, und dafi sich der Asianismus besonders dadutch vom Attizismus unterscheidet, dafi der erster* sehr übertrieben metrisch war, der letztere dagegen völlig unmetrisch, fast Überhaupt unrhythmisch, so müssen wir unbedingt Holtz recht geben: denn der Naehweis, dafi Casar in seinen Reden metrisch geschrieben hat, ist ihm gelungen. -fjy4 Aber der Ausgangspunkt der Auffassungen beider Forscher, von denen diejenige Hölfatens selbstverstandlich ganz auf Nordeü zurückgeht, ist abïulehnen. Um das zu verstehen, müssen wir den damaligen Zustand, den uns die Texte und die Zeugnisse zeigen, ins Auge fassen. Wir werden darauf unten bei Cicero auaführlicher zurtlckkommen. Es gab damals in der griecnisêhen Beredsamkeit den beliebten zeitgenössischen Modegeschmack und den Archaismus, der auf die attischen Redner zurückgehen wollte. Die römische ' 102 Beredsamkeit steht ganz im Banne jener modernen Richtung und ist vom griechischen Attizismus so gut wie unberührt geblieben. Immer scharfer und immer gewandter pragten die römischen Redner den hellenistischen Stil in der römischen rednerischen Prosa^aus, und damit haben die gröfiten Redner der klassischen Zeit, wie z. B. Hortensius, Casar und Cicero, ihren dauernden Ruhm erreicht. »Asianer« waren sie schon deshalb nicht, weil weder das Wort Asiani noch der Begriff Asianismus in irgend einem literaturkritischen Sinne bekannt war. Als Begriff kannte man selbstverstandlich die Übertreibungen des hellenistischen Einflusses, deren sich wohl alle mehr oder weniger schuldig gemacht haben werden, wie Cicero es von sich selbst bekennt; freilich versucht er zu betonen, dafi er sie nur in seiner Jugendperiode angewandt hat. Seine Absicht ist, damit zu beweisen, dafi sie ihm sonst fremd waren. Aber diese Übertreibungen waren kein eigener Stil; auch wurden nicht die Wörter Asiani und Asianismus auf sie angewandt. Dann fing eine kleine Elite von lettrés damit an, gegen diese Übertreibungen, die darauf berechnet waren, die multitudo zu erregen, Opposition zu machen. Als Attiker bezeichnete man diese Herren nicht. Aber da haben diese viri docti und eruditi es erfunden, die Übertreibungen der Gegner und damit sie selbst mit den asiatischen Rhetoren und der orientalischen luxuria und Überschwenglichkeit samt deren üblen Beigeschmack zu verknüpfen. Eine Stütze fanden sie dabei in dem Umstande, dafi es tatsachlich unter den Lehrern der Beredsamkeit in Rom viele Leute aus Asien gab, die zweifellos auch etwas von ihrem Volkscharakter in die Beredsamkeit hineinzülegen pflegten. Im Gegensatze dazu — und das war ihre schone Erfindung — bezeichneten sie 'sich selbst als Attiker, was auch nichts mehr war als ein Schlagwort, denn an die attischen Redner schlossen sie sich kaum mehr als Cicero an, weil sie im wesentlichen keine archaisierende Stilrichtung wie der griechische Attizismus, sondern eine negative Oppositionsrichtung bildeten. Im Kampfe, der in Rom zwischen dem Modestil und dem Oppositionsstil geführt wurde, ist es also eine der Parteien 103 gewesen, die den Gegnern und sich selbst gewisse Namen beigel egt hat, von denen der eine etwas Gehassiges, der andere etwas Gutes zum Ausdruck bringert sollte. Diese Namen sind aber in der spateren Literatur überall angewandt worden, um diesen Gegensatz zu zeigen, obwohl man erwarten mufite, dafi diejenigen, die sich mehr an Ciceros c. s. als an Cassius angeschlossen haben, und das waren ja fast alle, diese Wörter meiden würden. Dafi sie es nicht getan haben, ist hauptsachlich aus der Haltung, die der gröfite Gegner der Oppositionspartei, Cicero, diesen Namen gegenüber angenommen hat, zu verstehen. Was das Wesen der Sache betrifft, war er, der seine allzu grofie Überschwenglichkeit unter dem Einflufi eines rhodischen Rhetors etwas gemafiigt hatte, ohne weiteres ein Anhanger der modernen Richtung. Dafi er daher, als er in seinem rednerischen Stil und Ruhm angegriffen wurde, nur die Opposition bekampfen und den modernen Stil verteidigen konnte, versteht sich. Das hat er dann auch in seinem berühmten und ohne Einschrankung als Muster einer gewandten Advokatenarbeit zu würdigenden Pamphlet Orator getan. Denn er war ja vor allem ein gewandter und geschickter Advokat! Deshalb hat er z. B. nicht die » Asianer « verteidigt, denn was an Asien erinnerte, war nicht ebén popular in Rom: er hat nur zu beweisen gesucht, dafi er selbst kein Asianer war; auch hat er nicht den Gegensatz zwischen Asianern und Attikern zu verwi'schen gesucht: denn hier war eine zu schone Gelegenheit zu beweisen, dafi die Gegner nicht mehr als er selbst Attiker waren. Dieses ist der Advokatencharakter des Orator, der dazu jedes Schulmeisterhafte und jedes Polemische meisterhaft vermeidet, um dem Eindruck des Kanonisierten und des Apologetischen zugleich entgehen zu können und der nicht wegen theoretischer Scharfe und Klarheit (denn diese vermissen wir), sondern als Musterstück einer meisterhaften Apologie bewundert werden mufi. j Cicero verwendet also, um kurz zu sein, den Begriff, besser das Wort Attiker, um zu zeigen, dafi die Gegner keine Attiker sind, und das Wort Asianer, um zu zeigen, dafi er 104 kein Asianer ist. Wie er das getan hat, darauf komme ich unten bei Cicero zu sprechen. Daraus ergibt sich, dafi es in Rom einen Gegensatz zwischen Asianismus und Attizismus, wie sich ihn Norden und Holtz denken, nicht gegeben hat. Über den Asianismus hat Wilamowitz das Wichtigste gesagt. Dafi aufierdem der Rhythmus und besonders die Metrik mit einem Gegensatz, der nicht besteht, nichts zu tun haben, versteht sich. Es genügt darauf hinzuweisen, dafi sowohl Casar, den Norden als »Attiker«, als auch Asinius Pollio, den er als Fortsetzer jener unmetrischen Tendenzen betrachtet, in ihren Reden numeros: sind. Unmetrisch schrieben und redeten damals, ich wiederhole es, nur die Anhanger der Opposition. Was schliefilich die Frage betrifft, die in den Untersuchungen von Holtz eine grofie Rolle spielt, ob Casar zu den Asianern, den Attikern oder zu den Rhodiern gerechnet werden müsse, so mufi man folgendes bedenken: es hat allerdings auf Rhodos eine berühmte Rednerschule gegeben, es haben rhodische Redner in Rom grofien Einflufi gehabt und namentlich sind Casar und Cicero von ihnen beeinflufit worden. Aber der »rhodische Stil« ist eine Erfindung Ciceros, wie der «attische* und »asianische« eine Erfindung der Gegner waren. Das heifit, es gab einen Gegensatz zwischen der Moderne und der Opposition, in dem die leeren Schlagworte der Opposition: »Asianer* und »Attiker« eine Rolle spielten; das Wort Rhodii deutet aber, wenn man es nicht auf das rein Geographische beschrankt, in der Beredsamkeit nicht einmal einen scharf begrenzten Begriff an, weil es einen solchen nicht gab. Das Wort und der Begriff sind erfunden um zu zeigen, dafi Cicero kein »Asianer« war. Die Frage, ob Casar zu den »Rhodiern* gerechnet werden mufi, ist daher gegenstandslos. Tabelle A. Gorgias Normal Antisth. Antiph. iDemokr rn. , Ï i Alkid. ThukydJ Ai.+Od. (Diels) (Diels) Helena Palam. j ^ 8,5 9,1 13,1 7,1 9,0 7,4 7,1 __.v._v^ 2,1 4,5 3,1 0,0 3,8 1,9 3,5 \t .14,2 4,6 19,3 59,5 23,1 11,3 24,7 9.4 22,7 8,1 3,6 14,1 9,4 5,9 — * 3,1 6,1 1,9 0,0 3,8 3,8 0,0 3.5 0,0 1,5 . 5,1 1,9 1,2 -4 £ 2,0 1,5 1,2 . 1,3 5,7 3,5 0,5 1,5 0,6 0,0 0,0 0,0 0,0 2.6 3,0 0,0 0,0 5,1 1,9 7,1 «|* 3,4 9,1 3,7 0,0 2,6 1,9 10,6 _~ — * 7,9 4,5 5,5 2,4 7,6 0,0 4,7 18,3 10,6 15,5 8,3 15,4 11,3 8,2 105 106 Tabelle o .o o 2 3 * fao. S 2 » - 1 si ! bo 60 "3 'C 3 3 3 ï J O | £ 2 "o "i • ! Ja £ £ c =31 O O S cn , fast allgemein gesucht: 1. 18,9 15,4 17,2 12.2: w 8,2 6,6 7,4 3,6' .ji, * 2,3 3,4 2,9 7.2 2. ^ 2,0 1,7 1,9 1,8 »"êsse videatur» usw. 2,8 2,0 2,4 1,0 2,1 2,2 2,2 1,0 | 0,2 0,1 0,2 0,2 | 3. 1,0 0,4 0,7 0,4. 5,8 4,9 5,4 3,6; gelegentlich gesucht: 4,6 4,2 4,4 2,8 in der griech. Lit. gesucht: 3,2 4,1 3,7 6,8 JL 1,7 2,4 2,1 1,6 fast allgemein gemieden: ^_i>=; 8,5 8,1 8,3 , 11,8 \ ^ 23,7 23,2 23,5 23,0 4,9 7,5 6,2 9,0 sonstige Schlüsse: 1,4 3,0 2,2 4,6 1,1 1,9 1,5 1,0 für die Lange der Klausel wichtig: 18,9 15,4 17,2 12,2 _v * 3,2 1,5 2,4 2,8 _^ * 3,0 3,7 8,4 4,0 Zahl der untersuchten Schlüsse .... 1000 1000 2000 600 : 107 B. I I I l l I I f ï ï =, j 1 i lil i\i i i j i j 10,0 19,5 19,5 11,4 13,0 29,7 35,6 25,3 9,0 5,2 16,5 16,5 6,9 4,6 17,9 15,0 16,2 5,0 5,6 5,0 3,0 4,7 3,5 1,8 3,4 8,3 7,0 2,8 3,0 3,0 2,0 U . 2,2 2,9 1,0 ' 1,0 2,0 4,0 1,4 1,3 3,5 3,8 4,7 1,0 1,8 2,0 3,0 2,3 2,0 . 2,4 2,8 2,0 0,4 1,0 0,5 0,3 0,2 . 0,8 0,1 0,5 1,0 0,0 0,0 0,3 0,2 . 0,6 0,4 0,5 6,2 6,5 5,5 1,6 1,7 4,2 5,4 9,7 10,5 2,0 4,5 5,0 5,2 3,2 . 5,2 4,9 4,5 3,6 2,0 2,5 3,5 3,6 . 2,8 2,3 4,5 3,2 1,5 2,0 0,7 0,9 . 1,4 1,2 4,5 12,2 8,0 5,0 7,9 9,1 . 2,0 1,9 9,5 27,6 22,5 19,0 85,7 37,3 15,5 11,8 6,4 19,5 9,4 5,0 3,5 10,2 12,8 1,6 1,8 10,5 3,4 1,0 3,0 3,4 3,1 . 0,6 1,4 3,5 1,6 1,0 1,5 0,0 0,4 ' . 0,6 2,3 2,0 10,0 19,5 19,5 .11,4 13,0 29,7 35,6 25,3 9,0 1,4 5,5 4,5 2,0 2,6 . 6,2 4,0 1,5 6,4 3,5 2,5 5,5 5,1 . 3,2 1,5 2,5 500 200 200 1000 1000 455 500 1000 204 108 (Tabelle o -a . a 3 o. .H £ — Ï5 < > o fast allgemein gesucht: 1. ~ 22,6 25,9 39,2 11,4 12,8 11,8 7,6 21,6 3,4 2,4 1,8 9,0 2. ~ 1,0 . 3,2 2,2 • esse videatur» usw. 4,0 4,7 3,6 3,0 0,4 3,5 2,2 8,2 0,4 . 0.6 0,8 3. 0,6 . 0,2 1,2 WJ 4,2 3,5 2,4 4,8 gelegentlich gesucht: _^_^>a! 5,0 8,2 5,4 7,2 in der griech. Lit. gesucht: 4,2 . 1,2 3,4 t/iuii 2,0 . 1,6 1,0 fast allgemein gemieden: 5,8 3,5 9,4 2,0 w 18,2 12,9 15,8 10,4 3,0 7,1 4,0 5,6 sonstige Schlüsse: * 1,2 . 2,2 1,2 _^ w>| 3,0 . 0,0 0,8 für die Lange der Klausel wichtig: ~ 22,6 25,9 38,2 1K4 3,8 1,2 6,0 2,0 _^ ^ 3,2 . 2,2 1,2 Zahl der nntersuchten Schlüsse .... 500 . 500 500 109 Bi) ! M L iiifj I .1 | I i 1 j | . s I .5 a. g g ™ § S 33 h g c c 'c u '5 'o | O O, c/> t/j E " co C* HE-1 I 8,0 1,0 12,0 11,0 16,0 21,2 20,0 17,0 16,5 I 31,0 20,5 13,0 28,5 19,0 21,8 27,5 18,5 7,5 15,0 18,0 11,0 18,5 5,0 13,6 12,5 8,0 5,5 I 5,0 2,5 3,0 . 1,3 2,5 2,0 2,5 0,5 I 5.0 4,0 4,0 1,5 1,7 2,5 2,5 1,0 0.0 j 12,0 17,5 10,0 8,5 7,0 6,3 8,5 3,0 5,0 j | 0,0 1,5 1,0 . 0,7 . 1,5 0,5 1,0 2,0 1,5 0,0 . 0,3 . 0,5 1,5 0,0 I 0,0 3,0 5,0 5,0 3,7 6,3 5,0 4,0 4,5 0,0 3,0 4,0 . 6,3 . 4,5 3,5 7,5 0,0 4,5 4,0 . 4,0 2,5 1,0 2,0 2,5 1.0 6,6 1,0 . 1,7 . 1,0 0,5 3,0 1,0 0,0 6,0 1,0 1,3 . 0,5 2,5 5,5 7,0 4,0 13,0 5,0 16,7 6,6 . 20,0 26,5 3,0 4,5 5,0 . 6,0 . 1,5 5,5 6,5 | 2.0 1,5 2,0 .2,7 . 0,5 2,5 3,5 3.0 1,0 1,0 . 0,7 . 1,5 0,5 0,5 j 8,0 1,0 12,0 11,0 16,0 21,2 20,0 17,0 16,5 2,0 1,0 3.0 3,0 2,0 5,1 5,5 3,0 2,0 0,0 0,0 5,0 . 2,7 . 1,0 4,0 3,0: 100 200 100 200 300 316 200 200 200 110 (Tabelle T3 ■3 • s I S Q 3 -5 '53 !» 3 3 3 e a o. o. ^ - H < < fast allgemein gesucht: 1. ~ 16,4 23,8 19,0 12,5 ^ 10,0 15,8 23,0 31,0 ; ~ 5,2 7,5 11,0 12,0 2. ~ 1,8 1,8 4,0 0,5 • esse videatur» usw. 0,6 2,5 3,0 10,5 ~ 3,0 2,8 4,0 8,0 ioo- 0,2 0,0 5,0 0,0 3. 0,6 0,8 0,0 2,0 w 3,2 8,5 4,0 9,5 gelegentlich gesucht: 5,6 5,8 1,0 3,0 in der griech. Lit. gesucht: ^„^^ 4,6 7,0 3,0 1,0 2,0 2,5 4,0 2,5 fast allgemein gemieden: 6,0 1,0 6,0 0,5 ü 22,6 8,0 10,0 4,0 I S | .3-3 in .2 5 & . §1= 3S.3 -s-cofc •JSö =2 I SfcH <