UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. ELK DEEL AFZONDERLIJK VERKRIJGBAAR. NIEUWE TALEN. K.TEN BBUGGENCATE, iaggSSS 9e druk. Twee deelen in één of twee banden f 12,00. Het boek is, wij herhalen bet, buiten kijf een van de beste woordenboeken. N. R. Courant. Wij gelooven, dat deze woordenboeken niet alleen de beste zijn, maar tevens, dat zij de volmaaktheid verblijdend dieht nabij zijn. De Maagbode. I. Ouitsch Nederl. f6,25. II. Nederl.-Duitsch f6,25. 5e druk. Twee deelen in één of twee banden f 12,00. Het Duitsche Woordenboek. Ons Muloblad. Dit peil is van het woordenboek van den heer Van Gelderen zoo goed, dat wij niet aarzelen, het 't beste I>uitsehe woordenboek te noemen. N. Rotterd. Courant. I. Fransch- Nederl. f6,25. I. VAN GELDEREN, C. R. C. HERCKENBATH, j Nederl.-Fransch f6,25. 4e druk. Twee deelen in één of twee banden f 12,00. peV~ Het eeltige FrauNclie Woordenboek, dat bij teder woord de nitspraak nhonetisch aangeeft. constateer ik telkens weer, dat in juistheid' van termen, goede vertalingen zoowel in 't Fransch als in 't Hollandsen, Herckenrath's woordenboek de andere ver achter zich laat. Ik zal het dan ook zeer gaarne sterk aanbevelen. Den Helder. D. Inklaar, Leeraar Kon. Inst. v/d Marine. VERKLAREND HANDWOORDENBOEK DER NEDERLANDSCHE TAAL. 13e druk. In één deel f 6,25. M. J. KOENEN DR J. ENDEPOLS, Behalve de gewone Nederlandsche woorden bevat het een aantal andere termen, ook persoonsnamen en geographische namen. Voor zoover ik durf oordeelen is de yroede naam van dit boek zeer verdiend. A. Kluyver, Museum, Prijs der 4 Woordenboeken NIEUWE TALEN per stel besteld f 40,00 KONINKLIJKE BIBLIOTHEEK '■"'■'"■"'■"iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 2370 6853 UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. P. B. BENJERT en J. J. B. ELZINGA, FRANSCH 700B DE MIDDELBARE SCHOOL. Met silhouetten van HENRIETTB BATJKEMA en JAN WIEGMAN. VOORLOOPER, ingenaaid ƒ 2,90, gebonden ƒ 3,10 EERSTE DEELTJE, ingenaaid ƒ 1,90, gebonden, 2e druk - 2,10 TWEEDE DEELTJE, ingenaaid ƒ 1,90, gebonden. . . . -2,10 Aantrekkelijk en practisch. We durven gerust aanraden eens de proef te nemen met deze boekjes. Weekblad M. O. ONDER REDACTIE VAN P. B. BENJERT en J. J. B. ELZINGA. EERSTE SERIE: No. 1. O. Bruno, Le tour de la France par deux enfants, geïllustreerd, ingenaaid ƒ 1,75, gebonden . 2e druk ƒ 1,90 No. 2. Vingt récits, geïll., ingenaaid / 1,75, geb., 2e druk - 1,90 No. 3. Henri de la Vaulx et Arnould Galopin, Un tour du monde en aéropiane, geïllustreerd, ingenaaid ƒ 1,90, gebonden - 2,10 No. 4. Contes et Comédies, geïllustreerd ter perse TWEEDE SERIE: No. 1. Pierre Loti, Ramuntcho, pièce en cinq actes, geïll., ingenaaid ƒ 1,75, gebonden - 1,90 No. 2. Anatole France, Le crime de Sylvestre Bonnard (Jeanne Alexandre), geïll., ingenaaid ƒ1,75, gebonden - 1,90 No. 3. Edmond Rostand, Les Romanesques. Comédie en trois actes en vers, arrangée et annotée par J. Fransen, geïllustreerd, ingenaaid ƒ 1,5,0 gebonden - 1,75 Deze deeltjes zullen wel in den smaak vallen. De Vacature. Keurige uitvoering. Museum. UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. IN ST. JÜRGEN und DER STILLE MUSIKANT VON DEUTSCHER ART UND KUNST herausgegeben von C. BROUWER und G. RAS 1. BANDCHEN IN ST. JÜRGEN und DER STILLE MUSIKANT von THEODOR STORM VERLAG VON J. B. WOLTERS ~ GRONINGEN, HAAG, 1920 | BANDCHEN IN ST. JÜRGEN und DER STILLE MUSIKANT von THEODOR STORM FÜR DEN SCHULGEBRAUCH MIT ERLAUTERUNGEN VERSEHEN C. BROUWER und G. RAS Oberlehrer in Haarlem f 1,30 VERLAG VON J. B. WOLTERS — GRONINGEN, HAAG, 1920 VORWORT. Das Wichtige aber ist das Gleichzeitige, weil es sich in uns am reinsten spiegelt und wir in ihm. Goethe. Dem vorliegenden ersten und den von uns beabsichtigten weitern Bandchen dieser Sammlung liegt ein einheitlicher Plan zu Grunde. Ohne die Lektüre der Klassiker vernachlassigen zu wollen, glauben wir dennoch, dass die Schule in viel höherm Masse als dies jetzt vielfach der Fall ist, die Jugend mit den Dichtern des vorigen Jahrhunderts und der Gegenwart bekannt machen sollte, erstens, weil ihre Weltund Lebensanschauung dem heutigen Geschlecht soviel leichter verstandlich ist, zweitens, weil dadurch einen engern Anschluss zwischen Schule und Leben erzielt wird. Wir wollen daher aus der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts hauptsachlich diejenigen Werke zur Lektüre vorlegen, welche in die Dichtung der Neuzeit einführen, in der Erwartung, dass eben dadurch das literarische Interesse der studierenden Jugend erhöht wird. Es wurde auf alle unnötigen Worterklarungen verzichtet. Ein kurzes Nachwort gibt Auskunft über den Dichter und das Werk. Die Herausgeber. Brouwer u. Ras, Von deutscher Art u. Kunst, I. 1 Wm 3n mt* Süf om. ®3 ift ratr ein fdjatudtlofeg ©tobtdjen, meine Saterftaötfte liegt in einer Baumlofen «üfieneBene, unb t$re $Sufer ftnb' alt unb finfïer. Sennodj BaBe tdj fte immer für einen angeneBmen Ort geBalten, unb stoei ben 3Kenfd6en Uilige «ögel fdjetnen biefe 3Retmmg ju teilen. Set |o§er Sommeriuft fdjtoeBen forttoSBrenb ©tördje ÜBer ber ©rabt, bie tfre Refter «nten ouf ben ®ad)em B,aBen; unb toenn im 2l»ril bie erften Sufte ou3 bem ©uien toefen, fo Bringen fte getoifj bie ©d&toalfien mit, unb ein «RadjBar fagfs bem anbern, ba& fte gelommen finb. — afjt BaBen modjte. ©ie Batte biele SaBre Bei ber ©rofjmutter gebient, unb bann, tdj modjte bamafê in meinem jtoöïften SaBre fein, alê bie ïodjrer eineS SBtirgerê, ber ber ©tabt Saften getragen, im ©tifte 2Iuf= naBme gefunben. ©eitbem toar etgentlidj auê bem grofjmütter» Hdjen £aufe für unl bie £aubtberfon berfdjtounben; benn £anfen ïmtijte unë aïïe Seit, unb oBne bafj toir e§ merlten, in BeBaglidje ÏStigïeit ju fefeen; meiner ©djtoefter fdjnitt fte bie SJhtfter ju neuen SJSubtoenïIeibetn, toSBrenb tdj mit bem S3Ieiftift in ber #anb nadj tBrer SlngaBe aïïerlet ïünftlidje SJStenbelfdjtift anfertigen ober audj tooBI ein jefct feiten getoorbeneS JBilb ber alten Jïtrdje nadj* jeidjnen mujjte, baê in iBrem JBeftfee toar. 3htr eineS ift mir frater .in biefem SBerïeBr aufgefatten; niemafê Bat fte unê ein SKardjen ober etne ©age erjaBIt, an toeldjen Beiben bodj unfere ©egenb fo reidj ift; fte fdjien eê bielmeBr afê ettoaê UnnüfceS ober gar ©d)3Midje3 ju unterbrüden, toenn ein anberer bon foldjen dingen anBeBen tooHte. Unb bodj toar fte nidjté toeniger alê eine ïalte 6 ober bBantaftelofe Slatur. — ©agegen Batte fte an aüem Sier» leBen tijre greube; BefonberS HeBte fte bie ©djtoalben unb toufjte iBren SftefterBau erfolgreidj gegen ben SïeBrfiefen ber ©rofjmutter ju berteibigen, beren faft Bouanbifdje ©quberlett ftdj nidjt tooBI mit ben Hemen (Sinbringlingen bertragen ïonnte. Sludj fdjien fte ba§ SSefen biefer SSögel genauer BeoBadjtet ju BaBen. ©o entftnne tdj mtdj, bafj idj iBr einft eine SurmfdjtoalBe Bradjte, bie tdj toie leBIoS auf bem ©teinbflafter beê £ofeê gefunben Batte. „SteS fdjöne Ster toirb fterBen," fagte tdj, inbem tdj traurtg baS gfönjenbe Braunfdjtoarje ©efteber ftreidjelte; aBer £anfen fdjüttefte ben SSobf. „Sne?" fagte fte, „baS ift bie Sönigtn ber Suft; iBr feBIt ntdjtè afê ber freie £immel! $)ie Slngft bor einem $a6idjt toirb fte ju 83oben getoorfen BaBen; ba Bat fte mit ben langen ©djtoingen fidj nidjt Belfen ISnnen." 3)ann gingen toir in ben ®arten; tdj mit ber ©djtoalBe, bie ruBig in meiner $anb lag, midj mit ben grofjen, Braunen Slugen anfefienb. „9hm toirf fte tn bie Suft!" rief Sanfen. Unb ftaunenb faB idj, toie, bon meiner #anb getoorfen, ber fdjetnBar leBIofe SSogel gebanïenfdjneïC feine ©djtoingen au§= Breitete unb mit BeHem gtoitfdjerlaut toie ein Befieberter $feü in . bem fonnigen &immeföraum baBinfdjofj. „Som Surm au§," fagte £anfen, „foöteft bu fte fïiegen feBen; ba3 Beifit bon bem Surm ber alten Rirdje, ber nodj ein Surm ju nennen toar." ®ann, mit einem*©eufjer meine SBangen ftreidjelnb, ging fte in3 £auê jurüd an bie getooBnte Sfcfieit. „SBeêBalB feufjt benn fcanfen fo?" badjte tdj. — ®ie Slnttoort auf btefe grage erBielt tdj erft biele Safire fbüter, au8 einem mir bamalS gftnjïidj fremben SJlunbe. «Run toar fte in ben SRuBeftanb berfefct, aBer iBre ©djtoalben Batten fte ju finben getoufjt, unb audj toir Sttnber toufjten fte ju finben. SBenn idj am ©onntagmorgen bor ber Sirdjjeit in ba3 fauBere ©tüBdjen ber alten 3ungfrau trat, pfïegte fte fdjon im 7 feiertfiglidjen Sïnsuge bor iBrem ©efangBudje ju ftfeen. 2Boïïte idj bann neBen iBr auf bem Heinen Sanabee 5glafc neBmen, fo fagte fte tooBI: „@i toa8, ba fteBft bu ja bie ©djtoal&en nidjt!" Sann raumte fte einen ©eranien* ober einen Sïelfenftodf bon ber genfterBanf unb liefj midj in ber tiefen genfternifdje auf iBrem SeBnftuBÏ nleberft&en. „SIBer fo fedjten mit ben Slrmen barfft bu nidjt," fiigte fte bann ISdjelnb Binju; „fo junge, muntere ©efeïïen feBen fte nidjt aïïe Sage!" Unb bann fafj idj ruBig unb faB, toie bie fdjranïen SSögel im ©omtenfdjeine aB= unb juflogen, iBr 9ïeft Bauten ober iBre Sungen fïïtterten, toSBrenb £anfen mir gegen= fiber bon ber &errlidjïeit ber alten £eit erjaBIte: bon ben geften im #aufe meineê Urgrofjbaterê, bon ben Slufjügen ber alten ©djfifeengUbe ober — unb baê toar iBr SieBIingêtBema — bon ber JBiIber= unb Stttarbradjt ber alten Sïirdje, in ber fte felbft nodj jur ©nïelin be3 refcten SürmerS ©ebatter geftanben Batte; Btó bann enblidj bon ber Sabelïe Ber ber erfte Orgelton su unë BeröBer Braufte. ®ann ftanb fte auf, .unb toir gingen miteinanber burdj einen fdjmalen, enblofen Sïorribor, toeldjer nur burdj bie berBangenen Sürfenfterdjen ber su Beiben ©eiten liegenben pelten ein ïargeS SJammerïidjt embfing. £ier unb bort öffnete ftdj eine biefer Sfiren; unb in bem ©djein, ber einige SIugenBIide bie SunfeïBeit unterBradj, faB idj alte, feltfam gelleibete 3Kanner unb grauen auf ben ©ang BinauSfdjlurfen, bon benen bie meiften tooBI fdjon bor meiner ©eBurt auê bem SeBen ber ©tabt ent» fdjtounben toaren. ©ern Batte idj bann bieê ober jeneê gefragt; aBer auf bem SSege sur Kirdje Batte idj bon £anfen !eine 3lnt= toort su ertoarten; unb fo gingen toir benn fdjtoeigenb toeiter, am (Snbe beS ©angeê £anfen mit ber alten ©efeltfdjaft auf einer tfintertrebbe nadj unten su ben $Iafcen ber ©tiftëleute, idj oben auf baë EBor, too idj traumenb bem ftdj breBenben ©lodenfbiel 8 ber Drgel jufab unb, toenn unfer Sfkobft O bie Sanjel beftiegen Batte, — idj toill eê gefteBen — feine getoifj tooBIgefefcte Sgrebigt nieift nur toie ein eintönigeê SBeïïengeraufdj unb toie auê toeiter gerne an ntein DBr bringen fü^tte; benn unter mir, gegenüber Bing baê lebenêgrofje SfSortrat eineê alten $rebigerê ntit langen, fdjtoar§ïraufen ©aaren unb feltfam gefdjorenem ©djnurrBart, baê balb tneine ganje Slufmerffamleit in Slnfprudj ju neBmen pftegte. 9Jlit ben melandjolifdjen, fdjtoarjen Slugen Blidte eê fo redjt toie auê ber butnpfen SBelt beê SBunber» unb £ejenglau6enê in bie neue Seit tynaul unb eriSBHe ntir toeiter bon ber ©tabt SSer» gangenBeit, toie eê in ben KBroniïen ju lefen ftanb, Biê BinaB ju bent Böfen ©tegreifjunfer beffen lefcte Untat einft baê ©pitapBütm 8) beê ©rmorbeten in ber alten iïirdje Beridjtet Batte. — greüidj, toenn bann plöfclidj &ie Drgeï baê „Unfern Sluêgang fegne Oott" einfefcte, fo fdjlidj idj ntidj nteifi berftoBïen toieber in* greie, benn eê toar ïein ©pafj, bent ©santen nteiner alten greunbin üBer bie geBörte SJSrebtgt ftanbBalten ju rafiffen. SSon iBrer eigenen SSergangenBett pftegte &anfen nidjt §u ergöBIen; idj toar fdjon ein paar SaBre lang ©tubent getoefen, alê idj Bei einem gerienbefudj in ber $>eimat barüBer juni «rftenmaï ettoaê bon iBr erfu&r, ©ê toar im Slpril, an iBrem fünfunbfedjitgften (SeBurtêtage. SSie in früBeren $aBren, fo Batte tdj iBr audj Beute bie Beiben BergeBradjten ®uïaten bon ber ©rofurattter unb einige fleüte ) Der Oberpfarrer. a) Raubritter. *) Grabstein, Denkstein. 9 SBeitdjen geblaubert fiatten, Bot idj fte, ntir fieute, toie idj fdjon lange getoünfdjt, ben geftfaal ju jeigen, in bem feit Safirfiunberten bie SSorftefier oer ©tiftung nadj ber jafirlidjen Dledjnungêablage ifire ©djmaitfe ju feiern bffigten. $anfen toiïïigte ein, unb toir gingen mitèinanber ben bunflert Sorribor entïang; benn ber Saai lag jenfeit* ber Gabelle am anberen ®nbe be* £aufe*. Sïl* idj beim ftinabftetgen ber J&intertrebbe auêglitt unb bie lefcten ©tufen fiinafiftolberte, tourbe unten anf bem glur eine %üv aufgèrtffen, unb ber unfieimlidje, nadtte Sobf eine* neunjig» jSfirigen 2Ranne* rcdte fidj baratt* fiertoor. '@r murmelte ein baar fialbberfianblidje ©djelttoorte unb ftierte un* bann, biê toir burdj bie %üt bèr Sabeïïe traten, mit ben bergïaften Stugen nadj. ' 3dj ïannte ifin toofil; bie ©ttftleute fiiefjen ifin ben ,,©böïen= fieïer" benn fte Befiaubteten, er ïönne „toa* fefien". s „®ie Stngcn ïönnten einen fürdjten madjen," fagte idj ju |>anfen, al* toir burdj bie Sabeüe gingen. ©te meinte: „(Sr ftefit bidj gar nidjt; er ftefit nur nodj rüd= toart* in fein eigene*, töridjte* unb fünbfiafte* Seben." „SIber," ertoiberte idj fdjetjenb, „er ftefit bodj bort in ber ©rite bie effenen ©Srge ftefien, toftfirenb, bie barin liegen, nodj leBenb tutter eudj umfier toanbern." „®a* ftnb audj nur ©djatten, mein SSinb; er tut nidjt* Sïrge* ntel&r. greütdj," fe&te fte fiinju, „in* ©tift gefiorte er nidjt, unb fiat audj nur auf eine ber greifteüen be* 3Imtmann* *) fiinein* fdjlübfen ïönnen; benn toir anberen rafiffen unfere bürgerlidje SRebutation nadjtoeifen, efie toir fiier angenömmen toerben." SBir fiatten injtoifdjen ben Sdjlüffel bei ber aBirtfdjafterin aB» ') Der sich einbildet, Spukgestalten zu sehen. 9) Justizbeamte des Gutsherrn. 10 gelangt unb ftiegen nun bie Xreppe ju bem geftfaal fiinauf. — ©ê toar nur ein mfifjig grofjeê, niebrigeê ©emadj, baê toir Betraten. Sin ber einen SBanb faB man eine altertümlidje ©tufcufir auê bem Stadjlafj einer Bier SSerftorBenen, an ber gegenüber= ftefienben Buig baê leBenêgrofje SBilb eineê SDÏanneê in etnfadjem, roten SBamê; fonft toar baê 3immer ofine ©djmud. „®aê ift ber gute $erjog, ber baê (Stift gebaut Bat," fagte £>anfen: „aBer bie SDÏenfdjen geniefjen feine ©aben unb benlen nidjt mefir an ifin, toie er e§ bod) Bei feiner Sebjeit toofil getoiinfdjt fiat." „SIBer bu gebenïft ja feiner, $anfen." ©ie faB mid) mit iBren fanften Slugen an. „Sa, mein Sinb," fagte fte, „baê liegt fo in meiner Statur; id) ïann nur fdjtoer bergeffen." ®ie SBönbe nad) ber ©trage unb nad) bem Sirdjfiofe Batten eine Sfeifie genfter, mit ïleinen, in SSIei gefafjten ©d)eiBen; unb in jeber faft toar ein SKame, meift auê mir Belannten, angefefienen S3ürger= familien, mit fdjtoarjer garBe eingeBrannt; barunter: „©peifemeifter bafiier anno —" unb bann folgte bie Belreffenbe Safireêjafil. „©ieBft bu, baê ift bein llrgrofjbater," fagte $anfen, inbem fte auf eine bief er ©djeifien toieê; „ben bergeffe id) audj nidjt; mein SSater Bat Bei ifim bie ^anblung gelernt unb fbater oft Stat unb %at Bei ifim gefiolt; leiber, in ber fdjtoerften 3ett, ba Batte er fdjon feine Slugen jugetan." 3dj laê einen anberen Stamen: „SiBoriuê SDtidjael ©anfen, ©peifemeifter anno 1799." „®aê toar mein SSater!" fagte $anfen. „®ein SJater? SBie ïam eê benn eigentlidj ?" „Safj id) mein fialBeê SeBen gebient BaBe, meinft bu, toiifirenb id) bod) ju ben ^onoratioren^tödjtern gefiörte?" ») Vornehme. 11 „3dj meute, toaê toar eê eigentlidj, tooburdj baê ïtnglüd über betne gamilte ïam?" £anfen Batte ftdj auf einen ber alten SeberftöBIe gefefct. „Saê toar nidjtê Sefonbereê, mein SSinb," fagte fte; „eê toar anno fteBen, jur 3eit ber Sïontinentalfberre '); bamaïê florierten bie ©bifcBuben, unb bie efirlidjen Seute gingen jugrunbe. Unb ein efirlidjer 3»ann toar mein Sater! — ®r Bat ben «Ramen audj mit inê ®rab genommen," fufir fte nadj einem ïurjen ©djtoeigen fort. „3dj fefie eê nodj, toie er mir einft, ba toir miteinanber burdj bie Sramerftrage gingen, ein alteê, nun langft berfdjtoun» beneê £auê jeigte. ,2Rerïe bir iaê,' fagte er ju mir, ,Bier tooBnre anno 1549, ba am ©onntage SuBilate 2) bie groge geuerêfirunft auêBradj, ber fromme tëaufmann ©rabeleB. ®a bie grammen Beranbrauften, fbrang er mit @0e unb SBage auf bie ©affe unb fleBte ju ®oü, toenn er je mit SBiffen unb SBiuen feinen «RSdjften urn eineê Sörnleinê SBert gefdjSbiget, fo möge fein £auê nidjt berfdjont BleiBen. SIBer bie glamme fbrang barüBer Bin, toafirenb atteê ringê in SIfdje fiel.' ,©iefift bu, mein SSinb,' fefcte mein Sater fiinju, inbem er feine $finbe in bie £öBe Bob, ,baê fonnte audj tdj hm; unb audj ÜBer unfer £auê mürbe bie Strafe beê £errn Bimtoeggefien.' — tfanfen faB midj an. „$er SRenfdj foH ftdj nidjt rüBmen," fagte fte bann. „®u Bift nun alt genug, bag idj bir eê toofil erjfifilen mag; bu mufjt bodj bon mir toiffen, toenn idj nidjt mefir Bin.— SRetn guter Sater Batte eine ©djtoadje; er toar aBergrSuBig. ®iefe ©djtoadje bradjte ifin bafiin, bag er in ben Sagen ber Sugerften FJcot ettoaê Beging, baê ifim Balb baê $erj hxa<^; benn ■) 1807. Continentaalstelsel. a) Der 3. Sonntag nach Ostern. 12 er ïonnte feitbem bie ©efdjidjte bon bem trommen Jïattfmann nidjt mefir erjfifilen. Sn bem £aufe neben unê toofinte ein ïifdjlermeifter. SClë er ntit feiner grau früfiaeitig berftarb, tourbe mein Stoter ber Sor= munb feineê nadjgelaffenen ©ofineê. £arre — biefen frieftfdjen Stomen fiifirte ber Snabe — laê gern in ben 23üdjern unb toar audj fdjon in ber Sertia unferer lateinifdje» ©djule; aber bie «Kittel reidjten bodj nidjt jutn ©tnbieren; unb fo blieb er benn Jbei bem &anbtoerï fetneê Saterê. Sllë er fbater ©efette tourbe unb nadj jtojetiafiriger SBanberung toieber eine Seitlartg bei einem fJRetfier gearbeiteit Batte, tourbe «ê audj Balb befannt, bafj er §u 6en feitteren SlrBeiten in feinem gadj ein befonbereê ©efdjid Babe. SBir Beibe toaren miteinanber aufgetoadjfen; alë er nodj in ber Sefire toar, laê er mir oft auë ben Südjem bor, bie er fidj bon feinen früBeren ©djultameraben geliefien Batte. ®u toeifjt, toir mófinten am 2Jtorït, in bem ©rïerfiaufe bent SRatfiaufe gegenüBer; ba ftefit nodj jefet ein madjtiger Sudjêbaum im ©arten. SBie oft BaBen toir mit unferem Sudje unter biefem Stoum gefeffen, toafirenb fiber unê bieSHenen in bèn Meuten, grinten Slfiten fummten. — Stodj feiner SftürBefir toar Aaê nidjt anberê getoorben, er ïant oft in unfer &auë; mit einem SBort, mein lieber Sunge, toir Beibe fiatten unê gern unb fudjten baê audj nidjt ju berbergen. : «Dïeine SDhttter lébte nidjt mefir; toaê mein Sater ba ju bcuSjte, unb ob er überfiaubt ettoaê barüBer gebadjt, baë fiaB' idj nie erfafiren. Sludj fam eê nidjt fo toeit, baf? eê ein ridjtigeê Ser= löbniê tourbe. i; SSneê Söcorgenë in ben erften grfifilingëtagen toar idj in unferen ©arten gegangen; bie Krofuë unb bie roten SeBerBIumen *) fdjidten ') Leverbloempje, hepatica (Marz, April). 13 ftdj fdjon an ju blüben, eê mar aiïeê ringê umfier fo jung unb f rif dj; aber mir felbft toar f dj toer ju ©inne; bie ©orgen meineê SSaterê brüdten audj ntidj. Dfitoofil er ntemalê über feine 2tn= gelegenfieiten ju mir gerebet; fo füfilte tdj bodj, baf? eê immer fdjneller abtoartê ging. 3n ben lekten SJÏonaten batte idj ben ©tabtbiener oft unb Bfter tn bie ©djreibftube gegen fefien; toar er fort, fo berfdjlofj mein Sater ftdj ftunbenlang;unb bon mandjem SJtittagêeffen ftanb er auf, ofine bie ©beifen berüfirt ju fiafien. 3n ber Iefcten SBodje Batte er enten ganjen Stbenb bamit jugebradjt, ftdj bie darten ju legen; auf metne toie tm ©djerj fiingetoorfene grage, toorüber er benn Sluêfunft bon feinem Drafel ertoarte, Batte er midj ftumm mit ber £anb".jurüdgetoiefen unb toar barat fpftier mit einem furjen ,©ute 9ïadjt' in feine dammer gegangen. ®aê aïïeë lag mir auf bem $erjén; unb meine Sütgen, bie nadj innen fafien, toufjten mdjtê bon bem Haren ©onnenfdjein, ber braufjcn bie ganje SSelt berftörte. ®a fiörte idj unten bon ber SJÏarfdj Ber auf bie Scrdjcn fin gen; unb bu toeifjt eê ja tooBI, mein &inb, in ber Sugenb ift baê &erj nodj fo leidjt, ber ffeinfte Sogel tragt eê mit empor. 9JJir toar plöfciidj, alê ffifie tdj über allen Smnft ber ©orge fiintoeg in eine fonnige 3uïunft; alê Braudjte idj nur ben gup* fiineinjuiefcen. 3dj toeifj nodj, toie idj an ben S3eeten rjinfniete unb mit toeldjer greube idj nun bie ffnofpen unb baê junge ©rün betradjtete, baê üÉeraiï auê bem ©djofj ber ©rbe Ber bor tri eb. gdj badjte audj an #arre unb jufefet, glauB idj, nur au ifin. gnbem fiörte idj bie ©artentür aufflinfen, unb toie tdj auffafi, lam er felbcr mir entgegen. Ob audj ifin bie Serdje frofi gemadjt fiatte — er fafi au§ toie bie &offnung felfift. ,®uten Sïïorgcn, Sïgneê,' rief er, ,toeifjt bu toaê fJieueê — ?' ,3ffê benn toaê ©uteê, #arre?' 14 ,Serftefit ftdj, maê foHf eê fottft toofiï fem! 3dj totC SJleifter toeröen unb baê in aCernödjfter Seit.' Sannft bu toofiï benfen, bafj idj orbentlidj erfdjtal! ®enn idj badjte bodj gleidj: ,9Jïein ®ott, nun Braudjt er audj bie grau aWeifierin!' 3dj ntag toofiï ganj berbufet auêgefefien fiafien; benn £arre fragte midj: ,gefiït bir ettoaê, Sïgneê?' ,3Rtr, $arre? Stfi glaube nidjt/ fagte idj. ,©er SBinb toefite fo ïfifil üBer ntidj Bin-' — ®aê toar nun tooBI gelogen; aïïetn ber lieBe (Sott fiat eê nun einmal fo eingeridjtet, bafj toir in foïdjem SaH nidjt fagen fönnen, toaê ber anbere eBen fiören toiH. ,8l6er ntir fefiït nun ettoaê,' fagte £arre; ,baê SlÏÏerfiefte fefiït ntir!' 3dj anttooxtete nidjtê Bierauf, fein SSörtïeht. Sïudj |>arre ging eine SBetle fdjtoeigenb neBen ntir; bann fragte er auf einmal: ,2Baê nteinft bu, Sïgneê, oB eê toofiï fdjon gefdjeBen ift, bafj eine &ramerêtodjter einen Sifdjïermetfter gefieiratet Bat?' SUê idj auffafi unb er ntidj mit feuten guten, Braunen Slugen fo bittenb anBIiefte, ba gab tdj ifim bie $anb unb fagte eBenfo: ,®aê toirb tooBI nun jum erftenmaï gefdjeBen.' ,Sïgneê,' rief $arre, ,toaê toerben bie Seute fagen!' ,3dj toeifj nidjt, êarre. — SIBer toenn nun bie SMmerêtodjter arm toftre?' ,Sïrm, Sïgneê?' unb er fajjte midj fo redjt luftig Bei Beiben 4?önben; ,ift benn ntng unb fiüfifdj nodj nidjt genug?' — (Sê toar ein -glüdlidjer £ag bamalè; biegrüfilingêfonne fdjien, mir gingen #anb in #anb; unb toafirenb toir fdjtoiegen, fangen fifier unê bie Serdjen auê taufenb fieïïen Sefiïen. ©o toaren toir unrnerflidj an ben Srunnen gelommen, ber an ber ^olunbertoanb beê ©artenê bem $aufe gegenüBer lag. 3aê ®IM madjt ntuttoiKig; £arre tooltte midj neden. ,$aê SBaffer?' fagte er. ,$aê ift baê ©olb, baê auê ber Siefe funïelt.' 3dj mufjte nidjt, maê er bamit meinte. ,3Beifjt bu benn nidjt, bafj ein ©djafe in eurem SBrunnen liegt?' fufir er fort. ,®utf nur genau ju; eê ftfet ein graueê 3KannIein mit breiedigem £ut auf bem ©runbe. SJieueidjt iffê audj nur baê Brennenbe Sidjt in feiner £anb, baê brunten fo feufam glifcert; benn er ift ber $üter beê ©djafeeê.' SDcir flog bie Kot meineê SSaterê burdj ben ©inn. £arre Bob einen ©tein auf unb marf ifin fiinaB, unb eê bauerte eine SBeile, efie ein bumbfer ©djaH ju unê jurfidfam. ,£örft bu, Sïgneê ?' fagte er, ,baê traf auf bie Sifte.' ,#arre, reb' beroünftigl' rief idj, ,maê treiBft bufürKarrenboffen!' ,3dj fbredje nur nadj, maê bie Seute borfbredjen!' ermiberte er. SIBer meine Keugierbe mar getoedt, bieïïeidjt audj bie SJegierbe nad) ben unterirbifdjen Keidjtflmern, bie aller Kot ein ©nbe madjen ïonnten. ,3Bofier Baft bu baê ©erebe ?' fragte idj nodjmalê, ,idj BaBe nodj nie babon gefiört.' #arre faB midj ladjenb an: ,SBaê meifj idj I bon £anë ober filunj; idj glauB', am lefeten @nbe ïommt eê bon bem ©alunïen'), bem ©olbmadjer.' ,33on bem ©olbmadjer?' — 3Bir famen allerlei ©ebanïen. ©er ©olbmadjer mar ein fieraBgefommener Xröbler; er ïonnte fegnen unb raten, SKenfdjen unb Siefi Befbredjen, unb alle bie anberen ©efieimniffe, momit berjeit nodj Bei ben SeidjtglSuBigen ein eintraglidjeë ©efdjfift ju madjen mar. ©ê ift berfelbe, ben fte ') Schelm, schurk. 16 jefct ben ©pöïenïiefer nennen, toeldjen Kamen er gerabe fo gut toie feuten bamaligen berbient Bat. ©r toar in ben lefeten Sagen, ba id) eben auf ber Slufjenbiele ju tun Batte, ein baarmal in meineê Saterê ©djreibftube gegangen unb Batte ftdj bann, ofine auf fein bemütig geforodjeneê ,£>err $anfen Bei ber £anb ?' meine Sïnttoort abjutoarten, mit fdjeuem Sïid an ntir borBeigefdjoben. ©tntnaï toar er faft eine ©tunbe brinnen getoefen; ïurj bor feinem gortgefien Batte id) baê mir mofiïbeïannte Suït meineê Saterê auffdjliefjen fiören; bann toar ntir getoefen, alê bernefinte id) baê Slirren bon ©elbftüden. ®aê aüeê ïant ntir jefet in ben ©inn. Slber #arre rütteïte mid) auf. ,Slgneê, traumft bu?' rief er; ,ober toiïïft bu Sdbafee graben?' Stdj, er ïannte nidjt bie Kot meineê Saterê; ifim lag nur bie eigene 8uïunft U, ©ebanïen, in bie aud) id) fiineingeBörte. ©r ergriff meine beiben £anbe unb rief fröfilidj: ,3Bir braud)en ïeine ©djafee, Sïgneê; mein ïleineê ©rbteil Bat bein Sater fdjon für mid) erfioBen; baê reidjt Bin, urn £auê unb SBerrftatt einjurid)ten. Unb für baê SBeitere,' fügte er ladjelnb Bin ju, ,lafj biefe nidbt ganj ungefdjidten §anbe forgen!' gdj bermodjte feine fioffnungêreidjen SBorte nidjt ju ertoibern; ber ©djafe unb ber ©olbmadjer lagen mir im ©inn; idj toeifj nidjt, toar eê eine toïïtüfine fcoffnung ober ber ©djatten eineê brofienben Unfieilê, toaê mir bie Sruft beïtemmte. SieHeidjt afinte eê mir, bafj Iur§ barauf ber ©djafe meineê ganjen Sebenê in biefen Srunnen faïïen mürbe. Sim anberen Sage toar idj nadj einem benadjbarten Storfe BinauêgefaBren, too bie unê bertoanbte «Prebigerfrau ftdj toegen ©rfranhtng eineê. Sinbeê meine £ilfe erbeten Batte. Slber idj Batte ïeine Kufie bort; mein Sater toar in ben lefcten Sagen fo ftiïl uub bodj toieber fo unrufiig getoefen; id) Batte ifin im ©arten auf= unb abrennen, bann toieber am Srunnen fteBen unb in bie 17 Siefe BinaBftarren fefien; mir murbe angft, er ïönne ftdj ein Seibeê antun. Sim britten Sage glaubte idj midj ju entftnnen, bafj er midj auf eine feltfam fiaftige SSeife ju ber 3teife fihtgebrattgt Batte; je mefir eê gegen bie Sïadjt ging, je Beïlommener murbe mir. ®a gegen jefin Ufir ber 3Jlonb aufging, fo Bat idj meuten Setter, midj nodj fieute jur ©tabt fafiren ju laffen. Unb fo gefdjafi eê; nadjbem er mir bergeBenê meine Unrufie auêjureben gefudjt fiatte, murbe angefbamtt; unb alê eê SJKtternadjt bom Surme fdjlug, fiielt ber SBagen bor unferem £aufe. ©ê fdjien aüeê ju fdjtafen; erft alê idj eine geitlang geïlobft fiatte, murbe brinnen bie SSette aBgefiaft, unb ber Sefirling, ter feine dammer unten auf bem glur fiatte, öffnete bie £auêtfir. ©ê mar aïïeê, mie eê immer gemefen. ,3ft ber &err ju £auê?' fragte idj. ,£)er|>err ift fdjon urn jefinUfir fdjlafen gegangen,' mar bieSIntmort. 3dj ftieg letdjteren $erjenê nadj meiner dammer fiinauf, beren genfter nadj bem Oarten lagen. — ®ie Kadjt brau|en mar fo fieïï, ba§ idj, ofine Sidjt ju madjen, nodj einmal anê genfter trat. ©er SJÏonb ftanb üBer ber #oIunbermanb, beren nodj unBelauBte 3toeige jtdj fdjarf gegen ben Stadjtfiimmel aBjeidjneten; unb meine ©ebanïen gingen mit meinen Slugen üBer biefe ©rbe Binauê ju bem grofjen, ïieBreidjen ©ott, bem idj aö meine ©orgen anber= traute. — ®a, mie idj eBen in baê 3imnter jurüdtreten moïïte, fafi idj blöfelidj auê ber Stöfire beê Srunnenê, meldjer bort im ©djatten lag, eine rote ©lut emborlobern; idj fafi bie am Sïanbe mudjernben ©raêBüfdjel unb bann barüBer fier bie Stoeige beê ©ebüfdjeê mie in golbenem geuer fdjimmern. SRidj üBerpel eine aBerglauBifdje gurdjt, benn idj baatte an bie SSerje beê grauen SJtannleinê, baê brunten auf bem ©runbe fioden foHte. SUê idj aBer fdjSrfer fiinBIidte, Bemerfte idj eine Setter an ber Srunnen» manb, bon ber jebodj nur baê oBerfte Qhxbe bon fiier auê ftdjtfiar Brouwer u. Ras, Von deutscher Art u. Kunst, I. 2 18 toar. Sm felben SlugenBlide fiörte id) einen Sdjrei auê ber Siefe; bann ein ©ebolter; unb ein bumbfeê ©etöfe bon SJÏenfdjenftimmen fdjoH fierauf. SJJit einem ffiale erlofd) bie ^eKigleii, unb id) fiörte beutlid), toie ëê fproffentoeife an ber Seiter emborïtomm. ®ie ©efbenfrerfurdjt berliefj mid); aBer ftatt beffen Befdbïidj mid) eine unïlare Sïngft um meinen Sater. 3JMt jitternben finten ging id) nad) feiner ©djlaffammer, bie neBen ber meinen lag. Sïïê id) Befiutfam bie ©arbine bon feinem Sette jurüdjog, ba fiefdjien ber SJÏonb bie leeren Riffen; fein armer ®obf Batte tooBI fd)on ISngft nidjt mefir bie 9htfie barauf gefunben; jetjt maren fte ganjlid) unberüfirt. 3n Sobeêangft lief id) bie ïrebbe fiinaB nad) ber Jpoftür; aBer {te mar berfdjloffen unb ber ©cfilüffel abgejogen. 34 ging in bie fiüdje unb jünbete Sidjt an; bann nad) ber (ScfireiBftuBe, bie ebenfallê ifire genfter nad) bem ©arten fiatte. ©ine 3eitlang ftanb id) ratloS am genfter unb ftarrte Binauê; id) fiörte Sritte jmifdjen ben $ouutberbüfd)en, aBer id) ïonnte nidjtê unterfdjeiben, benn bie bafiinter ftefienbe Slanïe berBreitete trofe beê SRonbfdjeinê tiefen ©djatten. S>a fiörte id) braufjen bie $oftür auffdjliefjen, unb balb barauf murbe audj bie ©tufientür geöffnet. SJtein Sater trat fierein. — 3ffi bin f" alt getoorben, aBer id) fiafie eê nidjt bergeffen; fein langeê, graueê $aar triefte bon SSaffer ober Sdjtoeijj; feine fileiber, bie er fonft fo beinlid) faufier fiielt, toaren überaH mit grünem ©djlamm Befubelt. ©r fufir fïdjtbar jufammen, alê er mid) erBlidte. ,2Ba§ ift baê I SBie ïomrnft bu fiierfier?' fagte er Bart. >®er Setter lief} mid) Berfafiren, Sater!' ,ttm SRittemadöt? — 2)aê fiatte er fönnen BleiBen laffen.' 3d) fafi meinen Sater an; er fiatte bie Slugen niebergefdjlagen unb ftanb unbetoeglid). ,©ê lief) mir ïeine Sftufie,' fagte id); ,mir mar, id) fei fiier nötig, alê müffe id) §u bir.' 19 2>er aïte 3Ramt lieg ftcfi auf einen ©tufit fïnïen unb Bebedte fein ©eftdjt mit Beiben $8nben. ,®efi auf beine Sïammer,' murmelte er; ,idj miH aüein fein.' SIBer idj ging nidjt. ,Sag ntidj Bei bir BleiBen,' fagte idj leife. SKein Sater fiörte nidjt auf ntidj; er erfioB ben fiopf unb fdjien nadj braugen fiinaufiordjen.. Slöfclidj fbrang er auf. ,a füBIte idj, bag meine SSangen bon Beifjen Grinten nafj murben, bie auê feinen alten Slugen fïoffen. Sdj Hammertemidj aniBn. ,3Seine nidjt, Sater,' Bat idj, ,mir merben audj bie Sïrmut ertragen ïönnen.' ©r ftridj mit feiner jittemben £anb über mein £aar unb fagte ïeife, fo leife, bafj idj eê ïaum berfteBen ïonnte: ,®ie Sïrmut mofil, mein ffinb; aber nidjt bie ©djuïb.' 21 Unb nun, mein Snnge, ïam eine bittere Stunbe; aber eine, bie nodj jefet in meinem Sllter mir alê bie troftbottfre meineê Sebenê erfdjeint. ©enn jum erften SDMe ïonnte idj meinem Sater bie Siebe feineê SSinbeê geben; unb bon jenem Slugenblide an WieB fte ifim baê ïeuerfte unb fialb audj baê Sefete, maê er auf Gsrben nodj fein nannte. SBSfirenb idj neben ibm fafj unb fieimlidj meine Sranen nieberfdjludte, fdjüttete mein Sater mir fein &erj auê. 34 toufjte nun, bafj er bor bem Sanïerott ftanb; aber baê mar baê Sdjlimmfte nidjt. Sn enter fdjlaflofen Kadjt, ba er bergebenê auf feinem fieifjen Riffen nadj einem Sluêtoeg auê bem ©lenb gefudjt, mar ibm bie fialbbergeffene Sage bon bem Sdjafc in unferem Srunnen mieber in ben Sinn gefommen. ®er Oebanïe fiatte ifin feitbem berfolgt; tagê, menn er über feinen Südjern fafi, beê Sïadjtë, menn enblidj ein fdjtoeter Sdjlummer auf feiner Stuft lag. Sn feinen Stunten fiatte er baê ®oIb im bunfeln SBaffer btennen fefien, unb menn et motgenê aufgeftanben, immet miebet fiatte eê ifin fiinauê an ben Srunnen getrieben, urn mie geBannt in bie gefietamiëbotte £iefe fiinabjuftarren. &a fiatte et ftdj bem atgen ®efiilfen anbetttaut. Slbet bet mat feineê= megë fogleidj beteit getoefen, fonbem fiatte bor attent eine Bebeutenbe Summe §u ben notmenbigen Sorberettungen beê SBerfeê betlangt. 9Jlein armer Sater fiatte fdjon feinen SBitten mefir; er gaB fte, Bin, unb balb eine jmeite unb britte. Saê ïraumgolb berfdjlang baê toirtïidje, baê nodj in feinen $Snben mat; aBet biefeê ©olb mat nidjt fein eigen; eê toar baê anber= traute ©rbe feineê 3KünbeIê. Stn ©rfafc mar nidjt ju benïen; mir rieten Bin unb mieber; Sermanbte, bie unê ju fielfen ber= modjt, fiatten mir nidjt; bein ©rofjbater mat nidjt mefit; enblidj geftanben mit unê, baf} bon aujjen feine &ilfe ju fioffen fei. — $aê Sidjt mat auêgebrannt, idj fiatte meinen fiobf an meineê 22 Saterê Sruft gelegt, meine &anb rufite in ber feinen; fo blieben toir im Smnïeln ftfcen. SBaê bann toeiter im gefieimen 3toiefbradj biefer 9ïadjt jtoifdjen unê gefbrodjen tourbe, idj toeifj eê nidjt mefir. SIBer niemalê jubor, ba nodj mein Sater unfefiEbar bor mir ftanb, toie faft nur unfer £errgott felber, Babe idj foldj Beilige 3artftdjïeit für ifin gefttfilt, toie in jener ©tunbe, ba er mir eine Slat bertraut Batte, bie toofiï nidjt blofj bor ben Slugen ber 3Renfdjen ein Serbredjen toar. — Slttgemadj erblidjen am £immel braufjen bie ©terne, ein Meiner Sogel fang auê ben ftolunber* Büfdjen, unb ber erfte ©djein beê 3Korgenrotê ftel in baê bam» merige 3immer. 3JIein Sater ftanb auf unb trat an baê Suft, auf bem grofje SontoBüdjer lagen. ®aê lebenêgrojje ÖIBilb beê ©rofjbaterê, mit bem £aarBeuteI *) unb bem leberfarBenen Samifol *), fdjien ftrenge auf ben ©ofin fierafijufefien. ,Sdj toerbe nodj einnwl redjnen/ fagte mein Sater; ,BIei6t baê gaat8) baêfelbe,' fefete er jögernb fiinju, inbem er toie um Sergebung flefienb ju bem Silbe feineê Saterê aufBIidte, ,bann toerbe idj einen fdjtoeren ©ang hm; benn idj Bebarf ber Sarmfierjigleit ©otteê unb ber SRenfdjen.' Sluf feinen SSunfdj berliefj idj iefet baê Sinmter, unb balb murbe eê laut im &aufe; ber Sag mar angebrodjen. SHê idj bie nötigen ©efdjafte Beforgt fiatte, ging idj in ben ©arten unb burdj baê $interbförtdjen auf ben 2Seg fiinauê; £arre bflegte fiier borBei ju lommen, menn er morgenê nadj ber SSerïftatt ging, in ber er Biê jefct nodj arbeitete. 3dj Braudjte nidjt lange ju marten; alê bie Ufir fedjê gefdjlagen, fafi idj ifin ïommen. ,£arre, einen SIugenBIid!' fagte idj unb toinfte ifim, mit mir in ben ©arten ju treten. ■) Taftbeutel der Rokokotracht für den Haarzopt ') Unterwams. s) Das Ergebnis. 23 ©r fafi midj Befrembet an; benn meine B3fe Sotfdjaft mar tamfiï auf meinem ®e(td)t gefdjriefien; audj ftanb td), alê tdj ifin in eine ©de beê ®artenë gejogen Batte, eine ganse geit unb Batte feine #anb gefagt, ofine bafj idj ein SBort fierborfiringen ïortnte. ©nblidj aber fagte idj ifim atteê, unb bann Bat idj ifin: ,9Kein Sater toitt ju bir gefien; fei nidjt ju Bart mit ifim.' @r mar totenBIafj gemorben, unb in feine Slugen trat ein Sfoêbrud, bietteidjt nur ber Serjtoeiflung, ber midj erfdjredtte. ,$arre, £arre, maê toittfi bu mit bem alten SRann beginnen,' rief idj. ©r brfidte bie $anb gegen feine Sruft. ,3cidjtë, Sïgneê,' fagte er, in= bem er mid) traurig ladjelttb anfafi; ,aber idj mug nun fort bon fiier.' Sd) erfdjraï. — ,2BeëfiaI6?' fragte idj jlammernb. ,3dj barf beinen Sater nidjt toieberfefien.' ,$>u mirft ifim ja bod) bergeBen, barrel' ,®aê mofil, Sïgneê; idj fdjulbe ifim mefir alê baê; aBer — er fott fein graueê #aubt bor mir* nidjt bemutigen. Unb bann' — baê fefcte er toie Bettauftg nodj fiinju — „tdj glaube audj, eê gefit jefct mit bem SJteiftermerben nidjt.' 34 fagte nidjtê fiierauf; idj fafi nur, toie baê ®Iüd, nadj bem idj geftern fdjon bie £anb geftredt, in unftdjtBare gerne fdjtoanb; aBer eê toar nidjtê mefir ju Snbera; eê toar jefet am Beften fo, toie eê £arre toollte. 3htr baê fagte idj nodj: ,3Bann toirft bu gefien, £arre?' 3dj tougte feIBft ïaum, toaê idj fbradj. ,<3orge nur, bag bein Sater midj fieute nidjt auffudjt/ ertoiberte er; ,Biê morgen früfi Bin tdj mit attent fertig, toaê idj nodj fiter §u tun fiaBe. «rSnïe bid) audj nidjt um midj, tdj fïnbe leidjt ein Unterïommert.' Kadj biefen 28orten tremtten toir unê; baê £erj toar toofiï ju bott, alê bag toir toeitereê Batten fpredjen ïönnen." 24 ®ie ©rjafilerin fdjtoieg eine SBeiïe. ®ann fagte fte: „Sim anberen SJlorgen fafi td) ifin nodj einntal, unb bann nidjt mefir; baê ganje lange Seben niematê mefir." ©ie liefj ben Sïobf auf ifire Sruft futlen; bie ftanbe, bie auf ifirem ©djofj gerufit batten, toanb fte leife umeinanber, alê ntüffe fte bantit baê SBefi fiefd&toidjtigen, baê, toie eütft baê #er§ beê jungen, blonben Sft&bdjenê, fo nodj jefet ben gebredjlidjen Seib ber ©reiftn jittern ntadjte. SJodj fte blieb nidjt lange in biefer gebrodjenen ©tettung; ftdj getoaltfant aufraffenb, erfiob fte ftdj bont ©tufil unb trat anê genfter. „SSaê toitt idj flagen!" fagte fte unb §eigte mit bem ginger auf bie ©djéibe, bie ibreê Saterê Kamen trug. „®er 3Jlann bat mefir gelttten alê idj. Safj midj audj baê bir nodj erjafilen. — ftarre mar fort; er fiatte bon nteine.m Sater in einem fierjlidj guten Sriefe Slbfdjieb genommen; gefefien fiaben fte ftdj nidjt mefir. Salb barauf toaren bie lefeten geridjtlidjen ©djritte gegen unê getan unb bie eröjfnung1) beê fionhtrfeê foïïte in nadjfter 3eit erfolgen. ©ê toar bamalê ©itte in unferer ©tabt, baf} atte öffenttïdjen Seïanntmadjungen nidjt mie jefet burdj ben Srebiger in ber Rirdje, fonbem auê bem offenen genfter beê Katêft&ungêfaaleê burdj ben ©tabtfetretar berlefen tourben; bebor aber bieê gefdjafi, tourbe eine fialfie ©tunbe lang mit ber ïleinen ©lode bom Surm gelautet. ®a unfer £auê bem Katfiaufe gegenüberlag, fo fiatte idj bieê oft beobadjtet, unb audj, toie ftdj unter bem ©lodenfdjatt SSiuber unb müfjige Seute bor ben 8tatfiauêfenftern unb auf ber Srebbe über bem Katêletter berfammelten. ®aê nfimlidje gefdjafi bei ber Sublijierung eineê fionturêurtelê 0; «&er bie Seute legten ') Faillietverklaring. 25 bomt ber ©qdje üble Sebeutung unter, unb baê SBort ,'SAt ©lode Bat ÜBer ifin gelautet' galt für einen ©djhnbf. — 3dj fiatte audj in foldjen gatten ofine biel ©ebanïen fitngefiört; jefet jitterte id) Bor bem ©inbrud, ben biefer Sorgang auf baê ©emüt meineê ofineBin tief geBeugten Saterê mad)en toüröe. (Sr fiatte mir bertraut, baf) ex fid) beêfialB burdj einen be= freunbeten 3tatêfierrn an beu Sürgermeifter gemanbt fiaBe; unb ber Statêfierr, ein gutmütiger ©djtoafeer, fiatte ifim bie Suftdjerung gegeben, baf) bie Subliïation öieêmal ofine bie ©lode gefd)efien mürbe. Sdj feIBft aber roufjre auê ftdjerer duette, baê biefe 3ufïdjerung eine grunblofe mar. ®ennod). lief) id) meinen Sater in feinem arglofen ©lauben unb fiemüfite mid) nur, ifin für biefen %aq ju einer fleinen 9teife aufê Sanb ju unferen Ser= manbtcn ju bereben. SIBer er mottte, mie er mit fdjmerjlidjem Södjeln fagte, fein ftnfenbeê ©djiff nidjt bor bem böüigen Untcr= gang berlaffen. 2)a, in meiner Sïngft, fiel mir ein, bafj idj in bem fiinterfien Serfdjlage unfereê fefir tiefen unb gemölbien fietterê bie ©lode niemalê fiatte fctjlogen fiören. Sarauf fiaute idj meinen Slan. Eê gelang mir audj. meinen Sater ju Bereben, mit mir gemeinfdjaftlidj ein Serjeidjniê ÜBer bie bort lagernben SBaren aufjunefimen, moburdj, menn fbiïter bie ©eridjtêberfonen jur 2lufnafinte beê Snbentarë lamen, eine 2ibfürjung biefeë traurtgen ©efdjöftê fierBeigefüfirt mürbe. 2llê bie berfiöngniêbotte ©tunbe ïam, maren mir fdjon uïngft mrter ber ©rbe Bei unferer SIrbeit. ÜDtein Sater fortierte bie SBaren, id) Beim ©djein einer Saterne fdjrieb auf ein Slatt Saaier, ma8 er mir biftierte. ©in paarmal mar mir mofil gemefen, alê fiörte idj bon fern baê ©ummen einer ©lode; bann fpradj idj ein baar laute SSorte, biê baê ©djieben unb {Rfidén mit ben gaffern unb Kiften atten bon aufjen einbringenben ©djatt mieber oerfdjfang. 26 Sttteê fdjien gut ju gefien, mein Sater toar ganj in feine SCrBeit bertieft. ®a fiörte tdj blöfclidj broben bie fiettertür aufreifjen; bie alte Waab rief, idj toeifj nidjt mefir meêfialb, nadj mir, unb jugleidj brangen audj bie Haren ©djatttoeïïen ber ©lode ju unê fierafi. SDZein Sater fiordjte auf unb fefete bie fiifte, bie er in ben $ünben fiatte, auf ben Soben. ,®ie ©djanbglode!' ftöfinte er unb fiel toie ïraftloê gegen bie ÜEBanb. ,@ê toirb mir nidjtê gefbart.' — Slber nur einen Slugenblid; bann ridjtete er ftdj auf, unb efie idj nodj Seit Beïam, ein SBort ju reben, fiatte er fdjon ben SRaum ber» laffen, unb gleidj barauf fiörte idj ifin bie fieïïertrebbe fiinauf* fteigen. Sludj idj ging jefet in baê £auê fiinauf unb fanb meinen Sater, nacfibem idj ifin bergebenë in ber ©djreibftube gefudjt, im SBofinjimmer mit gefalteten §önben am offenen genfter ftefien. Sn biefem Slugenblid fiörte baê ©lodenlauten auf; im Katbauê brüfien, baê bon ber fielten SJlorgenfonne beleudjtet mar, tourben bie brei genfterflügel aufgeftofjen, unb tdj fafi ben ©tabtbiener bie roten Solfter auf bie genfterbante legen; an bem ©ifengelönber ber Katêtrebbe fiing fdjon ein ganjer ©djrnarm bon fialbertoadjfenen Suben. 9Jlein Sater ftanb unbetoeglidj unb fafi mit gefbannten Slugen ju. Sdj toottte ifin mit fanften SBorten fortjiefien. Slber er toefirte mir. ,Safj nur, mein fiinb,' fagte er, ,baë gefit midj an, idj mufj baê fiören.' ©o blieb er benn. S)er alte ©tabtfeïretar mit feinem toeifj= gebuberten Sïobf erfdjien brüBen in bem SDÏittelfenfter, unb toafirenb ifim jur ©ette jmei Katêfierren auf ben roten Riffen tefinten, bertaê er mit feiner fdjarfen ©timme auê einem Slatt Sabier, baê er in beiben ^anben bor ftdj fiielt, baê fionfurêurtel. Sei ber Haren grüfilingêluft brang jebeê SBort berfïfinblidj ju unê fierüber. SUê mein Sater feinen botten Kamen über ben SJiarfr fiinauê fbredjen fiörte, fafi idj ifin jufammenjuden; aber er fiielt 27 bennodj ftanb, Biê aüeë borüBer toar. ®ann jog er feine golbene UBr, bie er bon feinem Sater ererBt Botte, auê ber Safdje unb legte fte auf ben Sifdj. ,©ie gefiört sur Ronlurëntaffe' l>, fagte er, ,fd)Iie|e fte in bie ©djatuüe'), bantit fte morgen mit berftegelt merbe.' Sim anberen Sage ïamen bie $erren sur Serftegelung; aBer mein Sater ïonnte baê Sett nidjt berlaffen; er mar in ber Stadjt bom ©riBIage getroffen morben. — Sïlê eintge SDÏonate fbftter unfer #auê berïauft toar, tourbe er in einem Sraglorb, ben mir auê bem Rranlenfiaufe gelieBen, nadj ber Iteinen SBofinung geBradjt, bie mir am ©nbe ber ©tabt für unê gemietet Batten. Stort fint er nodj neun Safire geleBt; ein gelSfimter unb gebrodjener Sftann. Sn feinen guten ©tunben beforgte er Meine Kedjnungen unb ©djreibereien für anbere; baê meifte fiabe idj mit meiner $ünbe SIrbeit berbienen müffen. Stamt aber ift er in fefter $offnung auf bie Sarmfiersigïeit ©otteê in meinen Sïrmen fanft berfdjieben. — Kadj feinem Sobe lam idj su guten Seuten; eê mar baê $auë beiner (Srofjeltern." 2Mne alte greunbin fdjmieg. 3d) nber badjte an $arre. — „Unb fiaft bu benn," fragte idj, „müfirenb ber gansen geit audj niemalê eine fJladjridjt bon beinem Sugenbfreunbe erfialten?" „Sftiemalë, mein Rinb," ermiberte fte. „SBeifjt bu, §anfen," fagte idj, „bein $>arre gefaltt mir nidjt, er mar ïein SDÏann bon SBort!" ©ie legte bie #anb auf meinen Slrm. ,,©o barfft bu nidjt fbredjen, Rinb. 3ann aber, alê faöe er bor ftdj etmaê, bor bem er fie befdjiajen müffe, rig er feine grau unb bie beiben finaben fiaftig an ftdj, Blitfte pe mit tropiofen Slugen an unb pöfinte ïaut. Unb alê idj ifim jurebete: ,2Birf beine ©orgen auf ben fterrn, 3Rartin 1' ba rief er berjtoetfelnb: ,ftarre, ftarre, baê pnb nidjt mefir bie ©orgen, baê ift bie Sïrmut felBPt 3Mb mirb pe fiber meine Seidje toeghiedjen; mem SBeib, o meine ïieben JHnber, pe merben ifir nidjt entrinnen!' @ê ip ein eigen Sring um ein ©terbebett; idj toeig nidjt, ofi ©ie eê ïennen, mein ntnger greunb. Slber in biefem SfogenBlirie berfbradj id) meinem fterBenben SReifter, Bei ben ©einen auêju= fiaïten, Biê baê ©efbenp, baê feine Iefete ©tunbe ftorte, pe nidjt mefir mörbe erreidjen ïönnen. Unb alê id) baê berfbrodjen, lieg aud) ber %ob nidjt mefir auf pdj marten. Seife fdjritt er jur ïfir fierein. 3Rarttn ftredte bie ftanb auê; idj meinte, er motte pe mir nodj reidjen, aber eê mar ber unpdjtbare S3ote beê fterm, ber pe ergriff; benn efie idj pe Berfifirte, fiatte baê Seben meineê jungen SKeiperê anfgefiört." SKeht Steifegefdfirte nafim feinen ftut ab unb legte ifin bor pdj auf ben ©djog; fein meigeê ftaar mefite tn ber urnen SRittagêluft. ©o fag er fdjtoetgenb, alê meifie er biefe Slugenbtide bem Sin» 41 benlen beê langft berftorbenen greunbeê. — 24 «&er »"»&te &« SBorte gebenfen, bie meine alte ftanfett eittft ju mir gefbrodjen: „@ê gibt nod, anberê Singe alê ben Sob, bie beê «JRenfdjen SBiCen jmingen." 13 mar bemtod, ber Sob gemefen, ber bie Sebenben getrennt batte. ®enn eê berftefit ftdj, bafj idb über bie «erfon beffen, ber an meiner ©eite fafj, niefit mefir in 3toeifel fein ïomtte. Katfi etniger fielt begann ber Sttte feine ©rsafilung mieber, inbem er langfam fein ftaubt fiebedte. „24 fiabe mein gegebeneê SBort gefialten," fagte er; „aber ba id, eê gab, bradj idj ein anbereê; benn id, fiabe mm nidjt mieber fortgeïomtt. ®ê jeigte ftd, balb, bafj bie Seefififtniffe «od, jer= rütteter maren, alê idj biêfier gemufjt. ©tnifle SJtonate nad, bem Sobe beê SRanneê tourbe nodj ein britteê fiinb, ein SMbdjwt geboren; unter biefen ïtmftanben eine neue ©orge ju ben alten. 24 tat baê «Weinige; aber 2afir auf Safir berging, unb baê ©lüd tooHte immer nodj nidjt einfefiren. Unetadbtet idj nidjt nur meine ganse fttafr, fonbern audj bie (grftmrntffe ber lefeten Safire fihtgab, gelang eê ntir nodj immer nidjt, ben fiambf mit jenem ©efbenfte ber Sïrmut ftegreid, su beenbigen; id, fafi eê Har, toenn eine audj nur ettoaê toeniger treue unb forgfame ftanb an meine ©teBe trat, fo maren meine ©djufebefofifemm ifim berfaïïen. Oft freiïidj mttten in ber Slrbett überfteï mid, baê ftebntoefi unb nagte unb jefirte an mir; mefir alê einmal, toenn ber «JBeigeï, ofine bafj id, barum getoafir tourbe, müfjifl in meiner ftanb lag, bin idj erfdjredt bor ber ©ttmnte ber guten grau s«f«ntmen» gefafiren; benn meine ©ebanïen toaren fort in bie fteimat, mb eine gans anberê ©timme toar in meine» Dbten. S« «einen Srüumen, fafi idj ben Surm unferer SJaterftabt; anfarojttdj im fielten ©onnenfdjein, umïretft bon einem fteer bon ©djmarben; frater, toenn ber Xraum mir toiebertom, fob idj ifin fdjUJors unb 42 örofjenb tn ben leeren ftimmel ragen, ber fterbftfturm tobte, unb tdj fiörte bie grofjen ©loden anfdjlagen; aBer immer, audj bann, lefinte -Sïgneê oBen auf bent ©elSnber ber Slattform; fte trug nodj ba§ Blaue fileib, toorin fte bort bon mir SIBfdjieb genommen Batte; nur mar eê ganj jerriffen, bie leidjten gefeen flattertenin Ber Suft; ,9Bann lommen bie ©djtoalfien mieber?' fiörte \$ e§ rufen: 34 erïannte ifire ©timme, aBer fte Hang troftloê in bem SBetjen beê ©turmeê. — SBenn idj nadj foldjen Sraumen er= madjte, fö fiörte idj mofil im fitoielidjt bie ©djmalBen auf ber ©adjrinné üBer meinem genfter jtoitfdjern. 3n ben erften 3afiren fiatte idj ben Sïobf aufgeftüfct unb mir baê fterj bollftngen laffen bon ©efinfudjt unb fteimtoefi; fbater lonnf idj'ê nimmer ertragen. SRefir alê einmal, menn baê ©ejmitfdjer ïein @nbe nefimen moHte, fiaBe idj baê genfter aufgeriffen unb bie lieben SSögel fortgejagt. Sïn einem foldjen SJtorgen erïISrte idj einmal, bafj idj nun fort muffe, bafj eê jefet enblidj geit fei, audj an mein eigeneê Seben ju benïen. SIBer bie beiben finaben bradjen in ïaute 2Beö= ïlagen auê, unb bie ÜRutter fefete, ofine ein SBort §u fagen, ifir Södjterdjen auf meinen ©djofj, baê fogleidj bie flemen Slrme feft urn meinen ftalë fdjlang. — SDÏeln fterj fiing an ben Sinbern, lieber fterr; idj fonnte bie Jtinber nidjt berlaffen. — 34 badjte: ,33Iei6 benn nodj ein 3&fir.' Ster Slbgrunb jtoifcfien mir unb meiner 3ugenb murbe immer rief er; juïefet lag alleê mie unerreidjbar fiinter mir, mie Srfiuine, an bie idj nidjt mefir benïen bürfe. — 3dj toar fdjon über bie SSterjig fiinauê, ba fdjlofj idj auf ben SBunfdj ber fdjon fierangetoadjfenen Sinber baê ©fiebünbniê mit ber grau, beren eindige ©tüfee idj fo lange getoefen toar. ttnb nun gefdjafi mir etmaê ©eltfameê. 34 toar ber grau, toie fte eê au4 gar toofil berbiente, ftetê bon fterjen gut getoefen; 43 nun aBer, feit fte mir unauftöêlidj angefiörte, Begann in mir ein SBibertoitte, ja faft ein ftafj gegen fte ju macfifen, ten id) oft nur mit SÖiüfie ju berbergen mufjte. 80 ftnb mir SDtenfdjen; id) marf in meinem fterjen auf fte bie ©djulb bon attent, maê bod) nur bie golge meiner eigenen ©djroödje mar. ®a füfirte ©ott ju meinem £>eil mid) in 33erfud)ung. ©8 mar eineê ©orattagê in ber ftodjfommcrjeit. SSir madjren einé Sanbpartie nad) bem Benadjbarten ©ebirgêborfe, mo ein SSermanbter ber gamilie roofinte. Sic Beiben ©öBne mit iBrem ©djmcfterdjen maren unê beiben Sllten roeit borauê; ifir Slaubern unb Sadjen mar in bem SBalbe, burdj ben ber 2Beg füBrte, fdjon ganj berfdjoïïen. 2>a mad)te meine grau mir ben 33orfdjlag, einen iBr Betonnten Stidjtfteig *) entlang eineê ©teinbrudjeë einju= fdjlagen, um fo toomöglid) ben Sungen auf bem ftaubtmege nod) juborjulommen. ,3dj Bin alê S3raut mit SCRartin Bier gegangen/ fagte fte, alê mir feittocirtê in bté Sintnen Bogen; ,etmaê meiterBin pjlüdten mir bamalê eine bunïelblaue Slume; idj mödjte miffen, oB fte nodj bort ju finben ift' fJtadj ïurjer fcit fiörte an unferer einen ©eite ber SBalb auf, unb ber gufjtoeg lief nun bidjt an bem Stanbe beê abfdjüffigen ©efteinê Bin, mfifirenb bon ber anberen ©eite ftdj S3rom6eer* ranlen unb anbereê ©ebüfdj bidjt ficranbröngte. — SDteine grau fdjritt rftftig bor mir auf. 3dj folgte langfara unb mar Balb in meine alten Sr8umereien berfunïen. SBie bie berlorene ©eligfeit lag bie fteimat bor meinen ©innen, unb grüBelnb, aber bergebenê, fudjte idj nad) einem SBeg bafiin. Shtr mie burdj einen ©djleier faB idj, bafj eê nadj bem 33rud)e ju ganj blau bon ©enjianen *) 'j Sc li maler Pfad, kürzer als der Hauptweg. ') Schone, dunkelblaue Blume; gentiaan. 44 tourbe, unb bafj nteine grau ftdj ein SJÏaï um baê anberê nad) biefen 33tumen büdte. SBaê Simmerte midj baê aüeë! — S)a fiör' idj plöfelidj einen ©djrei unb fefie, toie fte mit ben ftihtben in bie Suft greift; idj fefie audj fd)on, toie unter Üjren güfjen baê ©eröll fidj löft unb jmifdjen ben Slippen fortpoltert, unb jerjn ©djritte toeiter abtoürtê ftefit ber gelë lotredjt ÜBer bem SIBgrunb. Sdj ftanb toie gel&fimt. ©ê Braufte mir in ben Dfiren: ,83lei6; lafj fte ftürjen; bu bift freil' Slber ©ott fialf mir. Shtr einen ©eïunbenfdjïag, ba mar idj bei ifir; unb, mid) über ben 9tanb be§ geïfenê toerfenb, ergriff id) ifire ftanb unb fiatte fte glüdTtcB ju mir fieraufgejogen. ,ftarre, mein guter ftarre,' rief fte meinenb, ,fdjon mieber fiat beine ftanb mid) bom Slbgrunb gerettet!' SBie glüfienbe ïrobfen ftelen biefe SBorte in meine ©eele. Sn al! ben Safiren toar ïein SBort ber 33ergangenfieit ÜBer meine Sibben gefommen; juerft auê jugenblidjer ©d)eu, baê fteiligfte fiinauëjugeben, fpatcr mofil in bem unbetoufjten S3ebürfniê, ben inneren groiefpalt ju berfiefiïen. Sefet blöfeïidj brangte eê mid), aïleê ofine FJtüdfialt ju offenBaren. Unb am Dtanbe beê Slbgrunbeê fifeenb, fdjüttete id) mein fterj auê bor ber grau, bie id) ïurj gubor barin begraben gemünfdjt fiatte. Slud) baê berfdjtaieg id) ifir nidjt. ©ie Brad) in fieftige Srünen auê; fte toeinte über midj, üBer ftdj feIBft, am ïauteften ïïagte fte über Sïgneê. ,ftarre, ftarre,' rief fte, aber fte legte ifiren fiobf an meine SSruft; ,baê fiaBe idj nidjt getoufjt, aBer eê ift nun ju fpfit, unb nieinanb ïann, biefe ©ünbe bon Unê nefimenl' ©ê mar nun an mir, fte ju Berufiigen; unb erftmefirere ©tunben fbüter trafett toir in bem Sorfe ein, too unfere ftinber unê fdjon lüngft ermartet fiatten. Slber feit jener Seit mar meine grau mit ifirem milben unb geredjten fterjen meine Befte greunbin unb ïein ©efieimniê mefir jtoifdjen unê. — ©o gingen bie Safire fiin. 45 Ktaim «*« fte eê bergeffen ju fiaben, ba& idj üjre unb ber Sinbet SSofitfafirt mit einem fremben ©lüd bejafilt fiatte, unb audj in mir murbe eê ftiöer. 3htr menn im grüfiling bie ©djmaïben mieberïamen, ober audj frater im Safir, menn fte in ber ®fimmerung nodj fo aïïetn bon allen SJÖgeln inê SIbenbrot fiineinfangen, bann überfiel'8 mid) mit ber alten 93ein, unb id) fiörte nodj immer bie ïiebe, iunge ©timme, nod) immer ïlang eê mir in ben Dfiren: ,33ergif3 baê SSieberïommen nidjt 1' ' ©o mar'ê aud) fieuer eineê Slbenbê. Sffi fafi bor unferer ftauêtü» auf ber S3anï unb blidte in ben bergefienben Eageêfdjein, ber burd) eine Süde ber ©trafje über ben ienfeitigen «Jtebfifigeln ftdjtbar mar. ©tn Sötfiterdjen unfereê iöngften ©ofineê mar mir auf ben ©djofj geKettert unb fiatte eê ftd) frielmübe in ©rofjbaterê SIrm bequem gemadjt. Saïb fielen bie Heinen Slugen ju, unb aud) baê SIbenbrot berfcfimanb, aber brüBen auf beê Kadjbarêfcadj faf} nod) im fcunïeln eine ©djmalbe unb stoitfdjerte leife mie bon bergangener 3eü. ®a trat meine grau auê bem ftaufe. ©ie ftanb eine SBeile fdjmeigenb neben mir, unb alê id) nidjt aufrlidte, fragte fte mid) fanft: ,Söter, maê ift bir?' unb ba id) nid)t antmortete unb nur ber Ss'ogeïfang auê ber ®ammemng fierübertönte: ^ft'ê benn mieber einmal bie ©djmalbe?' ,$>u meifjt'ê ja, aJhttter/ fagte id), ,bu fiaft ia aüejeit mit mir ©ebulb gefiafit' Slber td) lannte fte nod) nid)t gans; fte fiatte mefir alê baê für mid). ©ie legte beibe ftanbe auf meine ©djultern. ,SBaê melnft?' rief fte, inbem fte mid) mit ifiren alten, guten Slugen anblidte, ,mir ïöroten'ê iefet ja leiften, bu mufjt bie Sïgneê mieberfefien, bu fiStteft ia fonft ïeine 8htfi im ®rab bei mir!' gdfi mar faft erfègredt burd) biefen SSorfifilag unb moDte ©in» menbungen madjen, fte aber fagte: ,©tetl'ê ®ott anfieünt' - 46 $aê fiaB' id) Benn getan; unb fo ift eê geïommen, bafj idj nodj einmal fieimïefire; ajer/ toenn toir j,ur^g %ov &ej; ^ SaïoB mirb mofil nidjt mefir blafen." aJtein Keifegefafirte fdjmieg. Sdj aber fiielt nun nidjt langer jurüd, benn idj mar im Snnerften Bemegt. „Sdj ïenne ©ie," fagte idj, „idj ïenne ©ie fefir mofil, ftarre Senfen; audj Sïgneê ïenne idj; fte fiat biele Safire im ftaufe meiner ©rogmutter gelefit, fte ift mir feIBft mie meiner «Dhttter SJhttter. Sluê tfirem eigenen SKunbe fiaBe idj alleê erfafiren, audj baê, toaê ©ie berfdjtoiegen fiaBen." ®er Sllte faltete bie ftSnbe. „©roger, gnSbiger ©ott!" fagte er, „fo leBt fte nodj unb ïann mir nodj bergeBen!" Sttir afinte menig, bafj idj eine ftoffnung angeregt fiatte, beren (SrfüIIung fdjon im Steidje ber ©djatten lag. Sdj ermiberte nur: „©ie ïannte ifiren Sugenbfreunb; fte fiat ifin niemalê angeïlagt." — Unb nun erjafilte idj. ©r fiörte in atemlofem ©djmeigen m unb nafim Begierig jebeê SSort bon meinen Sibben. ®a Hatfdjte ber Softiïïon mit feinet Seitfdje. ®er fhtmbfe £urm unferer Saterftabt mar am ftorijonte aufgetaudjt Sllê id) mit bem ginger bafiin mieê, fagte ber Sllte meine ftanb. „3Rein junger greunb," fagte er, „tdj jittere bor ber nadjften ©tunbe." Kidjt lange, fo raffelte unfer SBagen über baê ©teinbflafter ber ©tabt. 33ei bem fdjönen fterbftmetter maren biele Seute auf ben ©tragen, unb ba idj lange fort gemefen, fo erfiielt idj alê aKBeïannteê ©tabffinb fortmafirenb leBfiafte ©rüge bon ben S3orüBergefienben. ®en fremben ©reiê an meiner ©eite frreifte fiödjftenê ein JBIid ber SJermunberung ober mofil au^ ber Keu» gierbe. ©nblid) fiielten mir am ©aftfiofe, unb fiier bad)te idj für fieute bon meinem greunbe SIBfdjieb §u nefimen, benn er münfcfite feinen erften ©ang nadj ©t. Sürgen attent ju madjen. 47 ®in paar SDtütuten fbüter toar id) ju ftaufe, umringt bon ©Item unb ©efdjmiftern. „Sllleê toofil?" toar nteinc erfte grage. „®u ftefift eê, Bier ift atteê gefunb," ertoiberte meine ÜJhttter, „fonft aBer — eine finbeft bu nidjt mefir." „ftanfen!" rief td); benn an toen anberê fiütte idj benfen foHen. SDleine SJtutter nidte. „SIBer toaê erfdjredt bid) fo, mein fitnb ? Sfire Safire maren bafier; Beut in ber gröfie ift fte in meinen Strmen fanft entfdBIafen." 3d) erjöfitte, toen id) mitgeBradjt, in fliegcnben SBorten; unb toafirenb alle nod) tief erfdjüttert ftanben, berliefj id), ofine meine Sleiber ju toedjfeln, baê ftauë; jcfet burfte id) ben alten SJÏann nidjt afletn laffen. Sdj ging juerft nadj bem ©aftfiofe, unb nadjbem id) bort erfafiren, baf) er fort fei, gerabeëtoegê bie ©trafje fiinauf nad) Sr. Sörgen. Sllê id) bort anlangte, fafi tdj ben ©böfcitftefer, ben ber %ob ju berfdjmafien fdjien, mirten auf ber ©trafje bor bem Stiftêfiaufe ftefien. ®ie ftanbe auf bem Kilden, miegte er fidj befiaglidj in ben fittien, toafirenb er unter bem Breiten Scfitrme feiner SJÏürje nadj bem einen ©iebel fiinaufftierte. Sllê idj mit ben Slugen ber Kidjtung folgte, fafi idj bort auf ben oberften Srepben, ia fogar auf ber ©lode, bie oben in ber burdjbroajenen SRauer fiing, eine grofje SJfenge SdjtoalBen eine neben ber anberen fifeen, toafirenb einjelne um fte fier fdjwarmten, ftdj fiodj in bie Suft erfioben unb bann mieber fdjreienb unb jtoitfdjernb ju ifinen jurüdfefirten. ©inige bon biefen fdjienen neue ©efafirten mitjuBringen, bie bann neBen ben anberen auf ben 3Kauerjinnen spiafc ju ftnben fudjten. @ê fiielt mid) untoiïïfürlidj feft. Sdj fafi eê toofil, fte rflfteten fidj jur Dietfe; bie Sonne ber fteimat mar ifinen nidjt mefir toarm genug. — S)er alte SJïenfdj neBen mir rif) bie ÜRüfce bom fiobf unb fdjmenïte fte fiin unb fier. „ftufdjl" lallte er, „fort mit eudj, ujr ©aïermenterê l" — Slber nodj eine SBeile bauerte baê ©djau= fbiel bort oben auf bent ©iebel. ®a blöfclidj, toie emborgemefit, erfioben fid) fömtlidje ©djtoalben faft fenfred)t in bie Suft, unb in bemfelben Slugenblid toaren fte aud) fdjon ftmrtoë in bem blauen ftimmelëraum berfdjtounben. ®er ©pöfenfteter ftanb nodj unb murmelte unberftanblitije SBorte, toafirenb idj burdj ben bunfeln Xottoeg in ben ftof beê ©tifteë ging. — 2)er eine genfterflügel bon ftanfenê ©tube ftanb toie einflenë offen; audj baê ©djtoalbenneft toar nodj ba. Sögerob ftieg id) bie Srebbe binan unb öffnete bie ©iuBentiir. S)a lag meine alte ftanfen frieblidj unb ftiH; baê Seintud), momit man fie Bebedt Batte, mar jur ftölfte jurüdgefdjlagen. Sluf ber fiante beê SSetteê fafj mein SReifegefiifirte, aber feine Slugen toaren über ben Seidjnam toeg auf bie nadte SBanb geridjtet. Sdj faB eê toofil, biefer ftarre 33lid ging über eine leere, ungefieure Surft, benn am jenfeittgen Ufer ftanb baê unerreidjBare Suftbilb feiner Sugenb, baê jefet mit reifjenber ©d)neue in ®unft jerftofj. Sdj Batte midj, anfdjeinenb ofine bon ifim Bemerlt ju toerben, in ben Sefinftufil an baê offene genfter gefefet unb Betradjtete baê leere ©djtoatBenneft, auê bem nod) bie ftalme unb gebern fierborfafien, bie etnft ber nun fïügge getoorbenen S3rut jum ©djufce gebient fiatten. Sllê idj mieber inê 8immer Blidte, mar ber Sïobf beê alten SDtanneë bidjt ÜBer bem ber Seidje. ®r fdjien mie finnbertotrrt bieê eingefallene ©reifenantlifc ju Betradjten, baê mit bem brofienben ©rnft beê Sobeê bor ifim lag. „fiönnte idj nur einmal nodj bie Slugen fefien!" murmelte er. „SIBer ©ott fiat fte jugebedt." S)ann, alê müffe er eê ftdj betoeifen, bafj fie eê bennodj felber fei, nafim er eine ©tröfine beê grauen glön= jenben ftaareê, baê ju Beiben ©eiten bom ftaubte auf baê Setntuaj fierafiffofj, unb liefj eê IieBïofenb burdj feine ftctnbe gieiten. 49 „SBir ftttö gu fpfit geïontmen, ftarre Senfen," rief idj fdjnterjlidj. •Sr blidte auf unb nidte. „lint fünfgig 3<*fi*e," fagte er, „baê Seben ift audj fo bergangen." ®ann, toafirenb er langfatn auf= ftanb, fdjlug er baê Safen jurüd unb bedte eê über baê ftiue SIntlife ber Soten. ©tn SBinbftofj fitbr gegen baê genfter. ÜDJir toar, alê fiörte idj bon braufjen, fern auê ber fiödjften Suftftröntung barin bie ©djtoalben jiefien, bie tefcten SBorte ifireê alten Siebeê: Sllê idj toieberïant, alê idj toieberïam, toar alteê leer \) ') Aus dem RUckertschen Gedicht: „Aus der Jugendzéit" Brouwer u. Ras, Von deutscher Art. a. Kunst, I. 4 2>c* fiiUe SWuftïant. ga, ber alte 9Mtftnetfter! — ©firiftian SJalentin Bief) er. — Sutoeilen tn ber ®ammerftunbe, toenn idj bor meinem Dfenfeuer traunte, toanbelt and) feine fiagere ©eftalt tn bent abgetragenen fcbtoarjen Sudjröddjen an ntir borüber; unb toenn er bann gleidj aïï bent anbern SSefudj, ben idj fdjmeigenb unb ungefefien Bier embfange, allmafilidj toieber ntetnent 33Iid entfcfitoinbet, jurüd* toanbelnb in ben bidjten SRebel, auS bent er ïurj jubor embor= getaucfit ift, fo jittert oft ettoaS in nteinem fterjen, als ntüfjte id) bie Slrme nad) iBtn auSftreden, unt ifin ju Balten unb ifint ein SBort ber Siebe auf feinem einfamen SBege ntitjugeben. * S« einer norbbeutfdjen ©tabt Batten toir Beibe mefirere SaBrc nebeneinanber gelebt, unb ber ïleine 3Rann mit bem bürftigen blonben ftaar unb ben BlafjBIauen Slugen toar eBenfooft gefeBen alê unBeadjtet an mir borübergegangen, bis id) eineS SageS in bene Saben eineS SIntiquarS mit ifim jufammentraf. S3on biefem Slugenblid an begann unfere «eïanntfdjaft; mir maren beibe S5üd)enammler, menn aud) jeber in feiner eigenen Slrt. S3ei meinem ©intritt fiatte id) eine iüuftrierte SluSgaBe bon ftauffS *) „8id)tenftein" in feiner ftanb Bemerït, toorin er, am Sabentifdje Iefinenb, ftdj mit 33efiagen §u bertiefen fdjien. „2>aS ift ein KebeS 33udj, baS ©ie ba fiaben," fagte id) gleidjfam alS ©rtoiberung feineS ©rufjeS, mit bem er trofc feineS eifrigen SlatternS mid) embfangen fiatte. T) Wilhelm Hauff (1802-1827), schwSbischer, romantischer Dichter: MSrchen der historische Roman „Lichtenstein" spielt in Schwaben. •51 ©r Blief te midj an. „9BirïIidj!" fagte er mit einem Slufleudjten feiner Blaffen Slugen, unb ein mafireê SinberlSdjeln berflarte fein fonft menig fdjöneê Slntlifc; „lieben ©ie eê audj? £>aê freut midj; idj ïann eê immer mieber lefen!" 8Bir ïamen nun inê ©efbrödj, unb idj erjafilte ifim, bafj idj im borigen Safire ben Drt ber ©idjtung befudjt unb ju meiner greube bie SSüfte beê Sidjterê auf einem gelfenborfbrung neBen ber bon ifim berfierrlidjten S3urg gefefiett fiStte. Slber er mar ïeineêmegê bamit jufrieben. „©ine S3üfte nur?" fagte er. „Sent SJtann fiatten fie bod) mofil ein ganjeê ©tanbfiilb fefcen ïönnen! ©ie lacfien ÜBer midjl" fefcte er gleidj barauf mit berfelben befdjeibenen greunblidjfeit fibiju. „Kun, freilidj, mein ©efdmtad mag mofil eBen nidjt ber fiödjfte fein." Sdj lemte ifin fböter nöfier lennen. ©ein ©efdjmad mar ïeineêmegê ein niebriger; aber mie er in ber fJJlufiï bei feinem ftafibn *) unb feinem SKojart') blieb, fo maren eê in ber SSoefie bie Haren grüfilingêlieber Ufilanbê 8) ober audj mofil bie friebfióf» ftillen ®idjtungen ftöltfiê *), bie id) aufgefdjiagen auf feinem Xifdje ju finben bflegte. SBenn mir nadj biefer fieit unê mieber Bei bem Slntiauar ober audj nur auf ber ©trafje trafen, fo bftegten mtc mofil nodj ein ©tfiddjen SBegeê miteinanber ju berblaubern, unb idj erfutjr nun, bafj er fiier in feiner SSaterftabt alê filabierlefirer lefie, aber nur >) Joseph Haydn (1732—1805), berühmter Komponist von Sinfonlen, Oratorien („Schöpfung", „Jahreszelten"). 3) Wolfgang Amadeus Mozart (1756—1791), berühmter Komponist von Opera („Don Juan", „Zauberflöte") und Sinfonien. 3) Ludwig Uhland (1787—1862), romantisch, schwübfscher Dichter: lyrische Gedichte, Balladen. ») Ludwig Hölty (1748—1776), v^lkstümlicher Dichter; melancholische Gedichte. 52 in ben ftaufern beê mittieren JBürgerftanbeê ober in mitteïïofen Seamtenfarailien feine ©tunben gebe; audj berfiefilte er ntir nidjt, ba| fein (Srtoerb nur ju einer Befdjeibenen SBofinung auê» reidje, toeldje er bidjt bor ber ©tabt in bent ftaufe eineê SSIeidjerê fdjon feit Scujren innefiabe. „(Si toaê!" fagte er( „eê ift fdjon redjt für einen alten Sunggefetten; man foü ftdj nur feine bummen ©ebanïen madjen! SBenn fie nidjt mit SBafdje jugebedt ift, fefie idj auê meinen genftern auf bie fdjöne grüne SSIeidj» toiefe; idj fiaB' alê Snabe fdjon barauf gefoielt, toenn idj unferen 3JlSgben bie fdjtoeren geugïörbe bort fiinauêtragen fialf; unb audj ber Styfelbaum, ber bamalê fa oft für midj n.efdjüitelt murbe, ftefit nodj ganj auf feiner alten ©teïïe." Unb in ber %at, idj fanb baê ©tübdjen fo übel nidjt, alê idj eineê Sïadjmittagê nadj einem gemeinfamen ©bajtergange mit ifim bort eintrat; bie SBlefe toar audj eben tofifdjefrei unb fanbte tfiren grünen ©djein inê genfter. Sin ber SBanb über bem ©ofa fitngen jtoei bet Beïannten Seffingfdjen ') SBalblanbfdjaften, auê bem Kadjlaffe feineê Saterê, mie er mir erjafilte; ÜBer bem offenftefienben, mofilerfialtenen filabier fiing, umgeBen bon einem bidjten Smmorteïïenfranj, ein meiBIidjer Srofilïobf in trefflidjer SSreibejeidjnung. SHê tdj Betradjtenb babor ftefienBIieB, trater ju mir unb begann faft fdjüdjtern: „Sdj mug eêSfinen toofiï fagen, benn ©ie toürben eê fonft faunt glauBen, bag biefeê eble Slntlife meiner lieben SJhttter einft gefiörte; aber eê ift toirflidj fo." „Sdj glaube eê gern!" ertoiberte idj; benn fein Slntlifc ftanb bor mir, mie eê mir nun fdjon oft bon greunblidjfeit berflört erfdjienen mar. ') Karl Friedrich Lessing (1808-1880), Historiën- und Landschaftmaler in Karlsruhe. Unb alê fiabe er meine ©ebanïen erraten, fefete er fiinju: „öadjeïn Batten ©ie fte fefien foïïen; baê 33ilb ift bodj nur tot." Stïê mir fpater auf feine SieBIingêlomboniften ju fbredjen ïamen, griff er gïeidjfam §ur ©rlimterung bann unb mann ein paar Saïte auê biefem ober jenem ©afe ') auf ben Saften; ba idj ifin bann aBer erfudjte, nun bocfi meitergufpielen, murbe er faft berïegen unb fucfite mir auêiumeicfien; enblidj, alê tdj bringenbet murbe, fagte er angftlicfi: „Dfi, Bitten ©ie midj nidjt barum, idj fbieïe feit bieten Safiren fdjon nidjt mefir." „SIBer fiier!" ermiberte idj unb mieê auf eine Sartitur bet Safireêjeiten 8), bie aufgefdjïagen auf bem SMbete 8) lagen, „baê ïönnen 3fête ©djütet bodj nidjt fbielen." (£t nidte etfrig. „Sa, ja; aber baê lefe tdj nur; man mufj fo etmaê fiaBen Bei bem fteten (Sïementarunterridjt; — eê ift rieftg, mie ein SJlenfdj baê aïïeê fo fiat fdjteifien ïönnen!" Unb er fdjïug begeiftert bie Slatter in bem grofjen Sïotenbudje fiin unb fier. , Sllê idj nadj einiget 8eit fortgtng, fafi idj braufjen an feiner 3immertür einen 3ettël mit Oblaten *) angeïïebt, motauf eintge ïaïte auê einem SJcojartfdjen Ave verum 6) in etmaê ftaïigen Sloten fiingefdjtieBen maren; bei fböterer SBieberfioIung meineê Sefudjeê Bemerïte idj, bafj biefer Settel bon $eit %u geit erneuert murbe unb entmeber mit bem ©brudj eineê ©djriftfteüerë ober, maê meiftenê ber galt mar, mit ein baar Saïten auê irgenbeinem alteren Sonmerïe befdjrieben mar. Sllê idj ifin bann einmal megen ') Melodie, durch bestimmten Schluss abgerundete Tonreihe. s) Sieh Bem. 1 S. 51. s) Notenpuit = muzieklessenaar. 4) Dunnes Teigbiattchen zum Siegeln und zum Ankleben = ouwel. 5) „Ave verum corpus" = „sei gegrüsst, wahrer Körper", Anfangsworte eines Mozartschen Kirchenliedes. 54 biefer ©eltfamïeit fiefragt, fafi idj toieber jeneS fiinberladjeln in feinem SIntftfc aufteudjten. „Sft ba8 nidjt ein guter ©rufj," fogte er fierjlidj, „toenn man mübe in fein ïleineê fteim jurüdïefirt!" SBir batten foldjertoeife fdjon langere 3eit in einem gemiffen Serfefir geftanben, ofine bafj idj Sftfiöereê bon üjm erfafiren fiatte; ba toar e§ eineS fterfiftabenbS, atë idj ifin beim ©djein ber ©fcafjenlaterne, bie eben angejünbet murbe, au8 bem ïormeg eineê grofjen ftaufeê ïommen faö. ®a tdj nidjtS borfiatte, afó nadj angeftrengter SIrbeit midj burdj ein toenigeê ©trafjauf=unb= abgefien ju erfrifdjen, fo rief idj ibn an, unb er nidte freunblidj, ba er midj erlannte. „©eit toomt, lieber grewtb," fragte idj, „geben ©ie benn bei SraftbentenS ©tunbe?" ©r ladjte. „Sdj ? ©ie fdjerjen toofil! Stein, bie ©tunben bat ber junge Seibjiger ©oïtor. ©ie ïennen ibn bodj! ©in exjeïïenter SDhtfiler; er fiat mir neulidj toofiï über eine ©tunbe borgefbielt; idj berftdjere ©ie, ein fierrlidjer junger 3Jlann!" „Kennen ©ie ifin fdjon fo genau?" fragte idj lüdjelnb. „D nein, nidjt toeiter; aber ein foldjer SJcufiïer mufj audj ein guter SJtenfdj feinl" 2>agegen toar nidjtö einjutoenben. „fiönnen ©ie ein toenig mit mir fdjlenbern?" fragte idj. ©r nidte unb ging fdjon bie ©trafje mit mir fiinab. „Sdj gab foeben meine lefcte ©tunbe," fagte er; „ber Sodjter eineê ©djul= lefirerê, ber bort binten auf bem ftofe toofint. ®aS ift audj fo ein golbeneê fterj unb ein SJhtftïgenie baju." „Slber laffen ©ie bie fiinber nidjt in Sfire SBofinung ïommen? ©ê ift ja nidjt fo toeit bafiin." ©r fdjüttelte ïadjenb ben SSotf. „9ïein, nein, ba§ bürfte idj toofiï 55 nidjt berlangen! SIBer f i e freilidj, fie ïontmt aud) ju mir fierauê; nur ift fte efien jefct auê einer fdjmeren Sïranïfieit aufgeftanben. ©ie fangt fd)on an, ben SJÏojart ju "traf tieren; unb eine ©ttmme Bat fte! — Slber baê ift fürê erfte nodj ju früfi, benn fte jafilt erft bréijeBn 3afire." „©ie geBen alfo aud) ©efangunterridjt?" fragte id). „Sta merben ©ie ber einjige Bier fein, ber baê berftefit!" „®i, ©ott bemafire!" ertoiberte er; „aber bei iBr, ba ber ©dt)ul= metfterêtodjter bie grofjen «Dïeifter unerfdjminglidj ftnb, mödjte idj eê gleidjmoBI bod) berfudjen, menn ©ott unê Seben fdjenït. — 3dj fiafie früBer einmal mit einer alten auêgebraudjten ©angerin unter einem Sadje gemofint, bie einft ju SJcojartê Beiten eine fJtoïïe gefbielt unb audj ifim felBer mofil ju ®anï gefungen fiatte. Sfire arme alte Kefile mar freilidj jefet nidjt biel Beffer alê eine Sürangel; ja, ein mutmiiïigeê SJcabdjen — eê mar bie Sodjter meineê bamaligen SBirteê," fe&te er leife fiinju — „meinte fogar, fte gleidje ber unfereê gefangliebenben ftauêtiereê, unb nannte bie gute Sllte ftetê ,©ignora Katerina'; aber ©ignora Katerina hmfjte gleidjmofil, maê ©efang mar, unb mir beibe BaBen mandjeê fürdjterlidje ®uo miteinanber auêgefüfirt. ©ie ïonnte nie genug babon beïommen; idj aber lernte babei nadj unb nadj ifire ganje ©efangêmetfiobe ïennen. ,3Jlerïen ©ie mofil auf, SttonpeurSMentin!' ^flegte pe ju fagen, fioB pdj babei auf ben gefien unb fagte mit ben gingerfbifcen ber einen ftanb in ifire ftetê nidjt eben faubere EüII&aufie: ,©o moïïte eê ber groge SJcaeftro!' Unb bann fdjog mit ungemeiner ©idjerfieit unb oft überrafdjenben Slfjenten eine Koloratur ju irgenbeiner SJcojartfdjen Slrie auê bem alten bürren ftalfe. — ftatte idj nadj ifirer STteinung meine Sadjen gut gemadjt, bann jog pe mofil ifir ftetê gefüEteê ïriftalleneê Sïafdjböêdjen auê ber Safdje unb Pedte mir mit eigenen biirren gingern eine 56 Sfeffermin^aftille tn ben SRunb. — ©ott fiab' pe feïig, meine alte greunbin!" fagte et mit plofclidj meidjer ©thnme. „SBer toeifj! SSteïletdjt ïann nod) ein jungeê Seben bon biefen lefeten SInpren* gungen einer ©reipn broptieren; benn" — unb er ïlobfte mit bem ginger gegen feine ©tirn — „Bier fiaB' id) aïïeê mofil bermafirt, mie eê einp ber unperBlidje SJteiper bon ber iungen Srimabonna gefungen fiafien moïïte." „©ie BaBen mir," Begann id), ba mein greunb iefct fcfimieg, „nod) nie bon Sfirer gugenbjeit gefbrodjen. SBurbe in 3firem ©Iternfiaufe and) 3Jhtp£ getrieben?" „greilidj," ermiberte er; „meêfialB mare id) benn fonp ein SJhtpïer gemorben!" „Kur beêfialb, lieber greunb? $aê glaube id) Sfinen nidjt." „Kun, nun; eê mag aud) mofil mein mirïlidjer 83eruf getoefen fein; aber eine Kobffdjmfidje fiat mid) immer fefir Befiinbert; ofi, Sie benïen nidjt, mie fefir! — Sllê idj in einer Sorfïirdje jum erftenmaï bie Drgeï fiörte, Bradj idj in ©djludjjen auê, bafj man eê gar nidjt pillen ïonnte. ®aê mar nidjt bie ©emaït ber SJhtpï; benn eine Sürfdjelle, bie unberfefienê über mir löutete, fiatte ganj biefelbe SBirhutg; — eê mar mein armer fdjmadjer Kobf, ben idj fdjon alê Snabe jmifdjen meinen ©djultern trug." — ©r blieb einen Slugenblid ftefien, unb id) fiörte ifin feufsen, alê menn er eine Srauer nieberïambfe. „SJcein Sater," fufir er nadj einer SBeiïe fort, „mufjte bon foldjen Smtgen nidjtê; er mar ein SJlann auf ben SSunït, ein angefefiener, bieïBefdjaftigter Slbboïat in biefer ©tabt. SJlente liebe SKutter berlor idj fdjon in meinem jmölften Safire; feitbem lefite idj mit ifim allein; benn meine ©efdjmifter maren alter alê idj unb aüe fdjon bon ftaufe fort. Slufjer feinen Slften unb einer auëgemafilten gefdjidjtlidjen Sücfierfammlung, bie idj trofc aUer O < ©rmafinung rttdjt ju Benu&en berftanb, Batte er nur eine SieBï BaBerei, unb baê war bie 3Jhtfïf; ia, icB ïann mofil fagen, bafj irS meinen fiflUptföcfilicBften ttnterridjt bon ifim erfialten BaBe. — ©ê mare bietteidjt Beffer bon einem anbern gefdjeBen. ©ie merben midj nidjt mifjberftefienl SJÏir fefiït nidjt baê banïBare ©ebadjtniê für feine lieBeboïïen SDÏüfien; aBer er murbe, menn meine Kobffdjmadje micB Befiel, leicfit ungebulbig, Beftig, maê midj bod) nur ganj bermirrte. Sdj BaBe berjeü biel baburdj ge= litten; jefct meifj idj'ê mofil, er ïonnte nidjt bafür; Bei feinem rafdjen ©inn ïonnte er nidjt berftefien, maê in mir borging; er faB bar in nidjtê alê eine ongeborene SrögBeir, bie nur auf gerüt telt merben müffe. 2I6er an einem Sage — idj ftanb fdjon bor ber Konfirmation — ba ïam ifim bennodj baê SBcrfranbntê. O, mein guter Sater, idj merbe baê nie bergeffen!" ©r ftredte biè SIrrae auê unb liefs fie mieber finïen; bann fufir er fort: „SBir fafjen im SBofinjimmer am Kïabier unb fbieïten eine bierfifinbige ©onate bon ©ïementt Sdj Batte am borfiergefienben Slfienb nodj fbat an einem fcfimierigen Kabiiel ber ftarmonielefire gefeffen unb Batte babon, mie meine felige 2Jlutter ju fagen bftegte, einen ,bünnen' Kobf in ben anbern Sag fitnüficrgenommen. SDZitten im FJlonbo ber ©onate oermirrten fidj meine ©ebanïen, idj griff mieberfiolt falfdj, unb mein Sater rief Beftig: ,3Bie ift baê möglid) ? ®u Baft baê ja fdjon jmanjigmal gefbielt.' — ©r fdjlug bie Slatter jurüd, unb mir begannen ben ©afc bon neuem; aber eê fialf nidjt, idj ïam über bie berfiangniêboEe ©teïïe nidjt BinüBer. S)a fbrang er auf unb marf feinen ©tufil jurüd. Sd) meifj nidjt, mie eê in anberen gamüien jugefit —. Bei aü feiner fteftigïeit, >) Muzlo Clement! (1757—1832), italienischer Komponist, Begründer des modernen Klavierspiels. 58 tdj Batte me bon meinem Sater einen ©djiag erfialten. @§ mag ifim mofil fonft nodj etmaê im ©emüt gelegen BaBen; Benn jefet, ba id) fdjon fafi ïein finaBe mefir mar, murbe er fo bon feinem 3orne fiingeriffen. „®ie Koten maren bom Sulbet fierafi auf ben gufjboben gefaüen; idj fioB pe fcbroeigenb auf; meine SBange Bramtte, unb in ber Sruft quoK eê mir auf, alê foïïe baê Slut ÜBer meine Sibben ftürjen; aber idj fefcte midj mieber guredjt unb legte meine gitternben ftönbe auf bie iEaften. Sïudj mein Sater fafj mieber neBen mir, 'unb ofine bafj ein SBort ober audj nur ein Slid gmifdjen unê gemedjfelt mare, fbielten mir bie ©onate meiter. 34 bjeifj audj nod) fefir mofil — unb idj fiaBe midj fbater oft feIBft gefragt, oB mofil ber grofje ©djmerj für Stugenblide meine firaft fo munberfiar belebt fiabe — aber eê murbe mir blöfeltd) IeitSt, bie Koten murben mie bon feIBft gu Sönen, alê maren gar ïeine meifjen unb fdjmarjen ïaften mefir bajroifdjen, bie meine unBefioïfene ftanb gu treffen fiatte. „,©iefift bu,' fagte mein Sater; ,menn bu nur mittfl!' „$ne ©onate mar gu @nbe; er ïegte, ba eê jefet fo ungemSfinïidj gtüdte, gleidj nodj ein anbreë 9Jcufifftüd aufê Sulbet, baê idj auein gu fbielen fiatte. — 34 fhtg audj tabfer an; aber ba mein Sater nidjt feIBft mttfbtelte, fonbern, midj fdjarf BeoBadjtenb, neben mir ftanb, fo murbe idj bermirrt unb müfite midj ber= gebenê, bie mid) fo btflfelidj üBerïommene ©idjerfieit feftgufialten. Sieüeidjt audj, bafj jen er fierfie 3auBer überfiaubt nidjt meiter retdjte! Gsê fdjmamm fdjon mieber mie Kebel um midj fier, meine alte SIngft fiepel nrfdj> unb — ba gingen bie ©ebanïen fiin; mie ftiegenbe Sögel, bie fdjon roeit bon mir in ber grauen Suft berfdjmanben. „34 ftrtette ni4t mefir. ,©cfilage nncfi ni4t, Sater/ rief iaj 59 unb ftiefj mit Beiben ftSnben gegen feine S3ruft; ,eê fefiït mir etmaê; eê ift in meinem Kopf; idj ïann ja nicfit bafür!' „SJÏein SJater, ba icfi fo ju ifim aufblidte, fafi midj fieftig an; aBer idj mag mofil totenblafj getoefen fein; icfi fiatte oBnebieê nur toenig garBe. „ ,©pieïe eê nod) einmal für bid) !' fagte er rufiig. ®ann berliefj er midj, unb id) fiörte, mie er ben ®angfiinauf nad) feinem 3immer ging. „SIBer id) ïonnte nidjt fpielen. ©ine fEroftloftgïeit üBerfteï midj, mie idj fie nie empfunDen Batte; ein 3JHtIeib mit mir felBer, alê müffe eê mir bie ©eele fortfdjmemmen. ÜBer bem Klabier fiing baê SSiïbniê meinet SJhttter, toeldjeê ©ie neulidj Bei mir gefefien fiaBen. 34 toeifj nodj, mie idj meine ftanbe bafiin auêftredte unb tn Knbifdjem Unberftanb einmal über baê anbre mieberfiolte: ,8ïcfi, fiiïf mir, SJcutter! D, meine lieBe SJtutter, fiilf mir!' Stamt legte icB ben Kopf in meine ftattbe unb meinte Bitterlidj. „SBie lange icfi fo gefeffen fiabe, toeif) icfi nidjt. ©djon langer Batte idj eê braufjen auf bem ftauêffur gefien fiören, aber idj fiatte midj nicfit gerüfirt, ofigleidj icfi mufjte, baf) fiier borne niemanb aufjer mir im ftaufe mar; enblidj, ba bon braufjen an bie %üt geïlobft murbe, ftanb icfi auf unb öffncte. ©ê mar ein mir beïannter ftanbmerïer, ber meinen SSater in einer ©efcfiaftê» fadje ju fbrecfien münfdjie. — ,©inb ©ie ïranï, junger fterr?' fragte ber SJÏann. 34 fd&üttelte ben Kobf unb fagte: ,34 toerbe fragen, ob eê bafjt.' „Sllê tdj in meineê SSaterê 3ibtnter trat, ftanb er an einem feiner grofjen SSüdjerregale; idj fiatte ifin oft fo gefefien, baê eine ober anbre 83udj fierborjiefienb, barin blatternb unb eê bann toieber an feinen 33Iafe fteïïenb; aber fieute toar eê anberê, èr Batte ben SIrm auf eineê ber SBorte geftü&t unb feine Slugen mit ber ftanb bebedt. 60 „,Sater!' fagte tdj leife. — „,SBaê toiiïft bu, Kinb?' „ ,@ê ift femanb ba, ber bid) au fpretfien münfdjt.' ■ „Gsr anttoortete nidjt barauf; er nabm bie ftanb bon ben Slugen unb rief ieife meinen Kamen. „®ann lag id) an meineê Saterê Sruft; §um erftenmal in meinem Seben. Sdj füljlte, bafj er ju mir fbredjen moïïte; aber er ftreidjelte nur, mein ftaar unb fafi midj bittenb an. ,3ïïein armer, iieber Sunge!' mar aïïeê, maê er über feine Sibben bradjte. Sdj fdjlofj bie Slugen; mir mar, alê fei idj nun bor aller Sebenênot geborgen. — Srofc meiner SJcutter £ob bergafj id) immer mieber, bafj aüeë ftirbt unb medjfelt. „Slber eê mar eine glüdltdje 3ett, bie id) bon nun an nodj ju ftaufe berlebte; mein Sater mar nie mieber beftig gegen midj, eine SJhttter batte nidjt jarter mit mir umgetjen ïöttnen; audj ber grübling bradj bamalê in einer ©djönbeit an, mie id) midj beffen nidjt mieber ju erinnern meine. — ftinter ber ©tabt jmifdjen fteden unb SSaKen mar ein müfter Sfafe, too einft ein ©artenbauë geftanben batte, urn ben fidj aber niemanb mebr m ïümmern fdjien. Son ben Slumen, bie bort einft gebflegt fein modjten, fab man nur nodj bie Seildjen, bie bier fdjon in ben erften grüfilingêtagen Müfiten. Sdj ging oft babin; audj frater, menn in ber ftede ftdj ber ftageborn mit feinem Slumenfcrjnee bebedte, ober menn aHeë auëgeblübt batte unb nur nod) bie ftanfltnge unb ber ©mnterlingl) burdj bie Süfdje fdjlübften. SJcandje ©tunbe babe idj bier im ©rafe gelegen; eê mar fo ftiü unb feierlidj; nur bie Slatter unb bie Sögel fbradjen. — Slber niemalê fab id) biefen Drt in foldjer ©djönbeit mie in jenem •) Vögel: resp. kneu und geelgors. 61 grüfiling. ©leicfi mir toaren aud) bie Sienen fdjon in* gelb fiinauêgejogen; toie SJhtfU toob unb fummte eê über taufenb Seilcfienïeldjen, bie mie ein blauer ©djein auê ©raë unb SJÏooê fierborfiracfien. 3Rein ganjeê ©djnubftudj bfïüdte icfi bolt; mir mar mie einem ©eligen in biefem Suft unb ©omtenfdjeirt. ®ann fefete id) midj inê ©raê, nafim ettoaê Sinbfaben, ben icfi immer bei mir füfirte, unb begann fltctdj einem SJtabdfjen einen Kranj ju binben; über mir im Slauen fang fo fierjrraftig eine Serdje. ,®u Uebe, fdjöne ©otteêtoelt!' badjte id); unb bann geriet id) fogar ütê Serfemadjen. greiïidj, eê toaren nur ïinbifdje ©ebanïen in ben fiergebradjten Keimen; aber mir toar fefir frofi babei ju ©inne. „SKê td) nad) ftaufe ïam, fitng id) ben Kranj in meineê Saterê ©tube; id) meifj nod) mofil, mie glüdlidj idj midj füfilte, baf) icfi mir jefct foldje SIHotria') bei ifim erlauïen burfte. — „Kodj eineê muf) idj fagen! ©böter, in feinem Kadjlafj, fanb idj ein ©barïaffenbudj auf meinen Kamen unb über eine grofje ©umme; bie erfte Soft berfeïben mar, mie baê ®atum auêtoieê, an jenem unglüdltd)=glüdlicfien Sage bon ifim belegt toorben. @ë fiat micfi fefir erfdjüttert, alê icfi baê Sucfi bei feinem Seftamente fanb; jum ©lüd beburfte icfi ber Unterftüfcung nidjt." ggir maren eben auê entïegeneren ©affen, bie toir bei unferm ©efbr&dje unmiïllürlidj aufgefudjt fiatten, toieber in eine ber ftaubtftrafjen eingebogen. SBSfirenb idj faft berftofilen ben fdjon alternben SKann an meiner ©eite betradjtete, legte er tolbfelidj bie ftanb auf meinen SIrm. „SBoïïen ©ie eê einmal anfefienl" fagte er. „ftier mofinten mir, alê meine ©Item lebten; eê toar unfer eigeneê ftauê; aber nadj unfereê Saterê £obe mufjte eê berfauft merben." ') Ungehörigkeiten, Unsinniges. 62 Sïïê icfi aufBIicïte, fafi icfi, bafj bie ftattlicfie genfterreifie beê ofieren ©tocttoerïë fieïï erleucfitet toar. „Scfi fiatte einmal ein paar fcfiöne tfnterrirfitêftunben bort Beïommen ïönnen," begann er toieber; „afier icfi mocfite eê mir nicfit juïeibe tun; icfi fürcfitete, icfi ïönne einmal auf ber Sreppe brinnen einem armen Blaffen Sungen begegnen, einem SRehfcfien, auê bem nicfit biel gemorben ift." , ©r fcfitoieg. „©bredjen ©ie nicfit fol" fagte icfi. „3cfi fiaBe Biêfier gegïauBt, ©ie feien nicfit toeniger gïficïlicfi alê toir anberen SRenfcfien." „Kun jal" berfefcte er faft berïegen unb ïüftete ein baarmaï feinen grauen giijfiut; icfi bin'ê ja aucfi, icfi Bin'ë ja aucfi! ©ê mar nur fo ein ©infaïl; icfi meifj fonft mofil, bafj man ftcfi feine bummen ©ebanïen macfien foïï!" ; £ ^ ©cfion ïangft fiatte icfi Bemerït, bafj biefe lefete Sfirafe ifim gleicfifam alê FJtiegel biente, um alle bergefilidjen ftoffnungen unb SBfinfcfie bon ficfi aBaufberren. ©ine SJiertelftunbe frater Befanben toir unê auf meinem Simmer, mofiin icfi ifin, mein SIbenbBrot ju teilen, eingeïaben fiatte. SBafirenb icfi micfi bemüfite, über meiner ©biritóêmafdjine ein KSnncfien norbifcfien 33unfcfieê §u firauen, ftanb er an meinem SficfierBrett unb Befïcfitigte mit offenfiarem SJergnügen bie fiübfcfie Steifie meiner ©fiobotoiecïi ') Sïuêgaben. „Slber eine fefiït Sfinen bocfi 1" fagte er. „®ie SSürgerfcfien *) ©ebicfite mit bem langen ©uBfrriBenrenbergeidjniê *)! ©ê ift fcfion ein ©bafj, unter aïï ben alten fterrfcfiaften bie eigenen Urgrofjbater aufeufucfien; bon ben 3firigen toürben ©ie gemifj aucfi barunter finben." ©r fafi micfi ») Daniël Chodowiecki (1726—1801) Kupferstecher und Malèr; erillustrierte die Werke der klassischen Dichter; auch ») Burgers Gedichte (1747—1794). *) Die vor der Erscheinung der Werke subskribiert (ingeteekend) hatten. mit feinem fierjlicfien Scicfiem an. „goj fiabe baê 33ucfi jufaHig bobbelt; mollen ©ie ficfi baê eine ©jembïar gelegentlicfi Bei mir aBfioIen ?" Scfi nafim baê banlenb an. Unb Balb fafjen mir neBeneinanber im Sofa, bie bambfenben ©lafer bor unê, er auê meiner Iangften Sfeife raucfienb, bie er ftatt ber bor ifim liegenben gigarren ficfi erBeten fiatte. — Sllê er ben SroBefcfilucï getan, fiielt er baê ©laê nocfi in ber ftanb unb fagte, barauf fiinnicfenb: „®aê tranfen mir ju ftaufe immer am SteuiafirêaBenb; einmal alê finaBe tranï icfi mir fogar einen argen Kaufcfi barin, fo bafj mir biele Safire ein SBibermiïïe gegen biefeê eble fiunftgebrau geblieben ift. Slber jefct — jefet fcfimecït eê mieber!" ©r tat einen befiaglicfien Bug unb fefcte fein ©laê bann auf ben Sifcfi. SBir raucfiten, mir blauberten, unb baê ©efbrücfi ging fiin unb fier. — „Sïein," fagte er, „iiie ®inger, bie man Konferbatorien nennt, gab eê berjeit mpfil nocfi nicfit in unferm ©eutfcfilanb; icfi marb ju einem tücfitigen Klabiermeifter in bie Sefire getan unb fiabe micfi bort ein baar Safire lang mit Sfieorie unb Secfinil reblicfi abgearbeitet. Slufjer mir mar nocfi einer ba, ber fcfion nacfi lurjer 3eit ben ftofbianiftentitel in ber Safcfie fiatte; unb bocfi, menn icfi Biêmeilen fo fafj unb feinem ©biele jufiörte, fiab' icfi mir'ê nicfit auêreben ïönnen, bafj icfi, ©ficiftian SMentin, baê aüeê nocfi biel fieffer macfien mürbe, menn — fa, menn nur bie ginger unb bie ©ebanïen bei mir fo fi| jufammengegangen maren, ©ie fefien," fefete er fiinju, inbem er mit bem ®aumen unb ïleinen ginger ein baar meite ©pannungen auf ber Sifcfibecfe macfite, „baran liegt eê nicfit; baê fmb bie fcfiulgerecfiten KlabijimbelfcfilSger „SSielleicfit," marf icfi ein, „finb ©ie gegen ficfi felber ju gemiffen= ') Früheres Klavier in Flügelform. 64 fiaft getoefen; ben gröberen Slaturen ïontmt niemalê etmaê jtoifcfien gtnger unb ©ebanïen." ©r fcfiüttelte ben Kopf. „@ë ift bocfi anberê; unb toenn aucfi — icfi ïann baê nicfit regieren. SSebor icfi micfi fiier bauernb nieberliefj, fiafie icfi langere 3eit in einer anbern ©tabt alê 9Jhtpï= Iefirer gelefit; unb ba man feine Stonjertbortrage bon mir ber» langte, fo fiabe icfi bort toieuetdjt baê SJteinige geleiftet. Slucfi mar eê mir trofe beê bamalê üBeroE nur mfifjigen ftonorarê fcfion in ben erften Safiren gelungen, ein ©fimmcfien für bie 3u!unft fiin= jutegen; ob für ein einfameê SunggefeHenalter, ober ofi " @r nafim fein ®laê unb leerte eê auf einen gug. n<®°>" f°Bte er, „nun fiabe idj mir 3Rut getrunïen! Sfinen erjafil' idj'ê gern; fa, mir ift, alê ïönnf idj Sfinen nodj einmal meinen SJcojart fbielen!" Sr fiatte meine beiben ftanbe ergriffen; feine blaffen SBangen maren leidjt gerötet. — „Scfi toofinte bamalê Bei einem 83udj* binbermeifter," begann er mieber, „ber nebenbei ein Heineê Slnti= cmariat betrieb; ofi, mandjeê liefie Sficfilein ift bamalê in meine StBliotfief getoanbert! 28er micfi aber auêtacfite, menn id) mit fold) einem ©djarteflein ') mie mit einem foftbaren Kaube nadj meinem gimmer fiinaufpolberte, baê mar bie eigene ïodjter meineê Slntiquarê; pe trug ben fdjönen Kamen Slnna; aber fte fiielt nidjt biel bon SBödjern. 3>efto UeBer fang pe; Solfêlieber unb Dbern* arien — ®ott meifj, toofier ifire jungen Dfiren baê alleê auf= gefangen Batten! tlnb eine ©timme mar baê! ©ignora Katerina, bie im felben ftaufe ein 3JlanfarbenftüBcfien inne fiatte, toar in ftetiger ®ntrupung, bafj biefer ,Sinbëïopf pcfi nicfit bon ifir tooHte in bie ©cfiule nefimen laffen. ,3Ronfteur SJalentinl' rief pe einmal, alê bie Slnna nadj einer langen ©rmafinung lacfienb bor ifir ') Altes, schlechtes Bucb. 65 ftanb; ,fefien ©ie biefeê SJtabcfien! ©ie fiat baê ©lücï im ftaufe, aber fte ftöjjt eê mit ifiren Heinen güfjen bon ficfi, unb bann — ja, ja, Kinbcfien; unberfefienê ïommt baê Sltter! SBieicfi fiier bor Sfinen ftefie, icfi fiatte gürften unb ©aeuenjen fieiraten ïönnen!' „ ,Unb icfi/ fagte ber Sïinbêfobf, ,fann nocfi einen 33rin§en fieiraten; unb icfi tu'ê gemifj, menn er erft in feiner golbenen Kutfcfie borgefafiren ïommt! Slber, ©ignora, ïönnen ©ie mir baê nacfimacfien?' — Unb nun fang fie mit ber unglaubïicfiften 3iu«je»t= fertigïeit eineê jener auê finnlofen ©iïben jufammengefügten Keimgefefce; bor= unb rüdm&rtê, fiinauf unb fiinunter. ,Sefien ©ie, ©ignora, baê finb SJlaturgafien 1' „Sne alte SunftfSngerin mürbigte fte auf foïcfien Üfiermut meift ïeiner SIntmort; aucfi jefct micfelte fte ftcfi fcfitoeigenb in ifiren roten ©cfiaï, ben fte feïbft im ftaufe nie bon ifiren ©cfiuïtern liefj, unb fitieg mit mürbebolï erfiofiener SRafe nacfi ifirem SKanfarbenftübcfien fiinauf. „Sllê fie fort mar, legte STmncfien bie ftanbe auf ben fMcïen, unb fo bor mir ftefienb mie ein SSogel auf bem 3b>eige, fiufi fte aufê neue an §u ftngen: ,©cfimftbifcfie, fiafirifcfie SJirnbeï, jucfifie!' ®leid& einer Seucfitïugeï ftieg baê S»cfifie in bie Suft! — ®ann fafi fte micfi mit ifiren braunen Slugen an unb fragte treufierjig: ,®aê ift aber bocfi fcfiön! Sticfit mafir, fterr SSalentin?' „SBir Befanben unê auf meiner ©tube, mofiin Sumcfien mir immer mein SIbenbbrot fierauffiracfite. Scfi fiatte micfi anê Kïabier gefefet. ,©ingen ©ie meiter, Slfancfienl' fagte icfi; unb fo, mafirenb icfi eine einfacfie SSegleitung fbieïte, fang fte baê Sieb ju ©nbe, unb bann ein jtoeiteê, ein britteê, unb icfi meifj nicfit, mie bieïe ifirer fifibfefien unb töricfiten Sieber nocfi. Scfi meifj nur, mir mar unffiglidfi mofil babei. — ,9ïein, mie iffê nur menfcfienmöglicfi/ rief baê liebe Sinb; ,ïennen ©ie benn afie meine Sieber? Slber Brouwer u. Ras, Von deutscher Art u. Kunst, l. . 5 66 nuffen ©te maê, ©err SMentin? ®aê fiat burcfiê ganse &attê gefcfiaïït! Srie ©ignora Katerina fifct gemifj broBen ganj in ifiren ©cfiaï bermicïelt!' (/©eit jenetn Sage gaB eê in STWncfienê Sopfe ïeine muftïaïifcöe Unmöglicfiïeit ntefir für tnicfi; ja, aümafilicfi Beftritïte aucfi tnicfi feIBft bie einfSItige Setounberung unb ntacfite tnicfi ganj juberftcfitïicfi; einmal, ba fte eben bon mir gegangen mar, fefcte icfi micfi fogar fiin unb berecfinete eifrig meine 33ermögenê= umftönbe. SBaê folt icfi'ê Sfinen lang erjafiïen. ®aê SJtabcfien, ber Stnbêïobf, fbuïte mir pïöfclicfi burcfi alle meine ©ebanfen. SIBer — ba ïamen bie Siebertafeln in bie SRobel" „S)ie Siebertafeln?" fragte icfi berhmnbert, Benufcte aBer jugleicfi bie Saufe, urn baê ®Iaë meineê greunbeê mieberum auê bem BeleBenben Quell §u füüen, ben icfi bor unê über bem blauen gïammcfien glüfienb erfiielt. „Seiber, bie Siebertafeln 1" mieberfiolte er, inbem er fieftig an feiner Sfeife fog unb grofje Sambfringe bor ficfi fiinftiefj. „©ie ftnb mir niemalê recfit gemefen, ber emige SMmtergefang! @ê ift, alê ofi icfi fafirauê, jafirein nur immer in ben unteren öïtaben fbielen moüte! Slucfi mar gar balb ber ©erucfi ber S3ierBanï bon ifinen unsertrennlicfi. —' ©ïeicfitoofiï ïonnte icfi nicfit umfiin, bie mir angetragene SMreïtion ber neuen Siebertafel ju übernefimen. @ê mar eine bunte (Sefettfcfiaft: ftanbmerïer, Kaufïeute, SSeamte; fogar ein ScacfitmScfiter, ber ein orbentlicfier 3Jiann unb ein aufjer= orbentïicfier 33affift mar, murbe aufgenommen. Unb baê mit FJtecfit; benn bie SSunft fcfieint mir fo fieiïig, bafj bie ©rben= unterfcfiiebe in ifir ïeine ©eïtung fiaben ïönnen. — „Scfi mufj fagen, bafj bie Übungen berjeit mit ©mft unb @ifer bor ftdj gingen; mafirenb bie eine ©timme geübt murbe, ftanben bie anberen nicfit ju fcfimafcen, fortbem fiatten fiübfcfi baê S3ucfi bor ber 67 Sïafe unb bucfiftaBierten in ©ebanïen ifire ©timme mit. ©olcfierfoeife Batten mir benn aucfi fcfion jmei unferer SBinterïonjerte glücflicfi fiinter unê; ba, einige Sage bor bem britten, erïranïte ber ftaubt= Senorffinger — ein meifjer SRabe mit bem fiofien b') —, ofine ben mefirere müfifam eingeübte JRummern ganj unmöglicfi murben. „34 Qtng umfier unb fann, mie bie Sücfen auêjufüïïen feien; aber Slfancfien fiatte ISngft för micfi befcfiloffen: ,Saffen ©ie Sfir Slabier in ben ©aal tragen unb fbielen ©ie felber etmaê! SBaê moffen ©ie Sfire fcfiöne SJhtjtf immer nur dn micfi bummeê Snng unb ba broben an unfere alte Sunftftgur berfcfimenben 1' „34 brofite ifir jmar mit bem Singer; aber eê murbe bennocfi fo, mie fie eê moffte. „Su meinem SSortrage fiatte i4 mir bie SJÏojartfcfie Sfiantafie» ©onate gemafilt, bie bamalê nocfi ni4* fo bon aüen SJcuftffcfifilern abgeleiert mar. SDcorgenê bor unb abenbê nacfi meinen Unter= ricfitêftunben fafj icfi eifrig übenb am Slabier; unb menn icfi fo affein micfi in baê SBerï bertiefte, mar ntir mitunter, alê ntcfe mir ber grofje SDÏeifter ju, unb icfi fiörte orbentlicfi feine ©timme: ,©cfion recfit, fcfion recfit, Iieber S3alentin! ©o BaB' icfi mir'ê gebacfit, ganj gerabe fo!' CSinmal, ba icfi eBen baê SIbagio gefcfitoffen fiatte, ftanb plöfclicfi bie ©ignora Saterina in ber offenen ©tuBentitr unb lacfite glftfern mit ifirer jerfirocfienen ©obranftimme, maê mir bamalê fiöcfift afifcfieulicfi {tang; aBer fie Befiaubtete, nocfi immer lacfienb, icfi fiabe felber unb gar laut unb anbacfitêboff fene ermutigenben SBorte auêgerufen. ®ann mieber flobf te fte mir bie SBangen mit ifirer boHBeringten mageren ftanb. ,9ïun, nun, caro amico *)/ fagte fte, ,ber grofje SReifter ') b. eingestrichene Oktave, über der Tonleiter. ") It = Lleber Freund. 68 felbft ift nicfit mefir ba; afier feine ©djülerbrip jugegen gemefen, unb bie ruft: Bravo bravissimo! Slber jefct aucfi Da capo ')! SBir merben einigeê ju Bemerïen fiaben!' „Unb jefct, mafirenb icfi baê Slbagto mieberfiotte, ftanb fie, leife SBinïe unb SBorte gebenb, fiinter meinem ©tufil; ©ie glauben nicfit, maê für SJtupl in biefer alten ©eele ftedte! Unb bennocfi fiatten faft atte SKüfie, baê Sadjen ju berbeifjen, menn einmal in anberer ©egenmart bie SBut beê ©efangeê fte beftel. 3htr micfi manbelte nie bergleicfien an; micfi erfüttte biefe SBirhtng, bie fte mit att ifirer Sunft nur nocfi aïïein fierborjubringen ber= mocfite — icfi ïann nicfit fagen, mit ©rbarmen — benn beffen beburfte fie nicfit — alê bielmefir mit einem unerïlarlicfien ©efüfil beê ©cfirerlenê; faft alê fei icfi eê felber, ber baburcfi breiêgegefien murbe. — ©ie freilidj afinte nicfitê bon aïïebem; ftolj mie eine Sönigin, mit ifirem roten Safdjmirfdjate ftdj brabierenb, ftettte fte ftdj in bieSBitte beêgimmerê unb fdjmetterte ifire grofjen Slrienfierunter. 3a, id) mufj geftefien, menn mir beibe attent maren, fo fiörte audj idj, in meinem Xrieb ju lernen, mefir ifire ©eele alê ifire Sefile fmgen; benn maê fte auêbrüden mottte unb maê idj balb genug fiérauêsufiören berftanb, fdjien mir faft immer baê SRedjte. „Unb fo fafj idj audj iefct am SSorabenb beê Songerteê alê ifir gefiorfamer unb aufmerïenber ©djüler am Slabier; eê ftörte midj felbft nicfit, alê idj braufjen ïleine beïannte Sxitte bie Srebbe fierauffommen fiörte; ja, idj fafi nur ïaum bie ftrenge ftanb* bemegung ber ©ignora, mit ber baê leife eintretenbe Slmndjen an bie %üt bermiefen murbe. — Slber mie fiergejogen mar pe attmfifilidj nafiergefontmen, unb balb, beibe Slrme in ifir ©djürjdjen gemidelt, lefinte pe neben mir auf bem Slabier, unb id) fttfilte, >) Von Anfang an. 69 wie fie mid) mit iörert grofjen Braunen Slugen unbertoanbt Be» tradjtete. 34 fbieïte boïï 23egeifterung meiter. 8118 id) §u ©nbe War, ftiefj sSnndjen einen tiefen ©eufjer auê. ,®aê mar fdjönl' fagte fte. ,3Kein ©ott, fterr SJalentin, maê ïönnen ©ie bod) fbietenl' — Sne ©ignora legte mie fegnenb bie Beringte ftanb auf meinen Sobf. ,3Rein Sieber, ©ie merben einen fd)önen ©uïjefj erringenr Unb im felBen Slugenblid filBlte id) aud) eine 93feffer» minjbaftiKe jtoifdjen meinen Babnen. „©ie Batten gut reben; ein Barmlofeê Sinb, baê im S5etounbern feine greube fanb, bie alte mufiïalifdje ©eele, bie mir ftubieren fialf, bann nod) Slfandjenê SSacfitelfiunb, ber ïleine fdjmarjgefledte Soïïfi, ber, mie id) jcfet bemertte, mauêdjcnfttü' auf ber Sürfdjmeue gefeffen Batte — baê mar ein 35ubtifum, mie id) eê braudjen ïonnte. — Slber fpSter, bor aïï ben fremben SDÏenfdjen —! „greiïidj, eine 23eruötgung Batte id): ber BerfiBmte Drgelfpieler, ben man jur Srüfung ber neuen Sirdjenorgeï Berberufen Batte, foUte erft am Sage nad) bem Sonjert ein treffen; ja, idj witt eê nur geftefien, idj felber Batte eine Heine Sift geBraudjt, um bie SMnge fo §u fdjieben. „@tmaê beïtommener alê fonft Betrat idj am anbern SIBenb unfern Sonjertfaaï; er mar fo gebrangi boQ, baf) felbft einjelne Samen nidjt gum ©ifeen gelangen fonnten. Slber bie ©efSnge, mit benen mir nun ben Slnfang marïjten, gingen be» fdjeibenen Slnfprüdjen nadj bortrefftid); benn toar audj unfer Senor gefdjtoadjt, fo befafjen toir immerfjin nod) fihrafte, um bie mandjer grofje 33erein unê fiStte Beneiben ïönnen; fdjon ber Sladjttoadjter unb unfer bidet ©djulreïtor toaren ein baat gfiüeBaffe, bie in aüe SJtifcen auoHen, toeld)e bie bfinneten ©timmen offengelaffen Batten. ©ê tourbe teBBaft abblaubiert; baê ftngenbe unb baê fiörenbe ©tabtctjen toaren im Beften ©inberftanbniê. 70 ,,©o niette benn baê Srogramm allmafilidj biê sur S3fiantafïe= Sonate oor. ©er SSeifaïï nad) Submig Sergerê fdjönem 53iebe ,3llê ber Sanbmirt bon Saffefier' berfiaïïte eben, alê id) mid) anê Slabier fefete; unb eine ermartungêbolle Stille mar eingetreten. SJtit ein baar tiefen 3ltem§ügen fdjlug id) bie Koten auf; bann marf idj bariiberfitn einen ftüdjtigen 23Iid in ben ©aal; aber bie bielen ©eftdjter, bie mid) aüe anftarrten, übten eine Slrt bon Sdjreden auf midj auê. Sa §um ©lüd entbedte id) aud) Slfandjenê braune Slugen, bie grofj unb freubig §u mir fiinbtidten; unb im felben Slugenblide batte baê bielïöbfïge Ungefieuer ftdj in ein mir fioïb geneigteê SBefen umgemanbelt. SRutig fdjlug id) ein baar Slfforbfolgen an, um ben SSeginn meineê Sbieleê anjuïünbigen; unb bann: ,D fieiïiger SJleifter, idj milt fie ifinen fdjon anê fterj legen, beine golbenen Xöne! Sltte, alle foKen burdj bid) felig merben 1' So flog eê burdj midj fiin; unb idj begann meinen SJcojart, baê Slbagio suerft. 34 glaube mirflidj, id) fiabe bamalê gut gefbielt; benn midj erfüllte nid)tê alê bie Sdjönfieit beê SSerïeê unb ber begeifterte Srang, bie greube beê 33erftanb= niffeê audj anberen mitjuteifen; meine alte SKeifterin fiatte midj gelofit, fo benïe id) nocfi jefct; aber fte befucfite niemalê eine öffentïidje Sluffüfirung. „Sdjon mar idj auf ber lekten Seite beê Slnbantino, alê fiie unb ba ein glfiftern auê bem Saaie mir jmifdjen meine Söne brang. 3dj erfdjraï: fte fiörten nidjt! ®aê lag an mir; an 3Ko§art ïonnte eê nidjt liegen! SJIit einem ©effifiï bon llnfiefiagen begann idj baê SlUegro ber Sonate; um fo mefir, ba idj eine Stelle im smetten Seile befonberê fiatte üfien müffen. Slber idj berufiigte midj; eê gab ja SJcenfdjen, benen nur Srombeten= mupï berftanbïidj mar; maê gingen fte midj an! Kur eineê ftörte micfi; ber bide Sdjulreïtor mar mafirenb meineê ©Jrieleê mir 71 immer nöfier auf ben Setb gerücft. (Sr ïonnte allerlei Böfe 216= fidjten fiegen: er moüte bteïïetdjt bie Sidjter puljen roobei bie grofje meffingene Sidjtfdjere *) auf bie Saften faiïen ïonnte, ober gar mir bie Sïotenfiïatter ummenben, maê idj burdjauê bon ïeinem anbern ïeiben ïonnte 1 34 eiïte midj, bie jmeite S3Iattfeite fierunterjufbieïen, bamit nur feine bide ftanb mir nidjt ju früfi in meine Stoten griffe. Saê fiaïf; ber FJteïtor bïieb mie gebannt auf feinem Sïafee ftefien; fcfion fiatte idj umgefdjïagen unb fbieïte ganj mutig auf bie fieiïïe ©tette ïoê; — ba fiörte idj unten bie %üt beê ©aaïeê ïuarren unb ïonnte nidjt umfiin, ju fefien, mie überaQ bie Söbfe ficfi nadj rüdmartë manbten. SBieber murbe gefïüftert, unb mefir nodj alê jubor: — idj toufjte nidjt meêfiaïfi, aber ber Sltem ftanb mir fttH. Sa fiörte icfi neben mir ganj beutïidj eine ©timme fagen: ,SIber idj badjte, er ïame erft morgen; mie fiübfdj, bafj er fieuf fdjon ba ift!' — (Sr mar aïfo bennocfi angeïommen! — (Sê mar ein BetfiuBenber ©cfiïag, ber midj getroffen fiatte. — SBaê ïonnte idj bem SJcanne, bem grofjen SÜinftïer mit meinem ©piel nodj Bringen! — 3Bo bort unten im ©aaïe modjte er jefct ftefien ober ftfcen? — Sïuê alï ben ftunberten bon ©eftdjtern ftarrten midj feine Slugen an; unb nun — idj füfiïte eê — neigte er baê Dfir, um jeben meiner Söne aufjufangen. (Sine mafire 3«flb bon Slngftgebanïen rafte burdj meinen Sobf; nodj ein baar Suïte berfucfiten eê meine bïö&Iidj mie geïafimten ginger; bann üBerfiel midj eine ratïofe ©leidjgültigfeir, jugïeidj eine feïtfame Gntrüdung in Ifingft ber= gangene Suftmtbe. SJtir mar auf einmal, alê ftefie baê Mabier auf feinem alten 93Iafc im eïterïidjen SBofinjimmer; audj mein *) Die alten Talglichter erzeugten beim Brennen lange, schwelende Dochte, die immer wieder mit der Lichtschere (snuiter) geputzt werden mussten. 72 Sater ftanb plöfclicfi neben mir; unb ftatt in bie Suften griff idj nad) feiner ©cfiattenfianb. „SBaê meiter gefdjafi, meifj id) ïaum. SUê id) mid) mieber auf midj felbft befann, fafj id) auf einem ©htfil in bem fiinter bem Sobium beê ©aaïeê befinblidjen Simmer, in bem mir unfere ftberïleiber abjulegen pflegten. Sdj fei ïran! gemorben — fo mar mir, alê batte id) brinnen nod) gefagt. „(Sin Sidjt mit langer ©djnubbe brannte auf bem Sifdje; bie matt erleudjteten SBihtbe beê gimmerê, bie bielen bunïlen Sleiber, bie überaïï umfierlagen; eê fat) redjt öbe auê. — ©o batte id) einft alê Snabe gefeffen, nur nidjt fo ganj bernidjtet; audjfütjlte idj, bafj jefct meirte Slugen troden maren, unb niemanb podjte an, ber mid) ju meinem Sater fdjiden moHte. Same macfite gar anmutig bie SBirtin unb fiörte im übrigen fcfimeigenb unferen ©efpröcfien §u. „Sllfo, greunb 33alentin," fagte icfi, „nocfi einê müffen ©ie erjctfilen; aucfi biefer Braune ïranï öffnet ja bie Sippen ber SJcenfcfien. SBaê ift auê 3firem Seilcfienplafc gemorben? ©iefit ifin bie grüfiïingêfonne nocfi, ober ift er, mie fo mancfieê ©cfiöne, in einen Sartoffeïacfer umgemanbelt?" Über SSaïentinê (Seficfit gïitt ein frofieê, faft ein menig fcfiïaueê Sacfieutj „@ie miffen mofil nocfi nicfit," fagte er, „bafj icfi ein fieimlicfier SSerfcfimenber Bin 1" „Ofio, greunb SJalentin!" „®ocfi, bocfi I ®er SSIafc gefiörte einem alten ©onberting. 34 Bin fein ©rfie gemorben; baê fieifjt, icfi fiafie auê feinem Scacfilafj biefeê unnüfee ©runbftücf um blanfeê ©ilbergelb erftanben. — Slber nicfit mafir, SJlarie?" unb er niefte feinem Siebling ju, „mir beibe fennen feinen SBert, mir miffen aucfi, ju melcfiem ©eburtêtage mir notmenbig bort bie SMIcfien pflütfen müffen!" ®a legte baê fcfilanïe SJcabcfien ben Sïopf auf feine ©cfiulter unb fcfifang bie SIrme um feinen ftalê. „3u SJÏutterê ®e= burtêtage," fagte fte leife; „aber önfel, baê ift jefct nocfi lange fiin." „FJcun, nun, eê mirb ja mieber grüfiling merben!" 81 „$aê tooïïe ©ott, greunb SMentüt 1" fagte idj. „®arf idj bann raitgefien unb bie Sranje binben fielfen?" 3toei ftanbe ftredten ftdj ntir entgegen: bie eine toar fdjlanf unb fdjön unb jung, bie anbre — id) toufjte eê, baê toar eine treue ftanb. Sdj bin nidjt fihtgeïommen; nodj bebor ber SSinter gu ©nbe ging, batte midj baê Seben toeit bon biefer ©tabt fiintoeggetriefien. Stoet) einmal burdj einen gemeinfamen SBeïannten erfiielt idj einen ©rufj bon SMentin; nodj einige ÜDMe, toenn eê grüfiling tourbe, badjte idj an feinen SSeildjenblafe, unb bann nidjt meïjr. Stnbere ©eftalten bröngten fidj fjerbei, fiinter benen aümafilidj bie beê ftitten SDcuftïanten ganj berfdjtounben toar. ©tma jefin S«fire fbater ïam idj auf einer langeren SReife burdj eine ber gröfjeren mittelbeutfdjen ©tabte, beren Drdjefterberein -bamalê audj in meiteren Sreifen eineê toofilberbienten ütufeê genofj; nidjt aüein burd) bie eigenen tüdjtigen Seiftungen, fonbern ebenfofefir, toeil bie Sureïtion eê berftanb, mit ifiren berfialtniê= mafjig fiefdjeibenen SJcitteln faft für jebeê Sonjert audj bon aufjen fier irgenbeinen bebeutenben Sünftler mit fieranjujiefien. ©ê toar im ©batfierbft unb fdjon Slbenb, alê idj anïam. ©in bort mofinenber muftfliebenber greunb, ber midj am S3afinfiof ertoartet fiatte, fihtbigte mir an, eê fei Ordjefterbereinêfongert fieute abenb; idj ntüffe fogleidj mit ifim fommen, eê fei bie fiödjfte Seit. Sdj toufjte auê ©rfafirung, gegen biefen ©ntfiuftaften toar nidjt aufsufommen, unb fo übergab idj benn meinen ©ebödfdjein nebft überfdjüffigem SJtcifegerat bem Snener irgenbeineê ftotelê; gleidj barauf fafjen mir in einer ®rofdjïe, bie unê gegen bobbelten gufiriofin in rafdjem Srabe nadj bem mir fdjon früfier fieïannten „SJhtfeum" bradjte. Untertoegê fiatte idj nodj erfafiren, bafj für Brouwer u. Ras, Von deutscher Art. u. Kunst, I. 6 82 ben fieutigen Slbenb eine junge ©angerin getoonnen fei, eine Slrt bon Uniïunt für ïlaffifcfie SJÏujïf, bie aufjerbem bie ©tfiruHe *) fiaBe, ftcr) ftetê alê bie ©cfiülerin eineê gcinjliaj unbeïannten SKenfcfien aufjufüfiren. ©aê Sonjert batte bei unferer Slnïunft fcfion begonnen, unb toir mufjten an ber gefcfiloffenen %üv beê ©aaleê toarten, biê bie lefcten %alie ber fteBriben=Dubertüre berïlungen toaren. Sllê bie Süren toieber gebffnet tourben, fterJte ntein greunb ntir ein injmifcfien bon ifim beforgteê 93rogramm in bie SSrufttafcfie nteineê SJtodeê, jog midj bei ber ftanb in ben gefüHten ©aal unb batte balb, idj toeifj nicfit toie, jtoei. 93ISfce für unê fret gentacfit. SJleben ntir fafj ein alter toeifjfiaariger fterr ntit ein paar bunïeln Slugen in bem feingefcfinittenen ©eficfite. „Stam aïfo SKojart!" fagte er bor ftdj fiin unb faltete bie ftanbe auf bent geïfifeibenen Safcfien» tucfie, baê er über feine Snie gebreitet fiatte. S3alb barauf, tofifirenb icfi bei bem fieüen Sicfit ber ©aêlronen bie einfacfi, aber mit befonberem garBenftnn beïorierten SBchtbe beê ©aaleê Betracfitete, mar gegenüber auf bem S3obium bie ©angerin aufgetreten; ein Blaffeê SJtabdjen mit ein S3aar bunïeln glecfiten an ben ScfilSfen. &aê Drcfiefter intonierte bie erften Saïte ju ber Slrie ber ©Ibira *) auê bem jtoeiten Sïïte beê ®on Suan *), unb nun fioB fte baê Stotenblatt in ifirer ftanb: „In quali eccessi, o numi!" 8) SJÏir toar, alê fiatte icfi niemalê einen jugleicfi fo anfprucfiêlofen unb fo ergreifenben ©efang gefiört; ber alte fterr an meiner ©eite nidte immer naefibrüdlidjer mit bem fiobfe; baê toar bie Sunft, bie alleê ©rbenleib in SBofillaut ') Sonderbare Laune. s) Geliebte des Don Juan in der gleichnamigen Mozartschen Oper. s) „In welches Elend, ihr Götterl" 83 löfte! Slber bann — mie alïeê ©djöne — toar eê fcfion ju Gsnbe, alê eben baê Dfir am trunfenften ïaufdjte. ©in baar fcfiarf aïjentuterte SBraboê Pogen burdj ben ©aal, ein berein jclteê ftanbeïlatfdjen; aBer ber SSeifaH toar nidjt aïïgemein. %ex ftott friperte Sïobf eineS bor unê pfcenben jungen Sttanneê bog pdj nadj bem alten fterrn jurüd. „SBaê fagft bu, Dnïel? ftübfcfie ©tfanrne; aber etmaê feltfam, autobibaïtifdj!" ©er Sllte blidte ifin mit fefir feinen Slugen an. „©o, mein fterr FJleffe," fagte er, „fiaft bu baê fierauêgefiört l" Unb mit einer fiöflidjen fflemegung pdj ju mir toenbenb, fefcte er faft feierlidj fiinju: „$)aê toar ber SJcojart, toie idj ifin in meiner Sugenb fiörte I" SIBer baê Sonjert ging meiter. „Simt ïommen bie SunPberfudje beê SSereinê!" Püperte an ber anbern ©eite mein greunb mir in bie Dfiren. Unb fo mar eê in ber !Eat: ein ©eigenquartett bon einem lebenben SJÏeifter ïam jur Sïuffüfirung, aber alle ©orgfalt unb ©idjerfieit ber ©bielenben ïonnte biefen Sunftpguren ïeine ©eele einfiaucfien; ein mübeê, jmedlofeê Umfierfdjauen ging burdj bie Sfteifien ber Bitfiörer. ®er alte SJcojartianer an meiner ©eite fiatte fdjon ein baarmal ben Sinfafe eineê ©afinframbfeê in feinem gelfifeibenen ©djnubftudje berbiffen; enblidj toar benn aucfi ber britte ©afc, unb jtoar im günfacfiteltaïte, glüdlidj an unê borfieU gefiübft. ©ie ©biefer traten afi, unb bie Suite tourben jurüdgefe&t; im $ufiörerraume aber fafjen bie mciften mit fefir bummen Oepdjtern; pe mufjten openbar nicfit, maê pe auê ber ©adje madjen foKtcn. — 5>a trat bie junge ©angerin mieber auf baê Sobium, eine ïleine Slotenroüe in ber ftanb. Sfir Sïntïife trug einen fdjaïffiaften, faP pegeêfietoufjten Sïuêbrudf, unb mir ïam 84 fdjon ber SSerbadjt, fte rootte ben tnobemen ©eigencancan l) burdj ein nod) entfdjiebenereê 33rabourftüd ber Vox humana 3) auê bent getbe fdjïagen. — Sdj batte mid) §um ©ïüd geirrt. ©ê galt )a aud) nod) nid)t einmal eine Crdjefterbegteitung: nur ber Sabettmeifter fafj am gïüget, ber in§mifdjen in ben Sorbergrunb gefdjoben mar. ©in paar einteitenbe Sïïïorbe murben aufgefdjtagen, unb bann begann ein 33orfpieI bon ebenfo grofjer ©infadjbeit alê füfjem SBofittaut; mie ein frofieê Slufteudjten ftog eê btöfctid) burd) ben ganjen ©aal, unb bann ïam eê, mit ber ftitten ©etoalt ber 3Jcenfdjen= ftimrne: „$u liebe fdjöne ©•otteêmett, SBte Boft bu mir baê fter§ erBeKt!" Slber maê mar benn baê? S)aê ïannte id); baê ftanb ia bom auf bem meifjen SSIatt tn meinem „S3ürger"; baê maren ia bie SBorte meineê alten SJcufttmeifterê ©firiftian Saïentin. SOcein ©ott, mie lange Batte idj nidjt an ifin gebadjt! 33on reinen jugenbtidjen Sönen getragen, ïtang eê burd) ben ©aal; eine unbefdjreiblidje SMfirung Befte! midj. DB er benn audj bie SMobie ju feinen SBorten felbft gefunben Botte? — SMe 9cotenrolte in ber fieraBBSngenben ftanb, ftanb bie ©angerin ba; eine Sïegeifterung, eine fiingeBenbe siebe fbradj auê iBrem jungen Slnttifc; unb jefct in unauêfpredtjïidj füfjen %'ónen erfdjoïten bie tefeten SBorte: „®a fang audj idj in frofiem SJlut — Sdj mufjte ja, mein fterj mar gutl" ©ine tauttofe ©title Berrfdjte, alê fte geenbet Batte. ®ann aber ") Larm, Geschrei der Geigen. *> Menschiiche Stimme. . 85 brad) ein ftütmifcöer, nidjt ertbennJoüenber 33eifaü loê; ber alte fterr an meiner ©eite batte, ofine bafj icfi eê fiemerïte, meine ftanb ergriffen unb brücfte fte jefct aufê gartlidjfte. ,,©aê ift ©eele, — ©eele!" fagte er unb miegte feinen grauen Sobf. 34 aber rijj fiaftig baê Srogramm auê meiner Safdje; unb ricfitig, 'ba ftanb ber Sïame meineê alten greunbeê, gmeimal ftanb er ba; juerft bei bem ber jungen ©angerin, bie ficfi alê feine ©djüierin begeidjnete, bann alê Sombonift beê Siebeê, baê foeben bief en Staum belebt fiatte. 34 mar aufgeftanben unb blidte um micfi fier; mir mar, alê ntüfjte icfi irgenbmo unter ben $ufiörern bo4 aud) ifin felbft entbeden, fein alteê liebeê ©efidjt, um beffen ÜDhmb nod) immer ein SinberIS4eIn fpielte. — @ê mar eine Sftufdjung: mein alter greunb fiatte ben füfjen Serdjenton feineê 3ugenbliebeê gefiört, aber auf bem Sïntlife ber Sufiörer lag eê mie eine ftiüe greube; mir felber mar, alê fei idj eben nun bod) nodj mit bem ftiüen SJcetfter auf feinem 33eildjenplafc gemefen. SSon bem nodj üfirigen %eil beê Songerteê fiatte idj nidjt biel bernommen. Slber auf bem berfiafjtcn ©djrSgbffifil beê ftotelbetteê, morauf idj balb mie ein ©eïreugigter rufite, tröfteten midj biê gum enbli4en ©infdfilummern bie lieblidjen SSne feneê Siebeê, bie gmifdjen bem bor ben genftern tofenben Dftoberfturm mie mit Sinberftimmen immer mieber bor meinem inneren Dfire fialïten. ®abei gauïelte bor ben gefdjloffenen Slugen baê etmaê blaffe Slntlife ber ©Sngerin. — — ©o fiatte er eê alfo bocfi erreidjt! ®ie gange Sunft ber alten ©ignora Saterina fang mit ©lodenftimme auê biefem jungen SJcenfdjenïinb! ®enn ïeinen Slugenblid mar i4 in Smeifel, men idj fiatte ftngen fiören, ob=. gleidj i4 mi4 ber sjfige feneê gmiefadj geliebten Sinbeê nicfit 86 mefjr erinnerte unb audj ber gamtüenname beêfelben niemalê mir belannt gemorben mar. 34 nenne ibn audj bier nidjt. 3*oar madjte fte bamalê bon ftdj reben, ja fte fteïïte fogar für eine furje geit bie neue unb bie alte SDhtftlmelt einanber in fieHem ©treite gegenüber; balb aber taudjte fie in bie grofje SJtenge beter §urüd, bie ifir Seib unb greub' in Heinem fixeife auêleben, bon benen nidjt gerebet toirb. SJtein erfter ©ebanïe am anbern Söïorgen mar felfiftberftanblidj, fie aufjufudjen unb fJcadjridjt bon bem faft bergeffenen greunbe einjufiolen; aber eine unb or fier gefefiene SSerlöngerung einiger ©efdjafte fiinberte mid) baron, ©a fialf ber greunb, ber midj geftern fo entfdjloffen inê fionjert gefüfirr fiatte unb nadj S5e= enbigung beêfelben jiemlidj treuloê bon mir berlaffen mar. Sn feinem ftaufe trof idj abenbê mit ifir jufantnten. @ê maren biele ©ofte bort berfamntelt; mie id) balb bemerlte, louter■ SHufiffreunbe reinften ©tileê; aaé) mit bem alten STJcogartianer bon geftern boHbradjte idj ein berfianbntêboïïeê ftönbefdjütteln. Slber bort ftanb fte felbft, freunblidj blaubernb mit einem fiübfdjen Södjterdjen beê ftaufuê, bon bem fte, mie eê fdjien, foeben alê ©egenftanb ber Slnbetung eingefangen mar. Sllê idj, nadj S3egrüfjung ber ftauêfrau, ifir bon meinem greunbe borgefteïït murbe, legte fte ben Slrm um ben Steden beê fiinbeê unb jog eê g&rtlidj an ftdj. ©ine SBeile rufite ifir S3lid brüfenb auf meinem Slntlüj; bann reidjte fte mir bie ftanb. „Sïidjt mafir," fagte id). „©ie fmb eê? SBir feierten einftmalê einen ©onntagnacfimittag sufommen?" ©ie nidte lödjelnb. „Sdj fiabe eê nidjt bergeffen! SJcein alter greunb unb Sefirer fiat nodj oft bon Sfinen gefbrodjen; befonberê menn eê grüfiling roarb; ©ie moüten ja mit unê nadj feinem SSeildjenblafee!" 87 „SJÏir ift," ertoiberte idj leife, „alê feien gefternafienb toenig= ftenê wir Beibe bort getoefen." ©in fierjlidjer 23Iid ftog ju mir fiinfiber. „©ie toaren im Sonjert? DB, baê freut midj!" SDann fdjtoiegen mir eine SBeüe toafirenb fte ftdj ju bem Sinbe fiinaBBeugte, baê ftdj nocfi immer an fte fdjmiegte. — „©ie fiaBen fidj", Begann idj mieber, „im Srogramm alê feine ©djüïerin Bejeidjnet; eê ift fonft nidjt bie SBeife ber $finfi= lerinnen, mit einem alten Sefircr ifiren fJhtfim ju teilen!" ©ie errötete rief. „Dfi," rief fie, „idj BaBe an fo etmaê nidjt gebadjt! Scfi uieifj nidjt, meêfialB idj eê getan; eê berftanb fidj fo bon feIBft, mir ift, alê toerbe idj nodj immer bon feiner ftanb gefialten; idj banle ifim fo biel!" „SIBer er feIBft," ertoiberte idj, „unfer SReifter 93alentin, toaê meinte er baju?" ©ie fafi midj mit ifiren ftiHen Slugen an. „®aê ift eê eBen," fagte fie, „er ift fdjon lange nidjt mefir auf biefer ©rbe." Sludj bie junge ©angerin fiabe idj nidjt miebergefefien. ftoffent= lidj ift fte feit Sarren eine glüdlidje SJlutter; unb in ber ®ammer= ftunbe, menn bie Slrbeit rufit unb bie fieilige ©tiüe ber Sïadjt ftdj borbereitet, bann öffnet fie mofil audj einmal ben glügel unb ftngt ifiren Sinbera baê füfje Serdjenlieb beê langft berftorBenen greunbeê. Unb audj baê ift ein gefegneteê Slnbenlen. NACHWORT. THEODOR STORM. (1817—1874). Storm ist Heimatdichter. Sein Leben und seine Dichtung ist eng gebunden an der heimatlichen Scholle, in ihr liegen die Wurzeln seiner Kraft, aus ihr quellen seine Freuden und Leiden. Theodor Storm ist ein Kind der schleswigschen Stadt Husutn an der Nordsee. Dies ist die „graue Stadt am Meer, an der für und für sein ganzes Herz hangt." Es ist diese Lieblingsstatte Storms, die mancher seiner Dichtungen (In St. Jürgen, Der stille Musikant, Immensee, Viola Tricolor, Pole PoppenspSler) etwas von ihrer Farbe, von ihren Stimmungen abgegeben hat. * * Nach Beendigung seiner Gymnasialstudien in Lübeck bezog Storm 1837 die Universitat Kiel. Als er 1843 das juristische Studium, das ihn nie ganz befriedigte, da er es ohne innere Neigung wahlte, zum Abschluss gebracht hatte, liess er sich als Advokat in seiner Vaterstadt nieder. Kurz danach verheiratete er sich mit seiner Kusine, Constanze Esmarch. Im Jahre 1850 wurde durch die Schlacht bei Idstedt Schleswig der danischen Monarchie einverleibt. Storm legte seine Advokatur nieder. Er ging nach Preussen, dort Beruf und Nahrung zu suchen. Drei Jahre blieb er in Potsdam, acht andere Jahre wirkte er als Kreisrichter in dem wunderschönen 90 Heiligenstadt, aber die Sehnsucht nach der Heimat erlosch nicht. „In allen Jahren, die ich in der Fremde lebte," sagt Storm selbst, „war immer das Brausen des heimatlichen Meeres an mein inneres Ohr gedrungen." Durch den Krieg von 1864 wurde Schleswig-Holstein wieder deutsch, und Storm konnte auch wieder den heimatlichen Boden betreten. Von 1864—1878 hat er dann als Landvogt, resp. Amtsrichter in Husum gewirkt. Am Ende seines Lebens zog er in das stille holsteinische Dorf Hademarschen um dort ganz der Natur und der Dichtung zu leben. Als Storm am 4. Juli 1888 infolge eines Magenkrebses gestorben war, wurde seine Leiche nach Husum überführt und dort in der Familiengruft auf dem St. Jürgenfriedhof bei gesetzt. * * * Ein grosser Landsmann Storms, der Dichter Detlev von Liliencron, hat ihm folgenden Nachruf gewidmet: An Theodor Storm: Viel dunkelrote Rosen schtitt' ich dir um deines Marmorsarges weisze Wande und senke meine Stirn dem kalten Stein: Du warst ein Dichter, den ich sehr geliebt und den ich lieben werde bis ans Grab. Du warst ein Dichter — denn was du erlebt, vielleicht von einem Tropfen nur Erinnern, trieb eine Knospe, welche Blume dann aus ihr erwuchs, das gab dir Phantasie. 91 Du hattest Phantasie, ein selten Ding in unsern nüchternen Verstandeszeiten. Du warst ein Dichter, und du warst ein Künstler. Ein Dichter: wohl aus tausend Quellen rinnt es, die unterirdisch laufen, rinnt's ihm zu. Noch fand kein Mensch je, was den Dichter schuf. Wie tief doch sahst du in ein Menschenherz, und unser Heimatland, das ernste, treue mit ewiger Feuchte, seltnem Sonnenblick, du kanntest seine Art. Kein andrer wohl nahm so den Erdgeruch aus Wald und Feld in seine Schrift wie du. _ Viel dunkelrote Rosen schütt' ich dir um deines Marmorsarges weisze Wande und senke meine Stirn dem groszen Dichter, den ich so sehr, so sehr geliebt. DIE NOVELLEN. „In St. Jürgen" und „Der stille Musikant" gehören zu den Novellen, die in Storms reifern Jahren entstanden sind, ebenso wie Aquis Submersus, Carsten Curator, Der S c h i m melreiter. Sie sind, wie Storms Dichtung überhaupt sehr individueller Natur; der Erdgeruch seiner Heimat weht uns aus innen entgegen. Wie seine Gedichte sind sie zart und innig, schlicht im Ausdruck, hier wie dort begegnet uns ein liebevolles Sichversenken in die Tage der Vergangenheit, in die Schönheit entschwundener Stunden. In der Novelle „In St. Jürgen" (1867), hat Storms 92 Heimatliebe schönsten Ausdruck gefunden. Das Hauptmotiv der Handlung ist aber die Entsagung, nicht aus Charakterschwache, sondern weil die Lebensverhaltnisse dazu zwangen. In zartester Weise wird hier das Rückertsche Lied „OJugendzeif' und das Leben und Treiben der Schwalben mit dem Schicksal der beiden Geliebten verflochten. Als der Alte nach langen Jahren, von Gewissensqualen dazu getrieben, wiederkehrt, ist „alles leer", der Trost letzten Wiedersehens ist ihm nicht vergönnt, wohl aber darf er erfahren, dass die ehemalige Geliebte doch niemals an der Lauterkeit seines Charakters gezweifelt hat. Ohne Zweifel liegt in dem Kultus der Vergangenheit, der auch hier stark zum Ausdruck kommt, ein Stück Romantik, mit der die Stormsche Dichtung auch sonst noch manche Übereinstimmungspunkte aufzuweisen hat. „Der stille Musikant" (1875) ist eine von Storms Künstlernovellen. Der Musik, speziell der Mozarts, gilt die poëtische Huldigung. Wieder leitet der Dichter uns persönlich ein, ehe er den alten Musiklehrer Valentin selbst seine Lebensund Entsagungsgeschichte vortragen lasst. Wie diese Novelle aus der Liebe zu seinem stillvertraumten Sohne Karl hervorgegangen sei, berichtet Storm an Heyse. Mit wieviel Verstehen • und mit wieviel stiller Heiterkeit umgibt Storm hier die Gestalt seines früh verstorbenen Sohnes, dieses Einsamen, der einst von Glück traumte, aber nicht die Nerven und Ellenbogen besass um sich durchzusetzen. Dieser Mann mit seiner hagern Gestalt, seinem schwarzen, abgetragenen Röckchen, seinen blassblauen Augen ist, so lemen wir ihn allmahlich kennen und schatzen, nicht allein ein Muster von Selbstverleugnung und Pietat, sondern vor allem 93 auch ein Mensch voll künstlerischen Strebens. Wohl bleibt ihm die Krone für dieses Verdienst versagt, aber er verzehrt sich nicht in wehmütiger Trauer. Diese gesunde Lebensbejahung hilft ihm vielmehr über seine verfehlten Plane hinweg und bringt ihm zuletzt sogar die leuchtende Apotheose für sein mühevolles Erdenwallen. Möge die Lektüre dieser beiden Novellen manchen holiandischen Leser veranlassen den ganzen Storm zur Hand zu nehmen, damit man ihn auch hier immer mehr schatzen lernt, wie dies in Deutschland in den letzten Jahren in steigendem Masse der Fall ist. EMPFEHLENSWERTE STORM-LITERATUR. Theodor Storms Samtl. Werke, herausgeg. von Albert Köster, 8 Bde, Leipzig 1919, Insel-Verlag (vollstandigste Ausgabe). Theodor Storm, Ungekürzte Gesamtausgabe in 3 Bde; Braunschweig, J. Westermann (wohlfeile Ausgabe). Theodor Storms Samtl. Werke, herausgeg. von A.Biese, (4 Bde). Theodor Storms Ausgewahlte Werke, herausgeg. von A. Biese (2 Bde). Theodor Storm, Ausgewahlte Novellen (560S.), Weimar, Alexander Duncker Verlag. UITGAVE VAN J. B. WOLTERS — GEONINGEN, DEN HAAG. OF OLDEN TIMES AND NEW ONDER REDACTIE VAN L. VAN DEE WAL, DIRECTEUR DER R. H. B. SCHOOL TE STEENWIJK. Charles Dickens, The Cbimes, door K. ten Bruggen- eate, geïllustreerd, gecartonneerd 4e druk / 1,45 Charles Dickens, A Christmas carol, door E. ten Brug- geneate, geïllustreerd, gecartonneerd . . . 16e druk - 1,45 Charles Dickens, The Cricket on the hearth, door K. ten Bruggencate, geïll., gecartonneerd . 4e druk - 1,45 Cnarles Dickens, Oliver Twist, door H. Weersma, geïllustreerd, gecartonneerd 3e druk - 1,45 A. C.onan Doyle, Uncle Bernac, door J. Coster, geïll., gecartonneerd 2e druk - 1,45 O. Goldsmith, She' stoops to conquer, door L. van der Wal, geïllustreerd, gecartonneerd ... 3e druk • 1,45 Mrs. Oliphant, The Fugitives, door R. R. de Jong, gecart. - 1,45 Max Pemberton, A. Woman of Eronstadt, door B. C. G. Naman en G. Th. Goudsmit, gecartonneerd . . . - 1,45 W. Shakespeare, The Merchant of Venice, door E. ten Bruggencate, geïllustreerd, gecartonneerd, 8e gew. druk - 1,45 W. Shakespeare, Julius Caesar, door E. ten Bruggencate, geïllustreerd, gecartonneerd 7e druk - 1,45 W. Shakespeare, A midsummer-night's dream, door W. van Doorn, geïllustreerd, gecartonneerd .... 2e druk - 1,45 R. B. Sheridan, The school for scandal, door L. van der Wal, geïllustreerd, gecartonneerd - 1,45 R. L. Stevenson, Eidnapped, door H. Weersma, geïll., gecartonneerd 2e druk - 1,45 Jonathan Swif t, Gulli ver's Travels, door L. van der Wal, geïllustreerd met gekl. en zwarte plaatjt s, gecartonneerd - 1,45 Alle deeltjes zijn voorzien van verklarende aanteekenlngen. UITGAVE VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS - GRONINGEN, DEN HAAG. Revised Editions EDITED BY J. O. Q. GR AS É and Dr. A. E. H. SW ABN. I. Baroness Orezy, The scarlel Pimpernel, geïllustr., 66 druk f 2,50 II. Miss Marjorie Bowen, I will maintain, geïllustr. - 2,50 III. H. G. Wells, The wheels of cbance, geïll., 2e dr. - 2,50 De H.H. Grasé en Swaen zijn, op t voetspoor van Graf v. Pfe.il, er in geslaagd, 't de heginnenden nog makkeliker en aangenamer te maken. In ■ The Scarlet Pimpernel* hebben zij 't aantal moeilikheden enerzijds geëlimineerd (vooral in de eerste hoofdstakken, en daarbij gestreefd naar geleidelike opklimming), anderzijds verklaard, niet aan de voet, maar in de marge, zeer eenvondig en duidelik, in de vreemde taal zelf, aldus de lezer dwingende tot denken in 't Engels, 't Grote merendeel der noten is kort en doeltreffend beide, en vaak verwonderlik handig. Weekblad M. O. LA LYRE FRANQAISE. 'Poésies h lire et è. dire, destinées a_ 1'enseignement. Recueillies par O.-M. R O BERT. Première série 7e édition f 0,85 Seconde série 4e édition - 0,85 UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS - GRONINGEN, DEN HAAG. UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. P. B. BENJERT en J. J. B. ELZINGA, FRANSCH VOOR DE MIDDELBARE SCHOOL Met silhouetten van HENRIETTE BAUKEMA. EERSTE DEELTJE / 1,60 TWEEDE DEELTJE ter perse fUISDE LECTUUR VOOR DE MIDDELBARE SCHOOL ONDER REDACTIE VAN P. B. BENJERT en J. J. B. ELZINGA. EERSTE SERIE: No. 1. G. Bruno, Le tour de la France par deux enfants, geïll. / 1,60 No.2.Vingt récits, geïllustreerd - 1.60 TWEEDE SERIE: No. 1. Plerre Loti, Ramuntcho, pièce en cinq actes, geïll. - 1,60 No. 2. Anatole France, Le crime de Sylvestre Bonnard (Jeanne Alexandre), geïllustreerd .... ter perse De methode «FRANSCH VOOR DE MIDDELBARE SCHOOL" breekt met de gewoonte, dat een leerboek voor de Middelbare School als 't ware een compendium is van datgene wat in een volledig leerboek voorkomt. De behandeling der grammaticale moeilijkheden geschiedt naar aanleiding van korte, eenvoudige verhaaltjes, die door Henriette Baukema geïllustreerd werden. De „FRANSCHE LECTUUR" bestaat uit 2 series. De eerste voor de lagere klassen der Middelbare school en voor Mulo-scholen, de tweede voor de hoogere klassen van H. B. S. en Gymnasium. De verschenen deeltjes zijn bewerkt door P. B. Benjert en J. J. B. Elzinga. De verklarende aanteekeningen zijn in afzonderlijke woordenlijsten bijeengebracht. UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. C. BROUWER en G. RAS, EENVOUDIGE DUITSCHE SPRAAKKUNST MET OEFENINGEN. gkW Deze Serie bestaat uit de volgende deeltjes: o. Eenvoudige Duitscbe Spraakkunst voor het Eerste Jaar, ingenaaid ƒ 0,90, gebonden ... 4e druk ƒ 1,10 b. Eenvoudige Duitsche Spraakkunst voor het Tweede en Derde Jaar, ingen. ƒ 0,90, gebonden, 3e druk 1,10 of de Duitsche uitgave hiervan onder den titel: Einfache deutsche Sprachlehre für das Eweite und dritte Jahr, ingenaaid ƒ 0,90, gebonden, Se druk 1,10 Verder: e. Oefeningen voor het Eerste Jaar, ingen. ƒ 0,90, gebonden 4e druk 1,10 d. Oefeningen voor het Tweede Jaar, ingen. ƒ 0,90, gebonden . . 4e druk 1,10 e. Oefeningen voor het Derde Jaar, ingen. ƒ 0,90, gebonden 3e druk 1,10 Frissche methode. Ons Mtdeblud. De boekjes munten uit door qrooten eenvoud en wat ik een bijzondere verdienste acht, het idioom beweegt zich zoo in het alledaagsche leven. Woorden en uitdrukkingen die ouderen en jongeren vaak tevergeefs zoeken zijn daar te vinden. De Schoolwereld. Voor Mulo-scholen de aangewezen methode. Het Haagsche Schoolblad. Tv » Cl TI7TTVTr\T1T>TTAT>AT Erzahlangen, Geschichten and Gedichte. DAO W lJjNl)rjiirlUMi\. lllustriert von L. O. WEHCKEBACH. Fürs erste Jahr, ingenaaid ƒ 1,50, geb. . 2e drukf 1,65 Fürs zweite Jahr, ingenaaid ƒ 1,75, gebonden . . 1,90 Fürs dritte Jahr, ingenaaid ƒ 1,90, gebonden . . 2,10 Goed geslaagde illustraties. De Vacature. Meer dan bij andere bloemlezingen is hier rekening gehouden met den belangstellingskring van jonge leerlingen. De Schoolwereld. VON DEUTSCHER ART UND KUNST. No. 1. Theodor Storm, In St. Jürgen und Der stille Musikant, ingenaaid ƒ 1,30, gebonden . . ƒ 1,50 No. 2. Wilhelm Meyer-Förster, Alt-Heidelberg. Schauspiel in fünf Aufzügen, ingen. ƒ 1,50, geb. 1,70 Het moet stellig een prettige buitenkans zijn, zulke tekst te mogen bestudeeren op de schoolbanken. ff* Vlaamsche Land. UITGAVEN VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. UITGAVE VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG. J. KOOISTRA en J. H. SCHUTT, EENVOUDIGE ENGELSCHE SPRAAKKUNST. TWEE DEELTJES. TWEEDE DRUK. Prijs per deeltje, ingenaaid f 0,90, gebonden . . f 1,10 OEFENINGEN BIJ DE EENVOUDIGE ENGELSCHE SPRAAKKUNST. TWEE DEELTJES. - - TWEEDE DRUK. Eerste deeltje, ingenaaid f 0,90, gebonden . . f 1,10 Tweede deeltje, ingenaaid f 1,25, gebonden . . - 1,50 De boekjes lijken ons geschikt. Algem. Handelsblad. Uit den titel blijkt reeds dat gestreefd is naar eenvoud, en het schijnt ons dat tegelijk daarmede doelmatigheid behartigd is. Langs den weg van de eenvoudige spraakkunst, waarin al het aanvankelijk overtollige vrijgelaten is, voelt de leerling zich al gauw thuis in de geenszins droge oefeningen. Overal is de uitspraak in fonetische teekens bijgevoegd, en een los blaadje met die teekens maakt het mogelijk zich telkens te vergewissen wat de omgekeerde of versierde letters beduiden. Het Nieuws van den Dag. De schrijvers combineeren het idioom-leeren met het aahleeren der granimar, en zijn daarin, evenals met het geheele werk, wel geslaagd. De Vacature. Zeer goed ingericht. Ons eigen Blad. UITGAVE VAN J. B. WOLTERS — GRONINGEN, DEN HAAG BRINKMAN PROD NR B 60 17 774 llilliiiiMiNniiiiiihiiiiiiiii 2 148 998