.932 DIE SOGENANNTEN „GESOHLECHTEE" IM INDOEUROPAISCHEN TJND IM LATEIN NACH WISSENS€HAFTLICHER METHODE BESCHRIEBEN, MIT EINEM ZUSATZ ZUR ANWENDÜNG AÜP WEITENTFERNTE SPRACHEN VON De. J. M. HOOGVLIET Pbiyatdozentext Air dek Umiversitat Utrecht. D 18 HAAG MARTINÜS NIJHQRF 1913 DIE SOGENANNTEN „ GESCHLECHTER" IM INDO-EUROPlISCHEN UND IM LATEIN. DIE SOGENAMTEN „GESCHLECHTER" IM INDOEUROPAISCHEN UND IM LATEIN NACH WISSBNSCHAFTLICHER METHODE BESCHRIEBEN, MIT EINEM ZUSATZ ZÜE ANWENDUNG AUF WEITENTFERNTE SPRACHEN VON Dr. j. m. hoogvliet Privatdozesten an der Universitat Utrecht. HAAG MARTINUS NIJHOPP 1913 DEUCE TON O. 3. THIEME, NIMWEOEN (HOLLAND) V O R W O R T. Was ich in diesem Büchlein der wissensehafUichen Welt anbiete, ist zunachst nur eine spezielle Ausarbeitung desjenigen was ich vor zehn Jahren in meiner Universalgrammatik Lingua und auch schon in früheren Schriften veröffentlicht hatte. Wie mir scheint, wird es einem Jeden deutlich sein, dass ich anstatt der Lateinischen ebenso gut eine beliebige andere Indo-Europaische Sprache für den namlichen Zweck hatte auswahlen können. Bei einer jeden dieser Einzelarbeiten waren stets nur die Nebensachen neu hinzuzufügen, die Hauptsachen blieben immer dieselbén wie im vorliegenden Werke. Db. j. M. HOOGVLIET. Haag, September 1913. Es ist meine feste Überzengnng dass das Ideal der Wissen schaftlichkeit eines "Werkos nicht (wie man es in Holland, vielleicht anch anderswo, siemlich allgemein anznnehmen scheint) im Umf ang des Bnches ader in den vielen Zitaten, sondern vielmehr im vielen nnd tiefen Nachdenken ttber den tegenstand zn snchen ist. In den vorliegenden Seiten wünsche ich den Lesern eine Probe wissenschaftlicher Behandlungsart grammatikalischer Gegenstande zu liefern. Als Modellgegenstand wahlte ich mir das sogenannte „Geschlecht" richtiger die Individuirungsform der Substantive oder Nennwörter. Um mit möglichster Vollstandigkeit eine kurze Passung verbinden zu können schien es mir wünschenswert mich hauptsachlich auf eine einzige in dieser Hinsicht gleichmassig interessante Sprache, das Latein, zu beschranken. Ich will aber anfangen mit einer ganz allgemeinen Besprechung des Gegenstandes, welche alle Indo-Europaische Sprachen und sogar in mancher Hinsicht ebenfalls die Semitisch-Chamitischen Sprachen zu umfassen versucht. (In den grossen Zügen kann die Beschreibung natürlicherweise nicht anderes als hypothetisch sein; die Bichtigkeit der Hypothese muss sich spater bei fortfahrender Anwendung derselben nach und nach erweisen.) In den Indo-Europaischen und in den Semitisch-Chamitischen Sprachen wird jedem Nennworte oder Substantive eine feste (nicht für verschiedene Satze abwechselnde) Nebenvorstellung verbunden, nl. die einer verschieden-gestalteten Einrahmung in welche das interne Bild des Gegenstandes, des Wesens, der Sache oder des Dinges, warum es sich handelt, gleichsam eingefasst wird. Das Wesen dieser Einrahmung, welche nach dem Obenerwahnten mit den speziellen Satzzusammenhangen niemals etwas zu schaffen haben kann, lasst sich im Grossen und Ganzen- umschreiben als eine Unterscheidung verschiedener Sorten von Einheit, nl. zwischen entweder normaler Einheit (in jeder Hinsicht als Einheit sich zeigend) oder nicht-normaler Einheit (welche sich nur in einzelnen Fallen als Einheit auffassen. lasst). (Dass die nicht-normale Einheit eine ziemlich grosse Anzahl der Möglichkeiten offen lasst, erhellt mitunter in den Bantusprachen und einigen Amerikanischen Idiomen.) Die Sprachen der Indo-Europaischen Familie besitzen im Durchschnitt drei verschiedene Individuirungsgrade oder sogenannte „Geschlechter", nl. 1° normal (sogenannt „mannlich"), 2° bruchstück- oder dingartig (sogenannt „sachlich" oder neutrum) und 3° vielheit- oder sachenartig (sogenannt „weiblich"). Ganz Ubersichtlich beobachtet umfasst 2° die bruchstückoder dingartige Abteilung die Einheiten welche ebenso gut oder besser als Teile von Einheiten betrachtet werden können, 3° die vielheit- oder sachenartige solche, wobei sich eben so gut oder besser eine Vielheit als Einheit denken lasst, wahrend der dritten und letzten 1° alle übrig bleibende Einheiten anheimfallen, bei denen keines von beiden der Fall ist. Diese Umschreibung ist wie gesagt eine überaus übersichtliche und summarische. Etwas mehr im Besonderen lasst sich die Unterscheidung folgenderweise bestimmen: I. Zur bruchstück- oder dingartigen Abteilung gehören: 1° die Namen von Gegenst&nden von denen es sich nicht leicht denken lasst, dass sie eine Bewegung in irgend einer bestimjaten Richtung verursachen könnten, also vorzugsweise Gegenstanden mit der Gestalt einer Kugel, eines Blockes, eines breiten-und-niedrigen-Cylinders oder einer Scheibe, aber auch schon ohne jegliche Beschrünkung leblosen Gegenstanden überhaupt, 2° die Namen der Metalle und anderer (als einzelne Gegenstande gedachten) Grundmaterien der Natur, 3° die Namen von allem demjenigen, was speziell als ein Teil oder ein ölied von etwas Anderem gedacht wird, 4° die Namen von allem demjenigen, was gedacht wird \ als ein Punkt von keiner oder doch einer verschwindend- / kleinen Ausbreitung, 5*" im Allgemeinen jeder Name eines abstrakten oder . übersinnlichen, aber zugleich begrdnzten und konzentrirten Etwas. II. Zur vielheit- oder sachenartigen Abteilung gehören: 1° die Namen von (natürlichen oder künstlichen) Gegenstanden, die aus verschiedenen unter sich bewegbaren Teilen bestehen (z. B. Hand, Weinstock, Schijf, Vogel), 2° Namen von Ausbreitung, vorzugsweise Flachenausbreitung, ohne deutlich zuumschreibende Gestaltoder Begranzung {Linie, Flache, Gegend, Erde), 2° b. Namen nicht kugel-, block-, breit-und-niedrig-cylinderoder scheibenförmiger Gegenstande mit vielfach symmetrischem Durchschnitt, 3° Namen von fliegenden, kriechenden oder wimmelnden Tieren (bei welchen Tierarten es öfters schwer wird die Unterscheidung zwischen Einheit und Vielheit zu ermitteln), (4° in einigen Sprachen fast alle Namen von Pflanzen, Baumen und Krautern), 5° Namen von Gruppen, Zusammenstellungen, Vereinigungen (es sei denn aus lebendigen Wesen oder aus leblosen Gegenstanden), 6° Namen nicht-mater'ieller Existenzen, wie Wirkungen, Zustande oder Eigenschaften, d. h. derartiger Begriffe, die in der Deutschen Sprache vorzugsweise mittels abgeleiteter» Substantive auf -ung, -heit oder -heit, -niss, -schaft u.s.w. ausgedrückt zu werden pflegen (Als bemerkenswerte Einzelheit soll es hier erw&hnt werden, dass Wörter die eine einzelne in der Zeit begranzte Ausübung einer Bewegung oder Handlung ausdrücken (Stoss, Zug, Schub, Bau, Gruss, Kauf, Mord u.s.w.) in sehr verschiedenen Indo-Europaischen Sprachen zur normalen (sogenannt „mannlichen") Abteilung gehören), 7° Namen von als Gottheiten personifizirten Wirkungen oder Zustanden, 8° Namen saugender oder schwangerer Mvttertiere, 9° Namen weiblicher Tiere überhaupt, 10° Namen weiblicher Personen (als natürliche Zwischenklasse zwischèn den unter 7° umschriebenenen Gottheiten und den mit 8° und 9° gemeinten Tieren). In der Semitisch-Chamitischen Sprachenfamilie existiren nur zwei verschiedene Individuirungsformen, die im Grossen und Ganzen so beschaffen sind dass die eine der normalen, die andere den ding- und sachenartigen Abteilungen zusammen entspricht. Bemerkung. Nach dem Obengesagten gehören kugelrunde oder annahernd kugelrunde Gegenstande zur dingartigen Abteilung. Kreisförmige Flckhenbilder werden in einigen Sprachen mit den kugelrunden Körpern gleichgestellt, in anderen mit den aügemeinen FlachenbUern, in welchem letzteren Falie sie zu der sachenartigen Abteilung gebracht werden. Es ist hierbei bemerkenswert, dass sowohl der Kreis wie die Kugél als allgemeine Gestalibegriffe in verschiedenen Ind.Eur. Sprachen nicht dingartig sind sondern erstartig-normal. Es erklart sich diese Tatsache einfach hierdurch, dass Kugel und Kreis in diesem Sinne gar keine runden Dinge sind, sondern allgemeine (an sich in gewisser Hinsicht gar nicht runde) Massstabe des Bunden. Die drei verschiedenen Einrahmungen wovon oben die Rede war lassen sich in Zeichnung bringen als: 1° eine Urnen- oder lanzettförmige für die normale, 2° eine kreisförmige für die dingartige und 3° eine facherförmige für die sachenartige Abteilung. Dabei verdient es fernerhin Empfehlung sich die Facherform als aus verschiedenen Birnen- oder Lanzeüformen und diese wieder als aus verschiedenenen Kreisformen aufgebaut vorzustellen. Ich komme jetzt zur Beschreibung der „Geschlechter" im Latein, wobei ich nach einander anzugeben haben werde zweierlei Regeln, nl. I die „Geschlechts'-regeln nach der Bedeutung und II die nach der Form (namentlich Stammauslaut) der Wörter. REGELN NACH DER WORTBEDEUTUNG. A. Dingartig sind im Latein: 1° Namen von MetaUen und (als einzelner Gegenstand ohne Nebenbegriff gedachten) Grundmaterien, 2° Namen von Gegenstanden mit kugel-, block- oder kurz-und-niedrig-cylinderförmiger Gestalt -(mehr speziell dementsprechenden Körperteilen und andern Naturgegenstanden), 3° Namen von Gegenstanden einer Handlung (auf Deutsch wiederzugeben mittels sachlicher Substantive mit ge ), 4° Namen von Gegenstanden, welche speziell als Werkzeug zu einem einzigen bestimmten Zwecke functioniren, 5° Namen von dem was als ein Punkt ohne Ausbreitung erscheint, 6° Namen vom Abstrakten und Unkörperlichen, das als einzelnes oder unteïlbares Element (f) gedacht wird. B. Sachenartig-weiblich sind im Latein: 1° Namen von abstrakten (als vielseitig gedachten) Existenzen, also von Beschaffenheiten, Eigenschaften, Verrichtungen, u. s. w. (auf Deutsch wiederzugeben mittels Derivationen auf -ung, -heit oder -keit, -niss, -e, -schaft), 2° Namen von Gruppen, Zusammenstellungen oder Verevnigungen, 3° Namen von (aus Unter abteilung en bestehenden) Hauptabteilungen, 4° Namen von Gegenstanden mit unverkennbarer (oft zugleich bewegbarer) Verzweigung (Hand, Kreuz, Stern, Schiff, Vogel oder fliegendes Tier, Baum), 5° Namen von (den meisten) Vögeln und fliegenden Tieren, 6° Namen von (fast allen) Baumen, Pflanzen und Krautern, 7° Namen von Flachen- und Linien-Extensionen, worunter Lander, Insein, Stadte, Strassen, 8° Namen von Materiën oder Substanzen, welche gleichzeitig entweder als eine Beschaffenheit oder Eigenschaft oder als eine Ausbreitung erscheinen (eine „Feuchtigkeit", eine „Schwarze"), (t) Mit Uitrecht behauptet man, in Deutschen Wörtern wie Geilste, Gebaume. Gebein(e) u.s.w. sei hauvtsachlich eine Viel-einheü ausge- drttckt. Es enthalt nl. die Bedeutung dieser Wörter ausser der Vielheüsidee eine Teilidee und die Teilidee ist sogar bei ihnen Hauptsache, die Vielheitsidee nur Nébensache, denn das Wort Geëiste bedeutet zweifelsohne „derjenige Teil des Bauraes der aus Asten besteht', das Wort Gebaume .derjenige Teil der Landschaft der aus Baumen besteht', U.S.W. 9° Namen der beiden Hauptjahreszeiten Sommer und Winter und der Jahreszeit im Allgemeinen, 10° Namen von (den meisten) Arten von Schiffen, Booten oder ,embarcations* (f), 11° Namen von Edelsteinen (mit verschiedenen Flachen* oder jedenfalls einer solchen Gestalt welche weder allseitiggedrangt noch einseitig-ausgedehnt ist), 12° Namen von Seetieren die keine Fische sind und von eigentümlich gestalteten Fischen (worunter die mit plattausgebreiteter Gestalt), ■ 13° Namen von (den meisten) kriechenden oder wimmelnden Tieren, 14° Namen von weiblichen Tierexemplaren, 15° Namen von weniger streng persönlich oder individuell aufgefassten Gottheiten (= Gattinnen), 16° Namen von Weibem. G. Normal-erstartig sind im Latein im Allgemeinen alle Wörter, welche nicht aus irgend welchem Grunde zur dingoder zur sachenartigen Abteilung zu rechnen sind und mehr im Besondern: 1° Namen von nicht-speziell-weiblichen Wesen oder Personen, 2° Namen von Winden, 3° Namen von Gegenstanden woran sich zunachst eine ganz normale, neutrale oder leichtzufassende Gestalt bemerken lasst, d. h. eine Gestalt wobei sich die drei Dimensionen deutlich hervortun, deren aber eine, indem sie sich mehr als die beiden andern ausbreitet, die Langenachse des Gegenstandes liefert, im Verhaltniss zu welcher Langenachse sich auch deutlich unterscheidbar entweder eine Vorder- und (t) Hierbei ist zu beaohten navigiu-m „Fahrzeug", wo das Schiff einfach als ein „ Werkzeug zum Fahren* im Allgemeinen betrachtet wird. Hintenseite oder eine Oben- und Untenseite bemerken lasst (die Vorder- oder Obenseite zeigt sich öfters als einigermassen zugespitzt), welche Gestalt ganz speziell die Vorstellung des Verursachens einer Handlung zu erwecken geeignet ist, ans welchem Grunde man diesen Gegenstanden auch zur Not den Namen von Werker- {Tater-) oder Motorgegenstünden beilegen könnte, 4° Namen von Wirhungen sofern sie als eine einzelne in der Zeit beschranJcte Anwendung erscheinen {Schub, Zug, Bau, Kauf u. s. w.) (Bildungselement in der regel -tuoder -8U-), 5° Namen von Beschaffenheiten oder Erscheinungszustanden soweit sie nur als ein einseitiger (meistenteils zugleich in der Zeit beschrankter) Staat gedacht werden und Namen von Gemütsbewegungen, von denen dasselbe gilt (Bildungszusatz für beide -ör- (f)) mit Ausnahme einiger besonderen Falie wie morbo- (Krankheit) und luctu- (Trauer), 6° Namen von Tieren welche nicht der sachenartigen Abteilung anheimfallen, worunter die meisten grosseren Vierfiisser und die meisten Fische, 7° Namen von gewissen Substanzen, die wir als Obersubstanzen bezeichnen wollen, d. h. solchen, welche sich in der Natur als obere oder aussere zugleich dunnere, lekhtere (t) Eb ist hier bemerkungswert dass warend 1" die Substt. auf ör mit Verben auf -é verbunden zu sein pflegen (titté- timör-; pallépallör-; rigé- rigor- u.s.w.) von diesen namliohen Verben 2° das Substantiv auf -tu- oder -sn- zu féhlen pflegt. Es liegt jetzt die Voraussetzung auf offener Hand, die Substt. auf -5r seien zun&cbst als Steüenvertreter derjenigen auf -tn- oder -su- zu betrachten. Man hatte in diesem Falie den Substt. auf -ör dieselbe interne Bedeutung beizulegen wie denjenigen auf -tn- und -su-, also pavör- etwa „der Erschreck", pallör- ,der Bleich* u.s.w. und flüchtigere Schichte über, auf oder urn etwas Anderes zu zeigen pflegen (worüber spater Naheres), 8° wenige Namen von verzweigungslosen Pflanzen oder Strauchen, 9° Namen von verschiedenen spezialisirenden Begranzungsmassslaben der zahlenden und messenden Geistesfunction (worüber spater Naheres). EINZELHEITEN. Der Körper von Mensch oder Tier als Ganzes ist (als Werkzeug oder Gegenstand) dingartig. Der Geist als Umfasser aller nicht materiellen Facultaten, also das was wir auf Deutsch lieber als die Seele bezeichnen mochten, ist als Tater erstartig. Der Geist als reine Denkfscult&t und dann ferner auch die Art, die Gemütslage sind als Vielheiten sachenartig. Gemütsbewegungen mit einseitiger Wirkung wie Schmerz, Trauer, Furcht, Angst, Sekreeken, Liebe sind meistenteils (und dies zwar gewöhnlich mit der Endung -ör-) erst- oder tctterartig, aber Wut und Erfreuung sind (als richtung- und steuerlose) Wirkungen oder Bewegun gen sachenartig; das (ruhige) Erfreut-sein und das (stille) Bassen sind als einzelne Stimmungseleraente dingartig. Von den Teilen des Körpers gibt es eine grosse Anzahl deren „Geschlecht" sich nach der Gestalt des Körperteiles bestimmen lasst. Dingartig sind nl. die kugel-, block- oder kurz-cylinderförmigen (Kopf, Hals, Brust- oder Rückenstück — (Ober)-arm, Bein, Schenkel — Kinn, Knie, Mund, Kehle(öffnung) — Herz, Leber, (Euter) — Gehirn ')). . Sachenartig sind die verzweigten (Hand — Luftrfthre, ') Das Auge sollte natttrlicherweise dingartig sein und ist es denn auch wirklich im Sanskrit, im Germanischen und im vorklassischen Griechisch. Dass das klassische Griechisch und Latein beide ein Ader) und diejenigen die eine nicht deutlich begranzte FISehe bilden (Stirne, Wange, Nasenhöhle, Ohr, Zunge, Zahnfleisch, Nacken, Hüfte, Handhöhle, Fusshöhle, Bauchfiache, Hinterbacke, Wade, Schiene, Sohle, Haut). Erstartig sind die zugespitzten kegelförmigen und die langlichcylinderförmigen (Uriterarm, Finger, Daumen, Fuss, Nase, (ein) Haar, Zahn — Lunge). Weltaü und Hauptweltteil-als-Ganzes (mundus, Oceanus, Olympus, orcus) sind erstartig. Himmel und Meer sind als halbkugelförmige Gewölbe dingartig, Erde und Wasser als Flachenextensionen sachenartig, Berg und Strom (= grosser Fluss) sind als (in der Fernsicht) zugespitzte Sachen erstartig, Wald als Vielheit sachenartig, kleines Waldeken, Rain, Baumgruppe als Unterteil dingartig. Aeker, Gorten und Feld werden (angesichts der Bearbeitungen von Bepflügung und Bepflanzung) als lange (in der Fernzicht zugespitzte) Strecken betrachtet und sind daher erstartig, beim Erntefelde hingegen denkt man nicht langer an die Bearbeitungen, sondern streckt die Blicke in allen Kichtungen nach denjènigen Stellen wo die Ernte sich sehen lasst, daher hat man es hier mit einer vielseitigen Extension und mit einem sachenartigen Worte zu tun. Das Stück Land, es sei denn Wiesenland oder Pflügeland, das ohne spezielle Vórstellungen weder von Bearbeitungen noch von Ernte einfach als ein Stück des Bodens betrachtet wird, ist auch dementsprechend dingartig. Der Mond, der sich ja als eine runde Flfiche oder erstartiges Wort bentttzen, erklart sich wohl hierdurch, dass der Sprachengeist sich das Auge als ein zngespitztes kegelförmiges Etwas vorsteUte. Ein Ansdruck wie oculorum acies dürfte diese Voraussetznng in erhehlichem Grade nnterstützen. Denn wie könnte jemals ein kugelförmiges Ding eine „scharfe Seite" oder eine „Sohneide" haben? Sichel sehen lasst, ist sachenartig, die Sterne, die sichentweder als runde Fleckchen oder als strahlenschiessende „Sternlein" zeigen, sind auch sachenartig, die Sternenbilder, oder Gestirne als Teile des Sterahimmels dingartig, die Sonne aber, deren Gestalt sich gar nicht riehtig konstatiren lasst, ist erst- oder t&terartig. — Die WolkerT^Ï wie vielseitige Extensionen sachenartig. Das Wetter im Allgemeinen, das schone Sommertoetter und das Winter- oder Frostwetter, sind dingartig, die beiden Hauptjahreszeiten Sommer und Winter als teilbare Extensionen sachenartig. — Die Winde sind (analog mit I den staten und regelmassigen Gemütsbewegungen) erstartig, ■ Regen, Schnee und Hagel (analog mit den unstalen Gemütsbewegungen) sachenartig. Die grossen Vierfüsser sind meistenteils erstartig, die katzen- und marderartigen Baubtiere mit ihrem geschmeidigen Körper sachenartig (nur der gewissermassen hundartig gebildete Löwe erstartig) (Umgekehrt ist von den hundartigen der einigermassen katzenahnliche Fuchs sachenartig), die Vogel und fliegenden Tiere (soweit ihr Name nicht auf ö, r oder ön endet, eine Anzahl grösserer Raubvögel fallt dieser Ausnahme anheim) sachenartig (In ihrer Beziehung zur Weissagung sind die Vogel erstartig), die Meerestiere welche keine Fische sind (auch das Saugetier Waüfisch) sachenartig, die plutt oder unregelmassig gebildeten Fische vielfach sachenartig, die Reptilien und Amphibien oft sachenartig, aber die in die Lange gezogene Schlange (auch der Wurm) und das steifgliedige KrokodiU erstartig, die Weichtiere und die Crustacea sachenartig, aber der steifgliedig zugespitzte Krebs erstartig. Insekte meistenteils sachenartig, aber die nicht-fliegenden steifgliedigen wie die Kaf er (Auslaut -ft-) und die beissenden v/ieMücke,Flohxin& Wanze(Auslaut -ïc-) 2 erstartig. Die langlich bekörperten Würmer und die nackten Schneeken erstartig. Baume und Pflanzen sind sachenartig mit wenigen Ausnahmen. Dingartig sind diejenigen welche hauptsachlich als eine hestimmte Substanz bekannt sind. Erstartig sind 1° einige Griechische Namen seltnerer Baume und 2° einige Namen von solchen Pflanzen oder Strauchen, bei denen die Verzweigung entweder fehlt oder wenig hervortritt (Schwammerling, Strauch, Dorn, Distel. Halm). Tier und Kraut (Pflanze) im Allgemeinen sind beide als allgemeine Schöpfungselemente dingartig. MetaUe und (ohne Nebenvorstellung als einzelne Gegenstande erscheinende) Grundsubstanzen sind dingartig — Materiën und Sübstanzen, die gleichzeitig entweder als Eigenschaften („Feuchtigkeit", „Schwftrze") (zu letzteren die horizontalisirenden: Erde, Sand, Wasser, Schnee, Eis) oder als Extensionen betrachtet werden, sind sachenartig. Erstartig sind die Obersubstanzen, ein Namen womit wir bezeichnen wollen eine Achtundzwanzigzahl spezielle Sübstanzen und zwar solche Sübstanzen, welche (in ihrem regelmassigen naiürlichen Zustande) über, auf oder urn etwas Anderes gleiehsam eine dunnere, leichtere oder flüchtigere Ober- oder Ausserschichte bilden. Es befindet sich nl.: 1° über der Erde die Luft (aër) und 2° über der Luft die Oberluft (aether), 8° über der im Verbrennen begriffenen Materie das Feuer (ignis) und 4° über dem Feuer der Bauch (famus), 5° über den Pflanzen am Morgen der Tau (ros), 6° über dem halbverbrannten Gegenstande die Asche (cinis), 7° über dem Wegboden, Hausboden u.s.w. der Staub (pulvis), 8°, 9° über dem festen Stoffe (im Allgemeinen) die Flüssigkeit oder flüssige Substanz (liquor, latex) und 10° über dieser der Dampf oder die dampfförmige Substanz (vapor), 11° über dem festen trockenen Boden der Schlamm (lïmus), über dem Fleische des mensch- oder tierlichen Körpers 12° das Fett (adeps) und 13° das Blut (sangnis). auf der Haut 14° der Schweiss (sudor) 15° der Nasenschleim (mucus) und 16° das ausgeflossene Blut (cruor), um den Stamm oder Stengel der Baume und Pflanzen 17° die Einde oder der Bast (liber) und 18° die Borke oder Korkrinde (cortex), um den Grankorn 19° die Kieie (furfur), um die Pflanzenfasern 20° der Saft (SUCUS) — auf der vulkanischen Bodensubstanz 21' der Bimsstein (pumex) und 22° der Tuffstein (tufus) — über dem bearbeiteten Boden 23° der Dünger (fïmus), auf und um die Baumwurzeln und auf dem Waldboden 24° das Moos (muscus) (25—26 sind Sübstanzen kiinstlieher Entstehung) — auf der durch Waschung zureinigenden Oberflache 25° die Seife (sapo), auf oder alsZusatz-zu den festeren Speien 26° das Brot (panis), 27° der Ka se (caseus) und 28° der Salz (sal). Es lassen sich auf diese Weise, wie mir zuscheint, ganz leicht die 28 bezüglichen Wörter im Gedachtniss behalten. Alle übrigen ganglichen Substanz- oder Stoffnamen sind entweder ding- oder sachenartig. Nicht unberechtigt scheint mir die Yoraussetzung, dass die Vorstellung des leichteren und flüchtigeren zugleich mit der Vorstellung „oberhalbn sich dem geistigen Auge in der Gestalt des Langlichen und Nach-oben-zugespitzten zeigen könne. Die Stein- oder Felsensubstanz'v&ding- oder sachenartig; das Felsenbruchstück ist dingartig — eine Anzahl Wörter mit Bedeutung Stein als Gegenstand sind erstartig. Die Namen von leblosen Gegenstanden künstlicher Entstehung sind l°mit der Nebenvorstellung eines Personswesens (wie im Deutschen: der Klopfer, der Kratzer) erstartig, 2° mit der Nebenvorstellung der Verzweigung oder der vielseitigen Ausbreitung sachenartig und 3° dingartig wenn sich ihnen eine Teil- oder Bruchstückvorslellung gesellt oder dann wenn sie ein Werkzeug zu einem bestimmten (zumeist im Worte selbst ausgesprochenen)Zwecke bezeichnen. Ohne die obenerwahnten Nebenvorstellungen sind zunachst 1° erstartig die Gegenstande von langlicher oder zugespitzter, 2° sachenartigdiejenigen von breitausgespreiteter und 3° dingartig diejenigen von rundgedrangter Gestalt. Von den Waffen sind dingartig das Wdffenzeug überhaupt, das (allgemeine) Angriffszeug und Verteidigungszeug, das (allgemeine) Werfzeug oder Geschoss und das gewóhnlichste besondere "Verteidigungszeug, nl. das grosse viereckige Schild, erstartig die unzusammengesetzt-zugespitzten Stosswaffen (Schwert oder Dolen) und sachenartig die unverkennlich zusammengesetzten (Lanze, Pfeil, Helm), und diejenigen welche zunachst eine Berührungsflciche bilden (Harnisch, ocrëa). Von den Bekleidungsartikeln sind die meisten (soweit sie den Körper breit und locker umwallen) sachenartig; dingartig sind die strammansitzenden (sagum, indusium, sandalium) und erstartig die zugespitzten (Schuhstrumpf, Mütze, Hut). Die Namen von Schiffen und Fahrzeugen sind fast alle sachenartig , die von Wagen und Fuhrwerken meistenteils dingartig. Hausung und Wohnung (= Haus) sind sachenartig; die einzelnen Unterteüe des Hauses fast alle dingartig. Zusammenstellungen und Vereinigungen sind als Vieleinheiten sachenartig, Hauplabteilungen welche aus Unterteilen bestehen sind auch sachenartig; zugespitzte Vereinigingen aber, solche die eine Vorder- und Hinterseite oder eine Oben- und Unterseite unterscheiden lassen (Heer, — Herde, — Volk — Haufen) sind erstartig. Kreis und Ball als abstrakte Gestalten sind (als allgemeine Massstabe) erstartig. Wörter mit der Bedeutung „Geschlecht" im Sinne von Geschlechtsvielheit, Fortpflanzung, Verbreitung u.s.w. sind alle sachenartig, nur das Geschlecht im Sinne eines beschrankten und einzelnen teüausmachenden Geschlechtes ist dingartig. Raum und Zeit werden vom Lateinischen Sprachgeist als gestaltlose alles-und-zugleich-gar-nichts-umfassende Einteilunysmitlel der Welt und des Lebens betrachtet und sind demnach dingartig. Im Übrigen sind aber die (specialisirenden) Begranzungsmassstabe der zahlenden und messenden Geistesfunction (Mass-im-allgemeinen — Ort-und-Slelle — Reihe-und-Rang — Granze — Zdhl) — Gewichtmass und Wertmass =» Münze — Langenmass, — Inhaltsmass — (Zeitmass) Jahr, Monat, Tag) erstartig. Es gehören hierzu: 1° die allgemeinen Benennungen für Mass-im-allgemeinen (modus), Ort-und-Steüe (heus), Reihe-und-Rang (ordo), Granze (finis, limes, ordo, terminus, axis), Zahl (numerus), Wertmass = Münze (nummus), Jahr, Monat und Tag (annus, mensis, dies), 2° die Namen von Obergrünze oder Gipfel (vertex, apex, cumulus) und Untergranze oder Boden (fundus). (Die fehlenden Wörter für Vordergranze, Hintergranze, Seitengrctnze werden durch die Namen der entsprechenden Körperteile (Stirne, Rücken, Seite) ersetzt.), 3° die Namen spezieller (Bömischen) Münzen und 4° die Namen spezieller (Römischen) Langenmasse und Kubikmasse. (Die meisten Flachenmasse gehören nicht hierher. Ein Wort wie jugeru-m z. B. ist vielmehr aufzufassen als ein viereckiges Stück Grund von einer beetimmten vorgeschriebenen Grösse.) Die Namen freier nicht-von-der-Natur-gelieferter Zeitmasse (Stunde, Woche) sind sachenartig, die von ganz beliebigen Zeitbruchstücken (biduum, triennum u.s.w.) sind dingartig. Der Augenblick ist, als unteilbares Etwas, dingartig und das Jahrhundert, das ein ganzes Menschenleben gleichsam als ein unteilbares Etwas zusammendrangt, ist es ebenso. Handlungen und Verrichtungen sind wie im Allgemeinen Beschaffenheiten oder Wesensformen immer sachenartig wenn sie im Allgemeinen, also mit verschiedenen Eigenschaften und Dimensionen, aufgefasst werden —sobald sie aber wie eine einseitige Extension gedacht werden, sich ausbreitend nach einer Fortdauerungslinie und zugespitzt auf einen Zweck, werden sie normal- oder erstartig (der Wurf, der Lauf). — Zum Schluss können sie auch noch konzipirt werden wie ein teilausmachendes Tun oder Geschehen in einem einzigen Punkte konzentrirt; in diesem letzten Falie sind sie dingartig. ' Die „Geschlechts'-regeln nach der Bedeutung müssen hauptsachlich dazu dienen das Wesen der Individuiringsformen durchschauen zu lassen und dadurch zur Einsicht zu führen was man sich eigenlich im Allgemeinen dabei denken muss, dass ein Wort zu diesem oder jenem „Geschlecnte" gehort. Die Individuirungsformen sind verschiedene Einrahmungsarten für die Bildnisse der Wortbegriffe; die Einrahmungen passen sich den Bildnissen selbst schon einigermassen an, nicht aber mit einer derartigen Scharfe die es ermöglichen würde in allen oder in fast allen Fallen die Einrahmungsart aus dem Begriffsbilde herzuleiten. Jede Sprache hat für die einzelnen Falie ihre eigentümlichen Neigungen und sogar Kaprizen. Die Begeln nach der Bedeutung, so weit sie nun auch davon entfernt sind aus sich selbst die Kenntniss der Geschlechter aller Wörter mitteilen zu können, hat dessenungeachtet die Eigenschaft das Erlernen davon (mit der Nachhilfe anderer dazu unentbehrlicher Materialien) unendlich viel lekhter und einfacher und natürlicher zu machen. Die andern Materialien, die hier gemeint werden, sind die J,Geschlechts"-regeln nach den Schlusslauten der Wörter, zur Beschreibung welches Unterteiles wir jetzt übergehn müssen. II. REGELN NACH DEN SCHLUSSLAUTEN DER WÖRTER. Die Tatsache des Vorkommens dieser zweiten Klasse der „Geschlechts'-regeln erklart sich folgenderweise. Zur Zeit des Ingebrauchkommens der Individuirungsformen oder „Geschlechter" gab es ganz natürlicherweise eine Menge Wörter, von denen es nicht sogleich mit Leichtigkeit ausgemacht werden konnte, zu welcher Abteilung sie eigenlich zu bringen waren. Indem nun aber die Zuschreibung eines der drei „Geschlechter" vom eintretenden Sprachgebrauch unbedingt vorgeschrieben wurde, soll es für diese Wörter anfangs einen Zeitraum der Schwankung gegeben haben, einen Zeitraum also in welchem ein namliches Wort nach dem' Eindrucke des Augenblicks bald zu dieser bald zu jener der drei vorhandenen Abteilungen gebracht wurde. Bei dieser Schwankung wurde es aber ersichtlich dass von den zwei oder drei abwechselnden Ausdrucksweisen es fast immer eine gab die sich durch ein besseres und natüriicheres Anklingen empfahl. Dieses bessere oder natürlichere Anklingen fand seinen Ursprung in der halbbewussten Erinnerung an eine Menge anderer Wörter welche im, Schlusslaut mit dem fiaglichen Worte übereinkamen, wahrend sie ihrer Bedeutung nach ganz unzweifelbar zu jener bestimmten Abteilung zu rechnen waren. Die halbbewusste Erinnerung mit dem dadurch veranlassten besseren Anklingen gab den Durchschlag zum Sprachgebrauch. Das betreffende Wort wurde der betreffenden Abteilung einverleibt, d. h. das Begriffsbild " des Wortes bekam eine Einrahmung welche mit dem Begriffsbilde selbst (wenigstens anfangs) nicht zusammenhing. In einem spateren Zeitraume fing dann aber vielfach umgekehrt die Einrahmung auf das Begriffsbild, d. h. die - Individuirungsform auf die Bedeutung, einzuwirken an. Das Resultat von allem Erwahnten ist dies dass sowohl in alteren wie neueren Sprachen sich zwar eine grosse Anzahl Wörter vorfinden deren „Geschlecht" hauptsachlich von den Schlusslauten beherrscht wird, aber kaum ein einziges wo der Karakter der Bedeutung im offenen Widerspruch ware mit dem „Geschlechte". Es ist "hierbei weiterhin zu bemerken, dass der Einfluss des Wortlautes, also wesentlich der Schlusslaute, ein verhaltnissmassig grösster ist bei den Namen von materiellen leblosen Gegenstanden nicht-natürlicher Büdung. Für die Wörter dieser Klasse werden nicht selten von den Schlusslauten die Hauptregeln, von den Bedeutungsunterschieden nur die speziellen Nebenregeln bedingt, wahrend' bei andern Wortklassen meistenteils eher das Umgekehrte der Fall ist. Bevor man zur Behandlung der lautlichen Geschlechtsregeln übergeht, ist es wünschenswert zuerst sich bekannt zu machen mit einem Auszuge aus den Geschlechtsregeln nach der Bedeutung, in welchen von letzteren nur das am Unbedingtesten Gültige aufgenommen ist. Es ist folgender: Namen von Metallen sind dingartig — Namen von tierlichen, menschlichen oder göttlichen Wesen sind entweder erstartig oder sachenartig, niemals dingartig — Namen von Pflanzen, Baumen, Krautern u. s. w. sind sachenartig — Namen von (runden) Pflanzenprodukten wie Baumfrüchten, Erbsen, Samen sind dingartig. Namen von Materiën und Sübstanzen sind im Allgemeinen dingartig. Wenn aber die Namen mit einem Derivationselement gebildet sind das eine Bedeutung hat von etwas wie das Deutsche -igkeit (Lat. -gïn-, -dïn-, -ïê-, -(ï)a), welchen Elementen sich ein Bedeutungselement von Ausbreitung oder von örtlicher Beschaffenheit zu gesellen pflegt, sind sie sachenartig. — Die bestimmten Sübstanzen, die wir mit dem Namen Obersubstan zen bezeichnet haben, sind erstartig. Die Namen einiger sehr bekannten Tierarten haben zwei verschiedene „Geschlechter" nach dem natürlichen Geschlechte des Individuums, m. a. W. der Name des mannlichen Tieres dieser bestimmten Arten ist erstartig und derjenige des weiblichen sachenartig 1). Die grosse Mehrzahl aber der Tiernamen haben nur eine Individuirungsform und zwar im Allgemeinen vorzugsweise die erstartige oder normale. Sachenartig sind dieTiereaus bestimmten Kategorieën nl. 1° katzen- und marderartige Raubtiere (Ausnahme: Löwe), 2° Vögel und fliegende Tiere, 3° Meerestiere mit Ausnahme der normalbekörperten Fische (Von den Vogelnamen sind ausgenommen die deren Schlusslaut ö, r oder ön ist.), 4° Beptilien und kriechende Tierre. ') Zwei (oder drei) verschiedene Namen finden sich schliesslich bei ungefahr den niimlichen Tierarten, bei denen auch im Deutschen und in andern Sprachen dasselbe der Fall ist (Eind, Stier, Kuh — Schaf, Widder, (Holl.) ooi — Schwein, Fiber, Sau —Ziege, Buck, Ziege — Pferd, Hengst, Stute — Huhn, Hahn, Henne — Löwe, Löwe, Löwin — Bar, Bar, Burin — Wolf, Wolf, Wölfin — Hirsch, Hirsch, Réh.) — Einige andere, namlich der Hund und mehrere Vögel (keine Raubvögel) haben einen einzigen Namen mit verschiedener Individuirungsform für die beiden natürlichen Geschlechter. Vod den Namen menschlicher und göttlicher Wesen sind die der speziell-weiblichen sachenartig, die der nicht-speziellweiblichen (die deshalb noch nicht speziell-mannlich zu sein brauchen) erstartig. Pflanzen welche zunachst als Substanzarten gedacht werden sind dingartig. Pflanzen wo die Verzweigung fehlt oder wenig hervortritt sind erstartig. Handlungen und Verrichtungen sind 1° ganz im Allgemeinen sachenartig, 2° gedacht wie nach einer Zeitlinie ausgebreitet erstartig, 3° gedacht wie tn einem Punkte zusammengedrangt dingartig. Diminutive haben im Latein (im Gegensatz zu DeutschHollandisch, Griechisch und Slawisch) immer dasselbe Geschlecht als das Grundwort. Wünscht man eine filosofisch zusammenfassende kurze und klare Formulirung des Wesens der drei „Geschlechter", so ergibt sich diese vollstandig aus einer Fünfzahl dreiteiliger Spaltungen nach a) Quantitat, b) Qualitat, c) Aktivitatsanteil, d) Wesensform und e) geometrischer Gestalt, folgenderweise: V a) (Quantitfit) I Einheit, II Vielheit, 'Hl Brnchstück oder Teil. b) (Qualitat) I bewegend, II Bich-bewegend, III bewegungslos. c) (Aktivitatsanteil) I Werker (Tater),. II Wirkung, UI Erwirktes oder Zuerwirkendes. d) (Wesensart) I Personswesen, II Pflanzenbildung, UI Ding. e) (geometrische Gestalt) I (langlich) ausgestreckt, II (breit) ausgebreitet, III (rund) gedrangt 1). *) Die Anrahl der speziell in Betracht kommenden Dimensionen ist fdr I = 1, für II = 2, für III = 3 oder = 0. Diese fttnf dreiteiligen Spaltungen (betrachtet invielfacher Wechselwirkung anf einander) enthalten alles was in wissenschaftlichem Sinne von den „Geschlechtern" gesagt werden kann. Hauptregeln nach den Schlusslauten sind folgende: A. Dingartig sind zunachst: 1° die Stamme auf -min- (Bedeutung ge..., Erwirktes oder Zuerwirkendes) und die hiermit gleichartigen Griechischen auf -ma(t)-, 2° die Stamme auf s (= s oder ss, letzteres selten), 3° die Stamme auf r mit kurzem Vorvokal, 4° ungefahr 1/a von allen vorhandenen ö-stammen und zwar hauptsachlich die Stamme auf ïö — c(ü)lö, crö; b(ü)lö, brtf; prtf, trtf — gülö — ttf — llö wenn kein kurzes u oder y vorangeht — lö wenn kein langes a oder 6 und kein kurzes ö oder ü vorangeht — rö und nö (nicht mö) wenn ein langer Vokal vorangeht — ïcö, ïntf, gntf — lsö, tcqzu noch eine 32-zahl vereinzelte '), 5° die wenigen auf einen Doppelkonsonanten (11, rr, ss), 6° die Stamme auf ali, lli, arl und diejenigen auf al(j), arÜ) (t). B. Sachenartig sind zunachst: 1° die vielen Stamme auf -(t)ïön- und auf -dïn- und -gïn(welche die Mehrzahl ausmachen von den vorhandenen ') Der ganz besondere Stumpfsinn der „gewöhnlichen" Grammatiker erhellt vielleicht nirgendwo besser als da, wo sie behaupten: „Neutra sind die Substantive anf um' (!) — Das ist ja gerade so etwas alsob Einer auf die Frage: „Welche jungen Leute werden so alles Seekadetten hier im Lande?" zur Antwort gebenwttrde: ,Diejenigen die sich einen Goldstreifen um den Armel legen lassen*. (t) Mit Stammen auf ali, Ui, Sri meine ich Wörter wie crinale, ovïle, altare und mit Stammen auf al(j), ar(j) Wörter wie animal und calcar. n-stammen) (Bedeutung zunachst a) Wirkung oder Beschaffenheit, b) Materie oder Substanz welche zugleich als Extension oder als Eigenschaft erscheint, c) Extension oder Ausbreitung, (oder Gegenstand mit breiter Oberflache), d) kleiner es bewegliches Tierwesen, e) weibliches Personswesen), 2° von den Muta-stdmmen die einsylbigen und von den mehrsylbigen die welche einen langen Vokal vor dem Schusslaut haben, 3° die Stamme auf i, 1, 6 und (è)(i), (t) 4° die Stamme auf a welche keine mannliche Person bezeichnen, 5° die Stamme auf d mit einem kurzen Vo.rvokale (ad, ëd, ïd, f&) (zumeist Griechisch), wobei jedoch zu bemerkenist, dass lapïd- (der Stein) zum erstartigen Geschlechte gehört. C. Normal oder erstartig sind im Allgemeinen alle nicht ding- oder sachenartige, mehr im Besonderen aber diese: 1° ungefahr % der vorhandenen ö-stamme, 2° die mehrsylbigen Muta-stamme mit kurzem Vorvökal ausser denen auf d, 3° die Liquida-stamme mit Ausnahme von a) der obenumschriebenen Majoritat der n-stamme (was von diesen n-stammen übrigbleibt sind erstens die ön-stamme ohne vorangehendes i, zweitens die Stamme auf en und die auf ïn mit ursprünglichem e-laut') und das alleinstehende sanguïn(Blut), weiter eine ziemlich grosse Anzahl [ïön-stamme und einige andere] nicht-weibliche Personen bezeichnénde nebst einigen wenigen Namen von etwas Ldnglich-zugespitzten und von Winden und Windesrichtungen)txnd i)diefrüherumschrie- (t) Mit Stómmen auf i meine ich Wörter wie tnrris, mit St. auf i Wörter wie pestis, mit St. auf 6 Wörter wie rës und mit St. anf (è)(i) Wörter wie nfibgs. •) Wörter wie homo nnd orlgo nenne ich St. auf ïn mit urspr. o-laut, Wörter wie pecten St. anf ïn mit urspr. e-lant. benen dingartigen r-stamme mit einem kurzen Vorvokal, 4°. die Stamme auf u. (Was die sehr seltenen v-stamme betrifft ist nur zu bemerken, dass ni(g)(v) (Schnee) sachenartig ist. Es existiren weiter nur der natürlicherweise erstartige Name des Obergottes (Jöv-) und ausser diesem noch drei Tiernamen, welche (wie die Tiernamen von denen früher die Rede war) nach dem natürlichen Geschlecht des Individuums als „mannlich* oder „weiblich" betrachtet werden, nl. böv- (Rind), su(v)(Schwein) und gru(v)- (Kranich)). Im früher Mitgeteilten war die Meinungsausserung enthalten, es seien im Latein wie in andern Sprachen die „Geschlechts'-regeln nach dem Schlusslaut auf irgend welche Weise aus denjenigen nach der Bedeutung hervorgegangen. Indem aber diese Entspringung im Dauer vieler Jahrhunderte und durch mancherlei sickernd fortschreitende Verzweigungen Statt gefunden hat, liegt es ja auf der Hand, dass es überaus schwierig ja sogar fast unmöglich sein soll mit einer gewissen Genauigkeit die Einzelheiten ihrer Geschichte festzustellen. Im Grossen und Ganzen muss allerdings die Entstehenserklarung der lautlichen Geschlechtsregeln darin gesucht werden dass sich ein bestimmter Wortzusatz oder ein bestimmtes Derivationssuffix allmahlig über eine immer grösser werdende Anzahl von Wörtern ausgebreitet hat, mit welcher Ausbreitung eine fortschreitende Verflüchtigung der diesem Zusatze ursprünglich zueigenen Bedeutung verbunden gewesen ist. Ein Wortzusatz aber dessen Bedeutung zufolge einer solchen Verflüchtigung ganz dammerhaft geworden ist wird zu einem „Geschlechts*oder Individuirungsformzeichen. Nicht selten wird wohl auch ein vGeschlechts'"-zeichen- durch eine assimilirende Abkürzung mehrerer in Form und Bedeutung einander-nahestehenden Zusatze entstanden sein. Speziell fürs Latein meine ich noch eine einzige Sonderbemerkung machen zu können. Es kommt mir namlicb wahrscheinlich vor, dass in einer alten Periode dieser Sprache, übrigens auch schon im Indo-Europaischen, der Stamm eines beliebigen Verbums ohne jedes Suffix die Bedeutung vertreten hat eines abstrakten Substantives von derjenigen Art, wie wir sie durch Derivationen auf -ung oder -niss zu bilden pflegen. Aus diesem alten Zustande sind u. a. zurückgeblieben Wörter wie mina- (Drohung), tussi- (Husten), rê- (Wesensvorstellung), scrob- (Grube)l). Wenn man jetzt einerseits samtliche Verbalstamme des Lateinischen betrachtet und die Bemerkung macht dass dar unter vorkommen: 1° sehr viele Stamme auf a, 2° ziemlich viele Stamme auf i und 6, 3° bedeutend weniger Stamme auf Muta-Konsonanten, und 4° ausserst wenig Stamme auf Liquida-Konsonanten, wahrend man andererseits unter den „weiblichen" Substantiven dieser namlichen Sprache antrifft: 1° sehr viele Stamme auf a 2), 2° ziemlich viele Stamme auf i, 1, 8 und (è)(l), 3° bedeutend weniger Stamme auf Muta-Konsonanten, und 4° ausserst wenig Stamme auf Liquida-Konsonanten, so ist diese Übereinstimmung nach meiner Meinung schlagend genug um unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehenzu können. N.B. Im Folgenden werden gar nicht mehr erwahnt werden die Namen von Personswesen (niemals dingartig) und von Metallen (immer dingartig), die Namen anderer *) Mit Stammen auf i meine ich solche wie turri-, mit St. auf i solche wie classi-, mit St. auf ë wie rë-, mit St. auf (è)(i) wie nnb(è)(i). *) Bei den a-stammen ist das Substantiv vor dem Verbum entstanden, bei den übrigen umgekéhrt. Sübstanzen und die von Tierwesen nur sehr selten.) Ich beschliesse meinen Artikel mit der Behandlung samtlicher Wörter, deren Individuirungsform auf die schlusslautlichen Geschlechtsregeln eine Ausnahme bilden. Ich werde dabei durchgehend anzuzeigen versuchen, in der Bedeutung des Wortes müsse zu fast einer jeden dieser „Ausnahmen" oder „Unregelmassigkeiten" der Anlass gesucht werden. Jedem einzelnen Worte werde ich zu diesem Zwecke ein Merkzeichen hinzufügen, mittels welches es bei einer der unténstehenden Bedeutungskategorieën eingeteilt wird. I. Normale oder erstartige Wörter. Kategorieën. 1° Name eines nicht-weib- lichen Tieres 2° Name einer vornehmen Tierart 3° Name eines langlichen zu- gespitzten Gegenstandes 4° Name von irgend etwas das Bewegung oder Wir- kung verursacht 5° Name einer Obersubstanz Merkzeichen. vollstandig c Obersubstanz~ gekürzt II. Sachenartig-weïbliche Wörter. Kategorieën. Merkzeichen. 1° Baum-, Stauden-, Pflanzenname vollstandig - gekürzt Kategorieën. Merkzeichen. vollstandig gekürzt 2° Name einer vielseitigen Ex- -i <£rafuw

tension 3° Name von einem verzweig- ten Etwas m. Bruchstück- oder dingartige Wörter. Kategorieën. Merkzeichen. vollstandig gekürzt 1° Name einer Substanz oder Materie (ohne Nebenvorstel- lung der Ausbreitung u.s.w.) 2° Bruchstück-, Teil-oder Glied- name 3° Name eines kugel-, schaftoderscheibenförmigenGegen- standes 4° Name eines (zu einem bestimmten Einzelzwecke die- nenden) Werkzeuges oder eines Dinges überhaupt - 5° Name eines teüausmachen- den oder augenblicklichen Tuns -<.Getate> oder Geschehens. 1. s-stamme sind dingartig, aber: erstartig sind ausser mas- <„tiermann"> und einigen Tiernamen drei auf ös: mös-.(der „Angewöhn", Sitte, Gewohnheit) , flos- (der „Blüher", Blume) , rös- (der Tau) und drei auf ès: oinës- (der „Ascherich", Asche), pulves- (der Staub) und cucumës- (der „Gurkerich", Gurke) und sachenartig ist tellus- (die Erde, Erdgöttin) . 2. r-stamme mit kurzetn Vorvokal sind dingartig, aber: erstartig sind auf tfr die Personen- und Tiernamen und sachenartig ist auf ör arbör-(die „Baumung", Baum) , erstartig ist noch furfür- (der „Kleierich", Kleie, Hülsen) . (Ein vereinzelter dingartiger Stamm auf êr ist vër- (das Frühjahr) <:brstk> und ein vereinzelter sachenartiger r-stamm ist lintr.) 3. Stamme anf ïön, dïn, gïn sind sachenartig, aber: erstartig sind (ausser Persons- und Tiernamen) scipïön- (der Stab) , pugïön- (der Dolch) , titïön(der „ Kohlerich", Holzkohle) , septentrïön- (der Norden) — ordïn- (der „Folg",Reihe, Ordnung) , cardïn- (der „Dreher", Angel, Scharnier) . Erstartig sind auf ër: aër- (der „ Lu f ter ich", die Luft) , aethër- (der „Obenlufterich", die Obenlnft) , aggër- (der Damm) , assër- (der „Latterich", die Latte) , careër- (der Gitterverschluss) , latër- (der Ziegelstein) , vömër- der „Pflugzahn" . 4. n-stamme nicht anf ïön, dïn, gïn sind erstartig, aber: dingartige n-stamme sind erstens diejenigen auf -mïnund dazu noch ein Körperteil ingnïn- (das Schamglied) und zwei einzelne auf ïn, welche beide eine als klein und fein verteüte Quantitat gedachte Substanz ausdrücken, nl. pollïn- 3 (das Staubmehl) und glutïn- (das „Klebegestöff") , und ein alleinstehender sachenartiger n-stamm ist car(ö)n(die „Fleischung", Fleisch), (m-stamme gibt es keinen andern als diesen einen: hiëm- (Winter) sachenartig.) 5. Einsylbige Muta-stamme sind sachenartig, aber: erstartig sind einige auf ent und ont, nl. dent- (der Zahn) <:spzg>, pont- (der „Brücker", Brücke) , mont(der Berg) , font- (der BQuellbrunnen") , ein einziger auf d: pëd- (der Fuss) und einer auf g: grëg- (der „Tierhaufen", Heerde) » und dingartig sind diese zwei cor(d)- (das Herz) und lact- (Milch) . (Wenn man die Griechischen auf -mat- ausser Betracht lasst, gibt es überhaupt keine dingartigen Muta-stamme ausser den beiden obenstehenden und noch zwei andern: capït- (das „Haupt", der Kopf) und alSc- (Heringsauce) , wozu noch ein Paar seltene Gemüsenamen wie atriplïc- (erste Form Sing plêx) (Melde) .) 6. Mehrsylbige Muta-stamme (die nicht anf d enden) mit kurzem Yorvokal sind erstartig, aber: sachenartig sind sëgët- (die Saat, die Ernteflache) , cohort- (die .Hofflache") «cbrtg>, vibïc- (die Geisselstrieme) <:brtg>, mergït- (die Garbe) — forfïo(die Scheere) und forcïp- (die Zange) . (snpellec-til-, supellex (Hausgerath) ist aufzufassen als ein Adjektiv, wobei in Gedanken ein Wort wie rës angefüllt wird.) 7. Stamme auf i (unachter i-laat) sind (ebenso wie diejenigen auf achtes i) sachenartig, aber: erstartig sind die auf xi, cti, sci, sti, li, nl, nsl, ntl, ngni, rmi, wozu noch orbl (der Kreis) . Auf li ist saehen- artig pelli- (die Haut) und blli- (die Galle) , auf sti pesti- (die Seuche) und auf nl clüni- (die Hinterbacke) und dingartige 1-stamme sind rfitl- (das Netz) , moeni- (das „Stadtgemauer") und müni- (das „Amtwerk") nebst den früher erwahnten auf ali, Ili, ari. (Ein ding. Stamm auf achtes i ist sinapi- (Senf) <:gstf>.) Auf ali ist von den Namen lebloser Gegenstande erstartig canali- (die Röhre) . 8. Stamme anf (è)(i) und 6 sind sachenartig, aber: als Ausnahme sind zu erwtihnen (ausser einigen Persons- und Tiernamen) das erstartige süd(è)(i)- (der Stock oder Stecken) und auf ê das erstartige diê- (der Tag). 9. Stamme anf n sind erstartig, aber: dingartig sind cornu- (das Horn) , T6ru- (das Bratspill) , genn- (das Enie) , gelu(das „Gefriere", Frostwetter) und tonitru- (das Donnern) und sachenartig sind erstens eine Anzahl Baumnamen und weiter noch manu- (die Hand) , speen- (die Grotte) , tribu- (die Stammgemeinschaft) , dömu- (die ,Hausung", Wohnung, das Haus) und portïcu- (die Portik) , acu- (die Nadel) x). 10. Von den ö-stammen sind fast 2Is erstartig und fast Vs dingartig, aber: sachenartig sind von den ö-stammen erstens eine Anzahl Baum- und Edelsteinnamen und dann noch folgende: alvö- (die Bauchflache) , carbasö- (die Leinwand) , dümö- (die „Gestrüppung", ,Gestrauchung") , hümö- (die „Bodenerde") und vannd(die Wanne) . ') Die Nadel ist nicht zugespitzt sondern lauter Spitze. 11. Dingartige ö-stamme (Vs von allen vorhandenen) sind die Stamme anf ïö — c(ü)lö, orö; b(ü)lö, brö; pity trö — gülö — tö — llö wenn kein kurzes u oder y vorangeht — lö wenn kein langes a oder 8 und kein kurzes ö oder ü vorangeht — rö nnd nö (nicht mö) wenn ein langer Vokal vorangeht — ïcö, ïnö, gnö — lsö — und noch eine 32-zahl andere. 12. Ausnahmen von 12 von den Stammen anf ïö: erstartig sind (ausser Persons- und Tiernamen) congïö- (31/» Liter Weinkrug) , gladïö- (der^,Schwerter", das Schwert) und fluvïö- (der Fluss) , radïö- (der Strahl, Radspeiche) <:spzg>. 13. Ausnahmen von 12 von den Stammen auf brö, orö, trö: auf brö ist erstartig librö- (der Bast, das Buch) und , auf orö ist erstartig cancrö- (der Krebs) und auf trö ist erstartig (ausser Fersonsnamen wie magistro- und ministrö-) cultrö- (der „Messerich", das Messer) . 14. Ausnahmen von 12 von den Stammen auf tö: erstartig sind digïtö- (der Finger) , lectö-(der ^Niederlieg", das Bett) , ventö- (der Wind) und einige Griechische wie conto- (der Fahrstock) und cestö- (der Faustfechterhandschuh) . 15. Ausnahmen von 12 von den Stammen auf lö und llö: erstartig sind die Diminutive erstartiger Wörter auch dann wenn sie auf bülö und cülö enden sollten, wie glöbülö- von glöbö- (der Ball) und löculö- von löcö- (der Fleck) (auch ocülö- (Auge) von einem alten ocö-). Noch zu erw&hnen surcülö- (der Schössling) erstartig, . erstartig sind nach der Regel die Nicht-diminutive auf ülö und ölö wenn kein b oder o vorangeht. erstartig sind zwei Namen eines Haares: pilö- und capillö- , wozu noch als dritter: villö- (Tierhaarflock) . Hierzu noch vallö- (der Zaunpfahl) . erstartig sind nach der Regel die auf alö und êlö. Nur ist dingartig malü-m (Apfel) . 16. Ausnahmen vod 12 von den Stammen anf rö und nö (nicht mö): " • yA erstartig ist camïnö- (der Ofen, der Rauchfang) . (Jünö- (Eingangsgott) ist als Personsnamë erstartig und hleibt es auch in der Bedeutung von Türbogen.) (Auf ïnö is erstartig pampïnö- (Weinranke) <:lngl>.) 17. Die zwei und dreissig vereinzelten dingartigen ö-stamme sind folgende: drei auf tö: aevu-m, övu-m, sevit-m, (auch sebü-m), vier auf so: anïsti-m, pïsu-m, saxü-m, dorstt-m, fünf auf rö: flagru-m, jugëru-m, sërü-m, stnprtt-m, förü-m, zwei auf mö: pömu-m, armü-m, zwei auf mnö: damnu-m, scamnu-m, zwei auf cö: viscu-m, coccu-m, drei auf gö: sagtt-m, tergtt-m, jugu-m, ein auf pö: rapu-m, drei auf bö: tabu-m, verbu-m, libü-m, fünf auf dö: lardü-m, oppïdü-m, mendü-m, essëdü-m, vadü-m, drei auf ëö: balnëü-m, hordëü-m, horrëü-m. Nacb der Bedeutung sind diese Wörter folgenderweise zu sichten: I. sevü-m (das Talgfett), anïsü-m (das Aniskraut), visoü-m (das Vogelleim-kraut), hordëü-m (das Gerstenkraut), tabü-m (das „Blutgeschmütz"), sërii-m (das Molkenprodukt). II. aevü-m (das Jahrhundert, Menschen- leben), sölü-m (das „Gegründ"), jugerü-m (das ,Morgenmass", der Morgen Grund), verbü-m (das Wort, Sprachglied), vadiï-m (das durchwadbare Stück). III. övü-m (das Ei), plsü-m (das .Erbs-ding"), pömü-m (das „Apfel-ding"), cocctt-m (das Saftfrüchtchen), rapu-m (das Rübchen), förü-m (das Marktgehege), oppïdti-m (das Festungstadtchen), libtt-m (runder dicker Kuchen), — schaft- oder blockförmig: tergü-m und dorstt-m (das Rückenstück). IV. flagrü-m (das Geisselzeug), scamnü-m (das Schemelchen), balnëü-m (das Bad), horrëüm (das „Erntendach", Scheune), armtt-m (das Kriegszeug), jugu-m (das „Anspannzeug"), essëdü-m (das „Chaisgespann"). V. damnü-m (das Schadenerleiden), stuprü-m (das Violationsdelikt), mendtt-m (das Vergehen). DER PRAKTISCHE GEBRAUCH, der beim Erlernen der Lateinischen oder einer andern Sprache von einer Beschreibungsart wie die in diesem Artikel angegebene gemacht werden kann, ist folgender; Man föngt an mit dem Kennenlernen und Nachlesen der 120 Einzelfalle, und merkt sie sich alle nur insofern, dass man bei einer spateren Begegnung mit einem dieser Wörter sogleich sagen kann: «Dies was ihrer eins". Ist man so weit gekommen, so hat man erstens schon eine gute Grundlage für die Geschlechtsregeln nach der Bedeutung, sofern nl. ein guter Teil davon bei den Einzelfallen in Betracht gekommen ist. Man studirt jetzt diese Bedeutungsregeln, von denen man einen erheblichen Teil schon als ein Bekanntes begrüssen kann, so dass sich das Übrige ganz leicht daran festlegen lasst. Danach muss man sich dann noch zueigen machen die schlusslautlichen Regeln, welche sich auch wieder fast alle von selbst mit den „Einzelfallen* verbinden lassen (indem diese ja aus lauter Ausnahmen auf die besagten Regeln bestehen). Zum Schluss kann man dann den ganzen Artikel in seinem natürlichen Zusammenhange durchlesen. Z U S A T Z. (Anwendung auf die Algonkin-sprachen Nord-Amerikas.) Von Amerikanischen Sprachen ist meine Kenntniss ausserst gering und von den Algonkin-sprachen weiss ich nichts Anderes als das was ich gelernt habe erstens aus einigen Schriften von Professor Uehlenbeck Leiden und zweitens aus einer erst neulings erschienenen (in mancher Hinsicht sehr verdienstvollen) Doctoraldissertation von H" J. P. B. de Josselin de Jong mit dem Titel: „Dewaardeeringsonderscheiding van „levend" en „levenloos" in het IndoEuropeesch vergeleken met hetzelfde verschijnsel in enkele Algonkintalen, Leiden, Gebr. v. d. Hoek*. Dem letzterwahnten Werke danke ich meinen ganzen Wortschatz des Algonkin, ungefahr 400 an der Zahl. Dieser ausserst beschrankte Wortbestand, vom Hn de J. de J. mit grosser Sorgfalt und Fleisse zusammengebracht und geordnet zu einem ganz andern Zwecke als der meinige, genügen für mich um zur Entdeckung zu gelangen, dass in den Algonkin-sprachen (es sei denn in einigermassen verschiedener Gestalt) hauptsdchlich die namliche Unterscheidung sich vorfindet, welche ich für die Indo-Europaischen und innerhalb gewisser Grenzen ebenfalls für die Semitisch-Chamitischen Sprachen angenommen habe. Von den vornehmsten Beschreibern der Algonkin-sprachen (u. a. auch von Prof. Uehlenbeck selbst, bei wem auch sein Schüler Dr. de J. de J. Stellung nimmt) werden in jenen Sprachen zwei .Geschlechter* oder Kategorieën unter den Substantiven vorausgesetzt, welche mit den Namen „lebend" und „leblos" bezeichnet werden. Ich selbst habe meiner sehr dürftigen Kenntniss schon die Überzeugung entnommen, dass alle hier gemeinten Fachmanner, sofern sie die Namen „lebend" und „leblos* (wie u. a. Prof. Uehlenbeck es tut) wie etwas mehr als Hilfstermen ohne jegligen Beschreibungswert betrachten, im Irrtum sind, m. a. W. dass die Einteilung, welche wir in den Algonkinsprachen vorfinden, ihrem Wesen nach nicht durch eine Scheidung zwischen Leben und Nicht-leben sondern durch etwas ganz Anderes beherrscht wird. Das Material, aus dem ich bisher meine Folgèrung gezogen, ist allerdings sehr klein, es sind wie gesagt nur ungefahr 400 Wörter. Der geringen Anzahl aber der Belègwörter stehen folgende 'Tatsachen gegenüber. Erstens gibt die Dissertation des H" de J. de J. die meist überzeugenden Anzeichen von Gründlichkeit und Genauigkeit und gewann sie den Beifall eines Promotoren, dessen Schriften ebenfalls von diesen namlichen Eigenschaften karakterisirt werden. Zweitens hat der Hr de J. de J. gerade diese 400 Wörter aus einem viel grosseren (mir bisher noch nicht zur Verfügung stehenden) Wörtermateriale mit möglichster Sorgfalt und Urteilsfahigkeit gleichsam ausgesichtet zu dem speziellen Zwecke eine ganz andere Téorie als die weinige zu erlautern und annehmlich zu machen, woraus man mit gehörigem Grunde die Folgèrung ziehen darf, dass diese 400-zahl für meinen Zweck bedeutend weniger brauchbar sein sollte als eine gleiche Anzahl von ganz aufs Gerathewol aus der Masse des Vorhandenen herausgegriffenen Wörtern. Ist nun also diese 400-zahl ganz und gar im Vorteile meiner Téorie, so hat dies (nach meiner Meinung wenigstens) fast eben so viel zu sagen alsob sich schon aus dem ganzen Wörterschatze dasselbe ergeben hatte. Der Satz, den ich in diesem Zusatze zu erweisen bestrebt sein werde, ist folgender: „Die Algonkin-sprachen besitzen die namlichen Individuirungsformen wie das IndoEuropaische. Nur erscheinen zwei der drei, nl. die normale oder erstartige und die breitung-, vielheit-, sachenartigweibliehe hier als in einer einzigen Eategorie hegriffen (derjenigen welche von den Fachmannern bisher als die „lebendige" bezeichnet worden ist). Das Überbleibende (die als „leblos" bezeichnete Kategorie) entspricht (wenigstens hauptsachlich) allein ohne Teilung der teil- oder dingartigen Kategorie des Indo-Europaischen." Bevor ich meine Beweisführung im positiven Sinne anfange, scheint es mir ein Geeignetes zuerst einige vornehmen negativen Beweisgründe anzuführen welche es erklarlich machen können warum die bisher bei den Fachmannern bestehende Auffassung mir unrichtig und unhaltbar vorkommt. Diese negative Beweisführung lasst sich ganz kurz abfassen folgenderweise. In der „lebendigen" Kategorie muss nach jener Auffassung u. a. auch untergebracht werden der Leichnam, das In-stücke-geschnittene-tier, die Abgezogeneund-gegarbte-Haut u. s. w. — in die „leblose" hingegen kommen der Kopf und das Herz eines lebendigen Menschen oder Tieres, wie übrigens überhaupt alle Körperteile.... mit Ausnahme von u. a. Haar, Augenwimpern, Nageln u. s. w., die für „lebendig" gelten! — Diese wenigen Beispiele an sich genügen für mich schon zur Fülle um die betreffende Auffassung als eine unannehmliche und verwerfliche erscheinen zu lassen. Es enthalten ja die genannten „Ausnahmen" gerade das Allererste was nach jener Auffassung die Regel zu stützen und aufrecht zu halten hatte. Selbstverstandlich raume ich gern soviel ein, in einer bestimmten Gedankenverbindung könne schon einmal ein Leichnam als etwas Lebendiges oder ein denkender Kopf oder klopfendes Herz als etwas Lebloses erscheinen. Wenn aber das gewöhnliche Wort für einen „Leichnam", also das Wort welcb.es überhaupt nichts Anderes zu bezagen hat als gerade das Todt-sein, wenn dieses Wort zur „lebendigen" Kategorie gebracht wird, gelangen wir ja zur verstandstreitigen Gleichung: das-Todte = das-Lebendige. Und ebenso mit dem lebendigen Herz und Kopf. Zwar erhalt sich nun noch die Möglichkeit, dass iiejetzt in den Algonkinsprachen vorhandene Unterscheidung aus einer ursprünglichen Spaltung zwischen lebendig und todt entstanden set, aber ein solches sollte da jedenfalls noch von vorn herein erwiesen werden. Für den jetzt vorhandenen Zustand darf man annehmen, dass die besagte Unterscheidung nicht existirt, indem ja auf beiden Seiten gerade die Hauptsachen Ausnahmen bilden auf die Regel. Eine Regel auf welche die Hauptsachen (dasjenige was sich jedem beliebigen Menschen als die Hauptsachen darbietet) „Ausnahmen" bilden, eine solche Regel geht durch diese Tatsache einer jeden Berechtigung um für eine Regel zu gelten verlustig *). Man kann schon gewissermassen „die Pille vergolden", indem man mit gewissen Gelehrten anstatt der Wörter lebendig und todt sich für die vorsichtigeren Bezeichnungen aktiv-transitiv und passiv-intransitiv entscheidet. Dem An- ') In Betreff meiner eigenen neuen Téorie könnte vielleioht Jemand fragen ob es nicht etwa auch eine Ungereimtheit sei, dass z. B. ein lebendes Kind (in vielen Indo-Europaischen Sprachen) dingartig und ein lebendes Herz oder Kopf (im Algonkin sowohl wie im IndoEuropaischen) ebenfalls dingartig genannt werden muss. Ich glaube hier die neue Téorie vollstandig rechtfertigen zu können durch einen Beruf auf den gewohnlichen, alltaglichen Sprachgebrauch, den ich hier in einem Paare ganz einfacher ungezwungener Liedchen auftreten lassen werde. 1° Kind = Ding. Toen ik naar school toe ging, Was ik een aardig ding. (bekanntes Hollfindisches café-chantant-lie&chen) scheine nach ist allerdings diese Einteilung etwas weniger ungereimt als die andere; im Wesen aber macht das nicht den geringsten Unterschied, weil ja schliesslich der aktivtransitive Leichnam und das passiv-intransitive Spielendekind um keinen Heller erkl&rbarer sind als wenn man kurz und gut den Leichnam für lebendig und das spielende Eind für todt erklart. Nach Abweisung der ganglichen Auffassung dürfte es keineswegs unbegreifiich scheinen, wenn ich um zu einer besseren Auffassung zu gelangen an allererster Stelle meine mir selbst für die Indo-Europaischen Sprachen sich als probehaltend gezeigt habende Téorie hier in Anwendung zu bringen versuche. Schon früher, beim Lesen der Schriften von Prof. Uehlenbeck, bekam ich den flüchtigen Eindruck, in den Algonkinsprachen existire die namliche Unterscheidung als wie in den Europaisch-Asiatisch-Afrikanischen Sprachen. Die 400 Wörter, wovon hier schon öfters die Rede war, machten dieses Vermuten zur, Überzeugung oder wenigstens zum hart an Überzeugung grenzenden Glauben. In den folgenden Seiten werde ich jetzt die betreffenden Wörter (systematisch für meinen Zweck gruppirt) auftreten lassen. Hierbei werde ich von Anfang zu Ende meine eigene Einteilung und Termen benützen, also dieselben als für die Indo-Europaischen Sprachen; vorher muss ich aber daran erinnern, dass ich die sogenannte „lebendige" Kategorie 2° Herz = Ding Als höchstes von der Erde Dingen HOrt man das Menscbenherz besingen Und doch pumpt's all sein Leben Blut. (aus einer Verteidigung des „Anpumpens" in den Wiegenden Bldttem) (besonders wertvoll ist für meine Sache all sein Leien. Es lebt also das Ding.) als aus zwei verschiedenen Kategorieën zusammengesetzt betrachten werde. Ich will hiermit natürlich nicht die Meinung aussprechen, es sei die betreffende Kategorie wirklich in historischem Sinne aus zwei andern aufgebaut, sondern nur dieses, dass (und dies zwar hauptsachlich, im Grossen und Ganzen) in der sogenannten „lebendigen" Kategorie des Algonkin die beiden von mir angenommenen Individuirungsformen enthalten sind. Ein vergleichendes Tafelchen von der ganglichen Téorie und der neuen folgt hierunter. Gangliche Téorie. 1° „lebendig" 2° „leblos" Neue Téorie. 1° a. breitung-, vielheit-, sachenartigweiblich. 1° 6. normal-, erst-, werker- (tater-) artig. 2° bruchstück- oder dingartig. BESPRECHUNG DER TEILE DES MENSCHLICHEN KÖRPERS. Ganz im Allgemeinen lasst es sich zweifelsohne behaupten, dass in den Algonkin-sprachen die Körperteile zur bruchstück- oder dingartigen Abteilung gehören. Ausgenommen sind nl. weniger als */« Teil. Die mehr als */s Teile, welche nicht ausgenommen sind, brauche ich hier natürlicherweise nicht zu behandeln. Denn diese sprechen ja alle ganz unbedingt in meinem Vorteïle. Als Bruchstücke oder Teile müssen sie ja alle bruchstückartig sein.... und das sind sie ja auch. Es bleibt also nur die (noch nicht ganz 1js ausmachende) Ausnahmengruppe. Sehen wir also, was dies für Körperteile sind. Es ergibt sich uns Polgendes: Erstens sind es unstreitige Vielheiten, aus unter sich gleichén Einheiten aufgebaut, wie das Haar, die Augenbraune, die Wimper. Ganz gewiss beweisen diese Ausnahmen sehr wenig gegen die neue Téorie. Wir haben es hier ja zu tun mit derartigen Teilen, welche zugleich Vielheiten sind, so dass dem Sprachgeiste hier natürlicherweise die Freiheit gelassen wird sich entweder für den Teil oder für die Vielheit zu entscheiden. Der Algonkin-sprachgeist entschied sich für letztere und so wurden die besagten Wörter vieU heitartig oder, was dasselbe ist, sachenartig. Zweitens sind zu erwahnen derartige Teile, welche nichts mehr sind als eine (zumeist gebogene oder gebrochene) Fldchenausbreitung, deren dritte Dimension in der Vorstellung gleichsam verschwindet. Es gehören hierzu: 1° die Haut und 2° der Nagel. Wie mir vorkommt darf es mindestens erklarlich heissen, dass Haut und Nagel nicht zu ein und derselben Kategorie mit den übrigen Körperteilen gebracht werden; es sind ja beide vielmehr Berührungsflachen als eigenliche Körperteile oder Olieder. Sehr natürlicherweise gehören sie darum zur breitungsartigen d. h. sachenartigen Individuirungsform. (Es ist hier ganz angebracht für einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit zu lenken auf das Ungereimte der ganglichen Téorie. Nach dieser sind nl. alle vornehmen Teile des Körpers, worunter der Kopf und das Herz, als „leblos", hingegen die von jedem Lehen ausgeschlossenen Elemente Haar, Augenbraune, Wimper als „lebendig" zu betrachten.) An der dritten Stelle muss von einer Anzahl von Wörtern die Rede sein, welche entweder deutlich irgend einen Anhang zeigen oder ihrer Natur nach eine gewisse FüUung innehaben oder wobei sowohl der Anhang wie die Füllung gleichzeitig sich vorfinden. Es gehören zu dieser Klasse weibliche Brast (auch Euter der Kuh u.s.w.) (Füllung von Milch), After (Füllung von Fecalien), Niere (Füllung von Harnsubstanz) (nur in einem Teile der Algonkin-dialekte!), GaUenblase (Füllung von GaUe). — Noch glaube ich berechtigt zu sein diesen Fallen beizuordnen die Bemerkung, dass eine Nerve oder Sehne an sich genommen zur teilartigen, mit Fleischpartikéln daran zur vielheitartigen Kategorie gehört. Mit einem völlig unanfechtbaren Rechte meine ich darum für alle die betreffenden Wörter den Namen vielheitartig beanspruchen zu dürfen. Von den flüssigen oder gasförmigen Sübstanzen, die im Körper vorhanden sind und gelegentlich daraus hinausfliessen, sind die meisten teü- oder dingartig (Atem — Blut — Eiter — Schweiss — Harn — Gatte). Nur einige (und dies zwar nur in einem Teile der betreffenden Dialekte) gehören zur andern Kategorie. Es sind diese der Nasenschleitn und die Tranmflüssigkeit. Vielleicht darf man diese beiden vielheitartig nennen weil sie beide deutlich sichtbar über die Haut hin zu fliessen und darauf hangen zu bleiben pflegen. Es ist jedenfalls diese Ausnahme von geringerem Interesse weil ja, wie gesagt, die verschiedenen Dialekte auf diesem Punkte nicht ganz mit einander übereinstimmen. Die menschlichen Körperelemente habe ich hiermit alle behandelt. In der Dissertation des Hn de J. de J. finde ich unter allen diesen Wörtern auch das Wort „Leichnam* angeführt, das ja nach der ganglichen Téorie als „lebendig" registrirt wird. Diese für jene Auffassung so ausserst bedenkliche Nummer ist est es für meine neue nicht im Geringsten. Es kann ja ein Leichnam oder ein todter Körper ganz beliebig entweder als ein einzelnes Ding betrachtet werden und daher dingartig sein oder auch als eine Quantitat verwesender Sübstanzen aufgefasst werden und daher zur vielheitartigen Klasse gehören. (Im Hollandischen Worte het lijk neben dem Deutschen Worte die Leiehe berühren. sich die beiden Auffassungen fast unmittelbar.) NAMEN WELCHE SICH AUF DAS TIERREICH BEZIEHEN. Der Huf ist vielheitartig — nicht unerklarlicherweise, indem er ja entweder aus zwei einander gleichen Halften besteht oder doch aus einem Stümpfchen das leioht zur Voraussetzung einer Zusammenwachsung führen kann. Das Hom von Elentier, Hirsch u.s.w. ist auch vielheitartig, ganz begreiflicherweise wegen seiner Verzweigung. — Das Horn eines gewöhnlichen Rindes ist es aber auch — vielleicht einfach durch Gleichstellung mit den zweifelsohne artverwandten Hörnern der ersterwahnten Tiere, oder auch wegen der unverkennbaren verschiedenen Schichten, woraus auch beim Rinde (wenigstens bei den alteren Tieren) die Hörner bestehen. Die Haut oder das Feil eines Tieres (bearbeitet oder unbearbeitet) ist wie die des Menschen breitungs- oder vielheitartig, aber.... gewisse bestimmte Arten von Tierfellen, z. B. Elentierfell, Hirschfell unbearbeitet, Feil eines grossen Vierfüssers u.s.w., sind dingartig. Selbstverstandlich wird es mir schwer für diese Einzelfenomene eine Erklarung zu finden, weil sich ja hier die Tatsachen meiner Beurteilung entziehen.. Augenblicklich scheint mir am Wahrscheinlichsten das Vermuten dass die unbearbeiteten Hirsch- und anderen Felle (auch Biberrattenpelzwerk finde ich erwahnt) in ihrem unzerteüten Zustande eine gewisse Bestimmung haben sollen, es sei denn als Bedeckung, Bekleidung u.s.w. Ware dieses der Fall, so ware ein solches Tierfell ein "Ding, das eine bestimmte Form hat und eine bestimmte Stelle einnimmt. Die andern Felle hingegen sind zunachst nur Quantitaten Material. Sie werden entweder in Stücke zerlegt oder viele zusammen zu einem Ganzen vereinigt. Also ist im letzteren Falie eine Haut nicht ein Ding. Federflaum ist vielheitartig — ganz begreiflicherweise, weil es ja eine unverkennbare Vielheit ist — eine einzige Feder ist aber auch vielheitartig — man sieht ja eine Feder einzeln verhaltnissmassig viel seltener als viele zusammen und selbst wenn Ersteres der Fall ist, dürfte meistenteils die Einheit nicht als völlig unverkennbar erscheinen. Zudem ist noch die einzelne Feder unstreitig zugleich eine Vielheit von Federbarten und -bartchen. Eine Feder ist zwar ein einziges Ding, aber es lasst sich ja auch eben so gut sagen, sie sei eine kleinere Quantitat Federflaum. Das Ei ist natürlicherweise dingartig, aber.... Frosch-, Fisch- und Lauseeier sind vielheitartig — sehr natürlicherweise, indem ja letztere auch wieder fast ausnahmlos in Quantitaten vorkommen und von einem ausnahmsweise einzeln erscheinenden Ei dieser Arten wieder ganz schwierig die Einheit als solche erkannt werden könnte. Es ist demnach ein einziges Fisch-, Frosch- u.s.w. -ei auch wieder 'eben so gut oder besser wie eine kleinere Quantitat Eistoff als wie ein einziges Ding zu betrachten. Die Schale ist breitungs- oder vielheitartig.... ganz begreiflich weil sie ja erstens sich nach verschiedenen Seiten gleichmassig ausbreitet und zweitens ein Tierkörperchen in sich schliesst. Die Fischschuppen sind vielheitartig — auf genau dieselbe Weise wie die Fischeier. Auch ein Spinnengewebe ist gleich natürlicherweise breitungsartig. Getrockneterxiadgesalzener Fisch sind auch wieder breitungs- 4 und vielheitartig — als Quantitaten Nahrungsstoff. Ein abgezogener und getrockneter Otter und ein zerschnittenes Tier sind auch wieder vielheitartig, ganz natürlicherweise weil sie ja nicht Anderes als Vielheiten sind. (Auch hier ist wieder eine richtige Stelle zur Hervorhebung des ausserst Bedenklichen in der ganglichen Auffassung, welche ja den getrockneten und gesalzten Fisch, den entfellten und getrockneten Otter und das zerschnittene Tier alle ganz unverfroren unter die „lebendige" Kategorie registrirt (!). Die KraUe oder Tatze von Adler und Baren sind vielheitartig, warend die Pfote eines Tieres im Allgemeinen dingartig zu sein scheint. — Ich achte es nicht ünmöglich, dass man sich die Greifwerkzeuge dieser beiden raubsüchtigen Bestien mehr als diejenigen unschuldigerer Tiere als ausgebreitet und zugreifend und daher als vielheitartig gedacht habe. Der erste- oder Panzen-magen eines Wiederkauers ist vielheitartig — ganz erklarlicherweise als Vielheit mit den zwei blinden Sacken und andern Anhangen. Der Stachel eines Stachelschweines ist wieder vielheitartig _ auch wahrscheinlich deshalb weil man ihn so selteh einzeln zu sehen bekommt. Vielleicht aber auch weil der Stachel aussieht als bestehe er aus schwarzen und weissen Stücken. NAMEN WELCHE SICH AUF DAS PFLANZENREICH BEZIEHEN. Ein ganzer Baum (oder Pflanze) ist (natürlicherweise) vielheitartig. Die einzelnen Teile davon {Stamm, Strunlc, Wurzel, Ast, Zweig, Blatt, Blume, Frucht) (eben so natörlich) bruchstückartig. — Der Bast (der ja für den Baum oder Pflanze dieselbe Stelle einnimmt als wie für Mensch und Tier die Haut) ist breitungsartig. Bestimmte Arten vón Bast (welche wahrscheinlich zu bestimmten Zwecken dienen mussen *)) wie Birkenbast und Lindenbast sind dingartig auf dieselbe Weise, worauf mit bestimmten Arten unbearbeiteter Tierfelle dasselbe der Fall ist. — Der Saft von Baum oder Pflanze ist (wie das Blut von Menschen und Tier) dingartig, aber das Harz (welches auf eine sichtbare Weise über die Oberflaehe hinfliesst) (gerade so wie Tranenflüssigkeit und Nasenschleim beim Menschen) breitungsartig. — Ein Stück Brennholz (gross oder klein) wird in einigen der Dialekte als ding-, in andern als vielheitartig betrachtet. — Der Darn, der vielheitartig ist, darf vielleicht mit der Kralle oder Tatze eines Baubtieres verglichen werden — die essbare Wurzel ist nicht dingartig.... als Quantitat essbarer Substanz. (Vgl. getrockteten und gesalzenen Fisch) — Honig und Mehl (nicht deutlich in Teile zerfallende Sübstanzen) sind dingartig, aber der Samen (dessen einzelne Samenkörnchen sich deutlich unterscheiden lassen) vielheitartig. Warum Birnenholz, Kieferzweig und Zederzweig (im Gegensatz zu Holz oder Zweig im Allgemeinen) speziell vielheitartig sind, weiss ich vorlaufig nicht zu sagen. NAMEN ALLGEMEINER NATUBELEMENTE WELCHE NICHT ZUB TIEB- ODEfi PFLANZENWELT GEHÖBEN. Von den Erscheinungen Sonne, Mond, Donner, Wind und vielleicht auch von diesen andern Stern, Schneè, Eis, Woge (welche alle „lebendig" sind) will ich gern annehmen, dass ') Vgl. im Hollandischen: Lindebast in je tee 's morgens dat is probaat. — Och nee, dat lindebast, daar verwacht ik geen heil van. sie indertat wie man behauptet als persönlich gedacht werden und aus diesem Grunde nicht zur dingartigen Kategorie gehören. Es ist ja dies sehr gut möglich und für die vier erstgenannten scheint es mir sogar sehr annehmlich. Ob es sich aber tatsachlich so verhalt, dürfte nur auf dem Wege einer ausserst peinlichen und verwickelten Untersuchung angezeigt werden können. Die neue Téorie steht hier im Zweifel, zu welcher der zwei "ünterkategorieën: 1° erstartig-taterartig oder 2° breitung-vielheitsachenartig sie die genannten Wörter zu bringen hat Es kann aber diese Ungewissheit den Kredit der neuen Téorie nicht im Geringsten beeintrachtigen. Es braucht ja von ihrem Standpunk te aus nur dieses annehmlich gemacht zu werden, dass diese Wörter nicht in die dingartige Klasse hineingehören, was ein ganz Leichtes ist, indem ja von allem Genannten (zumal von der ersten Gruppe) zu viel Kraft und Wirkung ausgeht, es sei denn von Licht, Warme (Kdlte) oder Bewegkraft, als dass sich eine dieser Sachen mit Leichtigkeit als ein Ding oder ein Sto/f ohne Weiteree betrachten liesse. Sie können als persönlich gedacht werden, aber wenn dies nicht geschieht, erscheinen sie als Sachen oder Ausbreitungen vielmehr denn als Dinge. (Dass das Feuer jedoch zur dingartigen Klasse gebracht wird, erklart sich vielleicht hierdurch, dass es zunachst als ein angezündetes Stück Brennmaterial gedacht wird. Jedenfalls begegnen wir im Griechischen und im Germanischen der namlichen Tatsache.) Es scheinen übrigens die Namen der allgemeinen Naturelemente überhaupt fast durchweg dingartig zu sein. Ich finde als dingartig verzeichnet: Berg,Hügei, Wald, Morast, Fluss, See, Quelle, Felsen — Erde oder Land, Wasser, Feuer. Es sind dies alles ziemlich unteilbare Dinge. Nur könnte vielleicht unsere Verwunderung erregt werden durch die Tatsache, dass der Wald mit seinen vielen Baumen nicht vielheitartig ist — wahrscheinlich sehen aber die Amerikanischen Walder schon ein Bischen anders aus als die unsrigen und zwar so, dass die einzelnen Baume oder Stamme daselbst viel weniger als wie bei uns sich als deutliche Einheiten unterscheiden lassen. Stein und Metall (Kupfer, Silber, Gold) sind aber vielheitartig — als Quantitaten verarbeitbarer Materie (die Metalle zugleich als Quantitaten von Geldeswert) — das Eisen unterscheidet sich durch seine Dingartigkeit. Vielleicht nimmt das Eisen eine isolirte Stellung ein weil ein beliebiges Stück Eisen durch seine Harte und Festigkeit schon ohne Weiteres leicht als ein Werkzeug oder Waf}'enzeug sich betrachten lasst, warend andererseits dieses Metall vom Gebrauch als Münze völlig ausgeschlossen ist. Ich stehe hier im Unsichern weil ich ausser diesen vier keine andern Metalle verzeichnet finde — ein kleiner Stein fallt wieder (gerade so wie der grosse Felsen) der dingartigen Klasse anheim — indem man ihn ja nicht langer als eine Quantitat Materie betrachtet. NAMEN VERSCHIEDENER (KÜNSTLICHEN) GEGENSTANDE VON TAGLICHEM GEBRAUCH. Diese Kategorie enthalt für die Behandlung nach der neuen Téorie verhaltnissmassig .mehr Schwierigkeiten als die andern. Es kann dieses keineswegs verwunderlich erscheinen wenn man bedenkt, dass es auch in den modernen Indo-Europaischen Sprachen wie Deutsch, Französisch, Russisch eine überaus schwierige Aufgabe ist, das Geschlecht der Namen von künstlichen Gegenstanden durch reine Begriffs- oder Bedeutungsregeln zu ermitteln. Die lautliche Beschaffenheit der Wörter, zumal die ihres Slamm- auslautes, pflegt ja bei dieser Wortklasse einen bedeutend grosseren Einfluss als bei den andern zu haben. In den Algonkin-sprachen kann ja ganz leicht etwas Ahnliches der Fall sein. Es wird mir hierum durchaus nicht schwer erkennen zu müssen, dass ich absolut nicht im Stande bin zu erklaren, wie es kommt dass z. B. eine Sacke zwar im Algonkischen dingartig ist, nicht aber ein Hammer. Trotz dieser Schwierigkeiten sehe ich aber auch in diesem dnnkelsten Teile des Waldes noch ziemlich viel Licht; ich entdecke namentlich' viele Anknüpfungspunkte mit den Bemerkungen welche von mir selbst in meinem Lehrbuche der Französischen Sprache über die .Geschlechter* im Französischen gemacht sind. Ist nun bei allem diesen die verhaltnissmassig geringere Anwendbarkeit dieser Wortklasse für die neue Téorie als eine Tatsache zu erkennen, so darf es nicht ungesagt bleiben, dass andererseits für die Anwendung der ganglichen Auffassung diese namliche Wortklasse nicht nur eine schwierige sondern sogar eine verzweifelte Aufgabe verschaffen muss, indem ja der besagten Auffassung zur Erklarung absolut nichts übrig bleibt als einfach ohne die geringste Wahrscheinlichkeit die Halfte der Gegenstande wie den Of en, den Kessel, den Eimer für „lebendig", die andre Halfte wie den Kamm, den Pfeil u. s. w. für .leblos* zu erklaren (!). Ich komme also zur Behandlung dieser Wortklasse nach der neuen Auffassung. Werkzeug im Allgemeinen ist zum Anfang dingartig. Dingartig sind weiterhin eine grosse Anzahl der gewöhnlichsten Gegenstande von möglichst einfacher Gestalt (Fass, Kiste, Treppe oder Leiter, Fussschemel, Bett, Kamm, Besen, Zündhöïzchen, Peitsche, Pfeil u. s. w.). Nicht-dingartig sind: 1° Gegenstande von rund-symmetrischer nicht kugelförmiger Gestalt (Waschschüssel, Eimer, Kessel, Pfanne, Napf, Teetasse, Sieb, Baspe, Büchslein (konservirter Waare), Löffel, Gabel, Messer, Ofen, Fingerhut, Pagai, Pfriem, Bohrer, Feuerschlag u.s.w.), 2° Gegenstande welche sich (ohne deutliches Hervortreten einer dritten Dimension) nach zwei drei verschiedenen Richtungen auabreiten (Sense, Hobel, Zange, Schlüssel, Zeltvorhange, grosses Stück Baumbast, Fischangel, Sippe eines Kahnes) und 3° die, welche sehr deutlich aus verschiedenartigen Stücken bestehen {Musikinstrument, Kinderrassel, Kaffeemühle, Fischzeug, Wagen, Wanduhr, Dampfsüge, Holzkreuz, (Meer- oder Eis-)-£>o;'e (besteht gewöhnlich aus einer leichteren und einer schwereren Halfte), (Holz)-flösse u.s.w.). Auch Namen von Geldstücken sind vielheitartig (als Quantitaten von Geldwert). Dass einerseits allerlei Spielzeuge dingartig sind, speziell aber die Spielkarten breitungs- oder vielheitartig, ist vielleicht nicht so sonderbar, wenn man bedenkt, dass auch in den modernen Indo-Europaischen Sprachen der Name der Spieücarte sich auf die namliche Weise von denen anderer Spielzeuge zu unterscheiden püegt. Es liesse sich übrigens fast kein Gegenstand denken, auf den die beiden Wörter breitungs- und vielheitartig sich natürlicher bezögen als gerade die Spielkarten. Nicht ein jedes Wort dieser Klasse kann ich (wie aus dem Vorhergesagten ersichtlich ist) nach meiner Téorie verantworten. Es gibt einige (nicht sehr viele), deren „Geschlecht" ein anderes ist als es mir im Interesse der Téorie wünschenswert erscheinen könnte. Es dürfte aber hierdurch der Kredit der Téorie (aus den früher angeführten Gründen) keinen erheblichen Schaden erleiden. NAMEN VON KLEIDUNGSSTÜCKEN, VON HULLEN UND ZIERATEN — NAMEN VON WAFPEN. Von ersteren gibt der Hr de Josselin de Jong in seiner Dissertation eine 50-zahl. Für mich wird dies eine ganz einfache Arbeit. Int Allgemeinen sind nl. alle diese Wörter teil- oder dingartig (als Teile der Bekleidung oder als Zusatze zum Körper). — Breitungs- oder vielheitartig sind nur solche Bekleidungsartikel, welche den Körper gleichsam umfliessen, umwogen, umschlingen (Umwurf oder Umschlagetuch, Gürtel, Schneeschuh, silbernes oder koralienes Bruststück, Armband, Schnupftuch u.s.w.). Dass auch der Handschuh oder der Faustling nicht dingartig ist, erklart sich wahrscheinlich aus den verschiedenen Stücken. — Dass auch eine einzige Koralle oder Qlasperle vielheitartig ist, muss wahrscheinlich ebenso aufgefasst werden wie wir es bei einer einzigen Fischschuppe, einem einzigen Fischei, einer einzigen Feder u.s.w. getan haben. (Steife unbiegsame Binge, gross oder klein, sind nicht vielheitartig; der Vingerring ist es in einem Teile der Dialekte.) Die Namen von Waffen oder Waffenteilen sind fast alle bruchstück- oder dingartig — vielheitartig sind zunachst nur diejenigen, wo die Vielheit als eine unverkennbare Tatsache erscheint (hölzerner Pfeil mit eiserner Spitze — Pfeilköcher (gewöhnlich mit Pfeilen gefüllt) — zweilaufiges Gewehr). — Dass das Pulverhom vielheitartig ist kommt wohl einfach daher, dass es ein Eorn ist (siehe die früher gegebene Besprechung). Die 400 gegebenen Wörter habe ich hiermit alle besprochen. Ueberall habe ich dabei die Termen meiner neuen Téorie auf die Algonkinschen „Qeschlechts'-erscheinungen angewandt. Es kann also der Leser jetzt urteilen. Selbst hege ich die feste Überzeugung, dass meine Benennungen überall eben so gut angebracht sind alsob sie vom Anfang an für keine andere Sprache als das Algonkinsche erfunden waren. — Die ganglichen Namen „lebendig" und „leblos" hingegen sind in einem grossen Teile der besprochenen Falie einfach unmögüch und ungereimt. Ohne die Schriften des Prof. Uehlenbeck und des H" de J. de J. waren mir die Algonkin-dialekte absolut unbekannt. Es ist fast nur der reine Zufall, dass ich durch die genannten Schriften mit dieser Sprachgruppe bekannt wurde. Wenn nun aber auf eine ganz beliebig aufs Geratewohl aufgeraffte Sprache das Ueue Einteilungs- und Benennungssystem vollstandig passt und zwar viel besser passt als diejenigen Systeme, welche für die betreffenden Sprachen von den Spezialisten selbst erfunden sind, so gibt dieses gewiss gute Ursache zum Vermuten, dass allerwenigstens auf zahlreiche andere Sprachen meine Beobachtungen sich ebenfalls als anwendbar zeigen werden. In einigen neueren Schriften, u. a. in der (sehr ausführlichen) Doctoraldissertation des Hn J. van Ginneken, wird die Meinung ausgesprochen, der Geschlechtsunterschied in den Indo-Europaischen Sprachen sei zunachst zu betrachten als ein Appretiationsunterschied, also ein Unterschied der Ranges- oder Wertbestimmung, sodass das „Masculinum" einfach den er sten oder höchsten, das „Femininum" den zweiten oder mittleren, das „Neutrum" endlich den dritten oder letzten Rang vertrete. Etwas Wahres gibt es in einer solchen Beobachtung zweifelsohne. Es ist aber diese teilweise Wahrheit durchaus nicht unvereinigbar mit der von mir erfundenen neuen Téorie. Dasjenige namlich was absolut ein und absolut ganz ist, gleicht dadurch einem Gotte oder doch einem vollkommnen Wesen. Dasjenige was aus verschiedenen einander gleichen Teilen besteht, gleicht dadurch einem Baume oder Pflanze oder einer Kolonie niedrigerer Tiere. Dasjenige endlich, was einfach einen einzigen Unterteil von irgend was Anderem ist und nichts mehr, gleicht dadurch einem Stücke Eisen oder Stein. Indem nun ein Gott oder ein vollkommenes Menschwesen höher steht als eine Pflanze oder eine Polype und die Pflanze und Polype ihrerseits höher als ein Stück Stein, gelangen wir hier ganz ungezwungen zu einem Appretiationsunterschiede wie der obenumschriebene. Dass aber trotzdem die Meinung der besagten Gelehrten nur eine teilweise und nicht etwa eine vollstandige Wahrheit enthalt, lasst sich nach meiner Meinung am Besten und Kürzesten folgenderweise zur Klarheit bringen. Den n&chstliegenden Beobachtungsgegenstand der Sprache liefert unstreitig der geistige und körperliche Mensch in seinen verschiedenartigen konstituirenden Elementen. Es dürfte also in jeder Hinsicht gerecht und zulassig erscheinen, die vórliegende Appretiationstéorie zunachst an diesen Elementen zu prüfen. Und wenn wir da bemerken, dass erstens von den nichtmateriellen Elementen in den altesten Indo-Europaischen Sprachen die Seele, das Personswesen und das Ich nach jener Téorie eine niedrigere Stelle einnehmen würden als der Geist oder der Verstand und zweitens von den materiellen Elementen gerade die vier allervornehmsten: Kopf, Herz, AugevaiA Ohr zurallerniedrigsten Klasse gebracht werden sollen, wahrend zugleich auch weiter aus den andern Gebieten noch dazu kommt dass z. B. 2° im Tierreiche der Fisch, der Kaf er und der Floh für höher und wertvoller gelten müssen als Katze, Panter, Marder und Vogel, 3° im Pflanzenreiche Halm, Distel, Schwammer- ling für höher und wertvoller als Eiche, Tanne, Fruchtbaum und 4° im Miner air eiche der Stein und der Schlamm für höher und wertvoller als Eisen, Kupfer, Gold, Silber und Edelstein .... so darf man ja mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass die obenerwahnte Appretiationstéorie den allerhöchsten Gipfel der Wahrheit nicht hat erreicht. Man hat die Bemerkung gemacht, dass die Unterscheidung „lebendig'; „leblos" sich ganz haufig in den Grammatiken vieler von einander wie von den Europaischen Sprachen völlig unabhangigen Afrikanischen, Amerikanischen u. a. Idiomen vorzufinden pflegt, um an diese Bemerkung die Behauptung zu verbinden, es sei unstreitig diese Unterscheidung eine überaus wichtige für die Karakterisirung des Wesens der menschlichen Sprache überhaupt. Denn wie ware es sonst zu erklaren,-dass so viele Autoren auf ganz verschiedenen Wegen in ganz verschiedenen Sprachen ein jeder in einem von dem der andern völlig unabhangigen Verfahren gerade diese eine Unterscheidung zu machen sich veranlasst gesehen hatten? Meine Antwort auf letztere Frage ist folgende. Die Autoren jener Grammatiken sind so weit mir bekannt fast ausnahmlos Europaer; es sind Deutsche, Franzosen, Italiener u. s. w. Alle diese Autoren nun haben in ihrer Eindheit und spater immer mit dem Dogma der „Geschlechter* zu arbeiten gelernt; es ist ihnen unaustilgbar eingepragt worden, ein Hammer sei „mannlich", eine Sage „weiblich* u. s. w. Von diesen blödsinnigen Umschreibungen sind sie alle so sehr durchdrungen worden, dass sie sich dieselben überhaupt niemals mehr n.ehmen lassen. Wenn sie daher spater in irgend einer Sprache eine Wortkategorie vorfinden welche sich mit einem der bekannten „Geschlechter" vergleichen lasst, sind sie auch gleich fertig mit der Bezeichnung dieser Erscheinungen mittels der Namen „mannlich" und „weiblich". Ist aber der vorgefundene Zustand so, dass „mannlich" und «weiblich" zusammen als eine einzige Kategorie erscheinen, so rasonniren sie folgenderweise: , „mannlich" und „weiblich" mit "einander verbunden wie werden wir das nennen? geschlechtüch'bewusst? tier-und-menschartig? .... ach, sagen wir lieber einfach „lebendig' und nennen wir den Gegensatz „leblos'. Damit ist ja die Sache auf ganz befriedigende Weise erledigt". Diese Folgèrung ware freilich auch in Wirklichkeit gar nicht unrichtig.... wenn nur das sogenanntë „mannlich" wirklich mannlich und das sogenannte „weiblich" wirklich weiblich ware. Indem aber dieses keineswegs der Fall ist, muss auch die aus dieser Voraussetzung hergeleitete Folgèrung als eine völlig unrichtige abgewiesen werden. Was im Allgemeinen in der Sprachwissenschaft unserer Tage bedauert werden muss, ist nach meiner Meinung dieses, dass man den Schlüssel zur Wesenserklarung der menschlichen Sprache mehr in der Psychologie als in der Logik zu suchen bestrebt ist. Nach meiner felsenfesten Überzeugung hat die menschliche Psyche und ihre Lehre für viele andere Sachen eine grosse, für die Sprache aber eine ziemlich geringe Bedeutung. Es ist ja die Seele individuell und das Wesen der Sprache ist es nicht, kann es nicht sein, indem ja gerade mittels der Sprache die Individuen zu einander geführt werden. Das Wesen der Sprache und zumal ihres Kernes der Grammatik muss daher in irgend etwas von solcher Beschaffenheit gesucht werden, dass es sich für aUe Individuen völlig gleichsteht und keinerlei Verschiedenheiten zulasst. Von der Psyche aber mit ihren "ünterscheidungen der Lust oder TJnlust, des Outen oder Schlechten, des Geliebten oder Verhassten u.s.w. gilt das Sichgleichstehen absolut nicht.... es ist vielmehr alles dies bei jeden beliebigen zwei Individuen möglichst verschieden. — Der Kern des Sprachwesens ist also kein psychologischer sondern ein logischer, aber die Logïk der menschlichen Sprache ist nicht die Aristotelische, nicht die Kantische, die Hegelsche oder etwa die professor-Bollandsche Logik, sondern eine viel einfachere in unterbewusster Form in allen menschlichen Individuen befindliche Normallogik, welche ich in meiner Universalgrammatik Lingua darzulegen versucht habe. CORRIGENDA. S. 16 Z. 17 lese Fernsicht statt Fernzicht. S. 18 Z. 2 lese Schnecken statt Schneeken. S. 18 Z. 18 lese Name statt Namen. S. 25 letzte Z. lese Tiere statt Tierre. S. 28 vorletzte Z. lese man am Schlusse des vorletzten Wortes m statt n, gleich darunter den statt die und dann auf der nachsten Seite ganz oben r-stammen mit n. Im Verlage von Martinos Nijhoff im Haag erschien: FRANCK'S ETYMOLOGISCH WOORDENBOEK DER NEDERLANDSCHE TAAL TWEEDE DRUK1 DOOH t De. N. VAN WIJK Met registers der Nieuw-hoogduitsche woorden, enz. XVI, 897 SS. in 2 Kol. Lex. 8vo. In Leinwand. 30 Mark. B , sodass van Wijk's Arbeit einen wichtigen Fortschritt in der Geschichte der niederlandischen Spraehforschung bedeutet. Es sind übrigens nicht nur die 'niederlandischen Philologen im éngeren Sinne, die Interesse an,. dem Buche haben werden j auch Germanisten und Indo-germanisten werden nicht versaumen dfirfen, es regelmasslg zu benutzen." Indo-germanische 'Forschungen. , eine dankenswerte Arbeit. Vorsicht und Zuverlassigkeit sind ihre grosse Vorzüge". .'Mgp Deutsche Literaturzeitung.