S. I. m. mOQENDORN=. die MILCHUNTERSUCHUNG VO M tierarztlichen standpunkte aus betrachtet. inaugural dissert ation ZUR ERLANGUNG DER DOCTORWÜRDE DER HOHEN VETERIMAR-MEDIZINISCHEN FAKULTAT DER UNIVERSITAT BERN ia 0 VORGELEOT VON s. i. a. moqeiidorff, GEB. IN BORNE, PROV. OVERIJSEL (HOLLAND). PRAKTIZIERENDER TIERARZT IN SCHOONHOVEN. S. I. m. mOQENDOfW. Stoomsnelpersdruk: S. & W. N. VAN NOOTEN, Schoonhoven. 1909, Die Milchuntersuchung uom Tierarztlichen Standpunkte aus betrachtet. DIE MILCHUNTERSUCHUNG VOM TIERARZTLICHEN STANDPUNKTE AUS BETRACHTET. INAUGURRL DISSERTATION ZUR ERLANGUNG DER DOCTORWÜRDE DER HOHEN VETERINAR-/AEDIZINISCHEN FAKULTAT DER UNIVERSITAT BERN VORGELEGT VON S. I. /AICHAEL ttOGENDORFF, GEB. IN BORNE, PROV. OVERIJSEL (HOLLAND). PRAKTIZIERENDER TIERARZT IN SCHOONHOVEN. Von der Fakultat auf den Antrag uon herrn Prof. Dr. GUILLEBEAU zum Drucke genehmigt. Der Dekan: RUBELI. BERN, 20 Juli 1909. Es ist mir einc angcnehme Pflicht, Hcrrn Dr. J. POELS, fiir das meiner Arbeit cntgegengebrachte rege Interesse, und fiir die Bereitwilligkeit, mit der er mir Hülfsmittel des Reichsseruminstituts zur Verfiigung steilte, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Auch Herrn J. BOERSMA , Chef der Lactologiseh-Biologischen Abteilung des Reichsseruminstituts zu Rotterdam, bezeuge ich meine Dankbarkcit fiir die wohlwollende Weise, mit der er mir mehrmals behiilflich gewesen ist. (^^Mcinen ^ZiLcin und meinet ZZ^iclv. in 2)anii- daiicit und JLtede aewidmeC. kf Die MllcMftiton ra WmWM fflnQnUi ans DetracM EINLEITUNG. Bereits im Jahre 1841 schreibt Christian Joseph Fuchs im „Magazin für die gesammte Tierheilkunde vun Dr. Gurlt und Dr. Hertwig, Seite 134": „Durch das Hinüberführen der neuesten Forschungen über die Milch in das Gebiet der Veterinarkunde, möchte der Verfasser besonders deren Jünger ermuntern, ihre Beobachtungen und Untersuchungen auf diesen Gegenstand z» lenken, indem sie vorzugsweise Gelegenheit haben, auf' diesera Gebiete für den landwirtschaftlichen Nutzen, und durch vergleiehende Tatsachen für die physiologische und medizinische Wissenschaft fruchtbringend zu wirken." Heute, 68 Jahre spater, sind überwiegend die meisten Beobachtungen und Untersuchungen beziiglich der Milch und Milchfehler, die in der Litteratur zu tinden sind, auf einige löbliche Ausnahmen nach, von .Nicht-Tierarzten herstammend. Vielleicht hat es seinen Die MilcMersnclv vooi tierarztlicben SMpilte ans beMtet. EINLEITUNG. Bereits im Jahre 1841 schreibt Christian Juseph Fuchs im „Magazin für die gesammte Tierheilkunde vun Dr. Gurlt und Dr. Hertwig, Seite 134": „Durch das Hinüberführen der neuesten Forschungen über die Milch in das Gebiet der Veterinarkunde, möchte der Verfasser besonders deren Jünger ermuntern, ihre Beobachtungen und Untersuchungen auf diesen Gegenstand zu lenken, indem sie vorzugsweise Gelegenheit haben, auf diesem Gebiete für den landwirtschaftliehen Nutzen, und durch vergleichende Tatsachen für die physiologische und medizinische Wissenschaft fruchtbringend zu wirken." Heute, 68 Jahre spater, sind überwiegend die meisten Beobachtungen und Untersuchungen bezüglich der Milch und Milchfehler, die in der Litteratur zu finden sind, auf einige löbliche Ausnahmen nach, von Nicht-Tierarzten herstammend. Yielleicht hat es seinen Grund darin, dass die Milchkontrolle im allgemeinen noch stets in Handen der Chemiker ist. Jedoch ist von verschiedenen tierarztlichen Autoritaten auf diesem Gebiete wiederhoit auf diesen Uebelstand hingewiesen: Prof. Ostertag in der Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene im Jahre 1903 (14. Jahrgang Seite 1 und 41); Prof. Zschokke im Schweizer Archiv, Jahrgang 1905; Dr. Johan Sobelsohn (Wien) im tierarztlichen Centralblatt 1905 No. 2; Schuemacher (Freiburg Br.) in der Deutschen Tierarztlichen Wochenschrift 1905 No. 4; F. Glage (Hamburg) in der Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene Jahrgang 17 (1907) Seite 306; sie verteidigen alle die These: „Die Milchkontrolle gehort in die Hande der Tier&rzte." F. Glage sagt in der letztgenannten Zeitschrift sehr richtig: „Der Chemiker kann die unverfülschte Milch zwar analysieren, aber seine Befunde, selbst die rein chemischen, nicht deuten, ganz abgesehen von den Veranderungen an den Zeilen der Milch und dem Gehalt an pathogenen und nicht pathogenen Bakterien. Deshalb ist diese Milchuntersuchung durch den Chemiker (abgesehen von dem Nachweis von Verfalschungen und Konservierungsmittel) ziemlich wertlos. Je mehr sich die Einsicht Bahn bricht, dass es keinen Zweck hat, nur einige Symptome, wie die Höhe des Fettgehalts, das speziftsche Gewicht etc., bei der Milchkontrolle zu beobachten, sondern dass die gesundheitliche Begutachtung der Milch in ihrer Eigenschaft als Sekret eines Tieres weit wichtiger ist, desto mehr wird der Tierarzt bei der Kontrolle des Milchverkehrs in den Vordergrund treten mussen." Inzwischen ist es auch Sache der Tierarzte hieran weiter mitzuarbeiten und die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. M. Porcher, Professeur de Chimie a 1'Ecole vétéri- naire de Lyon, sagt ira Journal de médicine vétérinaire et de Zootechnie, Tome 59, 1907, page 27, indemereinen Ausspruch von Prof. Zschokke citiert: „Le vétérinaire pourra alors aussi bien qu'un chimiste examiner le lait, raais il saisira en outre bien vite les causes des altérations par 1'examen des animaux et des aliments." „Après M. Zschokke, si j'insiste sur ce dernier point, c'est paree qu'il raontra justement que le vétérinaire, inspecteur du lait que nous concevons, sera seul capable, par le jeu spontané de ses connaissances variées, d'établir des relations d'effect a cause, entre les resultats de 1'analyse chiraique et les renseignements que 1'examen de 1'animal et de son aliraentation lui aura fournis; ces relations auraient beaucoup de chances impréc.ises et obscures pour d'autres que lui." Dr. Poels drückt dieses sehr richtig aus im „Jaarverslag over 1906" der Laktologisch-biologischen Abteilung des Reichsserum-instituts zu Rotterdam, indem er schreibt: „Die laktologisch-biologische Untersuchung ist von einem gründlichen Studium der Tierkrankheiten, besonders der Euterkrankheiten nicht zu trennen. Ein pathologisch-histologisches Studium des Euters und eine pathologisch-bakteriologische Untersuchung der Milch mussen sich mit der laktologisch-biologischen Untersuchung zu einem Ganzen vereinigen. Aus dem, was in dieser Abteilung passiert, geht taglich deutlicher hervor, dass die tierarztliche Wissenschaft unbedingt die Basis sein muss der Hygiene der Milch und der Molkereiprodukte. Haufig werden bei der Milchuntersuchung Abweichungen konstatiert, deren Ursachen intra vitam (mit anderen Worten im Euter oder im Tier bevor die Milch das Euter verlassen hat) liegen, welche Ab- weichungen in einigen Fallen die Milch nicht nur minderwertig, oder als Nahrungsmittel vollstandig ungeeignet machen, sondern auch gleichzeitig die Ursache sein können, dass die aus solcher Milch bereiteten Produkte untauglich sind." Der Tierarzt, dei' die Landpraxis in einer Gegend ausübt, in der hauptsachlich Milch wirtschaft, Butterund Kasebereitung getrieben wird, wird sehr oft Gelegenheit haben, interessante Untersuchungen auf dem Gebiete der Milchpathologie zu inachen. Das Erforschen und Kombinieren von Ursache und Wirkung kann für die Kenntnis der Milch von grösserem Nutzen sein als die Untersuchung des Chemikers allein, sowohl im Interesse der Hygiene des Menschen, als auch der Molkerei. Der Zweck dieser Arbeit ist nun, hierzu einen Beitrag zu iiefern. Aus vielen Gründen ist die Beurteilung der Milch durch den Tierarzt am Platze. Es schien mir die Beantwortung der Frage, ob und in wiefern abweichende Milch die Ursache von Fehlern der Molkereiprodukte sein könnte, von grosser wissen schaftlicher, sowohl als von ökonomischer Bedeutung sein zu können. In einer Gegend praktizierend, in welcher hauptsachlich noch die Kiisebereitung 1) auf den Gehöften betrieben wird, habe ich von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht um zu erforschen, in wie weit Milch von krankein Vieh auf die Quatitat des Kases Einfluss ausüben kann. 1) Yon Uouda-Kase. Dieses geschah auf zweierlei Weisen: 1. Durch Milchuntersuchung von Kühen derjenigen Viehhalter, welche abnormale Garung im Kase beobachteten, deren Ursache in Fehlern wahrend der Bereitung, oder in Infektion nach dem Melken nicht gefunden werden konnte, gefolgt durch klinische Untersuchung von Kühen, die abnormale Milch zu geben schienen. 2. Dadurch, dass ich Milch von krankem Vieh nahm, und diese zu Hause so schnell wie möglich untersuchte, und spater beim Bauer informierte, obinder Zeit, dass diese Milch gebraucht warde, sich Abweichungen im Kiise gezeigt hiitten, und wenn ja, welche. Die Veranlassung zu dieser Untersuchung war die Tatsache, dass mir in meiner Praxis mehrmals mitgeteilt wurde, wie die eine oder andere Kuh die Ursache eines Kasefehlers zu sein schien, und wie, nach Verkauf eines solchen Rindes, plötzlich Blahung nicht mehr vorkam. Die Meinung vieler Viehhalter, als ob alle Kasefehler durch kranke Kühe verursacht wttrden, ist natürlich vollstandig verkehrt. Ich wünsche denn auch ausdrücklich vorauszusetzen, dass nicht immer und auch nicht alle Kasefehler durch pathologische Milch verursacht werden. 1M«' Toflmik «l«>r KiiM-iicreiiiini;. in besonderen Fallen chemisch physikalische Einflüsse, z.B. Wasserund Milchzuckergehalt, Reaktion und Temperatur des Quarcks, können bewirken, dass die eine oder andere Gruppe sogenannter Reifebakterien im Kase die Oberhand erhalten und eine Blahung einleiten. Jedoch kann auch kranke-, gesunder zugefügte Milch, die amphotere Reaktion dieser letzteren einseitig soandern, dass dies auf die Reifeflora des Kases von Einfluss sein kann. Dhh Kftwelab kann durch Fehler bei der Bereitung Bakterien enthalten, welche eine heftige Blahung im Kase verursachen. Wie bereits von alter» her bekannt 1), enthalt die Schleimhaut des 4ten (wahren) Magens einen Stoff, welcher die Milch gerinnen macht. Wahrend Berzelius die Wirkung dieses Stoffes der Milchsaurebildung zuschreiben zu müssen glaubte, und nach Liebigs Theorie diese Milchsaure das Alkali der Milch binden und in Folge dessen das Kasein niederschlagen sollte, entdeckte Heintz im Jahre 1872 die wirkliche Lab wirkung. Im Jahre vorher hatten namlich Hammarsten und A. Schmidt durch ihre Versuche mit dem Gerinnen von zuckerfreier Milch, nachgewiesen, dass das Gerinnen mit Milchsaurebildung nichts zu tun habe; die Molke hat wieder die Eigenschaft, dasselbe bei anderer Milch zu bewirken. Erst seit 1889 ist durch die Untersuchung von Adametz, Herz, von Freuden'reich, Jensen und Peter bekannt geworden, dass das Ferment in der Magenschleimhaut als Ursache des Gerinnens betrachtet werden muss und dieses also eine cheniische Wirkung ist. Dieses Ferment ist als ein inaktives Zymogen (das Prochymosin) in der Magenschleimhaut anwesend 2); im Fundus wird es reicher gebildet als im Pylorus 3), wahrend es bei Gastritis auch im Fundus fehlt. Erst durch Behand- 1) In Peters Dissertation über das Labferment (Rostock 1894), findet man eine genaue historische Uebersicht. 2) Fuld: Ueber Gerinnung durch Lab. Asher-Spiro, Ergebnixse der Physiol. 1902 I 468. 3) Grütaner: PHüg. Arch. XVI Seite 119. lung mit Sauren geht das unwirksame Zymogen in ein wirksaraes Chymosin über. Der am meisten gebrauchte Labextrakt wird gegen wartig in Fabriken aus frischen (getrockneten) Labmagen von Kalbern hergestellt, welche 3-4 Wochen alt waren und nichts als süsse Mileh genossen hatten. Meistens geschieht die Behandlung mit 0,1 0,2 Salzsaure, worauf filtriert und neutralisiert wird, oder mit Glycerin, oder auch mit gesatigter Lösung von Salicylsaure, Borsaure oder Kochsalz; dann wird mit Alkohol praecipitiert und das Praecipitat wieder in Wasser aufgelöst. Wie die Untersuchungen von J. Thöni und E. von Freudenreieh gelehrthaben, kommen im Labmagen u. a. direkt bereits eine Masse Milchsaurebakterien vor, und gleichzeitig Bakterien, welche speziell Propionsaure bilden. Hieran würde dann teilweise nicht nur die Reife, sondern auch der eigenartige Geruch und Geschmack des Kases zu verdanken sein. In den Kaselabfabriken werden Pylorus und die fettigen Teile der Labmagen abgeschnitten und weggeworfen; in diesem Pylorusteil scheinen namlich ausser anaeroben Gasbildern, besonders Bacillus aerogenes und Kolibazillen zu hausen, welche das Lab verderben können 1). Dadurch dass diese Massregel nicht oder nachlilssig durchgeführt wird, oder dadurch, dass schlecht getrocknete oder im Zustande der Verwesung sich befindende Magen gebraucht werden, können in das Kiiselab stark gasbildende Bakterien kommen, welche für den Kase gefahrlich sind. Um dieses fest¬ ij J. Thöni: Bakteriologische Studiën über Labmagen und Lab. Landwirtschaftliohes Jahrbueh der Schweiz 1906. ibidem Molkereitechnische Rundschau 1908 No. 3 & 4. araphotere Heaktion dieser letzteren einseitig so andern, dass dies auf die Reifeflora des Kitses von Einfluss sein kann. l>as KüMclnb kann durch Fehler bei der Bereitung Bakterien enthalten, welche eine heftige Blahung im Kase verursachen. Wie bereits von alters her bekannt 1), enthalt die Schleimhaut des 4ten (wahren) Magens einen Stoff, welcher die Milch gerinnen macht, Wahrend Berzelius die Wirkung dieses Stoffes der Milchsaurebildung zuschreiben zu mussen glaubte, und nach Liebigs Theorie diese Milchsaure das Alkali der Milch binden und in Folge dessen das Kasein niederschlagen sollte, entdeckte H e i n t z im Jahre 1872 die wirkliche Lab wirkung. Im Jahre vorher hatten namlich Hammarsten und A. Schmidt durch ihre Yersuche mit dem Gerinnen von zuckerfreier Milch, nachgewiesen, dass das Gerinnen mit Milchsaurebildung nichts zu tun habe; die Molke hat wieder die Eigenschaft, dasselbe bei anderer Milch zu bewirken. Erst seit 1889 ist durch die Untersuchung von Adametz, Herz, von Freudenreich, Jensen und Peter bekannt geworden, dass das Ferment in der Magenschleimhaut als Ursache des Gerinnens betrachtet werden muss und dieses also eine chemische Wirkung ist. Dieses Ferment ist als ein inaktives Zymogen (das Prochymosin) in der Magenschleimhaut anwesend 2); im Fundus wird es reicher gebildet als im Pylorus 3), wahrend es bei Gastritis auch im Fundus fehlt. Erst durch Behand- 1) In Peters Dissertation über das Labferment (Rostock 1894), findet man eine genaue historische Uebersicht. 2) Fuld: Ueber Gerinnung durch Lab. Asher-Spiro, Ergebnisse der Physiol. 1902 I 468. 3) Grützner: Pflüg. Arch. XVI Seite 119. lung mit Sauren geht das unwirksame Zymogen in ein wirksames Chvmosin über. Der am meisten gebrauchte Labextrakt wird gegenwartig in Fabriken aus frischen (getrockneten) Labmagen von Kalbern hergestellt, welche 3-4 Wochen alt waren und nichts als süsse Milch genossen hatten. Meistens geschieht die Behandlung mit 0,1 0,2 Salzsaure, worauf filtriert und neutralisiert wird, oder mit Glycerin, oder auch mit gesatigter Lösung von Salicylsaure, Borsaure oder Kochsalz; dann wird mit Alkohol praecipitiert und das Praecipitat wieder in Wasser aufgelöst. Wie die Untersuchungen von J. Thöni und E. von Freudenreich gelehrthaben, kommen im Labmagen u. a. direkt bereits eine Masse Milchsaurebakterien vor, und gleichzeitig Bakterien, welche speziell Propionsaure bilden. Hieran würde dann teilweise nicht nur die Reife, sondern auch der eigenartige Geruch und Geschmack des Kases zu verdanken sein. In den Kaselabfabriken werden Pylorus und die fettigen Teile der Labmagen abgeschnitten und weggeworfen; in diesem Pylorusteil scheinen namlich ausser anaeroben Gasbildern, besonders Bacillus aerogenes und Kolibazillen zu hausen, welche das Lab verderben können 1). Dadurch dass diese Massregel nicht oder nachlassig durchgeführt wird, oder dadurch, dass schlecht getrocknete oder im Zustande der Verwesung sich befindende Magen aebraucht werden, können in das Kaselab stark gasbildende Bakterien kommen, welche für den Kase gefahrlich sind. Um dieses fest¬ ij J. Thöni: Bakteriologische Studiën über Labmagen und Lab. Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 1906. ibidem Molkereitechnische Rundschau 1908 No. 3 & 4. zustellen gefallt mir noch am besten die spater zu erwahnende Gilr- und Labprobe nach Diethelm. l»as Wasser, welches zur Erhaltung der nötigen Temperatur gebraucht wird, oder womit die Gefasse gereinigt werden, kann auch Garungsbazillen und andere organisierte oder nicht organisierte Dinge in grosser Anzahl beherbergen. Man denke nur an die Kolibakterien und andere gasbildende niedere Organismen, welche im Wasser aus Pumpen und Graben leben, die unterirdisch mit Mist oder Jauchegruben in Verbindung stehen. Ich habe mehrmals beobachtet, dass nach dem einfachen Gebrauch anderen Wassers oder nach dem Kochen desselben, der Kasefehler nicht mehr vorkam. Wenn normale, vorher gut gekochte Milch mit ein wenig von dem zu untersuchenden Wasser der gewöhnlichen Garprobe unterworfen wird, ist leicht (estzustellen, ob gasbildende Bakterien im Wasser anwesend sind, besonders wenn hierfür sogenannte Garröhrchen gebraucht werden. Auch würde die Garprobe von Prof. Eykman 1) oder der Aesculin-Gallensalz-Nahrboden nach J. van der Leek und F. C. Harrison 2) in der Praxis Anwendung finden können. Durch eisenhaltendes Wasser 8) oder durch zahlreiche Teile niederer Tierchen, welche mit dem für die Erhaltung der Temperatur gebrauchten Wasser in den Presskübel gelangen, können punktformige blaue Verfarbungen im Kase entstehen; bisweilen liegt die Ursache in dem Anstrich der Kübel; nach Prof. 1) Weekblad van het Nederl. Tijdschrift van Geneeskunde 1894 No. 16. 2) Zentralblatt für Bakteriologie II, Bd. 22, 1909, Seite 547—551 und 551—552. 3) Th. J. van Klaverweiden: Eenige opmerkingen over blauwe kaas, 1894. Hugo de Vries 1) in der Anwesenheit von chromogenen Bakterien. 1>»m KnM'lokal «der «lt'r L»K<'rrHiim kölllien auch die Schuld tragen, z. B. wird schwarze und rote Verfiirbung meistens durch Schimmel pilze verursacht, die im Lagerraum vorkommen und auf den Kase gelangen; durch grobe Unreinlichkeit können auch Blahungen entstehen. Dass bel der normalen KilscrcilV Bakterien eine Hauptrolle spielen, meinte Ferd. Cohn in Breslau im Jahre 1875 nachgewiesen zu haben, indem er im Lab anwesende Mikroorganismen als solche erkannte. Seine Meinung wurde durch eine Yeröffentlichung von D u c 1 a u x im Jahre 1878 unterstützt, worin dieser durch Sterilisation von Kitse nachwies, dass dieser nur bei Anwesenheit von Bakterien reifen kann; Schaffer und Bondzynsky behaupten spater dasselbe, indem sie Kase aus gekochter Milch bereiteten, und Adam et z sterilisierte die Milch in 1889 durch Antiseptika. Seitdem haben sich eine Anzahl Forscher mit dieser Frage beschaftigt und sind zu verschiedenen Resultaten gekommen. Wahrend u.a. Duclaux und spater auch Adametz meinen, dass in der Hauptsache aerobe Bakterien (hauptsachlich Thyrotrix-Alten) den Kase 0ur Reife bringen — (namlich durch Abscheidung eines Knzym, das Duclaux „Casease" nennt, welches das durch das Labferment coagulierte Kasein peptonisieren soll), — sind u.a. Marpmann, Freudenreich, Schaffer und Boekhout & de Vries zu dem ftesultat gekommen, dass die anaeroben Milchsaurebakterien hierbei eher eine Hauptrolle spielen. Dies 1) Die Milchzeitnng 188S. 2 ist durch spatere Untersuchungen von Freudenreich nochraals bestatigt; auch Propionsüure bildende Bakterien wurden 1) durch ihn in Emmenthaler-Kase nachgewiesen. Weigmann vertritt die Meinung, das verschiedene Organismen ara Reifeprozess teilnehmen, was durch mehrere Untersuchungen der letzten Jahre u.a. von Boekhout & de Vries bestatigt worden ist 2). Diese Untersuchungen ergaben, das Milchsaurebakterien nur in soweit eine wichtige Rolle spielen, als sie die Kaseinasse (durch Veranderung des Milchzuckers in Milchsaure) in einen sauren Nahrboden verandern und für die eigentlichen Reifebakterien geeignet machen. Gleichzeitig verhindern sie dadurch die Entwickelung vieler anderer Milchbakterien oder vernichten dieselben. Bezüglich der Art der Organismen, welche die eigentliche Reife bewirken, ist noch wenig Sicheres bekannt. Wahrend E. von Freuden reich 3) meint, dass neben Milchsaurebakterien und Propionsaurebilder peptonisierende Kokken tatig sind, behaupten Babcock und Russel 4), dass ein Enzym in der Milch, welches sie „Galactase" nennen, die proteolytischen Eigenschaften besitzt. Dies ist spater wieder durch andere, wie Boekhout & de Vries und E. Seligmann 5) in Zweifel gezogen. Auf alle Falie, — geht die normale Kasereife langsam von Statten; die wenigen Gase, die sich entwickeln, sammeln sich in den kleinen runden Höhlen und 1) Die Bakteriologie in der Milchwirtschaft von Dr. K. von Freudenreich 1906 Seite 68. 2) Verslagen van de Vereeniging tot Exploitatie eener proefzuivelboerderij te Hoorn, over de jaren 1900—15107. 3) l.c. Seite 70. 4) Zentralblatt für Bakteriologie II. Abt. Bd. 6 1900. 5) Handbuch der Milchkunde 1905) Seite 319. Löchern mit glanzenden Wanden, welche man beim Durchschneiden einer guten Kasequalitat antrifft. i»»h kusciii der Milch wird durch das Labferment in Pa ra ka se in umgesetzt. Die Abscheidung, (welche nach May er unter Wiirmebildung stattflndet), geschieht erst dann, wenn alles Kasein umgesetzt ist. Dieses kommt daher, dass viele Kolloiden die Abscheidung von Parakasein behindern; auf der grossen Menge Albuinin beruht wahrscheinlich auch das nicht gerinnbar sein von Kolostrum. Abweichend von der allgemeinen Aufl'assung, nach welcher die losbaren Kalksalze in der Milch für das Gerinnen von grosser Bedeutung sein sollten, will Dr. W. van Dam 1) durch seine neuesten Untersuchungen bewiesen haben, dass die Koagulation direkt mit der Menge der an Kasein gebundenen Kalksalze zusammenhangt. 1)«t Milflixiickcr. welcher mit den Molken noch in der Kasemasse zurückgeblieben ist, wird wahrend der ersten Tage nach der Bereitung in Milchsaure umgesetzt; diese wirkt chemisch auf die Kasebestandteile ein, und lasst freies Kasein, saure Salze von Kalziumphosphaten und milchsaurem Kalk entstehen, wahrend bei fortschreitender Reife Peptonen, Amiden, Amidosauren, Ammoniak und gleichzeitig Stickstofffreie Stoffe, Propionsaure, Essigsaure, Ameisensaure etc. gebildet werden. Diesen verdankt der Kase ebenfalls seinen eigenartigen Geschmack und Geruch. i>»s Fott erfahrt (wenigstens bei Edammerkiise) 2) 1) Hoppe-Seylers Zeitschrift für Physiol. Chemie, Bd. ">8 Heft 4 Seite 295—880. 2) Bei vielen anderen Kasesorten werden Kapronsaure und Buttersaure gebildet. (Vergl. Jensen: Studiën über die flüehtigen Fettsauren in Kase. Bern 1904. wenig Veranderung; nur ein kleiner Teil wird durch Ammoniak verseitt. Als Nebenprodukt entsteht neben der Milehsauregarung eine geringe alkoholische Giirung, wobei C02 und H gebildet werden; diese wenigen Gase versammeln sich in den obengenannten kleinen Höhlen des Kiises. Wenn man bedenkt, dass die Milch grösstenteils als ein Produkt der Zellzergliederung des Milchdrüsengewebes betrachtet werden muss, anderenteils aus Stoffen besteht, welche durch Transsudation direkt aas der Lymphe und aus dem Blut in die Alveolen der Milchdrüsen übergegangen sind, dann ist es begreiflich, dass «ii bakferialde EiKeiiNphafl. die sowohl Zeilen als auch Blut eigen ist, auch in der frisch gemolkenen Milch gefunden werden wird. Gegenüber den Behauptungen von Honigmann (1893), Moro (1901), Klimmer 1), Kolle 2) und andere, welche keine bakterizide Wirkung der Milch gegenüber Kolibakterien wahrnehmen konnten, kann z.B. bemerkt werden, dass diese die Milch erst mehrere Stunden nach dem Melken untersuchten, u.a. Klimmer respektive 16 und 24 Stunden. Demgegenüber stehen die Resultate anderer Forscher: Much, Römer und S ie bert 3) fanden, nachdem sie einen elektrischen Strom durch kaseinfreie Molken geleitet hatten, an den Kathoden eine stark Koli-tötende Wirkung. 1) Zeitschrift für Tiermedizin VI. 1902; Seite 180. 2) Milchhygien. Untersuchungen; Klin. Jahrbuoh 1W4 Bd. 13. 3) Ultramikroskopische Untereuchungen; Zeitschrift diat. Physik. Therapie VIII. 1903 Seite 10. Schenk 1) konstatierte ein, wenn auch geringes, bakterizides Vermogen gegen Koli und Staphylokokken; Heinemann 2) fand, dass das Bakterientötende Vermögen von frischer Milch gegen Koli, bei 15° C. 5 — 6 Stunden dauerte. Coplans 3) studierte Koli in frisch gemolkener Milch und fand, dass, wenn er bei Milch, welche 1000 Keime per cM3 enthielt, Kolibazillen fügte, diese die ersten 6 Stunden abnahmen, darnach zunahmen, wahrend in gek och ter Milch die Anzahl Kolibakterien die ersten 6 Stunden gleich blieb, dann schnell zunahm. Bei Kör per warme d a u e r t die bakte rizide Phase nur eine Stunde. Bacterium coli überwiiltigt dann Bacterium acidi lactici. Auch die Untersuchungen von C. J. Koning 4) deuten auf ein selbst starkes germizides Vermögen von frischer Milch auf Bacterium coli. Rosenau und Mc. Coy 5) studierten die Bakterizidie gegen Bacterium lactis aerogenes und Bacterium coli: sie konnten mehr eine Behinderung in ihrer Entwickelung, als eine Keimtötende Kraft beobachten. H. Tjaden 6) hat bei der Untersuchung gefunden, dass die Milch w o h 1 bakterizide Stoffe gegen Bacterium coli enthiilt. Er sagt denn auch sehr richtig: 1) Refer.it: Snmnielreferate über die Arbeiten aus der Milch-Chemie im Jahre 1903; II Sem. von Dr. W. Kaudnitz. 2) Dito, Heft 10 1907; II. Sem. 3) On some vital proporties of milk. Lancet 1907 No. 4390 Kef. Kaudnitz Heft 10; S. 14, 15. 4) Biolog. & bioehein. Unters. ii. Milch, Heft I; S. 1—3ö. Pharm. weekbl. 1905; S 774. 5) The germicidal Property of Milk. Journal of med. research XVIII 1908 Seite 165. Kef. Kaudnitz 1'.K)8 Heft II. 6) Handbucli der Milchkunde von Dr. Paul Sommerfeld 1909 S. 726. „Bei der standigen Anwesenheit dieser Bakteriengruppe in dem Darmkanale ist es nicht unwahrscheinlich, dass in dem Saftestroni des betreffenden Tieres sich Gegenkörper irgendwelcher Art gegen das Bacterium coli befinden, von denen kleine Mengen auch in die Milch übergehen." Das bakterizide Vermogen der Milch ist für die Kasebereitung darum von so grosser Wichtigkeit, weil die Milch, wenigstens auf den Gehöften, in der Regel 1—2 Stunden nach der Gewinnung, zu Kase verarbeitet wird. (Für die Kasebereitung ist es natürlich von grosser Bedeutung, nicht nur welche Bakterien, sondern auch in welcher Men ge diese mit der zur Kasebereitung gebrauchten Milch in den Kübel kommen). Zufallige Infektion von iibrigens vollkommen normaler Milch kommt dadurch (falls die Anzahl infizierender Bakterien nicht zu gross ist) nicht zur Entwickelung; um so weniger, weil nach den Untersuchungen von Von Schmitz der frisch bereitete Kase die bakteriziden Eigenschaften behalten hat. Wenn jedoch Kase von pathologischer Milch gemacht wird, in welcher eine einseitig vorherrschende Bak ter ien v ege ta tio n anwesend ist, dann tritt die bakterizide Phase nur sehr wenig zu Tage 1) und können auch einige Erscheinungen beim Reifen zu früh oder zu stiirmisch verlaufen, oder ein abnormaler Zersetzungsprozess mit Gasbildung das ganze Produkt verderben. Wiihrend bei der Kasebereitung mit normaler Milch die wenigen eventuell darin anwesenden gasbildenden Bakterien durch das bakterizide Vermogen dieser Milch vernichtet, oder sicher in ihrem Wachstum behindert werden (lte Phase: C. J. Koning), hierauf durch die bald in der 1) Diesbezügliche Untersuchungen von C. J. Koning (1. c.). Kiisemasse auftretenden Milchsaurebakterein überflügelt werden (2te Phase, wie bei der normalen Reife hier zu Lande), ist dies bei mancher krankhafter Milch nicht der Fall. Viele Pathologische Milchsorten haben wenig Anlage zur Versiiuerung; sie und der daraus bereitete Kiise werden eher als die gesunde Milcli einen gïinstigen Niihrboden für viele Bliihungserreger abgeben, welche auf den Gehöften allgemein verbreitet sind (Bacterium coli und Bacterium aerogenes). Wenn diese Arten in ziemlich grosser Menge in der Milch vorhanden sind, wird ihre Entwickelung nicht oder wenig durch das bakterizide Vermogen der Milch behindert und werden sie auch nicht schnell genug durch die Milchsaurebakterien überwuchert; durch schnelle Zersetzung des Milchzuckers können sie dann viel Gasbildung im Kase (meistens C02 und H) verursachen, dem die sogenannte ,.Blahung" zuzuschreiben ist, Jedoch auch, wenn in der zur Kasebereitung gebrauchten Milch viele andere Bakterien anwesend sind, welche nicht zur normalen Kiiseflora gehören, werden diese die Entwickelung der Reifebakterien aufhalten, die im Anfang nötigen Enzyme 1) nicht oder verkehrt bilden und eine abnormale Reife gestatten. Besonders wenn Bacterium coli oder Bacterium aerogenes in sehr virulentem Zustande in die zur Kasebereitung gebrauchte Milch gelangen, wie dies bei Enteritis und bei Mastitis der Fall sein kann, wird neben der abnonnalen Reife starke Gasbildung auftreten. Auf diese Weise ist es möglich, dass die Milch einer Kuh, ja selbst aus einer Zitze, das Ge melk des ganzen Stalles für die Kasebereitung verderben kann. Dies braucht keine Verwunderung zu 1) Orla Jensen: Zentralbl. für Bukteriologie II. Bd. XIII S. 611. erregeni, wenn mann bedenkt, dass die Milch 1) in dein sogenannten „Presskiibel", vermischt mit dem Lab, bei einer Temperatur von 31 — 34° C. 40 bis 50 Minuten stehen bleibt. Ueberdies wird das Gemisch, das nach dem Schneiden des Quarks auf 22 — 250 C. abgekühlt ist, wieder „nachgewarmt' bis dass die Temperatur aufs neue auf 33 — 34° C., ja selbst auf 40° C. gestiegen ist. Der daraus erhaltene Kase kühlt sich unter der Presse nur sehr langsam ab; es herrschen also Temperaturen vor, die für die meisten Bliihungserreger so gunstig als möglich sind. Gleichwie die von Co plans (1. c.), ergaben u.a. auch die Untersuchungen von R. W. Conn und W. M. Es ten 2) in Bezug auf den Einfluss verscbiedener Temperaturen auf die Entwiokelung diverser Milchbakterien, dass bei 37° C. besonders Bacterium coli commune und Bacterium lactis aerogenes sich stark verinehren, hingegen Bacterium lactis acidi vorzugsweise bei 20° C. Bereits seit langem hat man in der Praxis die Vermutung geiiussert, dauw die Milch rcwUmt IüiIk' Itlii Innig im verur»aclM'ii köimv. Ueber Erfahrungen auf diesem li eb ie te in Niederland ist nur sehr weniy; geschrieben. Auch in dem Standardwerk von Stohmann 3) übersetzt und bearbeitet von Ter Haar „Milch und Milchprodukte", linde ich hierüber nur folgende Angabe:,, weil der Fehler sehr haufig durch pathogene Bakterien hervorgerufen wird." 1) Bei der Bereitung von Goudakase. 2) Revue générale du Lait 1905 No. 11. 3) Handboek voor zuivelbereiding enz. von Prof. Dr. F. Stohmann. Der für die Molkereien angestellte Konsulent für Süd-Holland, Herr Bos, schreibt in seiner Brochure „Bereitung von und Fehler des Goudakases" 1), unter anderem: „Abnormale Milch ist die Ursache von vielen Kasefehlern, sie kommt unter anderem vor bei verschiedenen Krankheitszüstanden des Milchviehs: ferner bei Brunst, Marktvieh das nicht gemolken wurde, bei frisch gekalbten und bei altmelkenden Kühen. In einigen Fallen erweist sich die Hülfe eines ïierarztes als geniigend, die klanken Kühe im Viehbestand zu entdecken und hiermit die Kiisefehler zu iiberwinden." Der Molkereikonsulent Hylkema zu Utrecht schreibt 2): „Milch von kranken Kühen ist für die Kiisebereitung ungeeignet." Und ferner: „— aber in vielen Fallen gilt auch hier das Sprichwort: „Ein schlechtes Korn verdirbt den ganzen Brei;"— wohl ist bekannt, dass Bakterien, welche Euterkrankheiten verursachen, Bliihung im Kiise hervorrufen können —" Dr. Ed. von Freudenreich kommt die Ehre zu, zuerst wissenschaftlich 3) bewiesen zu haben, dass Mastitisbakterien gleichzeitig die Ursache von abnormaler Gasbildung im Kase sein können. Durch die Anwendung von Reinkulturen bei der Kasebereitung lieferte er den Beweis, dass unter anderem der Bacillus Guillebeau a, Bacillus Guillebeau b und Bacillus Guillebeau c, echte Mastitisbakterien, gleichzeitig die Ursache sein können, dass der Kase aufbliiht. Der Grad hangt hauptsiichlich von der Virulenz der Bakterien ab. Guillebeau sagt im beson- 1) Herausgegeben von „de Hollandsche Maatschappij van Landbouw", 2ter Drnck, 1907. 2) Leerboek der zuivelbereiding. 2ter Druok, Seite 514—ólti. 3) Annales de micrographie II; Seite 3ö3: sur quelques baetéries produisant le jwursotlenient des fromage». deren 1): „Die gesunde Milchcysterneistkeineswegseinem glasernen rait Bazillen beschickten Kulturgefiisse zu vergleichen, das dem einzelnen Keime eine millionenfache Vervielfiiltigung in kurzem Zeitraum gestattet; vielmehr wohnt ihr das Vermogen der Abwehr inne und es können schwache Vorstösse des Feindes siegreich zurückgewiesen werden." Guillebeau bemerkt richtig, das für dass Zustandekommen von Mastitis, ausser der natürlichen Infektion, noch andere praedisponierende Momente nötig sind, wenigstens dass diese die Entste'hung der Mastitis beförderen, weil sie das bakterizide Vennögen des Eutergewebes verringern oder vernichten. (Schlechtes Ausmelken, Aufziehen der Milch 2), die Brunstperiode, Erschöpfung der Dri'isenzellen durch grosse und lang andauernde Milchproduktion etc.). Rudolf D'heil 3) konstatiert: „Dass im Euter ein stetes Kommen und Vergehen von Bakterien stattlindet. Erst dann, wenn die Bakterien mit hoher Virulenz ausgeri'istet im Euter eintreffen, oder ein geschwachtes Drüsengewebe vorfinden, vermag das Gewebe nicht mehr Herr i'iber die Eindringlinge zu werden, und dieses Unterliegen aussert sich durch das Auftreten einer Euterentziindung." Dieser Tatsache meine ich es zuschreiben zu mussen, dass von der Milch der Kiihe, die schlecht ausgemolken werden, hiiufig schlechter Kiise geinacht wird. 1) Studiën fiber Milchfehler und Euterentzündungen deiEinder und Ziegen. Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 1890. 2) Nuesch: Ueber das sogenannte Aufziehen der Milch hei der Kuh. Inaugural—Dissertation. Zürich 1904. 3) Beitrag zur Frage des Bakteriengehalts der Milch und Enters. Berlin 1906 Seite 34. Das Werk von Dr, L. Adaraetz: „Ueber die Ursachen und Erreger der abnormalen Reifungsvorgiinge beim Kiise" 1) ist eine auch fiir Tierarzte sehr interessante Lekti'ire. Auch er kommt zu dem Schluss dass die meisten Blahungserreger gleichzeitig Mastitisbakterien sind, und umgekehrt. Auf Seite 38 genannten Werkes teilt er mit, dass eine mit Micrococcus Sornthalii I geimpfte Flasche Milch durch die starke Gasentwickelung bei gewöhnlicher Zimmertemperatur zersprang. Dieser Micrococcus Sornthalii I stammte, laut Mitteilung von Direktor Wysmann, aus einem Stall mit 5 Kühen, wovon eine von Mastitis befallen war; nachdem die Milch dieser Kuh nicht mehr zur Kasebereitung benutzt wurde, verschwand die frühere heftige Blahung. Jedoch nicht nur bei Euterentziindungen fand Adametz dieses Bacterium Sornthalii. Auf Seite 40 teilt er mit (in einer Note), dass er sie fand in der Mischmilch aus einem sehr reinlichen Stall mit 4 Kühen, von denen die eine an chronischen Abmagerung litt und darum geschlachtet wurde. Dass jedoch nicht alle Mikroorganismen, welche Euterentzündung verursachen, Blahung hervorrufen wenn sie in den Kase geraten, meldet gleichzeitig auch Guillebeau 2). Adametz konstatierte, dass die Milch von Kühen, welche an sogenannter „Gelbe Galt" leiden, (die nach Hess 3) „wie die Pest gefi'irchtete" chronische Mastitis) im Kiise starke Blahungserscheinungen verursachen. 1) Breinen, 1893, bei M. Heinsius Nachfolger. 2) L:indwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 1890, Seite 27fl'. 3) Die Euterentziindungen des Rindviehs und ihre Bedeutung für die Milcliwirtschaft. Landwirtsch. Jahrbuch der Schweiz 1888. Seite 48fi'. Adamotz bomerkt hierbei (Seite 45): „ — Dass der Pilz auch andere Stofte als Zucker (Kohleuhydrate im allgemeinen) und zwar hier offenbar das vorhandene Pepton oder den Leim in geringem Masse zur Bildung gasfürmiger Nebenprodukte zu verwenden vermag." Dies ist hauptsachlich fiir das Nachgehen der Ursachen sogenannter „Nachgiirungen" von Bedeutung. Ebenso scbreibt Duclaux i'iber „La maramite contagieuse de la vache". Dr. Hueppe beschreibt Mastitis-Kokken, welche ein ausserordentlich starkes gasbildendes Vermogen besitzen, so dass hiermit geimpfter Kiise bereits unter der Presse buchstablich in die Hühe ging. Dr. med. Th. Kitt 1) nennt unter anderem aueh Bacterium phlegmasia uberis, doch erachtet er dieses ungefahr identisch mit dem Bacillus Guillebeau. G. F. Harrison 2) untersuchte verschiedene Milchproben auf gasbildende Bakterien. Als Quelle nennt er ausser der Umgebung auch die Eu ter gewisser K iï h e. Prof. Dr. Konstantin Gorini 3) fand, dass in den Milchgiingen entwickelte Bakterien sich als die Ursache manchen Kasefehlers erkennen lassen. Am Euter ist nichts zu sehen, höchstens dass oben an deiBasis der Zitze einiger Schmerz zu konstatieren ist; die Milchmenge ist normal; die ersten Strahlen schmecken bitter-salzig, bisweilen kommt ein einzelnes Gerinnsel darin vor; derartige Milch infiziert andere Milch. Sie enthalt fast immer Siiure und Labbildende 1) Bakterienkunde und pathologische Mikroskopie, Cte AuH. 2) Malv's Jahrberichte 1906, S. 277 (Referat). 3) Milchwirtschaftliches Zentralblatt 1906, S. 78 und Jahrgang 1908, Seite 16. Berliner Molkereizeitung 1'.K)7 Seite 349. Bakterien, haufig Streptokokken, nicht selten auch Bacterium Coli und Bacterium Aerogenes-Alten, auch bei aseptischem Melken. Neben Reinlichkeit beim Melken and des Stalles ist also auch vor allem gutes Ausmelken die Hauptsache. Drastisch wird dies durch die Tatsache illustriert, dass aus Milch verspatet gemolkener Kïihen meistens „Presslerkase" entstehen. Die Veranderung in ihrer cheinischen Zusammensetzung, welche die Milch von Kiïhen mit Mastitis erfahren hat, scheint fi'ir die Entwickelung eventuell anwesender Koliarten besonders gunstig zu sein, ebenso wie dies der Fall ist mit Biest, der Milch von bri'instigen und mit der von altmelkend e n K i'i h e n etc. Ausser vielen anderen Bakterien, welche durch das Verursachen von Mastitis zu Yeranderungen des Kiises praedisponieren können, wie Bacillus pyogenes, allerlei Streptokokken etc. möchte ich noch d e 11 Tuberkelbazillen dabei erwahnen. Wie die Erfahrung mich gelehrt hat, kann auch von tuberkulösen Eutern stammende Milch Bliihnng beim Kiise veranlassen. Dreimal gelang es mir, eino in leichtem Grade an Eutertuberkulose leidende Kuh als praedisponierende Ursache eines Kiisefehlers nachzuweisen. In zwei Fiillen fand ich gleichzeitig Streptokokken; augenscheinlich ist also das gleichzeitige Vorkommen von Streptokokken und Tuberkelbazillen nicht so selten, wie im allgemeinen behauptet wird. Veranlassung zur abnormalen Gasbildung können ausser Mastitisbakterien .jedoch auch andere imtlioMikro-orKaniMineii sein, falls sie in die zur Kiisebereitung gebrauchte Milch gelangen. A d a m e t z beschuldigt u.a. Bacterium coli commune Escheri und Bacterium lactis aerogenes, als Darmbewohner, auch als Erreger starker Gasbildung im Kiise, in den sie mit der Milch gelangen. Bei beschriinkter Luftzufuhr bilden sie selbst viel C0.2 und H. Eine andere Gefahr liegt meines Krachtens auch noch darin, dass diese Bakterien aus dem Milchzucker nicht nur Essigsiiure, sondern auch viel Milchsaure (30 %) bilden; hierdurch wird niimlich das Bacterium lactis acidum in seinem Wachstum behindert und die normale Kasereifung gestort. Die Kolibazillen, welche nicht selten in der Milch vorkommen, sind wohl in den meisten Fiillen durch Infektion mit Mistteilchen hinein geraten. Sind sie in nicht zu grosser Anzahl anwesend, und wenn sie aus gesunden Diirinen stammen, ist ihre Virulenz gewöhnlich nicht so bedeutend, dass sie nicht bald von Bacterium lactis acidum überwuchert werden. Das Bacterium coli commune ist, bisweilen, vom klinischen Standpunkte betrachtet, verhiiltnismüssig unschuldig; es kann indessen bei der Kiisebereitung unter gewissen Verhaltnissen einen bösartigen Karakter zeigen. So ist gewühnlich bei akuter und auch bei chronischer Enteritis die Virulenz der Kolibakterien zugleich mit ihrem gasbildenden Vermogen gesteigert. Unser, leider zu früh verstorbener Thomassen 1) beschrieb sehr virulente Kolibazillen, welche er in den Faeces eines Rindes mit periodischer Diarrhoe antraf; diese Bazillen erwiesen sich ebenfalls als stark gasbildend. Jedoch kommen auch Kolibazillen in der Milch vor, für die eine Infektion von aussen ausgeschlossen ist. 1) Tijdschrift voor Veeartsenijkunde, 24. Jahrg. Seite 319. Thomassen teilt einen Fali mit 1), in dera er in der nor mal aussehenden Milch einer Kuh aus einem Stall von 13 Kindern immer wieder koliforme Bazillen beinah in Reinkultur antraf; diese Milch offenbarte sich als die Ursache der Bakteriaemie unter den Kiilbern Dieser Bacillus wies alle bekannten Eigenschaften des Bacterium coli commune auf, warauchstark gasbildend. Falls nun diese Milch, ausser als Kiilberfutter, auch für die Zubereitung von Kiise gebraucht worden ware, erscheint es mehr als wahrscheinlich, dass Blahungen im Kiise entstanden waren. Lafar 2) erwahnt. dass auch Bacterium lactis aerogenes zu Euterk rank hei ten in Beziehung stehen kann. Die Anwesenheit von Bacterium coli commune und Bacterium lactis aerogenes im Euter muss in der Regel einer galactogenen Infektion zugeschrieben werden. Wenn man im allgemeinen darïiber einig ist, dass die gesunde Darm wand von nicht sehr jungen Tieren 3) keine Kolibakterien durchlasst, bezüglich der Frage, 1) Tijdschrift voor Veeartsenijkunde, 24. Jahrg. Seite 313. 2) Handbuch der technischen Mykologie. II. Aufl. Jena 1906, S. 54G. 3) Bei sehr jungen Kalbern, besonders bei solchen, die noch kein Futter gehabt haben, ist nach Dr. Po els auch die gesunde Darmwand sehr permeabel für virulente Kolibazillen : 30 ceM Bouillonkultur eines Kolibacillus aus dem Vestibulum einer Kuh gezüchtet, deren Kalb an Kolibaeillosis gestorben war, einem nüchternen Kalbe per Os eingegeben, hatte nach 19 Stunden den Tod, ebenfalls an Kolibaeillosis, ssur Folge. Die eingegebenen Kolibazillen ervviesen sich bei der bakteriologischen Untersuchung des Kadavers in allen Organen in enormer Menge anwesend. (Rapport über die Kalberkrankheiten in Niederland. Im Auftrag seiner Exellenz des Ministers des Innern ausgegeben von Dr. Poels, 1899, Seite 109.) ob die Darmwand von Kühen mit Enteritis dies tut, sind die Meinungen noch verschieden. Dr. A. Schott (Tiïbingen) bringt hieriïber 1) die Untersuchungen verschiedener Forscher: Rosé bei ichtet auf Grand seiner mit Blanc gemachten Untewuchun„eii u.a.: „So lange sich kein Epithelverlust zeigt, finden sich auch in der Darmwand keine Mikroben. Ist jedoch ein solcher vorhanden, so ttndet sich Bacteiium co 1 commune in den Mucosa, Submucosa und dem Peritonealiïberzug, den Gefassen folgend, langs welchen die Bakterien von den Zotten ausgehend eindringen. Ba umg ar ten meint: „Der Darm stellt eine sein viel wichtigere und haufiger betretene Eingangspforte für Infektionen dar, als die (unverletzte) Haut und serösen Schleimhaute." Mak zei ow und Oker-Blom berichten, dass die Darmwand bei venöser Stauung und bei Verstopfung Kolibakterien durchlassen kann. Posser und Cohn: „Dass ganz reparable innei- halb des Rahmensder grobanatomischen Unversehrtheit liegende Darmveranderungen bereits genügen, um jene pathologische Permeabilitat zu er zeugen." Ro si- Dor ia fand bei einer Diarrhoe-Epidemie in den Faeces Reinkulturen von Bacterium coli und diese in allen Organen in der Form von Haufchen anwesend, er schloss daraus auf Infektion vom Darme aus. Czerny und Moser konnten verschiedene Bakterien (Staphylo- und Streptococcen, Coli, Pyocyaneus und Aerogenes) in den Organen nachweisen und haben die allgemeine- von der Darminfektion hergeleitet. Bucco 2) konnte durch Purgiermittel wie Oleum 11 Zentralblatt für Bakteriologie, Bd. 2», Seite 239, 2t>l. 2) Baumgarteng Jahre8bericht über die Fortóehritte ,n der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen. 1906, Seite 74». ricini, Glaubersalz etc. die Exsudation und haemorrhagische Plagen verursachen, kein Duruhtreten von Koli durch die Darmwand beobachten. Das Epithel der Darmwand hat die Kraft, die Bakterien zu vernichten und den Durchgang zu verhindern. Ferner halten die Lymphdrüsen sie dann noch auf, doen, unter dem Einfluss allgemeiner Störungen, wie Ersehöpfung und Blutentnahme (empirisches Aderlassen) vorliert die Darmschleimhaut ihre Resistenz gegen pathogene Bakterien und Bacterium coli geht auch durch. Die Tatsache, dass Adametz (l.c.) in der Milch einer Kuh, welche stark abgemagert war, Bacillus Sornthalii (auch wahrscheinlich eine Koliart) fand, ist vielleicht dem letzteren Umstande zuzuschreiben. Verfasser beobachtete einen Fall, in welchem durch die Milch einer Kuh ein Kind krank geworden war; dieselbe Milch, aucli wenn unter aseptischen Vorsorgsmassregeln aufgefangen, verursachte in dem damit bereiteten Kase heftige Blahung. Die Kuh war vollkommen gesund, nur war sie sehr mager und hatte dann und wann Diarrhoe. Die Milch wimmelte von koliformen Bazillen. Basen au 1) meldet, wie der Bacillus bovis morbiftcans den er einem Cavia, einer Ziege und einer Kuh intraperitoneal und subkutan einspritzte, durch das Euter mit der Milch in grossen Mengen ausgeschieden wurden, jedoch erst dann, als sich schwere Krankheitserscheinungen offenbarten. Basch und Weleminsky 2) sagen: „Dass nur 1) Ueber die Ausscheidung von Bakterien durch die tatige Milchdrüse und über die sogenannten bakteriziden Eigenschaften der Milch. Separatabdruck aus dem Archiv für Hygiene. 2) Ueber die Ausscheidung von Kranklieitserregeren durch die Milch. Zentralblatt für Bakteriologie I. Abt. Bd. 25, 1899, Seite 471. 3 jene Bakterien in die Milch übergehen, die entweder Haemorhagien oder andere lokale Ërkrankun»en in die Milchdrüse setzen, durch die (leinormale Zusammenhang gestört wird". Dieser Tatsache wird es denn auch wohl zu verdanken sein, dass der Bacillus bovis morbificans bei den Versuchen von Basenau in grossen Mengen in der Milch gefunden werden konnte. Da es jedoch bekannt ist, dass Bacterium coli Mastitis verursachen kann, ist es gewiss nicht ausgeschlossen, dass bei Enteritis Kolibakterien mit der Milch ausgeschieden werden können, wenn auch die Mastitis von so geringem Umfang ist (z. B. am Ende der Lactationsperiode), dass die Milch scheidbar keine Veründerungen erfahren hat. Dass pathogene Bakterien im Euter lebendig bleiben können, ohne dass weder an diesem Organ, noch an der Milch etwas Besonderes zu bemerken ist, geht z. B. auch aus der Tatsache hervor, dass in der Milch von ungefahr 10 % der Ziegen auf Malta Micrococcus Melitensis, meistens in grosser Anzahl, beinah in Reinkultur, gefunden worden ist. Auch in dem aus solcher Xiegenmilch bereiteten Kase ist dieser Micrococcus zu finden. 1) lm allgemeinen wird in der Praxis wohl schwerlich mit Sicherheit festzustellen sein, ob eine Euterinfektion haematogen oder galactogen entstanden ist. Eine Tatsache ist es jedoch, dass Milch aus gewissen Eutern gasbildende Kolibazillen enthalten kann, wenn die Milch auch unter streng aseptischen Vorsorgsmassregeln aufgefangen wird. 1) Handbuch der Mikroorganismen. Herausgegeben von Prof. Kolle und Prof. Wassermann. Erster Erganzungsbind 1907 Seite 621 und 622, Artikel von Eyre über Maltftfieber. Wie bekannt, werden die am meisten vorkommenden Euterentzündungen hervorgebracht durch Streptococcus mastitides longus, oder durch Streptococcus mastitides brevis. Obsehon diese selbstandig kein Gas produzieren, hat es doch allen Anschein, dass sie in grosser Anzahl, bei gleichzeitiger Anwesenheit von gasbildenden Bakterien, im Kase ganz anders wirken. Bezüglich des Bacterium Güntheri beobachtete Düggeli 1) dies auch bei der Garprobe: „Das Bacterium arbeitet für sich allein ganz anders, als in Kombination mit den Gasbildern." Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Streptokokkenreiche Milch hituftg die Ursache da von ist, dass die Gasbildung im Kase durch Bacillus aerogenes oder Bacillus coli sehr befördert wird. Die Ursache möchte ich, neben der chemischen Veriinderung der Milch, in der Tatsache suchen wollen, dass durch die reichliche Anwesenheit dieser Mastitis-Streptokokken die Entwickelung der echten Milchs£urebakterien behindert wird; die schnelle Zerlegung des Milchzuckers in frischem Kase durch Koli- oder Aerogenesbakterien wird durch Streptococcus mastitides nicht verhindert. (Ich habe gefunden, dass in vitro Bacterium coli commune den Streptococcus mastitides longus, sowohl als auch brevis, leicht iiberwuchert, nicht nur bei 37° C., sondern auch bei gewöhnlicher Zimmertemperatur.) Es würde hiermit dann gehen, wie mit den durch Dr. Th. Gruber angestellten Versuchen 2). Gruber untersuchte den Bakteriengehalt der ersten, mittelsten und letzten Strahlen wahrend des Melkens. Die ersten 1) Zentralblatt für Bakteriologie Bd. IS (lt*07> Seite 241. 2) Arbeiten der Versnchsstation für Molkereiwesen in Kiel, Heft V 1907 Seite 132. enthielten allerlei Bakterien in grosset' Anzahl; die mittelsten weniger Arten, mehr Milchs&urebakterien; die letzten Strahlen nur einzelne Koloniën, die sich sowohl morphologisch, als auch biologisch als Milchsilurebakterien erwiesen. Er impfte drei Röhrchen sterilisierte Milch mit resp. Milch der ersten, mittelsten und letzten Strahlen und liess siespontan versauern. Die Milch in dem Röhrchen mit den letzten Strahlen geimpft gerann zuerst und am regelmassigsten, darauf das mit den mittelsten und erst nach 2V2 mal so viel Zeit das mit den zuerst erhaltenen Strahlen geimpfte. Hier müssen n&mlich die Milcbsaurebakterien erst den Existenzkampf gegen die anderen Mikroorganismen führen. So geht es auch bei der Kasebereitung. Die Art und Weise, auf welche der Kiise gemacht wird, kann viel dazu beitragen, ob ein Fehler mehr oder weniger ernst zu Tage tritt. Es ist jedoch hier die Stelle nicht, um sich iiber die Technik der Kiisebereitung zu verbreiten. Für uns Tierarzte liegt der Schwerpunkt in dem Wissen, dass Milch von Kühen mit pathologischen Abweichungen Kiisefehler verursachen kann, selbst dann, wenn die Abweichungen so geringfügig sind, dass sie durch eine gewöhnliche klinische Untersuchung in der Regel nicht konstatiert werden können. Inzwischen ist dies, mit Bezug auf Mastitis, widersprochen. Prof. D r. W. Fleischmann sagt dies-bezüglich 1): „Auch die früher weit verbreitete Meinung, die Kase würden geblaht, sobald kleine Mengen der Milch von euterkranken Kühen in die Kesselmilch 1) Lehrbuch der Milchwirtschaft. VI. Aufl. li)08 Seite 323. gelangten, fand durch die Beobachtungen von A. Peter keine Bestatigung." Albin Peter schreibt hierüber namlich 1): „ Auch die Garproberesultate deuten keineswegs darauf hin, dass die Blahungserreger vorwiegend in kranker Milch enthalten sind ... Gegenüber den Resultaten der Untersuchung^n von A. Peter raöchte ich erwahnen, was A d a m e t z bezüglich des Micrococcus Sornthalii sagt 2): Diese Giirung nun, die in der Milch je nach der Virulenz der betreffenden Kultur, der angewandten Temperatur etc. mehr oder weniger rasch verlauft, setzt gewöhnlich bei Bru ttemperatur nach 18—20 Stunden ein, erreicht jedoch erst am dritten Ta ge den Höhepunk t." Albin Peter gibt die Resultate der Garprobe nur an bis nach 14—16 Stunden. H a r r i s o n 3) und auch G o r i n i 4) beobachteten, wie mit der Milch einer in sehr leichtem Grade mit Mastitis behafteten Kuh viele gasbildenden Bakterien abgeschieden werden können, und Max D ü ggeli 5): „Die Infektion der Milch beim Melken mit Kot, namentlich bei Durchfall der Kühe, ist auch keine seltene Yerunreinigungsquelle, und ein ursprünglich hoher Gehalt der Milch an gasbildenden Bakterien bei Euterentzündungen, die sich nicht immer in besonderen Krankheitssymptomen zu aussern brauchen, ist auch nicht ausgeschlossen." 1) Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz., 15. Jalirg. 1901 S. 37(i—392. 2) l.c. Seite 3.8. 3) l.c. 4) l.c. 5) Zentralblatt für Bakteriologie 19U7 Bd. 18 Seite 240. Verfasser glaubt, dass die Wahrheit hier in der Mitte liegt. Auch Guillebeau 1) erwahnte bereits, dass nicht alle Mikroorganismen, welche Euterentzündung verursachen, Gasbildung im Kase entstehen lassen. Ueberdies kann es auch sein, wie Max D ü ggeli 2) sagt: „Dass eine bakteriologisch abnormal beschatt'ene Milch nicht immer deshalb abnormal ist, weil auf irgend eine Weise eine Infektion mit bestimmten Bakterien stattgefunden hat, sondern öfters aus dem Grunde, weil die Milchdrüse unter bestim m te n Einflüssen vorü bergehend eine chemisch abnormal besc haffene Milch liefert 8), in welcher bestimmte in sie gelangte Bakterienarten tiefgieifende Umsetzungen bewirken." Auch Albin Peter bemerkt dies, indem er schreibt 4): „Der Praktiker weiss zur Genüge, dass bei Verwendung von Biestmilch, rasssalziger Milch oder altmelker Milch der Kase nicht trocknen will, also zuviel Sirte zurückbehalt. Die Wirkung dieser Milch besteht zweifelsohne nicht in ihrem bakteriologischen, sondern mehr in ihrem chemischen Ver hal ten. Gerade so, wie man nicht jede Milch durch Zusatz von Blahungserregern zur Gasentwickelung bringen kann, ebensowenig blaht ein Kase, wenn er eine gewisse chemische Disposition nicht besitzt. Man hat meines Erachtens über all' den bakterio- 1) l.c. 2) l.c. Seite 238. 3) Ich spatiiniere. 4) l.c. Seite 387. logischen Forschungen nach Blahungserregern, die chemische Beschaffenheit der Milch und des Kases zu stark vernachlassigt." Und gerade dieser Fall kommt in der Praxis verhaltnismaszig haufig vor. G 1 e i c h w i e z.B. Biestmilch, die Milch von einigen brünstigen Kühen, von altmelkem Vieh etc. G a s b i 1dung im Kase erregen kann, weil ihre chemische oder biochemische Zusammensetzung die Entwickelung einiger Bakterien begünstigt, ebenso kann u nter pathologischen Einflüssen durch das Euter Milch produziert werden, die obengenannter Gründe wegen für die Kftsebereitung u n g e e i g n e t i s t. In mehrfacher Hinsicht sind die Untersuchungen von G. Belonowski 1): „Ueber die Produkte des Bacterium coli commune in Symbiose mit Milchsaurebazillen" auch von Wichtigkeit für die Kasebereitung. Nicht nur geht aus diesen Experimenten aufs deutlichste hervor, dass Bacterium lactis acidi die Zerlegung von Eiweiss und Milchzucker durch Bacterium coli behindert, sondern auch, dass die gleichzeitige Anwesenheit von Alkaliën (alkalischer Nahrboden) die Entwickelung von und die Zerlegung durch Bacterium coli stark befördert. Bei amphoterer Reaktion der normalen Milch kann der Zusatz gering pathologischen Sekretes die Reaktion in eine alkalische verandern und damit den Nahrboden für Gaserreger, als Bacterium coli, geeigneter machen. Wahrend bei den Versuchen vun Belonowski in einem alkalisch gemachten Nahrboden in derselben Zeit und unter denselben Umstanden 1) Biochemische Zeitschrift VI. 1907 S. 251. ungefahr dreimal so viel Kolibakterien wuchsen als in einer neutralen Lösung, bestand kein gleiches Verhaltnis bezüglich der gebildeten Spaltungsprodukte. Belonowski raeint, dass neben chemischen auch biologische Ursachen vorhanden sein müssen, denen zufolge die Bakterien, trotz ihres quantitativen Uebergewichts, weniger fahig sind, die besprochenen Spaltungsprodukte zu produzieren. Meines Erachtens ist dieses Urteil auch auf die K&sefabrikation anwendbar. Zum Entstehen von abnormaler Kasereifung können also nicht nur Abweichungen in der Zusammensetzung der Milch auf bakteriologischem-, sondern auch auf physikalischem- und chemischem-, .ja selbst auf biochemischem Gebiet, mitwirken. Dr. Ed. Freudenreich sagt in seinem Werk über die „Bakteriologie in der Milchwirt.sehaft" .... „es bleibt überhaupt in dieser Beziehung noch ein weites Feld den künftigen Forschungen offen Auch, und besonders auf Tierürzte, welche hauptsachlich die Kinderpraxis ausüben, hat diese Beinerkung Bezug. Kommen doch in der Praxis Falie vor, dass Blahung weder in Fehlern in der Bereitungsweise, noch im gebrauchten Wasser oder in Infektion der Gefasse, noch im Lab ihren Ursprung findet. Die Untersuchung von ± 1800 Milchproben, alle aus Stallen stammend, wo meistens schlechter Kase gemacht wurde, hat mich gelehrt, dass (grobe Unreinlichkeit beim Melken ausgeschlossen) der Einfluss von Stallinfektion der normalen Milch auf die Kfl»obcrcituiig überschatzt wird und dass verhaltftismassig haufig die Schuld in pathologischen Zustanden bei einer oder mohreren Kühen gesucht weiden muss, wahrend die praedisponierende Ursache da von, entweder bei den Meikern, oder in infiziertem oder untauglichem Fatter oder Trinkwasser, oder endlich in der Weide zu finden ist. Wenn eine geringe Infektion von normaler Milch einen inassgebenden Einfluss ausüben sollte, dann ware es beinah für keinen Bauer möglieh guten Kase zu machen; kommen doch ge rade diejenigen Bakterien, welche so leicht Blahung im Kase erregen, auf den Gehöften allgemein verbreitet vor (Bacterium coli und Bacterium aerogenes). Bisweilen gelingt es, durch eine genaue klinische Untersuchung Kühe zu finden, die an Diarrhoe leiden, oder die eine faulende Nachgeburt beherbergen, Ausflüsse zeigen, oder an Mastitis leiden und dadurch die Milch beim Melken infizieren. Es kostet viel Zeit, einen grossen Viehstall uhne irgendwelche Anhaltspunkte genau zu untersuchen. Ich habe auf diese Weise früher manche Heerde untersucht und — nichts gefunden. Ueberdies wird die Hiilfe des Tierarztes erst dann angerufen, nachdem der Bauer erst selbstall seine Kühe hat Revue passieren lassen und auch nichts abnormales hat konstatieren können. Die Aufgabe, vor welche der Tierarzt dann gestellt wird, namlich die schnelle und richtige Anweisung derjenigen Kuh, welche pathologische Milch gibt, ist nicht immer gleich leicht. In der Praxis ist eine genaue bakteriologische oder chemische Untersuchung der Milch aller Kühe eines grossen Stalles fast nicht ausführbar. Darum habe ich spater begonnen, die Milch auf eventuelle Abweichungen in der Weise zu untersuchen, wie sie das Buch „Die praktische M ilch pr ü fung, einschliessend die Kontrolle des Molkereibetriebes", von N. Gerber, lehrt. Keine der darin beschriebenen Untersuchungsmethoden konnte mich uuf die Dauer befriedigen: 1. I>ie Beurteiluiig dor Miloli nacli AiiskcIm'ii uiul Farbc ist sehr ungewiss; Abweichungen entdeckt der Bauer auch selbst. Ueberdies ist die Farbe unter anderem nicht nur abhangig von dein höheren oder niedrigeren Fettgehalt und der starkeren oder schwiicheren Farbung des Fetts, und der teilweise an Kalk gebundenen Eiweissstott'e 1), sundern auch von der Beleuchtungsweise. 2. 1»i<- BeiirloiliuiK naeli (■«'wlimack mul Geriieh: Nach dem Schmecken von einigen Proben ist die Scharfe von Geruch und Geschmack verschwunden, besonders wenn man einraal rasse Milch gekostet hat. Nur starke Abweichungen sind zu konstatieren. Es kann jedoch nicht verkannt werden, dass man darin durch Uebung eiue gewisse Fertigkeit erlangen könne. Das Kosten zahlreicher Milchproben ist jedoch von einem hygienischen Standpunkt aus nicht zu enipfehlen. 3. Das Beurteilen naeh der Keaktioii: Die Keaktion ist ein schlechtes Beurteilungsmittel, schon deshalb, weil sie sich den verschiedenen Indikatoren gegenüber auch verschieden verhalt. Sie ist nicht nur bei pathologischen, sondern auch bei diversen physiologischen Zustanden und überdies 1) Raudnitz unit Bascli: Chemie und Physiologie der Milch, 1903. !S. 106. iinlividuell verschieden. Die ersten Strahlen reagieren bisweilen anders als die letzten. a. Mit Lackmuspapier: Normale Milch reagiert amphoter; Biestmilch, Milch von altmelken Kühen und von Rindern mit heftiger Mastitis reagieren alkalisch. Geringe Abweichungen werden nicht entdeckt; die grössere oder geringere Einpfindsamkeit von blauem oder rotem Lackmuspapier hat viel Einfluss. b. Mit einer alkoholischen 1% Alizarinlösung: 15 cM-1 Milch mit 6 — 10 Tropfen dieser Lösung geschüttelt., gibt bei normaler Milch eine hübsche rosa Farbe; ein rahmfarbiger oder violetter Tint weist auf saure oder alkalische Reaktion. Genau schien mir diese Probe von Dr. Eugling jedoch lange nicht. 4. Dhn Itciirtcilcii iIi'k Siiiiri'KnulcN: Der Einfluss von Krankheiten des Viehes auf' den Sauregrad der Milch ist so verschieden, dass dieser keineswegs als Kriterium gebraucht werden kann. Düggeli fand auch 1), dass der Sauregrad kein Kennzeichen fïïr die verschiedenen Typen der Garprobe gibt. Kolostrum hat einen hohen Sauregrad; ebenso die Milch von Kühen arn Ende der Laktationsperiode. In der Regel nimmt bei Mastitis die Aziditat ab. Ueberdies ist bereits bei normaler Milch der Sauregrad sehr wechselnd, namlichö —10 Soxleth-Henkel. Auf Kasefabriken wird haufig die sogenannte Alkoliolprobc angewandt. Wenn man Milch in einem Reagenzröhrchen eben mit Alkohol von 68 % 1) Zentralblatt für Bakteriologie II. Bd. 18 11)07 Seite 43'.i. leise schüttelt, dann koaguliert bei einigen Milchrforten Eiweiss in Flöckchen langs der Wand des Röhrchens. (Untersuchungen von Hess, Schaffer und Bondzynski 1) und Fleischman n 2): Pathologische Milch enthalt weniger Zucker, doch mehr Eiweiss als Milch aus gesunden Eutern.) Auch mit dieser Untersuchungsmethode habe ich nur selten Erfolg gehabt. 5. Mit «lor UArprobe iiaoh Prof. Waltor («oioI li urn): In dem bekannten Apparat werden die Milchproben in ebensoviel cylindrische Glaser mit numerierten Deckeln wahrend 12 — 24 Stunden auf 38° C. im Wasserbade erwarmt, und alle 3 Stunden nachgesehen. Es kommen dann die Garungsbakterien zur Entwickelung; sehr schnelles Gerinnen, Haren, Blasen in dei- Milch, sehr aufgeblasene oder gebrochene Rahmscheibe und besonders Gestank, verraten Abnormalitaten. Max Düggeli 3) untersuchte die Bakterien, die sich bei den verschiedenen Typen der Milchgarprobe entwickeln. Er empfiehlt Guttapcrcha Deckel für die Glaser, oder noch besser bedoeken der Milch mit sterielem S&gemelil, um das eventuelle Entweichen von Gas kontrollieren zu kónnen. Besonders wenn diese Probe, wie ich haufig tat, mit sogenannten Katalase- oder Garröhrchen (worüber spater mehr) genommen wird, sind liiermit sehr gute Resultate zu erhalten. Jedoch mussen die Glaser tadellos rein, wenn nicht steriel, über- 1) Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 1888 urni 1890. 2) Lehrbuch der Milchwirtschaft 4te Aufl. 1'.K)8. 3) Zentralblatt für Bakteriologie II. Abt., 1907 Bd. 18 8. 37—49, 224-24-5 und 439—448. dias die Milch aseplisch gemolken sein, will man auf gute Resultate rechnen kunnen. Dies alles erfordert so viel Zeit, dass es in der Praxis beinah nicht anzuwencien ist. Ich habe es denn auch nur kurze Zeit durchgeführt. 6. Die Lab- oder Kiiscinprolic: Diese kostet weniger Zeit, gibt jedoch nicht solche gute Resultate. In cylindrischen Glasern wild bei 50 cM3 Milch, vorher im soeben genannten Garapparat auf 35° C. gebracht, jeder Probe 5 Tropfen 1 : 5 verdiinntes Lab zugefügt. Normale Milch gerinnt in ± 10 Minuten zu einer porzelanartigen Masse; abnormale Milch gerinnt flokkig, ungleich, bisweilen schleimig oder überhaupt nicht (alkalische Milch). 7. Die Kiiweprobo ïiaeli Dietlielm: Diese ist eine Kombination von Probe 5 und f>; die Glaser mit geronnener Milch aus Probe 6 lasst mann 1 Stunde bei 35° stehen, dann wird das Wasser auf 55» gebracht und das Spirituslicht unter dem Apparat ausgelöscht. Nach 3 — 5 Stunden werden die Molken aus jedem Glas gut abgegossen, ein kleines Kaschen befindet sich dann auf dem Boden. Die Kaschen werden aus den Glasern genommen und nach ihren Nummern auf ein trockenes Handtuch gelegt; nachdem sie zugedeckt sind, bleiben sie 3-5 Stunden bei gewöhnlicher Zimmertemperatur liegen. Darauf komrat jedes Kaschen wieder in sein eigenes Glas, (das inzwischen trocken gemacht ist) und wird der gewöhnliclie Garprobe unterworfen (12 Stunden bei 38°). Schneidet man dann die Kaschen durch, kann man sie im einzelnen beurteilen. »* HpezlflM'he der Milch ist bei vielen pathologischen Prozessen, besonders bei Mastitis, haufig viel niedriger als norrnal. Jedoch hangt dies von der chemischen ZUsammensetzung ab, weil das spezifische Gewicht durch alle Bestandteile der Milch beeinflusst wird; (durch Laktose (4,75 %) gebracht auf 1.018; durch die anorganischen Bestandteile (0,7 %) und das Albumin (0,4 %) erhöht bis auf 1,029; durch das Kasein (2,8 %) wieder erhöht bis 1,085, hingegen durch das Fett (3,3 %) erniedrigt auf 1,0315). 1) b. I>«*r BrcrhiinKNlndvx «r die Rol'raktioii: Wird durch die Salze, den Zucker und das Albumin der Milch beeinflusst. Im Jahre 1903 erschien von Ripper 2): „Eine rasche Methode zur Erkennung der Milch von kranken Tieren." Nach Ripper sollte der Brechungsexponent der Molken bei verschiedenen pathologischen Zustanden stets erniedrigt sein. Vielen anderen Forschern zufolge, wie F. Er- 1) Jï. Schoorl und A. Lam: Pharmac. Weekbl. 1907 No. 24 & 36. ibidem Mnly's Jahresberichte 190S Seite 283. 2) Zentralblatt für Bakteriologie Bd. 35 Seite 49. Wiener Landwirtsehaftliche Zeitung 1903 Seite 675. tliel 1), J. Wittmann 2), M. Heurseval und G. Mullie 3), Dr. G. Schnorf 4), Kuhn 5), N. Schoorl und Dr. Lam 6) sind wohl Abweichungen zu konstatieren, doch kommt es lniufig vor, dass der Brechungsexponent bei pathologischer Milch eine hohe, bei gesunden Tieren eine niedrigo Zifter anweist, so dass die Methode Ripper lange nicht als sicheres Kriterium gebraucht werden kann. c. I)»m DrehuiigNveriiitticeii oder die Kotatlon, (bestimmt mit dem Polarimeter in einer hellen Flüssigkeit, durch Koagulation des Eiweiss aus der Milch erhalten) ist nach Dr. Lam und Dr. S c h o o r 1 hauptsüchlich von dem aufgelösten Milchzucker abhangig. Jedoch müssen auch noch andere Einflüsse mit arbeiten, die das Drehungsvermögen andern können, da es vorkommt, dass bei sehr niedrigem Zuckergehalt doch eine Drehung rechts von z. B. 0°,25 stattfindet. Dr. Lam 7) fand die Polarisationsziffer (normal 4°,8 bis 5°,5) bei Mastitis stets erniedrigt; auch in einigen Fallen von Tuberkulose; falls das Rotationsvermögen unter 4",5 ist, nennt dr. Lam die Milch entschieden untauglich. P. G. Heinemann 8) konstatierte, dass bei 1) Milchzeitung 1904 Seite 81—83 Bd. 33. 2) Chemische Zeitung 1905 Repert. (22) Bd. 29. 3) Revue générale du lait 1904; Bd. 4 Seite 529—538. 4) Neue phvsik.-chem. Untersuchungen der Milch. Zürich 1905 S. 86—89. 5) Biolog. & Biochem. Studiën über Milch v. C. J. Koning, Heft II 1908 Seite 83. 0) 1. c. 1907. 7) Verslagen van den keuringsdienst te Rotterdam 19ar> enz. 8) Referat in Maly's Jahreshericht, Jahrg. 1908 Seite 947. schlechter Milch die links drehende Milchsaure eher erschien als in reiner Milch (Bacillus aerogenes und Bacillus coli bilden L-Milchsaure). 4 Mt Kr,..k.p.e OefMerpunktes kann auch nu 1 Kriterium für die Untersuchung von pathologische! Milch benutzt werden. Dadurch, dasss auch ei der Bildung der Milch stets ein osmotisclaes Gleicligewicht zwischen diesem Sekret und < besteht (Hamburger), entsteht z B gegenüb « oiner Venninderung des Milchzuckergehalts eine Vei mehrung anderer aufgelöster Stoffe. Nach Lam und Schoorl liegt bei normaler Milch dei ,e lie' punkt zwischen -0,55» und -0,58 im Beckmann'schen Apparat gemessen. e Dr C Schnorf 1) machte ausgebreitete Unter' suchungen bezüglich des elektricien vermttgen* normaler und pathologische! Milch. Er konkludiert u. a. (S. 100) dass alle Milch von Kühen mit Mastitis ein erhöht» Leitungsvennogen hat- und dass dies, was die Milch von kuh •illgèmein krank sind, jedoch gesuilde, hu ter haten betrifft, sehr wechselnd ist; bald hoch bald wiede. niedrig. f Auch über die Viskositii. der Mild. wurden durch verschiedene Forscher Untersuchungen angestelU unter anderen durch Emil Oertel. 2) Er kommt zu dem Schluss, dass hauptsachlich der Gehalt an 2) Inaugi'ral-Dissertation. Leipzig 1908: Ueber die Viakositat der Milch. trockenem Stoff, doch auch die Grfisse der Fettkiigelchen und die grössere oder geringere Schwellung des Kasein von Einfluss auf den Grad der Visko.sitat sein kann. Weil jedoch die Zu- und Abnahme der innerlichen Reibung der Milch nicht genau hiermit parallel gehen, schliesst O e r t e 1 (S. 40) dass der Grad der Viskositat kein genü gendes Beurteilungsmittel fttr die Milch ist. Hingegen schliesst Bernhard Kobler 1), dass bereits die geringsten Krankheiten und Stflrungen in der Genitalsphare die Viskosit&t auffallend verschieben, nicht erhöhen; die Viskositat des Sekrets aus dein kranken Euter weicht stark von den normalen Verhaltnissen ab. Sie ist bei katarrhaler Mastitis viel grösser als bei „Gelbe Galt", doch steigt bei der letzteren auch, sobald Leukozytose auftritt. g. Auch die ObcrflftclwiiNpHiinung 1) ist bei pathologischen Verhaltnissen verandert; jedoch weicht sie nach beiden Richtungen ab. Alle die genannten Untersucliungsmethoden haben den grossen Fehler gemeinsam, dass sie entweder wegen Ungenauigkeit, oder wegen der vielen kostbaren Apparate, oder weil hauftg zu viel Zeit für die Untersuchung erforderlich ist, in der Praxis schwerlich oder gar nicht an wend bar sind. Ausser Ungenauigkeit kann dasselbe der clieuiiMchen UnturNueliuiig der Milch nachgesagt werden. Pathologische Prozesse im Euter haben immer 1) Pflügers Archiv 125, 1908 Seite 1—72, 4 eine Verminderung des trockenen Stoffes, des Fetts und des Milchzuckers ira Gefolge, bei gleichzeitiger grosser Vermehrung der eiweissartigen Körper und der Aschebestandteile, deren Gehalt an PhosphorsiUire und Chlor vollst&ndig vom Normalen abweichen; wiihrend der Phosphorgehalt stark abniinmt, steigt der Chlorgehalt enorm 1). Die meisten inneren Krankheiten, bei denen das Euter nicht beteiligt ist, verursachen hiiuftg, gestörten Stoffwechsels zufolge, eine abnahme des Zucker- und Eiweissgehalts. Bei Abnahme der Milchmenge nimmt bisweilen der Fettgehalt zeitweilig zu. Follrichs 2) konstatierte dies auch bei Diarrhoe, Augenentzündung, Klauenkrankheiten and leichten Euterkrankheiten. Natiirlich würden mehrere dieser Methoden, kombiniert angewandt, ein genaaes Bild von der Beschaffenheit der zu untersuchenden Milch geben können; dies ist jedocli nur in einem gut eingerichteten Laboratorium möglich, und erfordert viel Zeit und Geduld. Zeit und Geduld sind jedoch zwei Faktoren, wortiber die meisten praktizierenden Tieritrzte und auch Autoren nicht in reichlichem Masse verfügen können. Als ich im Herbst des Jahres 1905 im „Pharmaceutisch Weekblad" vom 23. Sept. 1905, Seite 775 etc. 1) Hess, Schaffer u. Botidzynski 1. c.; Fleischmann: Die Milch wirtsclinft 1901 S. 49; König: Die menschl. N.'ihr. u. Genussm., Berlin 1883 Seite 235. 2) Milchzeitung, Jahrg. 35, Seite 316. mit Interesse den Artikeln von C. J. Koning 1) über biologische und biochemische Studiën über Milch folgte, kam mir der Gedanke, diese Experimente für die Untersuchung ganzer Stalle zu verwerten, um zu versuchen Abnormalitaten in der Milch aufzuspüren, welche als die Ursache eventuell zu bestreitender Küsefehler sollten betrachtet werden können. Und ich kann sagen, dass ich hiermit mehr Erfolg gehabt habe als ich zu hoffen wagte. lm Rapport an die Königin über die Erfahrungen und Handlungen der veterinaren SUuitsaufsicht in Niederland im Jahrc ïuoo wird hiervon auf Seite 51 Meldung gemacht und auf die grosse Bedeutung davon für die Kasebereitung hingewiesen. Weil die Milch teils aus Stoffen besteht, direkt aus dem Blut und der Lymphe transsudiert, teils den Inhalt der Drüsenzellen enthalt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man auch Kiizyiii, welche hierin anwesend sind, in der Milch vorfindet. Obwohl die physiologische Bedeutung der Milchfennente noch vollstandig unbekannt ist und vielerlei Theorien darüber bestehen 2), haben sie nach den Untersuchungen der letzten Jahre eine grosse Bedeutung für die Beu rteilung nicht nur des Alters, sondern auch der Gesundheit der Milch erhalten. Besonders die Experimente von C. J. Koning 1) Spater in verschiedenen Artikeln des Milchwirtschaftlichen Zentralbl. und absonderlich herausgegeben in 2 Teilen bei Heinsius Nachflg. Leipzig, 1907 und 1908 (übersetzt durch Dr. Kauffmann). 2) Schönbein: Archiv für physiologische Heilkunde 1856. Bach und Chodat: Biocliem. Zentralbl. Bd. I No. 11—15 Mai 1903 S. 417. Orla Jensen: loc. cit. 1907. Loew: Chemische Zeitung 1900, Rep. 149. haben viel dazu beigetragen. In dem bereits genannten Werk findet man die Litteraturübersicht bis 1906; diejenige, welche nach dieser Zeit erschienen ist, in den Sammelreferaten von Dr. R. W. Raud nitz, Heft 10 urid 11. Obschon Koning zum Aufspüren pathologische!Milch in Mischmilch verschiedener Kühe sowohl die Reduktase- 1), als auch die Diastase- 2) und die Katalasereaktion 3) benutzt, habe ich geglaubt, dass lür meinen Zweck die Bestimmung des Katalasegehalts genügen müsse. W&hrend es für den Chemiker eine grosse Schwierigkeit sein raag, für die Untersuchung von Milch, Proben aus allen Zitzen absonderlich zuethalten, ist dies für den in der Praxis stehenden Tierarzt nicht der Fall. Koning sagt richtig, dass in Mischmilch sonst eine sehr niedrige und eine hohe Katalaseziffer zusammen wieder eine normale Durchschnittszahl liefern können. Nimmt man Milch aus allen vier Zitzen getrennt, dann fallt diese Schwierigkeit fort; überdies kennt der Tierarzt schon im Voraus den Ursprung der zu untersuchenden Probe. Er weiss z.B. ob die Kuh, welche die zu analysierende Milch gibt, noch in der Biestperiode sich befindet, ob sie brünstig ist, ob gerade Futterwechsel stattgefunden hat etc.; mit anderen Worten, der Tierarzt hat besser als irgendeine andere Person die Gelegenheit, verschiedene Dinge, welche im Kausal-Verband mit einem abnormal erhfthten Katalasegehalt stehen können, na her zu beurteilen. Er kann die Milch untersuchen beinah unmittelbar nachdem sie das Euter der Kuh verlassen hat. Muss diese Untersuchung in Einrichtungen oder durch Personen 1) Pharmaceutisch Weekblad 1905 8.590 u. loc. cit. Seite 32. 2) „ „ 190.") „ 573 „ „ „ „ 24. *) » „ 1905 „ 764 „ „ „ „ 41. stattfinden, die weit vom Gehöft entfernt sind, dann können versehiedene Eintlüsse diese Untersuchung erschweren, wenn nicht unraöglich machen. Wahrend namlich Emil Reiss 1) aus der Tatsache, dass durch das Schiitteln von Milch mit Kieselguhr die Katalase auf diese zu übertragen ist, den Schluss zieht, dass diese an die Fettmembrane gebunden sein sollte, Koning meint, dass die Katalase der frischen Milch als ein spezittsches Milchferment aus dem Blute stammt, und Orla Jensen 2) die Leukozyten in der Milch als Katalase trager betrachtet, ist Seligmann 3) überzeugt, dass die Katalase nnr von Bakterien herstammend sein kann. Von einem praktischen Standpunkt betrachtet, macht der Ursprung der Katalase-Menge in normaler Milch keinen Unterschied. Von grösserer Bedeutung ist die Tatsache, dass • den bekannten Untersuchungen von C. J. K o n i n g 4) und Orla Jensen 5) zufolge auch versehiedene Bakterien, welche nach dem Melken in die Milch gelangen können, darin Katalase bilden, so dass, wenn wir beurteilen wollen, wieviel Katalase die Milch «lirckt nach (Ier Proriuktion enthalt, dio Untersuchung so eingerichtet werden inuss, dass der Einfluss letztgenannter Bakterien auf die Katalasebiklung sogut wie ausgeschlossen wird. Wie die ausfürlichen Untersuchungen von C. J. Koning 6), R u 11 m a n n und 1) Die Katalase der Milch: Zeitschrift für Klinische Medizin, Bd. 56, 1905, Seite 1. 2) loc. cit. Seite 211—224. 3) Zeitschrift für Hvgiene 1906, Bd. 52, Seite 101. 4) loc. cit. Seite 59. 5) loc. cit. Seite 219. 6) Biologische und Biochemische Studiën über Milch, Heft I, S. 55 f.f. Trommsdorff 1) und andere deutlich nachgewiesen haben, findet wahrend der ersten zwei (bisweilen mehr) Stunden keine Entwickelung von Bakterien bei rein gewonnener Milch statt. In dein Artikel: „Das Alter der Milch" 2) weist Koning deutlich nach, dass der Katalasegehalt der Milch bis zu einer gewisse» Höhe mit ihrem Alter zunimmt, dass diese Zunahme jedoch erst nach mehreien Stunden beginnt. Milchsaurebakterien bilden keine Katalase; die meisten anderen Milchbakterien, auch Bacterium coli, wohl. Um den Zeitraum zu bestimmen, wie lange nach dem Melken unreinlich gemolkene Milch auf Katalase untersucht werden muss, um den Einlluss einer heftigen Koli(Mist)-Infektion auf den Katalasegehalt auszuschliessen, habe ich eine Milchprobe ohne und eine gleichartige mit 1/2 cM3 einer 24 Stunden alten Bouillonkultur von Bacillus coli commune geiinpfte, verschiedene Stunden nach dem Melken untersucht: N'A/H Katalase. Temperatuk. dem Melken. 15 cM3 Milch direkt 10 m.M. O 15° C + 5cM3H202 3 Stunden 15 „ „ „ „ 2 % 4 „ 15 „ „ „ „ ® » 20 11 ii ii ii „ 20 „ „ „ „ 1) Archiv für Hygiene 1907, Bd. 59, Seite 224 f.f. 2) loc. cit. Heft II, 1908, Seite 70—78. NACH KATALASE. ! TEMPBRATUR. dem Melken*. 15 cM3 Milch direkt 10 m.M. O 15° C + 5cM3H,Oj 3 Stunden 15 „ „ „ „ 2% + 1/acK» 4 „ 30 „ „ „ „ Koli-Kultur 6 „ 45 „ „ „ „ 12 „ 80 „ „ „ „ Hieraus geht also hervor, dass bereits nach vier Stunden die Kolikatalase bemerkbar ist. Will man also wissen, ob Milch mit einem normalen Katalasegehalt produziert wird, dann muss die Untersuchung bald, sicher nicht spater als drei Stunden nach dem Melken vorgenommen werden. Die Katalase, die dann gefunden wird, kann dann nur sogenannte „natürliche"' Katalase sein. Die lastige Untersuchung auf Diastase 1), die bei der Beurteilung von Mischmilch nötig ist, um eine Yerunreinigung mit durch Bakterien nach dem Melken gebildeten Katalase erkennen zu können, kann also für iinsercn Zwerk ruhig unterbleiben. Ueberdies ist die Diastasereaktion bei frisch gemolkener Milch nicht zuverlassig weil sie durch den hoheu CC^-Gehalt höher ist als bei alterer Milch. Würde man die Milch etwas langer stehen lassen, dann würde der Katalasegehalt durch die Bakterienvegetation wieder höher werden und würden wit- nicht mehr allein „natürliche" Kata- 1) Diastase wird nach Koning nicht durch Bakterien gebildet. lase antreffen. Auch ist in der Praxis, infolge Zeitinangels, die Vornahme der Diastasereaktion nicht immer möglich, zumal, wenn eine grosse Anzahl Proben (wie meistens der Fall ist) gleichzeitig untersucht werden muss. Aus diesen Gründen habe ich nur den Katalasegehalt bestimmt und die Diastasereaktion in zweifelhaften F&llen ersetzt durch die Scdliucntuprobc mit TroiiiuiHdorfT'Ht'lu'ii Hébrchon und die inikroskopische Untersuchung des erhaltonen Sediments. Bereits im Jahre 1863 wurde durch Schönbein 1) das Vermógen der Enzyme, H202 zu zerlegen, bemerkt; er glaubte jedoch, dass alle Enzyme diese Eigenschaft besassen. Erst viel spater entdeckte Loew 2), dass einem besonderen Enzym diese Eigenschaft zukommt; dieses Enzym nannte er: Die Katalase. Raudnitz führte spater den Namen Superoxydase ein. Nach O. J e n s e n (1. c.) geschieht die Spaitung von £L,02 nach der Formel: 2H202 = 2H20 + 02. Bei der Kasefabrikation geht die Katalase in den Quark über; sie wird mit dem Ka sein niedergeschlagen und durch zu Anfang der Reifung gebildete Milchsaure wenig in ihrer Wirksamkeit geschadigt. Nach Jolles wirkt Katalase auf Kasein auflösend. Für die Bestiminung der Katalasemenge in Milch 1) Journal für praktische Chemie 85. 326. 2) Chemische Zeitung 1'JOO, Rep. 149. gebrauchte A. F a i t e 1 o w i t z 1) die gasometrische Methode von Walton; in Kölbchen von 60 —70 ccM. Inhalt mit Milch wurde 4 ccM. tLjO, gebracht; die Kölbchen waren luftdicht mit Gasburetten verbunden, worin der Sauerstoff aufgefangen und nach einer bestimmten Zeit abgelesen wurde. C. J. Koning (1. c.) und Dr. Lam 2) haben hierfür den Gebrauch von Garröhrche» oder sogenannten Sacharimetern eingeführt; die hierfür ara meisten geeigneten haben einen Inhalt von 20 cM:t. Das geschlossene Bein kann 15 cM8 halten. Koning empfiehlt, 15 cM3 Milch mit 5 cM3 einer 1% H,02 Lösung so in das Garröhrchen zu giessen, dass in dem geschlossenen Bein kein Luftblaschen mehr zu sehen ist. Um soviel wie möglich Gasverlust zu verhinder», füllte ich bei meinen Untersuchungen das Röhrchen nur bis in die Bucht zwischen dem geschlossenen Bein und der Erweiterung. Die Entwickelung des Sauerstoffs geschieht am schnellsten bei 30° C. doch flndet auch bei gewöhnlicher Zimmertemperatur statt. Die nach 24 Stunden abgelesene Menge Gas ist grösser als die nach 2 Stunden; nach Koning (und auch Loew) kommt namlich in der Milch eine freie und eine gebundene Katalase vor; die erstere wirkt innerhalb 2 Stunden, die letztere ist nach 24 Stunden in der Regel auch frei geworden. Die gebundene Katalase kommt sofort zur Wirkung weun man der Milch ein schwaches Alkali zuf'ügt. 1) Stadie zur Kenntnis der Mileh-Katalyse des Wasserstoffsuperoxydes und ileren Lahmung durch negative Katalysatoren. Inaugural-Dissertation, Heidelberg li»04. 2) Verslagen van den Rotterdanisclien keuringsdienst 1900 (Januari). 15 cM3 normaler Milch entwickeln aus 5 cMs 1 % H„02 in zwei Stunden nicht mehr Sauerstott, als 2.5 cM3, was einer Lange von 25 inM. in genanntem Garröhrchen entspricht. Es ist für die Untersuchung von Wichtigkeit, keine starkere H202 Lösung zu nehmen, da Untersuchungen von A. Faitelowitz zufolge 1) die Katalase durch H20, vernichtet wird, umso mehr, je konzentrierter H0O2 ist. Die Anwesenheit grösserer Mengen Kaïalasc in p»tholoKiN<'h«>r Milch muss verschiedenen Ursachen zuzuschreiben sein. Jeder abnorme Reiz der Drüsenzelle lasst den Katalasegehalt der darnach produzierten Milch zunehmen. Höchstwahrscheinlich steht der Wechsel der Katalasemenge (innerhalb enger Grenzen) bei derselben Kuh auch in Verbindung mit Iritation der Drüsenzellen durch eingedrungene, immerhin durch das bakterizide Yei'mögen des Euters getöteten Bakterien (R. D'Heil). Obwohl, wie Koning 2) konstatierte, Streptococcus mastitides longus und Streptococcus mastitides brevis keine Katalase produzieren können, ist die Milch von an Mastitis leidenden Kühen sehr reich an diesen Enzymen. Die Ursache hiervon möchte ich nicht nur dem chernischen Reiz der durch die Bakterien gebildeten Toxine auf die Drüsenzellen und das dadurch hervortreten grösserer Mengen Blut-Katalase (erhöhter Eiweissgehalt von Mastitismilch!) zuschreiben wollen, sondern auch dem Umstande, dass mehrere der sezernierenden Zeilen in den Alveolen durch Nekrobiose zu Grunde gehen. So lasst es sich auch erkiaren, dass der Katalasegehalt von Milch, welche bei niednger Temperatur einen Tag aufbewahrt wird, (so dass sich die Bakterien nicht ent- 3) Lc. Seite 23. 2) loc. cit. Seite 59, Heft II, 1908. wickeln and keine Katalase prod uzieren könneu) doch zuniinmt, namlich durch das Absterben von Zeilen oder Kernen, welche erst noch lebend in der Milch anwesend waren und die Katalase gebunden hielten. Durch Farbung und mikroskopische Untersuchung kann man sich leicht davon überzeugen. In frischer Milch kommen haufiger Epithelzellen mit noch gut farbbaren Kernen vor als in a 11 e r Milch. Farbt man ein sehr dünnes Deckglaspraparat von Mastitissekret mit Gentianviolett, dann findet man viel mehr abgestorbene Epithelzellen als in normaler Milch. Aiicli di«» Leukoz.vtcn scheinen bei der Bildung höheren Katalasegehalts eine grosse Kolle zu spielen. Farbt man ein dünnes Deckglaspraparat von Mastitissekret mit sehr wenig Giemsalöcung, fügt darauf ausserst wenig H,02 zu, dann ist (falls die Untersuchung bald geschah), bereits bei schwacher Vergrösserung deutlich ein Entstehen von Gasblaschen, hauptsachlich rundum die zahlreich anwesenden Leukozyten, sichtbar. Wie enorm bei einer stark erhöhten Anzahl Leukozyten die Katalasezitïer steigen kann, geht wohl aus folgendem Experiment hervor: Ich spritzte in ein Hinterviertel eines gesunden Euters (mit einem normalen Katalasegehalt in der Milch) eine Eniulsion von 5 Gramm Aleuronat mit 100 cM3 sterielem Wasser. Vorher wurde der Bakteriengehalt des Aleuronats bestimmt; auf der Flatte entwickelte sich nur eine einzelne Subtiliskolonie. Die Kuh war des Morgens um vier Uhr gemolken und gab aus jedem Viertel 4 Liter. Die Injektion geschah mittags um 12 Uhr. Eine Stunde nach der Einspritzung war das Hinterviertel geschwollen und einigermassen schmerzhaft; ungefahr ein Liter einiger- massen dicke, gelbe Milch warde ausgemolken. Die*e wurde auf Faitelowitz'sche Manier 1) auf Katalase untersucht. Die Öauerstoffinenge, welche 10 cM3 dieser Aleuronatmilch aus Uebermass von 1 % HoOo Soiution frei machte, betrug 280 ccM. Nach 24 Stunden wurde das Viertel aufs neue gemolken. Ein dickes, breiartiges Sekret kam zum Vorschein; die lokale Reaktion war beinah verschwunden; 5 ccM. dieses Sekrets entwickelte aus Ueberschuss von 1 % H202 Lösung 130 ccM. Sauerstott'. Die Milch nach einer Stunde, und hauptsachlich das letztgenannte Sekret bestand beinah aus — schliesslich aus Leukozyten, meistenteils eosinophilen und einzelnen basophilen; Bakterien waren sehr wenig anwesend. Wie bekannt, werden die Leukozyten bei Mastitis durch die Bakterientoxine angelockt. Jedoch müssen noch andere Faktoren sich geltend machen, welche die Abscheidung von viel Katalase begunstigen. Kommt doch auch in vielen Fallen, bei welchen kinu Bakterien im Euter die Funktion der Zelle andern, abnormal viel Katalase in der Milch vor. Dass z. B. die Milch von Kühen, deren Lactationspeiiode bis zur Produktion von nur noch einem Liter oder weniger verlangert ist, (sogenannte altmelke Kühe) viel Katalase enthalt, muss meines Erachtens ausser der hohen Leukozytenanzahl auch dem Umstande zugeschrieben werden, dass das Drnsenepithel entkraftet, in gewissem Sinne verbraucht und für Blutsiilze, also auch für die B1 u t k a t a 1 a s e, permeabler ist. Ebenso geht es mit der Milch einer Kuhmit einer rein traumatischen Mastitis. Doch auch wenn die Drüsenzellen behültlich sein 1) loc. uit. Seite 11. sollen Toxtne pathologische» rrNpruiiKs aux dein liorpcr zii entfernen, wird viel Katalase produziert. Der Reiz durch diese Toxine auf die Driiseiizelle ausgeübt, ist die Ursache dieser Erscheinung: Einor zweiten Kuh spritzte ich in ein Vorder viertel 100 Gramm einer 2 % Borsiiurelösung. Die Milchmenge vor der Injektion betrug aus diesem Viertel 3 Liter; Katalase normal. 24 Stunden nach der Einspritzung VI2 Liter Milch; weder Leukozyten noch Bakterien in abnormer Menge; nichtsdestoweniger war der Katalasegehalt so erhöht, dass 5 cM;! Milch aus Ueberschuss von 1 % H202 75 cM:i Sauerstoff frei machten. Nach Untersuchungen von A. Vryburg 1) erhöht Injektion von Borsaure den Opsoningehalt der Milch stark. Die Empfindlichkeit des Euters für abnorme Reizung geht aus der Tatsache hervor, dass es mir durch Injektion sterielen Wassers, ja selbst durch streng aseptische Einspritzung von physiologischer Na-Cl Lösung gelang, den Katalasegehalt sehr zura Steigen zu bringen, ohne dass am Euter oder an der Milch etwas besonderes zu sehen oder zu schmecken war. Ferner versuchte ich zu erforschen, ob auch durch Reizung der Drüsenzellen ohne Injektionen der Katalasegehalt erhöht werden konnte. Elektrische Reizung des Euters hatte keinen Einfluss. Darum verband ich ein gewöhnliches stiihlernes Milchröhrchen durch einen Kupferdraht mit einer elektrischen Batterie und einer Induktionsrolle, deren nicht starker Strom ich gut vertragen konnte. Nachdem das Milchröhrchen bei halb gefülltem Euter in die Zitze gebracht und der 1) Inaugural-Dissertation. Ziirich, 1908. andere Pol gegen das vorher befeuchtete Euter gehalten war, liess ich den elektrischen Strom V2 Stunde hindurchgehen. Die Kuh wurde eine Stunde spater gemolken; die Milchmenge war um V2 Liter grOMMcr als gewühnlich. 15 cM3 Milch gaben aus 5 cM3 1 % H,Oo 70 mM. Sauerstoff. Eine grössere Anzahl Leukozyten waren weder mikroskopisch noch mit einem Trommsdorff'schen Röhrchen zu finden. Selbst wenn ich ein Euter eine Viertelstunde lang flink massieren liess, erwies sich, wenn auch in geringerem Masse, der Katalasegehalt doch erhöht. Nach Injektion von 1 Gramm einer 48 Stunden alten Reinkultur von Milchs&urebakterien (aus spontan versüuerter Milch isoliert), mit 100 Gramm physiologischer Kochsalzlösung in ein gesundes Hinterviertel, entstand 24 Stunden spater eine ziemlich heftige Mastitis. Die wenige Milch bestand aus Serum mit Gerinnsel; der Katalase sowohl als der Leukozytengehalt erwies sich als stark erhöht. Leo Müller 1) meint, dass pathogene Euter-Streptokokken vermutlich Formen von Bacterium Güntheri sind, die sich parasitaren Umstanden angepast haben. Die Tatsache, dass hier durch Injektion von (nicht Katalase bildenden) Milchsaurebakterien Mastitis entstand, spricht für diese Auffassung. Wenn wir in Erwagung ziehen, dass das Euter, gleichwie jedeDrüse, nicht nur als Erzeugungs-, sondern auch gleichzeitig als Ausscheidungsorgan tatig ist, und durch seine Grösse iin Yerhaltnis zu anderen drüsenartigen Geweben dazu schon besonders pradestiniert scheint, dann braucht man sich nicht zu wun- 1) Zentralbl. für Bakteriologie; Abt. II. Bd. 17,1907, Seite 468ff. riern, dass allerlei Stoffe, deren Ausscheidnng dem Körper wünschenswert erscheint, mlt durch das Euter entfernt werden können. Bei der hohen Empfindlichkeit des Driisengewebes liegt die Voraussetzung auf der Hand, dass, wenn dieses zur Mitwirkung bei der Ausscheidung pflanzenartiger Toxine oder von Krankheitsprodukten genötigt wird, es hierauf ebensogut reagieren wird durch die Bildung einer grosseren Katalasemenge (und haufig auch anderer Enzyme) wie bei den von mir soeben mitgeteilten Experimenten. Pathologische Prozesse im Körper können in vielen Fiillen bei einer klinischen Untersuchung übersehen, und erst spater bemerkt werden, wahrend schon ein erhöhter Enzyrngehalt der Milch im Anfang bereits etwas abnormales verraten hat; krankhafte Anfalle werden nicht selten in ihrem Entstehen durch einen erhöhten Enzyrngehalt der Milch angekündigt; Krankheiten im Stadium der Heilung bleiben öfters durch einen hohen Katalasegehalt des Eutersekrets ken n bar. Die biologische und biochemische Untersuchung der Milch ist, besonders für den Tierarzt, neben der klinischen Untersuchung ein Diagnosticum und öfters auch ein Prognosticum von grossem Wert. Sie gibt haufig Anweisungen, eine misslungene klinische Untersuchung mehrmals zu wiederholen; besonders für den praktizierenden Tierarzt ist sie von Bedeutung, weil dieser gleichzeitig den Einfluss des Geschlechtslebens, der Laktationsperiode, des Putters etc. beurteilen kann. Nur dann, wenn ein-e physiologische Steigung des Enzymgelialts der Milch ausgeschlossen werden kann, ist es berechtigt, von einer pathologischen Zunahme zu sprechen. Dies zu beurteilen liegt allein in der Competent des Tierarztes, nicht in derjenigen des Chemikers. In der Regel ist der Katalasegehalt bei Krankheiten, die mit lioheni Fiebcr verhuilden sind, erhöht. Auch bei Kühen, welche heftig auf Tuberkulin reagierten, beobachtete ich am Tage der Reaktion, und noch Tage nachher, öfters eine starke Zunahme des Katalasegehalts, augenscheinlich eine Folge der Iritation der Drüsenzelle durch die Toxine, welche mit der Milch abgeschieden werden. C. Tiraboschi 1) konstatierte nach Tuberkulinisation eine sehr kleine Abnahme der Milchmenge; die Qualitat blieb beinah unveründert; nur eine geringe Zunahme des Fettgehalts und der in Serum löslichen Stoffe trat ein. Bei itkiilcii und chroniNchen Uteruwentzüiiduiig*'» fand ich beinah immer eine Erhöhung des Katalasegehalts und gleichzeitig abnonn viel Leukozyten, worunter auch basophile multinukleare, die vorzugsweise in der Milcli «lor Hinterzitzen zu finden waren.(!!) Besonders war dies mehrmals der Fall bei Kühen, die lange an Fluor a 1 b u s litten, obschon ich auch einige Male Milch solcher Kühe untersuchte, bei denen der Katalase- und Leukozytengehalt sich als normal ergab. Bei nicht cinsekapweltcn EiteruiiRwprozeNKon im Körper (Resorption putrider Stoffe); ich untersuchte z.B. fünfmal Milch von Kühen mit traumatischer Perikarditis; siebenmal die von Rindern, welche als Folge früherer Uterusinfektion Abszesse zwischen den Hinterbackenmuskeln bekamen. In allen 1) Referat in Maly's Jahresbericht 1907, Bd. 44, Seite 257. Füllen war dor Katalasegehalt erhöht, wahrend die Zahl der Leukozyten nur bisweilen stark vermehrt aber auch normal sein konnte. Ich untersuchte haufig die Milch von Kiihen mit lieftiKrai Panaritinm; bei einzelnen, nicht hei allen, war der Katalasegehalt zu gross; einmal selbst fiillten sich die Gürröhrchen innerhalb einer halben Stunde vollstündig mit Sauerstoff. Hierzu glaube ich auch die Fiille, wo fooi Tiifocrkuloae die Milch untersucht wurde, rechnen zu diirfen. Seit Januar 1905 werden in Niederland die Iviihe, welche an klinischer Tuberkulose leiden, auf das Gesuch der Besitzer durch das Reich angekauft. Weil mir in zahlreichen Füllen die Untersuchung derartiger Binder von Reichswegen aufgetragen wurde, und der Sektionsbefund den Tierarzten zugesandt wird, hatte ich haufig Gelegenheit, die Beschaffenheit der Milch mit dem spateren Befund der Sektion vergleichen zu können. Im allgemeinen ergab sich, dass nur dann, wenn Lungentuberkulose mit Tuberkulose mehrerer anderer Organe gepaart ging, der Katalasegehalt erhöht, haufig sehr gross war; Regel war das jedoch nicht. Dreimal kam es vor, dass Eutertuberkulose, die klinisch und raikroskopisch nicht konstatiert war, durch die Katalasereaktion vermutet wurde, was sich spatel bei dei Sektion bestatigte. Bei geschlossener Tuberkulose konnte ich niemals eine Vermehrung der Katalasemenge beobachten, einen Fall ausgenommen : bei einen heftigen Tuberkulosefall einer Leistenfaltendrüse °hne andere Herde waren sowohl Katalase- als Leukozytengehalt sehr erhöht; das Euter war vollkommen intakt: die Milchmenge s o g a r z i e m 1 i c h g r o s s (!!). Ebensowenig konnte ich eine Erhöhung des Katalasegehalts bei tuberkulose der Lungen in weniger heftigen Fallen, oder der Pleura allein, finden. Sehr hoher Katalasegehalt ging tast immer mit einer Abnahme des speziflschen Gewichts der Milch (selbst bis 1,020) gepaart. Irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Fettgehalt und dem Katalasegehalt der Milch und der Intensitat des Tuberkuloseprozesses konnte ich nicht feststellen, nur war der Fettgehalt einmal sehr hoch, dann wieder sehr niedrig, wahrend es mehrere Male vorkam, dass die Katalaseziffer bei hohem Fettgehalt niedrig war, und umgekehrt, Ebenso fand ich den Katalasegehalt erhöht in vielen Fa 11 è n, in denen Stoffe im Körper zurückgeblieben, die auf natürlichem Wege hatten entfernt werden sollen. In der Milch von Kühen, die an icterus littten, wurde viel Katalase konstatiert. Besonders war dies in hohem Masse der Fall in einzelnen lallen, wo Icterus mit Muuuiiiflkation llt'ii dureh HiiN|;oi«chl(>«lene Toxlnen zuschreiben zu müssen. Diese Beobachtungen unterstützen meines Erachtens die Auffassung, dass die Milch, in ihrer Eigenschaft als Exkret sowohl auch als Sekret, bei der Entfernung der Toxine aus dem Kürper behülflich ist. Dass die Anwesenheit fremder KtoHV» in <|(tr Rlutbalni auf den Katalasegehalt der Milch viel Einfluss ausübt, beweist die Tatsache, dass einige Heilmittel (besonders Drastica und Purgentia), den Katalasegehalt der Milch stark erhühen kunnen; ich beobachtete dies auch bei einigen Kühen, die in deiWeide viele Eq uisetaceae gefressen hatten. Und ebenso spricht hierfür ineine Beobachtung, dass, wenn der Katalasegehalt bei genannten pathologischen Zustanden erhöht war, die Milch aus allen vier Zitzen einen erhöhten Katalasegehalt aufwies 1), wahiend bei Mastitis hauptsachlich uur das angegriffene Viertel abnormale Milch gibt; sobald auch die anderen Viertel dies tun, sind sie als iniiziert zu betrachten. Der erhöhte Katalasegehalt der Milch einiger unruhiger brüiiNtigor KUhe muss meines Erachtens, ausser der physiologischen Leukozytose, auch der Ausscheidung der Toxine zuzuschreiben sein; sind doch in der Litteratur Beispiele zu finden, dass junge 1) Ausser bisweilen bei Uterusentzündungen (siehe dort). * Tierft durch Saugen wührend der Brunstperiode krank werden (R h o d e). Bisweilen ist die Milch von Kfthen kurz vor der Brunst abnorm, jedoch meistens das zweite Mal naehdem die Kuh durch Unruhe, Blutandrang nach den Geschlechtsteilen etc. Brünstigkeit verraten hat. Im letzten Fall ist das Milchquantum beim eisten Mal nach der Brunst sehr gering gewesen; nur die im Euter anwesende Milch wird erhalten, es findet wahrend des Melkens keine Milchproduktion statt 1); diese Milch ist jedoch normal. Ganz anders das nilchste Mal: Die Milchmenge ist gr Asser als gewöhnlich; durch die erhöhte Hyperaemie sind die Milchproduzierenden Stoffe in konzentrierter Forin anwesend; bisweilen werden Kolostrumkörperchen gefunden; daher im letzten Falie der erhöhte Katalase- und aucli der erhöhte Eiweissgehalt. WAhrciid «lor Mniii- mul KlaucnwuelM>. Kpizoolic vor zwei Jahren habe ich verschiedene Milchproben auf Katalase etc. untersucht. Ich kam hierbei zu einigermassen anderen Resultaten als P. Weyers 2); dieser fand namlich wahrend der Krankheit einen hohen Katalasegehalt, der wührend der Genesung wieder sank. Bei mir ergab sicli, dass die Katalase wahrend der Inkubations periode am höchsten war; das im Anzug sein der Krankheit ist in infizierten Stallen sogar hierdurch zu vermuten; ist diese offenbar ausgebrochen, dann sinkt der Katalasegehalt bald wieder. Nur in Fallen, in denen Koinbinatlwiion (besonders mit Enteritis) auftraten, blieb der Katalasegehalt sehr lang hoch. Obwohl ich auch mehrmals, gleichwie P. Weyers und Kreis 3) 1) Nüeseh, loc. cit. 2) Pharinaceutisch Weekblad 1907, Bnd. 44, SeitelSCl—12C4. 3) Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht 47. Jalirg. 1H04, No. 29. starke Erhöhung «les Fettgehalts beobachtete, konnte dies in keinem Zusammenhang mit der Katalase stehen, da diese sich ebensogut und ebensoviel bei solchen Kühen erhöht erwies, die einen niedrigen Fettgehalt in der Milch hatten. In den Jahren 1907 und 1908 trat als Krankheit im Gefolge von Maul- und Klauenseuche hiiuflg Lnn> genemphyscBi in Süd-Holland auf, bisweilen mit zahlreichen sehr kleinen Lungen-Abszessen gepaart. Die Atmung war sehr frequent; bezeichnend für solche Tiere war das dicke, lange Haar; kurz scheren erwies sich als die beste Therapie. Der Katalasegehalt der Milch solcher Tiere steilte sich in den meisten Fiillen als sehr hoch heraus. Leider habe ich den Leukozytengehalt nicht untersucht. Wahrscheinlich ist der grösaere oder geringere Grad von Dyspnoe und die darnit verbundene veriinderte Beschaffenheit des Blutes auch Schuld an der konstatierten Abweichung in der Milch; im allgemeinen war der Fettgehalt niedrig. Die Katalasemenge der Milch bei VertiniimigN» Htörnngcn steilte sich als erhöht heraus bei: Tyrnpanitis, Konstipation, Enteritis, besonders bei akuten, jedoch auch bei lang andauernden chronischen Darmstörungen. Selbst leichte Störungen in der Funktion des Magens und besonders der Diirme sind in einigen Fallen im Stande auf den Katalasegehalt der Milch Einfluss auszuüben. Wir sehen denn auch bei plötzüchen Futterwechsel, z.B. vom Stall in die Weide, den Katalasegehalt steigen, besonders wenn die Kühe am ersten Weidetage schlechtes Wetter treffen. (Dass auch nach dem Melken kaltes und nasses \Vetter viel Einfluss auf die Itiiktcriciifloru der Milch haben kann, beschreibt Prof. Dr. H. W e i c liman n (Kiel) in Heft III von: „Arbeiten der Versuchsstation für Molkereiwesen in Kiel, Seite HO —08": „Ueber auffalliges Yerhalten von Milch, welche im Sommer 1902 auf der Weide gewonnen ist.") C. J. Koning 1) weist nach, dass Biest einen stark erhöhten Katalasegehalt besitzt. Besonders das erste Mal nach dem Kalben ist der gesclilossene Schenkel des Garröhrchens in einigen Minuten mit Sauerstoff gefüllt. Ursache hiervon ist sowohl der grosse Leukozytengehalt, als auch das Blut, das nicht selten in frischem Biest vorkommt. Bei ftbrigens normalen Umstanden und normalem Euter können wir ara Katalasegehalt der Milch einer Kuh, die nicht lange vorher gekalbt hat, beurteilen, ob die Geburt kurz vorher oder schon vor einigen Wochen stattgefunden hat. Koning schreibt auf Seite 58 — 54 Heft II in dein mehrgenannten durch Dr. Kauffmann übersetzten Werk: „Da mir diese Untersuchung für die Praxis von grosser Wichtigkeit zu sein scheint, und mit derselben ein Mittel gefunden ist, euterk ranke Kühe zu diagnostizieren, so ist es mein Wunsch, dass diese Untersuchungen von anderen wiederholt würden...." ... In sehr ernsten .Fallen, wie bei der Euter- und Darmtuberkulose, finden wir ebenfalls einen erhöhten Enzymgehalt der Milch vor. Leider kann ich diesen so interessanten Gegenstand nicht weiter verfolgen, sondern muss dies den Klinikern und Pathologen überlassen ...." Ich liabe die Milch verschiedener eiitztkndcter Enter nach der Methode Koning geprüft.. Ich kann die durch ihn erhaltenen Resultate in jeder Hinsicht bestatigen. In der Tat besitzen wir in der Enzymmethode ein viel scharferes Hilfsmittel zur Aufspürung von Euterkrankheiten als in der klinischeu Untersuchung. Sowohl bei Mastitis durch Trauma, als auch ]) loc. cit. Heft II, 11KI8, Seite .SS—!•!. bei der durch Streptococcus brevis und Streptococcus longus (welche selbst keine Katalase produzieren) verursachten, und bei Kolimastitis, ist der Katalasegehalt meistens sehr stark erhöht; besonders ist dies bei Kolimastitis der Fall. Jedoch muss ich auf Grund des, bezüglich Katalase, bei anderen pathologischen Prozessen Mitgeteilten darauf hinweisen, dass ein erhühter Katalasegehalt in der Milch durchaus nicht i m m e r Mastitis anzudeuten braucht. Eine Untersuchung der Milch aus jeder der vier Zitzen für sich muss bei verdachtiger Milch stets stattfinden; ein bedeutend erhöhter Katalasegehalt aus einer oder zwei Zitzen begrilndet die Yermutung von Mastitis mit ziemlich grosser Sicherheit. Eine ergiinzende Untersuchung auf Leukozytengehalt nach der Methode Tro mins dor ff 1) und darauf folgend eine mikroskopische Untersuchung des erhaltenen Sediments neben den eventuell gefundenen Bakterien und Kokken, und das Finden vieler neutrophiler, feingranulierter Leukozyten, berechtigen uns mit Sicherheit Mastitis zu konstatieren, auch wenn bei klinischer Untersuchung keine Abweichung bemerkt wild. Dadurch, dass ich die von Trommsdorff und spater ausführlicherdurchRu 11 mann und Trommsdorff 2) beschriebene Methode für die Untersuchung der Milch zahlreicher Kühe angewandt habe, freut es mich mitteilen zu können, dass chronische Mastitis in Niederland, wenigstens in der Provinz Süd-Holland, lange nicht so viel vorkommt als Rullmann und Trommsdorff in der Umgebung von Miinchen fanden (20 — 34 %). Jedoch kommt auch hier in unreinlichen 1) Miinchen. Medizinisclie Wochensclirift l'JOO, No. 12, Seite .541. 2) Archiv für Hygiene 1907, Bd. , Seite 224. Stallen chronische Mastitis viel mehr vor als in solchen Stallen, in welchen das Yieh hygiënisch verpflegt wird. Nicht nur aus einem sanitaren Gesichtspunkt für den Menschen betrachtet, sondern auch ökonomisch ist dies von grosser. Bedeutung. Bei der Yerfolgung des Lebenslaufes solcher Kiihe hat sich mir namlich gezeigt, dass, nach Abheilung der leichten Euterkrankheiten, der Milchreichtum stets bedeutend zurückgegangen ist. Kommen viele derartige Rinder in einem Stall voi, (und auch hier traf ich bisweilen 10 % an) dann kann der flnanzielle Schaden von Bedeutung sein. AVie aus dem Experiment mit Aleuronat hervorging, enthalten Leukozyten viel Katalase. Es ist also selbstverstandlich, dass Milch mit einem hohen Leukozytengehalt stets reich an diesem Enzymen ist. Umgekehrt haben wir jedoch gesehen, dass eine hohe Katalaseziffer nicht immer mit einer grossen Leukozytenanzahl gepaart geht. Viel Katalase und woiiig Leukozyten wird in der Kegel auf einen pathologischen Prozess ausserhalb, viel Katalase und viol Leukozyten meistens auf 'einen Krankheitsprozess innerhalb oder in dor Nahe des Euters hinweisen; dass jedoch auch bei chronischer Mastitis wenig Leukozyten vorkommen können, wies unter anderem der Tierarzt Rühm 1) nach. Eine klinische Untersuchung bleibt darum stets notwendig. Es scheint ein bestimmter Zu«»inuienli»ng xwiNcIicn der Art der Bakterien, die die Ursache der Mastitis sind, der Katalasemenge und der Anzahl Leukozyten zu bestehen. Besonders mit Streptococcus longue und coli hat man einen hohen Katalasegehalt und gleichzeitig eine grosse Anzahl Leukozyten. 1) Wochenscbrift für Tierheilkunde und Viehzucht 1908, Bd. 52, No. 7. W y s m a n n und Peter sagen in ihrem Lehrbuch über „Milchwirtschaft" 1) indem sie über die Ferinente der Milch sprechen: „Wichtig ist, dass diese Fermente durch die Art der Fütterung (? Verf.) und durch den Gesundheitszustand des Tieres beeinflusst werden. Ferner haben diese Ferinente einen Einfluss auf die Vermehrung der Bakterien der Milch: sie wirken bald hemmend, bald fördernd auf das Wachstum dersul ben ein " Nun ist es meines Krachtens für die Kasefabrikation tatsachlich von Bedeutung, dass Katalasereielie Jlileh ein M'hlrchtrr Nflhrbodon für Milchsihirclinkterien (die auch selbst keine Katalase bilden) zu sein scheint. "Weder in Biest, noch in rass-salzige Milch gedeihen Milchsaurebakterien so gut als in normaler. Dies bemerkte auch E. Seligmann 2), dermitteilte, dass eine ziemlich stark katalysierende Milch wenig Neigung zur Saurebildung zu besitzen scheint. Dem glaube ich es züschreiben zu müssen, dass unter gewissen Umstanden katalasereiche Milch das Auftreten von Blahung im Kiise befördert. Eine Infektion mit gasbildenden Bakterien, die in normaler Milch keinen Schaden anrichten würde, hat für mit solch pathologischer Milch gemachten Kiise bisweilen böse Folgen. Ist vielleicht der chemische Einfluss, den die Milch von frisch gekalbten, von altmelkenden und von brünstigen Kühen nach der Meinung von D ü g g e 1 i 3) und von A. Peter 4) auf den Quark ausiibt, auf die Tatigkeit von mit dein Kasein nlederKe.Helilairenen Fermenten zurückzuführen ?? 1) Dritte Auflage, S. .32 (Verlag Huber & Co., Frauenfeld) 1907. 2) Handbuch der Milchkundé 1909, Seite 319, 3) loc. cit. 4) loc. cit. Zwanzig Liter, auf gewöhnliche Weise gemolken» Milch wurde in zwei Teile verteilt. Der erste Teil wurde auf die gewöhnliche Weise, der zweite Teil naeh Zufügung von 10 Gramra sterielem Hepin (Normal Katalase von Behrings-Werk Marburg) zur Kasebereitung gebraucht. Beide Ka se wurden unter denselben Yerhaltnissen aufbewahrt und naeh 14 Tagen angeschnitten. Ber Kontrollkase zeigte ein normales Aussehen, das aus sehr katalasereicher Milch fabrizierte Kiischen war mit grossen und kleinen Löchern durchsetzt. Fünf Gramin von diesem Küse mit 10 cM3 Wasser feingerieben, entwickelte aus 5 cM3 1 % H20, in zwei Stunden noch 90 mM. Sauerstoff (im Garröhrchen von Koning gemessen); die Katalase war also durch die Reifungs(Milchsüure-?)Bakterien nicht vernichtet. (■ashild«'ii + 3/10 „ „ + » » n » + 4/10 „ „ + it » » n "1" » » Das Hepin hatte also keinen Einfluss auf die Entwickelung der Milchsaurebakterien. Derselbe Versuch wurde mit einem von einer mit Mastitis behafteten Kuh staminenden Kolistamm gemacht : 8. Fcbruar. ». Februar. 10 cM8 Milch -f 1/10 cM3 Hepin + Koli nicht geronnen. » n + 2/10 „ „ „ „ „ j» » "I" '1/10 „ » ~f~ » " " >t n ~f" 4/10 tt n "f* » n » » n "f" » n » j, n ................... + jj n n Naeh drei Tagen war noch keine Gerinnung eingetreten. Auch hier zeigte sieh Hepin-Katalase als ohne Einfluss. ». Fc- 8. Februar. bruar. 10cM3 Milch + 2/10cM3Hepin +Koli +Milcheaurehakterien geronnen n n + 4/10 „ „ + » + » » n » + » + » » n » "I" » "I" " Die Koli auf Bouillon geimpft schienen Reinkultur. Die Koli auf Agar geimpft schienen Reinkultur. Die Milchsaurebakterien auf Agar geimpft schienen Reinkultur. Also auch hier kein merklicher Einfluss. Um den Einfluss, den Hepinkatalase auf die Entwickelung von Gas durch Koli ausiiben könne, zu erforschen, wurden die folgenden Experimente vorgenommen: Ciftrröhrehen mit steri 1 isierter Milch: a. mit Mastitis Koli geimpft : Gerinnung dauert sehr lang. I>. 12/11. mit ('oli commune geimpft: geronnen. 1411 . 14. Fe- 1.1. Februar. brnnr. I. 10 cM3 Milch + 1/10 cM3 Hepin geronnen, viel Gns alles gleich. II. „ „ +2/10 „ „ „ wenig „ III. „ „ +3/10 „ „ „ „ » », >, IV. „ „ +4/10 „ „ „ viel Gas; mehr als hei I V. nur Milch. „ wenig Gas o. ViTHiicli mii'ilt' aiu foIgendeB Tiik«' wicderbolt. Nun zeigte sich wiederum kein Einfluss bemerkbar. Die Vermutung, dass die Katalase selbst das gashildende Vermögen der Kolibakterien beschleunigen sollte, wurde also durch diese Versuche nicht bestatigt. Nur bol I» I und besonders bei IV zeigte sich mehr Gasbildung als in dem Röhrchen ohne Hepin. Weil jedoch mehrere Arten Katalase bestehen und mir die Bereitung von Hepin nicht bekannt ist, wiirde es vielleicht von Nutzen sein können, wenn diese Versuche von anderen mit aus pathologischer Milch prüzipitierter Katalase wiederholt würden. Leider fehlte es mir hierzu an Zeit und Gelegenheit. Es ist eine Tatsache, dass haufig die Milch von kranken KOhen, die, gleichwie Biest, Milch von altmelkenden und von einigen brïlnstigen KOhen, reich an Katalase ist, auch eben wie letztgenan n te Milchsorten Blahung im Kilse befördern. In der Katalasereaktion besitzen wir ein wertvolles Mittel, derartige pathologische Milchsorten schnell zu erkennen. Wenn auch gerade nicht jede Milch, die bei der Untersuchung eine hohe Katalaseziffer anweist, für die Kasefabrikation zu verwerfen ist, so handelt der Küsefabrikant doch wejse, wenn er solche abnormale Milch nicht gebraucht. Es hat sich mir erwiesen, dass in vielen Fallen schon das Weglassen derselben allein genügte, Bliihung aufhören zu lassen. Die Wirkung derartiger Milch auf andere Milch stelle ich mir iihnlich jener von Biest, im Euter übermassig lang zurückgehaltene Milch, etc. vor. Nun hat zwar katalasereiche- in den meisten Fallen eine von der normalen Milch abweichende chemische Beschaffenheit, aber doch scheint mir die Yoraussetzung naher zu liegen, dass der Einfluss, den Biest etc. auf die andere zur Kasebereitung gebrauchte Milch ausübt, raehr fermentativer als chemischer Art ist. Ist doch die veranlasste Veranderung in der chemischen Zusammensetzung in einer grossen Menge Milch sehr gering, wiihrend auch eine kleine Enzymenmenge bisweilen grosse chemische Urasetzungen zu veranlassen im Stande ist. Möglichervveise werden weitere Untersuchungen hierüber mehr Aufklürung bringen. Wenn die Behauptung von Seligmann 1) wahr ist, namlich dass Katalase ausschliesslich durch Bakterien gebildet wird, dann wflrde eine katalasereiche Milch viel katalasebildende Bakterien enthalten müssen, was von selbst schon die Anwesenheit vieler Milchsaurebakterien ausschliesst. Auch von diesem Standpunkt betrachtet würde solche Milch für die Kasebereitung nicht taugen. Bei der Beurteilung des Katalasegehalts habe ich die Methode befolgt, welche durch C. J. Koning eingeführt ist. Dreissig nicht kalibrierte Garrührchen mit 20 cM3 Inhalt der Firma Delius aus Amsterdam habe ich nummeriert; ebenso 30 Flaschen von 125 Gramm. Die letzteren werden naeh der Reinigung jedesmal mit 1 % Borsiluresolution gefiillt und so in einem dafiir angefertigten Kistchen mit ebensovielen Abteilungen durch den Bauer, der die Milch seiner Kühe untersuchen lassen will, abgeholt. Vor dem Melken hat der Bauer eine Liste mit den Namen seiner Kühe angefertigt; jede Kuh erhalt eine Nummer. Bevor Kuh Nr. 1 gemolken wird, werden die Hiinde und die Zitzen mit 1) lor. cit. dem Borwasser aus Flasche Nr. 1 übergossen, dann wird gemolken, die Flasche gut entleert, und mit eineni langen (emaillierten) tiefen Löffel die Milch im Eimer uingerührt und davon Flasche Nr. 1 gefüllt. Dieser Löffel wird bei jeder folgenden Kuh mit der Borsaurelösung aus der folgenden Flasche abgespült; im übrigen wird bei Kuh Nr. 2, Nr. 3 etc. gerade verfahren wie bei Nr. 1. Dadurch, dass die Flaschen gefüllt mit 1 % Solutio acidi borici bewahrt und abgegeben werden, erlangt man verschiedene Vorteile: Die Flaschen sind stets rein, das Spucken in die Hiinde vor dem Melken wird verhütet, der Schmutz an den Zitzen wird entfernt, der Rührlöffel, mit dem die Milchprobe entnommen wird, kann jedesmal abgespült werden; die Hande bleiben wahrend des Melkens reinlich. Nur hat der Melker dafür zu sorgen, dass er jedesmal die Flaschen gut entleert, bevor er sie mit Milch füllt; die wenigen Tropfen Borsaurelösung, die dann noch an den Wanden haften bleiben, haben auf die Beschaffenheit der Milch keinen Einfluss. Sind alle Flaschen gehorig geschlossen und gefüllt wieder in das Kistchen gesetzt, dann wird es so schnell wie möglich in meine Wohnung gebracht, so dass ich die Milch fast immer 1 — 2 Stunden nach dem Melken untersuchen kann. Da ich voraus weiss, wann die Milch ankommt, habe ich die nummerierten Garröhrchen, eine Mensur von 20 cM:! und Wasserstoff'peroxyd von ungefahr 1 % bereit stehen. In kurzer Zeit sind alle Garröhrchen gefiillt init 15 cM-1 Milch, geschüttelt mit 5 cM3 H,O, 1 %. In Milch, die sehr viel Katalase enthalt, tritt bereits nach 10—15 Minuten Gasbildung auf, bisweilen sehr heftig, so dass der geschlossene Schenkel des Röhrchens nicht selten nach einer Yiertelstunde halb, oder sogar ganz mit Sauerstoff gefüllt ist. Dies kann man z.B. bei Eutersokret von Kilhon mit akuter Mastitis, bei Biest, bei blutiger Milch, bei Milch von heftig brünstigen Kühon (zweites Mal) etc. beobachten. Ist der Katalasegehalt weniger gross, dann ist cUq Schnelligkeit, mit der der Sauerstoff sich oben ansammelt, kleiner. Nach Yerlauf von 2 Stunden (oder, wenn dies durch die Praxis bedingt wird, nach langerei Zeit) sehe ich bei allen Röhrchen nach, wieviel^ .Sauerstoff gebildet ist. Normale Milch darf in zwei Stunden nur 2 — 3 cM* Gas im Röhrchen entstehen lassen. Je mehr Sauerstoff gebildet und je schneller die Entwickelung geschehen ist, um so mehr ist die Milch als abnormal zu betrachten. «oratie die Vergleicbung der verschiedenen Nummern kann sehr leicht und schnell die Kuh verraten, welche Abweichungen aufweist oder pathologische Milch gibt, besonders, wenn die Milch von jeder der vier Zitzen getrennt untersucht wird. Es ist selbstverstandlich, dass die Katalaseuntersuchung al lei n nicht genügt. Sic aeigt on» nur wo die folgende klinische- und bisweilen auch niikro*kopiMflit' Hntermicliung mit Nutzen einsetzt, und die Katalasebestimmang erspart uns unnützes herumtasten. Ich will versachen dies durch einige Beispiele aus der Praxis begreiflich zu machen: a. liitiTHiuiiuKt: von 2H ^liloliprolH'n: Katalase: Bei Nr. 6 bis einschliesslich Nr. 12 zu hoch. Klinische Untersuchung: Keine Abweichungen zu konstatieren. Anamnese: Der Eigentümer erzahlt, dass gerade diese Kühe weniger Milch geben als andere Jahre. Bei der Untersuchung ergibt sich, dass die Kühe durch einen Jungen gemolken werden, der in dem Jahre zuerst milkt und die K ii h e nicht gut a usmelk t, Ein anderer Knecht nimmt seine Stelle ein und acht Tage spater ist der Kilsefehler verschwunden. li. l lilcrsucliiiiiK der IMilch von 19 KM heil: Katalase: bei einer Probe sehr viel (70 mM O). Klinische Untersuchung: Ein Hinterviertel gibt nur e i n e n Liter scheinbar normale Milch, die anderen Viertel jedes 3 Liter. In einem mikroskopischen Praparat, von Sediment aus einem Trommsdorft'schen Röhrchen angefertigt, werden kurze Streptokokken gefunden. Auch die Milch der drei anderen Zitzen, einzeln untersucht, ergibt zu viel Katalasegehalt, doch keine Streptokokken. Das betreffende Hinterviertel wird nicht mehr gemolken; nach 14 Tagen war die Milch aus den drei anderen Zitzen normal; es wurde wieder guter Kase gemacht. C. I'iilcrsiH'hiiiii; von 37 Milcliprobcn: Katalase: nach 20 Minuten bei einer 60 mM, bei einer zweiten sogar 70 mM O. Klinische Untersuchung: Kuh Nr. 1 gibt nur aus * zwei Strichen, jedoch scheinbar normale Milch; im Sediment aus einem Trommsdorff 'schen Röhrchen werden jedoch Massen von Streptokokken gefunden. Kuh Nr. 2 ist sogenannt 3V2-zitzig, das heisst ein Viertel ist im Begiiff galt zu werden; die Milch in diesem Viertel enthalt ebenfalls kurze Streptokokken ; die anderen Zitzen scheinen normal. Kuh Nr. 1 wird galt gelassen; die „onkante" Zitze von Nr. 2 nicht mehr gemolken; der Kasefehler war direkt verschwunden. Der Eigentümer hat jedes Jahr Last von „onkant" werden seiner Kühe. Haben wir hier vielleicht mit sogenannten Virustragern zu tun, die Dr. Po els in seiner im September 1908 zu Utrecht gehaltene Rede erwahnte 1)? 1) 49ste Allgemeine Versammlung der Gesellschaft zur Fürderung der Tierarztneikunde in Niederland. 6 il. ITiitersuclning von »7 Prolien: Katalase: Bei einer nach 1/2 Stunde 55 mM. 0. Klinische Untersuchung: Die Kuh, deren Milch zu viel Katalase enthalt, leidet an Eutertuberkulose ira Beginn des Prozesses; die Milch scheint noch normal, doch enthalt ein Hinterviertel Knoten. Die Kuh wurde durch's Reich enteignet. Es wurde kein geblahter Kase mehr gemacht. »i. l'ntrrHiii'hiiiig von 5 Milt'liprolx'ii: Katalase: Eine init 40 mM. O. Klinische Untersuchung: Chronische Tympanitis; die Kuh erwies sicli spater bei der Schlachtung tuberkulös. f. ITnterauchmig von 13 Proben: Katalase: Eine entwickelt ± 55 mM. O. Klinische Untersuchung: Kein Resultat. Anamnese: Die Kuh hat im Frühjahr Mastitis gehabt, welche scheinbar gut geheilt ist. Bei der Anwendung der Katalaseprobe auf alle vier Zitzen besonders ergab sich, dass die Milch aus einem Hinterviertel 1) 60 mM. O entwickelte. Icli konnte keine Streptokokken finden. Diese Milch wurde getrennt gesammelt und der Kasefehler verschwand. g. lliitoPHUt'liiiiig von 21 Mtlchproben: Katalase: Bei einer 90 mM. O (gefüllt). Klinische Untersuchung: Kein Resultat. Anamnese: Kein Resultat. Die Kuh wurde in meiner Gegenwart gemolken. Die ersten 10-12 Strahlen aus einem Yorderviertel schmecken salzig und brackig. Im Sediment werden Streptokokken gefunden. In eine Zitze wird 5 Tage hintereinander jeden Tag 150 Gramm Solutio acidi borici 2 % eingespritzt, mit dem Erfolg, dass eine scheinbar heftige Mastitis entstand, welche jedoch wieder verschwand; die Milch ist 14 Tage spatei wieder normal und der Kasefehler kam nicht meln vor. .... t 1 1 \ /it (Ydirnaan Tl* O 1' 1) DaHHelbedasfrüher(1/2Jahr vorher) entzündetgewesen war. li. l nl<-r*ii<'liiiiiK von 11 Prollen: Katalase: Bei 3 viel zu hoch. Klinische Untersuchung: 5 Kühe gehen auf die Nach weide, welche kurz vorher mit Jauche besprengt ist. Diese Kühe haben alle tnehr oder weniger Diarrhoe, besonders die drei mit zu hohem Katalasegehalt. Um mit Sicherheit zu erfahren, ob der liohe Katalasegehalt durch Infektion der Milch mit Kolibazillen von mit Mist verunreinigten Zitzen oder Oberschenkeln etc. verursacht wird, oder ob wohl die viele Katalase tatsachlich in «Ier Milch anwesend ist, desinfizierte ich Zitzen, Euter und Oberschenkel mit 1 °/oo Sublimatlösung und melkte selbst von jeder Kuh eine Flasche voll. Die Katalase ist auch hierin viel zu hoch, so dass es bei mir feststeht, dass das Weiden von Vieh auf sogenanntem „getriebenem" Land Ursache der Produktion untauglicher Milch sein kann (Cholera infantum). Wechsel der Weide er wies sich denn auch als genügend, um den Fehler aufzuheben. i. l'ntersuoliniiK von 1» Pruhcn: Katalase: Ein Röhrchen ist nach zwei Stunden mit Sauerstoff gefüllt. Klinische Untersuchung: Die Kuh leidet an Fluor a 1 b u s. Resultat: Günstig (nach Verkauf der Kuh). k. liitoiv-iichiuiK von 17 Proben: Katalase: Ein Röhrchen nach 1/2 Stunde mit Sauerstoff gefüllt. Klinische Untersuchung: Die Kuh halt nach dem Melken ein zu grosses Euter über. Sediment im Trommsdorff'schen Röhrchen: gering, doch ergibt sich bei der mikroskopischen Untersuchung, dass zahlreiche koliforme Bakterien anwesend sind Resultat: Die heftige Blahung blieb direkt aus, nachdera die Milch dem Kübel nicht zugefügt warde. Wurde die Milch aus Versehen einmal wieder der übrigen Milch beigemengt, so wurde auch wieder sehr geblahter Kiise gemacht. 1. I'nterwneliiing von 18 Probcn: Katalase: Bei einer nach 20 Minuten 70 mM. O. Klinische Untersuchung: Das Rind leidet an chronischer Diarrhoe, dem Eigentümer zufolge bereits 4 Monate lang. Bakteriologische Untersuchung des Sediments, aus der Milch erhalten, bringt ans Licht, dass die Kuh an Koli-Mastitis leidet, obwohl oberflachlich am Euter nichts zu sehen ist. Resultat: Eigentümer, der bereits seit Monaten schlechten Kilse machte, erzeugte nach Verkauf diesel' Kuh wieder ein gutes Produkt. Aus dem, was ich bei einzelnen Autoren über diesen Gegenstand fand, und aus dem, was mich die Erfahrung gelehrt hat, glaube ich zum Schlusse berechtigt zu sein, dass die Ursache eines zu bekampfenden Kasefehlers, oder Mo men te die sie befördern, belm Vleh gesucht werden mi'issen: ». Bei allen Forinen infektifeer Maniiti*. Für uns sind haupts&chlichdie chronischen Luteientzündungen von Bedeutung, weil diese durch den Bauer langere Zeit hindurcli nicht mit Sicherlieit bemerkt werden und speziell der Katarrh des Milchbehalters. Nur die Schleimhaute der Milchcisterne und Milchgange sind angegiiften; am Euter ist nichts zu sehen, es ist nicht vergrössert, nichtheiss, nicht schmerzhaft. Die Milch hat ein normales Aussehen, doch ist der Geschmack, besonders was die ersten Strahlen betrifft, brackig-salz. An Stelle der Kalksalze enthalt die Milch hauptsachlich Alkali- salze und gerinnt schlecht; koramt viel davon in den Presskübel, dann wird der Quark schleimig. Der Kase, der dainit gemacht wird, ist nicht nur geblaht, sondern bleibt auch lange nass, reift schwer. Zum Entstehen dieses Katarrhs wirken besonders pradisponierend: schlechtes Ausmelken, zahes Melken, wunde Zitzen. Meistens heilt er von selbst, wenn die pradisponierende Ursache weggenommen wird. Bisweilen jedoch wird die Krankheit chronisch und bleibt; eine solche Kuh kann Monate lang schei 11 bar normale Milch aeben, welche jedoch in der Regel Streptokokken enthalt. Nicht selten werden derartige Eutererkrankungen nur durch eine Untersuchung nach der Ursache von Kasefehlern entdeckt. Dann ist auch für den Milchuntersucher von grosser Wichtigkeit: Die durch kurze Streptokokken verursachte chroniMcho «aMitls, welche das langsame galt werden eines oder mehrerer Viertel verursachen kann, was schliesslich mit Agalaktie endigt. Ich möchte diese auch in Holland sehr viel vorkommende Krankheit auf eine Linie stellen mit der schweizerischen „Gelben Galt" und der französischen „Mammite contagieuse". Lange Zeit bleibt auch der Geschmack und das Aussehen der Milch normal. Haufig ist auch «lie Milch «Ier Nclicinhar niclit iiiiK('Krill('iicii Viertel für die Kasebereitung ungeeignet; in der zuletzt gemeinten Milch werden bisweilen wohl, bisweilen keine Streptokokken angetroffen. An dritter Stelle kann, wie die Erfahrung mich gelehrt hat, auch die Milch, sogar aus leicht tiiberkiiloseii Kutcrii. die Entwickelung von Blahung stark fördern. Die Untersuchung zahlreicher Milchproben auf Katalase kann uns auf die Spur von Eutertuberkulose bringen. Hauptsachlich auch liegt die Ursache der Blahung vuil Kase direkt beim Vieh, beim Bestehen von Euterentzündungen durch nomiwhte (Kolt- «dor arrogrnei) infcktion verursacht (Bacterium phlegmasiae uberis Kitt). Wahrend eine Koli-Mastitis bei frisch gekalbten Kühen für gewöhnlich akut verlauft, komrat bei weiter vorgeschrittener Laktationsperiode auch die chronische Form viel vor. Bel EnteriliH, clironiscltor mowoIiI al* akntcr: Ausser Infektion der Milch durch taeces mit virulenten, gasbildenden Kolibazillen und Bacillus aerogenes, kornuit auch mehrmals Ansteckung des Euters hiermit vor. Mit Yerdauungsstörungen bekommt man es hauptsachlich im Stall nach \eifütterung von viel Rübenpulpe oder saurem Kartoffelmus zu tun; im Frühjahr bei schnellem Futterwechsel (vom Stall in die Weide) und nach der Heuernte bei Veriinderung von Weide (intensiv gediingte Nach weide); auch in Jahren, in denen zu viel Gras gewachsen ist (zu langes Gras auf alten Weiden). Diarrhoe komnit dann allgemein vor. Haufig auch durch schlechtes Trinkwasser aus Graben, in denen faule organische Stofte anwesend sind, also hauptsachlich durch Trinken aus Graben, die in langer Zeit nicht ausgebaggert wurden. Wcnn Milch bei der Produktion keine abnormale Anzahl Bakterien enthalt, doch viel Toxine patho- luKiNChen ITrnpruiisx iiiHsolit'idcii liilft. Also, wie bereits gesagt, in der Regel bei Krankheiten, die mit hohem Fieber verlaufen; meistens bei akuter und chronischer Metritis; bei Eiterprozessen auf einigen Stellen des Körpers; bei schwerer Krankheit der Nieren, bei Erkrankungen der Leber, wahrend der Inkubationsperiode von Infektionskrankbeiten etc. Bezeichnend war wolil der Fall, wobei sich ergab, dass eine an lieftigem Panaritium leidende Kuh die pradisponierende Ursache von Blahung im Kiise war; das Tier gab einen Eimer voll Milch an der nichts abnorraes zu sehen und zu schmecken war; nur der Katalasegehalt war sehr hoch. Im „PliariiiacentlHcli M n kltlad" 1907 1) sagt Koning: „ ... Zahlreiche Fragen stehen rnit dera Katalasegehalt der Milch wahrscheinlich in Beziehung. Yielleicht verbreitet meine Untersuchung einiges Licht über die noch so dunkle Frage nach der Ursache der Küsefehler." Als Herr Koning dieses schrieb, war ich bereits beinah zwei Jahre rait raeinen Versuchen beschaftigt; die Resultate, die ich bis heute damit erreicht habe, zeigen, dass Koning auf die Dankbarkeit des Kasefabrikanten und des Praktikers Anspruch bat. Nicht dass nun alle Schwierigkeiten bei der Milchuntersuchung überwunden sind, jedoch sind wir durch die Enzymenreaktion einen grossen Schritt weiter gekommen. Im „ChcmlNcli Wccklilad" 2) vom 10. April 1909, Seite 249, sagt Koning sehr richtig: „Die biologische Untersuchung (von Milch) kann nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn der an einer Molkerei angestellte Cheraiker-Biolog, der sich mit diesen Angelegenheiten zu beschüftigeii hat, sich genau davon überzeugt, woher die Pro ben stammen, und seine Ta tig kei t sinoli nut* «lm fctall ausdehnt." Der Chemiker im Stall? Ist hier nicht vielmehr der Tierarzt am Platze? Liegt in diesem Ausspruch des bekannten Chemikers und Milchkundigen nicht eine Anerkennung, dass die Milchuntersuchung viel fruchtbringender durch den Tierarzt würde verrichtet werden können? 1) Auch im: Biologische u. Biochem. Studiën über Milch: Heft II. 1908, Seite 68. 2) Verlag von D. B. Centen, Amsterdam. In Niederland ist in jeder Provinz durch die landwirtschaftlichen Verbande ein Molkerei-Konsulent angesteltt. Diese letzteren werden durch die Regierung subsidiert. Bis heute wird an der Reichs-Tierarzneischule zu Utrecht kein ausreichender Unterricht in der Kenntnis der Milch gegeben; daher bemühen sich die Tier&rzte in Niederland im allgemeinen wenig mit Milch und Milchkontrolle. Dies sollte anders sein. Sehr richtig bemerkt Dr. Lam 1): „ es scheint mir hier ein Gebiet zu liegen, wo gemeinschaftliche Tatigkeit von Tierarzt und Chemiker für die Praxis der Milchkontrolle ausserst nützliche Arbeit wiirde verrichten können " Wo die Ursache von Kasefehlern, speziell von Blahungen, in Fehlern in der Bereitungsweise, im Kaselab oder im Betriebswasser, oder in der Infektion der bei der Kasebereitung gebrauchten Geriite zu suchen ist, da ist der Molkerei-Konsulent vollkommen auf seinein Terrain. Wo jedoch der Stall, die Haltung und Verptlegung, die Fütterung und hauptsiichlich wo (bisweilen in Verbindung damit) pathologische Zustande beiin Vieh die anleitende Ursache der Verbreitung von Blahungserregern sind, oder wo abnormale Beschaffenheit der Milch die Entwickelung dieser letzteren fördert, da hat der Tierarzt dem Molkerei-Konsulenten die Hand zu reichen, um in gemeinsamer Arbeit zu versuchen, Verbesserung in die Produktionsbedingungen zu bringen. Besonders in jenen Fiillen, in denen der beste Kaser bisweilen plötzlich mit Fehlern zu kampfen hat, kann der Tierarzt die nützliche Arbeit des MolkereiKonsulenten hierdurch unterstützen. 1) Pharmaeeutisch Weekblad 1007, Seite 328.