259 1)1 :n TA HAK Studiën übcr seine Kultur und I»iolcï«j^i< C. -I. K O N ! N G. AMSTERDAM, LEIPZIO. H. & G. VA N HE T E R E N. W 1L H KLM ENG EI, M A N \ 1900 (Ti <ÜT 21 259 ■ r G- 21 DER TABAK Studiën über seine Kultur und Biologie VUN C. J. KONIN G. AMSTERDAM, J. H. & G. VAN HE TE REN. LEIPZIG, WIL FT E L M E N G E L M A N N. 1900. iï' DER TABAK VON C. J. KONING. DER TABAK Studiën über seine Kultur und Biologie VON C. J. KONING. ■*<—' —is- AMSTERDAM, J. H. & G. VAN HETEREN. 1900. L EIPZIG, WILHELM ENGE LM ANK. J. FORS T KR, M. D., LI. D. (Edinburgh), Professor der I ly giene und Bacteriologie an der Universitat Strassburo- Correspondierendem Mitglied der Kgl. Academie der Wissensehaften zu A msterdam, u. s. w., gewidm et. Bei den chemischen Prozessen der Bildung und Zersetzung von Stoffen, die in der Natur tdglich stattfinden, spielt die Lebensthdtigkeit kleinster Organismen eine machtige, einflussreiche Bolle. Nicht bloss für den Biologen, auch für die Entwicklung des Chemikers ist es demnach von hervorragender Bedeutung, neben der Chemie, die Bacteriologie, die Zeftre ro» eten Organismen, sm betreiben. Von dieser Erwdgung ausgehend wünschte ich mich, nachdem ich mein Fachstudium an der Amsterdamer Universitat vollendet hatte, auch mit dieser jungen Wissenschaft zu beschaftigen, die seit kurzem eine hohe Flucht genommen hat und in die verschiedensten Gebiete eingreift. Die gunstige Lage meines Wohnortes in der Ndhe von Amsterdam ermöglichte mir den iceiteren Besuch der Universitdtsanstalten, «md so tewufete ich mich an Sie, verehrter Piofessor Forster, mit der Bitte, ?m'r rifm PFe# auf dem mir fremden Terrain zu zeigen. Freundlich haben Sie mich in Ihr Laboratorium auf genommen und mich mit den bacteriologischen Untersuchungsmethoden bekannt gemacht. Ich erinnere mich noch lebhaft, wie Sie nun vor vier Jahren mich auf die Fer- mentation des Tabaks aufmerksam machten, mit welcher Sie sich seit langerer Zeit schon gelegentlich beschdftigt hatten. Sie legten mir diesen Gegenstand besonders ans Herz und wiesen mich damit auf ein Gebiet, das nach verschiedenen Richtungen kin urbar gemacht toerden könne. Nachdem ich nun einmal unter Ihrer Leitung begonnen hatte, auf diesem Gebiete zu arbeiten, trat mir balei, wie Sie voraus gesagt, der hohe Nutzen deutlich vor Augen, den die eingehende Untersuchung der Tabakskultur vom wissenschaftlichen Standpunkte aus und mit Zuhilfenahme des durch die Bacteriologie gewonnenen Wissens bietet. Die Beschdftigung hiermit wurde mir tdglich lieber und regte mich zu fortwdhrender neuer Arbeit an. Ihnen, verehrter Professor Forster, fühle ich mich zu Dank verpflichtet. Sie haben mir den Weg eröffnet, auf dem ich das Kleine in der Natur, das so machtige Wirkung übt, kennen lernte. Sie haben mir in den freundlichen Rdumen des Laboratoriums an der Amsterdamer Universitat stets Ihre Beihilfe verliehen. Ihnen verdanke ich meine Entwicklung in dieser biologischen Wissenschaft, zu der meine Neigung mich hin zog; und deshalb ist es mir eine angenehme Pflicht, Ihnen hiermit die Frucht meiner Arbeit in der Form dieses Buches zuzueignen. Bussum, November 1899. C. J. KONING. DER TABAK VON C. J. KONING. Hanausek erwahnt im Anschluss an das von Suchsland vorgeschlagene verbesserte Tabaksgahrungsverfahren durch reirigezüchtete Bakterien, dass nach Semmler in Cuba einige beschadigte labakbliitter von untadelhaftem Aroma in Wasser zum Faulen gebracht werden und dieses Wasser zum Besprengen des ausgegohrenen Tabaks gebraucht wird, wodurch das Aroma verbessert werden soll. Koch's Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gahrungsorganismen 1892. Vor mehr als zwei Jahren lenkte Professor Forster in Arasterdam meine Aufmerksamkeit auf die Untersuchurtg der Gahrung des Tabaks. Die Yermutung lag nahe, dass entweder die Hefen, oder die Bakterien bei der Gahrung eine Funktion ausubten (Suchsland). Die Proben sind also von mir in der Richtung hin genommen worden, dass ich in erster Linie ungebrühten Tabak im Laboratorium kunsthch zum Gahren brachte, um spater die natürliche Gahrung mit dem erhaltenen Resultate vergleichen zu können. Ich habe, durch verschiedene Umstande dazu gebracht, die Untersuchung ansgedehnt und sowohl den anatomischen Ban dei Pflanze, besonders des Blattes, als die Düngung und die chemische Zusammensetzung des lebenden, des sterbenden und des toten Gewebes untersucht. Dann habe ich die Gahrung und die dabei hervortretenden Erscheinungen genaubetrachtetund schliesslich die Krankheiten, welche sich am meisten beiden Pflanzenzeigen,studiert. Ehe ich diese Gegenstande zu beschreiben anfange, spreche ich zuerst Herrn Professoi lor ster, jetzt in Strassburg, meinen Dank aus, der mir zum Anstellen der Versuche seinen Rath und sein Laboratorium zur Verfügung steilte, dann den Herren Herschol in Amersfoort und de Hartog in Wageningen, die mir den nichtfermentierten Tabak zusandten und mir Gelegenheit gaben, öfters die gahrenden Haufen Tabak in Wageningen zu untersuchen und mich dadurcli in den Stand setzten, die Kuituren zu den bakteriologischen Untersuchungen an Ort und Stelle anlegen zu kunnen, dem Herrn N. v. Os in Amerongen für seine Bereitwilligkeit, mir die lebenden, toten und kranken Pflanzen zuzuschicken und für seine vielen wichtigen Mitteilungen bei meinem wiederholten Besuche in den Tabaksfeldern. Allen meinen Dank für ihre Hülfe und Freundlichkeit, deren ich mich stets erfreut habe. Als Columbus 1492 auf der Insel Guanahani landete, sah er, wie die Rothaute aus Nase und Mund Rauchwolken bliesen. Sie hatten ein Kraut, welches, nachdem es getrocknet war, in ein Maisblatt hinein gewickelt, an der einen Seite angezündet und am andern Ende im Munde gehalten wurde. Dieses aufgerollte Kraut trug den Namen „Tabaco". Andere behaupten, der Name Tabak stamme von einer zu den Antillen gehörigen Insel Tabago her. Wie dem auch sei, soviel ist sicher, dass im Jahre 1558 in Lissabon eine Tabakspflanze aus Florida von Gonzales He man des eingeführt wurde, wovon Jean Nicot allda im Jahre 1560 mittels Samen viele Pflanzen aufzog und diese in verschiedene Lander Europas mit wunderlichen Erzahlungen verbreiten liess. Allmahlich wurde die Pflanze in verschiedenen Gegenden angepflanzt, bald mit mehr, bald mit weniger Erfolg. Von den am meisten kultivierten Arten können genannt werden: Nicotiana Tabacum, N. rustica und N. macrophylla. Die Pflanze gehort nach dem System von Eichler zu den Tubiflorae und zwar zu der Unterabteilung der Solonaceae. Sie ist also der Datura Stramonium, Hyoscyamus niger, Capiscum annuum, Solarium tuberosum, Lycopersicum esculentum, Atropa belladonna u. a. nahe verwandt. Die Familie hat also zahlreiche Vertreter, welche kraftig wirkende Gifte bilden. In den Tabaksblattern zeigt sich das bekannte flüssige Alcaloïd Nicotin, gebunden an Apfelsaure und zwar in wechselnden Quantitaten von 0,7 — 5%, abhangig vom Alter der Pflanze und den verschiedenen Witterungsverhaltnissen. Die schonen Untersuchungen von Laden burg, Hoffmann und Pinner liessen das Nicotin als ein Derivat von Pyridin erkennen. Die chemische Structur dieses kraftig wirkenden Giftes ist bekannt geworden und daher die Synthese möglich. Handel und Anwendung. Ein jeder, welcher die Gegeild um Wageningen, Eist und Amerongen, von Amersfoort und Nijkerk, die Dörfer in der Betuwe und in Maaswaal besucht und dort durch die Tabaksfelder geht, wird den Eindruck bekomraen, dass die Tabakskultur hier im Lande noch eine grosse Ausdehnung hat. Besonders fiel mir überall die aussergewöhnliche Sorgfalt auf, welche auf die Kultur,aufdieErnte,aufdasTrocknen und auf die Brühung verwendet wurde. Es möge den hollandischen Tabakspflanzern ein erfreuliches Zeichen sein, dass diese wirklich grosse Kultur und dieser grosse Handel in den letzten zwei Jahren wiederum Fortschritte machen. Ehemals brachte der getrocknete, noch nicht fermentierte Tabak 25 Gulden per 100 ein, in den schlechten Jahren (87-92), als viele Züchter die Kultur einstellten, 7-12 Gulden, und jetzt wieder 17-20 Gulden. Man unterscheidet im Handel: 1° Boden- oder Sandgut. Dies sind Tabaksblatter, welche zuerst gepflückt werden, die untersten Blatter, welche viel Erde und Sand enthalten und schon Ende Juli geerntet werden. 2° Erdgut. Dies sind die mittelsten Blatter, die wohl den besten Teil der Pflanze bilden. 3° Bestgut. Dies ist weniger gut und wird vom oberen, der Knospe beraubten Teil der Pflanze, erhalten. 4° Geizen. Es sind diejenigen Blatter, welche nach dem Pflücken noch am Stengel wachsen, es sind Auslaufer, welche die Pflanze so viel wie nur möglich aussaugen. Die Durchschnittsernte ist gewöhnlich 2 a 3 Millionen Pfund. Yon unserm hollandischen Tabak geht 7/h der Ernte nach Deutschland, Belgien, Österreich, Italien, Schweden, Norwegen und England; Vs bleibt im Lande zu verschiedenen Zwecken als Kerbtabak und Deckblatt. Der Schnupf-und Kautabak wird hauptsachlich geliefert von Amerongen, Nijkerk, Wageningen, Rhenen und Umgegend; es ist „Bestgut" und wird zum grössten Teil nach England, Belgien, Italien und Deutschland versandt, wahrend das Erdgut" nach Österreich, Frankreich und auch nach Italien und Deutschland geht. Das Blatt aus Nijkerk ist, wie man es nennt „üppiger"; es ist elastischer und „piepst", wenn man es mit den Fingern spannt. Es sieht auch fetter und dicker aus und eignet sich daher besser zum schweren Kautabak und zum Schnupftabak. Die Betuwe liefert mit ihrem schweren Lehmboden immer den besten Cigarrentabak, der deshalb mit 2 Gulden per 100 Pfund mehr bezahlt wird. Der Tabak von Valburg jedoch mit seinem hellgefarbten Blatt zeichnet sich vor allen andern aus und ist sogar 8 Gulden per 100 Pfund mehr wert. — Der Tabak, der nach Schweden, Norwegen, Danemark und Deutschland „ungebrüht" versandt wird, kommt aus Valburg und Bemmel und zum kleinen Tejl von Maaswaal. Er wird im getrockneten Zustande, „kalt gebrüht" wie man es nennt, also ohne der Fermentation ausgesetzt gewesen zu sein, sofort gebraucht. Dieser Tabak hat eine helle, goldgelbe Farbe. Der Schnupf- und Kautabak hat ein dickes Blatt; schon mit der Hand kann man bei gleich grossen Büscheln den Gewichtsunterschied von dera Cigarrentabak deutlich herausfühlen (Betuwe). Um die hohen Zollabgaben in England, Deutschland und Belgien zu umgehen, wird die Mittelnarbe aus den Blattern herausgenommen, die Blatthalften auf einander gelegt und in zierliche Bfischel gebunden. Den gleichen Erfolg erhalt man, wenn man den Tabak „ausdampft" d. h. das Gewicht vermindert, indem man den Wassergehalt verringert. Auf diese AVeise ist es möglich, 50 kg. auf ein Gewicht von 35 herabzudrücken. Ich meine, dass die englische Regierung eine bestimmte Grenze gezogen hat, und dass der Tabak also nicht so trocken gedampft werden darf, wie man dies früher that. Der Einfluss auslandischer Ernten kann hier durch die Anderung des Preises zu Tage treten. Wenn das Ausland eine Missernte oder weniger gute Ernte hat, so steigen die Preise hier und umgekehrt. Die Zeit für den Yerkauf ihres Tabaks kann von den Züchtern selbst bestimmt werden; der Grosshandel bezieht die getrockneten Blatter von ihnen, wenn die Preise annehmbar sind. Dieser Handel beiuht hauptsachlich bei den Herren Herschel in Amersfoort, de Hartog, de Voogt und Koch in Wageningen, Frowein in Arnheim und de Block und C°. in Amsterdam, nebst einigen Spekulanten in Maaswaal. Düngung. Das Klima, der Boden, die Düngung, die Trocknungsweise der Blatter und die Fermentation üben einen grossen Einfluss auf die so sehr erwünschte gute Qualitat der Tabaksblatter aus. Es ist also nicht möglich, alle diese Bedingungen künstlich hervorzurufen oder zu beeinflussen. Eine gute Ernte ist sehr abhangig von den Witterungsverhaltnissen. Ein einziger Hagelschauer kann in einigen Minuten ein zu Felde stehendes Gewachs fast vernichten, wahrend auf der anderen Seite eine Krankheit unter den Pflanzen bisweilen zahlreiche Opfer heischt. Auch beim Tabak findet ein Wechsel im Anbau statt; wozu die Leguminosen gewahlt werden. Durch die eingehenden Untersuchungen von He 11riegel, Nobbe und Hiltner ist dieser Wechsel studiert und erklart worden. Die Pflanze, die im Allgemeinen viel Stickstoft' zum Aufbau des Eiweisses bedarf, erhalt diesen Stickstoff aus dem Boden und der zugeführten Nahrung. Wenn ein und dasselbe Gewachs wahrend einiger Jahre auf einem Acker gezogen wird, so wird dieser Acker ungeachtet der Düngung stets armer an der gewünschten Nahrung für die Pflanze werden. Durch die Abwechslung in der Anpflanzung, die man nicht erklaren konnte, wurde diesem Übe] einigermassen abgeholfen. Man findet in den Leguminosen (Erbsen, Bohnen m. a. W. Hülsenfriichte) Pflanzen, die den Acker für das nachste Jahr verbessern. Jetzt hat sich herausgestellt, dass die kleinen Wurzelknöllchen jener Hülsenfrüchte eine sehr wichtige Funktion bei der Assimilation des Stickstoffs ausüben. Die Besprechung des hüchst interessanten Baues jener kleinen Knollen, sowohl als die Entwicklung der Bakterien, welche da hinein dringen, das Gewebe angreifen und dieses umbilden, wiirde zu weit führen. Jedoch sei darauf hingewiesen, dass bestimmte Arten von Bakterien durch die W urzelhaare oder Yerletzungen in die Wurzeln hineindringen, sich stark vermehren und ein neues Pflanzengewebe hervorbringen, welches sich in knollenartigen Yerdickungen zeigt. Die Wirkung dieser kleinen Knollen fangt erst dann an, wenn die auflösbaren Stickstoffverbindungen aus dem Boden verbraucht sind. Reinkulturen von verschiedenen Bakterien, welche augenscheinlich dieselben kleinen Knollen bilden, habe ich jetzt unter dem Namen „Stikstofverzamelaars"(Stickstoffsammler) in den Handel gebracht. Eine Weinflasche dieser Kultur geniigt für 7i ha. So Fig. 1. Nicht-geimpfte und mit bacterien-geimpfte Serradella (Ornitliopus sativus). hat man „Stikstofverzamelaars" fiir Pisum Sativum (gewöhnliehe Erbse) fïir P. arvense (Sanderbse), Lupinus, Ornithopus sativus, Trifolium pratense, Lathyrus Sylvestris u. s. w. "V ergleichende Proben, mit diesen Kuituren genommen, zeigen in der That den groszen Unterschied in der Entwicklung und in dem Wachstum der Pflanze auf einem Acker mit solchen Reinkulturen gedüngt, und dem gleichen Acker, welcher im natürlichen Zustande geblieben ist *). Jeder Züchter ist davon überzeugt, dass die Anwendung einer bestimmten Art Dünger fiir ei 11 bestimmtes Gewachs die Ernte bedeutend verbessern kann. Das schwierige Problem, welcher Dünger in unserm Lande fiir unsern Tabak verwendet weiden muss, ist zwar noch nicht ganz gelost, doch ist ein Fortschritt in der Kulturweise der Pflanzen schon zu bemerken, dank der Sorgfalt, die viele Pflanzer ihrem Gewachse widmen. Die Anweisung tüchtiger wissenschaftlich gebildeter Agronomen, Chemikei, und in der letzten Zeit Bakteriologen ist von höchster Wichtigkeit, um Versuche nach einer bestimmten Richtung hin anzustellen. Die Erfahrung lehrt, dass ein hoher Gehalt an Chlorsaure die Brennbarkeit des Tabaksblattes nicht fördert, sondern sie stark verringert. Ebenso wie in Ostindien hat man auch hier die Erfahrung gemacht, dass derselbe Boden nicht jedes Jahr ein gleich gut brennendes Produkt liefert (Salm 1877). Ziele aufmerksame Pflanzer meinen, ein tüchtig beregneter Tabak liefere meistens ein besser brennbares Produkt. I11 der Asche gut brennbaren Tabaks findet sich viel kohlensaures Kali, in derjenigen des schlecht brennbaren sehr wenig von diesem Salze; dahingegen viel schwefelsaures Kali und Chlorkalium. Das kohlensaure Kali ist in diesem Zustande nicht im Blatte anwesend, sondern entsteht beim Yerbrennen aus Apfelsaure, Citronensaure und oxalsaurem Kalium. Die sehr verbreitete Meinung, dass der Salpeter die Brennbarkeit vermehre, ist nicht ganz richtig. Denn Algier liefert Tabaksarten, welche viel Salpeter enthalten und doch schlecht brennen. Dagegen bestehen andere Arten, welche keinen Salpeter enthalten und doch gut brennen. Man hat Recht, wenn man Zusammenhang sucht zwischen der Brennbarkeit und dem Vorhandensein von organischen Salzen, und dies kann man erklaren und beweisen. (Indische Kuituren von Van Gorkom.) Unbrennbarer Tabak, welcher durch eine Auflösung eines organischen Kalisalzes gezogen und nachher getrocknet wird, ist durch diese Behandlung wirklich brennbar geworden. Macht man die namliche Probe mit gut brennbarem Tabak und einem anorganischen, einem Magnesium- oder Kalk-Salze, so ergiebt sich, dass die Brennbarkeit gewichen ist. Die Asche wird in diesem Falie kein kohlensaures Kali enthalten, das wohl nach dem ersten Experimente gefunden wurde. Der Tabak erheischt Kalium, viel Kalium, und damit jene Salze in die Pflanze aufgenommen oder in ihr gebildet werden, *) Siehe meine Abhandlung im „Indische Mercuur", 17 Dec. 1898: De Stikstofvoeding der Leguminosen. muss man die Chlorverbindung vermeiden. Die kohlensauren*, salpetersauren und schwefelsauren Salze des Kalium dahingegen werden von den organischen Sauren analysiert. Alljahrlich werden von unsern Züchtern Tausende von Gulden auf die Düngung ihrer Felder verwendet. Die Tabakspflanze braucht eine kraftige Nahrung, wodurch sie zu gleicher Zeit eine gewisse Immunitat den fungischen Sporen gegenüber erhalt. Es ist sehr beachtenswert, dass die Pilzarten im Tabak, welcher in unfruchtbaren Boden gepflanzt war, welcher also wenig gedüngt wurde, sich spater gerne in der Pflanze entwickeln. Der schlechte flnanzielle Zustand des Pflanzers ist indirekt Ursache davon. Allgemein kann man bei sorgfaltiger Behandlung des Tabaks annehmen, dass ein Hektar von Boden, welcher schon in Kultur genommen ist. 35000 kg. Schafsmist braucht, mit einem Durchschnittswert von 350 Gulden (etwa 600 Mk.) Die Lxpeiimente mit der Tabakskultur in Zeeland haben bis jetzt nicht den erwünschten Eifolg gehabt. Der hohe Gehalt des Meeresthons an Chloriden ist höchst wahrscheinlich Ursache davon. Im Zusammenhang mit dem dortigen Futter der Schafe ist auch der Mist dieser Tiere (/ 1,50 per 1300 kg.) weniger weit als derjenige, welcher aus der Provinz Utrecht und Süd-Holland angeführt wird. Im grossen Ganzen ist die Düngung unsrer Tabaksfelder noch sehr verschieden. Einen sehr g'uten Eifolg eizielt man durch Anwendung von 45000 kg. Schafsmist und 500 kg. Chilisalpetei-Superphosphat per Hektar. Gleich günstig vvirkt eine Düngung mit 45000 kg. Schafsmist und 350 kg. gemalenem (= aufgelöstem) Peruguano. Die Zusammensetzung dieser Düngstoffe ist für 1000 kg. frischen Schafsmistes in ihren wirksamsten Bestandteilen angegeben: Stickstoff 8.3, Phosphorsaure 2.3, Kali 6.7, Natron 2.2, Kalk 3.3, Chlor und Fluor 1.7 im Werte von /' 8, — per 1000 kg., welche durch die Kosten für Fracht, Arbeitslohn, bis zu ƒ 9,— steigen. Chilisalpeter enthalt 15% Stickstoff im Werte von/ 11,50 a / 12,50 per 100 kg. Aufgelöster (= gemalener) Peruguano: 7% Stickstoff und 9.5% auflösbare Phosphorsaure im Werte von ƒ10,— per 100 kg. Ebenso wie die meisten anderen kiinstlichen Düngstoffe, welche unter Kontrolle gestellt werden können, wird der Gehalt für Chilisalpeter-Superphosphat angegeben mit 7 °/o Stickstoff und 9 % Phosphorsaure etwa im Werte von ƒ 8,50 per 100 kg. Unter dem Namen „Delidünger" der besonders nach Indien gescha.fft wurde, war eine Mischung im Handel, welche 6% Stickstoff, 5% Phosphorsaure und 5% Kali enthielt. Man behauptete, durch Anwendung dieses Kunstdüngers erhielte man ein heil gefarbtes Blatt. In der letzten Zeit ist die Aufmerksamkeit auf die Torfstreu gelenkt worden, welche aus den Pferdestallen herstammt. Sie zeichnet sich vor allen anderen tierischen Düngstoffen dadurch aus, dass mit ihr der Boden poros bleibt und deshalb mehi leuchtigkeit festhalt als bei einer Düngung mit Kuhmist. Ein mir bekannter Ziichter, der eine Reihe von Jahren Versuche mit verschiedenen Düngstoffen machte, einzeln und gemischt, bat es jetzt so weit gebracht, dass ein für Holland sehr gutes Produkt erzielt wird, zu gleicher Zeit noch mit dem Yorteile, dass die Kosten für Düngung bedeutend geringer sind. Einige Züchter gebrauchen nebst Schafs- oder Kuhmist noch Taubenmist auf ihien Feldein nnd zwar 20 bis 30 h.1. per h. a. Die Erfahrung lehrt, dass so der Tabak kraftiger ist, schwerer wiegt und mehr Glanz besitzt. Ein gleiches Resultat wird hervorgebracht mit dem viel billigeren Peruguano. Alle 4 bis 5 Jahre werden auf dem Felde Leguminosen gezogen und noch nachher im namlichen Jahre weisse Riiben, auch wohl Futtermöhren. In diesem Falie wird im Monat Marz der Möhrensamen zu gleicher Zeit mit Erbsen ausgesat, die Rüben hingegen erst Ende Juli, nachdem die Erbsen eingeerntet sind. Im darauffolgenden Jahre waclist auf solchem Acker die Tabakspflanze üppiger, tragt ein dünneres, schöneies Blatt, das besser biennt, doch weniger Gewicht hat bei gleicher Düngung als auf anderem Boden. Wir sehen hier nochmals die kraftige Nachwirkung der Leguminosen, das Resultat des Wechselbaues. Allgemein wird bemerkt, dass ein warmer, trockner Sommer ein dickeres, schweiei biennbaies Blatt liefert, ein feuchter regnerischer Sommer ein dünneres, bessei biennbaies Blatt. Nesslei suchte die Erklarung dafür in der verschiedenen Absorptionsfahigkeit des Bodens dem Chlor und Kalium gegenüber, wonach in ti ocknen Sommei n besonders die Chlorsalze (NaCl.) mit dem Grundwasser aufsteigen sollten, indem diese in nassen Sommern hinweggespült würden. Wie dem auch sei, es scheint mir, dass der anatomische Bau des Blattes einen nicht unbedeutenden Anteil an der Brennbarkeit hat. Ein Tabaksfeld in der Nahe von Ameiongen wai zum leil gelegen an einer mit schweren Buchen bowachsenen Allee; dieser leil wurde fast den ganzen Tag beschattet, war also feuchter als der von der Sonne besehienene. Die Pflanzen im Schatten waren höher und mit grosseren Blattern versehen. Die mikroskopischen Untersuchungen zeigen in der That, dass die Struktur dei Blattei feiner ist, und dass besonders das Schwamm-parenchym mit grosseren Luftgefassen versehen ist als dasselbe Gewebe der von der Sonne beschienenen Blattei-. Ebenso, jedoch in schwacherem Grade, kennzeichneten sicli die Blatter der Pflanzen, welche durch den Schatten der Trockenscheunen nach 1 Uhr Nachmittags keine Sonne mehr bekamen. Im Anschluss hieran lehrten mich die Yersuche, dass ein Blattteil oline Hauptrippen einer beschatteten Pflanze weniger wog als ein ebensogrosser Teil von einem besonnten Blatte. Als Durchschnittswert bei fiischen Blattteilen fand ich für die im Schatten wachsenden Pflanzen, bei einer Oberflache von 23 cm2, 0.530 Gramm, für die im Sonnenlicht wachsenden Pflanzen 0.650 Gramm, also im Verhaltnis von 100 zu 122. Zugleicherze.it muss hier die Bemerkung gemacht werden, dass Pflanzen, welche im Schatten wachsen, im grossen Ganzen ein besser brennbares Blatt liefern. Aus diesen Betrachtungen erhellt die Macht der Düngung und der Einfluss des Lichtes auf den anatomischen Bau des Blattes *). K u 11 u r Anfang Marz wird der Samen der Tabakspflanze auf eine sehr eigentümliche Weise zur Aussaat prapariert. Zu einem Hektar braucht man nur 18 Fingerhütchen von diesem sehr winzigen Samen. Man bringt weissen Sand in Blumentöpfe und oben darauf den ein wenig angefeuchteten Samen. Eine Reihe dieser Töpfe, meistens für verschiedene Züchter, wird in ein kaltes mit Glasscheiben verschlossenes Mistbeet gestellt, in welchem durch Brühung des hineingebrachten Pferdemistes die erwünschte Temperatur erhalten wird, uni die Saat keimen zu lassen. Sobald das Würzelchen sich zeigt, wird der Samen mit trocknern San de vermischt und dann in die Mistbeete ausgesat. Der Boden dieser Mistbeete ist mit Pferdemist und etwas Taubenmist zubereitet. In der Gegend von Wageningen und Amerongen ist dieser Vogelmist leicht zu bekommen, durch das Recht, welches einigen Herrlichkeiten gewithrt ist, hunderte ja sogar tausende meist verwilderte Tauben halten zu dürfen. Von diesen uralten Herrlichkeiten können genannt werden: Amerongen, Mo lenst ein, Zanclenburg und Leeuwenburg. Der Handelswert dieses Taubenmistes is etwa 2 Gulden per Malter. Die Kiste oder das Mistbeet, wovon der Glasrahmen mit geöltem Papier verklebt ist, wird jetzt derartig behandelt, dass der Pferdemist etwa 1 cm., der Taubenmist dahingegen etwa 3 a 4 cm. unter den Boden zu liegen kommt. Nachher wird das Mistbeet triefnass gemacht, und der Samen mit Sand vermischt darüber gestreut. Die ersten 10 Tage braucht es nicht begossen zu werden. Etwa am 15 — 30 Mai sind die Pflanzchen so gross, dass die besten ausgesucht und gepflanzt werden können. Dies geschieht auf dem schon schwer gedüngten Land und zwar so, dass zwei Reihen der Pflanzchen auf einen einigermassen erhöhten Erdrücken gestellt werden. Man erhiilt hierdurch eine gute Abwasserung und zugleicherzeit eine sehrgute Gelegenheit, um spater beiin Einernten zwischen die Pflanzchen zu gelangen. Auf einem ha. stehen ungefahr 38000 Pflanzen, welche je 45 cm. von einander entfernt sind. Die Umgebung der jungen Pflanzchen wird immer sorgfaltig mittels Schaufel und Hacke vom Unkraute gesaubert. Die gefürchteten Feinde der Pflanzen sind nun die „Kafer- und Grauwürmer", die auf allen Tabaksfeldern, und die Erdraupen, die nur auf einigen Feldern gefunden werden. Nicht selten werden wahrend des ersten Monats 2000 per ha. mit der *) Siehe meine Abhandlung im „Indische Mercuur", 18 Mai 1899, „Martellin, een nieuwe meststof." 2 Hand, also durch Ablesen entfernt. Nach dieser Zeit verschwinden diese gefürchteten Eindiinglinge von selbst. Die Anpflanzung einer Reihe Salat langs der hohen Erbsenund Bohnenhecken, scheint ein Lockmittel für die Erdraupen zu sein; auf diese Weise wird das Suchen und Entfernen erleichtert. Der Geldersche Landmann versteht unter Kaferwürmern „Engerlinge", das sind die Larven des Maikafers, Melolontha vuig arts. Unter Grauwürmern versteht man gewöhnlich die „Emelten , die Larven der Erdschnaken: Tipula oleracea, T.paludosa, T. maculosa, u. s. w. Unter Nadelwürmern versteht man gewönhnlich Erdraupen: Agrotis segetum, A. tritici, A. exclarnationis u. s. w. Die Züchter verwechseln gewöhnlich diese Namen. Herr Professor Ritzema Bos hatte die Güte, mir hier die richtigen Benennungen anzugeben. Nach 6 bis 7 Wochen ist die Pflanze schon so gross, dass sie rgeköpft werden kann, d. h. in den Morgenstunden wird mit geölten oder mit Speek eingeriebenen Fingern die Knospe herausgenommen. Die Pflanze tragt bald darauf 14 a 15 tüchtige Blatter. An einer geringen Zahl gut gewahlter Pflanzen lasst man Samen schiessen, entfernt die kleinen Blumen oder Früchte und lasst die Grosseren zur vollen Reife kommen. Der Samen, der von überseeischen Besitzungen zum Anstellen von Yersuchen hierher gebracht wurde, ist im Laufe der Jahre durch die natürliche Kreuzbestaubung stets zurück gegangen. Man halt jetzt auf die beschriebene Weise eine Auslese zur Ziehung der besten Arten. Ende Juli werden die untersten fünf Blatter, das sogenannte Sandgut, gepflückt, 2 bis 3 Wochen spater das Erdgut, und wieder nach derselben Zeit das Bestgut. Die Blatter werden nach jeder Ernte in dem Hauptnerv eingeschnitten, an Stabe oder Stangen gesteckt und dicht auf einander 3 bis 4 Wochen in dazu hergerichteten, gut ventilierten, meistens hölzernen Scheunen zum Trocknen aufgehangt. Bei feuchtem Wetter geschieht dies Trocknen nicht immer nach Wunsch, die Blatter trocknen schlecht und in Folge dessen entsteht die sogenannte „Anschwellung", die in Faulnis übergehen kann. Dadurch, dass man niedrige Feuer unter die trocknenden Blatter anlegt, kann diesem Übel abgeholfen werden, besonders im Spatsommer; am 10ten Tag der Trocknung wird dies beim Bestgut beobachtet, die „Anschwellung" zeigt sich dann dadurch, dass die hangenden Blatter sich gerade ausbreiten. Das Sandgut, Bestgut und Erdgut, von dem beim Anfange der Trocknung etwa oO a 40 Blatter an einer Stange hingen, wird nach 3 bis 4 Wochen umgesteckt und zwaï dei ai tig, dass die Blatter von 4 Staben auf eine Stange gesteckt werden. Dann werden diese Stangen zu Haufen aufgetürmt und zwar so, dass ein Kubus gebildet wiid, dessen Höhe aus etwa 20 bis 25 Schichten besteht, wovon die Blatter alle nach innen gerichtet sind. So bleiben sie liegen bis zum Oktober oder November, um dann sortiert und in Büschel zusammen gebunden zu werden. ♦ I Anatomie und Physiologie. Die Brennbarkeit des Tabaksblattes, wie wir schon sahen, ist abhangig von der Anwesenheit organischer Kaliumsalze. Die Art, wie die Pflanze diese bildet und aus welchen Salzen sie entstehen, ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Jede lebende Pflanze (die meisten Parasiten ausgenommen) baut aus anorganischen Stoffen diejenigen Körper auf, welche sie braucht. In welcher Weise das Nicotin von der Tabakspflanze aufgebaut wird, ist unbekannt. Dies Alcaloïd scheint sich in allen Teilen der Pflanze zu finden. Mit den allgemeinen Alcaloïdreagentien wird überall im Pallissadengewebe wie im Schwammparenchym eine Reaktion beobachtet. Die Funktionen, welche die Organe der Pflanze ausüben, sind genau bekannt; man kennt die Rolle vom Xylem, Phloem, Parenchym, Collenchym, Sclerenchym und von sovielen andern. Weniger bekannt ist die Weise, in welcher die Pflanze die organischen Stoffe aufbaut, Stoffe, welche so zusammengesetzt sind, dass man noch nicht den mindesten Begriff hat von ihrer Konstitution oder ihrem chemischen Bau. Yor einigen Jahren gab Baeyer seine Hypothese über die Bildung der Kohlhydrate unter dem Einflusse des Chlorophylls. Nach dieser Vermutung, die noch nicht widerlegt worden ist, geht die Kohlensaure in Ameisensaure über, diese mittels Reduktion in Aldehyd, und dieses wieder unter Polymerisation in ein Kohlhydrat, einen Zucker, ein Monosaccharid. Nach den Untersuchungen von Curtius, die im Anfange des Jahres 1897 bekannt gemacht wurden, ist es ihm gelungen, aus dem Brei der Pappel- und Eschenblatter, mittels M — Nitrobenzhydrazid, ein Aldehyd auszuscheiden und anzuzeigen, (C7 Hn P C O H). Weiter ist bekannt, dass Asparagin oder Amido-Apfelsaure ein stickstoffreicher, kristal lisirbarer Körper ist, welcher mit Traubenzucker Eiweiss bilden kann, und umgekehrt, dass das Eiweiss den Stickstoff wieder abgeben kann, um Asparagin aufzubauen, welches durch die Gewebe nach den Myristemen geführt werden kann, um da zur Stelle wieder das erwünschte Eiweiss entstehen zu lassen. Der Bau des Tabaksblattes ist dem Typus der Dicotylenblatter gleich. Wenn wir ein Tabaksblatt mikroskopisch auf dessen Querdurchschnitt betrachten, sehen wir zu allererst die Cuticula, welche mit Wachs überzogen ist; sie bildet einen Teil der Epidermis, die in unserm Falie sowohl an der Aussen- als Innenwand cuticularisiert ist. Diese Epidermis besteht aus flachen tafelf'ormigen Zeilen, welche mit unregelmassig wellenden Linien in einander schliessen und hier und da Spaltöffnungen zwischen sich lassen. Obgleich die Spaltöffnungen in der Regel sich nur an der Unterseite der Blatter zeigen, ist dieses beim Tabak nicht der Fall; sie finden sich da an beiten Seiten. -f Yiele Zeilen der Epidermis sind zu Haaren ausgewachsen. Die Form dieser Haare ist sehr verschieden und kennzeichnend. Die meisten sind mehrzellig, sehr lang und tragen oben einen mit atherischem Ö1 gefüllten mehrzelligen Körper; eine zweite Fig. 2. Querdurchschnitt eines jungen Tabaksblattchens aus der Knospe genommen (Amerongen), 150 Male vergrössert. Art ist gleichfalls lang, doch endigt in einer Spitze, wahrend eine dritte Artaufeinem kurzen einzelligen Stiele einen grossen angeschwollenen, mehrzelligen Körper tragt. An beiden Seiten der Blatter zeigen sich Haare. Im allerjüngsten Zustande des Blattes sah ich sogar einige, welche stark verzweigt waren. Unter der Epidermis liegt das Pallissadengewebe, welches ans langen blattgrünreichen Zeilen besteht, die sich dicht an einander anschliessen. Darunter laufen, doch nicht an allen Stellen, die Gefassbündel, welche aus Xylem und Phloëm bestehen, von denen das erstere zur Weiterbeförderung des Wassers, das letztere zum Transporte des Eiweisses dient. Die Holz- oder Xylemgefiisse zeigen durch die eigentiimlichen bandförmigen Anschwellungen die wohlbekannte Spirale, die Phloëmgefasse kennzeichnen sich durch die durchbohrten Zwischenwande oder Siebplatten; weiter treffen wir das Schwammparenchym, dass aus sehr grossen, gleichfalls chlorophyllreichen Zeilen besteht, welche zahlreiche grosse Luftröhren zwischen sich einschliessen. Dann folgt wieder nach der Unterseite die Epidermis mit ihren vielen Spaltöfïhungen und zu Haaren ausgewachsenen Zeilen. In beigehender Zeichnung, die nach einem Querdurchschnitt von mir angefertigt wurde, sehen wir die Lage der Organe. Der Durchschnitt eines jungen Blattes, aus dem Keimpunkte genommen 12 cm. lang, ist derartig, dass der Nerv und an beiden Seiten davon der Anfang der beiden Blatthalften mit einem Teil des Gefassbündels, der sich nach dem Blatte zuwendet, deutlich sichtbar ist. Wir sehen in der Mitte den Xylembündel, aus Holzgefassen bestehend, ringformig umschlossen vom Phloëm. Um den Gefassbündel herum liegt das Collenchym, kenntlich an den Anschwellungen der Zellenwande in den Ecken. Das Collenchym ist sehr dehnbar und in geringem Masse elastisch; daher kommt es, dass es nach Ausreckung nicht wieder vollkommen die frühere Lange annimmt. Es besteht aus langen Zeilen mit platten Enden; die Wande sind weich und wasserreich, wodurch es unter dem Mikroskop bliiulich aussieht. Was die chemische Zusammensetzung betrifft, finden wir in den Zeilen wanden und in den cuticularen Schichten Suberin, einen Stoff, der mit dem Korkstoff identisch ist. In den frischen Blattern sind Spuren von Asparagin deutlich nachzuweisen (Alcohol abs.) Dieser Körper ist quantitativ mit Nitras hydrargyrosus zu bestimmen, wozu vorerst der Farbstoff mit basischem Bleiacetat niedergeschlagen wird. Quantitative Bestimmungen von Asparagin und Eiweiss (letztere Bestimmung nach der Methode Stutzer) in den reifen Blattern, und wahrend des Trocknens der Blatter gemacht, deuten auf einen Übergang von Eiweiss in Asparagin. Je langer die Blatter trocknen, desto reicher werden sie an diesem Crystalloïd. Weiter kann im Blatte ein inversionsfahiges Kohlhydrat erkannt werden, mutmasslich Rohrzucker. Von organischen Salzen sind anwesend: die der Apfelsaure, Citronensaure und Oxalsaure, von denen das letztere als Calciumoxalat durch mikrochemische Reaktionen im Parenchym dargethan werden kann (man sehe die Figur). Von den anorganischen Salzen müssen die Chloride, Phosphate und Sulfate erwiihnt werden. Das Kalium ist teils an organische Sauren, teils an Salpetersiiure gebunden. Unmittelbar hier anschliessend wünsche ich die Prozesse zu behandeln, die beim liocknen der Blatter stattfinden. Sobald die Blatter in den Trockenscheunen aufgehangt werden, sehen wir, wie in den ersten Tagen schon grosse Anderungen vor sich gehen: die Farbe der Blatter geht über in ein fahles Gelb und lauft durch \eischiedene Farben bis ins Braune. Wir haben nach dem Pflücken nicht sofort mit einem toten, abgestorbenen Blatte zu thun, sondern die Lebensfunktionen dauern noch Tage, ja Wochen lang fort. Das sterbende Blatt schafft in seinem Gewebe völlige Wandlungen, die schon durch die sichtbare Farbenanderung angezeigt werden. Durch Plasmolyse und durch Verwendung von Farbstoffen, wie Eosin und Picro-Carminsaures-Ammoniak, kann dargethan werden, dass die Zelle noch Tage lang eine zum Leben gehorige Function vollbringen kann. Ich fand für Blatter, die von mir selbst gepflückt und aufgehangt wurden, dass dies 15 bis 20 Tage dauern kann. Wenn Schnitte eines reifen Blattes in eine Jod-jodkaliumlösung gebracht weiden, sehen wir, dass das Starkemehl in ausserst kleinen Körnchen in grosser Zahl vorhanden ist; die Chlorophyllkörner erscheinen wie Riesen daneben. Wahrend des Trocknens des Blattes nehmen sie in Anzahl ab, indem sie Zucker bilden. Die Versuche sind leicht zu machen. Ein Blatt oder ein Teil da\on wird in Wasser gekocht, mit Kalilauge durchscheinend gemacht, nachher mit Essigsaure neutralisiert und weiter auf einen Porzellanteller ausgebreitet, in welchen man Jodalcohol mit Wasser gebracht hat. Nach einiger Zeit zeigt sich aus der Intensitat der Farbung die Lage des Starkemehls. Wenn hingegen ein Blatt mittels Chloroformdampf getötet wird, so flndet die Umsetzung nicht statt, die Farbe verwandelt sich nicht in .Gelb, ein Beweis, dass das sterbende Blatt Lebensfunktionen besitzt und zeigt. Die Verschwindung des Starkemehls geht zusammen mit der Entstehung von Glucose, aber auch dieses Kohlhydrat ist wahrend des Trocknens nicht blei ben d, verschwindet jedoch auch nicht ganz. Ich meine, dass einige amerikanische Tabaksaiten künstlich schnell getrocknet werden; doch dann fragt es sich, ob sich dieser Prozess günstig für den Tabak erweist. Wahrend der Trocknung wachst auch der Gehalt an organischen Sauren, und da wir sahen, dass ein grosser Teil dieser Sauren an Kalium gebunden war, muss dies wieder die Brennbarkeit des Blattes beeinflussen. Quantitative Bestimmungen des Nicotin nach der Methode Kissling zeigen, dass dies Alcaloid wahrend der Trocknung keiner Anderung unterworfen ist; ebensowenig werden die Nitrate angegriffen. Die Eiweisse hingegen vermindern und als Produkte hiervon zeigen sich Amine (Behrens). Aus diesen Yersuchen und Betrachtungen geht hervor, dass die Trocknung der Tabaksblatter langsam geschehen muss. Die chemischen Prozesse, welche unter dem Einfluss des Lebens wahrend der Trocknung durchgemacht werden, sind von grosser Wichtigkeit für die hierauf folgende Fermentation. Wir werden da sehen, dass lebende Organismen, Bakterien, den Gahrungsprozess einleiten und beendigen. Fermentation. Physische und chemische Untersuchung. Durch die Fermentation wird der Tabak einer völligen Anderung unterzogen, und ohne Zweifel üben die Brühungsweise, die Temperatur und die Bakterien einen grossen Eintluss aus auf die Bildung derjenigen Zersetzungsprodukte, welche was Geruch und Geschmack betrifft, kennzeichnend sind. Ich bin fest überzeugt, dass hauptsachlich die Bakterien und nicht die Loew'schen Enzyme *), die Hauptrolle spielen. Wir werden spater sehen, dass bei künstliclier Impfung mit Reinkulturen ganz andere Prozesse stattflnden. Suchsland war der erste, welcher in einer vorlaufigen Mitteilung bekannt machte, dass Geruch und Geschmack durch die Lebensprozesse der Mikroben entstehen; jedoch hat er spater nie wieder diesen höchst interessanten Gegenstand aufgenommen. In der Einleitung erwahnte ich schon, dass die Herren Herschel in Amersfoort und de Hartog in Wageningen mir immer bereitwilligst Hilfe verliehen, und dass in den Scheunen, wo die gahrenden Haufen Tabak umgesetzt wurden, ein improvisiertes kleines Laboratorium mit den allernötigsten Instrumenten von uns eingerichtet war. Mit der grössten Sorgfalt wird ein Haufen Tabak zusammengesetzt. Die musterhaft zusammengebundenen Büschel werden aufgeschichtet, so dass man Haufen von etwa 3 m. hoch, 3.5 m. breit und 3.5 m. lang bekommt. Diese Ziffern sind nicht normal, sondern Form und Grosse richten sich nach dem anwesenden Raum, ein Haufen ist desshalb grösser als der andere. Das Gewicht variiert gleichfalls, man hat solche von 15000 bis 30000 Pfund. Wenn ein Haufen fertig da steht, ist es wirklich ein reizender Anblick. Man sieht von allen Seiten die „Köpfe" der sorgfiiltig zusammengebundenen Büschel, welche dem Ganzen das Ansehen eines Flechtwerks geben. Wenn ein Haufen einige Tage steht, fangt er an zu sinken. Indem man lange Stangen hineinsteckt, kann man, wenn man dieselben herauszieht und mit der Hand anfühlt, *) Siehe meine Abhandlung im „Indische Mercuur" vom 24. Juni 1899. Een critische beschouwing' over Loew's theorie der „oxidizing enzymation." die Temperatur beobachten und zugleicherzeit den Geruch beurteilen. Die Personen, welche sich hiermit beschaftigen, haben, was dies betrifft, eine jahrelange Erfahrung. Es wahrt nicht lange so wird der Haufen warm und feucht, die Brühung oder Fermentation fangt an. Weil die Temperatur immer steigt, kommen von allen Seiten Insekten hinzu, welche mit dem Namen „Lause" angedeutet werden. Bei meiner lig. 3. Eine Fennentationsscheune des Herrn Herschel in Amersfoort. Anwesenheit habe ich dieselben nicht gesehen und habe also keine Gelegenheit gehabt, sie zu bestimmen. In Wageningen hat man die Erfahrung gemacht, dass Tabak aus der Veluwe wohl, der aus der Betuwe nicht diese Insekten bei der Gahrung zeigt. Ein Haufen bleibt ungefahr 3 oder 4 Monate in Gahrung, doch wird wahrend dieser Zeit meistens 3 mal umgesetzt, wodurch die aüsseren Teile, welche frei an die Luft grenzen, sich auch an der Brühung beteiligen können. Eine bestimmte Regel ist hierfür nicht anzugeben, die Erfahrung ist die beste Lehrerin. Ein Haufen von 20000 Bestgut von der Yeluwe, von einem mit Schafsmist gedüngten Acker, wird, nachdem er 4 Wochen gestanden hat, umgesetzt. Dieses Umsetzen, womit 5 Personen 2 bis 3 Tage beschaftigt sind, geschieht meisten 3-mal. Erd- und Sandgut aus der Betuwe (Valburg 60000 kg. Kuhmist per ha., ± 200 Gulden an Wert) wird gleichfalls 3-mal umgesetzt. Doch braucht man 4 Monate, um die Gahrung zum erwünschten Ziel zu bringen. Gemischte Haufen, das sind Haufen, welche Tabak von verschiedenen Gegenden, Sandgut, Lrdgut, Bestgut oder Geizen enthalten, brauchen eine nicht zu bestimmende Gcihiungszeit, die Erfahrung muss dies entscheiden. Einige Male geschieht es wohl, dass Tabak schwer oder gar nicht zum Gahren kommt (Erd- und Sandgut von 94 und 96); dies werde ich sofort erklaren. Zu gleicher Zeit glaube ich unsern Tabakspflanzern und Handlern eine Mitteilung machen zu mussen, die vielleicht Yeranlassung zu einem Yersuche geben könnte. Die Vermutung liegt namlich nahe, dass ein hoher Stickstoffgehalt des Tabaks die Gahiung zwaï nicht bedingt aber doch stark dazu beitragt. Durch das Hineinbringen von gewöhnlichem Klee (Trifolium pratense) zwischen die Haufen sollte sie zu erreichen sein. Man weiss, dass die Leguminosen stickstoffreich sind. Wenn die Gahrung beendigt ist, werden die Büschel zu schmalen Reihen angehauft. Hieidurch beugt man der Nachgahrung soviel wie nur möglich vor. Bei einei Gelegenheit, wo ein Haufen zum zweiten Male umgesetzt wurde, nahm ich auf ungefahr 60 cm. Tiefe eine Temperatur von 56° C. wahr. Der Wassergehalt der Blatter war etwa von 25 — 35%, welcher natürlicherweise wechselt mit dem kürzeren oder langeren Stand des Haufens. Im Algemeinen kann festgestellt werden, dass Tabak, welcher im Dezember oder Januar gekauft wurde, nach der Brühung 6 % an Gewicht verloren hat. Bei der Fermentation findet also Verlust an Gewicht statt. Beim Lmsetzen des Haufens zeigte sich deutlich ein honigsüsser, etwas prickelnder Geruch, zugleicherzeit stieg ein feuchter Dunst empor, der als Dampf sichtbar war. Lackmuspapier, rotes und blaues, und ebenso Curcumapapier zeigten, nachdem sie eine halbe Stunde zwischen den feuchten Blattern auf gut Va m. Tiefe gelegen hatten, keine Reaktion, sodass man als sicher annehmen darf, dass dieser Haufen im Augenblicke dei Gahrung neutral reagierte. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. labak aus dei Betuwe entwickelt kein oder sehr wenig Ammoniak, der von dei Veluwe hingegen liefert als Zersetzungsprodukt Ammoniak. Spater werden wir sehen, dass auch hier Bakterien Ursache davon sind, und dass dies durch künstliche Impfung entstebt. Es gelang mir, einige dieser Ammoniakbilder zu isolieren. Nach diesen wenigen vorhandenen Angaben, ist die Vermutung berechtigt, dass in unsern überseeischen Besitzungen sich Mikroben flnden werden, die ihre eigenen Zersetsungsprodukte bilden; wir sahen ja in dem Augusthefte der Monatsschrift „de Natuur", dass Hansen „Gahrungszellen" gefunden hat, die in kleinen Entfernungen von 3 Baumschule zu Baumschule übersiedeln konnten, und auf der Oberflache süsser, saftiger Früchte lebten und Umsetzungen vollzogen *). Bei einigen Tabakgahrungen wird angegeben, dass Kohlensaure entsteht, aber es ist mir nicht gelungen, in den gahrenden Haufen oder im Raume der Scheunen einen höheren C02-Gehalt der Luft darzuthun als in der umgebenden Aussenluft. Auch die Versuche in den V-förmigen Gahrungsröhren gaben dies zu erkennen. Glaubwürdige Mitteilungen, dass bisweilen COo entsteht, würden einen Beweis mehr liefern: dass Tabaksarten von bestiwimten G-cgenden von bestimmten Hctkterien beeinflusst wevden und ungleiche Zersetzungsprodukte abgeben. Mutmasslich jedoch wird zu einer bestimmten Zeit im Haufen C02 entstehen können. Wenn sich zugleicherzeit NH;5 bildet, so werden beide im Status nascens ein Salz liefern. Das Gas hat also keine Gelegenheit zu entweichen. Bei einem gahrenden Haufen haben wir es wahrscheinlich mit Anaëroben zu thun, es sei fakultativen oder obligaten, oder mit obligaten Aëroben. Was den chemischen Teil betrifFt, so finden wir einen grossen Unterschied in der Zusammensetzung des Tabaks beim Anfange und beim Ende der Gahrung. Allen stattfindenden Zersetsungen nachzuforschen ist unmöglich bei dem gegenwartigen Stand der analytischen Chemie; wir haben es nicht nur mit Lebensprozessen zu thun, sondern auch mit den Umsetzungen der Stoffe, welche vom Leben herstammen. Von einer Tabaksart fand ich die folgende Analyse, welche gemacht war vor und nach der Fermentation (B e h r e n s). V = trockne, sandfreie Blatter vor und N = die Blatter nach der Fermentation. Totaler Stickstoffgehalt Eiweissstickstoff . . . Nicotin Atherextract . . . . V. N. 3.09 % 3.24 °/( 1.30 1.36 1.464 1.075 9.41 8.34 Darin anwesende Saure, als Milch siiure berechnet 0.446 0.450 Organische, nicht flüchtige Saure als Apfelsaure berechnet . . . 16.81 14.45 Mit Wasserdampf flüchtige Sauren als Buttersaure berechnet . . 0.124 0.299 Reduzierender Zucker, nach Klarung mit Bleiessig . 1.26 0. *) Sielie moine Abhandlung in „De Natuur", Augustus 1897. „Micro-organismen en het onderzoek der lucht". Y. N. Salpetersaure (N2 05) 0.201 0. Schwefelsaure (S03) 2.147 2.201 Sandfreie Asche 19.83 21.01 Unter dem Einflusse verschiedener Düngerarten und verschiedener Mikroben, die bei der Gahrung wirksam sind, variiertdie Analyse. Nach den Personen, welche sich bei uns mit der Fermentation beschaftigen, sollte der Yeluwer Tabak durch die Düngung mit Schafsmist nicht selten viel N H;5 entwickeln, was natürlich den Stickstoffgehalt beeinflusst. Nach obiger Analyse sinkt der Nicotingehalt, jedoch nicht durch Yerflüchtigung des Alcaloïds, da der totale Stickstoffgehalt ungefahr konstant bleibt. Nicht unwahrscheinlich werden bestimmte Mikroorganismen sich daran beteiligen. Dass das Nicotin auf niedrige Organismen bisweilen nicht als Gift wirkt, lelirt die Botrytis cinereae, welche lebt und sich vermehrt in einem Nahrungsboden, welcher dieses Alcaloïd enthalt. Die Yersuche, welche ich mit den Reinkulturen der NH:rBildner nahm, deuten darauf hin, dass höchstwahrscheinlich das N von dem Eiweiss (Protoplasma) herstammt. Es ist mir jedoch spater gelungen, die Nitrate, Asparagin und Ammoniumsalze derartig zu andern, dass NH3 als Zersetzungsprodukt auftrat. Das Asparagin, die Amido-Apfelsaure, ist nach der Fermentation des Tabaks nicht inehr zu finden und hat sich also auch an den Zersetzungsprozessen beteiligt. Aus diesen Betrachtungen erhellt, welche tief eingreifende Veranderungen bei der Gahrung stattfinden. Muss man jetzt noch daran zweifeln, dass durch die Gahrung neu gebildete aromatische flüchtige und nicht flüchtige Körper entstehen, welche dem Tabaksblatte eine gute oder weniger gute Qualitiit verleihen? Die Gahrung nimmt ihren Verlauf, abhangig von den anwesenden Mikroorganismen. Sie werden einen biologischen Prozess hervorrufen, abhangig von dem Boden, der ilinen zur Nahrung dient. Dort, wo beide, oder eins von beiden, verschieden sind, muss auch das Endprodukt der Wirkung verschieden sein. Ich zweifle nicht daran, dass die Reinkulturen, welche von edeln Tabaksarten gezogen werden, unsern einheimischen Tabak verbessern, wenn sie auf denselben geimpft werden. Im folgenden bakteriologischen Teil werde ich den experimentellen Beweis liefern, dass Mikroorganismen, die Bakterien, die bedeutendste Funktion bei der Gahrung erfiillen. Bakteriologische Untersuchungen. Die Untersuchungen der Fermentation und besonders das Suchen nach den Bakterien, die hierbei funktionieren, sind Untersuchungen, die viel Zeit kosten. Wenn wir bedenken, dass das Tabaksblatt nach der Entfaltung der Knospe der Luft ausgesetzt ist und immer die Einflüsse der Witterungszustande erfahrt, wobei die an Bakterien reiche Luft dieselben oder die Sporen der Mikroorganismen anf dessen Oberflache deponiert, wenn wir bedenken, dass der Staub in den Scheunen sehr ïeich ist an Mikroben, dann brauchen wir uns nicht mehr zu fragen, wie es kommt, dass beim Anlegen der bakteriologischen Kuituren so viele Arten von Organismen gefunden werden. Um zu einem Resultate zu gelangen, sind Hunderte von Kultursehalchen von mir angelegt worden und eben so viele Teilungs- oder Trennungskulturen um zu entscheiden, ob die Reinkulturen auch „rein" seien. Zuallererst suchte ich nach Hefen, doch diese Untersuchungen erwiesen sich bald als fruchtlos. Weder die sofort angestellten mikroskopischen Untersuchungen noch die Malzgelatine zeigten mir das Erscheinen von Hefenarten bei dieser Fermentation. Dann wurden Yersuche mit der alkalischen Gelatine gemacht. Der ungebrühte Tabak wird in kleine Stücke geschnitten und in gut schliessenden glasernen Schalchen zusammengepresst. Der also zubereitete und mit sterilem Wasser angefeuchtete Tabak wird mit einer Bleischeibe beschwert und mit einigen andern Schalchen in eine Glasglocke gebracht (fig. 4, D). a Br. D tig. 4. Versuchsanordnungen, welche die Methode, um die Aëroben und Anaëroben zu züchten, angeben. Ein andrer Te^l des grob geschnittenen Tabaks wird in eine Glasglocke gebracht, deren oberer Teil hermetisch an den unteren Teil schliesst und deren Deckel obendrein noch mit einer glasernen Röhre und einem Hahn mit der Aussenluft correspondiert. Auch dieser Tabak ist angefeuchtet und mittels einer Bleischeibe beschwert. Von einer Wasserstrahlluftpumpe, verbunden mit Manometer, wird die Luft herausgesogen und Wasserstoffgas hineingebracht. Dies wird einige Male wiederholt, um die Gewissheit zu erhalten, dass alle Luft ausgetrieben ist, schliesslich ist und bleibt die Glocke mit Wasserstofï' angefüllt, damit die Anaëroben die Gelegenheit haben, sich zu entwickeln (fig. 4, A). Wie die Schalchen wird auch diese Glocke in einen Brutschrank bei 40° C. gestellt. Nach Verlauf einiger Tage ist am Geruch merkbar, dass die Gahrung angefangen hat. Die Aërobenkulturen werden wie gewöhnlich in Petri' schen Schalchen angelegt. Ein Wenig des gahrenden Tabaks wird mit sterilen Instrumenten aus einem der Schalchen genommen, auf sterilem Papier feingeschnitten und in flüssige alkalische Gelatine gebracht. Die Stückchen werden tuchtig mit einer ausgeglühten Platinnadel abgerieben und gleichmassig durch Schwenken der Röhre in derselben verteilt. Um Yerdünnungen von dieser Röhre zu machen, wird eine geringe Quantitat dieser Gelatine mittels einer Platinspirale, die in diesem Falie 50 mgr. aufnimmt, in eine zweite Röhre hineingebracht, und hier von nach guter Teilung eine oder mehr Spiralen in eine dritte Röhre u. s. w. Jede Röhre wird dann in ein Kulturschalchen ausgegossen. Nach einigen Tagen haben die Bakterien sichtbare Koloniën gebildet, mit denen man weitere Yersuche anstellen kann. Die Anlage der Anaërobenkulturen geschieht in anderer Weise, und zwar nach der Methode Liborius und Buchner. Im ersten Falie wird wieder der fein geschnittene Tabak aus der mit Wasserstoff gefiillten Glocke in flüssige Gelatine gebracht und verteilt, und hiervon werden wieder die namlichen Yerdünnungen gemacht. In kaltem Wasser lasst man die Gelatine fest werden und nachher wird die ganze Röhre bis zum Wattepfropfen mit steriler Gelatine angefüllt (flg. 4, B). Im zweiten Falie wird der Tabak aus der namlichen Glocke in derselben Weise in die Gelatine-Röhre hineingebracht und werden gleichfalls Yerdünnungen angelegt. Nachdem die Gelatine fest geworden ist, wird der Wattepfropfen fast bis zum Gelatineniveau geschoben und nachdem der obere Teil der Röhre mit einem Diamanten abgeschnitten worden ist, wird diese kurze Röhre in eine weite Reagirröhre auf ein sich dort beflndendes kleines Stück Metallgaze gebracht (flg. 4, C). In diese grosse Röhre ist unter das Drahtnetz, welches der Kulturröhre zum Ruhepunkt dient, 2 Gramm Pyrogallol gebracht. Wenn dies alles fertig ist, lasst man mit einer 1 ipette 10 cM-' von einer 1 °/0 KOH-lösung in die weite Röhre hinein fliessen und schliesst dann sofort die Röhre mit einem gut schliessenden Kautschukstöpsel, der obendrein noch mit Paraffin umgeben wird. Nach beiden Methoden gelangen die Anaëroben zum Wachstum und bilden, obgleich langsam, gut sichtbare Koloniën. Damit man hiervon Impfungen machen kann, wiid die Gelatineröhre an denjenigen Stellen mit einem Diamanten durchschnitten, an denen man die Koloniën mit einer Nadel erreichen kann. Auch diese Impfungen, Strich- oder Stichkulturen, geschehen derartig, dass entweder durch das Aufgiessen von Gelatine oder in der genannten Weise mit alkalischer Pyrogallollösung die Anaëroben sich in dem sauerstofffreien Raum entwickeln können. Auf diese Weise habe ich eine Anzahl Yersuche gemacht, und als sich eigab, dass die Anaëioben fakultative Anaëroben waren, wurden die Yersuche mit der alkalischen Gelatine in Petri' schen Schalchen fortgesetzt. In der Zwischenzeit, im Winter von 96-97, wurde mir, wie beschrieben ist, durch chemische Analyse bekannt, welche Stoffe bei der Fermentation angegriffen wurden. Damals ist der Nahrboden, wie folgt, von mir geandert worden : Auf diesem Boden entwickeln die Koloniën sich schneller und in grosser Menge. Ein Beweis, wie nützlich es ist, eine Untersuchung, welche ursprünglich nur die Gahrung betrat, auf ein völliges Studium des Tabaks auszudehnen. Bei der Untersuchung der Platten zeigen sich noch eine Menge Schwierigkeiten, welche zu Irrtum Yeranlassung geben könnten. Selir verführerisch scheinen die Verdünnungsplatten, auf denen sich 10 oder 20 Koloniën zeigen, die makroskopisch gleich aussehen und doch nicht bei der Gahrung funktionieren: ich betrachte dieselben entweder als zufallige örtliche Yerunreinigungen in dem gahrenden Tabak, oder als Koloniën, welche durch Teilung einer Bakterienkette wahrend der mechanischen Behandlung beim Anlegen der Kuituren entstehen. Im ersteren Falie finden sich doch im gahrenden Tabak die Lebensbedingungen fttr eine bestimmte Bakterienart; es ist dort, dass sie örtlich zur Entwicklung und Yermehrung kommen. Dergleichen Erscheinungen beim Anlegen der Kuituren erschweren die Untersuchungen. Auch spater fand ich bei den Untersuchungen der lebenden Blatter, dass ihre Oberflache durch das Wachstum bestimmter Bakterienarten eingenommen wird (Rhizobium Frank u. a.). Auch hier scheint also auf der Blattoberflache der Kampf ums Dasein zu bestehen. Nicht selten gelang es mir, von den Bliittern die namlichen Arten zu isolieren. Der Gebrauch starker Yerdünnungen ist bei Untersuchungen wie diese Hauptsache. Ein Quantum gahrenden Tabaks, welches noch nicht die Oberflache von einem Gulden einnahm, brachte in einzelnen Fallen tausende Koloniën zur Entwicklung. In einem zuerst angelegten Petri-Schalchen' beiechnete ich einmal 40.000 Koloniën, ein Beweis, dass Yerdünnung das angezeigte Mittel ist, Ordnung in das Chaos zu bringen. Yon dem Tabak, welcher in den Schalchen und in der Glocke zum Gahren gebracht wurde, wurden einmal die Woche, neun Wochen lang, die Kuituren angelegt. Dadurch, dass eine grosse Menge Platten auf diese Weise untersucht wurden, war es nicht scliwer, diejenigen Koloniën zu isolieren, welche schon in grosser Masse anwesend waren. Besonders in den ersten Wochen zeigten sie sich in wachsender Anzahl und verursachten deshalb nicht selten, dass die Platten ganz sich verflüssigten, ungeachtet der starken Yerdünnungen, auf die man soviel Sorgfalt alkalische Gelatine (Koch). Kalium-nitrat 100 0.2 0.1 1.5 0.5 Asparagin Glycerin . Glucose . Nicotin Spuren. verwendet hatte. In derselben eben beschriebenen Weise wurden in Wageningen die Kuituren angelegt. Fast nie fehlte der B. mycoïdes und der B. subtilis; beide sind streng aërobe Bakteriën. Ersterer bildet NH3 aus Eiweiss, doch lebt nur in O-haltigen Raumen, der zweite könnte gleichfalls bei der Gahrung die Rolle spielen, dass er daran mitarbeitet dem Haufen die nötige Temperatur zu geben. Der B. subtilis, der nach Cohn die Brühung des Heus und des Stalldüngers verursacht, könnte gleichfalls in dem bereit stellenden Haufen den noch anwesenden freien O verbrauchen. Wenn also in dieser Weise die Lebensbedingungen auch für die Anaëroben geschaffen werden, wird sich die Temperatur durch die biologischen Prozesse der Mikroben zu jener Hölie steigern, die im gahrenden Haufen beobachtet wurde. Jedoch muss hier wieder bemerkt werden, dass immer fakultative Anaëroben aus den Kuituren von mir isoliert worden sind, die also zusammen mit dem Mycoïdes und Subtilis erst den Sauerstoff verbrauchen, um spater getrennt von diesen letzeren Mikroben, welche streng aërob sind, ihre Lebensfunktionen fortzusetzen. Durch den Einfluss dieser fakultativen Anaëroben bekommt der Tabak sein Arom, insofern wir bei unserm hollandischen Tabak davon reden können. Bei der Fermentation haben wir also zu thun mit Zersetzungen, nicht hervorgerufen durch chemische Agentien, sondern durch einige Mikroorganismen. Dass die von mir isolierten Mikroben eine entschiedene Wirkung ausiiben, stimmt mit meinen letzten Untersuchungen, die noch im Monat September des Jahres 1897 gemacht worden sind, überein. Alsdann ist es mir gelungen, als ich nach der Ursache der Mosaïkkrankheit suchte, von der Epidermis der lebenden Blatter, Bakterien zu isolieren, welche denjenigen, die ich in grosser Zahl aus dem gahrenden Haufen in i Kultur brachte, völlig glichen. Sie fanden sich auf jenen Blattern nicht als latente Mikroben, als Sporen, sondern in vegetativen Formen als „Örtliche Kuituren". Hierdurch auch zeigten meine Kulturplatten jenen Reichtum, nicht an Arten, sondern an „Reinkulturen". Die Bakterien, die ich im Allgemeinen im gahrenden Tabak fand, sind, ausser den genannten Mycoïdes und Subtilis, Mikroben, welche ich in „Flügges" System in die Gruppe der Subtilis und Proteus bringe. In Figur 5, I—'V sind deren Kuituren, in Gelatine, auf Agar und Kartoffel wiedergegeben, ebenso die Form der Bakterien und der Koloniën in den verschiedenen Stadiën ihrer Entwicklung. Ich nenne die funktionierenden Bakterien: Bacillus Tabaci I, II, u. s. w. Wie die Figur zeigt, haben die Gelatine-Stichkulturen la und IVc nebst Vla mit B. anthracis (zur Yergleichung) grosse Ahnlichkeit; gleichfalls die Kuituren auf Kartoffel von Ic und Ilr, wobei erstere heil rosa und feinkörnig, letztere milchweiss und schwer gefaltet ist. Weiter zeigen die Strichkulturen auf Gelatine von IVb und Va Übereinkunft in den Auslaufern, welche federartig sind; bei IVb liegen sie auf der Gelatine und durchdringen dieselbe, bei Va liegen sie besonders Ia TL Ic Ha 7TL He lila UTL Fa Fl> Fc F l¥ 'oo^i/ . ■ iv 6 fy* ' '' -ik- Vt ::;Sstë'rv oy - .• .\o;vy.u\J / • .^ a-».-•• ' 1 11 m BT-V Fig. 5. (I-V) Reinkulturen der Bakterien, welche allgemein in gahrendem Tabak angetroffen werden und wobei die B. T. I und III die Hauptrolle spielen. VI zur Yergleichung Bacillus anthracis. regelmassig nur auf der Gelatine. Alle von I-V sind Stabchen oder Bacillen. Von den Eigenschaften der Kuituren I, II und IV nenne ich die Bildung von NH.5 aus Eiweiss. Ebenso wie der B. Mycoïcles. ist der B. Tabaci 7, II und IV im Stande, die Eiweisse, Peptone und den sterilen Tabak derartig zu zersetzen, dass NH;J entsteht. — Es sind Aëroben. — Der B. Tabaci III bewirkt den neutralen Verlauf der Gahrung; dabei wachst er anaërob, doch ist selbst eine fakultativ anaërobe Bakterie. Er besitzt jedoch unter ihren verwandten Formen „Eiweissfermente" und „Saprophyten der Faulnis"; er bildet weiter 2 Sporen (?) in einem etwas gekrümmten Stabchen (III), ist nicht beweglich, bildet kein Indol, macht Löfflersche Bouillon trübe, und bildet ein dunnes Hautchen an der Oberflache. Er verflüssigt die Gelatine, giebt einen dünnen, matt ausgebreiteten Niederschlag auf Agar und eine rahmartige, dicke nicht gefaltete Kultur auf Kartoffel. Dieser B. Tabaci III muss in die Gruppe des Subtilis untergebracht werden. Der B. T. IV gehort wie der B. T. I. zu der Gruppe des „Proteus" und ich betrachte sie als sehr nahe verwandt mit dem B. Proteus Zopfii. Die Entstehung der Koloniën auf und in alkalischer Gelatine ist sehr eigentümlich. In der Figur ist IVe und IV g die Kolonie, welche an der Oberflache, IVff dieselbe welche in Gelatine wachst. Ursprünglich ist diese letztere hellblau von Farbe und geht allmahlich in hellgrün über. Es besteht also in diesem Wachstum, mikroskopisch betrachtet, eine Ahnlichkeit mit dem B. Mycoïdes, jedoch bildet B. T. IV keine Sporen. Die Kolonie wachst anaërob sehr schwach. Von der ursprünglich gebildeten Kolonie IVe strahlen Bakterienfaden in allen Richtungen aus. An bestirnmten Punkten entstehen Tochterkolonien, welche wiederum Faden aussenden, um neue Koloniën zu bilden, wie IV/; g zeigt. Auch bei B.anthracis wild bekanntlich eine derartige Erscheinung beobachtet, VIö. Höchst wahrscheinlich spielt der verwandte B. Tabaci V auch eine Rolle bei der Gahrung. In einer grossen Anzahl Platten habe ich ihn gefunden; auch er ist, ebenso wie B. T. 1 F, schwach anaërob und stimmt in vielen Eigenschaften mit diesem überein. Das Wachstum der Kolonie in der Gelatine zeigt die namliche Erscheinung wie beim H. T. IV. In Unmasse entstehen um die ursprünglich gebildete Kolonie Tochterkolonien, Vc. Durch eine chemotactische Wirkung des noch unverbrauchten Nahrbodens entsteht die concentrische Anordnung der Tochterkolonien, die alle einem einzigen Bakterienfaden, der von der Mutterkolonie radial austritt ihre Entstehung verdanken. In groben Zügen ist dies die Beschreibung der Mikroben, welche die Gahrung unseres Tabaks verursachen. Spater komme ich hierauf ausführlich zurück. 4 Die Erscheinung, dass der Betuwer Tabak weniger NH, bildet, muss höchst- wahrscheinlich der geringen Anwesenheit des B. T. 7, 77, iv oder V zugeschrieben werden, da der B. Mycoïdes allgemein verbreitet ist. Wenn der Betuwer Tabak kunstlich mit B. T. 7, 77, IV oder V geimpft wird, entsteht im Anfange der Gahrung reichlich NH;5. 6 Es zeigte sich in den Jahren 1894 und 96 (Tabak von 94 und 96), dass das Erd- und Sandgut nicht brühen wollte, wahrend das Bestgut, weiehes zuletzt gepflüekt worden war, sich nicht so hartnackig erwies. Es muss hierfiireine ürsache vorhanden sein. Es fiel mir auf, als ich in den Monaten August und September des Jahres 1897 die lebenden Blatter untersuchte, dass der B. T. I, IV und V fast immer yen mir gefunden wurden, wahrend ich sie nicht auf den jungen Blattern im regnerischen Monat Juni fand. Alle Bakterien, welche auf die Blatter fallen, kommen von der Erdoberflache und werden durch Luftströme darauf gebracht. Im Anschluss an meine Untersuchungen der Luft, die ich friiher mitgeteilt habe, ist die Luft am armsten an eimen, wenn der Boden nass ist. Desshalb vermute ich, dass die regnerischen Sominer von 94 und 96 einen nicht geringen Anteil an dem tragen Verlauf der genannten Gahrung gehabt haben. Die Tabakspflanzer und Fermentierer sollten kunftighin darauf achten. Das Bestgut, welches langer der Luft ausgesetzt war hat auch besser Gelegenheit gehabt, wahrend der verschiedensten Witterungszustandè mehi Bakterien auf seinen Blattern festzuhalten. Hiermit am Ende dieser Arbeit, habe ich Yeluwer Tabak von einer Sorte in glasernen Schalcben sterilisiert, mit den Kuituren B. T. 7, 77, 777, 77, 7 _j_ 77 7 + 777 u. s. w. geimpft, mit einer Bleischeibe beschwert und langsam auf eine emperatur von 40° C. gebracht. Die Gahrung habe ich reichlich 6 Wochen ihren Verlauf nehmen lassen und dann gehemmt. Die Reaktion wurde stets kontrolliert und m Ubereinstimmung gefunden mit dem, was schon beschrieben worden ist Dann habe ich unparteiisch diesen Tabak von erfahrenen Handlern und Züchtern beurteilen lassen, mit dem Erfolge, dass alle, nl. die Herren A. Herschel in Amersfoort, H. de Hartog und v. Druijnen in Wageningen, Gijsberts Jr., in Valburg und N. v. Os Fz. in Amerongen olme Zaudern denjenigen Tabak erwahlten, welcher geimpft war mit B. Tabaci I + 777, wahrend ein alter Arbeiter er mpfung mit B. T. IV den Vorzug gab und nacli dieser gleichfalls die Impfung mit B. 1\ I -j- 77/ als die beste angab. Durch die Impfung mit der Reinkultur von Bacillus Tabaci 1 -f 7/7 erhalt der Tabak ein angenehmes, honigsüsses Aroma. Die Zukunft wird zeigen wie die Gahrung unseres Tabaks verlaufen wird, wenn ich diesen mit den Reinkulturen impfe, welche ich aus unserm indischen und dem Havanna-Tabak isolieren werde. Von der Versuchsstation in Buitenzorg erwarte ich eine Sendung ungebrühten Tabaks edlei Alten, und dann hoffe ich spater das Resultat dieser Untersuchungen mitzuteilen. Ebenso nehme ich mir vor, nicht-sterilisierten Tabak mit Reinkulturen zu impfen. Krankheiten. Von einer grossen Zahl Mikroorganismen ist bewiesen worden, dass sie Tiei und 1 flanze zu infizieren vermogen. Ebenso wie der künstlich praparierte Nahrboden sie zur Entwicklung bringen kann, kann das lebende Wesen, sei os liei odei 1 flanze, solches thun. In beiden Fallen wachsen und vermehren sie sich auf Kosten der angebotenen Nahrung; im erstern Falie wird die tute Matei ie, dei Nahi boden, im zweiten Falie werden das Gewebe und die Safte des lebenden Organismus durch ihr Wachstum geandert. Die Anderungen, welche liei und Pflanze, im ganzen genommen, hier zeigen, treten hervor als „ Kr ankhei tserscheinung en." Man nennt die Mikroorganismen Parasiten, wenn sie sich in oder auf dem lebenden Organismus entwickeln und vermehren, Saprophyten wenn sie auf totem, organischem Stofï' leben. Die Sporen vieler Fungi, Hefen und Bakterien, und auch die nicht Sporenbildenden Formen, können die Gesundheit von Tier und Pflanze also bedrohen und sogai den lod verursachen, aber die lebenden Wesen sind nicht alle gleich empflndlich für dieselben pathogenen Mikroben. Meerschweinchen und Kaninchen sind sehr empflndlich für Tuberkulose, weniger ist dies der Fall mit den Feldmausen, Katzen, weissen Mausen, Ratten und Hunden, wahrend die kaltblütigen Tiere dem Bacillus tuberculosis gegenüber sogar immun sind (Koch). Die natüiliche und künstliche Immunitat kann auf verschiedene Weisen entstehen oder erhalten werden. In den jüngsten Jahren hat sich herausgestellt, dass, die schon langst bekannte parasitare AVucherung der höheren Fungi ausgenommen, auch die Bakterien Krankheiten unter den Pflanzen verursachen (Mignla, Ludwig Russell, Heintz u. a.), und es würde mich nicht Wunder nehmen, wenn durch die eigentümliche Nahrung (Düngung) unseiei Tabakspflanze, wodurch die Gewebe und Safte einen gewissen Reichtum an bestimmten anorganischen und organischen Salzen erhalten, diese Pflanze, der nachher naher zu beschreibenden Ursache der Mosaikkrankheit gegenüber, nicht so „immunisieit ware, wie andere. Verwandte der Familie der Solanaceae sind dem das Tabaksblatt krankmachenden Gewebesaft der Tabakspflanze, welche an Fleckkrankheit leidet, gegenüber immun. Von Pflanzenkrankheiten, die durch Bacterien verursacht werden, sind schon bekannt und beschrieben: 1° der Pear-blight und Apple-blight der Amerikaner, 2° der Hirsebrand, 3° die Bakterienkrankheit des Maïs, 4° der Rotz der Hyazinthen, 5° die Nassfaule der Kartoffeln, 6° die Gallenkrankheit der Aleppokiefer, 7° die Gallenkrankheit der Oliven, 8" der gelbe Rotz der Hyazinthen, 9° die Bakteriosis der Weintrauben, 10° die Bakteriosis der Zuckerrüben. Flügge giebt diese Namen (1-9) in seinem „Mikroorganismen" Bd. I, pg. 418. Die Folge dei Infektion ist bei der Ptlanze meistens eine Zellendegeneration, Wucherung oder Sekretion. Sehr wenig Pflanzenvarietaten sind empfanglich fïir den namlichen infizierenden Stoff, die meisten sind immun. Meistens bat man hier die natürliche Immunitat in dem Bau der Gewebe zu suchen. Yiele Arten von Birnbaumen, welche bei der natürlichen Infection den Geschlechtsorganen entlang resistent sind, können nach Injection in das parenchymatöse Gewebe ebenso gut infiziert werden mit dem Bacillus Amylovorus wie die empfindlichen Arten. Durch die mehr oder weniger grosse Festigkeit der Zellenwande wird der Lauf des Infektionsstoffes durch die Pflanzengewebe beherrscht, daher, dass die jiingsten Sprossen bei den Pflanzen die empflndlichsten Teilefürdie Verbreitung der Krankheit sind (Mosaikkrankheit). Yiele Mikroorganismen weiterhin können sich nicht den sauren Zellensaft entwickeln, wahrend andere darin wohl gedeihen. Bis jetzt ist es aber nicht gelungen, im Pflanzengewebe einen mikrobiciden Stoff zu finden, so wie das „Alexin" von Buchner im tierischen Organismus. Nahrversuche, Chlornatrium- und Sulfatinjektionen von mir an gesunden Tabakspflanzen gemacht, werden vielleicht lehren, ob es moglich ist, einen alexin-artigen Stofï aufzufinden odei* zu verstarken, welcher den Bakterien der Fleckkrankheit gegenüber baktericide Eigenschaften besitzt. Eine specifische Immunitat, welche nach Heilung einer Infektionskrankheit erhalten werden kann, ist bei der Pflanze noch nicht beobachtet worden. Ein ganzes Feld bietet sich hier der Forschung dar. Als ich im Sommer 1897 nach der Ursache der Fleckkrankheit bei unserm Tabak suchte, brauchten meine hierzu verwendeten Pflanzchen noch einige Wochen um sich kraftig zu entwickeln. In jener Zwischenzeit wurde der „Rost" des Sumatra- Tabaks mikroskopisch von mir untersucht. Dass das unerwünschte Hervortreten dieser Flecken bei jenem Tabak nicht ohne Wichtigkeit ist, ergiebt sich aus dem Wert der von mir empfangenen Blatter, der von ƒ 0.35 bis ƒ 0.40 per rtc betrug, wahrend bei Abwesenheit dieser zahlreichen grosseren und kleineren Flecken der Wert init f 4.— bis ƒ 4.50 angegeben wird. Unter dem Namen „Rost" oder „Bunt" werden eine Anzahl Krankheiten der Tabaksblatter zusammengefasst, welche alle darin mit einander übereinstimmen, dass sie sich als Flecken zeigen, die aber im Ursprung völlig von einander verschieden sind. Was man hier in Holland „Roest" oder „Brand" nennt, ist meistens die Krankheit, welche auch wohl mit dem Namen „Mosaikkrankheit" bezeichnet wird. Auf den frisschen Blattern findet man mosaikartig abwechselnde helle und dunkle Flecken; letzere haben ein starkeres Wachstum, die Zeilen der dunkelgrünen Flecken sterben spater und letztere werden dann braungelb wie das tote Blatt. Die unregelmassigen Windungen der Blattoberflache entstehen durch das ungleiche Wachsen der verschiedenen Teile; dadurch bekommt jene ein höckeriges Ansehen. Die Narben und Narbchen laufen durch jene Flecken mit einer rein hellgrünen Farbe wie Kanalchen weiter. Örtlich liegen die dunkelgrünen Flecken ursprünglich immer zwischen den kleinen Naiben odei in den Leken derselben. Nach dem Trocknen und der Fermentation ist das Blatt derartig gefleckt und spröde, dass es keinen Wert mehr hat, es sei denn, dass man schwach gefleckte Exemplare noch so viel wie rnöglich heraussucht. Bei unserm Sumatra-Tabak entstehen die Flecken undFleckchen durch verschiedene Ursachen. Es ist bekannt, dass durch das Stieben des Sandes oder durch Tliau oder Regentropfen nach kraftigem Sonnenschein sich Fleckchen bilden; im ersteren Falie ist die mechanische Wirkung des Sandes, im letzeren Falie sind die als Linsen wirkenden Tropfen schuld daran. 4 Mikroskopisch sieht man den Unterschied zwischen hier und der Wucherung deiFungi. Auf folgende Weise gelang es mir, sehr deutliche Praparate der trocknen Blatter zu bekommen. Zuerst wird ein gefleckter Teil einige Minuten in KOH schwach erhitzt, dann gut in Wasser ausgespült und nachher mit Essigsaure neutralisiert; auf die namliche Art werden die Querschnitte behandelt. Bei 100 maliger Yergrösserung ist das Blatt noch durchsichtig und können an vielen Stellen Myceliumfaden oder Hyphen beobachtet werden. Yiele dieser Hyphen finden durch die Spaltöffnungen ihren Weg in die Blatter. In einigen Fallen konnte ich in diesen Flecken Starkemehl auffinden, woraus sich folgern lasst, dass unter dem Einflusse der krankhaften Beschaffenheit die früher beschriebene Wandlung von Amylum in Dextrose im sterbenden Blatte, also unmittelbar nach dem Pflücken, nicht stattgefunden hat; es sind also diese Fungi saprophytisch aufgetreten. Hier und da sah ich braune Hyphen, welche Sporen bildeten. Es steilte sich heraus, dass sie zu Gladosporium gehörten ; an einer andern Stelle fand ich ein Maci o,spot mm, einen I ilz, dei ebenfalls in der Lebensweise dem Gladosporium verwandt ist. Diese Fungi entwickeln das Mycelium in dem Gewebe der toten Pflanzen und senden dann Hyphen aus; es sind gewöhnlich Saprophyten, aber sie werden auch auf Blattern, Stengein und Halmen von reif'em Getreide gefunden. Der Freundlichkeit der Herren Prof. Ritzema Bos und Prof. C. A. J. A. Oudemans verdanke ich es, die Namen der gefundenen Pilze mitteilen zu können; höchstwahrschemlich haben dieselben sicli saprophytisch auf den sterbenden Blattern entwickelt: Phyllosticta Tabaci Posserini, Gladosporium herbarum Link, Macrosporium communc Rabenhorst. Die Bibitkrankheit des Tabaks auf Sumatra's Ostkiiste, welche zuerst imJahre '89 beobachtet wurde, wird nach einern vorlauflgen offlziellen Bericht von Dr. van Bieda de Haan (1893) gleichfalls vun einem Pilz verursacht (Peronosporeae). Derselbe Autor (1896) erwahnt eine Krankheit im Deli-tabak, welche durch das Tabaksalchen verursacht wird. Als Ursache der Flecken auf unserm Tabak, ausgenommen diejenigen, welche von der Mosaikkrankheit hervorgerufen werden, kann genannt werden Phyllosticta Tabaci. Hierbei erscheinen die Blatter durch die Anwesenheit zalüieicher heller Stellen gefleckt, welche spater austrocknen und veiss weiden; an einzelnen Punkten sind nicht selten Pycniden als kleine schwarze Pünktchen sichtbar. Wenn Ascochyta Nicotianae, gleichfalls ein Pilz, Ursache der Erkrankung ist, so zeigen sich trockne, braune Flecken von unregelmassiger Form. Ebenso entstehen Flecken durch Thrips Tabaci, ein kleines Insekt, das höchstens 1 mm. lang ist. Man sieht hierbei schmale, bandförmige, weisse Flecken an der Mittelnaibe und entlang den Seitennarben. Hier hat das Insekt die eine Oberhaut und das Blattparenchym bis auf die unterste Oberhaut weggefressen. Ganz anders ist bei unserm Tabak die Ursache der Fleckkrankheit, die mehr speziell Mossaikkrankheit genannt wird. In „de tabaksteelt von H. Hartog (Haarlem 1889) wird mittgeteilt, dass der in Holland bestellende „Roest" durch einen Pilz verursacht wird; von Fleck-oder Mosaikkrankheit ist nicht die Rede. In „Die landwirthschaftlichen Yersuchs-Stationen", Berlin 1885, macht Prof. Adolf May er die erste Mitteilung ttber die Mosaikkrankheit. Mit vielem Scharfsinn beobachtete er die Erscheinungen und gab als seine Yermutung zu erkennen, dass höchstwahrscheinlich Bakterien die Ursache davon sein sollten. In „Die schadlichsten Insekten des Tabaks in Bessarabien", Moskau 1888, beschreibt Dr. K. Lindeman eine Krankheit, die mit unserer Fleckkrankheit viel Übereinkunft zu haben scheint. In Russland ist sie sehr verbreitet und verursacht viel Schaden. lm Laufe des Sommers 1897 habe ich persönlich bei unsern Tabakspflanzern über die Mosaikkrankheit viele Erkundigungen eingezogen und die sonderbaren Erscheinungen dabei beobachtet. Die Pflanzer teilten mir mit, dass die.se gefürchtete Krankheit laut Überlieferung nicht abnimmt, sondern sich starker ausbreitet, Sowohl in der Betuwe, wie auf der Veluwe heischt sie ihre Opfer. In Eist in der Betuwe und zwar auf „de Vergert" traf ich einen kleinen Acker (Wittwe Jansen), der so weit die Erinnerung reicht, niemals kranke Exemplare hervorgebracht hat. Die Düngung geschieht da mit Kuhmist wie auf vielen andern Feldern. Wenn man nach der mutmasslichen Ursache der Fleckkrankheit fragt, sind die Antworten sehr verschieden und können zunachst keine Yeranlassung zum Stellen einer Hypothese geben. Die bedeutensten Züchter aber, und unter ihnen finden sich sehr gebildete Leute, die mit grossem Interesse auf alle Einzelheiten aber auch auf für sie gleichfalls unerklarliche Sachen hinweisen, haben mir solche Auskünfte gegeben und solche abweichende Krankheitsbilder gezeigt, dass ich im Stande bin, hier eine vorlaufige Mitteilung über die mutmassliche Ursache der Mosaikkrankheit zu machen. Wie ich schon sagte, sind die Antworten sehr verschieden. Der eine Züchter sucht die Ursache in der weniger guten oder schlechten Düngung, wodurch die Pflanze durch unzureichende Nahrung krank wird und dadurch Flecken auf ihren Blattern zeigt. Ein anderer meint, der Witterungswechsel habe schuld daran. Oftmals zeigen die Blatter, z. B. nach kalten Nachten, dunkelgrüne Flecken „Kopbont" wie man sagt. Wenn diese Erscheinungen sich nur schwach offenbaren, verschwinden die Flecken allmalich wieder. Ein dritter vermutet, der Zustand des Bodens, eine grosse Feuchtigkeit, rufe die Fleckenkrankheit hervor. Ein vierter glaubt sicher, dass ein ihm unbekannter Zustand des Samens und dessen Herkunft einen nicht geringen Anteil habe. Noch andere nehmen ihre Zuflucht zu übernatürlichen Kraften, und erwahnen Personen, welche keine glückliche Hand beim Pflanzen der jungen Pflanzchen haben. Einer der Arbeiter erhielt sogar den Namen „Jantje Bont" (Mayer). Ferner misst man einigen Frauen eine Kraft bei, die eine derartige Wirkung auf die Pflanzen hat, dass die Fleckkrankheit entsteht. Die Düngung mit Taubenmist und mit menschlichen Faeces, wird auch nicht selten herbeigezogen, als sollte dies die Krankheit hervorrufen. Grossere Bedeutung muss folgendem beigelegt werden: Die Krankheit dehnt sich immer mehr aus; wenn sie einmal auf einem Felde ist, so bleibt sie da. Ich sah Felder in der Nahe von Amerongen, welche die Fleckkrankheit fast Blatt für Blatt zeigten, die grossen Blatter schienen blutübergossen; jedes Jahr findet sich die Krankheit daselbst und Wechselbau alle 4 Jahre hat keine Anderung darin gebracht. Die Pflanzen kamen aus den namlichen Mistbeeten wie die andern, welche auf dem unmittelbar daran grenzenden Felde standen und nur ïm geringen Masse die Fleckenkrankheit zeigten. Meine Frage, ob bei einem kleinen Teile (etwa 12 Pflanzen, die zusammen standen), welcher die Krankheit zeigte, im vongen Jahre auf derselben Stelle die Erscheinung auch beobachtet war, wurde bejaht. Wenn man eine kranke Pflanze aus dem Boden herauszieht und an derselben Stelle eine gesunde einpflanzt, so zeigen sich etwa nach 4 Wochen auch die Flecken bei den Blattern der letzteren. Auf neuen in Kultur gebrachten Feldern zeigte sich die Krankheit nicht, wenn auf diese beider die Mistbeete gestellt waren. Wenn man jedoch Pflanzen einbringt, w elche von einem t elde herstammen, auf dem die Fleckkrankheit jedes Jahr erscheint, so ist es sehr wahrscheinlich, dass einige Pflanzen angegriffen werden. Wenn ein Teil des Feldes oder eines Mistbeetes, das jedes Jahr kranke Pflanzen hervorbringt, 30 bis 40 cm. ausgegraben wird, und wenn Erde von weit entlegenen teldern oder „Vom Berge" wie man in der Gegend von Amerongen sagt, hier hineingebracht wird, so ist die Mosaikkrankheit vertrieben, und die Pflanzen entwickeln sich normal darauf. l m die Zeit, zu welcher die letzten Blatter geerntet werden, sieht man, dass die Auslaufer oder Geizen in grosser Zahl die Kennzeichen der Fleckenkrankheit tragen, wahrend die Pflanze früher keine gefleckten Blatter hatte. A^iele geschulte Züchter sagen, die Mistbeete seien schuld an der Fleckenkrankheit. Wenn das Mistbeet angesteckt ist, so erkranken von den 1000 Pflanzen etwa 900 nach der Pflanzung auf das Feld, wenn das Mistbeet nicht angesteckt ist, so werden von 1000 z. B. 100 die Fleckenkrankheit zeigen. Diese letzere Erscheinung, diese niedrige Ziffer, ist der Art, dass man dennoch nicht den Mistbeeten allein die Schuld geben darf; aber daraus erhellt, ebenso wie aus all dem Vorhergehenden, dass der Boden ein infizierendes Vermogen besitzt. Sehr bemerkenswert, jedoch nur von einer Wahrnehmung herstammend, ist der Fall, dass nach einer Düngung mit 35000 kg. Schafsmist, 500 kg. Kainit und 500 kg. Thomasphosphat die Krankheit unter den Pflanzen abnahm und dass das gleiche ein nachstes Jahr wieder beobachtet wurde. Als ich zu der Überzeugung gekommen was, dass ein infizierendes Etwas \ oi handen sein musste, habe ich mit einer Reihe von Pflanzen Versuche angestellt, wobei ich zu folgenden in Kürze angegebenen Ergebnissen gelangte: 1° Bringt man in einem Einschnitt in die Hauptnarbe einer gesunden Pflanze einen kleinen Streifen von einem kranken Blatte (gefleckter Teil). 2" Bringt man den Saft von kranken Blattern irgendwo, gleichviel wo, in das G-ewebe gesunder Pflanzen. 3° Bringt man den Saft von kranken Blattern rund um die Wurzel herum, also auf die Erde. 4° Zerreibt man zwischen den Fingern ein krankes Blatt und bringt den feuchten Finger an die Wundfliiche eines abgebrochenen Blattes bei einer gesunden Pflanze, so zeigen sich in all diesen Fallen, bei jungen Pflanzen innerhalb 3 bis 4 Wochen, die Flecken an den jiingsten Blattern. Abwechselndes Wetter, z. B. tagelang Sonnenschein und nachher ein einzelner Regenschauer, ist im Stande, die Flecken rascher entstehen zu lassen und dadurch sichtbar zu machen, jedoch nie früher als innerhalb 1.4 Tagen habe ich diese Wirkung beobachtet. Das Kochen und die Papierfiltration entnehmen nach Prof. AdolfMayer dem Safte das Vermogen zu infizieren. Aus seinen Nachforschungen erhellt, dass weder die chemische Zusammensetzung der Erde eines angesteckten Feldes oder eines angesteckten Mistbeetes, noch die plötzliche künstliche Anderung der Temperatur beim Auspflanzen, noch die Verletzungen oder Yerdrehungen der Wurzel die Krankheit herbeiführen können. Aus einer grossen Menge bakteriologischer Kuituren, welche angelegt waren mit Tabaksaft-Malz-Gelatine, habe ich oft, doch nicht immer, eine Mikrobe isolieren können, welche in der That eine infizierende Kraft besitzt. Da es sich nun zeigt, dass wir hier mit einem infizierendem Stoff zu thun haben, müssen alle Mittel zu Hülfe genommen werden, die Übertragung desselben zu verhindern. Es scheint mir nicht unmöglich, (vergleiche sub 4) dass die Personen, welche mit dem Köpfen der Pflanzen und dem Ernten der Blatter beauftragt sind, mit ihren von kranken Blattteilen inflzierten Fingern den Ansteckungsstoff auf gesunde Pflanzen bringen können ; daher im Spatsommer die zahlreichen Falie, wo die Geizen und jungen Blatter die Fleckkrankheit zeigen. Die Gründüngung ist auf Feldern, welche die Mosaikkrankheit zeigen, aus obengenannten Gründen nicht zu empfehlen. Die mikroskopischen Untersuchungen der kranken Blatter lassen eine Desorganisation des Chlorophyll erkennen, das schliesslich ganz und gar aus dem Zelleninhalt verschwindet. Sehr bemerkenswert sind die kurzen Luftstreifen zwischen den Pallisadenzellen und der linienförmigen Zeichnung der Zeilen wand. Myceliumfaden oder Hyphen können es nicht sein. Da ich im Winter '97 Gelegenheit habe, die Versuche fortzusetzen, hoffe ich spater diesen Gegenstand wieder aufzunehmen. Mittel zur Verbesserung unsres Tabaks. Aus allen Untersuchungen, die bis jetzt mit Bezug auf die Düngung angestellt worden sind, können keine allgemeine Regeln mehr abgeleitet werden als die schon angegebenen, die sich hauptsachlich auf den CJilor-, Stickstoff- und Kaligehalt beziehen. Chloridreiche natürliche oder künstliche Düngstoffe müssen vermieden werden, ebenso ein zu hoher Gehalt an Stickstoffverbindungen. Eine Düngung mit mehr Stickstoff als angezeigt, entwickelt ein dunkelgrünes, fleischiges, lang gedehntes, schmal dicknarbiges Blatt, das sich also nicht zum Cigarrentabak eignet. Schon Hermbstadt nahm wahr, dass humusreiche Pflanzenerde und Kuhmist den besten Tabak liefern. Wie ich schon schrieb: Die Tabakspflanze fordert Kalium, viel Kalium! Die ganze Tabakskultur muss darauf hinzielen, dass sie einen kalireichen Stalldünger bekommt. In der letzten Zeit hat sich aus Versuchen ergeben, dass die Tabakspflanze viel kohlensaures Kali vertragen kann, mehr als man früher je dachte. Eine Düngung im Frühjahr sogar mit 1000 kg. kohlensaurem Kali per ha., was man früher nicht zu thun wagte, hat keine schadlichen Folgen gehabt. Als Versuch sei dies unsern Pflanzern anempfohlen. Die bekannten „Internationale Guano- und Superphosphatwerke" in Zwijndrecht bringen dieses Salz in den Handel mit einem Gehalt von 50 — 55 Prozent Kali und zu einem Wert von/20 (etwa 34 Mk) per 100 kg. Wegen der Eigentümlichkeit dieser Kali-pottasche, die Feuchtigkeit anzuziehen, wird sie in doppelten Sacken von 621/3 kg. verpackt. Dei innere Sack ist prapariert, hemmt also die Aufnahme der Feuchtigkeit aus der umringenden Luft. Schon langst hat man bemerkt, dass man durch Holzasche und Pferdemist einen hellfarbigen Tabak erhalt, Ziegen- und Schafsmist dahingegen geben ein dunkles Produkt. In Japan bekommt man sogar ein schönes heil gefarbtes Blatt, angenehm von Geschmack, dadurch, dass man es mit Kuchen von Leinsamen düngt nebst ein wenig Stalldünger. Wir wissen, dass Valburg den besten Cigarrentabak unsres Landes liefert, (ƒ" 28.25 per 100 <\S) und dass dort die einfache Düngung mit Kuhmist auf dem sandigen Boden (dem Peil des Dorfes, welcher „Het Hoog" (= Die Anhöhe) genannt wird), ohne dass man jemals sich des Wechselbaus bediente, das schone goldgelbe, breitgeformte Blatt hervorbringt. Die Überführung von Erde aus Valburg (wo man auch Lehmboden antrifft) auf die Veluwe, hat keine Resultate beim Anbau des Tabaks geliefert. Jeder Züchter muss die Düngversuche auf seinem eigenen Boden anstellen und dabei der Gefahren eingedenk sein, die entstehen können, wenn man die genannten schadlichen Elemente oder Salze anwendet. In der letzten Zeit hat man die Aufmerksamkeit auf die Düngung mit Silicaten gerichtet (Martellin = Kalium- silicat), wodurch die Brennbarkeit und die Farbe, nebst dem anatomischen Bau des Blattes verbessert wird *). Nach der schonen Lehre von Dar win, welche sich auf wissenschaftliche Forschungen gründet, wird die Pflanzen- und Tierwelt in einer Gegend sich den da anwesenden physischen Lebensbedingungen anpassen und sich demgemass entwickeln. In „the struggle for lifë' werden die bevorzugtesten Arten, Rassen und Varietaten siegreich aus dem Kampfe hervorgehen, bekranzt, nicht mit der Siegespalme, sondern mit der kraftigen Lebensfahigkeit für ihren Stamm. Dies muss auch anwendbar sein auf unsere Tabakskultur. Meine Nachforschungen gaben mir die Überzeugung, dass viele Tabakspflanzer ihr Fach wissenschaftlich auffassen und weder Mühe noch Kosten scheuen, Versuche zu machen, welche die Kultur fördern können. Ich kann nicht genug darauf hinweisen, dass man die grösste Sorgfalt auf das Gewinnen des Samens verwende. Man muss hiezu nicht einige Pflanzen in zeitweise günstige Lebensverhaltnisse bringen dadurch, dass man sie besser oder örtlich starker düngt, sie auf gut gewahlten geraumigen Stellen des Feldes Samen schiessen lasst, sondern man muss diejenigen Pflanzen mitten auf dem Felde auswahlen, welche sich durch schonen Bau, Blattform u. s. w. auszeichnen, dann hat man die grösste Gewahr, dass die erblichen Eigenschaften des Samens auf die Nachkommenschaft übertragen werden. Durch die Kultur der Tabakspflanze hat der Bau der Blume sich geandert. Die bei uns schwach vorhandene Protogynie ist im Naturzustande deutlicher und scharfer hervortretend, wodurch Kreuzbestaubung mehr erwartet werden kann. Der Bau der Kulturblume ist jetzt derartig, dass Staubfaden und Stempel nicht nur etwa auf derselben Höhe stehen, sondern dass die weibliche Periode der Blume in unserm Klima im geschlossenen Knospenzustand verlebt wird. Dies erleichtert uns die kiinstliche Kreuzbestaubung; man braucht nur die Knospe welche im Entfalten begrifïen ist, zu öffnen und die Pollen von gleichfalls gut gewahlten Pflanzen mit einem kleinen Pinsel auf den Stempel zu bringen. Nach zwei Stunden ist die Gefahr vorüber, dass Insekten durch ihren Besuch andere Pollen mit demselben in Berührung bringen. Verhtlllung mit Gaze oder mit einen Papierbeutelchen wahrend einiger Stunden sei deshalb empfohlen. Auf diese Weise kann kraftiger Samen gewonnen werden. Weiter lehren die Versuche, dass die mittelsten Blumen (Samenkapsel) am Stengel den kraftigsten Samen enthalten. Sehr erwünscht ist es zugleicherzeit, die gewahlten Pflanzen die Blatter behalten zu lassen und sie nicht abzureissen, wie es bisweilen geschieht. *) Siehe meine Abhandlung im „Indische Mercuur" 13 Mai 1899 „Martellin, een nieuwe meststof." Kraftig entwickelte Pflanzen werden den Kampf ums Dasein leichter bestehen als schwachere, sie werden zugieich besser im Stande sein, den Krankheiten zu widerstehen. In Valburg hat man eine eigentümliche Gewohnheit, den Samen zum Keimen zu bringen. Man bringt ihn in ein angefeuchtetes Leinenlappchen oder Sackchen, nachdem es im Wasser angeschwollen ist. Dann hangt man es in massiger Entfernung vom warmen Ofen auf. Die Folge hiervon ist, dass der Samen zwar sichtlich gut auslauft, aber dabei mittels Diffusion lösliche Nahrungss toffe abgiebt, welche als Reservenahrung dem zukünftigen Pflanzchen entzogen werden. Auf diese Weise wird das keimende Pflanzchen geschwacht und der Kampf, den es beim Übergange zu einer sichselbst nahrenden Pflanze zu bestehen hat, wird ihm erschwert. Dass der Verlust von Salzen, Aschenbestandteilen, grösser ist als man sich denkt, geht hieraus liervor, dass, wenn der Aschengehalt des Samens 4 % ist, dieser nach Behandlung mit Wasser wahrend der 24 Stunden des Tages V4 Teil verloren hat. In dieser Weise verliert der Samen schon einen grossen Teil des so sehr erwünschten Kali, nl. 25.8%, und 6.4% Phosphorsaure (Behrens). Weiter lasst man in Valburg, nach dem Pflücken, die Blatter noch einige Tage auf dem Felde liegen, erst dann werden sie an Stangen angereiht. Aus der Physiologie des sterbenden Blattes ersahen wir, dass das Trocknen langsam geschehen soll. Hierdurch entstehen Zersetzungsprodukte, welche bei der Giihrung erwünscht sind. Beim Gahrungsverlauf haben wir gesehen, dass bei unserm Tabak der Bacillus Tabaci I -f- III, die Hauptrolle spielt, er giebt ihm den reinen Geruch und Geschmack, insofern wir dies bei unserm Tabak wahrnehmen können. Da, wo die Gahrung nicht stattfindet oder nicht gut verlixuft, können diese Mikroben künstlich angebracht oder geimpft werden. Die Versuche, die -Mosaikkrankheit zu verhindern, könnten schon jetzt beim Wechselbau angestellt werden. Der Anbau von Erbsen, Bohnen, Klee und andern Hülsenfrüchten sei anempfohlen. Folgende Düngung wird von einigen grossen Züchtern versucht werden. Im Spatjahr wird per ha. 750 — 3000 kg. ungelöschter Kalk auf die Oberflache des Feldes gebracht und gleichmassig darauf ausgestreut. Dies lasst man ungefahr einen Monat liegen und bringt dann 400 —600 kg. Kainit und 400 —600 kg. Thomasphosphat hinzu, nachher wird es im Januar oder Februar, wenn der Witterungszustand dies erlaubt, mit dem Spaten untergegraben. Auf die gebrauchliche Weise werden dann die Erbsen, Bohnen u. a. gepflanzt oder gesat. Die Versuche, welche angestellt werden, um auf eine andere Weise der Mosaikkrankheit vorzubeugen, werden fortgesetzt, nelimen aber viel Zeit in Anspruch. Die Gründüngung auf angesteckten Feldern kann aus obenerwahnten Gründen nicht empfohlen werden. Das Ausgraben der inflzierten Mistbeete etwa 30 cm. tief und das Hineinbringen gesunder Erde, also von unbebautem Boden, verdient Empfehlung. Ein Pflanzer, der niemals Fleckkrankheit auf seinem Felde gehabt hat, könnte dadurch, dass er junge Pflanzchen, welche von inflziertem Boden herstammten, lieh oder kaufte, sein Feld auf immer anstecken und dadurch die Mosaikkrankheit hervorrufen. Und hiermit habe ich einen Gegenstand behandelt, der immer mehr mein Interesse erregte. Dabei habe ich viele unsrer Tabakspflanzer als Personen kennen gelernt, die alles aus Liebe zur Sache thun, und ungeachtet des grossen Aufschwunges unsrer indischen Kultur, wodurch soviele edle Tabakssorten über die ganze Welt verbreitet werden, mit Mut, Ausdauer und Lust zur Arbeit, unsern einheimischen Tabak zuchten, bearbeiten, und zu verbessern trachten. Mogen sie, indem sie so fortfahren, auch die Früchte ihrer Arbeit geniessen! Verbesserung" durch Reinkulturen. (Fortsetzung der Untersuchungen von 1897). Die Untersuchung der Gahrung unseres einheimischen Tabaks ist, da wir es hier mit einem Prozesse zu thun haben, bei dem fakultative anaërobe Bakterien eine Rolle spielen, enorm von mir gekürzt worden. Spater wurde ich mit den an der Oberflache der Platten angelegten bakteriologischen Kuituren bekannt, wodurch man makroskopisch schon deutlich die verschiedenen Arten des Wachstums von Bakterien und andern Mikroorganismen wahrnemen kann. Dies Yerfahren hat unendlich viel vor derjenigen Untersuchungsmethode voraus, bei der die Kuituren auch in Gelatineplatten wachsen. Im letzteren Falie doch sieht man, nur einige Yariationen in verfliessenden Kuituren ausgenommen, welche meistens kugelförmig in der Gelatine wachsen, fast immer gelbe Pünktchen, bald rund, bald linsenförmig. Will man gerade jene Mikroorganismen auffinden, welche aërob oder fakultativ anaërob sind und bei irgend einem Prozesse eine Funktion zu erfüllen haben, so bietet diese Methode sehr grosse Yorteile und nicht weniger eine Abkürzung was die Zeit betrifft. Sogar zu einer quantitativen Bestimmung von Mikroorganismen eignet sich diese Untersuchungsmethode. Was die Untersuchungen der Tabaksgahrung betrifft, so sind diese in folgender Weize abgekürzt worden. Die früher beschriebenen Stückchen fein geschnittenen Tabaks werden in ein Röhrchen mit 10 cm3 physiologische Kochsalzlösung (0.75 Prozent) gebracht und mit der Platinnadel wiederholt in dieser Flüssigkeit bewegt, wiihrend man sie dann und wann noch durch einander schüttelt. Yom Inhalte dieses Röhrchens werden dann eine oder mehr Platinspiralen (welche in meinein Falie 0.048 gr. Flüssigkeit festhalten) auf ein zweites und drittes Röhrchen gebracht. Die Erfahrung giebt hier bald einen Fingerzeig. Es stehen einige sterile Kulturschillchen mit dem beschriebenen festen Nahrboden bereit. Nun wird der Inhalt des Ien, IIen u. s. w. Rohres über die Oberflache ausgegossen. Was zu viel ist an Flüssigkeit, lasst man wegfliessen, indem man einfach das ein wenig geöffnete Schalchen schrag halt. Weiter bewegt man das Schalchen noch einen Augenblick hin und her, um die geringe Quantitat Wasser, in welchem die Mikroorganismen verteilt liegen, gut zu verbreiten. Die Berechnung lehrte mich, dass die Oberflache des beschriebenen Petri-Schalchens wahrend dieser Manipulationen ungefahr 0.5 gr. Flüssigkeit festhielt. Wenn man genauer dieses Gewicht kennen lernen will, so kann das Schalchen vor und nach dem Anfeuchten gewogen werden, und dies Gewicht berechnet werden auf die respektiven Röhrchen und die gebrauchte Quantitat Tabak im Röhrchen I, der zwischen zwei sterilen Uhrglasern vor dem Experiment gewogen wird. Nach Verlauf einiger Tage kommen die Plattenkulturen zur sichtbaren Entwickelung und ist es viel leichter, eine Übersicht über den Totalgehalt an Sorten zu bekommen. Quantitativ betrachtet hat diese Methode Fehler. Die Ursache davon liegt darin, dass die Bakterien in mehr oder weniger starkem Masse in den von ihnen selbst abgeschiedenen Schleimhüllen liegen und dadurch sehr am Medium haften, dem Blatte, auf dem sie, sei es auch kurze Zeit, lebten, und spater ein latentes Leben führten, um bei der Gahrung wieder energisch aufzuleben. Weder durch Abreibung mit der Platinnadel, noch durch immerwahrendes Hin-und Herschütteln, kann man alle Mikroorganismen vom Substrat trennen. Damit hier eine Yerbesserung angebracht werde, habe ich die Sache anders gemacht und habe dies schon im Prinzip im „Pharm. Weekblad" N°. 10, 1898, beschrieben. Das Resultat dieser Untersuchungsweise war ein brillantes und hat die allergünstigsten Folgen gehabt. Diese Methode, die ich zuerst auf den Tabak anwendete, lasst sich auf eine Unmasse anderer Gegenstande anwenden. Sie ist wie folgt. In einige Reagirröhren werden gewöhnliche Pinselchen so hineingebracht, dass der Federkiel auf dem Boden der Röhre ruht und das Büschelchen nach oben gerichtet ist. Durch einen Wattepfropfen werden die Röhren geschlossen und dann wahrend einer Stunde bei 110° C. in strömendem Dampfe erhitzt. Die Temperatur übt keine nachteilige Wirkung auf die Pinsel aus. Ferner wird ein hohes Petrischalchen gewahlt, 10 cm" sterilisierte physiologische Kochsalzlösung hineingebracht und natürlich sofort geschlossen. Ein Teil eines gahrenden Tabaksblattes wird in diese Flüssigkeit hineingetaucht und einige Minuten daselbst in Ruhe gelassen. Dann nimmt man mit einer sterilen Pincette das Pinselchen aus einem der Reagierröhrchen und reibt, indem man eins der Enden des Blattes mit der Pincette festhalt, kraftig über die Oberflache der beiden Blatthalften. Indem man das Schalchen hin-und herbewegt, werden die Mikroorganismen gleichmassig im Wasser verteilt. Von dieser bakterienreichen Flüssigkeit werden 1 cm8, 1/2 cm3 oder Verdünnungen hier von mittels steriler Pipetten über die Oberflache der Platten gebracht. Auf diese Weise werden nach der „Bohnmethode" (der Name ist von mir nach dem Bohnen der Fussboden gewahlt) auch diejenigen Bakterien von der Blattoberflache entfernt, welche innig mit diesem Substrate zusammenhingen. Nach Berechnung kann man auf diese Weise bestimmen, wieviel Bakterien sich auf den beiden Blatthalften befanden. Wenn es sich um eine qualitative Bestimmung handelt, so bekommt man nicht weniger schone Kulturplatten auf folgende Weise. Das Tabaksblattchen, das Fig. 6. Bohnmethode. Links Pinselstriche von Betuwer Tabak im Anfange der Gahrung (Diplococcen). Rechts wahrend der Gahrung (B. T. I + B. subtilis -f B. mycoïdes). schon im Wasser untergetaucht war und nicht bewegt wurde, wird mit einer sterilen Pincette auf sterilisiertes Papier gelegt. Es liegt also feucht darauf. Nachher wird die obere Seite des Blattchens mit dem trocknen Pinsel, welcher also steril ist, abgebohnt. Mit diesem noch nassen Pinsel macht man Striche über die festen Oberfliichen von Gelatineplatten. Nach einigen Tagen sieht man denn, dass der erste Strich die grösste Zahl Koloniën hervortreten lasst, gewöhnlich zu viel als dass man sie unterscheiden könnte; der zweite Strich schon weniger, der dritte und vierte noch weniger, u. s. w. Letztere Methode wurde immer von mir angewendet bei unserm einheimischen Tabak, beim Deli- und Havanna-Tabak. Das Resultat war ein glanzendes. Die Untersuchungen nach der Gahrung des Tabaks erlauben diese Methode, weil hierbei keine obligaten anaeroben Bakterien im Spiele sind. Sie ist natürlich unbrauchbar, wenn es sich um Mikroorganismen handelt, welche SauerstofF nicht ertragen. Die Petri'schen Kulturplatten sind auf lichtempflndliches Papier gesetzt, 25 Secunden vom Sonnenlicht beschienen und oben photographisch, ohne Retouche reproduziert. Die Glaskratzer am Boden des Schiilchens sind hierbei deutlich sichtbar. Bei den Untersuchungen unsres einheimischen Tabaks, die im Jahr 1897 von mir in „de Natuur" publiziert wurden, hat sich herausgestellt, dass wir es hier zu thun haben mit einer Gahrung, bei welcher fakultative anaerobe Bakterien, also aucli unter Hinzutretung von freiem SauerstofF oder Luft, eine Rolle spielen. Sogleich ergab sich daraus, dass im gahrenden Tabak von verschiedener Herkunft aus unsern Gegenden (Betuwe, Veluwe, Maas waal) verschiedene Mikroorganismen mehr oder weniger hauflg anwesend waren, jedoch in überwiegender Zahl diejenigen, welche sich an der Gahrung beteiligten. Meine zunachst liegende Vermutung hat sich bestatigt. Fünf verschiedene Bakterien, welche, aus verschiedenem Tabak herstammten, sind damals von mir abgebildet und kurz nach ihren morphologischen und biologischen Eigenschaften beschrieben worden. Alsdann ist Tabak von mir sterilisiert worden, d. h. alle Mikroorganismen, welche sich auf und in demselben befanden, wurden getötet und nachher ist jener Tabak mit den verschiedenen Reinkulturen geimpft worden. Alsdann steilte sich heraus, dass die Impfung mit dem B. T. I. und III (Bacillus Tabaci I. und III) dem Tabak das richtige Arom verlieh, ein Arom, welches, hier in Holland für das beste gehalten wird. Meine Vermutung, dass jene Gahrung doch noch einen andern Verlauf haben würde, wenn die namliche Tabaksart nicht sterilisiert, dahingegen mit den genannten Tabaksbakterien geimpft würde, hat sich bestatigt. Jedoch müssen wir hierbei in Betracht ziehen, dass nebst den in grosser Zahl künstlich angebrachten Mikroben, noch mehr Arten ihre Wirkung ausüben, Arten, welche gleichfalls das feuchtgewordene Tabaksblatt angreifen, aber ausserhalb der eigentlichen Gahrung stehen und nichts anders thun können als Zersetzungen hervorrufen, welche ungünstig wirken oder gar nicht dazu beitragen, ein erwünschtes Produkt zu erhalten. Es ergab sich, dass die Impfung mit den Tabaksbakterien, welche giinstig beim sterilen Tabak wirkten und ihm das reine Arom gaben, in nicht sterilem Tabak ohne Wirkung blieben, insofern ohne Wirkung, dass jenes Arom bei weitem nicht so ausgesprochen war als beim sterilen Tabak. Diese Versuche wurden im Februar 1898 in den Gahrungsscheunen des Herrn de Hartog in Wageningen angestellt. Damals musste die Frage gelost werden, wie das Produkt der natürlichen Gahrung, also ohne Sterilisation über troffen werden konnte, wenn man von den Impfungen mit einer oder mehreren Reinkulturen auf die namlichen, also nicht sterilisierten Tabaksarten Gebrauch machte. Die Versuche im Laboratorium lehrten also, dass steriler Tabak durch Impfung mit zwei Mikroben vorzügliche Eigenschaften erhielt, sodass dieser Tabak sofort von den Fachmannern als der beste bezeichnet werden konnte. Die Quantitat war jedoch eine zu geringe, als dass man Cigarren davon anfertigen lassen und alle Eigenschaften, die man so gerne kennen lernen möchte, kontrollieren konnte. Eine Sterilisation des Tabaks im Grossen ist faktisch unmöglich. Damit das Resultat der schon beschriebenen Untersuchung praktisch verwendet werden konnte, mussten also Versuche mit verschiedenen Reinkulturen und deren Mischungen angestellt werden. Es steilte sich heraus, dass einige dreissig Büschel, welche ohne Sterilisation mit den B. T. I + III -(- IV geimpft, im Februar in Haufen gelegt und nachher der Gahrung ausgesetzt worden waren, nicht solche günstige Eigenschaften erhalten hatten als der sterilisierte und nachher geimfpte Tabak, wie es in meinem Laboratorium stattfand. Zugleicherzeit erwahne ich hier, dass der nicht-fermentierte Deli-Tabak, der i I mir aus Batavia von Dr. v. Breda de Haan zugesandt wurde, gleichfalls einer Untersuchung unterzogen worden ist. Nach dem Beispiele von Se mm Ier aus Cuba habe ich einen kleinen Teil dieses Tabaks mit Wasser faulen lassen und mit diesem Wasser einheimischen Tabak, der dann gleichfalls mit andern Büscheln in den Haufen hinein gelegt wurde, besprengt. Dieser Tabak gerieth zwar in Fermentation, aber als die Gahrung beendigt war, ergab sich, dass die besprengten Büschel keine andern Eigenschaften bekommen hatten als eine Anderung in der Farbe der Blatter, die von der feuchten Behandlung herrührte. Dieser Versuch, welcher durch einen Zufall auf Cuba giinstig verlief, ist Ursache gewesen, dass man die Aufmerksamkeit auf die Tabaksgahrung hinlenkte und die Vermutung laut werden liess, dass Mikroorganismen bei jener Gahrung sich wirksam bethatigten. Als es mir nach wiederholten Versuchen deutlich geworden war, dass die Impfung unseres einheimischen Tabaks mit den B. T. I + III also nicht ganz den Erfolg hatte, wie immer beim sterilen Tabak, habe ich diesen Gegenstand weiter untersucht und eine Reihe von Versuchen mit Mischungen von Reinkulturen angestellt. Die Herren de Hartog und v. Druijnen in Wageningen, welche diesem Gegenstand ihre ganze Aufmerksamkeit widmeten, halfen mir bei diesen Versuchen und gaben mir jedesmal ihr Urteil ab, ein Urteil, das ich sehr schatzte, da es ausgesprochen ward von sehr kundigen, erfahrungsreichen Fachmannern. Nicht entmutigt empflng ich am 8. Miirz die Nachricht, dass man damit anfangen würde, einen Haufen gahrenden Tabak aus der Betuwe umzusetzen. Es war die beste Tabaksart, welche Holland hervorbringt. Am 10. Marz besuchte ich die Fermentierscheune und steilte wiederum Versuche an, aber in der jetzt sehr gekürzt beschriebenen Weise. Es war ein schoner Anblick, jenen prachtvoll aufgebauten Haufen mit den Tausenden goldgelben Büscheln emporragen zu sehen. Eine grosse Menge Kulturschalchen wurde von mir inflziert mit Blattfragmenten der obersten Tabaksbüschel (± 22° C.) Nach einigen Tagen zeigten sich die Kolomen, und mit Bewunderung sah ich wieder die im vorigen Jahre von mir beschriebenen Arten zum Yorschein kommen. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auch noch, nicht auf die bekannten Yerunreinigungen, sondern auf andere Arten, welche ich nun bei niedriger Temperatur in grosser Anzahl vorfand. Einige davon brachte ich in Kultur und wartete darauf, welche Rolle sie mit andern Bakterienarten in nicht sterilisiertem Tabak spielen würden. Um den praktischen Teil des Problems zu lösen, hatte ich damals sechs Arten Tabaksbakterien, welche bezüglich ihrer Wirkung in nicht sterilem Tabak controlliert werden mussten, und die also den überall herrschenden „Struggle for life" kitmpfen mussten. Es war nicht vorher zu sagen, wer siegen würde. Ein logisches Yerfahren nach Wahl war nicht möglich, der Versuch musste entscheiden. Um die Frage der Tabaksverbesserung zu lösen dadurch, dass man Gebrauch machte von den, in dem vorzüglichsten Betuwer Tabak vorgefundenen Mikroben, wurden eine Menge nicht sterilisierter Tabaksarten mit Reinkulturen und deren Mischungen bespritzt. Dieses Bespritzen lasst sich ausgezeichnet durch den Druck der Wasserleitung bewerkstelligen; ich werde durch Abbildung zeigen, wie das Yerstieben in meinem Laboratorium geschieht. Was die sehr geringe Farbenveranderung des Blattes betrifft, die durch Befeuchtung verursacht wird, so ist es mir als bald gelungen, hierin eine Yerbesserung anzubringen, inaem ich die Reinkulturen von Agar-Oberflachen mit feinem Tabakspulver vermischte und dies gleichfalls in die Büschel hineinspritzte oder verstieben liess, also der trocknen Behandlung gemass. Nach Beendigung der Gahrung wurden die Eigenschaften der derartig behandelten Sorten kontrolliert, und diese sorgfaltig ausgesucht. Ich werde hier all diese Versuche, die noch nicht den erwünschten Erfolg hatten, der Kürze halber nicht aufzahlen; uur lohnt es sich, zu wissen, dass ich daraus den Schluss zog, dass viele Arten von Mikroorganismen, unter denen auch die von mir abgebildeten, die Temperaturerhöhung verursachen, und dass ich drei Arten in Mischung, künstlich in grosser Menge in die verschiedenen Tabaksarten hinein brachte. Es waren die Reinkulturen von Bacillus Tabaci I, B. T. III und dem neu isolierten Diplococcus Tabaci. Diese Mischungen erhielten folgende Marken: Marke I: Bacillus Tabaci Hollandicus I. Marke II: Diplococcus Tabaci Hollandicus. Bacillus „ „ III. Marke III: Mischung der Marke I und Marke II. Diese Reinkulturen von Agar-Oberflachen wurden sorfaltig in steriles Wasser verteilt. Die unten angegebenen Tabaksarten wurden mit dem Inhalte dieser Flaschchen bespritzt und von den Herren de Hartog und v. Druijnen mit den gegebenen Marken versehen. Erst nachdem die Gahrung beendigt, die Cigarren gemacht, und inein Urteil abgegeben war, sollte das Resultat dieser Yersuclie, die auch von andern in unserer Umgebung beurteilt werden sollten, bekannt gemacht werden. A. geimpft: B. nicht geimpft: I a = Betuwer Erdgut ax — Betuwer Erdgut b — Yeluwer Erdgut fr1 = Yeluwer Erdgut II c = Betuwer Sandgut c' — Betuwer Sandgut cl — Yeluwer Sandgut d1 = Veluwer Sandgut III e = Betuwer Erdgut el = Betuwer Erdgut f = Yeluwer Erdgut fl = Yeluwer Erdgut Ende Juli habe ich diese Cigarren, nur mit den Marken a, a\b,fr u. s. w. empfangen. Nichts war bekannt von Impfumg oder nicht Impfumg, von Nummer u. s. w. Jetzt befand ich mich in der schwierigen Lage, mein Urteil abgeben zu müssen. Es handelte sich ja hier um kleine Unterschiede in der Brennbarkeit, Konsistenz der Asche, des Aroms, des Geschmacks u. s. w. Aus dem Grunde habe ich dies den befugteren Personen, den eigentlichen Fachmannern überlassen, die ihrer Beschaftigung gemass dies viel besser beurteilen können. Herr G. P. Voor wijk in Amsterdam, welcher in der Tabakswelt seines richtigen Urteils wegen so günstig bekannt ist, hat sehr freundlich meinerBitte, einige Abende zu mir zu kommen und zu rauchen, Folge geleistet, wofür ich ihm hiermit herzlich danke. JedesPacketchen bestand aus 2 Cigarren, die nur die Marke a, a\ b oder u. s. w. trugen. Als die Reihenfolge a und ax abgeraucht war, untersuchte Herr Yoorwijk, indem er dabei die andere Cigarre aus dem namlichen Packetchen benutzte, ob die Eigenschaften der Cigarren aus ein und demselben Packetchen dieselben waren, was völlig stimmte. Den 29 Juli schrieb ich Herrn de Hartog folgendes: Geer liter Herr, Weil mein Geschmack, was den Tabak im allgemeinen betrifft, nicht so besonders entwickelt ist, und es sich hier höchstwahrscheinlich um kleine Unterschiede und typische Kennzeichen der Brennbarkeit, Konsistenz der Asche und die grössere oder geringere Leichtigkeit handelt, mit der eine Cigarre zieht, so habe ich mein Urteil über diese Versuche, welche einen praktischen Leitfaden abgeben sollen, befugteren Personen übertragen. Da die Impfung von dieser oder jener Marke nur Ihnen allein bekannt ist, und da ich nicht daran zweifle, dass Sie aus den jetzt von mir gegebenen Nummern oder Buchstaben unsere Urteile vergleichen werden, so habe ich Ihnen die Überreste der gerauchten Cigarren gesandt, jedoch mit der Bitte, nochmals die Zeichen auf ihre Richtigkeit hin zu kontrollieren, da dies von grosser Wichtigkeit ist. Unten folgt das Urteil des Herrn Voor wijk, der durch tagliche Fachbeschaftigung bedeutend mehr berechtigt ist, eine Meinung hierüber auszusprechen, als ich es thun kann. a ist enorm besser als a\ das Aroma des Rauches ist zwar das namliche und in dem Aroma des Deckblattes ist wenig Unterschied, aber die Art a hat ein sauerlicheres, volleres Aroma als a\ Die Brennbarkeit ist bei a und a] die namliche; soweit man es von einheimischem Gewachs erwarten kann, brennen sie sehr gut. ft und ft1 haben die namlichen Eigenschaften, aber, wenn man weiter raucht, bleibt b besser von Geschmack als ft1. Beim ersten Anbrennen und in der ganzen Breite geraucht, hat ft eine geringe Ahnlichkeit mit a. Hierbei muss bemerkt werden, dass für gewöhnlich der einheimische Tabak einen holzartigen Geschmack hat, der noch an a, a\ b und ft1 auffallig ist. Bei ft ist die Asche etwas weniger hart als bei ft1. c und c1 zeigen keinen Unterschied. Beide sind schmackhaf't, jedoch ist bei c die Brennbarkeit besser als bei c1. d ist etwas günstiger als dl, hierbei ist die Asche viel besser und lockerer als bei dl. e ist viel besser als e\ Die Brennbarkeit ist hier auch sehr verschieden und zum Yorteile von e. Bei diesen zwei Arten wird bis jetzt der grösste Unterschied wahrgenommen, e und e] sind zugleich schwerer von Geschmack. f und p sind gleichfalls schwerer von Geschmack als die vorigen, f ist edeler von Aroma und Geschmack als f\ die letztere ist sogar ordinar. Falls f geimpft wurde, so ist diese Sorte viel veredelt und verbessert. — Ein Fachmann, wie Herr Y o o r w ij k macht die Mitteilung, dass das einheimische Gewachs dieses Jahr besonders gut ist. Hochachtungsvoll und mit freundlichem Danke, C. J. KONING. Bussum, 29/7 '98. Einige Tage nach diesem Schreiben empfing ich die Antwort, dass durch die Impfung der Tabak faktisch verbessert ist, und dass nur die Reihe A. geimpft war. Der Diplococcus Tabaci IJollandicus besteht, wie der Name schon andeutet, aus kugelförmigen Mikroben, Coccen, welche je zwei und zwei liegen, also zwei gegen einander liegenden Kugeln am besten zu vergleichen sind. Dieser Organismus wachst auf Gelatine in der Form eines hellgelben, scharf begrenzten dicken Streifens, welcher die Gelatine nicht verflüssigt. Auf Agar ensteht gleichfalls ein gelber, breiter Streifen und auf Kartoffel eine prachtvoll gelb hochaufragende Kultur. Alcalische Bouillon wird schwach getrübt. Dieser aërobe Organismus erzeugt gleichfalls im Anfang der Gahrung Ammoniak. Vergleichende Yersuche mit den Agarreinkulturen, angestellt bei erhöhter Temperatur, zeigen, dass der Bacillus Tabaci Hollandicus I bei niedriger Temperatur sich schneller vermehrt als der Diplococcus, der bei 24° (?) C. sein Optimum erreicht. Hieraus lasst sich folgern, dass die Gahrung unseres Tabaks verschiedene Phasen durchlauft. Yon praktischem Interesse ist in Bezug hierauf das wiederholte Umsetzen der Haufen, wodurch sowohl die Luft wieder Zutritt erhalt, um die Aëroben und < fakultative Anaëroben energischer leben zu lassen, als auch die ausseren Büschel der genannten Wirkung ausgesetzt werden. Wird die Temperatur von mehr als 60° C. erreicht, sowird der biologische Prozess, welcher ausschliesslich der Gahrung eigen ist, zum Stehen gebracht. Zugleich mit den temperaturerhöhenden Mikroorganismen entwickeln sich im Anfange der Gahrung die Diplococcen und die B. T. H. I., welche den oben mitgetheilten Impfproben nach, die Brennbarkeit und das Aroma verbessern; jetzt schon entsteht Ammoniak als Zersetzungsprodukt. Wenn die Temperatur steigt, geraten die Diplococcen auf den Hintergrund und entwickeln die B. T. H. sich kraftiger, sodass durch ihre Lebensthatigkeit das Tabaksblatt derartig zersetzt wird, dass das Aroma sich bessert. In beifolgender Figur ist die Steigerung der Temperatur in einem gahrenden Haufen angegeben. Die Erfahrung hat hier gelehrt, dass man bei ± 53° C. den Haufen ohne Schaden umsetzen kann, wodurch schon eine Zeitersparnis erzielt wird. Die Temperatur wurde mittels mehrerer Thermometer beobachtet, welche in die Spalte eines hölzernen Stabes gestellt worden sind. Diese Stabe liegen in Bambusköchern und werden einige Meter weit in den Haufen hineingeschoben. Nach r>rj' L ~iz | m__, z^z^zz^zzzzzi.z'zzzzzzzzzztzzzzz tïïnuti 'lfUTtttt? -}"i rïuu ^X, cvtU/m tAöv nuxixtidls. Fig. 7. Graphische Darstellung, der Temperaturerhöhung in den gahrenden Haufen Tabak A, B und C, im Monat Juni aufgestellt. der graphisehen Darstellung findet die starkste Temperaturerhöhung statt von 29" — 50" C. Yor und nach diesen senken sich die Linien bedeutend. Merkwürdig und sehr beachtenswert sind die Eigenschaften, welche an a. beobachtet werden. Aus der namlichen Tabaksart, aus dem Betuwer Erdgut also, ist der B. T. I. isoliert worden. Wenn dieser in grösserer Menge künstlich in diesen Tabak hineingebracht wird, so bessert sich das Aroma desselben beim Anbrennen betrachtlich. Ein Beweis um so mehr dafür, dass eine grosse Zahl Mikroben, welche sich auf der Blattoberflache beflnden oder künstlich darauf angebracht worden sind, bedeutend dazu mitwirken, die guten Eigenschaften, welche guter, einheimischer Tabak besitzen soll, ansehnlich zu verstarken und dadurch den Tabak zu verbessern. Aus den Impfungen erhellt ausserdem, dass durch B. T. I. das Aroma (siehe A. I.), durch den Diplococcus die Brennbarkeit (A. II) verbessert wird; wenn sie zugleicherzeit angewendet werden, verbessern sie Aroma und Brennbarkeit. (A. III.) B. T. I. übertragt sogar, durch seine Lebensfunktionen, das Aroma des BetuweiTabaks auf andere Tabaksarten (A. I. b.). Wir erkennen ans diesen Yersuchen deutlich die Wirkung der Mikroben bei der Gahrung, und dass es jetzt auf praktischem Wege möglich ist, der Fermentation einen günstigen Yerlauf zu geben. Am Schluss dieser Beschreibung einige kurze Mitteilungen. Yor allem meinen Dank den Herren Dr. v. Breda de Haan in Buitenzorg für die Zusendung des unfermentierten Delitabaks ausgezeichneter Qualitat, wodurch ich Gelegenheit gehabt habe, Indischen Tabak in meinem Laboratium zum Gahren zu bringen und Nachforschungen darüber anzustellen. Dr. A. van Bijl er t, gleichfalls in Buitenzorg, für seine erneuten Untersuchungen dei- Deli-Bodenarten, auf denen der Tabak solche bekannten vorzüglichen Eigenschaften erhalt, und in denen ein colloïdales Silicat solch eine günstige Wirkung hat. Nicht weniger wichtig ist der von Herrn Dr. v. Breda de Haan gegebene Bericht über „Regenfall und Reboisation in Deli", welcher von so grosser Bedeutung für die Zukunft dieses Landes ist. Die Untersuchungen des Deli- und des Havanna-Tabaks sind, was den bakteriologischen Teil betrifft, von mir angestellt worden. Die praktische Anwendung der Reinkulturen werde ich hier nicht antizipieren, doch nur die Mitteilung machen, dass beide, ebenso wie unser einheimischer Tabak eine ammoniakale Gahrung durchmachen, welche Mitteilung, was den Deli betrifft, mit dem Bericht des Herrn Dr. Vernhout stimmt. Dieser hatte die Güte, mir das Ergebnis der Untersuchungen, welche mit etwa siebzig Blattern angestellt wurden, zuzuschicken. Auch hier steilte sich heraus, dass die Gahrung durch die Wirkung von Mikroben verursacht wird. Es gelang Yernhou t immer, dieselben in Reinkultur zu bekommen. Diese Untersuchungen, welche in den Tropen mit solchen grossen Schwierigkeiten verbunden sind, werden fortgesetzt. Aus dem Deli-Tabak isolierte ich Bakterien und eine Hefenzelle. Die Bakterien sind sehr klein, wahrend immer eine gefunden wurde, die bei 37° C. gar nicht mehr auf dem Nahrboden wuchs, sondern bei 24° C. ihr Wachstumsoptimum hatte; weiter ein Stabchen, welches keine Sporen bildete, ein Diplococcus und ein der Rosahefe verwandter Saccharomyceet. In I olge des Amerikanisch-Spanischen Krieges, war keine Gelegenheit, unfermen- tici te 11 Tabak zu bekominen, so dass ich, ohnG diesen Untersuchungen viel Gewicht beizumessen, die Mikroorganismen aus Büscheln Tabak isolierte, welche acht Jahre lang in Amsterdam gut aufgehoben gelegen hatten. Merkwürdig ist est es jedoch, dass daraus doch einige Arten, alles „Bakterien", isoliert worden sind. Aus den Büscheln habe ich unter allen Yorsichtsmassregeln die inneren Blatter herausgesucht und sie von neuem in eine feuchte Umgebung und erhöhte Temperatur gebracht. Troztdem sie acht Jahre trocken gelegen hatten, sind daraus 7 Arten Mikroorganismen in Reinkultur gezüchtet worden. Nach dem Petunieren des amerikanischen Tabaks mit Ammonsalzen, wobei eine Alkalinitat des Blattes entsteht, und nunmehr ein intensives Bacterienleben möglich ist, ist eine bakteriologische Untersuchung ohne Werth. Weiter ist von mir ein deutsches Praparat, um den Tabak., was den Geschmack betrifft, zu verbessern, untersucht worden. Weil es einfach benutzt wird, um die Tabaksblatter, ehe sie zu Cigarren verai beitet weiden, einzuieiben, und diese schon sofort nachher gebraucht werden können, kann von einer eigentlichen Gahrung, bei welcher Reinkulturen mit im Spiele sind, nicht die Rede sein. Die Untersuchungen betreffen nur ein Muster, das mir zufalligerweise nacli einem Schreiben des Herrn Haas in Londen in die Hande gei iet. Es ist eine gelbliche 1 lüssigheit, welche sauer reagiert, ein spezifisches Gewicht von 1.10 besitzt und ein gelbbraunes Sediment enthalt. Der Geruch ahnelt altem Biere, der Gehalt an festem Stoff, in Extractform bei 100° C. getrocknet, ist 1.34 Prozent, wahrend der Glühverlust 1.05 Prozent betragt. Bei der Glühung wird ein höchst unangenehmer Geruch bemerkt. In der Flüssigkeit lasst sich weiter Nitrat, Phosphorsaure, reduzierender Zucker und Alcohol nachweisen. Mikroskopisch betrachtet, besteht das Sediment aus langen wurstformigen Hefenzellen, die bekanntlich, wenn sie mehrmals in Reinkultur gebracht werden, in eiförmige übergehen. Auf der sauren Malzgelatine bilden sich graue Koloniën, mit weissem Saume, welcher wieder ins Graue übergeht. Wahrscheinlich ist diese Hefenzelle eine Yerunreinigung des Praparates. Weiter ist noch ein Praparat im Handel, welches hellbraun gefarbt ist, und aus aromatischen Körpern, sogenannten Estern, von angenehnem Aroma besteht, welches einigermassen an Amylacetat erinnert. Nach einer beigegebenen Erklarung wird auch dieses Praparat benutzt, um das Aroma zu verbessern. Ich glaube nicht, das die genannten Hilfsmittel Beifall gefunden haben. Nach meiner Meinung muss da, wo wir die meteorologischen Einflüsse nicht in unserer Ge walt haben, die Yerbesserung unsres Tabaks darin gesucht werden, dass der Samen in der vorher beschriebenen Weise eingesammelt wird, weiter in der Düngung und, zu nicht geringem Teil, in der Fermentationsweise. Müge die Zukunft uns zeigen, dass die Arbeit des Herrn Dr. v. Bijlert mit seinen interessanten Untersuchungen der Bodenarten von Deli, wo das Colloïdal-Silicat und der Colloïdal-Silicat-Humat-Complex eine so grosse Rolle spielt, auch für unsere Kultur von Wichtigkeit ist. Morphologie und Biologie der Tabaksbakterien. Fig. 8. Die Hauptrolle bei der Gahrung unseres Tabaks spielen der Bacillus Tabaci I und der Diplococcus Tabaci. In ihrer Form und Lebensweise ist, wie hierunten beschrieben wird, ein sehr grosser Unterschied. Der Bacillus Tabaci Hollandicus I ist ein Stabchen von wechselnder Grosse, je nach der Beschaffenheit des Mediums, in oder auf welchem er sich entwickelt. Eine 24 Stunden alte Agarkultur zeigt bei einer Temperatur von 37° C. Stabchen von 5 — 7 Mikron Lange und 1 — 3 Mikron Dicke. (Fig. 8). Eine 24 Stunden alte Agarkultur, welche bei 24° C. gestanden hat, zeigt Stabchen von 6 — 8 Mikron Lange und von 1 — 1.2 Mikron Dicke. Der Bacillus Tabaci I wachst auf der schwach alkalischen Gelatine sehr eigentümlich und ausserordentlich schön in der Farbe, Entwicklung und Form. Erstens entstehen an der Oberflache kleine graue Pünktchen, die vom Rande ab schon früh einen wellenartigen Lauf zeigen. Besonders am Rande wird die Kolonie zierlich gewellt und sie bekommt bei auffallendem Lichte eine graublaue, bei durchfallenden Lichte eine schone himmelblaue, eisartige oder eine blassblaue Farbe. (Fig. 9). Bald treten vom Rande ein oder mehr Faden aus, welche gleichfalls wellenartig über die Gelatine verlaufen. Von einigen Punkten aus lauft ein Faden ganz isoliert weiter, an andern Stellen geschieht das Auswachsen von der Mutterkolonie 7 Fig. 9. mittels mehrerer Faden, welche neben einander sich ausstrecken. Es will mich bedünken, dass die Bakterien in den isolierten Faden langer sind als dort, wo Gruppen von Faden sich einen Weg durch die Gelatine bahnen. Bij 24° C., nach 3 x 24 Stunden sinkt die jetzt grünliche Kolonie, wahrend sie radiale Falten bildet, peptonisiert die Gelatine sehr schwach und bildet dann an ihrer Oberflache ein grünliches gefaltetes Hautchen. Die Baktei ie entwickelt Ammoniak aus diesein Nahrboden. Bei einem durch Carbolfuchsin gefarbtem Klatschpraparat sieht man bei den jungen Kuituren die schone Lage dei I aden und ihren I ortschritt über die Gelatine. Die Koloniën unter der Oberflache bleiben klein, erscheinen gelb und sind rund oder linsenformig. Der Gelatinestrich ist ebenso wie das Wachstum auf den Platten, er zeigt aber die blaue eisartige Farbung der Kolonie in ihrem gelappten Rand noch zierlicher. Die Gelatine ^erfliesst nach ein paar Tagen bei Zimmertemperatur, wobei sie ein runzliches, graulichgrünes Hautchen mit sich führt. Der Gelatinestich lasst erkennen, dass die Bakterie eine aerobe ist, sie verfliesst oben und bildet oft in der Nahe der Oberflache weiche, kleine, baumartige Auslaufer. Dei Stich in glukosehaltigei Gelatine ist kraftiger entwickelt als in der gewöhnlichen Gelatine; eine Gasbildung wird jedoch nicht dabei wahrgenommen. Der Strich auf dem gewöhnlichen alkalischen Agar ist hellgrau und glanzend. Das Temperaturoptimum liegt zwischen 37 und 40° C. Der Stich in alkalischem Agar zeigt wie der Gelatinestich sehrschwache Auslaufer; das Wachstum weist auch hier auf eine aerobe Bakterie. In alkalischer Bouillon entstehen Flöckchen, die von der Oberflache nach dem Boden des Reagierröhrchens hinabsinken; daselbst entsteht ein schleimiges Sediment, dass sich beim Schütteln spiralförmig in die Höhe windet und am Boden festgeklebt bleibt. Auch hier bildet sich Ammoniak, das mittels Lakmuspapier und Aufnahme des Gases in Nessier's Flüssigkeit bei Zimmertemperatur nach gewiesen werden kann. Das Wachstum in Bouillon, welche 2 % Glukose enthalt, ist kraftiger, als in zuckerfreier Bouillon. In saurer Bouillon findet kein Wachstum statt. Auf einem Nahrboden, der wie folgt zusammengesetzt ist, wachst die Bakterie ausserordentlich gut: Die Sti ichkultui ist auf diesem dunkeln Agar-Nahrboden grau, glanzend, glatt, Tabakssaft . . Kaliumphosphat Asparagin . . Glukose . . . Agar . . . . Wasser . . . Reaction . . . swach alcalisch. 0.5 2.0 2.0 100.0 15.0 0.050 dick und rait scharfem Rande versehen. Konnte ich in den soeben beschriebenen Nahrböden, auch nach monatelanger Beobachtung, wenig Veranderung in der Form des Bakterienkörpers wahrnemen, so liegt hier die Sache ganz anders. Nach einer Woche erleiden die Stabchen eine eigentümliche Veranderung (Fig. 10). Oberflachlich betrachtet ware man geneigt anzunehmen, dass wir es hier nicht mit einer Reinkultur zu thun haben. Nachdem das intensive Wachstum auf dem Tabakssaftenthaltenden Medium stattgefunden hat, verdicken sich die Stabchen und gehen ein, wobei nicht selten die Lage der Individuen an Saccharomyceten denken lasst. Einige Stabchen, welche mehr Lebensenergie besitzen, haben noch ihre Formbehalten, wahrend auch ihr Bakterienkörper mehr gleichmassig die basischen Anilinfarben aufnimmt. Wenn man sïa wahrpnrl Flg- 10- 15-80 Sekunden mit kaltem Karbolfuchsin farbt, kommt der Unterschied in der BeschafFenheit des Bakterienprotoplasmas mehr zum Yorschein. Das Protoplasma erleidet von einem Punkte aus eine Yeranderung. Diese Veranderung greift von dort aus mehr und mehr um sich, bis endlich der ganze Körper, ausgenommen die beiden Enden, die Eigenschaft verloren hat, den FarbstofF gleichmassig festzuhalten. Die Enden des Stabchens farben sich viel starker als der Inhalt. Meistens sind noch ein oder mehrere Pünktchen im Körper nachzuweisen, die gleichfalls den Farbstoff starker aufnehmen. Nach einigen Sekunden Farbung habe ich oft ein schwach gefiirbtes Pünktchen sich langs einer der Seiten im Bakterienkörper hin und her bewegen sehen, alsob da ge wisser massen ein Todeskampf dem chemischen Agens gegenüber stattfande. Legt man von diesen Hemmungsbildungen Strich-oder Plattenkulturen an, so zeigt sich wieder die Stabchenform, wahrend einige der alteren Formen noch im Ruhezustand sind, jedoch erkennt man leicht, dass man es mit einer Reinkultur zu thun hat. Dieser Nahrböden ist noch weiter merkwürdig, da die Bakterie hier bei 37° C. noch mit einem Alkaliegehalt von 15 cm3 normal KOH auf 100 Teile Nahrböden wachst. In einer Tabakssaftlösung, wie sie oben angegeben, zeigen sich die namlichen Erscheinungen. Hierin kommen lange Faden mit kurzen Gliedern zur Entwicklung. Auch dies Nahrmaterial entwickelt Ammoniak. Von Natur liefert der Tabakssaft der grünen und tiocknen Blatter Nitrat, welches von der Bakterie zu Nitrit reduziert wird. Die Bakterie trübt eine schwach alkalische Tabakssaftflüssigkeit und Wasser (20 : 100) wahrend sie kleine Flöckchen bildet. In einer von Haus aus schwach sauren, Tabakssaft enthaltenden Flüssigkeit findet anfanglich fast kein AVachstum statt. Der Sauregehalt vermindert langsam, damit wachst die Bakterie dann besser. Der Bacil]us Tabaci I wachst zu sehr langen Faden mit kurzen Gliedern in einer Flüssigkeit, die auf folgende Weise zusammengesetzt ist: Kaliuinphosphat 0.050 Asparagin 0.5 Glukose 2. Wasser 100. Reaction nicht geandert. Das Asparagin wird zersezt und als Zersetsungsprodukt ist Ammoniak nachzuweisen, sowohl wenn man rotes Lakmuspapier über der Flüssigkeit anbringt, als dadurch, dass man beim Erhitzen, die gasförmigen Zersetzungsprodukte in Nessler's Flüssigkeit auffangt. Dies Reagens kann man nicht anwenden im Kulturmedium, da Glukose bei niedriger Temperatur gleichfalls mit gelber Verfarbung auf Nessler's Flüssigkeit einwirkt. Damit man die Wirkung auf Nitrat beobachten könne, wird die Bakterie in die hierunten angegebenen Flüssigkeit geimpft. Kaliumphosphat 0.050 Asparagin 0.5 Kaliumnitrat 0.2 Glukose 2.0 Wasser 100. Reaction nicht geandert. Sowohl diese als die vorige Flüssigkeit reagiert sehr schwach alkalisch. Die Bakterie zersetzt hier das Nitrat zu Nitrit, welches man leicht mit der bekannten Jodzinkstarkelösung und sehr deutlich mit Metaphenylendiamin nachweisen kann. Bei den oben angegebenen Nahrböden ist, unter gleichen Bedingungen wie Grosse der Gefasse, Temperatur u. s. w. nach der colorimetrischen Fleck'schen Methode mehr Ammoniak nachzuweisen; woraus folgt, dass wie bei den Petri'schen und Le wandowski 'schen Yersuchen der Bacillus Proteus vuig ar is, auch der Bacillus Tabaci I Nitrat zu Nitrit und teilsweise zu Ammoniak reduziert. Gelatine-Nahrböden, welche aus Pflanzensaften (Leguminosen) mit Hinzufügung von 2 % Glukose zusammengesetzt sind, lassen die B. T. I nicht zur Entwicklung kommen. Wenn die Reaktion schwach alkalisch genommen wird, so tritt eine sehr kraftige Yerflüssigung ein. Weder in saurem noch alkalischem Malz (gehopfte Wiirze aus den Tropfsacken) findet Entwicklung statt. In Lö ff Iers Bouillon wird kein Indol gebildet. Auf Kartoffeln, sowohl normalen wie alkalischen, findet ein kraftiges Wachstum statt. Auch hier wird die Alkalessenz vorgezogen. Es bildet sich eine graulichbraune, dicke, glanzende Kultur. Monatelang sieht man darin microscopisch die Stabchenform. Auf alkalischer Kartoffelgelatine ist das Wachstum ein sein- langsames. Milch, sowohl die normale als die alkalische oder saure, wird nicht von der Bakterie verandert, ebensowenig wachst sie auf Blutserum. Wenn auch Zahlenangaben über eine Verminderung von Glukose ohne besonderen Werth sind, weil wir es mit eine aëroben Bakterie zu thun liaben, ist es doch wichtig zu wissen, dass die Glukose zersetzt wird. In ein Erlenmeyer'sches Kölbchen wurden 100 cm:ï der auf Seite 50 angegebenen Flüssigkeit (ohne Agar) gebracht und mit der Bakterie geimpft. Nach verlauf van 8 Tage war der Glukosegehalt von 2% auf 1.6 — 1.7% vermindert. Vörher habe ich schon angegeben dass keine Vergahrung der Glukose stattfindet. Nach der Möglichkeit, ob Milchsaure oder eine and re organische Saure gebildet wird, werden Versuchen angestellt. Der Bacillus Tabaci I ist eine obligat aërobe, unbewegliche Bakterie, welche auf verschiedenen Nahrböden sehr verschieden ist in der Grosse. Sie farbt sich leicht mit den basischen Anilinfarben, dagegen entfarbt sie sich nach der Methode Gram. Sie bildet keine Sporen und wird bei 100° C. innerhalb einer Minute getötet. Sie stirbt bei folgender Temperatur: Diese Bakterie gehort, den beschriebenen Eigenschaften nach, zu der Gruppe der „Proteus 100° C. innerhalb 1 Minute. 5 Minuten. 60° C. nach 55° C. „ 50° C. „ 15 30 Der Diplococcus Tabaci Ilollandicus zeigt viel weniger Abweichung in seinem W achstum als der B. T. I. Die beiden Coccen haben eine Lange von etwa 2.5 Mikron. In allen Kuituren flndet man auch isolierte Coccen. (Fig. 11). Dieser Diplococcus wachst auf der schwach alkalischen Gelatineplatte als eine scharf begrenzte, runde, glanzende, citronengelbe, kleine Kolonie, woran nicht viel besonderes zu bemerken ist. Bei Zimmertemperatur wachst der Organismus am besten und entwickelt Ammoniak wie der B. T. I. Der Gelatinestrich hat auch hier eine citronengelbe Farbe und lasst erst nach einigen Wochen eine sehr schwache Yerflüssigung erkennen. Der Gelatinestich bietet nichts Besonderes; aëroben Charakter der Kultur. der Diplococcus gleichfalls sehr langsam und Flg" 11' Der Gelatinestich bietet nichts Besonderes; nur erkennt man an ihm schon den aëroben Charakter der Kultur. Auf alkalischem Agar wachst der Diplococcus gleichfalls sehr langsam und bildet eine citronengelbe Kolonie, welche sich allmahlich in die Breite ausdehnt. Der Stich in Agar zeigt auch hier nichts Bemerkenswerthes. Alkalische Bouillon wird schwach getrübt, wahrend auch die saure Bouillon sich wenig verandert. Auf dem Agartabakssaftnahrboden, wie er beim B. T. I beschrieben worden, wachst der Diplococcus mit einer gelblichgrauen Farbe. Die Alkalitatsgrenze liegt hier bei 3 cm3 normal K O H auf 100 Teile Nahrboden, ist also viel niedriger als beim B. T. I gefunden worden ist. Auch in einer derartig zusammengesetzen Flüssigkeit flndet Wachstum statt; dabei werden die Lagen an der Oberflache, welche mit der Luft in Berührung kommen, etwas dunkel gefarbt. Der Diplococcus vertragt im Gegensatz zu dem B. T. I ein saures Medium. In der beschriebenen Asparagin-Flüssigkeit kommt der Diplococcus nicht zur Entwicklung. Gelatinenahrböden, welche aus Pflanzensaften mit Hinzufügung von 2% Glukose zusammengesetzt sind, verflüssigen sich schneller als die gebrauchliche Nahrgelatine die alkalisch reagiert. Auch auf saurer Malzgelatine wachst der Diplococcus mit einer gelblichweissen Farbe, wobei er sehr langsam die Gelatine verflüssigt. In saurem Malz entsteht ein geringer Niederschlag. Auf Kartoffel, welche schwach sauer reagiert, wachst der Diplococcus langsam mit einer prachtvoll citronengelben Farbe, wahrend er auf alkalischer Kartoffel fast nicht wachst. Milch, sowohl normale wie alkalische oder saure, wird nicht vom Diplococcus verandert. Auf Blutserum entsteht sehr langsam eine hell-graulich-gelbe Kolonie. Der Diplococcus ist ebenso wie der B. T. I ein obligat aërober Organismus, welcher sich nicht bewegt; vielleicht besitzen die Diplococcen, welche von der sauren Malzgelatine genommen wurden, einige Bewegungsfahigkeit. Es besteht wenig Unterschied in der Lange der Diplococcen auf den verschiedenen Nahrböden. Der Organismus fiirbt sich leicht mit den basischen Anilinfarben und entfarbt sich nach der Gramschen Methode. Bei der Farbung fallen die Diplococcen gewöhnlich auseinander, wobei zugleicherzeit die nicht selten ovale Form der kugelrunden weicht. Der Diplococcus wird bei der namlichen Temperatur getötet, wie der B. T. I. Es flndet keine Indolbildung statt. Auf den beschriebenen Nahrböden hat der Diplococcus sein kraftigstes Wachstum bei 24»-30° C. Merkwürdig ist die Eigenschaft, dass er im Gegensatz zu dem B. T. I eine saure Umgebung vertragt und sich darm vermehrt, wahrend der B. T. I bei höherer Alkalitat ebenso gut wachst als bei niedrigerer. Hiermit sind die vornehmsten Eigenschaften des Diplococcus beschrieben; Morphologie und Biologie bieten also hier nicht so viel Merkwürdiges als bei dem B. T. I. Ausser den beschriebenen Mikroorganismen sind immer in grösserer oder geringerer Menge wahrend der Gahrung „Proteusarten" von mir gefunden worden. Auch deren Morphologie und Biologie ist höchst interessant. Schon früher habe ich in Kürze ihr Wachstum auf den verschiedenen Nahrböden angegeben und abgebildet und zugleicherzeit die fakultative anaërobe B. T. III behandelt, welche wahrscheinlicli einen nicht geringen Anteil an der Temperaturerhöhung hat. Die Proteusarten, welche keine Sporen 'bilden und bei 50° C. schon nach kurzer zeit sterben, sind also nach einem günstigen Verlauf der Fermentation nicht mehr zurückzufinden. In den meisten Fallen sieht man im allgemeinen grade bei der Bruttemperatur von 37° C. (30 — 40), dass die Mikroben kraftigere Lebensenergie besitzen. Jene Lebensenergie geht mit dem schnellen Temperaturwechsel zusammen, welcher zwischen 30 — 40° C. bei unserer hollandischen Tabaksgahrung beobachtet wird. Hier schliessen sich die beschriebenen Versuche mit den Reinkulturen der Proteusartigen an, welche immer in grosser Zahl wahrend der Gahrung bei 30-40° C. nachgewiesen werden können, und die bei der darauffolgenden lang- samen Temperaturerhöhung, wie schon früher von mir beschrieben wurde, langsam aber gewiss ihrem Tode entgegen gehen. Diese Proteusarten entwickeln sich zu gleicher Zeit mit dem B. T. I (der gleichfcills zu diesei Giuppe gehort) und mit dem Diplococcus beim Anfaiige der Fermentation. Erst hort der Diplococcus auf, sich zu vermehren (nahe bei 30° C.), wonach die P/oteuscirten eueigisch zu leben anfangen, sodass nicht selten die Temperatur innerhalb 24 Stunclen von 31" auf 34° C. steigt. Die Subtilis, die Mycoïdes und andere Bakteiien, welche obligat aörob sind, jedoch in grosser Minderheit in diesem Stadium dei Fermentation über die Blattoberflache verteiit sind, werden gleichfalls den Sauerstoff aus dem Haufen benutzen und dadurch mit Ursache sein, dass die Gruppe der Proteus (B. T. IV u. a. aber nicht der B. T. I) ihren anaëioben Charakter offenbart. Weil diese bei höherer Temperatur und der damit zusammenhangenden verringerten Lebensenergie einen verminderten Stoffwechsel haben, so wird die Temperatur von nun an langsamer steigen, bis der Tod der Proteus eintritt. Die übriggebliebenen Bakterien leben noch weiter in dieser so veranderten Umgebung und bilden schliesslich Sporen, wodurch der biologische Prozess dieser Gahrung zum Stehen gebracht wird. Der Tabakshaufen wird bei 52° -56° C. umgesetzt, sodass neue Blatter, welche sich noch nicht an der Fermentation beteiligten, nach innen kommen und der Prozess wiederum von neuem anfangt. Die Personen, welche sich bei uns mit der i fermentation beschaftigen, versicherten mir, dass der Tabak, welcher einmal an der Brühung Teil genommen hat, nicht mehr im Stande sei, von neuem in energische Gahrung zu treten. Dies erklart sich durch das Absterben des Diplococcus und des B. T. I nebst der andern Proteusarten bei ungefahr 50° C. Die Gahrung unseres Tabaks hat also verschiedene Phasen aufzuweisen, welche mit dem Temperaturoptimum der wirksamen Bakterien übereinstimmen. Die Gahrung wird also von Aëroben und facultative Anaëroben eingeleitet und volendet. Den P orschern, welche sich also mit der Beobachtung der Fermentation des Tabaks von irgend welchem Weltteil beschaftigen, muss man also aus den beschriebenen Gründen anraten, die Blatter wahrend der Gahrung zu untersuchen *). Der angezeigte Weg möchte das Anfertigen einer graphischen Darstellung der Temperaturerhöhung sein, woraus man am besten erkennen kann, wie die Temperatur verlauft. Nachher können links und rechts von den Stellen der Linie, wo die starkste Steigung der Temperatur wahrgenommen wird, Plattenkulturen angelegt *) Siehe meine Abhandlung im „Indische Mercuur" 24 Juni 1899. „Een critische beschouwing over Loevv's theorie der oxidizing enzymation." werden, darait beobachtet werden könne, welche Mikroorganismen auftreten, welche bei einer beatiramten Temperatur eine kraftige Lebensenergie besitzen, und welche von ihnen bei höherer Temperatur nicht melir aufgefunden werden, also gestorben sind. Weiter bemerke ich hier, dass man bei einem biologischen Prozesse, wie er hier stattflndet, nicht erwarten muss, dass darch die Bakterien das Gewebe vernichtet wird. Denn die verschiedenen Mikroorganismen scheiden Stoffe aus, welche sich durch die Stomata, Membrane und Gefasse verbreiten kunnen, um da ihre chemische Wirkung zu entfalten. Wahrscheinlich sind dies giïnstig wirkende Enzyme oder andere höchst zusammengesetzte Körper. Bei dem Delitabak, der bei mir in Fermentation gebracht wurde, fand ich eine mit unsrer einheimischen Tabaksgahrung analoge Gahrung. Ich sah dort bestimmte Sorten von Mikroorganismen auftreten, andere bei höherer Temperatur kraftiger leben, dagegen wieder andere sterben. Ich erwahne hier nur ein Stabchen, welches von einer, auf alkalischer Gelatine wachsenden, runden, blauglanzenden Kolonie herstammte, welches sich bei 37° C. nicht mehr vermehrt und bei 50° C. stirbt. Welche Funktion dieses bei der Gahrung ausübte, konnte ich praktisch nicht bestimmen, jedoch bleibt in dergleichen Fallen die Möglichkeit, dass die nur kurze Zeit lebenden Mikroorganismen ein Enzym bilden können, das grade bei höherer Temperatur kraftiger einwirkt. Aus dieser umfangreichen Untersuchung der Fermentation geht hervor, dass „Bakterien", also Mikroorganismen, die Gahrung einleiten und beendigen. Yon einer eigentlichen „Gahrung", wobei massenhaft entweichende Gase entstehen, kan man allerdings hier nicht sprechen. Im Yorstehenden habe ich beschrieben, wie Mikroorganismen wahrend ihrer Lebensfunktionen das Blatt angreifen, Ammoniak entwickeln, Glukose, Nitrate und Asparagin zersetzen, um schliesslich aus dem Tabake ein Produkt zu bilden, wie es der Handel wünscht. Ebenso habe ich die Wirkung der wiederholten künstlichen Impfung mit Reinkulturen beschrieben und auf dem Wege der Empirie gezeigt, welche Veranderungen in Geruch, und Brennbarkeit dabei auftreten. Die weitere Erfahrung muss zeigen, welchen Nutzen die Praxis aus dem bisher Erkannten ziehen kann. 8 Gifte und Infektionskrankheiten. Die Fleekenkrankheit beim Tabak ist noch immer ein Gegenstand des Stadiums un wenn auch die wahre ürsache, die nur durch das Experiment festzustellen ist, fiber ibrW 6 '""f s®worden' so habe ich doch Beobachtungen genug, um ein Urteil esen aigejen zu können. Meine Untersuchungen sind von langer Dauer gewesen. wei die Erscheinungen, welche ausschliesslich bei dieser Krankheit auftreten sich bei den gesunden Pflanzen in den günstigsten Verhaltnissen erst drei Wochen nach dei Infektion zu zeigen anfangen. Eine grosse Zahl von Pflanzen sind von mir verschiedenen Versuchen unterzogen worden. Dass hier ein sehr toxischer Stoff kranken1 Blltte6 ' 'SC'10n aUS der T'lalslcllfc hf;1'vor- dass 5 mgr. eines getrockneten hei d tWde fd' die k'raftigsten Pflanzen zu inflzieren. (Ich gebrauche r ldl X " 10n Td niCht Intoxilcation! spater wird sich zeigen aus welchem ... ' 'C ,rU 61 ,SI: r'elj. habe ich oft, j edoch nicht immer, eine Mikrobe isolieren konnen, welche ein infizierendes Vermogen besitzt. Wenn wirklich Bakterien Ursache der Fleekenkrankheit sind, so mussen diese doch immer aus kranken Exemplaren von Nicotiana isoliert werden können, um den Beweis zu liefern, dass nur ihnen eine iuflzierende Kraft zukommt. Bis jetzt natiën znh'Tl ™ iD KUltU1' 8ebraCht W°rden' W6lche fÜr als P • osen zu betrachten ist. Aus der grossen Menge Versuche werden wir ersehen dass wir es zn thun haben mit einem schweren Gifte, gebildet von unbekannten ïki oorganismen, oder nchtiger gesagt, von unsichtbaren Teilchen, welche sich selbst kOnnen'6n " ^ d8" PflanZen' oder auch in der Nahe derselben, beflnden . Wenn Jir na«h dem heutigen Stand der Wissenschaft folgende Regel, welche ei den Infektionskrankheiten beobachtet wird, festhalten, so handelt es sich hier um anerwmzigste Wesen, Teilchen, welche sich vermehren, und welche als Gift tui die Pflanzen zu betrachten sind. I. Wenn der durch eine Chamberland-Pasteurkerze flltrierte kranke Blattgewebesaft gesunde Pflanzen infiziert, und dieser Saft wieder nach Filtration neue Exempla!0 u s. w so haben wir es mit Mikroorganismen zu thun, mit einem tiosen Pflanzen-Krankheitskeim (vergleiche spater Maul- und Klauenseuche). . enn der flltrierte kranke Blattgewebesaft in gesunde Pflanzen hineingeracht wird und die Krankheit verursacht, wenn weiter der ans den zweiterkrankten Pflanzen gewonnene Saft wieder nach Filtration einer neuen Reihe Pflanzen eingespritzt wnd und dies keme Krankheit erregt, so handelt es sich um toxische Stoffen, welche gebildet sind von Mikroorganismen in der ersten Versuchsreihe (wie bei Diphtherie, Ehe ich mich über diescn Gegenstand verbreite, folgen hier einige allgemeine Betrachtungen über Gifte und Infektionskrankheiten. Eine Übersicht hiervon ist notwendig, um spater die Fleekenkrankheit damit vergleichen zu können. Zuerst hat man Gifte, welche von Mikroorganismen erzeugt werden, abgesondert aus faulenden organischen Stoffen. Es waren meist stickstoffhaltige Basen. Selmi nannte diese ent weder giftigen oder nicht giftigen Basen „Kadaver-Alkaloïde" oder „Ptomaïne". Damals waren diese Gifte noch nicht chemisch rein gewonnen sondern noch mit toxisch wirkenden Extraktionsstoffen vermischt. Erst Nencki gelang es, aus faulender Gelatine und faulendem Eiweiss einen kristallinischen Stoff zu isolieren von der Zusammensetzung C8 Hu N mit einer wahrscheinlichen Struktur von: Cfi Ht ~ CHs ~ NH3 - CHo - Diese Basis ist also isomer mit Collidin, doch verhalt sich bei Erhitzung anders. Von vielen Forschern wurden bald toxische Stoffe in sehr reinem Zustande isoliert, so z. B. von Gautier 2 Alkaloïde aus faulendem Fisch, Parvolin, C9 Hi3 N, und das stark reduzierende Hydrocollidin, C8 H13 N; von Guareschi aus faulendem Rindfleisch eine Basis von der Zusammensetzung C10 H15 N. Dieses Suchen nach den Giften ist mit eigentümlichen Schwierigkeiten verbunden. Nicht nur, dass der Amylalcohol, welchen man beim Ausschütteln der Flüssigkeiten nötig hat, selbst Spuren von Giften enthalt, sondern nach Gram könnte auch das Cholin, welches, nach Brieger wieder, immer die Ptomaïne begleitet oder einen Teil derselben ausmacht, leicht in das giftige Neurin tibergeführt werden. Besonders Brieger hat die Untersuchungen der Gifte übernommen und glanzende Resultate erzielt. Aus verschiedenen faulenden Substanzen hat er stickstoffhaltige Basen isoliert, von denen viele keine giftige Wirkung zeigten, andere dahingegen als schwere Gifte auftraten. Letztere nannte er „Toxine Zu den nicht giftigen oder zu denen, welche erst in grossen Dosen als Gift wirkten, gehören: Neuridin, C5 Hu No, welches sich allgemein vorfindet beim Faulen von Kase, Fleisch und nach 3 Tagen bei der Faulnis von Menschenleichen, Gadinin, C7 Hi7 NOo, aus faulendem Fisch, Cadaverin, C5 Hi6 N2, in Leichnamen nach dem 4ten Tage, Putrescin, C4 Hi2 N2, wie oben, Saprin, wie oben, Cholin, C5 H]5 NOo, wie oben, aber in den ersten Tagen; es zersetzt sich spater in Pi- und Trimethylamin und Triaethylamin; das Cholin ist zu betrachten als Trimethyl-oxyaethylammonmm-hydroxyd. (CH3)3 N. OH. Co H4 OH; Mydatoxin und Mydin, wie oben. Zu den ausserst giftigen Basen gehören: Peptotoxin, der giftige Bestandteil vieler Peptone; es entsteht z. B. auch bei der Verdauung von Fibrin durch künstlichen Magensaft, wahrscheinlich ebenfalls durch die peptonisierende Wirkung von Mikroben, Neurin, C5 Hi3 N O, aus faulendem Fleische nach 5 — 6 Tagen, Muscarin, C5 Hi5 N 03, ein Oxydationsprodukt von Cholin, Tyrotoxicon, ein schweres Gift, gefunden in Vanille-Eis von Vaughan, weiter in Milch und vielen andern Nahrungsmitteln, besonders wahrend der heissen Sommertage. Chemisch nahert sich dieser Körper den Diazobenzol-verbindungen. Die toxische Wirkung giebt sich durch Diarrhöen kund. Es ist Flügge gelungen, dieses heftig wirkende Gift abzusondern und durch Versuche an Tieren zu zeigen, dass furchtbare Diarrhöen dadurch entstehen können, und sogar der Tod eintreten kann. Man behauptet, dieses Gift entstehe durch eine sporenbildende, mittels Abkochung nicht zu tötende Bakterie, welche bei der günstigen Temperatur, wodurch im Sommer schnelle Vermehrung stattflndet, das Eiweiss so zersetzt, dass heftig wirkende Toxine gebildet werden. Noch bedeutender waren die Untersuchungen der Gifte, welche aus Reinkulturen gewonnen waren. Auch hier hat Brieger sich ausserst verdienstlich gemacht. Er bekam aus dem Staphylococcus pyogenes aureus und dem Streptococcus pyogenes nicht giftige Ptomaïne. Ersterer entwickelt hauptsachlich Ammoniak, letzterer Tiimethylamin. Aus Typhusbacillen erhielt Brieger einen sehr toxischen Stofï', das Typhotoxin C7 Hi7 N 02. Weiter aus Cholera-Mikroben Spermin, aus Tetanusbacillen 4 Toxine, von denen das Tetanin sehr giftig ist, dann das Tetanotoxin und das Spasmotoxin. Aussei diesen Alkaloïd-artigen Stoffen wurden aus den Reinkulturen anderer pathogenen Mikroben noch Gifte isoliert, welche eine sehr toxische Wirkung besitzen, jedoch in chemischer Zusammensetzung sich mehr den Eiweissen nahern und deshalb auch wohl „Toxalbumine" genannt werden. In wasseriger Lösung sind diese Gifte von schwacbem Bau, da sie schon bei 60° C. in kurzer Zeit, bei 100° sehr schnell zerstört werden. Ferner besitzen sie noch die Eigenschaft, dass sie in Wasser oder verdünntem Alcohol gelost, durch starken Alcohol pracipitiert werden, durch Ch amber land- Pas teur-Kerzen gehen, langsam oder gar nicht dialysieren und die Eiweissreaktionen geben. Diese Eiweissreaktionen sind nicht nur dem Eiweisse, sondern auch dessen Zersetzungsprodukten eigen. Das eigentüche Gift kann also, ausser dem Eiweisse, auch Verunreinigungen zugeschrieben werden. Brieger und de Boer nl. haben das Tetanus- und Diphtlieriegift durch Pracipitation mit Zinkchlorid als Doppelverbindung, ausgeschieden und es nicht uur qualitativ, sondern auch quantitativ bestimmt und zwar aus Lösungen, welche nicht die Spur von Eiweiss enthielten. Die Absonderung der Toxalbumine, Toxine u. s. w. von den Bakterien gescbieht meistens mittels Filtration durch Chamberland-Pasteur-Kerzen, oder, da sie, nach Sirotinin, nicht alle gelösten Stoffe durch lassen, durch Berckefe 1 d-Nord tm e ij e r s Infusorienerdefilter. Fig. 12. Filtration dnrch eine Chamberland-Pasteur-Kerze iinter dem Drucke der Wasserleitung. jVACHMMETE^ n beigehender Figur 12 ist die Einrichtung wiedergegeben, wie sie in meinem Laboratorium besteht, und wie sie benutzt wird, um die Reinkulturen, welche in emen Vaporisator gebracht worden sind, in die Tabaksbüschel unter Luftdruck verstieben zu lassen. Links sieht man eine Wasserstrahlluftpumpe abgebildet, welche zugleicherzeit durch Wasserleitungsdruck einen konstanten Luftstrom erzielt. Die Yomchtung ist oberhalb eines Kiibels aufgestellt. Der Wasserleitungshahn lasst das Wasser (der Minimumdruck ist 2 Atmospharen) in der Richtung der Pfeile W die Yornchtung durchströmen, wahrend zugleicherzeit die Luft in der Richtung der Pfeile L durch die Kautschukverbindung in die rechts abgebildete ChamberlandPasteur-Kerze gepresst wird. Diese Kerze ist in einem glasernen Mantel mit der gebrauchlichen Fürsorge mittels Watte abgeschlossen, mittels strömenden Wasserdampfes eine Stunde bei 110" C. sterilisiert worden und, um etwaiger Infektion von aussen vorzubeugen unmittelbar in Anwendung gebracht. Diese Kerze wird nach Benutzung noch mittels Lufteinpressung kontrolliert ob sie etwa unsichtbare Sprünge oder Risse hat, in dem Falie bilden sich Luftblasen unter Wasser. In die Kerze wird ± 20 cm» kranken Gewebesaftes von Nicotiana gebracht, der Verschluss herrgestellt und die Filtration unternommen. Durch die zusammengepresste Luft wird innerhalb der Kerze ein Druck ausgeübt, sodass der grune, immer bakterienreiche Gewebesaft nun heil braungelb und frei von Bakterien, die auf der Kerze zuruckbleiben, aus der Kerze hervortritt. Diese Filtration geschieht sehr langsam und das Filtrat ist vollkommen steril Aus der Kontrolleprobe, welche auf dieses Filtrat angewendet wurde, ergiebt sich! dass 10-20 Tropfen auf dem sauren und alkalischen Nahrboden (Koeli) keine einzige Kolonie entstehen lassen. Alle Mikroben, welche bis jetzt mit den starksten Vergrösserungen und als Kontrolle auf von ihnen angelegten Kuituren wahr- genommen werden können, dringen also nicht durch das unverglaste Porzellan h in durch. Dei Fall kann vorkommen, doch er würde einzig dastehen in der Litteratur, dass bei genannten Yorsorgen Mikroorganismen bestehen (siehe Maul- und Klauenseuche), welche unmittelbar die Kerze durchdringen, doch deren Dasein sich weder bei den mikroskopischen Untersuchungen noch nach dem Inkulturbringen auf diversen Nahi boden offenbart. Letzteres ist nicht von so überwiegender Bedeutung, da viele sichtbare, besonders für den Menschen pathogene Mikroorganismen, lange nicht beim Zuchten auf künstlichen Nahrboden zur Entwicklung gebracht werden kon n ten. Ferner erwahne ich, dass erst neulich (Sept, '98) mir der Fall bekannt geworden ist, dass ein Filtrat, sichtbar und bei den Untersuchungen, frei von lebenden Wesen, eine unbegrenzte Infektion von Individuum auf Individu um entfaltete. Ein Gramm kranken Gewebesaftes von Nicotiana enthielt meinen Kulturproben nach reichlich 2900 Mikroorganismen in sechs Arten, und keine von allen konnte Pflanzen inflzieren. Das schon genannte Tetanusgift, genau von Kitasato studiert, wird bei Erhitzung anf 65° C. innerhalb weniger Minuten, bei 55° innerhalb anderthalb Stunden vernichtet. Bei Eintrocknung in einem Exsiccator zeigt sich, dass es seine toxische Wirkung behalten hat. Diffases Tageslicht nimmt dem Gifte innerhalb einiger Wochen, helles Sonnenlicht innerhalb 15 — 18 Stunden seine Wirkung, in beiden Versuchen mit Zutritt von Luft. Brieger und Cohn fanden, dass 0,000.0003 gr. dieses Giftes innerhalb [ 4 Tagen eine weisse Maus von 20 gr. tötete, es ist also ein Gift von eminenter Wirkung. Zum Verstandnis der Fleckenkrankheit beim Tabak ist es auch nicht ohne Interesse, hier zu bemerken, dass Petri aus Cholerakulturen nebst anderen Giften auch eine giftigen Substanz isolierte, welche in ihren Reaktionen an die Peptone denken lasst, das sogenannte Toxopepton, das sogar die Temperatur von 100° C. langere Zeit ertragt, also nicht zersetzt wird, und seine toxische Wirkung dabei behalt. Weiter muss bemerkt werden, dass in den ersten Tagen der Faulnis viele Faulnisbakterien zusammen ausserst giftige Toxalbumine erzeugen, dass diese Giftstoffe jedoch nach Yerlauf von 14 Tagen verschwunden sein können. (ScholiNi eisen). Zum Schluss dieser allgemeinen Betrachtungen, welche notwendig waren zum Verstandnis der Gifte, einige die Fermente betreffende Mitteilungen. Unter Enzymen und Fermenten versteht man selir zusammengesetzte organische, sich leicht zersetzende Stoffe, welche innerhalb bestimmter Temperaturgrenzen relativ sehr grosse Mengen anderer Stoffe umsetzen können. In der Physiologie spielen sie eine grosse Rolle. Ihre Aufgabe ist es, die Stoffe, welche sich in einem, zur Aufnahme in den Organismus ungeeigneten Zustande befinden, derartig umzubilden, dass sie aufgenommen werden können. Ich nenne hier nur den Übergang von Eiweiss in Pepton, Amylum und Cellulose in Zucker, Fette in Fettsaure und Glycerin, Saccharose in Glukose und Fructose u. s. w. Meistens können diese Umsetzungen auch durch physische und chemische Wirkungen hervorgerufen werden. So u. a. die von Eiweiss in Pepton durch Wasserdampf unter Druck, die des Rohrzuckers durch die Abkocliung mit Sauren; jedoch sind diese Mittel naturlich für den lebenden Organismus nicht passend. Aus dem Grunde stehen den lebenden Wesen die Fermente zur Verfügung, sowohl den am meisten zusammengesetzten wie den einfachsten Wesen. Bei ersteren liegt die Fermentproduktion in bestimmten Drüsen, bei den letzteren in dem Zellenkörper selbst. Eine kleine Menge Ferment ist im Stande, eine scheinbar unbestimmte Quantitat Stoff umzusetzen, und zwar in solcher Weise, dass das Ferment selbst • ie dabeikaum andert. Dies war ürsache, dass man früher das Ferment in die 'C 6 lSS® Wle d,e a"ereinfachsten Wesen einreilite, welche Gahrung und Faulnis r,rCe'" 1'Ufen- Lebende Wesen, welche Gahrung verursachten und Enz m wurden nut dem namlichen Namen „Ferment" bezeichnet. Schwieriger wurde die Fine Vtrl8 W° be' de' Gahrung zug'eicherzeit Enzym produziert wurde En en deutlicheren ünterschied kann man erst angeben „ach dem Studium der Gahrung und der Enzym-Wirkung. oiuuium aer B uch!,Zey,meinimTnbgeren T7 ^ aufgebaute< als0 "norganisierte Körper. Bachne, in lubingen hat ,n der letzten Zeit Versuche mit dem ausgepressten Sa t feingeriebener Hefezeiien angestellt, welcher unter einem Drucke von tmosphaien gewonnen ist. Dieser kann unabhangig von lebenden Wesen die Gahiung erwecken und erhalten. Der Gahrungsprozess muss also seiner Meinun* Pro'zesT betr cWeT ^ySiol^ische »ndern als ein verwickelter chemische^ lozess betiachtet werden, welcher durch einen enzym-artigen Stoff, die Zvmase hervorgerufen wird, der aber in der Natnr nur in der lebenden Hefeze, gebTlIt sr\s:grn,in8s - ——- -- Pathogene Mikroorganismen können slch in bestimmten Wesen vermehren «ï, erdT "17ar den Tod veruraachen-Einmal geschieht di* ig oitlich, d. h. auf oder m sehr begrenzten Teilen des lebenden Individuums e n anderes Mal findet man, dass sie sich langsam im Körper oder auch ganz durch' d,e Organe verbreiten. Es ist also mOglich, den Effekt der Infektion an einem Punkte zu finden, ohne die Mikrobe, welche doch Ursache hiervon ist entdeckenzu kunnen. All diese Falie muss man in Betracht ziehen, und sie erleichtern die Untersuc iungen nicht Alle infektiöse Mikroben Imben eine lokale Wirkung und reagieren kiaftig ,m lebenden Individuum. Jetzt zweifeit man nicht mehr daran, dass .solche Effekte durch d,e Verbreitung aufgelöster Stoffe entstehen, welche ihren Ausgang V f I5eAktl0,nSStelle nehmen' m' a- W. „die Infektion gekt susammen mit einer Vergiftung Auch bei denjenigen Krankhelten, wo die pathogenen Mikroben durch den ganzen orpei verbreitet smd, wie bei den Septicaemieën der höheren Wesen, muss man ie Anwesenheit solcher Gifte annehmen. Der ünterschied liegt nur hierin dass im letzteren Falie das Gift einen kttrzeren Weg zurückzulegen hat, um die Zeilen und Gewebe zu erreichen und anzngreifen. Warum sollte dergleichen bei der Pflanze im allgemeinen nicht auch möglich sein? In der Erde, die sie umgiebt, an den Wurzeln odei in denselben, in den Gefassbündeln, im Xylem oder Phloëm, im Parenchym <■ an andern Stellen konnen doch auch Ortliche Bakterienwucherungen entstehen, welche Gifte absondern und diese weiter führen und dann irgendwo anders das Bild der Krankheit. erzeugen. Bei der Fleckenkrankheit wird aus der grossen Menge Versuche, welche an Pflanzen von mir gemacht worden sind, erhellen, dass es sich hier um ein stark wirkendes Gift handelt, welches nach unmittelbarer Wahrnehmung frei von Mikroorganismen ist, geradeso wie ein offenbar toxischer Stoff gesunde Pflanzen vergiftet. Dies ist nicht unmöglich und schliesst sich dem an, was vorher behandelt worden ist. Merkwürdiger wird der Fall, wenn diese kranken Pflanzen wieder gesunde Pflanzen, in einer grossen Reihe auf einander folgender Yersuche, befallt und da eine Infektion erregt. Man müsste also annehmen, dass wir es hier mit einem sich vermehrenden Gifte zu thun haben, wobei die unmittelbare oder mittelbare Wirkung der Mikroorganismen notwendig ist. Zwar ist z. B. ein Individuum empfanglich für Diphterie, zwar bilden sich da örtlich die Toxine nach der Infektion und verbreiten sich von da aus, und zwar lasst das Filtrat der Diphterie-Bouillon-Kulturen ein zweites Individuum erkranken, aber dieses ist wegen der grossen Abschwachung des Giftes und durch die Bildung von baktericiden Stoffen nicht im Stande, andere Individuen zu vergiften oder zu töten. Yoriges Jahr erzielte ich mit Reinkulturen einer Bakterienart, der Rhizóbium Leguminosarum, und mit einer Beggiatoa Infektion, jedoch nicht immer. Wenn ich eine Quantitat von krankem Gewebesaft benutze, um Platten davon anzulegen, so bringe ich doch das unbekannte Virus auf oder in die Gelatine. Die ganze Menge Gelatine wird gewiss die Pflanzen vergiften, also dort Intoxikation oder Infektion entstehen lassen, denn der Gewebesaft thut es ja. Es scheint mir denn auch gar nicht so unmöglich, ja selbst sehr wahrscheinlich, dass weder die Bakterienkultur, noch die Beggiatoa-Art die Pflanze infiziert, sondern das anklebende Gift oder das unbekannte, unsichtbar lebende Virus. Wenn man immer neu geimpfte Reinkulturen gebrauchte und hiermit die Pflanzen einspritzte, könnte man in diesem Punkte sicher gehen; dann ist das Gift oder der unbekannte Mikroorganismus, welcher sich auf dem künstlichen Medium, das ihm kein Nahrboden ist, nicht entwickelt, zu sehr verdünnt, oder zu viel verbreitet um immerfort Infektion oder Intoxikation hervorzurufen. Bei der starksten Vergrösserung unter Immersion, bemerkt man im kranken Gewebe, im Protoplasma, schwach unregelmassig sich bewegende Teilchen, wahrscheinlich in der Brownsche Molekülarbewegung begriffen. Auch beim gesunden Gewebe wird dies wahrgenommen, und wer wird, selbst mit dem bewaffneten Auge, lebende Wesen von so ausserst winzigen Dimensionen von dem körnigen Protoplasma unterscheiden können? 9 Es tot von Bedeutung hier noch einen Augenblick fiber die Hundswut (BaUes "" - - *» Ti ' -h f 1 s in der Regel mittels des Speichels der hundswütigen ere ubertragen wird. Meistens wird der Hund, doch auch der Wolf die Katze U. a. davon ergriffen. 1 Aatze Der Infektionsstoff beflndet sich nach den Untersuchungen P a s t e u r s besonders en(;ra'nervensystem. Bis jetzt hat man noch keine nachweisen kannen, obwohl Gibier, Fol, Babes nnd Corn^ verachieteïe blieZ oTe"'ZolTv' In/ekf°n~he' welche hiermit angeste.it warden! Giantarco , la'h ^ G°Igi' German«' Schaffer, mark und dem Gehirn" T™ d'eSelben hlstol°gischen Veranderungen imRdckenmarK und dem Gehnne der angesteckten Tiere nachgewiesen Ausser an diesen stammen und fh ^ Infekti0"SSt0ff "°Ch possen peripherischen Nerven ^ Üem AUftreteD ^ erscheinnngen, ,erEMenSC|;en Und Tiere'1 ^he'Tder1^ElurZ skkkkss: hil , Wleder mcht; daher auch' dass g"»e Verletzungen welche bis in die Muskei hineindringen, und weiter Bisse in nervenreiche Teile wl wh-d bei1 Btósen" durch Kr"*]' beS0I"iel'S gefahrlich sind- Nicht unwahrsche'inlich Kleidungsstücke hindurch das Gift entweder nicht ode.- nui in geringer Menge in die Wunde hineingebracht. Die Verbreitun- de. Giftes kann s„ schnell stattfinden. dass das Ausbrennen der Wonden, ofl ku z ach ÏL" ver Tem tl T* T, ^ ^ ™ bei Mensln nach dem dritten und ^ erSt lm Laufe des zweiten Monats, selten Z f ausnahmswe.se erst nach dem sechsten Monat. Zwischen m Angenblicke der Infektion und dem Ausbrechen der Tollwut werden die Fin Spntznngen nach der von Pasteur angegebenen Methode verrichte Er hat das unbekannte G.ft znerst durch wiederholte Impfungen auf Affen geschwacht und auch duich wiederholte Impfungen von Kaninchen auf Kaninchen einen Krank heitsstoff von bestimmtem Infektionsvermögen erhalten. Indem min a Gffl nrch eine Reihe von, durch Pasteur ausgewahlten, Tieren hhlrch geïï Kalk "n f» ieie"f R"ckenmark 111 emem mit Watte verschlossenen Kolben, flber ge lang , konservierte, erhielt man innerhalb 14 Tagen ein einiaer massen geschwachtes Material, welches Hunde nicht mehr «tete,"onTern gègen Materil Ï ie^ÏÏmef *2 iT'Ï 2T ^ ^ tarnen, aas 14, 13, 12 I'age u. s. w. bis auf einen Tag auf obige Weise getrocknet worden war, wurden unempfindlich gegen das schwere oder ungeschwachte Gift *). Das Gift der Hundswut, dies rauss noch erwahnt werden, kann durch Licht, durch erhöhte Temperatur (50° —60° C.) durch Antiseptica, weiter durch künstliche Behandlung geschwacht und vernichtet werden. Filtration des giftigen Rückenmarks durch Gypsplatten lieferte ein Filtrat, welches nach Paul Bert nicht mehr infizieren konnte. Nachdrücklich muss ich darauf hinweisen, dass es vom grössten Interesse ist zu wissen, auf welch specielle Weise eine infektiöse Krankheit entsteht, und wie die Gifte sich physicalischen und chemischen Einflüssen gegenüber verhalten. Zum Schlusse noch eine kurze Besprechung der Maul- und Klauenseuchc (.Aphthae epizoöticae), in Bezug anf welche in der letzten Zeit solche wichtigen Entdeckungen gemacht worden sind, deren Kenntnis von grösster Bedeutung hinsichtlich der Fleckenkrankheit des Tabaks ist. Um genügend Aufschlüsse über die Ergebnisse der jüngsten Nachforschungen auf diesem Gebiete zu erhalten, habe ich mich an die Herren Tierarzte Yan der Sluys, Unterdirector am Abattoir in Amsterdam, und Busing in Naarden gewandt, die mir bereitwilligst ihre Litteratur in Bezug auf diesen Gegenstand zur Yerfügung steilten. Beiden meinen herzlichsten Dank für ihre Hilfe. In allen Landern Europas zeigt sich diese für das Rindvieh so gefürchtete Seuche. Sie verbreitet sich von einem Individuum zum andern, also mittels Contact. Maul- und Klauenseuche wird, wie man annehmen muss, veru^sacht durch noch unbekannte, unsichtbar lebende Wesen, Mikroorganismen, die entweder selber oder durch die von ihnen abgesonderten Stoffe die Krankheitserscheinungen schon nach t einigen Tagen auslösen. Alle bisher gefundenen Bakterien (Starcovici, Piana, Fiorentini, Behla, Jurgens, Bussen ius-Sie gel) Protozoen, protoplasmatische Körperchen oder andere corpusculare Elemente, und irgend welche, mit dem Mikroskop sichtbare Teilchen, haben offenbar mit der Atiologie der Maul- und Klauenseuche nichts zu schaffen. Kein "Wunder also bei dem einander vielfach widersprechenden Befunden, dass eine ganze Reihe Forscher sich diesem für Ackerbau und Viehzucht so wichtigen Gegenstand widmen. In den letzten zwei Jahren ist denn auch die „Berliner Tierarztliche Wochenschrift" und überhaupt die tierarztliche *) Aus diesen für den Mensclien spater so wichtigen Yersuchen, erhellt der Nutzen des Tierexperiments, welches allerdings nur erfahrenen Personen anvertraut werden darf. Meiner Meinung nach muss jedoch der zwecklos wiederholte Nachweis schon konstatierter Vergiftungen bei Tieren auf mechanischem, chemischem oder bakteriologischem Wege unterlassen werden, wenn, was nach dem heutigen Stande der Technik möglich ist. durch die Projektion von Lichtbildern ein deutliches Bild der Versuche geliefert werden kann. faÏTÏd die' Untereuchungen JacTTer ^7?*! Nachfol'schungen. Jedenwie nach derjenigen der Blattern, Masern des Flelkt™kheit eben s0 scl™ierig Unstreitig hat in dieser Frage aber Herr G. Hecker r ^ Schal'iachflebeiu sehr verdient gemacht. Er hat den wPO • , ' ieiaizfc 111 Ermsleben, sich Klauenseuche zu schützen m a W sie !''eZei8 ' dle ïiere gegen Maul- und angestellt worden, dass sie die streno^fp • ° ' n Iese sin(i von ihnen derartig Der Bericht die^r höch" ÏcS ^177 '"k* ^ beSt6"en kö— Erscheinnngen wie bei der Fleckenkrankheit deS Tabaks "t ^ aufgenommen worden im „Centralblatt fin- R-,w , antreffen werden, ist u. a. tionskrankheiten" N" 9/10 h („ o7I , enoogie, Parasitenkunde und Infek- Wie der andeutet IL^mI in der Form von Blaschen am Mnnde an deï ri KlaUenseuche' be™ Rindvieh, Blaschen beste,,t aus einer FteSeit ei"^ n Eutem' Der jener Elemente vorfinden, doch worin normai kê pT! ' W°rin S'Ch corPusculare Siegei und Bussenius aus den BMscl T ■ , " Z" fl"den sind- Die von hineingedrungen, besitzt eine starke Giftwirkung^im 'f V°" aU"Se" 'licht als das atiologische Moment der Maul und KI aimkanal' lst jedoch Loeffler und Frosch fanden konstant in den BH 17^7 'ï betraCl,ten' gekornte Zeilen, rote Blutkörnerchen klpi„« 7 Schen falblose Dymphzellen, Kern, bewegliche, unregelmassige nro'toi l i- /7 granullerte Scheibehen obne brechende Körner verschiedener' Grösse }1 °rp6rchen un(1 stark lichtDie Krankheit kann durch die I ynn.henb^'™ SelbStStilndiSen Mikroorganismen. bei Schweinen erkrankt nnr 1 S L 7 ^ Ri"der ™d Ka"-r, chen, Meerschweinchen, Katzen, (wiewohl ^777" ^ ^ Verhalten: KaniD" behauptet in B. T. W N° 6 1 soa p tt Katze das Gegenteil Der Inhalt der frischen B, ! H 7 ' MaUS6' H"h"er Ulld Taube«erkrankter Tiere bis zu H cm» Irei KVb'^ WahWnd daS Bluta™ heitsbild nicht hervorrief Drei Kalber r 7 CUtan eingespritzt, das KrankEinspritzung mit sehr wir^amem M^tl , - 22 ^ "aCh ^ typischer Temperaturerhöhung, olme da<-s sich^rI,'2' Wa'en' erkranktei1 mit zeigten. Nur das erste Kalb 17 1? 7 ^ M Maul oder K1^n EinZS zizx Ï wirkt dieselbe Lymphe, wenn sie in oder unter die Haut eingespritzt wird (Vergl. Hundswut). Weiter ist es von Bedeutung, zu wissen, dass die Lymphe durch Eintrocknung bei Sommertemperatur wahrend 24 Stunden, durch Erhitzung auf 37" C. wahrend 12 Stunden, und durch Erhitzung auf 70° wahrend l/.2 Stunde unwirksam wird. In kapillaren Röhrchen bei 0° C. bewahrt, bleibt die Lymphe 3 — 4 Monate wirksam. Dass wir es hier mit einem höchst giftigen Stoff zu thun haben, beweist die kleine Menge, welche benötigt ist, um nach Einspritzung die Krankheit hervorzurufen; nl. bei Vsooo cm:i ist die Wirkung gewiss, erst bei Mengen von Vïoooo V20000 ungewiss. Zweckdienlich und Schutz gewahrend gegen Maul- und Klauenseuche zeigten sich die Einspritzungen mit einer Mischung von Lymphe und Serum von Tieren, welche die Krankheit durchgemacht hatten. Wie schon mitgeteilt, erhalten nicht alle Tiere, welche die Krankheit überstanden haben, Immunitat. Dies gab Anlass zu der Meinung, dass es nicht möglich sei, mittels Impfung oder Einspritzung gegen die Maul- und Klauenseuche zu schützen (Friedberger, Fröhner). Etwas Ahnliches nimmt man aber auch wahr bei den Blattern und Masern des Menschen. Auch hier erhalten nicht alle Individuen nach überstandener Krankheit sichere Immunitat. Es zeigen sich also hier Unterschiede in der natürlichen Immunitat, in der grosseren oder geringeren Empfanglichkeit. Wird jedoch Blutserum von gesunden Tieren genommen und dies mit Lymphe vermischt, so erscheint die Maul- und Klauenseuche wohl. Um mich jedoch in meinen Mitteilunge über diese so bedeutungsvollen Gegenstand kurz zu fassen. folgen nur noch einige merkwürdige Eigenschaften des unbekannten Giftes. Die schon friïher beschriebenen Filtrationsversuche mittels Kerzen werden wahrscheinlich auch ein 4 Licht aufgehen lassen über vielerlei Krankheiten, deren Ursache noch im Dunkeln liegt. Loeffler und Frosch filtrierten 1 cm:i Lymphe verdünnt mit 39 Teilen Wasser mit Hinzufügung des Bacillus fluorescens zur Kontrolle. Das Filtrat zeigte sich als ein ganz keimfreies. Weder die zugefügte Bakterie noch andre Mikroorganismen kamen in ihren Kulturplatten zum Yorschein. Das Filtrat erzeugte die Maul- und Klauenseuche, als es in das Blut von Kalbern eingebracht wurde. Die namliche Erscheinung, die als Intoxication bezeichnet wird, ist auch bei andern Krankheiten beobachtet worden; was jedoch noch unbekannt war, ist, dass der Inhalt der jetzt gebildeten Blaschen neuerdings flltriert, immerfort wieder die Krankheit hervorrief. Im Filtrate befinden sich also Krankheitskeime, welche durch die Poren der Kerze hindurchdrangen, es ware denn, dass das Filtrat ein Gift von eminenter Wirkung enthielte. Nach mancherlei Yersuchen hat sich jedoch herausgestellt, dass eine Yermehrung des Giftes stattfindet. Brieger fand, dass 1 cm:i des so heftigen Tetanus-giftes 20000 Mause tötete. Die Berechnung jedoch giebt bei dem Filtrate Löffler's zu erkennen, dass eine Yerdünnung von 1:2Va Trillion noch im Stande ist, Tiere zu vergiften, und zwar schon als das unbekannte Virus nur durch zwei Tiere hindureh gegangen war. Solche und noch durch weitere Tierpassage hervorgerufenen Verdünnungen können nicht melir auf ein gelöstes gift bezogen werden. In einem spateren Bericht der mehrere Male erwahnten Komraission, welcher u. a. in der „Wochenschrift für Tierheilkunde und Yiehzucht", N°. 39, Sept. '98 enthalten ist, finden wir, dass wiederholte Filtration der verdünnten Lymphe durch sehr dichte Kitasato-Kerzen die Tiere nicht mehr mit Maul- und Klauenseuche Krank machen konnte. Das krankheiterregende Agens ist also jetzt zurückgehalten worden. Wir haben es demnach zu thun mit „Infektion." Weiter giebt die Kommission noch die Mitteilung, dass Rinder noch imraunisiert werden können mit einer Mischung von Immun-Serum und Lymphe, welche also eine Zeit lang mit einander in Kontakt gewesen sind. Wichtig ist auch die Beobachtnng, dass das Junge eines immunisierten Rindes, welches vor dem Anstellen des Yeisuches sich schon in den Stallen befand, nach der Geburt sich sofort als immun erwies. Drei Tage nach der Geburt wurde es mit Vioo cm3 sehr wirksamer Lymphe mit dem Resultate behandelt, dass das Tier nicht erkrankte, selbst nicht nach einer zweiten Einspritzung mit Vio cm3 6 Tage spater. Die Mutter hat hier ihre Immunitat auf das Junge übertragen. Da das von der immunen Kuh geworfene Kalb sich immun zeigte, ist es deutlich, dass die Einspritzung gegen Maul- und Klauenseuche, bei kraftigen Tieren angewendet, eine immune Nachkommenschaft erzeugen wird. Es ist zu erwarten, dass die Resultate der hier geschilderten Versuche bald fruchtbringend in der Praxis angewendet werden können. Die kleinsten der bekannten lebenden Wesen sind die von Pfeiffer aufgefundenen Influenzabakterien. Waren die Mikroorganismen der Maul- und Klauenseuche V]0 — V5 so gross wie diese, was nicht unmöglich sein würde, so könnten sie nach der Berechnung von Prof. Abbe in Jena, als die Grenze des Yergrösserungsvermögens unserer Mikroskope übersteigend, selbst unter den besten modernen Immersionssystemen nicht mehr wahrgenommen werden. Die Untersuchungen nach ihrer Anwesenheit im Filtrate werden fortgesetzt und sind von grösster Wichtigkeit. Die Zeit wird dann ausweisen, ob andere ansteckende Krankheiten, deren Ursachen jetzt noch unbekannt sind, auch ahnliche Yerhaltnisse darbieten. Man denke nur an die Blattern, das Schar!achfieber, die Masern, den Flecktyphus, die Rinderpest u. a. m., nach deren Ursache so oft vergebens gesucht worden ist. Aus diesen Beschreibungen der Gifte, welche Krankheiten erregen und oft den Tod zur Folge haben, erhellt, dass sie sich cheinischen Reagenzien, physicalischen Einflüssen, der Filtration durch Kerzen und dem Experimente auf lebenden Wesen gegeniiber ungleich verhalten. Fremdariig und noch unerklarlich ist hierbei das Gift der Hundswut und das der Maul- und Klauenseuche. Jetzt nach diesen Betrachtungen über verschiedene ICrankheitsstofFe ist zu sehen, wie es mit dem Gift der Fleckenkrankheit beim Tabak steht, und mit welchem Virus es sich vergleichen lasst. Die Flecken- oder Mosaikkrankheit des hollandischen Tabaks. Wie bereits im vergangenen Jahre mitgeteilt, offenbart sich die Flecken- oder Mosaikkrankheit bei unserem Tabak in der Form von dunkelgri'inen Flecken, die stets hei jangen Blattern zwischen den Nerven und langs derselben ihren Ursprung nehmen. Bei alteren Pflanzen zeigt sie sich in der Form von unregelmassig liegenden Flecken, die allmahlig braun werden. Wenn auch in der Regel der Tod der Pflanze bei dieser Krankheit nicht eintritt, so werden die Blatter doch so verandert und missgestaltet, dass sie keinen Handelswert mehr besitzen. Wenn man in Betracht zieht, dass die von den Züchtern so sehr gefürchtete Krankheit jedes Jahr mehr um sich greift, so ist es nicht ohne Bedeutung, ihre Ursache zu erforschen und wo möglich die Mittel liefern, welche der Flecken- oder Mosaikkrankheit vorbeugen. Im Laufe dieses .Jahres sind mit einer grossen Anzahl von Pflanzen Yersuche angestellt wurden. Um ein deutliches Bild von dem Verlauf der Krankheit zu erhalten, folgt hier die Beschreibung eines der zahlreichen Falie, bei welchen die Fleckenkrankheit künstlich verursacht worden ist. Am 2. Juni 1898 wurden mir durch Herrn N. van Os zu Amerongen einige Hundert junge Tabakspflanzen geschickt, die soweit sichtbar, vollkommen gesund waren. Einige Tage spater erhielt ich zwei fleckenkranke Pflanzen, die streng isoliert und in standiger Beobachtung gehalten wurden. Diese kranken Exemplare wuchsen sehr langsam; die Flecken wurden immer dunkier, wahrend die Krankheit sich in den verschiedenen Blattern langsam verbreitete. Eine volkommen gesuilde, junge Pflanze erhielt am 5. Juli, wie Figur 13 A angiebt, einen Einschnitt mit einem sterilisierten Messer in den Stengel bis an das Gefassbündel. In diesen Einschnitt wurde ein sehr kleines Stückchen eines gefleckten Blattes von einer der kranken Pflanzen gebracht. Ein gleiches Stückchen Tabaksblatt wurde gewogen, nach Trocknung der Gewichtsverlust bestimmt und dieser als die Menge Gewebesaft berechnet, der ursprünglich darm war. Nach meiner Bereclmung waren ungefahr 34 mgr. Blattsaft in den Einschnitt gebracht worden. Man kann aber ruhig annehmen, dass unter den günstigsten Verhaltnissen wenige Milligramm, ja vielleicht nur Zehntel oder Hundertel eines Milligramms durch das Gefassbündel aufgenommen und fortgeführt werden. Am 20. Juli begann sich am Rande eines jungen Blattes zwischen ein paar kleinen dunnen Nerven ein dunkles Fleckchen zu zeigen. Im Verlauf der folgenden Tage erschienen an den anderen jungen Blattern ebenfalls Fleckchen, wahrend das Blatt selbst durch Vergrösserung des Pallisadengewebes ein unebenes, unregel- Fig. 13. Die Flecken- oder Mosaikkrankheit des Tabaks. müssiges Aussehen bekam. Auch der Blattrand wurde gleichzeitig sehr abnormal, hier und da eingeschnürt oder eingebuchtet. (S. die Formen der fünf jungen Blattchen rechts unten in flg. 14.) n i Die Anzahl der Flecken, die noch stets von Tag zu Tag an Ausdehnung zunahmen, jedoch untereinander isoliert blieben, wurde standig grösser. Am 1. August waren die inneren Blatter volkommen dunkelgrün nnd zeigten nur hier und da noc das reine normale Hellgrün. Einige der alteren Blatter, solche also, die sich unten an der Pflanze befanden, hatten unregelmassig liegende, kleine Fleckchen von einer andern Farbe. Man sollte nicht vermuten, dass die Krankheit auf solche verschiedene Art in die Erscheinung treten kann, da doch die ürsache dieselbe is . Wir finden hier eben die Wirkung des Giftes auf junge, zarte und auf altere Gewebeelemente. Am 9. August waren zwei der untersten Blatter stark punktiert. Hier lagen die Fleckchen nicht zwischen den Nerven, sondern scheinbar ganz unregelmassig verteilt. In B sehen wir den Zustand eines jungen, also Spitzenblattes, in C denjenigen eines der untersten Blatter abgebildet. Die Farbe der Fleckchen der punktierten Blatter zeigt sich zuerst als graublau, doch geht sie im Laufe der Tage in rotbraun über und endigt dort mit dem Tod des Gewebes. Bei den grosseren Flecken nimmt man konzentrisch gefarbte Kinge wahr, von denen die am meisten nach aussen liegenden stets am dunkelsten sind. (Fig. M.) Wenn wir die Tabaksfelder besuchen, sehen wir bei den kranken Exemplaren die jüngsten Blatter im Zustande i?, die alteren im Zustande C. Einige Felder sind selbst rot gefarbt und scheinen wie mit Blut übergossen. Die Krankheit herrscht dann auf solch einem Felde sehr stark und zeigt sich in dieser Form Jahr für Jahr. Es ist eine öfters beobachtete Erscheinung, dass Pflanzen, die verwundet oder krank sind, einen roten Zellsaft bilden. Wahrscheinlich ist dieser Umstand, auch nach den neueren Untersuchungen von F lam mar ion, gunstig für die Atmung. Nicht alle Lichtstrahlen haben dabei eine gleiche Wirkung. Im gelben Licht ist die Zerlegung der Kohlensaure am starksten und nimmt nach den Spektrumfarben nach links und rechts ab. Die Spaltung der Kohlensaure findet also starker hinter gelben und roten, schwacher dagegen hinter blauen Farben statt. Dies ist auffallend, da doch gerade die blauen Farben mit ihrer kürzeren Wellenlange zu den intensiv wirkenden chemischen Strahlen gehören, und z. B. das photographische Papier am starksten zersetzen. Könnte auch hier nicht die rotbraune Farbe der Flecken die Pflanze im Kampfe gegen die schadlichen Einflüsse der Krankheit beschützen und dadurch die Assimilation befördem? Im September sind alle jungen Blatter dunkelgrün gefleckt und dabei vollstandig missgetaltet, wahrend die alteren ganz dunkelbraun gefleckt sind. Nicht selten fallen aus den Blattern ganze Stücke heraus und gcheint es, als ob Insekten das Blatt ausgefressen hatten. (S. die punktierte Linie in Fig. G) *). Dies ist der gewöhnliche Yerlauf der Krankheit.. Unter den günstigsten Verhaltnissen werden im Sommer und nach abwechselndem Wetter die jungen Pflanzen innerhalb drei Wochen krank. Gelangt das Virus in altere Pflanzen, dann entsteht die Krankheit etwas spater. Dabei ist noch ein Unterschied in der Zeit !) lm Sommer 1899 habe ich die Tabaksfelder mit dem Zweck besucht, zu erforschen, ob auch Pflanzen zu finden waren, welche die, nicht infektiöse Pockenkrankheit zeigten, (Iwanowski). Allerdings waren auf einem Feld drei Pflanzen vorhanden, die auf den mittelsten Blattern kleine Fleckchen hatten, die von denen der Mosaikkrankheit abwichen. Bei einem zweiten Besuch nach Verlauf von etwa 10 Tagen jedoch erwies es sich, dass dieselben Pflanzen in ihren Spitzenblattern die Symptome der Fleckenkrankheit zeigten. Ich hoffe, hierauf spater zurückzukommen, wenn ich für diese Untersuchung geeignetes Material finden kann. 10 zu beobachten, wenn das Gift in den Stamm oder in den Hauptnerv der jungen oder alteren Blatter gebracht wird. Bei einer nur oberflachlichen Yerwundung des Parenchyms des Stammes habe ich mehrere Male die Krankheit ausbleiben sehen. Es hat den Anschein, als ob das Gift sich den Gefassbündeln entlang verbreitet und dann ist das Phloëmbündel hierfür der angewiesene Weg. Die mikroskopische Untersuchung der kranken Blattteile bringt nicht viel an's Licht. Man sollte eigentlich das Gegenteil vermuten, da doch gerade das Krankheitsbild hier so scharf umschrieben ist. Im allerjüngsten Zustand der Fleckchen bei sehr jungen Blattern, wo noch keine Trennung in Pallisaden- und Schwammparenchym stattgefunden hat, trifft man zwischen den Zeilen dunkelblaugrün aussehende Streifen sowie Blaschen an, die man am besten mit Luftstreifchen vergleichen kann, welche sich zwischen den Zeilen wanden beflnden {D). Es ist mir nicht gelungen, die Flecken dadurch zum Versch winden zu bringen, dass ich ein Blatt in einen luftleeren Raum brachte und darin behielt. Auch in einem alteren Stadium, wo bereits die Trennung zwischen Pallisadengewebe und Schwammparenchym eingetreten ist, werden Streifen und Blaschen noch angetroffen (.E). Macht man einen Langsschnitt, dann wird wieder dasselbe wahrgenommen (FH). Stets zeigen sich bei den dunkelgrünen Flecken obige Abweichungen zwischen den Zeilen, die ich durch schwarze hier und da untergebrochene Linien angegeben habe (D E F H). An der Oberhaut (/) werden keine Veranderungen beobachtet. Betrachtet man die Flecken C bei starkerer Vergrösserung, dann sieht man die Oberhaut zusammengeschrumpft, vertrocknet und verfarbt. DasChlorophyllist desorganisiert und die Zellwande sind verschwunden. Es ist gerade so, als ob Insekten das Blattparenchym weggefressen hatten (£). Dies sind die einzigen Veranderungen, die mit dem Mikroskop beobachtet werden konnten. Eine grosse Anzahl Pflanzen ist von mir auf Mikroorgan ismen untersucht worden, jedocli nur in einzelnen Fallen habe ich Bakterien in Pallisadenzellen gefunden, welche aber nach wiederholter Übertragung auf Nahrböden, wobei wie beschrieben das vielleicht vorhandene, unsichtbare Virus verdünnt wurde, keine Pflanzen zu inflzieren vermochten. Wiederholte Versuche wurden gemacht, um vermittelst feiner Pincetten von einem kranken Blattteilchen die Epidermis an beiden Seiten zu entfernen, was einige Male gelang. Vom Inneren des Blattes wurden dann Plattenkulturen angelegt, die abgesehen von einzelnen bekannten, sehr viel vorkommen den Pilzcolonien scheinbar steril blieben. Als Nahrböden hierfür wurden gebraucht die alkalische und saure Nahrgelatine von Koch, Tabakssaft-Gelatine, Malz-Gelatine und der von Beyerinck angegebene Leguminosen-Nahvboden. Ebenso entwickelten sich auf oder in einem sauren oder alkalisch reagierenden Nahrböden, der wie folgt zusammengestellt war, keine Koloniën: Tabakssaft 5, Kaliumphosphat 0,050, Asparagin 0,5, Glukose 2,0, Gelatine 10,0 oder Agar 1,5, Wasser 100,0. Ein einziges Mal entwickelte sich Gas in schwach alkalischer Bouillon, welche zu anaërobei- Kultur benutzt wurde (verursacht durch einen Organismus, welcher schwierig von Coccen zu unterscheiden ist). Viele Male sind auch grössere kranke Blattteile zur Untersuchung genommen worden. Zuerst wurden die beiden Blattoberflachen gut abgewaschen, dann mit sterilen, nassen Wattepfropfen abgerieben und darauf mit sterilem Wasser abgespritzt. Es gelang mir unter einer ganzen Reihe von Platten melirere Male, Mikroorganismen zu isolieren, die, von der Plattenoberflache genommen, junge Tabakspflanzen krank machten. Die Krankheit trat nicht stets ein, wenn ich mit viele Malen übergeimpften Kuituren arbeitete. Ich erreichte eine Erkrankung mit drei Mikroorganismen, mit einem Rhizobium Leguminosaram, einer Beggiatoa- und einer Streptothrix-Art. Wie gesagt, trat eine Erkrankung öfters nicht ein, wenn ich Überimpfungen gebrauchte. Das fiel mir besonders auf, und bestarkte mich in meiner schon oben erwahnten Ansicht, dass die von den ursprünglichen Platten abgenommen Kuituren ein unbekanntes, unsichtbares Gift, wenn auch in höchst starker Verdünnung, enthielten ; denn eine minimale Menge Saftes von krankem Gewebe ist immer im Stande, die Fleckenkrankheit zu verursachen. Im Oktober 1897 wurde in einen kühlen Treibkasten Tabakssamen gesat, um Versuchspflanzen zu bekommen. In der Zwischenzeit wurde Erde, in der kranke Pflanzen gestanden hatten, und die an deren Wurzeln hangende Erde auf Mikroorganismen untersucht. Nach Lage der Sache ist dies eine sehr schwierige Untersuchung, wenn man bedenkt, dass die Anzahl Mikroorganismen per Gramm darin einige Hunderttausenden bis Millionen betragt. Aus einer grossen Anzahl Platten wurden damals 8 Mikroorganismen isoliert, die im Februar 1898 auf junge Pflanzen geimpft, die Fleckenkrankheit nicht hervorbrachten. Sie waren also nicht das atiologische Moment derselben. Auffallend war es, dass ah den jungen Wurzeln der Tabakpflanzen haufig Streptothrix chromogena Gasperini angetroffen wurde. Dieser Mikroorganismus, welcher zur Familie der Streptothricheen oder besser Actinomyceten gehort, hat in seiner Form viel Ahnlichkeit mit den Fadenpilzen, auch erinnert er an die Bakterien. Ebenso wie die Pilze bildet er aus runden Keimzellen (Sporen) cylindrische Faden, welche sich dichotomisch verzweigen, und sich dem unbewaffneten Auge als ein Mycelium darstellen. Einige fruchttragende Hyphen erheben sich über dem Substrat in die Luft und fallen dann, als Oïdien in Ketten von runden Keimzellen oder Sporen aus einander. Bei starker Vergrösserung zeigen die Streptothricheen viel Ahnlichkeit mit den Bakterien. Es sind sehr dünne Faden, welche ursprünglich keine Scheidewande besassen, und welche sich durch Sprossungen verzweigen. In alteren Kuituren zerfallen die Faden in kurze Stabchen und kokkenartige Glieder. Nicht selten flndet man auch die Spirillenform, weil die Streptothricheen stark gekrümmt und gewunden sind. Die Untersuchungen, welche in der letzten Zeit über diese Pilzgruppe angestellt wurden, haben die Frage aufwerfen lassen, ob sie nicht im genetischen Verhaltnis zu der Gruppe der Diphtherie und der Tuberculose stehen. Dies ist noch nicht ganz sicher festgestellt, jedoch könnten dann die beiden letzteren Gruppen von den Actinomyceten hergeleitet werden. Es sind sehr verbreitete Saprophyten, die pathogenen unter denselben (Aktinomyces bovis etc., S. sen A. violacea u. a.) scheinen nicht selten parasitisch werden zu können. Genannte S. sen A. chromogena Gasperini ist bekannt als einer, der aus Nitraten leicht Nitrite bildet. Wie sich spater zeigen wird, ist er nicht als pathogen für Nicotiana zu betrachten, wiewohl ich nach Impfung der Pflanze mit Erde eine Yeranderung im Blatte traf. Hauflg habe ich, wie ich schon in „de Natuur" pg. 330, 1899 beschrieben habe, den St. sen A. chromogena in den Risse der verwitternden Granite, Basalte und Hornblendeschiefer der erratischen Blöcke unseres Gooilandischen Diluviums, und in Zandbergen's Waldboden, wenn ich nach Frank's Mykorhizen vergebens suchte, aufgefunden. Wenn der Lof fier' schen Bouillon ein wenig Nitrat zugesetzt wird, so ist innerhalb 24 Stunden nach Impfung mit diesem Pilze durch das bekannte Reagens schon Nitrit nachzuweisen. In Leitungswasser geschieht -dies nicht. Erst nachdem ich die Überzeugung erhalten hatte, dass auf diese Weise die pathogenen Mikroorganismen nicht aufzufinden waren (weder durch aërobe noch durch anaërobe Methoden), habe ich einen anderen Weg eingeschlagen, um dem unbekannten Virus auf die Spur zu kommen. Allein schon die Thatsache, die auch weiter unten bei den Versuchen angegeben ist, dass eine kleine Menge — einige Milligramme — Saft von krankem Gewebe im Stande ist, gesunde Pflanzen krank zu machen, und einige Milligramme Blattgewebe dieser letzteren Pflanzen immer wieder von Neuem auf andere gesunde Pflanzen die Krankheit übertragen können, diese Thatsache musste in mir die Vermutung erwecken, dass hier eine Yermehrung des Giftes vorlag, und dass diese Vermehrung nichts anderem zugeschrieben werden konnte, als lebenden Organismen, die sich vorlaufig noch der Wahrnehmung entzogen. Die folgenden Versuche machen dies deutlich. Die Versuche sind nicht an einzelnen Exemplaren, bei denen es sich um etwas Zufalliges handeln könnte, sondern bei mindestens 5 — 10 Pflanzen angestellt worden. V ERSUCHSREIHEN. I. Erde, aus Amerongen stammend, in der im Herbst J897 kranke Pflanzen gestanden hatten, wurde durch eine Chamberlandkerze im Verhaltnisse von 300 Erde zu 300 Wasser filtriert. Etwas von dem Filtrat wurde in die Hauptnerven eines jungen Blattes gebracht. Es entstand keine Erkrankung. II. Dieselbe Erde, nicht filtriert, bewirkte ebenfalls keine Erkrankung. III. Erde aus Amerongen, in der im Frühjahr 1898 kranke Pflanzen gestanden hatten, wurde wie oben filtriert und vom Filtrat etwas in den Hauptnerv eines jungen Blattes gebracht. Keine Erkrankung. IY. Dieselbe Erde, nicht filtriert, verursachte auch keine Erkrankung. Y. Erde aus Amerongen, im September 1897 von den Würzelchen kranker Pflanzen gesammelt, im Yerhaltnisse von 20 Erde zu 20 Wasser wie oben filtriert, gab keine Yeranlassung zur Erkrankung. YI. Dieselbe Erde, nicht filtriert, auch nicht. YII. Erde im Juni 1898 von den Würzelchen kranker Pflanzen gewonnen und filtriert, liess die Krankheit nicht zur Entwickelung kommen. YIII. Dieselbe nicht filtrierte Erde war auch wirkungslos. IX. Im Oktober 1897 wurden 8 Pflanzen, die alle krank waren und in Töpfen standen, abgeschnitten. Die Töpfe mit der Erde wurden dann draussen an einem trockenen Platz aufbewahrt. Im Frühjahr 1898 wurden die Erde und die noch anwesenden Wurzeln fein zerrieben. Darauf wurden in diese juiige Pflanzen gesetzt, die das ganze Jahr hindurch gesund blieben. Bei einem gleichen Yersuch, der ausserhalb meines Wohnsitzes angestellt wurde, hatte man beobachtet, dass nur einige Pflanzen in diesem Sommer Flecken zeigten, und dass die Flecken bald darauf wieder verschwanden. Dies stimmt wahrscheinlich überein mit dem sogenannten „Kopbont", von dem die Züchter behaupten, dass es der Einwirkung kalter Nachte zugeschrieben werden muss. Aus all diesen Erdversuchen erhellt, dass das Krankheitsagens aus der Erde verschwinden oder doch so abgeschwacht werden kann, dass es nicht mehr im Stande ist, die Krankheit zu erregen. Im Yersuch YII und VIII wird wahrscheinlich das Yirus nicht vorhanden gewesen sein. Ich vermute auf Grund obiger Yersuche, dass im Boden Yerhaltnisse ob wal ten können, die das Gift ent weder zerstören oder abschwachen. Dies stimmt mit dem überein, was in Wirklichkeit auf den Tabaksfeldern beobachtet wird. Es würde traurig mit der ganzen Kultur bestellt sein, wenn das Gift sich standig im Boden hielte. Die unvermeidliche Folge würde sein, dass im Laufe der Jahre dort, wo einmal die Krankheit bestanden hat, sie sich stets auf alle Pflanzen ausbreiten würde. Wird eine kranke Pflanze aus dem Boden herausgezogen und auf demselben Platz eine gesunde eingesetzt, dann zeigt diese bald die Symptome der Fleckenkrankheit. Dies ist eine allgemein beobachtete Thatsache. Ein infizierendes Yermögen muss dem Boden, auf dem die Pflanzen stehen, bestimmt zugeschrieben werden. Das Trocknen infizierter Erde scheint auf Grund der oben beschriebenen Yersuche desinfizierend zu wirken. X. Ein Streifchen eines getrockneten kranken Blattes vom Herbst 1897 wurde in den Stamm einer gesunden Pflanze gebracht mit dem Resultat, dass die Fleckenkrankheit eintrat, allerdings etwas spater, als man erwartet liatte. XI. Ein Streifchen eines frischen kranken Blattes, von einer der mir zugesandten kranken Pflanzen herstammend, wurde in den Stamm einer gesunden Pflanze gebracht. Nach drei Wochen begann sich die Erkrankung an den jungen Blattern zu zeigen. Wenn ich hier annehme, dass die mir zugeschickte Pflanze das thatsachliche Agens der Fleckenkrankheit onthielt, dann reprasentiert die geimpfte Pflanze die erste Yersuchsreihe. Hier könnte also noch eine „Intoxikation" eingetreten sein. XII. Unter den nöthigen Vorsichtsmaassregeln wurde aus dem Stamm der Pflanze XI das Xyletn- und Phloëmbündel in der Nahe des Hauptnerven eines Blattes ausgeschnitten, und in den Hauptnerven eines jungen Blattes einer gesunden Pflanze gebracht. Die Fleckenkrankheit trat ein. Hier haben wir die zweite Yersuchsreihe vor uns und hier kann man schon weniger gut annehmen, dass eine „Intoxikation" stattgefunden habe. Mikroskopisch zeigt der Gefassbündelschnitt absolut keine Abweichung. Das Praparat ist in allen seinen Teilen durchsichtig, und es befinden sich in ihm keine Luftstreifen. XIII. Kranke, fein geschnittene Blattteile wurden in frischem Zustande im September 1897 in Glycerin ausgezogen. Den Winter über sind diese stehen geblieben mit dem Zweck, wenn möglich ein organisches Gift oder Enzym aus ihnen zu erhalten. Junge, gesuilde Pflanzen zeigten nach Einspritzung des filtrierten oder nicht filtrierten Glycerins keine Erkrankung. Es schien mir, als ob die Pflanzen in gewisser Weise unter der Einwirkung des Glycerins litten, was sich durch ein schlafï'es Herabhangen der Blatter ofïenbarte. XIY. In gleicher Weise wurde eine grosse Menge kranker Erde mit ebenfalls negativem Resultat behandelt. In den beiden letzten Fallen hatten sowohl das erkrankte Blattgewebe .wie die Erde ihre Giftigkeit verloren. Glycerin wirkt also zerstörend. XV. In geschlossenen Röhrchen wurde Saft von krankem Blattgewebe, von Pflanze XII abstammend, zehnmal mit Wasser verdünnt und in verschiedener Weise er warmt. 30 Minuten bei 40° C. 20 „ „ 50° C. 20 „ „ 60° C. 10 „ „ 70° C. 10 „ „ 80» C. 5 „ „ 90" C. 5 „ „ 100° C. Mit dem so behandelten Gewebesaft wurden gesunde Pflanzen in den Hauptnerven eines Blattes geimpft mit dem Erfolg, dass alle Pflanzen krank wurden. Hier haben wir also mit der dritten Impfungsreihe zu thun. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit einem Toxin zu thun hatte, wurde geringer. Alle Yersuche wiesen auf die Anwesenheit von Mikroorganismen hin. Yoraussetzend, dass alle Pflanzen gleich stark waren, ist allerdings nach Erwarmung auf 100° eine Abschwachung des Krankheitsagens wahrgenommen worden. Die Erkrankung trat hier beinahe 14 Tage spater auf als in den andern Fallen. XVI. Ein Streifchen eines kranken Blattes von einer der Pflanzen aus XV wurde in den Hauptnerven eines jungen Blattes einer gesunden Pflanze gebracht. Es kam wiederum zur Erkrankung, ohne dass eine Abschwachung sich durch eine Verlangerung der Inkubationszeit bemerkbar machte. Wir befinden uns hier bereits in der vierten Reihe der Ueberimpfungen. XYII. Der verdünnte Blattsaft einiger durch die Fleckenkrankheit angegriffenen Pflanzen wurde durch eine Chamberlan dkerze filtriert. Das Filtrat war, soweit wahrzunehmen, steril. Wenn mit dem Filtrat gesunde Pflanzen in den Blattnerven geimpft wurden, trat wiederum die Krankheit auf. Die Zeit zwischen Impfung und Erkrankung war viel g r ö s s e r als sonst, ebenso wie bei XY beobachtet wurde *). Wiederholte Filtration (2-4 mal) von Gewebesaft kranker Pflanzen lieferte ein Filtrat, das nicht mehr im Stande war, die Pflanze zu infizieren. XYIII. Der Saft der kranken Blatter von XYII wurde ebenfalls filtriert mit dem Erfolg, dass gesunde hiermit geimpfte Pflanzen auch erkrankten. Ich meine, dass dieser Versuch überzeugend darthut, dass man hier mit Mikroorganismen zu thun hat, die so klein sind, dass sie die Kerzen durchdringen können. Ich habe es hier mit einem sich vermehrenden, also lebendigen Gif te zu thun und bringe daher dies Yirus zu den Mikroorganismen. Wir hatten hier also eine „Infektion" vor uns. Wahrscheinlich besitzt der unbekannte Organismus zwei Formen, eine vegetative und eine Sporenforrn, analog den Bakterien. *) Nach dem Erscheinen meiner hollandischen Veröffentlichung im Jahre 1898 und 1899 und meiner Publikation in „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten herausgegeben von Prof. Sorauer (IX Bd. 2 Heft)" wurde mir durch Briefwechsel mit Dr. Iwanowski in Petersburg bekannt, dass er bereits früher durch die Piltrationsversuche mit mosaikkranken Blattern von Nicotiana zu demselben Resultat gekommen war. Auch Be ij er i nek beschreibt im Centralblatt für Bacteriologie, Parasitenkunde und Infectionskrankheiten, II» Abth., pg. 27, 1899, ahnliche Erscheinungen bei der Filtration duicli Porzellanfilter. Weiter sind die „voorloopige Mededeelingen over liet Peh-sem of de Mozaiekziekte in de Tabak te Delï' von Dr. van Breda de Haan (Teysmannia 9den jaargang afl. 11 — 12) sehr interessant. XIX. Der Saft kranker Blatter wurde mit absolutem Alkohol behandelt. Die klar obenstehende Flüssigkeit wurde mittels Hebeis abgenommen und neuer absoluter Alkohol hinzugefügt. Dieses wurde einige Male wiederholt, um die Einwirkung des starken Alkohols auf den Gewebesaft zu erhalten. Es entstand ein grau-grüner Niederschlag, der bei niedriger Temperatur eingedampft wurde. Das so erhaltene Piacipitat wurde in den Blattnerven einer gesunden Pflanze gebracht. Erkrankung ti at nicht ein. Absoluter Alkohol wir kt also zerstörend. XX. Den Saft von erkrankten Blattteilen, der Pflanzen „inüziert", hatte ich 4 Wochen lang in einem durch Watte verschlossenen Kölbchen sich selbst übei lassen. Wurden hiermit Pflanzen geimpft, dann blieben sie vollkommen gesund. Das unbekannte Virus wird also zerstört, wenn man den infektionstüchtigen Saft langere Zeit stehen lasst. XXI. Die an den Wurzeln von Nicotiana gefundene St. sen A. chromogena Gasperini konnte Pflanzen nicht infizieren. Einige Pflanzen wurden einer kraftigen Einahiung mit Kaliumnitrat ausgesetzt. Die in die umgebende Erde und in das Gewebe gebrachte Streptothrü machte die Pflanze nicht krank. Es scheint hier nicht so viel Nitrit gebildet zu werden, dass dies schadlich auf die Pflanzen wirkt. Jedoch zeigten die sehr dunkelgrünen Blatter viele reinweisse Pünktchen. Ob dies zufallig wai, konnte ich nicht entscheiden, da nur an zwei Pflanzen dieser Versuch gemacht worden war. Auf einigen Feldern beobachtete man viele dieser weissen Pünktchen auf den Blattern. XXIJ. In den Monaten September und October erweckten die Einspritzungen des Saftes \on klanken Blattern in gesunde Pflanzen, die draussen standen, keine Mosaïk- kiankheit. Ende November sind diese Pflanzen bis auf 20 cM. mit sterilen Messern abgeschnitten und an einem Orte aufgestellt worden, wo nicht geheizt wurde. Wahrend der Wintermonate entstanden die Geizen, woran sich im Monat Marz erst Plecken zeigten. XXIII. Bei den Pflanzen, welche im September in den Geizen die Flecken zeigten, vei schicanden diese allmalig beun Eintritt der Kalte: so dass die gefleckten Blatter im November wiederum die normale grüne Farbe bekamen. Wie ich früher angab, wird dies auf den Feldern auch beobachtet und schieibt man es den kalten Nachten zu. Die Temperatur scheint also von Einfluss zu sein auf das Virus. XXIV. Auf den von Fermi angegebenen 1% Carbol-10% Gelatine-Platten konnte kein proteolytisches Enzym in den Blattern und Stengein von lebendigen gesunden und fleckenkranken Tabakspflanzen von mir nachgewiesen werden, ebensowenig in den trocknen fermentierten und nicht fermentierten Blattern. Es fiel mir besonders auf, dass die fleckenkranken Blatt- und Stengelteile auf diesen 1 latten sich starker rosa farbten als dieselben Tlieile von gesunden Pflanzen. Es kam mir so vor, alsob in den kranken Pflanzen ein oxydierender Körper entstünde, der kraftiger auf Carbol einwirkt, als das oxydierende Agens der gesunden Pflanzenteile. XXV. Unter den erforderlichen Vorsichtsmassregeln gelang es mir, einige Stengelteile von gesunden Tabakspflanzen rein in Röhrchen auf Wattepfröpfchen zu bekommen. Ein Tröpfchen durch ein Chamberlandkerze filtrierter Saft von kranken Pflanzen hierauf geimpft, zeigte auch jetzt, obgleich viel weniger kraftig, einen Unterschied in Farbe gegeniiber dem namlichen Safte von gesunden Pflanzen. XXVI. In ein Erlenmeijer'sches Kölbchen wurde Saft von gesunden Pflanzen filtriert und mit einem Tröpfchen filtriertem Saft von kranken Pflanzen geimpft. Nach 3 Monaten entstand in diesem Safte ein Niederschlag, der nicht von Mikroorganismen herrührte. Der Saft war wohl virulent, doch war keine Verstarkung der Wirkung zu constatieren. XXVII. Datura Stramonium, Hyoscyamus niqer, Solanum tuberosum und Petunia nyctaginiflora reagierten nicht auf den Saft von kranken Tabakspflanzen *). Aus diesen Versuchen geht her vor, dass unser Agens Übereinstimmung besitzt mit dem Agens der Maul- und Klauenseuche, obgleich ich die Lebewesen bei der Fleckenkrankheit für grösser halte. Im Filtrat finden wir bei den letzteren eine Abschwachung, bei der Maul- und Klauenseuche absolut nicht. Wenn essichbeiden ersteren um eine Bacterie handelt, so miisste diese eine sporenbildende sein. (Vergl. XV.) Obgleich es noch nicht gelungen ist, den Mikroorganismus, der als Ursache der Fleckenkrankheit betrachtet werden muss, zu sehen oder zu züchten, so habe ich dennoch in diesem Jahre (1898) eine Reihe von Versuchen zur Bekampfung der Krankheit vorgenommen. Ausgehend von der Meinung, dass die Ernahrung der Pflanzen auf die Zusammensetzung des G-ewebssaftes von Nicotiana Einfluss haben könnte, und dass durch diese Veranderung das unbekannte Virus in irgend einer Weise tangiert werden könnte, habe ich einer grossen Anzahl Pflanzen bestimmte Salze gegeben, manchmal in Mengen, die nicht vertragen wurden. Viele Pflanzen gingen daran zu Grunde. Wenn die Salzgabe, einmal in der Woche bei trockenem Sommerwetter in Lösung gegeben, sich durch das Hinsiechen oder den Tod der Pflanze als zu gross erwies, wurde die Gabe vermindert. Zuerst erhielten die Pflanzen 1 gr., spater 0,5 bis 0,25 gr. u. s. w., so viel sie nur ertragen konnten. Nach dem Absterben einer Pflanze wurden also die anderen, die in derselben Reihe auf *) Als Bemerkung möchte ich hier hinzufügen, dass die veredelten Sorten von Beta vulgaris nicht selten dunkelgrüne Flecken in den Blattern zeigen mit den namlichen Abweichungen, wie bei Nicotiana Tabacum beschrieben ist. Der Saft dieser gefleckten Blatter konnte normal gebildete Exemplare von Beta vulgaris nicht krank machen. Das Auftreten dieser Flecken ist also von ganz verschiedener Art wie bei Nicotiana Tabacum. 11 freiem Felde standen, mit kleineren Mengen Salz gefüttert. Da mir weiter bekannt war, dass Züchter schon lange beobachtet hatten, dass sich die Fleckenkrankheit auf Feldern, die mit Kainit oder Thomasphosphat gedüngt waren, sehr wenig zeigte, habe ich auch mit diesem Salzgemisch Yersuche angestellt. Ich erhielt also die folgenden Versuchsreihen: Fütterung mit: 1. Kaliumkarbonat, 5. Kaliumphosphat, 2. Kaliumsulfat, 6. Kaliumnitrit, 3. Natriumchlorid, 7. Kainit und Thomasphosphat. 4. Kaliumnitrat, Die Ernahrung mit Kaliumnitrit musste, wie zu erwarten war, schon bald Fig. 14. Tabakspflanzen, welche nach starker Düngung mit anorganischen Salzen am Leben geblieben sind. 83 aufgegeben werden, da 0,5 gr. bereits innerhalb weniger Stunden tötlich wirkten. Weiter herrschte ein grosses Absterben unter den Pflanzen, die phosphorsaures Kali, Chlor natrium und Kaliumkarbonat erhalten hatten. In nebenstehenden Figuren sind einige Pflanzen und deren Blatter abgebildet, die bei obiger Fütterung am Leben blieben. Die mittlere zwergartige Pflanze (Fig. 14) ist in Folge der Kochsalzfütterung sehr zurückgeblieben; dabei sind alle Blatter missgestaltet. Auch bei den anderen Salzernahrungen wurde Ahnliches wahrgenommen. In Fig. 15 sind die Blatter in derselben Höhe der Pflanzen abgenommen und abgebildet. Fig. 15. Blatter von Tabakspflanzen, die im freien Lande übennassig gedüngt worden sind mit Natriumchlorid (I), mit Kaliumsulfat (II), mit Kaliumkarbonat (III) und Kaliumphosphat (IV). I. ist das Blatt einer Pflanze, die mit Kochsalz, II. mit Kaliumsulfat, III. mit Kaliumkarbonat und IV. mit Kaliumphosphat gefüttert war. Auffallend sind hier die unregelmassige Blattform und die sehr langen Spitzen an den Blattern. Hierbei ist es von Interesse zu wissen, dass die Pflanzen im Schatten gestanden haben; dasselbe ist bei Pflanzen beobachtet worden, die unter normalen Ernahrungsverhaltnissen im Schatten gestanden haben, wenn aucli in weit geringerem Masse. Am 1. September wurden alle diese Pflanzen mit infektionstüchtigem Gewebesaft in die Hauptnerven eines Blattes geimpft. Alle Pflanzen wurden krank, jedoch nicht in derselben Zeit. Trat früher die Krankheit in der Regel nach drei Wochen ein, so war dies bei der Kainitfütterung erst viel spater der Fall. Wenn auch siclierlich Kainit und Thomasphosphat die Pflanzen gegen die Fleckenkrankheit nicht schützen können, so scheint doch eine Abschwachung des Giftes eingetreten zu sein. Im Laufe der Wochen sah ich dann auch bei den drei übriggebliebenen Pflanzen die Flecken kleiner werden, einige selbst ganz verschwinden, ohne dass die anderen Krankheitserscheinungen auftraten. (Fig. 13 C.) Durch diese Fütterungsversuche wurde also das Ziel noch nicht erreicht. Ein ganz anderes Resultat aber hatte, der folgende im Grossen angestellte Versuch. Es drangte sich die Frage auf, ob es möglich ware, ein Feld, auf dem jedes Jahr die Krankheit sich an beinahe allen Pflanzen zeigte, zu desinfizieren und zwar durch einen Stoff, der atzend wirkte. Das Mittel musste so gewablt werden, dass die zukünftige Ernte nicht darunter zu leiden hatte. Das Gift musste also durch Zersetzung wieder unwirksam werden. Herr N. van Os in Amerongen, der sich lebhaft für die Sache interessierte, hat diesen Versuch mit sehr günstigem Erfolg im Grossen ausgeführt. Im Februar 1898 wurde auf das am starksten infizierte Feld, wo jedes Jahr beinahe alle Pflanzen erkrankten, ungelöschter Kalk in einer Menge von 10 hl. pro Hektar gebracht. Nach Verlauf einiger Wochen wurde das Land umgearbeitet und im Monat Mai die jungen Tabakspflanzchen eingesetzt. Jedes Jahr hatte die Krankheit sonst fast alle Pflanzen befallen; diesmal war dies nicht der Fall: die Zahl der erkrankten Pflanzen betrug uur 7%. Weiter sind von Herm van Os auf mein Ersuchen im vergangenen Jahre eine grosse Anzahl Düngversuche angestellt worden, wofür ich ihm hier meinen herzlichen Dank ausspreche. Die Versuche erstrecken sich nicht auf einige Pflanzen, sondern auf einen halben Hektar. Folgende Tabelle giebt eine Übersicht der Versuche und ihrer Ergebnisse: Feldversuche mit Bezug auf die Fleckenkrankheit. Krank- Krankheit Krankheit Dünger. Gewachs 1898. heit im in im Gewachs Gewachs. „zuigers"*). 1897. I. Torfstreu-Pferdemist gut. 3%. alle. keine. 70 000 K. pr. ha. II. Torfstreu, Kainit prachtig, schwerer keine. keine. 10%. 700 Kilo, Schlacken- Tabak, steht dun- mehl 700 Kilo. kei auf dem Feld und ist nach Trocknenvon guterFarbe III. Torfstreu, Peruguano etwas weniger keine. 30 %. 10 %. 500 Kilo. als II. IV. Frischer Schweine- gut, doch kleines keine. keine. keine. mist 70 000 Kilo, Blatt. Heiderasen, PatentKali 500 Kilo. V. Frischer Schweine- gut. keine. sporadisch. Erbsen, Kamist 70000 Kilo, rotten geHeiderasen, ohne baut. Patent-Kali. VI. Torfstreu, Patent- keine grossen keine. 30 %. keine. Kali 500 Kilo. Pflanzen, Farbe nicht besser als da, wo kein Patent-Kali gebraucht worden ist. VII. Pferde - Kuhmist gut. keine. keine. keine. 100 000 Kilo, Heiderasen. VIII. Schafsmist 70 000 K. gutes, kraftiges 2 %• 15 %. 5 %. Blatt. IX. Torfstreu-Ruth. gut. keine. 20 %. keine. X. Torfstreu-Kalk gut. 7%. 40%. 100%. (CaO) 10 HL. XI. Compost - Fakalien vorzüglich gefarb- keine. keine. keine. 45 000 Kilo, Peru- tes Blatt. guano 500 Kilo. Aus diesen Yersuchen erhellt, dass in Bezug auf die Fleckenkrankheit mit Kainit und Thomasphosphat ein ausgezeichnetes Resultat erreicht worden ist. *) Zuiger ist wohl mit „Geize" zu übersetzen, bezeichnet aber nur die Seitenzweige, die aus den Achseln der abgenommenen Blatter sich entwickeln. Eine gleich gunstige Wirkung hatten die Diingstoffe, die mit Heiderasen gemengt waren. Die Yerwendung von den genannten Düngstoffen und von Erde, die wie der Heideboden von einem reinen Terrain herstammt, kann ebenso wie die Anwendung von ungelöschtem Kalk empfohlen werden. Was die Düngung mit Kompost-Fakalien und Peruguano (f. 135 pro Hekter = 225 Mk.) betrifft, so erwies sich diese als ausgezeichnet und ist f. 250 = 416 Mk. billiger als die Dftngung mit Schafmist und Peruguano. Auch mit Bezug auf die Ursachen, welche die Krankheit so allgemein an den „Zuigers" hervortreten lassen, sind sehr interessante Yersuche angestellt worden. Die Vermutung, die ich im vorigen Jahre hatte (s. „de Natuur" 1897 pag. 371), hat sich als richtig erwiesen. Herr van Os hat die Güte gehabt, Yersuche in grossem Massstabe zu machen. Einige kranke Pflanzen wurden geköpft und unmittelbar darauf wurde einer grossen Anzahl gesunder Pflanzen mit den „inflzierten" Fingern die Spitze abgebrochen. Alle Pflanzen blieben unter Beobachtung; das Resultat war, dass 88% derselben krank wurden. Aus diesem Grunde verdient es Empfehlung, zuerst alle kranken Pflanzen zu entspitzen und nach Desinfektion der Hande oder einige Tage spater die anderen, gesunden Pflanzen. Auf diese Weise wird das Gift nicht übertragen und werden also durch die Hand des Pflanzers gesunde Pflanzen nicht infiziert. Erst, wenn das schadliche Agens gefunden, und weiter seine künstliche Kultur im Laboratorium gelungen ist, erst dann wird es durch ein eingehendes Studium seiner Eigenschaften möglich sein, auf' einem anderen Wege unsere Tabakskultur gegen eine der am meisten gefürchteten Krankheiten zu schützen. Bussum, Nov. 1899. DRUCKFEHLEE. Seite 1 Zeile 4 „ 2 „ 18 * 2 „ 12 „ 3 „ 5 und 14 „ 6 „ 3 n 7 n $ „ 13 „ 17 » 17 „ 1 „ 19 „ 13 „ 23 „ 12 23 „ 16 » 37 „ 14 von oben lies Versuchen statt Proben. „ unten „ Solanaceae „ Solonaceae. „ „ „ Capsicum „ Capiscum. „ „ „ versand „ versandt. „ oben „ Yersuchen „ Proben. „ « „ zersetzt „ analysiert. n n n 111 .M. n C.m. „ unten „ Hefezellen „ Gahrungszellen. „ oben „ Nahrboden „ Nahrungsboden. n n » fakultative Anaëroben und Aeroben statt fakultative Anaëroben. " " » » n n n n n " Unten " f*