Studiën tiber die Geschichte, den heutigen Zustand und die Zukunft des Rindes und seiner Zucht in den Niederlanden mit besonderer kritischer Berücksichtigung der Arbeitsweise des Niederlandischen Rindviehstammbuches. D. L. Bakker. STUDIËN ÜBER DIE GESCHICHTE, DEN HEUTIGEN ZUSTAND UND DIE ZUKUNFT DES RINDES UND SEINER ZUCHT IN DEN N1EDERLANDEN MIT BESONDERER KRITISCHER BERÜCKSICHTIGUNG DER ARBEITSWEISE DES NIEDERLANDISCHEN RINDVIEHSTAMMBUCHES. AUS DEM ZOOTECHNISCHEN INSTITUT DER UNIVERSITAT BERN. Vorstand: Prof. Dr. DUERST. STUDIËN ÜBER DIE GESCHICHTE, DEN HEUTIGEN ZUSTAND UND DIE ZUKUNFT DES RINDES UND SEINER ZUCHT IN DEN NIEDERLANDEN MIT BESONDERER KRITISCHER BERÜCKSICHTIGUNG DER ARBEITSWEISE DES NIEDERLANDISCHEN RINDVIEHSTAMMBUCHES. INAUGURAL-DISSERTATION ZUR ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE DER HOHEN VETERINAR-MEDIZINISCHEN FAKULTAT DER UNIVERSITAT BERN vorgelegt von DIRK LEONHARD BAKKER REICHS-TIERARZT IN ENSCHEDE (Niederlande). druck leiter-nypels, mastricht 1909. Von der Fakultat auf Antrag des Herrn Prof. Dr. DUERST zum Drucke genehmigt. Der Dekan: E. HESS. Bern, den 12. Februar 1909. VORWORT. Es sei mir gestattet an dieser Stelle Herrn Professor Dr. Duerst meinen verbindlichsien Dank aus zu sprechen fiir seine Hilfe und die Bcreilwilligkeit, womit er das benötigte Material des Zoötechnischen Instituts der Universitat Bern zu meiner Verfügung steilte. Auch Herrn Dr. E. van Welderen Baron Renoers, Secretar des friesischen Rindviehstammbuches, und der Administration des niederlandischen Rindviehstammbuches, die mir giitigst gestattete die Bilder der drei niederlandischen Rindviehschlage aufzunehmen, danke ich fiir ihre Hilfe bei meiner Arbeit. EINLEITUNG. Seit den Jahren 1906 und 1907 hat die Arbeitswcise des Vereins »Het Nederlandsche Rundvee Stamboek« (Das niederlandische Rindvieh Stammbucli) eine völlige Reorganisation erfahren. Durch diese Reorganisation ist die Richtung der niederlandischen Rindviehzucht dermaszen verandert, dasz man von einem ganz'ichen ümschvvunge sprechen kann. Wo vor dieser Zeit, unter Voibehalt einer einzigen Ausnahme (namlich in der Provinz Friesland) ohne festes Ziel Vielizucht getrieben wurde, ist jetzt durch die Unterscheidung in drei scharf von einander unterschiedenen Rindviehschlage, eine bestimmte Richtung in die niederlandische Rindviehzucht gekommen. Dieser Umstand veranlaszt mich über die niederlandische Rindviehzucht und ihre Geschichte einiges mitzuteilen. Meines Erachtens ist dies auch deshalb von Interesse, weil namentlich in den Ietzten Jahren die Ausfuhr des niederlandischen Zuchtviehes nach dem Auslande wieder bedeutend zugenommen hat und oft so hohe Preise von den Auslandern für unser Zuchtvieh bezahlt werden. Dieses verbunden mit der Tatsache, dasz die Kontrolle auf Jen Milchertrag derTiere und auf den Fettgehalt dieser Milch immer ausgedehnter und zuverlassiger verrichtet wiru, hebt die grosze Bedeutung eines richtigen Einblickes in unsere Rindviehzucht sowohl für den Verkaufer als für den Kaufer deutlich hervor. Je gröszer die Sicherheit ist, die man für die Reinheit der Abstammung und die Leistung des Tieres geben kann, desto mehr kann der Verkaufer für dieses Tier fordern und desto mehr wül der Kaufer für desselbe geben. Aber auch vom wissenschaftlichen Standpunkt ist diese Untersuchung, besonders der historischen Entwicklung hollandischer Rindviehzucht wohl nicht uninterressant, besonders da es uns gelungen ist, durch einige Spezialbetrachtungen Licht zu werfen auf einige bisher ganz dunkele Stellen der Geschichte des hollandischen Rindviehs, dessen Herkunft und Zusammenhang mit den andern europaischen Rindern. I. GESCHICHTLICHES. A. DIE GESCH1CHTE DER RINDVIEHZUCHT IN DEN NIEDERLANDEN. Man darf mit grosser Gewiszheit annehmen, dasz schon die altesten Bewohner der heutigen Niederlande zahmes Rindvieh besaszen. Aus den Werken römischer Schriftsteller wissen wir, dasz die Friesen (von denen wir erst gut 300 Jahre vor Christi Geburt etwas erfahren) schon grosze Herden Vieh besaszen und schon gesalzenes Fleisch und Fisch nach Rom ausführten. Mit ihnen sind die Batavier, welche sich etwa 100 Jahre vor Christi in dieser Gegend niederlieszen, als die ersten Viehhalter in den Niederlanden zu betrachten. Schon Tacitus (') erziihlt, dasz die Friesen den Römern jahrlich eine gewisse Anzahl Ochsenhaute als Tribut Iiefern muszten, welcher Tribut ihnen von Druses auferlegt worden war, der offenbar nicht auf die Grösze und Dicke dieser Haute achtete. Der römische Statthalter Olennius forderte jedoch gröszere und dickere Haute und weil in den Waldern nicht genug wilde Rinder vorkamen, konnten sie dieser Forderung nicht Foige leisten und empörten sich. Auch le Francq van Berkhey (2) giebt — nach dem, was er (1) S. de Vries, Historische Kronijck der Kronijcken. (2) J. de Francq van Berhey, Natuurlijke Historie van het Rundvee in Holland. bei römischen Schriftstellen! fand — an, dasz die Friesen und Batavier schon Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen hatten und einander hiermit bezahlten. Über die Farbe wird nur gemeldet, dasz sie für weisse Rinder eine grosze Verehrung hegten. Weil sie dieselben verehrten, musz daher die weisse Farbe nicht haufig gcwesen sein. Weiter wird erzahlt, dasz die Friesen und Batavier schon Weiden anlegten und Hügel aufwarfen, um sich selbst und ihr Vieh vor Überschwemmungen zu schützen. Aus Obigen darf mit groszer Sicherheit entnommen werden, dasz schon in den altesten bekannten Zeiten in unsren Lande zahme Rinder gehalten wurden. Was nun die erste Entwicklung der Viehhaltung und des Ackerbaues in den Niederlanden anbelangt, so wissen wir, dasz die Römer wahrend der fünf Jahrhunderte, dasz sie diese Lande beherrscht haben, Deiche aufgeworfen und Wasserwerke angelegt, Festungen gegriindet und die Grundstücke verteilt haben, worauf Gehöfte gebaut wurden. Jede Besitzung (»Mansehoeve« genannt) war ungefahr 10 Hektar grosz. Wie die Römer es damals hier eingeführt haben, ist es tatsachlich, mehr oder weniger verandert, Jahrhunderte lang erhalten geblieben ('). Die Römer haben also hauptsachlich die Grundlage für eine regelmaszige Viehhaltung in unserem Lande gelegt. Die Bewohner dieser Gegenden waren alle germanischen Ursprungs. Wahrend in den ersten Zeiten mehrere Stamme sich hier niedergelassen hatten, finden wir im Anfang des vierten Jahrhunderts die Niederlande grösztenteils durch drei Völkerschaften bewohnt, namlich, die Friesen im Westen und Norden, die Sachsen im Osten, und die Franken im Süden. Die früher hier wohnenden Völkerstamme hatten sich fast völlig in diese drei Ffauptgruppen aufgelöst. (') Mr. H. J. Koenen, De Nederlandsche Boerenstand. Nach dem Ende der Römerherrschaft im Anfang des fünften Jahrhunderts nach Christo bis zur Zeit Karls des Groszen ist über die Viehzucht weinig zu sagen. Karl der Grosze verbesserte die Gehöfte, von denen einige zusammen eine Marke bildeten, indem einige Marken zusammen zu einer Provinz oder einer Landschaft vereinigt waren. Wahrend den Jahren 480— 1100 entwickelten Ackerbau und Viehzucht sich immer weiter und aus dieser Zeit rühren auch die gemeinschaftlichen Weiden (Meenten). Die Herzöge und Grafen von Geidern und Brabant schenkten namlich von ihren Besitztümern Grundstücke, worauf die Bewohner eines oder mehrere Dörfer ihr Vieh weiden durften. Noch heutzutage findet man in den Niederlanden derartige Gemeindeweiden, u. a. in Deventer. Von einer ruhigen Entwicklung der Viehzucht kann aber in diesen Jahren noch nicht die Rede gewesen sein, wegen der haufigen Kriege und Zwistigkeiten zwischcn den Grafen, Merzögen und Bischöfen, besonders aber auch wegen der Frohndienste und Abgaben, die die Horigen ihrem Herrn oder den Klöster zu entrichten hatten und welche bestanden im Hüten von Schafen, im Weiden und Fettmasten von Rindern u. s. w. ('). Dennoch scheint es, dasz die Viehzucht sich nach und nach auszudehnen begann, man fing wenigstens an mehr Weiden anzulegen, indem Moraste und Sümpfe in Weiden verwandelt und Damme aufgeworfen wurden, durch welche man die, sich aus dem Meere anschwemmenden Erde vor den Seewasser zu schützen suchte. Dasz diese Damme aber nicht mehr als einen sehr einfachen Schutz gewahrten, geht hieraus hervor, dasz man überdies noch Hügel aufwarf, wohin man in Zeiten der Überschwemmung mit (') Mr. H. J. Koenen. dem Vieh flüchten konnte. Hier und dort findet man diese Terpen noch in verschiedenen Provinzen der Niederlande. Die starkeren Deiche, die man infolge der gewaltigen Überschwemmungen zu machen begann, stammen erst aus dem dreizehnten Jahrhundert ('). Auch sehen wir allmahlich Viehmarkte entstehen. Zwar wird schon im Jahre 660 von einem Viehmarkt in Utrecht gesprochen, doch Gewiszheit besteht hieriiber nicht. Die meisten Markte sind wahrscheinlich nicht vor dem 12,cn Jahrhundert entstanden. Nach van Loon (2) gründete Floris V einen Jahrmarkt in Schiedam im Jahre 1270. In »Het Rundvee« von Q. J. Hengeveld finden wir über diese Markte und über das, was dabei notiert ist, Folgendes: 1266 gab Floris V dem Albrecht von Velsen einen Markt in Haarlem, wo auch Rinder und Schweine verkauft wurden (3) und 1385 baute Albrecht von Baiern daselbst eine Fleischhalle zum Verkauf von Fleisch. Derselbe Albrecht von Baiern gab 1389 den Danen das Privileg in Floorn einen wöchentlichen Ochsenmarkt abzuhalten, obgleich der eigentliche Viehmarkt schon seit 1311 bestand. Zu jenen Zeiten wurden namlich besonders in den Weiden des heutigen Noord-Holland im Sommer viele danische Ochsen, welche dazu maszenweise aus Danemark eingefiihrt wurden, fett gemacht. Dieser danische Ochsenmarkt, worauf auch schwedische und norvvegische Ochsen angeführt wurden, ward im Jahre 1605 der Stadt Hoorn wieder genommen und nach Enkhuizen übergebracht, wo schon seit 1494 ein Wochenmarkt bestand (4). (') Schotanus, Beschrijvingen van de Heerlijckheidt van Friesland 1664. (2) Mr. Gerard van Loon, Beknopte verhandeling van de week- en jaarmarkten 1743. (3) Theod. Schrevelius, De eerste Stichtinghe der stadt Haarlem 1648. (<) O. Brand, Historie van Enkhuizen 1666. Dieser Markt fand so lebhaften Besuch, dasz dort im Jahre 1624 nicht weniger als 11769 Ochsen verkauft wurden. 1740 wurde er wieder nach Amsterdam verlegt. Auch wurde auf diesen Markten schon viel Butter und Kase verkauft. Nach Velius wurde in einem ziemlich guten Jahre auf den Markten in Hoorn, Alkmaar, Edam und Purmerend, (welche Markte alle in der nördlichen Halfte der jetztigen Provinz NoordHolland liegen, dem sogenannten »Nördlicher Bezirk« schon zwanzig Million Pfund Kase verkauft. In Amsterdam entstand der Viehmarkt in den Jahren 1220 und 1270. Auch hier wurden im Monat April viele danische Ochsen verkauft, die meist übers Meer angeführt wurden (1). Dies war der magere Ochsenmarkt, wahrend der fette Ochsenmarkt gehalten wurde vom letzten Montag im Oktober bis zum zweiten Montag im November. Auf diesem letzten Markt wurden dann die fett gemachten Ochsen aus Holland, Gelderland, Utrecht, Overijssel und Groningen verkauft. In Leiden entstand der Markt in Jahre 1303, indem die »Staten van Holland* (Stande von Holland) 1624 noch zwei Jahrmarkte für Rinder einsetzten und zwar im Monat April fiir magere, und im November für fette Ochsen. In Gouda entstand der Markt 1365, als die stadtische Regierung das Marktfeld von Graf Guy von Chastillon, Herrn von Gouda, kaufte. Neben diese Markte wurden auch überall »Wagen« errichtet, wo man die zu Markt angeführte Rinder und Butter und Kase konnte wiegen lassen. So wurden im Jahre 1697 in der »Wage« zu Gouda 3.460.964 Pfund Kase gewogen, (2) ein Beweis, dasz schon damals die Viehzucht einen hohen Aufschwung genommen hatte. Wie grosz der Handel in Kase schon im 16,en Jahrhundert (>) T. van Domselaar, Beschrijving van Amsterdam 1665. (2) J. Walvis, Beschrijving der stad Gouda 1713. war, zeigt sich daraus, dasz als Leycester 1586 alle Ausfuhr von Butter und Kase aus dem nördlichen Bezirk von Noord-Holland verbot, hierdurch eine allgemeine gedrückte Stimmung eintrat und viele vornehme Kaufleute nach einem andren Orte zogen. (') In jenen Zeiten wurde der meiste Handel mit Vieh und Molkereiproducten getrieben in Danemark, Schweden, Holstein, Spanien und Portugal, indem auch zwischen den verschiedenen Provinzen wechselseitig schon in Vieh gehandelt wurde. So wurden 1435 schon Rinder aus Friesland nach Noord-Holland transportiert und im Anfang des 16"" Jahrhunderts ging aus Noord-Holland auch schon Rindvieh nach den östlichen Provinzen, unter andern nach Gelderland. Auch musz zu der Zeit das niederlandische Rind schon ausgezeichnete Eigenschaften gehabt haben. Dies ist n;cht nur abzuleiten aus der groszen Quantitat Molkereiprodukte, die bereits damals verhandelt wurden (Guicciardini schatzte den Erlös an Butter und Kase jahrlich auf eine Million Karolus Gulden), jedoch wird z.B. auch erwahnt, dasz die Stande von Holland 1568 Al va zwei fette Ochsen anboten, von denen der eine 3000 Pfund wog(2). Den 7"n November 1618 wurde in der Wage zu Hoorn ein Ochs von 2100 Pfund gewogen, indem in Spatjahr 1738 zu Amsterdam eine Kuh von 2300 Pfund gewogen wurde. Aus diesem und jenem zeigt sich wohl de rhohe Aufschwung, den die Viehzucht damals schon in unserem Lande genommen hat. Diese Güte des hollandischen Viehes wird auch wie Duerst (Ulustr. Landw. Zeitung 1903 Aug. nr. 64) erstmals mitteilte, auch von einem französischen Edelmanne hervorgehoben, der aber die hollandische Rinder als indische bezeichnet, indem er — wie dies damals allgemein gebrauchlich — das Heil der Viehzucht auch von dem Sagenhaften Indien her erwartete. (') O. J. Hengeveld. (2) Th. Schrevelius. Es kann ja nicht bestritten werden, das Holland in diesen Zeiten schon einen reichen und groszen Viehhandel und besonders auch Import an Vieh ans dem Auslande trieb, wobei ohne Zweifel nicht blosz Danemark, sondern auch andere Lander, möglicherweise auch Koloniën, beteiligt waren. Aber dasz es nun allein blos die indischen Rinder waren, die die Güte des hollandischen Viehes bedingten, das ist doch entschieden zu weit gegangen. Auch Duerst is durchaus nicht davon überzeugt, dasz es wirklich indische Rinder waren, die Calloet vorschwebten, sondern die damalige hollandische Rasse, wcïche durch ihre Schönheit und Güte sich gegenüber den Rindern der umliegenden Lander höchst vorteilhaft auszeichneten, oder die zur Zeit importirte danische Rinder. Darauf deutet auch in dem Werke Calloet, dessen Einsicht ich der Freundlichkeit von Prof. Duerst verdanke, die Stelle hin, dasz er auch die Merinoschafe klar beschreibt, wie ihre Segoviawolle und diese Tiere ebenfalls bald »indische« bald »barbarische« Schafe nennt. Er erzahlt hier zugleich die sehr wertvolle Tatsache, dasz der König von England durch einen speziellen Gesandten an den König von Kastilien 3000 Merino- oder indische Schafe kaufen und nach England bringen liesz. (') Wenn man daher so die Ausführungen Querbrat Calloets etwas corrigiert, dürfte dieser Autor des 17ten Jahrhundert als eine recht vertrauenerweckende und als gute Quelle betrachtet werden. Ich bin daher Prof. Duerst sehr dankbar, dasz er mir die Einsicht in eine weitere von ihm noch nicht publizierte Abhandlung desseiben Autors gestattete, die eine directe Eingabe an den damaligen Minister Colbert unter Ludwig XIV darstellt, welche sich (') Fiir die Richtigkeit der Calloet'schen Ausführungen spricht auch der Umstand, dasz von Hengeveld ebenfalls diese historische Tatsache erwahnt wird. in Paris unter den Manuskripten der Nationalbibliothek befindet. In diesem Werke, das Calloet nummehr nennt: »Moyen pour augmenter les revenus du Royaume de plusieurs Millions«, und in dem er an Colbert schreibt, dasz der Kardinal Herzog Mazarin schon von seiner Person Herrn Colbert Mitteilung gemachthabe und von seinen Projekten für die Verbesserung der königlichen Finanzen, sehen wir, dasz es nicht die Verbesserung der französischen Viehzucht durch Hollandervieh war, die die Regierung im Auge hatte, sondern dasz es nur die Aussicht war, etliche Millionen mehr Steuern und Abgaben erheben zu können, die die aamalige Regierung dazu veranlassen konnte etwas für die Viehzucht ihres Landes zu tun. Interessant ist es zugleich zu vernehmen was Calloet hier wieder über die Herkunft des Hollander Rindes behauptet. Pag. 2 Calloet (iibersetzt ins Deutsche): »Diese Schaf- und Rinderrasse ist aus Indien nach Holland »gelangt und von hier nach Frankreich, wo sie schon lange »vorkommt und ausgezeichnet gedeiht. Die ersten kamen in die »Sümpfe der Charente und dann in jene von d'Aulnix und Poitou »(mit den Hollandern, welc'ne damals mit der Austrocknung «dieser Siimpfe betraut wurden). »Seit Monseigneur Colbert mir befohlen haben dieses Memo»rium zu schreiben und noch von diesen Rindern vorkommen, »habe ich mit Rücksicht auf eine genaue Untersuchung, abgese»hen davon, dasz ich mich ein wenig auf Viehhaltung verstehe, »stets 30—40 Stück davon gehalten« (pag. 31). HOLLAND. Artikel 1. »Die ganze Welt weisz, dasz Holland nur einen Teil der zum »Lebensunterhalt seiner Bewohner nötigen Lebensmittel zu pro«duzieren vermag und doch geht alles Volk der Erde nach Hol- »land, wegen des Reichtumes, welches sein Handel dort hervor«gebracht hat und der sich aufbaut aus allen Arten von Hand»werk und alle Art von Zucht und Haltung aller Tiere, die man »erziehen, aller Pflanzen und Samen die man saen kan, z.B. »Rotkohlsamen um daraus Ö1 zu machen, etc.«. Artikel 2. »So liaben sie denn auch, wie früher erwahnt, die Rasse der «indischen Rinder bei sich eingeführt, die in Flandern verbreitet >;wurden, und nach Frankreich in die ausgetrockneten Sümpfe, »wo sie gedeihen. Auch haben sie die Rasse der indischen Schafe »bei sich eingepflanzt und mit Erfolg in andre Lander verbreitet; »hier sind sie vorgegangen wie England«. Artikel 4. »Das Volk ist aber deshalb nicht besser dran; so fruchtbar »auch ein Boden ist, wenn man ihn aussaugt, ohne ihm die Mög»lichkeit eines besonderen Gewinnes zu geben, das ist nicht gut. »So tun es die Nachbarstaaten, so tut es der König ini Dane»mark, der seine Schiffe bis nach Indien schickt um hier Colonien »zu errichten und so auch der Markgraf von Brandenburg, der »einen Fonds von 14 Millionen alle Jahren bei Seite legt zu »diesem Zwecke; ein so kleiner Fürst er auch ist im Vergleiche »zu der Grösze unseres Monarchen». Dan'i ENGLAND etc. Zuletzt wird von Calloei auch für Frankreich der Import von indischen Vieh empfohlen. Wie bereits früher mitgetcilt wurde, warfen die Bewohner der Niederlande in den alten Zeiten überall Deiche auf, um das Land gegen die groszen Überschwemmungen des Meeres zu schützen. Dasz dies keine urinötige Vorsorge war, geht wohl aus der groszen Anzalil Überschwemmungen hervor, die im Verlauf der Zeiten stattgefunden hatten. Namentlich die jetztigen Prozinzen Groningen, Friesland, Noord- en Zuid-Holland und Zeeland haben sehr darunter gelitten. Das Versanden der alten Rheinmiindung im Jahre 860, die Ausbreitung der Zuiderzee in den Jahren 1170 und 1222, das Entstehen des Dollart 1277 und des Biesbosch 1421» finden alle ihre Ursachen in diesen groszen Fluten. Viele Menschenleben und grosze Massen Vieh gingen dabei verloren. In Friesland bescnders ertranken in den Jahren 512, 516, 533, 570 und 584 viel Menschen und Vieh. Im Jahre 860 ertranken in Holland, Utrecht und »De Betuwe* eine Masse Menschen und Tiere, 1170 fing man in den Graben der Stadt Utrecht Seefische, 1187 ertranken in Friesland 80.000 Menschen und Tiere, (') im Jahre 1219 nach einigen Schriftstellern etwa 100.000 Menschen, und derartige Angaben kommen im 13ten, 14ten und 15len Jahrhundert immer wieder vor. Im Jahre 1570 wurde fast das ganze Land überschwemmt und gingen in Groningen allein infolge dessen 9.000 Menschen und 70.000 »hoornbeesten« (Rinder) zu Gründe. 16S6 verlor Groningen abermals 1558 Menschen, 1387 Pferde und 7861 Rinder. 1717 wurde diese Provinz nochmals schwer heimgesucht und verloren die beiden Distrikte Hunsingo und Fivelingo zusammen 10484 Stück Hornvieh, wahrend sie 1800 zusammcn 38165 Stück besaszen (2). Aus dem oben Erwahnten, wobei nur hier und dort ein Beispiel angeführt worden ist, ergiebt sich genügend wie grosz dabei die Verluste an Vieh gewesen sind und dasz wahrend dieser Jahrhunderte wiederhclt Zeiten vorkamen, in denen diese Lande ganz oder teilweise des Viehs beraubt waren. Als man durch das Aufwerfen von höheren (') P. Winzemius, Historie van Vriesland. (2) Jan Kops, Magazijn van Vaderlandschen Landbouw 1804. und starkeren Deichen sich immer mehr vor diesen Fluten geschützt hatte, kam von dieser Seite etwas mehr Ruhe und nach dem 18ten Jahrhundert hören wir nicht mehr davon, ausgenommen in dem Jahre 1825. Neben diesen groszen Verlusten an Menschen und Vieh zieht noch eine andre Ursache des Viehverlustes und zwar in noch höherem Masze unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir meinen hier die Viehsterben infolge des Wütens von Viehseuchen. Von diesen Viehkrankheiten müssen wir an erster Stelle die Rinderpest nennen. Vor den 18ten Jahrhundert können wir darüber wenig mit Gewiszheit sagen. Zwar soll zwischen den Jahren 376—395 schon eine heftige Viehkrankheit gewiitet haben; der schon früher angeführte le Francq van Berkhey spricht wenigstens davon. Um das Jahr 810 herrschte eine Rinderkrankheit, die man die »Coge« nannte und welche so heftig war, dasz von den hundert Tieren kaum eins am Leben blieb ('); indem in den Jahren 1248 1250 in Friesland wieder eine Krankheit herrschte, welche sowohl unter dem Vieh als unter den Menschen eine grosze Sterblichkeit verursachte, und sagt Schotanus (2) »so grousamelijk was, dat weijnig beesten overbleven en het meerendeel der Menschen storf« (so schrecklich war, dasz wenig Tiere übrigblieben und der gröszteTeil der Menschen starb). Im Jahie 1272 erwahnt 1c Francq von Berkhey wieder einer Krankheit unter dem Vieh, wodurch Hungersnot und eine derartige Armut entstand, dasz die Bewohner kein auslandisch Vieh wieder kaufen konnten. Weiter lesen wir noch von Viehsterben im Jahre 1508, infolge der haufigen Regen und 1530 und 1545 wegen groszer Trockenheit. 1682 86 herrschte in Groningen, Holland und Overijssel eine heftige Seuche unter dem Vieh, die man »de vliegende Kanker« (') S. de Vries. (2) Beschrijvingen end Chronijck van de Heerlickheidt van Frieslandt. (den fliegenden Krebs) nannte. Weiter werden noch »epizootien« genannt in den Jahren 1689, 90, 91, 93, 95 und 98. Bei der Beschreibung dieser Viehkrankheiten finden wir keine einzige Angabe über die Grösze der Verluste und ebenso wenig kann man mit einiger Sicherheit sagen welche Krankheiten in diesen Jahren geherrscht haben. Im 18ten Jahrhundert wird dies anders und finden wir genauere Angaben. Dann wütete die gefürchtete Rinderpest in unsrem Lande in gröszeren oder kleineren Zwischenraumen. G. J. Hengeveld (1) giebt über diese Seuche folgende Daten. 1713 kam die Rinderpest in Holland, 1714 in Friesland und Groningen. In Friesland allcin starben in 13 Monaten 52858 Rinder, indem man für das ganze Land die Totalsterbe in diesen Jahren auf ungefahr 300.000 Stück schatzt. Die zweite Invasion der Rinderpest fand in den Jahren 1744 56 statt. Die Seuche wütete damals mit auszergewöhnlicher Heftigkeit, so gewaltig, dasz Holland in drei Jahren zwei Drittel seines Viehes verlor und Friesland vom 1. Oktober 1744 bis 1. September 1745 109597 Stück. In Noord-Hollands »Noorderkwartier« (Nördlicher Bezirk) starb 5/7 des ganzen Viehbestandes und man erzahlt, dasz die Verluste so grosz waren, dasz man die Hauser umsonst weggab und mehr Möglichkeit hatte einen Hasen als einen Bauer zu begegnen. Von 1756—1765 horen wir nicht viel davon, obgleich es sehr wahrscheinlich ist, dasz sie doch stellenweise fortwütete. 1768 und namentlich 1769 erhob sie sich wieder mit voller Kraft über das ganze Land, indem sie 1766 in Friesland bereits so gewaltig herrschte, dasz nach van der Aa in den letzten sechs Monaten nicht weniger als 97.756 Stück der Seuche erlagen. Vom 1 September bis 1 Oktober 1769, also in einem Monat (') G. J. Hengeveld, Het Rundvee. starben in Zuid-Holland 18.401 Rinder, in Noord-Holland 11.973, zusammen in diesen beiden Provinzen also mehr als 30.000 Stück. Vom Anfang 1768 bis 1 Januar 1770 starben in Holland nach Dr. Vink 141.S53 Rinder und genasen 52.206 und dies auf einen Viehbestand, der, wie es sich aus der im Jahre 1800 abgehaltenen Viehzahlung ergab, 261.028 Stück enthielt. Wie in den »Nieuwe Oefchiedkundige Jaarboeken® erwahnt wird, starben in Zuid-Holland von 1 April 1769 bis 1 April 1782, 283.699 und in Noord-Holland in demselben Zeitraum 112.234 Rinder, zusammen 395.933, wahrend 175.719 kranke Tiere genasen und das allein in diesen zwei Provinzen. Nach dieser Invasion der Rinderpest lesen wir noch von mehreren Krankheiten, die unter unsrem Vieh geherrscht haben, doch keiner von diesen war mit einer so ungeheuren Sterblichkeit verblinden. So kam 1813 die Rinderpest abermals in unser Land, wurde aber in ihrem Fortgang gehemmt mit Hilfe verschiedener Vorschriften und Maszregeln, die man inzwischen behufs der Bekampfung erlassen und ergriffen hatte, welche aber hier nicht weiter besprochen zu werden brauchen. Wenn man die groszen Verluste, durch Wassersnot und Viehseuchen, verursacht, verbunden mit den wiederholten Kriegen welche geführt wurden, in Betracht zieht, kann es niemand verwundern, dasz die Viehzucht am Ende des achtzehnten Jahrhunderts sich in einem Stadium des Verfalls befand und von dem alten, vortrefflichen Viehslag wenig oder nichts mehr zu bemerken war. Überall muszte man fremdes Vieh ankaufen und es wahrte Jahre ehe dieses Vieh die bekannten guten Eigenschaften wieder besasz. In »De Tegevvoordige Staat van Friesland« findet man hierüber notiert, dasz man allerlei kleines Vieh genötigt war aus Danemark anzukaufen, doch dasz es verwunderlich war wie dieses Vieh schon nach zwei Generationen wieder die vorzüglichen Eigenschaften des früher so ausgezeichneten Viehes besasz. Hengeveld sagt, dasz am Ende des 18ten Jahrhunderts die alte Rasse grösztenteils verschwunden war. In Gelderland, Overijssel und Utrecht wurden viele sogenannte Münster-Kühe eingeführt, welche von geringerer Qualitat als die danischen Kühe waren. Am Ende des 18ten und am Anfang des 19ten Jahrhunderts begann man der Viehhaltung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Unter andern setzte der Vorstand des Beemsterpolders in NoordHolland eine »keure en order wegens de keus van springstieren» (Zuchstierkörung) ein. Diese Vorschrift ist noch Jahre lang in Kraft geblieben. Auf die Einfuhr von danischem Vieh war auch schon ein Einfuhrrecht von ƒ 20.— per Stück gesetzt, um dieser Einfuhr Einhalt zu tun, weil man fürchtete, dasz das inlandische Vieh zu viel entarten würde. Diese Einfuhrpramie wurde bisweilen einstweilen aufgehoben, wenn durch das Wüten der Rinderpest die Verluste erstaunlich grosz gewesen waren, wie z.B. in Friesland. Dasz man um das Jahr 1800 die gelittenen Verluste jedoch wieder nahezu ganz ersetzt hatte, zeicht sich wohl hieraus, dasz im Anfang dieses Jahres der ganze Viehstand der Niederlande wieder die Zahl von 902.526 Stück erreicht hatte, wovon 650.132 Stück über und 252.394 unter zwei Jahren. In Noord-Holland brachte man 1801 schon wieder 17.894.427 Pfund Kase an den Markt und 1804 stieg diese Zahl bis 18.472.544 Pfund. Auch mittels Schriften suchte man die Viehhaltung zu gröszerer Entwicklung zu bringen. Die »Hollandsche Maatschappij van Wetenschappen und die ^Maatschappij ter bevordering van den Landbouw te Amsterdam schrieben mehrere Preisfragen aus. Es Erschienen mehrere Schriften u. a. von Dr. J. F. Martinet über die Naturgeschichte unsres Landes; von le Francq van Berkhey über die Naturgeschichte des Rindviehes, von P. Camper über Bodenurbarmachung, von Geert Reinders über die erwünschtesten Eigenschaften des Viehes, von J. F. Muller über den Entwurf einer Landwirtschaftschule und über die Weise, wie die Jugend im Ackerbau unterrichtet werden müsse und am Ende des 18ten Jahrhunderts erschien ein landwirtschaftliches Schulbuch von Ponse. Neben diesen Maszregeln gewahrte man auch huifreiche Unterstützung dadurch, dasz am 26,en December 1799 auf Vorschlag des Geert Reinders von dem s>Uitvoerend Bewind« ein Dekret erlassen wurde zur Errichtung einer Viehkasse, woraus die Verluste bestritten werden sollten, welclie durch die Bekampfung der Rinderpest, durch das Toten der kranken und verdachtigen Tiere beim Ausbruch dieser gefürchteten Seuche, verursacht wurden. Diese Kasse wurde 1805 in eine Kasse für den Landbau verandert. In diesem Jahre wurde auch für jedes Departement eine landwirtschaftiiche Kommission ernannt und wurde das Amt eines Landbaukommissars eingesetzt. So wurden viele Versuche zur Verbesserung ins Werk gesetzt und wenn auch im Anfang des 19,cn Jahrhunderts der Viehstand zuriickging durch die groszen Lieferungen an die Heere Napoleons 1, so gelangte die Viehzucht dennoch zu dieser Zeit zur Blüte. Zwar trat eine Zeit des Stillstandes ein als 1810 die Niederlande Frankreich einverleibt wurden und die oben angefiihrte Viehkasse verloren ging, aber nach dem Jahre 1813 kam der alte Wohlstand wieder zurück, die Viehkasse wurde wiederhergestelit und an den Universitaten wurden Professoren der Landwirtschaftlichen Ökonomie ernar.nt. Darauf kamen 1816 und 17 zwei sehr nasse Jahre, wodurch wieder grosze Verluste hervorgerufen wurden. Für die jetztigen Niederlande betrugen diese Verluste an Pferden 2523 Stück und an Rinder 79.980 Stück ('). Im Jahre 1820 waren diese Verluste jedoch wieder ersetzt und (') K. Hofman nennt in seinem Werke »Das Hollander Rind« viel höhere Zalilen, weil da die angegebene Ziffern sich beziehen auf die Niederlande und Belgien zusammen. kam eine Zeit der Ruhe, die aber nicht von langer Dauer sein sollte, weil 1825 die Niederlande abermals von einer entsetzlichen Katastrophe betroffen wurden. Den 2ten Februar erhob sich ein Sturm, der am 4ten um Mitternacht seinen Höhepunkt crreichte. Viele Deiche gaben nach und ein groszer Teil des Landes wurde überschwemmt. In Groningen belief sich der Schaden auf 817.000 Mk., indem ein grosze Menge Vieh ertrank. In Friesland war der Schaden viel gröszer. Allein in Schoterland, Haskerland und Aengwierden ertranken 4000 Rinder und der Gesamtschaden bezifferte sich auf eine Summe von 2.830.000 Mk. Drente verlor 34 Pferde, 1405 Rinder, 118 Schweine und 60 Schafe. In Overijssel ertranken 13.477 Rinder, 526 Pferde, 1028 Schweine und 1737 Schafe. Der Gesamtschaden belief sich hier auf eine Summe von 3.766.360 Mk. In Noord-Holland war der Gesamtschaden 4.518.053 Mk. und ertranken 2630 Rinder, 90 Pferde, 4586 Schafe und 432 Schweine. In Utrecht betrug der Schaden 50.243 Mk. und ertranken 40 Rinder. In Gelderland ertranken etwa 1000 Rinder und eine grosze Anzahl Schafe und Schweine. Auch hier wurde ein bedeutender Schaden erlitten, welcher sich auf ungefiihr 700.000 Mk. belief. Im ganzen bezifferte sich für die Niederlande der Verlust an Geld auf einen Betrag von 14.170.000 Mk. und an Vieh auf 5032 Pferde, 28.844 Rinder und 59.667 Schafe. Auch hier war aber der Verlust an Vieh nicht das Schlimmste, doch man führte wieder kleines Vieh aus Deutschland ein, wodurch die Qualitat viel geringer wurde (')■ Darauf kam 1833 die Lungenseuche in die Niederlande und herrschte bis 1849. Nur zwei Provinzen blieben verschont, namlich Zeeland und Groningen. 1833 kam die Seuche in Gelderland, 1835 in Zuid-Holland, 1837 in Utrecht, Noord-Brabant und Drente, 1838 in Noord-Holland, 1839 in (') Kops, staat van den Landbouw. Overijssel und 1845 in Friesland. Wahrend dieser 16 Jahre wurden getötet oder starben 109.573 Stiick Vieh, wozu aus dem »Fonds van den Landbouw» eine Summe von 3.474.647 Mk. ausbezahlt wurde, wodurch aber diese Kasse ganz erschöpft war und aufgehoben wurde. Nach 1850 besserte sich der Zustand wieder bedeutend durch die grosze Ausfuhr von Vieh nach England, wo aber die verbesserten englischen und französischen Rassen den Vorzug hatten. Hierdurch wurde der niederlandische Viehhalter zu gröszerem Eifer in Saehen der Viehzucht angetrieben, mehrere landwirtschaftliche Oesellschaften wurden errichtet und man fing an mit fremden Rassen zu kreuzen, wobei namentlich der Shorthorn in Betracht kam. In Zeeland hatte man 1844 bereits mit der Kreuzung angefangen als J. G. J. v. d. Bosch 6 Stiere und 8 Kiihe der Shorthornrasse einführte. Lange Zeit hat man damit weiter gezüchtet und J. O. J. v. d. Bosch zeigte den 15. Juni 1888 in Goes noch einen Shorthornstier von ungeheuren Dimensionen. Auch in alle andre Provinzen hat man mehr oder weniger Shorthornblut eingeführt. Anfangs schien es, dasz diese Kreuzung den gewünschten Erfolg (gröszere Fahigkeit zur Fleischproduktion und besseren Bau) haben würde, doch allmahlich hat man überall diese Versuche aufgegeben weil in weiteren Generationen die Milchproduktion geringer wurde und jetzt findet man nur noch hier und da Spuren des Shorthornblutes beim Vieh in Zeeland, in »De Betuwe* und in Groningen. Diese Spuren verraten sich nur selten in dem Bau der Tiere, doch meistens durch Flecken an den Unterbeinen oder wie beim Groninger Vieh am Kopf, indem ein einzelnes Mal Schimmelfarben vorkommen. Wir kommen hierauf bei der Beschreibung der niederlandischen Viehschlage zurück. Dasz in diesen Zeiten die Ausfuhr nach dem Auslande überausz grosz war, geht hervor aus den folgenden Angaben: In den Jaliren 1862, '63 und '64 wurden nach Preuszen ausgeführt je 25.305, 24.896 und 23000 Rinder, nach Belgien 57.357, 47.265 und 47.000 Rinder und nach England 47.428, 96.389 und 159.000 Rinder. Unter diesen Zahlen sind mit eingerechnet Stiere, Ochsen, Kühe und Kalber. Eine so algemeine, grosze Ausfuhr war nur dadurch möglich, dasz der Viehstand vermehrt war von 1801 bis 1863 von 902.526 Stück auf 1.380.579 Stück Rindvieh, und im Jahre 1869 stieg bis 1.409.480 Stück. Durch das Auftreten der Rinderpest in den Jahren 1865—67 trat wieder ein Stilstand ein in den Vortgang der Viehhaltung. Von Schiedam in Zuid-Holland verbreitete sich die Krankheit fast über die sammtliche Niederlande, weil man anfangs der Krankheit nicht steuerte und spater bei der Bekampfung auf heftigen Widerstand bei den Besitzern der kranken Tiere stiesz. Vom 7 Juli 1865 bis 28 December 1867 starben in den Niederlanden 78.138 und wurden getötet 37,221, was einen Totalverlust giebt von 115.359 Stück, wahrend von den angegriffenen Tieren 51.565 genasen. Nach dem Jahre 1870 brach wieder eine günstigere Zeit für die niedevlandische Viehzucht an. Die Ausfuhr des Zuchtviehs nach dem Auslande nahm fortwahrend zu und erreichte nach dem Jahre 1880 ihren Höhepunkt. 1884 versand unter andern ein Exporteur 800 Stück friesisches Zuchtvieh nach Amerika. Weiter wurde viel Zuchtvieh gesandt nach Deutschland, Östreich-Ungarn, Belgien, Frankreich, Ruszland, Spanien, Italien, Schweden, Süd-Afrika, Australien und Argentinien, zu denen in den letzten Jahren auch noch Japan gekommen ist. Nach den achtziger Jahren nahm die Ausfuhr stark ab, namentlich durch das Ausbrechen der Maul- und Klauenseuche und blieb fast allein die Ausfuhr nach Belgien übrig. Seit dem Anfang des 20ten Jahrhunderts ist die Ausfuhr des Zuchtviehs wieder ge- stiegen und in den letzten Jahren werden ungemein hohe Preise fiir erstklassiges Zuchtvieh bezahlt nicht nur von dein Ausland, sondern auch von mehreren Gegenden in die Niederlanden, wo man durch die Errichtung von Viehzuchtvereinen den Viehstand zu verbessern wünscht. So wurde im August 1908 von der Stiereassoziation in Enschede, in der Provinz Overijssel, ein zweijahriger, friesischer Stier angekauft für 5800 Mk., eine Summe, die man für das Inland als ungewöhnlich hoch bezeichnen kann. Wir werden Gelegenheit haben die Entwicklung der Viehhaltung in den Niederlanden nach dem Jahre 1870 in Bezug auf die Errichtung der Stamm buchvereine, die Bewilligung finanzieller Unterstützung seitens der Regierung und das Entstehen der Zuchtvereine, Kontrollvereine und Stierhaltungsgenossenschaften, bei den darüber hande'.nden Kapitein eingehender zu besprechen und können also hier die historische Übersicht, welche selbstverstandlich nur kurz gegeben ist, schlieszen. B. UNTERSUCHUNG ÜBER DIE FARBENVERANDERUNO BEIM RIND DER NIEDERLANDE. Es drangt sich bei der Behandlung der Geschichte der Viehhaltung in den Niederlanden eine nach meiner Ansicht wichtige Frageinden Vordergrund. Nirgends kann man zuverlassige Angaben finden über die Farbe des Vichs. Sogar G. J. Hengeveld in seinem ausgebreiteten Werk über »Het Rundvee» sagt keinWort darüber. Zwar trifft man hie und da in den neueren Werken die Ansicht, man dürfe annehmen das niederlandische Vieh sei von jeher zum Teil schwarzbunt gewesen, dennoch wird diese Ansicht mit keinem einzigen Bewtis bestatigt. Bei der Behandlung der Verluste, die der niederlandische Viehstand erlitten, haben wir gesehen, dasz die ganze alte Rasse nahezu verschwunden war und das grosze Massen Vieh in unser Land eingefürt wurden und zwar aus Danemark, das viel Vieh nach Friesland schickte, und aus Deutschland, das viel Vieh nach den anderen Gegenden der Niederlande ausführte, wodurch jedoch die Qualitat des niederlandischen Viehs, nach den alten Autoren, stark zurückging. Nach einiger Zeit wurde dieser Rückgang aber wieder hergestellt unter dem Einflusz der ausgezeichneten Weiden, worauf das Vieh graste und wodurch es die giinstigen Eigenschaften wieder zurückerlangte. Wir diirfen also als Tatsache annehmen, dasz in der 2len Halfte des 18,en Jahrnunderts viel anslandisches Vieh von geringerer Qualitat eingeführt wurde. Wir können daher sagen, dasz nicht das indische Vieh es gewcsen ware, wenn in der Tat ein solches nach Holland importirt worden ist, wie Calloet behauptet, sondern dasz es das Klima und die Weiden Hollanrts sind, die sein vorziigliches Vieh geschaffen haben. Die Geschichte zeigt uns, dasz das hollandische Vieh vor allem nur ein Produkt der so überaus giinstigen Naturbedingungen ist. Es ist nicht die Rasse und die Juhrtausende alte Reinzucht derselbe, sondern auch das Hollander Vieh war ein groszer Mischmasch und eine Kreuzung aller möglichen Rinderschlage, sondern es ist der Boden, es ist das K/ima, dasz allen Tieren, die hier leben, in ihren Nachkorr.menschaft den Stempel seiner Eigenart aufdrücken, die so iiberaus gut den züchterischen Bediirfnissen entsprechen. In den folgenden Seiten hoffe ich nun den hinreichenden Beweis anzufiihren für die These, dasz beim ursprünglichen niederlandischen Vieh die schwarze Farbe nicht vorkam und diese Farbe erst vom 2ten Halfte des achtzehnten Jahrhunderts datirt. Hierbei will ich die Gründe erwahnen, welche mich zu dieser These gebracht haben und die Tatsachen, welche derselben genügende Stütze gevvahren. Wie wir geschen haben, waren die ersten bekannten Bewohner dieser Lande, die Friesen und die Batavier, Oermanischen Ursprungs, indem auch die andren hier wohnenden Völker, wie die Kaninefaten, die Tubanter u. s. w. zu diesem Volksstamm gehörten. Es is* also sehr wahrscheinlich, dasz diese Völker alle denselben Viehtypus, namlich die ursprüngliche, deutsche Landrasse besaszen. Ausgenommen die Einfuhr danischer Ochsen in Holland, die im Friihjahr stattfand, in der Absicht diese Ochsen auf den fruchtbaren Weiden fett zu machen und die von Calloet erwahnte Einfuhr indischen Viehes, finden wir von Vieheinfuhr aus dem Auslande nichts vermeldet vor der 2ten Halfte des 18ten Jahrhunderts. Wir dürfen also annehmen, dasz bis zu diesen Zeiten derselbe Viehtypus in diesen L anden bewarht geblieben sei. Zwar verbesserte sich das Vieh immer mehr; durch die vortrefflichen Lebensverhaltnisse gewann es fortwahrend bessere Eigenschaften, aber der Typus blieb derselbe. lm folgenden Kapitel werden wir sehen, dasz sich in den Niederlanden drei, scharf von einander unterschiedenen Viehschlage erkennen lassen, namlich der schwarzbunte friesischhollanaische Viehschlag, der Groninger «Zwartwitkop« (schwarzweiszkopf) und »zwartblaard« Viehschlag und das rotbunte Maas-Rhein-fJssel-Schlag, und nun ist es eigentümlich, dasz man beim friesisch-hollandischen Viehslag auch rotbunte Typen antrifft und beim Groninger Viehschlag ebenso »roodwitkoppen« (Rotweiszköpfe) und »roodblaarden«. In den drei niederlandischen Viehschlagen trifft man also bei allen die rote Farbe an. Als die Zuchtgebiete des friesisch-hollandischen Viehschlags kann man nennen die Provinz Friesland und den nordöstlichen Teil der Provinz Noord-Holland, und den roten Typus dieses Viehschlags findet man fest ausschlieszlich und dann noch in geringerer Anzahl in der Provinz Friesland. Wie mehrere friesische Viehzüchter und auch der Sekretar des friesischen Rindviehstammbuches mir mitteilte, ist diese rote Farbe sehr konstant, ja selbst fester als die schwarze, indem in schwartzbunten Koppeln Rückschlage auf diese Farbe nicht zu den Seltenheiten gehören und oft noch nach sehr langer Zeit auftreten. Bei dem Groninger Vieh ist es auffallend, dasz, wenn andres Vieh damit gekreuzt wird, die eigentümliche Abzeichnung am Kopf, wovon dieses Vieh sogar seinen Namen bekommt(man spricht von » Witkoppen* wenn der ganze Kopf weisz ist, und von » Blaarkoppen« wenn sich um das Auge ein ringförmiger Flecken von andrer Farbe befindet) sehr konstant auf das junge Vieh iibergeht ('). Weiter können wir Groningen, Friesland und Noord-Holland, in welche letztere Provinz von den altesten Zeiten bis zum heutigen Tage viel Vieh aus Friesland eingeführt wurden ist, indem man in Groningen einen schwarzbunten Viehschlag antrifft, der stark an das friesische Vieh erinnert, als das Zentrum vom schwarzbunten Vieh betrachten, von woraus es sich nach den andern Provinzen verbreitet hat. Auch haben wir gesehen, dasz in der 2ten Halfte des 18,en Jahrhunderts Friesland viel Vieh aus Danemark einführte, wahrend die andren Provinzen, wie Overijssel und Gelderland sich zufrieden gaben mit dem billigeren Vieh der deutschen Landrasse und in diesen Provinzen denn auch die sclnvarzbunte Farbe bis vor kurzer Zeit stark in der Minderzahl war. Durch diese verschiedenen Erwagungen geführt, kam ich zu der Konklusion, dasz die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, dasz die schwarzbunte Farbe des niederlandischen Viehs herrühre vom danischen Vieh. Um in dieser Hinsicht Gewiszheit zu erlangen, war es nötig erstens nachzuspüren, was über die Farben des urspriinglich danischen Viehs bekannt war und zweitens zu versuchen Angaben zu sammeln, aus denen mit möglichst groszer Sicherheit zu schlieszen war, dasz in den Niederlanden vor der 2ten Halfte des 18tcn Jahrhunderts kein schwarzbuntes Vieh angetroffen wurde. Was den ersten Punkt anbelangt, finden wir (') Für die Bedeutung dieser Bemerkung siehe Seite 35. Jiitlander Stier (Elkjoer Futling). Jütlander Kuh (Marie lVa). Hollandisches Vieh anno 1652. J 1 Hollandisches Vieli anno 1651. bei G. J. Hengeveld (') erwahnt, dasz die Farbe des Jütlander Vieh schwarzbunt, fahl und mausfarbig ist, indem bei Boggild (2) Folgendes aufgezeichnet ist: »Man findet in Danemark grösztenteils zwei Rassen: das rote danische Milchvieh und das Jütlander Milchvieh; ersteres auf den Insein und im Siiden und Südosten von Jütland, letzteres im Norden und Westen von Jütland. Weiter hie und da Shorthorns, hollandisches, friesisches, Ayrshire, Breitenborg- und Angus-Vieh. Das rote danische Vieh ist hauptsachlich entstanden aus dem Angler- und dem schwereren SchleswigHolsteiner Vieh in Verbindung mit dem alten Vieh der danischen Insein. Diese Kreuzungen haben stattgefunden in der 2ten Halfte des 19ten Jahrhunderts. Das Jütlander Milchvieh ist, weil man höheren Wert auf die Entwicklung des Milchertrags legte, aus dem »ursprünglichen Jütlander Vieh« gezüchtet worden, welches früher mehr Anlage hatte zur Fleischbildung. Die Farbe ist schwarz, schwarzbunt und gr au- oder fahlbutiï, indem die rotbunte Farbe auch einzeln vorkommt. In den letzten Jahren ist aber die schwarzbunte Farbe mit weiszen Beinen, schwarzen Kopf mit mehr oder weniger groszem Stern, indem man die schwarzen Flecken an dem Rumpf am liebsten in geringer Zahl hat, aber grosz und symmetrisch, sehr bevorzugt. Im Durchschnitt ist es noch nicht solch ein überwiegender Milchtypus als das rote danische Vieh. Es ist fleischiger und geschlossener und wachst besser, wenn auch die Kühe nicht so grosz werden als bei dem roten Vieh. Das Jütlander Vieh unterscheidet sich durch grosze Abhartung gegen die Launen des Klimas und dadurch dasz es mit dürftiger Nahrung zufrieden ist, was besonders in den Heidegegenden eine Tugend ist. Bis soweit Boggild. Dasz der Typus auch oft viel Ahnlichkeit hat mit dem jetztigen friesisch-hollandischen Viehslag möge hervorgehen aus den beiden (1) Het Rundvee. (2) Boggild, Moelkeribruget i Danmark. aufgenommenen Reproduktionen aus ciem »Stambog over Tyre of Jydsk Race XIV.« Man kan sie leicht vergleichen mit den aufgenommenen Photo's des friesisch- hollandischen Viehschlags. Elkjoer Fuiting wurde geboren 13 Mai 1902 und photographiert 1906, also im Alter von vier Jahren. Er ist dunkel schwarzbunt und bei der Stammbuchvisitation beschrieben wie folgt: »Ein nicht groszer aber tiefer und »anmutiger« Stier mit sehr gutem Typus. Een feiner Kopf und ausgezeichnete Vorder- und Mittelhand, ein Gutes Becken mit scharf vorspringendem Kreuzbein und etwas fleischigen Lenden. Der Vater war «Elkjoer Bush* und die Mutter »Agnes« geboren 1897. Diese Kuh war dunkelschwartzbunt, hatte einen guten Typus und war eine ausgezeichnete Milchkuh mit gutem Ertrag. »Agnes« hatte zum Vater »Uffe Aptrup« und zur Mutter »Inger« geboren 1890 gleichfalls eine schwartzbunte, grosze, gutgebaute, tiefe und breite Kuh mit besonders gutem Milchtypus. »Inger« hatte auch schwarzbunte Eltern und Groszeltern. Über »Marie lVa« finden wir aufgezeichnet, dasz sie 1900 geboren wurde und auch im Jahre 1906 photographiert. Es ist eine grosze breite, tiefe Kuh von sehr guter Rasse und gutem Milchtypus. Guter Kopf mit feinen Hörnern und Hals, gutgewölbte Rippen, breite, flache Lenden und Kreuz, feine Beine und ein sehr groszes, gul gebildetes Euter. Die Haut ist fein und die Milchadern sind grosz. Ebenso wie »EIkjoer Futting« ist diese Kuh mehrere Male pramiert worden. »Marie IVa* hatte zum Vater »Bachus<: und zum Mutter >Marie IV«, ebenso eine schwarzbunte, breite, sehr tiefe Kuh, mit auszergewöhnlich gutem Milchtypus und feiner Haut. Dasz übrigens die schwarze Farbe bei dem nordischen Vieh auch anderswo angetroffen wird, ergiebt sich aus dem Mitgeteilten in der «Veeteelt en Zuivelbereiding in Zweden* (Viehzucht und Molkerei in Schweden) von V. R. Y. Croesen und Dr. A. G. Breen, die die »Fjalrasse« nennen als die einzige ursprüngliche, schwedische Viehrasse und über die Farbe mitteilen, dasz diese fast völlig weisz ist mit nur stellenweise schwarzen, kleinen Flecken. Das Vorkommen der schwarzen Farbe bei dem ursprünglichen Jütlander Vieh war hiermit nachgewiesen und es blieb mir nur noch übrig, wo möglich, zu beweisen, dasz die schwarzbunte Farbe bei dem niederlandischen Vieh vor der 2,en Halfte des 18tenJahrhunderts nicht vorkam. Wie schon früher bemerkt worden, giebt die Litteratur hierüber keine einzige Auskunft. Es giebt aber eine andre Quelle, aus welcher geschöpft werden kann, namlich die Gemalde aus früheren Jahrhunderten. Ich habe zu diesem Zwecke die Ganze ausgebreitete Gemaldesammlung im »Rijksmuseum« (Reichsmuseum) in Amsterdam besichtigt. Diese Kollektion enthalt ungefahr 4000 Gemalde aus allen Zeiten. Alle Gemalde, worauf Rinder abgebildet sind, habe ich notiert und mit Angabe von dem Namen des Malers, der Jahre, wahrend welcher dieser lebte oder des Jahres in dem das Gemalde verfertigt wurde, zu einer Liste zusammengefaszt, und zugleich die Anzahl der Rinder und die Farben angegeben. Ich lasse die Statistiek hier folgen: Nr d„ Name JSSaïï- Nr. 0gS des lebteoder . des jn denen das Anzahl der Tiere Bemerkungen. Museums Malers Gemalde verfer- tigt wurde 1 6 P. Aertsz 1507—1575 1 roter Ochs Dieses Tier stellt einen «Blaar¬ kop* vor. 2 64 J. C. van Oostzanen 1564 1 braunroter Stier 3 2725 J. Wttewael 1566-1638 1 rote Kuh Diese ist ein «Blaarkop*. 4 2134a R. Savery 1576-1639 7 Kühe(3dunkelfahle, Bei diesen 7 Kühen waren 3 2 fahle, 1 weisze u. »Blaarkoppen« und 1 »Wït1 gelbe) kop*. 5 213® 't- '*• 3 rote Kühe Hierbei sind 2 »Blaarkoppen* 3 fahle Kühe und ist 1 «Witkop*. 1 blaubunte Kuh 1 ro'e Kuh Beide sind »Blaarkoppen«. 1 dunkelfahlbraune Kuh 7 1403 p. v. Laer 1582—1642 1 graubunte Kuh 1 fahlbunte Kuh 8 736 G. de Crayer 1584—1669 1 roter Ochs Dieses Tier stellt einen «Blaar¬ kop* vor. 9 993» j. van Goyen 1596-1656 4 fahle Kühe Hierbei sind 3 «Blaarkop¬ pen*. 10 2103 G. Saftleven 1607—1681 1 rote, 1 gelbe und 2 Hierbei ist 1 «Blaarkop*. fahle Kühe 11 2298» D. Teniers 1610—1690 1 roter Ochs 12 1353 A. Klomp 1618—1688 2 rote Kühe Die roten Kühe sind »Blaar- 1 hellgraue Kuh koppen*. 13 1354 it. it. 1 rote Kuh Die rote Kuh ist ein «Blaar- 1 hellfahle Kuh kop*. '4 744 A. Cuyp 1620—1691 2 rote und4 fahleKühe Eine dieser ist ein »Blaarkop«. 745 it. it. 3 rote und 1 fahle Eine dieser ist ein «Blaarkop*. Kuh '6 746 it. it. 3 rote Kühe Die roten Kühe sind «Blaar- 1 dunkelrahle Kuh koppen*. 17 470 C. P. Berchem 1620—1683 12 rote und fahle Kühe Hierbei sind 2 «Blaarkoppen*. 474 it. it. 2 rote, 1 fahlweisze u. 1 dunkelfahle Kuh 19 2452 E. v. d. Velde 1622 2 rote Kühe 20 1927 A. Pijnacker 1622-1673 1 hellfahle und 1 rote Kuh 21 1928 it. it. 2 fahlrote Kühe 22 836 K. Dujardin 1622—1678 1 rote Kuh 23 1644 unbekannt Anfangdesl7 2 rote Kühe 24 1651 it. Jahrhunderts 2 rote and 1 graubunte Alle 3 sind »Blaarkoppen«. Kuh Nr. des Name Jaihr^!ï,al,»eiid welche der Maler Nn ta ogs jebte oder des jn denen das Anzahl der Tiere Bemerkungen. Museums Malers Gemalde verfer- tigt wurde 25 2735 J. Wijnants 1625-1682 1 rote und 1 dunkel- Die rote ist ein «Blaarkop» fahle Kuh 26 1811 W. Ossenbeek 1632 4 fahlrote Kühe Alle 4 sind «Blaarkoppen». 27 2137 R. Saverij 1634 1 rote Kuh 28 461 A. Begeyn 1637—1697 4 rote Kühe 29 495 D. v. d. Bergen- 1640-1690 3 rote und 2 fahle' Eine dieser ist ein .Blaarkop». Kühe ^ '*• 1 fahlbunter, und 2 Ein dieser ist ein «Blaarkop«. rotbunte Stiere '' 2 rote u. 2 fahle Kühe Eine dieser ist ein «Blaarkop». 32 1909 P. Potter 1645 1 rotbuntes Kalb 33 2167 j. v. Schooten 1646 1 rote Kuh Diese ist ein .Blaarkop». 34 983 J- Glauber 1646-1726 1 dunkelbraune Kuh 35 507 C. de Bie 1648 1 fahle Kuh ^ P°tter 1650 1 rote Kuh Diese ist ein «Blaarkop«. 37 2258 N. v. Helt pl. m. 1650 1 rote Kuh 38 1913 P. Potter 1651 1 rotbunte, 2 rote und Eine dieser ist ein «Blaarkop 1 fahle Kuh 39 1914 it. it. 1 roter und 1 fahler Der rote Ochs ist ein «Blaar- Ochs kop». 1 rote Kuh Die rote Kuh ist ein »Witkop«. 40 1216 G. O. Hondecoeter 1652 4 fahle Kühe Hierbei sind 3 «Blaarkoppen». 41 2510 A. H. Verboom 1653 1 rote, 1 fahle und 1 dunkelfahle Kuh 42 1915 P. Potter 1653 2 rote, 1 fahblbraune Hierbei sind 3 «Blaarkoppen». und 3 gelbe Kühe 43 2072 J. v. Ruysdael 1653 1 rote und 1 rotbunte Kuh 44 2084 it. 1655 3 rote, 1 hellfahle und Hierbei sind 3 «Blaarkoppen». 1 dunkelbraune Kuh 45 2083 it. 1660 3 rote u. 3 fahle Kühe Hierbei sind 4 »Blaarkoppen«. 46 2084a it. 1663 3 rote, 1 hellfahle, 1 Hierbei sind 4 «Blaarkoppen». gelbe und 2 dunkelbraune Kühe 47 1229 A. Hondius 1663 1 rotbunte, 1 weisze Hierbei sind 2 »Blaarkoppen«. und 2 fahle Kühe 48 2444a A. v. d. Velde 1664 1 rote u. 1 fahle Kuh Hierbei ist 1 »Blaarkop«. 49 1370 P. Koninck 1665 2 rote, 1 weiszrote und Hierbei ist 1 »Blaarkop«. 2 fahle Kühe 50 2449 A. v. d. Velde 1670 1 rote und 1 dunkel- Hierbei ist 1 «Blaarkop». fahle Kuh Nr. des Name „ , . welche der Maler Nr. Katal0Ss Hes 'e'3te °der » ui j ■¥■■ des in denen das Anzahl der Tiere Bemerkungen. Museums Malers Gemalde verfer- tigt wurde 51 2051 W. Romeijn pl.m. 1670 1 rote uud 1 dunkel- jHierbei ist 1 »Blaarkop«. graubunte Kuh 52 2448 A. v. d. Velde 1671 1 rote Kuh, 1 roter Hierbei ist 1 »BIaarkop«. Stier u. 1 fahle Stier 53 986 J. v. Gooi 1685—1763 2 rote und 1 gelbbunte Hierbei ist 1 »Witkop«. Kuh 34 987 !t- jt- 1 roter Stier, 1 rot- Der Stier ist 1 »Blaarkop«. bunte Kuh und 1 fahle Kuh 55 2047 W. Romeijn ....-1695 4 fahle und 1 grau- Hierbei ist 1 »Blaarkop«. bunte Kuh 56 783 S. v. d. Does 1703 1 rote Kuh 57 785 tL 1708 1 rote Kuh Diese ist 1 »Blaarkop«. 58 786 it- 1712 1 fahler Stier 59 2678 A. v. Strij 1753—1822 3 rotbunte Kühe Diese 3 sind »Blaarkoppen«. 60 2278 J. v. Strij 1756—1815 2 rotbunte und 1 grau- Hierbei sind 2 »Blaarkoppen«. bunte Kuh 61 2275 J* v- Strij | 1756—1815 1 schwarzbunte Kuh Dieses Tier hat auf der Hals- flache, auf den Schultern und in den Flanken braune Haare. 62 2277 it. it. 1 schwarzbunte Kuh in einer Herde 63 2279 '*• 't- 1 schwarzbunte Kuh Diese schwarzbunte Kuh ist in einer Herde von ein >Blaarkop«. 4 stück 64 1803 P. G. v. Os 1776—1839 schwarzbuntes Vieh 65 1361 J. B. Kobell 1778—1814 2 schwartzbunte Och- sen 66 1796 G. J. J. v. Os 1782—1861 1 schwarzbunte Kuh in einer Herde 67 1971 J. v. Ravenzwaay 1789—1869 2 Kühe mit schwarzen Flecken 68 1973 it. it. 2 schwarzbunte und 1 rotbunte Kuh im Stalle 69 662 H. A. v. d. Burgh 1800—1850 1 schwarzbunte Kuh Dieses Tier hat auf der Hals- flache und auf den Schultern braune Haare. 70 903 A. K. M. Engel '801—1833 1 rote und 1 schwarze Kuh 71 494 S. v. d. Berg 1812—1891 1 schwarzbuntes Kalb 1 rote und 1 schwarze Kuh 1 schwarzbuntes Kalb vi , .. Jahre, wahrend Nr. des Name welche der Maler \i Katalogs . lebte oder des in denen das Anzahl der Tiere Bermerkungen. Museums Malers Gemalde verfer- tigt wurde 72 1802 P. G. v. Os 1816 1 schwarzbunte Kuh in einer Herde 73 2507 E.J. Verboeckhoven 1824 2 scliwarze Kühe Auch diese Tiere haben noch hie und da braune Haare. 74 2508 it. 1825 1 schwarzbunter Stier 75 1534 A. Mauve 1838—1888 schwarzbuntes Vieh 76 1520 W. Maris 1844— ? schwarzbuntesundrot- buntes Vieh 77 510 A. G. Bilders 1860 1 schwartbunte und 2 rotbunte Kühe 78 422 J. J. v. d. Sande- 1882 schwarzbuntes Vieh Bakhuyzen 79 2603a J. Vrolijk 1883 2 schwarzbunte und 1 rotbunte Kuh 80 2669 C. Westerbeek 1885 1 schwarzbunte und 2 rotbunte Kfthe. Die vielen Gemalde aus letzterer Zeit sind nicht in obigen Angaben gegeben, es geniigt mitzuteilen, dasz alle moderne Maler, von denen wir untern andern noch erwahnen wollen, Poggenbeek, Maris, Mauve und Weissenbruch, gerne Gebrauch machten vom schwarzbunten Rind, um hiermit ihre Weideansichten zu staffieren. Betrachten wir diese Übersicht naher, so trifft es uns sofort, dasz wir vor Nummer 61 kein einziges Gemalde antreffen, auf welcheni ein schwarzes oder schwarzbuntes Rind vorkommt, wahrend die folgenden Nummern alle ein oder mehr schwarzbunte Rinder zeigen. Die Jahreszahlen stimmen hierbei auffallend überein mit der von mir vertretenen Ansicht. Dennoch sehen wir mehr. Erstens treffen wir bei den Nummern 1 bis 61 sehr viele einfarbige Tiere an und zweitens zieht die grosze Anzahl »Blaarkoppen«, welche ich noch vermehren könnte mit dein bekannten, rotbunten Stier und der gelbbunten Kuh von Potter, — welche beide gleichfalls an «Blaarkoppen» denken lassen — (') unsre Aufmerksamkeit auf sich. Weil nun alle Maler dieselben Farben geben und alle auch so oft einen »Blaarkop« malen, glaube ich mich für berechtigt halten zu dürfen auf diese Angaben zu bauen und daraus zu schlieszen die Richtigkeit der These: Das niederlandische Vieh war urspriinglich nicht sckwarzbunl, die schwarzbunte Farbe datiert erst aus der letzten Zeit des 18"" Jahrhunderts, starnmt ab vom schwarzbunten, jut/ander Vieh, und von den altesten Zeiten an kam der "Blaarkop- schort viel/ach bei unsrem Vieh vor. Ein Punkt speciel zieht weiter unsere Aufmerksamkeit auf sich. Das haufige Vorkommen von einfarbig roten Tieren beweist uns, wie wir auch aus nachfolgender Tabelle ersehen werden, dasz die rotefarbe beim niederlandischen Vieh die vorherrschende war. 1) Siehe : O. J. Hengeveld, Het Rundvee. Prozentalischer FarbenQbersicht. . ., Rotbunt D1 i -i u Anzahl _ , , _ , , «Blaar- >-Wit- Zeitalter , Rot und Fahl , . Rinder Weiszrot koppen, koppen. 1500—1600 23 34.7 % 4.3 °/0 56.5 % 56.5% 8.7 1600—1700 154 50% 5.8% 35.7% 35% 1.3% 1700—pl.m. 1775 9 22.2% 55.5% 11.1% 66.6% 0 Ich möchte hier noch gern bemerken, dasz auf verscliiedene Gemalde die Farbe oft etvvas undeutlich war, so, dasz unter die in der Tabelle vorkommende fahle Rinder auch verschiedene fahlrote sich befinden; auch die gelbrote Rinder sind nicht aufgenommen. Die Verhaltniszahlen für die rote Farbe erscheinen hierdurch ungünstiger wie sie in Wirklichkeit sind. Ebenfalls ist auch nach Nörner und alteren, schweizerischen Autoren ja auch das schweizerische Fleckvieh urspünglich einfarbig rot gewesen und, wie sich neuerdings durch die historischen Nachforschungen des Einsiedler-Klosterpaters, Odilo Ringholz, gezeigt hat, hatte auch das schweizeriche Braunvieh ursprünglich eine rote Farbe. Wie bereits erwahnt, haben die Friesen und Batavier bei ihrer Ansiedling das niederlandische Vieh mitgebracht; es ist also germanischen Ursprungs. Aus Obenstehendem kann meines Erachtens mit groszer Sicherheit die These entnommen werden: Das niederlandische Rind gehort schon von Alters her zum sogenannten roten Landschlag, dem ursprünglichen Rind ganz Mitteleuropas. C. NATURGESCHICHTLICHE BETRACHTUNOEN. Wie wir schon in den beiden vorigen Abschnitten gesehen haben, stammt das niederlandische Rind von alters her vom urspriinglichen, roten Landschlag, den man über ganz MittelEuropa verbreitet fand. Nicht nur dasz es von den Friesen und Batavieren, bei ihrer Ansiedlung in diesen Landen, mitgebracht worden war, sondern auch in spateren Zeiten, bis selbst ins 18te Jahrhundert fand noch fortwahrend Einfuhr vom kleinen, roten, deutschen Vieh (den sogenannten Münster Kühchen) statt, von denen wir heute noch hie und da in den östlichen Provinzen unsres Landes in gröszerem oder geringerem Masze Nachkommen finden. Diese Ansicht findet eine starke Unterstützung in den Ergebnissen meiner Farbenforschung, indem zugleich aus den Gemalden des 16ten, 17ten und 18,en Jahrhundert ersichtlich ist, dasz der Typus in jenen Zeiten in bedeutendem Masze vom jetzigen Niederungsvieh abwich und grosze Ahnlichkeit mitdem Landschlag zeigte. Die von Prof. Dr. Duerst in der »lllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung® 1903, no. 63, gegebene Reproduktion einer Kuh des gewöhnlichen, alten Landschlages nach einem Kupferstich vom Ende des 16ten Jahrhunderts, zeigt ebenfalls grosze Ahnlichkeit in Typus mit den Gemalden aus jener Zeit, wenn es sich auch nicht leugnen laszt, dasz der Schöpfer dieses Kupferstichs in sehr auffallender Weise die Fehler dieses Viehs wiedergegeben hat. Jedoch auch auf einem andren Weg ist es vielleicht möglich die Abstammung des niederlandischen Viehes festzustellen. Schon seit einiger Zeit herrscht namentlich in Deutschland ein heftiger Kampf über die Frage, ob die Niederungsrinder wohl oder nicht vom Bos Primigenius Bojanus stammen. Der bekannte Altmeister L. Rütimeyer unterschied auf Grund der Messungen von Rinderschadein aus den schweizerischcn Pfahlbauten drei Rinderrassen, namlich: 1. Bos taurus primigenius, 2. Bos taurus brachyceros und 3. Bos taurus frontosus (Nilson), die sehr wahrscheinlich als eine Kreuzung von Bos primigenius und Bos taurus brachyceros zu betrachten ist. Dieser drei Rassen wurden in spaterer Zeit noch beigefügt: 1. Bos taurus brachycephalus (Wïlckens), 2. Bos taurus akeratos (Arenander) und 3. Bos taurus macroceros (Duerst). Die beiden Hauptgruppen sind aber Bos taurus primigenius, die als ein direkter, gezahmter Nachkomme von Bos primigenius Bojanus zu betrachten ist, und Bos taurus brachyceros. Indem Rütimeyer für jede dieser beiden Rinderrassen eine ursprüngliche Wildform annimmt, betrachten Nehring und Duerst den Bos primigenius als den Stammvater aller Rinderrassen. Zwar ist das Entstehen des Bos taurus brachyceros aus dem Bos primigenius in uralten Zeiten nicht naher nachzuweisen, doch dem gegenrtber steht, dasz noch nie eine Wildform des Bos taurus brachyceros mit einiger Gewiszheit nachgewiesen ist. Aus den ausgebreiteten Untersuchungen von Duerst und anderen zeigt sich, dasz man dem Bos taurus brachyceros nicht nur in Europa überall nachweisen kann, sondern auch in Afrika, Vorderasien, und Ostasien. In seinem Werke »Rinder von BabyIonien« kommt Duerst deun auch zu der Schlussfolgerung, dasz wir als Centrum der Verbreitung des Brachycerosrindes den Norden von Indien nachweisen können und dasz dieses Rind sich also, mit groszer Wahrscheinlichkeit, von hieraus über die verschiedenen Weltteile verbreitet hat. Bis vor wenigen Jahren war die allgemeine Meinung, dasz die Niederungsrinder den Bos taurus primigenius-Rassen angehörten. Gegen diese fast allgemein anerkannte Auffassung hat Duerst im Jalire 1903 Verwahrung eingelegt('). Er kommt zu dem Schlusz, dasz das Niederungsrind vom Bos taurus brachyceros abstammt und gründet diese Annahme auf die Vergleichung der verschiedenen Schadelformen der Brachycerosrinder aus der Bronzezeit von England und Irland, der Durham-Rasse, Hollander-Rasse und der Rinder aus Algerien, die alle ebenfalls die Schadelformen Jes Brachyceros zeigen. Dieser Auffassung widersetzt sich Fritz Helmich in seinem Werk ••Beitrage zur Kritik der Abstammungsfrage des Hausrindes«, hauptsachlich auf Grund von Messungen, die er an Schadeln von Niederungsrinder verrichtet hat und wobei er die gefundenen Masze mit den Dimensionen der verschiedenen Schadeln von Bos taurus primigenius und Bos primigenius Bojanus vergleicht. Am Ende seiner Betrachtungen kommt er zu dem Schlus »dasz an der Abstammung des Niederungsviehs vom Bos primigenius nicht zu zweifeln ist«. Es scheint mir aber, dasz die Resultate von Helmichs Untersuchung nicht einen so schlagenden Beweis geben, als es beim ersten Anblick wohl den Anschein hat. Erstens hat Helmich, wie Siegfried (2) mit Recht bemerkt, zwar die Ahnlichkeit zwischen den Schadeln der von ihm untersuchten jetzigen Niederungsrinder und mehrerer Primigeniusrinder nachgewiesen, doch hat er es unterlassen zu beweisen, dasz eine derartige Ahnlichkeit mit den Schadeln der Brachycerosrinder nicht besteht. Seine Beweisführung ist also einseitig. Zweitens aber hat Helmich die sehr wichtige Tatsache, dasz die Schadelform sich durch die Zucht auf Milchleistung sehr verandern kann, aus den Augen verloren. Dasz eine zu weit durchgezüchtete Milchkuh einen langen, schmalen, mageren 1) Dr. J. Ulrich Duerst. Betrachtungen über die Entstehung der sogenannten Niederungsschlage des Hausrindes. 2) Dr. Hans Siegfried. Die Rinderschadelfunde von Pasquart u. s. w. Kopf bekommt, ist bekannt, und dasz sich dadurch verschiedene Masze verandern können, liegt auf der Hand. Auch wird die Form des Kopfes durch die Körungen, wobei man besonders auf diesen Körperteil achtet, stark beeinfluszt. Da man weiter bei den Niederungsrindern oft grosze Unterschiede in den Kopfformen sieht, ware es nach meiner Ansicht nicht schwer, eine Anzahl Schadel zu finden, deren Masze in auffallender Weise mit denen des Brachycerosschadels übereiristimmten. Nach meiner Meinung hat Helmich denn auch mit seiner ausführlichen und lehrreichen Untersuchung nur bewiesen, dasz die SchSdel der verschiedenen in Niederungen lebenden Rinder viel Ahnlichkeit mit dem Primigeniusschadel zeigen; doch hieraus die Schluszfolgerung zu ziehen, dasz die direkte Abstammung der Niederungsrinder vom Bos primigenius zweifellos ist, scheint mir sehr gewagt. Die Frage, ob das Niederungsvieh (-und ich will mich bei meiner Arbeit nur auf das niederlandische Vieh beschrauken-) vom Bos primigenius oder vom Bos brachyceros abstammt, ist in folgender Frage enthalten: >'Welches Vieh hatten die ursprünglichen, bleibenden Bewohner »unsres Landes und zu welcher der beiden in Betracht kommen»den Viehrassen gehorte es?« Wie schon bemerkt wurde, gehorte das Vieh, welches die Friesen nnd Batavier mitorachten, dem roten, deutschen Landschlag an. Die grosze Ahnlichkeit zwischen den Schadeln des Brandenburger und des Schweizer Torfrindes,auf welche Ahnlichkeit Siegfried in seinem bereits genannten Werk hingewiesen hat, die von Duerst beschriebene Übereinstimmung zwischen dem englischen und französischen Torfrind und die vom selben Autor gegebene Beschreibung der Brachycerosrinder in den Ansiedelungen am Schloszberg zu Burg an der Spree, welche Brachycerosrinder von ungefahr 500 v. Chr. datieren, hebt genügend hervor, Schaiiel von einem friesischen Terprind. $ Schadel von einem friesischcn Terprind. ! Scliadel von einem friesischen Terprind. $ Akeratos-Schadel aus den friesischen Terpen. dasz zu jenen Zeiten, ein Viehschlag des Brachycerostypus, das altgermanische Kurzhornrind, über ganz Mittel- und Nord-Europa verbrei tet war. Diesen ursprünglichen, europaischen Landschlag finden wir heute noch unter anurem in Sibirien, auf einigen skandinavischen Insein und auf Island. Nach Dettweiler(') kommt dasselbe Kurzhornrind auch in der Lausitz vor. Aus dem hieroben Mitgeteilten zeigt sich, dasz die Germanen bei ihrer Nieaerlassung in unsrem Lande sehr wahrscheinlich ein Brachycerosrind mitgebracht haben. Können wir nun auch noch die Anwesenheit dieser Rinderrasse in den altesten Zeiten, in denen unser Land bewohnt war, nachweisen, so ist diese Wahrscheinlichkeit Qewiszheit geworden und ist zugleich für die Niederlande die Richtigkeit von Duerst's Theorie bewiesen, dasz das Niederungsrind vom Bos taurus brachyceros abstammt. Wie wir im ersten Abschnitt dieses Kapitels gesehen haben, warfen die altesten Bewohner unsres Landes überall »Terpen« auf, um sich bei Überschwemmungen dahin flüchten zu können. Diese Terpen, die zum Teil von den Kelten, zum Teil von den Germanen aufgeworfen wurden, treffen wir besonders in Friesland noch in groszer Zahl an. Sie enthalten viel fruchtbare Erde, welche ausgezeichnet zur Verbesserung der schlechteren Böden geeignet ist und dazu werden sie denn auch namentlich in den letzten Jahren sehr viel abgegraben, wobei nebst allerlei Gefaszen, Schmucksachen und Waffen auch viel Knochen und Schadel von Menschen und Tieren zum Vorschein kommen, und unter den Überresten der Tiere nehmen die des Rindes eine erste Stelle ein. Wenn wir diese Schadel, von denen ich einige, die im friesischen Museum zu Leeuwarden vorkonnnen' hier wiedergebe, naher betrachten, fallt es sogleich ins Auge, dasz wir hier mit Brachycerosschadeln zu tun haben. Die für 1) Dettweiler. Deutsche Landwirtschaftliche Presse. Jahrgar.g XXXII. diese Rasse charakteristische, quadratische, gewölbte Stirn, die Vertiefung zwischen den Augenhöhlen, die verhaltnismassig grosze Breite zwischen den Schlafengruben, die ziemlich breite, an beiden Seiten vom Hornansatz etwas abfallende Zwischenhornlinie und die vollkommen stiellosen Hörner, ziehen in erster Stelle unsere Aufmerksamkeit auf sich. Von zwei Schadeln sind die oberen Backzahne noch anwesend und quadratisch. Neben diesen Schadeln werden in den Terpen auch noch Akeratosschade! gefunden. In »Cultura< giebt L. Broekema(') eine Beschreibung von zwei dieser in Terpen gefundenen Schadel und kommt zu den Schlusz, dasz diese Schadel wahrscheinlich von nordischer Herkunft sein müssen. Der Umstand, dasz im Fusz des Terpes in Witmarsum ein Menschenschadel von rein nordischem Typus gefunden wurde und dasz in den Terpen bisweilen nordische Schmucksachen vorkommen, bestarkt ihn in dieser Meinung. Es möchte im Vergleich dazu noch erwahnenswert sein, dasz Duerst schon früher Schadel hornloser Rinder, sowohl aus den schweizerischen Pfahlbauten des Bielersees (2), wie aus den neolithischen Kulturschichten Nord-Deutschlands von Klein-Wanzleben(3), publizirt hat. Es könnte uns dies zu dem Gedanken führen, dasz vielleicht die nordische Völkerziige doch weniger maszgebend gewesen seien für die Bildung des hornlosen Rindes. als die Neigung, die die kurzhörnige Rassen überhaupt für die Hornlosigkeit besitzen. Man kann hier nur an die englische Polled-Galloway Rasse erinneren, von der Prof. David Low (1845), Folgendes bemerkt: >Man sagt, das die altere Galloway-Rasse, wie sie in der Mitte 1) L. Broekema. Een kleine bijdrage tot de kennis van de fauna onzer terpen. 2) L'Anthropologie, T II 1900, pag. 676. 3) Archiv für Anthropologie, N. F. Bd. II 1904, pag. 254, Tafel XVIII fig. 2. »des vorigen Jahrhunderts vorkam, Hörner gehabt hatte; aber »dieses ist nicht mit Qewiszheit bewiesen und einige, frühere »Notitzen bringen uns eher zur Konklusion, dasz das Fehlen »der Hörner schon seit viel frühere Zeiten eine besondere Eigenschaft dieser Rasse war. Dieses Fehlen der Hörner kan entweder »in den natürlichen Verhaltnissen der Oegend, oder in den Ergeb»nissen der Zucht, oder in den Zusammenfügung dieser beiden «Einflüsze seinen Ursprung finden*. Wie dem auch sei, so laszt sich doch feststellen, dasz das Vieh der Terpen ohne Zweifel zu Bos taurus brachyceros Rüt, und nicht zu Bos taurus primigenius gehort. Hierüber werden die nachfolgende osteologische Betrachtungen die beste Auskunft geben. Wir lassen hier eine tabellarische Übersicht folgen der Masze von: (') 7 Schadeln von Bos primigenius Bojanus, 8 » » » taurus primigenius (Rüt), 7 » » » » macroceros (Duerst), 12 » » » » brachyceros (Rüt) [fossil], 5 » * friesischen Terprindern und von 21 » » Bos taurus brachyceros (Rüt) [recent]. 1) Die hier zum Vergleich benutzten Masze der Rinderschadel der Samnilungen von London, Paris nnd Berlin habe ich dem Duerst'schen Catalogus craniorum mammalium domesticorum entnommen, den mir der Autor giitigst zur Verfiigung steilte. Lange der Praemolar- ... Zwischen- Umfang des Bos primigenius Bojanus. und ange. hornlinie stimenge- Stirnbreite. Hornzapfens Molarreihe. an der Basis. C,m' °/o c-m- 0/0 cm- % c.m. "o c.m. o/o c.m. "h 1. Var. Scoticus. Turbarv „ deposit. 153 54.2 30.0 109.5 19.5 69.1 22.2 78.7 28.2 100 33.5 U8.7 2. Anvers St. Qeorge, prés de „ " Paris. 15-3 52.3 33.3 114.0 16.5 56.5 22.5 77.0 29.2 100 34.0 116.4 3. Compiègne? J 2,5 ~ l^~ra.2 ,0(T^J l00,6 4. St.-Vrain.Cantond'Arpajon. 31.1 105.4 19.4 65.7 24.0 81.3 29.5 100 37.2 m7 5. Originalschadel v. Faujas- pi'.* xvM^f'ig. 2Essa'de Oéologie 273 8, 5 22 5 67.1 33.5 100 32.5 97.0 6. Mont Sacré (Rome). 32.0 114.2 19.5 69.6 22.7 81.0 28.0 100 33.9 ÜÏ7 7. Bos Lartetii. Mont Sacré (Rome). 25.3 110.4 22.0 96.0 20.0 87.3 22.9 100 21.5 93.8 Durchschnittszahlen. 15.3 53.25 30.52 110.70 22.67 75.31 22.90 78.84 29.21 100 32.29 Tl05l Lange der Praemolar- _.. ... Zwischen- . Umfang des Bos taurus primigenius (Rüt). und atirmange. jjomiinie Stimenge. Stirnbreite. Hornzapfens Molarreihe. an der Basis. c-"1- c/o cm- "/o c.m. o/o c.m. «/o c.m. % cm. o/0 1. Tourbières de la Somme. 12.6 59.4 22.7 1C7.0 15.5 73.1 18.0 84.9 21.2 100 21.0 99.0 2. from a Peal Deposit, ,, _ . Essex. g "'5 58.4 21.4 108.7 13.3 67.5 15.6 79.2 19.7 100 17.5 88.8 3. Vendée. J 12.9 51.8 26.1 108.5 19.9 81.2 20.0 81.6 24.5 100 24.0 97.9 4. Chillingham-Park. $ 11.2 56.0 18.5 92.5 14.3 71.5 15.8 79.0 20.0 100 5. from a Peal Deposit, ,.. „„ „ Ireland. g 14 2 62 0 22 5 98.2 14.8 64.6 19.1 83.4 22.9 100 24.0 104.8 6- Vendée- 14.0 53.8 25.8 99.2 21.3 81.9 20.1 77.3 26.0 100 7. Rouan. g 12.7 55.7 22.6 99.1 18.6 81.5 18.8 82.4 22.8 100 18.0 78.9 8. Maastricht. 22.0 94.4 18.2 78.1 19.6 84.1 23.3 100 17.2 73.8 Durchschnittszahlen. 12.73 56.73 22.70 100.70 16.99 74.92 18.72 81.49 22.55 100 20.28 90.53 Lange der Umfang des Prapirmlar- Zwischcn- Stirnlange. Stirnenge. Stirnbreite. Hornzapfens Bos taurus macroceros(Duerst) und hornlinie. , „ . . .. an der Basis. Molarreihe. c.m. % c.m. i «/o c.m. °/o c.m. j "o c.m. % c.m. j °/o 1. Raza Brava. J 11.6 58.6 20.6 104.0 15.8 79.8 15.0 75.8 19.8 100 15.2 76.8 2. Galizien (Spanien). ,ƒ castrirt 13.2 59.7 23.3 105.4 19.9 90.0 17.3 78.2 22.1 100 25.0 113.1 3. Raza deBarroza(Portugal). 13.1 51.9 24.4 96.8 17.9 71.0 19.9 78.9 25.2 100 4. Abyssinien. 11.0 60.1 21.0 114.7 15.4 84.1 16.7 91.3 18.3 100 20.8 113.6 5. Somalirind. 10.8 63.9 20.3 120.1 12.4 73.3 14.4 85.2 16.9 100 23.0 136.0 - - 6 datousiën) e^Fombat ^An" 13.3 63.6 21.8 104.3 18.5 88.5 17.6 84.2 20.9 100 20.4 97.6 — p 7. Raza Minhota (Portugal). 13.5 57.4 24.0 102.1 28.9 122.9 19.7 83.8 23.5 100 ! I I ~~ Durchschnittszahlen. 12.36 59.31 22.20 106.77 18.40 87.08 17.23 82.48 20.96 100 20.88 107.42 | ; La"ge der „ . , Umfang des Praemolar- Zwischen- D . , , /rvxv . Stirnlange. . Stirnenge. Stirnbreite. Hornzapfens Bos taurus brachyceros (Rut). und hornlinie. Molarreihe. an der Basis- c.m. % c.m. % c.m. °/o c.m. % c.m. °/o c.m. °/o 1. Gr. Tschochau. 11.7 68.8 17.5 102.9 10.9 64.1 13.3 78.2 17.0 100 2. Tschontschitz. 11.3 66.5 17.5 102.9 12.3 72.4 13.7 80.6 17.0 100 11.0 64.7 3. Hostomitz. 21.0 115.4 12.8 703 14.4 79.0 18.2 100 13.0 71.4 4. Kutterschitz. 15.0 75.8 14.2 71.7 19.8 100 11.5 58.1 5. Anatolien (Adabozor) 5? 10.4 53.1 21.2 103.2 12.7 64.8 15.0 76.5 19.6 100 14.0 71.4 6. Tourbières d'Irlande. 12.5 54.3 22.2 96.5 14.0 60.8 17.3 75.2 23.0 100 7. d° g 19.1 102.7 13.0 69.9 14.7 79.0 18.6 100 12.6 67.7 8. d° 5 14.1 73.4 20.4 106.3 12.8 66.7 14.3 74.5 19.2 100 11.3 58.9 9. Ireland. 19.0 109.8 15.9 91.9 13.8 79.7 17.3 100 12.0 69.4 10. Caverne de Langres. 15.3 111.7 12.2 89.0 13.4 97.8 13.7 100 9.2 67.1 11. Walthamstovv (Essex) £ ? 11.3 61.4 20.9 113.6 11.9 64.7 13.7 74.5 18.4 100 10.5 57.1 12. Thames-boden. g 10.6 60.9 17.0 97.7 12.1 69.5 13.4 77.0 17.4 100 9.2 52.9 Durchschnittszahlen. 11.70 62.63 19.19 105.67 12.88 71.64 14.26 78.65 18.26 100 11.43 63 87 Lange der Umfang des Pr3Pinnljir» _ . ZwiSCnCtl" _ . _ Stirnlange. Stirnenge. Stirnbreite. Hornzapfens Terp-Rinder. und hornlinie. Molarreihe. ander Basis. c.m. % c.m. °/o c.m. | °/o c.m. % c.m. | °/o c.iti. j % No. I. 13.0 59.0 22.1 100.4 13.5 51.1 17.0 77.2 22.0 100 21.2 96.3 No. II. 17.0 14.7 No. III. 17.0 80.1 17.5 82.5 21.2 100 No. IV. 12.5 69.4 19.2 106.7 11.7 65.0 15.3 85.0 18.0 100 14.2 78.9 No. V. 11.3 66.5 19.5 114.7 12.0 70.6 13.5 79.4 17.0 100 13.6 80.0 Durchschnittszahlen. 12.27 64.97 20.27 107.27 14.24 66.70 15.82 81.02 19.55 100 15.92 85.07 Lange der _ . _ Umfang des Praemolar- ->. • ... Zwischen- . Bos taurus brachyceros (Rut). und St""n,ange- hornIinie. St'™"ge. Stirnbreite. Hornzapfens Molarreihe. an ^er Basis, c.m. % c.m. o/o c.m. I °,o c.m. °/o c.m. °/o c m. % 1. Tiflis. 11.2 64.7 19.9 115.1 13.9 80.3 13.6 78.6 17.3 100 10.0 57.8 2. Syrië. ^ 17.3 90.6 21.9 114.7 14.1 73.8 14.9 78.0 19.1 100 12.5 65.4 3. Celebes. 12.2 63.8 19.4 101.5 12.0 62.8 13.4 70.1 19.1 100 9.8 | 51.3 4. Madura. 9.8 62.0 16.5 104.4 9.3 58.9 12.2 77.2 15.8 100 5. Indien. 13.6 77.3 19.0 108.0 12.0 6S.2 13.2 75.0 17.6 100 13.4 76.1 I 6. Timor. $ 12.0 77.4 17.3 111.6 9.6 61.9 12.0 77.4 15.5 100 7- Syrië. J 12.0 65 5 17.5 95.6 11.7 63.9 14.0 76.5 18.3 100 12.5 68.9 8. Armenien. 5 11.4 69.0 19.3 117.0 13.5 81.8 13.2 80.0 16.5 100 10.3 62.4 9. Normandie. J 14.2 53 3 27.1 101 9 19.8 74.4 20.0 75.1 26.6 100 21.5 80.8 10 Syrië. 12.5 67.2 17.6 94.6 13.6 73.1 14.0 75.3 18.6 100 11.4 61.3 11 Somalirind. 12.5 71.4 19.3 110.3 16.4 93.7 15.6 89.1 17.5 100 Lange der ^ Umfang des Praemolar- stjrn)ange. . . Stirnenge. Stirnbreite. Hornzapfens Bos taurus brachvceros (Rüt). und hornlinie. . J ... an der Basis. Molarreihe. c.m. o/o c.m. °o c.m. i °/o c.m. °o c.m. % c.m. ; °/o 12. Togoland. 5 13.5 79.4 19.9 117.1 11.0 64.7 15.1 88.8 17.0 100 13. Lindi (Afrika). 11.9 73.5 19.6 121.0 12.9 79.6 14.4 88.9 16.2 100 14.3 88.3 14. Island. 13.8 69.0 22.1 110.5 17.2 86.0 16.3 81.5 20.0 100 15. Münchenbuchsee. 13.2 65.6 19.9 99.0 13.5 67.1 16.0 79.6 20.1 100 16. Aegypten. 11.7 65.3 19.4 108.4 14.1 78.7 17.9 100 10.0 55.9 - 17. Island. 5 11.6 61.1 20.4 107.4 13.2 69.5 14.4 75.8 19.0 100 10.3 54 2 18. Cabylische Rasse 5 1Q g 62 2 lg Q ]08 6 ,0 7 61 , 12 8 73.1 17.5 100 (Marokko). 19. Algerie. f 10.8 50.2 18.9 87.9 12.4 57.6 15.3 71.1 21.5 100 16.3 75.8 I i 20. Algerie. J 13.1 72.8 19.9 110.6 12.8 71.1 14.0 77.8 18.0 100 11.0 61.1 21. Overijssel(Niederlande). $ 13.6 69.0 23.6 119.2 14.8 75.1 15.0 76.1 19.7 100 Durchschnittszahlen. 12.51 68.13 19.88 107.84 13.22 71.21 14.46 78.27 1851 100 12.56 66.10 Von diesen Maszen isl am meisten charakteristiscli die Lange der oberen Backzahnreihe. Die andere Maszen werden, wie Duerst(') schon früher bewiesen liat, stark beeinfluszt von der Richtung und dem Gewicht der Hörner, sind also weniger zuverlassig. Betrachten wir nun die verschiedene Langen der oberen Backzahnreihe etwas naher, dann sehen wir einen groszen Unterschied zwischen die prozentisclien Verhaltnissen dieser Maszen beim Bos primigenius Bojanus und Bos taurus primigenius (Rüt) einerseits und beim Bos taurus brachyceros (Rüt) und den Terprindern andrerseits, indem die Lange der Backzahnreihe der Terprindern eine grosze Übereinstimmung sowohl absolut wie relativ zeigt, mit der betreffenden Masz der subfossilen Brachycerosrindern. Das Durchschnittsverhaltnissmasz der obere Backzahnreihe der Terprindern weicht von den betreffenden Masz der fossilen und recenten Brachycerosrindern urn je 3.73 % und 4.63 °/o ab, indem die Abweichung von denselben Masz von Bos taurus macroceros, Bos taurus primigenius und Bos primigenius Bojanus je 9.54 °/o, 14.52% und 21.80 °/o ist. Der Unterschied ist also kennzeichnend. Eine überaus grosze Übereinstimmung betreffs dieser Masz sehen wir ebenfalls zwischen den rezenten Brachycerosrindern und der Sandkuh (N. 21), welche Masze auffallend mit den Durchschnittsmaszen der rezenten Brachycerosrindern, sowohl absolut, wie relativ, übereinstimmen, indem die Verhaltnissmasze der obere Backzahnreihe dieser Sandkuhschadel mit dem E'urchschnittsverhaltnissmaszen desselben Unterteils beim Bos taurus brachyceros, rezent und fossil, den Terprindern, Bos taurus macroceros, Bos taurus primigenius und Bos primigenius Bojanus je die folgenden Abweichungen zeigen: 1.270,,; 10.17° 0; 6.20%; 16.33 °/0 ; 21.63% und 29.57%. (') Experimentelle Studiën über die Morphogenie des Schadels der Cavicornia. Zuricli 1803. Betrachten wir die Tabellen der Brachycerosrinder und der Terprinder auch für die anderen Maszen naher, dan sehen wir, dasz auch die Stirnlange sicli zwischen sehr enge Grenzen bewegt, und dasz auch die andern Masze kein bedeutendes Abweichen von den, bei den subfossilen, wie rezenten Brachycerosrindern, gefundenen Dimensionen aufweisen. jedenfalls ist leicht zu erkennen, dasz die Differenz in den Mittelmaszen zwischen den Brachyceros- und den Terprindern geringer ist als eine solche zwischen den einzelnen Individuen, die hier die sicherlich sehr typisch und charakteristisch ausgelesene Brachycerosserie darstellen. Andrerseits sind aber in den charakteristischen Dimensionen die Unterschiede zwischen Bos taurus primigenius und Bos primigenius Bojanus so grosz, dasz eine enge Verwandtschaft zwischen diesen beiden Formen ausgeschlossen erscheint. Da aber die Übereinstimmung mit den Brachycerosrindern so grosz und der Unterschied mit den Primigeniusrindern so auffallend ist, so glaube ich auch mit Bezug auf das friiher schon Erwahnte und auf die Tatsache, dasz alle mir aus den Niederlanden bekannten Primigeniusschadel im Diluvium gefunden sind, wahrend welcher Periode, soweit bekannt ist, in unsrem Lande noch keine Menschen wohnten, diese Schadel also alle dem wilden Bos primigenius Bojanus angehört liaben mussen, meine Betrachtungen hier schlieszen zu können mit der Bemerkung, dasz Duerst's Behauptung zweifellos richtig ist und das niederlandische Rind, wie dies für die norddeutschen Landschlage von Duerst bewiesen wurde, abstammt von Bos taurus brachyceros (Rüt). II. DIE NIEDERLANDISCHE RINDVIEHSCHLAÖE. Es ist der grosze Verdienst des Herrn I. G. J. v. d. Bosch, des jetztigen Hauptinspektors des niederlandischen Rindviehstammbuches, dasz er den verschiedenen Ansichten, welche über die Anzah! und die Einteilung der niederlandischen Viehschlage bestanden, ein Ende gemacht hat, und kurz und bündig das niederlandische Rindvieh in drei Viehschlage eingeteilt hat, namlich, den schwarzbunten friesisch-hollandischen, den schwarzweiszkopf und »zwartblaard« Groninger und den rotbunten Maas-Rhein-IJssel Viehschlag, welche Viehschlage kurzweg angedeutet werden durch die Buchstaben F. H, G. und M. R. Y. Bei der Einteilung in diese drei Viehschlage hat v. d. Bosch, nicht nur geurteilt nach dem eigentümlichen Unterschied in der Farbe, sondern auch und zwar an erster Stelle nach dem Unterschied in den Durchschnittsmaszen, welche er aus den Dimensionen einer groszen Anzahl Rinder von jedem Viehschlag festgestellt hat und woraus sich entschieden ein Unterschied im Köperbau zeigte. Neben diesen drei Rindergruppen, treffen wir noch eine Masse ïiere an, die jedoch entweder so oft mit einander gekreuzt sind, dasz sie keinen bestimmten Typus inehr erkennen lasssen oder in so geringer Anzahl anwesend sind und für die niederlandische Viehzucht so wenig Wert haben, dasz sie nicht mehr in den Rahmen einer rationellen Viehzucht gehören. Über diese letzte Gruppe vonjTieren, wie solche ja in allen Zuchtgebieten existiren und denen Settegast den Namen »Rasse-janhagel< gab, werden wir bei der kurzen Beschreibung des niederlandischen Viehs hie und da Gelegenheit haben einige Mitteilungen zu inachen. Es braucht weiter keiner naheren Auseinandersetzung, dasz wir von den obengenannten drei Viehschlagen in unszrem Lande verschiedene Typen antreffen werden, je nach der Weise wie, und dem Zweck vvozu die Rinder in den verschiedenen Teilen der Niederlande gehalten werden, sowohl auch naeh dem Boden, auf dem sie vorkommen. So wird ohne Zweifel ein merklieher Unterschied bestehen zwischen einer Kuh des F. H. Viehschlages in den Marschgegenden von Friesland und einer aus den Sandgegenden derselben Provinz. Wir haben hier nicht die Absicht das Vieh aus jeder Provinz in extenso zu beschreiben, doch wollen wir uns hauptsachlich an obengenannte Einteihmg in drei Schlage halten und für jede Provinz nur die Einzelheiten angeben, welche von Bedeutung geachtet werden können. Bevor wir hiermit anfangen, müssen wir noch erwahnen, dasz auch frühere Schriftsteller den schvvarzbunten friesisch-hollandischen, den Groninger und den IJssel Viehschlag wohl genannt haben, doch dabei noch Unterschied machten z. B. zwischen dem friesischen und dem hollandischen Schlag. So nennt ünter andern K. Hofmann ') neben dem Groninger ^Blaarkop« noch das schwarzbunte Groninger Rind, wahrend dieses letztere nur als ein bestimmter Typus des friesisch-hollandischen Schlages zu betrachten ist. Dasselbe gilt für das schwarzbunte Noord-Hollander Rind, da es doch allbekannt ist, dasz in Noord-Holland jahrelang viele friesische Rinder eingeführt sind. -) GRONINGEN. Diese Provinz ist als das Hauptzuchtgebiet des Groninger Viehschlags zu betrachten, wobei besonders das «Noordelijk (') K. Hofmann, Das Hollander Rind. (2) Bei der Beschreibung der drei Viehschlage werden wir in der Hauptsache den Angaben folgen, welke von I. O. J. v. d. Bosch verschafft werden- Westerkwartier* in Betracht kommt. Ursprünglich kam derselbe im Bezirk Hunsingoo vor, von wo aus er sich verbreitet hat. Die Farbe ist schwarz mit weiszem Kopf, Unterbrusc, Bauch und Unterbeinen. Der Hodensack musz schwarz sein und bisweilen ist auch das Euter teilweise schwarz im Anschlusz mit dem Schwarz das Bauches. Der Kopf ist ganz weisz (schwarzweiszkopf) oder hat urn die Augen einen ringförmigen schwarzen Flecken, der wohl oder nicht übergeht in das Schwarz des Halses. Man spricht dann von festen oder losen »Blaarkoppen«. Die Unterbeii>e sind weisz bis an die obere Halfte der Röhren oder bisweilen nur bis an die Fesselgelenken. Es ist ein schönes Tier, das sich mehr zu der Fleischbildung als zu der Milchleistung eignet, obgleich man sich in den letzten Jahren mehr bemüht die Milchleistung zu entwickeln. Es ist ein Tier mit geschlossenem und festem Körperbau, breiter Vorderpartie, breitem und gradem Oberbau und viereckiger, grader Hinterpartie. Der Rumpf ist ziemlich lang mit guten, gegenseitigen Proportionen zwischen Vorder-, Mittel- und Hinterpartie. I. O. J. v. d. Bosch erwahnt, dasz es hie und da einmal überbaut ist. Mir ist solches nicht aufgefallen und es stinimt auch nicht überein mit dem von ihm angegebenen Durchschnittsmaszen, wie wir weiter sehen werden. Das Knochengerüst ist fein und die Haut locker liegend, aber ziemlich dick und mit ziemlich groben, dichtstehenden Haaren bedeckt. Das Tier hat einen schonen, proportional gebauten Kopf, sehr feine, nach innen und etwas nach unten gebogenen Hörner, einen maszig langen an der Brust breit angesetzten Fials und breite, tiefe Brust, eine ziemlich schrage, oft etwas gespaltenem Widerrist. Die Rippen sind rund, mit geschlossener, kurzer Flanke. Der Riicken ist stark und breit, die Lenden breit und grade (bisweilen ein wenig gewölbt, was man wohl einmal als ein Überbleibsel der Shorthorn-Kreuzung betrachtet). Das Kreuz ist breit, viereckig und grade, bei Stieren oft etwas abschüssig und auch wohl einmal ein wenig schmaler nach hinten. Die Schenkel sind breit, lang und grade, von hinten oft sehr flach. Bei Stieren sind die Schenkel oft sehr rund und entstehen die sogenannten >Steen-oder Paardebillen«, welche man nicht gern sieht, weil sie bei der Geburt oft Schwierigkeiten verursachen. Der Schwanz ist ziemlich lang, mit feiner, etwas niedrigliegender Schwanzwurzel und oft langen Bandera. Der Stand ist ziemlich gut, hinten bisweilen ein wenig sabelbeinig und kuhhessig und die Beine sind fein mit gut entwickelten Gelenken. Das Euter ist maszig entwickelt, haufig mit groben, dichtzusammenstehenden Zitzen und dunnen, kurzen Milchadern. Es ist ein Rind, dasz sich leicht erhalten laszt und grosze Fahigkeit zum Fleisch- und Fettwuchs hat. Das Verhaltnis des Fleischwuchses zur Milchergiebigkeit könnte man darstellen durch die Zahlen 60 zu 40, wiewohl man sich in den letzten jahren mehr bemüht die Milchergiebigkeit zu erhöhen. Als kennzeichnende Fehler sind zu betrachten die schwere, lockere Schulter, das wenig entwickelte Euter, und der bisweilen sabelbeinige Stand. Als Durchschnittsmasze giebt I. G. J. v. d. Bosch an (in Centim.) Körperteil Erwachsene Kuh 2 jahriger Stier Rumpflange .... 165.4 170.8 Widerristhöhe . . . 133.0 140.5 Kreuzhöhe 134.9 142.9 Brusttiefe 72.2 75.5 Brustbreite 45.7 50.0 Hüftbreite 56.3 55.7 Beckenbreite .... 52.0 54.3 Kreuzlange 54.0 56.2 Gerlrude (N. R. S. n° 12168). (G.-Viehschlag). Marquis (N. R. S. 11" 7465). — (Q.-Viehschlag). Qrimkop (Groningen). Iilauschinimel« (Groningen). Neben der schwarzen Farbe sehen wir auch noch die rote. Man spricht dann von »Rotweiszköpfen« und »Roodb1aarden«. Obgleich stark in der Minderzahl sieht man sie doch noch wohl einmal. Sehr beliebt ist eine dunkle, kastanienrote Farbe. Hierbei tritt die eigentümliche Erscheinung auf, dasz diese Farbe eine Neigung hat zu der hellroten Farbe zurückzugehen, und man die dunkle Farbe nur behalten kann, wenn man ein einziges Mal schwarzes Blut hineinmischt. Die dunkelrote Farbe stellt sich dan wieder her. Bekanntiich hat man im 19ten Jahrhundert mit dem Shorthornblut gekreuzt und obgleich diese Kreuzung schon seit langer Zeit zur Vergangenheit gehort, sehen wir doch noch Überbleibsel davon im Auftreten von schwarzen Flecken im Weisz am Kopfe (die sogenannten »Grimkoppen«) indem auch ein einziges Mal Blauschimmel auftreten, wovon ich einen schonen Typus gefunden habe. Auffallend ist das oft gleichzeitige Vorkommen von gefleckten Beinen, was auch bei den Blauschimmeln zu sehen ist. Auf der Abbildung dieses Tieres kann man auch deutlich die sehr breiten, ziemlich stark gewölbten Lenden sehen. Weisze Flecken auf Widerrist, Kreuz und Halz werden nicht gerne gesehen, dennoch gelten sie nicht als Zeichen der Kreuzung. Neben den hier beschriebenen groninger Rind kommt in dieser Provinz noch ein schwarzbuntes Rind vor, welches als zum friesisch-hollandischen Viehschlag gehorend zu betrachten ist. Was Bau und Eigenschaften betrifft, steht es zwischen beiden Schlagen. Es unterscheidet sich vom groninger Rind, erstens durch die Farbe, welche schwarzbunt ist, weiter durch einen Iangeren, schmaleren Kopf, ein schwereres mehr nach oben vorstehendes Kreuzbein, ein besser gebildeten Euter, eine felnere Haut und eine weniger fleischige Flinterpartie. Es ist auch milchreicher, hat feinere Haare und zeigt im groszen und ganzen mehr den Milchtypus. Im Nordosten der Provinz sieht man noch wohl Maus- utid Silberfahle, die da in früheren Jahren viel mehr gezüchtet wurden. Schlieszlich kann noch bemerkt werden, dasz man die »Zwartblaarden« mehr anlrifft auf dem Marschboden und das schwarzbunte Rind mehr auf dem Sandund Torfboden, und man je nach der Beschaffenheit des Bodens mehr oder weniger entwickelte Typen begegnet, indem man auf den schlechtesten Grundstücken verschiedene Fehler, wie flache Rippen, schmale Brust, scharfen Widerrist und Rücken, schmale Lenden, enges Kreuz und kuhhessige und sabelbeinige Stand auftreten sieht. FRIESLAND. Ebenso wie Groningen für die ^zwartb!aarden« so ist Friesland das Flauptzuchtgebiet des friesisch-hollandischen Viehschlags. Das friesische Rindviehstammbuch spricht vom friesischen Rind, und das niederlandische Rindviehstammbuch hat den ursprünglich von v. d. Bosch angegebenen Namen verandert und spricht nun vom hollandischen Viehschlag. Dennoch ist der Name friesisch I10Ilandisch besser, weil in der Tat, wie wir sehen werden, wohl etwas Unterschied besteht zwischen dem noord-hollandischen Rind und dem friesischen, wenn auch dieser Unterschied nicht grosz genug ist, um eine Unterscheidung in zwei besondere Viehschlage zu rechtfertigen. Wenn man denn auch den Namen »friesischhollandischi nicht behalten wollte, hatte man doch diesen Viehschiag bezeichnen mussen mit dem Namen friesischen und nicht mit dem Namen hollandischen Viehschlag, weil das noord- und zuid-hollandische schwarzbunte Rind vom schwarzbunten friesischen abstammt und nur zufolge andrer Lebensverhaltnisse sich im allgemeinen Aussehen geandert hat, wahrend doch der Typus erhalten geblieben ist. Wie wir nachher sehen werden, wird heute in allen Provinzen der Niederlande mehr oder weniger mit dem friesisch-hollandischen Rind gezüchtet. Das friesisch-holiandische Rind ist der Typus der Niederungsrassc mit groszer Fahigkeit zur Milchprodi'.ktior. neb en genügenda Anlage zum Fleisch- und Fettwuchs; beide Eigenschaften stehen zu einander in einem Verhaltnis von ungefahr 70 zu 30. Die Farbe ist schwarzbunt, wobei die gesuchteste Farbung die dunkelschvvarzbunte ist, worunter man versteht eine schwarze Vorder-, Mittel- und Flinterpartie, welche in der Höhe ungefahr des Widerristes und der Hiiften durch weisze Felder scharf geschieden sind. Der Bauch ist weisz, indem die Beine bis an die Kniee und die Hacken ebenfalls weisz sind. Bei der Beschreibung sagt v. d. Bosch, dasz graue Ringe beim Übergang von schwarz und weisz und das Auftreten von schwarzen Flecken an der Krone und dem Flodensack wohl zugelassen aber doch nicht gerne gesehen werden, indem man ebenso wenig gerne einen gelben Flecken über der Nase sieht. Fleute nimmt das friesische Rindviehstammbuch Tiere mit einzelnen Flecken an den Unterbeinen wohl noch auf; das niederlandische Rindviehstammbuch aber nicht. Wir kommen hierauf spater bei der Beschreibung des niederlandischen Rindvie'nstammbuches zurück. Das Euter und der Schwanzbüschel sind weisz. Der Kopf ist schwarz mit gröszeren oder kleineren Stern, indem die Blasse auch noch oft vorkommt. Blaue Zitzen sind sehr gesucht. Bei dem Stier ist der Hodensack gewöhnlich weisz. Es ist ein Viehschlag mit eckigen Formen und scharfen Linien, indem besonders bei den vorzüglichen Milchkühen oft Hochbeinigkeit auftritt. Die Mittelpartie ist im Verhaltnis zur Vorderpartie lang, wodurch das Tier einigermaszen unproportioniert gebaut ist. Die Zuchtrichtung im Milchtypus macht dieses Miszverhaltnis wohl einigermaszen erklarlich, obgleich wir in den Ietzten Jahren hierin grosze Verbesserung, namentlich in Friesland konstatieren können. Besonders das hochbeinige ist viel vermindert. Das Knochengerüst ist grob, dennoch tragt das Tier das Geprage des Adels durch den edlen Milchkopf, die glanzende, feine Hautund die Schlankheit des ganzen Körpers in Verbindung mit den hohen Milchergiebigkeit, wodurch es zu den Ersten der Milchrassen gehort. In Friesland ist es im allgemeinen am meisten in der Milchriehtung entwickelt, wodurch man hier auch mehr Fehler wahrnimmt als in Holland, wo der Kopf weniger verfeinert, der Rücken starker und die Stellung korrekter ist. Der Kopf ist lang, etwas schmal in den Schlafen, trocken, fein geschnitten mit groszen, stark hervortretenden Augen, die Hörner sind ziemlich fein und in seitwarts sich wendender Kriimmung mit den Spitzen zu einander gebogen. Der Hals ist lang und dünn und hat bei uem echten Milchtypus eine ausgeschnittene Oberlinie, die Brust ist schmall aber zieinlich tief mit wenig Wamme. Die Schultern sind steil und durch weniger guten Anschlusz ist das Tier oft bug'g (laffenstützig) und hat es in Verbindung mit dem flachen Rippen wohl einmal ein Hasenlager (Laffenleere). Die Rippen sind im allgemeinen flach, doch die Hinteren runden sich ein wenig, indem sie durch ihre grosze Lange dazu beitragen einen tiefen Bauch zu formen. Sie sind breit und haben grosze Zwischenraume. Der Rücken ist lang, scharf und grade oder etwas gesenkt. Oft sieht man einen deutlichen Übergang von dem Rücken in die Lenden, dadurch, dasz die Dornfortsatze der letzten Rückenwirbel stark entwickelt sind. Dies gilt aber nicht als ein Fehler und man deutet es an mit dem Namen »Friesche Knoop«. Die Lenden sind lang und wenig fleischig, schmal nach vorn und mit deutlicher Einschnürung vor den Hüften, indem sie seitwarts wohl einmal etwas abfallen. Die Flanken sind grosz und hohl. Das Kreuz ist breit gebaut, namentlicli in den Hüften, oft ein wenig abhangend, aber immer mit groszem Beckenraum. Die Schenkel sind etwas schmal und ein wenig ausgehöhlt, sowohl von den Seiten als von hinten gesehen. Bei den Stieren sind sie oft etwas kurz und von hinten ein wenig eingeschnürt. Der Schwanz ist lang und dünn, oft sehr lang, gut eingepflanzt mit starken, bisweilen etwas langen Bandern und einem ziemlich schweren, kammförmigen Kreuzbein, das über dem Kreuz und den Lenden hervorragt. Die Beine haben maszig starke Gelenke und die Stellung ist wohl manchmal weniger grade und stark. Die Haut ist weich und dünn und liegt ziemlich locker. Sie ist dicht besetzt mit kurzen, maszig feinen, glanzenden oft etwas steifen Haaren. Das Euter ist grosz, hoch und breit, es erstreckt sich bis weit unter den Bauch und reicht oft hoch nach hinten. Die ziemlich langen Zitzen stehen weit aus einander. Auch der Stier hat oft tüchtige Zitzen, was man gerne sieht. Die Milchader sind stark geschlangelt, dick, oft verzweigt mit ein oder melir Milchlöchern; sie sind oft auch bei dem Stier deutlich wahrnehmbar. Als Hauptfehler gelten das hagere Vordergerüst, der lange Hals, die steilen, oft ungeniigend angeschlossenen Schultern, der scharfe, hagere Widerrist, die flachen Rippen, der schlaffe Rücken, die mageren Lenden, die oft schüssige Kruppe mit schwerem Kreuzbein, die leichten Oberschenkel und die oft etwas schwache Stellung hinten. Alles Fehler, welche hinweisen auf einen zu weit fortgezüchteten Milchtypus. Als Durchschnittsdimensionen giebt v. d. Bosch an: Körperteile ErwachseneKuh 2 jahriger Stier Rumpflange 168.0 172.4 Widerristhö'ne . 135.7 142.2 Kreuzhöhe 138.5 144.0 Brusttiefe 72.9 75.8 Brustbreite 44.9 49.0 Hüftbreite 56.4 54.6 Beckenbreite 51.3 53.4 Kreuzlange 54.3 56.1 Je nach der Bodenbeschaffenheit können wir nun bei diesem fricsisch-hollandischen Rind in Friesland von drei Untertypen sprechen. Auf dem schweren Marschboden im N. W. der Provinz sehen wir den schwersten Typus; in der Mitte und im Süden sehen wir ein mittelschweres Rind und im Osten, und SüdOsten, auf dem leichteren Boden nach Groningen und Drente hin, sehen wir einen leichteren Typus. Ein scharfer Unterschied zwischen den drei Typen ist nicht zu machen, ebensowenig als zwischen den Gegenden, wo sie vorkommen. Beide, sowohl die Landstriche als die drei Typen gelien allmahlich in einander iiber. Bei dem mittelschweren Rind sehen wir die hiervor genannten Hauptfehler gewöhnlich in geringerem Masze auftreten, weil der Hals weniger ausgeschnitten und die Brust breiter ist. Die Schulter liegt schrager und weniger locker, die Rippen sind weniger flach, das Knochengerüst ist feiner und das Tier proportionierter von Bau. Der leichte Typus hingegen, zeigt, je weiter man sich von dem fruchtbaren Boden entfernt, wieder mehr Fehler im Bau, indem es auch weniger gleichmaszig von Typus ist. In den letzten Jahren kommt hierin aber auch immer mehr Verbesserung. Wir achten es nicht ohne Bedeutung hier unten die Anforderungen folgen zu lassen, welche das friesische Rindviehstammbuch stellt: Farbe — Schwarzbunt mit weiszer Flamme vorn und hinten, Stern vor dem Kopf und weisze Unterbeine. Haut — Locker, fein und sanft. Haar — Fein und sanft. Kopf — Fein und nicht lang, mit groszen Augen, breitem, blauen Nasenspiegel und groszen Nasenlöchern. Hörner — Fein und glatt, nach unten gerichtet und etwas nach vorn gebogen. Hals — Fein und lang, gleichmaszig in Brust und Schulter übergehend. Brus< — Tief und breit. Widderrist — Nicht breit, nicht schrtial. Schultern — Out geschlossen und nicht zu schwer. Rippen — Lang und ein wenig gerundet. Rücken — Grade; man musz die Wirbel deutlich fühlen können. Lenden — Ziemlich breit. Kreuz — Flach, wo möglich viereckig. Becken — Breit. Gliedmaszen — Oberschenkel bis an die Achillussehne grade durchlaufend, Gelenke kraftig, biegsam. Schwanz — Lang und fein; fein behaart. Euter — Fein, weich, mit schwacher Wölbung an den Körper schlieszend. Zitzen — Stark entwickelt, nicht zu lang, gleich weit von einander entfernt; eine blaue Farbe verdient den Vorzug. Milchadern — Stark geschwellte. Neben den schwarzbunten Farben kommen auch andre Farben vor, hauptsachlich die rotbunten. Diese werden auch in das friesische Rindviehstammbuch eingeschrieben, wahrend man früher auch fahle Rinder aufnahm. Die rotbunte Kuh kommt aber in immer geringerer Anzahl mehr vor und man trifft sie hauptsachlich noch auf dem Marschboden an. Von dem schwarzbunten Rind unterschieden sie sicli nur in der Farbe. In früheren z.eiten kamen die rotbunten Rinder in Friesland in viel gröszerer Anzahl vor und vor der Einfuhr der schwarzbunten Farbe traf man sie an neben den fahlen und andren Farben und sie sind denn auch als die Nachkömmlinge des friesischen Viehs in früheren Jahrhunderten zu betrachten, wofür auch die grosze Bestiindigkeit der roten Farbe spricht. DRENTE. In dieser Provinz trat man von alters her das echte Sand- oder Heidevieh an. In den letzten Jahren hat man aber in Verbindung mit der besseren Kultur des Bodens ernstliche Versuche zur Verbesserung des Viehs angewandt. In der Umgegend von Meppel und Koevorden, doch besonders in der ersteren trifft man heute vortreffliches Vieh an, welches zu dem friesisch-hollandischen Viehschlag gehort. Obgleich man im Norden der Provinz ziemlich viel Groninger Vieh eingeführt hat, züchtet man doch in den letzten Jahren, wie wir im folgenden Kapitel naher sehen werden, hauptsachlich im schwarzbunten friesischhollandischen Viehschlag und hierbei steht die Gemeinde »De \Vijk« in der Nahe von Meppel, an der Spitze. Auf dem schlechtesten Heide- und Sandboden trifft man noch das alte, kleine Heidevieh an. Dieses Vieh ist mager, hat grosze Augen, spitze, aufwarts gebogene Hörner, einen hageren Hals, scharfen Widerrist, schwachen Rücken und schwache Lenden, ein schmales Kreuz und eine untiefe Brust. Die Stellung ist kuhhassig, sabelbeinig und das Tier zeigt oft hohle Kniee. Die Farbe ist weiszbunt (viel weisz und wenig schwarz) wahrend auch rotbunt, fahlbunt und blaubunt angetroffen wird. Zum Glück findet man dieses Vieh in immer geringer Anzahl. OVERIJSSEL. Ein Teil dieser Provinz, namlich der Landstrich zu beiden Seiten der IJssel gehort zu dem Zuchtgebiet des rotbunten »MaasRhein-IJssel« Viehschlags, welches Zuchtgebiet sich erstreckt entlang den Flüssen IJssel, Rhein und Maas, bis an den südlichsten Teil der Provinz Limburg, obgleich die Gegenden entlang der IJssel als Hauptzuchtgebiet zu betrachten sind. Dieser Viehschlag ist nahe verwandt mit dem rotbunten Vieh von West-Deutschland. In früheren Jahren war die grosze Gefahr vorhanden, dasz dieser Viehschlag ganz verloren gehen würde, weil man ihn damals durch die Einfuhr von Stieren aus Friesland, Groningen und Holland zu »verbessern« suchte. Glücklicher Weise hat man in Jan (N.R. S. n° 8163). — (M. R. Y.-Viehschlag). Bregje (N. R. S. 11" 23). (M. R. Y.-Viehschlag). Napoleon (N. R. S. n" 7756). — (F. H.-Viehschlag). Koningin (N. R. S. n" 15604). (F. H.-Viehscfilag). Jantine (N. R. S. n° 15329). (F. H.-Viehschlag). 1 l 1 Saiitl- ocicr Heidckuli (Overijssel). Friesiscli - Hollandischer Viehbcstand. Roza (N. R. S. n° 14350). — (F. H.-Viehsclilag). i den letzten Jahren diesen ganz verkehrten Weg verlassen und verbessert man heute durch Reinzucht im eigenen Viehschlag. Das damalige Zustandekommen eines Slaminbuches für dieses Vieli als Unterabteilung des niederlandischen Rindviehstammbuches hat viel hierzu beigetragen. I. G. J. v. d. Bosch giebt von diesen Viehschlag folgende Beschreibung. Die Farbe ist rot oder rotbunt, man sieht am liebsten eine ziemlich dunkle, rote Farbe, indem dunkle Sterne in dieser roten Farbe (brandrood) sehr gerne gesehen werden. Die gelbe, gelbrote und helirote Farbe sind verurteilt. Der Hals musz einfarbig sein. An dem Kopf kommt meister» eine grosze Blasse vor, besonders im sogenannten »Land van Kuik«, in der Umgegend von Nijmegen, wo man früher ziemlich viel mit Shorthorn gekreuzt liat und wo man von dieser Kreuzung in der Farbe noch wohl einmal Spuren auftreten sieht. Auch Weiszköpfe werden da wohl angetroffen. Gefleckte Beine, Flecken an der Krone oder an der Klauenspalte und einen roten oder Fleckigen Ballsack sieht man nicht gerne. Der M.-R.-IJ.-Viehschlag halt die Mitte zwischen dem Milchund Fleischtypus, welche beiden Typen verhaltnismaszig in gleichem Masze anwesend sind. Er hat einen breiten, tiefen Rumpf und kurze Beine. Durch die Lange der Vorderpartie, anschlieszend zusammengedrangte und geschlossene Mittelpartie ist der Rumpf lang. Das Knochengerüst ist mittelscliwer, indem im »Land van Kuik* das Vieh etwas schwerer ist als entlang der IJssel. Der Kopf ist breit und kurz mit groszen, sprechenden Augen, breitem Maul und oft kurzer Nase. Scheitel und Kiefer sind oft breit und verbunden mit der öfters schweren Wamme, erhalt der Kopf hierdurch haufig ein plurnpes Aussehen. Die Hörner sind lang und selten fein, haufig mit stark aufwarts oder abwarts gebogenen Spitzen. Der Hals ist breit und geht nach und nach in die Schulter iiber. Die Brust ist kraftig und ticf oft ein wenig schmal snit ziemlicli sclnverer Wamme. Die Schultern sind lang und schrag und meistens gut angeschlossen, wahrend sie bei den Stieren oft etwas locker liegen und hierdurch der ziemiich breite, gut gefüllte Widerrist öfters gespalten ist. Die Rippen sind lang und gut gerundet und die Flanken kurz und geschlossen. Bei gröszerer Entwicklung der Milchrichtung sehen wir flachere Rippen auftreten. Rücken und Lenden sind breit, kurz und gut gefleiseht. Das Kreuz ist einigermaszen kurz und breit in den Hüften, nach hinten wird es schmaler und fallt seitwarts ab, zufolge der niedrigliegenden Gesaszhöcker. Die Schenkel sind nicht selten rund und namentlich auch bei den Stieren an der Innenseite sehr fleischig. Der Schwanz ist gewöhnlich kurz und hoch eingepflanzt mit grober Schwanzvvurzel und schwerem Kreuzbein. Die Beine sind kurz, die Stellung ist korrekt, und die Bevvegung leicht. Die Haut ist etwas dick, lockerliegend mit einigermaszen harten, ziemiich langen und glanzenden Haaien. Das Euter ist gut entwickelt, etwas schmal und hinten nicht hoch aufsteigend; die Zitzen sind grosz, oft ein wenig dichtzusammenstehend und ziemiich haufig mit langen Haaren versehen, indem die Milchadern gut entwickelt sind. Die Hauptfehler sind die zu langen Hörner mit fehlerhafter Stellung und Form, die Verengung des Beckens, die bisweilen lockere Schulter, die oft kurzen und eingesclmürten, schweren Schenkel, die grobe Schwanzwurzel, das schwere Kreuzbein, der kurze Schwanz, und das etwas schmale und nach hinten wenig ansteigcnde Euter mit zu enger Stellung der Zitzen. Als Durchschnittsmasze giebt v. d. Bosch an : I Körperteil. Erwachsene Kuh 2 jahriger Stier Rumpflange 163.7 165.3 Widerristhöhe 127.8 134.— Kreuzhöhe 130.1 136.1 Brusttiefe 70.2 72.— Brustbreite 44.3 47.1 Hüftbreite 54.1 52.7 Beckenbreite 48.7 51.7 Kreuzlange 52.1 54,— Neben dem rotbunten >>Maas-Rhein-IJssel< Vieh treffen wir in der Provinz Overijssel noch mehrere Viehtypen an. So finden wir im N. W. der Provinz, besonders in der Umgegend von Mastenbroek, einen Viehtypus, der durch seinen höheren Bau und gröszere Entwicklung in der Milchrichtung als ein Übergang zwischen dem >Maas-Rhein-IJssel« Viehschlag und dem friesischhollandischen betrachtet werden könnte. Die Farbe ist hauptsachjich schwarzbunt. Auf der ganzen »Kamperinsel ist das Vieh etwas gröber von Bau, obgleich in den letzten Jahren hierin viel Verbesserung herrschte. Je mehr man sich in östlicher Richtung von der IJssel entfernt, desto geringer wird die Güte des Viehs und in den östlichen Teilen der Provinz trifft man hie und da noch sehr slechtes Vieh an, das nur wenig bessere Formen zeigt als die in »Het Rundvee van G. J. Hengevelde dargestellten Typen. Dennoch sieht man auch hier das altere Heidevieh immer mehr verschwinden, was Hand in Hand geht mit einer besseren Kultivierung des Bodens. In der Umgegend von Enschede und der Gemeinde Lonneker ist man seit etwa sieben Jahren bemüht das Vieh zu verbessern durch die Einfuhr von friesischen Stieren und diese Versuche werden anfanglich vom besten Erfolg ge- krönt. Auch junges weibliches Zuchtvieh und altere Kühe werden wohl aus Friesland eingeführt, wobei es bemerkenswert ist, dasz diese eingeführten jungen Tiere sich meistens gut entwickeln und in Produktion mit ihren in Friesland verbleibenden Schwestern sehr gut wetteifern können. NOORD-HOLLAND. In dieser Provinz treffen wir neben einer Masse rassenlosen Tieren von iibrigens guter Qualitat, im nordöstlichen Teil, wobei besonders der Beemsterpolder in Betracht kommt, vortreffliche Typen des friesisch-hollandischen Viehschiags an. Die allgemeine Reschreibung dieses Viehschiags, wie solche bei der Behandlung der Provinz Friesland gegeben, paszt auch auf sie. Jedoch zeigen sich kleine Abweichungen vom friesischen Typus. Erstens in der Farbe. Wo man in Friesland im groszem und ganzem die dunkelschwarzbunte Farbe in den Vordergrund treten sieht, sehen wir in Noord-Holland ziemiich oft die weiszbunte oder leichtbunte (mehr weisz und weniger schwarz). Ist das Schwarz nun noch in vielen kleinen Flecken iiber den Körper verteilt, so spricht man von den sogenannten »tijgerbonten« (getigerten). Der noord-hollandische Typus ist durchschnittlich gröszer und schwerer als der friesische und höher auf den Beinen mit besserer Stellung. Er hat einen etwas kürzeren und breiteren Kopf, eine etwas tiefere Brust, einen weniger ausgeschnittenen Hals, einen nicht so scharfen Widerrist und etwas rundere Rippen. Das Kreuz ist extrabreit, flach und viereckig, und fallt weniger ab, indem das ganze Tier etwas fleischiger ist als das friesische. Dies sind jedoch alle kleine Abweichungen, welche auf den allgemeinen Typus des friesisch-hollaiidisc'nen Viehschiags von wenig Einflusz bleiben. In der Umgegend der groszen Stadte trifft man im Hinblick auf die Milchversorgung viel Qebrauchsvieh an, das keinen eigent- Iichen Typus zeigt. Auf dem leichteren, westlichen Boden finden wir einen leichteren Typus des friesisch-hollandischen Viehschiags, in derselben Weise, wie wir in Friesland gesehen haben. ZUID-HOLLAND. Das Vieh in dieser Provinz ist, einige Ausnahmen nicht mitgerechnet, ein Mischmasch verschiedener Typen und Farben. Wegen der groszen Anzahl gröszerer Stadte trifft man hier eine Masse Gebrachsvieh an. Zwar zeigt sich hierin in den letzten Jahren etwas Verbesserung, doch heute sieht man noch alle Farben: »zwartblaard , rotbunt, schwarzbunt, gelbbunt, fahlbunt, graubunt und blaubunt, wie hie und da auch wohl noch Abkömmlinge der früheren Shorthornkreuzung. Einzig auf den zuid-hollandischen Insein und in der Umgegend von Leiden trifft man einen bestimmten Typus an. In der Umgegend der letztgenannten Stadt und auf den Weiden langs dem »Ouden Rijn (alten Rhein) sieht man den groninger Blaarkopï in überwiegender Anzahl, wahrend man auf den zuid-hollandischen Insein mehr schwarzbuntes Vieh antriftt, welches aber auch wieder geringe Abweichungen mit dem friesisch-hollandischen Typus zeigt. Was die Farbe anbelangt, sehen wir hier nicht selten, weiszbunte Tiere, die nicht nur einen gefleckten Rumpf, sondern auch einen gefleckten Kopf und ein geflecktes Euter haben, und bei denen auch die Beine zum Teil schwarz gefleckt sind. Man nennt solche Tiere: »modder- oder baggerbont* (schlamm- oder baggerbunt). Diese Farbevarietat scheint auf die frühere Kreuzung mit Shorthorns hinzuweisen. Wiewohl bei diesem zuid-hollandischen, schwarzbunten Vieh oft noord-hollandische Stiere gebraucht sind, weicht der Typus doch wieder einigermaszen vom noord-hollandischen Rind ab. Er hat einen etwas kompakteren Bau, eine ein wenig dickere, sanfte Haul und zeigt im allgemeinen etwas mehr den Fleischtypus durch den fleischigeren Rücken und die fleischigeren Lenden, die schrager liegende, schwerere Schulter, den kürzeren, schwereren Hals und die kürzeren Beine. Uber die übrigen Teile dieser Provinz ist nichts Besonderes zu bemerken. UTRECHT. Von dieser Provinz ist sehr wenig mitzuteilen, weil man hier keinen bestimmten Typus antrifft. Auf den guten Weiden im Westen findet man viel Vieh, dasz dem Gebrauchsrind in ZuidHolland ahnlich sieht, und im Nord-Westen haben wir ziemlich viel groninger Vieh. Weiter nach dem Osten hin nimmt die Qualitat allmahlich ab und gleicht mehr dem Sandvieh. Versuche zur Verbesserung und zum Züchten in einem der drei Viehschlage werden hier, wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, nicht angewendet. GELDERLAND. Aueh für diese Provinz gilt die Bemerkung, dasz man hier, ausgenommen die Gegenden langs der IJssel, kein Vieh von einem bestimmten Typus findet. Langs der IJssel, doch in südlicher Richtung in immer geringerem Masze, findet man den »MaasRhein-IJssel« Viehschlag. Nach dem Osten, in dem sogenannten «Achterhoek van Gelderland' sieht man hauptsachlich rotbuntes Vieh von besserer oder geringerer Qualitat, das seine Verwandtschaft mit dem M.R.Ij.-Schlag deutlich verrat. In »De Betuwe« und in -De Lijmers« sehen wir wieder allerlei Vieh durch einander. Meistens sind es Kreuzungsprodukte der alten »Betuwschen< Rasse mit friesisch-hollandischen, groninger oder Maas-RheinIJssel-Stieren. Auch trifft man hie und da Vieh von einem dieser drei Viehschlage selbst an, doch nirgends in groszer Anzahl. Auf den fruchtbaren Teilen von -»De Veluwe« sehen wir dasselbe als in dem »Achterhoek«. LIMBURG. In dieser Provinz finden wir den »Maas-Rhein-IJsseU Viehschlag auf den fruchtbaren Weiden langs der Maas. Im Süden sehen wir mehr den echten Typus, wahrend man nördlicher einen Typus antrifft, so wie wir im »Land van Kuik« finden, wo, wie wir schon gesehen haben ein schwereres Rind vorkommt, das übrigens in Aussehen wenig vom M.R.IJ. Schlag abwicht. Auch züchtet man in einigen Gegenden im friesisch-hollandischen Viehschlag, z.B. bei Holtum und Ubach über Worms. In den Sandgegenden trifft man wieder mehr den Sandtypus an, wie wir ihn aus der Provinz Drente beschrieben haben. Auch findet man einige Bestande rotbuntes Vieh, die stark an das rotbunte niederrheinische Vieh erinnern. NOORD-BRABANT. Ein groszer Teil des Viehstands von Noord-Brabant besteht aus dem Sand- und Heidevieh, das auch wieder je nach dem Boden und den Lebensverhaltnissen mehr oder weniger vom urspriinglichen Sandvieh abweicht. Neben diesem Sandvieh sehen wir im nordöstlichen Teil der Provinz, dem "Land van Kuik« das Kuiker Rind, welches wir schon früher genannt haben. Im Nord-Westen kommt ein Rind vor, das einige Ahnlichkeit mit dem schon beschriebenen Typus der zuid-hollandischen Insein hat. Auffallend ist es, dasz wir in diesem Teil der Provinz so viele weiszbunte Tiere sehen. Im Siid-Westen trifft man endlich noch sporadisch das alte, rote, seelandische Rind an. Obschon man an einigen Orten, wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, anfangt mit friesisch-hollandischen Blut zu züchten, kann man im allgcmeinen nicht von einer bestimmten Zuchtrichtung sprechen und hat man in derselben Gegend baid einen schwarzbunten Stier und bald wieder einen rot- oder fahlbunten. ZEELAND. Ehemals kam in dieser Provinz das alte, seelandische Rind vor, wovon wir die folgende Beschreibung geben können. Es ist nahe verwandt mit und stammt wahrscheinlich ab vom roten, flamischen Vieh. Es war ein grobknochiges Tier mit scharfem Widerrist und Rücken, flachen Rippen, groszem Bauch, schlecht entwickeltem Kreuz und einem guten Euter. Die haut war steif und dicht behaart. Es gab eiue reichliche Quantitat Milch. Neben der roten, sah man auch die schwarze Farbe, indem man noch bisweilen einen eigentümlichen, weiszen Streifen langs Rücken, Lenden und Kreuz sieht. Tiere, welclie diese Abzeichnung haben, deutet man an mit dem Namen >witrikken« (Weiszrücken). Ganz verschvvunden ist dieser Typus noch nicht, doch er kommt nur noch sporadisch vor. Auch von den Shorthornkreuzungen ist wenig mehr übrig geblieben und in den letzten jahren veredelt man viel mit friesisch-hollandischen Zuchttieren, wozu man Stiere anführt sowohl aus Friesland, als aus Noord- und Zuid-Holland. Übrigens had die Rindviehzucht in dieser Provinz wenig zu bedeuten. Ehe wir dieses Kapitel schlieszen, erscheint es mir wünschenswert die für die drei Viehschlage angegebenen Masze etwas eingehetider mit einander zu vergleichen. Hierzu ist es nötig sie im Verhaltnis zur Rumpflange auszudriicken. Wenn wir für jeden Typus dieses Masz auf 100 reduzieren, bekommen wir für die Masze der erwachsenen Kühe Folgendes: Körperteil F. H. M. R. Y. G. I I Rumpflange. . . . 168.— 100.— 163.7 100.— 165.4 100.— Widerristhöhe . . . 135.7 80.1 127.8 78.6 133.— 80.4 Kreuzhöhe .... 138.5 81.8 130.1 79.4 134.9 81.5 Brusttiefe .... 72.9 43.3 70.2 42.8 72.2 46.6 Brustbreite .... 44.9 26.7 44.3 27.0 45.7 27.6 Hüftbreite .... 56.4 33.5 54.1 33.0 56.3 34.0 Beckenbreite . . . 51.3 i 30.5 48.7 29.7 52.- 31.4 Kreuzlange .... 54.3 | 32.3 52.1 | 31.8 54.- 32.6 Witrik (Zeeland). Bei einer naheren Betrachtung dieser Verhaltniszahlen sehen wir, dasz die M. R. Y. Kuh eine verhaltnismaszig geringere Höhe hat, als die Kühe der beiden andren Schlage und da die Brusttiefe zur Widerristhöhe sich verhalt bei der F. H. Kuh wie 53.7 zu 100, bei der M. R. Y. Kuh wie 54.9 zu 100 und bei der G. Kuh wie 54.2 zu 100, so ergiebt sich hieraus, dasz die M. R. Y. Kuh verhaltnismaszig kürzere Beine hat als die Kühe der beiden andren Viehschlage. Weiter sehen wir, dasz die G. Kuh ein gröberes Skelett hat als die F. H. Kuh und die M. R. Y. Kuh, und ein viereckiges, besser proportioniertes Becken, indem bei der M. R. Y. Kuh die geringe Beckenbreite im Verhaltnis zur Hüftbreite auffallt. Da weiter bei dem F. H. Typus die Rumpflange sich zur Widerristhöhe verhalt wie 123 zu 100, bei dem M. R. Y. Typus wie 128 zu 100 und bei dem G. Typus wie 124 zu 100, so können wir hieraus die im Verhaltnis zur Höhe gröszere Rumpflange des M. R. Y. Typus ableiten. Bei der Brustbreite fallt die Flachrippigkeit des F. H. Typus auf. Betrachten wir in derselben Weise die Masze der zwei-jahrigen Stiere der drei Viehschlage, so sehen wir Folgendes: Körperteil ' F. H. M. R. Y. G. | __j Rumpflange. . . . 172.4 100.- 165.3 100.- 170.8 100.- Widerristhöhe . . . 142.2 82.4 134.-1 81.- 140.5 82.2 Kreuzhöhe .... 144.- 83.5 136.1 82.3 142.9 83.6 Brusttiefe .... 75.8 43.9 72.-j 43.5 75.5 44.2 Brustbreite .... 49.- 28.4 47.1 28.4 50.- 29.2 Hüftbreite .... 54.6 31.6 52.7 31.8 55.7 32.6 Beckenbreite . . . 53.4 30.9 51.7 31.2 54.3 31.7 Kreuzlange . . . . 56.1 32.5 54.— j 32.6 56.2 32.9 Was über die Kühe der drei Viehschlage bemerkt worden ist, kann somit auch von den Stieren gesagt werden, so dasz diese Konklusionen als für beide Geschlechter dieser Rinderformen angenommen werden können. Bei einer Betrachtung der Maszverhaltnisse der Stiere fallt es aber auf, dasz bei dem F. H. Typus die Brustbreite nicht von der, der beiden andren Typen abweicht, woraus man ersehen kann, dasz die Züchter die flachen Rippen des F. H. Typus zu verbcssern suchen. Dieselbe Bemerkung gilt für die Beckenbreite der M. R. Y. Stiere. Schüeszlich folge hier eine Vergleichung der Masze der erwachsenen Kühe der drei niederlandischen Viehschlage mit den Durchschnittsmaszen A. Kraemer's *) für ein erwachsenes Rind mit combinierter Leistung. Im höchsten Grade auffallend ist hierbei die Tatsache, dasz der niederlandische Typus, welcher, wie wir gesehen haben, am meisten den für eine combinierte Leistung zu stellenden Anforderungen entspricht, von diesen Durchschnittsmaszen am meisten abweicht, wahrend der G. Typus am meisten damit übereinstimmt. Dieses eigentümliche Ergebnisz ist aber wahrscheinlich dadurch zu erklaren, dasz Kraemer beim Festststellen der Masze für combinierte Leistung die Höhenschlage mehr urid die Niederungsschlagc weniger oder gar nicht beriicksichtigt hat. *) Adolf Kraemer, Das sehönste Rind. Rind mit Abweichung: Körperteil combinierter F.H. M.R.IJ. O. Leistung Geringste Gröszte Rumpfiange 166.0 100.0 168.0 100.0 163.7 100.0 165.4 100.0 G. M.R.Y. Widerristhöhe .... 132.0 79.5 135.7 80.1 127.8 78.6 133.0 80.4 F.H. M.R.Y. und G. Kreuzhöhe 136.0 81.0 138.5 81.8 130.1 79.4 134.9 81.5 F.H. M.R.Y. Brusttiefe 75.0 45.2 72.9 43.3 70.2 42.8 72.2 46.6 G. M.R.Y. Brustbreite 49.0 29.8 44.9 26.7 44.3 27.0 45.7 27.6 G. F.H. Hüftbreite 54.0 32.5 56.4 33.5 54.1 33.0 56.3 34.0 M.R.Y. G. Beckenbreite 52.0 31.3 51.3 30.5 48.7 29.7 52.0 31.4 G. M.R.Y. Kreuzlange 55.0 33.1 54.3 32.3 52.1 31.8 54.0 32.6 G. M.R.Y. III. ZUCHT- UND KONTROLLVEREINE UND STIERHALTUNGSGENOSSENSCHAFTEN. Seit dem Jahre 1880 hat eine grosze Veranderung in der Butterund Kasebereitung der Niederlanden stattgefunden. Schon seit Jahren hatte es sich gezeigt, dasz die friesische Butter, die Jahrhunderte lang für die beste gegolten, auf dem Londoner Markt nicht mehr den höchsten Preis erzielen kontte und der danischen Butter den Vorzug gegeben wurde. Bei einer 1878 in Danemark angestellten Untersuchung erfuhr man, dasz die alte Methode dort verlassen war und die Butter- und Kasebereitung immer mehr nach wissenschaftlichen Methoden getrieben wurde. Dieses veranlaszte, das namentlich in Friesland alle Milchproduzenten sich die Hand reichten zur Errichtung von groszen Dampfmolkereien, die auf genossenschaftlicher Grundlage gegriindet wurden. Die erste Dampfmolkerei entstand 1879 in Veenwouden. Bald zeigte es sich aber, dasz fabrikmassig bereitete Butter noch lange nicht immer gut war und da machte sich das Bediirfnis nach theoretischer Belehrung und technisch beschlagenem Personal allgemein fühlbar. Es wurden Molkereikonsulenten angestellt und diese, unterstützt von Reichslandwirtschaftlehrern und Tierarzten, machten sich an die Arbeit. Kurse zur Ausbildung von Fabrikspersonal, für Milchuntersuchung und für Rindviehkenntnis, wurden gegeben, und man lernte einsehen, dasz die Kuh groszen Einflusz hat auf die Butter- und Kasebereitung, nicht nur durch die gröszere oder kleinere Quantitat Milch, welche sie giebt, sondern auch durch die Qualitat dieser Milch (Gehalt an Butterfett und Trockensubstanz). Man fing an die Milch jeder Kuh zu untersuchen, welche untersuchung namentlich von Bedeutung wurde, als die Dampfmolkereien immer mehr dazu übergingen den Preis der Milch in Beziehung auf die Qualitat festzusetzen. Infolge dieser Bewegung sah man bald Vereine zu stande kommen, deren Mitglieder wahrend einer ganzen Melkperiode, die Milch ihrer Kühe auf Qualitat und Quantitat untersuchen lieszen und wobei sie die Kosten dieser Milcliuntersuchung gemeinschaftlich bezah'.ten, bisweilen unterstützt durch einen Beitrag der von der Molkerei, bei der die Mitglieder beteiligt waren, bewilligt wurde. Diese Kontrollvereine sind grösztenteils nach danischer Methode eingerichtet. In einigen Gegenden ging man weiter und wurden Zuchtvereine errichtet. In diesen Vereinen werden gute weibliche Zuchttiere regelmaszig auf ihre Milchergiebigkeit untersucht und wenn diese Untersuchung befriedigend ausgefallen ist, werden sie in ein Register eingetragen. Sie dürfen nur von dem Stier des Vereins gedeckt werden und die Kalber mussen für die Zucht bewahrt bleiben. Neben diesen Zucht- und Kontrollvereinen wurden auch in mehreren Örtern Stierhaltungsgenossenschaften errichtet, weil man eingedenk des Wortes »der Stier ist die halbe Herde* immer mehr auch hierauf die Aufmerksamkeit Ienkte. Man kann denn auch die neue Weise der Butter- und Kasebereitung eine der Hauptursaclien des Zustandekommens dieser Vereine nennen, denn nicht nur lernte man durch die neue Arbeitsmethode den groszen Nutzen einer rationellen Viehzucht einsehen, sondern man hatte auch in der Molkerei eine bedeutende Stiitze. Einer der machtigsten Faktoren — die Milchuntersuchung — stöszt oft auf grosze Hindernisse durch Mangel an geübtem Personal oder an Geld und dieser Mangel wird von den Molkereifabriken in vielen Fallen, entweder durch die Anwesenheit von hinreichendem, geschultem Personal oder durch das Bewilligen von finanzieller Unterstützung in entscheidender Weise beseitigt. Auszerdem wird, wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, seitens der Regierung in den letzten Jahren finanzielle Hiilfe gegeben für Zucht, Kontrollvereine und Stierhaltungsgenossenschaften und heute gehort das Bewilligen dieser Subvention neben dem Abhalten von Stierschauen zu den Hauptmaszregeln, welche von der Regierung getroffen werden zur Verbesserung des niederlandischen Rindviehs. Bevor ich nun eine Übersicht dieser Vereine in den verschiedenen Provinzen gebe, wobei ich ani Schlusz einen Platz einraumen will für das friesische Rindviehstanimbuch, musz ich noch auf einen Punkt hinweisen. Wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben, kommen auszer den eigentlichen Zuchtgebieten der drei niederlandischen Viehschlage ausgedehnte Gegenden vor, wo der Viehstand aus rassenlosen Tieren besteht. Zwar sind dies meistens gute Gebrauchstiere, doch einen bestimmten Typus haben sie nicht. In solchen Gegenden ist das Errichten von Zuchtvereinen natürlich eine grosze Schwierigkeit, weil hinreichende Zuchttiere von einem bestimmten Typus fehlen. Kann man das Bedürfnis an mannlicnen Zuchttieren nun noch befriedigen, weil die Anzahl Zuchtstiere nicht grosz zu sein braucht (obgleich es in der letzten Zeit sehr schwer geworden ist gute Stiere anzukaufen, wegen der hohen Preise, welche für derartige Tiere gefordert werden) so ist es fest unmöglich sich genug weibliche Zuchttiere zu verschaffen. Die einzige Methode, welche nicht allzu kostbar ist, ist das kaufen von jungen Kuhkalbern, doch dies giebt oft Anlasz zu so groszen Enttauschungen (durch das mangelhafte Aufwachsen der jungen Tiere), so dasz auch dieses nicht zu empfehlen ist. Deshalb ist man in diesen Gegenden nach meiner Ansicht, auf folgende Arbeitsweise angewiesen, die auch von der «Fokvereeniging Lonneker—Enschede* (Zuchtverein Lonneker—Enschede) angewandt wird und wobei man, sei es denn auch etwas langsamer, mit weniger Kosten seinen Zweck erreicht, indem nian dabei den grossen Vorteil hat, dasz jeder Viehzüchtc; mit einer oder mehr Kühen daran teilnehmen kann. Nachdem man bestimmt hat, in welchem Vielisehlag man zuchten will, versucht man, je nach der Zahl der Teilnehmer einen oder mehrere gute Stiere von diesem Typus anzukaufen, indem man hierbei so viel wie möglich Tiere zu erhalten sucht, die zu den besten Zuchten gehören, bei denen die Kiihe schon seit Jahren auf Milchergiebigkeit untersucht sind. Dies ist eine Frage von rein finanzieller Art. Hat man nur die Verfügung über beschrankte Mittel, so wird man mit einem Tier von gutem Bau zufrieden sein müssen. Ist der Stier angekauft, so können die Mitglieder des Vereins die in Frage kommenden weiblichen Tiere beim Sekretar angeben. Tiere von allerlei Typus und Farbe werden angenommen. Eine dazu angestellte Kommission untersucht die angegebenen Tiere, wobei von einer Punktierskala Gebrauch gemacht wird. Wenn die Tiere nun den gestellten Minimalanforderungen entspreclien, werden sie in ein Register eingetragen. Hierbei werden alle Tiere, die in irgend einer Hinsicht starke Abweichungen zeigen, wie gut sie übrigens auch sein mogen, bestimmt ausgeschlossen. Bei dem Zuchtverein Lonneker—Enschede wird gebrauch gemacht vom Punktierskala des niederiandischen Rindviehstammbuches und ist die Minimalzahl der Punkte auf 70 bestimmt, wahrend für die Stiere diese Minimalzahl auf 75 festgesetzt ist. Die Kiihe können in jedem Alter angemeldet werden, jedoch nicht vor fünf Monaten, nachdem sie fiirs erste Mal gekalbt haben. Sind die Kiihe nun in das Register eingetragen, so werden sie, sobald sie wieder gekalbt haben, wahrend einer ganzen Laktationsperiode untersucht. Diese Untersuchung findet jede vierzehn Tage statt, die Milcli wird gewogen und eine kleine Quantitat wird mitgenommen nach der «Lonneker kooperatieve Butterfabrik und Milchanstallt* zur Bestiinmung des Fettgehaltes. Dieses Wiegen der Milch und das Nehmen einer Probe geschieht abwechselna durch den Milchkontrolleur (der von der Butterfabriek angestellt worden ist) und durch den Eigenthümer des Tieres, wobei man in den Ziffern des Kontrolleurs eine genügende Kontrolle auf die des Eigenthümers hat. Weil hier ausschliesslich Butter gemacht wird, wird der Gehalt an Trockensubstanz nicht bestimmt. Wenn nun am Ende der Laktationsperiode das Tier dem für die Produktion gestellten Minimal-Anforderungcn entsprochen hai, wird es in das „Stammregister" eingetragen. Die gestellten Minimal-Anforderungen für die Produktion sind folgende. Erwachsene Tiere müssen in 300 Tagen liefern: bei einem Fettgehalt von 2.8 " 0 .... 140 KG. Butterfett » » » » 2.9 °0 ... 130 » » » » 3.0—3.25% . . 120 » » » 3.3 % und höher. 110 » » Ausgezeichnete Tiere können in ein „Keurregióler" (Kör- oder Eliteregister) eingetragen werden, doch müssen hierzu wahrend wenigstens zwei Laktationsperioden untersucht sein. Um zu dem Keurregister zugelassen zu werden, müssen die Tiere von rein friesisch-hollandischem Typus sein, vom proportioniertem Bau und guter Farbe, indem sie aus bekannten friesischen Stallen kommen oder von solchen Tieren stammen müssen. Sie müssen bei der Untersuchung wenigstens 75 Punkte bekommen haben und bei der Milchuntersuchung musz es sich gezeigt haben, dasz sie den folgenden Anforderungen, für den Ertraggestellt,genügen: In 300 Tagen müssen sie bei einem Fettgehalt von wenigstens 3.25 % 140 KG. Butterfett liefern. Bei der Einschreibung in das Stammregister werden alle schwarzbunte Kühe, die im Typus nicht zu viel abweichen, eingetragen als halbblut F. H., wahrend bei den Kühen mit andrem Typus oder andrer Farbe nichts erwahnt wird. Die Kalber, von diesen schwarzbunten Kühen stammend, sind also 3U Bluts, die Kalber von den andren Kühen Halbbluts. 31/32 Biut wird als Vollblut betrachtet und die Kalber dieser Tiere können spater auch für Einschreibung in das Körregister in Betracht kommen. In dieser Weise kommt man zu einem Kern von vollblut friesischhollandischen Kühen, wobei man genügende Sicherheit hat für die Rassenreinheit der Tiere, welche Sicherheit, wie wir im fünften Kapitel sehen werden, bei dem niederlandischen Rindviehstammbuch meistens fehlt. Die Kalber werden innerhalb 24 Stunden nach der Geburt angegeben und darauf innerhalb 24 Stunden von dem Kontrolleur in duplo gezeichnet. Ein Formular behalt der Eigenthümer und eines empfangt der Inspector. Als weitere Besonderheiten kann ich noch melden, dasz die Kiihe bei der Einschreibung in das Stammregister gezeichnet und mit einer Ohrnummer versehen werden. Die Kalber werden nur gezeichnet, weil sie die Nummern oft verloren. Der Verein wirkt mit fünf Stieren; in das Register sind 500 Kühe, in das Stammregister 250 Kühe und in das Kalberbuch 140 Kalber eingeschrieben. Da der Verein seit dem Monat Mai 1906 in dieser Weise tatig ist, sind nur noch wenige Kühe in das Körregister eingeschrieben. In den Gegenden, wo die Kühe noch keine genügende Qualitat haben, um mit Erfolg ein Zuchtverein zu gründen, wird es angebracht sein, dasz man dort erst mit der Gründung einer Stierhaltungsgenossenschaft anfangt, wobei man lediglich auf einen guten, proportionierten Bau zu achten hat. Wenn man nach einiger Zeit mit dieser Stierhaltung einen Kontrollverein verbindet entsteht allmahlich ein vollstandiger Zuchtverein. Schlieszlich folge eine Übersicht der Anzahl Zucht-, Kontrollvereine und Stierhaltungsgenossenschaften in den verschiedenen Provinzen. NOORD-HOLLAND. Im Jahre 1901 bestanden in dieser Provinz schon 4 Zuchtvereine, denen eine staatliche Unterstützung zuerkannt war, indem überdies mehrere Eigentümer ihre Bestande schon auf Produktionsfahigkeit untersuchen lieszen. 1903 entstand der »Bond van Provinciale Fokvereenigingen in Noord-Holland* (Bund provinzieller Zuchtvereine in Noord-Holland), an welchen Bund jetzt 22 Vereine angeschlossen sind. Der erste wurde 1897 in Hoogkarspel, der letzte 1907 in Avenhorn errichtet. Die gröszte Anzahl von Mitgliedern betragt 42 des Vereins in Abbekerk-Lammertschaag, die gröszte Anzahl der ins Zuchtregister eingeschriebenen Kühe 206 des Vereins in Venhuizen. Von diesen Zuchtvereinen sind 10 dem niederlandischen Rindviehstammbuch angeschlossen. Es wird ausschlieszlich gezüchtet im friesisch-hollandischen Viehschlag, indem die Geburt der Kalber innerhalb 3 X 24 Stunden angegeben werden musz. Die Kalber werden dadurch bezeichnet, dasz ein kleines Stück aus dem Ohr geschnitten wird und dasz man ihre Farbung skizziert. Die Milchprüfung geschieht monatlich oder jede 14 Tage; je nachdem sind die Anforderungen fiir Einschreibung ins Zuchtregister gestellt. So mussen die monatlich untersuchten Kühe bei einem Minimal-Fettgehalt von 3 °/o, folgenden Anforderungen genügen: 2-jahrige Kühe müssen 115 K.G. Butterfett und 326 K.G. fettfreie Trockensubstanz liefern. 3-jahrige Kühe 132 K.G. Butterfett und 370 K.G. fettfreie Trockensubstanz. Für 4-jShrige Kühe sind diese Ziffern 154 und 436 und für 5-jahrige und altere Kühe 165 und 463 K.G. Ist der Fettgehalt höher, so dürfen die Quanta Butterfett und fettfreie Trockensubstanz geringer sein. Bei einer 14-tagiger Untersuchung ist der Minimal-Fettgehalt 2.80% und müssen Kühe mit diesem Fettgehalt folgende Ertrage haben: 2-jahrige . . . 105 K.G. Fett und 296 K.G. Trockensubstanz 3 » ... 120 » » » 336 » » 4 » ... 140 » *• » 396 » » 4 » und altere 150 » » » 421 » » Steigt der Fettgehalt, so vermindern sich gleichmaszig die Anforderungen für den Gesamtertrag. Werden die monatlich untersuchten Kühe, ehe sie eingeschrieben werden, wahrend 2 Laktationsperioden geprüft, so stellt man dieselben Anforderungen als für diejenigen Kühe, welche jede 14 Tage untersucht werden. Jüngeren Vereinen ist es erlaubt in den ersten Jahren auch Tiere einzuschreiben mit einem Fettgehalt von 2.70 °/o (bei 14-tagiger Untersuchung) und von 2.90°/o (bei monatlicher Untersuchung). Auch die Ziffern für den Ertrag sind etwas niedriger gestellt, indem in besonderen Fallen de »Veeverbeteringscommissie« (Viehverbesserungskommission) noch niedrigere Minima gestatten darf. Über diese Viehverbesserungskommission werden wir im folgenden Kapitel noch etwas Naheres vernehmen. Neben diesen Zuchtvereinen bestehen in Noord-Holland noch zwei Kontrollvereine, die jedoch nicht dem Builde angeschlossen sind. Die heute in Noord-Holland gegründeten Zuchtvereine folgen hierunten; die Zahlen hinter den Namen geben das Jahr der Errichtung an: .... ,. . Eingeschriebenen M,tgl.edern Kühen Hoogkarspel (1897) 25 136 Berkhout (1897) 15 106 Twisk (1899) 30 118 Wieringerwaard (1900) 24 107 Wognum (1902) 13 5 Midwoud-Oostwoud (1902) ... 35 99 Venhuizen (1903) 39 206 .... , Eingeschriebenen Mitgliedern Kühen Winkel (1904) 14 67 Nieuwe Niedorp (1904) 26 1 05 Beemster (1904) 13 93 Schagen (1904) 18 75 Abbekerk-Lammertschaag (1904) . 42 98 Andijk (1904) 25 167 Koegras (1905) 10 21 Assendelft (1905) 26 unbekannt Blokker-Westwoud (1906) .... 32 16 Ursum (1906) 12 ] von diesen Ver- Zandwerven (1906) 10 einen müssen Avenhorn (1907) 8 die ersten Kühe Midwoud (?) nocheingeschrie- Hauwert (?) ben werden" Neben diesen Zuchtvereinen und den beiden genannten Kontrollvereinen bestehen in dieser Provinz noch mehrere Stierhaltungsgenossen schaften. ZUID-HOLLAND. Den ersten Anstosz zur Errichtung von Zucht- und Kontrollvereinen wurde in dieser Provinz gegeben durch die »Hollandsche Maatschappij van Landbouw« (Hollandische Landwirtschafftsgesellschaft), die urn die Jahre 1898-1901 Wettstreite ausschrieb im Halten von Milchregistern. Durch diese Wettstreite ist der Grund zur Errichtung von Vereinen gelegt und heute bestehen, nach Mitteilungen des Molkereikonsulenten, in Zuid-Holland dreizehn Zuchtvereine und zwar in Ysselmonde, Rijsoord, Stolwijk, Abbenbroek, Nieuwenhoorn, Westmaas, Waddingsveen, Rozenburg, Oud-Tonge, Strijen, Poortugaal, Charlois und Hazerswoude. Die höchste Anzahl von Mitgliedern hat der Verein in Westmaas (48) und die höchste Anzahl von ins Zuchtregister eingeschriebenen Kühen der Verein in Rijsoord (72). Der Verein in Waddingsveen kontrolliert 317 Kühe. Von diesen Vereinen sind mehrere dem niederlandischen Rindviehstammbuch beigetreten. Anfangs sind sie in der Regel nur als Kontrollvereine tatig, wie z. B. jetzt noch der Verein in Stolwijk, der am spatesten errichtet ist. Die Milchkontrolle geschieht jede drei Wochen. Der Minimal-Fettgehalt ist auf 3 % bestimmt, indem auch für den geforderten Ertrag Minimal-Ziffern festgesetzt sind. Die Mütter der zur Zucht zu benutzenden Stiere müssen einen Fettgehalt der Milch aufweisen von mindestens 3—3.20 °/o. Es wird ausschlieszlich im friesisch-hollandischen Viehschlag gezüchtet, wahrend ein paar Vereine auch noch ein Register für den groninger Viehschlag führen. Es wird jedoch wenig groninger Vieh eingeschrieben. Hohe Anforderungen werden an die Farbe gestellt und Tiere mit schwarzen Flecken an den Unterbeinen werden nicht aufgenommen. Die Oeburt der Kalber wird kontrolliert aus den Deckregistern. Die Angabe musz innerhalb 2 x 24 Stunden geschehen, damit die Kalber skizziert werden. Den ins Zuchtregister eingeschriebenen Tieren wird spater eine Nummer in die Hörner gebrannt. Zum Schlusz müssen wir noch erwahnen, dasz in dieser Provinz keine Stierhaltungsgenossenschaften bekannt sind. UTRECHT. Von dieser Provinz ist wenig zu sagen. Es bestehen zwei Kontrollvereine, die je mit 4 Mitgliedern und 75 Tieren und 6 Mitgliedern und 175 Tieren arbeiten. Stierhaltungsgenossenschaften sind nicht bekannt. ZEELAND. In dieser Provinz bestehen vier Kontrollvereine, namlich in Wemeldinge, Groede, Nieuwerkerk und Koudekerke, die je 1907, 1907, 1907 und 1908 errichtet wurden. Die Vercine in Wemeldinge und Groede sind zugleich Stierhaltungsgenossenschaften, deren in Zeeland neun bestehen, von welchen die erste 1898 und die letzte 1908 gegründet ist. Die meisten haben Stiere vom friesisch-hollandischen Viehschlag und einige Vereine beziehen abwechselnd einen Stier aus Friesland und aus Noord-Holland. Bei dem Kontrollverein in Wemeldinge geschieht das Nehmen der Milchprobe und das Wiegen der Milch einmal driewöchentlich von dein Kontrolleur; bei den andren drei Kontrollvereinen geschieht es einmal jede 14 Tage und zwar abwechselnd vom Kontrolleur und vom Eigentümer. Auch in dieser Provinz kennt man keine Zuchtvereine; wolil werden bei den Vereinen in Groede und Wemeldinge die Kalber innerhalb 3 X 24 Stunden nach der Geburt vom Kontrolleur skizziert. NOORD-BRABANT. Im Jahre 1901 bestanden in dieser Provinz schon 7 Zuchtvereine, die seitens der Regierung finanzielle Unterstützung bezogen. 1904 war die Anzahl der Zuchtvereine bis 17 gestiegen. Jetzt bestehen deren noch 15, von welchen aber nur 4 auf den Namen Zuchtverein Anspruch machen können. Diese 4 Vereine in Klundert, Wouw, Zevenbergsche Hoek und Fijnaart wirken alle nach der vom niederlandischen Rindviehstammbuch angegebenen Weise, sind diesem Verein angeschlossen und im Jahre 1907 gegründet. Die übrigen 11 sind nicht mehr als Stierhaltungsgenossenschaften, von welchen die alteste 1897, die jüngste 1907 errichtet worden ist. Neben diesen Vereinen bestehen noch zwei Kontrollvereine. namlich in Oosleind und Etten, bei welchen Vereinen die Mitglieder abwechselnd als Probenehmer fungieren. Auszerdem kommen noch eine grosze Anzahl (etwa 40) Stierhaltungsgenossenschaften vor, welche jedoch nicht in einem bestimmten Typus wirken und bald einen schwarzbunten F. H.Stier, bald wieder einen rotbunten M. R. Y.-Stier haben. Diese Vereine kommen also gar nicht in Betracht. Die vier genannten Zuchtvereine züchten alle im schwarzbunten, friesisch-hollandischen Viehschlag, und die Kontrolle auf die Geburt der Kalber findet nach der vom niederlandischen RindViehstammbuch angegebenen Weise statt (sielie Kapitel V). LIMBURG. Wiewohl man in dieser Provinz alle mögliche Versuche ins Werk setzt um die Rindviehzucht zu fördern, bestehen doch tatsachlich nur Stierhaltungsgenossenschaften. lm Jahre 1900 ernannte die «Provinciale Veeverbeteringscommissie« (Provinzialviehverbesserungskommission) schon eine «Centrale Commissie ter bevordering van de oprichting van Stierenhouderijen en Fokvereenigingen» (Zentralkommission zur Förderung der Errichtung von Stierhaltungsgenossenschaften und Zuchtvereinen) welcher Kommission jahrlich f 1000.— aus der Staatskasse zur Verfügung gestellt werden. Dieser Beitrag stieg im Jahre 1907 bis f1500.—. Dessen ungeachtet ist das Resultat noch ein trauriges, denn heute besteht in Limburg in der Tat nur ein Zuchtverein in Noorbeek und die Tatigkeit dieses Vereins laszt, dem Bericht des Molkereikonsulenten über das Jahr 1907 nach, ziemlich viel zu wünschen übrig. Weiter besteht ein Kontrollverein in Roermond, der 1906 errichtet wurde; überwelchen Verein aber keinen naheren Angabe zu bekommen ist, weil er noch nicht tatig war. Die anderen Vereine, 21 an der Zahl, sind alle Stierhaltungsgenossenschaften, wovon die alteste 1897 (in Baexum) und die jüngste 1907 (in Weert) errichtet wurde. Von die.'en Genossenschaften wirken 16 mit Stieren vom M. R. Y.-Viehschlag, 1 mit Stieren vom M. R. Y.-Schlag und vom F. H.-Schlag, wahrend von 4 Vereinen nicht bekannt ist, in welchen Typus sie züchten. Vermutlich werden hier wohl Stiere vom M. R. Y.-Schlag aus der Gegend selbst benutzt. Von diesen 16 Vereinen, die im M. R. Y.-Sehlag züchten, ist einer, der einen schwarzbunten M. R. Y.Stier gebraucht, namlich die Stierhaltungsgenossenschaft in Holtum, welcher Verein diesen Stier in der IJsselgegend angekauft hat. Sechs Vereine benutzen Stiere aus dem »Land von Kuyk« und 3 Vereine Stiere aus der Gegend selbst. 1907 richtete die Zentral .ommission an etwa 400 Viehzüchter die Frage, in welchem Viehschlag mit dem besten Resultat gezüchtet werden könne. Aus dem 115 eingegangenen Antworten ging hervor, dasz 77 für den M. R. Y.-Typus waren, 24 für den F. H.-Typus und 1 für den G.-Typus. Die Kommission avisierte denn auch die Provinzialviehverbesserungskommission J/3 der Tiere, die angekauft werden sollten, aus dem F. H.-Typus und 2/3 aus dem M. R. Y.-Typus bestehen zu lassen. GELDERLAND. lm Jahre 1907 wurde durch 5 Zuchtvereine in dieser Provinz an die «Provinciale Regelingscommissie* die Bitte gerichtet um einen Zuschusz, der auch bewilligt wurde unter der Bedingung: 1. dasz die Statuten des Vereins von der Kommission genehmigt werden sollten, 2. dasz man nach diesen Statuten wirken sollte und 3. dasz die Stiere des Vereins in das niederlandische Rindviehstammbuch eingeschrieben werden sollten. Nur an einen Zuchtverein konnte unter diesen Bedingungen der Zuschusz ausgezahlt werden; die andren konnten entweder den Bedingungen nicht genügen oder kamen nicht weiter zu Stande. Den Stierhaltungsgenossenschaften würde über das Jahr 1907 ein Gesamtbetrag von f 240.— an Zuschüssen ausgezahlt. Am Schlusz des Jahres 1908 konnte man in dieser Provinz fiinf Zuchtvereine zahlen, nl. in Terwolde, Brummen, Winterswijk, Eibergen und Zelhem. Nur zwei dieser Vereine, in Terwolde und Eibergen, genügten allen Anforderungen, die man an diesen Vereinen zu stellen hat. Terwolde, Brummen und Eibergen züchten im M.R.Y.-Schlag, Zelhem im F.H.-Schlag und Winterswijk im M.R.Y.- und F.H.-Schlag. Stierhaltungsgenossenschaften bestanden in: Laren (M.R.Y.), Lichtenvoorde (M.R.Y.), Dinxperlo (M.R.Y. und F.H.), Baak (M.R.Y.) und Lochem (M.R.Y.). OVERIJSSEL. In dieser Provinz wurde 1904 eine «Commissie van Advies* ins Leben gerufen um die Errichtung von Zuchtvereinen, sowie den Ankauf von Zuchttieren zu fördern. Diese Kommission erhielt die Verfügung über f 1000.—. Aus diesem Fonds können Zuchtvereine jahrlich unterstützt werden und können Stiere von Stierhaltungsgenossenschaften eine Erhaltungspramie bekommen. Unterstützt wurden im Jahre 1907 der Zuchtverein LonnekerEnschede und die Stierhaltungsgenossenschaften in Giethoorn, Haaksbergen, Ommerschans und Steenwijkerwold. Heutzutage bestehen in Overijssel 7 Zuchtvereine und zwar in Lonneker—Enschede, Olst, Zwollerkerspel, Steenwijkerwold, Giethoorn und zwei in Staphorst. Hiervon züchten der Verein in Olst und einer in Staphorst im M. R. Y.-Viehschlag und die übrigen im F.H.-Viehschlag. Fast alle gebrauchen die Ohrnummer als Merkzeichen und skizzieren die geborenen Kalber. Stierhaltungsgenossenschaften bestehen in Haaksbergen, Buurse, Oldenzaal, Tubbergen, Geesteren, Ootmarsum, Vasse, Markelo, Diepenheim, Raalte, Wierden, Gramsbergen, Dedemsvaart, Sluisund Balkbrug, die alle im M.R. Y.-Viehschlag züchten, ausgenommen Tubbergen, Vasse und Dedemsvaart, wo man von F.H.Stieren Gebrauch macht. DRENTE. Über diese Provinz können wir mitteilen, dasz im Jahre 1901 schon 22 Stierhaltungsgenossenschaften vorhanden waren. Zuchtund Kontrollvereine bestanden damals noch nicht, obgleich von dem Molkereikonsulenten und einigen Butterfabriken die Milch von einigen Viehbestanden schon regelmaszig untersucht wurde. Heute bestehen hier 5 Zuchtvereine und wohl in De Stapel, Broekhuizen, De Wijk, De Eemten und Haakswold, alle den Gemeinden De Wijk und Ruinerwold angehörend. Sie züchten alle im F.H.-Viehschlag, die Kühe werden mit einer Ohrnummer gemerkt und die Kalber werden von dem Kontrolleur skizziert. Auszerdem bestehen in dieser Provinz 14 Stierhaltungsgenossenschaften, die ebenfalls alle von F. H.-Stieren Gebrauch machen und von denen die in Zweelo zugleich als Kontrollverein wirksam ist. GRONINGEN. In dieser Provinz besteht nur ein Zuchtverein, namlich in Noord- und Zuidbroek. Dieser züchtet im F. H.-Viehschlag. In Usquert ist ein derartiger Verein in Vorbereitung, welcher im G.-Viehschlag züchten wird. Bei diesem Zuchtverein in Noordund Zuidbroek besorgt der Milchkontrolleur auch die Kontrolle auf die Geburt der Kalber. Kontrollvereine bestehen noch nicht. Wohl hat die Abteilung Groningen vom niederlatidischen Rindviehstammbuch einen Kontrolleur fiir die Kontrolle der von den Eigentümern selbst geführten Milchlisten und hat die Bulterfabrik in Zullum einen Milchkontrolleur der ungefahr 80 Kühe der Mitglieder dieser Fabrik kontrolliert. Eigentliche Stierhaltungsgenossenschaften kommen in dieser Provinz ebenso wenig vor, doch es gie'ot wohl Landwirtschaftsund andre derartige Vereine, die sorgen, dasz ein guter Stier anwesend ist, zu welchem Stier jedoch alle Kühe aus der Umgegend zugelassen werden. Dergleichen Stiere trifft man sowohl vom G.-Schlag als vom F.H.-Schlag an. FRIESLAND. Im Jahre 1901 fand man in dieser Provinz noch keine Zuchtund Kontrollvereine; wohl bestanden 19 Stierhaltungsgenossenschaften. Wahrend der Jahre 1897—'99 hat in Marssum ein Kontrollverein bestanden, doch dieser war im Jahre 1901 wieder aufgehoben. 1904 wurde der erste Zuchtverein in RoordahuizenIdaard errichtet, in 1906 folgten die Vereine in Minnertsga, Warga und Leeuwarden und in 1908 der Verein in Mantgem. Diese fünf Vereine haben sich zu einem »Bond van Fokvereeuigingen in Friesland« (Bund von Zuchtvereinen in Friesland) zusammengefiigt und zahlen mit einander 47 Mitglieder mit 1167 eingeschriebenen Kühen. Auszer diesen Vereinen sind in Friesland eine grosze Zahl andre wirksam, die den Zuchtvereinen sehr gleichen, doch noch nicht allen Anforderungen geniigen, welche einem derartigen Verein gestellt werden miissen. Die Kontrollvereine werden durch das friesische Rindviehstammbuch kontroiliert; weiter bestehen in dieser Provinz noch ungefahr 82 Stierhaltungsgenossenschaften. Der Zuchtverein in Roordahuizen sucht einen mittelmaszig groszen Milchtypus, von reiner friesisclier Rasse, mit proportioniertem Bau, starkem Stand und feinem Euter zu züchten. Ein reichiicher Milchertrag von guter Qualitat ist erforderlich. Eine Skizze des Kalbes musz innerhalb 2X24 Stunden eingesandt werden. Die Milchuntersuchung geschieht durch einen geprüften Milchkontrolleur. Der Zuchtverein in Minnertsga sucht einen mittelschweren Viehschlag (Widerristhöhe höchstens 1.40 M.) mit proportioniertem Bau, breiten, gefüllten Formen, holler Leistungsfahigkeit und »Adel« zu züchten. Besonders will man Hochbeinigkeit vermeiden. Die Milchuntersuchung geschieht durch einen geprüften Kontrolleur und findet jede 14 Tage statt. Der Verein verfügt über zwei Stiere. Der Verein in Warga bezweckt das Zuchten einer ausgeglichenen, starken, nicht zu groszen Milchkuh und nimmt hierbei folgende Masze als normal an: Rumpflange 160 c.M. Widerristhöhe 133 x Kreuzhöhe 135 » Brusttiefe 71 » Brustbreite 42 » Hüftenbreite 54 » Beckenbreite 50 » Kreuzlange 54 » Auch der Verein in Leeuwarden strebt nach Ausgeglichenheit und nach einem regelmaszigen Bau mit etwas mehr Fleischbildung, ohne jedoch den feinen Milchtypus verloren gehen zu lassen. Vom Verein in Mantgem ist mirdas Zuchtziel nicht naher bekannt. Alle fünf Vereine führen ein Zuchtregister und ein Jungviehregister, indem der Verein in Minnertsga ohnehin noch ein Hilfsregister führt, welches man aber nach einiger Zeit wieder abschaffen will. Das Zuchtregister in Roordahuizen besteht aus zwei Abteilungen A und B. In Abteilung A werden nur Tiere aufgenommen, deren Milch einen Fettgehalt von wenigstens 3.2% hat; in Abteilung B werden Tiere mit einem niedrigeren Fettgehalt eingeschrieben. Hiermit glaube ich einen kurzen, klaren Überblick über die in den Niederlanden bestehenden Zucht-, Kontrollvereinen und Stierhaltungsgenossenschaften gegeben zu haben und will ich am Ende dieses Kapitels einen Platz einraumen für DAS FRIESISCHE RINDVIEHSTAMMBUCH. Dieses Stammbuch wurde inijahre 1879 gegründet. Der Hauptgrund zu derselben scheint gewesen zu sein, dasz man sich in Friesland nicht mit der Arbeitsmethode des niederlandischen Rindviehstammbuches vereinen konnte. Es war anfangs nicht mehr als ein Registraturbuch. Besonders die Amerikaner gaben viel höhere Preise für Tiere, die in ein Stammbuch eingeschrieben waren. Dieses hatte in so weit seine gute Seite, als das Stammbuch hierdurch in Friesland populiir wurde. Als aber von Amerika keine Nachfrage mehr nach friesischem Vieh kam, ging die Lust zur Einschreibung immer mehr verloren und brachen für das Stammbuch schlechte Zeiten an. Nach dem Jahre 1896 als die systematischen Stierschauen eingeführt wurden — beganti man, abgesehen von der Nachfrage für das Ausland, mehr für das Stammbuch selbst zu fühlen. Man lernte den groszen Wert eines guten Stieres einsehen und besonders im Jahre 1900 besserte sich der Zustand bedeutend und seit dem Jahre 1906 kann man einen groszen Aufschwung aufweisen. Die Anforderungen bei den Körungen sind viel strenger geworden und man sucht möglichst richtige Angaben zu sammeln. Es bestehen jetzt strenge Bestimmungen für das Eintragen der Milchertrage, die nach dem vom Stammbuch festgesetzten Vorschriften bestimmt und berechnet werden müssen, indem die Ernennung der Milchkontrolleure ebenfalls unter Genehmigung des Stammbuches geschehen musz. Auch hat man jetzt angefangen folgende Masze zu nehmen. Bestimmt werden: Rumpflange, Widerristhöhe, Kreuzhöhe, Hüftenbreite und Brustumfang. In den ersten zehn Jahren nach der Gründung des Stammbuches war es ganz auf eigene Mittel angewiesen, doch 1889 empfing es von der Provinz einen Beitrag von f 500.— jahrlich, welcher Beitrag jetzt f 1000.— betragt. Der Staat bewilligte 1891 fürs erstc Mal einen Zuschusz von f 500— der bis 1907 so hoch geblieben ist, wahrend in diesem Jahre der Zuschusz festgestellt wurde auf f 3000.—. Ursprünglich arbeitete das Stammbuch in drei Abteilungen, namlich für schwarzbunte, für rotbunte und für gemischtfarbige Tiere, indem man anfangs in das Kalberbuch sogar Nachkommen von EItern von verschiedener Haarfarbe aufnahm. Hiermit hat man aber schon seit geraumer Zeit aufgehört und heutzutage bestehen nur noch zwei Abteilungen, namlich für schwarzbuntes und rotbuntes Vieh, von welchen beiden Abteilungen die für rotbuntes Vieh aber von geringer Bedeutung ist. Für jede Abteilung besteht ein Stammbuch, ein Hilfsstammbuch und ein Register für Jungvieh. 1908 war die folgende Anzahl Tieren eingeschrieben : le Stammbuch für schwarzbunte Kühe 12235 2e Hilfsbuch » » » 16035 3e Stammbuch » » Stiere 3703 4e » » rotbunte Kühe 199 5e Hilfsbuch » » » 694 6e Stammbuch > » Stiere 61 Über den Vorstand und die Arbeitsweise des friesischen Rindviehstammbuches können wir Folgendes mitteilen: Der Vorstand besteht aus 7 Mitgliedern. Weiter sind 4 Inspektoren, 1 Hauptkontrolleur und 3 Brenner mit dem Stammbuch verbunden. Die jahrliche Kontribution der Mitgüeder betragt f 2.50. In das Hilfsstammbuch werden diejenigen Rinder eingeschrieben, die nicht von Stammbucheltern abstammen und deren Nachkommen erst für Aufnahme in das Stammbuch in Betracht kommen können. Von Stieren und Kühen werden eigene Stammund Hilfsstammbücher geführt, indem zugleicherzeit Register für von Stammbuch- und Hilfsstammbucheltern abstammende Kalber angelegt werden. Urn in eins der beiden Stammbücher eingeschrieben zu werden, müssen Stiere mit bekannter Abstammung mindestens 13 Monate und Stiere ohne bekannte Abstammung mindestens 17 Monate alt sein. Für Kühe ist diesen Alter je bestimmt auf 2 Jahr 4 Monate und 2 Jahr 10 Monate und in beiden Fallen müssen sie einmal gekalbt haben. Nur bei Ausfuhr oder Verkauf ist der Vorstand berechtigt von diesen Minimalaltersgrenzen abzuweichen nur ausschlieszlich für Tiere mit bekannter Abstammung. Die Körungen für Einschreibung in das Stammbuch geschehen durch die Inspektoren, die auch das Markieren besorgen miissen. Dieses Markieren geschieht durch das Brennen der Nummer in die Hörner. Betreffend der Aufnahme in das Kalberbuch gelten folgende Regeln: Bei dem Sprung empfangt der Besitzer der Kuh einen Deckbeweis, welcher Beweis, wenn die Kuh trachtig ist, innerhalb 6 Monaten eingesandt werden musz. Innerhalb 14 Tage nach der Oeburt des Kalbes sendet der Eigentümer eine Beschreibung dieses Tieres ein mit Angabe des Geburtsdatums und ersucht um Einschreibung in das Kalberbuch. Bei den Körungen macht man Gebrauch vom folgenden Punktierskala: Körperteil j Kuh Stier Kopf (Form, Augen, Nase) 8 9 Hörner — 6 Hals, Brust, Widerrist, Schultern .... 10 12 Rippen, Rücken, Flanken - 8 Lenden 8 ^ Kreuz 12 g Oberschenkel 6 7 Schwanz 4 3 Gliedmaszen, Stand, Gang — S Gliedmaszen 6 Milchzeichen, Haut, Haare u. s. w — 6 Euter, Zitzen. Milchzeichen 20 Gesamteindruck — 25 (wozu Haut, Haar, Stand, Gang) 18 — Total ... 100 100 Abstammung (maximum) .... 5 5 Hinsichtlich der Milchuntersuchung gelten unter andern folgende Regeln: Die Untersuchung musz mindestens jede 14 Tage stattfinden, wobei ein geprüfter Kontrolleur, wenn nötig mit Hiife der Probenehmer, alle Arbeiten verrichten musz. Die Berechnungen müssen nach den, durch eine vom Vorstand des Stammbuches angewiesene Kontrollkommission, festgesetzten Vorschriften geschehen, in welcher Kommission der Molkereikonsulent der Provinz Friesland Sitz hat. Übrigens finden alle Arbeiten unter Aufsicht und Leitung dieser Kontrollkommission statt. Meiner Ansicht nach ist der einzige schwache Punkt bei dem friesischen Rindviehstammbuch die Kontrolle auf die Geburt der Kalber. Ein Termin von vierzehn Tagen für die Einsendung des Geburtsberichts mit einer Beschreibung des jungen Tieres musz als viel zu lang betrachtet werden und kann zum Betrug Veranlassung geben. Dazu ist es auch nicht recht deutlich, weshalb diese Angabe des Geburtsdatums u. s. w. nicht früher z. B. innerhalb 2 X 24 Stunden geschehen könnte. Kontrolle durch einen dazu angestellten Beambten, würde, wenn die Angabe innerhalb einer so kurzen Frist stattfand, von groszem Wert sein können. Zum Schlusz dieses Kapitels wollen wir noch erwahnen, dasz alljahrlich vom friesischen Rindviehstammbuch im Frühjahr eine Zentralstierschau und im Herbst eine Körung von ins Stammbuch eingeschriebenen Stieren, Kühen und Kalbern abgehalten wird. IV. STAATSMASZNAHMEN ZUR UNTERSTÜTZUNG DER NIEDERLANDISCHEN RINDVIEHZUCHT. Im Jahre 1889 sprach die »Landbouwcommissie« (Landwirtschaftliche Kommission) fast einstimmig ihre Ansicht aus, dasz finanzielle Unterstiitzung zur Entwicklung der niederlandischen Rindviehzucht seitens des Staates unnötig ware, und erst sieben Jahre spater, 1896, wurden in der «Tweede Kamer» (Abgeordneten-Haus) stimmen laut, auf dem Staatsbudget einen Posten van f 10.000.— auszuwerfen um hiermit die Rindviehzucht zu unterstützen. Dieser Posten wurde damals vom Minister bestritten, doch 1897 wurde seitens der Regierung eine Summe von f 30.000.— zu diesem Zweck bewilligt, welcher Betrag im Jahre 1907 stieg bis f47.965.—. Neben diesen Staatsmasznahmen waren in den Jahren 1895—'97 durch mehrere Provinzen auch Zuschüsse zur Verbesserung des Viehs zur Verfügung gestellt. Der Gesamtbetrag dieser Beitrage belief sich im Jahre 1907 auf f 53.274.26V2. Zu diesen beiden Betragen kam noch eine Summe von f983.— an Extrazuschüssen, sodasz über das Jahr 1907 die ProvinzialKommissionen einen Gesamtbetrag von f 102.222.26V2 zur Verbesserung des niederlandischen Viehs zu ihrer Verfügung hatten. Diese Gelder waren über die verschiedenen Provinzen verteilt wie folgt: _ . Staats- Provinzial- | Andre _ , . rovinzen Beitrage Beitrage Beitrage ° 3 Noord-Brabant.... f 4690.— f 4520.— f 9210.— Gelderland » 4790.— » 15864.26V2 » 20654.26'/2 Zuid-Holland .... » 6290.— » 8000.— » 14290.— Noord-Holland. ... » 5750.— » 5000.— f 248 — > 10998 — Zeeland » 3200.— » 3000.— » 6200.- Utrecht » 3420.— » 4000.— » 7410.— Friesland » 6200.— » 5590.— » 11790.— Overijssel » 3940.— » 1800.— » 5740.— Groningen » 3305.— » 2500.— > 705.— » 6510.— Drente » 3090.— » 1000.— » 30.— » 4120.— Limburg » 3320.— » 2000.— » 5300.— Total . . . f 47965.— f 53274.26 >/2 f 983.— Jf 102222.26»/» Die Weise, wie die Staatsgelder verwendet werden muszten, wurde angegeben in einem Reglement, dessen wichtigste Bestimmungen folgende waren: le. Erhaltungspramien für Stiere konnten zuerkannt werden, 2e. Beitrage konnten für Ankauf von mannlichem und wo nötig von weiblichern Zuchtmaterial zuerkannt werden und 3e. Unterhaltungspramien konnten weiblichen Zuchttieren, welche von pramiierten- oder Stammbuchstieren gedeckt waren, zuerkannt werden. Die Zuerkennung der Erhaltungspramien an Stiere oder weibliche Zuchttiere muszte geschehen auf Grund der abgehaltenen Körungen. Für die Erhaltungspramien an- und die Beitrage fürAnkauf von weiblichen Zuchtmaterial durfte nur '/< der verfügbaren Mittel verwendet werden. Die Regelung war für jede Provinz einer von «Gedeputeerde Staten» (Provinzialausschusz) ernannten Regelungskommission aufgetragen. Diese Kommission stellt ein vom Minister zugenehmigendes Reglement fest, ernennt eine oder mehrere Körungskommissionen und verteilt die verfügbaren Gelder. Jeder Körungskommission wird vom Minister ein Mitglied hinzugefügt. Die pramii^rten Stiere müssen wahrend eines vom Provinzial-Regelungskommission festgesetzten Termins zur Deckung verfügbar bleiben, indem diese Kommission auch das Maximum-Deckgeld bestimmt. Erst nach Ablauf des festgesetzten Termins und nach Einsendung einer Sprungliste wird die Pramie ausgezahlt. Die Pramie für von pramiierten oder Stammbuchstieren gedeckte Kühe wird nur dann zuerkannt, wenn die Tiere sichtlich trachtig sind und erst im folgenden Jahr ausgezahlt, wenn die Kuh am 1. August wieder trachtig ist oder schon wieder gekalbt hat, noch Tauglichkeit als Zuchttier hat und als solches noch in derselben Provinz gebraucht wird. Sterben pramiierte Tiere oder werden sie, ohne Schuld des Eigentiimers, untauglich zur Zucht, so werden die Pramien dennoch ausgezahlt. Die Provinzial-Regelungskommissionen können noch nahere Bestimmungen vorschreiben und sind verpflichtet jedes Jahr vor dem 1. Marz dem Minister Rechenschaft abzulegen. Aus diesen Bestimmungen geht klar hervor, dasz der Hauptpunkt in der Zuerkennung von Erhaltungspramiien für Zuchtstiere gelegen war, denn, obgleich für die übrigen Zwecke nur '.4 der verfügbaren Mittel verwendet werden durfte, wurde von dieser Befugnis nur noch ausnahmsweise Gebrauch gemacht. Allmahlich sah man ein, dasz auch auf andre Weise die Rindviehzucht gefördert werden konnte, und wohl an erster Stelle durch Zuerkennung von finanzieller Unterstützung an Zuchtvereine und Stierhaltungsgenossenschaften ; doch hierzu bedurfte es einer Revision der Vorschriften, welche für die Verwendung der vom Staat zur Verfügung gestellten Gelder in Kraft waren. Die erwünschten Abanderungen kamen zu Stande bei der Königlichen Verordnung vom 2. April 1907. Seit der Zeit sind folgende wichtigsten Bestimmungen dem bestehenden Reglement hinzugefügt: le. Bei Verlusten, welche bei Verkauf der zur Verbesserung des Viehbestandes angekauften Zuchttiere eriitten werden, kan ein Beitrag gewahrt werden und 2e. Kann Vereinen, welche Verbesserung des Viehbestandes bezwecken, finanzielle Unterstützung gewahrt und können auch andre Ausgaben behufs der Viehzucht gemacht werden. Inbetreff der Pramiierung der Tiere gelten folgende .Bestimmungen : a. die Tiere müssen einer Pramie würdig sein und b. sie müssen in der Provinz, deren Kommission die Pramie zuerkennt, stationniert (Stiere) oder gehalten werden (Kühe und Kalber). Die Kommission kann weiter Einschreibung in ein Stammbuch fordern und ist auch berechtigt Maszregefn zu treffen um das rassenrein Zuchten zu fördern. Der Provinzial-Regelungskommission können vom Minister avisierende Mitglieder hinzugefügt werden, namlich der in der Provinz wohnhafte Landwirtschaftslehrer und der Molkereikonsulent. Die Kommission musz alljahrlich vor dem 1. Marz auszer Rechenschaft, einen Bericht einsenden über den Zustand der Rindviehzucht in der Provinz vom vergangenen Jahr. Was die Stierschauen anbelangt, darüber können wir Folgendes mitteilen. Wir können diese Schauen einteilen in drei Oruppen, namlich die Vorschauen, die Distrikts- oder Kreisschauen, auf welchen die Pramien zuerkannt werden, und die Zentralschauen. a. Die Vorschauen werden nur gehalten in Noord-Holland, Zeeland und Friesland. Sie dienen die Tiere anzuweisen, welche auf den Distriktsschauen um eine Erhaltungspramie konkurriren dürfen. Den angewiesenen Tieren können schon kleine Vorpramien zuerkannt werden. b. Behufs der Distrikts-oder Kreisschauen (oder Pramien- körungen) werden die Provinzen in Distrikte oder Kreise eingeteilt. In jedem Distrikt sind ein oder mehrere Körungsplatze. Die teilnehmenden Stiere müssen in dem Distrikt, worin sie wetteifern, stationniert sein und dürfen in demselben Jahre nur an einem Körungsplatz erscheinen. c. Bei den Zentralschauen werden die auf den Pramiekörungen pramiierten Stiere an einem Zentralort vereinigt. Vor dem Jahre 1907 wurden sie nur gehalten in Noord- und Zuid-Holland, Utrecht, Friesland und Groningen. Durch die Erhöhung der Zuschüsse im Jahre 1907 konnten mehr Gelder verfügbar gestellt werden und hielten auch Gelderland und Limburg Zentralschauen; Gelderland selbst wegen der Ausdehnung der Provinz an drei Orten. In den Jahren 1905, 1906 und 1907 wurde in den Niederlanden für Erhaltungspramien fiir Stiere ein Betrag verwendet, je von f59122.50, f57597.— und f62545.50. Der Betrag der einzelnen Pramien war im Jahre 1907 für die verschiedenen Provinzen wie folgt: In Noord-Brabant: f 120.—, f 100.— und f50.—. In Gelderland: f 135.—, f 125.— und f 50.—. In Zuid-Holland hatte man eine grosze Verschiedenheit in den Pramien. Die höchsten waren f 150.—, die niedrigsten f 10.—. In Noord-Holland betrug für 1-jahrige Stiere die Pramie f85.—, für 2-jahrige f135.— und für altere Stiere f 165.—.Weiter hatte man noch Pramien im Betrage von f40.— für Stiere, welche von ins Zuchtregister eines Zuchtvereins eingeschriebenen Eltern abstammten. In Zeeland waren die Pramien wie folgt: Auf den Vorschauen f 15.—, auf den Distriktsschauen für einjahrige f30.— und für zweijahrige f 80.— und f 48.—. Auszerdem konnten noch Einfuhrpramien ad f 20.— für einmal zuerkannt werden. In Utrecht betrugen die Pramien f 60.— und f 40.—. In Friesland erhielten die 1-jahrigen Stiere f40.—, die 2-jahrigen f75.— und die alteren f 100.—. In Overijssel erhielten die 1-jahrigen Pramien von f 50.—, f 30.— und f 20.— und die alteren Stiere f 80.—, f 30.— und f 20.—. Von diesen Pramien konnten die im Betrage von f 50.— und f 80.— um 50 °/o erhöht werden, wenn die Abstammung der Stiere und zugleich der Durchschnittsfetrgehalt der Milch der Mutter bekannt war. Hielt man die pramiierten Stiere ein ganzes Jahr (zu einem halben Jahre war man verpflichtet), so konnte die Pramie ebenfalls um 50% erhöht werden. In Groningen waren die Pramien für 1-jahrige f 70.— und f 60.— und für 2- und mehrjarige f 100.— und f 50.—. In Drente erhielten die 1-jahrigen Stiere Pramien von f 60.— bis f 10.— und die alteren Stiere von f 40.— bis f 15.—. Falls die pramiierten Tiere ein ganzes Jahr gehalten wurden, so erhöhte man die Pramien um f 100.—. In Limburg betrugen alle Pramien f 40.—. Hinsichtlich der Weise, wie in den verschiedenen Provinzen gekort wird, können wir Folgendes bemerken : In Zuid-Holland, Drente und Limburg wird nicht nach einem Punktierskala gekort, in Friesland nach dem Punktiersystem des friesischen Rindviehstammbuches. in Noord-Holland und Overijssel nach dem Punktierskala, dasz wir bei der Beschreibung des niederlandischen Rindviehstammbuches naher werden kennen lernen, und in den übrigen Provinzen hat man andre Punktiersysteme, die aber alle von einander verschieden sind. In den Provinzen Noord-Brabant, Zuid-Holland, Zeeland, Utrecht und Groningen besteht die Verpflichtung, dasz die pramiierten Stiere in ein Stammbuch eingeschrieben oder zur Einschreibung angeboten werden müssen. In den übrigen Provinzen hat man eine derartige Verpflichtung glücklicherweise nicht, wahrend in Friesland die Eigentümer der preisgekrönten Stiere, diese Tiere freiwillig zur Einschreibung anbieten. Was die Schauen und Pramiierungen von weiblichem Zuchtvieh betrifft, können wir mitteilen, dasz diese nur in Groningen, Drente und Utrecht stattgefunden haben. In erster- und letztge- nannter Provinz wird hierzu ein Punktiersystem gebraucht, in Drente nicht. In Groningen hielt man eine Schau von Tieren über und unter 3 Jahren und verwendete man einen Betrag von f 1795.—. Die Pramien betrugen f 35 — und f 25.—. In Utrecht korte man in drei Klassen : A. Milchgebendes Vieh unter 2l/2 Jahr, B. » » von 21/2 bis 3V2 Jahr, C. » » alter als 3l/2 Jahr. Die Pramien für die Klassen A und B betrugen f 20.— und für Klasse C f 25.—, indem im ganzen ein Betrag von f 1575.— verwendet wurde. Drente bewilligte im Jahre 1907 einen Betrag von f 325.—, verteilt über 18 Pramien von f 45.— bis f 10.—. Von der Berechtigung beizutragen für Verluste, welche bei Verkauf der zur Verbesserung der Rindviehzucht angekauften Zuchttiere gelitten wurden, wurde kein Gebrauch gemacht. Ein ziemlich lioher Betrag dahingegen wurde durch die verschiedenen Kommissionen verwendet zur Unterstützung der Zucht-, Kontrollvereine und Stierhaltungsgenossenschaften und zu andren Ausgaben im Interesse der Rindviehzucht. Für das Jahr 1907 waren diese Betrage in den verschiedenen Provinzen folgende: Noord-Brabant f 840.— Gelderland » 1302.— Zuid-Holland » 3600.— Noord-Holland » 4850.— Zeeland » 710.— Utrecht » 605.— Friesland » 1475.— Overijssel » 845.— Groningen » 100.— Drente » 1243.— Limburg » 1500.— Total . . . f 17070.— In Noord-Holland steilte die Kommission einen Inspektor an, der kontrollieren musz ob die Vereinigungen, welche einen Zuschusz erhalten, den festgesetzten Vorschriften genügen. Nicht nur erreicht man mittels dieser fortwahrenden Aufsicht ein Arbeiten in der guten Richtung, wodurch die Einheitlichkeit der Arbeit in den verschiedenen Vereinen erhalten bleibt, sondern man bekommt zugleich melir Garantie für die Zuverlassigkeit der Produktionsziffern. Der Inspektor bezieht ein Gehalt von ƒ800.— und weiter beziehen 18 Zuchtvereine einen Beitrag von / 225.— jeder. Sie müssen dazu folgende Bedingungen entsprechen: Jeder Vereiti musz mindestens 8 Mitglieder zahlen und die Milch von 20 Kühen untersuchen lassen; der Verein steht unter Kontrolle der Kommission, musz alljahrlich Rechenschaft ablegen, einen Bericht einsenden und die Statuten des Vereins müssen der Kommission zur Genehmigung vorgelegt werden. Das Zuchtziel musz sein ein schwarzbuntes F. H.-Rind mit gutem Bau und groszer Milchergiebigkeit. In Limburg ernannte, wie wir schon im vorigen Kapitel sahen, die Provinzial-Viehverbesserungskommission im Jahre 1899 einen Zentralausschusz zur Förderung der Errichtung von Stierhaltungsgenossenschaften und Zuchtvereinen, welcher Ausschusz seit dem Jahre 1900 über ƒ 1000.— jahrlich verfügen kann. Dieser Betrag wurde 1907 erhöht bis ƒ 1500.—. Die den Vereinen gewahrte finanzielle Unterstützung ist folgenderweise geregelt: Stierhaltungsgenossenschaften mit ein bis fünf Stieren erhalten Zuschüsse von f 25.—, ƒ 40.—, ƒ 50.— und ƒ 60.— und Zuchtvereine mit einem Stier erhalten ƒ 50.— pro Jahr. Der Zentralausschusz hat hierbei das Recht ein Gutachten abzugeben in Bezug auf die Wahl des Viehschlages, in welchem gezüchtet werden soli, und man musz bei dem einmal gewahlten Viehtypus bleiben. Weiter müssen die Vereine den durch den Ausschusz festgesetzten Bestimmungen nachkommen. In Friesland gewahrt man den Stierhaltungsgenossenschafteneinen Beitrag von ƒ 75.— wenn sie folgenden Bedingungen genügen : le Dip Tshl der Mitglieder soll mindestens 4 betragen, die 2e zusammen wenigstens 80 Kühe besitzen müssen und 3e der Verein musz einen zweijahrigen oder alteren, pramiierten, oder mit Ehrenmeldung ausgezeichneten Stier besitzen, der als Kalb in das friesische Rindviehstammbuch eingeschrieben ist und dessen Mutter Milch mit einem Durchschnittsfettgehalt von wenigstens 3.2 °/o gegeben hat. Körungsvereine können einen Beitrag von ƒ 125.— erlangen unter der Bedingung, dasz sie mindestens 6 Mitglieder zahlen, zusammen mit wenigstens 120 Kiihen, wovon die Halfte in das friesische Stammbuch oder Hilfsstammbuch eingeschrieben ist, und einen Stier besitzen, der denselben Bedingungen genügt als bei den Stierhaltungsgenossenschaften genar.nt sind. Schlieszlich können Zuchtvereine einen jahrlichcn Zuschusz von ƒ 200.— erhalten, falls sie nicht weniger als 6 und nicht mehr als 12 Mitglieder zahlen und diese Vereinsmitglieder wenigstens 75 Kühe haben, deren Milch unter Kontrolle des friesischen Rindviehstammbuches regelmaszig auf Quantum und Gchalt untersucht wird. Der Verein musz einen Stier haben, der den bei den Stierhaltungsgenossenschaften genannten Bedingungen entspricht, regelmaszig ein Zucht- und ein Jungviehregister führen und die Vereinsmitglieder dürfen kein eingeschriebenes Tier verkaufen, bevor sie es den andren Mitgliedern angeboten haben. Überdies müssen die Mitglieder wenigstens einmal jahrlich ilire Viehbestande mit Rücksicht auf das eventuell Vorkommen klinischer Tuberkulose von einem Tierarzt untersuchen lassen. Tuberkulöse Tiere müssen unverzüglich auszer dem Verein verkauft werden. Statuten und Register stehen unter Kontrolle der Provinzial-Rcgelungskommission und des friesischen Rindviehstammbuches. Die gesamten Zuchtvereine und Stierhaltungsgenossenschaften in Noord-Brabant erhielten im Jahre 1907 einen Beitrag in der Höhe von f960.—. Nach dem Reglement der im Jahre 1904 durch die ProvinzialRegelungskommission ernannten »Commissie van Advies« kann in Overijssel wahrend höchstens 6 Jahren den Stierhaltungsgenossenschaften ein Beitrag gewahrt werden und zwar wie folgt: für jeden tauglich erklarten, einjahrigen Stier f30.—, für jeden tauglich erklarten, zweijahrigen Stier f50.— und für jeden tauglich erklarten, alteren Stier f 75.—. Ein Zuchtverein kann für seine Stiere einen gleichen Betrag empfangen und auszerdem für jede tauglich erklarte, ins Zuchtregister eingeschriebene Kuh f 1.50 pro Jahr, für die Jahre, wahrend welcher sie auf Produktion untersucht wird, mit einem Maximum von 5 Jahren. Ein Zuchtverein kann obendrein f50.— Errichtungskosten erhalten, wenn er wenigstens 10 Mitglieder mit zusammen 50 eingeschriebenen Kühen zahlt. Im Jahre 1907 wurde in Gelderland fürs erste Mal Viehverbesserungsvereinen ein Beitrag gewahrt unter der Bedingung dasz, le die Provinzial-Viehverbesserungskommission die Statuten genehmigte, 2e man nach diesen Statuten arbeitete und 3e die Stiere des Vereins ins niederlandische Rindviehstammbuch eingeschrieben wurden. Nur ein Verein genügte diesen Bedingungen und konnte also einen Beitrag bekommen. Die Beitrage belaufen sich auf f 100.— bis f200.—. Auch in Zuid-Holland wurden 1907 fürs erste Mal Zuschüsse zuerkannt unter der Bedingung, dasz jahrlich ein Bericht der Tatigkeiten erstattet wurde. Alle zwölf Vereine erhielten jeder einen einmaligen Beitrag von f 100.— und weiter einen Erhaltungsbeitrag, wechselnd zwischen f25.— und f275.—. In Zeeland wurde den Stierhaltungsgenossenschaften ein Gesamtbetrag von f 130.— und den Kontrollvereinen von f 180.— als Zuschüsse zuerkannt. Fur die Stierhaltungsgenossenschaften gelten folgende Bestimmungen: Der Stier musz dem F. H.-Vieh- Schlag angehören, alle Kühe des Vereins müssen von dem Vereinsstier gedeckt werden, der Stier musz auf einer Distriktsschau pramiiert sein und wenigstens 10 Mitglieder mit mindestens 50 Kühen müssen dem Verein angeschlossen sein. Die Kontrollvereine müssen dieselbe oben genannte Zahl von Mitgliedern und Kühen haben. Stierhaltungsgenossenschaften können für einen einjahrigen Stier höchtens f 40.— und für einen alteren Stier höchstens f60.— erhalten. Die Kontrollvereine haben Recht auf einen Errichtungszuschusz von f 60.— und können weiter pro kontrollierte Milchliste f 0.75 bekommen. In Utrecht bestehen zwei Kontrollvereine, welche zusammen im Jahre 1907 einen Zuschusz bezogen von f 600.—. Der Zuchtverein in Noord- und Zuidbroek in der Provinz Groningen empfangt einen jahrlichen Beitrag von f 100. unter der Bedingung, dasz die Bücher und Register zur Zufriedenheit der Provinzial-Kommission geführt und die Milchuutersuchung im Einvernehmen mit dem Molkereikonsulenten verrichtet werde. Die Provinzial-Kommission in Drente bewilligte drei Zuchtvereinen ohne eine Bedingung zu stellen einen Gesamtbeitrag von ƒ 714.—; weiter bezogen 2 Stierhaltungsgenossenschaften jede einen Beitrag von ƒ 50.—. Bevor dieses Kapitel abgeschlossen wird, will ich anlasziich der vorhin erwahnten Angaben, welche in der Hauptsache dem «Verslag aangaande de ondersteuning van Rijkswege van de rundveefokkerij over de jaren 1905, 1906 en 1907 van T. J. Swierstra» entnommen sind, einige Bemerkungen machen. Erstens sei die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dasz in den verschiedenen Provinzen weder in der Körungsweise, noch in den Bedingungen, unter denen Beitrage bewilligt werden, noch in der Grösze dieser Beitrage auch nur irgend welche Übereinstimmung besteht. Was die Körungsweise betrifft, halte ich dies bestimmt für verwerflich. Wo das niederlandische Rindviehstammbuch, wie wir in folgenden Kapitel sehen werden, in der Zukunft sich hauptsachlich stützen will auf die Viehverbesserungsvereine und wo die Stiere den wichtigsten Teil dieser Vereine bilden, dünkt es mir sehr erwünscht, dasz bereits jetzt Versuche angestellt werden einigen Zusanimenhang zu bekommen, indem man als Verpflichtung vorschreibt, bei allen seitens der Provinzial-Viehverbesserungskommissionen abzuhaltenden Stierschauen, von dem beim niederlandischen Rindviehstammbuch verwendeten Punktiersystem Gebrauch zu machen. In den beiden Provinzen, wo dieses Punktiersystem in Anwendung gebracht wird, hat man die günstigsten Erfahrungen gewonnen. Hierdurch allein wird eine Vergleichung zwischen der Qua!itat der Stiere in den verschiedenen Provinzen möglich. In jedem Fall ware es ein Schritt in der guten Richtung, wenn das Kören nach einem Punktiersystem unbedingt verlangt würde. Zwar weisz ich wohl, dasz man hiergegen einwenden kann, dasz erfahrene Viehkenner auch ohne Punktiersystem mit groszer Genauigkeit jedes Tier auf seinen richtigen Wert schatzen können, doch wenn man nun verschiedene Viehtypen mit einander vergleichen musz, und dabei dem Umstand Rechnung tragen soll, dasz das, was für den einen Typus eine normale Erscheinung ist, für den andren als ein groszes Verdienst angesehen wird (z. B. ein gutes Becken be' einer F. H.-Ku!i und einer M. R. Y.-Kuh), so verschafft uns die Anwendung der für die verschiedenen Typen festgesetzten Punktierskalas eine gröszere Möglichkeit einer richtigeren Beurteilung, weil bei dem Zusammensetzen dieser Tabellen für jedem Typus, die diesem Typus eigenen günstigen Eigenschaften und Fehler berücksichtigt werden. Weil man auszerdem auf den Distriktsschauen oft eine grosze Anzahl Tiere in verhaltnismaszig kurzer Zeit zu beurteilen hat, giebt die Anwendung einer Punktierskala eine grosze Bequemlichkeit, weil man, le keinen einzigen Teil übersieht, 2e ein richtiges Verhaltnis bekommt zvvischen der Bedeutung der verschiedenen Teile, 3e die für jeden Teil bestimmte Norm nicht überschreiten und also eine gute Eigenschaft nicht zu hoch anschlagen kann, 4e weil der Eigentümer auf Grund der zuerkannten Punkte den Preisrichter um Aufklarung bitten kann und 5e weil Tiere, die auf verschiedenen Platzen und zu verschiedenen Zeiten gekort sind, mit einander verglichen werden können und man sich, auf Grund der Punktierskala, besonders wenn hierbei auch Masze angegeben werden, bei einiger Übung ein ziemlich deutliches Bild des Tieres vorstellen kann, ohne es zu sehen. Auf das unter 4 genannte Motiv will ich noch speziell die Aufmerksamkeit lenken. !ch bin der Überzeugung, dasz die verpflichtete Mitteilung eines kurzen Körungsberichts iiber jedes Tier nach der abgehaltenen Körung von groszem Nutzen sein würde. Nun sind viele Eigentümer unzufrieden, weil sie glauben, ihr Tier habe zu wenig Punkte erhalten, und diese Meinung hauptsachlich daher kommt, dasz sie nicht wissen welche Fehler dieses Tier zeigt. Eine kurze, mündliclie Auseinandersetzung der guten und schlechten Eigenschaften jedes Tieres würde 1. bei vielen den Gedanken, sie seien ungerecht behandelt worden, verhindern, 2. sehr lehrreich sein können, weil die Ziichter auf verschiedene Fehler aufmerksam gemacht werden und ihnen also angewiesen wird, welche Verbesserungen sie anbringen können. Flerr Prof. Dr. Duerst hatte die Güte mir mitzuteilen, dasz auch auf den schweizerischen Schauen und Ausstellungen dieser Modus mehr und mehr in Aufnahme kommt. So wurde auf dem letzten Zuchtstiermarkte des Verbandes schweizerischer Braunviehzuchtgenossenschalten in Zug (1908) die Punktierkarte eines jeden Tieres mit den Maszen und deren Bewertung seitens der Preisrichter über jedem Tiere angeschlagen, sodasz jedermann sich über deren absolute Zuverlassigkeit und Unparteilichkeit orientieren konnte. Ein solches Verfahren erhöht natürlich, wie ich schon bemerkte, in überaus hohem Grade das Vertrauen der Züchter in die Körungskommission, weist zugleich jedem Züchter nach, in welchen Körperteilen seine Tiere nicht entsprechen und spornt denselben so zur Verbesserung der ihm nun genau bekannten Fehler an. Schlieszlich kann man mit Hilfe eines Punktiersystems so genau wie möglich verfahren und werden Irrtümer, besonders wenn eine grosze Anzahl Tiere gekort werden musz, so viel wie möglich ausgeschlossen, indem man ausserdem Zeit gewinnt, weil nicht so oft Tiere neben einander und mit einander verglichen zu werden brauchen; welche ersparte Zeit benutzt werden kann zur Erteilung der so gewünschten Aufklarung. Auszerdem bekommt eine Körung nach sogenannter freier Beurteilung, a'so ohne Punktierskala schliesslich viel Ahnlichkeit mit einer Körung nach einer solchen Skala da, wenn man am Ende der Körung aus den fünf besten Tieren, den len, 2en, 3en, 4en und 5en Preis auswahlen soll, man doch verschiedene Körperteile mit einander vergleichen musz; und eben hier ist ein Punktiersystem so vortrefflich, weil man dann den Wert dieser Teile im Verhaltnis zu derselben Norm in Ziffern umsetzt. Es scheint mir ferner empfehlenswert ein Punktiersystem zu wahlen, wobei für Gesamteindruck, proportionierten Bau und Typus eine hohe Zahl Punkte (wenigstens 25 % der Gesamtzahl) zuerkannt werden kann, nicht nur weil ein gut proportionierter Bau, eine genügende Entwicklung im Verhaltnis zum Alter und ein guter Typus sehr erwünschte Eigenschaften sind, sondern auch weil man hierdurch zugleicherzeit die Gelegenheit hat, ein Tier mit vielen gut gebildeten, einzelnen Teilen, aber mit einer derartigen Abweichung, dasz es als Zuchttier untauglich ist, wegfallen zu lassen. Hinsichtlich der Bewilligung von Zuschüssen kommt es niir erwünscht vor, die Grösze derselben als Regel zu bestimmen und den Provinzial-Regelungskommissionen die Befugnis zu erteilen in besonderen Fallen davon abzuweichen. Durch das Treffen einer solchen Maszregel bekame man mehr Gleichheit und wurde das Entstehen eines Miszverhaltnisses, z. b. zwischen den Erhaltungspramien für Stiere einer Genossenschaft und den jahrlichen Zuschüssen, welche den Zuchtvereinen gewahrt werden, verhütet und konnte man eine Unterstützung dieser Vereine im Verhaltnis zu ihrem Wert mit Rücksicht auf die Viehzucht bekommen. Zugleich ware es nach meiner Ansicht zu empfehlen, die Erhaltungspramien für Stiere in Beziehung zu ihrem Alter bedeutend zu erhöhen. Ein Stier mit guter Vererbungsfahigkeit kann für die Gegend, wo er stationniert ist, von unermesslichem Werte sein und deshalb kommt es mir empfehlenswert vor, für die Erhaltung eines solchen Stiers einen hohen Beitrag zur Verfügung zu stellen. Hierbei wird man aber erwagen müssen, dasz die hier gemeinten hohen Pramien nur auf Grund einer Körung der Nachkommenschaft des betreffcnden Stieres zuerkannt werden dürfen. Auch wird man allmahlich, je nach der Höhe auf der die Rindviehzucht in der betreffenden Provinz oder dem betreffenden Distrikt steht, die rassenlosen Stiere von der Beteiligung an den Pramienkörungen ausschlieszen müssen, wahrend es für bestimmte Provinzen Empfehlung verdienen kann, die Stiere von einem oder zwei der drei niederlandischen Viehschlage von der Beteiligung auszuschlieszen. Eine derartige Maszregel, hinsichtlich des M. R. Y.-Typus und des G.-Typus in Friesland und des M. R. Y.-Typus in Groningen, ware, giaube ich, sehr gut zu verteidigen. In einigen Provinzen nat man eine solche Maszregel schon getroffen. Ich halte es für unnötig naher auseinander zu setzen, wie erwünschenswert es ist, gleichförmige Bestimmungen festzusetzen, unter denen Viehverbesserungsvereinen Zuschüsse zuerkannt werden können und in mehr oder weniger groben Umrissen für alle Provinzen geltende Artikel anzugeben, welche in den Statuten dieser Vereine vorkommen müssen. Die in einigen Provinzen bestehende Verpflichtung pramiierte Stiere dem niederlandischen Rindviehstammbuch zur Einschreibung anzubieten achte ich verkehrt und wohl aus den folgenden Oründen: le hat es absolut keinen Wert in den Oegenden, wo keine ins niederlandische Rindviehstammbuch eingeschriebene Kühe vorkommen, 2e kann der Eigentümer in vielen Fallen den Nutzen dieser Einschreibung nicht einsehen und sieht er die Verpflichtung als eine unnötige Überlast an, 3e sind die Pramienkörungen und die Körungen für das niederlandische Rindviehstammbuch ungleich und kommt es also vor, dasz auch pramiierte Stiere nicht in das Stammbuch eingeschrieben werden können, was bei den Eigentümern einerseits Voreingenomnienheit gegen das niederlandische Rindviehstammbuch veranlaszt und andrerseits bei ihnen den Eindruck entstehen laszt, dasz die Pramienkörungen minderwertig seien und 4e kommt in den Oegenden, wo die Zucht auf einem so hohen Standpunkt steht, dasz Einschreibung dieser Stiere ins Stammbuch erwünscht ist, diese Einschreibung von selbst zu stande, weil wie z. B. in Friesland die Eigentümer freiwillig dazu übergehen. In den Oegenden, wo viele ins Stammbuch eingeschriebenen Kühe vorkommen, nötigt der Eigennutz den Besitzer des Stieres von selbst dazu. Am Schlusz dieses Kapitels will ich noch mit wenigen Worten die Frage der verpflichteten Stierkörungen besprechen. Jedem wird es einleuchten wie sehr eine solche Maszregel erwünscht sein musz. Wenn wir alle Stiere mit ungenügendem oder in einigen Hinsichten abweichendem Bau von der Zucht ganz ausschlieszen könnten, würden wir einen groszen Schritt in der guten Richtung gemacht haben. Im Prinzip möchte ich mich denn auch als einen unbedingten Vertreter derselben erklaren. Doch kommt es mir vor, dasz verpflichtete Stierkörungen in der Praxis an erster Stelle grosze Kosten verursachen würden hinsichtlich der sehr schwierig auszuführenden Kontrolle, und zweitens bin ich überzeugt, dasz die Kontrolle fast nicht auszuüben ware. Mit der verpflichteten Hengstkörung ist solches ein ganz andrer Fall, weil die Zahl so viel geringer ist; und doch hat auch dies anfangs grosze Schwierigkeiten gegeben. Die Beschwerde, dasz man bei der verpflichteten Stierkörung nicht genug mannliches Zuchtmaterial übrig behalten würde, braucht natürlich nicht ins Gewicht zu fallen, weil man anfanglich seine Anforderungen niedrig stellen kann; doch aus einem praktischen Gesichtspunkte kommen mir, wie schon gesagt, verpflichtete Stierkörungen sehr beschwerlich vor und meiner Meinung nach wird man ebenso gute Resultate erreichen, wenn man die für die Einführung dieser verpflichteten Körung anzuwendenden Gelder für Beitrage (besonders Errichtungspramien), welche den Viehverbesserungsvereinen bewilligt werden, gebraucht. Die tatkraftige Unterstützung dieser Vereine im weitesten Sinn führt von selbst zum angestrebten Zweck: »Das Züchten eines ausgezeichneten Rindes«. V. DAS NIEDERLANDISCHE RINDVIEHSTAMMBUCH. Den 24 September 1873 wurde bei Gelegenheit einer landwirtschaftlichen Ausstellung, welche durch die Hollandische Landwirtschaftliche Gesellschaft gehalten wurde, auf Initiative der Herren H. F. Bultman und Mr. J. P. Amersfoordt beschlossen, die allgemeine Versammlung dieser Gesellschaft zu ersuchen, eine Kommission zu ernennen, welche die Möglichkeit und das Wünschenswerte der Gründung eines Rindviehstammbuches untersuchen sollte. Diese Kommission kam zu Stande und den 15 Dezember 1874 wurde in einer Versammlung von Abgeordneten verschiedener niederlandischen Vereinigungen derVerein »Das Niederlandische Rindviehstammbuch« gegründet. Die Einrichtung dieses Stammbuchs war jedoch sehr primitiv. Nur ein Typus wurde erkannt, namlich der niederlandische Viehschlag, und alle Tiere mit genügendem Bau wurden aufgenommen, gleichviel von welcher Farbe und welchem Typus sie waren. Der einzige Unterschied, der gemacht wurde, war die Provinz, worin das eingeschriebene Tier vorkam und die Beschaffenheit des Bodens, worauf es gehalten wurde, so dasz eine schwarzbunte, friesische Kuh in Brabant dem Brabanter Rind angehörte, aus dem einfachen Grund, dasz sie in dieser Provinz gehalten wurde. Jede Provinz hatte denn auch ihre eigene Abteilung im Stammbuch. Anfangs ging es gut und besonders in den achtziger Jahren, als Amerika viel prima Zuchtvieh kaufte, wobei es auf die Höhe des Preises nicht ankam, wenn die Tiere nur in ein Stammbuch eingeschrieben waren, gelangte das niederlandische Rindviehstammbuch zu groszer Blüte. Die niederlandischen Züchter, begierig danach, hohe Preise für ihre ausgezeichnelen Kühe und Stiere zu erzielen, lieszen die Tiere in groszer Zahl einschreiben, um diese darauf so bald wie möglich nach Amerika oder auch nach Deutschland zu verkaufen. Im Jahre 1884 allein wurden 3272 Stück Vieh eingeschrieben; der gröszere Teil derselben verschwand aber wieder aus unserem Lande. Die ganze Einrichtung und Arbeitsweise führte denn auch dazu, dasz nur die persönlichen Interessen der Mitglieder gewahrt wurden, was jedoch für die Entwicklung der niederlandischen Viehzucht ganz und gar ohne Bedeutung war. Es war nur ein Körungsbuch und ein Adreszbuch, aber kein Stammbuch. Als denn auch Amerika und Deutschland das beste Vieh weggeführt hatten und man da anfing mit diesen importierten Tieren weiter zu züchten, verminderte sich nach und nach die Ausfuhr und in gleichem Masze wurde die Einschreibung des Zuchtviehs in das Stammbuch immer geringer. Jetzt brach eine schlechte Zeit für das Stammbuch an und 1898 muszte selbst die Abteilung Friesland die Konkurrenz mit dem friesischen Rindviehstammbuch aufgeben und wurde diese Abteilung aufgthoben. Zwar war in dieser Zeit die Zahl der Mitglieder und der Einschreibungen etwas groszer geworden, weil in mehreren Provinzen die Verpflichtung bestand die auf den Provinzialschauen pramiierten Tiere in das niederlandische Rindviehstammbuch einschreiben zu lassen, doch diese Zunahme hatte durchaus keinen Wert, weil die Eigentümer der pramiierten Stiere gewöhnlich dem Verein nur so lange angehörten als sie, im Hinblick auf die gewonnene Pramie, dazu verpflichtet waren. Wie wenig das niederlandische Rindviehstammbuch als Stamm- buch leistete, ergiebt sicli wohl hieraus, dasz im Jahre 1899 (also 25 Jahre nach der Gründung) nur von einer geringen Zahl der eingeschriebenen Tiere die Eltern bekannt waren. Das all zu viele Fördern der Viehausfuhr, wodurch mehr vortreffliche Zuchttiere aus dem Lande ausgefiihrt wurden als für die niederlandische Viehzucht gut war, und das Einsclireiben aller niederlandischen Typen unter einem Namen waren oline Zweifel zwei grosze Fehler der damaligen Handlungsweise und im Jahre 1900 wies denn auch der jetzige Inspektor der Landwirtschaft F. B. Löhnis (') darauf hin und hob nachdriicklich hervor, dasz man das niederlandische Vieh einteilen müsse in verschiedene Schlage und von jedem dieser Schlage ein eigenes Stammbuch anlegen müsse, wobei in der Hauptsache genannt wurde eine Einteilung in den hollandisch-friesischen-, den groninger- und den IJssel-Viehschlag. Auf diese Einteilung hat Löhnis im Jahre 1897 auf dem landwirtschaftlichen Kongres in Steenwijk bereits hingewiesen. Die Folge war, dasz im Jahre 1902 eine Statutenumanderung zu Stande kam, welche als einen ersten bedeutenden Fortschritt in der guten Richtung betrachtet werden kann. Der Zweck des Vereins wurde in den folgenden Bestimmungen angegeben: le Stammregister sollten angelegt und geführt werden, 2e Zuchtviehausstellungen und Zentralstierschauen sollten organisiert und unterstützt werden, 3e Die Gründung von Viehverbesserungsvereinen sollte gefördert werden, 4e Man sollte versuchen mehr Kenntnisse auf dem Gebiet der Rindviehzucht zu verbreiten und 5= Der Absatz von Zuchtvieh nach dem Auslande sollte gefördert werden. (') Landbouwkundig Tijdschrift 1904. Über die Anlegung von Stammregistern wurde beschlossen, dasz da sein sollten : le eine Abteilung für schwarzbuntes, hollandisches Vieh, 2e eine Abteilung für schwarzweiszkopf- und schwarzblaardgroninger Vieh, 3e eine Abteilung für rotbuntes IJsselvieh und 4e eine Abteilung für Vieh, welches nicht zu den drei obengenannten Abteilungen gehorte. Weiter sollte man für jede Abteilung führen: a. ein Stammbuch, b. ein Elitestammbuch, c. ein Kalberbuch, d. ein Nebenbuch für Jungvieh. Nur Kühe, Stiere und Kalber von Vereinsmitgliedern konnten eingeschrieben werden; die Stiere konnten nicht eingeschrieben werden bevor sie das Alter von 11 Monaten erreichten und Kühe nicht bevor sie mindestens einmal gekalbt hatten. In das Elite-Stammbuch konnten aufgenommen werden: le von Stammbucheltern abstammende Stammbuchkühe, die bestimmten Ansprüchen in Bau und Milchproduktion genügten, 2e Stammbuchstiere, deren Vater in das Stammbuch und deren Mutter in das Elitestammbuch eingeschrieben waren und welche dazu ebenfalls bestimmten, naher festzusetzenden Minimalansprüchen genügten. Bei dem Kalberbuch hatte man wieder drei Unterabteilungen, namlich: le ein Register für Kalber von Eitern vom selben Viehschlag abstammend, 2e ein Register für Kalber, welche abstammen von Eitern, die verschiedenen Viehschlagen angehören, und 3e ein Register für Kalber, die abstammen von einem Stammbuchstier und einer 2- oder 3-jahrigen Kuh, welche noch nicht in das Stammbuch eingeschrieben war. Die Kalber, welche in das 2e Register eingeschrieben waren, waren Kreuzungsprodukten und konnten deshalb nie für Aufnahme in das Elitestammbuch in Betracht kommen. Falls die in das Kalberbuch eingeschriebenen Tiere nicht zur Aufnahme in das Stammbuch angeboten waren, wurden sie gestrichen und wohl Stiere im 2'/2-jahrigen, Kühe im 4-jahrigen Alter. Schlieszlich konnten in das Nebenbuch für Jungvieh eingeschrieben werden: a. Stiere, in das Kalberbuch eingeschrieben, welche alter als 10 und jünger als 11 Monate waren; b. Kühe, in das Kalberbuch eingeschrieben, welche noch nicht gekalbt hatten ; jedoch beide nur falls sie zum Absatz ins Ausland bestimmt waren. Weiter wurde in jeder Provinz eine Abteilung errichtet mit einem eigenen Vorstand. Jahrlich fanden zwei Körungen zur Aufnahme in das Stammbuch statt, eine im Frühjahr und eine im Flerbst. Man konnte die Gesuche zu diesen Körungen vor dem 15 Mai und dem 15 September an den Abteilungssekretar einsenden, der hiervon den Inspektor und den allgemeinen Sekretar in Kenntnis setzte. Aus dem oben Erwahnten ist ersichtlich, dasz hiermit einige bedeutende und gute Fortschritte gemacht waren. Doch blieben in der neuen Organisation noch einige schwache Punkte übrig und in erster Linie wohl die 4,e Abteilung des Stammbuches, in welche alle Tiere von genügendem Bau eingeschrieben wurden, die in den andren drei Abteilungen nicht untergebracht werden konnten, zum groszenteil zu der groszen Gruppe der rassenlosen Tiere gerechnet werden konnten und also in ein gut eingerichtetes Stammbuch nicht gehören. Der zweite schwache Punkt war die Anlegung und die Führung eines Kalberbuchs für Nachkommen von Stammbuchtieren, die nicht demselben Typus angehören, und wodurch man also erstens die grosze Gruppe von rassenlosen Tieren beibehielt, und zweitens nicht nachdrücklich genug den groszen Wert hervorhob, den das Züchten in einem bestimmten Typus hatte. Unzweifelhaft ware das Züchten in einem bestimmten Typus durch Ausschlieszung aller Kreuzungsprodukten mehr gefördert worden, denn man konnte nun auch Kreuzungen in das Kalb;rbuch und das Stammbuch aufnehmen lassen, wahrend nur das Elitestammbuch für diese Tiere geschlossen blieb. Drittens dün. 7/10 » ein wenig abweichend c » 6/10 » stark abweichend c-d » 5/10 » mangelhaft d » O » schlecht Weiter kann durch die holie Zahl der Punkte, welche für den Gesamteindruck gegeben werden kann, ein Tier mit irgend einem stark abweichenden oder mangelhaften einzelnen Teil, nachst vielen guten andren Eigenschaften genug »gedrückt« werden. Auszerdem hangt der Wert eines Tieres zum grösztenteil ab von dem richtigen Verhaltnis, worin die verschiedenen einzelnen Teile zu einander stehen. Zu den Bestimmungen für die Stammbuchführung gehort auch, dasz für jedes der drei Stammbiicher jeden Viehschlags ein Kalberbuch angelegt werden soll. Über die Einschreibung in diese Kalberbiicher gelten folgende Bestimmungen : le Jedes Mitglied, das einen Stier halt, musz eine Sprungliste führen und dem Eigentümer jeder gedeckten Kuh einen Deckbeweis abgeben, 2e Dieser Deckbeweis musz, wenn die Kun trachtig ist, innerhalb sechs Monaten dem Hauptinspektor eingesandt werden und 3e Der Eigentümer des Kalbes musz innerhalb 3 X 24 Stunden nach der Geburt, diese dem Hauptinspektor schriftlich mitteilen unter Beifügung einer Skizze. Der Kontrolleur unfersucht die Richtigkeit der Angabe und versieht das Kalb mit einem Merkmal. Kalber von einer andren Haarfarbe als die Eltern werden nicht eingeschrieben. Wenn die in die Kalberbücher eingetragenen Tiere nicht zur Einschreibung in das Stammbuch angeboten werden, werden sie gestrichen; die Stiere 2 Jahre und die Kühe 31/2 Jahre nach ihrer Geburt. Wie es sich aus diesen Bestimmungen zeigt, ist die Kontrolle auf die Geburt der Kalber nicht so scharf als wohl gewünscht ware. Hierfür ist Anschlusz der Zuchtvereine, von denen im Mai 1908 schon 15 dem N.R.S. angeschlossen waren, die richtige Auflösung und es zeugt von der guten Leitung des N.R.S., dasz man so viel wie möglich in dieser Richtung tatig ist. Aus der in den vorigen Seiten gegebenen kurzen Übersicht der neuen Arbeitsweise des N.R.S. geht, nach meiner Ansicht, klar hervor, dasz man in tiichtiger und rationeller Weise die Stammbuchführung und damit die Verbesserung des niederlandischen Rindviehs zur Hand genommen hat, und ich habe die volle Überzeugung dasz, wenn man nur streng den angegebenen Weg wcitcr verfolgt, die Resultate nicht ausbleiben werden. Bevor ich diese Betrachtung schliesze, wünsche ich noch einige wenige Bemerkungen zu machen. Erstens können die Viehverbesserungskommissionen viel zur Unterstützung beitragen, nicht dadurch, dasz sie eine verpflichtete Eintragung der pramiierten Stiere in das Stammbuch vorschreiben, sondern le durch Ausschlieszung der rassenlosen Tiere von der Mittbewerbung auf den Pramienschauen, 2e durch eine, für bestimmte Gegenden geltende Ausschlieszung von Vertretern solcher Viehtypen, die für die betreffende Gegend keinen Wert haben. So wird nach und nach in allen Gegenden des Landes die Zuchtrichtung auf die rechte Bahn geführt werden und kommen wir zu dem idealen Zustand: Pramienschauen ausschlieszlich für Stammbuchstiere. Zweitens halte ich es nicht für richtig, dasz man, da das friesische Rindviehstammbuch neben dem N. R. S. bestehen bleibt und die Abteilung Friesland aufgehoben ist, auf Antrieb der noord-hollandischen Viehzüchter den Namen »friesisch-hollandischen Viehschlag® in »hollandischen Viehschlag* verandert hat, weii, wie wir schon früher bemerkt haben, das noord-hollandische schwarzbunte Rind vom friesischen abstammt und man also den friesisch-hollandischen Viehschlag kunstmaszig in zwei Gruppen einteilt. Drittens kann ich der 1907 eingeführten Maszregel, Rinder mit einzelnen schwarzen Flecken an den Füszen von Einschreibung in das N. R. S. auszuschlieszen, nicht bestimmen und zwar aus zwei Gründen: le schlieszt man hierdurch Tiere aus, die wegen ihrer vortrefflichen Eigenschaften für die niederlandische Rindviehzucht von groszen Wert sein könnten und verhindert man auf diese Weise eine richtige Anerkennung der guten Eigenschaften eines Tieres, was Form und Leistungsfahigkeit betrifft, und 2e weil auch hier der Absatz von Zuchtvieh nach dem Ausland seinen Einflusz wieder geltend gemacht hat. Was den ersten Punkt anbelangt, halte ich die Maszregel für unrichtig, weil man tatsachlich keinen einzigen guten Grund angeben kann, warum sie angewendet wird. Gewöhnlich wird behauptet, dasz diese Flecken sehr leicht vererblich seien und das sie auf frühere Kreuzungen mit Shorthorns zurückzuführen waren. Dieses zweite Argument halte ich für von ganz geringem Wert, weil erstcns allgemein bekannt ist, dasz man früher in den Niederlanden mit Shorthorns gekreuzt hat und zweitens weil, wenn dieses das einzige ist, was von dieser Kreuzung übrig geblieben, man hier- vor doch wirklich nicht so viel Angst zu haben braucht; was das erste Argument betrifft, dieses ist richtig; die einzelnen schwarzen Flecke an den Unterfüszen sind erblich. Doch dieses halte ich nicht für so schlimm, und wo man noch im Anfang ist, und noch so vvenig gute Tiere mit Leistung im Stammbuch vereinigt hat, glaube ich, dasz es nicht zu empfehlen ist, iibrigens gute Zuchttiere allein wegen diesen Flecken auszuschlieszen. Mit Recht bemerkt Kraemer ') »dasz in der That iibertriebene Strenge in den Anfor»derungen in der Haarfarbe zu schweren Beeintrachtigungen der »Züchtungsinteressen führt, weil unter ihrer Herrschaft manche »Tiere, welche unzweifelhaft rassenmaszig ausgebildet sind, nur »um deswillen verworfen werden, weil bei ihnen leichte Aban»derungen in der Farbe des Haarkleides auftauchen«. Aucli Pusch2) ist derselben Meinung und sagt unter anderm: »kleine, schwarze »Flecke an den sonst weiszen Unterfüszen, Fehlen eines Sternes, «geringe Schwarzfarbung am Hodensaek oder Euter, Dinge also, »die mit der Leistung nichts zu tun haben, und sich auch nicht »mal zu vererben brauchen, machen solche Individuen, trotz »sonstiger ausgezeichneter Points oft für Hochzüchter wertlos, »weil sie den Rahmen dessen überschritten haben, was man als »Norm aufgestellt hat«. Und was den zweiten Punkt betrifft, weshalb Tiere mit diesen Flecken ausgeschlossen werden, namlich weil dieselben im AusIande nicht beliebt sind, scheint es mir sehr unrichtig, behufs des Absatzes von Zuchtvieh nach dem Auslande, welche Ausfuhr an und für sich augenblicklich nicht einmal als wünschenswert zu betrachten ist, eventuell ausgezeichnete Zuchttiere von der Zucht auszuschlieszen. Als letzte Bemerkung will ich hier meine Ansicht aussprechen 1) Dr. A. Kraemer. Das schönste Rind. 2) Dr. O. Pusch, Lehrbuch der Allgemeinen Tierzucht. dasz es erwünscht ist bei der Beurteilung der Kühe nach einem Punktiersystem, unter die Milchzeichen nicht mehr den Milchspiegel aufzunehmen, weil dieser, nach einer von mir bei 154 in das Zuchtregister des Zuchtvereins Lonneker-Enschede eingeschriebenen Kühen angestellten Untersuchung, durchaus keinen Wert hat. Bei dieser Untersuchung, deren Ergebnisse in eine Beilage aufgenomen sind, habe ich die Milchspiegel, je nach ihrer Ausbreitung aufwarts und auf die Beine, nach der Scharfe der Abzeichnung und der Feinheit von Haut und Haaren, eingeteilt in slecht-, mittelmaszig-, gut- und best-entwickelte Milchspiegel. Bei einer naheren Betrachtung der Liste ergiebt sich dasz da waren: 37 Kühe mit einem best-entwickelten Milchspiegel und mit einem taglichen Durchschnittsertrag von 15.90 KG. Milch mit einem Fettgehalt von 3.17 "/o! 47 Kühe mit einem gut-entwickelten Milchspiegel und mit einem taglichen Durchschnittsertrag von 15.89 KG. Milch mit einem Fettgehalt von 3.23 ° o; 39 Kühe mit einem mittelmaszig-entwickelten Milchspiegel und mit einem taglichen Durchschnittsertrag von 16.23 KG. Milch mit einem Fettgehalt von 3.19°/o und 31 Kühe mit einem slecht-entwickelten Milchspiegel und mit einem taglichen Durchschnittsertrag von 16.42 KG. Milch mit einem Fettgehalt von 3.14°/o. Bei den Kühen mit einem best-entwickelten Milchspiegel war der höchste Tagertrag 21.66 KG. Milch, der niedrigste 11.71 KG.' der höchste Durchschnittsfettgehalt 3.49°/i der niedrigste 2.89°/o. Bei den Kühen mit einem gut-entwickelten Milchspiegel waren diese Ziffern respektivisch 24.43 KG. und 10.46 KG., 3.97° o und 2.85°/o; bei den Kühen mit einem mittelmaszig-entwickelten Milchspiegel 24.34 KG. und 11.47 KG., 3.63°/o und 2.80°/o und bei den 1 Kühen mit einem slecht-entwickelten Milchspiegel 21.95 KG. und 10.76 KG., 3.48°/o und 2.82°/o. Mit obigen Angaben ist genügend bewiesen, dasz man dem Milchspiegel keinen Wert beimessen darf (!); und da noch verschiedene Züchter der Meinung sind, dasz der Milchspiegel bei der Beurteilung einer Kuh als Milchtier Bedeutung hat, ist es nach meiner Ansicht besser bei der Punktierskala den Milchspiegel nicht mehr unter die Milchzeichen aufzunehmen. Diese Bemerkung gilt selbstverstandlich ebenfalls für den Samenspiegel der Stiere. (i) Nach Beendigung meiner Untersuchung bekam ich die neueste Abhandlung von Dr. Jonas Schmidt, „Beziehungen zwischen Körperform und Leistung bei den Milchkühen", zu Qesicht, wo dieser Autor auf pg. 90—92 die Frage des Milchspiegels behandelt. Dieser Autor gelangt zu denselben Schlüszen wie ich. THESEN. I. Das niederlandische Rind gehort zu »Bos taurus brachyceros (Rüt)«; es stammt ursprünglich ab vom sogenannten roten Landschlag. II. Die schwarze Farbe des niederlandischen Rindes stammt vom jütlander Vieh und datiert erst aus der letzten Zeit des 18ten Jahrhunderts. III. Die ursprünglich von F. B. Löhnis angegebcne Einteilung des niederlandischen Viehs in drei scharf von einander verschiedenen Viehschlagen ist, wie es sich aus der Untersuchung von I. O. J. v. d. Bosch ergiebt, richtig. IV. Der Name «schwarzbunter hollandischer Viehschlag« ist falsch ; der Name »schwarzbunter friesisch-holiandischer Viehschlagc ist richtig. V. Es ist empfehlenswert für die Körung von Stieren und Kühen, denen seitens der Regierung eine Erhaltungspramie zuerkannt werden soll, den Gebrauch eines Punktiersystems als Verpflichtung zu stellen, mit der Bedingung, dasz in allen Provinzen dieselbe Punktierskala angewendet werden soll. VI. Für die seitens der Regierung den Stieren und Kühen zuerkennenden Erhaltungspramien und die Beitrage an Viehverbesserungsvereine ist es erwünscht, ein für alle Provinzen geltendes Reglement festzusetzen, wobei die Grösze der verschiedenen Beitrage und die Bedingungen, unter denen dieselben verliehen werden, bestimmt sind. VII. Es ist vom groszen Nutzen, dasz nach Beendigung jeder Körung ein Körungsbericht über jedes untersuchte Tier bekannt gemacht wird. VIII. Das allmahliche Bilden von bestimmten Zuchtgebieten für einen Viehschlag ist einer rationellen Vieh^erbesserung förderlich, weil hierdurch eine allzu grosze Verbreitung des Zuchtmaterials vorgebeugt wird und die Zuerkennung finanzieller Unterstützung mthr Erfolg haben wird. IX. Es ist zu miszbilligen, dasz sonst gute Zuchttiere von der Einschreibung in ein Stammbuch ausgeschlossen werden nur deshalb, weil sie Abweichungen in der Farbenzeichnung aufweisen (z.B. das Auftreten von schwarzen Flecken an den Beinen). X. Es ist notwendig für Einschreibung in ein Elitestammbuch auszer den gewöhnlichen Bestimmungen über Bau, Rassenreinheit und Leistung folgende Anforderungen zu stellen: a. die Milch der Kühe musz wahrend wenigstens zwei Laktationsperioden auf Quantitat und Qualitat untersucht sein. b. Stiere müssen in ihre Nachkommen bewiesen haben, dasz sie ihre guten Eigenschaften regelmaszig auf ihre Kalber übertragen. Beilage 1. Num En,W!CklUnE Umgerech- „hnimêr- "mTr' Fc,t^" Bu»trfeU ZM Num" d« nete trag pr0 der ^ Ha.. quantum der mer Miicn- Mj|ch. Laktations. Milch- in K n in •/». in K.O. Tage. spiegels. e;trage. )ag pcrjode K.O. 1 slecht 10.76 6 5180 3.21 166.27 294 2 mittelmassig 15.— 7 4650 3.36 156.24 310 3 best 15.88 5 4305 3.26 140.34 271 4 gut 11.50 4 3319 3.46 114.90 289 5 g 14.52 3 4213 3.92 165.15 290 6 m 13.73 5 4078 3 43 139.88 297 7 m 15.84 5 4499 2.98 134.07 2S4 8 g 12.72 5 4080 3.62 147.70 319 9 m 15.01 4 4530 3.19 144.50 300 10 m 15.93 3 4710 3.27 154.01 306 11 g 12.67 5 4042 3.08 124.49 319 12 g 17.89 6 5744 3.24 186.10 321 13 g 15.94 10.63 1 2998 2.99 89.64 282 14 m 11.47 5 3765 3.42 128.76 328 15 g 15.21 5 4990 2.86 142.70 328 16 g 16.41 13.68 2 3954 3.18 125.70 289 17 g 13.02 5 3817 3.22 122.90 293 18 g 15.96 6 4710 2.85 134.20 295 19 s 19.35 4 6367 3.17 201.83 329 20 g 10.46 8.72 2 2549 3.60 91.76 292 21 m 18.35 8 5580 3.43 191.39 304 22 s 18.96 12.64 1 3403 3.14 106.85 269 23 m 16.56 5 5136 3.24 166.40 310 24 b 19.12 7 6406 3.10 198.58 335 25 g 15.42 12.85 2 3544 3.52 135.30 299 26 g 17.40 11.60 1 4410 3.15 138.91 380 27 m 15.— 3 4865 3.42 166.38 324 (1) In dieser Spalte sind die Milchertrage der Kühe, welche ein- und zweimal gekalbt haben, respektivisch mit l*/a und l'/s multipliziert. Entwicklung Umgerech- Durch- Num- . Num- des nete schnittser- mer Milch- Fett£e' Butterfett Zahl mer. Milch- Milch- tra2 Pr0 der ertrag halt quantum der spiegels. ertrage. Laktations- Milch- jn K Q in %. in K.0. Tage. tag. periode. 28 g 11-14 4 4068 3.30 134.24 365 29 8 20-04 '3-36 1 4877 2.96 144.36 365 30 g "-61 6 4158 3.75 155.92 358 31 b '3.60 6 4368 3.11 135.84 321 32 b 17-01 7 5463 3.00 163.89 321 33 b '4.76 4 4326 3.29 142.32 293 34 g ]5-43 12.86 2 3975 3.30 131.17 309 35 m l4-43 4 5096 3.55 180.90 353 36 b 2166 18-05 2 5977 3.22 192.45 331 37 £ ,2-78 10-64 2 3522 3.97 139.82 331 38 s H-07 9.23 2 2670 3.29 87.84 289 39 m 19-24 7 6775 2.90 196.47 352 40 s 16-34 6 3988 2.90 115.65 244 41 s 18-29 7 5508 3.22 177.35 301 42 s 16.17 10.78 1 5916 3.43 202.92 549 43 m 13-49 5 5419 2.95 133.31 335 44 171 19-96 7 4752 3.35 159.19 238 45 s 16-33 6 5211 3.04 158.41 319 46 & 16-87 10 4656 2.86 133.16 276 47 b 11.71 4 3432 2.89 99.18 293 48 g 12.08 6 3613 3.29 118 86 299 49 s 16.— 4 4998 3.20 164.43 313 50 8 15.65 9 4572 3.15 145.38 292 51 b 17-05 7 4774 3.17 151.33 280 52 g 13.43 4 4017 3.49 140.19 299 53 g 22-19 4 7059 3.03 213.88 318 54 B 2Ö-14 16-79 2 5877 3.00 176.31 350 55 m 15.80 3 4215 3.02 127.29 267 56 m 17.97 4 5753 2.85 163.96 320 I Entwicklung Umgerech- N™" Oesamt f Butterfet» Zahl Num' de» nete schnittser- mer MUch. b Milch- Milch- ,rag der er(rag halt quantum der ' spiegels. ertrage. Laktat.ons- Milch- K q in o/o. in K.G. Tage. tag. periode. 57 s 19.50 3 5715 2.82 161.16 293 58 b 17.83 7 5119 2.97 152.83 287 59 m 14.82 6 4299 3.19 137.13 290 60 s 14.54 4 4216 3.32 139.97 290 61 g 12.40 3 4402 3.23 14224 355 62 g 18.06 12.04 1 3311 3.08 101.97 275 63 b 16 87 11.25 1 3106 3.06 95.04 276 64 g 24.43 6 6890 3.23 222.54 282 65 b 16.80 14.— 2 4060 2.89 117.33 290 66 s 15.22 5 4825 3.43 165.49 317 67 m 13.74 9.16 1 3400 3.63 123.42 371 68 g 18.27 4 3783 3.33 125.97 207 69 s 21.62 18.02 2 6110 2.88 175.96 339 70 b 12.10 5 4635 3.41 158.05 383 71 m 19.18 5 5871 3.09 181.41 306 72 m 16.25 6 4713 2.93 138.09 290 73 b 14.95 4 4650 3.37 156.70 311 74 b 20.19 13.46 1 4228 3.13 132.33 314 75 g 15.78 13.15 2 3643 2.99 108.92 277 76 m 16.42 7 5996 3.03 181.67 365 77 s 18.75 12.50 1 3700 3.38 125.06 296 78 b 12.46 3 5000 3.24 162.00 401 79 s 15.14 6 4754 3.08 146.42 314 80 b 16.84 3 4851 3.13 151.83 288 81 g 15.31 3 5067 2.97 150.49 331 82 s 16.22 5 5177 2.85 147.54 319 83 g 16.03 10.69 1 3432 3.09 106.05 321 84 b 15.18 12.65 2 3100 3.23 100.13 245 85 b 19.27 12.85 1 4692 3.17 148.73 365 I i Entwicklung Umgerech- Durch- Num- Oesamt ~ Num- des nete schnittser- mer Mi|ch Fettge- Butterfett Zahl mer. Milch- Milch- trae Pr° der er(rag halt quantum der spiegels. ertrage. '-»ktations- Milch- in K Q in o/o. in K.O. Tage. tag. periode. 86 b 15.21 3 5158 2.93 151.12 339 87 b 17.16 11.44 1 3857 3.04 117.25 337 88 m 24.34 16.23 1 7516 2.80 210.44 463 89 s 19.35 12.90 1 5512 2.94 162.05 427 90 b 13.59 9.06 1 2974 3.02 89.81 328 91 g 16.42 13.69 2 4833 3.18 153.69 353 92 m 14.61 9.74 1 3224 3.42 110.26 331 93 g 13.55 4 3620 3.46 125.25 267 94 b 13.60 5 4354 3.11 135.40 320 95 b 15.14 3 5967 3.43 204.66 394 96 g 18.70 9 5965 3.05 181.93 319 97 m 19.60 3 6745 2.80 188.86 344 98 g 18.97 15.81 2 5204 2.89 150.39 329 99 g 15.64 13.04 2 4173 2.90 121.01 320 100 g 20.40 6 6774 3.06 207.28 332 101 m 21.75 14.50 1 4932 2.91 143.52* 340 102 s 13.26 5 4165 3.33 138.69 314 1°3 g 21.34 14.23 1 3716 3.17 117.79 261 104 m 16.05 10.70 1 4364 3.20 139.64 408 105 s 17.61 11.74 1 4770 2.97 141.67 406 '06 m 17.19 11.46 1 4885 3.29 106.71 426 107 s 18.18 5 5565 3.08 171.40 306 108 m 19.50 13.— 1 5526 3.17 175.17 425 109 m 14.26 6 3937 3.23 127.16 276 110 b 12.59 3 3941 3.26 128.47 313 Hl g 20.96 7 7672 2.98 228.62 366 112 b 14.27 6 5652 3.44 194.42 396 113 g 13.26 7 3531 3.81 134.53 267 114 s 13.44 6 3792 3.19 120.96 282 1 1 1 1 Entwicklung Umgerech- Oesamt f„ Butterfett Zahl Num" des nete schnittser mer Mj|ch s Milch- Milch- ,ra« Pro "er ertrag halt quantum der mer. spiegels. ertrage. Laktations- Milch- K Q m «Zo. in K.O. Tage. tag. periode. 115 g 11.41 ^ 3 3539 3.40 120.32 310 116 s 14.05 9.57 1 3525 3.48 122.67 376 117 b 18.56 4 5524 3.16 174.87 298 118 m 11.61 7.74 1 2679 3.36 90.01 346 119 g 14.82 6 5574 2.91 162.20 376 120 b 15.83 5 4213 3.29 138.60 266 121 s 15.54 4 4898 3.11 152.32 315 122 b 20.59 8 5313 3.12 165.76 258 123 s 21.95 4 7354 2.82 207.38 335 124 b 15.96 6 4534 3.37 152.79 284 125 g 13.92 6 4248 3.19 135.51 305 126 s 13.69 11.41 2 3127 3.14 98.18 274 127 s 12.66 4 4763 3.42 162.89 376 128 s 16.33 5 4801 3.27 156.99 294 129 b 14.41 7 4945 3.17 156.75 343 130 b 15.19 12.66 2 3685 3.24 119.39 291 131 m 14.82 12.35 2 4227 3.13 132.30 342 132 s 12.45 4 4358 3.12 135.96 350 133 s 21.64 14.43 1 6280 2.98 187.14 436 134 g 23.88 19.90 2 6390 3.18 203.20 321 135 g 15.05 5 6352 3.63 230.57 422 136 s 19.08 12.72 1 3270 3.25 106.27 257 137 m 15.50 12.92 2 5054 3.18 160.71 391 138 b 16.92 11.28 1 5586 3.05 170.37 495 139 b 15.61 3 5058 3.09 156.29 324 140 m 16.81 14.01 2 4918 3.04 149.50 351 141 b 16.82 3 7117 3.18 226.33 423 142 m 14.25 9.50 1 3301 3.24 106.95 344 143 m 15.64 8 3708 3.03 112.35 237 Entwicklung Umgerech- Durch- Num- Oesamt Fpt*