weise von der damaligen Düsseldorfer Schule.

Immerhin sind die vier Malersleute Romantiker, und sie sind nach Deutschland aufgebrochen, um hier für ihr Auge und ihre Palette nach „romantischen" Gegeristanden zu fahnden. Sie möchte entdecken, was es in Holland nicht mehr giebt, „wüsten" Grand, Eichenwalder, wilde Felspartien. Um nicht ven anderen Mitreisenden gestort zu werden, die möglichenfalls in der Postkutsche von „Politik", von steigenden und lallenden Börsenkursen, von England und China, von Louis Philippe und Mohammed Ali" schwatzen, nehmen sie unter Draulzahlung von ein paar Groschen eine Extrapost und fahren über Gerresheim durch die „hügelartige Ruhrlandschalt" und über Mettmann, wo sie einen Abstecher ins Neandertal machen, und nachdem sie hier die Pierde gewechselt haben, weiter über Elberleld und Barmen nadir Hagen. Hier steigen sie im Hotel „des Herrn Hasenklever" ab, wo sich ihnen bei der Abendmahlzeit ein beleibter Herr zugesellt, der ihnen eine schwere Enttauschung bereitet. Er erzahlt ihnen namlich, dass die Eichenwalder in der Umgebung der Stadt alle gerodet und dalür Aecker und Garten angelegt sind. „Es geht hier kein Daumen breit Boden verloren; alles ist bebaut; man lindet hier aul zwanzig Meilen in der Runde kein Fleckchen mehr, das der wilden Natur ahnelt. Sie müssen das sehen, meine Herren. Alles ist mit der grössten Sorge und Eilrigkeit in ein Paradies umgeschallen; alles ist schön, so schön". ... Woraul einer der Maler antwortet: „Wenn das so ist, habe ich Lust, unmittelbar nach Hause zurückzukearen". Denn die gepllegte, die nicht mehr Ireie Natur, das haben ja diese vier Maler zu Hause, wogegen sie in „Germanien" just das suchen, „was nicht von Menschenhand gelormt ist". Daraul sagt der dicke Herr: „Soweit ich mich erinnere, habe ich nocth niemals Landschaltsmaler gesehen, die sich zu diesem Zweck hier aulgehalten haben", doch vreiss er den Malern immerhin ein paar Punkte anzugeben, wo sie noch eine alte, ungelallte Eiche antrellen können. Die Maler lassen es aber nicht daraul ankommen („Diese Inlormationen waren dazu angetan, uns keine günstige Vorstellung in Betrell de» Ziel» unserer f

Studiën elnzuflössen"), und so kehren sie Hagen rasch' den Rücken, um die Fahrt nach Limburg an der Lahn fortzusetzen. Von hier aus nimmt die Reise der einesteils nüchternen, andernteils nach „Romantik" hungrig vier hollandischen Maler eine günstigere Wendung. Denn von jetzt ab finden sie in Fülle, wonach ihr Herz begehrt. Die Skizzenbüoher bedecken sich Blatt nach Blatt mit den rasch oder geduldig festgehaltenen Landschaftseindrücken, es wird geschwarmt, diskutiert, Wein getrunken, Geist und Können entzünden sich an der endlich gefundenen geistigen Heimat. Namentlidh tut es den Malern das Ahrtal an, was Koekkoek seinen Landsleuten ga'nz besonders zu einem Besuche empfiehlt. Ja, er bekennt, dass er seinen Reisebericht namentlich deswegen habe drucken lassen, um die jüngeren hollandischen Künstler daraul aufmerksam zu machen, wieviele schone Studiën dort zu „holen" seien.

Das beinahe versöhollene Reisebuch des Malers Koekkoek, das mir ein Ireundlicher Zulall in die Hande spielte, ist ein Erinnerungszeugnis dalür, wie es dereinst zwischen der -deutschen und der hollandischen Künstlerschalt bestellt war, damals, ehe sich die Kimst der beiden Lander mehr und mehr von einander entlremdete. Es ist zu ihollen, dass der unterbrochene, alte Zug der hollandischen Künstler nach -dem grossen Hinterland der Niederlande wieder einsetzt, dass sie an deutschen Akademien wieder als Kunstschüler aultauchen und in deutschen Museen und Kunsthandlungen wieder ihre Werke zeigen, ihnen und unsern Malern zum Vergleich und zur Lelhre.

Aus Kc:kkocks Reisebuch Bliek ion Bonn aufs Siebengobirge