Münsters nimmt die Kölner Kleeblatfform auf und zeichnet sich im Grundriss ahnlich dem der 10 Jahre alteren Quirinskirche in Neuss ab. Emporen übernehmen dem Mittelschiffgewölbe gegenüber die Fxinktion des Stützens und betonen zusammen mit den pyramidenförmigen Dreifenstergruppen ihre Zugehörigkeit zu einer Bautengruppe, die im Dom zu Limburg a.d. Lahn ihren stolzesten Vertreter sieht.

Weitaus der grösste Teil der heutigen Niederlande gehorte aber zum Bistum Utrecht, dessen Bischöfe stets eifrige und rühige Förderer der Baukunst waren. Der kunstsinnige Bernulf (gest. 1054) verwirkte den Plan seines Vorgangers Adelbold, der die Errichtung einer Reihe sich kreuzförmig um die Martinskathedrale (1023) gruppierenden Kirchen vorsah. Bis zur Jahrhundertmitte erwuchsen St. Peter, St. Johann und die Klosterkirche St. Paul. Durch den Bau der Marienkirche wurde die Kreuzform abgeschlossen. Die gleiche stadtebauliche Idee war bereits kurz zuvor von Bischof Meinwerk in Paderborn in die Tat umgesetzt worden. Tuffstein aus dem Brohltal in der Eifel ist das bevorzugte Material. Mit dem Material wandern auch zugleich die Bauformen und Motive ein. Die Saulenbasilika nach dem Vorbild von Limburg a.d. Hardt wird der herrschende Typus. St. Peter zu Utrecht, dessen halbrunder, aussen dreiseitiq geschlossener Chor lothringische und lombardische Motive verarbeitet, spiegelt so recht die politischen Zeitverhaltnisse, aber auch die kaisertreue Gesinnung der Utrechter Bischöfe. Die erste durch Bernulf erbaute Lebuinuskirche zu Deventer zeigte die gleiche Chorlösung wie St. Peter zu Utrecht. Bedeutendstes Bauwerk der Utrechter Gruppe war aber die im 17. Jahrhundert abgetragene Marienkirche, die ihr Entstehen wohl der persönlichen Intiative Barbarossas verdankt. Die dreischiffige Basilika aus Tuffstein bekannte sich mit ihren nahezu quadratischen Jochen und Stützenwechsel zum gebundenen System. Wölbung und tonnenüberdecktes Pseudoquerschiff schlossen sie eng an die Maastrichter Liebfrauenkirche und Klosterrath an. lm Gegensatz zu den grossen Bischofskirohen tragen die zahlreichen Dorfkirchen des Bistums einen, wenn auch etwas provinziell rückstandigen, ieinheitlich rheinischen Charakter. Das Materialist durchweg Tuffstein, die gebrauchlichen Dekorationsmotive Blenden und Rundbogenfriese auf Lisenen.

Neben Maastricht und Utrecht zeichnet sich eine Hauptgruppe der niederlandischen Romanik deutlich ab. Man spricht gewöhnlich von einer friesischen Gruppe, meint aber ausser der heutigen Provinz Friesland auch die Nachbarprovinzen Noord-Holland, Groningen, Drente und Overijsel. Zu dem Hauptkennzeichen, der verhaltnismassiq frühen Verwendung von Backstein, kommen als weitere Eigentümlichkeiten die Einschiffigkeit, das Satteldach des Turmes und die Lisenengliederung mit Rundbogen- und Sagefriesen. Die Baukunst dieser nördlichsten Gebiste der Niederlande lag ganz in den Handen der Orden. Die Zistersienser gründe-

ten 1165 ihr erstes friesisches Kloster Klaarkamp, es folgten Bloemkamp bei Bolsward und -Aduard ; zur gleichen Zeit liessen sich die verwandten Pramonstratenser in ihrem Kloster Mariengaard bei Leeuwarden nieder. Auf diese beiden Orden gehen die meisten Dorfkirchen Westfrieslands, deren blosse Aufzahlung hier schon zu weit führen würde, zurück. Nur ein kleiner Kreis von Bauten, der Mariengaard zum Mittelpunkt hat und sich durch einige Besonderheiten auszeichnet, sei noch kurz erwahnt. Die in der Aussengliederung des Chores üblichen rechteckigen Lisenen sind bei den „Mariengaarder" Kirchen durch feine Rundstabe ersetzt worden. Da sich das gleiche Dekorationsmotiv an Dom und Nikolaikirche zu Brandenburg findet, liegt die Vermutung nahe, dass die Pramonstratenser diesen Chortypus zugleich mit der Backsteintechnik in die Altmark eingeführt haben.

Die Stadt Groningen scheidet wegen ihrer Zugehörigkeit zum Bistum Utrecht aus der friesischen Bautengruppe aus und beweist wieder 'einmal die starken kirchlich-regionalen Bindungen der Zeit. Die Plechelmuskirohe in Oldenzaal (2. Halfte des 12. Jahrhunderts) verrat leicht ihre Verwandtschaft mit dem Braunschweiger Dom und lasst das südliche Friesland sich naher an die sachsich-westfalische Schule anschliessen.

Auf den langwierigen und komplizierten Geburtsprozess, an dessen Ende die Gotik steht, kann hier nicht naher eingegangen werden. Als Geburtsort nennt man die Ile de France, die Zeit wird mit der 2. Halfte des 12. Jahrhunderts bestimmt. Verbreiter des neuen Stils wurden in erster Linie die Zistersienser durch ihre zahlreichen und in kurzen Zeitabstanden aufeinanderfolgenden Klostergründun-

Süsteren, Klosterkirche

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