und Kapellenkranz leich gestalteten Chor, französisch und doch auch wiedei echt brabantisch mit dem zierlichen und verziertlichten Maaswerk des Triforiums, brabantisch auch die an der Nordseite des Chores gelegene grosse Kapelle. Die Liebfrauenkirche zu Breda (1380), die vollkommenste Aeusserung brabantischer Gotik und die gleichzeitig begonnene Liebirauenkirche zu Dordrecht, das nördlichste Beispiel brabantischen Stilwillens, sind weitere Glanzpunkte. Vornehmste Künder brabantischen Geistes, wie er um 1400 in Brüssel und Mecheln lebte, wurden die Baumeister und Steinmetzen aus dem Mechelner Geschlecht der Veldermans. Andries Kelderman lieferte die Plane für den 1454 begoïmenen Turm des Münsters zu Zierikzee. Vom gleichen Meister stammt auch der Entwurf für die Lorenzkirche zu Alkmaar (Baubegiim 1470). Sein Sohn schuf die wieder untergegangene Liebfrauenkirche zu Veere und St. Gertrud zu Bergen op Zoom, eine der bedeutendsten Leistungen der Keldermens.

Im Verfolg ist eine immer entschiedenere imd weitere Abkehr von der klassischen Gotik zu beobachten. Das Triforium verliert seine Selbstandigkeit und wird mit der darüberliegenden Fensterzone vereinigt, indem man die Fenster fast bis zum Scheitel der Scheidbögen herunterführt, so z.B. in Rotterdam, Dordrecht, Delft, Alkmaar und in der Oude Kerk und Nieuwe Kerk zu Amsterdam. Mit der Vereiniachung des Inneren ging die des Aussenbaues eng zusammen. Durch den Wegfall des Triforiums kormlen die Seitenschiffdaoher höher am Obergaden ansetzen, wodurch sich die Strebebögen erübrigten. Wenn, so darf abschliessend gesagt werden, in der niederlandischen Spatgotik das Bemühen um ein neues Raumgefühl, um eine malerische Weitraumigkei't, immer deutlioher zum Ausdruck kommt, gehort diese spate Stilstufe letzthin mit rmter den Begriff der „Deutschen Sondergotik".

An mittelalterlichen Profanbauten sind die Niederlande weitaus armer als Belgien. Das Rathaus erscheint auch hier als vornehmste Schöpfung der ausserkirchlichen Baukunst. In der Regel zweigeschossig, frei am Marktplatz gelegen, dient es 2mgleich als Markthalle imd Gerichtsgebaude und beherbergt neben den Versammlungsraumen meist noch einen Festsaal. Flanderns schnell anwachsender Handel trennt schon früh Rathaus und Markthalle voneinander un'd schafft den für die südlichen Niederlande charakteristischen selbstandigen Hallentypus (Brügge, Ypern, Mecheln, Gent u.a.). Das alteste Rathaus der Niederlande ist Sluis (1396 begonnen), und auch die reichsten Beispiele sind in Zeeland zu linden: Middelburg, Veere und Tholen. Mit dem Bau des 1452 in Angriff genommenen Middelburger Rathauses ist der Name der für die niederlandische Kunst so bedeutenden Architekten- und Bildhauerfamilie der Keldermens aufs engste verknüpft. Wiewohl bei der Vollendung (um 1520) die Jahrhundertwende bereits weit zurücklag, lebt der Middelburger Bau ganz in der gotischen Formenwelt des 15. Jahrhunderts. Selbst die meisten der im 16. Jahrhundert erst begonnenen Rathauser reden

noch die Sprache der spaten Gotik: Alkrriaar (1500- 1520), Kampen (1453—1545, Kuilenburg (um 1534), Hulst (1528—1534) und 's-Heerenberg (1537). In dar immer deutlicheren Abkehr der Baukunst von einer rein kirchlichen Geisteshaltung zur profanen des erstarkten Bürgertums, kündigt sich aber bereits die neue Zeit an.

Die Verbindung der Niederlande mit Ost- und Westindien liess aui die Zeit der grossen Kampie, einer ungeheuren, last übermenschlichen Kraitanspannung, eine Periode des Wohlstandes und der Blüte folgen. Auftraggeber der Künstler und Architekten waren nicht mehr die Kirche und auch nicht, wie vielfach in anderen Landern, Fürstenhauser und Adelsfamilien, sondern die wohlhabenden Kaufherren, das bürgerliche Patriziat. Die reiche Kaufmannschaft errichtete die grossen öffentlichen Bauten und die Mehrzahl der architektonisch bedeutsamen Wohnhauser. Ihrer Lebenshaltung verdankten die Niederlande ihren architektonischen Stil und die Gestaltung ihrer Stadte.

Die ersten Renaissancelemente waren ilorentinischer oder französischer Herkunft und blieben, vielfach in flamischer Umdeutung, bis ins erste Viertel des 17. Jahrhunderts vorherrschend. Pieter Coeck van Alst (gest. 1550) übersetzte als erster die Schriften des Sebastiano Serlio ins Niederlandische und verlangte engen Anschluss an die Antike. Die flamischen Formen brachte Hans Vredemann de Vries (1527—1608), ein Schüler des Cornelis de Vriendt, in die nördischen Provinzen. Cornelis Floris, wie de Vriendt haufiger genannt wird, hatte in dem rmter seiner Leitung emporgewachsenen Bau des Antwer-

Amsterdam, Weslerkerlt von S.W. (Hendrik de Keyser],

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