DER GENERAL-SEKRETAR IM DEPARTEMENT FÜR ERZIEHUNG, WISSENSCHAFT UND KULTURVERWALTUNG.

IM sechzehnten Jaihrhundert kamen auch niederlandisöhe Schauspieler naoh Deutschland. Mit aus ihren Anregungen heraus entstand das deutsche Berufstheater. Jetzt ist dieses deutsche Berufstheater zu einer Höhe emporgestiegen, die uns das umgekehrte Verhaltnis als selbstverstandlich ersclbeinen lasst 1 Dass der Zustand der niederlandischen Bühne seit vielen Jahren nicht gerade glanzend ist, hat jeder Theaterfreund bei uns schon einmal erfahren, und idh spreche daher die Hoffnung aus, dass, wenn eine standiges deutsches Theater in den Niederlanden zu spielen anfangt, nicht nur deutsche, sondern auch niederlandische Besucher zu seinen Vorstellungen ihinströmen werden und es darüber hmaus auch anregend und belehrend auf das niederlandische Büilmenwesen einwirken móge.

Prof. Dr. J. van Dam.

Verbesserung der Schulung und der Position des Scnauspielers, die Sauberung und Verediung des Spielplans, das Unterstützen und Stimulieren einer niederlandischen Oper und nachher einer niederlandischen Operette, die Hebung der Kleinkunst, die Ordnung deis Laten- und Volkstheaters, das sind die vielumfassenden Aufgaben für das Ministenum für Volksaufklarung und Künste, deren Verwirk'lichung viele Jahre ihöohsten Einsatzes erfordern wird. Eine sohwere, aber auch eine schone Aufgabe ! Denn gab es je eme Periode in imserer Kulturgeschichte, die dem Drama einen so günsügen Boden bot als gerade die grosse Zeit, in der wir leben, intensiv, mit emem gewaltigen Schaffensdrang, der uns forttreibt ? Zetten grosser Entscheidimgen und Revolutionen erfordern Charaktere, die mit dem Schicksal kampten, stegen oder zu Grunde gehen. In solchen Zeden versteht ein Volk den Helden, ider in seiner Grósse zu Grunde geht, die tragische Lage, in welche die Grossen der Erde geraten. Aber in solchen Zetten lacht auch der Komiker um den tollen Sohwank der Irrtümer, um die Maskerade der Eitelkeiten.

Der grosse Strem welthistorischer Ereignisse greift den Menschen dieser Zeit an. Die Zetten sind reit: ist nicht die ganze Weltgeschichte ein Drama, tragisch und komisch zugleich, eines Aeschylos und eines Aristophanes würdig ?

Diese Erwagungen bilden das Fundament unserer Bemühungen um das Theater in den Niederlanden. Wir glauben an ein Wiederaufleben des Theaters, der Oper, der Operette in unserem Lande.

Wir können jedoch dieses junge Leben nicht aufziehen, ohne dabei nach den grossen Beispielen

zu 'selhen, die das Lanid eines Goethe, Schiller, Hebbel, Mozart, Wagner und Strauss für das gesamte Europa gestellt hat. Es ist keine Verkennung der eigenen Schaffeniskraft, wenn wir in deutschen Opem und Operetten unseren Lehrmeister erblicken. , ; j

In’ versohiedener Hinsicht sind die Völker Europas einanider Lehrmeister und Lehiling und erganzen isich.

Deutscihiland mit seiner gewaltigen Traditionimd seiner Zukunft auf diesem Gebiete steht auch hier als das Herz Europas inmitten der Völker und vermag ihnen seinen Einfluss zu schenken.

Für unser Volk kann dies nur anreizend und veredelnd -wrirken. Und so begrüssen wir mit grosser Freude den Augenblick, wo das Deutsche Theater in den Niederlanden seine Tatigkeit aniangt.

Seit dem europaischen Krieg hat unser Theater vor allem die Früchte einer individualistischen, relativierenden und skeptischen Mentalitat gebracht. Das Amüsement manchmal in seiner oberflachlichen Form, aber manchmal auch von tieferer Bedeutung war Herrscher: das Geseilschaftsstück, der oft in Zynismus entartende „Fall", „esprit" ohne Geist, das „Interessante" ohne ideellen Gnind.

Man richtete sich deshalb naöh Frankreich, England und Russland, ja man verstand es, in den germanischen Landern gerade die gemeinschaftsverneinenden, jüdischen oder jüdisdh infizierten Krafte zu entdecken, die unserem Volke keine Bindung, Stütze und Erbauung bringen konnten. Umsomehr begrüssen wir das Deutsche Theater, das auch in Zetten der Anfechtimg immer die grossen und wahren Gemeinschaftsprobleme zur Offenbarung gebracht ‘hat und, wie alle klassische Dramaturgie, an die ethische, padagogische, politische und religiöse Sendung des Theaters geglaubt hat.

In diesem Geiste kann das Deutsche Theater das niederlandischie Publikum zum Theater erziehen und den niederlandischen Bühnendichter und Schauspieler sich der tiefsten Gründe im Ethos der Gemeinschaft bewusst machen.

Der gemeinschaftliche kulturelle Boden beider Völker verbürgt das Gelingen dieser deutschen Sendung.

Prof. Dr. T. Goedewaagen.

DER OBERBÜRGERMEISTER VON DEN HAAG.

2LS Oberbürgermeister von Den Haag begrüsse * ich das Deutsche Theater als einen bedeutenden Gewinn für 'das Kulturleben und auch für die niederlandischen Einwohner dieser Stadt. Die Zusammenstellung des Programma verspridht eine künstlerische Leistimg ersten Ranges zu werden.

Prof. Dr. Westra.