Reise durch den Kaukasus

VON KNUT HAMSUN

Die Gattin des grossen no'rwegischen Dichters Hamsun las 'kürzlidh in verschiedenen Arbeitskreisen der Niederlandisch-Deutschen Kulturgemeinsohaft aus Werken ihres Mannes und aus eigenen Werken.

Nachfolgend verötfentlichen wir einige Abschnitte aus dem 1924 erschienenen Buch Knut ■Hamsuns ~Im Marchenland Erlebtes und Getraumtes aus Kaukasien", in denen der Dichter von denjenigen Gebieten berichtet, in denen heute die deutsohe Wehrmacht zusammen mit den ihr verbündeten Truppen itm entscheidenden Kampf gegen den Bolschewismus steht.

kommen nacb Station Kawkaskaja, wo wir fünfzebn Minuten Frübstückspause baben. Dies ist der Anfang von Kaukasien. Wir seben grosse Maisielder und grosse Felder von Sonnenblumen, aucb seben wir jetzt grosse Weingarten. Zur Linken liegt eine iürstlicbe Residenz. Icb sebe durch mein Fernglas das Scbloss mit seinen Flügeln und Kuppeln, das Dacb sbbiimmert grellgrün. Rings um das Scbloss berum liegen viele andere Gebaude mit roten und goldenen Dacbern. Dabinter liegt ein Wald, wabrscbeinlicb ist es der Park. Alles steigt bier in der sóhwarzen Erde mitten aus der Steppe empor. In der zitternden Sommerluft ist es, als binge es ein Stückcben über der Erde und scbwebe in den Raum binaus. Soria Moria

Stunden vergeben.

Bei der Stadt und Station Armawiror kaufen wir wieder Birnen und' Trauben. Die Trauben sind das berrlicbste, was in meinem Leben gekoistet babe, und icb sbbame miob ein bisscben, dass icb in früberer Zeit solcbes Zeug wie europaiscbe Trauben mit Woblgefallen gegessen babe. Im Vergleicb zu diesen sind französiscbe, ungarisbhie, deutscbe, griecbiscbe Trauben wie Waldbeeren. Diese bier zergeben im Munde. Und die Scbale scbmilzt mit dem Fleiscb zusammen zu einem Mundvoll Wein. Sie baben überbiaupt keine Scbalen, es ist kaxun eine Haut darauf. Das sind die kaukasiscben Trauben. Von Farbe sind sie wie die Trauben anderer Lander, braun, grün und blau, nur vielleicbt ein bisscben grösser

Die Ebene wird welliger, sie ist nicht mehr so glatt, weit, weit draussen links werden wir sogar einen zusammenhangenden Bergrücken am Horizonte gewahr, das sind die ersten Vorlaufer des Kaukasusgebirges. Die Gegend ist hier sehr fruchtbar, die Stadte der Ebene werden zahlreicher, rmd am Abhang des Gebirges liegen Dörfer. Grosse Weinfelder und Obstgarten, aber immer noch kein Wald; nur um die Stadte herum kleine Akazienhaine. Die Hitze nimmt zu; wir geihen der Reihe

nach in unser Aibteil, um unis das dunne Unterzeug, das wir bei ums haben, anzuziehen.

Die Telegraphenstangen, die uns die ganze Zeit begleiten, tragen bisweilen mehr, bisweilen weniger Drahte; hier tragen sie neun.

Die Hitze wird schlimmer und sdhlimmer; und ich bin einigermassen erstaunt über diese grosse Hitze, ich bin doch schon viel südlicher in der Welt gewesen. Allerdings sind wir weit im Osten, aber wir befinden uns auf dem Breitengrade von Serbien, Norditalien und Südfrankreich. Auch ist es nicht etwa so windstill, dass es schwül ware, alle Penster und Türen sind auf beiden Seiten des Wagens offen, und es blast ein Sturm, dass wir unsere Hüte festhalten müssen. Aber es ist ein heisser Wind, wir können kaum drin atmen. Wir sehen aus wie dunkle Paonien und 'die Damen sohwellen auf und bekommen zu aller Gespött komische dicke Nasen. Die Damen haben sich natürlich heute früh gewascu.en. Aber solche Eitelkeit auf einer langen Eisenbahnfahrt rapht sich, man soll sich nur ein wenig mit einem trockenen Tuch abreiben.

Petroleum- und Naphthazüge aus Baku sausen an uns vobei. Der Oelgestank verpestet die heisse Luit noch obendrein.

Auf der linken Seite draussen liegt Pjatigorsk ; wir Ihialten an einer kleinen Station und seizen Kurgaste ab. Gott sei Dank, hier verlasst auch der jüdische Offizier den Zug; er kennt mich durchaus nicht mehr. Wir wollen nur ja machen, dass wir von Wladikawkas wegkommen, ehe er uns dorthin nachkommt 1

In Pjatigorsk, den Fünf Bergen, sind Kurorte und Bader. Die Berge stehen jeder für sich mit ihren fünf Gipfeln. Es gibt dort heisse Quellen bis zu 40 Grad, und Schwefelquellen, die so schwefelhaltig sind, dass, wenn man eine Weintraube einige Stunden lang in dieses Wasser legt, sidh der Schwefel daran abkristallisiert und steile Zweige und Trauben von Schwefel bildet. Auf der Station werden derartige Raritaten feilgeboten.

In weiter Ferne seben wir Scbneeberge, die mit den weissen Wolken am Himmel last in eins verscbmelzen. Wie ein Marcben sind diese gewaltigen Bergmassen anzuseben, die aus der Steppe aufsteigen und nun daliegen und in der Sonne glanzen.

Um sieben Uhr abends bat die Hitze nachgelassen, die Kaukasusberge liegen die ganze Zeit zur Linken, wir kommen ihnen naher und es wird kübler und kühler. Wir scbliessen allmahlich die Türen im Zuge. Nach ein paar Stunden wird es so kalt, dass wir sogar die Penster scbliessen. Da erscbeint auf einmal der Stearinfleck auf meiner Jacke wie-: der, die Kalte macbt ibn wieder sicbtbar. Mein Facbmann war also docb ein Pfuscber, ein Blender gewesen.

Es ist halb zwölf. Wir haben drei Stunden Verspatung.

Wir wandem lois, um die Stadt zu besehen. Wladi-