GLUCK REFORMIERT DIE OPER

Zur Aufführung von Glucks Oper „Orpheus und Eurydike" im Deutschen Theater in den Niederlanden VON Dr. KARL PETER BILTZ

Als im Verlaufe der Renaissancebestrebuns gen die kunstsinnigen Fürstenhöfe Ober? i'taliens gegen Ende des 16. Jahrhunderts sich daran machten auch die antike Tragödie erneuern zu wollen, ereignete sich der in der Geschichte der

Kunst wohl einzig dastehende Fall, dass man einen neuen Stil der theatralischen Ausdrucksmöglich* keit gewissermassen erfand: das griechische Drama wollte man rekonstruieren und schuf die Oper. Aus der rein dilettantischen Bemühung um eine ver* loren gegangene Kunstform entstand eine neue, die allerdings ihre Herkunft von den florentini* schen Fürstenhöfen in ihrer Aeusserungsform nicht verleugnen konnte: denn zunachst und in erster Linie stand sic reprasentativ für eine höfische

Orpheus beklagt Eurydikens Tod

Kultur. Hier in dem Glanz eines absolutistisch* fürstlichen Regimes vollendete sic in bewunderns* werter Zusammenfassung von gesungenem Wort, Ballett und getanzter Pantomime, schliesslich so* gar entlegener Vergnügungen wie Illumination und

Zeichnung: Alfred Sack

Feuerwerk, ihre Aufgabe. Spiiter Ausdruck der blutvollen und sinnenfreudigen Barockkunst, wuchs sic langsam über ihren ursprünglichen Sinn hinaus und die Art ihrer Darbietung wurde be* stimmender als die zu Grunde liegende Dich* tung und Musik. Mit Staunen horen wir von dem grossartigen Pomp solcher Aufführungen, be* trachten wir die Stiche eines Callot oder Entwürfe Galli*Bibienas, die bald für die Höfe ganz Europas massgebend werden sollten. Denn schnell batte