spielens haben kann und niemand wird am Theaterabend auf die Sehwierigkeiten hinweisen wollen, die seinem Zustandekommen entgegens standen. Wenn hier dennoeh darauf hingewiesen wird, dann nur um einen Begriff zu geben von der Arbeit, die vor dem Beginn erst einmal geleistet werden musste. Nur sehwer macht man sieh einen Begriff von dem Umfang und von der Komplizierts heit eines Theateraufbaues. Für ein. feststehendes Theater in den Niederlanden mussten überhaupt erst die Voraussetzungen seines Einsatzes geschaft fen werden. Von der geringsten Kleinigkeit, von Hammer und Sehraube bis zu den Materialien für die Dekoration, von Nadel und Zwirn bis zu den Anfangen eines Kostümfundus musste alles neu besehafft werden. Es mag hier beispielgebend ers wahnt werden, dass für die drei Eröffnungsvors stellungen in der ersten Woehe (Don Giovanni, Maria Stuart, Zigeunerbaron) allein weit über 30() Kostüme angefertigt werden mussten. Daneben galt es, bühnenteehnisehes Personal zu verpfliehs ten, Werkstatten einzuriehten, für die wiederum erst Raume geschaffen werden mussten, usw.

Diese Dinge bildeten aber nur den Untergrund, auf dem die künstlerisehe Wirkung des Ensembles zur Wirkung kommen sollte. Ihm galt die vor? dringliehste Serge und angespannteste Bemühung. Zur Zeit der Gründung des Theaters um die Jah» reswende 194T42 war die Spielzeit bereits weit fortgesehritten und viele wertvollen Krafte sehon dureh neue Vertrage an ihren alten oder aueh sehon an neuen Bühnen gebunden. Da die Heran= bildung eines Spielkörpers zu einer künstlerisehen Einheit nieht in einer Spielzeit geleistet werden kann, sondern nur in einem langsamen organi; schen Aufbau, wird sieh die intensivste Bemühung weiterhin auf diese wiehtige Aufgabe konzen= trieren.

Am 19. November 1942 konnte das Theater mit Alozarts ~Don Giovanni ’ .eröffnet werden. Es folgten unmittelbar darauf, das Schauspiel mit Schillers „Maria Stuart ’ (24. November 1942) und die Operette mit Strauss ~Der Zigeunerbaron” (29. November 1942). In_den nun folgenden 244 Tagen der ersten Spielzeit wurden insgesamt 338 Vorstellungen durchgeführt. Diese vertellen sieh wie folgt auf die einzelnen Kunstgattungen:

Schauspiel: 145 Vorstellungen (davon Haag: 55; auswarts: 90)

Operette: 93 Vorstellungen (davon Haag: 62; auswarts: 31)

75 Vorstellungen (davon Haag: 52; auswarts: 23)

13 Vorstellungen (davon Haag: 5; auswarts: 8)

Castspiele usw. 12 Vorstellungen (davon Haag: 5; auswiirts: 7)

338 179 I^9

Diese stattliche Zifter von 338 Vorstellungen in einer verhaltnismassig kurzen Spielzeit gibt einen

deutliehen und eindringlichen Begriff von der beitsleistung des Deutsehen Theaters. Vor allen Dingen wenn man noch bedenkt, dassein wesent* licher Teil dieser Arbeit ausserhalb des standigen Sitzes der Bühne geleistet werden musste. Die Stadte Amsterdam, Rotterdam, Arnheim, Haarlem, Utrecht wurden im Abonnement regelmassig be« spielt. Auch ausserhalb dieser Stadte fanden Gast» spiele, vor allem für die Wehrmaeht, statt. Darun» ter ist eine viertagige Fahrt mit dem Lustspiel „Kinder»Kinder” zu erwahnen, die in die Stadte Middelburg, Vlissingen, Bergen op Zoom und Goes lührte. Von diesen 338 Vorstellungen wurden 85 Vorstellungen allein für die Wehrmaeht veranstal» tet. Hierzu kommen noch 10 Veranstaltungen in» form von „Bunten Abenden” für die Wehrmaeht. Spielplan ist immer ein Kompromiss zwischen einer idealen Forderung und den vielfiiltigen Ge» gebenheiten des künstlerischen Spielkörpers. Vor allem bei einem neuzusammengestellten Personal Icisst erst eine allmahlich sich vertiefende Kennt» nis und Abschatzung die Mögliehkeit einer spiel» plantechnischen Gestaltung zu. Wenn hier im Laufe des ersten Jahres aus den Bedingungen der Zeitumstiinde in der Verwirklichung des Gewoll» ten einige Wünsche offen bleiben mussten, so konnten sie dennoch das Bild nicht beeinflussen. Die Spielplangestaltung war trotz des zeitbeding» ten Bedürfnisses nach Entspannung weitgehend von seiner grossen kulturpolitischen Aufgaben» stellung bestimmt. Welche Aufgesehlossenheit auch für eine gehaltvolle Theaterkunst der Leitung von seiten des Publikums begegnete, zeigte sich vor allem in den beachtlichen Aufführungsziffern, die die Oper und das ernste Schauspiel erreichten. Es sprieht für den Erfolg und die Qualitat der Aufführungen des Deut.sehen Theaters, dassein Werk wie Wolf»Ferraris Oper „Sly” dreizehnmal gespielt werden konnte. War in dieser Hinsicht die Arbeit des Deutsehen Theaters in seiner ersten Spielzeit im Sinne seiner Zielsetzung von Erfolg begleitet, so wird dies der Anlass sein, auf dem erkannten Wege in der Arbeit fortzufahren. Der nunmehr für die zweite Spielzeit vorliegende Plan zeigt denn auch sowohl in der Oper, als auch im Schauspiel eine starkere Verdichtung. Die Aus» wahl der \\ erke, die in diesem Jahre weitgehender unter dem Gesiehtspunkt des hierfür verpflichte» ten Personals geschehen konnte, wird nicht so sehr in die Breite gehen. Eine grössere Konzentra» tion auf die Werke unserer deutsehen Klassiker ist bemerkenswert. Daneben aber wird dem Be» dürfnis der Zeit mit einer Anzahl von Werken Reehnung getragen, die vor allem heiteren Cha» rakters sind, denen aber doch immer der Primat des Dichterisehen die Grondlage gibt.