Ursache des Lachens und die besondere Art der Freude gekennzeichnet ist. „Zwei lachende Jum gen” (2) sind ohne Zweifel zwei Rangen, die irgendetwas ausgeheckt haben; das Lachen des grosseren von beiden verrat eine Schadenfreude üder das Vergnügen über das Gelingen eines Strei« ches, der kleinere im Hintergrunde lacht mit, aber er ist augenscheinlich nur angesteckt von der Freude des grosseren. Gleich ein halbes Dutzend lachender Gesichter zeigt das Bild des RommeL potspielers (3), das vermutlich auch im Jahre 1623 entstanden ist. Fünf Kinder, unter dencn man die drei Kinder aus der ersten Ehe des Meisters und die beiden altesten aus der zweitcn Ehe zu sehen geglaubt bat, umringen den Spielmann, der mit seiner primitivcn Spielbüchse durch die Stadt zicht, umjubelt von der Strassenjugend und von seiner „Musik” so cntzückt, dass er selbst die Züge eines lachenden Kindes annimmt. Hals bringt es fertig, einen bartigen Mann durch das Lachen über ein naives Vergnügen in ein Kind zu vers wandeln.

Nicht weniger zahlreich als die lachenden Kins der sind bei Hals die Erwachscnen, die sich voll und ganz einem Sinnengenusse hingeben. Die Zecher haben bei ihm eine wirkliche Liebe zum Wein und zum Bier; sie liebkosen den Krug mit dem edlen Nass (4), wahrcnd die Weinseligkeit in ihren kleinen Aeuglein steht; ihre Gesichtszüge haben die Gutmütigkeit des Menschen, der „leicht angesauselt” (5) ist und am liebsten jeden anderen umarmen möchte. Sehr treffend unterscheidet Hals die Lust am Trinken vom Aueh „Der Rancher” (6) lacht; aber dieses Lachen ist weniger ein Rausch als ein Umnebeltsein, ein Untertauchen in die Unwirklichkeit. Vermutlich bat dieser Rancher nicht den allerbesten Tabak in seiner Tonpfeife, sondern recht schweren Knaster, der ihm die Kraft seiner derben Mannlichkeit so zum Bewusstsein bringt, dass sich ein schmerzs liches Lacheln um Lippen und Nasenwinkel formt. Die Freuden der Geselligkeit beim festlichen Mahle steht auf den Gesichtern der Offiziere von den St. Jorisdoelen (7). Pompose Gewandung, Selbstbewusstsein, mit einem Wort Zufriedenheit mit sich selbst und mit der ganzen Atmosphare, in der dieses Mahl abgehalten wird, steht auf den Gesichtern dieser Herren. Vorerst lacheln sie noch, aber es ist anzunehmen, dass daraus ein recht lautes Lachen wird, wenn die Becher klingen.

Zu den Sinnesfreuden gehort bei Frans Hals aueh die Erende an der Musik, ja es ist fast, als

9 ob es bei ihm kein Lachen ohne irgendeine Musik geben könne. Kinder, die gewiss kaum sprechen können, stellt er mit einer Flöte dar, wenn sie lachen, die meisten Knabenbilder zeigen junge Musikanten, Geiger, Flötem oder Lautenspieler. Ganz selten erlebt man, dass jemand zu seinem eigenen Geigenspiel singt Frans Hals 'bat diese Darstellung gewagt. Ueberzeugender ist allerdings das Lachen des „Fröhlichen Lautenspielers” (8), der einen gefüllten Pokal erhebt, und das des struppigen Violinspielers (9), der sich anseheinend selbst ein Instrument zurechtgezimmert bat und in wenig sachkundiger Haltung den Bogen mit der linken Hand führt, nur, um zu seinem Lachen irgendeinen Ton hervorzubringen. Geradezu klassisch ist das Lachen des Laute spielenden Narren. (10). In den Mundwinkeln und in den Augen treiben alle guten und bösen Engel ihr holdes Spiel; der breite Mund, die genussfrohen Lippen wissen zu küssen und zu geniessen, und der schakernde Bliek verrat, dass diesem „Narren” tausend Teufel im Naeken sitzen.

Für die Liebe bat Frans Hals besonders feine Nuancen des Lachens. Er kennt den seligen Rausch von Wein, Weib und Gesang wie er der stillversonnenen Zweiheit des von seinem Glück trunkenen Paares ein strahlendes Lachen zu geben weiss. Wie fein charakterisiert er die Schwinguns gen der inneren Zufriedcnheit auf dem Bilde „Junges Paar” (11) aus der Sammlung Six, das zum Besitz des Rijksmuseums gehort und das lange Zeit als ein Selbstbildnis des Meisters und seiner Frau angesehen wurde. Der breiten, selbstsiches ren Haltung des Mannes entspricht das überlegene Lacheln auf diesem, vom Besitzerstolz gepriigten Gesicht; bat er gerade eine sich selbst schmeh chelnde Bemerkung gemacht ? Die junge Frau verzicht die Lippen gerade zu einem Schmunzeln, aus dem man halb Zustimmung, halb geschamige Verlegenheit herauslesen kann. Der Ausdruck ist offensichtlich nur über das feine Gesicht hinge* huscht, aber der Maler bat ihn wie in einer Mo= mentaufnahme aufgefangen.

Das geheimnisvolle Inssichshineinlachen des von seinem Werte und von seiner Gewalt über die Manner überzeugten Weibes verdeutlicht Hals in dem Lacheln der Zigeunerin (12). Ist das noch ein reines, harmloses Lacheln, oder deutet der Bliek schon eine Tüeke an ? Gehen dieser Zigeunerin die Worte Carmens durch den Sinn: „Wenn ich dieh lieb’, nimm dieh in acht !”? Ihr Lacheln ist weniger ratselhaft als das der Mona Lisa von da