Verehrung für den religiösen Spiritualismus beibehalten bat, konstatiert Dr. Floumoy mit Bedauern diesen offenkundigen Zwiespalt zwischen Wissenschaft und Moral und glaubt sich in einer Sackgasse zu befinden. „Die Wissenschaft”, fahrt er fort, „schliesst die Willensfreiheit aus, als bedeutete sie geradezu ihre Negation, wahrend die Verantwortlichkeit dieselbe als ihre Grundbedingung für sich in Anspruch nimmt. Muss man denn durchaus zwischen den beiden wahlen und die Wahrheit der ersteren der Realitat der letzteren zum Opfer bringen? Fürwahr eine heikle Entscheidung da es ebenso hart erscheint, auf die eine wie auf die andere verzichten zu sollen!”

Ich sehe nicht ein, dass man notwendigerweise zu diesem schwierigen Dilemma kommen muss.

Wer die Wahrheit lieb bat, soll ihr treuer Anhanger bleiben. Wenn die Vernunft, dieses zuverlassigste unserer Arbeitswerkzeuge, uns nicht nur durch Erfahrung, sondem auch durch Induktion zu klaren Gesichtspunkten führt, dann dürfen wir furchtlos und kühn weiter schreiten.

Wohl möglich, dass wir uns anfanglich zu scheinbar etwas heiklen Schlüssen hingerissen fühlen; wir fürchten vielleicht, zu gemeingefahrlichen Umsturz-Ideen zu gelangen.

Das halte ich indessen für eine Tauschung. Es steekt insgeheim in einem jeden von uns ein angstlicher Konservativer, der den Fortschritt nur widerwillig annimmt und vor den Folgen der neuen Ideen das Kreuz schlagt, ohne nur recht zu wissen, wie sie beschaffen sein werden.

Die Glaubigen einer jeden Religion vermeiden absichtlich diese als gefahrlich verrufene Klippe, auch wenn noch niemand an derselben Schiffbruch gelitten bat. Sie betrachten die menschliche Vernunft als ein trügerisches Instrument und hüten sich wohl, das Aggregat ihrer Dogmen in die auflösende Lauge der freien Forschung einzutauchen. Ihre Position erscheint mir zwar unvemünftig, doch bat sie wenigstens den Vorteil, uneinnehmbar zu sein; denn mit einem, der er]dari\ „Ichprüfe nicht mit dem Verstand, \c\i glaube”, lasst sich mit Beweisgründen nicht mehr streiten.

Stellt man sich aber entschieden auf den wissenschaftlichphilosophischen Boden, dann muss man das Eselein seiner Logik hübsch troffen lassen: es führt uns geradeswegs zum Determi-