nismus, es sei denn, dass wir es mit Gewalt zur Umkehr zwingen.

Das letztere hat, wie mir scheint, Ernest Naville in seinem Buche über den freien Willen getan, das wir jetzt kurz an der Hand seiner in der Vorrede kunstvoll zusammengefassten Auseinandersetzungen naher untersuchen wollen.

„Alles”, sagt er, „was der Mensch mit Ausnahme der rein instinktiven Bewegungen macht, ist das Produkt seines Willens. Aber den Willen aufzufassen als ein freies Können und als den alleinigen Schöpfer seiner Taten, das ist ein Irrtum, von dem man sich mit Leichtigkeit durch ein etwas aufmerksames Studium der Psychologie kurieren lassen kann.”

Steht da die vielgepriesene menschliche Freiheit nicht schon recht armselig vor uns? Das Postament, auf welches man sie stellt, schrumpft in dem Masse zusammen, als man das Problem von den Willensausserungen kritisch untersucht. Doch horen wir weiter:

„Fine Willensausserung, der eine Handlung entspringt, ist eine aus zahlreichen Faktoren zusammengesetzte Tatsache, welche zu subtilen Untersuchungen Anlass gibt.

„Die Fahigkeit zu handeln lasst sich nicht denken ohne die Triebfeder der Sensibilitat und die Motive der Intelligenz, und diese Motive werden nur in dem Masse zu Triebfedern, als sie gewisse Wünsche erzeugen; die Vorstellung einer Tat übt keinen Finfluss aus, wenn mit diesem Gedanken nicht entweder eine Anziehung oder ein Widerwille verknüpft ist. Wir stehen also da sehr verschiedenen und meist ganz entgegengesetzten Impulsen gegenüber.”

Merken wir uns diese Pramissen gut; sie sind ja die Grundgedanken des Determinismus. Naville fahrt fort:

„Der Determinismus behauptet, diese Impulse veranlassen unsere Handlungen mit absoluter Notwendigkeit; die Anhanger der Willensfreiheit dagegen lehren, dass wir, verschiedenartigen Impulsen unterworfen, die Macht haben, zu wahlen, den einen derselben zu widerstehen oder den andern nachzugeben. Die menschliche Freiheit ist keineswegs eine unbeschrankte; sie aussert sich nur in der Fahigkeit, zwischen den Möglichkeiten, welche sich schon vor dem Willensakte darbieten, zu wahlen; denn der Wille kann sich sein Objekt nicht selbst schaffen.”

‘) Le libre arbitre, étude philosoph., par E. Naville, Genève, 1898.